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12 Selbstgeführte Stromrichter
Unter selbstgeführten Stromrichtern versteht man Stromrichter zur Umformung von Gleich-
und Wechselströmen unter Verwendung abschaltbarer Bauelemente. Die Ventile können daher
ohne führendes Netz kommutieren. Selbstgeführte Stromrichter arbeiten als Wechselrichter
(WR) mit eingeprägter Spannung (UWR) oder mit eingeprägtem Strom (IWR). Wir betrachten
zunächst 1-phasige Wechselrichterschaltungen.
c) d)
uUV
uUV
Ud · ü
+1 +1
t Ud SV
SU
-1 -1
-1 +1 s
+1/-1 -1/+1 sU /sV
Die Ausgangsspannung uUV (Abb. 12-1c) bildet hier ein symmetrisches Rechteck, dessen
Effektivwert von Ud bzw. dem Windungszahlverhältnis ü des Trafos abhängt. Die Frequenz
folgt aus der Schaltfrequenz der Umschalter (s bzw. sU und sV). Zur Erzielung sinusförmiger
Ausgangsspannungen ist zusätzlich ein Sinusfilter vorzusehen.
194 12 Selbstgeführte Stromrichter
L R Ausgangssituation: i2 = 0
Die Ausgangsspannung uUV ist näherungsweise rechteckförmig. Die Amplitude ist von der
Gleichspannung Ud und dem Übersetzungsverhältnis des Transformators abhängig. Auf der
Primärseite fließt i1 über unterschiedliche Pfade, die in Abb. 12-2 dargestellt sind.
D11 D21
D1 D2
CK CK
T1 T2
Ud Cd T1 T2 Ud D1 D2
Cd
LK
LK
196 12 Selbstgeführte Stromrichter
In Abb. 12-5 wird T1 wird gezündet. CK löscht T2. Der Strom ist von der Induktivität L der
Lastseite eingeprägt und fließt daher weiter über T1 und CK. Dabei wird CK umgeladen. Es
fließt zusätzlich ein Kreisstrom iKreis über D2-D21-CK-T1, welcher sich zum Laststrom in CK-
T1-LK überlagert.
uUV
Abbildung 12-5
L R Thyristorkommutierung mit anschließender
ȋ Umladung von CK
À Der Löschstrom fließt nur für kurze Zeit
und ändert die Kondensatorspannung
uCK praktisch nicht.
uCK
Ud D1 À uCK baut über D2 den Kreisstrom iKreis
iLÖSCH
Cd T1 T2 D2 auf.
À An der Primärwicklung des
LK iKreis Transformators wirkt die Spannung uP.
uP = Ud + uCK
Ist CK soweit umgeladen (Nulldurchgang von uCK), dass sich der Kreisstrom durch D2 um-
kehren will, so verlöschen D2 und D21. Der Strom wechselt auf D1, wodurch die Durchflutung
des Transformators auf die andere Wicklungshälfte wechselt (Abb. 12-6). Der Gleichstrom id
wechselt dadurch seine Richtung und es wird Energie zur Gleichstromquelle übertragen
(Rückspeisung).
uUV
Abbildung 12-6
L R
Rückspeisemodus, uUV < 0, iU > 0
iKreis
LK
Dieser Zustand dauert solange, bis der (induktive) Verbraucherstrom unter dem Einfluss der
Spannung uUV seine Richtung ändert. Dann ändert sich die Durchflutungsrichtung des Trans-
formators, die Freilaufdiode D1 sperrt und T1 führt den Strom allein (Abb. 12-7). Bei der
Stromübergabe an den Ventilen D1 und T1 wirkt sich die Induktivität LK nachteilig aus.
Deshalb wird LK mit bei praktischen Anlagen einer Mittelanzapfung ausgeführt (Saugdrossel).
Der Kreisstrom sollte vollständig abgebaut werden.
12.1 Wechselrichter mit eingeprägter Spannung (UWR) 197
uUV
Abbildung 12-7
Ende der Kommutierung
L R
Der Laststrom iU hat seine Richtung umge-
ȍ kehrt, womit die Kommutierung abge-
schlossen ist. Es gilt: uUV < 0, iU < 0.
