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BRD-Tutorium, WS 2016/2017

Diese Zusammenfassung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit!

Vorlesung 1
Worauf beziehen sich die Begriffe…
… Polity?
 Strukturen/Regelungen, Beispiel: Verfassung
… Politics?
 Prozesse (informal), Beispiel: Willensbildung, Entscheidungen
…. und Policy?
 Politikfelder/Inhalte, Beispiel: Gesetze, Programme

Vorlesung 2: Paradigmen der Analyse des „Regierens“


 Meta-Perspektive auf verschiedene Forschungsansätze, welche sich mit der Analyse des
Regierens befassen
Wie kann man Regieren definieren?
 Hierarchische Steuerung und Führungstätigkeit:
„Regierung trifft informiert und geplant Entscheidungen, die mit Hilfe von verfügbaren
materiellen Ressourcen und administrativen Kapazitäten durchgesetzt werden“ (Ellwein
1976: 174).

 „Moderierendes Interdependenzmanagement“ (Korte/Fröhlich 2009: 183):


„Regieren bedeutet die Herbeiführung und Durchsetzung gesellschaftlich verbindlicher
Entscheidungen ... Regieren erfordert somit eine Mischung aus Koordination und
Steuerung, Leitung und Entscheidung sowie die Fähigkeit zur Durchsetzung der Politik"
(Korte/Fröhlich 2009: 16).

Wie heißen die verschiedenen Paradigmen der Analyse des Regierens und was zeichnet sie aus?
 Government/Institutionenlehre
Das Government-Paradigma untersucht Verfassungsinstitutionen und deren
verfassungsmäßig festgeschriebenen Kompetenzen. (Wie bilden sie sich heraus, welche
Kompetenzen haben sie?) Die Funktion des Regierens ist hier die Erbringung von
Ordnungs- und Steuerungsleistungen durch den Staat und die Ausübung von Herrschaft.
Es wird nur das verfassungsmäßig festgeschriebene Untersucht, informelle Prozesse
und Akteure werden nicht berücksichtigt. Daher ist die Betrachtungsweise sehr statisch,
zudem wird sich auf typische Regierungssysteme (USA, BRD usw.) konzentriert.
Vorteile sind allerdings eine gute Forschungslage und das Vorliegen von Typologien
und empirisch überprüften Hypothesen.
Gutes Regieren bedeutet hier die Gewährleistung von Stabilität (Regierungsfähigkeit)
und Kontrolle.
 Systemtheorie
Nach Eastons Systemtheorie ist ein System definiert durch Strukturen, Prozesse sowie
eine Grenze zu seiner Systemumwelt. Es entwickelt sich um eine bestimmte Funktion
zu erfüllen. Die Funktion des politischen Systems ist die Umwandlung individueller
Interessen in gesamtgesellschaftlich verbindliche Entscheidungen sowie deren
Durchsetzung (daher: Monopol der legitimen Gewaltanwendung, damit Funktion
überhaupt erfüllt werden kann).
Ein politisches System erhält Inputs (in Form von Forderungen/Unterstützung) aus der
Bevölkerung, welches es in Outputs umwandelt (z. B. Gesetze). Eine weitere
Komponente sind die Outcomes, die zwar idealtypisch aus den Outputs entstehen aber
auch durch andere Faktoren beeinflusst werden können (z.B. hängt die Arbeitslosenzahl
nicht nur mit den arbeitspolitischen Maßnahmen eines Staates zusammen, sondern auch
von der allgemeinen Wirtschaftslage).
Informelle Prozesse werden betrachtet aber was in dem politischen System genau
passiert, ist wird nicht untersucht („black box“). Die Systemtheorie ist also ein sehr
abstraktes Paradigma, was den Vorteil mit sich bringt, dass es auf viele Fälle/Bereiche
anwendbar ist, aber auch den Nachteil der Realitätsferne und die Vernachlässigung
einzelner Akteure und deren Interessen.
Gutes Regieren bedeutet hier, dass das politische System die gestellten Anforderungen
erfüllt und sich den Umweltbedingungen anpasst.
 Steuerungstheorie/Policy-Zyklus
Hier werden Probleme/Fragestellungen anhand der Politikfelder betrachtet, z.B. die
Energiewende. Es werden die einzelnen Phasen des Zyklus (siehe Folien) betrachtet
sowie Akteure und institutionelle Kontexte.
Dies ist ein problemspezifischer Ansatz, der sehr dynamisch ist, da Veränderungen
schnell erfasst werden und viele Akteure mit einbezogen werden. Allerdings können
keine generalisierbaren Aussagen getroffen werden, da das Paradigma sehr detailliert
und einzelfallorientiert ist.
Gutes Regieren bedeutet hier, dass verantwortliche Akteure von verschiedenen
Interessen und Ressourcenlagen geleitet werden und allgemein verbindlichen
Entscheidungen treffen, die zur Problemlösung beitragen.
 Governance
Beim Governance-Ansatz werden koordinierende Arrangements zur Steuerung und
Regulierung gesamtgesellschaftlicher Interessen untersucht. Hierbei werden
verschiedene Koordinationsformen und Akteure (nicht nur staatlich) mit einbezogen
und unterschiedliche „Steuerungs-Modi“ betrachtet (Verhandlung, Wettbewerb,
Hierarchie, Selbst-Regieren,…). Hier wird vor allem ein interdisziplinärer Ansatz
verfolgt und ein realistischeres Bild vom Regieren gebildet, da viele Akteure und
informelle Prozesse mit einbezogen werden. Hauptsächlich wird jedoch die Realität
beschrieben und der Erkenntnisgewinn ist bisher sehr gering.
Gutes Regieren bedeutet hier dass in einem Staat politische Entscheidungen so
diskutiert, getroffen und umgesetzt werden, dass Frieden, Sicherheit, nachhaltige
Entwicklung, Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen sowie die
Verwirklichung der Menschenrechte begünstigt werden.
Vorlesung 3 (Das Grundgesetz)
Welche Funktionen hat eine Verfassung? Was bedeuten diese jeweils?
- Staatsaufbau-, Kompetenz –und Verfahrensfunktion: Institutionelle Grundlagen der
Herrschaftsordnung, -legitimation und -ausübung sowie der Konfliktregelung
- Freiheitssicherungsfunktion: Festlegung der Grenzen der politischen Herrschaft
- Identifikations- und Stabilisierungsfunktion: Verfassung ist Symbol staatlicher
Einheit, sie beinhalten grundlegende politische Werte und Grundsätze des politischen
Zusammenlebens

