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4 2003

H 11661
Meinerzhagen
Nummer 104
Jahrgang 2003

Kontaktblatt
aktiver Christen

fest
und
treu
Mit Ausharren laufen
den vor uns liegenden Wettlauf
Hebräer 12.1
Impressum
fest Heft Nr. 104
und 4. Quartal
treu 2003 Es wird Nacht im Christlichen Abendland
Herausgeber
CLV
Christliche Literatur-
Verbreitung e.V. So der Wortlaut des Tages-
Postfach 110 135 Horoskops in unserer Zeitung.
33661 Bielefeld Phrasen, so dehnbar wie eine
Socke, die jedem passt...
Bankkonto
Postbank Hannover Es ist Weihnachtszeit. Die Drogeriemarkt-Kette ,dm’ dekoriert ihre Fili-
Kt.-Nr.: 25 24 309 alen mit astrologischen Symbolen. Ein kleines Gratisheft bietet einen
BLZ: 250 100 30 Einsteigerkurs in die Astrologie: Angeblich werden Schicksal und Charakter
Sonderkonto durch das Tierkreiszeichen bestimmt, in dem sich die Sonne bei unserer Geburt
für Außenmission bewegte... „Wie oben, so unten!“, so der astrologische Grundsatz. Als ich dem
Für Lateinamerika, Marktleiter meine Missbilligung äußere, erwidert er nur knapp: „Wir sind ein anthropo-
Russland, usw.: sophisch geführtes Unternehmen. Wenden Sie sich an die Zentrale.“ Im Christlichen Abendland wird
es Nacht. In der Finsternis treten die Sterne um so stärker in Erscheinung und ziehen die Menschen
CLV-Auslandshilfe in ihren Bann...
Volksbank
Meinerzhagen „Wie oben, so unten?“ „Wie im Himmel, so auf Erden?“ „Ehre sei Gott in der Höhe und ... auf der Erde?“
Kt.-Nr.: 101 210 3300 2000 Jahre nach der Geburt unseres Herrn sieht es nicht so aus, als ob viele Menschen Gott die Ehre gäben.
BLZ: 45 86 16 17
Der 29. Psalm beginnt mit dem Gebot: „Gebt dem HERRN, ihr Göttersöhne, gebt dem HERRN
Bitte immer den Herrlichkeit und Kraft!“ und endet mit dem Gebet: „Der HERR möge sein Volk segnen mit Frieden.“
Verwendungszweck Wenn wir (endlich) Gott in der Höhe ehren, wird auch bei uns der Friede einkehren.
angeben und bei
Spendenbescheini- Und wir haben desto fester das prophetische Wort,
gungs-Wunsch auf und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet
eine vollständige als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort,
Absender-Anschrift
bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe
achten. Danke sehr!
in euren Herzen. 2. Petrus 1,19
Erscheinungsweise Das Redaktionsteam wünscht sich und allen Lesern, dass der „Morgenstern in unseren Herzen“
erscheint
fest
und vierteljährlich
um so heller erstrahlt, je schwärzer die Nacht um uns wird und
je näher wir den herrlichen Tag unseres Herrn kommen sehen.
treu und kann kos-
tenlos bezogen werden.

Schriftleiter
Wolfgang Bühne
Postfach 1126
Inhalt dieser Ausgabe:
58527 Meinerzhagen
A.W. Tozer Ein langweiliger Gott? ...................................................................................................... 3
Bestellungen, Gerrit Alberts Friesisch herb und Gott geweiht – Remmer Janßen ............................................ 4
Abbestellungen sowie
Adressänderungen an: Wolfgang Bühne Kein Grund zum Feiern – 150 Jahre Brüderbewegung ........................................ 8
A. Fett, Schoppen 1 Andreas Fett Die Fußspur des Gesalbten ............................................................................................11
58540 Meinerzhagen;
fest&treu@clv.de
Jill Vanderhoof Hat Wahnsinn einen Sinn? Ein Missionar erkrankt an Kreutzfeld-Jakob......12
Peter Lüling Wo die Matten hängen ..................................................................................................15
Für die Schweiz:
An Friedrich Oesch Timo Fischer Wege aus dem Aus Die Gefährdetenhilfe „Ausweg“ stellt sich vor................16
Schauenbergstrasse 1 Schoppen Die Termine für 2004 ................................................................................................... 18
CH-8352 Schottikon
Jens Grapow Leserbrief zu„ProChrist – wohin?“ ............................................................................19
Friedrich.Oesch@
schottikon.ch Aktuelle Buchbesprechungen....................................................................................... 21
A.W. Tozer

Ein langweiliger Gott?


Sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück
mit großer Freude; und sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
Lukas 24,52.53

Man kann nur zu dem Schluss kommen, dass die bekennenden Kinder Gottes Müssen wir
Ihn langweilig finden; denn man muss sie mit netten Ködern in Form von frommen
Filmen, Theatervorführungen und Kaffeetafeln in die Gottesdienste locken. mit netten
Ködern in
Es ist beinahe unmöglich, einen Versammlungsort
Form von
zu finden, dessen einzige Attraktion Gott ist!
frommen
So stehen wir vor der unnatürlichen Situation, Orthodoxie im Bekenntnis und
Filmen,
Heterodoxie in der Praxis vorzufinden. Diese Ködertechnik ist so vollständig in
unser gegenwärtiges religiöses Denken integriert, dass wir es einfach für dazuge- Theatervor-
hörig betrachten. Wer ihr anheim gefallen ist, kommt im Traum nicht auf den führungen und
Gedanken, all das gehöre überhaupt nicht zur Lehre Christi und Seiner Apostel. Kaffeetafeln in
Immer wenn man darauf hinweist, hier trage das Christentum ein goldenes unsere Gottes-
Kalb umher, erhält man die triumphierende Antwort: „Aber wir gewinnen sie!“ dienste locken?
Wozu aber werden sie gewonnen? Zu wahrer Jüngerschaft?
Zum Kreuztragen?
Zur Selbstverleugnung?
Zur Trennung von der Welt?
Zur Kreuzigung des Fleisches?
Zu einem ehrenhaften Charakter?
Zur Verleugnung weltlicher Güter?
Zu harter Selbstdisziplin?
Zur Gottesliebe?
Zur völligen Hingabe an Christus?
Natürlich lauten die Antworten auf all diese Fragen: „Nein!“
Wir bezahlen einen schrecklichen Preis für unsere religiöse Langeweile.
Und das, wo die Welt am Abgrund ewigen Verderbens steht!

(Aus dem Andachtsbuch: A.W.Tozer,


„Verändert in sein Bild“, CLV)
GERRIT ALBERTS

Friesisch herb und Gott geweiht


AUS DEM LEBEN DES ERWECKUNGSPREDIGERS REMMER JANßEN (1850 - 1931)

ziplinarischen Gründen musste er die Schule


Ein ostfriesisches Original
zwischenzeitlich verlassen. Der Schulleiter, ein
Unter den Christen Ostfrieslands hat es vie- Christus-gläubiger Mann namens Reuter – übri-
le bemerkenswerte Originale gegeben. Ei- gens der Großvater des ehemaligen Berliner Re-
nige Beispiele sind der in Middels geborene, gierenden Bürgermeisters Ernst Reuter – ermög-
bibeltreue Professor für systematische Theologie lichte ihm die Rückkehr an die Schule und wur-
Bei der Beer- Ludwig Ihmels (1858-1933), der frühere Rysu- de ihm ein Wegweiser zum Heil. Von seiner radi-
digung eines mer Pastor und Initiator der Bekennenden Kir- kalen Bekehrung sagte Janßen später: „Gott hat
chen im Dritten Reich Karl Immer (1888 – mich dadurch aus einem Satanskind zu einem
angesehenen 1944) oder der Wybelsumer Pastor und spätere Gotteskind gemacht.“
Bürgers, der Patriarch in den Bodelschwing’schen Anstalten
Gegen den Widerstand seines Vaters studierte er
wenig christlich Tegtmeyer. Die meisten, teils mit unverhohlener
Theologie in Leipzig und Göttingen. Nach einem
Bewunderung erzählten Anekdoten sind in die-
gelebt hatte, sem exotischen Land an der Waterkant jedoch
Vikariat in Nesse wurde er 1877 als Pfarrer nach
klopfte er an den Strackholt berufen, wo er 44 Jahre lang bis zu
über den Erweckungsprediger Remmer Janßen
seinem Ruhestand wirkte.
Sarg und rief: „Er im Umlauf.
brennt schon!“ Obwohl es z. Zt. keine Biografie über ihn zu kau- Brandwein im „Abgang“
fen gibt – es sei denn antiquarisch – ist die Er-
Die evgl.-lutherische Kirchengemeinde hatte et-
innerung an ihn unter den Christen in Ostfries-
wa 2000 Mitglieder. Ein Amtsvorgänger Janßens
land wach geblieben.
hatte bereits Jahrzehnte vorher eine Erweckung
Vor einigen Monaten besuchte ich sein immer für den Ort prophezeit. Während einer schreck-
noch liebevoll gepflegtes Grab in Strackholt und lichen Dürre wurde in der Kirche um Regen ge-
nahm mir vor, mich mit dem Leben dieses außer- betet, der dann in der folgenden Nacht auch
gewöhnlichen Mannes näher zu beschäftigen. reichlich fiel. Am nächsten Sonntag sprach er
von der Kanzel die ahnungsschweren Worte:
Vom Satanskind zum Gotteskind
„So wird dereinst auch über Strackholt der
Remmer Janßen wurde im ostfriesischen Wer- erquickende Wolkenbruch einer Erweckung
dumer Altendeich als Sohn eines reichen Bauern niedergehen, hundertfach mehr Leben weck-
geboren. Seine Eltern pflegten eine gewisse Kirch- end als dieser Regen. Jene Erweckung wird
lichkeit, konnten jedoch mit Begriffen wie „Be- wie ein Stumwind durch die Gemeinde fah-
Remmer Janßen
kehrung“ und „Wiedergeburt“ nichts anfangen. ren, der Morsches niederreißt und lange
geb. 6. November 1850
gest. 18. Mai 1931
Seine Mutter kam allerdings später unter seinem Verschüttetes freilegt. Und folgen wird der
Einfluss zum lebendigen Glauben an den Herrn stillere Mahnruf gleich einem sanften be-
Jesus. ständigen Säuseln.“
Der junge Remmer besuchte das Auricher Gym- Die stürmische Phase der Erweckung geschah in
nasium. Er war ein begabter, lebenslustiger Schü- den ersten zwölf Jahren des Wirkens von Janßen
ler, der dem Alkohol nicht abgeneigt war und in Strackholt. Er predigte das heilige Gesetz
des öfteren über die Stränge schlug. Aus dis- Gottes, um zur Buße und Bekehrung zu führen.

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„Gesetz und Evangelium waren ihm wie Nadel ist. In dem Kirchspiel gab es nicht nur fünf Gast-
und Faden.“ Über die Hölle und ihre Schrecken wirtschaften, sondern auch acht Branntwein-
und über das Jüngste Gericht predigte er so ernst, brennereien, die allesamt eingingen.
dass der Zuhörer ahnte, dieses alles könnte mor-
gen schon für ihn hereinbrechen. Sünde deckte
er schonungslos auf und zeigte, wie der heilige
Gott sie ansieht.
Dabei schoss er – vor allem in jungen Jahren –
vielleicht manchmal über das Ziel hinaus. In rei-
ferem Alter meinte er:
„Früher predigte ich mehr das Gesetz,
jetzt predige ich mehr das Evangelium.“ Einst trat Janßen in eine Stube, in der drei Nach exzessivem
Frauen ihren 'kalten Tee' – ein Alkoholgemisch – Alkoholgenuß...
Bei der Beerdigung eines angesehenen Bürgers,
tranken. „Guten Abend, ihr vier!" „Aber wir sind
der wenig christlich gelebt hatte, klopfte er an
doch nur drei", entgegneten diese. Janßen ant-
den Sarg und rief: „Er brennt schon!“ Bei einer
wortete: „Der Teufel sitzt mitten unter euch!“
anderen Trauerfeier klopfte er ebenfalls auf den
Sarg, deutete auf die einzelnen Trauergäste und Neben der unbedingten Notwendigkeit der Be-
sagte: „Bestelle dein Haus, denn du wirst ster- kehrung predigte er die Wichtigkeit eines Hei-
ben und nicht lebendig bleiben.“ Für einen Mann, ligungslebens für Christen. Heftig zog er z. B.
den er auch noch namentlich anredete, hätte gegen den Geiz zu Felde: „Den Schnapsteufel
sich die Prophezeiung beinahe bereits während habe ich euch ausgetrieben, der Geldteufel aber
der Trauerfeier erfüllt. Jedenfalls wurde dieser ist eingekehrt.“
leichenblass und beschwerte sich später beim
Landeskirchenamt. „Wachsen wie ein Kuhschwanz“ –
Demut und Verzicht
In dieser Zeit kamen zahlreiche Menschen zur Wie alle Menschen, die Gott als Werkzeuge ge- „Watt geiht
Bekehrung. Die Zahl der Gottesdienstbesucher braucht, hatte Remmer Janßen ein tiefes Be-
stieg auf 1000 an gewöhnlichen Sonntagen und wußtsein von der Größe Gottes und seiner eige-
dat anner
auf 1500 an Festtagen. Von weither kamen die nen Erbärmlichkeit. „Ich nichts, Jesus alles!“ war Lüe an?“,
Menschen. Manche scheuten einen Fußweg von sein Lebensmotto. „Ein Christ wächst wie ein schimpfte
25 km nicht, um die Predigt Janßens zu hören. Kuhschwanz. Der Sündendreck zieht ihn nach er – und
unten.“ Öffentliche Ehrungen fürchtete Janßen
Zu den Mittwochs-Bibelstunden kamen etwa
wie alle wahrhaft Großen im Geist. Als er einen das kräftig.
700 Menschen. In der Gemeindechronik schrieb
Orden mit einem persönlichen Schreiben von
Janßen:
Kaiser Wilhem II. erhielt, sagte er niemandem
„Mit Furcht und Zittern wage ich es, an die etwas davon. Seine Pflegekinder fanden es je-
Beschreibung des kirchlichen Lebens in hie- doch heraus und ließen das Ordensband heim-
siger Gemeinde heranzutreten. Der gnädige lich an seinen Gehrock nähen. Auf einer Pfarr-
Gott gab einen gesegneten Anfang. Der konferenz wurde er herzlich beglückwünscht.
Andrang wurde von Sonntag zu Sonntag „Woher habt ihr denn das gehört?“, fragte er
größer, so dass die Sonntagsbänke auf den erstaunt. Seine Amtskollegen wiesen strahlend
Gang gestellt werden mussten. ... Es wur- auf das Ordensband am Rock. Als er wieder zu
den Hausandachten und Tischgebet einge- Hause war, ließ er es sofort abnehmen.
führt. Auch wurden Betstunden am Sonn- „Watt geiht dat anner Lüe an“, schalt er
tagabend und in der Woche gehalten. Die – und das kräftig. In seiner Schlichtheit
kirchliche Zucht und Ordnung wurde nach vermied Janßen alles Auffällige. Einst
und nach eine würdige. ... Eine sittliche För- holte ein junger Mann den alten, in
derung erfuhr auch das tägliche Leben der Ruhestand lebenden Pfarrer mit einem
Gemeinde: Der Brandwein-Verbrauch kam Wagen zu einem Dienst ab. „Ich kann
sehr in Abgang ... Nacheinander gingen fünf doch gehen“, sagte Janßen. Auf Bitten
Brandwein-Schänken in der Gemeinde ein. des Mannes bestieg er den Wagen mit
An Sonntagabenden wie auch sonst herrsch- den Worten: „Besser demütig gefahren
te Ruhe und Ordnung. Ebenso wurde alle als stolz gegangen...“ Demütig Autofahren...
Sonntagsarbeit unterlassen.“
Janßen blieb Zeit seines Lebens ehelos. Als seine
Wer die ostfriesische Mentalität kennt, weiß, erste Haushälterin heiratete, gab sie ihm den
dass – ähnlich wie in skandinavischen Ländern – freundlichen Rat, den gleichen Schritt zu tun. Er
das exzessive Alkoholtrinken ein großes Problem antwortete: „Ich habe mit meinem alten Adam

