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2 2006

H 11661
Meinerzhagen
Nummer 114
Jahrgang 2006

Kontaktblatt
aktiver Christen

fest
und
treu
Mit Ausharren laufen
den vor uns liegenden Wettlauf
Hebräer 12.1


Impressum Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen!
Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. (1. Johannes 3,1)
Heft Nr. 114
2. Quartal 06 Am 26. Mai 2006 stach Edouard Michelin an Bord der „La Liberte“ in See. Von dieser Angeltour in
Nordfrankreich ist der sympatische Chef des gleichnamigen Reifenkonzerns nicht wieder zurück-
gekehrt. Das Boot kenterte bei Nebel, aber ruhiger See, aus ungeklärter Ursache. Edouard Michelin
Herausgeber und sein Bootsmann ertranken. Der 42-jährige Reifenboss hinterliess eine Frau und sechs Kinder.
CLV In einem kurzen Nachruf war folgende Begebenheit aus seinem kurzen Leben zu lesen:
Christliche Literatur-
Verbreitung e.V. Nach einer Firmentradition wurde der damals 16-jährige Edouard als einfacher Lehrling in das
Postfach 110 135 Familienunternehmen geschleust. Auf diese Weise sollte der Konzern-Erbe unerkannt seinen späteren
33661 Bielefeld Betrieb kennen lernen. Im einfachen Blaumann betrat er wie jeder andere Azubi etwas scheu die
Fabrikhalle. Doch aus dem geplanten drei monatigen Inkognito-Praktikum wurde nichts. Wieso?
Bankkonto
Postbank Hannover Edouard war seinem Vater – dem langjährigen Firmenchef François Michelin – so auffallend ähnlich,
Kt.-Nr.: 25 24 309 dass sein Gesicht ihn sofort entlarvte. Er glich seinem Vater zu sehr.
BLZ: 250 100 30 Alle Fabrikarbeiter begegneten schon am ersten Tag dem Junior-Chef so zuvorkommend und verstellt,
dass der beabsichtigte Rollentausch keinen Sinn mehr machte.
Sonderkonto für
Außenmission Als ich die Geschichte von Edouard Michelin las, fragte ich mich: Warum wurde Jesus bei seinem
Für Lateinamerika, Kommen auf diese Erde nicht sofort von allen erkannt? Wieso entdeckten nur die allerwenigsten seine
Russ­land, usw.: Gottessohnschaft, obwohl er dem Vater so sehr gleicht?
CLV-Auslandshilfe
Volksbank Die Antwort liegt auf der Hand: Es lag an der fehlenden Vorstellung von Gott, dem Vater. Man fragte
Meinerzhagen Jesus ratlos: »Wer bist du?« Jesus antwortete: »,Durchaus das, was ich auch zu euch rede‘. ... Aber sie
Kt.-Nr.: 101 210 3300 erkannten nicht, dass er von dem Vater zu ihnen sprach.« (Joh 8,25-26)
BLZ: 45 86 16 17
Später betete Jesus: »Gerechter Vater! Die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt,
Bitte immer den und diese (meine Jünger) haben erkannt, dass du mich gesandt hast.« (Joh 17,25)
Ver­­­wendungszweck
angeben und bei Jesus eröffnete seinen Jüngern: »Wenn ihr mich erkannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater er-
Spendenbescheini- kannt haben; und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus spricht zu ihm: Herr,
gungs-Wunsch auf zeige uns den Vater, und es genügt uns. Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du
eine vollständige hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst
Absender-Anschrift du: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir?« (Joh 14,
achten. Danke sehr! 8-10)
Erscheinungsweise Viel Gewinn beim Lesen dieser Ausgabe von fest+treu wünscht
er­scheint
vierteljährlich
und kann
ko­sten­los bezogen
werden.

Schriftleiter und
Versandstelle
Inhalt dieser Ausgabe:
Wolfgang Bühne
Postfach 1126 W. W. Wiersbe Das Kreuz stellt uns in die Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
58527 Meinerzhagen W. Bühne Lebensäußerungen einer gesunden Gemeinde (Teil 5) . . . . . . . . . . . . . 4
Bestellungen, T. Lehmann 80 Euro gespart – und die Mission unterstützt! . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Abbestell­­ungen sowie W. Bühne Auf den Spuren von Watchman Nee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Adressänderungen bitte
umgehend an folgende Dr. D.T. Gish Der »Urknall-Käfer« – Der Bombardierkäfer... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Adresse senden: Gerrit Alberts Der wahre Reichtum – Zum 100. Todestag von William Kelly . . . . . . . . . . 14
A. Fett, Schoppen 1
58540 Meinerzhagen; Ken Fleming Gott säte 5 Körner am Curaray . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
e-Mail: AF@clv.de Bert Elliot Erinnerungen an meinen Bruder Jim Elliot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
für die Schweiz:
fut@schottikon.ch Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21


Warren W. Wiersbe

Das Kreuz stellt


uns in die Entscheidung
Er sprach aber zu allen:
Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst
und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach. Lukas 9,23

Heute ist das Kreuz ein allgemeines Symbol für Liebe und Opferbereitschaft. Zu Jesu Zeiten
aber war es ein grausames Instrument zur Bestrafung von Schwerverbrechern.
Die Höflichkeit verbot es, einem Bürger Roms gegenüber das Kreuz auch nur zu erwähnen. Sich selbst zu
Laut Gesetz durfte kein Bürger von Rom gekreuzigt werden – dieser fürchterliche Tod war verleugnen heißt
für die Feinde Roms vorbehalten. nicht, die Dinge
Jesus Christus kündigte an, dass er gekreuzigt werden würde (Mt 20,17-19). In vielen seiner zu verleugnen.
Lehren rückte er das Kreuz in den Mittelpunkt. Seine Jünger stellte Jesus vor die folgende Es bedeutet, sich
Alternative: völlig in
• sich selbst zu verleugnen oder für sich zu selbst leben die Hand
• sein Kreuz auf sich zu nehmen oder das Kreuz zu ignorieren Christi zu
begeben!
• unsere Seele zu bewahren oder unsere Seele zu verlieren
• unser Leben um seinetwillen zu verlieren oder
unser Leben um unseretwillen zu bewahren
• Christus zu folgen oder der Welt nachzujagen
• die Welt zu verlieren oder die Welt zu gewinnen
• an seinem Lohn und seiner Herrlichkeit teilzuhaben
oder seinen Lohn und seine Herrlichkeit zu verlieren.
Sich selbst zu verleugnen heißt nicht, die Dinge
zu verleugnen. Es bedeutet, sich völlig in die Hand
Christi zu begeben und an seiner Schande und seinem
Tod teilzuhaben.
Sein Kreuz auf sich zu nehmen heißt nicht, eine Last mit
sich herumzutragen oder mit Problemen beladen zu sein.
Eine Frau erzählte mir einmal, ihr Asthma sei ihr Kreuz,
das sie zu tragen habe!
Sein Kreuz auf sich nehmen heißt, sich mit Christus in seiner
Zurückgewiesenheit und Schande, sich mit seinen Leiden
und seinem Tod zu identifizieren. ■

Aus: »durchs Jahr« – Andachten von Warren W. Wiersbe;


31. März; Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg


Wolfgang Bühne

Lebensäußerungen
einer gesunden Gemeinde (Teil 5)
Natürliches Gemeindewachstum

Auch in der letzten und dunkelsten Zeit des


Volkes Gottes im AT gab es unter den Königen
Josaphat, Hiskija und Josia große und gewaltige
Erweckungen, wenn das Volk Gottes sich vor
Gott demütigte und im Gehorsam zum Wort
Gottes zurückkehrte. Gott wirkt dann damals
wie heute das, was wir auch mit größter An-
strengung und den ausgefeiltesten Gemeinde-
wachstums-Programmen nicht produzieren
»Der Herr aber fügte können: Neues Leben!
täglich hinzu, die gerettet
werden sollten.« Apg 2,47 Besondere Segenszeiten
Natürlich gibt es auch besondere Gnadenzeiten
Schuld an „Und das Wort Gottes wuchs, und die Zahl der für ein Volk oder für einen Landstrich, wo in
schrumpfenden Jünger in Jerusalem mehrte sich sehr, und eine außergewöhnlicher Weise – ähnlich wie in der
Menge der Priester wurde dem Glauben gehor- Apostelgeschichte – die „Hand des Herrn“ sicht-
Gemeinden ist sam.“ (Apg 6,7)
bar wird und Tausende zum lebendigen Glauben
nicht die böse kommen. Luther hat das einmal mit einem
„Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und
Welt, der wach- eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu plötzlichen Platzregen verglichen:
sende Unglaube dem Herrn.“ (Apg 11,21) „Gottes Wort und Gnade ist wie ein fahrender
oder gar der in „Als aber die aus den Nationen es hörten, Platzregen, der nicht wiederkommt, wo er ein-
mal gewesen ist. Er ist bei den Juden gewesen;
der Bibel pro- freuten sie sich und verherrlichten das Wort des
aber hin ist hin, sie haben nun nichts mehr.
phezeite Abfall Herrn; und es glaubten, so viele zum ewigen Paulus brachte ihn nach Griechenland. Hin ist
Leben bestimmt waren.“ (Apg 13,48)
in der Endzeit, hin; nun haben sie den Türken. Rom und das
sondern unsere Wachstum ohne „Kunstdünger“ lateinische Land haben ihn auch gehabt; hin ist
hin, nun haben sie den Papst. Und ihr Deutschen
Treulosigkeit, Das sehen wir in der Natur und freuen uns jedes dürft nicht denken, dass ihr ihn ewig haben
Lauheit und Frühjahr darüber, wie nach einem langen, stren- werdet. Denn der Undank und die Verachtung
Weltförmigkeit! gen und manchmal schneereichen Winter sich wird ihn nicht dableiben lassen. Darum greift zu
plötzlich nach wenigen Tagen die ersten Knospen und haltet fest, wer greifen und halten kann!
und Blüten öffnen und es überall grün wird. Faule Hände müssen ein böses Jahr haben.“
Eine gesunde, normale, an der Bibel ausgerich- (Aus: „An die Ratsherren aller Städte deutschen Lands, dass
sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen“)
tete Gemeinde wird ohne viel Lärm und
„Kunstdünger“ wachsen. Wenn wir in der Lehre Zur Zeit erleben wir vor allem in China, wie „ein
der Apostel verharren, das Gedächtnis des Herrn fahrender Platzregen“ dieses große Land segnet
beim Abendmahl wertschätzen, die Gebetsver– und täglich viele – vor allem jungen Menschen
sammlungen nicht versäumen und unser Leben – zum lebendigen Glauben kommen. Nicht
in froher Gemeinschaft miteinander teilen, dann durch evangelistische Großveranstaltungen,
wird der Herr dafür sorgen, dass Menschen der sondern vor allem durch den glaubwürdigen,
Gemeinde hinzugefügt werden. schlichten, evangelistischen Lebensstil der
Christen, welchen der Herr dort in besonderer
Schuld an unseren stagnierenden oder schrump-
Weise segnet.
fenden Gemeinden ist nicht die böse Welt, der
wachsende Aber- und Unglaube oder gar der in Auch wenn wir im deutschsprachigen Europa
der Bibel prophezeite Abfall in der Endzeit, son- zur Zeit leider keine Erweckung des Volkes
dern unsere Treulosigkeit, Lauheit und Weltför- Gottes und keinen „Platzregen der Gnade Gottes“
migkeit! erleben, wie das damals in der Apostelgeschichte


oder zur Zeit in China oder Lateinamerika normale, natürliche, gesunde Gemeinde mit
geschieht, so gibt es auch genügend Beispiele in allen Kinderkrankheiten, Pubertäts- und Alters-
Deutschland und Österreich, dass immer dort, erscheinungen wird die „Herberge“ sein, in die
wo Gemeinden sich unter die Autorität des der „barmherzige Samariter“ diejenigen führen
Wortes Gottes stellen und in Liebe verbunden wird, die gerettet werden sollen. Dort sollen sie
dem Geist Gottes Raum lassen, neues Leben und eine herzliche und warme Gemeinschaft finden,
neue Gemeinden entstehen, weil die „Hand des wo sie mit guter, biblischer Nahrung versorgt
Herrn“ aktiv wird. werden und geistlich wachsen können.

