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Zielmarktanalyse
Schiffbau, Meeres- und Offshore-Technik im Iran

Durchführer
1 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
www.bmwi.de

Text
COMMIT GmbH Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Kastanienallee 71 Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
10435 Berlin für seine familienfreundliche Personalpolitik
Bearbeiter; Redaktion: Henrik Pfeiffer, Aaron Röschke ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
Tel.: +49-(0)30-2061648-0 der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative
www.commit-group.com der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.

Stand
Juni 2017

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-


Markterschließungsprogramms für die Geschäftsanbah-
nung Schiffbau, Meeres- und Offshore-Technik Iran erstellt
und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
gefördert.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich


geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade &
Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen
Verwertung zur Verfügung.
Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach
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ges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN 2

Inhalt

Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................................................................................................... 4

Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 5

Abbildungsverzeichnis............................................................................................................................................................................ 6

Abstract ................................................................................................................................................................................................... 7

1. Einleitung .......................................................................................................................................................................................... 8

2. Wirtschaftsstandort Iran ................................................................................................................................................................. 9

2.1 Allgemeine Wirtschaftslage .........................................................................................................................................................9

2.2 Außenhandel ..............................................................................................................................................................................13

2.3 Wirtschaftlicher Ausblick ..........................................................................................................................................................15

3. Der maritime Sektor im Iran ........................................................................................................................................................ 17

3.1 Wichtige Marktakteure im Überblick ........................................................................................................................................20

3.1.1 Iranische Häfen und Hafenbetreiber .................................................................................................................................20

3.1.2 Schiffbau ............................................................................................................................................................................23

3.1.3 Schiffsverkehr ....................................................................................................................................................................24

3.1.4 Offshore .............................................................................................................................................................................25

3.2 Außenhandel und Marktpotenziale .............................................................................................................................................26

3.2.1 Strategischer Plan 1404 ......................................................................................................................................................27

3.2.2 Investitionsvorhaben und –potenziale ................................................................................................................................28

3.3 Ausblick ......................................................................................................................................................................................31

4. Rahmenbedingungen ..................................................................................................................................................................... 32

4.1 Politische Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................. 22

4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................ 23

4.3 Zollrechtliche Rahmenbedingungen .......................................................................................................................................... 27

4.3.1 Handelspolitik ................................................................................................................................................................... 27

4.3.2 Zollverfahren ..................................................................................................................................................................... 27

4.3.3 Einfuhrabgaben ................................................................................................................................................................. 30


3 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

4. Rahmenbedingungen ..................................................................................................................................................................... 32

4.1 Politische Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................. 32

4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................................................................................................ 34

4.3 Zollrechtliche Rahmenbedingungen .......................................................................................................................................... 40

4.3.1 Wiener Abkommen ........................................................................................................................................................... 40

4.3.2 Handelspolitische Rahmenbedingungen ............................................................................................................................ 40

4.3.3 Zollverfahren .................................................................................................................................................................... 41

4.3.4 Einfuhrabgaben .................................................................................................................................................................. 43

4.3.5 Einfuhrverbote und –beschränkungen ............................................................................................................................... 44

5. Geschäftspraxis .............................................................................................................................................................................. 46

5.1 Finanzierung ............................................................................................................................................................................... 46

6. Anhang ............................................................................................................................................................................................ 47
4 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abkürzungsverzeichnis

BIP = Bruttoinlandsprodukt
bspw. = beispielsweise
bzw. = beziehungsweise
ca. = circa
d. h. = das heißt
dwt. = deadweight tonnage
EU = Europäische Union
FDI = Foreign Direct Investment
FIPPA = Foreign Investment Promotion und Protection Act
GTAI = Germany Trade and Invest
IDRO = Industrial Development and Renovation Organization of Iran
IRISL = Islamic Republic of Iran Shipping Lines
ISOICO = Iran Shipbuilding and Offshore Industries Complex
IWF = Internationaler Währungsfonds
JCPOA = Joint Comprehensive Plan of Action
kg = Kilogramm
HS Code = Harmonized System Code
MENA = Middle East and North Africa
Mio. = Millionen
NIOC = National Iranian Oil Company
NITC = National Iranian Tanker Company
Mrd. = Milliarden
SWIFT = Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication
SWZ = Sonderwirtschaftszone
TEU = Twenty-foot Equivalent Unit, Standardcontainer
TPO = Trade Promotion Organization
UN = United Nations, Vereinte Nationen
USA = United States of America
USD = US-Dollar
VAE = Vereinigte Arabische Emirate
5 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Entwicklung BIP nach Sektoren, Iran, 2012/13 bis 2016/17 ............................................................................................10