CK
À Der Kondensator CK ist mit der
dargestellten Polarität löschbereit für
T1 uCK T2 die Ablösung von T1 durch T2. (uCK = 2
Ud D1 Ud)
D2
Cd
LK
Die vollständige Periode der Ausgangsspannung uUV und des Stromes iU zeigt Abb. 12-18.
Die Spannung uUV ist idealisiert rechteckförmig dargestellt. Der Einfluss der Kondensator-
spannung uCK in Abb. 12-5 ist somit vernachlässigt. Der Verlauf von iU entspricht daher einer
Exponentialfunktion mit der Zeitkonstanten ˃L. Die Höhe des Effektivwertes der Ausgangs-
spannung (UUV) kann über die Eingangsspannung Ud und das Übersetzungsverhältnis des
Transformators eingestellt werden. Die stets vorhandene Streuinduktivität des Transformators
sollte so klein wie möglich sein, da sie zu einer Vergrößerung der Zeitkonstanten ˃L führt.
N2 ˃L
ʅU d ŏ
N1
u UV iU Rückspeisung
0
t
N2
ėU d ŏ
N1
Ȋ Ȍ ȍ
ȋ
Abbildung 12-8 Ausgangswechselspannung (idealisiert) uUV und Ausgangsstrom iU (Die Zahlen-
angaben beziehen sich auf die entsprechend gekennzeichneten Schaltbilder.)
198 12 Selbstgeführte Stromrichter
u1 Phasenspannung
+1 SU uU
iU
Ud
u2 Cd 2
ė1 +1 SV uUV
iV
0 K
u3 ė1 +1
Cd iW
Ud
SW
N 2 ė1 Mittelpunkt-
spannung
uW0
1 0 - 60 +1 -1 +1 1 1
2 60 - 120 +1 -1 -1 1 2
3 120 - 180 +1 +1 -1 0 1
4 180 - 240 -1 +1 -1 -1 -1
5 240 - 300 -1 +1 +1 -1 -2
6 300 - 360 -1 -1 +1 0 -1
Ud
u UV ʛs U ė sV ʜŏ (12-1)
2
sV sW Ud
uU ʛ sU ė ė ʜŏ (12-2)
2 2 3
12.1 Wechselrichter mit eingeprägter Spannung (UWR) 199
In Abb. 12-10 sind die Zeitverläufe der Ausgangsspannung des UWR dargestellt. Für die
Phasenspannungen wurde ein symmetrischer Verbraucher angenommen. Die Kennwerte der
Spannungskurvenform sind in Tab. 12.2 angegeben. Die Betriebsart des Wechselrichters wird
wegen der blockförmigen Spannung als Grundfrequenz- oder Blocktaktung bezeichnet.
u
Ȋ ȋ Ȍ ȍ Ȏ ȏ
uUV
uU Ud
ˈt
2ˀ
u uVW
uV
ˈt
u
uWU
uW
ˈt
U UV UU
ʎ2
Effektivwert
Ud ʎ 2
3
0,816
Ud 3
0,471
200 12 Selbstgeführte Stromrichter
Abbildung 12-11
iU RS L˂
uU,OS Vereinfachtes Simulationsmodell
für eine passive R-L-Last am UWR
uU
uU,1
iU
Abbildung 12-12
Phasenstrom- und Spannung
bei passiver RL-Last im
uU stationären Zustand
ˈt
Die Herleitung diese Ersatzschaltbildes ist in [4] erläutert. Aufgrund der schaltenden Arbeits-
weise des Wechselrichter sind in der Spannung uU neben der erwünschten Grundschwingung
12.1 Wechselrichter mit eingeprägter Spannung (UWR) 201
uU,1 auch viele, von der Taktung des Wechselrichters abhängige Oberschwingungen uU,OS
enthalten. Im Ersatzschaltbild nach Abb. 12-14 sind dafür 2 Spannungsquellen vorgesehen.
