Leute, die Weih-
Brennpunkt der Geschichte
Neben Seiner Kreuzigung
war die Geburt Jesu Christi das
bedeutendste Ereignis der Welt-
geschichte! Sie wurde zum
Brennpunkt der ganzen Ge-
schichte.Alles vor Christus,
schaute voraus auf Seine Ge-
burt, und alles seither schaut
zurück auf Ihn. Es war ein solch
entscheidendes Ereignis, dass
70
die ganze Welt seither die Jahre
des Kalenders nach der Geburt
Christi ausrichtet. Man spricht
von „vor Christi Geburt“, von
„nach Christi Geburt“ oder auch
„im Jahre des Herrn ...“
Jesus hat die Welt beein-
flusst, wie nie ein Mensch zuvor
und wie es auch kein Mensc h
nach Ihm tun kann. In allen
Chroniken der Menschheit ist
Ihm keiner gleich. Er hat nie ein
Buch geschrieben. Er hat nie ein
politisches Amt gehabt. Er war
weder reich, noch zu seinen Leb-
zeiten besonders einflussreich.
Und doch hat Er die Welt
vollkommen verändert. Es ist
tatsächlich so, dass kein
anderer Mensch die Geschichte
auch nur im Entferntesten so
beeinflusst hat wie Er.
Man hat sich seit Seiner
Geburt in jeder Generation Ihm
entgegengestellt,Ihn gehasst,
Ihn bekämpft, Ihn zensiert, Ihn
verboten und Ihn kritisiert. Den-
noch ist Sein Einfluss
unvermindert. Nach fast zwei-
tausend Jahren ist die Schlag-
kraft Seines Lebens weiterhin so
mächtig, dass man ohne Zweifel
sagen kann, dass nicht ein Tag
vergeht, an dem Menschenleben
nicht gänzlich umgestaltet
werden durch Seine Lehre.
nachten verpasst
haben
„Kein Raum“.Diese schändlichen Worte beschreiben mehr als nur die
Herberge in Bethlehem. Sie treffen ebenso genau auf die Welt von
heute zu. Traurigerweise geben die meisten Menschen, wegen all ihrer
Geschäftigkeit an Weihnachten, Jesus immer noch keinen Raum.
Ohne es auch nur zu merken, verpassen sie Weihnachten, genau wie
die meisten Leute in Bethlehem und Umgebung, in der Nacht,als Jesus
71
geboren wurde.
Wussten Sie,dass die meisten doch sind die allermeisten
Leute Weihnachten jedes Jahr ver- gänzlich blind für die Rea -
passen? Dies hört sich vielleicht lität dessen, was sie feiern.
etwas einfältig an, besonders in Diesem Feiertag wurde so
Ländern, wo wir während der Fei- viel Phantasie und Mythos
ertage in einem Meer von Weih- aufgehalst, dass die Men-
nachtswerbung zu versinken schen dem wahren Wunder
drohen. Und dennoch bin ich der Geburt Christi abge-
davon überzeugt, dass die meisten stumpft gegenüber stehen.
Leute Weihnachten versäumen. Sie Sie haben echte Weih-
halten diesen Feiertag ein, weil nachtsfreude gegen vor-
jeder ihn einzuhalten scheint, und gemachte, rührselige Bene-
belung und selbstsüchtige
Schwelgerei eingetauscht. Ich habe
kürzlich in der Zeitung ein zwei

Seiten langes Interview mit Leuten
auf der Straße gelesen, die ihre
Meinung zur wahren Bedeutung
von Weihnachten äußerten. Das
Ergebnis erstreckte sich vom
Gefühlsseligen bis
hin zum Respektlo-
Kein Wunder, dass so viele Leute
sen. Einige sagten
Weihnachten verpassen.
gefühlvoll, dass
Weihnachten das
Fest der Familie ist, eine Zeit
besonders für Kinder und so wei -
ter. Andere gaben sich humanis-
72
tisch und sagten, dass zu
Weihnachten die Liebe zum Mit -
menschen und der
Geist des Gebens
gefeiert werden soll
und dergleichen
mehr. Und noch
andere gaben un-
verblümt laster-
liebige Antworten
und sagten, dass es
an Weihnachten Gelegenheit zum
Berauschen gebe, bei dem alles
erlaubt ist. Auch nicht einer
erwähnte das unermessliche
Wunder der Geburt Gottes als
Kind unter uns Menschen.
Zu welch einem Wirrwarr ist
Weihnachten geworden! Wir haben
in diesen Feiertag so viel Tradi-
tion, so viele leere Phrasen und so
viel emotionelle Hysterie mit
hineingemischt, dass wir an der
betonten Schlichtheit der Geburt
Christi vollkommen vorbeigehen.
Es ist eine Ironie, dass von allen
Feiertagen, aus diesem der kompli-
zierteste geworden ist. Kein
Wunder, dass so viele Leute Weih-
nachten verpassen.
Dies ist seit Joseph und Maria
das Gleiche geblieben: Fast jeder
hatte auch damals Weihnachten
versäumt. Genau wie heute waren
die Menschen zu beschäftigt und
von allerlei Dingen in Beschlag
genommen – einige waren wichtig,
andere nicht – und doch hat fast
jeder Christus verpasst.Die
Ähnlichkeiten zwischen der Zeit
damals und unserer Zeit heute
sind verblüffend. Jeder dieser
Leute damals hat ein heutiges
Gegenstück.
Wie im Irrenhaus
Die Weihnachtszeit ist gekennzeichnet von tieferen Gemüts-
belastungen, größerer Besorgnis und von mehr Gewalttaten,als jede
andere Zeit des Jahres. Der Stress der Feiertage, die schwer
deprimierende Einsamkeit und die Öde sinnloser Schwelgereien,
machen die Feiertage für viele unerträglich. Man braucht nur zu
sehen, was in den meisten Geschäften während der letzten
Einkaufstage vor dem Fest abläuft, um zu verstehen, warum mehr
Leute einen Nervenzusammenbruch über Weihnachten erleiden, als
sonst zu irgendeiner anderen Jahreszeit.
Ironischerweise ist das englische Wort bedlam (Anm. d. Ü.:
Bedeutung: „Irrenhaus oder das was darin vor sich geht“.Daher die
Wahl des Titels „Wie im Irrenhaus“ [bedlam] als Wortspiel im ameri-
kanischen Originaltext dieses Buches) selbst eine korrumpierte
Form von Bethlehem. Im sechzehnten Jahrhundert wurde das
Londoner Kloster „St. Mary of Bethlehem“ (Anm. d. Ü.: „Der heiligen
73
Maria von Bethle-
hem gewidmet“), das
bisher als Kranken-
haus diente, in eine
städtische Irrenan-
stalt umgewandelt. Für ein geringes Eintrittsgeld konnte man
tatsächlich dort hineingehen, um die Insassen anzuschauen.
Erstaunlicherweise war dies damals eine der bekanntesten Touris-
tenattraktionen der Stadt.
Der Name „St. Mary of Bethlehem“ wurde abgekürzt auf
„Bethlehem“, was damals dort wie „bedlam“ ausgesprochen (Anm. d.
Ü.: ausgesprochen „bedlämm“) wurde. So kam es, dass im Laufe der
Zeit im Englischen das Wort bedlam den Krach und die Verwirrung
eines Irrenhauses symbolisierte. Daher sind im Englischen die
Worte Bethlehem und bedlam historisch und sprachlich miteinander
verwandt.
 Der Herbergsbesitzer
Die Heilige Schrift erwähnt
einen solchen nicht ausdrücklich,
und doch wurde in jener Nacht in
Bethlehem ein Herbergsbesitzer
von einem Mann
und seiner schwan-
geren Frau aufge-
sucht. Dieser wies
sie ab und sagte,
dass er keinen
Raum in der Her-
berge für sie hätte.
Und so hat er
Weihnachten verpasst. Er hat
nicht nur Maria und Joseph abge-
wiesen, sondern anscheinend
unterließ er es auch, einer jungen
Mutter, kurz vor der Geburt
74
stehend, jemand zu Hilfe zu rufen.
Lukas 2,7 setzt die Geschichte
für uns in Szene: „... und sie
(Maria) gebar ihren erstgeborenen
Sohn und wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe, weil
in der Herberge kein Raum für sie
war.“
Dieser Vers beschäf-
tigt sich ausdrücklich
Keine Hebamme, keine Hilfe für
mit einer einsamen
Maria ist darin zu sehen.
Geburt.Keine Hebam-
me, keine Hilfe für
Maria ist darin zu sehen. Die Bibel
sagt uns nicht einmal, dass Joseph
zugegen war. Vielleicht war er es
doch, aber wenn er typisch war
für die meisten Männer, die zum
ersten Mal Vater werden, so war er
Maria von wenig Nutzen. Sie war
sich im Grunde genommen selbst
überlassen.
Eine solche Geburt war durch-
aus nicht bezeichnend für jüdische
Frauen des ersten Jahrhunderts.
Die Juden waren kein barbari-
sches Volk oder unzivilisierte
Stämme, die ihre Frauen in den
Dschungel senden, um ihre Kinder
allein auf einem Bananenblatt zu
gebären. Sie hatten Kultur, waren
intelligent, gebildet und vor allem
gastfreie Menschen, die menschli-
chem Leben einen hohen Stellen -
wert beimaßen. Es war äußerst
ungewöhnlich, dass eine junge
Frau, kurz vor der Geburt, von
einer Herberge dieserart abge -
wiesen wurde, um einsam in
einem Stall zu gebären.
Und doch geschah genau das.
Maria gebar das Kindlein, sie
wickelte Ihn in Windeln und sie
legte Ihn in eine Krippe! Wo
normalerweise eine Hebamme das
Kindlein gesäubert und in Windeln
gewickelt hätte, da war keine!
Maria musste das alles allein tun.
Und, wo normalerweise eine Wiege
oder ein Korb zur Verfügung
stand, da war nichts! Maria
musste Ihn in einen Futtertrog für
Tiere legen.
Ein Ausleger des Lukasevan-
geliums schrieb: „Man bedenke
einmal das Ergreifende dieser
ganzen Szene. ‘Sie gebar ihren
erstgeborenen Sohn‘ ... ‘sie
wickelte ihn in Windeln‘. Dies
alles erscheint auf der einen Seite
so lieblich und doch: Die Arm-
seligkeit des Ganzen, die Tragik
des Ganzen, die Einsamkeit des
Ganzen ... – dass in dieser Stunde
aller Stunden, wenn die Gebärende
doch umgeben sein sollte mit der
zartesten aller Umsorgung, sie
allein war! Die Betonung des
Evangelisten ist unverkennbar. Mit
ihren eigenen Händen wickelte sie
das Kindlein in Windeln und legte
Ihn in eine Krippe. Es war keiner
da, der dies für sie tat. Noch
einmal sage ich: Die Armseligkeit
des Ganzen! – und doch die Herr-
lichkeit, die dies für Marias Herz
bedeutete“!*
*G. Campbell Morgan, The Gospel According to Luke (Old Tappan, N.J.: Revell,
1929), 36.
Wie ich schon andeutete, wird
der Herbergsbesitzer nicht aus-
drücklich erwähnt.Es ist sogar so,
dass die Heilige Schrift uns nicht
weiter erklärt, welche Art
Herberge Bethlehem hatte. Das
griechische Wort kataluma wird
hier mit „Herberge“ übersetzt. Es
kann „Gastzimmer“, „Herberge“
oder auch einfach
„Obdach“ bedeuten.
Demnach konnte
diese Herberge eins
von einer Reihe von
Objekten gewesen
sein – von einem Vor-
75
läufer unserer
Fremdenpension, bis hin zu einem
kleinen Anbau auf jemandes
Grundstück, dazu geeignet,
Menschen und Vieh unterzubrin-
gen. Die Heilige Schrift erwähnt
nichts weiter als die
einfache Aussage
Was auch immer Maria und
von einer Herberge.
Joseph zur Unterkunft suchten,
Eins ist klar: Was
es war nicht zu haben.
auch immer Maria
und Joseph zur
Unterkunft suchten, es war nicht
zu haben. Man wies sie ab.

Der Herbergsbesitzer mag viel -
leicht ein Landbesitzer gewesen
sein, dessen Besitz auch ein provi -
sorisches Obdach mit einbezog.
Vielleicht war er
aber auch der
Er wies eine junge Mutter ab,
Gastgeber in einer
die dabei war, zu gebären. Und so
Pension. Was er
versäumte er Weihnachten.
auch immer war,
eins ist gewiss:
Ein Herbergsbesitzer in Bethlehem
verpasste die erste Weihnacht. Der
Sohn Gottes wurde zwar auf
76
seinem Grund und Boden geboren,
er aber wies eine junge Mutter ab,
die dabei war, zu gebären. Und so
versäumte er Weihnachten.
Er verpasste Weihnachten, denn
er war mit anderen Dingen
beschäftigt. Seine Herberge oder
Gastzimmer oder Obdach war voll
belegt. Es war die Zeit der
Volkszählung in Bethlehem (vgl.
Lukas 2,1-6). Die Stadt war
angeschwollen mit Menschen,
deren Vorfahren sich auf diesen
kleinen Ort zurückverfolgen
ließen. Bethlehem war die Stadt
Davids und somit ist anzunehmen,
dass jeder lebende Verwandte
Davids dort war, zusammen mit
allen anderen Familien, die ihre
Wurzeln in Bethlehem hatten. Die
Stadt war voll Gedränge. Der Her-
bergsbesitzer war sehr beschäf-
tigt. Es wird nicht gesagt, dass er
sich feindselig oder auch nur mit -
leidslos gab. Er war einfach sehr
beschäftigt und sonst nichts.
So steht es auch mit Millionen
von Menschen heute. Ihre Seelen
werden verzehrt von Aktivitäten –
nicht unbedingt sündigen Aktivi-
täten.Aber dennoch Dinge, die sie
in Beschlag halten. Zu
Weihnachten haben die Leute
besonders wenig Zeit. Einkäufe,
Feiern, Zusammenkünfte, Konzerte,
Schulaktivitäten und andere Dinge
versuchen alle, uns für sich zu
gewinnen. Und in diesem Wirrwarr
von Aktivität gehen viele ander-
weitig Beschäftige an dem Sohn
Gottes vorbei.
Herodes
Darf ich Ihnen noch jemand
vorstellen, der auch die erste
Weihnacht verpasst hat? Matthäus
2 erzählt uns von ihm. Er war
ganz anders als der Herbergs -
besitzer. Er war nicht unwissend,
sondern er war wohlinformiert:
„Als aber Jesus zu Bethlehem in
Judäa geboren war, in den Tagen
des Königs Herodes, siehe, da
kamen Weise vom Morgenland
nach Jerusalem, die sprachen: Wo
ist der König der Juden,der gebo-
ren worden ist? Denn wir haben
seinen Stern im Morgenland gese-
hen und sind gekommen, ihm zu
huldigen. Als aber der König Hero -
des es hörte,wurde er bestürzt
und ganz Jerusalem mit ihm; und
er versammelte alle Hohen-
priester und Schriftgelehr-
ten des Volkes und erkun-
digte sich bei ihnen, wo
der Christus geboren
werden solle.Sie aber
sagten ihm: Zu Bethlehem
in Judäa; denn so steht
durch den Propheten
geschrieben: ‘Und du,
Bethlehem,Land Juda, bist keines-
wegs die Geringste unter den
Fürsten Judas; denn aus dir wird
ein Führer hervorkommen,der
mein Volk Israel hüten wird.‘
Dann berief Herodes die Weisen
heimlich und erforschte genau
von ihnen die Zeit der Erschei-
nung des Sternes; und er sandte
sie nach Bethlehem und sprach:
Zieht hin und forscht genau nach
dem Kindlein; wenn ihr es
aber gefunden habt, so
Herodes tat so,als ob ...
berichtet es mir, damit auch
ich komme und ihm
huldige“ (Matthäus 2,1-8).
Herodes tat so, als ob er Jesus
77
Christus anbeten wollte, aber er
fürchtete sich vor dem, der König
der Juden genannt wurde. Er
wollte keine Konkurrenz für
seinen Thron haben. Der Satzteil
 „wurde er bestürzt“ (V. 3) enthält
ein Wort, das „erregt, aufgestört,
erschüttert“ bedeutet.Es gibt den
Gedanken von Panik zu verstehen.
Seine Herrschaft war in Gefahr. Er
duldete keinen anderen König der
Juden.
Das Problem des Herbergs-
besitzers war das der anderweiti-
gen Beschäftigung. Das Problem
des Herodes war Angst. Herodes
war ein Idumäer. Er war nicht
einmal ein Jude. Sein Vater,
Antipater, hatte sich mehrmals für
die Belange Roms eingesetzt.Als
Dank dafür wurde der Herodes-
Familie Regentschaftsrecht über
das unter römischer Besatzung
stehende Judäa gegeben. Herodes
78
war ein gerissener
Politiker. Er setzte
Herodes war eiskalt. Rom
alles daran, weiter-
schätzte ihn hauptsächlich wegen
hin in Roms Gunst
seiner Erbarmungslosigkeit.
zu bleiben.Als
Gegenleistung gab
ihm der Senat in Rom eine Armee.
Es gelang ihm, sein Reich von
Judäa zum Jordanland, nach
Syrien und bis zum Libanon hin
auszudehnen. Er nannte sich sogar
„König der Juden“ und er behielt
diesen Namen bei, bis zu seinem
Tod.
Kein Wunder, dass er in Panik
geriet, als er hörte, ein anderer sei
geboren worden, der „König der
Juden“ genannt wurde.Er fühlte
sich sogleich bedroht, obwohl
Jesus nur ein Kindlein war und er
ein alter Mann.
Herodes war eiskalt. Rom
schätzte ihn hauptsächlich wegen
seiner Erbarmungslosigkeit, mit
der er mit bestem Erfolg von den
Leuten Steuern einzutreiben
vermochte. Er hatte alle Hasmoni-
ter, Söhne der Makkabäer, die eine
Revolte gegen die Herrschaft der
Griechen geführt hatten,ermordet.
Er wollte sichergehen,
dass sich dies nicht wie-
derholte. Darum
metzelte er sie einfach
alle nieder. Er hatte
zehn Frauen und zwölf
Kinder. Eine seiner Frau-
en, Mariamne, hatte
einen Bruder namens
Aristobulus, der Hoher-
priester war. Herodes
fürchtete Aristobulus und
ermordete ihn. Danach tötete er
auch Mariamne.
Sein Misstrauen kannte keine
Grenzen. Er befürchtete, dass
einer seiner beiden ältesten Söhne
ihm den Thron streitig machen
könnte. So ermordete er auch diese
beiden. Sein ganzes Leben war ge-
kennzeichnet von Verschwörungen
und Hinrichtungen. Fünf Tage vor
seinem Tod ließ er seinen ältesten
Sohn hinrichten, weil dieser nach
seinem Thron getrachtet hatte.Als
eine der letzten Untaten seines
boshaften Lebens ließ er die
vornehmsten Einwohner Jerusa-
lems ins Gefängnis werfen, mit
dem Befehl, dass sie im Augen-
blick seines Todes alle niederge-
metzelt würden. Er sagte dazu:
„Die Menschen werden bei meinem
Tod nicht weinen. Ich will aber,
dass sie weinen,selbst wenn sie
um jemand anders weinen.“ Man
sieht also: Selbst bei seinem Tode
gab es ein großes Morden.
Herodes war ein solch brutaler
und gnadenloser Mensch, dass es
einem nicht schwer fällt, sich vor-
zustellen, wie er seinem Zorn Aus-
druck geben würde, nachdem er
erfuhr, dass ein Kind geboren war,
das gemäß prophetischer Vorher-
sage der wahre König der Juden
war. Er raste vor Zorn, als er
merkte, dass die Weisen nicht zu
ihm zurückkehren würden, um
ihm Bericht zu erstatten. „Da
79
ergrimmte Herodes sehr, als er
sah,dass er von den Weisen
hintergangen worden war; und er
sandte hin und ließ alle Knaben
töten, die in Bethlehem und in sei-
nem ganzen Gebiet waren, von
zwei Jahren und
darunter, nach
„Da ergrimmte Herodes sehr ...“
der Zeit, die er
von den Weisen
genau erforscht hatte. Da wurde
erfüllt, was durch den Propheten
Jeremia geredet ist,der spricht:
‘Eine Stimme ist in Rama gehört
worden, Weinen und viel Wehkla-
gen: Rahel beweint ihre Kinder
und sie wollte sich nicht trösten
lassen, weil sie nicht mehr sind‘ “
(Matthäus 2,16-18).

