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Aus Newsletter von Radio Vatikan – 04.06.

2010

MIT PAPST BENEDIKT XVI. AUF ZYPERN:

Benedikt XVI. ist auf Zypern: Am Freitagmittag traf er auf der geteilten Insel ein. Er will hier
das Grundlagen-Papier für die Nahostsynode der Bischöfe vorstellen – sie findet im Oktober in Rom
statt. Gleich nach seiner Ankunft traf sich der Papst mit dem orthodoxen Kirchenoberhaupt
Chrysostomos II. zu einem ökumenischen Gebetsgottesdienst. Dabei erinnerte er an den Beginn der
ökumenischen Bewegung vor genau hundert Jahren. Ein Besuch im türkisch besetzten Nordteil der
Insel ist nicht vorgesehen. Überschattet wird die Visite Benedikts vom Mord an Bischof Luigi
Padovese, dem Vorsitzenden der türkischen Bischofskonferenz. Padovese hatte Benedikt eigentlich
auf Zypern treffen wollen. Auch die israelische Militäraktion vor Gaza wirft einen Schatten auf die
Papstreise. (rv)

„Gemeinsam um die Einheit bitten“: Ökumenischer Gottesdienst auf den Spuren des Apostels
Paulus Erstes Reiseziel des Papstes auf Zypern: Die Kirche Hagia Kiriaki Chrysopolitissa – ein
orthodoxes Gotteshaus, das aber auch Anglikanern und Katholiken offen steht. Es liegt in der Nähe
der Ausgrabungen einer frühchristlichen Basilika aus dem vierten Jahrhundert. Hier, am Schauplatz
der ersten Missionsreise des heiligen Paulus, feierte Benedikt XVI. einen ökumenischen Gottesdienst
zusammen mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. Für diesen Papst ist es die erste Visite in
einem Land mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit; eine breite Mehrheit der Zyprioten freut sich über
den Besuch. Allerdings war aus der zweiten Reihe der orthodoxen Bischöfe auch ein gewisses
Grummeln zu vernehmen – ein Hinweis darauf, dass die Ökumene eine bleibende Aufgabe ist. ....
Erzbischof Chrysostomos klagte gegenüber dem Gast aus Rom über den Angriff der Türkei; sie habe
1974 mit Waffengewalt 37% des zypriotischen Bodens erobert. Die so genannte kultivierte
Menschheit sehe tatenlos zu, wie die Türkei versuche, auf die Dauer ganz Zypern unter seine
Kontrolle zu bringen. Der Kirchenmann sprach von einer Art „ethnischer Säuberung“, von
Vertreibung der orthodoxen Christen, von der Neubesiedlung ihres früheren Lands durch Siedler
aus Anatolien. (rv)

SPEZIAL:

Mord an Bischof Luigi Padovese: Entsetzen und Fassungslosigkeit


Der Vorsitzende der Türkischen Bischofskonferenz ist am Donnerstag in Iskanderun erstochen
worden. Tatverdächtiger ist sein Fahrer Murat A. Er wurde offenbar mit der Tatwaffe festgenommen.
Der Fahrer, der kurdischer Herkunft und katholisch ist, arbeitete offenbar seit viereinhalb Jahren für
den Bischof; er soll in psychologischer Behandlung gewesen sein. Nach türkischen Medienberichten
gibt der 26-Jährige an, er habe aus einer „göttlichen Eingebung heraus“ gehandelt. Die türkischen
Behörden vermuten „persönliche Motive“ hinter der Bluttat. Aus aller Welt kommen erschütterte
Reaktionen auf die Bluttat in der Türkei.
Unterwegs nach Zypern sagte Papst Benedikt XVI. im Flugzeug:

„Selbstverständlich bin ich tief erschüttert über den Mord an Monsignore Padovese. Er hatte einen
großen Anteil an den Vorbereitungen der Synode gehabt. Auch in der Synode selbst sollte er eine
elementare Rolle übernehmen. Wir vertrauen Gott seine Seele an... Dieser Schatten hat nichts zu tun
mit den wirklichen Themen der Reise, wir dürfen diese Tat nicht der Türkei oder den Türken
zuschreiben. Es ist eine Tat, über die wir noch sehr wenig wissen. Sicher ist nur, dass es kein
politisches oder religiöses Attentat war, sondern es handelt sich um persönliche Motive. Wir warten
das vollständige Bild ab, aber wir dürfen diese tragische Situation jetzt nicht mit dem Dialog mit dem
Islam vermengen und anderen Problemen unserer Reise. Es ist ein so trauriger Vorfall, aber er darf in
keiner Weise den Dialog verdunkeln, der das Thema und die Intention dieser Reise ist."

Die Deutsche Bischofskonferenz fordert eine zügige und lückenlose Aufklärung des Mordes. Der
Konferenzvorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch spricht in einem Statement von einem „brutalen
und feigen Mord“. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner bewertet den Tod Padoveses als großen
Verlust für die Katholiken in der Türkei. Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zeigt
sich „zutiefst erschüttert“. Der Mord an Bischof Padovese ist eine „doppelte Katastrophe“, meint der
Missio-Experte in der Türkei, Ottmar Oehring: ....
Oehring ist fest davon überzeugt, dass die Tat persönlich motiviert war, auch wenn die äußeren
Umstände zunächst auf einen antichristlichen Mord hinwiesen. (rv/diverse/terrasanta.net/domradio)

WEITERE NACHRICHTEN:

Vatikan

Vatikan/Türkei
Der ökumenische und interreligiöse Dialog wird fortgesetzt. Das hat Kardinal Walter Kasper nach
dem Mord am Vorsitzenden der Türkischen Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese, betont. Das
Gespräch dürfe nun nicht unterbrochen werden, sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates in
einem Interview in der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ vom Freitag. Zugleich bezeichnete
er den Tod Padoveses „als unbeschreiblichen Verlust“. Kasper rechnet damit, dass der Papst des
ermordeten Bischofs während seiner Zypernreise gedenken werde. Er hob zudem hervor, dass man
über die Motive der Tat erst nach Abschluss der Ermittlungen gesicherte Aussagen machen könne. Es
gebe zwar fremdenfeindliche Gruppierungen in einzelnen Gegenden, so Kasper mit Blick auf die Lage
der Christen in der Türkei. Die katholische Kirche unterhalte aber mit der „überwältigenden Mehrheit“
der türkischen Bevölkerung sowie den politischen und religiösen Institutionen „beste Beziehungen“,
so der Kardinal weiter. (kipa)

Vatikan/UNO
Die israelische Gazapolitik ist unhaltbar. Mit diesen Worten hat der Ständige Beobachter des
Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, die Haltung der
israelischen Regierung kritisiert. Eine Politik der Isolierung des Gazastreifens könne nicht
funktionieren, sagte er am Donnerstag gemäß einem Bericht von Radio Vatikan. Tomasi äußerte sich
drei Tage nach dem Angriff der israelischen Armee auf einen internationalen Schiffskonvoi mit
Hilfsgütern für den Gazastreifen, der weltweit Entsetzen ausgelöst hatte. (rv)

Europa

Deutschland
Das Auswärtige Amt hat angesichts eines weiteren Solidaritäts-Schiffs für den Gazastreifen
Kontakt mit der katholischen Friedensbewegung Pax Christi aufgenommen. Das sei „auch im
direkten Gespräch“ geschehen, sagte der Sprecher des Außenamts, Andreas Peschke, am Freitag vor
Journalisten in Berlin. Sein Haus habe mehrfach und öffentlich alle Beteiligten aufgerufen, „eine
weitere oder neuerliche Eskalation zu vermeiden“.
Kurz zuvor hatten der „Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel“ und die darin engagierte
deutsche Pax-Christi-Sektion mitgeteilt, dass ein weiteres Frachtschiff mit fünf Tonnen Hilfsgütern
aus Deutschland sowie medizinischem Material „auf dem Weg nach Gaza“ sei. Das Schiff „Rachel
Corrie“ sei nach einer in Gaza getöteten US-Menschenrechtsaktivistin benannt. Die Initiatoren
sprachen von einer „weiteren Demonstration“ für ein Ende der israelischen Blockade des
Gazastreifens. Peschke wollte sich nicht zu dem Risiko äußern, ob es erneut zu einem militärischen
Eingreifen Israels kommen könne, wenn weitere Schiffe Gaza auf dem Seeweg zu erreichen
versuchten. (kna)