Was ist der Unterschied zwischen Menschen- und Bürgerrechten?


- Menschenrechte: Jeder Mensch hat diese Rechte
- Bürgerechte: Jeder deutsche Staatsbürger hat diese Rechte

Was sind die Ziele politischer Herrschaft und wie sind diese im Grundgesetz festgeschrieben?
Ziel politischer Herrschaft ist der Schutz von Freiheit, Beteiligung, Gleichheit, Einrichtungen
und Leistungen. Im Grundgesetz ist dieser Schutz durch die Grundrechte festgehalten (auch in
Kombination mit Art. 20 und Art. 79).

Was besagt das Ewigkeitsgebot und welche Funktion hat es im Rahmen des GG?
- Förderale Staatsaufbau und Artikel 1 und 20 des GG sind nicht veränderbar
- Speziellen Schutz für diese Artikel 1 und 20 und die Bundesratsmitbestimmung war
dem Parlamentarischen Rat sehr wichtig  Kern der Verfassung

Wie lauten die 5 Grundprinzipien aus Artikel 20?


- Rechtsstaatsprinzip: Grundlage und Schranke der Staatsgewalt
- Republikprinzip: Verfassung als oberste Grundlage des Regierens (letztendliche
Entscheidungsgewalt liegt beim Volk)
- Sozialstaatsprinzip: Sicherung natürlicher Lebensgrundlagen, Sicherung materieller
Mindestausstattung, Angebot zur kulturellen Entfaltung
- Föderalismusprinzip: Trennung der Gewalten, Schutz regionaler Identitäten
- Demokratieprinzip: Elemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (z. B.
Mehrpartien-Prinzip, Unabhängige Gerichte, Gewaltenteilung, Menschenrechte, …. )

Was bedeutet horizontale bzw. vertikale Gewaltenteilung?

- Horizontale Gewaltenteilung: Gliederung in Exekutive, Legislative und Judikative;


gegenseitige Kontrolle der Gewalten; „checks and balances“
- Vertikale Gewaltenteilung: föderativer Staatsaufbau; Aufteilung der Kompetenzen
zwischen Bund und Mitgliedstaaten
Auf Grund welcher Anlässe wurde das GG seit 1949 besonders stark verändert?
- Vertrag von Maastricht (EU  1994)
- Föderalismusreform 1
- Stabilitäts-/Notstandsgesetzgebung
- Westbindung 50er Jahre
- Einigungsvertrag zwischen BRD und DDR

Mit Hilfe welcher Hypothesen/Theorien lassen sich diese Veränderungen erklären?