In seinem wahnsinnigen Begeh-
ren, ein Kindlein aus dem Weg zu
schaffen, ließ er Mengen von
Kindern abschlachten. Gott hatte
Joseph und Maria jedoch schon
vorgewarnt und sie flohen mit
Jesus nach Ägypten (vgl. Matthäus
2,13-15). Und so hatte Herodes
hierin kein Gelingen. Nicht nur,
dass er die erste Weihnacht
verpasst hatte, sondern sein
Aufbegehren führte auch zu einer
riesigen Tragödie.Und all das aus
80
Furcht – eifersüchtiger Furcht!
Es gibt auch in unseren Tagen
Menschen wie Herodes. Er hatte
Angst, dass jemand anders ihm
den Thron streitig machen könnte.
Viele Menschen sind ihm da
gleich. Sie lassen nichts zwischen
sich selbst und ihre Karriere, ihre
Stellung, ihre Macht, ihren Ehr-
geiz, ihre Pläne oder ihre Lebens -
weise kommen. Sie sehen Jesus als
Bedrohung und so
verpassen sie Weih-
nachten.
Das könnte ein Bedrohung ihrer
Lebensweise oder Karriere werden oder an
was auch immer sie sonst noch hängen.
Es macht Leuten nichts aus,für
ein paar Tage Urlaub zu haben, um
der Geburt Jesu zu gedenken. Sie
sind sogar bereit, sich an Ihn zu
wenden, wenn sie in Schwierig-
keiten sind. Es mag sein, dass sie
Ihn auch gern als einen geistlichen
Wohltäter akzeptieren. Sie sind
sogar gewillt, Ihn in ihr Leben
aufzunehmen und sich Christen zu
nennen, aber nicht, wenn Er
darauf besteht, auch ihr König zu
sein. Das könnte zu einer Be -
drohung ihrer Lebensweise oder
Karriere werden oder an was auch
immer sie sonst noch hängen.
Eifersüchtig fürchten sie, ihre
Selbstbestimmung preisgeben zu
müssen, so wie Herodes fürchtete,
seinen Thron zu verlieren. Um
jeden Preis halten sie an ihren
eigenen Prioritäten, ihren eigenen
Werten, ihrer eigenen Ethik fest.
Sie ziehen es vor, nicht zu Christus
zu kommen, wenn dies bedeutet,
dass Er ihren eigenen Lebensstil
bedroht. Sie lehnen Sein Recht auf
Herrschaft über sie ab. Sie wollen
ihr Leben allein bestimmen.
Die Welt ist voll von solchen,
die ausrufen: „Wir wollen nicht,
dass dieser über uns König sei“
(vgl. Lukas 19,14b). Menschen
wollen ihre eigene Laufbahn
bestimmen, ihre eigenen Entschei-
dungen treffen, ihr eigenes Schick-
sal meistern, ihren eigenen Kurs
festlegen.Daher haben wir eine
Welt von Königen, die nicht daran
denken, sich vor Jesus Christus zu
beugen. Sie werden von der
gleichen, eifersüchtigen Furcht
beherrscht, die auch Herodes
trieb. Gleich ihm verpassen sie
Weihnachten.
Führende religiöse
Persönlichkeiten
Eine ganze Menschengruppe,
die Weihnachten versäumte, wird
bei Matthäus im Bericht über die
Tücke des Herodes erwähnt. Sie
sind die führenden religiösen
Persönlichkeiten. In Matthäus 2,4-
6 lesen wir von Herodes: „... und
er versammelte alle Hohenpriester
und Schriftgelehrten des Volkes
und erkundigte sich bei ihnen, wo
der Christus geboren werden solle.
Sie aber sagten ihm: Zu Beth-
lehem in Judäa; denn so steht
durch den Propheten geschrieben:
‘Und du, Bethlehem,Land Juda,
bist keineswegs die Geringste
unter den Fürsten Judas; denn
aus dir wird ein Führer
hervorkommen, der mein Volk
Israel hüten wird ...‘“
Das ist eine schockierende
Sache! Die Hohenpriester und
Schriftgelehrten
wussten genau, wo
Die Hohenpriester und Schrift-
Christus geboren
gelehrten wussten genau, wo
werden sollte. Sie
Christus geboren werden sollte.
waren die Theolo-
gen, die Denker, die
Intellektuellen, die pharisäische
Aristokratie, die religiöse Elite
Israels.Sie kannten die
alttestamentliche Schrift gut
81
genug, um Micha 5,2 zitieren zu
können, die vorhersagte, dass der
Messias in Bethlehem geboren
würde. Und doch haben sie
Weihnachten verpasst.
Das jüdische Volk hatte auf
seinen Messias gewartet, seit
Mose zum ersten Mal ankündigte,
dass ein großer Prophet kommen
werde (vgl. 5.Mose 18,15). Sie war-
teten mit großem Verlangen auf
einen Befreier. Besonders nun, da
sie unter dem Druck Roms lebten,
sehnte sich die ganze Nation nach
Seinem Kommen. Er war die große
Hoffnung der Zeitalter. Das
Schicksal Israels war mit Seinem
Kommen verbunden. Er war ihr

Befreier, ihr Messias, ihr Christus,
der Gesalbte. Die Tiefe ihres
Verlangens wird in dem Dienst
Johannes des Täufers sichtbar. Die
Menschen kamen in Scharen, um
den zu hören, der
gesandt war, um den
Das Schicksal Israels war
Weg für den Messias
mit dem Kommen des Messias
vorzubereiten.
verbunden.
Und doch sehen wir
hier die theologischen
Experten, die Hüter geistlicher
Wahrheit in Israel, die sich nicht
einmal dazu bequemten, die paar
Kilometer südwärts nach Beth-
82
lehem zu gehen, um für sich selbst
zu sehen, ob der Messias geboren
war.
Warum haben die führenden
religiösen Persönlichkeiten Weih-
nachten verpasst? Gleichgültig-
keit! Sie scherten sich einfach
nicht darum. Herodes zumindest
fürchtete die Autorität Jesu.Der
Herbergsbesitzer konnte sich auf
Unwissenheit hinausreden. Die
religiösen Führer jedoch hatten
alle Fakten zur Hand. Ihnen war
das egal. Ihr eigener Messias war
ihnen nicht wichtig genug.
Um die Wahrheit zu sagen, sie
dachten, dass sie Ihn nicht
brauchten. Sie waren selbst-
gerecht. Sie hielten das Gesetz. Sie
glaubten, dass sie schon all das
seien, was Gott je von ihnen
erwarten könnte. In ihrem eigenen
Denken waren sie schon vollkom-
men – stolz bis zum Ekel.
Die Wurzel der Gleichgültigkeit
ist immer der Stolz. Diese Männer
waren zu sehr mit sich selbst
beschäftigt, um sich mit Jesus
abzugeben. Hingerissen von ihrem
eigenen Stolz, ihrer eigenen
Selbstgerechtigkeit, ihrer eigenen
Selbstgenügsamkeit, trieben sie es
weiter mit ihrem Ritual und ihren
kleinlichen, theologischen Diskus-
sionen in den Schranken ihres
eigenen, behaglichen Systems. Für
den Sohn Gottes hatten sie keine
Zeit. Es war so, dass schon zu
Beginn Seines öffentlichen Auftre-
tens diese Männer Jesu vornehm-
lichste Widersacher wurden.Sie
hassten und verachteten Ihn und
schmiedeten schließlich Pläne für
Seinen Mord. Sie wollten Ihn
einfach nicht! Sie dachten nicht,
dass sie Ihn nötig hätten!
Dies erinnert mich an die Weh-
klage Jeremias in Klagelieder
1,12a, wo er ganz Israel den Weg
des Verderbens einschlagen sieht:
„Merket ihr es nicht, alle,die ihr
des Weges ziehet?“. Jeremia wollte
damit sagen: „Wie könnt ihr nur so
gleichgültig sein?“
Gleichgültigkeit ist eine
schwere Sünde gegen Christus.
Traurigerweise ist sie eine der
häufigsten Reaktionen auf Ihn. Sie
ist typisch für Menschen, die nur
religiös sind, die denken, dass sie
keinen Heiland brauchen. Solche
Leute meinen, dass alles in Ord-
nung ist, so, wie sie sind. Eine
gefährliche Einstellung!
Das Wirken Jesu war vornehm-
lich an Menschen,die Nöte hatten
und sich dessen bewusst waren.
Er sagte: „Ich bin nicht gekom-
men, Gerechte zu rufen,sondern
Sünder“ (Matthäus 9,13b). Anders
ausgedrückt: Die Gleichgültigen –
die nicht einsehen, dass sie
Sünder sind – können Seinem Ruf
nicht Folge leisten. Es mag sehr
wohl sein, dass es bei uns mehr
Menschen gibt, die Christus igno-
rieren, weil sie nicht erkennen, wie
sündig sie sind, als Menschen, die
Ihn ablehnen aus mut-
williger Bosheit und
Sie wollten ihn einfach nicht.
die Ihn hassen. Wohin
Sie dachten nicht, dass sie ihn
man auch schaut, kann
nötig hätten.
man gleichgültige
Menschen sehen, die
83
sich um den Heiland nicht sche -
ren, weil sie ihr Bedürfnis nac h
Errettung nicht erkennen. Sie stel-
len sich nicht öffentlich gegen Ihn,
sie ignorieren Ihn einfach. Sie
scheren sich nicht um das Heil-
mittel, weil sie nicht glauben, dass
sie die Krankheit haben. Solche
Leute versäumen Weihnachten.

Die Einwohner Jerusalems
Die ganze Stadt Jerusalem ver-
passte Weihnachten. In Lukas 2,8-
20 lesen wir:
„Und es waren Hirten
in derselben Gegend, die
Sie stellen sich nicht
auf freiem Feld blieben
öffentlich gegen Ihn, sie
und des Nachts Wache
ignorieren Ihn einfach.
hielten über ihre Herde.
Und ein Engel des Herrn
trat zu ihnen, und die Herrlichkeit
des Herrn umleuchtete sie, und sie
fürchteten sich mit großer Furcht.
Und der Engel sprach zu ihnen:
Fürchtet euch nicht! Denn siehe,
84
ich verkündige euch große Freude,
die für das ganze Volk sein wird.
Denn euch ist heute ein
Retter geboren, der ist
Christus, Herr, in Davids
Stadt. Und dies sei euch
das Zeichen: Ihr werdet
ein Kind finden, in Win-
deln gewickelt und in
einer Krippe liegend. Und
plötzlich war bei dem En-
gel eine Menge der himm -
lischen Heerscharen, die Gott
lobten und sprachen: Herrlichkeit
Gott in der Höhe und Friede auf
Erden in den Menschen seines
Wohlgefallens! Und es geschah,als
die Engel von ihnen hinweg in
den Himmel auffuhren, dass die
Hirten zueinander sagten: Lasst
uns doch hingehen nach Bethle-
hem und diese Sache sehen, die
geschehen ist und die der Herr
uns kundgetan hat.Und sie
kamen eilends und fanden Maria
und Joseph und das Kind in der
Krippe liegend.Als sie es aber
gesehen hatten, machten sie das
Wort bekannt, das über dieses
Kindlein zu ihnen geredet worden
war. Und alle, die es hörten, wun-
derten sich über das, was ihnen
von den Hirten gesagt wurde.
Maria aber bewahrte alle diese
Worte und erwog sie in ihrem
Herzen. Und die Hirten kehrten
zurück, priesen und lobten Gott
über alles, was sie gehört und
gesehen hatten, wie es ihnen
gesagt worden war.“
Aus der gesamten Bevölkerung
Jerusalems suchte Gott sich eine
Gruppe Hirten aus, die Nachricht
von der Geburt Jesu zu hören. Das
ist eine interessante Sache, denn
Hirten gehörten zu den niedrigs -
ten und verachtetsten Gruppen der
Gesellschaft. Die Arbeit, die sie
verrichten mussten, hielt sie davon
zurück, in der Volksgemeinschaft
Israels voll angenommen zu wer-
den. Sie konnten die zeremoniellen
Waschungen nicht vornehmen und
konnten die religiösen Anlässe und
Feste nicht einhalten. Und doch:
Diese Hirten, so nahe bei Jerusa-
lem, bewachten Schafe, die zwei-
fellos eines Tages im Tempel als
Opfer dargebracht würden. Wie
schicklich, dass sie die Ersten sein
sollten, die von der Geburt des
Lammes Gottes erfuhren!
Und, was noch wesentlicher ist:
Sie kamen, um Ihn zu sehen! Außer
ihnen kam niemand. Obwohl die
Hirten zurückgingen und
jedermann sagten, was sie gesehen
und gehört hatten,und obwohl
alle, die es hörten, sich wunderten
„über das, was ihnen von den
Hirten gesagt wurde“ (V. 18), kam
weiter kein Mensch,um für sich
selber zu sehen. Nur ein paar ein-
fache Hirten waren es,die Weih-
nachten nicht verpassten, sonst
aber jeder andere in Jerusalem.
Ich staune darüber, dass
Christus in Bethlehem geboren
wurde, und dass fast niemand in
Jerusalem davon Notiz nahm.
Bethlehem liegt nur ein paar Kilo-
meter entfernt.Man kann buch-
stäblich zu Fuß dorthin gehen.
Jesu Geburt war Erfüllung all
dessen, was Israel sich erhofft
hatte, und doch verpasste die
gesamte Stadt dieses Ereignis.
Warum ging Jerusalem an
Weihnachten vorbei? Die Antwort
mag Sie überraschen. In einem
Wort: Religion! Die Bewohner
Jerusalems waren sehr religiös.
85
Jerusalem war der Mittelpunkt
aller religiösen Aktivität in Israel.
Der Tempel war hier und jeder, der
ein Opfer darbringen wollte,
musste nach Jerusalem kommen.
Die Menschen waren so sehr mit
religiösem Ritual be-
schäftigt,dass sie an
Nur ein paar Hirten waren es,
der Realität hinter
die Weihnachten nicht
dem Ritual vorbeigin-
verpassten, sonst aber jeder
gen. Sie verzehrten
andere in Jerusalem.
sich in der Aktivität
ihrer Feste und feier-
lichen Anlässe und Zeremonien
und waren völlig in Beschlag

genommen von Waschungen und
gesetzlichen Einzelheiten und
anderen Äußerlichkeiten und
gingen so an der eigentlichen
Wahrheit vorbei.
Kurz gesagt,sie befleißigten
sich, den wahren Gott auf falsche
Weise anzubeten. Sie verfingen
sich in den Äußerlichkeiten wah-
rer Religion,hatten aber das Herz-
stück ihres Glaubens verworfen.
Jesus passte nicht in ihr System
hinein. Sie hielten Ausschau nach
einem Messias, der siegreicher
Held war, nicht Kindlein in einer
86
Krippe.Sie hofften auf einen
Führer, der ihr religiöses System
befürworten würde. Jesus aber
stellte Sich gegen
alles, was darin
Sie befleißigten sich, den wahren
zum Ausdruck kam.
Gott auf falsche Weise anzubeten.
Das beweist die
Bergpredigt. Er bot
ihnen Wahrheit an, die sie befreien
sollte von der tyrannischen,
fordernden, bedrückenden, gesetz-
lichen Religion, die die Schriftge-
lehrten und Pharisäer dem Volk
aufgehalst hatten. Und doch war
die Mehrheit so festgesetzt in
Haben die Engel gesungen?
Einige der beliebtesten Weih-
nachtslieder reden von
Engelchören und himmlischen
Gesängen. Wussten Sie eigent-
lich, dass die Heilige Schrift
nicht sagt, dass die Engel
damals gesungen hatten? Als
sie den Hirten erschienen,
sangen sie nicht, sondern sie
sprachen. Es ist sogar so, dass
die Heilige Schrift nur an zwei
Stellen davon spricht, dass
Engel singen. Eine Stelle finden
wir in Hiob 38,7. Hier ist die
Aussage etwas geheimnisvoll:
„... als die Morgensterne mitein-
ander jubelten und alle Söhne
Gottes jauchzten.“
„Morgensterne“ weist auf Engel
hin. Der Erzengel Luzifer, vor
seinem Fall, als er zum Satan
wurde, wird „schöner Morgen-
stern“ und „Sohn der Morgenröte“
genannt (Jesaja 14,12). Hiob 38,7
beschreibt das Singen der Engel
bei der Schöpfung. Das war noch
bevor Adam sündigte – vielleicht
sogar noch vor Luzifers Fall. In
Offenbarung 5,8-10 lesen wir von
einer weiteren Begebenheit, wo
Engel singen. Vier lebendige Wesen
– diese sind Engel – stimmen ein
mit vierund-
zwanzig Ältes-
ten, die Chris-
tus ein neues
Lied singen:
„Du bist
würdig, das
Buch zu neh-
men und seine Siegel zu öffnen;
denn du bist geschlachtet worden
und hast durch dein Blut für Gott
erkauft aus jedem Stamm und
jeder Sprache und jedem Volk
und jeder Nation und hast sie
unserem Gott zu Königen und
Priestern gemacht, und sie
werden über die Erde herrschen!“
So sehen wir denn, dass Engel vor
dem Sündenfall sangen und auch
wieder singen werden, wenn der
Fluch weggenommen ist. In der
Zwischenzeit dienen Engel
anscheinend, ohne zu singen. Es
scheint, als ob sie nicht singen
können, solange die Erde noch
unter dem Fluch Gottes ist.
87