Alles hängt von Gottes Segen ab


Wie ist der später als „Waisenvater von Bristol“
bekannt gewordene Georg Müller zum Glauben
gekommen? Seine Bekehrungs-Geschichte ist
völlig unspektakulär. Als junger Theologie-
Student, der ein gottloses Leben führte und
keine Beziehung zur Bibel hatte, besuchte er,
durch einen Freund neugierig geworden, einen Nicht Beamer,
Hauskreis. Dort saßen ein paar schlichte Christen Band und Bar
zusammen, sangen ein Lied und gingen dann machen eine
Wenn wir statt „Gäste-Gottesdiensten“ (ein zum Gebet auf die Knie, um Gottes Segen zu
Widerspruch in sich selbst) mit großer Freude erbitten. Anschließend hörte man zu, wie einer Gemeinde an-
Gott dienen und verehren und unsere Wohn- der Brüder ein Kapitel aus der Bibel und anschlie- ziehend für
ungen Gästen wie Nachbarn, Bedürftigen und ßend eine gedruckte Predigt vorlas. Mit Lied und Außenstehende,
Hilfesuchenden öffnen würden, dann würden Gebet wurde die Stunde beendet.
wir auch ganz natürlich und ohne Spektakel sondern Echtheit,
Gemeinde-Wachstum erleben. Gott wird dann Georg Müller hatte bis dahin noch nie jemand Glaubwürdigkeit,
das tun, was wir selbst mit besten Absichten und auf Knien beten gesehen und war so beein-
druckt von dem, was er hier sah und hörte, dass Freude am Herrn
Anstrengungen nicht produzieren können.
ihm plötzlich alle früheren Vergnügungen leer und an seinem
und schal vorkamen. Dieser Besuch wurde zum Wort.
Unser Missionsfeld Wendepunkt in seinem Leben.
Der verstorbene Straßenprediger Wolfgang Dyck
Diese Geschichte zeigt einmal mehr, dass es bei
pflegte zu sagen:
der Evangelisation nicht auf ein perfektes Pro-
„Der Zulauf der Massen ist uns nicht verheißen gramm ankommt, sondern darauf, dass Gott
– aber den Massen nachzulaufen ist uns befoh- sich zu einem echten, gelebten und bezeugten
len! Jeder Christ sollte ein Botschafter an Christi Glauben bekennen kann.
Statt sein. Jeder Christ ein Missionar, eine wan-
Die ersten Missions-Teams der Apostelgeschichte
delnde Bibel auf zwei Schuhsohlen, ein offener
bestanden aus jungen Christen, die aus Jerusalem
Brief – ein Eilbrief.“
vertrieben wurden. Sie hatten weder theo-
Unsere unmittelbare Umgebung, unsere Nach– logische Seminare besucht, noch Kurse für „ge-
barschaft, Straße, Arbeitsstelle usw. – das sollte sellschaftsspezifische Evangelisation“ absolviert.
primär unser Evangelisations-Feld sein. „Geht Aber auf ihrer Reise mit unbekanntem Ziel ver-
hin!“ – lautet der Missionsbefehl. Von selbst kündigten sie „das Evangelium von dem Herrn
wird kaum einer zu uns kommen. Aber wenn Jesus“ mit dem Ergebnis: „... und des Herrn Hand
dann die Menschen, zu denen wir Kontakt ge- war mit ihnen und eine große Zahl glaubte und
sucht und gefunden haben, tatsächlich einmal bekehrte sich zu dem Herrn“ (Apg 11,20-21).
als Gäste in eine Gemeinde kommen, die wirk- Auf diese Weise entstand die Gemeinde in Anti-
lich auf Gott ausgerichtet ist, wo Freude, ochien, die erste Gemeinde außerhalb der Gren-
„Frohlocken und Schlichtheit des Herzens“ zen Israels, die dann nach dem Besuch von
(Apg 2,46) erlebbar sind, dann wird auch in Barnabas erleben durfte, dass „eine zahlreiche
unserer Zeit der Herr Menschen der Gemeinde Menge dem Herrn hinzugetan wurde.“
hinzufügen.
Wo Leben ist, da ist auch Wachstum und
Nicht eine perfekt gestylte Organisation, ein Vermehrung. Wenn unsere Gemeinden schrump-
professionell gestaltetes Programm, Beamer, fen und vertrocknen, dann sollten wir uns nicht
Band und Bar machen eine Gemeinde attraktiv beruhigen mit Sätzen wie „klein – aber fein!“
und anziehend für Außenstehende, sondern sondern uns vor dem Herrn demütigen und ihn
Echtheit, Glaubwürdigkeit, Freude am Herrn und bitten, uns die Ursachen unserer Fruchtlosigkeit
an seinem Wort. Mit anderen Worten: Eine ganz zu zeigen. ■


– ein Zwischenruf –

Hartmut Zopf / Theo Lehmann / Lutz Scheufler

Warum man
80 Euro gespart – und nicht zu Calling
die Mission unterstützt! All Nations nach
Berlin fahren muss...

In den letzten Wochen wurden jede Menge Nun müsste man nicht unbedingt über die
bunte Werbe-Magazine für ein Treffen mit ganze Sache reden, wenn da nicht auch Ge-
vielen Bands und Lobpreis-Musikern verschickt. schwister der Evangelischen Allianz mitmischen
Der Musiker Noel Richards hatte die Idee, das würden und im EINS-Magazin groß dafür ge-
Olympia-Stadion in Berlin zu mieten und 12 worben würde.
Stunden lang einen Sänger nach dem anderen, Also: Besser nicht hinfahren. Weshalb nicht?
eine Band nach der anderen auftreten zu lassen.
Calling All Nations – so heißt das Event - soll Achtung!
nun „eine wirklich einzigartige Versammlung“
werden. Und Richards geht davon aus, dass die Falsche Münzen im Umlauf!
Leute es genießen werden. Das bereitet uns die meiste Sorge.
Nun könnte das ja ein christliches Konzert sein. Die Veranstalter und Partner sind großenteils
Und dafür zahlt man ja auch gerne. Aber es Leute, die falsche Lehren vermitteln. Das
soll kein Konzert sein. Davon gibt es viele. Es klingt hart, ist aber leider so. Da wird das ein-
soll eine Anbetungs-Versammlung werden – fache Himmelstor zur Doppeltür gemacht. Sie
also Gebet mit Musik – und die ist anscheinend lehren eine separate Geistestaufe als Zusatz-
teuer. Erfahrung zur Bekehrung.
Da wird Der billigste Sitzplatz beim Lobpreis-Event im Da will man den Weg zur Rettung aus Sünde
Juli im Olympiastadion kostet fast 50 €. Da man und Verlorenheit durch ein zweites Ereignis auf-
das einfache
dort aber vielleicht nur hört und nicht viel sieht, peppen, d.h. neben das Zum-Glauben-Kommen
Himmelstor hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man an Jesus eine Geistestaufe stellen.
zur Doppeltür bucht teurer, z.B. einen VIP-Logen-Platz für 300
€ (mit Catering 480 €) oder man fährt nicht hin. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen:
gemacht. Es geht nicht um das Erfülltwerden mit Heiligem
Dann spart man 50 € oder 300 € für den
Sitzplatz – und dazu die Fahrtkosten. Das macht Geist, von dem Paulus in Epheser 5,18 schreibt.
– sagen wir 80 €. Das ist etwas Wachstümliches, was mit unserem
Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort
Mit diesen 80 € kann man z.B. die Mission unter- zusammenhängt und Christen betrifft, die den
stützen. Da wird das Geld dringend gebraucht. Geist Gottes schon empfangen haben.
Oder man kann damit den Grundstock legen für
eine evangelistische Jugendwoche am Ort im Es geht den Leuten von Calling All Nations viel-
kommenden Jahr. Das wäre doch was, oder? mehr um eine zweite Stufe zum Christsein: Erst
Bekehrung, dann Geistestaufe, wenn möglich
mit Zungereden. Denn – so sagen und schreiben
sie in ihren Büchern (z.B. Wolfhard Margies,
Geistestaufe, S. 19):
„Durch die Geisterfahrung (gemeint ist die
„Geistestaufe“ – die Verf.), deren äußere Mani-
festation die Befähigung ist, in einer dem Beter
unbekannten Sprache zu Gott zu beten, erfährt
der Gläubige die Ausstattung mit geistlichen
Kräften, die ihn befähigen, den Missionsbefehl
auszuführen…“


Wenn das stimmen würde, wie konnten dann »Glaube richtig – und du wirst reich!«
Missionare wie Zinzendorf oder später Hudson
Taylor, David Livingstone und Jim Elliot, die Auf dem Treffen in Berlin gibt es Leute, die das
diese Art Geistestaufe nicht hatten, überhaupt so genannte Wohlstands-Evangelium vertreten:
ihren Dienst tun? Glaube richtig und du wirst reich und bleibst
gesund! - Was für ein Spott über arme und
Diese Geistestaufe vertritt auch Walter Heiden- kranke Christen ist das!
reich, der in Berlin auftreten soll, Peter Wenz aus
dem Organisationsteam, ebenso Derek Prince, Das vertritt z.B. Peter Wenz aus dem Veranstalter-
für den im Prospekt auf S. 18 geworben wird, Team in seinen Predigten. Er wirbt in seinen
das Missionswerk Karlsruhe (S. 26+52), Reinhard Veröffentlichungen für Kenneth Hagin, den
Bonnke (S. 9), David Demian (S. 52), die Bibel- „Vater“ des Wohlstands-Evangeliums. Ebenso
schule Gandersheim (S. 18), die Bibelschule der empfiehlt er dort Benny Hinn, den Mann, der
„Gemeinde auf dem Weg“ Berlin (S. 19) und die vorgibt, jede Menge Visionen und Engel-Er-
Internationale Christliche Botschaft Jerusalem scheinungen gehabt zu haben und sich bis dahin
(S. 63). versteigt, dass er sagt:

Wenn man aber in der Bibel nachsieht, dann „Nun, meine Damen und Herren, sie sind genau Es kommt für
das auf Erden, was Jesus war … Wie er ist, so bin
bemerkt man: In keinem ihrer Briefe rufen
ich, auf der Erde … Ich bin nicht – hören Sie mir zu
uns heute viel-
Paulus oder Petrus die Christen auf, nach ihrer
Bekehrung noch nach einer Geistestaufe zu – ich bin kein Teil von IHM, ich bin ER. Das Wort ist mehr darauf an,
streben. Das Wort Geistestaufe (Substantiv) in mir Fleisch geworden …“ (B. Hinn, „Our Position in im Heiligen
Christ“). Neuerdings will Benny Hinn in seinem
kommt im NT nicht ein einziges Mal vor.
Dienst mit den Mormonen zusammen arbeiten.
Geist zu leben,
dem Wort und
»Heilige« und »Hyper-Heilige«? Natürlich wissen wir, dass dann, wenn einer
Wirken Gottes
durch den Glauben an Jesus aufhört zu trinken,
Gerade an die Korinther, bei denen sich einige auch seine Lebensverhältnisse in Ordnung kom- gehorsam zu
für Super-Geistesmenschen hielten und auf an-
dere herabsahen, macht Paulus deutlich, dass
men, er Geld haben wird, seine Schulden zurück sein, damit
zu zahlen und auch bald genug zusammenlegen
alle, die an Jesus glauben, mit dem Heiligen kann, um sich ein Auto zu leisten.
Frucht des
Geist getauft und begabt sind. Anderenfalls Geistes wach-
wären sie keine Christen (1Kor 12,13): Wenn aber jemand behauptet, dass die ver-
folgten Christen in der ehemaligen Sowjetunion
sen kann.
„Denn wir sind alle durch einen Geist zu deshalb so leiden mussten, weil sie falsch
einem Leib getauft, wir seien Juden oder glaubten, dann ist das westliche Wohlstands-
Griechen, Sklaven oder Freie, und sind Unverfrorenheit erster Güte. Das klingt so:
alle mit einem Geist getränkt.“
Sie (die Christen in der ehemaligen SU) „... haben
In allen seinen Briefen geht Paulus davon aus, durch ihre unbiblischen, dem Willen Jesu zuwider
dass die, die zum Glauben an Christus gekom- laufenden Leidensprioritäten die Obrigkeit in-
men sind, auch den Heiligen Geist empfangen direkt in die jahrhundertelangen antigöttlichen
haben, z.B. Epheser 1,13: Herrschaftsformen getrieben. Mit ihrem ver-
In Christus „seid auch ihr, als ihr gläubig kehrten Verständnis haben sie dann schließlich
wurdet, versiegelt worden mit dem Heili- das geerntet, was sie gesät haben.“
gen Geist, der verheißen ist.“ (W. Margies, „Das Kreuz der Gesegneten“, Berlin 1990).

