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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 10.3.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Sachsen - NPD plant


eigene Stiftung Wenn jemand die Opfer und
Sachsen. Nach Informationen der Säch-
die Täter gleichzeitig ehren will
sischen Zeitung plant die NPD, die seit
dem vergangenen Jahr mit zwölf Abge-
Eine notwendige Stellungnahme
ordneten im sächsischen Landtag sitzt, von Ulrich Sander, Landessprecher der VVN-BdA NRW
den zügigen Aufbau einer parteinahen
Stiftung. Diese soll bis zum Sommer die- Streit in Dortmund über die
ses Jahres gegründet werden und ihren Frage: Ist Joachim Gauck ein
Sitz in Dresden haben. Ein Name für die geeigneter Gedenkstättenred-
Stiftung steht noch nicht fest. ner? Folgt dem Skandal von Torgau
Zur Finanzierung des Projekts wollen und Halle nun der von Dortmund?
die NPD-Aktivisten offensichtlich die
Steuerkasse nutzen. Genau wie den an- In Dortmund ist ein Streit darüber ent-
deren Parteien stehen ihnen für den brannt, ob die Stadt richtig gehandelt
Unterhalt der Stiftung staatliche Gelder hat, als sie – ohne mit den Opferverbän-
zu. Im Haushalt des Freistaates sind da- den ein Wort zu wechseln – den Pfarrer
für pro Jahr insgesamt 770 000 Euro ein- Dr. Joachim Gauck als Redner zur tradi-
geplant. Die künftige NPD-Stiftung tionsreichen Gedenkveranstaltung zu
müsste zudem auch nach einem mög- Karfreitag in der Bittermark einlud. Dort
lichen Scheitern der Rechtspartei bei der und in einem anderen Wald, dem Rom-
nächsten Landtagswahl im Jahr 2009 bergpark, waren 1945 kurz vor Krieg-
mindestens eine weitere Legislaturperio- sende rund 300 in- und ausländische
de finanziert werden. Antinazis von der Gestapo ermordet
Gleichzeitig will die NPD ab April worden, und alljährlich wird ihrer mit
auch einen Sitz im Kuratorium der Lan- einer würdigen Gedenkfeier gedacht.
deszentrale für politische Bildung beset- Kritiker der Einladung des ehemaligen
zen. Dieser Platz steht ihr gesetzlich zu. Stasi-Unterlagenbeauftragten erinnerten
Als Kuratoriums-Mitglied will die NPD- an seine von Rechtsextremisten wie
Fraktion den Abgeordneten Jürgen Gan- Martin Hohmann (Ex-CDU) beklatsch-
sel benennen. Gansel sorgte kürzlich im ten Forderungen nach einem Schluss-
Parlament für einen Eklat, weil er die strich zur Nazidiskussion unter dem
Luftangriffe auf Dresden während des Motto: Nicht „fast neurotisch auf der
Zweiten Weltkrieges als „Bombenholo- deutschen Schuld beharren“. Ferner Relief am Mahnmal in der Bittermark,
caust“ bezeichnete. Von 2002 bis 2004 wurde auf seine Rolle bei der Herausga- gestaltet von Bildhauer Karel Niesrath
arbeitete Gansel als Redakteur bei der be des „Schwarzbuches Kommunismus“
NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“, und der darin begründeten geschichtsre- Anhöhe findet man die Überreste einer
seit 2002 ist er auch Mitglied im Partei- visionistischen Formulierung vom „Ro- Scheune und ein Gräberfeld mit 1016
vorstand. ten Holocaust“ hingewiesen – lange be- Kreuzen,“ so berichtet „Antifa“, Ham-
Der Direktor der Landeszentrale, vor Nazis im sächsischen Landtag den burg-Seite, Febr./März 2005. „Hier wur-
Wolf-Dieter Legall, kündigte an, die Alliierten den „Bombenholocaust“ an- den Häftlinge aus den Konzentrationsla-
Landeszentrale werde weiter vor den Ge- lasteten. Die VVN-BdA wies nun auf ei- gern Hannover-Stöcken und Mittelbau-
fahren durch Rechtsextremisten warnen. nen Vorgang hin, bei dem Gauck Nazi- Dora im Harz am 13. April 1945 bei le-
Die Gefahr, dass die NPD die Arbeit po- Mörder ehrte, die den Tod von über Tau- bendigem Leib verbrannt. Nur einen Tag
litisch beeinflussen könne, sehe er nicht. send Kriegsendphasen-Opfern herbei- später rückten die US-Truppen an. Unter
nach Sächsische Zeitung, 22.5.05 ■ führten. Es gab Kriegsendphasenverbre- der amerikanischen Besatzung mussten
chen 1945 in zahlreichen Orten des Rei- die Einwohner von Gardelegen die Op-
ches, wie unter www.nrw.vvn-bda.de fer des Massenmordes in Einzelgräbern
nachzulesen ist. bestatten.“ Der Haupttäter, NSDAP-
Am 19. Februar fand in Köln die
Zu einem der schwersten Kriegsend- Kreisleiter Gerhard Thiele, konnte flie-
gut besuchte Jahrestagung der
phasenverbrechen kam es im April 1945 hen und lebte unter falschem Namen in
Antifaschistischen Nachrichten
in der Nähe von Gardelegen (Sachsen- der Bundesrepublik. Erst nach seinem
statt, auf der Prof. Dr. Wolfgang
Anhalt). Es waren die NSDAP-Aktivis- Tod gelang es einem Kriminalbeamten,
Dreßen, Düsseldorf, und Dr. Vol-
ten Walter Biermann und Arno Brake, Thieles Identität aufzudecken.
ker Külow, MdL Sachsen, refe-
die mit anderen zusammen in einer Anders als in Westdeutschland, wo
rierten. Die Vorträge werden in
Scheune bei Isenschnibbe bei Gardele- viele NS-Verbrecher wie jener Gerhard
der nächsten Ausgabe der AN
gen 1.017 KZ-Häftlinge und Zwangsar- Thiele straffrei blieben, wurden in Ost-
veröffentlicht.
beiter, darunter 63 jüdische Häftlinge, deutschland die Täter abgeurteilt.
ermordeten. „Etwas außerhalb auf einer weiter Seite 3
: meldungen, aktionen
Lautsprecherwagen fuhr weiter. Nun
sucht die Polizei nach Zeugen für diesen
Ausgerechnet Bachmann... nigung zur Hilfe in Not und Elend gera- Vorfall. hma ■
Dresden. Noch in diesem Jahr will die tener Deutscher in der BRD - und zwar
NPD-Landtagsfraktion in Sachsen eine nur Deutscher, da gerade sie oft vernach- Korrektur gefordert
parteinahe Stiftung gründen (siehe auch lässigt werden“. Dabei haben sich die In-
S. 1). Bei den Beratungen des Sächsi- itiatoren, Michael Horn (40) und Mi- Münster. Die Bundesbeauftragte für
schen Doppelhaushaltes 2005/2006 will chael Müller (47) viel vorgenommen. Kultur und Medien, Christina Weiss,
die NPD 100 000 Euro pro Jahr an Zu- „Alle deutschen Betriebe sind aufgeru- denkt hinsichtlich des „Westpreußischen
schüssen für ihre Stiftung beantragen, fen, ihren Überschuß an Lebensmitteln, Landesmuseums“ in Münster-Wolbeck
die den Arbeitstitel „Walter-Bachmann- Kleidung und anderen Gütern unentgelt- über eine Zusammenlegung mit dem ost-
Stiftung“ in Erinnerung an den 2002 ver- lich unseren notleidenden Volksangehö- preußischem Pendant am Standort Lüne-
storbenen NPD-Ehrenvorsitzenden trägt. rigen zu überlassen“, heißt es in „Recht burg nach. „Der derzeitige Zustand“ sei
Der Versicherungskaufmann Walter und Wahrheit“. Deswegen sollen z.B. „auf Dauer für eine öffentlichkeitswirk-
Bachmann ist ein typischer Vertreter der leerstehende „private oder gewerbliche same Museumsarbeit unzureichend“,
Gründungsgeneration der neofaschisti- Lagerhallen“ dem DNHW gemeldet schreibt die Bundesbeauftragte in einer
schen Partei. Der Sohn eines „sudeten- werden. Auch Fahrzeuge für den Trans- Stellungnahme.
deutschen Bankdirektors, der nach dem port werden gesucht. „Die Politik mag „Unzureichend erscheint auch das
Kriegsabitur mit 17 Jahren Kriegsfrei- sich parallel und langfristig zu unseren Konzept des Museums: Die Nazi- und
williger wurde, ein Jahr später, 1941 der Gunsten entwickeln“, doch das DNHW SS-Vergangenheit des Stiftungsnamens-
NSDAP beitrat, 1944 zum SS-Unter- arbeite „schon heute und direkt unseren gebers Witzleben wird ebenso ver-
sturmführer befördert wurde, sich nach Volksgeschwistern zu, damit der „kranke schwiegen wie das Konzentrationslager
der Flucht aus jugoslawischer Kriegsge- Michel“ wieder genesen wird“. Für den Stutthoff, wo Zehntausende umgebracht
fangenschaft und der Entlassung aus Anfang sucht der Verein in Gründung wurden. Der Zeitraum von der Angliede-
amerikanischer Internierungshaft 1947 noch „dringend aktive Helfer“, wie es in rung Westpreußens an Polen bis zum Be-
weiterhin in faschistischen Traditions- einer Anzeige in der Berliner Wochen- ginn der Vertreibung der Deutschen Ende
verbänden wie der HIAG und postfa- zeitung „Junge Freiheit“ heißt. hma ■ des zweiten Weltkriegs wird kaum er-
schistischen Parteien wie der SRP und wähnt, die Jahre 1920 bis 1945 werden
der gemäßigteren DRP betätigte“ (Niet- Demo in Bludenz fast komplett ausgeblendet“, kritisierte
hammer, „Angepaßter Faschismus“, S. die „TAZ Ruhr“ am 25.2.2005.
Fischer 1969). Zusammen mit zwei Zoll- Österreich/Bludenz. Mehre hundert In Münster, wo sich vor allem konser-
inspektoren, die ebenfalls aus der „Deut- Menschen sind Ende Februar einem Auf- vative Politiker immer wieder für das
schen Reichspartei“ kamen, hatte der ruf zu einer antifaschistischen Demon- Westpreußen-Museum stark machen,
Alt-Nazi den NPD-Landesverband in stration nach Bludenz im Vorarlberg ge- will man von der SS-Vergangenheit Erik
Bayern in den sechziger Jahren fest im folgt. Aufgerufen zu der Demonstration von Witzlebens, dem Namensgeber der
Griff. Bei der Wahl 1966 wurden für die unter dem Motto „Es ist Zeit, das Trägerstiftung, nichts gewussßt haben.
NPD in Bayern 780 572 (7,4%) der Erst- Schweigen den Lämmern zu überlassen“ Von Witzleben wurde 1940 auf Bitten ei-
und Zweitstimmen abgegeben. In 33 gegen die wachsende Neonazi-Szene im nes SS-Oberführers mit einem „Führer-
Stadt- und Landkreisen erzielte die NPD westlichsten Bundesland Österreichs dienstgrad“ in die nationalsozialistische
mehr als 10% der Stimmen, davon waren hatte u.a. die „Sozialistische Jugend Ös- Eliteorganisation aufgenommen. 1942
19 Kreise in Mittelfranken. Mit 15 Abge- terreich“ (SJ) und antifaschistische wird der Blaublütige SS-Sturmbannfüh-
ordneten zog die NPD schließlich in den Gruppen. Die Polizei verhinderte dabei rer. Abgeordnete von „Bündnis 90/Die
bayerischen Landtag ein. Der in Regens- nach eigenen Angaben An- und Über- Grünen“ fordern nun eine konzeptionelle
burg wohnende Bachmann, zu dieser griffe rechter Skinheads auf die Demon- Überarbeitung der Museumsinhalte. Zu-
Zeit auch schon stellvertretender Lan- stranten. Einige von auswärts angereiste sätzlich zum fast verschwiegenen Natio-
desvorsitzender, wird stellvertretender Neonazis seien nach ihrer Ankunft in nalsozialismus solle „ein seriöses Mu-
Fraktionsvorsitzender. Der 1923 gebore- Bludenz vorübergehend festgenommen seum der Frage nachgehen, ob das ,se-
ne Sudetendeutsche gehörte auch dem worden. Zum Abschluss der Demonstra- gensreiche‘ vorkoloniale Wirken des
revanchistischen „Witiko-Bund“ an. tion wurde ein antifaschistisches Konzert Deutschen Ritterordens im heutigen
1996 war der Ehrenvorsitzende der NPD durchgeführt. Nach Angaben der „SJ“ Nordpolen und Baltikum tatsächlich so
auch Mitorganisator eines „Kameraden- hat sich der Vorarlberg in den letzten Jah- unumstritten ist, wie es die Darstellung
hilfswerkes für nationale Gefangene“. ren „zu einem Tummelplatz der interna- glauben macht“. Angesichts der Tatsa-
Auch zur „Deutschen Volksunion“ tionalen Naziszene“ entwickelt. Der von che, dass das Museum mit knapp
(DVU) unterhielt Bachmann Kontakte. ÖVP und FPÖ gestellten Landesregie- 600 000 Euro aus öffentlichen Kassen
1998 wurde er in der „Deutschen Wo- rung wird vorgeworfen, die rechten Um- gesponsert wird, ist diese Forderung
chenzeitung“ (DWZ) interviewt. triebe zu dulden. hma ■ mehr als überfällig. hma ■
hma ■
Schläge aus NPD-Bus Immobilien-Verkauf an
Völkisches „Hilfswerk“ in
Itzehoe. Die Kriminalpolizei in Itzehoe rechten Versandhandel
Gründung sucht nach Zeugen für einen Vorfall, der Thüringen.Eine Ostthüringer Kommune
Hadamar/Westerwald. Mit Postfach sich zum Ende des Landtagswahlkamp- hat eine Immobilie an einen Versand-
in Hadamar und Konto bei der Limbur- fes am 18. Februar am Itzehoer Bahnhof händler rechter Propaganda-Artikel ver-
ger Volksbank gründet sich derzeit ein zugetragen hat. Ein Passant hatte an ei- kauft. Wie MDR THÜRINGEN EX-
Verein „Deutsches Notopfer Hilfswerk“ nen Lautsprecherwagen der NPD, ein KLUSIV berichtete, versteigerte der
(DNHW). Die neofaschistische Zweimo- VW-Bus in Tarnfarben, geklopft. Dar- Landkreis Saalfeld-Rudolstadt eine ehe-
natsschrift „Recht und Wahrheit“, deren aufhin öffnete sich die Schiebetür des malige Grundschule in Remda-Teichel
Herausgeber Georg Albert Bosse jüngst Wagens und der Mann wurde unver- offenbar unwissentlich an den Betreiber
in Spanien verstorben ist, bezeichnet den mittelt gegen den Kopf geschlagen. Die eines rechten Versandhandels.
Verein als „die erste, rein deutsche Verei- Türe schloss sich wieder und der NPD- weiter Seite 4