ihrer Religion,dass sie einfach
nicht hinhörten.
Solche Menschen lassen sich
am schwersten mit der frohen Bot-
schaft des Heils erreichen.Sie sind
so sehr darauf bedacht, sich ihr
Heil zu verdienen und zu bewei-
sen, dass sie durch eigene
Anstrengung gerecht werden
können, dass sie das Ausmaß ihrer
geistlichen Armut gar nicht erken-
nen können.
Religion kann eine tödliche
Falle sein. Rituale und Regeln
88
machen es möglich,dass Men-
schen sich als geistlich betrach-
ten, wenn sie es in Wirklichkeit
gar nicht sind. Ich habe mit zahl-
losen Menschen gesprochen, die
neubekehrt waren und die Zeugnis
davon gaben, dass sie, obwohl jah-
relang aktiv in dieser oder jener
kirchlichen Benennung,
dennoch niemals wahrhaftig
Religion kann eine
die Wirklichkeit des Heils
tödliche Falle sein.
gekannt hatten.Religiöse
Aktivität ist nicht gleichbe-
deutend mit echter Gerechtigkeit
vor Gott. Religion bringt
Menschen so sicher in die Hölle,
wie zum Beispiel moralische
Unsittlichkeit. Die Heilige Schrift
sagt uns sogar, dass Satans geris-
senster Trick der ist, sich als Engel
des Lichts zu verstellen (vgl. 2.Ko-
rinther 11,14). Und so kann er
sogar Religion dazu gebrauchen,
dass Menschen an Weihnachten
vorbeigehen.
Die Römer
Ein ganzes Weltreich hat Weih-
nachten versäumt. Ganz Rom
hätte teilhaben können an der
Geburt des Heilands, aber sie
haben sie verpasst.Diese erste
Weihnacht fand ja doch in der
Welt Roms statt. Zum Beispiel war
Herodes der Herrscher, den Rom
eingesetzt hatte. Und es war ja
eine Verordnung des Kaisers
Augustus, die alles in Bewegung
setzte (vgl. Lukas 2,1).
Wer war dieser Kaiser Augus-
tus? Er wird nur einmal in der
Heiligen Schrift erwähnt, aber er
nimmt eine bedeutende Stellung in
der Geschichte des römischen
Weltreichs ein. Er war der Groß-
neffe Julius Cäsars. Sein eigent-
licher Name war „Oktavianus“.
„Augustus“ war ein Titel,der so
viel wie „verehrenswert“ bedeutet.
Er regierte Rom von 27 vor Chris-
tus bis 14 nach Christi Geburt.
Oktavianus war im Großen und
Ganzen ein wohlwollender Herr-
scher. Ihm muss die Pax Romana
zugeschrieben werden – der römi-
sche Friede. Dies war eine Zeit des
Friedens zwischen allen Teilen des ging ihnen die Geburt Jesu.
Reiches. Er leitete zahlreiche Warum? Götzendienst! Sie hatten
Reformen ein, die dazu dienen ihre eigenen Götter. Sie waren
sollten, die schlimmsten Fälle von sogar gewillt, ihren Kaiser Gott
Korruption auszumerzen und den spielen zu lassen. Christus passte
Frieden im Weltreich aufrecht zu nicht in ihr Pantheon, ihre An-
erhalten. Oktavianus legte sich sammlung von Götzen.
jedoch den Titel Pontifex Maximus Mit Christus konnte ja
Sie hatten ihre eigenen Götter.
zu, was so viel wie „höchster sowieso kein mytholo-
Priester“ bedeutet. Er war es auch, gischer Gott zusam-
der die Kaiseranbetung in den men existieren. Und so ignorierten
Provinzen förderte. die Römer Seine Geburt gänzlich.
Oktavianus war an die Macht Dieses neugeborene Kindlein war
gekommen, nachdem Julius Cäsar nicht mehr, als eine weitere
ermordet wurde. In seiner Erban- Nummer in ihrer Volkszählung.
weisung hatte Cäsar all seinen Heidentum hat auch unsere
89
Besitz, einschließlich des Thrones, Welt heute fest im Griff, und
seinem Großneffen hinterlassen. Millionen von Menschen gehen
In der Mitte seiner Regierungszeit daher an Weihnachten vorbei. Ich
ordnete Oktavianus eine weltweite spreche hier nicht nur von
Volkszählung an. Es war dieselbe
Verordnung, von der in Lukas 2,1
die Rede ist.
Jesus wurde somit in der Glanz-
zeit des römischen Weltreichs
geboren. Und doch hat fast ganz
Rom Weihnachten versäumt. Es
scheint, dass römische Soldaten
überall in Bethlehem und Um -
gebung waren, um Aufsicht über
die Volkszählung zu führen – Leute
einzuschreiben und die Ordnung
aufrecht zu erhalten.Dennoch ent-
Das heutige Rom
 finsterem Heidentum in fernen
Ländern, wo Christus nicht
bekannt ist und wo man von Weih-
nachten nichts weiß. Es liegt auf
der Hand, dass solche Menschen
auch Weihnachten versäumen.
Aber es gibt eine andere,heim-
tückischere Form des Heidentums,
selbst hier, in unserer Gesell-
schaft.Und Millionen verpassen
deshalb Weihnachten. Die meisten
Menschen in der westlichen,
industrialisierten Welt, beten
keine geschnitzten Götzenbilder
an oder geben sich dämonischem
Aberglauben hin, wie die Römer es
taten. Und dennoch beten sie
falsche Götter an! Einige beten
Geld an.Andere beten Sex an. Ich
90
kenne Leute, die Autos, Boote,
Häuser, Macht,
Prestige, Beliebt-
Der Götzendienst des zwanzigsten
heit und Ruhm an-
Jahrhunderts ist Selbstsucht und
beten. Diese Dinge
Materialismus.
sind heidnische
Götter. Der Götzen-
dienst des zwanzigsten Jahrhun-
derts ist Selbstsucht und Materia-
lismus. Wenn Sie diese Dinge
anbeten, verpassen auch Sie Weih-
nachten.
Die Einwohner Nazareths
Schließlich kommen wir zu den
Bewohnern von Nazareth (deren
Fall vielleicht der traurigste von
allen ist), die auch um Weih-
nachten gekommen sind. Nazareth
stand kulturell auf einer niedrigen
Stufe. Es lag recht weit entfernt
von Bethlehem. Die Leute in jener
Gegend waren für ihre Gewalt-
samkeit bekannt. Nathanael
drückte die vorherrschende An-
sicht über diesen Ort so aus:
„Kann aus Nazareth etwas Gutes
kommen?“ (Johannes 1,46a).
Und doch war es Nazareth, wo
Joseph und Maria ihr Zuhause
hatten und wo Jesus Seine
Jugendjahre verbrachte. Obwohl
Er in Bethlehem geboren war,
wuchs Er in Nazareth auf und
lebte dort, vor allen Menschen,
Sein vollkommenes Leben. Sie
jedoch übergingen Ihn völlig.
Lukas 4 beschreibt den wichtigs -
ten Sabbattag in der Geschichte
Nazareths:
„Und er kam nach Nazareth,
wo er erzogen worden war; und
er ging nach seiner Gewohnheit
am Sabbattag in die Synagoge
und stand auf, um vorzulesen.
Und es wurde ihm das Buch des
Propheten Jesaja gereicht; und als
er das Buch aufgerollt hatte, fand
er die Stelle, wo geschrieben war:
‘Der Geist des Herrn ist auf mir,
weil er mich gesalbt hat,Armen
gute Botschaft zu verkündigen; er
hat mich gesandt, Gefangenen
Befreiung auszurufen und
Blinden, dass sie wieder sehen,
Zerschlagene in Freiheit hinzusen-
den, auszurufen ein angenehmes
Jahr des Herrn.‘ Und als er das
Buch zugerollt hatte, gab er es
dem Diener zurück und setzte
sich; und aller Augen in der Syna-
goge waren auf ihn gerichtet. Er
fing aber an, zu ihnen zu sagen:
Heute ist diese Schrift vor euren
Ohren erfüllt“ (Lukas 4,16-21).
Nachdem Er jahrelang unter
ihnen gewohnt hatte, offenbarte
Jesus den Nazarenern, wer Er war.
Zum allerersten Mal sagte Er
ihnen öffentlich, dass Er der Mes-
sias war. Und wie reagierten sie
darauf?
„Und alle gaben ihm Zeugnis
und wunderten sich über die
Worte der Gnade,die aus seinem
Mund hervorgingen; und sie spr a-
chen: Ist dieser nicht der Sohn
Josephs? Und er sprach zu ihnen:
Ihr werdet jedenfalls dieses
Sprichwort zu
mir sagen: Arzt,
Zum allerersten Mal sagte Er ihnen
heile dich selbst!
öffentlich, dass Er der Messias war.
Alles, was wir
Und wie reagierten sie darauf?
gehört haben,
dass es in Kaper-
naum geschehen sei, tu auch hier
in deiner Vaterstadt! Er sprach
aber: Wahrlich, ich sage euch, dass
kein Prophet in seiner Vaterstadt
angenehm ist.In Wahrheit aber
sage ich euch: Viele Witwen waren
in den Tagen Elias in Israel, als
der Himmel drei Jahre und sechs
91
Monate verschlossen war, so dass
eine große Hungersnot über das
ganze Land kam; und zu keiner
von ihnen wurde Elia gesandt als
nur nach Sarepta in Sidonia zu
einer Frau, einer Witwe. Und viele
Aussätzige waren zur Zeit des Pro -
pheten Elisa in Israel, und keiner
von ihnen wurde gereinigt als nur
Naaman,der Syrer. Und alle in
der Synagoge wurden von Wut
erfüllt, als sie dies hörten. Und sie
standen auf und stießen ihn zur
Stadt hinaus und führten ihn bis
an den Rand des Berges,auf dem

ihre Stadt erbaut war, um
ihn so hinabzustürzen. Er
aber schritt durch ihre Mitte
hindurch und ging weg“ (Lukas
4,22-30).
Die Leute, die Jesus am besten
kannten – mit denen Er aufge-
92
wachsen war und unter denen Er
gelebt hatte – versuchten Ihn zu
töten! Das nenne ich Weihnachten
verpassen! Johannes 1,11 sagt: „Er
kam in das Seine und die Seinen
nahmen ihn nicht an.“ Die Be-
wohner Nazareths, die Ihn besser
als sonst irgendei-
ner kannten, hat-
Die Leute, die Jesus am besten
ten keine Ahnung,
kannten, versuchten Ihn zu töten.
wer Er in Wirk-
lichkeit war.
Markus 6,6 macht uns deutlich,
dass selbst Jesus sich über ihren
Unglauben wunderte. Was war ihr
Problem? Vertrautheit! Sie kannten
Ihn zu gut. Sie kannten Ihn so gut,
dass sie einfach nicht glauben
konnten, dass Er jemand Besonde -
res sein sollte. Vertrautheit,
vermischt mit Unglauben, ist eine
tödliche Sache. Jedesmal, wenn
mir Leute sagen, dass sie in einem
christlichen Zuhause aufge-
wachsen sind, aber den Glauben
verworfen haben, bin ich höchst
besorgt. Vertrautheit schnürt der
Sündenüberführung die Luft ab.
Vielleicht ist die tragischste aller
Sünden der Unglaube eines
Menschen, der alle Predigten ge-
hört hat, bei allen Bibelarbeiten
dabei gewesen ist, alle Weih-
nachtsgeschichten kennt, aber
Christus zurückweist.Es gibt kein
Evangelium, keine frohe Botschaft
für einen solchen, denn er kennt ja
schon die Wahrheit, die ihn frei
machen könnte, und er weist sie
zurück (vgl. Hebräer 10,26-31). Wie
traurig, wenn man so Weihnachten
versäumt!
Niemand ist dazu verdammt,
Weihnachten zu verpassen!
Unwissendes Beschäftigtsein mit
anderen Dingen, eifersüchtige
Furcht, stolze Gleichgültigkeit,
religiöse Riten, falsche Götter und
selbst verächtliche Vertrautheit,
sind alles nur verschiedene Aus-
drucksweisen des einen Haupt-
grundes, aus dem Menschen an
Weihnachten vorbei leben:
Unglaube!
Vielleicht haben Sie Weih-
nachten versäumt. Vielleicht erhal-
ten Sie Geschenke, essen ein festli-
ches Weihnachtsmahl und
schmücken einen Weihnachts-
baum, aber Sie wissen in Ihrem
Herzen, dass Sie nicht anders sind
als der Herbergsbesitzer, als Hero-
des,als die führenden religiösen
Persönlichkeiten, als die Bewohner
Jerusalems,als die Römer oder als
die Bewohner Nazareths. Sie leben
an der Realität der Weihnacht
vorbei.
Das braucht aber nicht so wei -
terzugehen. Wenden Sie sich ab
von Ihrer Sünde und von Ihrem
Unglauben und nehmen Sie Chris -
tus als Herrn und Gott an. Er wird
Ihre Sünden vergeben,
Ihr Leben neu machen
Niemand ist dazu verdammt,
und Ihnen das schönste
Weihnachten zu verpassen!
Weihnachtsgeschenk
geben, das man je erhal-
ten kann: „Er kam in das Seine,
und die Seinen nahmen ihn nicht
an; so viele ihn aber aufnahmen,
93
denen gab er das Recht, Kinder
Gottes zu werden, denen, die an
seinen Namen glauben“ (Johannes
1,11-12). Verpassen Sie dieses Jahr
Weihnachten bitte nicht!
 Welch ein Kind!

Manche sagen, dass Er nur ein guter Lehrer war,

aber gute Lehrer nehmen nicht für sich in Anspruch, Gott zu sein.
Gott in einer
Manche sagen, dass Er nur ein gutes Vorbild war,
aber gute Vorbilder geben sich nicht mit Huren und Sündern ab.
Krippe
Diese Welt lässt Jesus Christus gern Kindlein in der Krippe sein, ist
Manche sagen, dass Er ein Wahnsinniger war, aber nicht gewillt, Ihn das sein zu lassen, was Er ist, nämlich aller -
aber Wahnsinnige reden nicht so, wie Er geredet hat. höchster König und Herr! Und doch sehen wir gerade darin die Kern-
wahrheit der Weihnachtsgeschichte: Das Kind der Weihnacht ist Gott!
Manche sagen, dass Er ein verrückter Fanatiker war,
aber verrückte Fanatiker ziehen Kinder nicht an sich oder bewegen
starke Menschen,wie Paulus oder Lukas, zur Nachfolge. Viele, die Jesus sonst als nachtswahrheit. Und, anstatt
Messias gern anerkennen, wollen Jesus an Weihnachten zu ehren,
Manche sagen, dass Er ein religiöser Schwindler war, Ihn als Gott aber nicht wahr - spotten sie Ihm sogar.
94 95
aber religiöse Schwindler stehen nicht wieder von den Toten auf. haben. Sie lassen Ihn gern den
Sohn Davids sein, aber nicht den
Manche sagen, dass Er nur eine Erscheinung war, Sohn Gottes. Sie feiern gern die
aber Erscheinungen können ihr Fleisch und Blut nicht dahingeben, Geburt des Kindleins, wollen aber
um gekreuzigt zu werden. von dem Herrn aller Herren nichts
wissen. Sie singen von Seiner Ge -
Manche sagen, dass Er nur eine Fabel war, burt, bieten aber Seiner Autorität
aber Fabeln geben nicht den Ausschlag für den Geschichtskalender. trotzig die Stirn. Sie verehren Ihn
als ein Kind, wollen Ihm aber als
Jesus ist der ideale Mensch genannt worden, ein Beispiel von Liebe, dem Gott-Menschen keine Huldi-
das größte religiöse Vorbild, das vornehmste Tugendmuster, der größte gung bringen. Sie können den
aller Menschen und der beste Lehrer, den es je gab. Diese Weihnachtsprunk zwar mitmachen Der Feind muss
Sie verehren Ihn als ein Kind,
Beschreibungen erkennen nur Teilstücke Seines Charakters,aber sie – Krippe, Hirten, Weise, Joseph sich über das
wollen Ihm aber als dem Gott-Men-
kommen alle nicht an die volle Wahrheit heran.Der Apostel Thomas und Maria – aber sie können das Weihnachtsfeiern
schen keine Huldigung bringen.
drückte diese volle Wahrheit am besten aus, als er Jesus nach Seiner Kommen Gottes im Fleisch nicht der Welt wohl so
Auferstehung sah, und ausrief: „Mein Herr und mein Gott!“ (vgl. Johan- ausstehen. Folglich ignoriert die richtig freuen. Er
nes 20,28). Welt das Herzstück aller Weih- muss wohl so richtig schwelgen in
der dreisten Sünde gegen Christus,
 in der Lästerung und Verwerfung.
Und das alles durch solche, die
meinen, dass sie Seine Geburt
feiern! Der Feind muss wohl so
richtig strahlen über die Art und
Weise,in der Menschen sich gegen
die Wahrheit Christi unempfind-
lich machen, indem sie Seiner
Geburt mit bloßen Worten geden-
ken, das Eigentliche aber ignorie-
ren – nämlich dass Jesus der
allmächtige Gott ist.
Die Fleischwerdung Gottes
In einem früheren Kapitel sagte
ich schon, dass es an Weihnachten
nicht um die Kindheit des Hei-
lands, sondern um Seine Gottheit
geht! Die Geburt Jesu Christi in
96
Niedrigkeit war nie dazu bestimmt
gewesen, eine verdeckende Fas-
sade zu sein für die Realität, dass
hier Gott zur Welt kam. Und doch
ist gerade das
die Version der
Wie könnte man erklären, dass der
Weihnachtsge-
Allmächtige Sich so erniedrigt hat,
schichte der
dass Er ein kleines Kindlein wurde?
heutigen Welt.
Folglich hat
Weihnachten für den Großteil
dieser Welt überhaupt keine echte
Bedeutung.
Ich kann mir nicht denken,
dass auch nur einer eine Vorstel-
lung davon hat, was es für Gott
bedeutete, in einer Krippe geboren
zu werden. Wie könnte man erklä-
ren, dass der Allmächtige Sich so
erniedrigt hat, dass Er ein kleines
Kindlein wurde? Es war, ohne
Zweifel, die größte Herablassung,
die die Welt je gesehen hat oder je
sehen wird! Unser Verstand kann
nicht einmal damit beginnen,zu
erfassen, was da alles mit einbezo-
gen war, als Gott Mensch wurde.
Wir werden es nie begreifen,
warum Er, der unendlich reich
war, arm wurde, menschliche
Natur annahm, und in eine Welt
kam, von der Er wusste, dass sie
Ihn verwerfen und töten würde.
Auch kann niemand erklären,
wie Gott ein Kindlein werden
konnte. Und doch: Es geschah so!
Ohne seine göttliche Natur abzule-
gen oder Seine Gottheit in irgend-
einer Weise zu verringern, wurde
Er als ein kleines Kindlein in
unsere Welt hinein geboren.
Leute fragen mich oft, ob ich
der Meinung bin, dass Er schrie
oder ob Er die gleiche Nahrung
und Pflege brauchte, wie jedes
andere Kindlein. Natürlich, doch!
Er war uneingeschränkt Mensch,
mit allen Bedürfnissen und Ge -
fühlen jedes Menschen.
Er war aber auch uneinge-
schränkt Gott – allwissend, all-
mächtig. Wie kann beides zutref-
fen? Ich weiß es nicht! Die Bibel
lehrt dies jedoch eindeutig! In
einem gewissen Sinn hat Jesus
freiwillig die uneingeschränkte
Anwendung Seiner göttlichen
Eigenschaften beiseite gesetzt. Er
gab nicht auf, Gott zu sein, son-
dern Er gab freiwillig den unab-
hängigen Gebrauch Seiner gött-
lichen Vorrechte und Seiner Macht
auf (vgl. Philipper 2,5-8). Es gefiel
Ihm, Seinen Willen dem Willen
Seines Vaters unterzuordnen (vgl.
Johannes 5,30; 6,38). In alledem
blieb er uneingeschränkt Gott.
Seit beinahe 2000 Jahren wird
heftig darüber diskutiert, wer
Jesus wirklich ist. Sekten und
Skeptiker haben mit verschiedenen
Antworten aufgewartet. Sie sagen,
dass Er einer von vielen Göttern
ist oder ein geschaffenes Wesen
oder ein hochstehender Engel oder
ein guter Lehrer oder
ein Prophet usw. Der
„Im Anfang war das Wort und
gemeinsame Faden,
das Wort war bei Gott und das
der sich durch all
Wort war Gott.“
diese Theorien hin-
durch zieht,ist, dass
jene Jesus zu einem Wesen, niedri-
ger als Gott, reduzieren.
Aber, lassen wir die Bibel selbst
zu Wort kommen. Das Johannes-
evangelium beginnt mit der klaren
97
Aussage, dass Jesus
Gott ist: „Im Anfang
war das Wort und das Wort war
bei Gott und das Wort war Gott.
Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles wurde durch dasselbe, und
ohne dasselbe wurde auch nicht