- Hypothese 1: Institutionelle Hürden: Je geringer die institutionellen Hürden für
Verfassungsänderungen sind, desto häufiger wird eine Verfassung geändert.
(Empirische Ergebnisse sind widersprüchlich)

- Hypothese 2: Regelungsdichte: Je mehr Detailregelungen eine Verfassung enthält,


desto häufiger ist mit Änderungen zu rechnen. (Empirische Ergebnisse scheinen
Hypothese zu bestätigen)

Vorlesung 4 (Parlamentarismus/Präsidentialismus)
Was ist das zentrale Unterscheidungskriterium von parlamentarischen und präsidentiellen
Systemen?
Das Verhältnis von Exekutive und Legislative steht für die Unterscheidung von
Parlamentarismus und Präsidentialismus im Zentrum. In parlamentarischen Systemen ist dieses
Verhältnis gekennzeichnet durch die Abhängigkeit der Regierung vom Parlament, welche sich
aus der Möglichkeit des Parlaments zur Abberufung der Regierung ergibt. In präsidentiellen
Systemen hingehen hat das Parlament keine Möglichkeit die Regierung abzuberufen, diese ist
also auch nicht von der Parlamentsmehrheit abhängig.

Was sind weitere Merkmale von parlamentarischen und präsidentiellen Systemen?


Parlamentarismus (Parlament kann Präsidentialismus (Parlament hat kein Recht
Regierung abberufen) zur Abberufung der Regierung)

Exekutive wird aus Legislative gewählt Exekutive und Legislative werden


unabhängig voneinander gewählt

Regierung hat das Recht, das Parlament Keine Auflösung des Parlaments durch die
aufzulösen Regierung

Zugehörigkeit der Regierung zum Parlament Keine Zugehörigkeit der Regierung zum
Parlament (ist verboten)

 Gewaltenverschränkung  Strikte Gewaltentrennung


Welche Auswirkungen haben parlamentarische bzw. präsidentielle Strukturen?
Parlamentarismus Präsidentialismus
Regierungsstabilität Weniger Regierungsstabilität, da Keine Möglichkeit zur
Misstrauensvotum möglich Abberufung –> mehr
Regierungsstabilität
Machtkontrolle Durch die Opposition, aber auch Durch strikte Gewaltentrennung -
durch die Verantwortung des > Gewalten kontrollieren sich
Parlaments (inkl. Mehrheit) für gegenseitig
das Handeln der Regierung
Effizienz/Flexibilität
Blockaden sind Blockadesituationen sind
unwahrscheinlicher, da wahrscheinlicher -> idealtypisch
Regierung Parlamentsmehrheit niedrigere Effizienz/Flexibilität
hinter sich hat -> idealtypisch
hohe Effizienz/Flexibilität
Transparenz/Klarheit Idealtypisch gegeben, da Durch getrennte
von Regierung und Legitimation/Kompetenzen von
Verantwortlichkeiten Parlamentsmehrheit mit „einer Regierung und Parlament
Stimme“ sprechen idealtypisch weniger
Transparenz/Klarheit
Fraktionsdisziplin Muss in parlamentarischen Weniger notwendig, kann sogar
Systemen hoch sein um die hinderlich werden für die
Funktionsfähigkeit der Regierungsfähigkeit (v. a. in
Regierung zu gewährleisten Zweiparteiensystemen, wenn die
Mehrheit im Parlament nicht von
der Partei des Präsidenten gestellt
wird)
Regierungsbildung Regierungsmitglieder müssen Präsident bestimmt die
den Parlament angehören, Mitglieder seiner Regierung
Bei Koalitionen abhängig von (dürfen nicht dem Parlament
Verhandlungen über die Vergabe angehören)
der Ministerposten

Gesetzgebungskomp Sind gegeben, Initiativrecht der Regierung in


etenzen der Die Regierung hat gute Chancen vielen Fällen gegeben (nicht in
Regierung auf Durchsetzung ihrer der USA), aber weniger Chancen
Gesetzesvorschläge auf Durchsetzung (daher häufig:
Veto-Recht des Präsidenten bei
Gesetzgebung)
Mehrheitsbeschaffun Regierung hat Mehrheit im Präsident muss sich fallweise
g der Regierung Parlament hinter sich -> Mehrheiten beschaffen
Fraktionsdisziplin
Vorlesung 5 (Bundesregierung/Bundestag)

Wie ist die Konstituierung und Arbeit der Bundesregierung geregelt?