ʧu
Abbildung 12-14
UWR-gespeiste Drehfeldmaschine,
iU RS L˂
uU,OS vereinfachtes 1-phasiges Simulations-
modell einer Phase zur Ermittlung der
uU eU Stromkurvenform iU
M
uU,1
uU,1: Grundschwingung
uU,OS: Oberschwingungen
Während die Spannungs-Grundschwingung UU,1 für das Drehmoment der Maschine und die
übertragene mechanische Leistung zuständig ist, erzeugen die Oberschwingungen Verzer-
rungsströme, wodurch Pendelmomente, und zusätzliche Verluste in der Maschine entstehen.
Die Abweichung der Spannung von der Sinusform ist beschrieben durch ʧu nach Gl. (12-3).
Die Spannung ʧu liegt an der Maschinenimpedanz und verzerrt die Stromkurvenform.
ʧu uU ė eU (12-3)
Im Phasenstrom nach Abb. 12-15 kann der Einfluss der Spannungsoberschwingungen bei
Grundfrequenztaktung auf den Stromverlauf als Abweichung von der erwarteten Sinuskurven-
form beobachtet werden. Für die Stromkurvenform ist der Einfluss des ohmschen Widerstand
RS im Vergleich zu dem induktiven Widerstand (ˈL˂) vernachlässigbar.
Während die oberschwingungsabhängigen Stromkomponenten durch die Wechselrichtertak-
tung stets die gleiche Phasenlage behalten, verschiebt sich lastabhängig die Stromgrund-
schwingung, wodurch in der Summe eine veränderte Stromkurvenform auftritt. Der
Scheitelwert îU steigt bei dieser Betriebsart typisch über das zweifache des Effektivwertes an
(crest factor).
uU
ˍ iU,1
eU
iU
ˈt
ʧu
ˈt
C Abbildung 12-16
T1 D1 T3 D3 T5 D5
C35 Wechselrichter mit
Phasenfolgelöschung
C13 C51
Ausgangssituation:
iU sei eingeprägt.
D10 D30 D50
L13 iU fließt C-T1-D10-L13-U von
U0 Cd
dort über die Last und über W-T2
D40 D60 D20 zurück nach D.
Ablauf:
C46 C62 Durch Ansteuerung von T3 soll
C24 T1 abgeschaltet werden.
T4 T6 T2 À Die Spannung von C13 muss
D so gepolt sein, dass beim
D4 D6 D2
Ansteuern von T3 T1 sofort
iU
U V W abschaltet.
U V W
12.1 Wechselrichter mit eingeprägter Spannung (UWR) 203
Kommutierung T3-D4:
C
T1 D1 T3
C35 Sobald uC13 auf íU0 umgeladen wurde, kann
C13 D4 leitend werden und es erfolgt ein über-
C51 lappender Stromübergang mit abnehmendem
D10 L13 D30 iC13 und zunehmendem iD4 bis iC13 Null wird.
U0
Cd (Für die Leitbedingung von D4 (uD4 > 0) ist die
D40
Maschengleichung íU0 í uC13 í uD4 = 0 nach uD4
aufzulösen.)
D4
D
U V W
C Endzustand:
T1 D1 T3
D4
D
U V W
Für eine endliche Schonzeit für T1 muss C13 langsam umgeladen werden. Hierfür ist die In-
duktivität L13 vorgesehen. Die Kommutierungsmittel C13 und L13 zusammen mit der Spannung
uC13, der beim Ansteuern von T3 vorhanden ist, sichern den Stromübergang T1 nach D4. Am
Ende dieses Stromüberganges ist uC13 negativ. Bei den folgenden Stromübergängen in der 3-
phasigen Schaltung wird uC13 umgeladen, so dass am Ende des Abschnittes, in dem T1 Strom
führt, uC13 wieder positiv ist.
À Die Ventilablösung erfolgt unabhängig von den Maschinenparametern. Der UWR mit
Phasenfolgelöschung ist daher für variable Lastimpedanzen geeignet.