eines, das geworden ist“ (Johan-
nes 1,1-3). Wer ist „das Wort“, von
dem diese Verse reden? Der Vers 14
lässt uns da ohne Zweifel: „Und
das Wort wurde Fleisch und
wohnte unter
uns, und wir
„... wir haben seine Herrlichkeit ange-
haben seine
schaut, eine Herrlichkeit als eines Ein-
Herrlichkeit an-
geborenen vom Vater, voller Gnade und
geschaut, eine
Wahrheit.“
Herrlichkeit als
eines Einge-
borenen vom Vater, voller Gnade
und Wahrheit.“
Die biblischen Aussagen sind
überwältigend klar darin, dass
98
dieses Kind in der
Krippe Gott im Fleisch gekommen
war. Ein Beispiel dafür ist Seine
Allwissenheit. In Johannes 2,24-25
lesen wir, dass „Jesus selbst aber
... alle kannte und nicht nötig
hatte, dass jemand Zeugnis gebe
von dem Menschen; denn er selbst
wusste, was in dem Menschen
war“. Nathanael war schockiert,
als er entdeckte,dass Jesus alles
über ihn wusste, bevor er ihm je
begegnet war. Es war genug, um
ihn davon zu überzeugen, dass
Jesus der Messias war (vgl. Johan-
nes 1,48-50). In Johannes 4 lesen
wir von einer samaritischen Frau,
die Jesus am Jakobsbrunnen traf,
und von der Er ebenso alles
wusste (vgl. Verse 17-19.29).
Und, darüber hinaus, tat Er die
Werke Gottes. Er sagte: „Glaubt
mir, dass ich in dem Vater bin
und der Vater in mir ist; wenn
aber nicht, so glaubt mir um der
Werke selbst willen“ (Johannes
14,11). Die Werke Jesu sind über-
zeugender Beweis für Seine
Gottheit. Er begann Seinen wun -
derbaren Dienst mit einer ein -
fachen Tat – Er schuf Wein auf
einer Hochzeit in Kana (vgl. Johan-
nes 2,1-11). Nur Gott kann etwas
erschaffen. Darüber hinaus heilte
Er Menschen, die hoffnungslos
krank waren. Er gab einem Blin-
den das Sehen. Er öffnete Ohren,
die noch nie gehört hatten. Er
heilte verdorrte Glieder. Er schuf
genug Brot und Fische, um
Tausende zu speisen. Er weckte
Tote auf. Einem gebot Er einfach,
aus dem Grab hervorzukommen.
Die Fülle Gottes
Nie hat es jemand wie Jesus
Christus gegeben. Das gesamte
Neue Testament unterstreicht
diese Aussage, indem es mehrfach
die Gottheit Jesu betont. Darf ich
besonders auf eine Stelle
hinweisen, die der Apostel Paulus
geschrieben hat, und die das
Wesen der göttlichen Natur Jesu
beschreibt. Hier begegnen uns die
Wahrheiten, die Weihnachten erst
richtig schön machen.
„Er ist das Bild des unsicht-
baren Gottes, der Erstgeborene
aller Schöpfung. Denn in ihm ist
alles in den Himmeln und auf der
Erde geschaffen worden, das
Sichtbare und das Unsichtbare, es
seien Throne oder Herrschaften
oder Gewalten oder Mächte: Alles
ist durch ihn und für ihn geschaf-
fen; und er (ist) vor allem,
und alles besteht durch
„Er ist das Bild des
ihn.Und er ist das Haupt
unsichtbaren Gottes.“
des Leibes,der Gemeinde.
Er ist der Anfang, der Erst-
geborene aus den Toten, damit er
in allem den Vorrang habe; denn
es gefiel der ganzen Fülle, in ihm
99
zu wohnen und durch ihn alles
mit sich zu versöhnen – indem er
Frieden gemacht hat durch das
Blut seines Kreuzes – durch ihn,
sei es, was auf der Erde oder was
in den Himmeln ist“ (Kolosser
1,15-20).
Paulus schrieb diese Zeilen an
die Christen in Kolossä. Die Stadt
stand unter dem Einfluss einer
falschen Lehre, welche sich später
zu etwas entwickelte, das Gnosis
genannt wird. Gnosis war das
Ergebnis eines elitären, stark
intellektuellen Kultes,deren An-
hänger sich für die Einzigen mit
 Zugang zur Wahrheit hielten.
Wahrheit,so glaubten sie, war
derart komplex, dass der normale
Mensch sie überhaupt nicht erken-
nen kann. Unter anderem lehrten
sie einen philosophischen Dualis-
mus, der besagte, dass Materie
böse, Geist aber gut ist. Sie glaub-
ten, weil Gott Geist ist, ist Gott
gut,und dass Er nie mit Materie
in Berührung kommen könne, da
diese ja böse ist. Das führte dann
auch zu einem weiteren Trug-
schluss: Gott kann nicht der
Schöpfer des materiellen Univer-
sums sein, denn sonst wäre Gott ja
für das Böse verantwortlich,sonst
hätte Er ja Materie erschaffen.
Dieser Kult lehrte auch, dass Gott
00
nie Mensch werden konnte, denn
als Mensch müsste Er ja in einem
Leib böser Materie wohnen.
Von daher warteten sie mit
einer anderen Schöpfungstheorie
auf. Sie lehrten, dass Gott anfäng-
lich nur geistliche Wesen zeugte,
die Emanationen oder Zeugungen
genannt wurden. Jene Wesen zeug-
ten weitere Wesen und so
weiter, in einem nicht-
„Alles ist durch ihn und
enden-wollenden Zyklus
für ihn geschaffen.“
untergeordneter Wesen, bis
dann schließlich irgendwo
entlang der Emanationslinie diese
aufeinander folgenden Zeugungen
von Geist zu Materie wurden und
daher von Gut zu Böse.
Jene Vorgnostiker lehrten, dass
Jesus eine der allerersten
Geistemanationen Gottes war. Sie
glaubten, dass Jesu Leib nicht ein
echter Leib sein konnte, denn das
würde Gut und Böse miteinander
vermischen. Von daher erklärten
sie die Fleischwerdung (Inkarna-
tion) Jesu fälschlicherweise so,
dass sie behaupteten, Jesus sei ein
guter Engel gewesen, dessen Leib
nur eine Illusion war. Jene Lehre,
und ähnliche andere, waren in der
frühen Kirche weit verbreitet. Etli-
che der neutestamentlichen Briefe
wenden sich ganz speziell gegen
aufkommendes gnostisches
Gedankengut. Es war sogar so,
dass der Apostel Johannes die
Grundlage der gnostischen Lehre
angriff, als er schrieb: „Hieran
erkennt ihr den Geist Gottes:
Jeder Geist, der Jesus Christus, im
Fleisch gekommen, bekennt,ist
aus Gott; und jeder Geist, der
nicht Jesus bekennt, ist nicht aus
Gott“ (1. Johannes 4,2-3a).
Die Anfänge des Gnostizismus
sind es auch, denen der Apostel
Paulus in seinem Brief an die
Kolosser entgegenwirkt. Wenn er
zum Beispiel schreibt: „Denn in
ihm ist alles in den Himmeln und
auf der Erde geschaffen worden,
das Sichtbare und das Unsicht-
bare, es seien Throne oder Herr-
schaften oder Gewalten oder
Mächte: Alles ist durch ihn und
für ihn geschaffen“ (Kolosser
1,16), so weist er damit diese glei -
che Irrlehre zurück. Und dadurch
bekräftigt er bewusst, dass Jesus
Gott im Fleisch gekommen ist –
Schöpfer aller Dinge. Wir werden
später noch genauer untersuchen,
welche Rolle Jesus in der
Schöpfung spielte. Im Moment
genügt es, zu erkennen, dass diese
Bibelworte beweisen, dass Er voll-
kommen Gott ist, Gott in jeder nur
erdenklichen Weise.
Das Bild Gottes
Es ist ironisch, dass einige
Sekten, welche die Gottheit Jesu
verneinen, versuchen, ihren Stand-
punkt mit Kolosser 1,15-20 zu
beweisen. Sie sagen zum Beispiel,
dass die Worte „Bild des unsicht-
baren Gottes“ (V. 15) andeuten,
dass Jesus nur ein geschaffenes
Wesen war, das Abbild Gottes.
Aber in 1. Mose 1,27 lesen wir,
Jesus aber ist Gottes
dass dies auf alle Menschen
genaues Ebenbild.
zutrifft. Wir wurden alle im
Bilde Gottes geschaffen. Wir
tragen Sein Merkmal. Wir zwar
sind Ihm nur ähnlich, Jesus aber
ist Gottes genaues Ebenbild.
Das griechische Wort, das in
10
diesem Text mit „Bild“
übersetzt wurde, ist das
Wort eikon. Es bedeutet
so viel wie eine vollkom-
mene Nachbildung, eine
genaue Kopie, ein
Duplikat – etwas, was
dem Original noch mehr
gleicht als zum Beispiel
ein Foto. Paulus will
sagen, dass Gott Selbst vollkom-
men sichtbar wird in der Person
Seines Sohnes, der niemand
anders ist, als Jesus Christus. Er
ist das genaue Bild Gottes. Er hat
ja selbst gesagt: „Wer mich ge-
sehen hat, hat den Vater gesehen“
(vgl. Johannes 14,9).
 Hebräer 1 ist eine Parallelstelle
zu Kolosser 1,15-20 in einigen
wichtigen Hauptpunkten. Beide
Stellen lehren ausdrücklich, dass
Jesus Gott ist. Zu der Stelle in
Kolosser 1,15 zum Beispiel, die
besagt,dass Christus das Bild
Gottes ist, gibt Hebräer 1,3 eine
identische Bekräftigung: „... er, der
Ausstrahlung seiner Herrlichkeit
und Abdruck seines Wesens ist ...“
Christi Verhältnis zu Gott ist wie
das Verhältnis des warmen
Lichtglanzes zur Sonne. Er bringt
Gott direkt in die Herzen der Men-
schen. Er bringt Licht und Leben.
Er offenbart das Wesen Gottes. So,
wie die Sonne nie ohne ihren
Glanz war, so ist es auch mit
02
Christus und Gott. Man kann hier
keine Trennung machen, denn
einer war nie ohne den ande-
„... er, der [...] Abdruck
ren. Sie sind eins (vgl. Johan-
seines Wesens ist.“
nes 10,30).
Die Heilige Schrift sagt an
verschiedenen Stellen, dass Gott
unsichtbar ist. Wir lesen zum Bei -
spiel in Johannes 1,18a: „Niemand
hat Gott jemals gesehen.“ Gott
sagte zu Mose in 2. Mose 33,20:
„Du kannst es nicht ertragen,
mein Angesicht zu sehen,denn
kein Mensch kann mich sehen
und am Leben bleiben.“ Jesus
sagte in Johannes 4,24: „Gott ist
Geist, und die ihn anbeten,
müssen in Geist und Wahrheit
anbeten.“ Und Er sagte auch:
„Und der Vater, der mich gesandt
hat, er selbst hat Zeugnis von mir
gegeben. Ihr habt weder jemals
seine Stimme gehört, noch seine
Gestalt gesehen“ (Johannes 5,37).
Paulus schreibt an Timotheus und
nennt Gott „unsichtbar“ (vgl.1.
Timotheus 1,17). Auch hier, in
Kolosser 1,15, beschreibt Paulus
Gott als unsichtbar.
Und doch, durch Christus
wurde der unsichtbare Gott sicht-
bar gemacht. In Jesus wird Gottes
vollkommenes Ebenbild sichtbar.
Kolosser 1,19 führt diese Wahrheit
noch weiter: „... denn es gefiel der
ganzen Fülle, in ihm zu wohnen.“
Jesus ist nicht nur ein Umriss
Gottes. Er ist vollkommen Gott!
Noch deutlicher wird das alles in
Kolosser 2,9: „Denn in ihm wohnt
die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig.“ Es fehlt an nichts!
Keine Eigenschaft Gottes ist abw e-
send in Jesus! Er ist Gott im
wahrsten Sinne des Wortes. Er ist
das vollkommene Bild Gottes.
Der Erstgeborene Gottes
In Kolosser 1,15 sagt Paulus
von Jesus, dass Er der
„Erstgeborene aller Schöpfung“
ist. Jene, die Jesu Gottheit ableh-
nen, haben sich sehr auf diese
Aussage gestützt, wobei sie an-
nehmen, dass diese Stelle besagt,
Jesus sei ein geschaffenes Wesen.
Aber das Wort, das mit „Erstgebo-
rener“ übersetzt wird, ist Prototo-
kos. Es beschreibt Jesu Stellung,
Jesu Rang, nicht Seinen Ursprung!
Der Erstgeborene, der Prototokos,
war in einer hebräischen Familie
der Erbe, der mit der höchsten
Stellung, der mit dem Recht auf
das Erbe. In einer königlichen Fa-
milie hatte der Prototokos das
Recht auf Herrschaft.
Dieser Vers will daher sagen,
dass Christus alle Schöpfung
ererbt und damit auch das Recht,
über alle Schöpfung zu herrschen!
Der Vers besagt nicht, dass
Christus als Rangerster
geboren wurde. Das Alte
In einer königlichen Familie
Testament illustriert
hatte der Prototokos das Recht
diese Wahrheit durch
auf Herrschaft.
Jakob und Esau. Esau
wurde zuerst geboren,
aber Jakob war der Erbe, der Pro-
totokos.
In Psalm 89,28 sagt Gott bezüg-
lich David: „So will auch ich ihn
zum Erstgeborenen machen, zum
Höchsten unter den Königen der
Erde.“ Hier ist uns die Bedeutung
10
Der Erste.
des Erstgeborenen in klaren, ein-
fachen Worten erklärt: der Höchste
unter den Königen der Erde. Es ist
genau das, was Prototokos im
Bezug auf Christus bedeutet – Er
ist König aller Könige und Herr
aller Herren, um es einmal mit den
Worten von 1. Timotheus 6,15 und
Offenbarung 19,16 auszudrücken.
 Und auch hier finden wir
wieder eine parallele Aussage in
Hebräer 1, wo Gott sagt, dass Er
seinen Sohn „zum Erben aller
Dinge eingesetzt hat“ (V. 2). Jesus
ist der Erste, der Sohn mit dem
Recht auf das Erbe, der Vorran-
gige, der Herr aller Dinge, Erbe der
ganzen Schöpfung.
Der Arm Gottes
Die Behauptung, „Erstgebore-
ner“ bedeute, dass Christus ein
geschaffenes Wesen sei, lässt den
Zusammenhang (auch „Kontext“
genannt) von Kolosser 1,15 völlig
außer Acht. Sie werden sich an
unsere Klarstellung von weiter
04
oben erinnern, dass Kolosser 1,16-
17 Ihn ausdrücklich als Schöpfer
aller Dinge zeigt: „Denn in ihm ist
alles in den Himmeln und auf der
Erde geschaffen worden, das
Sichtbare und das Unsichtbare,es
seien Throne oder Herrschaften
oder Gewalten oder Mächte: Alles
ist durch ihn und für ihn geschaf-
fen; und er ist vor allem,und alles
besteht durch ihn.“ Christus ist
nicht lediglich ein Teil der
Schöpfung.Er ist der
„Alles ist durch ihn und
Schöpfer, der Arm Gottes
für ihn geschaffen.“
selbst, von Anfang an wir-
kend, da Er das Universum
und jede Kreatur ins Dasein rief.
In Johannes 1,2-3 lesen wir:
„Dieses war im Anfang bei Gott.
Alles wurde durch dasselbe und
ohne dasselbe wurde auch nicht
eines, das geworden ist.“ Solche
Worte über Ihn könnten nicht
wahr sein, wäre Er Selbst ein
geschaffenes Wesen.
Und wiederum können wir uns
an Hebräer 1 wenden, um diese
Wahrheiten bestätigt zu sehen.
Vers 2 zeigt Christus als den,
durch welchen die Welt gemacht
wurde. Somit ist Christus also
nicht nur der Erbe der Schöpfung,
sondern Er war auch zu Anfang
schon der Ausführende des Werkes
der Schöpfung, die Person der Tri-
nität, durch welchen und für
welchen sie gemacht wurde.
Denken Sie einmal darüber
nach, was das wirklich bedeutet.
Die Ausdehnung der Schöpfung
lässt uns schwindelig werden.
Denken Sie manchmal über die
Größe des Universums nach? Wenn
das Ihnen nicht einen Funken
Ahnung von der Größe Gottes gibt,
so haben Sie noch nie echt
darüber nachgesonnen. Eine hohle
Kugel von der Größe unserer Son -
ne, zum Beispiel, könnte 1 200 000
Planeten von der Größe unserer
Erde in sich aufnehmen, wobei
dann noch genug Raum übrig
bliebe, um weiteren 4 300 000 Glo-
bussen von der Größe unseres
Mondes Platz zu bieten! Der
nächste Stern zur Sonne,Alpha
Centaurus, ist fünfmal so groß wie
die Sonne. Betelgeuse, einer der
sichtbaren Sterne in der Orion-
Konstellation, ist 248-mal so groß
wie unsere Sonne.Arcturus
dagegen, ist noch zehnmal größer!
Kein Wunder, dass Hiob in ehr-
furchtsvoller Scheu ausruft:
„Wahrlich, ich habe erkannt, dass
es so ist. Und wie könnte ein
Mensch vor Gott gerecht sein? ...
der den Großen Bären* gemacht
hat,den Orion und das Sieben-
gestirn und die Kammern des
Südens ...“ (Hiob 9,2.9).
Licht legt in einer Sekunde eine
Strecke von etwa 300 000 km
zurück. Ein Lichtstrahl, von der
Erde ausgesandt, erreicht den
Mond in etwa eineinhalb Sekun -
den. Stellen Sie sich einmal vor,
*in der Vulgata (Anm. d.Ü.: Die Vulgata ist der lateinische Bibeltext des
Hieronymus,um 400 nach Chr.) steht hier „Arcturum“
sich so schnell fortbewegen zu
können! Man könnte bei dieser
Geschwindigkeit Merkur in etwa
viereinhalb Minuten erreichen. Um
zu Jupiter zu kommen, bräuchte
man etwa 35 Minuten. Wenn Sie
gewillt wären, noch weiter vor-
zudringen,könnte man Saturn in
etwa einer Stunde errei-
chen, aber um zu dem
Denken Sie manchmal über die
nahe liegendsten Stern
Größe des Universums nach?
zu kommen, würde man
vier Jahre und vier
Monate brauchen. Um auch nur
zum Rand unserer Milchstrasse zu
gelangen, bräuchte man etwa
100 000 Jahre. Wenn Sie die Sterne
auf einer solchen Reise zählen
10
könnten, so würden Sie allein in
der Milchstrasse etwa einhundert
Milliarden finden. Wenn Sie gern
auch andere Galaxen erforschen
würden, so könnten Sie buchstäb-
lich unter etlichen Milliarden aus-
wählen. Die Größe des Universums
ist unvorstellbar.
Wer hat all dies geschaffen? Ja,
so sagen die meisten Wissen-
schaftler, da gab es diese große

Explosion, die dann schließlich
einen Urschleim bildete ...
Sie können es einfach nicht
erklären.Gott hat all dies geschaf-
fen. Wer? Das Kindlein in der
Krippe. Er hat alles erschaffen.
Und darüber hinaus: „Alles
besteht durch ihn“ (Kolosser
1,17b). Und auch hier bestätigt
Hebräer 1 wiederum, was wir
in Kolosser 1 lesen, nämlich,
Wer hat all dies
dass Christus „alle Dinge
geschaffen?
durch das Wort seiner Macht
trägt“ (V. 3b).Ohne Ihn
müsste die ganze Welt zerfallen.
Lassen Sie sich ja nicht auf die
06
Lüge des Deismus ein, die sagt,
dass Gott zwar alles erschaffen
und es wie ein Uhrwerk aufgezo -
gen hat, sich dann aber entfernte,
um den Mechanismus allein
abspielen zu lassen. Weit davon
entfernt,Seine Schöpfung im Stich
zu lassen, kam Er als kleines Kind -
lein in sie hinein, mit nur einer
Krippe als Wiege.
Das Lamm Gottes
Wer war dieses Kind? Gott! Wir
können dies mittlerweile klar
erkennen. Aber warum wurde Gott
Mensch und warum wurde Er in
solcher Niedrigkeit geboren und
warum erlaubte Er Menschen, Ihn
so zu behandeln? Jesus, der doch
„vor allem“ ist (Kolosser 1,17a)
und in „allem den Vorrang“ hat
(Kolosser 1,18b) – warum ließ Er
Sich so sehr herab, als Kindlein
zur Erde zu kommen, Sich derart
misshandeln zu lassen und einen
solch grausamen Tod zu sterben?
Der Apostel Pau-
lus gibt uns die
Antwort eindeu-
tig: „Denn es
gefiel der gan-
zen Fülle, in ihm
zu wohnen und
durch ihn alles
mit sich zu ver-
söhnen – indem
er Frieden gemacht hat durch das
Blut seines Kreuzes“ (Kolosser
1,19-20a).
Er tat es, um Frieden zu
schaffen zwischen Gott und
Menschen. Wir alle haben
gesündigt und wir sündigen oft.
Es heißt: „Da ist kein Gerechter,
auch nicht einer“ (Römer 3,10b).
Wir lesen weiterhin: „... denn alle
haben gesündigt und erlangen
nicht die Herrlichkeit Gottes“
(Römer 3,23). Gott hasst Sünde
und muss ihr mit Seinem Zorn
begegnen. Die Bibel sagt: „Gott ist
ein gerechter Richter und ein
strafender Gott an jedem Tag“
(Psalm 7,12). Die Menschen reagie-
ren darauf nur mit mehr Hass,
Rebellion oder Gleichgültigkeit
gegen Gott: „Es ist keine Furcht
Gottes vor ihren Augen“ (Römer
3,18). Die einzig mögliche Antwort
eines heiligen Gottes auf unsere
Sünde ist mehr als wir ertragen
können, denn „der Lohn der
Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23a).
Weiterhin lesen wir: „Will man
sich nicht bekehren, so hat er sein
Schwert gewetzt und seinen Bo-
gen gespannt und zielt ...“ (Psalm
7,12 [13], alte Luther Übersetzung).
Nur Jesus konnte je diesen Kon-
flikt lösen, da Er allein zugleich
Gott und Mensch ist. Er lebte als
Mensch, jedoch ohne Sünde,
versucht in jeder Weise der
Menschen, damit Er unser barm-
herziger Hoherpriester sein
konnte. Es heißt: „Denn wir haben
nicht einen Hohenpriester, der
nicht Mitleid haben könnte mit
unseren Schwachheiten, sondern
der in allem in gleicher Weise wie
wir versucht worden ist,doch
ohne Sünde“ (Hebräer 4,15). Und,
obwohl Er ohne Sünde war, starb
Er als Opfer, Er, das
fleckenlose Lamm
Er kann unsere Sünden vergeben,
Gottes (vgl. Johan-
uns mit Gott versöhnen und auf
nes 1,29). Er war ein
diese Weise Frieden machen.
Opfer, das unsere
Sünde trug,denn „...
so wird auch der Christus, nach-
dem er einmal geopfert worden
ist, um vieler Sünden zu tragen,
10
zum zweiten Male ohne Bezie -
hung zur Sünde denen zum Heil
erscheinen,die ihn erwarten“
(Hebräer 9,28). Deshalb: „... vollen-
det, ist er allen,die ihm gehor-
chen, der Urheber ewigen Heils
geworden“ (Hebräer 5,9). Mit
anderen Worten: Er nimmt die
Hand eines reuigen, sich
ausliefernden Sünders und die
ausgestreckte Hand eines heiligen
und doch liebenden Gottes und
verbindet die beiden miteinander.
Er kann unsere Sünden vergeben,
uns mit Gott versöhnen und auf
diese Weise Frieden machen
„durch das Blut seines Kreuzes“
(Kolosser 1,20b). Und Gott zögert
nicht dabei, sondern das ist ja der