Formal: Der Bundeskanzler wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag
gewählt. Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers vom
Bundespräsidenten ernannt.

Artikel 65 GG
Der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung.
Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Bundesminister seinen Geschäftsbereich selbständig
und unter eigener Verantwortung. Über Meinungsverschiedenheiten zwischen den
Bundesministern entscheidet die Bundesregierung. Der Bundeskanzler leitet ihre Geschäfte
nach einer von der Bundesregierung beschlossenen und vom Bundespräsidenten genehmigten
Geschäftsordnung.
(= Richtlinienkompetenz, Ressort- und Kollegialprinzip)

Was sind die Funktionen der Exekutive?


- Steuerungsfunktion
- Durchführungsfunktion

Was spricht dafür/dagegen, dass die BRD eine Kanzlerdemokratie ist? (In einer
Kanzlerdemokratie hat der Kanzler/die Kanzlerin eine herausragende Stellung in der
Regierung)
Pro:
- Als einziges Regierungsmitglied gewählt durch den Bundestag
- Richtlinienkompetenz
- Bei „Abwahl“ (konstruktives Misstrauensvotum, Vertrauensfrage) muss ganze
Regierung zurücktreten
- Entscheidung über Zuschnitt der Ministerien und Auswahl der Minister
- Hat Bundeskanzleramt hinter sich
Contra:
- Abhängigkeit von Machtverhältnissen im Bundestag und parteiinterner Stellung
- Koalitionsregierungen hemmen Spielraum
- Ressortprinzip (Geschäftsbereich eines Ministers wird (innerhalb der Richtlinien
des Kanzlers) selbstständig geleitet)
- Kollegialprinzip (Stimmen sind gleichberechtigt, Vorschläge der Regierung
werden gemeinsam eingebracht)
Was sind politische Strukturen und Fachstrukturen des Bundestages?
- Politische Strukturen: jeweilige Unterteilung in Fraktionen
- Fachstrukturen: Ausschüsse (Ständige Ausschüsse, Sonderausschüsse, Enquête-
Kommissionen, Untersuchungsausschüsse, Vermittlungsausschuss,
Gemeinsamer Ausschuss)
Was sind die Funktionen des Bundestages?
1. Wahl- und Regierungsbildungsfunktion: Wahl z. B. des Bundeskanzlers und des
Bundespräsidenten (letzteren in Bundesversammlung), [zu Regierungsstabilität,
Fragmentierung, Parteiensystemen/Cleavage-Theorie siehe Folien 21 – 25)

2. Legislativfunktion: Wird hauptsächlich von Mehrheitsfraktion zusammen mit


Regierung ausgeübt. Die meisten Gesetzesentwürfe und auch verabschiedete Gesetze
stammen von der Bundesregierung, da diese mehr Kapazitäten (Ministerien,
Information) zur Verfügung hat. Außerdem wird eine Regierung auch an ihren Gesetzen
und Reformen gemessen, was Anreize für einen hohen Output bietet.

3. Kontrollunktion: unterschiedliche Ausübung der Funktion durch


Mehrheitsfraktion (Kontrolle durch Mitregierung) und Opposition
(öffentlichkeitswirksame Kontrolle); Kontrollrechte

4. (Repräsentations- und Artikulationsfunktion)


Vorlesung 6 (Mehrheits-/Konsensdemokratien)

Was sind die Grundprinzipien der beiden Demokratie-Typen?


- Mehrheitsdemokratien: Responsivität der Regierung nur gegenüber der Mehrheit, welche
sie gewählt hat
- Konsensdemokratien: Die Regierung soll so vielen wie möglich gegenüber responsiv sein

Was sind die institutionellen Merkmale von Mehrheits- und Konsensdemokratien? Wie sind
diese Institutionen jeweils in der BRD ausgestaltet?
Mehrheits- Konsens-
Merkmale BRD
demokratien demokratien
Verhältniswahlrecht
(zwar
„personalisiert“, aber
Wahlrecht Mehrheitswahlrecht Verhältniswahlrecht
die Zweitstimme ist
entscheidend für die
Sitzverteilung im BT)
Exekutive-
Parteien- Parteiensystem Zweiparteiensystem Vielparteiensystem Vielparteiensystem
Dimension
Regierung Einparteienregierungen Koalitionsregierungen Koalitionsregierungen