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soviel zu tun. Wenn ich jetzt noch eine Eva be- bensstils, den sie für den Sohn eines reichen
käme, wo sollte ich dann bleiben?“ Marschbauern als anstößig empfanden. Sie
nannten ihn einen Judas, weil er sein Erbe weg-
Vor allem in jungen Jahren führte er ein sehr
gäbe. Er entgegnete, es sei zwischen ihm und
asketisches Leben. Er sparte sich das Essen vom
„Alle, die vor Mund ab, um es den Armen zu geben. Viel Zeit
Judas doch ein Unterschied. Er gebe sein Geld
der Inflation aus der Tasche, aber Judas habe es in die Tasche
verbrachte er mit Gebet und Fasten, so dass sei-
gegeben. Als später während der Inflation viele
Geld hatten, ne erste Haushälterin meinte: „In den ersten Jah-
aus ihrem Reichtum in eine schwer zu ertragene
ren ist der Pastor fast nicht von den Knien ge-
sind jetzt un- Armut gestürzt wurden, sagte Janßen: „Alle
kommen.“ An einem Neujahrsmorgen konnte er
glücklich, weil Menschen, die früher Geld hatten, sind jetzt un-
den Besuchern des Gottesdienstes sagen: „Ich ha-
glücklich, weil sie ihr Geld verloren haben. Wie
sie ihr Geld ver- be die ganze Nacht um eure Seelen gerungen."
glücklich bin ich, dass ich alles verschenkt habe,
loren haben. Dieses überaus asketische Leben hielt sein Kör- nun brauche ich nicht zu sorgen.“
Wie glücklich per nur wenige Jahre aus. Der Preis, den er zah-
bin ich, dass len musste, war ein gänzlich ruinierter Magen Das kommt von der Liebe
und ein mit starken Schmerzen verbundenes
ich alles ver- Nervenleiden. Er war damals ein Mensch mit
So derb und schonungslos die Aussprüche Jan-
ßens manchmal sein konnten, so einfühlsam
schenkt habe.“ bleichen Zügen, hohlen Wangen und tief ge-
und liebevoll konnte er im persönlichen Um-
betteten Augen. Sein Arzt verordne-
gang sein. Man sagte, er sei auf der Kanzel ein
te ihm eine Kur in Wiesbaden. Jan-
Löwe, unter der Kanzel ein Lamm gewesen. Er,
ßen jedoch entgegnete ihm: „Dazu
der unverheiratet war, hat insgesamt 31 Waisen-
brauche ich nicht zu verreisen. Hin-
kinder in seinem Haus großgezogen und sich in
ter dem Haus habe ich Wiesen und
rührender Weise um ihr leibliches und geistliches
Wasser zum Baden: da habe ich
Wohlergehen gekümmert.
,Wiesbaden’...“ Er meinte, es nicht
verantworten zu können, so viel Eines seiner Pflegekinder bekam von der Haus-
Geld für sich auszugeben. Der Arzt hälterin Gretje den Auftrag, Honig in einem
erklärte kategorisch: „Herr Pastor, Steinkrug zu holen. Der Junge fiel und der Krug
Das alte Missionshaus
Sie können die Ausgaben für ihre zerbrach. Einen Rest an Scherben und Honig drück-
Gesundheit nicht verantworten? Ich sage Ihnen: te der Junge fest an seine Brust. So erschien er
Wenn Sie nicht das Nötigste für Ihre Ge- im Pfarrhaus. Gretje war erzürnt und rief den
sundheit tun, liegen sie mit Ihren 30 Jahren Pastor, damit er mit dem Jungen schimpfe.
bald in der Erde und faulenzen. Können Sie das „Sieh, Gretje, das ist nun der Schatz im irdenen
verantworten?“ Diese deutlichen Worte saßen. Gefäß“, sagte Janßen und zog sich freundlich
Ein Vierteljahr ließ er seine Amtsgeschäfte ru- lächelnd wieder in sein Studierzimmer zurück.
hen. Sein Körper hat es ihm gedankt.
Janßens Lehrer und väterlicher Freund, Direktor
Nur schwer vorstellbar ist, dass dieser diszipli- Reuter, besuchte ihn später in Strackholt. Beein-
nierte Mann dem Laster des Rauchens frönte, druckt von den mächtigen Taten Gottes durch
und zwar in starkem Ausmaß. Im übrigen war seinen ehemaligen Schüler fragte er: „Woher
dies unter den frommen Männern Ostfrieslands kommt das?“ Janßen antwortete: „Das kommt
- zumindest in früheren Jahrzehnten - stark ver- von der Liebe!“
breitet. (In manchen Gegenden soll es so etwas
Wenn Janßen Not sah, war er nur schwer zu
heute noch geben.) Als sein Arzt ihm riet, das
bremsen. Einmal verschenkte er seine Sonntags-
Rauchen sein zu lassen, rang er eine ganze Nacht
hose an einen aus dem Zuchthaus entlassenen
im Gebet um Befreiung und war am nächsten
Mann; ein anderes Mal sein Unterbett an einen
Morgen erlöst von dieser Sucht.
Remmer Janßen, Gichtkranken, so dass er selbst auf Stroh schla-
Auch in späteren Jahren ist Remmer Janßen fen musste.
der unverheiratet nicht von äußeren und inneren Anfechtungen
war, hat insgesamt verschont geblieben. Eines seiner Lieblingsworte Kräftig gemolken
31 Waisenkinder war: „Wir siegen durch Unterliegen.“ Durch tiefe
Remmer Janßen, der selber außerordentlich
Niedergeschlagenheit hindurch lernte er mit John
in seinem Haus Wesley zu sagen: „Diese finsteren Depressionen
freigiebig war, hatte keine Skrupel, andere zum
großgezogen Geben aufzufordern. Als er mitbekam, dass eine
machen den Glauben unabhängig von Stim-
alte Frau Hunger litt, ging er zu einem reichen
mungen und bewirken, dass er ruht im vollbrach-
Bauern, der nicht umhin kam, auf Janßens ener-
ten Werk Christi.“
gisches Bitten hin der alten Dame zwei Zentner
Janßens Eltern machten ihm Vorwürfe wegen Kartoffeln zu liefern. Als sein Blick auf die mit
seiner Freigiebigkeit und seines armseligen Le- Würsten und Speckseiten reich behangene Kü-

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chendecke fiel, griff er zum Messer, rückte sich feiert und bestand viele Jahre nach dem Heim-
einen Stuhl zurecht und schnitt ein nicht gera- gang Janßens weiter. 1970 fand es zum 89. Mal
de kleines Stück Speck für die alte Tinamöh von statt. Diese Missionsfeste waren ein „Erweck-
der Decke. Wohl keiner von geringerer morali- ungsherd“. Viele Menschen kamen hier zum Glau-
scher Autorität hätte so handeln dürfen und ben. Dienstboten schlossen ihren Arbeitsvertrag
können. nur mit der Bedingung ab, an diesem Tag frei zu
haben.
Mit schalkhaftem Humor warb er auf einer Mis-
sionskonferenz mit folgenden Worten für Mis- Auch in der Gastfreundschaft war Remmer Jan- „Ich habe mit
sionsspenden: ßen seiner Gemeinde ein gutes Vorbild. Zu die-
sem Ereignis bewirtete er im Pfarrhaus 100 bis
meinem alten
„Neulich ging ich an einer unserer schönen Adam soviel zu
200 Leute. Zum Missionsfest ließ er immer eine
Weiden vorbei: Welch saftiges Gras für un-
sere Kühe! Auch Wasser war genügend vor-
seiner Kühe schlachten. Während des Essens, das tun. Wenn ich
in mehreren Schichten vor sich ging, sah man jetzt noch eine
handen zum Löschen des Durstes. Und doch
ihn durch die Reihen der Gäste wandeln, sie per-
brüllten die Kühe, dass es einen erbarmen
sönlich begrüßend und darauf achtend, dass je-
Eva bekäme,
konnte. Warum wohl? Der Grund konnte nur wo sollte ich
der einen vollen Teller hatte.
sein: Sie wollten gemolken werden.“
dann bleiben?“
Und dann folgte die Anwendung auf die Hörer: Ich gehe zu den Lebendigen
„Ihr habt heute gute Speise aus dem Wort Welche Geistesgabe war bei Janßen
Gottes empfangen und den Durst eurer See- am stärksten ausgeprägt? Sicherlich
le stillen können. Aber ganz wohl wird es hatte er die Gabe eines Evangelisten
euch erst, wenn ihr kräftig gemolken werdet. und auch eines Hirten. Seine aufge-
Heraus mit dem Inhalt eures Portemon- zeichneten Predigten vermitteln den
naies in die Kollekte hinein.“ Eindruck, dass die Gabe des Propheten
– in dem Sinn, dass er durch das bib-
In 31 Jahren sammelte Janßen die damals ge-
lische Wort Menschen in das Licht
waltige Summe von 382.642 Mark und 25 Pfen-
Gottes stellte – seine ausgeprägteste
nig für die Mission. Es wird berichtet, dass Eltern
Gabe war.
ihre Töchter nur ohne Schmuck zu den Mis-
sionskonferenzen gehen ließen, weil unter dem Kurz vor seinem Tod war er bettlägerig und hat- „Gute Nacht,
Eindruck der Rede Janßens der Schmuck garan- te sein Gesicht der Wand zugekehrt. Zwei Frau-
tiert in den Kollektenbeutel wanderte. „Ich habe en, die ihn bewunderten, jedoch nicht bekehrt
ihr Toten, ich
nun so viel gegeben, dass ich kein Geld mehr waren, wollten ihn gerne noch einmal sehen. gehe zu den
habe, um nach Hause zu fahren,“ erklärte ein Nach langem Bitten wurde es ihnen erlaubt, mit Lebendigen!“
Missionsfest-Teilnehmer. Einmal wurde das Drän- der Bedingung, ganz leise zu sein, damit der
gen auf Geld einem Amtskollegen doch zuviel: Kranke nicht gestört werde. Vorsichtig schlichen
„Janßen, diesmal hast du es zu arg gemacht!“, sie an sein Bett heran und beobachteten ihn
rief er ihm nach einem Missionsfest in Timmel er- eine Weile. Die eine flüsterte der anderen zu: „Es
regt zu. Janßen, eine Weile auf und ab gehend, wäre doch schade, wenn er sterben müsste.“ Es
meinte: „Hast recht! Wenn es um das Geld geht, ist schwer vorstellbar, dass der schwerhörige
dann gehe ich auf den Geldbeutel los wie ein Kranke diese Äußerung verstand. Möglicherwei-
Ziegenbock auf den gefüllten Hafersack.“ se wurden ihm die Gedanken der Besucherinnen
durch den Heiligen Geist gezeigt. Er drehte sich
Bis an die Enden der Erde um und sprach mit lauter Stimme: „Gute Nacht,
ihr Toten, ich gehe zu den Lebendigen!“. Dann
Obwohl Remmer Janßen sein ganzes Berufs-
drehte er sich wieder zur Wand. Diese Worte
leben in einem kleinen ostfriesischen Dorf – so-
schlugen wie ein Blitz in die Herzen der beiden
zusagen am Ende der Welt - verbrachte, hatte er
Frauen. Sie waren die ersten, die sich nach Jan-
einen weiten Horizont und war darum besorgt,
ßens Tod bekehrten. ■
das Wort Gottes bis an die anderen Enden der
Erde zu tragen. Er gründete in Strackholt eine
Missionsschule, in der im Laufe der Jahre 96
Literatur:
Schüler für den Dienst in der inneren und äuße-
Vom Geheimnis Christi – Ein Betrachtungs- und Andachtsbuch
ren Mission ausgebildet wurden. von und nach Pastor Remmer Janßen,
Hrsg. u. Verleger: Johannes Mindermann, 26629 Spetzerfehn, 1973
Am letzten Mittwoch im August, im weiteren
Pagel, A.: „Predigen, predigen – das ist das Schönste, was es gibt!“
Sinn noch in der Erntezeit, strömten etwa 3000 Zum Gedenken an den 150. Geburtstag des ostfriesischen Erweckungs-
Menschen zum Strackholter Missionsfest zu- predigers Remmer Janßen, in: Licht + Leben 11/2000

sammen. Dieses Fest wurde erstmals 1882 ge- Abb. aus: „Pastor Remmer Janßen“; Günther Maske, Ostgrossefehn

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WOLFGANG BÜHNE

Kein Grund zum Feiern...


150 JAHRE BRÜDERBEWEGUNG IN DEUTSCHLAND

Jahresfeste, Jubiläen und Gedenkfeiern lösen im Manchmal ist es zum Heulen ...
Allgemeinen bei den „Brüdern“ leichtes Unbehagen aus. Während ich diese Zeilen schreibe stehe ich im-
Die Tatsache, dass es in Gottes Augen nur eine mer noch unter dem Eindruck der beiden Besu-
Gemeinde gibt - „die Gemeinschaft der Heiligen“ che, die ich gestern kurz nacheinander bekam:
- ist den „Brüdern“ wichtig und man möchte Ein langjähriger Freund, seit Jahrzehnten in der
diese eine Kirche in Lehre und Praxis zumindest sog. „alten Versammlung“ beheimatet, klagte
bekennen, darstellen oder repräsentieren („der seine Not und bat um Rat wie er und seine Frau
Einheit des Leibes Ausdruck geben“). Insofern sich verhalten sollen, weil der Zustand der Ver-
gibt es die „Brüder“ schon seit dem Kommen des sammlung sie dermaßen deprimiert, dass ihr
Heiligen Geistes am Pfingsttag. geistliches Leben zu ersticken droht. Er hatte z.B.
Der ersten Der ersten Generation der Brüderbewegung war in der Gebetsstunde für eine „Erweckung“ gebe-
es wichtig, keine Sondergruppe unter den Chris- tet, worauf ihm anschließend erklärt wurde, ein
Generation solches Gebet würde die „Geschwister beunru-
ten zu sein und sieht in den vielen Denominati-
der Brüder- onen keine erfreuliche „geistliche Vielfalt“, son- higen“ (mit anderen Worten: er solle bitte nicht
bewegung dern vielmehr Kennzeichen dafür, wie weit man schlafende Hunde wecken!).
war es wichtig, sich von Gottes Vorstellungen über seine Ge- Ein anderes Mal hatte er es gewagt, vor dem
meinde entfernt hatte. Brotbrechen öffentlich um Reinigung von Sünde
keine Sonder-
Trotzdem kommt man nicht daran vorbei, die zu beten, was ihm die Bemerkung einbrachte,
gruppe unter dass ein solches Gebet nicht in die Anbetungs-
Anfänge dieser Bewegung vor ca. 175 Jahren in
den Christen England und 25 Jahre später in Deutschland zu stunde gehöre, weil die Bitte um Reinigung von
Sünden zu Hause zu geschehen habe...
zu bilden. datieren. Und so kommt es, dass sich in den letz-
ten Jahrzehnten auch in der Brüderbewegung in In seiner Not hatte der Bruder eine der vielen
Deutschland so etwas wie ein Geschichts-Be- Versammlungen der „freien Brüder“ aufgesucht,
wusstsein entwickelt hat. um dort „saubere Luft zu atmen“ und aufbau-
ende Nahrung zu bekommen. Aber was er dort
zu sehen und zu hören bekam, schien ihm auch
keine bessere Alternative zu sein. „Wohin sollen
wir gehen?“ lautete seine verzweifelte Frage.
Kaum hatte er sich verabschiedet, kam ein älteres
Ehepaar zu Besuch. Sie hatten sich vor wenigen
Jahren von der „alten Versammlung“ getrennt,
um mit einer Anzahl meist jüngerer Geschwister
eine „neue Versammlung“ im Nachbarort zu grün-
den. Nach einem schwungvollen Anfang und
wachsenden Besucherzahlen kam es auch hier
bald zu einer Ernüchterung, weil Brüder der jün-
geren Generation eine Art „Gemeinderegel“ auf-
stellten, die z.B. in der „Frauenfrage“ die klaren
Aussagen des NT aufweichte und relativierte. Da-
bei wurde signalisiert, dass es jedem – der diese
Die Altlasten der Geschichte der Brüderbewegung... Gemeinderegel nicht bejahen könne – freistehe,
Daher wundert man sich auch nicht, dass es in sich einer anderen Gemeinschaft anzuschließen.
diesem Jahr eine Gedenkfeier und Veröffent- In ihrer Not sind die beiden wieder in die Ge-
lichungen zum 150-jährigen Bestehen der Brü- meinde zurückgegangen, die sie vor Jahren ver-
derversammlungen in Deutschland gab, obwohl lassen hatten, obwohl sie einige Trennungen in
die Geschichte und der gegenwärtige Zustand der Gruppe dieser Versammlungen nicht beja-
der „Brüder“ mehr Anlass zur Demütigung und hen konnten. „Was sollen wir tun?“, riefen sie
Buße als zum Feiern und Jubeln bietet. unter Tränen aus.