wahre Grund, warum Er Christus
in die Welt gesandt hat!
Gott ist gerechterweise zornig
über der Menschen Sünde. Und
doch liebt Er uns so sehr, dass Er
Seinen Sohn gab, um auf Erden zu
leben, am Kreuz zu sterben, unsere
Sünden an Seinem eigenen Leib zu
tragen und so die volle Wucht des
Zornes Gottes zu erleiden – ein
Los,das uns gerechterweise hätte
treffen müssen. Er bezahlte unsere
Strafe und stellte Frieden wieder
her zwischen uns und Gott.Es gab
keinen anderen Weg als diesen.
08
Das Geschenk Gottes
So ist denn Weihnachten in
erster Linie ein Feiern der Liebe
Gottes für uns Menschen. Das
Kind in der Krippe ist mehr als
nur ein zarter Knabe.Er ist das
Bild Gottes und der Erstgeborne
Gottes, der Prototokos. Er kam in
einem menschlichen Leib,
damit Er in diesem Leib die
Er machte das Geschenk
Sünden der Welt tragen
Gottes möglich, nämlich
konnte.Er machte das
ewiges Leben.
Geschenk Gottes möglich,
nämlich ewiges Leben (vgl.
Römer 6,23b). Das ist die gesamte
Weihnachtsbotschaft.
Verlieren Sie sich bitte nicht in
dem enormen Ausmaß all dieser
Dinge. Die Fleischwerdung Gottes
in Jesus Christus ist wertlos,
wenn sie nicht persönlich Anwen-
dung findet. Gott liebt Sie persön-
lich. Er kennt Sie besser, als Sie
sich selbst kennen, und doch liebt
Er Sie! Er kam in diese Welt, nahm
Menschengestalt an und starb an
einem Kreuz, um Ihre Sünde zu
tragen, um die Strafe für Ihre
Ungerechtigkeit zu bezahlen, um
Ihre Schuld hinwegzunehmen. Dies
tat Er, damit Sie in Seine Gegen -
wart treten können.
Sie müssen darauf antworten!
Paulus schrieb: „Wenn aber
unser Evangelium doch verdeckt
ist, so ist es nur bei denen ver-
deckt, die verloren gehen, den
Ungläubigen, bei denen der Gott
dieser Welt den Sinn verblendet
hat, damit sie den Lichtglanz des
Evangeliums von der Herrlichkeit
des Christus, der Gottes Bild ist,
nicht sehen ... Denn Gott, der
gesagt hat: Aus Finsternis soll
Licht leuchten!, er ist es, der in
unseren Herzen aufgeleuchtet ist
zum Lichtglanz der Erkenntnis
der Herrlichkeit Gottes im Ange -
sicht Jesu Christi“ (2. Korinther
4,3-4.6).
Mit anderen Worten: Obwohl
Christus die Offenbarung der
Herrlichkeit Gottes ist, das Bild
(eikon) Gottes, wird dies nicht von
jedermann gesehen. Der Feind ver-
blendet den Sinn der Ungläubigen.
Die Wahrheit des Evangeliums ist
ihnen verborgen. Das muss aber
nicht so sein. Gott, der im Schöp-
fungsakt die Dunkelheit vertrieb,
indem Er einfach dem Licht zu
scheinen gebot, kann bewirken,
dass das Licht Seiner Herrlichkeit
auch in Ihrem Herzen scheint.
Er ruft Ihnen zu, im Glauben zu
Ihm zu kommen. Wenden Sie sich
von Ihrer Sünde zu Ihm. Wir lesen:
„Der Herr verzögert nicht die Ver-
heißung (die Erde zu richten), wie
es einige für eine Verzögerung
halten, sondern er ist langmütig
euch gegenüber, da er nicht will,
dass irgendwelche verloren gehen,
sondern dass alle zur Buße
kommen“ (2. Petrus 3,9). Glauben
Sie Ihm und vertrauen Sie Ihm Ihr
Leben an. Es heißt nicht umsonst:
„Wer an ihn glaubt, wird nicht
gerichtet; wer aber nicht glaubt,
ist schon gerichtet, weil er nicht
geglaubt hat an den Namen des
eingeborenen Sohnes Gottes. Wer
an den Sohn glaubt, hat ewiges
Leben; wer aber dem Sohn nicht
gehorcht, wird das Leben nicht
sehen, sondern der Zorn Gottes
bleibt auf ihm“ (Johannes 3,18.36).
Übergeben Sie sich Ihm ganz, um
Ihm nachzufolgen - ohne zurück-
zuhalten. Er muss Seinen recht-
mäßigen Platz als Herr
einnehmen – „... damit er
Diese Weihnachten werden
in allem den Vorrang
Sie wahrhaft Grund zum
habe“ (Kolosser 1,18b).
Feiern haben ...
Er, der alles erschaffen
hat, wird aus Ihnen eine
neue Kreatur machen, neu geformt
nach Seinem Bilde, mit neuem Ver-
langen und einem neuen Herzen.
10
„Daher, wenn jemand in Christus
ist, so ist er eine neue Schöpfung;
das Alte ist vergangen, siehe,
Neues ist geworden“ (2. Korinther
5,17). Ihr Leben wird nie mehr wie
vorher sein.
Und diese Weihnachten werden
Sie wahrhaft Grund zum Feiern
haben, denn Sie haben dann das
größte Geschenk, das man je
bekommen kann. Sie „werden
umsonst gerechtfertigt durch
seine Gnade,durch die Erlösung,
die in Christus Jesus ist“ (Römer
3,24).
 Die Fülle der Zeit
Die erste Weihnacht kam zu
einem idealen Zeitpunkt. In
Galater 4,4-5a lesen wir: „Als aber
die Fülle der Zeit kam,sandte
Gott seinen Sohn,geboren von
einer Frau, geboren unter Gesetz,
damit er die loskaufte, die unter
Gesetz waren.“ Was war die „Fülle
der Zeit“? Es war Gottes souverä-
nes Planen. Er lenke Weltereig-
nisse so, dass alles für Christi
Kommen bereitet war und auch
für das darauffolgende Missionie-
ren der Apostel.
Wenn wir zurückschauen auf
die frühe Kirche, so staunen wir
darüber, wie schnell sich das
10
Evangelium in weniger als einem
Jahrhundert ausbreitete. Die
souveräne Hand Gottes ist darin
klar ersichtlich. Christi Kommen
hätte nicht günstiger stattfinden
können.
Politisch war das römische
Weltreich auf seinem Höhepunkt.
Rom hatte der Welt gute Straßen
gegeben, ein relativ faires Regie-
rungssystem und, was am wich-
tigsten ist, Frieden. Zum ersten
Mal in der Geschichte konnte man
verhältnismäßig leicht in fast jede
Ecke des Weltreiches reisen – und
die Apostel konnten die Botschaft
des Evangeliums bis an das Ende
der Erde tragen.
Kulturell wurde die Welt näher
zusammengebracht. Mehr
Menschen als je zuvor wurden
unterrichtet und die meisten
kannten Griechisch oder Latein.
Selbst die einfachen Leute spra-
chen gewöhnlich Koine-Griechisch,
die Form des Griechisch, in der
das Neue Testament geschrieben
wurde.
Geistlich war die Welt sehr ver-
schieden,jedoch offen. Griechi-
scher und römischer Polytheismus
(Anm. d.Ü.: „Vielgötterei“) wurden
langsam ersetzt durch rationelle,
weltlich philosophische Richtun-
gen oder durch Kaiseranbetung.
Unter den Juden führte neues
Interesse an den Schriften auf der
einen Seite zu Erweckung – ty-
pisch dafür ist der Dienst Johan-
nes des Täufers – und auf der
anderen Seite zu einer starken
Pharisäerbewegung. Christus
hätte zu einem günstigeren Zeit -
punkt nicht kommen können. Es
war die vollkommene Zeit, souve-
rän durch Gott bestimmt – „die
Fülle der Zeit“.
Wer waren die
Weisen aus dem
Morgenland?
Die Weisen, auch Magier genannt, sind mit Sicherheit die ungewöhn-
lichsten Figuren in der Weihnachtsgeschichte. Was wissen Sie tatsäch-
lich von ihnen? Wie viele gab es? Waren sie wirklich Könige? Ritten sie
wirklich auf Kamelen? Wie wussten sie, dass sie nach dem König der
Juden suchen sollten, wenn sogar die jüdischen Gelehrten das nicht
taten? Leider stammt das meiste über sie von den Vorstellungen derer,
11
die Weihnachtskarten zeichnen. Und doch, das Wenige, das wir
geschichtlich lernen können, zeigt an, dass die Magier vielleicht noch
wunderlicher und fremdartiger waren,als sich die meisten Leute vor-
stellen. Sie sind ein weiterer, bemerkenswerter Teil der Geschichte
jener ersten Weihnacht.
Im Bericht
des Matthäus
von Jesu Geburt
begegnen wir nur kurz einer vom Morgenland nach Jerusalem,
Gruppe Reisender, die Bibelleser die sprachen: Wo ist der König der
seit Jahrhunderten verblüfft und Juden,der geboren worden ist?
fasziniert haben: „Als aber Jesus Denn wir haben seinen Stern im
zu Bethlehem in Judäa geboren Morgenland gesehen und sind
war, in den Tagen des Königs gekommen, ihm zu huldigen“
Herodes, siehe, da kamen Weise (Matthäus 2,1-2).

12
Die Magier – so wurden die
Weisen auch genannt – scheinen
wie aus dem Nichts aufzutauchen.
Als Figuren der
Weihnachtsge-
Leider sind die meisten volks-
schichte erscheinen
tümlichen Vorstellungen von den
sie beinahe unpas-
Magiern gänzlich irreführend.
send. Matthäus gibt
uns über sie so gut
wie keine Einzelheiten, wie zum
Beispiel, aus welchem Land sie
kamen, welcher Glaubensphiloso-
phie sie anhingen oder wie sie um
die Bedeutung des Sterns wussten,
den sie gesehen hatten. Sie
tauchen einfach auf, hinterlassen
ihre Geschenke und verschwinden
wieder. Leider sind die meisten
volkstümlichen Vorstellungen von
den Magiern gänzlich irreführend.
Es ist sehr zweifelhaft, dass sie so
etwas wie Reisende auf Kamelen
waren, wie wir es oft auf Bildern
und bei Weihnachtsanspielen
sehen. Selbst ein Weihnachtslied
wie „Die heiligen drei Könige ...“
ist wahrscheinlich in mehreren
Punkten falsch. Es gibt keine
Anhaltspunkte, dass es sich um
drei handelte – es wird uns nur
gesagt, dass sie dreierlei Ge-
schenke brachten (vgl. Matthäus
2,11). Außerdem sagt die Heilige
Schrift nicht, dass sie Könige
waren. Das ist sogar sehr unwahr-
scheinlich. Matthäus berichtet
uns, dass sie „vom Morgenland“
(vgl. 2,1) kamen. Dies kann bedeu-
ten, dass ihre Heimat in Ostasien
oder Indien war. Ein portugie-
sisches Heldenepos, die Lusiaden,
zuerst in 1572 gedruckt, besagt,
dass die Magier alte Hindu-
Brahmanen waren. Das kann aber
geschichtlich nicht nachgewiesen
werden. Vielmehr weist die
Geschichte darauf hin, dass die
Magier wahrscheinlich aus dem
Lande der Meder und Perser
kamen, wie wir später noch sehen
werden.
Man hat so ziemlich mit jeder
nur erdenklichen Vorstellung über
die Magier aufgewartet.
M. R. Vincent, der eine Reihe von
sehr nützlichen, biblischen
Wortstudien geschrieben hat, sagt:
„Viele absurde Überlieferungen
und Vermutungen bezüglich dieser
Besucher der Wiege unseres Herrn
haben ihren Weg in den volkstüm-
lichen Glauben und die Malerei
gefunden. Man sagte, dass sie
Könige waren und dass es drei von
ihnen gab. Man sagte,dass sie von
drei Familien, nämlich der des
Sem, des Ham und des Japhet
abstammten. Deshalb wird einer
von ihnen oft als Äthiopier darge-
stellt. Man gibt sogar ihre Namen
an: Kaspar, Melchior und Baltha-
sar. Ihre Schädel, von denen man
sagt, dass Bischof Reinald von
Köln diese entdeckte, werden in
einem kostbaren Sarg im Kölner
Dom gezeigt“.*
Es ist natürlich höchst un-
wahrscheinlich, dass diese Schä-
del, die mehr als eintausend
Jahre nach der Begebenheit
auftauchten, tatsächlich
irgendeinem Magier gehörten.
Es ist ebenso höchst unwahr-
scheinlich, dass auch nur
einer ein Äthiopier war. Ein
Äthiopier hätte von Süden her
anreisen müssen, nicht vom
Osten, vom Morgenland, um
nach Bethlehem zu kommen.
Es weiß auch niemand
*Word Studies in the New
Testament (Grands Rapids: Eerdmans,
1946],1,19-20
tatsächlich die Namen der Weisen,
die das Jesuskind besuchten.
Solche Information
wurde uns nicht gege-
... dass die Wahrheit über jene
ben. Geschichten, die
geheimnisvollen Besucher viel-
mit solchen Einzel-
leicht noch sonderbarer ist, als
heiten aufwarten, sind
die der Legenden.
nur phantasievolle
Legenden.
Wir können jedoch einige Infor -
mationen über die Weisen aus his-
torischen Quellen und biblischen
Aussagen gewinnen. Dabei werden
wir entdecken, dass die Wahrheit
über jene geheimnisvollen Besu-
cher vielleicht noch sonderbarer
ist, als die der Legenden.
11
Magier zur Zeit des Alten
Testaments
Der alte griechische Geschichts-
schreiber Herodot berichtet, dass
die Weisen zu einer priesterlichen
Kaste der Meder (die Meder be-
Karte des heutigen Iran
 Die ersten Weihnachtskarten
Es wird angenommen, dass die
erste Weihnachtskarte 1844 von
einem Offizier in der britischen
Armee, namens Dobson, verschickt
wurde.
Die ersten, kommerziell
hergestellten Weihnachtskarten,
wurden 1846 in England von Sir
Henry Cole und von J. C. Horsley
verkauft. Christen entrüsteten sich
über diese Karten, da sie Leute
beim Alkoholkonsum zeigten. Es
dauerte zumindest noch weitere
fünfundzwanzig Jahre, bevor
Weihnachtskarten in allgemeinen
Gebrauch kamen.
Seither sind Weihnachtskarten
14
zu einer Großindustrie geworden.
Allein in der westlichen Welt
werden jährlich viele Milliarden
DM dafür ausgegeben und das
schließt das Porto noch nicht
einmal ein.
wohnten das Land östlich von
Palestinien und südlich des Kaspi -
schen Meeres, dem heutigen Iran)
gehörten. Diese waren in Babylon
und ganz Mesopotamien während
eines großen Teils der Zeit des
Alten Testaments tätig. Die ersten
Magier waren Priester der ältesten
Form der zoroastrischen Religion.
Das Grundelement in ihrer
Anbetungsform war Feuer. Sie
hatten einen Feueraltar, auf dem
eine ewige Flamme brannte, von
der sie glaubten, dass diese
ursprünglich vom Himmel hernie-
der kam. Im sechsten Jahrhundert
vor Christus wurde der Zoroastris -
mus zur offiziellen Religion Persi-
ens erklärt. Er war immer noch die
Hauptreligion in Mesopotamien
zur Zeit der Geburt Jesu.
Zoroastrismus wird heute noch in
Indien von den Parsi praktiziert,
Persern nämlich,die im siebten
Jahrhundert nach Christus wegen
drohender moslemischer Verfol-
gung aus ihrem Land flohen. Die
heutigen Parsi sind daher direkte
Nachkommen der Magier.
Die Religionslehre der Magier
zeigt einige markante Parallelen
zum Judentum auf. Sie waren
monotheistisch und sie brachten
blutige Opfer dar, die sie auf
einem Altar rösteten, um dann von
Anbetern und Priestern gegessen
zu werden. Ihr Priestertum wurde
weitervererbt, genau wie
das levitische Priester-
Die Religion der Magier war
tum. Wie die Israeliten,
im tiefsten Grunde
glaubten auch sie,dass
satanisch, auf Aberglauben
gewisse Reptilien und
und Furcht gegründet.
Insekten unrein waren.
Sie hielten sich an gewis-
se Riten, die bestimmten, wie man
Leichen anrühren und beseitigen
durfte.
Diese Ähnlichkeiten waren aber
nur Fälschungen. Die Religion der
Magier war im tiefsten Grunde
11
satanisch,auf Aberglauben und
Furcht gegründet und nicht auf
die geoffenbarte Wahrheit Gottes.
Im Gegensatz zu den levitischen
Priestern des Judentums, prakti-
zierten die Magier zahlreiche
dämonische Tätigkeiten, wie
Zauberei,Astrologie,Hexerei,
Wahrsagen von Träumen und
andere Arten von Wahrsagerei
und Hexenkult, die in der Bibel
aufs Strengste verboten wer-
den. Kurzum, sie waren Okkultis-
ten.Der Ausdruck schwarze Magie
leitet sich von ihrem Namen ab.
Gewiss machte die Welt der
Antike kaum einen Unterschied
zwischen Aberglaube und Wissen-