204 12 Selbstgeführte Stromrichter
Ld Id
u1
Sʅ
1 5 uUK
3 iU
u2
iV uUV
K
iW
u3
6
4 2
Last
Sė
ʱ S+ S- IU IV IW
Grad Id Id Id
1 0 - 60 1 6 1 í1 0
Die Winkelangaben
2 60 - 120 1 2 1 0 í1 für ʱ beziehen sich
3 120 - 180 3 2 0 1 í1 auf die Darstellung
in Abb. 12-18
4 180 - 240 3 4 í1 1 0
5 240 - 300 5 4 í1 0 1
6 300 - 360 5 6 0 í1 1
12.2 Wechselrichter mit eingeprägtem Strom (IWR) 205
iU 1 2 3 4 5 6 Abbildung 12-18
Id Ausgangsströme des
IWR (ideal)
ˈt
2ˀ
iV
ˈt
iW
ˈt
Abb. 12-18 zeigt die Ströme in idealisierter Form. Dafür gelten die Kennwerte nach (12-4).
ʒi 2ʎ 3
Scheitelwert U,1 ŏI d 1,103 I d
ˀ
Grundschwingungseffektivwert I U,1 ʎ 6ŏI 0,780 I d (12-4)
ˀ d
Effektivwert IU =
ʎ 2
ŏI
3 d
= 0,816 I d
Eine Umschaltung der Ströme ist wegen der in den Streuinduktivitäten gespeicherten Energie
nur mit begrenzter Stromsteilheit zulässig. Eine Nachbildung von iU durch entsprechende
Rechteckströme (analog zum UWR) ist daher zur Ermittlung von uU nicht sinnvoll. Um die
Spannungsbelastung durch die induzierte Spannung prinzipiell darzustellen wird der Motor-
strom iU deshalb in Trapezform nachgebildet. Abb. 12-20 zeigt den Stromverlauf als Synthese
mehrerer Sinusschwingungen. Eine Ermittlung der Spannungen uL und uR ist daher einfach
durch Überlagerung der einzelnen Oberschwingungen möglich. Das Ergebnis zeigt ebenfalls
Abb. 12-20. An der Phasenspannung uU ist der Einfluss der Maschineninduktivität L˂ bei der
ʧu Abbildung 12-19
iU
R L
IWR-gespeiste Drehfeldmaschine
iU,OS iU,1 d iU 1-phasiges, vereinfachtes Simu-
u R Rŏi U u L Lŏ lationsmodell zur Ermittlung der
uU dt Spannung uU.
eU
206 12 Selbstgeführte Stromrichter
Änderung von iU deutlich zu erkennen. Die Höhe der Überspannung, hier als ʧu bezeichnet,
ist direkt proportional zur Steilheit von iU.
uU
ˈt
uL
ˈt
A
iU Id
ˈt
ʧt
Abbildung 12-20 Strom- und Spannungsverläufe einer Maschinenphase
Die zur Änderung der magnetischen Energie in den Maschinenwicklungen erforderliche Span-
nungszeitfläche A ist abhängig von der Induktivität L˂ und dem Spulenstrom Id. Unter der
Annahme einer linearen Stromabnahme ist uL während ʧt konstant. Wenn ʮ den in der In-
duktivität gespeicherten magnetischen Fluss darstellt, dann gilt folgender Zusammenhang:
ʮ ĩ u L d t Flussabbau in ʧ t bedeutet: ʧ ʮ uL ʧt L˂ ʧ I d
1 (12-5)
Erforderliche Zeit: ʧt L I ( uL = konstant)
uL ˂ d
Je schneller der Spulenstrom abgebaut werden soll, desto höher muss uL sein. Beim Strom-
zwischenkreiswechselrichter, wie z. B. dem Phasenfolgewechselrichter nach Abb. 12-21, wird
die Spannung uL über entsprechend geladene Kondensatoren bereitgestellt. Der Verlauf von
Strom und Spannung wird dann mit der von L˂ und C bestimmten Eigenfrequenz 1 L˂ C ʎ
erfolgen. Die Spannungshöhe ist proportional zu L ˂ C . Für eine Phasenspannung stellt sich
ʎ
damit ein ähnlicher Verlauf wie in der vereinfachten Schaltung nach Abb. 12-20 ein.