Deutschland/Vatikan
Der zurückgetretene Bischof von Augsburg, Walter Mixa, soll um seine Rehabilitierung bemüht
sein. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung an diesem Freitag meldet, habe Mixa diesbezüglich
kürzlich eine 90-minütige Unterredung mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal
Giovanni Re, in Rom geführt. Dabei soll er darauf hingewiesen haben, dass er sich ungerecht
behandelt sehe. Er sei nicht zuletzt deswegen in den Ruhestand gedrängt worden, weil ihn
Weihbischof Anton Losinger und Generalvikar Karlheinz Knebel unter öffentlichem Druck wegen des
Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger angezeigt hätten. Die Ermittlungen dazu seien
allerdings eingestellt worden. Mixa soll sich zudem gegen den Vorwurf verteidigt haben, in seiner
Dienstzeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Stiftungsgelder veruntreut zu haben. Ohrfeigen
ausgeteilt zu haben, habe Mixa hingegen zugegeben, so die FAZ. Beim Vorwurf von Prügelstrafen
stehe aber Aussage gegen Aussage.
– Über die Antwort Kardinal Res ist nichts Näheres bekannt. Ein vom Papst angenommener Rücktritt
gilt kirchenrechtlich jedoch als abgeschlossen. Papst Benedikt XVI. selbst empfing Mixa nicht. (faz)

Frankreich
Die umstrittene traditionalistische Privatschule in Bordeaux muss schließen. Die Schulbehörden
hätten die Eltern der Schüler aufgefordert, ihre Kinder an anderen Schulen anzumelden. Das
berichteten französische Medien am Freitag. In einer Undercover-Reportage des Senders „France2“
waren Ende April rechtsradikale, rassistische und antisemitische Äußerungen von Lehrkräften und
Schülern der Schule enthüllt worden.
In der Fernsehsendung war es um die Verbindungen zwischen einer rechtsradikalen Gruppe in
Bordeaux und traditionalistischen Kirchenkreisen gegangen. Die dabei gezeigte Pfarrei und die Schule
gehören zum „Institut du Bon Pasteur“. Den Berichten zufolge führte die Schulbehörde Anfang Mai
neue Kontrollen an der Schule durch. Dabei habe sich herausgestellt, dass bei der Ausbildung vor
allem in den Bereichen Geschichte und Wissenschaften weiter erhebliche Mängel bestünden.
- Die von dem Traditionalisten-Priester Philippe Laguerie gegründete Einrichtung widmete sich der
Pflege des vorkonziliaren Liturgie und der Priesterausbildung nach dem alten Ritus. (kipa)

Amerika

Vereinigte Staaten
Die armenische Kirche hat das J. Paul Getty Museum in Los Angeles verklagt. Streitpunkt der am
Dienstag eingereichten Klage ist die Rückgabe von sieben Seiten einer Bibel von 1256 an die
armenische Kirchengemeinde. Derzeit sind die Bibelseiten im Getty-Museum ausgestellt. „Wir
betrachten diese sieben Seiten als gestohlenes Eigentum, auf das kein Eigentumsrecht besteht“, so
Professor Michael Bayzler vom Rechtsbeistand der armenischen Kirche.
Die Sprecherin des Museums, Julie Jaskol, sagte hingegen, die Seiten seien 1994 legal und nach
eingehender Prüfung ihres Ursprungs von einem anonymen Privatsammler erstanden worden. (ap)

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