schaft.Die Wissenschaft der
Astronomie zum Beispiel war
unmerklich mit dem Aberglauben
der Astrologie vermischt.Die
Magier waren auf beiden Gebieten
Experten. Sie wurden in ihrer
Zeit als Wissenschaftler ange-
sehen, als „Weise“. Kein Perser
konnte König werden, ohne die
wissenschaftliche und reli-
giöse Kunst der Magier zu
meistern. Ihre Lehren wurden
bekannt als „das Gesetz der Meder
und Perser“ (vgl. Esther 1,19;
Daniel 6,9.13.16). Dieses wurde als
der höchste, unabänderliche
16
Gesetzeskodex betrachtet. Und so
waren sie, neben ihrer Funktion
als religiöses Sprachorgan,
auch die Wissenschaftler,
Ihre Lehren wurden
Mathematiker, Philoso-
bekannt als „das Gesetz
phen, Ärzte und Gesetzes-
der Meder und Perser“.
kundigen in ihrer Kultur.
Selbst das Wort Magistrat
ist noch ein direkter Nachkomme
von „Magier“.
Diese Magier, geachtet wegen
ihrem erstaunlichen Auffassungs-
vermögen, ihrer Weisheit, Erkennt-
nis,ihrer Astrologie und ihren
okkulten Fähigkeiten, nahmen all-
mählich hohe Stellungen in den
Weltreichen Babylons, Medo-Persi-
ens und Griechenlands ein. Sie
wurden königliche Berater, deute-
ten Träume und machten sich auch
anderweitig durch ihren okkulten
Zauber Erkenntnisse zu Eigen. Sie
waren es auch,die in Fragen der
Wissenschaft und der Gesetze
ausschlaggebende Antworten
formulierten. Ihre Blütezeit war
etwa vom sechsten Jahrhundert
vor Christus, bis zur Zeit Christi.
Magier kommen auch im Alten
Testament vor. In Jeremia 39,3b
lesen wir: „Nergal-Sarezer aber
war Rab-Mag.“ Dieser Titel „Rab-
Mag“ bedeutet, dass er Haupt-
magier am Hofe Nebukadnezars
war. Auch im Buch Daniel kommen
Magier mehrmals vor (vgl. 1,20;
2,2; 4,7; 5,11) und auch sie sind im
Dienst Nebukadnezars. Dies kann
ein wichtiger Hinweis zum Ver-
ständnis dessen sein, wie die
Magier zur Zeit Jesu Seine Geburt
erwarten konnten.
Nebukadnezar war der babylo-
nische König, der in 587 vor Chris-
tus Jerusalem und den Tempel zer-
störte und die Juden in die
Gefangenschaft führte. Er suchte
sich die Elite unter den jungen
Männern heraus, die mit außerge-
wöhnlicher Weisheit begabt
waren, unter welchen auch Daniel,
Schadrach (Sadrach, LÜ), Me-
schach (Mesach, LÜ) und Abed-
Nego waren. Er bestimmte, dass
sie an seinem Hofe dienen sollten.
Sie wurden gewissermaßen die
Rivalen der Magier (vgl. Daniel
1,5-7).
Ironischerweise machte Daniel
früh einen günstigen Eindruck auf
Nebukadnezar mit etwas, was die
Magier angeblich am besten
können – er deutete einen Traum.
Nebukadnezar hatte einen Traum,
der seinen Geist beunruhigte, aber
er vergaß den Traum wieder. Die
Magier konnten ihm diesen natür-
lich nicht wieder ins Gedächtnis
zurückrufen. Zornig befahl Nebu-
kadnezar, dass alle seine Weisen –
die Magier und seine anderen
Wahrsager und sogar Daniel –
getötet werden sollten. Daniel aber
betete und Gott offenbarte ihm
den verborgenen Traum und seine
prophetische Bedeutung.Daniel
sagte dem König den Traum und
rettete so nicht nur sein eigenes
Leben, sondern auch das aller
Magier (vgl. Daniel 2).
Aufgrund dieses höchst unge-
wöhnlichen Wunders wurde
Daniel am Hofe Nebukadnezars zu
hoher Stellung erhoben. Der König
machte Daniel zum Obersten der
Magier (vgl. Daniel 2,48). Das
bedeutete gewiss, dass Daniel
somit sehr einflussreich unter
ihnen wurde. Da wir aber seinen
Charakter und seinen Eifer für
Gott kennen, dürfen wir als sicher
annehmen,dass Daniel diese Gele-
genheit nutzte, die Magier über
den wahren Gott zu
unterrichten. Es liegt
Daniel sagte dem König den
auf der Hand, dass
Traum und rettete so nicht nur
jene dadurch sehr
sein eigenes Leben.
vertraut wurden mit
den jüdischen Schrif-
ten – einschließlich aller Prophetie
bezüglich des Messias.
Zweifellos gaben andere from-
me Juden in babylonischer Gefan-
genschaft Menschen im gesamten
11
Weltreich Babylons ihre Kennt-
nisse des Alten Testamentes weiter
– vielleicht sogar durch hand -
gemachte Kopien der Schriften.
Wir wissen auch,dass zu dem
Zeitpunkt, als der Erlass des
Kyrus (auch Kores genannt)
endlich erging, der den Juden
erlaubte,wieder in ihr eigenes
Land zurückzukehren, die
Mehrzahl der Juden davon
keinen Gebrauch machte. Sie
blieben in Babylon. Einige
gingen sogar Mischehen ein
und die Geschichte Babylons
und Medo-Persiens weist aus,
dass viele adelige Familien mit
hohen Ämtern, zumindest zum
Teil, jüdische Vorfahren hatten.
 Zweifellos fanden viele Lehren und
prophetischen Aussagen der
jüdischen Schriften auch ihren
Weg in die Lehren anderer Religio-
nen – einschließlich der Religion
der Magier.
Magier zur Zeit Christi
Niemand weiß bestimmt, wie
viel alttestamentliche Wahrheit
ihren Weg in die Lehren der
Magier fand,doch hatten diese
genug Gelegenheit, von Daniel und
den anderen vertriebenen Juden
zu lernen. Es scheint ziemlich klar
zu sein, dass, egal welche hebrä-
ischen Wahrheiten auch immer in
ihr System einen Zugang fanden,
davon viel bis zu der Zeit Christi
18
überlebte. So finden wir also
Magier bei der Geburt Christi, ver-
traut mit messianischer Prophetie,
die den wahren Gott
suchen. Und noch konkreter,
Rom fürchtete Einflüsse
sie suchten sogar den, der
aus dem Osten.
als König der Juden gebo-
ren war.
Zur Zeit Christi hatten die
Magier noch immer erhebliche
Macht, doch was das römische
Weltreich anbelangte, waren sie
Ausländer. Rom fürchtete Ein-
flüsse aus dem Osten. Beinahe
jedes vorherige Weltreich, ein-
schließlich das assyrische, babylo-
nische, medo-persische und grie-
chische, waren zum Osten hin
orientiert. Sie hatten sich alle nach
Osten ausgebreitet, da östliche
Territorien ihren Landheeren eher
zugänglich waren.Alexander der
Große zum Beispiel eroberte östli-
che Gebiete bis hin zum Indus-
Fluss (an der Grenze Indiens). Sein
Tod, in 323 vor Christus, war der
Anfang vom Ende
Griechenlands als
Weltmacht. Das
nächste große Welt-
reich war das römische.
Im Gegensatz dazu schaute
Rom jedoch in seinen Eroberungen
nach Westen und nach Norden. Die
Römer umschlossen quasi das
Mittelmeer und ihr Reich streckte
sich zusätzlich auf einen großen
Teil des heutigen Europas aus.
Während Rom mit jenen Erobe -
rungen zu tun hatte, breitete sich
das Weltreich eines Rivalen aus,
nämlich das der Parther, und zwar
vom Osten her, durch Mesopota-
mien hindurch,bis hin zu den Ost-
grenzen des römischen Reiches.
Das Reich der Parther erstreckte
sich über große Teile der gleichen
Gebiete, über die Meder und
Perser geherrscht hatten, und über
die des alten babylonischen Welt-
reiches. Rom hatte die Parther, die
sie als große Bedrohung ihrer öst-
lichen Grenzen betrachteten, nie
ganz unterworfen.
Die Nachkommen der ur-
sprünglichen Magier hatten
im Reich der Parther noch
immer viel Macht. Genau
wie ihre Vorgänger in den
babylonischen, medo-persi-
schen und griechischen
Weltreichen, dienten diese
Magier als Hauptberater
des Königs. Es war sogar
so, dass es zum Teil Sache
der Magier war, die Könige der
Parther zu bestimmen.
Magier am Hof des Herodes
Als Weise aus dem Morgenland
in Jerusalem ankamen, war Hero-
des verständlicherweise bestürzt.
Er wusste, dass solche Männer
Könige kürten und nun liefen sie
durch die Stadt und fragten nach
dem, der als König der Juden
geboren war! Stellen Sie sich
dieses Schauspiel einmal vor.
Diese Männer kamen zweifellos
mit viel Prunk und Pracht nac h
Jerusalem. Ihre typische Auf-
machung bestand unter anderem
auch aus langen, kegelförmigen
Hüten, die wir noch als Zauber -
hüte kennen. Es ist viel wahr-
scheinlicher, dass sie, statt auf
Kamelen,auf persischen Pferden
oder auf Pferden arabi-
scher Züchtung ritten. Es
Dies war eine höchst
kann gut sein,dass ein
ungelegene Zeit für eine
kleines Heer sie begleitete,
Gruppe ausländischer
da ihre Reise sie in römi-
Königsmacher ...
sches Gebiet führte.Sie
müssen einen imponie-
11
renden Eindruck gemacht haben!
Außerdem war das eigene
kleine Heer des Herodes zur Volks-
zählung beordert.Dies war
eine höchst ungelegene Zeit für
eine Gruppe ausländischer
Königsmacher, Nachforsch-
ungen anzustellen über je-
mand, den sie „König der
Juden“ nannten.Denn schließ-
lich war das ja doch genau der
Titel, den Kaiser Augustus selbst
dem Herodes bei der Krönung ver -
liehen hatte.
 Die Geschichte des
Weihnachtsmanns
Das Muster für den
Weihnachtsmann war ein christli-
cher Bischof im vierten Jahrhun-
dert,der Heilige Nikolaus. Über
den echten Nikolaus ist nicht viel
bekannt, außer dass er wahr-
scheinlich der Bischof von
Lyzien (eine Landschaft an
der Südküste Kleinasiens)
war. Im Mittelalter, als
sich die Heili-
genverehrung
allgemein
verbreitete,
kamen zahl-
20
reiche Legenden
über Nikolaus auf.
Eine Legende besagte,
dass er den Töchtern
eines armen Mannes
drei Beutel voll Gold
gegeben haben soll,
damit diese ihre Mitgift
nicht durch Prostitution verdie-
nen mussten. Eine andere besagte,
dass er drei kleine ermordete
Jungen, die man in einer Salzbütte
versteckt hatte, wieder zum Leben
brachte. So wurde Nikolaus als
Geber von Gaben bekannt und als
der Schutzheilige für Kinder. Sein
Tag ist der 6. Dezember.
Der Nikolaus war besonders in
Holland beliebt. Es scheint, als ob
hier der Brauch, den Nikolaus mit
Weihnachten in Verbindung zu
bringen, seinen Anfang genommen
hatte. Die Kinder Hollands
warteten darauf, dass der freund-
liche Heilige sie in der Nacht des
5. Dezember besuchte. Sie mach-
ten eine Gewohnheit daraus,
ihre Holzschuhe zum Kamin
zu stellen, damit diese dann
mit Geschenken gefüllt
würden.In den USA
wurde das hollän-
dische Wort Sinter-
klaas zu „Santa
Claus“ amerikani-
siert.
Dem Nikolaus
sind die Kinder
schnell auf die
Spur gekommen. Sie
entdeckten bald, dass
man noch viel mehr Geschenke in
lange Socken hineinbekommt, als
in Holzschuhe,so dass sich dieser
Brauch seit Mitte des neunzehnten
Jahrhunderts in Amerika
einbürgerte.
Auch geografisch war Herodes
in einer schwierigen Lage. Seine
Region bildete eine sehr schmale
Pufferzone zwischen Rom und
dem Reich der Parther. Schon meh-
rere Kriege waren auf diesem
Gebiet zwischen jenen beiden
Weltmächten geführt worden.
Zweifellos sah er die Magier als
ernste Bedrohung für die Stabili -
tät seines Reiches an. Wir lesen in
Matthäus 2,3, dass er „bestürzt“
wurde. Dieses Wort bedeutet so
viel wie „geschüttelt“ oder
„erregt“. Mit anderen Worten: He-
rodes war in Aufruhr.
Es scheint aber, dass Herodes
sich klugerweise entschied, die
Sache diplomatisch zu handhaben.
Matthäus berichtet uns, dass er
alle jüdischen Experten zu sich
rief und sie fragte, wo der Chris-
tus geboren werden sollte.Dann
ließ er die Magier zu sich kommen
und sagte: „Zieht hin und forscht
genau nach dem Kindlein; wenn
ihr es aber gefunden habt, so be-
richtet es mir, damit auch ich
komme und ihm huldige“ (Mat-
thäus 2,8b).
Was die Magier angeht,so
mussten diese wohl angenommen
haben, dass jedermann in Israel
über die Geburt des neuen Königs
im Bilde war und ihnen sagen
konnte, wo Er zu finden sei.
Stellen Sie sich die Überraschung
vor, als die Leute in Jerusalem zu
fragen begannen: „Wo ist
der König der Juden?“
„Zieht hin und forscht genau
(Matthäus 2,2a) und nie-
nach dem Kindlein ...“
mand schien zu wissen,
wovon sie sprachen!
Es wird uns nicht gesagt,wie
sie wussten, dass die messia-
nische Prophetie erfüllt war. Es
steht jedoch fest, dass Gott es
ihnen irgendwie geoffenbart
haben musste. Er bestätigte es mit
12
dem Zeichen des Sterns. Vielleicht
zogen sie eine Parallele zwischen
diesem Stern und dem, von
welchem uns in 4. Mose 24,17b
berichtet wird: „Es tritt hervor ein
Stern aus Jakob und ein Zepter
erhebt sich aus Israel und zer -
schlägt die Schläfen Moabs und
zerschmettert alle Söhne Seths.“
Als Astrologen müssen sie an
einem solchen Vers hoch interes-
siert gewesen sein, wenn sie ihn
tatsächlich gelesen haben. Von
allen Versen des Alten Testamentes
hätte dieser sie angezogen, denn

es ist der einzige Vers,der von
einem Stern als einem Zeichen
redet. Und die Worte „ein Zepter ...
aus Israel“ scheinen tatsächlich
auf einen König der Juden hinzu-
deuten. Vielleicht hatten sie das
herausgefunden. Es wird
uns aber nicht gesagt.
„Es tritt hervor ein Stern
Zu jedem Weihnachten
aus Jakob und ein Zepter
versuchen verschiedene
erhebt sich aus Israel ...“
Planetarien und Astro-
nomen diesen Stern zu
erklären.Einige sagen, dass es
Jupiter gewesen sein muss oder
ein Komet oder das Zusammen -
treffen zweier Planeten in einer
22
Konjunktion oder sonst ein natür -
liches Ereignis. Keine dieser
Erklärungen ist aber wahrschein-
lich, denn der Stern führte die
Weisen direkt zu dem Haus, in
dem Jesus war. Kein natürliches
Ereignis konnte so etwas voll-
bringen.
Was hat es mit diesem Stern
auf sich? Niemand weiß das und
die Heilige Schrift schweigt da-
rüber. Aber die biblische Erschei-
nung, die ihm am nächsten
kommt,ist die Schechina-Herr-
lichkeit – der sichtbare Ausdruck
der Herrlichkeit Gottes, die zur
Zeit Mose das Volk Israel ins
gelobte Land führte und zwar als
eine Wolkensäule bei Tag und als
eine Feuersäule bei Nacht (vgl. 2.
Mose 13,21). Es war die gleiche
Herrlichkeit, die die Hirten um-
leuchtete, als diese von der Geburt
Christi erfuhren (vgl. Lukas 2,9b).
Vielleicht sahen die Weisen hier
eine ähnliche Äußerung der Herr -
lichkeit Gottes, die ihnen als Stern
erschien.
Was auch immer der Stern war,
er gab ihnen dennoch zu ver-
stehen, dass Jesus geboren war.
Nachdem sie Herodes gehört
hatten und wegzogen, erschien der
Stern aufs Neue und „ging vor
ihnen her, bis er kam und oben
über dem Ort stand, wo das Kind-
lein war“ (Matthäus 2,9b).
Magier in der Gegenwart
Jesu
Der Ort, an dem die Weisen
Jesus fanden, war übrigens nicht
der Stall, in dem Jesus geboren
wurde. Matthäus 2,11 sagt, dass
sie ihn in einem Haus fanden. Es Mutter, und sie fielen nieder und
kann sein, dass dies sich Monate – huldigten ihm; und sie taten ihre
vielleicht sogar bis zu zwei Jahren Schätze auf und opferten ihm
– nach Jesu Geburt ereignete. Mat-
thäus berichtet uns, dass Herodes
von den Weisen genau die Zeit der
Erscheinung des Sterns erforschte
(vgl. Matthäus 2,7).Als es klar
wurde, dass sie ihm Jesu Aufent-
haltsort nicht preisgeben würden,
„ergrimmte Herodes sehr, als er
sah,dass er von den Weisen
hintergangen worden war; und er
sandte hin und ließ alle Knaben
töten, die in Bethlehem und in
seinem ganzen Gebiet waren, von
zwei Jahren und darunter, nach
12
der Zeit, die er von den Weisen Gaben: Gold und Weihrauch und
genau erforscht hatte“ (Matthäus Myrrhe.“ Gott, in Seiner Gnade,
2,16). Es kann natürlich sein, dass hatte diese Männer aus einem
Herodes nur doppelt sichergehen heidnischen Land herausgeführt
wollte, dass er den neugeborenen und sie standen nun dem Heiland
König ausgerottet hatte, so dass er Selbst von Angesicht zu Angesicht
jeden Knaben unter zwei Jahren in gegenüber.
der ganzen Gegend ermorden ließ. Es ist von großer Wichtigkeit zu
Dies kann aber auch ein Hinweis sehen, dass sie anbeteten. Es mag
darauf sein, dass sich diese Dinge sein, dass sie Ihn anfänglich aus
erst so spät nach der Geburt politischen Beweggründen such-
Christi ereigneten. ten. Vielleicht dachten sie, dass
Wie dem auch sei, die Weisen dieser neue König den Parthern
fanden Jesus in einem Haus und helfen würde, Rom zu Fall zu brin-
nicht in einem Stall. Wir lesen in
Matthäus 2,11: „Und als sie in das
Haus gekommen waren, sahen sie
das Kindlein mit Maria, seiner