2 : antifaschistische nachrichten 5-2005


Fortsetzung von Seite 1
Walter Biermann und Arno Brake
wurden im sächsischen Torgau zum Tode
verurteilt, sie sind in Halle gehenkt und
anonym beerdigt worden – um dann im
Jahre 2004 in einer Gedenkveranstaltung
von Dr. Gauck in Torgau geehrt zu wer-
den. Dagegen wehrt sich Ludwig Bau-
mann, Vorsitzender der Bundesvereini-
gung Opfer der NS-Militärjustiz; er war
selbst als sog. Deserteur von den Nazis
zum Tode verurteilt worden. Er kommt
zu Karfreitag 2005 nach Dortmund. Er
war in Torgau/Sachsen am Hauptsitz der
NS-Militärgerichtsbarkeit in Ford Zinna
inhaftiert, hat überlebt - und viele seiner
antifaschistischen Kameraden in Torgau
in den Tod gehen gesehen. Anfang der Dortmund-Bittermark: Mahnmal zur Erinnerung an die Massenerschießungen dort und im Rom-
neunziger Jahre wurde dort eine Gedenk- bergpark durch die Gestapo im Februar und März 1945. Das Mahnmal wurde nach mehrjähri-
stätte für die Opfer der NS-Militärjustiz ger Bauzeit (Architekt Will Schwarz) Karfreitag 1960 eingeweiht.
geschaffen. Am 9. Mai 2004 jedoch wur-
de dort im Sinne des außerhalb Sachsens Ausstellung ist für unsere Opfer eine Be- Sachsen-Anhalt, der von einem „Ehren-
allgemein abgelehnten sächsischen Ge- leidigung.“ Das schrieb Ludwig Bau- friedhof“ für über hundert Kriegsverbre-
denkstättengesetzes und der Faschismus mann an Dr. Joachim Gauck, der als cher und Naziaktivisten sprach. Dagegen
und Kommunismus gleichmachenden Redner für die Ausstellungseröffnung protestierten die jüdischen Gemeinden.
„Totalitarismustheorie“ eine Gedenkstät- vorgesehen war. Und auch die bundesweite Organisation
te auch für die nach 1945 eingesessenen Gauck ließ es sich jedoch nicht neh- der VVN-BdA schloss sich dem Protest
Nazis geschaffen, von denen eine Reihe men, dabei mitzuwirken, aus der Ge- an – wie sie auch den Protest des
wegen ihrer Verbrechen zum Tode verur- denkstätte für die Opfer der Wehr- Bundesverbandes der Opfer der NS-Mi-
teilt worden waren. Zu diesem Zweck machtsjustiz in Torgau eine Gedenkstätte litärjustiz gegen die Ehrung der Täter
wurde eine Ausstellung für die Täter ge- auch für die NS-Täter zu machen. Er vom 9. Mai 2004 in Torgau unterstützt.
schaffen, während die Ausstellung über ehrte also damit auch Täter, die an Mas- Für die Opferorganisation VVN-BdA
die Opfer eingeschränkt wurde. „Diese senverbrechen kurz vor Kriegsende be- in Dortmund bedeuten die Vorgänge in
teiligt waren, an sog. Kriegsendphasen- Torgau und Halle, befördert von Dr.
Eins null für 04 morden. An Untaten, die dem Massaker Gauck, einen unfassbaren Tabubruch. Ein
der Gestapo kurz vor Kriegsende in der VVN-Sprecher: „Wenn sich Dr. Gauck in
Gelsenkirchen. Der Fußball-Bundesli- Dortmunder Bittermark und im Rom- Dortmund am Karfreitag ebenso verhält
gist FC Schalke 04 setzt ein deutliches bergpark vergleichbar waren. wie am 9. Mai vorigen Jahres in Torgau,
Zeichen gegen Neonazismus und Ras- Das Internationale Rombergpark-Ko- dann käme dies der Ehrung für die Gesta-
sismus. Wie der Revierclub am 22. Febru- mitee hat jetzt eine Dokumentation vor- pomörder von 1945 im Rombergpark und
ar gegenüber dem Handlsblatt mitteilte, gelegt (siehe www.nrw.vvn-bda.de), mit in der Bittermark gleich.“ Zwei der Ver-
hat der Vorstand entschieden, dass eine der nachgewiesen wird, dass die Karfrei- antwortlichen an den Verbrechen im
Mitgliedschaft in der NPD, bei den REPs tagmorde von Dortmund keine Einzeltat Rombergpark und in der Bittermark, der
oder Parteien mit gleichen oder ähnlichen waren, sondern dass solche Verbrechen frühere Oberregierungsrat Roth und der
politischen Zielen laut Vereinssatzung un- an zahlreichen Orten im Reich verübt Kriminalrat Söchting, waren nach 1945
vereinbar ist mit einer Schalke-Mitglied- wurden. Die Nazis wollten damit ihre nach Jugoslawien ausgeliefert und dort
schaft. Mitglieder einer der drei genann- Gegner vernichten, damit es nicht zu ei- hingerichtet worden, die anderen Täter
ten Parteien werden künftig sofort vom nem neuen 1918 kommen sollte, wie sie waren nie belangt oder zu geringen Frei-
Verein ausgeschlossen bzw. nicht in den sagten. Die Dokumentation weist bisher heitsstafen verurteilt worden.
Club aufgenommen. Sie sollen außerdem 45 Orte mit Kriegsendphasenverbrechen Der Entwicklung zur Umwidmung
keinen Zutritt in der ,Arena Auf Schalke‘ aus, und wöchentlich kommen weitere auch der Gedenkstätten im Westen steu-
erhalten. kun ■ Angaben über weitere Opferstätten hin- ert die VVN-BdA entgegen. Unterstützt
zu, weil Heimatforscher dem IRPK Hin- von der VVN-BdA veranstaltet das
Riegers Truppe muss den weise geben. Rombergpark-Komitee am Gründonners-
Solche Todesurteile wie sie die so- tag, 24. März 2005, im Rathaus der Stadt
Heisenhof verlassen wjetischen Behörden vollstrecken ließen, Dortmund ein Treffen von Überlebenden
Stade. Die Neonazi-Bewohner des „Hei- wurden zunächst auch in Westdeutsch- und Angehörigen sowie Mitstreitern der
senhofes“ in Verden müssen das Anwe- land von den Alliierten ausgesprochen Opfer von Kriegsendphasenverbrechen
sen, das dem rechtsextremen Anwalt Jür- und vollstreckt. Nach der Wende 1989/ aus ganz Deutschland. Antifaschistinnen
gen Rieger gehört, umgehend verlassen. 90 wurden jedoch die in Ostdeutschland und Antifaschisten aus den Ländern der
Das Verwaltungsgericht (VG) Stade ver- Verurteilten sehr oft rehabilitiert – und ehemaligen Sowjetunion und des ehema-
öffentlichte am 28.2.05 seine Entschei- geehrt. Die so Geehrten waren auch die ligen Jugoslawien, aus Belgien, Frank-
dung, mit dem ein Eilantrag der Bewoh- beiden Mörder Biermann und Brake. De- reich, den Niederlanden, Italien, Polen
ner abgelehnt wurde. Zwar ist noch Be- ren Überreste wurden im Juni 2003 in und den baltischen Ländern haben sich
schwerde beim Oberverwaltungsgericht Halle auf dem Gertraudenfriedhof mit angekündigt, ferner Vertreter der Zivilge-
möglich, die sofortige Vollziehbarkeit ist Stelen und „ewigem Ruherecht“ geehrt. sellschaft aus zahlreichen deutschen
aber in Kraft. Über den eigentlichen Dagegen protestierte der Interessenver- Städten mit Kriegsendphasenopfern.
Widerspruch gegen das Verbot der Wohn- band ehemaliger Teilnehmer am antifa- Wer Interesse an diesem Treffen hat,
nutzung ist noch nicht entschieden. schistischen Widerstand, Verfolgter des wende sich an vvn-bdanrw@freenet.de.
Quelle: igdr 28.2.05 ■ NS-Regimes und Hinterbliebener in Ulrich Sander ■

: antifaschistische nachrichten 5-2005 3


Fortsetzung von Seite 3 Skinheads Pfefferspray ein. Die Perso- Holland istwww.auxburginfo.de.vu
überall… ■
Wie Landrätin Marion Phillip MDR 1 nenüberprüfung ergab, dass die 80 Kon-
RADIO THÜRINGEN sagte, versteiger- zertbesucher aus Thüringen, Sachsen Vortrags- und Diskussionsabend:
te ein Berliner Auktionshaus das Gebäu- und Hessen stammten. Die Polizei be- Rassismus in den Niederlanden
de an zwei Privatpersonen, die den Ver- schlagnahmte Kisten voller T-Shirts und Mittwoch, 9. März um 19.00 Uhr
sandhandel betreiben. Für das Gebäude Sweatshirts sowie Fahnen mit rechtswid- im Alexander v. Humboldt Haus
bekam der Landkreis 19.000 Euro. Ur- rigen Aufdrucken, Tonträger und ein Pla- (Che), Pontstraße
sprünglich sollte der Verkauf 120.000 kat mit rechtsradikalem Text. Laut Poli- Vortrag von Karl Matheu,
Euro einbringen. Der Gemeinde, die ein zei waren bis zur Auflösung des unange- Antidiskriminierungsbüro Maastricht
Vorkaufsrecht hatte, war die Schule für meldeten Konzerts auch verbotene Lied- Nach den Morden an dem Politiker Pim Fortyun
158.000 Euro angeboten worden. texte zu hören.“ ■ und dem Filmemacher Theo van Gogh schlagen
Der Bürgermeister von Remda-Tei- die Wellen in den Niederlanden hoch. Die Situa-
chel, Horst Engelmann (CDU), sagte tion wird oft verglichen mit der plötzlich geöffneten
dem MDR, dass die neuen Besitzer das Käseglocke, unter der es gärte bis zum „Aus-
bruch“ Diese Sichtweise verkennt, dass diejenigen,
Gebäude in ein Wohnhaus umwandeln
die jetzt vom „Krieg der Kulturen“ sprechen, die-
wollen. Sie hätten bereits einen Bauan- sen systematisch vorbereiten und für eigene Zwe-
trag eingereicht. cke anheizen. Wie schon Anfang der 90er Jahre
Dem Fernsehmagazin MDR THÜ- in der Bundesrepublik ergänzen sich Medien, poli-
RINGEN EXKLUSIV liegt eine Liste tische Parteien und Neonazis, schaukeln sich
von Immobilien vor, die bereits in der gegenseitig hoch und begründen ihre Handlungen
Hand von Rechtsradikalen sind. Mindes- untereinander. So wurde der Asylartikel des
tens acht dieser Grundstücke und Häuser Grundgesetzes letztlich von einer politischen Klas-
se abgeschafft, die den faschistischen Mob für
liegen in Thüringen. Beim Thüringer ihre Zwecke benutzte. Die Neonazis ihrerseits
Verfassungsschutz als rechtsextrem be- Proteste gegen Nazi-Aktion konnten sich als Vollstrecker eines „Volkswillens“
kannt sind Grundstücksbesitzer unter an- Augsburg. Für den 25. Februar hatten aufspielen, weil Medien und PolitikerInnen ihnen
derem im Sonneberg, Jena und Pößneck. NPD und andere rechte Gruppen zu einer immer wieder die Stichworte für ihren Terror liefer-
In der Regel erfolgten die Ankäufe von Mahnwache für die „deutschen Opfer“ ten. Mehr als 100 Menschen fielen diesem Terror
Privat an Privat. Der Fall von Teichel ist des „alliierten Bombenterrors“aufgeru- zum Opfer.
so brisant, weil erstmals ein Ankauf aus fen. Der DGB reagierte mit einer Kund- Die Situation in den Niederlanden ist heute sehr
ähnlich. Es herrscht ein gesellschaftlicher Konsens,
öffentlicher Hand geschah. gebung gegen jeglichen Krieg, an der ca.
dass MigrantInnen als „Problem“ gesehen wer-
Die Thüringer PDS-Fraktion kritisier- 200 Menschen teilnahmen. Ein großer den. Menschen muslimischen Glaubens werden
te, der Verfassungsschutz als Frühwarn- Teil der anwesenden AntifaschistInnen nur noch als „Islamisten“ wahrgenommen, was
system für derartige Fälle habe ein wei- begnügte sich nicht mit der passiven sich seit dem 11. September bestens auf Terroristen
teres Mal versagt. Die Fraktion hat in- Teilnahme an einer Kundgebung, son- reimt. Kritik an den Formen der islamischen Reli-
zwischen eine außerordentliche Sitzung dern wollte sich den FaschistInnen aktiv gionsausübung gehört zum Alltag einer multikultu-
des Innenausschusses beantragt. ■ entgegenstellen. Einheiten von Bereit- rellen Gesellschaft. Zwangsverschleierung und
schaftspolizei und USK riegelten Teile Zwangsheiraten sind auch in der Gemeinschaft
der MuslimInnen umstritten. Anhänger der muslimi-
„Naziaufmarsch Smashen“ der FußgängerInnenzone rund um den schen Religion als „Ziegenficker“ zu verunglimpfen
Martin-Luther-Platz, wo sich die Rech- – wie es der Regisseur Theo van Gogh mehrmals
Dessau. Am 12. März 2005 mobilisieren ten versammelten, weiträumig mit Ab- tat – ist allerdings keine Kritik. Trotz dieser Schmä-
Neonazikameradschaften nach Dessau sperrgittern ab. Dennoch gelang es etwa hungen: Für die Ermordung politischer Gegner
(Sachsen-Anhalt) zu einem „Trauer- 100 AntifaschistInnen, die Kundgebung gibt es keine akzeptablen „Gründe“.
marsch im Gedenken an die Zerstörung der ca. 30 Nazis lauthals mit Parolen, In der Folge des Mordes an Van Gogh wurden
der Stadt Dessau vom 7.3.1945“. Der Trillerpfeifen und Konfettiregen zu stö- ca. 96 Angriffe, Bombenattentate und Brandan-
Aufmarsch (Treffpunkt der Nazis: 12.00 ren. Während die Mahnwache der Fa- schläge gegen Moscheen und muslimische Schu-
len gezählt. Auch dies ist keine tolerierbare Art der
Uhr Hauptbahnhof) reiht sich inhaltlich schistInnen bereits begonnen hatte, tra- Auseinandersetzung und es sollte keine Illusion
in eine geschichtsrevisionistische und fen etwa 15 größtenteils junge Rechtsex- darüber herrschen, dass die gleichen Verbrecher
antisemitische Nazi-Kampagne ein, die tremistInnen aus München vom Haupt- auch Synagogen, Roma oder MigrantInnen allge-
eine Gleichsetzung von Opfern und Tä- bahnhof kommend am Königsplatz ein. mein angreifen.
tern betreibt und die Shoa leugnet oder Dort wurden sie von AntifaschistInnen Es ist auch nicht wahr, dass der Mord an Van
relativiert. Als Anmelder fungiert der und PunkerInnen gebührend empfangen. Gogh ein Grund für diese Anschläge war, es war
Hamburger Neonazikader Christian Gegen 18.15 Uhr beendeten die Nazis ein Vorwand. Am Wochenende nach dem Mord
wurde in Eindhoven ein Bombenattentat auf eine
Worch. Wir denken die Chancen stehen vorzeitig ihre Kundgebung und die
muslimische Schule verübt. Tatverdächtig waren
nicht schlecht, durch dezentrale Aktio- MünchnerInnen bewegten sich wiede- die, die ein gleiches Attentat auf die gleiche Schu-
nen den Naziaufmarsch zu verhindern. rum unter Polizeischutz in Richtung le schon 2003 verübt hatten. Der niederländische
Kommt nach Dessau und bringt viel Ei- Bahnhof. Dabei wurden sie von etwa 50 Professor Dr. George Harink (Edmund Burke Stif-
geninitiative und Kreativität mit. Auf der Antifas lautstark begleitet und am Haupt- tung, Den Haag) verbreitet ausgerechnet in der
Seite: www.operation.taschentuch.de.vu bahnhof mit Schneebällen und Eierwür- rechtsextremen Wochenzeitung „Junge Freiheit“
findet ihr alles was sonst noch wichtig fen aus Augsburg verabschiedet. vom 10.11. 2004 seine Forderung nach „Rückkehr
ist. AG Operation Taschentuch ■ Auch wenn die Mahnwache der Nazis der nationalen Identität“. Eine „Law and Order
Gesellschaft“ schwebt Harink und anderen vor.
nicht verhindert werden konnte, mussten Der Mord an van Gogh ist dafür nur ein Vorwand.
„Polizei löst Skinhead-Kon- die FaschistInnen erneut feststellen, dass Von einem Dialog auf gleicher Augenhöhe zwi-
sie in Augsburg bei öffentlichen Auftrit- schen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft sind
zert in Gotha auf ten mit entschlossenem und zahlreichem wir weit entfernt. Von dem „Krieg der Kulturen“,
In Gotha ist am Wochenende ein illegales Widerstand zu rechnen haben. Und dies den manche herbeireden möchten, allerdings
Skinhead-Konzert aufgelöst worden. Da nicht nur, wenn Protest staatlich verord- auch.
sich die Rechtsextremisten verbarrika- net und inszeniert wird, um das Bild des Veranstalter: Antifaprojekt an Aachener
Hochschulen und
diert hatten, verschaffte sich die Polizei geläuterten Deutschlands zu wahren.
VVN- Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
nach eigenen Angaben gewaltsam Zutritt AK Antifa der autonomen Gruppe ■
und setzte gegen die Flaschen werfenden Contra Real ■
: antifaschistische nachrichten 5-2005
4
Schützinger ist in die NPD
eingetreten Internationales
Der Vorsitzende der „Deutschen Liga für
Volk und Heimat“ (DLVH), Jürgen Schüt-
Jugendworkcamp
zinger, hat seine „aktive Mitgliedschaft“
bei der NPD erklärt. Schützinger will bei Bergen-Belsen
den Landtagswahlen Baden-Württemberg
im März 2006 für die NPD kandidieren.
Damit kann die NPD wieder einen Erfolg
9. - 17. April 05
bei ihrem Bestreben verbuchen, die zer- Zum Internationalen Jugend-
splitterte extreme Rechte unter ihrem workcamp laden christliche und
Dach zu versammeln. Schützinger, der gewerkschaftliche Jugendverbän-
sich in seinem Briefkopf schon mal als de. 60 Jugendliche aus 7 Ländern pfle-
„Verfassungsschützer“ bezeichnet, war gen bauliche Reste, machen Baracken
bereits von 1975 bis 1991 NPD-Mitglied und Lagergrenze des ehem. Kriegsgefan-
gewesen. Von 1978 bis 1991 war er Lan- genenlagers und KZ symbolisch wieder
desvorsitzender der NPD in Baden-Würt- erkennbar, sprechen mit Verfolgten des
temberg und in dieser Zeit u.a. auch Faschismus und heute von Asylpolitik
Bundesgeschäftsführer und stellvertreten- Neonazis Betroffenen. Die Umgebung
der Bundesvorsitzender der NPD. 1991 von Bergen-Belsen mit dem größten, be-
hatte er sich mit anderen Abweichlern von reits von den Nazis angelegten, Truppen- Truppenübungsplatz Westeuropas bot
der NPD getrennt und die DLVH gegrün- übungsplatz und die zunehmende Aus- genügend Platz für sowjetische Kriegs-
det. Seit 1980 gehört Schützinger dem breitung von Neonazis in Niedersachsen gefangenenlager und ein KZ. Das bis
Gemeinderat seiner Heimatstadt Villin- wird ebenso Thema sein wie Zwangsar- heute genutzte und umstrittene Militär-
gen-Schwenningen an, seit 1984 auch beit, Ausgrenzung und Militarismus. gelände, das, erst im Landtagswahl-
dem Kreistag des Schwarzwald-Baar- Zum Jahrestag der Befreiung gestaltet kampf 1998 geschlossene neo-faschisti-
Kreises. Die DLVH hatte bereits im Ok- das Jugendworkcamp gemeinsam mit sche Zentrum Hetendorf, der Neonazi-
tober 2004 in einer Bundesvorstandssit- anderen Gruppen die öffentliche Ge- Mordanschlag im nahen Eschede und
zung beschlossen, die „rechte Einigung“ denkfeier in Bergen-Belsen. das neofaschistische Anwerben Jugend-
von NPD und DVU zu unterstützen. Die licher in der Umgebung und das neue
politische Zukunft der DLVH mit ihren Bergen-Belsen und die Work- Nazizentrum Heisenhof im Kreis Verden
etwa 300 Mitgliedern, die sich selbst als camps bis heute: sowie die Arbeit antifaschistischer Bünd-
„überparteilichen Verein“ bezeichnet und nisse und Friedensgruppen der Region
deren Internetpräsenz identisch mit der Die Gedenkstätte ist ein als Parkanlage bieten u.a. weitere anschauliche Be-
Website von Schützinger ist, bleibt mit gestalteter großer Friedhof. „Man kann schäftigung. Flüchtlinge von heute be-
dem Parteieintritt von Schützinger im Un- sich hier gar nichts vorstellen,“ sagen be- richten über ihre Verfolgung in den Her-
gewissen. In einer Erklärung „Jetzt hilft sonders junge Besucherinnen ständig. kunftsländern und über ihre Situation
nur noch NPD!“ sprach Schützinger zwar Seit Beginn des Jahres 1993 haben erst- und Behandlung in Deutschland. Inter-
über eine „schicksalsschwere Notzeit un- mals Jugendliche die „steinernen Zeu- nationale kulturelle Angebote zum The-
seres Volkes“, vermied es jedoch, zur gen“ des Holocaust sichtbar gemacht. ma und zur Unterhaltung stehen ebenso
künftigen Rolle der DLVH Stellung zu Gruppen von Schülerinnen, Auszubil- auf dem Programm.
nehmen. idgr 26. Februar 2005 ■ denden, Jugendverbänden haben Bara- Für die Teilnehmenden des Camps
ckenfundamente, Lagerstraße und Feuer- wird das gemeinsame Handeln in einer
Bayern hält die Rechte an löschbecken freigelegt und parallel dazu internationalen Gruppe aus 7 Ländern
„Mein Kampf“ im Archiv der Gedenkstätte Fotos und gerade an diesem Ort eine wichtige Er-
München. Der Freistaat Bayern will das Dokumente eben zu diesen Orten aufge- fahrung sein. Das Programm wird auf
Erscheinen einer Neuauflage von Adolf stöbert. Viele Fundstücke kamen beim Wunsch von der DGB-Jugend zugesandt.
Hitlers „Mein Kampf“ in Polen verhin- Graben zu Tage. Sowjetische Münzen, Die Teilnahme kostet 70,- Euro. Darin
dern. Wie der bayerische Finanzminister Essgeschirr, Stacheldraht usw.; Dinge sind enthalten alle Kosten für Unter-
Kurt Faltlhauser am Dienstag in Mün- die auf eine Geschichte von Menschen kunft, Verpflegung, Aktivitäten und Pro-
chen erklärte, verfügt Bayern über sämt- schließen lassen. Das „Spuren suchen, gramm. Die Woche ist als Bildungsur-
liche Urheber- und Verwertungsrechte an Spuren sichern“ genannte Projekt ist der laub anerkannt. Eine offizielle Schulbe-
dem Werk und geht gegen jede Verbrei- Beginn, Bergen-Belsen begreifbar und freiung ist möglich. Anmeldeschluss ist
tung der Propagandaschrift juristisch vor. erfahrbar werden zu lassen. der 12.3.05. ■
Der Breslauer Verlag XXL hatte ange- Im Mittelpunkt des Internationalen Ju-
kündigt, eine Neuausgabe des Buches gendcamps vom 9.- 17.4.05 steht das Information und Anmeldung bei:
Anfang März in den polnischen Buch- „Ausgraben der Geschichte“ im ehem. DGB-Gewerkschaftsjugend Nieder-
handel zu bringen. Für die Wiederaufla- KZ, im Archiv, durch Gespräche mit sachsen-Bremen, H-D. Charly Braun,
ge habe der Rechts- und Medienwissen- überlebenden Häftlingen und anderen Dreyerstr. 6, 30169 Hannover, Tel.
schaftler Bogdan Musial ein Vorwort ZeitzeugInnen. Der von den Nazis ange- 0511- 456252 oder 0511-1260161,
verfasst, man wolle „historische Quellen legte, und bis heute betriebene, größte Fax 0511-1260157
verfügbar“ machen, so die Begründung
der Herausgabe. Bogdan Musial ist als
Kritiker der „Wehrmachtausstellung“ be-
kannt geworden. Es gelang ihm die feh- aufzudecken. Der handwerkliche Fehler mahnten Stimmen die extrem rechte
lerhafte Zuordnung von Fotos von Ju- der Austellungsmacher führte zu dem Orientierung Musials an, was allerding
denpogromen des sowjetischen Geheim- politischen Dauerbeschuss und letztlich durch sein Renommee als erfolgreicher
dienstes in Tarnopool und Fotos von zum Rückzug und zur Überarbeitung der „Nachwuchshistoriker“ aufgefangen
Wehrmachtsverbrechen in Weißrussland gesamten Ausstellung. Bereits damals wurde. kun ■