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Diese beiden Beispiele stehen für viele ähnliche der zur „Bekennenden Kirche“ gehörte, seinem
und spiegeln etwas von der traurigen Alltags- enttäuschten Herzen Luft, indem er in dem er-
wirklichkeit der Brüderversammlungen wieder. schütternden Gedicht „O, seht sie an, die ,Ein-
zig-biblisch-Frommen’ ...“ die Überheblichkeit
(Natürlich gibt es auch Versammlungen, wo es
und hohlen Bekenntnisse der „Brüder“ auf den
anders aussieht, wo geistliches Leben und Wachs-
Punkt brachte:
tum zu erkennen ist, aber zumindest in den Ver-
sammlungen, die auf eine längere Tradition zu- „Nur wir versammeln uns in Jesu Namen!“
rückblicken, sind das leider Ausnahmen.) „Nur wir allein!“ – so sprecht Ihr immerfort –
„Zu unsrer Lehre nur sagt Gott sein Amen!“
Einiges haben wir mit den „Nur wir allein verstehen recht sein Wort!“
Charismatikern gemeinsam ... „Bei uns allein ist Jesus in der Mitte,
weil wir in Seinem Namen sind vereint!“
Es ist eine traurige und demütigende Tatsache,
„Wir sind Sein Volk, bei uns ist Gottes Mitte,
dass ausgerechnet diejenigen Christen, die in
weil wir sind jedes andern Hassers Feind!“
Wort und Schrift „die Einheit des Leibes“ auf
ihre Fahne geschrieben haben, in den letzten Hochmut - besonders im frommen Gewand – ist Die erste
Jahren durch zahlreiche Streitigkeiten und Gott ein Gräuel. Die Aufzählung der sieben Din-
Generation der
Trennungen aufgefallen sind, über deren Not- ge, die Gott hasst und die „seiner Seele ein
wendigkeit man geteilter Meinung sein kann. Gräuel“ sind, beginnt mit „stolze Augen“ und „Brüder“ zeigte
Merkwürdiger Weise unterscheiden wir uns in
endet mit „Zwietracht unter Brüdern“ (Spr 6, Liebe und Wert-
16-19). Dazwischen werden Sünden wie „un-
dieser Beziehung nicht viel von den Charismati- schätzung allen
schuldiges Blut vergießen“, „heillose Anschläge
kern, die auch viel und laut von „Einheit“ reden, wiedergebore-
schmieden“ und „Lügen aussprechen“ aufge-
aber weltweit für ständige Trennungen bekannt
sind.
zählt - Sünden, die leider in Verbindung mit nen Christen
Trennungen immer wieder sichtbar werden.
gegenüber.
„Er hat zerstreut, die in der Gesinnung Man suchte
ihres Herzens hochmütig sind“ (Lk 1,51) Es war einmal ...
Gelegenheiten
Diese Worte aus dem Lobgesang der Maria zi- Für mich besteht kein Zweifel: Gott hat in der ihnen zu dienen
tierte ein alter Bruder mir gegenüber, als wir vor Erweckungsbewegung Anfang des 19. Jahrhun-
Jahren über die Probleme und Trennungen in derts den „Brüdern“ durch ihr Bibelstudium ei- und von ihnen
den Versammlungen sprachen. ne Menge geistlicher Wahrheiten der Bibel neu zu lernen.
bewusst gemacht. Dazu gehören u.a.:
Es gab und gibt zu allen Zeiten Trennungen, die
notwendig sind, um die Gemeinde vor Sünde • Die Herrlichkeit der Person
und Irrlehre zu bewahren. Die Bibel liefert so- und des Werkes Jesu Christi
wohl im AT wie im NT dafür eine Anzahl Bei- • Die Sicherheit und untrennbare
spiele und Anweisungen. Aber es gibt auch Verbundenheit des Gläubigen
Trennungen, die ein Gericht Gottes sind. in und mit Christus
• Eine biblische Sicht vom Wesen
Als die erste große Trennung im Volk Israel nach
und Auftrag der Gemeinde
der Ära Salomo unter Jerobeam vollzogen wur-
de und Rehabeam, der Sohn Salomos, diese • Die Heilsgeschichte Gottes mit
Teilung gewaltsam rückgängig machen wollte, Israel und der Gemeinde
warnte Gott ihn davor und ließ ihm sagen: „Von • Ein Einblick in den Reichtum der
mir aus ist diese Sache geschehen“ (1Kö 12,24). Typologie des Alten Testamentes
• Die himmlische Gesinnung
Damals war der Stolz und die Überheblichkeit
und Berufung des Christen
Rehabeams und der jüngeren Generation eine
der Ursachen für die folgenschwere Trennung, • Das Warten auf den bald
die Gott nicht nur zugelassen, sondern herbei- wiederkommenden Herrn
geführt hatte. Einige praktische Konsequenzen dieser
Vor etwa 65 Jahren gab es unter den „Brüdern“ Erkenntnisse wurden in der 1. Generation
Trennungen und Zweck-Gemeinschaften, weil die der Brüderbewegung deutlich sichtbar:
überwiegende Mehrheit bereit war, das „Heil“ • Hingabe an Christus
von Adolf Hitler zu erwarten oder sich zumin- • Bibelstudium
dest bereit erklärte, den Vorschriften des Nazi- • Bruderliebe
Regimes zu folgen und den Weg der „Deutschen • Evangelisation, Mission und Diakonie
Christen“ zu gehen. Damals machte der ent- • Geringschätzung von irdischen
schiedene Wuppertaler Pastor Paul Kuhlmann, Gütern und Ehren

9
Eine ungeheure Fülle an Auslegungen, Bibelbe- des Wortes Gottes gegraben haben. Wir plap-
trachtungen, erbaulichen und evangelistischen pern geistliche Wahrheiten nach, die unser Le-
Schriften wurden in den ersten Jahrzehnten ge- ben wenig oder gar nicht berührt oder verän-
druckt und verbreitet und sie hinterlassen bis dert haben. Der Autopark vor unseren Versamm-
heute noch Segensspuren. Bibelkonferenzen, lungshäusern und die Fernseher in unseren
Hauskreise zum Bibelstudium, Vortragsreihen Wohnzimmern machen beispielhaft deutlich,
über biblische Bücher waren typische Kennzei- wo unser Schatz und unser Herz ist, trotz aller
chen der „Brüder“. Glaubenswerke entstanden, lautstarken „Heimwehgesänge“, die uns die
um auf die geistlichen und sozialen Nöte der Schamröte ins Gesicht treiben sollten, wenn wir
Menschen im In- und Ausland zu reagieren und einen Rest von Aufrichtigkeit bewahrt hätten.
im Zentrum aller Aktivitäten stand die sonntäg-
Verweltlichung, Oberflächlichkeit
Verweltlichung, und Anbiede-
Überheblichkeit, Heu-
liche Zusammenkunft der Gläubigen zur Anbe-
rung Oberflächlichkeit
an die neo-evangelikale oder sogarExklusi-
chelei, elitäre charis-
tung Gottes, zum Brotbrechen und zum Hören
matische Szene – das
und Anbiederung an sind besonders
vität die Ten-
und Einbildung
auf Gottes Wort.
denzen und Gefahren
die neo-evangelikale des „linken“ Brüderspek-
sind die Klippen, an
Diese erste Generation der „ Brüder“ zeigte Liebe trums.
oder sogar charis- denen der „rechte“
und Wertschätzung allen wiedergeborenen Chris-
Überheblichkeit, HeucheleiFlügel
matische Szene – der „Brüder“
und Einbildung sind
ten gegenüber. Man suchte Gelegenheiten ihnen das sind besonders zu zerbrechen droht,
die Klippen, an denen der „rechte“ Flügel der
zu dienen und zu helfen, aber auch von ihnen die Tendenzen und droht,
wenn der Herr
„Brüder“ zu zerbrechen wenn dernicht
Herr
zu lernen. Gefahren
nicht uns des „linken“
allen unsBeugung
eine tiefe allen eineund
tiefeDe-
Brüderspektrums.
mütigung schenkt. Demütigung schenkt.
Und heute?
Heute rühmen „Da wurde Jeruschun fett und schlug aus. Und die Aussichten?
wir uns der Du bist fett, dick und feist geworden“ (5Mo
Es scheint, dass es selten eine Zeit gab, in wel-
32,15).
Erkenntnisse, cher sich so viele Christen in den Landeskirchen,
die unsere Väter J. MacArthur kommentiert diesen Vers in seiner Freikirchen und Gemeinschaften nach einer Ge-
Studienbibel kurz und prägnant: meinde nach biblischem Muster und nach soli-
unter viel Gebet der, biblischer Unterweisung sehnen. Es ist teil-
„Wie ein Ochse, der fett und störrisch ge-
mühsam aus den weise eine große Offenheit für „Brüder-Theo-
worden ist, wurde Israel durch Gottes groß-
„Goldminen“ des logie“ zu erkennen, manchmal sogar eine gewis-
zügige Gaben reich. Doch statt dankbar und
se Bereitschaft, mit liebgewordenen aber unbib-
Wortes Gottes gehorsam zu sein, erhob es sich...“
lischen Traditionen und Ansichten zu brechen.
gegraben haben. Genau das waren die Kennzeichen Laodicäas: Kommentare, Sachbücher, Erbauungsliteratur,
apologetische und evangelistische Bücher aus
„Ich bin reich und bin reich geworden und
den verschiedenen „Brüder-Verlagen“ finden zur
bedarf nichts...“ (Offb 3,16).
Zeit eine Verbreitung und eine dankbare Leser-
schaft wie noch nie in den vergangenen 150
Jahren. Und an manchen Orten sind neue Ge-
meinden entstanden, die sich schlicht und ein-
fach nach biblischen Prinzipien versammeln -
oft ohne etwas von einer „Brüderversammlung“
gehört oder eine solche live erlebt zu haben.
Vielleicht sind solche schlichten Gemeinden das
„Zeugnis“ oder der „treue Überrest“, von dem
die „Brüder“ so oft gesprochen und geschrieben
haben.
„Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläu-
Die alten Schätze der Brüderbewegung...
tert im Feuer, auf dass du reich werdest;
und weiße Kleider, auf dass du bekleidet
Einbildung und Verblendung gehen Hand in Hand.
werdest, und die Schande deiner Blöße nicht
Echte geistliche Erkenntnis und geistliche Reife
offenbar werde; und Augensalbe, deine Au-
erkennt man immer an der Demut und Beschei-
gen zu salben, auf dass du sehen mögest“
denheit. Wer die Herrlichkeit des Herrn in sei-
(Offb 3,18).
nem Wort ein wenig entdeckt hat, verabscheut
sich mit Hiob in „Staub und Asche“ (Hi 42,6)
„Er stößt die Mächtigen von ihren Thronen
und hütet sich davor, andere zu verachten.
und erhöht die Niedrigen. Hungrige sättigt
Heute rühmen wir uns der Erkenntnisse, die un- er mit Gütern und Reiche schickt er leer fort“
sere Väter unter viel Gebet aus den „Goldminen“ (Lk 1,52-53). ■

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ANDREAS FETT

Die Fußspur des Gesalbten


UNSER HERR ALS PROPHET, PRIESTER UND KÖNIG

Im alten Israel gab es drei hohe Ämter, zu deren Einsetzung man mit Öl gesalbt wurde: Prophet, Priester und König!
Der Gesalbte (hebr.: Messias; gr.: Christus) galt als ein offizieller Würdenträger Gottes. Bei der Salbung wurde Öl (als Symbol des
Geistes: Jes 61,12; Kor 1,21) aus einem Horn (als Symbol der Macht: 1Sam 2,10) über das Haupt des neuen Amtsträgers gegossen.
Die Salbung vermittelte also den Geist Gottes für einen betreffenden Dienst. Sie war Einsetzung, Autorisierung und Weihe zugleich.
Die Salbung mit Öl sollte die betreffende Person für das bevorstehende anspruchsvolle Amt beglaubigen und ausrüsten.
Könige, Priester und Propheten waren die ranghöchsten Gewalten der damaligen Gesellschaft. Es existierte also damals schon
eine Gewaltenteilung. Gottes Absicht ist aber, bald „alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus“ (Eph 1,10). In Psalm
89 heißt es von den „Fußstapfen des Gesalbten“. Wo wird erkennbar, dass Jesus, der Christus, tatsächlich der Gesalbte Gottes ist?
Diese sehr interessante ,Fußspur’ möchten wir skizzenhaft im NT nachverfolgen:

PROPHET PRIESTER + KÖNIG


Unserem Herrn Jesus wurden die drei Ämter bereits symbolisch „in die Wiege gelegt“: Die Gaben in Mt 2,11 sind bedeutungsvoll:
Für den PROPHET = Myrrhe Für den PRIESTER = Weihrauch Für den KÖNIG = Gold
Freiwillige Leidensbereitschaft Stellvertretung – ein „Wohlge- Ein Attribut königlicher
trotz bitterem Widerstand ruch“ zu Gottes Wohlgefallen u. göttlicher Herrlichkeit