Selbst bei der Frage in Apostelgeschichte 19, 2:


„Habt Ihr den Heiligen Geist empfangen,
als ihr gläubig wurdet?“
wird vorausgesetzt, dass man den Heiligen Geist
empfängt, wenn man zum Glauben kommt.
Ansonsten geht es in Apostelgeschichte 19 um
Jünger Johannes des Täufers, d.h. um Menschen,
die heilsgeschichtlich zwischen Altem und
Neuem Testament lebten.
Es kommt für uns heute vielmehr darauf an, im
Heiligen Geist zu leben, dem Wort und Wirken
Gottes gehorsam zu sein, damit Frucht des
Geistes wachsen kann. Anbetungs-Event ‘97‘im Wembleystadion in England (43.000 Teilnehmer)


Man gewinnt den Eindruck:
Das Wort Gottes ist unter
ihnen rar geworden ...
(1Samuel 3,1)

Das heißt doch, Man gewinnt den Eindruck: Das Wort Gottes ist
dass die Gläubigen verhaftet, unter ihnen rar geworden (1Sam 3,1) und damit
in Lager abtransportiert, ausgehungert und auch das Unterscheidungsvermögen zwischen
erschossen wurden, ist ihre eigene Schuld. Sie dem, was die Bibel sagt und eigenem Wunsch-
haben einfach falsch geglaubt, behauptet Margies. denken.
Uns ist nicht bekannt, dass der Verfasser dieser Aber vielleicht ist dieser „Bibelentzug“ ja die
öffentlichen Äußerungen auch öffentlich darüber praktische Durchführung dessen, was Ulrich
Buße getan hätte. Auch wissen wir nichts davon, Eggers (Vorsitzender von Willow-Creek Deutsch-
dass er sich von den manipulativen Toronto- land), der in Berlin ebenfalls beteiligt ist, kürz-
Segen-Veranstaltungen in seiner Gemeinde in lich in seiner Zeitschrift „Aufatmen“ gefordert
Berlin distanziert hätte, bei denen selbst Kinder hat. Dort schreibt er allen Ernstes, man solle sich
wie Betrunkene nach hinten umfallen sollten nicht so sehr an „das Buch“ (gemeint ist die
und tatsächlich torkelnd umfielen. Im Gegenteil: Bibel) halten, in dem man alles „schwarz auf
All dies wurde und wird nach wie vor dem weiß“ habe, sondern an den „lebendigen Jesus“.
Heiligen Geist in die Schuhe geschoben.
Da greift man sich wirklich verblüfft an den
Diesen und ähnlichen unbiblischen Spezial- Kopf und fragt: Ja, woher kommt denn der
Lehren könnte man noch mehr hinzufügen. Um Glaube an den lebendigen Jesus? Wodurch wird
sie zu hören oder dafür geworben zu werden, er geweckt, geformt, korrigiert, ausgerichtet?
muss man aber nicht nach Berlin fahren und Die einzige Antwort kann lauten: Durch das
auch keine 80 € ausgeben. Wort Gottes – wie wir es in der Bibel haben. Nur
durch sie. Aber das will Eggers offensichtlich
Bibelentzug gerade nicht, sondern er will anscheinend einen
Spezialweg vermitteln.
Und denkt Ja, und noch was: In dem 64 Seiten langen
an die 50, Prospekt gibt es nicht eine einzige Bibelstelle, Da halten wir es doch lieber mit dem, was wir
auf die man sich bezieht, mit welcher der Auf- „schwarz auf weiß“ haben (Hebr 4,12):
80 und 300 trag, ein solches Treffen durchzuführen, begrün-
„Denn das Wort Gottes ist lebendig und
Euro für die det wird. Auch beim Event selbst fragt man sich:
kräftig und schärfer als jedes zwei-
Mission ... Wird hier keine Bibelarbeit oder Predigt gehal-
schneidige Schwert, und dringt durch …“
ten? Jedenfalls steht nichts davon im Programm.
Man fragt sich dann weiter: Woher soll aber der Vor diesem Wort kann sich kein Mensch verste-
„Call“ (Ruf) zur Mission kommen, wie es auf dem cken, denn es deckt auf, was in uns verborgen ist
Titelblatt angekündigt wird? Kommen Glauben, (Vers 15). Deshalb wollen wir es auch mit aller
geistliche Korrektur, neuer Mut zum Zeugnis Freude und Kraft weiter verkündigen.
und Ausrichtung auf Jesus nicht aus dem Wort
Also dann: einen guten Sommer – und vielleicht
Gottes (Röm 10, 14-17)?
trifft man sich ja auf einem Zeltplatz oder zur
Nun kann man natürlich sagen: Das wollen sie ja Allianzkonferenz in Bad Blankenburg oder bei
auch nicht, dort Bibelarbeit halten usw. Doch einer Rüstzeit, wo wir Vers für Vers und Wort für
dann muss man auch sagen: Arme Leute. Sie Wort das biblische Wort bedenken. Und denkt
wollen‘s nicht einmal - und das in einer 12- an die 50, 80 und 300 € für die Mission … ■
Stunden-Veranstaltung (9 bis 21 Uhr) für junge
Leute! Fotos: Online-Presse-Bereich von „Calling All Nations e.V.“


Wolfgang Bühne

Auf den Spuren


von Watchman Nee
Zwanzig verlorene Jahre?
Über die Gefängniszeit ist nicht viel bekannt.
Nach fünf Jahren Haft wurde es seiner Frau
erstmals erlaubt, ihn für eine halbe Stunde
unter Aufsicht zu besuchen. Einmal im Monat
konnte er einen unter strenger Zensur stehen-
den Brief empfangen und einen absenden. Der
Besitz einer Bibel war nicht erlaubt und so war
W. Nee auf sein erstaunliches Gedächtnis an-
gewiesen.
Seine Zelle war drei mal eineinhalb Meter groß
und als einzige Einrichtung befand sich in die-
sem Raum eine Holzpritsche zum Schlafen. Nach fünf
Ein Gefangener, der 1958 entlassen wurde, Jahren Haft
berichtete, dass aus Watchmans Zelle früh am
W. Nee als junger Mann
Morgen, bevor um fünf Uhr die Lautsprecher
wurde es
50 Jahre ist es etwa her, als Watchman Nee am dröhnten, geistliche Lieder zu hören waren, die seiner Frau
21. Juni 1956 in Shanghai in einem kurzen, er in den Jahren vor der Haft selbst gedichtet erstmals
fünfstündigen Prozess von der kommunistischen oder aus dem Englischen übersetzt hatte. erlaubt, ihn
Führung zu 15 Jahren Gefängnis „zur Umschu- Kurz nach Beginn der Kulturrevolution waren für eine halbe
lung durch Arbeit“ verurteilt wurde. Bei der die 15 Jahre Haft um und viele Freunde in aller
Urteilsverkündigung wurde zudem noch ver- Welt beteten für seine Entlassung. Aber inzwi-
Stunde unter
kündet, dass er von seiner eigenen Gemeinde schen hatte sich das politische Klima weiter Aufsicht zu
exkommuniziert worden sei. verschärft und Nee´s Haftzeit wurde um weitere besuchen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Watchman Nee be- 5 Jahre verlängert.
reits vier Jahre Untersuchungshaft hinter sich,
denn bereits 1952 fand eine öffentliche Anklage Verborgene Segenswege
vor etwa 2.500 Personen statt, indem er der
Im Jahr 1958 erschien sein erstes Buch „Das
Spionage, der Sabotage, der Bestechung und der
normale Christenleben“ im Ausland, wovon
Konter-Revolution beschuldigt wurde.
Watchman Nee mit großer Wahrscheinlichkeit
Schließlich – um schlichte, gottesfürchtige Gläu- nie etwas erfahren hat. Dieses Buch und auch
bige zu überzeugen – griff man zu besonders die Berichte über seine Haft machten seinen
üblen Lügen und Verleumdungen: W. Nee wurde Namen in aller Welt bekannt und so wurde viel
angeklagt, er sei ein häufiger Gast in Bordellen für ihn gebetet und nach und nach wurden et-
gewesen und hätte nach eigenem „Geständnis“ liche seiner chinesischen Schriften in andere
über hundert Frauen verführt. Für diese Behaup- Sprachen übersetzt und zum großen Segen vie-
tungen konnten sie keinerlei Beweise vorlegen. ler Leser weit verbreitet.
Da W. Nee zu diesen Anklagen schwieg – er
1967 wurde bekannt, dass die Regierung bereit
durfte ohnehin nur mit „ja“ oder „nein“ antwor-
war, Watchman Nee und seine Frau gegen ein
ten – war das Urteil schnell gefällt.
hohes Lösegeld ins Ausland ausreisen zu lassen.
Watchman Nee hatte die Möglichkeit, vor die- Das Geld kam sehr schnell zusammen, weil W.
sem Prozess nach Hongkong oder ins Ausland zu Nee in Ostasien viele Freunde hatte. Doch weni-
fliehen. Einige Freunde hatten ihm dringend ge Monate später nahm die Regierung das An-
dazu geraten. Aber seine Antwort lautete: gebot zurück und es gibt Gründe anzunehmen,
dass W. Nee selbst das Angebot abgelehnt hat,
„Ich mache mir keine Sorge um mein Leben.
weil er darin nicht Gottes Weg für sich sah.
Wenn das Haus einstürzt, so habe ich Kinder
darin und muss es stützen, wenn nötig mit 1971 starb seine Frau und am 1. Juni 1972,
meinem Kopf.“ (1) wenige Wochen nach seiner Entlassung, starb


auch Watchman Nee in seinem neunundsech- In beiden Gemeinde-Strömungen werden z.B.
zigsten Lebensjahr. Die näheren Umstände sind die bis heute von der Regierung streng verbote-
nicht bekannt und wir wissen nicht einmal, ob nen Bücher Wachtman Nees sehr geschätzt und
ein Christ oder irgendein Mensch ihm in den ebenso tragen die Schwestern jeweils die für
letzten Stunden seines Lebens beigestanden diese Gemeinden typische Kopfbedeckung: eine
hat. schwarze, gehäkelte Mütze. Auch die Art der
Gottesdienste scheint ähnlich zu sein – einen
Wahrscheinlich ist er einsam heimgegangen,
solchen Gottesdienst erlebten wir nun zum
ohne zu ahnen, welch reiche Frucht seine zwan-
ersten Mal mit und zwar in einer „registrierten“
zigjährige Haft und sein Leben gebracht haben.
Gemeinde.
Zur Zeit seiner Verhaftung gab es etwa 480
Gemeinden, die durch seinen Dienst entstanden
waren und die man „Little Flock“ (kleine Herde)
nannte, nach der Bezeichnung Jesu in Lk 12,32
Im Jahr 1950, und dem gleichnamigen Liederbuch, das W. Nee
vor der politi- herausgegeben hatte und aus dem in den Ge-
meinden gesungen wurde.
schen Wende,
gab es etwa 500 Wachstum unter Druck
„Little Flock“-
Doch wie entwickelten sich diese Gemeinden
Gemeinden in unter dem Kommunismus?
ganz China –
Das war meine Frage, als ich vor etwa drei
heute gibt es Jahren das erste Mal China besuchte. Leider
allein in der waren darüber kaum genaue Informationen zu
Schwestern beim Singen mit typischer Kopfbedeckung
Stadt Wenzhou bekommen. Uns wurde nur mitgeteilt, dass die
„Little-Flock“-Bewegung heute einen großen
300 dieser Teil der Untergrundkirche ausmacht, aber es Zu Besuch bei „Little Flock“
Gemeinden. schien sehr schwierig zu sein, diese Gemeinden
Zuerst staunten wir nicht schlecht über das
persönlich kennen zu lernen.
große, alte, von weitem erkennbare Gebäude,
das sicher in vergangenen Zeiten Platz für 800
bis 1.000 Personen bot. Wir erfuhren, dass man
sich hier jeden Sonntag dreimal zum Abendmahl
und zur anschließenden Predigt trifft: Morgens
für die Frühaufsteher, also die alten Geschwister,
Mittags für die Langschläfer (meist die jüngeren
Leute) und abends für diejenigen, die am Sonn-
tag arbeiten müssen.
Wir kamen um die Mittagszeit und nahmen also
an der „Langschläfer-Gruppe“ teil, zu der etwa
200 bis 250 Geschwister erschienen waren. Sie
saßen nach Geschlechtern getrennt in zwei
Blöcken, wobei der linke Block der Frauen die
Kirchengebäude der »Little Flock«-Bewegung einheitliche schwarze Mütze trug. Es hatte an
diesem Tag einen plötzlichen Wetterumschwung
Nach vielen vergeblichen Anläufen war es im gegeben und das Thermometer im Raum zeigte
März dieses Jahres endlich möglich, in der Stadt nur 13 Grad an, doch mein Freund Siegfried
Wenzhou eine dieser Versammlungen zu besu- Haase und ich waren in sommerlicher Kleidung
chen und anschließend ein Gespräch mit den erschienen. Man saß auf harten Bänken und wir
Ältesten zu haben. Dabei erfuhren wir, dass waren gespannt über den Verlauf dieser
diese Bewegung – ähnlich wie die Baptisten in Abendmahlfeier, die länger dauerte, als uns bei
den GUS-Staaten – in eine offizielle, genehmig- dieser Kälte lieb war, zumal wir kein Wort ver-
te und registrierte Gemeinde und in eine nicht- standen.
registrierte Untergrundkirche gespalten ist, die
Was für uns eine völlig neue Erfahrung war: Es
allerdings durchaus Kontakte miteinander pfle-
wurde zunächst kein Lied gesungen, sondern
gen und sich in der Art der Zusammenkünfte
Reihe für Reihe, mit nur wenigen Ausnahmen,
und in den geistlichen Grundsätzen kaum unter-
stand einer nach dem anderen auf und sprach
scheiden.