gen. Vielleicht suchten sie sogar
nach einem neuen König, der die
beiden Weltreiche vereinigte. Viel-
leicht waren sie auch nur an dem
lange vorhergesagten jüdischen
Messias interessiert. Es kann aber
auch sein, dass sie ernstlich den
wahren Gott suchten. Was auch
immer ihre Beweggründe zu
Beginn ihrer Reise waren, so steht
doch fest: „Sie fielen nieder und
huldigten ihm“ (vgl. V. 11). Gott
öffnete ihre Augen für etwas, das
Sein eigenes Volk nicht sah – näm -
lich dass Jesus Gott in Menschen-
gestalt war.
24
Ich lese aus der Reaktion der
Weisen heraus, dass sie bekehrt
wurden und somit die ersten Hei-
den waren, die gläubig an
Christus wurden. Das
Gott öffnete ihre Augen
wäre tatsächlich ein
für etwas, das Sein eigenes
ironischer Anfang für das
Volk nicht sah.
Matthäusevangelium.
Matthäus, der sein Evan-
gelium bewusst auf eine jüdische
Leserschaft ausgerichtet hatte,
beginnt das Buch mit diesem
Bericht über eine Gruppe heid -
nischer Mystiker, die den König
der Juden erkennen – und er
beschließt sein Buch,indem er
zeigt, wie Jesu eigenes Volk seinen
König verwarf und ihn tötete. Der
Apostel Johannes schrieb in ähnli-
cher Weise: „Er kam in das Seine
und die Seinen nahmen ihn nicht
an; so viele ihn aber aufnahmen,
denen gab er das Recht, Kinder
Gottes zu werden,denen, die an
seinen Namen glauben“ (Johannes
1,11-12).
Die Geschenke der Weisen hat-
ten besondere Bedeutung. Gold
und Weihrauch waren typische
Geschenke für einen König. Gold,
das kostbarste Metall, das die
Menschen damals kannten, war
ein allgemein anerkanntes Symbol
der Königswürde, von frühster Zeit
an, bis heute. Weihrauch war kost-
bar, aromatisch und hatte spe-
zielle Bedeutung bei der Anbetung
im Alten Testament (vgl. 3. Mose
2,1-2). Es wurde oft auf Opfer-
gaben im Tempel gesprenkelt.
Dieser Weihrauch kann von daher
auch noch die zusätzliche Bedeu-
tung gehabt haben, auf Jesu Gott-
heit hinzuweisen.
Myrrhe dagegen war ein höchst
seltsames Geschenk für einen neu-
geborenen König. Es wurde zur
Einbalsamierung der Toten ver-
wendet (vgl. Johannes 19,39).
Wenn es mit Wein vermischt
wurde, hatte es eine betäubende
Wirkung.Bei Jesu Kreuzigung bot
man ihm eine Mischung aus Wein
und Myrrhe an, die Er aber abwies
(vgl. Markus 15,23).
Das Geschenk von Myrrhe
scheint daher Jesu Leiden und
Sterben vorauszudeuten. Es
besteht kein Anhaltspunkt dafür,
dass die Weisen diese Einzelheiten
im Voraus sahen.Aber es ist wahr-
scheinlich, dass, so wie Gott die
Magier zu dem Jesuskind geführt
hatte, Er sie auch in der Wahl
ihrer Geschenke führte, damit die
Auswahl dieser Geschenke, die sie
dem neuen König brachten, Zeug-
nis für Seine Königswürde, Seine
Gottheit und Seinen Tod für die
Menschheit seien.
Ob sie sich dessen bewusst
waren oder nicht, eins steht fest:
Das Kind, vor dem sie nun knieten,
wuchs auf, litt und starb für sie.
Sein Tod bezahlte den Preis für
ihre Sünden. Wegen diesem
zukünftigen Opfer konnte den
Magiern, die ihr Leben mit Zaube -
rei, Hexerei und okkulten Dingen
zugebracht hatten, vergeben und
ihr Leben konnte durch Seine
Kraft erneuert werden.
Die Heilige Schrift schweigt
darüber, was mit den Magiern
nach ihrem Besuch geschah. Ich
bin zuversichtlich, dass der
Gott, der ihnen die Geburt
Das Kind, vor dem sie
Jesu offenbart hatte, sie zu
nun knieten, wuchs auf,
Ihm geführt hatte und der
litt und starb für sie.
sie vor Herodes in einem
Traum gewarnt hatte, es
auch so fügte, dass sie genug Er-
kenntnis hatten, um zu voller,
geistlicher Reife in Christus zu
gelangen.
12
Matthäus berichtet weiter von
ihnen: „Und als sie im Traum eine
göttliche Weisung empfangen
hatten, nicht wieder zu Herodes
zurückzukehren, zogen sie auf
einem anderen Weg hin in ihr
Land“ (2,12). Es scheint fast so, als
ob hier eine Doppelbedeutung vor-
liege. Sie kehrten auf einem ande -
ren Weg im geografischen Sinn in
ihr eigenes Land zurück, so viel
steht fest. Sie waren nun aber
auch solche auf einem anderen
Weg im geistlichen Sinn. Das trifft
auf jeden zu, der sich Christus zu-
 wendet und Sein Anbeter wird, in
Geist und in Wahrheit: „Daher,
wenn jemand in Christus ist, so
ist er eine neue Schöpfung; das
Alte ist vergangen, siehe, Neues ist
geworden“ (2. Korinther 5,17).
Man hört öfter den Ausspruch:
„Weise Menschen suchen Ihn noch
immer.“ Wie wahr das doch ist!
Auf der ganzen Welt gibt es nur
zweierlei Menschen: Narren und
Weise.Herodes ist typisch für
einen Narren, der den Heiland
offen abweist. Die religiösen
Anführer der Juden, bei denen
Herodes sich erkundigt hatte,
waren Narren von einer anderen
Art.Sie hassten Jesus nicht – sie
kümmerten sich einfach nicht um
26
Ihn. Sie ignorierten Ihn. Sie waren
zu beschäftigt und zu sehr an sich
selbst interessiert, um sich mit
Ihm abzugeben – genau wie
die Menschen heute.
In Christus sind „alle
Die Magier dagegen wa-
Schätze der Weisheit und
ren wahrhaft weise Män-
Erkenntnis verborgen“.
ner. Es war für sie keine
bequeme Sache, zu Jesus zu
kommen, aber sie erkannten, dass
ihnen keine andere Wahl blieb.
Obwohl es sie erheblichen Einsatz
kostete, blieben sie unbeirrt auf
der Suche, bis dass sie Ihn gefun -
den hatten.Sie sind typisch für
jeden weisen Mann – oder jede
weise Frau – die je gelebt haben.
Wie steht es da mit Ihnen? Wer
oder was nimmt den ersten Platz
in Ihrem Leben ein? Diese Frage
ist der einzige Maßstab dafür, ob
Sie ein Narr oder weise sind. Sie
gehören zu der einen oder der
anderen Gruppe, denn Ihre einzig
möglichen Antworten auf Christus
sind entweder, Ihn zu hassen, Ihn
zu ignorieren oder, wie die Magier,
Ihn anzubeten.In Christus sind
„alle Schätze der Weisheit und
Erkenntnis verborgen“, sagt uns
Kolosser 2,3. Mögen Sie wahrhaft
weise sein!
Geboren um zu
sterben
In jener allerersten Weihnacht war die Erde blind für all das, was
geschah.Aber nicht der Himmel! Die heiligen Engel standen in Erwar-
tung, um in Jubel und Anbetung und Huldigung bei der Geburt des
neugeborenen Kindes auszubrechen.Die Geburt dieses Kindes bedeu-
tete Befreiung der Menschheit. Der Engel sagte zu Joseph: „... denn er
wird sein Volk erretten von seinen Sünden“ (Matthäus 1,21b). Jesus
war sich dessen bewusst: um das zu tun, musste Er sterben.
12
Ich stelle mir einen Abschied Diese Stelle der Heiligen Schrift
vor, der vielleicht am ersten Weih- erlaubt uns einen erstaunlichen
nachtsabend im Himmel stattfand. Einblick in das Herz des Heilands
Ich stelle mir eine Verabschiedung vor Seiner Geburt. Er wusste, dass
zwischen dem Vater und dem Sohn Er in die Welt kommen würde, um
vor. Ich bin sogar sicher, dass das letzte und das endgültige
diese stattfand, denn die Verab- Opfer für Sünde zu
schiedungsworte sind uns in sein. Gott hatte Seinen
Er wusste, dass Er in die Welt
Hebräer 10,5-7 aufgezeichnet: Leib göttlich zuberei-
kommen würde, um das letzte
„Darum spricht er, als er in die tet – speziell für diese
und das endgültige Opfer für
Welt kommt: ’Schlachtopfer und Aufgabe. Jesus sollte
Sünde zu sein.
Gaben hast du nicht gewollt, für die Sünden der
einen Leib aber hast du mir berei- Welt sterben und Er
tet; an Brandopfern und Sünd- wusste das. Weit mehr noch – Er
opfern hast du kein Wohlgefallen tat es freiwillig. Hierin finden wir
gefunden. Da sprach ich: Siehe,
ich komme – in der Buchrolle
steht von mir geschrieben – um
deinen Willen, o Gott, zu tun.’“
 den ganzen Sinn für die Mensch-
werdung Gottes.
Der Sinn der Weihnacht liegt
nicht so sehr darin, dass Er kam,
sondern vielmehr darin, warum Er
kam! Durch Seine Geburt gab es
keine Errettung. Auch lag allein in
der sündlosen Weise, in der Er
Sein Leben lebte, keine rettende
Kraft. Sein Beispiel, so makellos es
auch war, konnte Menschen nicht
von ihren Sünden befreien.Selbst
Seine Lehre, die
größte Wahrheit,
Er kam,um Frieden zu bringen.
die je den Men-
Er kam, um die Kranken zu heilen.
schen offenbart
wurde, konnte uns
nicht von unseren Sünden erret-
ten.Ein Preis musste für unsere
28
Sünden bezahlt werden. Es musste
jemand sterben. Das konnte nur
Jesus tun.
Natürlich kam Jesus auf die
Erde, um den Menschen Gott zu
offenbaren. Er kam, um Wahrheit
zu lehren. Er kam, um das Gesetz
zu erfüllen. Er kam,um Sein Reich
anzubieten. Er kam, um uns zu
zeigen, wie wir leben sollten. Er
kam, um Gottes Liebe zu
offenbaren. Er kam, um Frieden zu
bringen. Er kam, um die Kranken
zu heilen. Er kam, um den Bedürf-
tigen zu dienen.
Und doch sind all diese Gründe
für Sein Kommen dem höchsten
Grunde untergeordnet. Diese ande-
ren Dinge hätte Er alle tun kön-
nen, ohne als Mensch geboren zu
werden. Er hätte einfach erschei-
nen können – wie der Engel des
Herrn dies oft im Alten Testament
tat – um so alle oben genannten
Aufgaben zu erfüllen, ohne
buchstäblich Mensch zu werden.
Aber es gab noch einen weiteren
Grund für Sein Kommen: Er kam,
um zu sterben.
Hier erkennen wir einen Aspekt
der Weihnachtsgeschichte, der
nicht oft genannt wird: Jene
weichen, kleinen Hände, durch den
Heiligen Geist in Marias Leib
gewoben, waren erschaffen, damit
Nägel durch sie getrieben werden
konnten. Jene kleinen Kinderfüße,
rosig und noch nicht zum Laufen
fähig, sollten eines Tages einen
staubigen Hügel erklimmen, um an
ein Kreuz genagelt zu werden.
Dieses süße Kinderköpfchen, mit
strahlenden Augen und begierigem
Mund, war erschaffen, damit Men-
schen eines Tages eine Dornen-
krone darauf zwingen sollten.
Jener zarte Körper, warm und
weich, in Windeln gewickelt, sollte
eines Tages von einem Speer auf-
gerissen werden. Jesus wurde
geboren, um zu sterben.
Bitte denken Sie nicht, dass ich
Ihre Weihnachtsfreude dämpfen
möchte. Weit gefehlt – denn Jesu
Tod, obwohl durch Menschen mit
böser Absicht ersonnen und aus-
geführt, war in keiner Weise ein
Trauerspiel. Es ist vielmehr so,
dass Jesu Tod der größte Sieg über
das Böse war, der
je errungen wurde.
Dazu gibt es meh-
rere Gründe, die
alle in Hebräer 2,9-
18 zusammen-
gefasst sind. Wir
werden uns be-
stimmte Verse noch
genauer ansehen.
Er wurde unser Stellvertreter
Der Tod Jesu war kein
Trauerspiel, weil Er als unser
Stellvertreter starb: „Wir sehen
aber Jesus, der kurze Zeit unter
die Engel erniedrigt war, wegen
des Todesleidens mit Herrlichkeit
und Ehre gekrönt, damit er durch
Gottes Gnade für jeden den Tod
schmeckte“ (Hebräer 2,9).
Er war es ja, der die
Engel erschaffen hatte.
„Jesus,der kurze Zeit unter
Aber in Seiner Fleisch-
die Engel erniedrigt war ...“
werdung machte sich
unser Herr niedriger als
sie. Das bedeutet natürlich nicht,
dass Er zu etwas wurde, was
weniger als Gott ist oder dass Er
irgendeine Seiner göttlichen
12
Eigenschaften aufgab. Für eine
„kurze Zeit“ jedoch stellte Er sich
auf eine Stufe, die niedriger war
als die der Engel. Wie war Er nied-
riger als die Engel? „Wegen des
Todesleidens mit Herrlichkeit und
Ehre gekrönt“ (V. 9b). Kein Engel
konnte je sterben. Der Tod ist für
Sterbliche bestimmt und Jesus
musste sterben.
Was ist der Grund? „Damit er
durch Gottes Gnade für jeden den
Tod schmeckte“ (V. 9c). Er war
unser Stellvertreter. Als Er an das
Kreuz genagelt wurde,starb Er für
Sie und für mich.

Schauen Sie sich das Wort
„Todesleiden“ in V. 9 einmal etwas
genauer an. Denken Sie für einen
Augenblick einmal darüber nach,
wie Jesus starb. Es war durchaus
kein leichtes, sanftes Verlassen
dieser Welt. Es war schmerzlichs-
ter Todeskampf und schlimmste
Qual, denn Er starb an einem
Kreuz. Er litt in Seinem Tode. Er
trank den vollen, bitteren Kelch
auf Golgatha – Er trank ihn
Tropfen für Tropfen, bis zur Neige.
Er erlebte jeden Schmerz, jedes
Verlassensein und jede Marter, die
je zum Tode gehört haben. Und
doch tat Er es freiwillig, damit Er
30
empfinge, was wir verdient hatten
und damit wir diesen Tod nicht
sterben müssten. Das
ist es, was die Heilige
Der Tod war ursprünglich nicht
Schrift meint, wenn
Gottes Plan für die Menschheit.
wir lesen: „... dass
Christus für unsere
Sünden gestorben ist“
(1. Korinther 15,3b).
Der Tod, den Er schmeckte, war
die Strafe für unsere Sünde. Es
traf Ihn die ganze Wucht dessen,
was der Teufel Ihm entgegen-
schleudern konnte. Und darüber
hinaus: Es traf Ihn die vollste
Äußerung des Zornes Gottes gegen
Sünde. In jenen Stunden am Kreuz
hat Jesus die ganze Strafe für
Sünde auf sich gezogen. Wenn wir
in alle Ewigkeit die Hölle erleiden
müssten, könnten wir nie den
Preis für Sünde völlig bezahlen. Er
aber nahm eine Ewigkeit der
Strafe auf Sich, bezahlte sie völlig
und ging hervor als ein auferstan -
dener Heiland. Das ist Allmacht!
In jeder nur erdenklichen Weise
nahm Jesus Christus allen
Schmerz und alle Pein des Todes
auf Sich und schmeckte sie völlig –
für uns.
Der Tod war ursprünglich nicht
Gottes Plan für die Menschheit.
Der Tod ist ein Teil des Fluches
über Sünde. Gott hatte Adam
gewarnt, dass, falls er Gott nicht
gehorche und von der verbotenen
Frucht äße, er sterben müsse (vgl.
1. Mose 2,17).Adam aber wurde
ungehorsam und brachte so Sünde
und Tod über die Menschheit (vgl.
Römer 5,12). Sünde wurde an
jeden, der je geboren wurde,
weitervererbt – mit Ausnahme von
Einem. Hesekiel schrieb: „Die
Seele, die sündigt,sie allein soll
sterben” (Hesekiel 18,4b). Paulus
schrieb: „Denn der Lohn der
Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23).
Sünde bringt unweigerlich den Tod
und es gibt keinen Grund für den
Tod, außer der Sünde.
Wie wir schon gesehen haben,
war Jesus ohne menschlichen
Vater empfangen und geboren
worden – und war daher ohne
Sünde. Auf Ihm lag keine Schuld.
Er hatte nie gesündigt. Er Selbst
hätte dem Tod entrinnen können,
aber Er wählte, als Stellvertreter
für uns zu sterben und unsere
Sünde zu tragen. Der Sündlose
nahm die Sünde der ganzen Welt
auf Sich. Er, der das Leben selbst
ist, starb. Der Vollkommene wurde
der Gestrafte. Er bezahlte den
Preis für unsere Sünde und
machte unsere Errettung möglich.
Ein Student am Master's
College hatte Schwierigkeiten,
seine Studiengebühren zu bezah-
len. Eine finanzielle Krise in seiner
Familie war Ursache dafür, dass er
seinen Verpflichtungen nicht nach-
kommen konnte. Er hatte sich
schon damit abgefunden, dass er
die Schule aufgeben müsste. Einen
Tag bevor seine Rechnung fällig
war, bezahlte ein anonymer Wohl-
täter den gesamten Betrag.Als der
Student sich von der Schule verab-
schieden wollte, erfuhr er, dass
seine Rechnung von einem
anderen bezahlt worden war. Er
hatte keine weiteren Verpflichtun-
gen mehr. Er konnte seine Aus-
bildung fortsetzen.
Dies ist auch in gewisser
Hinsicht, was Jesus für uns tat.
Wir hatten große Schuld auf uns
geladen – zu groß, als dass wir sie
bezahlen konnten. Er bezahlte
diese Schuld. Damit befreite Er
uns von der Konsequenz der
Gerechtigkeit Gottes – Tod für
Sünde – und Er befreite uns dazu,
Gottes Gnade und Liebe zu erfah -
ren.So einfach ist es.
Das nennen wir die Gnade
Gottes. Er kam nicht, weil wir um
13
Sein Eingreifen gebeten oder es
gar verdient hatten, sondern weil
Er ein Gott der Gnade ist.
Seine Güte gegen uns ist
Er befreite uns dazu, Gottes
völlig unverdient. Nur
Gnade und Liebe zu erfahren.
aufgrund Seines souverä-
nen Wohlwollens erwähl-
te Christus,für uns zu sterben.
Ist Ihnen klar, dass es im
ganzen Universum niemand gab,
der Jesu Leben nehmen konnte,
hätte Er es nicht freiwillig dahin-
gegeben? Jesus Selbst sagte:
„Darum liebt mich der Vater, weil
ich mein Leben lasse, um es
 wiederzunehmen.Niemand
nimmt es von mir, sondern ich
lasse es von mir selbst. Ich habe
Vollmacht, es zu lassen und habe
Vollmacht, es wiederzunehmen.
Dieses Gebot habe ich von meinem
Vater empfangen“ (Johannes
10,17-18). Jesus gab Sein Leben
freiwillig dahin, niemand nahm es
von Ihm. Seine Liebe war überwäl-
tigend. Er schaute auf die sündige
Menschheit, sah, dass Tod und
Hölle unweigerlich folgen muss-
ten, und bezahlte den Preis Selbst.
Nichts konnte Ihn davon abbrin-
gen. Selbst als Er auf die Erde
kam und der Großteil der Men-
schen Ihn abwies, Ihn verspottete,
hasste und sogar tötete, konnte es
32
dennoch Seine Gnade nicht
ersticken. In Seinem Tode betete
Er: „Vater, vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas
23,34b).
Er wurde der Urheber
unserer Errettung
Ein zweiter Grund, warum Jesu
Tod kein Trauer-
spiel war, ist die
„Wegbereiter“, „Leiter“
Tatsache, dass
oder „Bahnbrecher“
Sein Tod es Ihm
ermöglichte,der
Urheber unserer Er-
rettung zu werden. Wir
lesen in Hebräer 2,10:
„Denn es geziemte ihm,
um dessentwillen alle
Dinge und durch den
alle Dinge sind, indem er viele
Söhne zur Herrlichkeit führte, den
Urheber ihrer Errettung durch
Leiden vollkommen zu machen.“
Auf den ersten Blick scheint dieser
Vers etwas schwierig zu sein. Wir
wollen uns aber hauptsächlich auf
die Worte konzentrieren, die Chris-
tus als den „Urheber unserer
Errettung“ bezeichnen. Das wird
dann dem ganzen Vers eine klare
Bedeutung geben.
Das Wort, das hier mit „Urhe-
ber“ übersetzt wird, bedeutet
„Wegbereiter“, „Leiter“ oder „Bahn-
brecher“. Sie können schon sehen,
wo dieser Gedanke hinführen soll.
Das Wort weist auf jemand hin,
der etwas beginnt, damit andere
folgen können. Das Wort kann den
Begründer einer Stadt bezeichnen
oder den Anührer einer Entdecker-
fahrt. Es kann nicht jemand
bezeichnen, der hintenan steht
und Befehle gibt. Und es kann
auch nicht jemand bezeichnen, der
auf einem Weg geht, den jemand
anders schon erkundet hat.
Was bedeutet dann aber dieser
Vers, der Christus den Urheber
unserer Errettung nennt? Es
bedeutet, dass Er der Schritt-
macher, der Wegbereiter, ist, der,
der auf dem Weg anführt. Er ist
der erste und einzige Urheber des
Heils. Es gibt keinen Weg zu Gott
ohne Ihn. Jesus sagte: „Ich bin der
Weg und die Wahrheit und das
Leben. Niemand kommt zum
Vater als nur durch mich“ (Johan-
nes 14,6b). Die Heilige Schrift lässt
da nichts im Unklaren. Es gibt nur
einen Weg zu Gott und Jesus ist
der Bahnbrecher. „Und es ist in
keinem anderen das Heil; denn
auch kein anderer Name unter
dem Himmel ist den Menschen
gegeben, in dem wir errettet
werden müssen“ (Apostelgeschich-
te 4,12).
Das gleiche Wort wird auch in
Hebräer 5,8-9 gebraucht: „... und
lernte, obwohl er Sohn war, an
dem, was er litt,den Gehorsam;
und vollendet, ist er allen,die ihm
gehorchen,der Urheber ewigen
Heils geworden.“ Auch dieser Vers
betont wiederum Sein Leiden.
Leiden war zum Heil unentbehr-
lich. Jesus konnte Menschen nicht
mit ungestrafter Sünde zu Gott
bringen. Daher bezahlte Er den
Preis und Sein Leiden machte Ihn
zum vollkommenen Führer. Sein
Tod öffnete den Weg – schlug den
Weg gänzlich frei – damit Er „viele
Söhne zur Herrlichkeit führte“.
Er heiligte Sein Volk
Ein dritter großer Sieg wurde
mit Jesu Tod errungen: „Denn
sowohl der, welcher heiligt,als
auch die, welche geheiligt werden,
sind alle von einem; aus diesem
Grund schämt er sich
nicht, sie Brüder zu
„Ich bin der Weg und die
nennen, indem er
Wahrheit und das Leben.
spricht: ’Kundtun will
Niemand kommt zum Vater als
ich deinen Namen
nur durch mich.“
meinen Brüdern; inmit-
ten der Gemeinde will
ich dir lobsingen.’ Und wiederum:
13
’Ich will mein Vertrauen auf ihn
setzen.’ Und wiederum: ’Siehe, ich
und die Kinder, die Gott mir gege-
ben hat’“ (Hebräer 2,11-13).
„Heiligen“ bedeutet „absondern“
oder „heilig machen“. Dieser Ab-
schnitt sagt uns, dass Jesus Chris-
tus heilig ist und dass Er uns
heilig machen kann.
Das vielleicht größte theolo-
gische Dilemma aller Zeiten wurde
am Kreuz gelöst. Es ging um die
Frage, wie ein heiliger Gott Barm-
herzigkeit und Gnade sündigen
Menschen zukommen lassen
konnte. Sünde, wie wir ja schon
gesehen haben, bringt unweiger-
lich Tod mit sich. Und doch sind