Bitteres Harz eines südarab. Strauchs (Balsam- Durchsichtiges Harz, das von selbst oder durch Schon sehr früh wurde das Edelmetall zu Schmuck als Sta-
baumgewächs). Myrrhe (griech. smyrna = „Bitterkeit“) ist Einschnitte aus der Rinde eines Strauches tropft, der in tussymbol verarbeitet. Viele Teile im Tempel mussten mit
ein wohlriechendes Harz, das durch die Risse der Rinde Südarabien wächst. Das Harz erhärtet langsam und wird Gold überzogen sein. König Salomo verfügte über sehr
aus den Harzgängen austritt. An der Luft erhärtet es zu dann zu hellgelben Stückchen zusammengedrückt. Auf große Goldreserven (1Kö 9,28). In seinem mächtigen Frie-
einem braunen Stoff. Die von selbst ausfließende Myrrhe Feuer gelegt, verbrennt es langsam mit knisternder Flam- densreich wurde das Gold wegen seiner Menge alltäglich.
ist die reinste und beste Sorte (2Mo 30,23). Myrrhe war me infolge seines hohen Gehaltes an ätherischen Ölen und So wird es auch im Reich Christi sein: „Statt der Bronze
Bestandteil des heiligen Salböls. Im Wein bei der Kreuzi- verbreitet einen angenehmen Duft, der in den Kleidern werde ich Gold bringen ... Als deine Wache setze ich Frie-
gung wurde sie als betäubender Zusatz angeboten (Mk hängen bleibt. Im israelitischen Gottesdienst nahm der den ein und als deine Obrigkeit Gerechtigkeit.“ (Jes 60,16)
15,23; Spr 31,6), aber von Christus abgelehnt. In Puder- Weihrauch einen wichtigen Platz ein. Er war ein Bestand- „Und in seinem Tempel spricht alles: Herrlichkeit!“ (Ps 29,9)
form wurde sie bei der Bestattung verwendet (Joh 19,39). teil des heiligen Räuchwerks (2Mo 30,34). Unser Herr Jesus
Zur Gemeinde in Smyrna „Bitterkeit“ wird gesagt: „Fürchte Christus „hat sich für uns als Opfergabe hingegeben ... Schon bei dem Kind in der Krippe wird
dich nicht vor dem, was du leiden wirst...!“ (Offb 2,10). Gott zu einem duftenden Wohlgeruch!“ (Eph 5,2) das spätere dreifache Amt angedeutet.
Die öffentliche Amtseinsetzung geschieht in der Taufe des Herrn. Da hat Gott selbst ihn gesalbt. (Mt 3,15; Apg 4,27; Hebr 1,9)
„Jesus von Nazareth, den Gott mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat...“ (Apg 10,38)
Unmittelbar danach tritt Satan an den Beaufragten Gottes heran, um ihn – wenn möglich - von seinem Auftrag abzubewegen:
Sprich dass diese Steine zu Brot werden! Spring v. d. Zinne des Tempels der heiligen Stadt! Sieh alle Reiche der Welt u. ihre Herrlichkeit!
Weise dich durch Zeichen als Prophet aus! Zeige dich als Priester: Bring ein unblutiges Opfer! Du könntest auf direktem Weg König werden!

Nach der Versuchung geht der Herr in die Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth. Dort gibt er sich als der Gesalbte zu erkennen:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat ... Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.“ (Lk 4,17)
Er kam als das Wort Gottes u. offenbarte ihn. Er trat aus der Öffentlichkeit u. wurde unser Er wurde in den Himmel erhöht u. thront zur
Er lehrte vollmächtig – beglaubigt durch Wunder. Mittler. Er war Priester und Opfer in einer Person. Rechten der Majestät. Er ist der König der Könige.

„Mehr als Jona ist hier!“ Mt 12,41 „Mehr als der Tempel ist hier!“ Mt 12,6 „Mehr als Salomo ist hier!“ Mt 12,42
Wir brauchen Jesus als LEHRER Wir brauchen Jesus als LAMM Wir brauchen Jesus als LÖWE
wegen der IGNORANZ der Sünde wegen der SCHULD der Sünde wegen der HERRSCHAFT der Sünde
Es geht um VERKÜNDIGUNG Es geht um VERSÖHNUNG Es geht um VERHERRLICHUNG
Gott hat zu uns geredet im Sohn ... er hat die Reinigung der Sünden bewirkt ... und sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe! Hebr 1,1-3
Er hat zu uns geredet (überführt von Sünde) – Er hat uns gereinigt (überführt von Gerechtigkeit) – Er hat sich gesetzt (überführt von Gericht).

Und wehklagen wird die Sippe des Hauses Nathans für sich ... die Sippe des Hauses Levis für sich ... die Sippe des Hauses Davids für sich! Sach 12,12

Jesus Christus, der der treue Zeuge ist ... der uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut ... er ist der Fürst der Könige der Erde! Offb 1,5
Und er hat uns zu Königen und Priestern für seinen Gott und Vater gemacht: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in Ewigkeit! Amen. Offb 1,6

11
JILL VANDERHOOF

Hat Wahnsinn einen Sinn?


Ein Missionar erkrankt am Kreutzfeld-Jakob-Syndrom
(KJS, entspricht dem Rinderwahnsinn BSE) – der Krankheit,
die das Gehirn veranlasst, sich selbst zu zerstören.

Die Amerikaner Don und Im Juli 2000, mitten in den Vorbereitungen für unseren Heimaturlaub in den USA,
Jill Vanderhoof sind seit äußerte Don, mein Mann, Unwohlsein. Unser letztes Vorhaben vor unserer Abreise am
1994 als Gemeindegrün- Montagmorgen war, die Gemeinschaft mit unseren gläubigen Freunden zu genießen.
der in Deutschland tätig. Wir freuten uns darauf, an diesem Sonntag noch einmal eine Anbetungsstunde mit
Im Folgenden bringen wir ihnen zu feiern. Aber als ich am Sonntagmorgen aufwachte, teilte Don mir mit, dass er
einen Auszug aus dem die ganze Nacht nicht geschlafen habe. Er bat mich, unsere Kinder Ben und April
Buch "FROM STRENGTH TO mit unseren Freunden in die Gemeinde zu schicken. Erst als sie unterwegs waren,
STRENGTH", in dem Jill be- zeigte er mir seinen rechten Arm. Er bewegte sich unkontrolliert auf und ab. Don sagte:
schreibt, wie der Herr in
„Ich muss damit zum Arzt. Ich denke, wir werden morgen nicht nach Amerika fliegen.“
ihrem Leben gewirkt hat.
Er sollte recht behalten...

In der Notaufnahme des Krankenhauses Sein Weg ist (dennoch) vollkommen Ich verstand, dass unser momentanes
in Grevenbroich wurde Don untersucht Leiden wie Nichts erscheinen würde,
Während dieser Zeit fiel es mir schwer,
und beobachtet. Im Verlauf des Tages wenn unsere irdische Zeit vorbei und
mich auf langes Bibellesen zu konzen-
nahmen die unbeherrschten Bewegun- wir bei unserem Retter sein würden. Ich
trieren. Deshalb begann ich damit, die
gen zu und weiteten sich auf seine gan- las weiter in Vers 28: „Wir wissen aber,
Verse in meiner Bibel zu lesen, die ich
ze rechte Seite aus. Er krampfte Furcht dass denen, die Gott lieben, alle Dinge
früher unterstrichen hatte. Ich erinnere
erregend – von Mal zu Mal heftiger. zum Guten mitwirken.“ Und Vers 35:
mich daran, wie mein Herz ruhig wurde,
„Wer wird uns scheiden von der Liebe
Aus Ratlosigkeit beschloss man, Don am als ich bei 3. Mose ankam und die im-
Christi? Bedrängnis oder Angst...?“ Und
Montag in die Uniklinik Düsseldorf zu mer wiederkehrenden Worte las: „Ich bin
dann Vers 37-39: „Aber in diesem allen
überführen. Als ich bei den Geschwis- der Herr, dein Gott.“ 3Mo 21,8 war wie
sind wir mehr als Überwinder durch den,
tern unserer Gemeinde ankam, hatten Balsam für meine Seele: „denn heilig bin
der uns geliebt hat. Denn ich bin über-
wir eine stärkende Zeit des gemeinsa- ich, der Herr, der euch heiligt.“ „Heiligen“
zeugt, dass weder Tod noch Leben, weder
men Gebets und ich konnte tatsächlich heißt „beiseite nehmen“. Ich wusste, wir
Engel noch Gewalten, weder Gegenwärti-
schlafen. Ich wundere mich heute noch waren für dies hier beiseite genommen
ges noch Zukünftiges, noch Mächte, we-
darüber, wenn ich daran denke. Aber worden. Alles geschah durch den Herrn.
der Höhe noch Tiefe, noch irgendein
wir wollten Gott absolut und kompro- Ich musste ihm seinen vollkommenen
anderes Geschöpf uns wird scheiden kön-
misslos vertrauen. Weg lassen, ohne an ihm zu zweifeln.
nen von der Liebe Gottes, die in Christus
Ich rechnete ganz fest damit, dass ich Die Ärztin teilte uns mit, dass sich, laut Jesus ist, unserem Herrn.“
nachts von einem Anruf geweckt wer- CTG, die Gehirnschäden ausweiteten. Auch wenn es unspektakulär erscheint,
den würde, um mir mitzuteilen, dass Don Wenn ich zurückschaue, merke ich, wie aber beim Lesen fand eine völlige Ka-
nicht mehr am Leben war. Was für eine Dons Denkvermögen und Gefühlsleben pitulation meines Herzens statt. Ich
große Erleichterung, als ich am nächsten allmählich abnahmen, aber fast unmerk- übergab meinen Ehemann, meinen Le-
Morgen vom Wecker aufwachte und lich. Warum tat Gott das? Es machte für benspartner und besten Freund auf die-
nicht vom Telefon. Und was für ein Auf- uns keinen Sinn, aber es war ein Teil von ser Erde an den vollkommenen Willen
atmen, als ich bei Don ankam und ihn seinem Plan. Seine liebende Hand war Gottes, auch wenn es seinen Tod bein-
tief und friedlich schlafend vorfand. in dem allen und er führte uns, auch halten sollte.
wenn wir nicht in der Lage waren, den
Es mussten viele Untersuchungen in der
nächsten Schritt vor uns zu sehen. Die Diagnose steht: Es ist KJS!
Uniklinik durchgeführt werden. Durch
ein CTG wurden einige Schädigungen in Am 23. August 2000 las ich in der Bibel Drei Tage später konnte Don mich nicht
Dons Gehirn sichtbar. Es war die Rede Römer 8, 18: „Denn ich denke, dass die mehr erkennen. Mein Mann war in ein
von möglicher Epilepsie oder einer Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht Stadium von Schwachsinnigkeit verfal-
Oxygen-Blockade im Gehirn. Ein langes fallen gegenüber der zukünftigen Herrlich- len. Bei seinen Versuchen, selbständig
Warten begann ... keit, die an uns geoffenbart werden soll.“ zu essen, hatte er seine Kleidung mit

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Essen verschmiert, aber er erlaubte kei- sich weiter verschlechtert. Er war so ver- kann meine ganze Liebe zu ihm ausgie-
nem, ihn umzuziehen. Er war ungewa- wirrt, dass er nicht mehr wusste, wer ßen und sehe es als so ein Vorrecht an,
schen, unrasiert und von Beulen und er war. Das Geschütteltwerden wurde ihm dienen zu können. Sein sanfter Geist
Schrammen übersät, weil er so oft stärker. Er konnte nicht das leiseste macht es zu einer besonderen Freude.“
stürzte. Drei Ärzte baten mich zu einer Geräusch ertragen. Sein Sehvermögen Seit dem Ausbruch seiner Krankheit
Unterredung. Einer der Ärzte war sehr nahm rapide ab. konnte Don sich kaum äußern. Aber
nervös, als er mir mitteilte, dass bei Don wenn er sprach, war es meistens für uns
Nachdem er als nicht weiter behandel-
KJS (Kreutzfeld-Jakob-Syndrom) diag- eine tiefe tröstliche Wahrheit.
bar aus dem Krankenhaus entlassen
nostiziert worden sei. Er beschrieb mir
wurde, versuchte ich seine einzige Pfle- An die Missionsleitung, 17.09.2000
die Krankheit, die das Gehirn veranlasst,
geperson zu sein. Aber schon nach vier Ein Arzt unserer Heimatgemeinde hat
sich selbst zu zerstören. Bei dem mo-
Nächten war ich zu erschöpft. uns an einen Neurologen empfohlen.
mentanen Zustand von Dons Gehirn,
müsse von seinem baldigen Tod ausge- Nach sechs Jahren der Trennung von Was mir in Deutschland mitgeteilt
gangen werden. Dann bat mich der unserer Verwandtschaft waren wir nun wurde stellt sich als zutreffend heraus:
Arzt, alles in die Wege zu leiten, Don so sehr abhängig von ihnen. Ich fühlte Die Krampfwellen, die alle paar Minu-
schnell wie möglich in die Staaten zu mich, als ob wir in ihr Leben hineinge- ten durch seinen Körper branden, wer-
transportieren... platzt wären und alles durcheinander den stärker und stärker. Die Anfälle sind
wirbelten. Dons Eltern teilten sich nun Furcht erregend – es sieht aus, als gin-
Am 30. August 2000 kamen wir nachts gen Elektroschocks durch seinen Körper.
die Nachtstunden an seinem Bett. Ben
in der Uniklinik in Indiana/USA, an. Ein Sein Kurzzeitgedächtnis ist zwar sehr
und April wohnten jeweils bei einem
seltener Ostwind verkürzte unseren Flug schwach, aber sein Geist ist immer noch
meiner Brüder und ihren Familien. Ich
um fast eine Stunde. Don befand sich stark und klar. Gestern, als ich weinend
sehnte mich so sehr danach, wieder mit
oft in unruhiger Schlaflosigkeit, in der bei ihm saß, flüsterte er: „Gott weiß,
ihnen zusammen sein zu können.
er immer wieder versuchte, aus seinem was er tut. Wir müssen Ihm vertrauen.“
Bett zu klettern. Aber er war zu schwach, Es war, als ob Gott meine Hand nehmen Wenn er betet, klingt es fast wie Poesie.
um es zu schaffen. Wenn er sprach, war und mich führen würde. Mein größtes Ich möchte jedes Wort festhalten.
es kaum mehr als ein Hauchen. Es war Anliegen war mein, Herz vor ihm zur
nötig, dass zu jeder Zeit jemand neben Ruhe und in seine Richtung zu bringen. 2. Oktober 2000
ihm saß. Unsere Eltern und ich wechsel- Don hat sich diese Woche viel besser
Wir merkten, dass ich einen ruhigen Ort gefühlt, nachdem die Dosis des ent-
ten uns Tag und Nacht ab.
brauchte, an den ich mich nachts zu- krampfenden Medikaments erhöht wur-
Ich wandte mich in jeder freien Minute rückziehen konnte, wenn unsere Eltern de. Er schläft 19 von 24 Stunden. Don
den Psalmen zu, um Kraft und Trost zu kamen, um bei Don zu sitzen. Mit der sagte: „Es liegt große Freiheit darin, zu
schöpfen. So oft drückten sie die Be- Hilfe meines Vaters richteten wir im vertrauen.“ Wie das tröstet! Einen Tag
dürfnisse meines Herzens aus und gaben Keller eine Schlafecke ein. Hier konnte später - ich kniete an Dons Bett, um
mir Frieden, wie nichts sonst es konnte. ich mit Gott allein sein – nachts und zu beten - sagte ich: „Ich weiß einfach
Sie kleideten meine Empfindungen in frühmorgens. Sein Wort war die tägli- nicht mehr, was ich beten soll.“ Seine
Worte und richteten meinen Blick wie- che Nahrung für meine Seele. Es gab Antwort: „Sag einfach, 'Danke für die
der neu auf unseren großen Gott. mir die Kraft, weiter zu machen. Krankheit'.“
Unser größter Schmerz war die furcht- Anfang Oktober erhielten wir „Ge-
In guten, wie in bösen Tagen...
bare Verwirrung, die Don durchlebte. Ich schenke der Stärke“, wie Don sie nann-
6 Tage später nahm ich unsere Kinder – wusste nie wirklich, in welchem Zustand te, sie wurden hier und da ausgeteilt.
Ben und April – mit in die Krankenhaus- er sich jeweils befand, da er von einem Wir staunten über jede einzelne und ich
Cafeteria und sprach mit ihnen: „An Moment zum anderen wechselte – ohne schrieb sie in mein Tagebuch, denn sie
dem Tag, als ich Papa heiratete, gab ich Vorwarnung. Tatsächlich war der Mann, sind uns kostbar.
ihm ein Versprechen: ihn in Krankheit den wir kannten, gar nicht mehr da. Wir
und in Gesundheit zu lieben. Und ich trauerten um das, was wir verloren hat- 6. Oktober 2000
möchte mein Versprechen halten.“ ten und sorgten liebevoll für das, was Don hatte einen guten Tag! Er genoss
Weder sie noch ich konnten zu diesem uns geblieben war. es, ein wenig hinaus zu können. Die
Zeitpunkt voll erfassen, was das bedeu- restliche Woche änderte sich seine Ver-
ten würde. Am nächsten Tag konnten Als flögen sie dahin... fassung manchmal von Stunde zu Stunde.
die Ergebnisse der CTG-Untersuchung
Das Folgende schrieb ich auf die Rück- 13. Oktober 2000
mit denen aus Deutschland verglichen
seite eines Briefumschlags, während ich Gestern hatte Don einen bemerkenswert
werden. Offensichtlich schritten die Auf-
bei Don saß: „Es ist ein Vorrecht, Don guten Tag. Es war ein Geschenk von Gott.
lösungserscheinungen seines Gehirns
während seiner Krankheit zu umsorgen. Zwischen ein paar Nickerchen war er
weiter fort. Es waren Schädigungen wei-
Er entglitt uns so schnell: Während ei- eine ganze Weile auf - er saß draußen,
terer Hirnregionen hinzugekommen.
nes Fluges, als er von Deutschland nach ging in den Garten und holte die Post
Die nächsten paar Wochen waren für Indianapolis gebracht wurde. Doch Gott aus dem Briefkasten. Abends im Bett
mich die absolut erschütterndste Zeit- hütet ihn. Für mich sind diese Tage der betete er: „Herr, bitte bring mich zurück
periode. Dons mentaler Zustand hatte Pflege wie ein Geschenk von Gott. Ich auf den Weg der Gesundheit, damit ich