10
eigene Bibelschule unterhält, in welcher 50
junge Geschwister unterrichtet werden und wir
waren sehr ermutigt zu sehen und zu hören,
dass besonders die jungen Geschwister dieser
Gemeinde mit großem Eifer das Wort Gottes
studieren und das geistliche Leben auch in die
Umgebung tragen.
»Watchman
Nee war von
Müde, ziemlich unterkühlt, aber sehr dankbar und
ermutigt durch die Eindrücke dieses Tages kamen dem Herrn
wir abends wieder in unserem Quartier an. dazu bestimmt,
Wir sind überzeugt, dass jener Missionar recht die Wahrheiten
hat, der sagte: des Evangeliums
“Watchman Nee war von dem Herrn dazu in den ,Blut-
bestimmt, die Wahrheiten des Evangeliums in strom‘ des
laut ein kurzes Gebet. Das dauerte etwa 45 den ´Blutstrom´ des chinesischen Volkes ein-
Minuten und in dieser Zeit wurden etwa 200 chinesischen
zuimpfen. Seine Worte hafteten wie Kletten.
Dank-Gebete gesprochen, während wir frierend Seine Bücher und Traktate tauchten überall auf. Volkes ein-
auf der harten Bank hin und her rutschten und Und wenn jemand ein paar der einflussreichsten zuimpfen.«
auf unsere Uhren schauten. christlichen Autoren nennen sollte, gab es keine
Nachdem alle gebetet hatten, wurden zwei Möglichkeit, ihn auszulassen.“ (2)
Lieder gesungen, für Brot und Wein gedankt, Watchman Nee selbst war es, der das inhalts-
das dann durch die Reihen gereicht wurde. schwere, aber von ihm selbst gelebte
Inzwischen waren 60 Minuten vergangen und Wort prägte:
da unsere Leidensbereitschaft nicht sehr groß

»Die Hand an
war, ersehnten wir das Ende der Feier, um unse-
re kalten Glieder bewegen zu können - mussten

den Pflug legen und


aber noch eine Zeit warten, denn jetzt begann
die Zeit der Anbetung, wo wiederum Reihe für

die Tränen ab-


Reihe, einer nach dem anderen, ein kurzes Gebet
sprach. Nach 90 Minuten war dieser Teil des

wischen – das ist


Gottesdienstes beendet, aber wir mussten wei-
tere 45 Minuten ausharren, denn ohne Pause

Christentum!«
ging es zur Predigt über, die uns glücklicherwei-
se übersetzt wurde und die erstaunlich deutlich
und herausfordernd war.

Hundertfältige Frucht
Im Anschluss daran hatten wir die Möglichkeit,
uns etwa eine Stunde mit zwei von den Ältesten
zu unterhalten, die uns auf unsere vielen Fragen
bereitwillig Antwort gaben. So erfuhren wir,
dass man in China keine genaue Vorstellung
davon hat, wie viele dieser „Little-Flock“-Ge-
meinden existieren. Allerdings sagte man uns,
dass allein in dieser einen Stadt Wenzhou 300
solcher Gemeinden existieren! Wenn man sich
das vorstellt: Im Jahr 1950, also vor der poli-
tischen Wende, gab es etwa 500 „Little Flock“-
Gemeinden in ganz China und im Jahr 2006
allein in einer Stadt 300 dieser Gemeinden. Das
heißt, diese Bewegung hat sich unter dem poli-
tischen Druck mindestens einhundert Mal ver-
vielfacht! Wie hat die Saat, die in der ersten
Anmerkungen:
Hälfte des 20. Jhdts. ausgesät wurde, außerge-
1. Angus Kinnear: Watchman Nee – ein
wöhnlich reiche und reife Frucht gebracht!
Leben gegen den Strom, CLV, S. 144
Wir erfuhren auch, dass diese Gemeinde eine 2. ebd., S. 179

11
Dr. Duane T. Gish

Der »Urknall-Käfer«
Der BombardierKäfer lässt
den Mythos der Evolution platzen

1961 nahm der deutsche Chemiker,


Professor Dr. Hermann Schildknecht, Zwei
eine Untersuchung über den Bom- Erfolgsmodelle
Der Bombardierkäfer und
bardierkäfer vor (wissenschaftl. Name:
der VW-Käfer. Planung oder Zufall?
Brachinus; der etwa 1 cm lange Lauf-
käfer kommt auch in Europa vor).
Er fand heraus, dass der Bombardier- Wir wollen ihn Käfer Bailey nennen. nerationen und vielen Millionen Jah-
käfer zwei Drüsen hat, welche eine flüs- Eines Tages bekam er von seiner Mutter ren, die kleinen Käfer in die Luft:
sige Mischung erzeugen, zwei mitei- und seinem Vater einen Chemiekasten PENG, PENG, PENG!
nander verbundene Speicherkammern, zum Geburtstag. Dieser Chemiekasten
Irgendein kleiner Käfer musste ein-
zwei Verbrennungskammern und zwei enthielt alle nötigen Chemikalien, ein-
mal vermuten, dass er die zwei Che-
äusserliche Kanäle, die wie bei den schliesslich des Wasserstoffperoxids
mikalien vollständig getrennt von den
lenkbaren Kanonen im Heck eines und des Hydrochinons und er hatte
zwei Enzymen speichern sollte. Um
Bombers auf ein Ziel ausgerichtet wer- sogar einige Enzyme, einschliesslich der
dies zu tun, brauchte er natürlich
den können. Bei der Analyse hat man Katalase und der Peroxydase. Seitdem
Speicherkammern. Aber warum sollte
herausgefunden, dass die gespeicherte er seinen Chemiekasten erhalten hatte,
er Speicherkammern erfinden, bevor
Flüssigkeit 10% Hydrochinon und 23% war Käfer Bailey oft unten in seinem
er die zwei Chemikalien hatte? Und
Prozent Wasserstoffperoxid enthielt. Kellerlabor, um mit den Chemikalien
andererseits, was würde er mit den
zu experimentieren. Eines Tages fragte
Wenn Sie oder ich in das Labor gingen zwei Chemikalien machen, bevor er
er sich, was geschehen würde, wenn er
und diese zwei Chemikalien zusam- irgendeinen Platz zum Speichern für
Wasserstoffperoxid, Hydrochinon, Ka-
menmischten, so würden die bei- sie hatte?
talase und Peroxydase mischen würde.
den Chemikalien langsam reagieren
So kombinierte er sie alle in einem Zudem würden die zwei Chemikalien
(Wasserstoffperoxid würde das Hydro-
Reagenzglas und: PENG! Richtig – er und die Speicherräume nicht brauch-
chinon langsam zu Chinon oxidieren)
sprengte sich in die Luft! Seine Über- bar sein, bis zu dem Zeitpunkt, da der
und es würde eine bräunliche »Suppe«
reste klebten an den Wänden und an Hemmstoff entwickelt worden war, um
entstehen. Aber der Bombardierkäfer
der Decke des Labors und das war das die Chemikalien am Reagieren mitei-
fügt einen Hemmstoff (Inhibitor)
Ende unseres Käfers Bailey. nander und am Bilden der braunen
hinzu, der verhindert diese chemische
»Suppe« zu verhindern. Andererseits,
Reaktion und die Mixtur bleibt so klar Hier liegt das erste Problem für die
wie würde er wissen, welchen Hemm-
wie Wasser. Und wenn sich ihm dann Evolutionstheorie. Eigentlich sollte
stoff er zu erfinden hätte, bevor er
ein Feind nähert, presst er diese Lösung Käfer Bailey seine Nachkommen war-
nicht die zwei Chemikalien hatte, de-
in die doppelten Verbrennungskanäle nen, dass kleine Käfer solche Dinge
ren Reaktion er verhindern musste?
und – genau im richtigen Augenblick nicht tun sollten. Aber es war ihm
– mischt er einen Aktivator (die bei- nicht möglich, weil er gar nicht über- Nehmen wir einmal an, dass unser Käfer
den Enzyme Katalase und Peroxidase) lebte und so auch keine Nachkommen Bailey durch irgendeinen geheimnis-
bei, und: Peng! Es kommt direkt vor zeugen konnte! Und folglich spreng- vollen Prozess die zwei Chemikalien,
seinem Feind zu einer Explosion und ten sich während Millionen von Ge- den Hemmstoff und die Speicherräume
100° C heisses, beissendes Gas erfand. Was tut er mit dieser
spritzt aus seinem Hinterteil. Mischung der Chemikalien?
Die Enzyme sind ja noch nicht
Nun gut, wir wollen jetzt versu-
entwickelt worden, und somit
chen uns vorzustellen, wie der
explodieren die Chemikalien
Bombardierkäfer diese Fähig-
nicht und erzeugen auch keine
keit durch Evolution entwickelt
Hitze und irritierenden Gase.
haben könnte. Lassen sie uns
Die Chemikalien liegen nur
annehmen, dass dieser kleine
in der Speicherkammer und
Käfer schon vor Millionen Jahren
korrodieren ohne die Enzyme
existierte.
seine Innereien.

12
Aber warum sollte er die Enzyme sogar überlegen sein musste. Also:
entwickeln, bevor er die Chemikalien Entsprechend der Evolutionstheorie
besass? Andererseits, warum sollte er änderten eine lange Reihe genetischer
die Chemikalien, den Hemmstoff und Fehler oder Mutationen stufenwei-
den Speicherraum entwickeln, bevor se den gewöhnlichen Käfer in einen
er die Enzyme hatte? Bombardierkäfer. Obwohl keines der
Zwischenglieder ein Bombardierkäfer
Was wäre, wenn der Käfer Bailey die
war, hat jedes Zwischenglied nicht nur
zwei Enzyme entwickeln würde? Ist er
überlebt, sondern war dem vorherge-
jetzt ein Bombardierkäfer geworden?
henden Stadium irgendwie überlegen.
Er hat die zwei Chemikalien, den Kommunikationsnetz erfinden, das Zu glauben, dass die unglaublich
Hemmstoff, die Speicherräume und die Nachrichten überträgt, die wie- komplizierten Funktionen, die der
die zwei Enzyme, die den Hemmstoff derum, gerade zur rechten Zeit, die Bombardierkäfer in sich trägt, sich
leicht neutralisieren können und die Verbrennungskanäle veranlasst, sich aus genetischen »Zufällen« entwi-
zwei Chemikalien veranlassen zu ex- so auszurichten, dass sie auf den Feind ckelt haben sollen, ist – bestenfalls
plodieren. Käfer Bailey mischt alles zu- zielen, dann die Chemikalien in die – reine Phantasie. ■
sammen und: PENG! Er sprengt sich in Verbrennungskanäle zu pressen und die
die Luft! Er hat die Verbrennungskanäle Ventile der Verbrennungskanäle frei-
noch nicht erfunden! Er besitzt zwar zugeben? Warum sollte dieses kompli- Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmi-
jetzt Speicherkammern, aber noch kei- zierte Kommunikationsnetz entwickelt gung vom Onesimus Verlag. Das Copyright liegt
bei Duane T. Gish, das deutsche Copyright by
ne Ablassventile – usw. Wieder: PENG! werden, bevor nicht das ganze System Reinhard Möller (Aesch/Schweiz).
PENG! PENG! Während vieler Millionen funktioniert? Andererseits, wofür wür-
Übersetzer: Diane und Felix Dürrenberger.
Jahre, sprengen sich die kleinen Käfer den all jene Chemikalien und speziellen
Dieser Artikel wird als Faltblatt bei Einsenden
in die Luft. Apparate gebraucht werden, bis Käfer
eines vorfrankierten und adressierten Umschlags
Bailey das Kommunikationsnetz hätte? (DIN C5) gratis abgegeben (1-2 Stck.); für weitere
Viele tausend Gene des Käfers werden
Alle Dinge müssen komplett und funk- Exemplare gelten Staffelpreise. Bezugsadresse:
benötigt, um einen Verbrennungskanal
tionsfähig vorhanden sein, bevor sie
zu spezifizieren, der so angelegt ist,
für irgendetwas einsetzbar sind. Onesimus Verlag, Postfach 4,
das zu tun, was er im Bombardierkäfer CH-4143 Dornach 1, Schweiz
tun sollte. Um solch einen Kanal zu Evolutionisten glauben, dass sich einst www.onesimus.ch.
produzieren, wären Ingenieure viele ein gewöhnlicher Käfer zu einem Bom-
Jahre beschäftigt, besonders wenn sie bardierkäfer entwickelt hat, und dass
mit den Materialien arbeiten müssten, die Umwandlung langsam und stufen- Bombardierkäfer können durch
die der Käfer selber herstellen kann. Es weise vor sich ging und durch viele
Biegen des Hinterleibes gezielt in
ist unmöglich, dass einer der Verbren- genetische Fehler (oder Mutationen)
Richtung der Bedroher ‚schießen‘.
nungskanäle des Käfers durch gene- begünstigt wurde. Mutationen sind
tische Fehler entstehen konnte. jedoch in ihren Auswirkungen schlecht. Es sind mehr als 20 Entladungen
Tatsächlich gibt es keinen wissen- hintereinander möglich.
Trotz all dieser Unmöglichkeiten: Lasst Jede dieser Entladun-
schaftlichen Beweis dafür, dass die
uns annehmen, dass durch irgendein gen besteht aus 10
Idee der Evolution durch sogenann-
Wunder ein Käfer die zwei Chemikalien,
te »gute« Mutationen gestützt wird. bis 20 kleineren
den Hemmstoff, die Speicherräume, die
Da alle Mutationen schlecht sind, ist Einzelexplosionen.
Enzyme und die Verbrennungskanäle
Evolution unmöglich!
erfunden hatte. Hat sich Käfer Bailey
nun endlich zu einem Bombardierkäfer Ausserdem müssen Evolutionisten
entwickelt? Aber was ist mit seinem glauben, dass ein Käfer es in einem der Kompaktes
Kommunikationsnetz? Er besitzt noch verschiedenen Entwicklungsstadien Chemie-Werk:
Drüsen, Speicher-
keine Möglichkeit, das richtige Signal nicht nur schaffte irgendwie zu überle-
kammer und Ab-
zur rechten Zeit abzugeben. Wie will ben, sondern dass er seinen Vorfahren lassventil des Käfers
er den Unterschied zwischen
Freund und Feind erkennen?
Einige Fehlübermittlungen an
die Verbrennungskanäle und
Käfer Bailey wird eine Menge
Freunde verlieren.
Um ein Bombardierkäfer zu
sein, muss Käfer Bailey all diese
Dinge von Anfang an haben.
Aber warum würde er das