Eher ein
Gleichgewicht
Leg./Ex.
Verhältnis Gleichgewicht
Dominante Exekutive (Parlamentarismus:
Legislative/Exekutive Leg./Ex.
Abhängigkeit der
Regierung vom
Parlament)
BRD ist eher
korporatistisch,
pluralistisch (kleine korporatistisch
allerdings kein
und unabhängige (Dachverbände, mehr
Interessenvermittlung Organisationen, wenig Steuerung durch
typischer Fall eines
korporatistischen
staatliche Regelung) Staat)
Systems (Bsp.:
Tarifautonomie)
unitaristisch
Staatsaufbau (Einheitsstaat)
föderal föderal

Föderative- Zwei Kammer


Zahl der Kammern Eine Kammer Zwei Kammern
(Bundestag & - rat)
Unitaristische
Dimension abhängig von unabhängig von
Zentralbank Regierung Regierung
unabhängig
Oberste
- vorhanden vorhanden
Gerichtsbarkeit
Verfassung - vorhanden vorhanden
Welche Annahmen lassen sich über Vor-/Nachteile mehrheits- bzw. konsensdemokratischer
Strukturen treffen?
Mehrheitsdemokratien Konsensdemokratien
Regierungsbildung/Stabilität + -
Machtkontrolle - +
Transparenz/Klarheit von
Verantwortlichkeiten + -
Leistungsfähigkeit/
Innovation/Flexibilität + -
Responsivität/Integration - +

Was untersucht Arend Lijphart? Wie geht er dabei vor? Was sind seine Ergebnisse?
- Typenbildung: Mehrheits- und Konsensdemokratien, typische institutionelle Merkmale
(Wahlrecht, Parteiensystem, usw) für jede Demokratieform

- Forschungsfragen:
1. Wirkt sich die Demokratieform (unabhängige Variable) auf die
Leistungsfähigkeit (abhängige Variable) der Demokratie aus?
2. Sind Konsensdemokratien responsiver, aber weniger effizient?

- Operationalisierung:
o Demokratieform: jeweils Operationalisierung und Messung der institutionellen
Merkmale, Zusammenfassung in einer Skala „Grad der Konsensdemokratie“
o Leistungsfähigkeit: Unterteilung in Responsivität und Effizienz, für welche
jeweils diverse Indikatoren festgelegt werden (siehe Folie 15)

- Quantitative Analyse: Multivariate Regression des Effekts von Konsensdemokratie auf die
Indikatoren für die Leistungsfähigkeit

- Ergebnisse:
1. Ja, die Demokratieform wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit aus.
2. Die Ergebnisse sprechen für einen positiven Effekt der Konsensdemokratie
auf Repräsentation/Responsivität.
Konsensdemokratien schneiden bei der Effizienz allerdings nicht schlechter
ab als Mehrheitsdemokratien.
 Lijphart würde Konsensdemokratie empfehlen
Vorlesung 7 (Bundesrat)

Was ist der Bundesrat und was sind seine Funktionen?


Der Bundesrat ist die zweite Kammer der Legislative in der BRD. Die 69 Mitglieder des
Bundesrats sind Vertreter der Landesregierungen und unterliegen den Anweisungen Kabinette
der Bundesländer (imperatives Mandat). Das Stimmgewicht der Länder wird abgestuft nach
Einwohnerzahl. Eine Funktion des Bundesrates ist die Mitwirkung der Länder an Gesetzgebung
und Verwaltung. Zudem dient er der Vertretung der Länderinteressen auf Bundesebene und soll
administrative Gesichtspunkte in den Entscheidungsprozess einbringen.

Was sind Zustimmungs- bzw. Einspruchsgesetze?


- Zustimmungsgesetze: Alle Gesetze, welche die Verfassung ändern, Auswirkungen auf
die Finanzen der Länder haben oder die Länder betreffen (Organisation und
Verwaltung). Es ist die ausdrückliche Zustimmung des Bundesrates nötig, damit das
Gesetz zustande kommt. Eine Stimmenthaltung wirkt hier als Ablehnung des Gesetzes.

- Einspruchsgesetze: Alle Gesetze, auf die die Bedingungen für ein Zustimmungsgesetz
nicht zutreffen. Der Bundesrat kann nur einen Einspruch äußern, welcher vom
Bundestag mit absoluter oder qualifizierter Mehrheit zurückgewiesen werden kann.
Eine Enthaltung wirkt hier als „kein Einspruch“.