: antifaschistische nachrichten 5-2005 5


In den letzten Wochen ist festzu-
stellen, dass Sachsen sich zu dem
Schwerpunktgebiet für Neonazi-
Fortsetzung folgt ...
konzerte entwickelt hat, wie die Kam-
pagne „Schöner Leben ohne Naziläden“
Flut von Neonazikonzerten in Sachsen
mitteilte. Im Jahr 2004 gab es in Sachsen mindestens 30 extrem rechte Konzerte, 2005
Demnach gab es im letzten Jahr min- finden sie schon wöchentlich statt. von Peter Conrady
destens 30 extrem rechte stattgefundene
oder abgebrochene Konzerte in Sachsen lichen Polizeieinsatz, wurde
Und dieses Jahr haben schon mindestens jedoch nicht davon beein-
fünf Konzerte dieser Art stattgefunden. trächtigt.
Das bedeutet, jedes Wochenende findet Auch für die nächste Zeit
derzeit in Sachsen ein Konzert von und steht gleich eine ganze
für Neonazis statt. Und die nächsten Handvoll weiterer Termine
Konzerte sind schon geplant. für Mücka schon fest. So
Zählt man Konzerte in den angrenzen- soll am 5. März ein Konzert
den Ländern hinzu, erhöhen sich die mit Jagdstaffel, Baden
Zahlen nochmals deutlich. Die Konzerte Korps, Selbststeller, Voice
bedienten vom Liedermacherabend, über of Thunder stattfinden. Eine
Hardcore/Hatecore-Konzerte und ur- Woche darauf werden die
sprünglichen RechtsRock ein breites Neonazi-Liedermacher An-
Genre. nett Möck und Michael
Hinzu kommen außerdem noch ex- letzten Wochen in Mücka/Ostsachsen. Müller an gleicher Stelle auftreten im
trem rechte Black Metal Konzerte. Für Mücka bewirbt er auch schon weite- Rahmen einer Tour durch Sachsen mit
Erst am Samstag, 19. Februar fand in re geplante Konzerte. Hinter „K. Scholz“ weiteren Auftrittsorten, am 26.3. dann
der Nähe von Dresden in Borthen ein steht laut Angaben lokaler Antifas Kar- die Hooliganband Kategorie C aus Bre-
derartiges Konzert statt. Auftreten sollten sten Scholz aus Dresden. Er ist auch Her- men und die Cottbuser Band Frontal-
die Bands Murder Squad, Totenburg, ausgeber des Neonazifanzines Rufe ins kraft. Für den 2. April sind English Rose,
Race Riot und Inborn Hate.. Eingeladen Reich, dessen aktuelle Ausgabe das säch- White Law, English Rose, Nordfront an-
dazu hatte per persönlicher Einladung sische Landeskriminalamt bei einer Raz- gekündigt, Mitte April die Thüringer
via Email „S.T.“aus Bautzen und via zia beschlagnahmt hat. Ferner griff er am NSBM-Band Absurd und am 7. Mai die
Handzettel „K. Scholz“ . 27.11.2005 in Pirna Demonstranten mit schwedische Band Ultima Thule neben
Dahinter verbergen sich zwei schon Eiern an und wurde dafür vorläufig fest- drei weiteren einschlägigen Bands aus
länger als Organisatoren von Neonazi- genommen, er ist ebenfalls im Umfeld dem europäischen Ausland.
konzerten bekannte sächsische Neona- der verbotenen Kameradschaft Skin- Damit entwickelte sich Mücka zu dem
zis. S.T. ist nach Eigenangaben beteiligt heads Sächsische Schweiz aktiv. Anlaufpunkt für Neonazikonzerte in
gewesen an der Organisation und Durch- Das konspirativ organisierte Konzert Sachsen.
führung diverser Neonazikonzerte der in Borthen verursachte zwar einen nächt- http://stoppnazilaeden.de.vu/ ■

Pressemitteilung des A.I.D.A. e.V. vom 16. Februar 2005

Neonazistisches Spektakel in München


Kameradschaft München kündigt Demo und Rechtsrockkonzert für den 2.4.05 an
Unter dem Motto „Nur ein Esel Veranstaltung „Wahr-
glaubt noch an einen Sozial- heit macht frei“ am
staat in BRD“ hat der Anführer 21.4.1990 mit David
der Kameradschaft München Norman Irving im Münchner Lö-
Bordin eine Demonstration in Mün- wenbräukeller:
chen angemeldet. Als Redner (alle- Junge Neonazis aus
samt aus dem Spektrum der „Freien München wiederholen
die Eselsmasken-Show
Kameradschaften/Freie Nationalis-
der ANS von 1978
ten“) sind bislang angekündigt:

Norman Bordin (Kameradschaft Mün-


chen, Mitglied der NPD). Lars Käppler
(Ex-Vorsitzender der Bewegung Deutsche
Volksgemeinschaft BDVG). Axel W.
Reitz („Gausekretär Rheinland“ des krieg (Chemnitz), Tobsucht (Süddeutsch- München eingehen wird, als Aufbruch in
Kampfbundes Deutscher Sozialisten land), Act of Violence, Oidoxie (Dort- eine bessere Zeit“. Angekündigt wird die
KDS). Dieter Riefling (Ex-Kader der in- mund), xxx (Projekt von Annett Moeck Demonstration auch bundesweit auf den
zwischen verbotenen Neonaziorganisa- (NPD-Liedermacherin aus Schwedt) und Websites verschiedener „Freier Kamerad-
tion FAP). Christian Worch (zentrale Fi- Michael Müller (aus Regensburg: Mit- schaften“.
gur der Neonaziszene, Anmelder zahlrei- glied der Burschenschaft Teutonia, tritt „Wir fordern die Stadt München auf,
cher Demos). u.a. bei NPD/JN-Veranstaltungen auf) den Bürgerinnen und Bürgern mitzutei-
Außerdem kündigt Bordin den Auftritt Im Internet hat Bordin verlauten lassen: len, was da am 2. April womöglich auf sie
mehrerer Rechtsrockgruppen an, ange- „Wir werden uns redlich bemühen, dass zukommt“, so ein Sprecher von AIDA
fragt/angekündigt seien demnach: Blitz- diese Demo in die Annalen der Stadt und:

6 : antifaschistische nachrichten 5-2005


822 Menschen wurden in Ostdeutschland
Jahresbilanz 2004 der
Opfer rechtsextremer Gewalt Opferberatungsstellen

In einer gemeinsamen statisti- für Opfer rechtsextremer Gewalt in Leip- Keine Entwarnung
schen Erhebung ziehen die acht zig und Nordwestsachsen bei der RAA Vor dem Hintergrund, dass die Bera-
vom Bundesprogramm CIVITAS Leipzig, und in Thüringen der Thüringer tungsstellen im Jahr 2003 ebenfalls 551
geförderten Projekte zur Beratung von Hilfsdienst für Opfer rechtsextremer Angriffe mit mindestens 808 direkte Be-
Opfern rechtsextremer Straf- und Ge- Straftaten (THO). troffenen erfassen konnten, muss von ei-
walttaten Bilanz für 2004: Bei 551 An- Recherchierte Straf- und Gewalttaten nem gleich bleibend hohen Pegel rechts-
griffe kamen 822 Menschen zu Scha- extremer Gewalt ausgegangen werden.
den. Die meisten Gewalttaten ereigne- Im Jahr 2004 erlangten die Opferbera- Die professionelle Unterstützung von
ten sich in Sachsen. tungsstellen Kenntnis von insgesamt 551 Opfern rechtsextremer Gewalttaten bil-
rechtsextremen Angriffen. Die meisten det einen notwendigen und wichtigen
Seit Herbst 2001 werden mit Hilfe des dieser Gewalttaten ereigneten sich in Bestandteil von Strategien gegen Rechts-
Bundesprogramms Civitas acht Projekte Sachsen (146), gefolgt von Brandenburg extremismus, die auf den Aufbau zivilge-
zur Beratung von Opfern rechtsextremer (136) und Sachsen-Anhalt (109). Von den sellschaftlicher Strukturen in den neuen
Straf- und Gewalttaten gefördert. „Civi- 551, in ihrer Intensität sehr unterschied- Bundesländern abzielen. Leider wird die-
tas – initiativ gegen Rechtsextremismus lichen Angriffen, waren mindestens 805 ser wichtigen Rolle der Opferberatungs-
in den neuen Bundesländern“ ist ein Pro- Personen direkt betroffen. In der überwie- stellen von staatlicher Seite nicht immer
gramm des Bundesministeriums für Fa- genden Mehrzahl der Fälle handelte es Rechnung getragen: Derzeit ist die Op-
milie, Senioren, Frauen und Jugend und sich um Körperverletzungsdelikte. ferperspektive in Brandenburg von der
unterstützt die Schaffung einer demokra- Beratungsfälle Schließung bedroht, weil das Justizmi-
tischen, gemeinwesenorientierten Kultur nisterium die bisherige Landesförderung
in den neuen Bundesländern. Für das Die Beratungsstellen betreuten im vergan- nicht fortführen will – womit auch die
Jahr 2004 legen die Beratungsstellen genen Jahr insgesamt 1230 KlientInnen, weit höheren Bundesmittel verfallen, mit
eine gemeinsame statistische Erhebung darunter 822 Personen, die direkt zu Op- denen die Opferperspektive derzeit
vor, in der Zahlen über recherchierte An- fern rechtsextremer Gewalttaten gewor- unterstützt wird.
griffe sowie über KlientInnen veröffent- den sind. Es handelte sich dabei um 675 gemeinsame PM
licht sind. Die Beratungsstellen sind Männer und 147 Frauen. Mindestens 360 der Opferbe-
Reach Out e.V. in Berlin, die Opferper- der beratenen Personen, vor allem Flücht- ratungsstellen ■
spektive e.V. in Brandenburg, in Sach- linge, MigrantInnen und AussiedlerInnen,
sen-Anhalt die Mobile Beratung für Op- wurden aus einer rassistischen Tatmotiva-
fer rechtsextremer Gewalt und die Bera- tion angegriffen. Ein weiterer Schwer- Chronologie antisemitischer
tungsstelle für Opfer und potenzielle Op- punkt lag bei 329 meist jugendlichen Op- Vorfälle 2004 vorgelegt
fer rechtsextremer Straf- und Gewaltta- fern, die sich mehrheitlich einem alternati-
ten im Multikulturellen Zentrum Dessau, ven Milieu zugehörig fühlen. In 70 % der Wie im vergangenen Jahr haben die drei Berliner
in Sachsen AMAL – Hilfe für Betroffene Fälle erwies sich ein langfristiges Bera- Projekte gegen Rassismus, Rechtsextremismus und
rechter Gewalt und die Beratungsstelle tungsverhältnis als notwendig. Antisemitismus: apabiz e.V., ReachOut und tache-
les reden! e.V., jetzt eine bundesweite Chronologie
antisemitischer Vorfälle vom Jahr 2004 vorgelegt.
Die auf Presseauswertung basierenden Daten zei-
„Wie viele Teilnehmer werden erwar- (ANS), wie Christian Worch und Michael gen eine Steigerung antisemitischer Übergriffe,
tet, welche Demonstrationsroute ist ange- Kühnen mit Helmen, Eselsmasken und darunter allein 48 veröffentlichte Schändungen
meldet bzw. genehmigt, welche Rechts- Plakaten mit der Aufschrift „Ich Esel von jüdischen Friedhöfen oder Einrichtungen und
rockgruppen treten tatsächlich auf? glaube noch, dass in deutschen KZs Juden Mahn- und Gedenkstätten (2003: 35). In 5 Fällen
wurden sogenannte „Stolpersteine“ in Berlin, Düs-
Stillschweigen und Aussitzen sind der vergast wurden“ durch die Hamburger seldorf, Halle und Leipzig zerstört. Diese Zahlen
schlechteste Weg Neonazis entgegenzu- Innenstadt. können jedoch keineswegs als vollständig bezeich-
treten. Angesichts der aktuellen Debatte Auch bei einer Demonstration im Jahr net werden – die Dunkelziffer ist erheblich höher.
gehen wir von vielfältigen Protesten ge- 2004 in Hamburg gegen die Ausstellung Auch die Anzahl tätlicher Übergriffe auf Menschen
gen dieses geplante Neonazi-Spektakel „Vernichtungskrieg – Verbrechen der mit erkennbar jüdischen Emblemen oder ritueller
Kleidung ging 2004 nicht zurück: in diesem Jahr
aus.“ Wehrmacht“, trugen Neonazis Eselsmas- wurden sechs Angriffe veröffentlicht (2003: fünf).
Das Thema der Demonstration „Sozial- ken und Plakate mit der Aufschrift „Ich Aus den Daten wird ersichtlich, dass Übergriffe
staat“ stellt einen weiteren Versuch der bin ein Esel, weil ich immer noch glaube, und Angriffe in der gesamten Bundesrepublik statt-
Neonazis dar, sich antikapitalistisch und dass mein Grossvater ein Verbrecher finden, konstant in Ost und West – tätliche Angriffe
globalisierungskritisch gerierend an die war.“ auf Menschen gab es in Wismar, Berlin, Hagen
und Frankfurt am Main. Dazu kommen Sachbe-
Proteste gegen die sogenannten Sozial- Den Bezug zu derlei Aktionen stellt schädigungen mit eindeutig antisemitischer Konno-
und Arbeitsmarktreformen (Agenda Norman Bordin im Internet noch einmal tation: so wurde etwa in Wuppertal ein Verlagsau-
2010/Hartz IV) anzudocken. her: „In der Tat stellt Christian to und die Hoftür eines Verlages mit antisemitischen
Doch auch wenn Sprache, Outfit und (Worch/Anm. AIDA) ein paar Masken Parolen und mit einem „J“ beschmiert und das Auto
Aktionsformen moderner geworden sind: aus der Tierwelt zur Verfügung, aber kei- demoliert – in der Zeitschrift des Verlages war ein
Artikel über die Widerstandsgruppe „Edelweißpi-
Hinter der Sozialabbaukritik von Rechts ne Angst, Ratten sind nicht dabei. Diese raten“ erschienen. Auffällig ist die besondere Qua-
steht die immer gleiche völkisch-rassisti- Masken würden die Bewohner eines Lan- lität dieser Übergriffe, bei denen die Täter mit anti-
sche Ideologie von Volksgemeinschaft, des beleidigen können, welches kleiner ist semitischen Parolen und der Herausstellung einer
Nationalismus und Antisemitismus. als Hessen...;-)“ unterstellten oder realen jüdischen Herkunft Einzel-
Mit dem Motto der Demonstration Auch das ideologische Weltbild der ne denunzieren. Die vollständige Chronologie
kann bei www.apabiz.de im pdf-Format (91 kB)
spielen die Organisatoren auf frühere Pro- Veranstalter wird damit einmal mehr of- heruntergeladen werden. Auf Nachfrage kann die
pagandaaktionen neonazistischer Grup- fensichtlich. Datei auch gerne per Email (mail@apabiz.de bzw.
pen an. Bereits 1978 liefen Mitglieder der Marcus Buschmüller tacheles@tacheles-reden.de) zugeschickt werden.
„Aktionsfront Nationaler Sozialisten AIDA e.V., www.aida-archiv.de ■ ■

: antifaschistische nachrichten 5-2005 7


2005 jährt sich zum 60. Mal die 60 Jahre Untergang der Nazidiktatur und Befreiung
Zerschlagung der Nazidiktatur.
Der Vernichtungskrieg, den die vom Faschismus:
Nazis für ein „Großdeutschland“ und die
„Volksgemeinschaft“ begonnen hatten,
und die Shoah waren die schlimmste Ka-
Nie wieder
tastrophe der Menschheitsgeschichte.
Die Erinnerung an die Verantwortung na-
hezu aller Deutschen für die Nazibarba-
„Volksgemeinschaft“
rei muss dabei explizit hervorgehoben senberg. Thierry ist in Österreich vorbe- marsches“ entfernt, der am 6. April 1945
werden. Millionen haben aus nationalis- straft, weil er mit seinen Aktivitäten ge- die geschundenen jüdischen KZ-Häftlin-
tischer Überzeugung, getrieben von Ras- gen das NS-Verbotsgesetz verstoßen hat. ge hier vorbei führte.
senwahn, Antisemitismus, Antikommu- Thierry zählt zu den Holocaust-Leug- Braune Schulungsstätte in Rosen-
nismus, gemischt mit blindem Führer- nern und ist Antisemit. 1993 wurde er berg?
glauben, das Naziregime jahrelang unter- nach den Recherchen der österreichi-
stützt und getragen. Aktive Unterstüt- schen Zeitschrift Zoom beim „Ulrichs- Schon bei der Abspaltung der späteren
zung auf der einen sowie Untertanenge- bergtreffen“ (jährliches Treffen alter und BDVG-Aktivisten von der JN (Junge Na-
sinnung und die Illusion, sich individuell neuer Nazis in Kärnten) zusammen mit tionaldemokraten) im Jahr 1999 war die
„durchwursteln“ zu können, auf der an- dem Deutschen Peter Naumann gesich- strategische Ausrichtung der „Abweich-
deren Seite, haben die Machtübernahme tet, der für eine Reihe von rechtsterroris- ler“ klar. Die Schaffung „parteiunabhän-
der FaschistInnen, ihr grausames Terror- tischen Anschlägen verantwortlich war. giger Kaderorganisationen“ mit enger
regime und ihren barbarischen Raub- Seit Mai 1999 leitet Thierry das „Amt für Anbindung an das Spektrum der „Freien
krieg ermöglicht. Diese Kriegs- und Er- weltanschauliche Schulungen“ der NPD. Kameradschaften“, offen gegenüber al-
oberungspolitik war von den Nazigrößen Er ist oft Gastreferent bei BDVG-Veran- len radikalisierten und militanten Neona-
zusammen mit den Führungshierarchien staltungen, so am 21. Juni 2003 bei einer zivereinen. Das Problem dabei formu-
der großen Konzerne und Banken, von gemeinsamen „Sommersonnwendfeier liert die BDVG auf ihrer Internetseite in
GroßagrarierInnen, Militärs und hoher
Staatsbürokratie betrieben worden. Un-
ter der großen Klammer der „Volksge-
meinschaft“ verstand es die Naziideolo-
gie, eine rassistisch und nationalistisch
begründete „Schicksalsgemeinschaft“
aus ArbeiterInnen, Angestellten, Bäue-
rInnen, HandwerkerInnen einerseits und
Großkapital und GroßbürgerInnentum
andererseits zu schaffen. Das Konzept
der „Volksgemeinschaft“ ist und bleibt
Kernpunkt der Ideologie und Propagan-
da von alten und neuen Nazis.
Büffeln für die „Volksgemeinschaft“
Die NPD hat es ebenso wie die BDVG
(Bewegung deutsche Volksgemein-
schaft) und andere Neonaziorganisation
erkannt. Der ausgerufene „Kampf um die
Köpfe“ kann ohne erhöhten Schulungs-
aufwand nicht geführt, schon gar nicht nationaler Kräfte in Baden-Württem- einer Strategiediskussion: „Die erste
gewonnen werden. Die wesentlichen ide- berg“. Grundlage aber einer Führungsstruktur
ologischen Impulse in der Schulungsar- Am 27.11.2004 traten Lars Käppler und Hierarchie ist das Programm, der
beit für die extreme Rechte stammen (BDVG) und Thierry in Brandenburg bei weltanschauliche Unterbau… Jede poli-
heute aus den strömungsübergreifenden einer Veranstaltung der „Plattform neue tische Handlung braucht die entspre-
„Think Tanks“, z.B. dem „Deutschen Ordnung“ (PNO) auf, die sich am chende weltanschauliche Grundlage…
Kolleg“ (DK). Das DK versteht sich als 30.5.2004 in Stuttgart gegründet hatte. …Die Stärke einer Organisation
„Studien- und Kampfgemeinschaft“, de- Thierry, so wird vermutet, ist der (liegt)… niemals in einer möglichst gro-
ren Mitglieder dem deutschen Reich die „Strohmann“, der für die BDVG oder die ßen geistigen Selbstständigkeit der Ein-
Treue schwören und dessen Freiheit sie PNO den alten Landgasthof „Goldenes zelindividuen… sondern vielmehr im dis-
mit „Gut und Blut“ schützen müssen. Kreuz“ erworben hat. Zuvor war es zwei ziplinierten Gehorsam mit dem die Ein-
Hierfür präsentiert das DK einen „Auf- bekannten BDVG-Nazis aus Ellwangen zelindividuen der geistigen Führung Ge-
standsplan für das deutsche Volk“, der ei- nicht gelungen, über einen Bankkredit folgschaft leisten“.
nen Reichsverfassungsentwurf beinhal- das nötige Geld zum Erwerb der Immo- In Ellwangen, wenige Kilometer von
tet: „Es herrscht nicht absolute Reli- bilie aufzutreiben. Die beiden Neonazis Hohenberg entfernt, hat der Verlag „Volk
gionsfreiheit, sondern nur die Freiheit renovieren zwischenzeitlich aber den in Bewegung“ seine Postfachadresse, im
des Glaubens an das Reich“. Wohnbereich der ehemaligen Gaststätte. nahe gelegenen Aalen soll die Nazipos-
Vom Gasthaus „Goldenes Kreuz“ Letztendlich ist es jedoch unwesent- tille verlegt (gedruckt?) werden. Die
zur Schulungsstätte unterm Haken- lich, welche dieser Organisationen hinter „strömungsübergreifende“ Funktion die-
kreuz? dem Erwerb des Gasthofes steht. Die ses rassistischen Hetzblattes, das von der
Nutzung als Schulungsstätte und „Ka- BDVG herausgegeben wird, ist selbstre-
Andreas Thierry ist der offizielle Käufer derschmiede“ dürfte klar sein. dend: „…erstklassige Berichterstattung
des alten Landgasthofes „Goldenes Das große Gebäude liegt nicht weit zur richtigen politischen Positionierung
Kreuz“ in Hohenberg / Gemeinde Ro- von der Route des „Hessentaler Todes- weltanschaulicher, nationaler Kräfte.“