13
Gerrit Alberts

Der wahre Reichtum


Zum 100. Todestag von William Kelly

Von Gott gelehrt Bekehrung und früher Dienst


Ein französischer Autor beschrieb ihn als „ge- Kelly wurde im Mai 1821 als Sohn eines Guts-
lehrt, tatkräftig, ein logischer Kopf, ein umfas- besitzers aus Ulster in Millisle in der Grafschaft
sender Philosoph“.  C. H. Spurgeon nannte Down geboren. Er studierte wie Darby am Tri-
ihn „einen hervorragenden Theologen, ... einen nitiy College in Dublin und erhielt die höchsten
vorzüglichen Prediger ..., einen Mann, für das Auszeichnungen in den klassischen Sprachen. Er
Weltall geboren, der seinen Geist durch den wurde anglikanischer Geistlicher und kam kurz
Darbysmus beschränken ließ.“  Seine Bibliothek nach seiner Abschlussprüfung zur Bekehrung,
umfasste 15.000 Bände, hatte ein Gewicht von und zwar durch Offenbarung 20,12a:
15 Tonnen, darunter die großen Handschriften
„Und ich sah die Toten, die Großen und
der Bibel und eine ausgedehnte wissenschaft-
Als jemand die Kleinen, vor dem Thron stehen, und
liche Literatur. Über eine von ihm in der Zeit
einmal zu ihm Bücher wurden aufgetan; und ein ande-
von 1856 bis 1906 herausgegebene Zeitschrift
res Buch ward aufgetan, welches das
sagte, er könne wurde gesagt: „The Bible Treasury ist zweifellos
des Lebens ist.“
mit seiner Be- die ausgezeichnetste Bibelstudienzeitschrift, die
jemals erschienen ist.“  Ein Erzdekan der ang- Trotz der Bekehrung fehlte ihm die Gewissheit
gabung »mühelos likanischen Kirche, Denison, betrachtete diese des Heils und das Bewusstsein der christlichen
ein Vermögen Zeitschrift als „das Einzige, was noch länger Befreiung. Er ließ sich als Hauslehrer auf der
machen«, ant- wert ist, gelesen zu werden“. Als jemand einmal Insel Sark nieder, wo eine gläubige Dame ihm
zu ihm sagte, er könne „mühelos ein Vermögen durch 1Joh 5,9-10 zum großen Segen wurde:
wortete er: »Für machen“, antwortete er mit der Frage: „Für wel-
welche Welt?« „Wenn wir das Zeugnis der Menschen an-
che Welt?“ Noch deutlicher war seine Reaktion,
nehmen, das Zeugnis Gottes ist größer;
als jemand ihm großzügig anbot, durch seinen
denn dieses ist das Zeugnis Gottes, wel-
Einfluss „etwas für ihn zu tun“. Er sagte: „Was
ches er gezeugt hat über seinen Sohn.
könnten Sie mehr für mich tun, als der Herr
Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das
Jesus schon getan hat?“ 
Zeugnis in sich selbst.“
Die Rede ist von William Kelly, dessen Todestag
Beide Bibelworte, durch die Gott besonders zu
sich am 27.03.2006 zum 100. Mal jährte.
ihm gesprochen hat, sind aus den Schriften des
William Kelly hatte eine der größten Lehrbe- Apostels Johannes. Interessant ist, dass er eine
gabungen der Brüderbewegung im 19. Jahrhun- besondere Gabe von Gott empfing, die Schriften
dert, wahrscheinlich zusammen mit John Nelson von Johannes auszulegen. Sein berühmtester
Darby die größte. Kommentar ist wahrscheinlich L ectures on the
B ook of the R evelations (Vorträge über die
Offenbarung), ein außerordentlich tiefgehendes
und gelehrtes Werk. Viele Christen bezeugen,
durch die Lektüre von seiner E xposition of the
E pistles of J ohn (deutsch: Was von Anfang war,
Heijkoop-Verlag) reich gesegnet worden zu sein.
Kurz nach den genannten geistlichen Erfahrun-
gen trat er 1841 aus der Kirche aus und begann,
Millisle
sich mit drei Schwestern zur Feier des Abendmahls
zu treffen, bevor er jemand aus der „Brüder-
Dublin
bewegung“ kennen gelernt hatte. Ein Schlüssel
IRLAND zum biblischen Gemeindeverständnis war für
ihn die Entdeckung, dass der Acker in dem
ENGLAND Gleichnis von Mt 13, 24ff nicht ein Bild von der
Gemeinde, sondern vom Königreich der Himmel
London in seiner jetzigen, vorläufigen Form ist, in der
Böses und Gutes nebeneinander bestehen.
Sark
Guernsey

14
Lange Zeit wohnte Kelly auf der Insel Guernsey, Aufgabe erforderte mehrjährige, mühevolle Ar-
wo er seine erste Frau kennen lernte, eine Miss beiten und Nachforschungen. Kelly betrachtete
Montgomery. Die letzte Hälfte seines Lebens die S ynopsis (deutsch: Betrachtungen über das
wohnte er in Blackheath (London). Seine zweite Wort Gottes, Neustadt/Weinstraße, 1981) als das
Frau war die Tochter von Pfarrer Henry Gibbs aus größte literarische Werk Darbys. Er übersetzte
Hereford. Sie war ebenso wie er eine begabte dieses (in der deutschen Ausgabe) 5-bändige
Sprachgelehrte, die ihrem Mann bei seiner Werk aus dem Französischen ins Englische, mit
Arbeit eine große Hilfe war. Als sie 1884 starb, dem Ergebnis, dass die Übersetzung besser war
hatte sie die Psalmen bis zur Hälfte übersetzt. als das Original.
Kelly vollendete das Werk und gab es als persön-
Trotz seiner Wertschätzung für Darby folgte er
liche Erinnerung an seine geliebte Frau heraus.
ihm nicht in jeder Hinsicht. Darby z. B. befürwor-
tete die Taufe der Babys von gläubigen Eltern.
Sein Wirken in der »Brüderbewegung« Kelly hingegen vertrat die Gläubigentaufe.
Im Sommer 1845 begegnete Kelly zum ersten Mal Leider sind sie auch gemeindlich am Ende
Darby in einem Laden in Plymouth. Nach einer des Lebens von Darby in unterschiedlichen
großen Erweckung erlebte die Versammlung Gruppierungen gelandet. Die Geschichte
in Plymouth zu der Zeit eine Phase heftiger ihrer Trennung ist unendlich traurig und für
Auseinandersetzungen in christologischen und Außenstehende, die mit dem Denken dieses
Gemeindefragen. Kelly entwickelte eine große Zweiges der Brüderbewegung nicht vertraut
Wertschätzung für Darby und seine Schriften. sind, nicht nachzuvollziehen. Im Wesentlichen »Er hatte ein
Er betrachtete Darby als unübertroffen in der ging es um folgendes: In Rhyde, einem Ort auf gewinnendes
Entfaltung lange verborgener Wahrheiten der Insel Wright, befand sich eine Versammlung
der Heiligen Schrift und sagte regelmäßig bis in einem beklagenswerten moralischen Zustand.
Wesen, eine
zuletzt: „Lies Darby!“. Zwei Gruppen von Geschwistern spalteten sich liebenswürdige
Der Schreibstil und die schriftliche Ausdrucks-
von dieser Versammlung ab, allerdings ohne Art, eine feine
Absprache mit den umliegenden Versammlungen.
weise von Darby sind ziemlich ungehobelt und
Dr. Cronin, ein Pionier der Brüderbewegung, fei-
Höflichkeit und
schwer verständlich. Er benutzte verschachtelte einen reinen
erte mit einem dieser abgespaltenen Gruppen
Sätze und umständliche Formulierungen. Selten
erkennt man ein didaktisches Bemühen, die
das Abendmahl. Die Gemeinde in Park Street Humor ...
(London), in der Darby war, verlangte den Er hatte eine
Ausführungen zu veranschaulichen und leser-
Ausschluss von Cronin und schließlich auch
freundlich zu gestalten. Kelly hingegen zeichnet
der Gemeinde in Kennington, zu der Cronin ungezwungene
sich durch einen gut nachvollziehbaren Schreib-
stil aus. Seine Schriften sind in einem klaren und
gehörte. Kelly war zwar mit dem Verhalten von und doch be-
Cronin nicht einverstanden, war jedoch gegen eindruckende
sorgfältigen Englisch geschrieben, das scharfsin-
den Ausschluss. Die Sache führte zu einer Kette
nig und tiefgehend ist, aber zugleich im Stil so
komplizierter Verwicklungen mit dem Ergebnis,
Art, in der
einfach, dass dieser die Leser unmittelbar an- Öffentlichkeit
dass schließlich ein weltweiter Riss durch diese
spricht. Viele seiner Bücher sind Niederschriften
von Vorträgen, die in Stenografie aufgezeichnet
Gruppierung von Brüdergemeinden ging. zu reden.«
wurden und aufgrund ihrer vorzüglichen Aus- Trotz dieser deprimierenden Vorgänge, unter
drucksweise kaum verändert werden mussten, denen kaum jemand mehr gelitten hat als
wenn sie in gedruckter Form erschienen. Kelly Kelly, hat er bis an sein Lebensende mit großer
schrieb über Darby: „Er ist zeitweilig hier und Wertschätzung von Darby gesprochen. Er schrieb
dort großartig – was den Stil betrifft – häufig am 23.01.1901: „Ich habe J. N. D. niemals anders
allerdings unklar; und so hoch über dem durch- betrachtet als einen großen und guten Mann;
schnittlichen Leser, dass er nur mit Mühe ver- und diese Bezeichnungen gehen selten zusam-
standen wird. Man kann deshalb nicht viel über men. Das heißt nicht, dass so jemand keine
seinen Stil sagen. Wie er zu mir sagte: Kelly, schwachen Seiten haben kann, die durch Größe
du schreibst; ich denke lediglich auf Papier. Ich um so mehr zum Ausdruck kommen.“ 
bin ein Bergmann und bringe das köstliche Erz
zu Tage, das andere bearbeiten. Er war auf un- Bescheiden und tiefgründig
gekünstelte Weise originell, aber hatte eine
Obwohl Kelly einerseits ein Stubengelehrter war,
ziemliche Geringschätzung für literarisches
hielt er sich andererseits gerne unter Menschen
Polieren.“ 
auf. Sein Freund H. W. Pontis schreibt: „Er hatte
Ein besonderer Verdienst Kelly‘s ist, die weit ein gewinnendes Wesen, eine liebenswürdige Art,
verbreiteten und verstreuten Schriften Darbys eine feine Höflichkeit und einen reinen Humor.
gesammelt, ihnen eine gewisse Struktur gege- ... Als Redner zeichnete er sich besonders aus,
ben und in 34 Bänden veröffentlicht zu haben. da er eine ungezwungene und doch beeindru-
(T he C ollected W ritings of J. n . D arby ). Diese ckende Art hatte, in der Öffentlichkeit zu reden.