13
dir dienen kann.“ Ich bin oft verwirrt und und sogar sehr aufmerksam. Er hat mit Die Formulierung „und wurde völlig ge-
frustriert über Perioden der Besserung, dem Abwasch und anderen Dingen ge- heilt“ nahm mich gefangen. Dies wurde
denn Don fällt immer wieder zurück in holfen. Bei all dem ist er so geduldig. mein Gebet für Don. Ich lernte, sehr
Schwäche und Verwirrung. Die Ärzte hat- konkret für Dons Beeinträchtigungen
15. November 2000
ten mich darauf vorbereitet, dass die Hirn- zu beten. Wir sahen, wie Gott die Kraft
Die letzte Nacht war ein großer Meilen-
schäden schlimme Folgen brächten. Ir- des Körpers, des Geistes und der Gefühle
stein für uns. Wir verbrachten unsere
gendwann würden die neuralen Verbin- wiederherstellte, so wie wir gebetet hat-
erste gemeinsame Nacht allein. Als ich
dungen zu Herz oder Lunge zerstört. Die- ten. Wir wurden täglich dadurch ermu-
mich neben ihn ins Bett legte, fingen
ser Zeitpunkt schien gekommen, denn tigt, dass wir von Mitchristen hörten,
wir beide an zu weinen. Was für ein
Don begann nach seinem Herzen zu fas- die uns anhaltend im Gebet trugen.
wunderbarer Tag!
sen, sobald ihn ein Krampf durchfuhr.
Von da an brauchten wir keinen mehr, Was für ein Tag, als Don in der Lage war,
22. Oktober 2000 der nachts neben Dons Bett saß. am Computer zu sitzen und den folgen-
Das einzige, was noch schlimmer ist als den Gebetsbrief zu verfassen:
9. Januar 2001
diese Krankheit , ist der Gedanke, dass er
Das aktuelle CTG zeigt weniger Schädi- Mai 2001: Liebe Freunde,
nicht länger bei uns sein wird. Daran zu
gungen! Neulich waren an zwei Stellen „Lobe den HERRN, meine Seele: und alles
denken und es zu realisieren, zerreißt
im Gehirn deutliche Löcher zu sehen, was in mir ist, lobe seinen heiligen Na-
mein Herz. Mein Herz ist nicht bloß ge-
aber jetzt sind sie in dem einen Bereich men. Lobe den HERRN, meine Seele, und
brochen. Es reißt, es zerreißt ganz lang-
verheilt! Sie sind nicht mehr da! Bis vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
sam, während ich dabei zuschaue, wie
vorhin war ich in einem Schockzustand. Beim Schreiben dieses Briefes an euch
Dons Zustand sich verschlechtert. Trotz
Es sind immer noch Verletzungen im alle kommen mir diese Verse in den Sinn.
aller Trauer ist Gottes Gegenwart so
Gehirn zu verzeichnen, und zwar in dem Als wir unseren letzten Gebetsbrief im
wirklich für mich. Sein Wort ist köstlich.
Bereich, der die Bewegungen steuert. Februar geschrieben haben, wäre ich
Meine Seele muss sich täglich daran
Das ist der Grund, dass die Anfälle an- nicht in der Lage gewesen, dies zu tun...
nähren, um Kraft zu bekommen. Die gan-
halten. Die Heilung des anderen Be-
ze Situation wühlt mich sehr auf, aber Dezember 2001: Liebe Freunde,
reichs erklärt die Verbesserung von
ich habe mich dazu entschlossen, meine „Preist mit mir den HERRN, und lasst uns
Dons Wahrnehmung.
Last auf Gott zu werfen. Ich habe ge- seinen Namen erheben.“ (Ps 34,3) Der
wählt, ihm zu vertrauen. Ich bin seinem 19. Januar 2001 HERR hat mir meine Gesundheit zu-
Willen völlig ergeben, und ich habe Frie- Dons Zustand verbessert sich langsam rückgeschenkt. Seit dem 23. September
den darüber, zu wissen, dass alles gut aber zunehmend. Alles Lob gebührt Gott! hatte ich keine Anfälle mehr und ich
ist, weil es in seinen liebenden Händen ist. Die Verbesserung ist so langsam, dass nehme keine Medikamente mehr. Es
wir den Unterschied nicht von einem auf scheint, dass die Krankheit weg ist. „O,
27. Oktober 2000
den anderen Tag feststellen, aber wenn preist den HERRN mit mir, und lasst uns
Seit Montag dieser Woche fühlt Don
wir zurückschauen, was schon alles hin- gemeinsam seinen Namen erheben.“
sich stärker. Seine Kraft ist zwar schnell
ter uns liegt, sehen wir große Fort- Im November war ich in Deutschland.
aufgebraucht, aber schon nach kurzer
schritte. Dons Wahrnehmung und Ge- Während dieser Zeit besuchte ich die
Pause kehrt sie zurück. Anstatt 19 Stun-
dächtnis bessern sich weiterhin. Ärzte in der Uniklinik Düsseldorf. Sie
den am Tag zu schlafen, war er längere
standen mit offenem Mund und sehr
Zeit über wach. Die Anfälle kommen 16. Februar 2001
überrascht um mich herum. Sie baten,
immer noch, aber nicht mehr so oft. Dons Neurologe war ermutigt über die
eine Fallstudie erstellen zu dürfen und
Fortschritte, die zu verzeichnen sind.
Es brauchte noch einige Wochen, bis ich führten deshalb alle Tests noch einmal
Sogar die Sprechstundenhilfe bemerkte,
begriff, dass die „Geschenke der Stärke“ kostenlos an mir durch. Alle Testergeb-
dass Don viel besser aussah als bei sei-
tatsächlich ein Zeichen für die begin- nisse waren normal. Die Ärzte waren sehr
nem letzten Besuch im Dezember. Der
nende Heilung waren. erstaunt darüber, dass keinerlei Verletz-
Arzt gab uns einen Plan, wie wir das
ungen an irgendeiner Stelle im Gehirn
3. November 2000 Krampf lösende Medikament herunter-
existierte. „O, preist den HERRN mit mir,
Don hatte eine schlimme Nacht und fahren können. Wunderbarerweise sind
und lasst uns seinen Namen erheben.“ ■
auch einen harten Tag. Die Anfälle ka- wir von 14 Tabletten auf sieben täglich
men oft und hart und stark. Er fiel zwei- heruntergekommen. Das ist wunderbar!
mal - einmal genau in den Sessel im Einige ungesteuerte Zuckungen sind
Schlafzimmer. Der zweite Sturz war ge- noch verblieben. Wir sind gespannt, wie
fährlich. Er fiel seitwärts in die Bade- weit wir die Medikamente reduzieren
wanne. Ein anderes Mal konnte ich ihn können. Ob wir es eines Tages gar nicht
auffangen, aber wir wären beinahe zu- mehr brauchen? Der Wirkstoff richtet
sammen gestürzt. bleibenden Schaden an. Wir beten, dass
das nicht der Fall sein wird.
12. November 2000 Don Vanderhoof ist, soweit bekannt wurde, der einzige
Don hat die letzten drei Tage viel Während wir uns fragten, inwieweit Fall einer geheilten Kreutzfeld-Jakob-Erkrankung (=BSE).
Im Herbst hat er mit großer Bewegung während einer
geschlafen. Es tut ihm gut, denn wenn Don genesen würde, kam ich in meiner Freizeit in Schoppen seine ergreifende Geschichte er-
er aufwacht, ist er wieder fast er selbst täglichen Bibellese zu Matthäus 14,36. zählt. Wir wollten sie unseren Lesern nicht vorenthalten.

14
VON PETER LÜLING
Wo
di e Ma

..
tte n hä n g en .
Florida
Golf von
Mexiko
Kuba

Mexiko Honduras
Tela
Karibik
KURZER BERICHT DER GEFÄNGNISARBEIT IN TELA / HONDURAS
Tegucigalpa
Nicaragua Nach diesem kurzen Rückblick packten Unter ihnen war auch der „Pastor“, der
Pazifik wir den Essensvorrat ein und machten alle freundlich begrüßte. Er lud uns zu
uns auf den Weg. einem Rundgang durch den Knast ein.
Im Oktober 2003 konnten wir wieder ei- Am Eingang mussten wir uns ausweisen Wir gingen an einer sehr einfachen Kü-
ne Reise nach Honduras machen. Unser und durften kein Geld mit hineinneh- che vorbei, in der ein großer Topf Boh-
Schwerpunkt war ein Besuch der Jünger- men. Aber es wurde uns erstmals er- nen am offenen Feuer brodelte. Danach
schaftsschule in Tela an der Nordküste laubt, unsere Kameras mit ins Gefängnis sahen wir verschiedene Schlafräume in
des Landes. Dort beteiligten wir uns am hineinzunehmen. Allerdings bat uns un- denen bis zu 100 Hängematten neben-
Unterricht für die 22 Schüler – junge ser Begleiter, diese nur in dem Raum zu und übereinander hingen. Hier konnten
Leute zwischen 18 und 30 Jahren. Da benutzen, wo die Bibelstunde stattfand. wir leider keine Bilder machen. Zusätz-
der Leiter der Schule – Colacco – kaum lich gab es auch Privatzellen - allerdings
Nach dem Passieren mehrerer Gitter-
befähigte Lehrer für das Alte Testament nur für Leute die Geld hatten. Überall
türen befanden wir uns in einem gro-
hat, konnten wir etwas aushelfen. lungerten die Gefangenen herum. Freund-
ßen, nach oben offenen Innenhof, wo
liche und finstere Blicke begegneten
Am Ende unserer Reise war es uns mög- wir viele – zum Teil düstere Gestalten
uns, ein übler Geruch von Schweiß und
lich, einen Einblick in die Gefängnisar- erblicken konnten, die herumsaßen oder
Essen machte sich breit.
beit von Tela zu bekommen. im Hof Fußball spielten.
Nach dieser Inspektion setzten wir uns
Wir trafen uns dienstags gegen 1600 Uhr Wir gingen unseren honduranischen Brü-
in die Runde und lauschten den Diskus-
bei Walter, einem der führenden Mit- dern nach und erreichten den Raum, in
sionen. Ihre Ausweglosigkeit bringt die
arbeiter dieser Arbeit. Dort wurden wir dem die Gefangenen schon um Tische
Gefangenen zum Nachdenken, dennoch
etwas näher über ihre Tätigkeit im Ge- versammelt waren und auf uns warte-
gibt es viele, die zuhören, ohne das Wort
fängnis informiert: ten, um das Wort Gottes zu lesen.
in sich eindringen zu lassen.

Seit etwa 5 Jahren besucht eine Grup- Die gläubigen Knackis treffen sich nun Gegen Ende wurde ein leckeres Essen an
pe von Mitarbeitern aus verschiedenen täglich – auch ohne die Mitarbeiter die Gefangenen verteilt. Wir verabschie-
Gemeinden das Gefängnis von Tela, um von außerhalb – zum Gebet und zum deten uns und erhielten am Eingang –
dort das Evangelium zu verbreiten und Lesen von Gottes Wort. wo nun auch die Wache einen Imbiss
Menschen zum Glauben zu führen. bekam – unsere Ausweise zurück.
Sie werden von einem „Pastor“ ange-
Die Arbeit wurde durch honduranische leitet (unten auf dem Foto: stehend). Es ist eine beeindruckende Arbeit. Men-
Brüder begonnen, die ein Anliegen für Er ist selbst ein Gefangener. Im alkoho- schen, die häufig vom Leben nicht mehr
Gefangene hatten. Mit gutem Essen lisierten Zustand tötete er vor den Au- viel zu erwarten haben, werden wirklich
und dem Evangelium besuchen sie In- gen seiner Mutter seinen eigenen Bru- durch die Gnade Gottes und den inten-
haftierte und predigen. der. Aber er war einer der Ersten, die siven Kontakt mit Christen verändert.
sich zum Herrn wandten und ist nun Betet für die Arbeit, dass Walther und
Viele Leute waren angesprochen oder
der leitende Bruder der Gefangenen- die anderen Brüder nicht müde werden,
wurden zumindest neugierig. So ent-
gruppe. weiterhin den Zugang erhalten und es
standen mehrere Bibelkreise, die wöch-
entlich von Walter, Mario und anderen Die gläubigen Gefangenen haben ein auch möglich wird, gute Literatur hinter
Mitarbeitern gehalten wurden. starkes Bewusstsein für ihre verlorenen die Gefängnismauern zu bringen. ■
Kollegen. Sie laden sie immer wieder zu (Siehe auch Heft 1/03
Ällmählich kamen Leute zum Glauben. Seite 21)
den Bibelkreisen ein und sind von ih-
Heute gibt es eine feste Gruppe von ca.
nen und den Aufsehern gerne gesehen.
30 Gläubigen - ehemalige Mörder, Tot-
Manche meinen, es sei spürbar, dass
schläger oder auch nur Hühnerdiebe.
Gott in diesem Gefängnis präsent ist.
(In Honduras wird man bei jedem De-
likt ohne vorherige Verhandlung direkt Durch Gottes Wirken, den Fleiß der
ins Gefängnis überwiesen. Der Beginn gläubigen Gefangenen und der Mitar-
der Verhandlung kann sich manchmal beiter von außen wuchs und gedieh die
etliche Jahre hinziehen!) Arbeit bis jetzt.