8 : antifaschistische nachrichten 5-2005


Nachfolgend einige Auszüge aus Mittenwald 2005:
„Volk in Bewegung“ (Internetseite
BDVG):
„Die germanische Gutmütigkeit und
Kriegsverbrecherehrungen?
Harmlosigkeit wird seit einem halben
Jahrhundert in einer derart schmäh-
lichen Weise missbraucht, dass die Frei-
Endlich weg damit!
heit und selbst die biologische Existenz Pfingsten 2005: Eine Woche zuvor
unserer Völker auf dem Spiel steht.“ jährt sich der Tag der Befreiung
„Während die Vermischung der ver- vom deutschen Faschismus zum
wandten europäischen Rassen keine gro- 60. Mal. Etliche aber wurden damals nicht
ßen Nachteile und sicher manchmal Vor- befreit, sondern besiegt und diese Nieder-
teile bringt, wenn auch der jeweilige lage steckt ihnen 60 Jahre später noch in
Rassenkern der einzelnen Völker nicht den Knochen. Und so werden sich auch
geschwächt werden sollte, ist eine Kreu- dieses Jahr zu Pfingsten über tausend ehe-
zung mit farbigen Rassen, die schon zah- malige Wehrmachtssoldaten, gegenwärti-
lenmäßig immer stärker ins Gewicht fal- ge Bundeswehrsoldaten und ihre Gesin-
len abzulehnen, da eine solche Vermen- nungsgenossInnen aufmachen zu einer
gung das rasche Ende unseres Erdteils in Gedenkveranstaltung der ganz anderen
gekannter biologischer und geistiger Art: Nach Mittenwald, zum ‚Ehrenmal‘ gungsbehörden doch noch einmal mit ei-
Hinsicht einläuten würde.“ der Gebirgsjäger am Hohen Brendten, wo- ner Mordanklage an die Tür klopfen. Das
„Deswegen muss ein Volksstaat der hin der Kameradenkreis der Gebirgsjäger alles ist widerlich, und wir wollen, dass
Zukunft als einen seiner obersten Grund- seit 48 Jahren lädt, damit sie dort ‚ihrer‘ das aufhört.
sätze beachten: Nicht „allen das Glei- Toten aus zwei Weltkriegen gedenken. Wir Darum gibt es seit zwei Jahren zu Pfing-
che“, sondern „jedem das Seine“. Den finden: Sie müssen sich ihrer Täterschaft sten in Mittenwald nicht nur ‚gedenkende‘
Amerikanern lassen wir den Kaugummi, erinnern und der Opfer gedenken. Gebirgsjäger, sondern auch Veranstaltun-
den Schwarzen die Negertrommeln, den Darum sind die Gebirgsjäger seit 2002 gen mit Überlebenden der Massaker der
Arabern den Harem und den Juden das bei ihrer widerlichen Veranstaltung nicht Gebirgstruppe, die so am Ort der Täter
Zinssystem. Für uns aber beanspruchen mehr ungestört: Vor drei Jahren enterte eine Stimme erhalten, es gibt Aktionen
wir den deutschen Wald, die deutsche eine Gruppe AntifaschistInnen das tradi- und Demonstrationen, die dazu geführt
Kunst und das deutsche Recht. Vor allem: tionelle Schweinebratenessen von Ge- haben, dass das Gebirgsjägertreffen vom
das deutsche Blut und die deutsche Spra- birgsjägern im ‚Postkeller‘ in Mittenwald alljährlichen normalen Vorgang zum bri-
che. Dann fühlen wir uns frei!“ und forderte eine Gedenkminute für die santesten Thema der örtlichen öffentlichen
Nazitreff und Kaderschmiede Opfer der Verbrechen der Gebirgsjäger. Debatten geworden ist. Aber das reicht uns
verhindern Für diese sicherlich nicht unbillige Forde- nicht! Wir fordern: Weg damit! Es muss
rung wurden sie von Greisen mit Stühlen endlich Schluss sein mit dem Gebirgsjä-
„Wir wissen noch nicht, was der neue Ei- attackiert, aus dem Lokal geworfen und gertreffen in Mittenwald! Es muss Schluss
gentümer vorhat“ berichtet der Bürger- anschließend von der bayerischen Polizei sein mit Feierlichkeiten, bei denen Täter
meister von Rosenberg. Da das Gebäude für 24 Stunden in der Jugendherberge fest- zu Opfern umgelogen werden! Erst dann
mit hoher Wahrscheinlichkeit baulich ver- gesetzt. kann die Frage eines Mittenwalder Bür-
ändert werden soll, werde es auch Kon- In den vergangenen beiden Jahren wur- gers, wie denn der antifaschistische „Sau-
takte zu seinem Besitzer geben. „Und da de öffentlich und breiter nach Mittenwald haufen“ am besten aus Mittenwald fern zu
werde ich ihm unmissverständlich zu Ver- mobilisiert: Gegen den Skandal eines Tä- halten sei, eine Antwort finden.
stehen geben, dass Leute mit seiner Ge- tergedenkens, an dem sich nicht nur die „Ich würde ja was sagen, aber dann
sinnung in unserer Gemeinde uner- noch lebenden Täter sondern auch die müsste ich hier wegziehen.“
wünscht sind. Wir werden diese Sache Bundeswehr beteiligt, in dem unbeirrt an
ganz sicher nicht totschweigen“, fährt der der Mär von Ehre und Tugend des deut- Im idyllischen Mittenwald herrscht eine
Rosenberger Bürgermeister fort. Nur schen Gebirgsjägers gestrickt wird, am ge- repressive Atmosphäre von Gewalt und
durch eine umfassende und ständige Öf- nerationenübergreifenden soldatischen Angst. Während der Demonstration am
fentlichkeitsarbeit kann ein geplantes Na- Geist – und dies alles im Angesicht der Pfingstsamstag 2004 musste sich der The-
zizentrum verhindert werden. Nehmen Tatsache, dass diese Truppe während des resienstadt-Überlebende Ernst Grube an-
wir den Bürgermeister beim Wort! Beob- zweiten Weltkriegs eigenhändig Massen- hören, „man hat Euch zu vergasen verges-
achten und handeln wir! morde in über 50 Orten quer durch Europa sen“. Die Wirtin einer Gaststätte fand:
verübte. „Euch müss-te man alle mit dem Schürha-
Landesweite Demo und Kundgebung Kommeno, ein Dorf in Nordgriechen- ken erschlagen“ und solche Hinrichtungs-
am 9. April 2005 in Rosenberg/ land, wo über 317 ZivilistInnen ermordet phantasien sind kein Einzelfall. Wo er
Hohenberg „Nie wieder Volks- wurden und Kephalonia, eine Insel bei aber nicht freiwillig besteht, da wird der
gemeinschaft“ Korfu, auf der 5000 tausend entwaffnete Gemeinde-Gebirgsjäger-Konsens er-
Auftakt in Rosenberg, Demonstration italienische Soldaten hingerichtet wurden, zwungen. Der Wirt der Halle des Mitten-
zum Nazitreff „Goldenes Kreuz“ sind von den Verbrechen der Gebirgsjäger walder Sportvereins, in der 2003 das Hea-
Anschlusskundgebung nur die bekanntesten: Von Griechenland ring mit Überlebenden der Massaker statt-
über den Balkan, nach Italien und Frank- fand, ist anschließend von seinen Mitbür-
Unterstützende Organisationen (Stand 9. Febru-
reich bis hinauf nach Finnland zieht sich gern unter so massiven Druck gesetzt
ar): VVN-BdA KV Schwäbisch Hall / KV Leon- eine breite Blutspur. worden, dass er die zentral gelegenen Ört-
berg – Sindelfingen – Böblingen ; Trägerverein Die alljährliche Selbstvergewisserung lichkeiten 2004 nicht mehr an die ‚an-
Jugendzentrum Ellwangen e.V.; Friedensforum der Gebirgsjäger an Pfingsten hat so im- greifbare Traditionspflege‘ vermieten
Ellwangen; Bündnis 90/Die Grünen, OV Ellwan-
gen / KV Ostalb; Ver.di Ortsverein Ellwangen; mer auch den Charakter einer Selbsthilfe- wollte. Kein Buchladen fand sich bereit,
Treffpunkt Nord-Süd (Weltladen Ellwangen) e.V.; gruppe für Kriegsverbrecher, ideell und das vom AK angreifbare Traditionspflege
Ver.di Bezirk Ostwürttemberg – Ulm; Club Alpha ganz konkret: Hier werden Absprachen herausgegebene Buch ‚Mörder unterm
60 Schwäbisch Hall sowie viele Einzelpersonen. getroffen für den Fall, dass die Strafverfol- Edelweiß‘ in ihr Sortiment aufzunehmen.

: antifaschistische nachrichten 5-2005 9


Ein Ziel unserer Aktionen ist es, den tenwald, ab 19 Uhr. Eröffnungsveranstal- Leben und Mirko Messner verfasste sie
Schulterschluss von Militär und Gemein- tung Freitag 13. Mai: Aktionstag im Frei- das Buch: „Haiders Exerzierfeld“, das die
de in Mittenwald zu brechen. Hier sehen staat Bayern mit mindest. zwei AK zu Mi- historischen Gründe für den in Kärnten so
wir taktisch auch ganz gute Chancen: litarismus und zu den Todesmärschen virulenten Deutschnationalismus und
Denn das ganze öffentliche Aufsehen, das Samstag, 14. Mai 2005: 10 Uhr Zeitzeu- Rechtsextremismus nachzeichnet. Von
das Treffen und die Gegenaktionen her- genveranstaltung u.a. mit: Livio Piccioni. verschiedenen Plätzen aus werden um 15
vorgerufen haben, die ungenierten Äuße- Resistenza Camerino (angefragt), Bruno Uhr Sternmärsche beginnen, sie treffen
rungen mancher Mittenwalder BürgerIn- Pettinari Macerata Historiker (angefragt), sich vor der katholischen Kirche, wo um
nen vor laufender Kamera und die laufen- Lipej Kolenik, Partisanenname Stanko. 16.30 Uhr die zentrale Abschluss-Demon-
den Ermittlungsverfahren wg. Kriegsver- Lipej Kolenik desertierte von der Wehr- stration beginnt. Die Demonstration steht
brechen in Kommeno und Kephalonia ha- macht und schloss sich den Kärntner Par- unter dem Motto: „Kriegsverbrecher er-
ben bereits zu Stornierungen empörter tisanen an. Anton Pecnik, Partisanenname greifen – NS-Opfer entschädigen“. Er-
TouristInnen geführt, die unter solchen Tine, desertierte von der Wehrmacht, wartet werden 500 TeilnehmerInnen aus
Mörderbanden keinen Urlaub machen mö- nachdem er gesehen hatte, was die in Po- dem In- und Ausland, darunter Zeitzeugen
gen. „Schadet das Pfingsttreffen dem Tou- len anrichtete. Er schloss sich den Kärnt- aus Slowenien, Italien, Österreich und
rismus in Mittenwald?“ ist also eine der ner PartisanInnen an und wurde schließ- Frankreich.
vielen Fragen, die wir Pfingsten gern öf- lich Kommandeur. Vida Obid ist seit Jahr- Infos bei: www.nadir.org/mittenwald sowie bei
fentlich in Mittenwald erörtern wollen. zehnten in verschiedenen Initiativen und den VVN-BdA Landesvereinigungen Bayern und
Vorläufiges Programm: Donnerstag 12. Organisationen der Kärntner SlowenIn- NRW, www.nrw.vvn-bda.de Tel. 0202 45 06 29
Fax 0202 25 49 836, Anschrift: Gathe 55, 42107
Mai: Wiederentwaffnungs-Camp in Mit- nen politisch aktiv. Zusammen mit Andrej Wuppertal ■

Am Freitag, 4. März fiel die Ent-


scheidung: Der Disziplinaraus-
schuss der Universität Lyon III hat
Gollnisch für 5 Jahre von
beschlossen, den rechtsextremen Hoch-
schullehrer Bruno Gollnisch (gleichzeitig Universität ausgeschlossen
„Nummer Zwei“ in der Parteihierarchie Wahrscheinlicher Nachfolger Le Pens für Holocaust-Leugnung sanktioniert
des Front National) für 5 Jahre vom
Dienst zu suspendieren. Das ist die Sank-
tion für die faktische Auschwitzleugnung
in Gestalt der Äußerungen Gollnischs auf
einer Pressekonferenz, die er am 11.
Oktober 2004 am örtlichen Parteisitz des
Front National in Lyon abhielt. Damals
hatte Gollnisch u.a. erklärt, über die Fra-
ge der Existenz von Gaskammern in den
NS-Konzentrationslagern sowie die Zahl
der tatsächlich in den KZs zu Tode Ge-
kommenen müssten „Historiker“ nun-
mehr endlich „frei debattieren“ können.

Bruno Gollnisch unterrichtete bisher ja-


Gollnisch auf dem Weg zur Anhörung vor dem Disziplinarausschuss
panisches und internationales Recht an
der Universität Lyon III. Der ausgebilde-
te Jurist hat einen Teil seiner Studienzeit von ihnen. Er weiß nicht genau, warum Gollnisch hatte ebenfalls seine profes-
in Japan verbracht und ist mit einer Ja- Gollnisch vor den Ausschuss vorgeladen sorale Robe übergeworfen und präsen-
panerin verheiratet. Lange Jahre war er ist.“ (Ausgabe vom 2. März) tierte sich selbst als „Akademiker, des-
Dekan an der japanalogischen Fakultät Die Parteianhänger skandierten nach sen Robe ohne Flecken ist“. De facto
der Hochschule. verschiedenen Berichten etwa: „Lasst führte er sich allerdings bei seinem Auf-
Der Disziplinarausschuss trat am 1. Gollnisch frei“ und „Rührt meinen Prof tritt vor dem Universitätsgebäude weit-
März zusammen und tagte neun Stunden nicht an!“ Der Großteil unter ihnen dürf- aus eher als Partei-, ja Bandenführer
lang hinter verschlossenen Türen. Dabei ten allerdings keineswegs Studenten ge- denn als Wissenschaftler auf. „Ich werde
wurde der rechtsextreme Professor Bru- wesen sein, was schon vom Alter her meinen Kollegen erhobenen Hauptes und
no Gollnisch, der sich von einem Anwalt ausgeschlossen schien. Unter den Ver- mit sauberen Händen entgegen gehen“,
begleiten ließ, durch sechs seiner Hoch- sammelten befanden sich auch – in ihre rief Gollnisch aus und griff damit eine
schulkollegen angehört. Bei seiner An- Professorenrobe geworfen – Jean Haudry alte populistische Parole des FN aus den
kunft hielt Gollnisch einen (pseudo-)tri- und Pierre Vial. Haudry hatte dereinst 90er Jahren auf („Tête haute et mains
umphalen Einzug vor 400 Anhängern, das „Institut für indoeuropäische Stu- propres“) auf, mit dem die Partei sich da-
die eigens aus diesem Anlass zu- dien“ IEIE an der Hochschule Lyon III mals als angeblich einzige, nicht-korrup-
sammengetrommelt worden waren. An- gegründet, das 1998 unter massivem te politische Kraft aufzuspielen suchte.
hänger der rechtsextremen Partei waren Druck geschlossen wurde und wo davor Gollnisch wetterte gegen „jene, die die
eigens aus Strasbourg angereist; die Ta- wissenschaftlich verbrämte „Rassenkun- Erinnerung instrumentalisieren, um dar-
geszeitung „Libération“ berichtet dazu: de“ – es handelte sich faktisch um aus politischen und finanziellen Profit zu
„(Sie) haben den Nachtzug genommen, „Arier-Studien“ – betrieben wurde. Der ziehen, um den Franzosen Schuldgefühle
um ,ihren‘ Europaparlamentarier zu ver- Historiker Pierre Vial unterrichtete sei- zu geben und ihre Gegner zu unterdrü-
teidigen. ,Als wir die Nachricht aus nerseits jahrelang am IEIE; er war früher cken“. Ferner leistete er sich eine Abwei-
Saint-Cloud (in diesem Pariser Vorort auch beim Front National aktiv, hatte chung vom Hauptthema der Rede, um
liegt der Parteisitz) erhielten, haben wir diese allerdings mit der Abspaltung unter gegen das im Dezember 04 verabschie-
gar nicht erst diskutiert‘, erzählt einer Bruno Mégret 1999 verlassen. dete Gesetz zur Strafverschärfung für