15
Er stellte nicht seine Gelehrsamkeit zur Schau, wurde berufen, als er die Netze ordnete oder
gab aber dennoch gediegene Unterweisung.“ ausbesserte, im Gegensatz zu Petrus, der beru-
Er war nicht nur ein Lehrer, sondern auch die fen wurde, als er die Netze auswarf. In dem
Verbreitung des Evangeliums in Wort und Schrift Dienst der beiden Apostel zeigt sich dann, dass
war ihm ein Herzensanliegen. Darby erklärte es mehr die Aufgabe von Petrus war, die Netze
mehrmals, dass er wünsche, das Evangelium so im Reich Gottes auszuwerfen, zu evangelisieren,
verkündigen zu können wie Kelly. viele zum Glauben an den Herrn Jesus zu führen.
Der Dienst des Johannes, jedenfalls in seinen
Die richtige Blickrichtung neutestamentlichen Schriften, war eher, die
Schäden zu reparieren, gegen Irrlehren vorzuge-
Bei der Beerdigung Kellys am 31.03.1906 wurde
hen, die Familie Gottes in einer Zeit der An-
daran erinnert, welche Realitäten er besonders
fechtung zu ordnen und zu schützen. Kelly war
im Blick hatte. Vor seinem Heimgang hatte er
weniger der Mann, der die große Aufbruch-
bemerkt: „Das Kreuz ist eine Wirklichkeit, der
stimmung in den ersten Jahrzehnten der „Brü-
Hass der Welt ist eine Wirklichkeit, und, geliebte
derbewegung“ miterlebte und prägte, sondern
Brüder, die Liebe Gottes ist eine Wirklichkeit!“
eher derjenige, der das große geistliche Erbe, das
Gebe Gott, dass seine Sicht für die Größe und
Gott dieser Bewegung anvertraute, ordnete,
Liebe des Herrn Jesus und sein Respekt und seine
erläuterte und verteidigte. Dies tat er durch die
Kenntnis bezüglich des Wortes Gottes noch
Zeitschriften, die er heraus gab (T he P rospect
lange weiter wirken.
und T he B ible T reasury ), durch seine umfang-
reichen eigenen Schriften und Vorträge, aber
Besondere Bedeutung auch, indem er die Schriften Darbys ordnete und
„Das Kreuz Worin liegt die besondere kirchengeschichtliche herausgab.
ist eine Bedeutung von Kelly oder – um mit Apg 13,36
Kelly wurde von Gott in eine Zeit heftiger ge-
zu reden – auf welche Weise „hat er seiner Ge-
Wirklichkeit, neration durch den Willen Gottes gedient“?
meindlicher Auseinandersetzungen hineinge-
der Hass der stellt. In der „Brüderbewegung“ gab es die Ideale
William Kelly war – wie nur wenige in der der Einheit aller Kinder Gottes und der Abson-
Welt ist eine Kirchengeschichte - ein „kundiger Schriftge- derung vom Bösen. Viele Auseinandersetzungen
Wirklichkeit, lehrter“ und hatte wie Esra „sein Herz darauf haben sich daran entzündet, wie eine ausgewo-
und, geliebte gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen gene Haltung zwischen diesen beiden Polen ge-
und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu funden werden konnte. William Kelly scheint in
Brüder, die lehren“ (Esr 7,6.10). Als er im Alter von 24 Jahren diesem Ringen eine gewisse Balance gefunden zu
Liebe Gottes Geschwister aus der Brüderbewegung kennen haben. Jedenfalls ist er vor den Extremen, die sich
ist eine Wirk- lernte, war der Frühling dieser Erweckung bereits zu seinen Lebzeiten in der „Brüderbewegung“ ent-
vorbei und es gab erbitterte Auseinanderset- wickelten, bewahrt geblieben. Bei all den nega-
lichkeit!“ zungen und Spaltungen. Darby war 21 Jahre tiven Erfahrungen, die er in den gemeindlichen
älter als er. Kelly zählte nicht zu den Pionieren Auseinandersetzungen gemacht hat, ist er an-
der „Brüderbewegung“, sondern eher zur zwei- scheinend vor Verbitterung bewahrt geblieben
ten Generation. In seinem Dienst gibt es einige und hat seine Hochachtung vor den Personen und
Parallelen zu dem des Apostels Johannes, für den biblischen Wahrheiten, die Gott dieser Be-
dessen Schriften er ein besonderes Verständnis wegung geschenkt hat, nicht verloren. Auch da-
von Gott geschenkt bekommen hat. Johannes rin kann er uns heute noch ein Vorbild sein. ■

Anmerkungen:
1 H. W. Pontis: William Kelly, Bibelgelehrter und Lehrer, http://soundwords.de/artikeldr.asp?id=1575
2 C. H. Spurgeon, Commenting and Commentaries, passim, zitiert in Ouweneel, Het Verhaal van de „Broeders“, Bd. I,
Winschoten, 1977, S. 109
3 Ouweneel, Het Verhaal van de „Broeders“, Bd. I, Winschoten, 1977, S. 123
4 Remmers, A.: Gedenket eurer Führer – Lebensbilder einiger treuer Männer Gottes, Schwelm, 1983, S. 80
5 Kelly-Kollektion, Brief vom 22. 02. 1901, zitiert in Ouweneel, van de „Broeders“, Bd. I, Winschoten, 1977, S. 123
6 zitiert in Ouweneel, van de „Broeders“, Bd. I, Winschoten, 1977, S. 177

16
Ken Fleming/Peggy Covert

Gott Säte 5 Körner am Curaray


Die herrlichen Folgen konsequenter Nachfolge

Es ist der 8. Januar 1956. Fünf junge Missio- Nachdem die Getauften aus dem Wasser gestie-
nare warten gespannt auf einer Sandbank gen waren, sang die ganze Menge auf der Sand-
des Curaray-Flusses im östlichen Dschungel bank: „Ich bin entschieden zu folgen Jesus ...“
Ecuadors. Ihr Pilot, Nate Saint, hat aus der Dieses Lied wurde das Leitmotiv der Konferenz
Luft eine Gruppe von zehn Aucas entdeckt, und mit Begeisterung bei fast jeder Veranstaltung
die sich auf einem Dschungel-Pfad nähern. gesungen – in Waodani, Spanisch, Englisch, Fünf junge
Die Missionare sind voller Hoffnung, dass diese Quichua, Shuar und Cofan. Männer
Begegnung der Durchbruch für das Vordringen werden von
des Evangeliums werden kann. Gekochte Banane zum Abendmahl
grausamen
Doch der Kontakt mit den gefürchteten Auca- Während die Menge der Taufe zuschaute, wurde Hartholz-
Indianern verläuft nicht friedlich! Um 16.30 Uhr alles zum „Brotbrechen“ vorbereitet. Eine Kühl-
an diesem Sonntagnachmittag sind alle fünf tasche diente als Tisch, auf dem gekochte Ba-
Speeren durch-
jungen Männer von grausamen Hartholz- nanen und ein exotischer Fruchtsaft als „Brot bohrt. Ihre
Speeren durchbohrt. Einige sind mit Macheten und Wein“ dienten. 1. Korinther 11, 23-26 wurde Körper wirft
zerstückelt worden. Ihre Körper wirft man in den in Waodani, Spanisch und Englisch gelesen und
Curaray-Fluss nahe dem Camp auf der Sand-
man in den
Gebete gesprochen. Der Gottesdienst endete mit
bank, die Palm-Beach genannt wurde. Fünf einer Ansprache von Bert Elliot – dem Bruder Curaray-Fluss.
Missionare folgten Jesus nach – selbst bis in den von Jim Elliot – den ein Regenschirm vor der 50 Jahre später
Tod! starken, tropischen Sonne schützte. folgen an der
Diese Konferenz hatte ein ganzes Jahr an Planung gleichen Stelle
erfordert. Anfang 2005 hatten die Waodani eine
zehn junge
Einladung ausgesandt – zum Gedenken an das
50 Jahre zurückliegende Opfer der fünf jungen Leute Jesus in
Missionare: Jim Elliot, Pete Fleming, Ed McCully, den „Tod“!
Nate Saint und Roger Youderian.
Das Treffen zum Gedenken begann exakt 50
Jahre nach dem ersten Augenkontakt mit den
Auca-Indianern und endete einen Tag später, am
sechsten Januar, dem Todestag der Missionare.

Taufe im Curaray-Fluss

Genau 50 Jahre später, am Sonntag, den 8.


Januar 2006, werden zehn junge Leute aus
genau diesem Stamm (nun bekannt als Waodani),
an derselben Stelle „beerdigt“ – getauft im
Wasser des Curaray! Symbolhaft folgen auch
sie Jesus in den Tod, um dann aus dem Wasser
herauszukommen als solche, die „in Neuheit des
Lebens wandeln“ wollen – auf Gottes Wegen.
Die Taufe und das anschließende Abendmahl
waren die Höhepunkte der Konferenz, welche
von den Führern des Waodani-Stammes gep-
lant und organisiert wurden, um der Märtyrer
zu gedenken und die heutige Generation der
Waodanis im Glauben zu ermutigen. Gemeinsames Abendmahl an der Todesstelle der 5 Märtyrer

17
erste Wort bei der Konferenz ergriff, und auf
einen Stock gestützt und leicht hinkend ermu-
tigte er bei diesen Worten die jungen Waodanis
lesen zu lernen, das Neue Testament in ihrer
Sprache zu studieren und dann Gottes Wort zu
ihren Stammesgenossen weiterzutragen.

Spürbare Vorfreude auf den Himmel


Cawiya ermahnte die jungen Leute ganz sicher
zu gehen, dass sie sich auf dem Weg zum Himmel
befinden. Cawiya, ein Mann, der lange Reisen
durch den Dschungel macht um in den Dörfern
zu predigen, hat keine formale Ausbildung, aber
er weiß, dass Gott ihn gerufen hat, um sein Wort
Dawa und Kimo mit Ken Fleming. Kimo tötete Kens Bruder Pete mit dem Speer
zu verbreiten. Er forderte seine Zuhörer heraus:
„Esst viel und gut von dem Wort Gottes ... auch
Die Waodanis kamen aus unterschiedlichen wenn wir das Alte Testament noch nicht haben,
Dörfern und Gegenden, manche von ihnen müssen wir dem folgen, was wir bereits haben!“
waren drei Tage durch den Dschungel gewan- Er machte Vorfreude auf die Zeit im Himmel, wo
dert um an der Konferenz teilhaben zu können. alle Christen zusammen bei Jesus sein werden.
Andere waren aus viel größerer Distanz ange-
Draußen bei den Aucas ist der Tod ein ständiger
reist, aber auf schnellerem Weg dank einer
Begleiter – sei es durch Giftschlangen auf den
„Luftbrücke“. Die M ission A viation F ellowship
Wie folgt man Wegen oder durch alle möglichen Krankheiten.
(MAF) hatte die herausfordernde Aufgabe erle-
Deshalb leben die Maodanis mit einer viel rea-
Jesus nach? digt, 90 Personen mit drei kleinen Flugzeugen
leren Erwartung und Vorfreude auf den Himmel
Man darf ihn herbeizufliegen.
als wir, die wir unser Leben in High-tech-Medi-
nicht aus den Viele der Anreisenden gehörten zu einem latein- zin polstern und gegen alle Gefahren absichern.
amerikanischen Missionsteam. Sie halfen wäh-
Augen verlie- rend der Konferenz bei den Mahlzeiten, sorgten
Am Sonntag Morgen begann das Treffen um 8.15
ren. Du musst Uhr und dauerte bis in den späten Nachmittag.
für die technischen Voraussetzungen und die
15 Redner ergriffen das Wort, darunter auch
gehen, wohin Unterbringung der ausländischen Gäste u.a. aus
eine Anzahl älterer Waodani, sowie Kimo und
er geht. Du Kanada, USA, Australien, England und der
Dyuwi, die an dem Mord der fünf Missionare
Ukraine. Unter den englisch-sprachigen Gästen
musst tun, waren Missionare, ein Journalist, ein Fotograf
beteiligt waren. Dann erinnerte Bert Elliot die
Zuhörer an das Opfer, das die fünf Witwen
was er tut. und Verwandte der ermordeten Missionare.
der getöteten Männer brachten und an den
Einsatz der Frauen, die Gottes Wort in die
Diesmal ohne Todesangst Stammessprache Waodani übersetzten. „Gottes
Ken Fleming war gekommen, Pete Flemings Wort ist lebendig, kraftvoll und wirksam. Lasst
Bruder; Bert und Colleen Elliot; Jim Hawthorne nicht nach, eure Nase in Gottes Buch zu ste-
– Neffe von Bert und Jim Elliot und seine Frau cken. Lest es, versteht es, lebt es!“
Andrea – die eine Nichte von Elisabeth Elliot ist;
außerdem nahm noch Jesse Saint, Enkel von Niemals zurück!
Nate Saint, samt Familie an der Konferenz teil.
Ken, Pete Flemings Bruder, berichtete: „Seit 50
Bub Borman und Don Johnson, Mitglieder der
Jahren bete ich für euch. Gestern konnte ich
Suchmannschaft, die ins Territorium der Aucas
euch ‚Ich bin entschieden zu folgen Jesus...‘ sin-
gereist war, um die Leichen ihrer fünf ermor-
gen hören. Habt ihr euch wirklich dafür ent-
deten Kollegen zu finden und zu begraben,
schieden? Es gibt nichts Wichtigeres im Leben!
waren auch zugegen. Für sie war es eine tief
Petrus im Neuen Testament ist ein Musterbeispiel
berührende Erfahrung nach 50 Jahren nochmal
für einen Nachfolger von Jesus. Das erste, was
an den Palm Beach zurückzukehren – und dieses
Jesus zu ihm sagte war: ‚Folge mir nach!‘ und
Mal nicht unter Angst um ihr Leben, sondern in
das Letzte was Jesus ihm sagte war ‚Folge du
Freude über die Gemeinschaft mit denen, die
mir nach!‘ Wie folgt man Jesus? Man darf ihn
damals ihre Freunde ermordet hatten.
nicht aus den Augen verlieren. Du musst gehen,
„Sie haben ein Samenkorn eingepflanzt. Sie wohin er geht. Du musst tun, was er tut. Petrus
kamen nicht einfach um zu sterben – sie kamen tat das. Mein Bruder Pete tat das. Unser Herr
um uns den Weg zu einem so viel besseren Jesus möchte, dass jeder von uns ihm so kon-
Leben zu zeigen,“ erinnerte Pegonca, der das sequent nachfolgt!“