die Güte und die Barmherzigkeit
Gottes ohne Ende. Er liebt die
Sünder. Wenn Er uns einfach an -
nähme,so wie wir sind und dabei
unsere Sünde außer Acht ließe,
wäre Seine eigene Heiligkeit besu -
delt. Christus hat diese Frage
gelöst, indem Er unsere Strafe auf
Sich Selbst nahm. Er vereinte
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit
am Kreuz miteinander – und tat
34
beidem Genüge.
Für wie viele unserer Sünden
hat Er bezahlt? Für alle! Nur für
die aus der Vergangen-
heit oder auch die
Das vielleicht größte theo -
zukünftigen? Für alle!
logische Dilemma aller Zeiten
Daher kann Er Sich
wurde am Kreuz gelöst.
gerechterweise mit uns
einlassen, als wären
wir sündlos. Er hat uns für heilig
erklärt. In unserer Stellung sind
wir so heilig und fleckenlos wie
sündlose Geschöpfe (vgl. Epheser
1,4; 5,27; Kolosser 1,22).
Praktisch sind wir natürlich
nicht sündlos, aber ein Teil des
Werkes Christi ist das Werk der
Heiligung in uns, das Verändern
unseres Wünschens und Handelns
(vgl. 2. Korinther 5,17; Galater
5,24; Titus 2,12). Er gestaltet uns
um in Sein Bild, indem Er sogar
unser Verhalten heiligt (vgl. Römer
8,29; 2. Korinther 3,18; Epheser
4,24). Er macht uns mehr und
mehr so, wie Er Selbst ist. Die Hei-
ligkeit, mit der Er uns heiligt,
kann nicht beeinträchtigt werden.
„Denn mit einem Opfer hat er die,
die geheiligt werden,für immer
vollkommen gemacht“ (Hebräer
10,14). Wenn Sie einmal die
zugerechnete Heiligkeit Jesu
Christi empfangen haben, kann
nichts im ganzen Universum sie
wegnehmen. Christus hat die
Strafe für Sünde völlig bezahlt
und Ihre Sünden können nie
wieder gegen Sie hervorgebracht
werden. „Wer wird gegen Gottes
Auserwählte Anklage erheben?
Gott ist es, der rechtfertigt. Wer
ist, der verdamme? Christus Jesus
ist es, der gestorben,ja noch mehr,
der auferweckt,der auch zur
Rechten Gottes ist, der sich auch
für uns verwendet“ (Römer 8,33-
34). Niemand – nicht einmal der
Verkläger, Satan – kann unsere
Sünden wieder hervorbringen, um
sie gegen uns anzuwenden.
Übersehen Sie bitte diese
bemerkenswerte Aussage nicht: „...
aus diesem Grund schämt er sich
nicht, sie Brüder zu nennen“
(Hebräer 2,11b). Die meisten von
uns müssen zugeben, dass wir uns
Jesu Christi geschämt haben,
mehr als uns lieb ist. Warum sollte
das aber so sein? Da ist nichts an
Ihm, für das wir uns schämen
müssten. Er schämt sich unser
nicht, obwohl Er Sich gerechter-
weise über viele Dinge in uns
schämen könnte. Wir sündigen.
Wir enttäuschen Ihn. Wir sind Ihm
ungehorsam.
Und doch heiligt Er uns. In
unserer Stellung sind wir vollkom-
men heilig,so wie Er. Und so
nennt Er uns Brüder.
Unter Brüdern gibt es keinen
Vorrang.Dieser Vers sagt aus, dass
wir mit Christus eins sind. Wir
haben die gleiche Heiligkeit. Wir
sind vor Gott so angenehm, als
wären wir so sündlos wie Chris-
tus. Wir sind Glied der gleichen
Familie. Wir haben den gleichen
Vater. Wir sind Brüder. Christus
nennt uns ohne Scham Brüder.
Der Christus Gottes – den
Heilige,Sündlose und Engel anbe-
teten – wurde niedriger als die
Engel, um zu leiden und zu ster-
ben, damit Er unser Stellvertreter
sein könnte, um den Weg zum
Himmel zu bahnen und um uns zu
heiligen. Er neigt Sich sogar derart
zu uns,dass Er uns Brüder und
Schwestern nennt, Miterben.Und
das ohne sich zu schämen.Können
Sie solcher Liebe widerstehen? Ich
nicht!
Er besiegte Satan
Hier sehen wir einen weiteren
Grund, warum Jesu Tod kein Trau-
erspiel war: „Weil nun die Kinder
Blutes und Fleisches teilhaftig
sind, hat auch er in gleicher Weise
daran Anteil gehabt,
um durch den Tod
Wir sind Brüder. Christus nennt un
den zunichte zu
ohne Scham Brüder.
machen, der die
Macht des Todes hat,
das ist den Teufel“ (Hebräer 2,14).
13
Wussten Sie,dass einer der
Hauptgründe für die Mensch-
werdung Christi darin liegt, dass
Er dadurch Satan den Todesstoß
versetzen konnte? Wie wir schon
gesehen haben, ist die erste
Prophetie bezüglich Jesu die Vor-
hersage, dass Er den Kopf der
Schlange zermalmen würde (vgl.
1. Mose 3,15). Hier, im Neuen
Testament, wird uns gesagt, dass
diese alte Prophetie erfüllt wurde.
Die große Macht Satans ist die
Macht des Todes. Er ist der Zahl-
meister für den Lohn der Sünde.
Wenn er jemand im Leben der
 Sünde halten kann bis zu dessen
Tod, hat er ihn auf immer.
Jemand musste den Tod
besiegen, um die Waffe
Jemand musste den Tod
Satans zu zerstören und das
besiegen, um die Waffe
ist genau das, was Jesus tat.
Satans zu zerstören.
Er kam aus dem Grab hervor,
entsprang den Fesseln des
Todes, und verkündete: „Weil ich
lebe, werdet auch ihr leben“
(Johannes 14,19b). Und so sagen
auch wir: „Wo ist, o Tod, dein
Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?“
(1. Korinther 15,55).
Er wurde unser
Hoherpriester
Schließlich noch: Christi Tod
36
war ein großer Triumph, weil Er
unser barmherziger Hoherpriester
wurde: „Daher musste er in allem
den Brüdern gleich werden, damit
er barmherzig und ein treuer
Hoherpriester vor Gott werde, um
die Sünden des Volkes zu sühnen;
denn worin er selbst gelitten hat,
als er versucht worden ist,kann
er denen helfen, die versucht
werden“ (Hebräer 2,17-18).
Hier haben wir einen der
bemerkenswertesten Abschnitte
der gesamten Heiligen Schrift. Was
kann dieser Abschnitt nur bedeu-
ten? Dass Er etwas in Seiner
Menschwerdung gelernt hat, was
Er zuvor nicht gewusst hatte?
Nein. Es hat nie etwas gegeben,
das Er nicht kannte. Es ging nicht
darum, dass Er Sich Wissen aneig-
nen musste oder etwas erfahren
musste.
Aber, um ein barmherziger
Hoherpriester zu sein, musste Er
Mensch sein. Ein Hoherpriester ist
Mittler zwischen Menschen und
Gott. Es liegt auf der Hand,dass
ein Hoherpriester ein Stück weit
das Denken Gottes verstehen muss
und auch das Denken des Men-
schen. Der vollkommene Hohe-
priester ist daher einer, der tat-
sächlich Gott und Mensch zugleich
ist. Und das ist Jesus Christus
genau – der vollkommene Mittler.
Diese Verse erinnern an ähn-
liche Gedanken in Hebräer 4,15:
„Denn wir haben nicht einen
Hohenpriester, der nicht Mitleid
haben könnte mit unseren
Schwachheiten, sondern der in
allem in gleicher Weise wie wir
versucht worden ist,doch ohne
Sünde.“ Er ist uns in allen Dingen
gleich geworden – selbst bis
dahin, dass Er den gleichen Versu-
chungen ausgesetzt war. Der
einzige Unterschied ist, dass Er
ohne Sünde war.
Er kannte Hunger. Er kannte
Durst. Er wurde von Müdigkeit
übermannt. Er schlief. Er wuchs.
Er liebte. Er war erstaunt. Er wun-
derte sich. Er war froh. Er war
betrübt. Er wurde zornig. Er
wurde erschüttert. Er las die
Heilige Schrift. Er betete die ganze
Nacht hindurch.Er weinte. Er ist
wie wir in jeder Hinsicht – zur
Barmherzigkeit vollkommen ge-
eignet.
Und Er ist Gott – vollkommener
Hoherpriester.
An diesem Weihnachtsfest
schauen Sie einmal anders auf die
Krippe. Schauen Sie einmal über
das zarte Bild hinaus und sehen
Sie, was Jesus Selbst schon
wusste, noch bevor Er kam – dass
Er geboren war, um zu sterben.
Er starb für Sie. Er trug Ihre
Sünde. Er erkaufte Ihr Heil. Er
garantierte Ihre Heiligung. Er
vernichtete Ihren Feind. Und Er
wurde ein barmherziger Hoher-
priester. Selbst während Sie dieses
lesen, sitzt Er zur Rechten des
Vaters im Himmel, um sich für Sie
zu verwenden (vgl.Hebräer 7,25).
Alle Welt muss gänzlich schweigen,
Und in Ehrfurcht vor Ihm steh'n,
Weltlichem nicht länger eigen,
Tief anbetend auf Ihn seh'n.
Dass Er laut'ren Segen uns entbot,
Kam hernieder Christus,Gott!
König ist Er, sonder Gleichen,
Und doch von Marie gebor'n;
Einzig Herr, kam Er, zu reichen
Leben, denen, die verlor'n.
Dem, der glaubt an Ihn und an Sein Blut,
Wird der Himmel selbst zugut!
13
Dicht an dicht,der Himmel Heere
Schweben,doch als Vorhut nur,
Dass dem Licht des Licht's zur Ehre
Sei erhellt der Erde Flur.
Denn Er kommt,zu nehmen alle Macht
Weg von Hölle, Tod und Nacht!
Scheu bedecket,Ihm zu Füßen,
In unendlich heil'gem Preis,
Cherub und auch Seraph grüßen
Den, der alles kann und weiß.
Halleluja, Gott allein sei Ehr',
Halleluja, König, Herr!*
*Aus der "Liturgy of St. James",
5. Jahrhundert.Im Englischen
adaptiert von Gerald Moultrie,1864.
Deutsch von Roland Freischlad
 Weihnachtsgeschenke
Weihnachten ist eine gute Zeit
des Schenkens. Schließlich feiern
wir ja das größte Geschenk, das je
gegeben wurde – Gottes Sohn:
„Denn so hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn
gab, damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht verloren gehe,
sondern ewiges Leben habe“
(Johannes 3,16).
Gottes großes Geschenk war in
erster Linie ein Geschenk der
38
Liebe an eine unwürdige Welt. Er
gab nicht aus Zwang, sondern weil
Er uns liebt. Und unser Schenken
sollte Seine Liebe widerspiegeln.
Wenn wir dies im Auge behalten
können – besonders in den Köpfen
unserer Kinder – kann das einer
der gesegnetsten und erfreulichs-
ten Aspekte des Feiertages sein.
Es ist nicht leicht, unseren
Blick so unbeirrt beizubehalten.
Weihnachten ist zu geschäftlich
geworden, zu sehr vermarktet, zu
krass materialistisch, um sich
dazu zu eignen, auch nur eine
geistliche Wahrheit über Geben zu
vermitteln. Mit jedem Weihnachten
wird der Kaufwahnsinn
schlimmer. Ist Ihnen zum Beispiel
jemals aufgefallen, wie viel ver-
kauft wird, was niemand braucht?
Es hat keinen praktischen Nutzen.
Es liegt nur herum und verstaubt.
Unsere Gesellschaft ist buch-
stäblich angefüllt mit Unnötigem,
Unwesentlichem und Bedeutungs-
losem. Und zu Weihnachten geben
Leute Reichtümer aus für diesen
Plunder. Warum? Oft ist dies die
schnellste und leichteste Art und
Weise, in der man eine Weihnachs-
geschenkliste pflichtgemäß
abhaken kann. Was für ein Sinn
liegt darin?
Fragen Sie sich diesen Weih-
nachten, ob Ihr Schenken den
Geist dessen widerspiegelt, der
Sein Bestes für uns gab – weil Er
uns liebt.
O lasset uns
anbeten
Wie geht man recht auf Weihnachten ein? Was sollte unsere Art, Weih-
nachten zu feiern, kennzeichnen? Betonung von Frieden auf Erden?
Der Geist des Gebens? Freude und Fröhlichkeit? Mitmenschlichkeit?
All diese Dinge sind gut, sind aber keine ausreichende Antwort auf
die Geburt Christi – es sei denn, dass sie aus einem anbetenden
Herzen kommen.
Als ich noch ein Schüler in den verwickelt werden.
oberen Schuljahren war, ging ich Ich schlug vor, dass
13
mit einem Freund zu einer Party. wir fortgingen. Er
Wir wussten nicht, was da auf uns hatte eine noch bes-
zukam, aber mein Freund mochte sere Idee. „Willst du,
ein Mädchen, von dem er wusste, dass diese Party
dass sie dort sein würde. Ich eine andere Stim-
willigte ein, mit ihm zu gehen. Als mung bekommt?“,
wir ankamen, war alles recht fragte er mit einem
dunkel und es spielte langsame Augenzwinkern.
Musik. Einige Pärchen tanzten und Ich muss gestehen, dass ich
andere waren abseits, aber alle mich der Schadenfreude völlig
schienen ineinander verschlungen hingab, in dem, was wir nun taten.
zu sein. Es war nicht schwer zu Wir fanden den Sicherungskasten
sehen, wie diese Party verlaufen und schalteten die Sicherung aus,
würde. Weder mein Freund noch auf die auch die Steckdose des
ich wollten wirklich in so etwas Plattenspielers geschaltet war.

Natürlich war jeder verärgert, aber
niemand wusste, was passiert war.
Gerade dann kamen mein Freund
und ich herein, mit einem Stoß
Gesellschaftsspielen auf dem Arm
und führten alle ins Wohnzimmer.
Für den Rest dieses Abends hatte
jeder viel Spaß beim Spielen. Es
wurde so noch zu einer prächtigen
Party.
Ich habe oft gedacht, dass ich
das Gleiche mit Weihnachten an-
stellen möchte. Ich würde so gern
die Sicherung ausschalten bei der
Party dieser Welt, weil ich weiß,
dass es eine viel bessere Art und
Weise gibt, Weihnachten zu feiern
40
– eine voll wahrer Freude und
Fröhlichkeit, nicht die
dumme Frivolität und
Ich habe oft gedacht, dass
gedankenlose Lustigkeit,
ich das Gleiche mit Weih-
mit der sich die meisten
nachten anstellen möchte.
Menschen zufrieden
geben.
Es fängt natürlich damit an,
dass man die wahre Bedeutung
der Geburt Jesu erkennt. Das
bedeutet, dass wir über die be-
kannten Dinge von Weihnachten
hinaussehen und erkennen
müssen, dass im Kernpunkt Weih-
nachten ein Feiern der Mensch-
schwerdung Gottes ist. Wenn Sie
sehen, was Weihnachten wirklich
bedeutet, wird Ihre sofortige
Antwort darauf Anbetung sein.
Anbetung ist das fehlende
Element in der Ungeheuerlichkeit,
zu der Weihnachten geworden ist.
Ich sage nicht, dass es verkehrt
ist, Weihnachtsschmuck aufzu-
hängen, mit unseren Familien bei-
sammen zu sein, Freunde zu besu-
chen, einander Geschenke zu
geben oder viele andere Dinge, die
wir tun, um den Feiertag zu
begehen. Diese Dinge mehren die
Freude der Weihnachtszeit und sie
haben alle ihre Berechtigung.Aber
ohne Anbetung sind sie äußerst
unzulängliche Antworten auf die
Realität der Geburt des Heilands.
Die erste Priorität in all unserem
Feiern sollte Anbetung sein und
alles Weitere, das wir tun, sollte
aus anbetenden Herzen fließen.
Übrigens, wenn ich von An-
betung spreche, denke ich nicht an
fromme Aktivität. Ich spreche
nicht von etwas, das unbedingt in
einem Gotteshaus stattfinden
muss oder vor einem Altar oder
kniend in einem Kämmerlein. Ich
spreche nicht davon, eine Form-
sache zu vollziehen, ein gelerntes
Gebet zu sprechen oder alle
sonstigen Dinge zu tun, die Leute
oft in Verbindung mit Anbetung
bringen.Anbetung ist mehr als
eine Aktivität.Sie ist zuerst eine
Herzenseinstellung.
Anbetung kann in vielfältiger
Weise zum Ausdruck kommen. Vor
mehreren Jahren habe ich ein Stu-
dium über Anbetung unternom-
men. Daraufhin schrieb ich ein
Buch, in dem ich zu dem Schluss
kam, dass es eines der Hauptziele
Gottes in der Errettung von
Sündern ist, dass Er sie zu wahren
Anbetern macht. (The Ultimate Pri-
ority [Chicago: Moody, 1983]). Was
mich in Erstaunen versetzte, als
ich das Thema Anbetung in der
Bibel verfolgte, ist die Erkenntnis,
dass wahre Anbetung auf
vielfältige Art und Weise zum Aus-
druck kommen kann. In unserer
Vorstellung von Anbetung neigen
wir zu formellen Feiern, singen,
beten oder still dasitzen und nach-
denken – kurzum,das, was wir
gewöhnlich im Gotteshaus tun.
Es ist aber vielmehr so, dass,
wenn die Bibel von Anbetung
spricht, sie damit fast
nie etwas meint, was in
Anbetung im Sinne der
einem gemeinsamen,
Heiligen Schrift ist immer
religiösen Gottesdienst
äußerst praktisch.
stattfindet.Anbetung im
Sinne der Heiligen
Schrift ist immer äußerst
praktisch und schließt folgende
14
Dinge mit ein: Opfer (vgl. Römer
12,1-2),Geben (vgl. Philipper 4,18),
Dienst an anderen (vgl. Hebräer
13,16), das Verkündigen der frohen
Botschaft des Heils (vgl. Römer
15,16) und anderweitig sein Leben
zu leben als ein Zeugnis der Wahr-
heit Gottes. Ein Herz des Lobes
und der Verehrung webt all diese
Dinge zu einem Stoff der
Anbetung.
Wenn ich sage, dass Weih-
nachten eine Zeit der Anbetung
sein sollte, sage ich nicht, dass wir
alles außer formeller Anbetung
 aus unseren Weihnachtsgebräu-
chen herauslassen sollen. Ich sage
vielmehr, dass wir ganz von vorn
beginnen müssen. Wir müssen mit
Anbetung begin-
nen und Anbe-
... wir sollten anbeten wie die Hirten.
tung muss be-
Sie ließen alles stehen und fallen, um
stimmen, wie
zu Seiner Geburt zu kommen.
wir den Feiertag
feiern. Ich rufe
auf zu der radikalen Lösung – der
Sicherungskastenlösung.
Um es praktisch zu sagen, wir
42
sollten anbeten wie die Hirten. Sie
ließen alles stehen und fallen, um
zu Seiner Geburt zu kommen. Wir
erkennen eine Dringlichkeit und
gottselige Entschlossenheit darin,
wie sie zu Ihm kamen: „Und es
geschah, als die Engel von ihnen
hinweg in den Himmel auffuhren,
dass die Hirten zueinander
sagten: Lasst uns doch hingehen
nach Bethlehem und diese Sache
sehen, die geschehen ist und die
der Herr uns kundgetan hat. Und
sie kamen eilends und fanden
Maria und Joseph und das Kind
in der Krippe liegend“ (Lukas
2,15-16).
Damit aber nicht genug. Sie
erzählten auch jedem davon: „Als
sie es aber gesehen hatten, mach-
ten sie das Wort bekannt, das
über dieses Kindlein zu ihnen
geredet worden war“ (V. 17). Weih-
nachten gibt wunderbar Gelegen -
heit dazu, mit anderen über den
Heiland zu sprechen. Dies ist eine
Möglichkeit, wie wir unserer
Verehrung Christi Ausdruck geben
können.
Wir können auch anbeten, so
wie die Magier. „Und als sie in das
Haus gekommen waren, sahen sie
das Kindlein mit Maria, seiner
Mutter, und sie fielen nieder und
huldigten ihm; und sie taten ihre
Schätze auf und opferten ihm
Gaben: Gold und Weihrauch und
Myrrhe“ (Matthäus 2,11). Sie
brachten Ihm Gaben. An Weih-
nachten geben wir anderen Ge -
schenke. Haben Sie schon einmal
daran gedacht, Christus zu Seinem
Geburtstag ein Geschenk zu
geben? Das ist noch eine weitere
Möglichkeit zur Anbetung.
Maria betete an durch stilles
Nachdenken. Sie „... bewahrte alle
diese Worte und erwog sie in
ihrem Herzen“ (Lukas 2,19b).
Haben Sie sich in der Geschäftig-
keit und dem Chaos der Feiertage
schon einmal Zeit dazu genom -
men, über Christus nachzudenken?
Dies ist noch eine weitere, prakti-
sche Art der Anbetung.
Der Apostel Paulus schrieb:
„Gott sei Dank für seine unaus-
sprechliche Gabe!“ (2. Korinther
9,15). Das sollte unsere Antwort
auf Weihnachten sein. Wenn Ihr
Herz nicht von Dankbarkeit und
Anbetung überwältigt ist, versäu-
men Sie den ganzen Sinn der
Weihnacht.
Gott hat das größte Weih-
nachtsgeschenk aller Zeiten
gegeben: „Denn so hat Gott
Maria betete an durch
die Welt geliebt, dass er
stilles Nachdenken.
seinen eingeborenen Sohn
gab,damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht verloren gehe,
sondern ewiges Leben habe“
(Johannes 3,16).
Und Christus gab alles für uns.
14
Er, „... der in Gestalt Gottes war
und es nicht für einen Raub ach-
tete,Gott gleich zu sein ...machte
sich selbst zu nichts und nahm
Knechtsgestalt an, indem er den
Menschen gleich geworden ist,
und der Gestalt nach wie ein
Mensch erfunden“ (Philipper 2,6-
7). Wie könnten wir darauf anders
reagieren, als nur indem wir uns
selbst Ihm ganz hingeben?
 Beim nächsten Mal wird es anders sein

Bei Jesu erstem Kommen:

Kam Er verhüllt in der Form eines Kindes.

Zeigte ein Stern Seine Ankunft an.
Brachten die Weisen Ihm Geschenke.
Gab es keinen Raum für Ihn.
Waren nur wenige bei Seiner Ankunft dabei.
Kam Er als ein Kindlein.

44

Bei Jesu nächstem Kommen:

Wird Er von allen erkannt werden.

Wird der Himmel erhellt werden von Seiner Herrlichkeit.
Wird Er den Seinen ihren Lohn bringen.
Wird die Welt nicht ausreichen, Seine Herrlichkeit zu fassen.
Wird Ihn jedes Auge sehen.