Warum ist der Bundesrat trotz (zum Bundestag) unterschiedlichen politischen Mehrheiten nicht
automatisch eine Blockadeinstitution?
1. Prozedurale und institutionelle Regelungen stärken die Mehrheitsfähigkeit von
Regierungsvorlagen (z. B. Stellungnahmen des Bundesrats vor Verhandlungen im
Bundestag, Formulierung von Einspruchsgesetzen [Enthaltung = positiv für
Gesetzesvorlage] und damit verbunden das „Splitting“ von Gesetzesvorlagen in
Einspruchs- und Zustimmungsgesetzen)

2. Nicht nur Parteipolitik spielt im Bundesrat eine Rolle, sondern auch Länderinteressen.

3. Bei Uneinigkeit kann eine Beratung im Vermittlungsausschuss beantragt werden. Da in


hier die Stimmverteilung anders ist (jedes Land hat nur eine Stimme), nicht in der
Öffentlichkeit getagt wird und die Mitglieder nicht mehr an Weisung gebunden sind,
besitzt der Vermittlungsausschuss eine „Schlichtungsfunktion“.
Welche Kriterien kann man zur Bestimmung der Stärke/Schwäche von zweiten Kammern
anwenden?

1. Kongruenz
Kongruenter Bikameralismus: Gleiche/Ähnliche Grundlagen der Zusammensetzung
-> Vertretung identischer Interessen
Inkongruenter Bikameralismus: Unterschiedliche Art der Zusammensetzung (Vertretung von
Gliedstaaten oder Bestückung durch Ernennung (BRD)/Vererbung/Entsendung)
-> Vertretung unterschiedlicher Interessen
2. Symmetrie
Machtverteilung zwischen den Kammern (gleich oder ungleich)
Legitimation (direkte oder indirekte Wahl)

Inkongruent Kongruent
Symmetrisch Starker Bikameralismus Mittlerer/Schwacher
(Deutschland, Schweiz, USA, Bikameralismus
Australien) (Italien, Niederlande, Belgien)

Asymmetrisch Mittlerer/Schwacher Schwacher/Insignifikanter


Bikameralismus Bikameralismus
(Frankreich, Spanien, (Österreich)
Großbritannien)

Vorlesung 8 (Föderalismus)
Definition und Funktionen von Föderalismus -> siehe Folie 4

Welche Arten von Föderalismus kann man unterscheiden? Wie unterscheiden sich diese?
Es lässt sich zwischen kooperativem Föderalismus (bzw. Verbundföderalismus) und
Wettbewerbsföderalismus (bzw. Trennföderalismus) unterscheiden. Im Verbundföderalismus
sind die Ziele in das Ganze integrierte Glieder und einheitliche Lebensverhältnisse, im
Trennföderalismus hingegen stehen unabhängige, eigenständige Gliedern und einer Vielfalt der
Lebensverhältnisse im Vordergrund. Zu erkennen ist dies an der funktionalen und finanziellen
Verschränkung von Verantwortlichkeiten im Verbundföderalismus und deren Trennung im
Wettbewerbsföderalismus.
Welche Art von Föderalismus haben wir in Deutschland? Woran erkennt man das?
 Verbundföderalismus mit starker Politikverflechtung

- Aufgabenverflechtung: Konkurrierende Gesetzgebung, Gemeinschaftsaufgaben,


Mitwirkung der Länderexekutiven an der Gesetzgebung durch den Bundesrat

- Finanzielle Verflechtung: Horizontaler und vertikaler Länderfinanzausgleich, der


Anteil an Gemeinschaftssteuern ist hoch, oft gemeinsame Aufgabenfinanzierung

- GG formuliert Anspruch auf „Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse“ (vgl. Art 72


III GG, Art 106 III GG)

Was sind Vor- und Nachteile der Politikverflechtung?


Ein Vorteil der Politikverflechtung ist die Gewaltenteilung und damit einhergehende
Beschränkung von Macht (checks & balances). Zudem sollen durch die Beteiligung vieler
Akteure breiter reflektierte und stabile Entscheidungen hervorgebrecht werden.
Nachteile stellen dar: Intransparenz, Effizienzverlust, Status-Quo-Orientierung, Entmachtung
der Länderparlamente (im Vergleich zum Trennföderalismus) und mangelnde Motivation zur
finanziellen Selbstdisziplinierung.
Pro- und Kontra-Argumente für eine Gebietsreform -> siehe Folie 24

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