Anmerkung: Es wird nur die Energie des Streufeldes einer Ständerwicklung (symbolisiert
durch L˂) geändert. Der magnetische Hauptfluss in der Maschine ändert als Flusszeiger ʯ
durch die Umschaltungen des Wechselrichters nur seine Winkellage (Drehfeld).
12.2 Wechselrichter mit eingeprägtem Strom (IWR) 207
Ausgangszustand:
C5
D1 D3 D5 U iU eU der Strom Id fließt über T1-D1
L˂
zur Klemme U und von
eV Klemme W über D2-T2.
V iV L˂
eW
W iW L˂
D4 D6 D2
T4 T6 T2
D
Der Strom Id fließt über C-Ld-T1-D1-U-W-D2-T2-D. Die Kondensatoren der oberen Brücken-
hälfte sind in der dargestellten Polarität aufgeladen, d. h. die Schaltung ist für den Stromüber-
gang T1 - T3 löschbereit.
T1 uC1 T3
C3
T1 uC1 T3
C3
D1 C5 D3 U iU L eU
˂
D1 C5 D3 U iU L eU
V iV L˂ eV ˂
eW V iV L˂ eV
W i W L˂
D2 W iW L˂ eW
D2
208 12 Selbstgeführte Stromrichter
T1 uC1 T3
C3 T1 uC1 T3
C3
D1 C5 D3 U iU L eU
˂ D1 C5 D3 U iU L eU
˂
V iV L˂ eV
V iV L˂ eV
W iW L˂ eW
W iW L˂ eW
D2
D2
Thyristor-Kommutierung. Durch Zünden von T3 wird unter Wirkung von uC1 der
Laststrom I von T1 auf T3 kommutiert. D3 ist wegen uC1 í uVU < 0 in Sperrrichtung
1 beansprucht und kann den Strom noch nicht übernehmen. Bei dieser schnell ablaufen-
den Thyristor-Kommutierung bleiben die Kondensatorspannungen nahezu un-
verändert.
Nachdem T1 gelöscht ist, fließt der Strom über T3 sowie die Kondensatoren und die
weiterhin leitende Diode D1. In der Kondensatorgruppe ist C1 mit der
Reihenschaltung von C2 und C3 parallel geschaltet. Die resultierende Kapazität
2 beträgt (3/2) C, wenn C die Größe der Einzelkapazität ist. Die Kondensatoren führen
den Strom iC1 = (2/3) I bzw. iC3 = iC5 = í(2/3)I und werden linear umgeladen. Die
Spannung uC1 liegt an dem gelöschten Thyristor T1 als Sperrspannung und bestimmt
seine Schonzeit tC.
Sobald die Kondensatorspannung uC1 den Augenblickswert der Leiterspannung uVU
am Lastkreis überschreitet, wird die Diodenspannung uD3 = uC1 í uVU > 0 und die
Diode D3 wird stromführend. Danach besteht über die Dioden D1 und D3 ein
Schwingkreis, der zwei Stränge des Lastkreises und die Kapazität (3/2)C enthält. Der
weiterhin konstante Laststrom I geht in einem zweiten Kommutierungsabschnitt, der
3 Diodenkommutierung auf den Zweig 3 über. uVU ist gleich der Kondensatorspannung
uC1 und überschreitet deutlich den Scheitelwert der induzierten Spannung. Nach Ab-
lauf der Diodenkommutierung sind die Kondensatoren stromlos, ihre Spannungen
sind gegenüber dem Kommutierungsbeginn zyklisch vertauscht. Der Brückenzweig 3
führt den Laststrom I, bis im Abstand T/3 = 2/3 auf der betrachteten Brückenseite die
nächste Kommutierung eingeleitet wird.