15
Timo Fischer

Wege aus dem Aus Rahel


DIE GEFÄHRDETENHILFE „AUSWEG“ STELLT SICH VOR

So oder ähnlich lauten die Biographien von


Eduard (Name geändert) wird von einem Bruder aus
einer benachbarten Gemeinde zu uns in die Christ- Menschen, die wir bei uns in der Familie auf-
liche Wohngemeinschaft Ausweg e.V. gebracht. Er nehmen. Seit dem Jahr 2000 führen wir die
kommt direkt aus der Entgiftung und ist körperlich Wohngemeinschaft weiter, die vor 10 Jahren zu-
und seelisch völlig am Ende. erst durch Familie Kornelius Schulz und dann
von Familie Carsten Görsch in Angriff genom-
Mehrere Monate als Junkie in der Obdachlosigkeit
liegen hinter ihm und haben ihn total ausgezehrt. men wurde. Die Gefährdetenhilfe ist aus der Ar-
Dazu kommt noch eine akute HCV-Infektion, die beit im Freizeithaus Schoppen hervorgegangen.
eine sofortige Behandlung erforderlich macht. Eine Aufteilung der Bereiche ,Freizeithaus’ und
Eduard ist auf der Leiter eines Junkies sehr weit ,Gefährdetenarbeit’ erfolgte im Februar 2002
abgestiegen. Zur Finanzierung seiner Sucht klaut er durch die Neugründung des Vereins „Christliche
über Monate in einem Bekleidungsgeschäft Leder- Wohngemeinschaft Ausweg e.V.“ Die prakti-
jacken, insgesamt für ca. 25.000 Euro. Er wurde nie sche Arbeit wird wie bisher in enger Zusammen-
möchte sich im erwischt. In der Entgiftung hat er die christliche Li- arbeit und herzlicher Gemeinschaft mit den
teratur, die ihm eine Putzfrau gab, verschlungen.
Auftrag Gottes Durch seine Mutter, die als Christin einer russland-
„Schoppenern“ durchgeführt. Wir freuen uns
und sind dem Herrn dankbar, dass wir uns ins-
um Menschen deutschen Baptistengemeinde angehört, ist ihm der
besondere mit unseren Freunden Andreas und
christliche Glauben nicht unbekannt.
kümmern, die Gabriele Fett so gut verstehen. Das gute Frei-
Er erkennt, dass er mit seinem Latein am Ende ist zeitangebot in Schoppen versuchen wir auch re-
durch Drogen, und schreit zu Gott um Hilfe. Nachdem er bei uns
gelmäßig in Anspruch zu nehmen und wir sind
Kriminalität u. eingezogen ist, murmelt er immer wieder vor sich
auch sehr dankbar für die Einbindung der WG in
hin: „Ohne Gott geht es nicht! Ich brauche Gott!“.
psychische Fehl- die örtliche Gemeinde Schoppen. Es ist ein gutes
Seine Suche nach Gott ist nicht unbeantwortet Miteinander und wir erfahren viel Hilfe und Ge-
entwicklungen geblieben. Der Herr hat Eduard gefunden und ihn zu betsunterstützung durch die Geschwister.
in schwierige einem neuen Menschen gemacht. Eduard wurde für
uns ein Beispiel des erneuernden Wirkens Gottes in Unsere Zielsetzung
Lebenslagen einem Menschen. Sein Gewissen wurde neu „ge-
Wir möchten uns im Auftrag Gottes um Men-
geraten sind. eicht“, eine Sehnsucht nach Gottes Wort und Ge-
schen kümmern, die durch Alkohol und Drogen,
meinschaft mit Christen wurde sichtbar. Der Herr be-
kannte sich zu Eduards Mut, sein altes Leben vor den Kriminalität, aber auch durch psychische Fehl-
Menschen in Ordnung zu bringen: entwicklungen in schwierige Lebenssituationen
geraten sind und Hilfe von Gott auf biblischer
Eduard suchte das Bekleidungsgeschäft auf, in dem
er soviel gestohlen hatte, bekannte seine Schuld Basis annehmen wollen.
und wollte den Schaden nach Möglichkeit zurücker- Meistens einigen wir uns auf ein Jahr des ge-
statten bzw. abarbeiten. Der Filialleiter verzichtete meinsamen Lebens. In der letzten Zeit kommen
auf eine Anzeige bei der Polizei, übergab aber den
oft Menschen zu uns, die der Volksdroge Nr. 1 –
Vorgang der Rechtsabteilung. Von dort kam nach
dem Alkohol – verfallen sind.
einigen Gesprächen die Nachricht, die Angelegen-
heit fallen zu lassen. Das große Unternehmen hono- Ziel des Zusammenlebens ist die ganzheitliche
rierte Eduards Ehrlichkeit, wünschte alles Gute und Gesundung des Menschen. Oft sind alle Lebens-
bestätigte schriftlich, dass es keine Forderungen bereiche durcheinander geraten und müssen
mehr gegen Eduard habe.
neu geordnet werden. Arbeitslosigkeit, Krank-
Gott hat Großes für Eduard getan. IHM sei Lob und heiten, Schuldenregulierung, familiäre Kontakte
Dank dafür. Die Therapie gegen Hepathitis verläuft und Folgen der Kriminalität sind zu berücksich-
mit starken physischen und psychischen Nebenwir- tigen. Es zeigt sich deutlich, dass ein wirklich
kungen. Im letzten Jahr ist Eduard dann wieder aus- verändertes Leben nur dann möglich ist, wenn
gezogen (nach unserer Einschätzung etwas zu früh).
der Einzelne die vergangene Zeit (1Petr 4,3) vor
Wir hoffen und beten, dass der Herr ihm in seiner
Gott bereinigt, um dann die „noch übrige Zeit
Krankheit weiter hilft, er im Glauben wächst und
eine brauchbares Werkzeug in der Hand Gottes wird. nicht mehr den Begierden der Menschen, son-
dern dem Willen Gottes zu leben.“ (1Petr 4,2).

16
osua

Simon Silas Ela Michael


Zusätzlich zu dieser Arbeit haben wir im letzten
Jahr auch Forstarbeiten durchgeführt. Hier en-
Katja gagiert sich z.Zt. Zivi Hendrik sehr stark. Das
Brennholz findet dankbare Abnehmer.
Salome
Helmut Eine kleine Schafherde trägt zur kulinarischen Das Gruppenbild zeigt die
Zusammensetzung der WG
Anna Versorgung unserer WG bei. Dabei sind wir im im Sommer 2003.
Augenblick besonders beschenkt mit Vitali, der
Markus als Koch auch die Zubereitung von Gaumen-
Dirk
freuden sehr gut beherrscht. Die Gäste, die kei-
ner anderen Arbeit nachgehen, werden dann je
nach Begabung in den verschiedenen
Arbeitsbereichen eingesetzt.
Hat ein Mitbewohner, wie z.B. Dirk, Ar-
Unser beit gefunden, fällt er natürlich für das
Tages- und Wochenablauf von uns organisierte Arbeitsangebot aus.
Den Alltag beginnen wir um 600 Uhr mit Wecken Die Hausarbeit wird von meiner Frau Katja und Wir verstehen
und anschließendem Frühstück. Von 700 bis 815 ab Dezember auch von Viktoria geleistet. Hier
haben wir dann gemeinsam oder in den Zim- gilt es jeden Tag für 12-14 Personen zu kochen, uns als große
mergruppen unsere Andacht. Ab 830 beginnt das Wäsche zu waschen und das große Haus in Familie, die
Arbeitsleben. Einmal in der Woche haben wir Ordnung und sauber zu halten. Dazu kommt versucht, den
einen gemeinsamen Abend, an dem wir Kritik noch die Erziehung und Beschäftigung der Kin-
üben und uns austauschen. Die anderen Abende der. Es ist sicher nicht nur ein Eindruck, dass Bedürfnissen
sind mit Gemeinde-Veranstaltungen ausgefüllt Katja die meiste Arbeit im Haus leistet. Aber der Mitbewoh-
(Jugend, Gebetsstunde und Volleyball) oder frei. auch die Frauen tun ihre Aufgabe gerne für den
Herrn und erhalten viel Unterstützung von
ner gerecht
Als Mitarbeiter haben wir die Aufgabe ein trans- zu werden.
Schwestern aus der Gemeinde. Dafür sind wir
parentes und glaubwürdiges Christsein vorzule-
Gott sehr dankbar.
ben, was uns mal besser, mal schlechter gelingt.
Zivildienst
Die Bewohnerschaft
Wie schon angedeutet können wir auch eine
Neben unserer Familie mit den fünf Kindern
Zivildienst-Stelle anbieten. Da der Zivildienst
leben zusätzlich bis zu vier Menschen mit uns,
immer kürzer wird, benötigen wir in immer kür-
die in ihrem Leben Hilfe in Anspruch nehmen
zer werdenden Abständen „Nachschub“. Wer al-
möchten. Wir verstehen uns als große Familie,
so einen anstrengenden und herausfordernden
die versucht, den Bedürfnissen der Mitbewohner
Zivildienst bei uns im Hause leisten, und sich
gerecht zu werden. Das beginnt bei den Kleinen
den Segen des Herrn für diesen Dienst nicht
– Salome ist 1,5 Jahre alt – und endet bei unse-
entgehen lassen möchte, kann sich mit uns zur
rem Helmut, der 58 Jahre alt ist und seit März
Vereinbarung einer Probewoche in Verbindung
2001 mit uns wohnt. So üben wir jeden Tag an
setzen. Aktuell suchen wir für Juni/Juli 2004
einem christlichen Verhalten in Demut,
noch einen Zivi.
Rücksicht und Nächstenliebe.
Für weitere Informationen stehen wir unter der
Der Arbeitsbereich angegebenen eMail-Adresse zur Verfügung. Wir
Markus, der sich als Schreinermeister um die haben z. Zt. auch Kapazitäten für die Aufnahme
tägliche Arbeit mit den Gästen kümmert, hat die eines weiteren Gastes frei.
Einrichtung einer Schreinerei vorangetrieben, in
Wenn der Bericht zum Mittragen im Gebet an-
der ab Dezember 2003 gearbeitet wird. Er wird
regen könnte, würden wir uns sehr freuen. Zu
ein Sortiment ausarbeiten, das in der Werkstatt
allererst aber möchten wir unserem Vater im
produziert und über verschiedene Wege vertrie-
Himmel danken für seine unendliche Liebe und
ben werden soll. In geringerem Umfang können
Treue, die er uns in der Arbeit zukommen läßt.
auch Werkstücke im Kundenauftrag gefertigt
IHM sei die Ehre. Liebe Grüße aus Hardenberg!
werden. Die Werkstatt ist so konzipiert, dass
schon 2004 eine Ausbildung zum Schreiner an- Familie Fischer info@wg-ausweg.de www.WG-Ausweg.de
geboten werden kann.

17
Termine 2004
IM FREIZEITHAUS SCHOPPEN
ICHTIGES DOKUMENT • AUSREISSEN • EINTRAGEN • VORMERKEN • ABHEFTEN • AUFHÄNGEN • BEACHTEN •

EINLADUNGEN UND KOMM-UND-SIEH- BIBELSTUDIER-FREIZEITEN MÄDCHEN-FREIZEITEN


WEGBESCHREI- WOCHENENDEN STU 1 30. Mai – 5. Juni MÄ 1 25. – 31. Juli (14-19 J.)
BUNGEN Unsere Komm-und-sieh-WE sind
B. Peters / W. Adank Sommerfreizeit mit Debora Bühne
anfordern für Nichtchristen nach bestimm-
Anmeldungen ausschließlich an:
unter: ten Zielgruppen ausgerichtet: STU 2 12. – 18. September
Debora Bühne • Lienkamp 25
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51709 Marienheide
Freizeithaus Schoppen 1 erziehende (für mitgebrachte
STU 3 24. - 30. Oktober E-Mail: Bobab@gmx.de
58540 Meinerzhagen Kinder gibt es eine Betreuung)
A. Fett / u.v.a.
Schoppen-Post@gmx.de • KUS 2 für Teenager/Jugendliche MÄ 2 1. – 7. August (10-13 J.)
(besonders für Mitarbeiter)
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BITTE BEACHTEN: • KUS 3 für jeden Interessierten Die Kosten betragen 100 Euro Anmeldungen ausschließlich an:
(für Nichtverdiener 75 Euro). Christiane Kurz • Eichenweg 7
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sind für unsere Gäste kostenlos.
Anmeldungen zu den JAHRESSCHLUSS-FREIZEIT E-Mail: cc_kurz@yahoo.de
Christen können an diesen WE
Freizeiten werden nur dann teilnehmen, wenn sie JSF 27. - 31. Dezember
jetzt wieder im Programm ; )
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nur schriftlich an Außenstehende mitbringen.
den angegebenen JU 1 11. - 17. April (10-12 J.)
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Anschrift, Tel-Nr, E-Mail, Planung der Sommerferien JU 2 22. – 28. August (13-18 J.)
Rettungs-AngeBoot“
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Geb.datum) mitteilen. Anmeldungen ausschließlich an:
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Freizeit schon belegt ist. Die Kosten für die folgenden Frei-
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ich ihn herausfinden?
26736 Loquard-Krummhörn
Frank.Kalms@emsnet.de

18
JENS GRAPOW

Ein vorläufig letztes Wort


zu „ProChrist – wohin?“
Nachdem in den beiden letzten Ausgaben von f+t das Thema „ProChrist“ in Verbindung mit dem
Buch von Jens Grapow „ProChrist – wohin?“ behandelt wurde, möchten wir abschließend dem
Autor selbst Gelegenheit geben, auf die kritischen Punkte einzugehen.
An dieser Stelle möchten wir noch einmal betonen, dass wir die grundsätzliche Kritik an ProChrist
völlig mit Jens Grapow teilen, nur in der Beurteilung der Verkündigung Ulrich Parzanys können
wir Grapows Urteil nicht in allen Punkten nachvollziehen. Dennoch glauben wir, dass in den
Argumenten Grapows Gefahren angedeutet werden, die wir nicht leichtfertig übersehen sollten.
Mit diesem Leserbrief des Betroffenen möchten wir zunächst die Diskussion über dieses Thema beenden und hof-
fen sehr, dass viele Leser durch diese Kontroverse zumindest angeregt wurden, die Problematik zu überdenken
und für Ulrich Parzany und für die Evangelisation in Deutschland zu beten. W.B.