18
Bert Elliot

Erinnerungen
an meinen Bruder Jim Elliot
Die Auswirkungen seines Todes auf mein Leben

Bert ist der ältere Bruder von Jim Elliot. Er und seine „Kannst du so ein Gewerkel wirklich genießen?“.
Frau Colleen arbeiten seit 1949 als Missionare in Peru. Es war offensichtlich, dass Bücher für ihn einen
weit erfüllenderen Lebensinhalt bedeuteten, als
Jim war der dritte Sohn von R. Fred Elliot,
an alten Autos herumzuschrauben.
einem Hirten und reisenden Evangelisten, der
ursprünglich aus Kanada kam, aber den Großteil
seines Lebens in Portland/Oregon lebte.
Unsere Mutter Clara Luginbuhl war eine Chiro- Jim
praktikerin. Vater lernte sie auf einer Farm Elliot
in Roosevelt/Washington kennen, als er mit
unserem Onkel Harry Ironside auf Reisen war.
Von diesem Onkel hat er viel gelernt.
Zum Frühstück gab es bei uns zu Hause häufig
„Quaker oats“, aber immer auch eine Portion
Manna aus der Bibel. Wir vier – drei Jungen und
ein Mädchen – lernten deshalb früh Gottes Wort
zu respektieren und zu lieben. Unser Vater gab
es uns jeden Morgen mit auf den Weg.
Diese selten gewordene, aber unschätzbar
wertvolle Gewohnheit bringt noch immer gute Kimo zeigt am Ufer die Stelle der Begegnung
Früchte – jetzt schon in der dritten Generation
unserer Familie. Wir hörten nicht nur das Wort
Gottes, wir sahen auch die Auswirkungen auf Jims Kämpfernatur
das glückliche Leben unserer Eltern.
Ich weiß auch noch, wie ich mich damals als Wir hörten
Unser Zuhause wurde regelmäßig durch Besu- der Größte in der Familie fühlte. Ich war Jim
körperlich weit überlegen, bis er eines Tages
nicht nur
che von Missionaren und reisenden Predigern
bereichert. Diese Gäste weckten in uns das Ver- vom Wheaton-College nach Hause kam ... Er das Wort
langen, unser Leben ganz in den Dienst Gottes hatte dort den Ringkampf gelernt. An jenem Tag Gottes, wir
zu stellen – sei es zu Hause oder in der Mission begriff ich recht schnell, dass es in Zukunft wei- sahen auch
irgendwo weit draußen. ser war, unsere Meinungsverschiedenheiten in
Wortgefechten auszutragen, statt die Fäuste zu die Auswir-
Es gab eine Zeit, da überlegten wir tatsächlich
gebrauchen, wie wir es bisher gewohnt waren. kungen auf
als komplette Familie in die Mission zu gehen.
Unser ältester Bruder Bob hatte medizinische Auch den Abend werde ich nicht vergessen, als das glückliche
Interessen, ich – der zweite – begeisterte mich wir zusammen als Straßenprediger auftraten. Leben unserer
für technische Dinge, während Jim intellektuelle Jim war ein angriffslustiger Redner. Ich hin- Eltern.
Neigungen hatte. Als begeisterte Leseratte fühl- gegen legte mehr Wert auf die Gunst meiner
te er sich zum Lehrer berufen. Unsere jüngste Zuhörer. Als ich zaghaft und diplomatisch meine
Schwester Jane hatte zu dieser Zeit ihre Talente Predigt begann, fühlte ich plötzlich einen har-
noch nicht entdeckt. Aber dieser Traum wurde ten Stoß in meinen Rippen. Jim zischte recht
so nie verwirklicht – Gottes Wege sind immer deutlich in mein Ohr: „Junge, lass es raus!“.
höher als unsere Wege. Dieser Ratschlag führte damals allerdings dazu,
dass ich völlig aus dem Takt geriet.
Nichts für Jim Im Jahr 1955, nach sechs Jahren Dienst im
Ich erinnere mich noch genau, wie ich eines peruanischen Regenwald, kehrten meine Frau
Tages nach Jim rief. „Kannst du mal deine Colleen und ich in unsere Heimat Portland
Bücher liegen lassen, und mir bei der Reparatur zurück. Unterwegs machten wir in Ecuador
meines alten „Essex“ helfen?“ Mit ölverschmierter Halt, um Jim und seine Frau Elisabeth zu besu-
gerunzelter Stirn fragte er mich etwas später: chen. Auf dieser Reise begegneten wir auch

19
Pete Fleming, der unter den Quichuas in den Die Bedeutung von Jims Worten: „Wir haben
Anden arbeitete. Außerdem machten wir einen allem entsagt für ein Kreuz” und Elisabeths
Abstecher zu Ed und Marilou McCully auf ihrer späterem Ausspruch „Es gibt Schlimmeres als
Missions-Station im Dschungel. Ebenso kehrten Sterben.” hatten meinen Verstand noch nicht
wir auch bei Nate Saint ein, als wir auf unseren erreicht. Erst nach und nach erkannte ich, dass
Flug mit der MAF nach Shandia warteten. durch ihren Tod am Palm Beach des Curaray
Flusses neues geistliches Leben aufbrach und zu
Wir hätten uns damals nicht träumen lassen,
vielen strömte. In meinem eigenen Herzen kam
dass nur wenige Monate später diese vier wun-
ich zu der Überzeugung, mich selbst völliger an
derbaren Männer nicht mehr leben würden.
den Herrn Jesus hinzugeben, was auch immer
Dazu auch Roger Youderian, den wir damals
die Kosten dafür sein möchten.
nicht trafen.
Auf unserem Rückweg nach Peru hielten wir in
Schmerzhafte Verluste Ecuador, um etwas Zeit mit der niedlichen klei-
nen Valerie und ihrer Mutter Elisabeth zu ver-
Wenn ich die Niemals werde ich den Donnerstagabend im
bringen; Elisabeth – eine Frau, deren Vertrauen
fünfzig Jahre Januar 1956 in Portland vergessen. Nach etli-
und Gehorsam mich oft auf das tiefste beschämt
chen Tagen des Wartens, Bangens und Flehens
überdenke, seit zu Gott um das Leben der fünf Männer, erhielt
haben. Als wir endlich in Lima ankamen, erfuhren
wir, dass unser Gepäck in Chile sei, und dieses
Jim und seine unsere Familie die Bestätigung, dass alle tat-
Dilemma brachte uns nach der Vorsehung Gottes
Kameraden ihr sächlich tot waren. In diesen dunklen Stunden
in die Stadt Cajamarca und damit zu einer weit-
vor dem Morgengrauen saßen meine Eltern wei-
Leben für Gott nend da. Trauer und Schmerz überkamen sie wie
reichenderen Arbeit als wir uns jemals hätten
hingaben, erhebe vorstellen können. Wir hatten niemals beabsich-
die Wellen eines Ozeans. Sie dachten an diese
tigt, irgendwo anders zu arbeiten, als unter den
ich mein Herz so wunderbar von Gott vorbereiteten Männer,
Volksstämmen des Amazonas, aber Gott vergrö-
die ihm hingegeben dienten. Plötzlich waren
in Anbetung zu ßerte unseren Wirkungskreis. So verbrachten wir
sie von ihnen genommen – und sie weinten um
Gott, der Frucht viele Jahre zur Hälfte in den Bergen und die
sie. Doch dann fanden sie Trost in Gottes Willen,
anderen sechs Monate im Dschungel. Gott gab
aus Verzweiflung, bis sie an die fünf Witwen dachten, die ohne
uns gnädig Frucht und vervielfältigte die Anzahl
Freude aus Leid ihre Männer dastanden. Da mussten sie wieder
der Gemeinden in den Bergen ebenso, wie er es
anfangen zu weinen. Aber wieder wurden sie
und Leben aus Tod getröstet, bis eine weitere Welle über sie herein-
im Dschungel getan hatte.
entstehen lässt. brach: was würde aus den Kindern, die ohne Jims Leben und sein Tod haben mir eine Menge
Väter aufwachsen mussten. Und was würde aus zu sagen. Jedes Mal, wenn ich jemand treffe, der
den Missions-Stationen? von ihm gehört hat, werde ich automatisch als
„Jim Elliots Bruder“ geehrt. Wir haben sehr viele
Mein eigenes Herz versuchte einen Sinn in dem
getroffen, die aufgrund seines Zeugnisses jetzt
Ganzen zu finden, was nur wie eine Tragödie
dem Herrn dienen.
und ein Verlust erschien. Eine Frage beschäftigte
mich am meisten: “Wenn wir uns selbst Gott Mir persönlich hat es tief in meinem Innern be-
hingeben, in Gehorsam seinem Wort gegenüber, wusst gemacht, dass wirkliches Leben nur aus
sollte er uns dann nicht beschützen, da wir für dem Tod kommt. Gott benutzte Jims Beispiel um
ihn leben?” mir die Augen darüber zu öffnen, was es bedeu-
tet „allezeit das Sterben Jesu am Leib umher zu
tragen, damit auch das Leben Jesu an unserem
Leib offenbar werde.” (2Kor 4,10).
Wenn ich die 50 Jahre überdenke, seit mein
Bruder Jim und seine Kameraden ihr Leben für
Gott in Ecuador hingaben, erhebe ich mein
Herz in Anbetung zu Gott, der Frucht aus
Verzweiflung, Freude aus Leid und Leben aus Tod
entstehen lässt. Das ist unser Gott, sowohl jetzt,
als auch in Ewigkeit. ■

Übersetzt von Tabitha Bühne; leicht gekürzt. Mit freundl.


Genehmigung von CMML Christian Missions in many Lands.

Die letzte Zeit zusammen.


Weihnachten 1955:
Jim und Betty Elliot,
Ed und Marilou McCully,
Pete und Olive Fleming

20
Buchbesprechungen
John Piper im Jahr 1946 die politischen Umstände eine Rückkehr nach
Überwältigt von Gnade Europa nötig machten.
• Aurelius Augustinus Elsie wuchs in London in einem bescheidenen, aber gottes-
• Martin Luther fürchtigen Elternhaus auf – die Eltern hatten ihre Tochter
• Johannes Calvin bereits als Säugling dem Herrn geweiht und so zeigt sich
CLV, gb., 218 S., € 7.90 der „goldene Faden“ der Führung Gottes in ihrem Leben,
der sie durch manche Prüfungen und Versuchungen für ihre
„Das erklärte, unverschämte Ziel
spätere Aufgabe vorbereitete.
dieses Buches ist, Ihre Leidenschaft
für die Zentralität und Oberhohheit Als junge Frau bekam sie von dem deutschen Missionar
Gottes zu entflammen“ (S. 164). Wilhelm Koll, den sie nur flüchtig kannte, per Post einen
Heiratsantrag. Doch sie sah auch darin den „goldenen Fa-
In diesem außerordentlich anregenden Buch wird der
den“ und so begannen die jungen Eheleute in äußerst be-
Verstand des Lesers geschärft, das Herz erwärmt und der
scheidenen und gefährlichen Umständen ihre Missionsarbeit
Wunsch geweckt, die Herrlichkeit Gottes in seinem Wort
in China, begleitet von den Gebeten und der Unterstützung
zu erforschen, sie anbetend zu betrachten und mit einem
der „Brüderversammlungen“ in Deutschland und England.
brennenden Eifer zu verkündigen.
Elsie Koll hat dieses Buch am Ende ihres Lebens, nach dem Tod
Gleichzeitig wird man beim Lesen gedemütigt – auch das ist
ihres Mannes, geschrieben. Dabei handelt es sich nicht um
ein Segen! - wenn man einen Einblick in das Leben und den
datierte Tagebuch-Eintragungen, sondern um einen Rück-
rastlosen Dienst dieser Männer bekommt. Die heutigen
blick auf die Führungen Gottes in ihrem Leben. Sie wollte der
Evangelikalen kennen im Allgemeinen nur noch die Schwä-
jüngeren Generation zeigen, „wie alle kleinen und großen
chen und Irrtümer und haben keine Vorstellung davon, was
Ereignisse des christlichen Lebens dem Muster folgen, das
wir diesen Männern verdanken, die Gott in den vergangenen
Gott in seiner Gnade für dieses Leben beabsichtigt“ (S. 9).
Jahrhunderten der Kirche geschenkt hat. Sie haben damals
viele Christen von der Selbst-Zentriertheit befreit und den Daher ist diese Lebensgeschichte besonders für diejenigen
Blick auf die Größe der Gnade Gottes gelenkt – ein Dienst, interessant und hilfreich, die sich für Außenmission inte-
den wir Evangelikalen heute bitter nötig haben. ressieren oder die Prinzipien der Führung Gottes kennen
lernen möchten. Ansonsten werden auch alle, die sich für
John Piper skizziert in diesem Buch das Leben von Augustinus,
Mission in China interessieren, mit viel Gewinn und Freude
Luther und Calvin, verschweigt nicht ihre teilweise gro-
diese Lebensgeschichte lesen, in der auch viele bekannte
ben Fehler, zeigt aber auch, wie diese Männer – von der
Personen der Brüderbewegung im weiteren Sinne auftau-
Gnade Gottes überwältigt und von ihrer eigenen völligen
chen und eine geistliche Weitherzigkeit dokumentieren, die
Verdorbenheit überzeugt – eifersüchtig auf die Ehre Gottes
erfrischend und vorbildlich ist.
bedacht waren und ihre Kraft und ihr Leben restlos für die-
Wolfgang Bühne
ses große Ziel eingesetzt haben.
„Das Beste, was eine Grille tun kann, ist, die Schwäne sin- Keith Green
gen zu lassen“ (S. 10) – so bescheiden beurteilt der Autor Was ist falsch am Evangelium?
sein eigenes Werk. Er lässt tatsächlich die „Schwäne“ gezielt, CMD, Tb., 60 S., € 2,50
aber ausführlich zu Wort kommen und darin ist er allen
Der 1982 verunglückte bekannte
Autoren ein großes Vorbild. Und als Leser dieses hervorra-
Sänger und Autor hat diese provo-
genden Buches kann man dem Autor dafür nur von Herzen
zierende Schrift hinterlassen, die
dankbar sein.
nach über zwei Jahrzehnten noch
Wolfgang Bühne
an Aktualität gewonnen hat. Er zeigt
Elsie Koll im ersten Teil, welche grundlegen-
den Elemente des Evangeliums in
Der goldene Faden
der heutigen Evangelisation weithin
Tagebuch-Aufzeichnungen
entfernt worden sind: Das Blut Jesu – das Kreuz Jesu – der
einer China-Missionarin
Schrecken der Hölle – die Schuld der Sünder – die Furcht
Daniel, Pb., 176 S., € 8,95 Gottes – die Notwendigkeit der Buße usw.
Elsie Koll (1897 – 1977) lebte und Im zweiten Teil führt er dagegen aus, welche Inhalte und
diente an der Seite ihres Mannes Praktiken zugefügt wurden, die wir nicht in der Bibel finden:
Wilhelm Koll und Mutter ihrer Kinder Der Aufruf nach vorne zu kommen – Das Übergabegebet
23 Jahre als Missionarin in China, bis – Das „Arme-Jesus-Syndrom“ usw.