10 : antifaschistische nachrichten 5-2005


Straftaten mit homophobem (Hass- Tag der Befreiung:
)Hintergrund zu trompeten und dagegen
„die natürliche Familie“ hochzuhalten. –
Vor dem Ausschuss scheinen ihm seine
Pro Köln will deutschen Opfer-
Sprüche freilich nicht viel geholfen zu
haben.
mythos im Rat beschließen lassen
Im Hintergrund: Innerparteilicher Köln. Etwas Besonderes hat sich litischen Druck zu setzen. Man darf auf
Wettstreit um Hardliner-Profil die Pro Köln-Fraktion um den den (hoffentlich ausbleibenden) Erfolg
seit Jahrzehnten in neofaschisti- des Tricks gespannt sein.
Als Hintergrund der doch ziemlich unge- schen Gruppierungen aktiven Manfred Aber die Demagogie der Neofaschis-
schminkten und weit gehenden Auslas- Rouhs zum 8. Mai, dem 60. Jahrestag der ten ist auch deshalb gefährlich, weil sie
sungen des FN-Politikers, für die er jetzt Befreiung vom Faschismus, der auch in an Haltungen anknüpft, die teilweise
sanktioniert wurde, wird der Wunsch Köln mit einer Vielzahl von Veranstal- selbst innerhalb der SPD und der Grünen
Gollnischs vermutet, durch „Härtebe- tungen begangen wird, einfallen lassen. konsensfähig sind. Die These vom totali-
weis“ im derzeitigen innerparteilichen Sie stellte im Stadtrat den Antrag, „den taristischen Naziregime und, auch wenn
Machtkampf zu bestehen und die gegen 60. Jahrestag der bedingungslosen Kapi- es nicht besonders genannt wird, vom
Parteichef Jean-Marie Le Pen aufge- tulation der Deutschen Wehrmacht“ zu ebenso totalitaristischen System der
brachten Altkader und Hardliner auf sei- würdigen und führte dazu erläuternd aus: DDR, vertreten ebenso die von der CDU
ne Seite zu ziehen. Diese werfen dem „Der 8. Mai steht neben der Befreiung gestellte sächsische Staatsregierung oder
FN-Gründer und seit über 32 Jahre am- vom totalitaristischen Naziregime auch der ehemalige Pastor und Berufsdissi-
tierenden Parteichef vor, statt einer poli- für den Schrecken und das Leid der Be- dent Gauck oder sein Kollege Eppel-
tisch-ideologisch determinierten eine völkerung, den die Rote Armee von Ost- mann. Frau Vera Lengsfeld, ebenfalls
vorwiegend familiär ausgerichtete Nach- preußen bis nach Berlin zu verantworten eine frühere Dissidentin und heute CDU-
folge anzustreben. Das bedeutet, dass hat. Im Rahmen der Veranstaltung ge- Bundestagsabgeordnete, fand das Sys-
ihm vorgeworfen wird, seine jüngste denkt die Stadt der Verfolgten und Er- tem der DDR sogar schlimmer als den
Tochter Marine Le Pen zu seiner Nach- mordeten des Naziregimes, der Kriegs- deutschen Faschismus. Frau Steinbach,
folgerin aufzubauen – die durch die opfer, Flüchtlinge, Vertriebenen, ge- oberste Vertriebene Deutschlands und
Hardliner und Altfunktionäre der Partei schändeten Frauen und der Opfer des ebenfalls Bundestagsabgeordnete der
verdächtigt wird, zu „modernistische“ sinnlosen Bombenkrieges“. CDU und einige ihrer Parteifreunde wer-
und kompromisslerische Positionen zu Auf den ersten Blick scheint dieser den sich mit der Aussage des Antrags zur
vertreten und zu sehr auf die bürgerliche Antrag nichts anderes zu enthalten als Roten Armee ebenfalls anfreunden kön-
Medienöffentlichkeit zu schielen. Infol- das, was Beobachter(innen) der rechten nen.
ge der jüngsten Skandale, die durch die Szene seit langem kennen: Ein wenig To- Eine wohltuende Ausnahme bildet da
Äußerungen Gollnischs vom Oktober talitarismusdoktrin und Geschichtsrevi- der ehemalige Bundespräsident von
04, aber auch ihres eigenen Vaters im Ja- sionismus sowie jede Menge deutscher Weizsäcker, der mit seiner Rede zum 8.
nuar 05 (Jean-Marie Le Pen hatte die na- Opfermythen. Interessant wird das Mai 1985 Maßstäbe gesetzt hat, hinter
zideutsche Besatzungsära in Frankreich Machwerk zum einen deshalb, weil es die auch die CDU, der Herr Weizsäcker
als „nicht besonders inhuman“ qualifi- fast wörtlich mit einem Antrag identisch angehört, nicht zurückfallen sollte. Auf
ziert) ausgelöst wurden, ist Marine Le ist, den die Berliner Bezirksverordneten- Basis dieser zwanzig Jahre alten, aber
Pen aber von all ihren Parteiämtern zu- versammlung Steglitz/Wilmersdorf mit immer noch gültigen Aussage, könnte
rückgetreten. Sie zog sich auch vorläufig der Mehrheit von CDU und FDP be- der Kölner Rat des 8. Mai gedenken. Ein
aus der aktiven Politik zurück und will schlossen hat und auf dem diese rechte solcher Beschluss würde ihm auch in den
erst im September wieder an die Öffent- Mehrheit trotz aller Proteste der Öffent- Partnerstädten (zu denen u.a. Wolgograd,
lichkeit treten, wenn sie voraussichtlich lichkeit beharrt. Es ist deshalb nicht un- Rotterdam und Tel Aviv gehören) Ehre
ein Buch zur Zukunft und zur Strategie geschickt, die Kölner Parteifreunde der machen. Wir dürfen neugierig sein, ob
der „nationalen Rechten“ veröffentlichen Christdemokraten und Liberalen mit ei- sich die Mehrheit zu einer solchen Ent-
wird. nem nahezu identischen Antrag unter po- scheidung durchringen kann. tri ■
Mutmaßlicher Nachfolger Le Pens
an der Spitze
Das bestätigte im Übrigen auch Le Pen nachfolgen sollte!“ (In Wirklichkeit hatte
Für Bruno Gollnisch scheint momentan selbst anlässlich der Sitzung des Bureau er selbst diese Hypothese vor zwei bis
der Weg für die Nachfolge des langjähri- politique, des zweithöchsten Führungs- drei Jahren in Zeitungsinterviews expli-
gen Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen an gremiums der Partei, am 28. Februar. An zit entwickelt.) Von Journalisten darauf
die Parteispitze so gut wie frei zu sein. jenem Montag erklärte er, falls er mor- angesprochen, dass Marine Le Pen nicht
gen unfähig würde, sein Amt weiterhin zur Parteisitzung erschienen war und
auszuüben, dann werde er Bruno Goll- auch andere Parteisitzungen schwänzte,
nisch „zu meinem Nachfolger empfeh- und danach befragt, ob er sie nicht mehr
len“. Ähnlich hatte Le Pen sich zwar sehe, ließ Le Pen den Kommentar ab:
verbal auch in der Vergangenheit (2003) „Das ist nicht schlimm, ich sehe (auch)
geäußert. Doch damals hatte er parallel viele andere Leute nicht mehr.“
dazu Fakten zugunsten seiner Tochter Damit scheint der innerparteiliche
als Nachfolgerin an der Parteispitze ge- Machtkampf weitgehend entschieden zu
schaffen, beispielsweise ein (bisher sein, zugunsten des ebenso hardlinerhaft
nicht bestehendes) Vizepräsidenten- profilierten wie – von seiner persön-
Amt extra für sie eingeführt und mit lichen Aura her – langweilig-technokra-
Marine Le Pen besetzt. Dieses Mal legte tisch wirkenden Bruno Gollnisch. Ob
Le Pen senior sich aber allem Anschein dies das letzte Wort der Geschichte ist,
nach wirklich fest. Am 28. Februar er- und ob dies den Rechtsextremen irgend-
klärte er außerdem: „Es war nie die einen Nutzen bringen wird, bleibt abzu-
Protest der Gollnisch-Anhänger Rede davon, dass meine Tochter mir warten. Bernhard Schmid, Paris ■

: antifaschistische nachrichten 5-2005 11


: ausländer- und asylpolitik
sammen mit der Respektierung der
Grundrechte, der wichtigste Grund, der
für eine kollektive Regularisierung
spricht. Auch aus steuertechnischen
Ex und hopp – wie sich erst mal abzuschieben und dabei auch Gründen ist dies sinnvoll – ebenso aus
bayerische Behörden heikle fünfe gerade sein zu lassen. Wenn ein sozialversicherungstechnischen Überle-
Flüchtling erst mal weg ist, so die Erfah- gungen.
Fälle vom Hals schaffen rung, wer soll sich dann beschweren. Für die repressive schweizerische
München. Am 15.2. wurde auf Veran- Das weitere Schicksal des Jugendlichen, fremdenpolizeiliche Maschinerie handelt
lassung des Ausländeramts Regensburg der auf sich gestellt nun im Jemen über- es sich bei den Sans-papiers um eine
Adil Mohamed Ali Salah, ein jugend- leben muss, und die Gefühle seiner Form der illegalen Migration, der mit
licher Flüchtling aus Somalia, in den Je- Freunde, die sich aufopfernd für seinen Rückweisungen und Zwangsmaßnahmen
men abgeschoben. Ein erster Abschiebe- Aufenthalt in Deutschland eingesetzt begegnet werden muss. Der Ausschaf-
versuch war storniert worden, nachdem hatten, müssen zurückstehen hinter dem fung folgte die Einreisesperre.
der Jugendliche sich in der JVA Regens- Interesse des Innenministeriums an der Die Gewerkschaft Unia kämpft ge-
burg aus Verzweiflung selbst verletzt hat- Steigerung der Abschiebequoten. meinsam mit Personen ohne einen gere-
te. Mehrere Tage wurde Adil Ali Salah gez. Stephan Dünnwald, Bayerischer gelten Aufenthaltsstatus für die Regulari-
daraufhin in einer separaten Zelle ruhig- Flüchtlingsrat sierung, unabhängig davon ob vorher ‚il-
gestellt, Freunden, einer Mitarbeiterin www.bayerischer-fluechtlingsrat.de ■ legal‘ Eingereiste, Asylsuchende, Ex-
von Amnesty International und selbst der Saisonniers oder Personen, die aus ande-
Rechtsanwältin wurde der Kontakt ver- „Eines Tages wird die Zeit ren Gründen (Scheidung, Studium,
weigert. Der zweite Abschiebeversuch Wiedereinreise) keine Bewilligung mehr
wurde am Dienstag trotz anhängiger Pe- uns Recht geben“ erhalten haben. Diese Personen fordern
tition und erneuten Selbstverletzungen UNIA ist ab dem 1. Januar 2005 die Gewerk-
ihre elementaren Rechte ein und erinnern
des Jugendlichen sowie sachlicher Zwei- schaft für alle in der Schweiz. SMUV (Metall), uns daran, dass es ein unverzichtbares
fel an der Legitimität der Abschiebung GBI (Bau) und VHTL (Transport, Lebensmittel...) Menschenrecht ist, sich nach freier Wahl
vollzogen. Gotthold Streitberger, ein haben sich zur größten Gewerkschaft zu- niederzulassen und zu arbeiten.
Sprecher des Bayerischen Flüchtlings- sammengeschlossen. Im Rahmen der Aktivitä- In Anbetracht der Situation, dass die
rats und Mitglied der BI Asyl Regens- ten der Arbeitsgruppe Arbeit und Migration Arbeitgeber sich weigern, Lösungen zu
burg, die sich in den letzten Wochen wurde Franco Basciani, ein Vertreter von UNIA, finden, sondern diese Lage maximal aus-
zu einer Veranstaltung zum Thema Sans-Papiers
energisch für einen Aufschub der Ab- nützen, fordern wir nebst der Regulari-
ins Freiburger Gewerkschaftshaus geladen. Im
schiebung eingesetzt hatte, wertet diesen Folgenden der Beitrag von Franco Basciani von
sierung der Sans-papiers, die Anwen-
Schnellvollzug als Skandal: „Das bayeri- der UNIA in gekürzer Fassung: dung weiterer Schutzmaßnahmen, be-
sche Innenministerium hat, obwohl ihm sonders auf dem Arbeitsmarkt. Keine
berechtigte Einwände bekannt waren, Menschen ohne gültige Aufenthaltsbe- Nachfrage soll mit ‚Papierlosen‘ ange-
das Problem durch Abschiebung „ent- willigung (OGAB) markieren eine dau- gangen werden. Oft nehmen OGAB eine
sorgt“. Obwohl Adil Ali Salah unstrittig ernde Präsenz in unseren immer mehr Arbeit für kurze Zeit, stundenweise an,
aus Somalia stammt, ergriffen die Behör- globalisierten Gesellschaften. Dieser werden insgesamt aber für längere Zei-
den die Gelegenheit, ihn in den Jemen Trend wird weiterhin bleiben. In der ten ausgebeutet. Sie sind schlecht bezahlt
abzuschieben. Das wäre ihnen, hätten sie Schweiz schätzt man die Zahl dieser so- und sozial nicht abgesichert. Sie sind oft
die Staatsangehörigkeit seriös überprüft, genannten Sans-papiers auf 100.000 bis schlecht qualifiziert und für ihre prekä-
nicht möglich gewesen. 300.000. Die genaue Zahl kennt nie- ren Arbeitsbedingungen erhalten sie oft
Die Ausländerbehörde stand unter mand, doch das ist auch die unwichtigste nur einen Hungerlohn. Diese Niedrig-
Zeitdruck. Eine Einreiserlaubnis, ausge- Frage. Wichtig sind nicht die Hochrech- lohnbezüger/-innen verdienen durch-
stellt von der Jemenitischen Botschaft, nungen, sondern wir müssen die Tatsa- schnittlich 8 CHF pro Stunde bzw. 1300
wäre am 16. Feb. 2005 abgelaufen. Ein che anerkennen, dass es sich hier um Ar- bis 1500 Franken im Monat. In der
erneutes Laissez-Passer wäre schwierig, beitsmigration handelt, also um eine Schweiz sind sie vor allem in privaten
wenn überhaupt, zu besorgen gewesen. nicht zu bremsende Tendenz. Somit Haushalten, in Gastgewerbe, Bau. Land-
Adil Ali Salah hatte gegenüber den Be- muss die UNO-Konvention über die wirtschaft, Reinigungswesen tätig.
hörden wahrheitsgemäß angegeben, den Rechte der Wanderarbeiter und ihrer Fa- Wegen der starken Abhängigkeit vom
jemenitischen Pass gekauft zu haben. milie angewendet werden. Arbeitgeber, der die Situation ausnützt,
Auch gingen die Behörden immer davon Wichtig ist die soziale Frage. Men- haben die OGAB keinerlei Schutz, kein
aus, dass Adil Ali Salah aus Somalia schen ohne gültige Aufenthaltsbewilli- Geld, keine Hilfe. Lösungsansätze und
stammte. Der Unterschied: in den Jemen gung (oder geregelten Aufenthaltsstatus) Forderungen als Einstieg in die Diskus-
konnte er abgeschoben werden, nach So- sind Kinder, die in die Schule gehen dür- sion sind:
malia nicht. In der Petition, die sich mit fen, aber riskieren denunziert zu werden. ● Die Grundrechte müssen den frem-
der Abschiebung nun auch erledigt hat, Oder es sind Jugendliche, die es sehr denpolizeilichen Maßnahmen (Auslän-
wurden alle Einwände noch einmal zu schwer haben, eine Lehrstelle zu finden dergesetz) übergeordnet sein.
Papier gebracht. Doch auch die geäußer- und einen Beruf zu erlernen. Es sind ● Ein offenes „Ausländergesetz“, das
ten Bedenken des stellvertretenden Vor- auch Frauen, die in privaten Haushalten die Entstehung von „Sans-papiers“ verun-
sitzenden des Petitionsausschusses, MdL arbeiten: putzen, kochen, ältere Leute möglichen soll, hingegen Möglichkeiten
Werner (SPD) und der Abgeordneten und Kinder betreuen. Und es sind Män- gibt, diese Personen zu regularisieren.
Scharfenberg (Grüne), und die Bitte, die ner, die oft auf dem Bau oder in der ● Ein „Ausländergesetz“, das die
Abschiebung vorerst auszusetzen, beein- Landwirtschaft anzutreffen sind. Sie alle UNO-Konvention über die sozialen, wirt-
druckten das inzwischen mit dem Fall arbeiten für uns und mit uns. schaftlichen und kulturellen Rechte res-
befasste Innenministerium nicht. Geschätzte gut 80% von ihnen sind in pektiert und einhält.
Bevor sich das Innenministerium auf einen Arbeitsprozess integriert. Das be- Die letzte Regularisierungsaktion in
langwierige Überprüfungen einließ, ließ deutet, dass ohne sie unser Familien- und der Schweiz fand im Rahmen der huma-
es abschieben. Dies unterstreicht wiede- Gesellschaftssystem nicht funktionieren nitären Aktion im Jahr 2000 statt: 15.000
rum die bayerische Praxis, im Zweifel würde. Ohne sie geht nichts. Das ist, zu- Eingewanderte aus Sri Lanka und Südeu-