Lieber Leser! ist aber der Mensch nicht (nur) Opfer Vorprogramm auf die unerfüllten Sehn-
seiner Umwelt oder der Umstände, son- süchte des Menschen ab. Der Mensch,
Vielleicht ist durch den letzten Artikel
dern er ist in allererster Linie Täter: Re- der bei „ProChrist“ erscheint, taucht
über das Büchlein „ProChrist-wohin“
bell gegen Gottes Willen. Stellen wir dort nicht als Sünder im Sinne von
ein wenig der Eindruck entstanden, als
uns bitte einmal vor, Gottes Wort würde Römer 3 auf, sondern als Enttäuschter,
hätte es keine inhaltliche und faire
tatsächlich die Realität beschreiben – es Ausgebrannter, am Leben Betrogenener
Kritik an der Aktion der Brüder Alberts
würde über uns Menschen Folgendes und natürlich auch am Rande als Sün-
und Bühne gegeben. Das ist natürlich
aussagen: der. Wenn aber überhaupt als Sünder,
nicht so - bereits im Vorfeld der Ver-
dann hauptsächlich als Sünder mit
öffentlichung der Entschuldigung hat es „Es ist keiner gerecht, auch nicht einer;
Schuld gegenüber den Mitmenschen.
sie gegeben. Leider wurde sie aus mei- es ist keiner verständig, keiner fragt
Buße bei Parzany ist somit nicht im
ner Sicht nicht oder wenigstens nicht nach Gott; alle sind abgewichen, sie
Sinne der Buße von Lk 5, 32 (umfassen-
genügend beachtet. Nun, das ist sehr taugen alle zusammen nichts; es ist
de Gesinnungsänderung = metanoia) zu
schade. Aber vielleicht kann ja dem keiner, der Gutes tut, auch nicht einer!
verstehen – die setzt wirkliche Sünder
Missstand ein wenig mit diesen paar Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit
voraus – sondern eher als Weg aus der
Zeilen abgeholfen werden. Ich kann un- ihren Zungen trügen sie; Otterngift ist
Sackgasse eines (oft selbst verschulde-
möglich auf alles Gesagte erneut einge- unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll
ten) verpfuschten Lebens.
hen und beschränke mich daher auf ei- Fluchens und Bitterkeit, ihre Füße sind
nige wenige Punkte. eilig, um Blut zu vergießen; Verwüstung Die Tatsache, dass bei ProChrist den
und Jammer bezeichnen ihre Bahn, und Menschen aus meiner Sicht nicht deut-
1. Falsches oder richtiges den Weg des Friedens kennen sie nicht. lich gesagt wird, wer sie in Gottes Au-
Evangelium Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Au- gen sind und wie Gott das in Zeit und
gen.“ (Röm 3, 10- 18) Ewigkeit werten wird, verhindert den
Es gibt nach meiner Einschätzung nur
zweiten Schritt: Buße (Umkehr). Schon
ein Evangelium (frohe Botschaft). Man Das sind die nicht sehr schmeichelhaften,
von daher kann man beim ProChrist-
kann es nicht besser formulieren als es aber zutreffenden Charakterbeschrei-
Evangelium von einem falschen Evan-
unser Herr Jesus Christus selbst getan hat: bungen eines jeden (unerlösten) Men-
gelium sprechen. Es dürfte zumindest
schen. Diese bilden ja die Zielgruppe für
„... ich bin nicht gekommen, Gerech- nicht „Evangelium“ genannt werden –
jeden Evangelisten. Trotz ihres unschmei-
te zu rufen, sondern SÜNDER ZUR hier ein alternativer Vorschlag:
chelhaften Charakters ist dies aber prak-
BUßE!“ (Lk 5,32) „Programm zur Hinführung zu Men-
tisch der Einstieg des Apostels Paulus in
Bereits hier gibt es den Bruch bei Par- seine Belehrungen an die Gemeinde zu schen, die das Evangelium vielleicht
zany: Der Mensch wird nicht als das an- Rom. Diese Ausführungen sind aber si- kennen und es euch vielleicht sagen.“
gesprochen, was er in den Augen eines cher nicht geeignet, Massen in eine Halle Ein „Evangelist“ darf nur dann diese
HEILIGEN Gottes ist; so wird er wohl zu „locken“. Deswegen werden sie aus Ehrenbezeichnung tragen, wenn er das
kaum die Notwendigkeit sehen, irgend meiner Sicht bei ProChrist auch nicht vollständige (biblische) Evangelium ver-
etwas in seinem Leben zu ändern. Nun gesagt. Parzany zielt vielmehr schon im kündet. Ansonsten sollte er sich „Thera-

19
peut“ oder „Lebensberater“ o.ä. nennen. „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht und dass die jetzigen Einheitsbestre-
Hunderte, wenn nicht gar Tausende streiten, sondern milde sein gegen bungen (auch von Parzany gewollt und
Menschen gehen nach ProChrist davon jedermann, lehrtüchtig, fähig die gefördert) die Vorarbeiten zu dieser gro-
aus, sie hätten das Evangelium Gottes Bösen zu tragen, mit Sanftmut die ßen „Hure Babylon“ leisten. ProChrist
gehört und würden ihm folgen. Sie ha- Widerspenstigen zurechtweisend, ob leistet dabei mit seiner ökumenischen,
ben es aber nicht gehört und folgen ihm ihnen Gott nicht noch Buße geben kirchen-verbindenden Grundausrichtung
daher auch nicht. Sie sind Betrogene, möchte zur Erkenntnis der Wahrheit einen nicht unwesentlichen Beitrag.
Verführte. Alle Verantwortlichen von Pro- und sie wieder nüchtern werden, aus
Wenn Parzany wirklich will, dass Men-
Christ sind hier die (evtl. selbst verführ- der Schlinge des Teufels heraus, von
schen errettet werden und zum retten-
ten) Verführer. Und allen voran Ulrich welchem sie lebendig gefangen wor-
den, lebendigen Glauben an Jesus Chris-
Parzany. den sind für seinen Willen.“ (V. 24-26)
tus kommen, muss er sich die Frage ge-
Das schreibe ich übrigens ganz bewusst fallen lassen, warum er nicht den Men-
2. Der Umgang mit Verkündigern
auf Bühnes berechtigte Ermahnung bez. schen ihren jämmerlichen Zustand sagt,
eines „falschen Evangeliums“
des Tones und der Wortwahl unter Brü- damit sie in biblischer Weise die zum
„Ist Ulrich Parzany in unseren Augen ein dern in dieser Auseinandersetzung – „milde Heil notwendige Buße tun können. Statt
,Feind’, den wir abschießen müssen?“ gegen jedermann...“! Das gilt uns allen. dessen „beruhigt“ er die Menschen mit
Kein Mensch ist unser Feind. Ein Mensch einer Fixierung auf ihre Probleme und
In der Zwischenzeit aber haben wir die
kann aber durchaus ein Feind des Evan- bietet die Buße an als Heilmittel zur
Posaune klar erschallen zu lassen. Die
geliums sein. Dazu muss er das Evan- besseren Lebensbewältigung.
uns anvertrauten Menschen müssen
gelium nicht einmal ablehnen. Er muss
wissen, worin sich ein falsches Evan-
es „nur“ verwässern, verdrehen, verkür- Zum Abschluss:
gelium von dem biblischen Evangelium
zen oder unberechtigt erweitern. Dies
unterscheidet. Es muss klar und deutlich Die Evangelisations-Methoden gleichen
kann er sogar in dem festen Glauben
gesagt werden: Das Evangelium bei Pro- sich heute fast wie ein Ei dem anderen.
tun, der Menschheit damit einen Gefal-
Christ ist aus dem o.g. Grunde nicht dem „Evangelisations-Hilfen“ wie der „Alpha-
len zu tun. Deshalb wird aber die Sache
Wort Gottes gemäß – es ist davor zu war- Kurs“ haben dazu beigetragen, dass flä-
an sich nicht besser.
nen, es als Evangelium anzunehmen! chendeckend den Menschen ihr wahrer
Der ärgste Feind des Menschen (gleich- Zustand und die Gefahr, in der sie sich
zeitig der ärgste Feind Gottes) ist ein 3. Die Frage der Motivation tatsächlich befinden, verschleiert wird.
Verführer – er verkleidet sich in einen So werden sie daran gehindert, wirklich
Ich glaube nicht, dass der Papst, der
Engel des Lichtes (2Kor 11,14). Würde Buße zu tun und von ihren gottlosen
Dalai Lama oder indianische Schama-
irgend ein Verkündiger beispielsweise Wegen umzukehren.
nen mit ihrem „Dienst“ Menschen scha-
sagen, Jesus Christus sei nicht Gottes
den wollen. Dennoch tun sie es. So kann Unter diesen Umständen ist es eine un-
Sohn, würde niemand im evangelikalen
ich auch Parzany nicht unterstellen, er ermessliche Gnade, dass noch Menschen
Lager auf ihn hören. Aber genau diese
würde Menschen in die Irre führen wol- zum lebendigen Glauben kommen –
Zielgruppe hat der Teufel im Visier. Wie
len. Er wird nur das Beste für sie wollen. trotz unserer Versäumnisse und Fehler.
wird wohl jemand aussehen, der eine
Die Frage ist doch nur, wer definiert, Danken wir Gott dafür und bitten IHN,
Gruppe Evangelikaler verführen soll? Na-
was gut oder böse, was richtig oder weiterhin unserem Mangel auszuhelfen.
türlich wie ein Evangelikaler!
falsch, was göttlich oder ungöttlich ist. Aber bitte nutzen wir diese unbegreifli-
Nun kann jeder Mensch, auch ein wie- Diese Auseinandersetzung wird aber che Gnade nicht dazu aus, nun verant-
dergeborenes Gotteskind, sich zum Werk- nicht mehr geführt, um das Programm wortungslos weiter diese unbiblischen,
zeug des Teufels machen lassen. Petrus nicht zu gefährden. ungöttlichen „Bekehrungsmethoden“ zu
lässt an dieser Stelle grüßen (Mk 8,33; verwenden und kehren wir zum bibli-
So behaupte ich nach wie vor, dass Par-
2Tim 2, 24-26). Nicht Parzany ist daher schen Evangelium zurück:
zany bewusst Ökumene will, sie anstrebt
unser Feind – unser Feind ist der erklär-
und auch mittels ProChrist unter ande- Ohne Buße (umfassende Lebenserneu-
te Feind Gottes, nämlich der Teufel, wo-
rem eben die Ökumene fördern will (wie erung/Umkehr) gibt es kein Heil! Für
bei Jesus Christus diesen ja am Kreuz
er umgekehrt durch die Ökumenisie- uns nicht und für niemanden sonst.
auf Golgatha besiegt hat.
rung die Evangelisation bzw. das, was er „Da öffnete er ihnen das Verständnis,
Aber ein Verkündiger des Evangeliums darunter versteht, fördern will.) Das um die Schriften zu verstehen, und sprach
kann in die Fallstricke des Teufels gera- halte ich aus den im Buch genannten zu ihnen: So steht es geschrieben, dass
ten und ist nun diesem (dem Feind Gründen für gefährlich und einen wei- Christus leiden und am dritten Tage
Gottes) dann u.U. mit einem falschen teren wichtigen Schritt hin in Richtung von den Toten auferstehen werde, UND
Evangelium zu Diensten. Die Frage ist Hure Babylon. An keiner Stelle habe ich DASS IN SEINEM NAMEN BUßE ZUR
doch nun nur, wie wir mit einem sol- gesagt, dass Parzany die Welteinheits- VERGEBUNG DER SÜNDEN GEPREDIGT
chen Menschen umgehen! Die rechte kirche will – ich habe lediglich gesagt, WERDEN SOLL UNTER ALLEN VÖLKERN.“
Antwort hierauf finden wir in 2Tim 2: dass diese mit Sicherheit kommen wird (Lk 24, 45-47) ■

20
BUCHBESPRECHUNGEN
J. Oswald Sanders
Geistliche Leiterschaft Der Autor hat diese Auslegung mit dem Wunsch geschrieben, dass
CMV, Pb., € 6,90 „ ... diejenigen unter den Lesern, die Jesus Christus als ihren
Herrn kennen, besser verstehen lernen, welche Reichtümer er
Dieses bereits in viele Sprachen übersetzte Buch ist ihnen in seiner Liebe geschenkt hat ... und wie wichtig es ist,
nun auch wieder in deutscher Sprache erhältlich. Es dem Herrn Jesus das ganze Leben zu übergeben - so wie er alles
ist die überarbeitete und ergänzte Neuauflage des für uns gab“ (S. 10).
Buches „Verantwortung - Leitung - Dienst“, das früher im Brockhaus-
Wenn man diese zu Herzen gehenden Kapitel gelesen hat und auf
Verlag erschienen war.
sich einwirken lässt, wird man mit tiefer Dankbarkeit und neuer
Man könnte dieses Buch als das Vermächtnis des erfahrenen ehe- Liebe zu unserem Herrn das Buch aus der Hand legen.
maligen Leiters der ÜMG betrachten, welcher der nachrückenden
Generation sehr wichtige geistliche Prinzipien und Ratschläge mit
auf den Weg gibt. Richard Mayhue
Er behandelt Probleme, Schwierigkeiten und Gefahren, mit denen Dein Glaube hat dich geheilt
jeder Verantwortungsträger in Gemeinde und Mission zu tun hat CLV, Pb., 256 S., € 8,50
und zeigt die Qualitäten, die Gott von geistlichen Führern erwartet.
Einige wenige Zitate aus diesem Buch zeigen, wie sehr die Auf dieses aktuelle, äußerst wichtige und hilfreiche
Ausführungen „ins Schwarze“ treffen: Buch haben wir schon einmal vor ca. 4 Jahren hinge-
wiesen, als dieses Buch erstmals in Deutsch erschien.
„Wer einen anderen demütigen will, sollte ihn nur nach seinem
Gebetsleben fragen“ (S. 74). Inzwischen haben die Heilungsfeldzüge, Heilungsversammlungen
und Heilungskonferenzen auch in Deutschland derart zugenommen,
„Der echte Leiter wird kein Verlangen haben, über Gottes Erbe dass es nötig ist, noch einmal auf dieses Buch hinzuweisen, um einen
den großen Herrn zu spielen, sondern demütig, milde, selbst biblischen, soliden Standpunkt angesichts der vielen Tagungen, Sen-
zum Opfer bereit und im Ganzen ebenso willig zu sein, zu sationsmeldungen, Bücher, Videos und Vortragskassetten zu diesem
folgen wie zu führen“ (S. 20). Thema beziehen zu können. Leider dringen die unbiblischen charis-
„Stolz lauert an der Schwelle der Macht“ (S. 412). matischen Lehren und Praktiken inzwischen wie ein Sauerteig auch
Er behandelt Themen wie „Das Gebetsleben“, „Der Leiter und seine in solche Gemeinden ein, die in der Vergangenheit gegen diese Ein-
Zeit“, „Die Lektüre des Leiters“, „Die Kunst der Aufgabenverteilung“ flüsse immun waren.
usw. und illustriert seine Ausführungen mit vielen eigenen Er- Der Autor – ein Mitarbeiter von J.F. MacArthur – stellt in diesem
fahrungen und Beispielen aus der Kirchengeschichte und mit tref- Buch die Lehren und Praktiken von bekannten Charismatikern ver-
fenden Zitaten bekannter Männer Gottes vergangener Generationen schiedenster Schattierungen wie Benny Hinn, John Wimber, Jack
(wobei ich allerdings seine uneingeschränkt positive Einschätzung Deere usw. vor und behandelt ausführlich und ausgewogen u.a. die
von Finney und Torrey nicht teilen kann). Dabei geht es Sanders Frage, ob die Wunder Jesu und der Apostel heute noch zu erwarten
nicht um Methoden, sondern um ein Leben mit und vor dem Herrn sind, wie Jakobus 5 zu verstehen ist und wie die Gaben der „Hei-
und um die Charakterbildung in der Nachfolge Jesu. lungen“ und „Wunderkräfte“ einzuordnen sind.
Dieses Buch sollte zur Standard-Lektüre eines jeden Christen ge- Er zeigt sehr deutlich, was die Bibel zum Thema Krankheit und Kran-
hören, dem Gott in der Gemeinde oder in der Missionsarbeit kenheilung aussagt, bestätigt Gottes Allmacht und Souveränität
Verantwortung übertragen hat. Kranke zu heilen oder aber auch Krankheiten zu benutzen, um seine
Wolfgang Bühne Kinder zu erziehen und zur geistlichen Reife zu bringen.