21
In dieser aufrüttelnden Schrift wird deutlich, warum wir
heute so wenig tiefgehende, sich im Alltag bewährende Roland Antholzer
Bekehrungen erleben: Ein „Light-Evangelium“ oder ein „E- Trauern und trösten
fun-gelium“ ohne deutliche Predigt der Sünde, Buße und Eine Hilfe für Seelsorger
Notwendigkeit der Stellvertretung durch das Opfer Jesu und Betroffene
Christi wird keine echte, bleibende Frucht hervorbringen. CLV, Tb., 128 S., € 2,90
Green nennt diese verkürzte Art von Evangelisation „geist-
liche Abtreibung“ (S. 39). Eine wichtige, hilfreiche und außer-
dem preisgünstige Neuauflage zu
Auch wenn der Autor leider nicht zwischen „zugesproche-
einem aktuellen Thema – denn
ner“ Heiligkeit und praktischer Heiligung unterscheidet (S.
immer noch ist diese Welt voller
21-22), so sollte das nicht davon abhalten, dieses leiden-
Leid, Schmerz und Tod.
schaftlich geschriebene Buch zu lesen, zu überdenken und
weit zu verbreiten. Roland Antholzer möchte in die notwendige seelsorgerliche
Arbeit des Tröstens einführen. Er vermittelt ein fachlich
Im Anhang befindet sich der bekannte und ausgezeichnete
und biblisch begründetes Verständnis der Trauer, zeigt zu
Aufsatz von W. MacDonald: „Evangelium zum Schleuderpreis“.
vermeidende Fehler auf und ermutigt zu einem biblischen,
Wolfgang Bühne heilsamen Trösten.
Der Sinn des Leides wird ausführlich reflektiert und dis-
Dong-Hee Sohn kutiert und anschließend werden hilfreiche Einsichten zur
Die Straße zum Himmel Bewältigung vorgestellt. Doch auch Betroffene können beim
Sie kämpften und starben Lesen dieses Buches Hilfe, Trost und Ermutigung finden und
für Gott und Menschen dadurch eine befreiende Sicht auf Gottes manchmal „sta-
Brunnen, Tb., 331 S., € 11,95 chelig“ verpackte Segensgeschenke gewinnen.
Ulla Bühne
Dieser bewegende Tatsachenbericht
nimmt uns mit in das Korea der 30er D. Martyn Lloyd-Jones
und 40er-Jahre. Dort lebt und arbei-
Der geistliche Kampf
tet Familie Sohn unter Leprakranken.
Leben als Christ
Besonders das Familienoberhaupt,
Pastor Yang-Won Sohn, kümmert sich aufopferungsvoll um 3L, gb., 438 S., € 14,30
die Kranken und predigt ihnen mit Vollmacht Gottes Wort.
Dieser Band enthält 26 Predigten,
Als die Japaner Korea besetzen, weigert sich Pastor Sohn, die Martyn Lloyd-Jones in den
am Schinto-Kult teilzunehmen und wird deshalb ver- Jahren 1975-1976 vor einer großen
haftet. Fünf Jahre lang hält er im Gefängnis unter Folter Zuhörerschaft über vier Verse im
an seinem Glauben fest und erzählt währenddessen den Epheser-Brief (Kapitel 6,10-13) ge-
Gefangenen von Christus. Selbst als sein Urteil in lebenslän- halten hat.
glich umgewandelt wird, nimmt er es dankbar von Gott an.
In diesen Predigten beschreibt er die Taktik des Teufels, seine
Durch das Ende der japanischen Kolonialherrschaft kommt
Raffinesse und seine List, wie er mit Irrlehren, Sektiererei,
er unverhofft frei. Doch drei Jahre später werden seine
Fälschungen und Versuchungen, Verweltlichungen und
zwei ältesten Söhne von aufständischen kommunistischen
Entmutigung jeder Art die Christen attackiert und welche
Schülern ihres Glaubens wegen umgebracht. Zum großen
Waffen Gott uns gegeben hat, ihm zu widerstehen.
Erstaunen seiner Mitmenschen vergibt Pastor Sohn dem
Mörder und adoptiert ihn als seinen Sohn. Doch damit nicht Auch wenn man seine Ausführungen über die Geistestaufe
genug - nicht lange danach bricht der Koreakrieg aus und (S. 328-329) nicht ganz nachvollziehen kann (er macht
Pastor Sohn selbst wird wegen seiner christlichen Führer- einen zeitlichen Unterschied zwischen Wiedergeburt und
Persönlichkeit hingerichtet. Geistestaufe und verwechselt m. E. Geistestaufe mit Geist-
erfüllung), so sind seine Predigten auch nach 30 Jahren
Diese und viele andere Geschehnisse werden von seiner
äußerst aktuell und wegweisend.
Tochter Dong-Hee Sohn geschildert. Dabei geht sie ehrlich
mit ihren Ängsten, Zweifeln und Fragen um und verschweigt So beleuchtet er z. B. Fehlentwicklungen, die in der Kirchen-
auch nicht ihre Anklagen Gott gegenüber. Schließlich geschichte in verschiedenen Variationen immer wieder auf-
bezeugt sie, wie er sie und die übrigen Familienmitglieder tauchen und mit Erfolg vom Teufel eingefädelt werden.
durch all das Schwere hindurchgeführt und getröstet hat.
Die Predigten sind sowohl lehrhaft wie auch apologetisch
Ein aufwühlendes, trauriges und auch sehr wachrüttelndes und erwecklich. Sie richten sich an unseren Verstand, aber
Buch, das uns zu einem kompromisslosen Leben mit Gott auch an Herz und Gewissen, setzen aber Konzentration und
herausfordert! Muße voraus.
Deborah Bühne Wolfgang Bühne

22
John Piper damalige Bevölkerung Amerikas ausübten, im deutschspra-
Ihn verkündigen wir chigen Raum kaum bekannt ist, sind die Ausführungen über
Die Zentralität Gottes sein Wirken und die Zitate aus seinen Schriften überaus
in Predigt und Verkündigung wertvoll und anregend.

Betanien, Pb., 126 S ., € 8,50 Dieses Buch sollte für alle Verkündiger ein „Muss“ sein und
ist ein mutmachender Aufruf, mit aller Leidenschaft ein
Diese interessante Neuerscheinung
biblisches Evangelium zu verkündigen und das Wort Gottes
glänzt leider nicht durch einen nie-
freudig und vollmächtig auf Herz und Gewissen anzuwen-
drigen Preis, wohl aber durch den
den.
wertvollen Inhalt.
Wolfgang Bühne
John Piper ist nicht nur ein glühen-
der und begabter Prediger, son-
dern auch ein exzellenter Schreiber und Autor zahlreicher Werner Mücher
Bücher, die durch einen ausgezeichneten, zitatenreichen Heute noch
Schreibstil auffallen. Vor allem aber hat er ein großes Ziel: Gemeindezucht?
Überströmende Freude an Gott, an seinem Wort und an Daniel, Pb., 90 S., € 7,90
einem Leben der frohen und dankbaren Hingabe zu wecken,
damit Gott durch uns verherrlicht wird. Gemeindezucht gehört zu den
Themen, die zwar sehr brennend und
Dieses Buch ist ein leidenschaftlicher Aufruf an alle Ver-
aktuell sind, aber dennoch selten
kündiger, mit aller Kraft und Intensität die Herrlichkeit
gründlich behandelt werden – sei
unseres Herrn zum Thema zu machen, damit die Zuhörer
es mündlich oder auch schriftlich.
durch den Heiligen Geist angespornt werden, sich freudig
So ist es zu begrüßen, dass dieses
der Herrschaft Gottes zu unterwerfen.
Buch, das auf überarbeiteten Vorträgen des Autors beruht,
„Predigen ist ein öffentlicher Jubel über die Wahrheit, die veröffentlicht wurde. Auch wenn es durch den Vortragsstil
durch die Predigt verkündigt wird. Sie ist weder gleichgültig zu Wiederholungen kommt, wird das Thema doch systema-
noch ´cool´, noch neutral. Sie ist keine bloße Erläuterung. tisch und nachvollziehbar behandelt.
Sie ist geprägt von offenkundiger und mitreißender Leiden-
Zuerst wird die persönliche Erziehung und Zucht Gottes mit
schaft an ihrem Inhalt.“ (S. 15)
seinen Kindern vorgestellt und im zweiten Teil wird gezeigt,
„Gott ... will nicht Unterordnung durch einen bloßen Akt was im NT über Gemeindezucht gelehrt wird, welche
roher Autorität erzwingen, vielmehr will er mit unwider- Arten von Zucht aufgezählt werden und wie sie praktisch
stehlichen Offenbarungen seiner Herrlichkeit unsere Zu- angewandt werden sollen – was Gesinnung, Form und Ziele
neigungen gewinnen. Die einzige Unterordnung, die die betrifft. Dabei zeigt der Autor, dass „Ausschluss“ aus der
Würde und Herrlichkeit des Königs völlig widerspiegelt, ist Gemeinde keine Zucht im eigentlichen Sinn sondern eher
eine freudige Unterwerfung.“ (S. 27) das Eingeständnis ist, dass alle bisherige Zucht vergeblich
war.
Im zweiten Teil des Buches wird das Leben Jonathan
Edwards (1703-1758) vorgestellt, seine Theologie und seine Die Ausführungen sind sowohl leicht verständlich wie auch
Predigtweise, die für den Autor dieses Buches beispielhaft seelsorgerlich und bieten daher eine gute und praktikable
und prägend ist. Da dieser Erweckungsprediger, dessen Hilfe.
Predigten und Bücher eine beispiellose Wirkung auf die Wolfgang Bühne

Diese Bücher können in jeder Christlichen Buchhandlung oder bei folgender Adresse bestellt werden:
Christliche Buchhandlung Wolfgang Bühne, Eisenweg 2, D-58540 Meinerzhagen, Tel.: 02354-709585

Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr
nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.
Unserm Gott und Vater sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen. Phil 4,19

23
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen
PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661

»Herr, zünde an
den toten Reisighaufen
meines Lebens,
gib, dass ich aufflamme
und für Dich verbrenne.
Verzehre mein Leben,
Herr, denn es ist Dein.
Ich trachte nicht
nach einem langen Leben,
sondern nach einem
erfüllten, gleich Dir,
Herr Jesus!«
Jim Elliot (im Jahr 1948, † 1956)

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