12 : antifaschistische nachrichten 5-2005


Am 2. März fand in Berlin die
„Jahrestagung Illegalität“
statt, durchgeführt von dem
katholischen Forum „Leben in der Ille-
galität“. Zusammen mit dem Rat für
Migration wurde auf der Konferenz
ein Manifest vorgestellt, das bereits
von mehr als 370 Prominenten unter-
zeichnet worden ist. Mit dem Mani- legale Zuwanderung‘ besteht insofern Schleuserorganisationen, davon nur in
fest will die Initiative die medizinische politische Einigkeit, als man den Ursa- geringem Umfang getroffen werden.
Grundversorgung illegaler Migran- chen für Migration mit entwicklungspo- Aus diesem Grund muss jeder Ver-
ten und den Schutz vor Ausbeutung litischen Instrumenten begegnen und die such, irreguläre Zuwanderung im Rah-
thematisieren und vor allem auch die international organisierte Kriminalität im men der rechtsstaatlich vertretbaren
Probleme der mitbetroffenen Kinder Bereich von Menschenhandel – insbe- Möglichkeiten zu begrenzen, sich auch
öffentlich machen. Mit einem offenen sondere zu nennen ist hier der Frauen- mit ergänzenden und alternativen Maß-
Diskurs wollen die Initiatoren errei- handel – mit Nachdruck bekämpfen will. nahmen auseinandersetzen. Hierbei er-
chen, dass illegale Migration nicht Diese Optionen richten sich aber nur auf scheint auch eine Aufnahme und kriti-
automatisch mit Kriminalität gleich- bestimmte Ausschnitte des gesamten sche Würdigung der Erfahrungen ande-
gesetzt wird. Es müssten differenzier- Phänomens ‚illegale Zuwanderung‘, das rer Länder wichtig. Dabei sind etwa zu
te Lösungen gesucht werden, die den in Deutschland nach Schätzungen eine berücksichtigen: praktische Fragen im
Lebensumständen der Einwanderer halbe bis eine ganze Million Menschen Zusammenhang mit humanitären Anfor-
gerecht werden, so Jörg Alt, Ge- betrifft. derungen wie etwa der medizinischen
schäftsführer des Forums in seiner Er- Der irreguläre Aufenthalt einer so gro- Grundversorgung, dem Schutz vor Aus-
öffnungsansprache. Wir dokumentie- ßen Anzahl von Menschen wirft gravie- beutung und Schuldknechtschaft oder
ren das Manifest. rende Probleme auch für das Selbstver- der Berücksichtigung mitbetroffener
ständnis unseres Staates auf, denn so Kinder ebenso wie grundsätzlichere
Illegale Zuwanderung – für werden rechtlich geordnete Verpflichtun- Überlegungen zu den Wechselwirkungen
eine differenzierte und lö- gen und Ansprüche zwischen den Bür- zwischen regulärer und irregulärer Zu-
sungsorientierte Diskussion gern unterlaufen und das Vertrauen der wanderung und den damit verbundenen
Bürger in die Fähigkeit des Staates, die asyl- und ausländerrechtlichen sowie zu-
Am 1. Januar 2005 ist in der Bundesre- rechtsstaatliche Ordnung zu garantieren, wanderungspolitischen Gestaltungsop-
publik Deutschland das neue Zuwande- beschädigt. Dazu kommt die humanitäre tionen.
rungsgesetz in Kraft getreten. Damit Situation der Migranten und Migrantin- Aus diesen Gründen wollen wir einen
wird nach jahrelanger Diskussion die re- nen selbst, die häufig ihre Rechte nicht öffentlichen Diskurs in Deutschland an-
guläre Zuwanderung in unser Land neu wahrnehmen können und z.B. ohne ele- regen, der der Lage in Deutschland und
geregelt. Die irreguläre Migration, von mentare Gesundheitsversorgung leben. den betroffenen Personen mit ihren
der Deutschland wie die ganze Europäi- Die bisherigen Erkenntnisse im Um- unterschiedlichen Motiven, Zwängen
sche Union betroffen ist, bleibt hingegen gang mit irregulärer Zuwanderung zei- und Lebenslagen gerecht wird und diffe-
ein offenes Problem. gen, dass ausschließlich ordnungsrechtli- renzierte Lösungen anstrebt. Die Unter-
Wir sind davon überzeugt, dass che, insbesondere aufenthaltsrechtliche zeichnenden erachten den Zeitpunkt als
Deutschland wie Europa insgesamt auch und polizeiliche Maßnahmen in ihrer gekommen, sich auch in Deutschland öf-
in absehbarer Zeit ein Ziel irregulärer jetzt vorliegenden Form alleine nicht ge- fentlich und gesamtgesellschaftlich ver-
Zuwanderung sein wird, so dass eine nügen, um die existierenden Probleme mehrt mit dem Thema der irregulären
Vielzahl ‚illegaler Aufenthaltsverhält- ausreichend zu regeln, zumal die inländi- Zuwanderung und dem irregulären Auf-
nisse‘ auch in Zukunft ein Faktum ist, schen Nutznießer irregulärer Aufent- enthalt zu beschäftigen, um angemesse-
das differenzierte politische Antworten haltsverhältnisse, beispielsweise im Be- nere Umgangsformen mit den hier vor-
erfordert. Gegenüber dem Phänomen ‚il- reich der Schattenwirtschaft sowie liegenden Problemen zu finden.

ropa sind damals aufgenommen wor- den, um die gegenwärtig blockierte Si-
Arbeiten ohne Papiere! Kämpfen für
den. Nach einem gesamtschweizeri- tuation zu entschärfen. Diese Gruppe Rechte! Seminar am Samstag den
schen runden Tisch im Dezember 2002 nimmt (auch anonymisierte) Dossiers 19.3.2005, DGB-Haus in
und im Rahmen der Härtefallregelung von Betroffenen entgegen und prüft sie Freiburg, Hebelstr. 10
sind bis heute 1.785 OGAB in der gan- aufgrund des Härtefall-Rundschrei- Die Arbeitsgruppe Arbeit und Migration (Personen von
zen Schweiz regularisiert worden. (....) bens. Die Rolle der Arbeitsgruppe be- rasthaus, kanak attak und saga) veranstalten mit dem
Deutschen Gewerkschaftsbund Südbaden-Hochrhein,
Große Unterschiede gibt es nach schränkt sich auf eine vermittelnde. Es mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG-
Region. Maßgebend in der Schweiz ist bestehen weder die Möglichkeit von BAU) und mit der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gast-
der Kanton: So akzeptieren BE, BL, Entscheiden noch von Rekursen. stätten (NGG) ein Seminar zu dem Schwerpunktthema
BS anonymisierte Gesuche; VD Obwohl diese Gruppe ein prüfendes Sans-Papiers. Prekäre Arbeit“ heißt, dass die Arbeitsver-
kämpft für die Regularisierung einer Expertengremium darstellt, gibt es hältnisse flexibel und ungesichert sind – das bezieht sich
auf das Einkommen, die Sicherheit des Arbeitsplatzes
Gruppe von 523 Personen; FR kämpft darin auch einen Vertreter des Schwei- und die Gestaltung der Arbeitszeit. Unter diesen Bedin-
für die Regularisierung einer Gruppe zerischen Gewerkschaftsbundes. Un- gungen arbeiten überproportional viele MigrantInnen,
von 250 Personen. sere Erfahrungen sollen dort zum Aus- unter ihnen ein bis zwei Millionen in Deutschland leben-
Genf verlangt vom Bundesrat (Re- druck kommen, sonst riskieren wir de illegalisierte Menschen. Ganze Wirtschaftszweige
gierung) für 5.000 Menschen, die in Ratlosigkeit und Handlungsunfähig- werden von der entrechteten und ausgebeuteten Arbeits-
kraft der Sans-Papiers getragen.
privaten Haushalten tätig sind, eine keit. Wir sind der Meinung, dass weni-
einmalige Regularisierung und einen ge Kriterien gekoppelt an faire Ar- Anmeldung unter: DGB-Region Südbaden-Hoch-rhein,
Hebelstr. 10 79104 Freiburg, Fax: 0761-3884724,
Lohn von 3.400 Schweizerfranken; 9 beits- und Lohnbedingungen sowie die Mail: freiburg@dgb.de. Weitere Infos:
Kantone haben keinen einzigen Fall Aufnahme ins Sozialversicherungssys- www.suedbaden-hochrhein.dgb-bw.de oder Netzwerk-
gemeldet! Auf Bundesebene ist eine tem für eine Regularisierung reichen Dreyeckland@gmx.net, Rasthaus, Adlerstr.12, 79098
Gruppe Sans-papiers gegründet wor- sollen. ■ Freiburg. www.rasthaus-freiburg.org ■

: antifaschistische nachrichten 5-2005 13


: Neuerscheinungen
machen mit einem doppelten
Nutzen: ein „schönes“ Kind
ganzen Welt präsentiert, aus- der ‚Zigeuner’“ vor: “Dieb- und eine billige Arbeitskraft.
gerechnet in der internationa- stahl im Blick“? Herausgege- Oder die „Zigeuner-Kinder“
len Messestadt, im Touristen- ben von Udo-Engbring-Ro- wurden in Armenhäuser, Er-
zentrum Köln nicht wiederfin- mang und Wilhelm Solms, im ziehungsanstalten, Psychia-
det. Das mediale Bild, das Auftrage der Gesellschaft für trien untergebracht.“ (S.11)
durch die regelmäßigen Poli- Antiziganismusforschung. Interessant sind auch die
zeiberichte entsteht, wird hier Die acht außerordentlich in- regional- und lokalgeschicht-
in Köln quasi monokulturell formativen Beiträge in diesem lichen Studien in dem Band,
von Roma aus dem ehemali- Band gehen auf eine Tagung die beweisen, dass es in der
gen Jugoslawien bestimmt. zurück, die sich im April 2001 Jahrhunderte alten Geschich-
Auch was das Alter angeht, an der Universität Marburg te der „Zigeuner“ in Deutsch-
steht hier die Welt gleichfalls mit antiziganistischen „Zigeu- land auch Ansätze zu einer
auf dem Kopf – die Täter nerbildern“ befasste. Integration beziehungsweise
scheinen eher Kinder und Ju- Für alle, die sich schon ein der Assimilierung gab.
gendliche zu sein, die eigens paar Gedanken über die Ge- Es wird eine Weile dauern,
dafür geschaffene Bezeich- schichte der „Zigeuner“ in bis in der Bundesrepublik
nung „Klau-Kids“ schreibt Deutschland gemacht haben, diese Ergebnisse der neueren
„Diebstahl im Blick“ das fest. Warum ist das so? wird es nicht überraschend sozialgeschichtlichen For-
Ein ehemaliger Fahn- Machen internationale er- sein, dass ihre Geschichte schung ins öffentliche Be-
der des Bundesgrenz- wachsene Täterinnen und Tä- eine Geschichte der Krimina- wusstsein Eingang gefunden
schutzes in Bremen hat ter um Köln einen Bogen? lisierung, der Verfolgung und haben werden. „Zigeuner“
sich von den bundesweit über Sind sie eingeschüchtert vom Ermordung ist. Schon der Ti- waren in deutschen Landen
100.000 angezeigten Taschen- Ruf der Kölner Ermittlungs- tel des Buches – ein Zitat von Soldaten, Teil städtischer
diebstähle anregen lassen, gruppe Taschendiebstahl? Gerhart Hauptmann – ver- Ordnungskräfte und Gefäng-
eine homepage zu diesem Oder ist „Tasna“, so der weist auf das verbreitete Vor- niswärter. „Der kriegsbe-
Thema ins Netz zu Name dieser Ermittlungsgrup- urteil gegenüber dieser Min- dingt hohe Bedarf an Solda-
stellen:www.taschendieb- pe, ein Such-Programm für derheit: „Zigeunern“ kann ten wurde üblicherweise
stahl.com. In seiner Presse- Roma aus dem ehemaligen man den Diebstahl schon in auch mit „Zigeunern“ ge-
schau kann man sich ansehen, Jugoslawien? „Tasna“ bedeu- den Augen, im Blick anse- deckt. Die Tätigkeit als Sol-
wer wo mit diesem Delikt tet auf serbokroatisch Tasche. hen. Dabei handelt es sich dat unter den Bedingungen
Schlagzeilen macht. Da liest Diese Frage drängt sich durchaus um eine repräsenta- der privatwirtschaftlich orga-
man von zwei Frauen (35 und auf, wenn man sich die Er- tive Aussage, wie im letzten nisierten Söldnerheere mit
38 Jahre) aus Südamerika, die mittlungsergebnisse beim Ta- Beitrag „Zur Literarischen Tross bedeutete einen in
wie drei Osteuropäer (26, 25, schendiebstahl ansieht. Die Tradition des ‚Kinderraubs‘“ etwa gesicherten Unterhalt,
31 Jahre Jahre) in Berlin fest- liegen bundesweit im Schnitt von Wilhelm Solms bilanziert Gemeinsamkeit des Lebens
genommen worden sind, von bei 4 %, aber in Köln – dank wird. „Der schwerwiegende in der familiären Gruppe
einem 18jährigen Marokkaner „Tasna“ – bei 8%. Verdacht, „Zigeuner“ würden innerhalb der „Lagergesell-
und einem gleichaltrigen Und unter diesen 8% sind kleine Kinder stehlen, ver- schaft“ und einen geschütz-
Deutschen, die in Hamburg Roma – Kinder, Jugendliche dankt sich demnach dem ten Status für alle, die dazu-
auffielen, von einem 25jähri- und Erwachsene – extrem Nachahmungs- und Varia- gehörten.“ (S.65)
gen Albaner, zwei Österrei- überpräsentiert. Ob das daher tionstrieb von Dichtern. Und In solchen Zeiten kam es
chern, einem Rumänen und kommt, weil in Köln die so- dies sind in erster Linie nicht durchaus nicht selten auch
einem gleichfalls erwachse- genannten „unerlaubt einge- die Verfasser von Jugendlite- zur Übernahme von Paten-
nen Bulgaren, die man alle in reisten Flüchtlinge“ der Stadt ratur oder Unterhaltungslite- schaften:
München geschnappt hat. „auf der Tasche liegen“ und ratur, sondern Autoren, die im „Patenschaften bedeuteten
Unter der Rubrik Statisti- man sie gerne loswerden deutschen Musentempel in individuelle Schutzverpflich-
ken werden bei „taschendieb- möchte und das umso einfa- der ersten Reihe sitzen.“ tungen. Kirchenbücher bele-
stahl.com“ die Fallzahlen der cher geht, je kriminalisierter Aber in dieser besonderen gen, dass bei Taufen von „Zi-
letzten Jahre bei diesem De- diese Minderheit ist? Auch Verantwortung der deutschen geunern“ immer wieder eine
likt in den Großstädten vorge- das ist zugegebenermaßen Dichterfürsten für die Weiter- große Zahl von Paten aus
stellt. Die Zahl der Delikte spekulativ. Eine fundierte Stu- verbreitung der Mär von den den lokalen oder regionalen
pro 100.000 Einwohner be- die zu der ganzen Problematik Kinder stehlenden „Zigeu- Oberschichten bereit war,
ginnt 2003 bei Schwerin mit liegt nicht vor. Angesichts der nern“ zeigt sich nur die ge- auf diese Methode der Risi-
ganzen 17 angezeigten Ta- Dauer, mit der man sich in sellschaftliche Tendenz und koabsicherungen einzugehen
schendiebstählen und endet Köln damit beschäftigt, muss die oft genug darin zum Aus- und diese Verpflichtung zu
bei Köln mit 1.266. Um deut- man das merkwürdig nennen. druck kommende Verkehrung übernehmen.“ (S.90)
lich zu machen, woher der Aber es ist kein Kölner Phä- der tatsächlichen Entwick- Es gab auch absolut positi-
Name „Hauptstadt der Ta- nomen – qualitative Studien lung: „Die Tatsachen zeigen ve Berichte von Regierungs-
schendiebe“ kommt, seien nur über die Lebenswirklichkeit sich bei genauerer Betrach- beamten über Sinti-Familien:
drei Zahlen genannt: Berlin von Flüchtlingen im allgemei- tung anders: der Staat selbst „Diese Quelle ist insofern
mit 529, Aachen mit 544 und nen gibt es in ganz Deutsch- plante und organisierte den bemerkenswert, als Sinti ein-
Düsseldorf mit 690. land nur wenige, Studien über Kinderdiebstahl an den Zigeu- mal nicht als gefährliche
Merkwürdig aber, dass sich die in die Bundesrepublik ge- nern, alle hatten das Recht, „Fremde“ beschrieben, die
die Vielfalt der tatverdächti- flüchteten Roma im Besonde- den sogenannten Vagabunden stehlenderweise die Landbe-
gen Taschendiebinnen und Ta- ren kann man an den Fingern ihre Kinder zu nehmen, sie völkerung als „Plage“ heim-
schendiebe, die in der bundes- einer Hand abzählen. zwangsweise zu adoptieren, suchten, sondern selbst von
weiten Presseschau enthalten Erst jetzt liegt eine erste um sie zu „erziehen“, zu „gu- Verwaltungsbeamten als ehr-
sind und Erwachsene aus der Studie „Zur Kriminalisierung ten christlichen Leuten“ zu liche und vertrauenswürdige