John MacArthur Das ergreifende, sehr aufschlussreiche Zeugnis von Joni, viele weite-
re praktische Beispiele, die zahlreichen gut belegten Zitate und Aus-
Die Welt überwinden züge aus den Büchern bekannter Charismatiker machen das Buch
Wie Jesus seine Jünger in Johannes 13 – 16 nicht nur sehr interessant und leicht lesbar, sondern helfen mit, eine
stärkte ausgewogene und biblische Sicht der Dinge zu bekommen.
Betanien, Pb., 190 S., € 9,50
Seelsorger und Verkündiger sowie alle, die sich mit diesen Fragen
Der bekannte Bibellehrer legt in dieser auseinandersetzen müssen oder wollen, sollten unbedingt dieses
Neuerscheinung die Abschiedsreden des Herrn aus, die er am hilfreiche und informative Buch lesen.
Vorabend seiner Kreuzigung auf dem Obersaal gehalten hat. Diese Wolfgang Bühne
Reden enthalten die tiefsten und wichtigsten Lehren seines Dienstes
und zeigen den Jüngern, wie sie in einer feindlichen Welt überleben Peter Masters
und bleibende Frucht für Gott bringen können. KraftWort
MacArthur wendet diese ergreifenden letzten Worte Jesu an seine Schwengeler, Pb., 240 S., € 14,60
Jünger sehr seelsorgerlich und praktisch auf unser Leben und unse-
ren Dienst an. Damit erhalten junge wie auch reifere Gläubige das Peter Masters ist seit über 30 Jahren Prediger am
Rüstzeug, dem Herrn wirkungsvoll dienen und zu seiner Ehre „gegen Metropolitan Tabernacle in London, wo Spurgeon in
den Strom“ schwimmen zu können. der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts predigte.
Weiter ist Masters der Herausgeber der Zeitschrift Auch einige weitere Personengruppen nehmen Einfluss: Einige
„Swort&Trowel“, die ebenfalls von Spurgeon gegrün- unzufriedene Mönche, die die Kirche reformieren möchten, und ei-
det wurde. nige friedliche „Ketzer“, die behaupten, gerettet zu sein, und dafür
In diesem wichtigen Buch untersucht der Autor die vieles erleiden müssen. Der Leser wird tief hineingenommen in diese
heutigen Evangelisations-Methoden und Inhalte und Zeit, in die praktischen Lebensbedingungen (die gründlich und de-
vergleicht sie mit den Predigten der Apostel, der tailliert recherchiert wurden), in die unwissende Religiösität des
Reformatoren und der Erweckungsprediger vergange- Volkes, und in die manchmal wirklich erschreckenden Gedanken-
ner Jahrhunderte. Dabei wird deutlich, dass heute weit- gänge der kirchlichen Würdenträger.
hin ein angepasstes, auf den Geschmack der Zuhörer zugeschnitte- Die ganze Geschichte rankt sich um den Bau einer großen Kathe-
nes „Evangelium“ präsentiert wird, welches – meist umrahmt mit drale, die sich der Bischof in einem österreichischen Tal zu ewigem
einem Unterhaltungsprogramm – weniger den Verstand und das Ruhm erbauen lassen möchte. Dabei sucht er Wege, wie er seine
Gewissen der Zuhörer mit biblischen Wahrheiten konfrontiert, als Pläne durchsetzen und finanzieren lassen kann – wobei sich das „Er-
die Emotionen und Sinne beeindruckt. kaufen“ von Vergebung als gute Gelegenheit erweist.
Masters konfrontiert mit der katastrophalen Tatsache, das viele „Be- Eine tief beeindruckende Erzählung, in der sowohl kirchliches Den-
kehrte“ im Grunde das Evangelium nicht verstanden haben, was sich ken als auch das biblische Evangelium auf ganz bewegende Weise
dann auch im Lebensstil dieser Leute widerspiegelt. verdeutlicht werden. Gut geeignet zum Verschenken an Ungläubige!
Peter Masters plädiert für die regelmäßige und gründliche evange- Michael Bühne
listische Predigt, in der die Zuhörer in einer aktuellen, eindrücklichen
Form das alte, biblische Evangelium hören, ohne manipuliert zu wer-
den. Er kritisiert deutlich den heute üblichen „Altarruf“, der von
Charles Finney eingeführt wurde, der diese „schamlos pragmatische Francine Rivers
Methode des Seelengewinnens“ (S. 193) entwickelte, die er weder So stark wie das Leben
mit der Bibel noch mit der Kirchengeschichte begründen kann. Johannis, Pb, 544 S., € 17,50
„Das Aufrufsystem wurde ursprünglich entworfen, um Ent-
scheidungen für Christus durch emotionale Manipulation zu Die dramatische, aufrüttelnde Geschichte einer ster-
beschleunigen“ (S. 193). benden Gemeinde und eines jungen Pastors, der
durch seinen Einsatz und seinen Eifer zwar einen
Der Autor macht deutlich, dass die Wiedergeburt ein Werk des ungeahnten Aufschwung in Bezug auf Mitgliederzahlen, imponie-
Heiligen Geistes ist, der in seltenen Fällen eine spontane Bekehrung rende Gebäude und besucherfreundliche Aktivitäten bewirkt, aber
bewirkt, aber in den meisten Fällen einen Prozess auslöst, der mit der den Herrn der Gemeinde und seine Vorgaben für Erweckung und
natürlichen Zeugung und Geburt verglichen werden kann. geistliches Gemeindewachstum und Gemeindeleben immer mehr
Masters bleibt aber nicht bei der Kritik und Analyse der heutigen aus den Augen und aus dem Herzen verliert.
Evangelisations- und Gemeindewachstums-Methoden stehen, son- In diesem aktuellen Roman werden sehr eindrücklich die Gefahren
dern bietet eine Menge bedenkenswerter und praktischer Anregun- und die verheerenden Konsequenzen von geistlichem Machtmiss-
gen und Hilfen, wie die alte Botschaft den heutigen Menschen un- brauch, unbiblischer Kompromissbereitschaft, Menschengefälligkeit,
geschminkt, verständlich und glaubwürdig verkündigt werden kann. Aktionismus und geistlichem Hochmut deutlich gemacht. Dem
Jeder, dem die Rettung von Menschen ein Anliegen ist, wird beim gegenüber stehen Männer und Frauen, die Gott und sein Wort lie-
Lesen dieses Buches eine Menge Anregungen zum Nachdenken und ben und zum Helfen und Dienen bereit sind.
zum Überprüfen eigener Überzeugungen und Praktiken bekommen. Ein empfehlenswertes Buch! Ulla Bühne
Wolfgang Bühne

Christine Schneider Karen Kingsbury


Im Schatten der Kathedrale Melodie unseres Lebens
CV, Pb., 304 S., € 17,90 Francke, gb., 384 S., € 16,95

Dieser spannende historische Roman spielt im finste- Sie waren ein Traumpaar und viele beneideten sie um
ren Mittelalter kurz nach dem ersten Jahrtausend- ihre glückliche Beziehung und ihre stabile Ehe – doch
wechsel, als in Österreich die Kirche alles fest in der unbemerkt und lange Zeit unbeachtet durchdrangen
Hand hatte, Mönche als besonders heilig galten und das Wort eines Entfremdung, Misstrauen und Kälte alle Bereiche ihres gemeinsa-
Bischofs für die Menschen genau so viel bedeutete, als hätte es Gott men Lebens.
selbst gesagt. Es kommt so weit, das die Hoffnung stirbt und eine Scheidung un-
Abgesehen vom Adel und den Geistlichen leben die meisten umgänglich scheint.
Menschen in ziemlich einfachen Verhältnissen, unter anderem auch Als sie ihre Kinder mit dem Schrecklichen vertraut machen wollen,
die Hauptpersonen der Geschichte: Andreas – ein junger stummer ergreift ihre Tochter zuerst das Wort: In 6 Monaten will sie heiraten
Mönch mit unbekannter Vergangenheit – und Martin, der Sohn und ihre Ehe soll so wunderbar werden, wie die ihrer Eltern!
eines Maurermeisters, der automatisch auch zum Maurerdasein Um die Hochzeit ihrer Tochter zu retten, spielen sie mit und machen
bestimmt scheint. sich auf ihren letzten gemeinsamen Weg...
Der eine kämpft mit den Fehlern der Kirche: Sünden unter den Diese eindrückliche Erzählung kann gefährliche „Klippen“, geistliche
geistlichen Führern, Zurückhalten des Wortes Gottes vor dem unwis- Krisen und schleichende Entfremdungen einer Ehe bewusst machen
senden Volk, Hinrichtung von „Ketzern“, Schuldgefühle... und vermeiden helfen und zeigt auch die heilende und reinigende
Der andere kämpft mit den Sorgen des Alltags und wünscht sich, Kraft einer von Gott gewirkten Buße und Vergebung.
Gottes Gedanken kennenzulernen – dabei kann er nicht einmal lesen. Ulla Bühne
Erwin Lutzer
Wer bist du, dass du andere richtest? Aus den vielen Zitaten der Alpha-Literatur wird deutlich, dass der
Kurs von den Theorien und Praktiken der „Dritten Welle“ und spe-
Lernen zwischen Wahrheit, Halbwahrheit
ziell des „Toronto-Segens“ geprägt ist und u.a. eine ökumenische
und Lüge zu unterscheiden
Zielsetzung hat. Es gibt keine Abgrenzung katholischen Irrlehren
CV, Pb., 240 S., € 14,90
gegenüber, im Gegenteil - es wird eine große Gemeinsamkeit mit
Die Lektüre eines Buches von Erwin Lutzer bedeutet katholischen Lehren und Persönlichkeiten betont und jede Kritik an
immer, angeregt, herausgefordert, erfrischt und hier und da auch dieser Kirche verurteilt.
überrascht zu werden. Da in Deutschland sowohl die Ev. Allianz, Willow Creek wie auch
In diesem neuesten Buch des Autors werden einige heiße Eisen von ProChrist und Alpha zusammenarbeiten bzw. Alpha empfehlen, ist es
größter Aktualität sowohl für die Gemeinden, als auch für das per- wichtig, diese gründliche Information zu lesen und zu prüfen, um
sönliche Leben angepackt . sich ein eigenes Urteil zu bilden.
In den ersten Kapiteln macht Lutzer deutlich, wie das postmoderne Sehr positiv fällt bei der Haltung der Autoren auf, dass sie nicht nur
Denken inzwischen auch die evangelikalen Gemeinden beeinflusst hat: kritisieren, sondern auch das Positive und die missionarische Absicht
der Initiatoren anerkennen und erklären:
„Wir haben die objektive Wahrheit zugunsten individueller Wahr-
nehmung aufgegeben“(S. 23). „Niemand, der nicht selbst evangelisiert, sollte etwas gegen
Alpha sagen!“ (S. 95)
„Wir erachten es für besser, den Irrtum zu tolerieren, als häss-
lich auszusehen, weil wir die Wahrheit verteidigen“ (S.26). So endet dieses Buch auch nicht mit Kritik sondern mit der Auf-
forderung, sich für die Verbreitung eines biblischen, unverkürzten
Deshalb fällt es uns zunehmend schwerer, den biblischen Befehl zu Evangeliums einzusetzen und positive Alternativen zu benutzen -
befolgen, Sünde oder falsche Lehre im Volk Gottes zu beurteilen „Training im Christentum“, „Auf festem Grund gebaut“ usw.
oder zu verurteilen.
Ein Anhang zeigt dem Leser eine Übersicht über die gröbsten Irr-
Lutzer fordert daher mit Nachdruck auf, „antithetisch“ zu denken lehren der kath. Kirche und macht damit deutlich, dass man unwis-
und zu verkündigen, was bedeutet „dass wir eine Lehre nicht nur send oder naiv sein muss, wenn man glaubt, dass in dieser Kirche ein
bejahen, sondern auch ihr Gegenteil ausschließen“ (S. 69). biblisches Evangelium gepredigt wird und Christen dort eine geistli-
Während es in den Kapitel 1 - 5 darum geht, wie man falsche Lehre, che Heimat finden können.
falsche Propheten und falsche Wunder beurteilen muss, geht es ab Alle, die ein missionarisches Interesse haben und denen die Ver-
Kapitel 6 um unser Familienleben („Wieviel Hollywood dürfen wir in teidigung des biblischen Evangeliums wichtig ist, sollten dieses auf-
unser Haus lassen?“), um unsere persönliche Integrität („Wenn man rüttelnde und informative Buch lesen und verbreiten.
den Charakter beurteilt“) und um die Grenzen unserer persönlichen
Freiheit. Wolfgang Bühne
Einige Leser würden in dem Kapitel „Wenn man das Verhalten beur-
teilt“ wahrscheinlich die Grenzen etwas enger ziehen. Aber auch
hier, wo die amerikanische Prägung des Autors deutlich wird, zeigt
er biblische Richtlinien auf und warnt davor, das eigene Gewissen
zum Maßstab für die Beurteilung anderer zu machen.
ZU GUTER LETZT
Insgesamt ein sehr aktuelles, wertvolles, leider aber viel zu teures Benjamin Franklin, der als Buchdrucker anfing und
Buch, das unser Denken und Leben sowohl in der Gemeinde wie später ein berühmter Naturforscher, Schriftsteller, Po-
auch im persönlichen Bereich auf Gottes Maßstäbe ausrichtet. litiker und Diplomat wurde, verfasste für sich selbst
Wolfgang Bühne folgende Grab-Inschrift:

Patrick Tschui/Werner Deppe K ÖRPER


DER

Die Alpha-Welle BENJAMIN FRANKLINS


Wie biblisch ist der Alpha-Kurs? EINES D RUCKERS LIEGT HIER
Betanien, Tb., 128 S., € 4,- GLEICH DEM B AND EINES ALTEN B UCHES

Diese Neuerscheinung ist von größter Aktualität und DESSEN B LÄTTER ZERLESEN UND DESSEN
packt ein heißes Eisen an: Die Alpha-Kurse, die welt- E INBAND UND G OLDSCHNITT VERBLASST SIND
weit quer durch alle Denominationen als eine der effektivsten DEN W ÜRMERN ZUR S PEISE
Evangelisations-Methoden angepriesen und eingesetzt werden.
DAS W ERK SELBST SOLL ABER NICHT VERLORENGEHN
Die Autoren haben ausgezeichnet recherchiert und das gesamte
SONDERN NOCH EINMAL ERSCHEINEN
Alpha-Programm untersucht. Sie zeigen und belegen, dass der Al-
pha-Kurs ein Minimal-Evangelium vermittelt, das von allen Kon- IN EINER NEUEN SCHÖNEREN A USGABE
fessionen ohne Probleme akzeptiert werden kann, aber dann im VERBESSERT VOM V ERFASSER
Wesentlichen eine Einführung in typisch charismatische Erfahrun-
gen wie Geistestaufe, Zungenrede, Prophetie, Krankenheilung usw.
darstellt.

Diese Bücher können in jeder Christlichen Buchhandlung oder bei folgender Adresse bestellt werden:
Christliche Buchhandlung Wolfgang Bühne, Eisenweg 2, D-58540 Meinerzhagen, Tel.: 02354-709585
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen
PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661

f tolz ist
das größte aller Übel,
die uns heimsuchen, und von
allen unseren Feinden ist er der,
der am langsamsten und
am schwersten stirbt.

John N. Darby

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