Aus dem Ladezustand der Kondensatoren lässt sich auch eine Rückkommutierung
einleiten (von 3 auf 1). Es ist also auch eine Umkehr des Drehsinns möglich. Durch
4
mehrmaliges Wechseln zwischen zwei Zweigen ist auch ein Pulsen des Laststromes
möglich (Zwischentakten).
Kennzeichnend für den I-Wechselrichter ist die hohe Spannungsbeanspruchung der Ventil-
zweige und des Lastkreises durch die während der Kommutierungen auftretenden Spannungs-
spitzen. Am Ende der Kommutierung haben die Kondensatoren die Energie von L˂ aufgenom-
12.2 Wechselrichter mit eingeprägtem Strom (IWR) 209
men, wodurch sich die Lastkreisspannung in Abb. 12-22 um den Betrag ʧu über den
stationären Augenblickswert erhöht.
ʎ
2L
˂
ʧu I dŏ (12-6)
3
C
2
Mit diesem Endwert der Kondensatorspannung werden auch die Thyristoren zusätzlich bean-
sprucht. Bei leitender Diode D3 ermittelt sich die Diodenspannung uD1 zu:
u D1 u VU ė u C1 (12-7)
ʧu
Schnittpunkt von
uC1 und uVU
uVU
- D3 leitet
ʧu U0
uU 2
uV
ˈt
ˈtC
U0
ť
Diodenkommutierung D1 ä D3
Schwingkreis: D1-U-V-D3-Cges
uC1
Ť Ŧ
C-Umladung Im Stromnulldurchgang des
(linear) iU D1 Diodenstromes ist die Dioden-
T1 kommutierung beendet.
D1 sperrt und D3 leitet.
ţ
ˈt
Thyristorkommutierung
iV
T1 äT3 T3
D3
ˈt
Abbildung 12-22 Spannungs- und Stromverläufe für die Kommutierung von T1 - T3
210 12 Selbstgeführte Stromrichter
Der Spitzenwert ûD1 liegt erheblich über der Kondensatorspannung. Die Bemessung der
Löschkondensatoren wird deshalb auf eine geringe Spannungsbeanspruchung der Ventile
ausgerichtet und führt gegenüber vergleichbaren U-Wechselrichtern zu mehrfach größeren
Kapazitäten. Bei bekannter Schaltungsdimensionierung kann durch Messung von ǻu mit Gl.
(12-6) auf die Motor-Streuinduktivität Lı geschlossen werden.
Die erreichbare Schonzeit tC für die Thyristoren berechnet sich nach Abb. 12-22 und Abb.
12-23 mit Gl. (12-8).
3C U 0
tC (12-8)
2 Id
Für die Schonzeit tC ergeben sich relativ große Werte. Wegen der geringen Anforderungen an
die Freiwerdezeit können daher einfache Netzthyristoren eingesetzt werden.
uT1
Abbildung 12-23
uT1 C Verlauf der Ventilspannung zur
tC
I Berechnung von tC nach Gl. (12-8)
U0
Während der Umladung ist uT1 = uC.
t C C
U0 3
C ges C
2
À Da jede Kommutierung über zwei Stränge des Lastkreises verläuft, gehen die Daten der
Last in die Schaltungsbemessung ein. Daraus folgt, dass die Schaltung nicht für veränder-
liche Belastungsimpedanzen geeignet ist. Sie wird einem Lastkreis fest zugeordnet.
À Der Laststrom hat durch die harmonischen Kommutierungsvorgänge cosinusförmige
Flanken.
À Für die Kondensatorumladung ist ein Mindeststrom erforderlich. Die Schaltung ist daher
nicht leerlauffest.
À Ausgeführte I-Wechselrichter erreichen Ausgangsfrequenzen bis 150 Hz.
Vergleicht man den Schaltungsaufbau des Wechselrichter für eingeprägten Strom nach Abb.
12-21 mit dem Wechselrichter für eingeprägte Spannung nach Abb. 12-16, so zeigen sich
folgende Unterschiede:
À Der IWR benötigt keine Freilaufdioden.
À Der IWR benötigt keine zusätzlichen Induktivitäten.