14 : antifaschistische nachrichten 5-2005


: ostritt
Menschen in Schutz genommen wurden. schlimmen Lügengeschichten über kri-
Bisher wurden in der Tziganologie fast minelle „Zigeuner“, die Kinder rauben
ausschließlich Quellen veröffentlicht, und sie an Juden verkaufen, die sie für berfüllt war der Saal im Bonner
die die herrschenden Vorurteile unter-
stützten.“ (S.120)
Eine fast 200 Jahre alte Nachricht ei-
Ritualmorde benutzen, haben kollektive
Gefühlslagen produziert, die zum Nähr-
boden einer mörderischen Vernichtungs-
Ü Haus der Geschichte, als der
Präsident der Stiftung Ostdeut-
scher Kulturrat die Veranstaltung eröff-
nes Lehrers an die „Berlinische Gesell- praxis führten. nete. Vorträge gab es, sie sollten auf ein
schaft zur Beförderung der evangeli- Das schier Unglaubliche ist aber, dass „prestigeträchtige(s) Großereignis“ ein-
schen Missionen unter den Heiden“ (ge- das nach 1945 nicht aufhörte. So hieß es stimmen, schreibt der Deutsche Ost-
meint waren die „Zigeuner“, K.J.), liest in einer Baden-Württembergischen Poli- dienst (DOD): „Hermannstadt/Sibiu und
sich fast wie ein Bericht aus dem Kölner zeizeitung 1949: „Der echte Zigeuner Luxemburg als Kulturhauptstädte Euro-
Stadt-Anzeiger über Amoro Kher oder ...neigt zum Betteln, Diebstahl und Be- pas 2007“. „Gesamteuropäisches“ habe
andere Schulprojekte für die Roma-Kin- trug und will ohne ordentliche Arbeit Sibiu durchaus anzubieten, meint der
der von heute: „Mit welchem Eifer sie in auf Kosten anderer leben.“ Und in ei- DOD: „Hier wurde schon im 16. Jahr-
die Schule kommen, können Sie nicht nem höchstrichterlichen Urteil in einem hundert das erste Modell der Mehrstu-
glauben; welche Freude und Erquickung Widergutmachungsverfahren: „Die Zi- fenrakete (...) entwickelt“.
für mein oft bedrängtes Herz, wenn ich geuner neigen zur Kriminalität, be- Sibiu („Hermannstadt“) ist das Zen-
Kinder und Väter sehe, mit Begierde et- sonders zu Diebstählen und zu Betrüge- trum des rumänischen „Deutschtums“,
was Gutes zu hören und zu lernen.“ reien. Es fehlen ihnen vielfach die sitt- ist daher ein wichtiger Bezugspunkt für
(S.123) lichen Antriebe zur Achtung vor frem- die Verbände der deutschen Umgesiedel-
In einem anderen Beitrag des Buches den Eigentum, weil ihnen wie primitiven ten. Und nicht nur für sie. Auch ande-
könnte man glauben, auf die Ursprünge Urmenschen ein ungehemmter Okkupa- re Hilfsorganisationen des „Auslands-
des Vier-Stufen-Plans der Kölner Stadt- tionstrieb eigen ist.“ (S.19) deutschtums“ sind hier aktiv, die Düssel-
verwaltung gestoßen zu sein, die sich Angesichts der aktuellen Bemühun- dorfer Hermann-Niermann-Stiftung et-
halbherzig um die Integration der Roma gen in Köln, die Roma-Kinder einzu- wa. Sie hat die Sanierung eines Akade-
bemüht: „Ähnlich wie in den schon ge- schulen, sei abschließend darauf verwie- mie-Gebäudes maßgeblich finanziert, in
nannten deutschen Bundesstaaten bekam sen, dass das Scheitern der zitierten pä- dem deutsche Spuren in Rumänien the-
in Preußen sowohl auf Gesetzes- und Er- dagogischen Bemühungen Anfang des matisiert werden, sie finanziert den
lass- wie auch auf Verwaltungsebene die 19. Jahrhunderts auch dadurch bedingt Druck deutschsprachiger Schulbücher
Disziplinierung der Sinti und Roma über war, dass die sozialen und wirtschaft- und weitere Projekte zur Stärkung der
die Kontrolle der Schulpflicht und die lichen Strukturen unangetastet blieben, deutschen Sprache in Rumänien (Ge-
Androhung der Unterbringung der Kin- und damit die erbärmlichen Wohn- und samtvolumen 1993 bis 2003: mehr als 2
dern in Zwangs- und Fürsorgeerziehung Lebensverhältnisse. (S. 124) Daran hat Millionen Euro).
eine besondere Bedeutung.“ (S.165) sich bis heute wenig verändert. Deshalb Die Investitionen in das rumänische
Die Interessen der Mehrheitsgesell- ist diese historischen Auseinanderset- „Deutschtum“ zahlen sich aus. Zahlrei-
schaft, die „Zigeuner“ mit Kriminalität zung mit der Kriminalisierung der „Zi- che deutsche Unternehmen haben in den-
zu verknüpfen und zum dominanten geuner“ hochaktuell. jenigen rumänischen Gebieten, in denen
Darstellungsmuster zu machen, blieb Klaus Jünschke Deutschsprachige leben, Billiglohn-
vorherrschend. „Im Zeitalter einer be- Köln, den 1. März 2003 ■ standorte errichtet, Siemens etwa, Thys-
ginnenden Charakterisierung der Völker senKrupp, auch Continental. Für die
und Volksgruppen hatte dies die fatale Engbring-Romang, Udo/ Solms, mittleren Produktionsränge stellen sie
Wirkung, dass den „Zigeunern“ nur die Wilhelm (Hrsg.) (2005): „Diebstahl im bevorzugt Deutschsprachige ein: „Es ist
Kriminalität als Charakterzug zuge- Blick“? Zur nun mal ein Unterschied, ob man für das
schrieben wurde. Ähnliche Verallge- Kriminalisie- Gespräch mit dem Vorarbeiter einen Dol-
meinerungen lassen sich auch aus der rung der metscher braucht oder sich mit ihm di-
jüdischen Verfolgungsgeschichte zei- Zigeuner. rekt unterhalten kann“, erklärt der Ober-
gen.“ (S.20) „Das Bild des sittlich ver- Seeheim 2005, bürgermeister Sibius, Klaus Johannis,
wilderten „Zigeuners“ wurde als Gegen- Antiziganis- der FAZ. Wer bereit ist, mit den Deutsch-
bild zum Menschen der bürgerlichen musforschung sprachigen zusammenzuarbeiten, kann
Gesellschaft entworfen.“ (S.119) Die Band 3 davon profitieren. Die deutsche Kon-
zernpräsenz hat die Arbeitslosenrate in
Sibiu auf rund fünf Prozent gesenkt, im
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. Umland ist sie teilweise fast zehnmal so
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de hoch. Johannis, Funktionär der
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach „Deutschtums“-Organisation „Demokra-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, tisches Forum der Deutschen in Rumä-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, nien“, ist entsprechend mit überwälti-
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Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. gender Zustimmung (rund 90 Prozent)
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. zum Oberbürgermeister gewählt worden.
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind Zu seinen Ansprechpartnern in Deutsch-
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. land gehört auch Innenminister Otto
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- Schily, der – wie sein Ministerium mit-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung teilt – „seit vielen Jahren intensive und
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. freundschaftliche Beziehungen zu Her-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
mannstadt“ unterhält. 2,8 Millionen Euro
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., bekam die deutschsprachige Minderheit
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- des Landes allein im vergangenen Jahr
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
vom deutschen Innenministerium. Das
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di ist im bitter armen Rumänien eine im-
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. mense Summe. jk ■

: antifaschistische nachrichten 5-2005 15


: aus der faschistischen presse
nes Gedenkens. Seit Jahren herrscht hier-
zulande die unanständige Tendenz, jeder
Erinnerung an deutsche Kriegs-, Bom-
Parlamentarische Demokra- kopiert wurde“. Mussolini als Vorbild ben- und Vertreibungsopfer mit dem jü-
tie – wofür? der Verfassung! dischen Verfolgungsschicksal zu ver-
Franz Schönhuber erklärt den N&E- mengen. Umgekehrt kommt kein Au-
Nation & Europa, Februar 2005 Leser(innen) den Sinn des Geschichtsre- schwitz-Gedenkredner auf die Idee, die
So könnte das Schwerpunktthema der visionismus: „Ich weiß um die Wirkung Zerstörung Dresdens oder andere Völ-
Februarausgabe von „Nation & Europa“ der Umerziehung in Deutschland. Viele kermordverbrechen am deutschen Volk
lauten, ginge es, ohne Rücksicht auf po- Bürger interessiert die geschichtliche in seinen Text einzubauen. Einerseits
litische und juristische Taktik, der Red- Wahrheit ebensowenig wie die Ehre ih- also strikte Trennung der Opfergruppen,
aktion darum, den Inhalt des Heftes res Volkes. Ich gestehe auch, daß mich andererseits die nicht minder resolute
möglichst kurz und prägnant zu charak- angesichts dieser Gleichgültigkeit Weigerung, den Deutschen eine separate
terisieren. Weil aber nicht sein kann, was manchmal Anflüge von Resignation be- Trauer zu ermöglichen. Die toten Juden
nicht sein darf , lautet es gut populistisch fallen: Hat Einspruch überhaupt Sinn? des Zweiten Weltkriegs werden propa-
„Deutsche Abgeordnete: Viel Geld – wo- Aber dann sage ich mir, daß die Knopps gandistisch instrumentalisiert, um dem
für?“ & Co. Nur auf die Ermüdung und das deutschen Volk die Erinnerung an seine
Gemeint aber ist das parlamentarische Ableben der Zeitzeugen warten, um dann eigenen Opfer zu versperren“. Kommen-
System als Solches, wie N&E-Redakteur noch ungestörter ihr Zerstörungswerk an tar überflüssig!
Karl Richter unter der Überschrift „Par- der deutschen Geschichte zu Ende brin- Dass die Friedens- und die antiimperi-
lamentarismus in der Krise: Parteienfilz gen zu können. Nein, wir noch lebenden alistische Bewegung sich vor falschen
statt Gemeinsinn“ verdeutlicht: „Wäh- Zeitzeugen müssen so lange hinhalten- Freund(inn)en hüten muss, macht ein Le-
rend im Reichstag ideologische und klas- den Widerstand leisten, bis unter den serbrief der pro Köln-Kandidatin bei der
senkämpferische Grabenkämpfe jeden Jungen, die die Schnauze von den täg- letzten Kommunalwahl, Erwine Leh-
Zug ins Große verhinderten, dachten die lichen bundesdeutschen Canossagängen ming, deutlich: „Menschen, die im Irak
englischen Abgeordnetenkollegen zuerst voll haben, eine revisionistische Gruppe gegen die amerikanische Besatzung auf-
und vor allem an England. Man sieht heranwächst, die Tabus und Zwänge über begehren, werden von den Amis als ,Re-
daran: Parlamente können eine überaus Bord wirft“. bellen‘ oder als ,Aufständische‘ be-
nutzvolle Angelegenheit sein, um Kon- Da sieht dann so aus: „Schon vorher schimpft. In anderen Ländern werden
flikte auszutragen und Druck von der hatten der Zentralrat der Juden und jener solche Idealisten als ,patriotische Frei-
Straße abzuleiten. Doch dies setzt eine der Sinti und Roma die Mitarbeit an der heitskämpfer‘ verehrt, die unter Einsatz
politische Trägerschicht voraus, die reif, `Stiftung Sächsische Gedenkstätten´ ein- ihres Lebens das fremde Joch abschüt-
souverän und sich in ihren zentralen gestellt, weil braune und rote Verbrechen teln wollen“. tri ■
Werten, ihrer nationalen Verantwortung nicht auf eine Stufe gestellt werden dürf-
halbwegs einig ist....Parlamentsarbeit ist ten. Hier schlug alttestamentarischer
auf Dauer nur effizient, wenn sie vom Vi- Haß durch. Nicht einmal den Toten ver- BdV will Grundstück in
rus des zum Selbstzweck degenerierten zeiht man es, Deutsche gewesen zu Berlin kaufen
Parteienstreits freigehalten wird“. Rich- sein“. Soweit wiederum Franz Schönhu-
ter will also keine Parteien mehr sondern ber. Das „alttestamentarisch“ jüdisch Berlin. Der Bund der Vertriebenen
nur noch Deutsche. Diese undemokrati- meint wissen die an verdeckte Bedeutun- (BdV) will ungeachtet aller Kritik sein
sche Auffassung, laut Grundgesetz sind gen gewöhnten Leser(innen). KARL umstrittenes „Zentrums gegen Vertrei-
Abgeordnete nur ihrem Gewissen verant- RICHTER und WERNER BAUMANN bungen“ weiter in Berlin bauen. Noch in
wortlich, nicht aber einem nationalisti- sind da offener: „Warum die NPD-Abge- diesem Jahr werde man eine Liegen-
schen „Zug ins Große“, hat natürlich ein ordneten (des sächsischen Landtages - schaft in Berlin-Mitte erwerben, „nicht
Vorbild: „Es gelang aus ähnlichem tri) den Plenarsaal verlassen hatten, wur- in Sarajevo, nicht in Breslau (...), son-
Grund auch im faschistischen Ständesys- de von den Medien eisern verschwiegen. dern hier im Herzen Deutschlands“, kün-
tem, das die Weltwirtschaftskrise der Es ging nicht um die generelle Verweige- digte BdV-Präsidentin Erika Steinbach
1920er Jahre ungleich besser überstand rung eines Gedenkens für NS-Opfer, am 26.2. in Berlin vor der Bundesver-
als die westlichen Demokratien und das sondern um einen Akt des parlamentari- sammlung an. Nachdrücklich verlangte
im Dritten Reich nehr schlecht als recht schen Protestes gegen den Mißbrauch je- Steinbach einen nationalen Gedenktag
für die Opfer der Vertreibung. Von den
östlichen Nachbarn forderte sie „einen
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
ehrlichen Umgang mit diesem Teil euro-
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: päischer Geschichte“. Im Zuge der Bei-
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich trittsverhandlungen zur EU sei die histo-
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
rische Chance vertan worden, die Proble-
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
me der Vergangenheit zu überwinden.
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
Den innerstaatlichen Rechtsfrieden
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). könnten nur die Regierungen herstellen.
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
Dies sei nicht Aufgabe der Opfer. Bis
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) zum heutigen Tage fehle die große staat-
liche Geste. So lange dies nicht geregelt
Name: Adresse: sei, „ist die Nachkriegszeit auch nicht
endgültig abgeschlossen“. In dem von
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts Kulturstaatsministerin Christina Weiss
initiierten „Netzwerk für Erinnerung und
Unterschrift
Solidarität“ sei der BdV bereit mitzuar-
beiten. Bedauerlich sei aber, dass nur
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
vier Länder daran mitwirken wollten.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung ■

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