Tabelle 2: Irans Wirtschaft anhand ausgewählter Daten ..................................................................................................................11

Tabelle 3: Wirtschaftliche und soziale Indikatoren – Iran und Deutschland im Vergleich ...........................................................13

Tabelle 4: Außenhandel Iran, 2011/12 bis 2015/16.............................................................................................................................13

Tabelle 5: Deutsch-Iranischer Außenhandel ......................................................................................................................................14

Tabelle 6: Maritime Wirtschaft Iran, 2015/16 ....................................................................................................................................18

Tabelle 7: Importe Iran; Schiffe, Boote, Wasserfahrzeuge, 2015 .....................................................................................................20

Tabelle 8: Frachtumschlag iranischer Häfen (Auswahl), 2016 .........................................................................................................22

Tabelle 9: Umschlag nach Frachtart Iran, in Tonnen, 2014-2016 ....................................................................................................22

Tabelle 10: Ausgeschriebene Investitionsmöglichkeiten der Häfen Imam Khomeini und Shadid Ragaee, Oktober 2016 ..........23

Tabelle 11: Deutsche Exporte Offshore und Meerestechnik in Mio. USD .......................................................................................26

Tabelle 12: Benötigte Neuanschaffungen 2016-2020, Iran ................................................................................................................28

Tabelle 13: Einfuhrabgabensatz bestimmter Investitionsgüter ........................................................................................................43


6 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung des iranischen BIP (real) .......................................................................................................................... 9

Abbildung 2: Entstehung des iranischen BIP (in Prozent), 2014 ..................................................................................................... 10

Abbildung 3: Irans Staatseinnahmen und –ausgaben, in Mrd. Rl. .................................................................................................. 12

Abbildung 4: Investitionen (privat u. öffentlich) Iran, in Prozent des BIP ..................................................................................... 12

Abbildung 5: Deutsche Exporte in den Iran, 2015 (in Prozent) ....................................................................................................... 14

Abbildung 6: SWOT-Analyse Iran ..................................................................................................................................................... 16

Abbildung 7: Exporte in den Iran, Wasserfahrzeuge und schwimmende Vorrichtungen (HS 89), in Mio. USD ........................ 17

Abbildung 8: Schiffsflotten weltweit ................................................................................................................................................... 19

Abbildung 9: Irans wichtigste Häfen .................................................................................................................................................. 21

Abbildung 10: Erdöl- und Erdgasvorkommen am Persischen Golf ................................................................................................ 25

Abbildung 11: Umsatzsteigerungen maritimer Sektor Iran, Strategischer Plan 1404, Mrd. USD ............................................... 28

Abbildung 12: Das politische System im Iran .................................................................................................................................... 32

Abbildung 13: Iran und seine Nachbarn ............................................................................................................................................ 33


7 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abstract
Nach Aufhebung der Sanktionen erlebt der Iran eine erneute Öffnung, was mit großen wirtschaftlichen Chancen für internationale
Unternehmen verbunden ist, aber auch mit großen Herausforderungen für den iranischen Staat. 2015 erzielte der Iran ein Bruttoin-
landsprodukt (BIP) von 393,7 Milliarden US-Dollar und ist nach Saudi-Arabien die zweitgrößte Volkswirtschaft in Nahost und
Nordafrika (MENA). Mit dem Abbau der Sanktionen gegenüber dem Iran wird für die kommenden Jahre mit einem starken Wachs-
tum der iranischen Wirtschaft gerechnet.

Durch die Sanktionen ist der iranische Seehandel zurückgegangen und wartet nun auf einen neuen Aufschwung. Dadurch sank
gleichzeitig die Nachfrage nach Schiffen und Technik. Durch die Sanktionen waren der Verkauf, die Lieferung bzw. Weitergabe
wesentlicher Schiffausrüstungen und Technologien zum Bau und zur Instandhaltung von Schiffen verboten. Daneben waren der Bau
und die Beteiligung am Bau von Öltankschiffen sowie die Bereitstellung technischer Unterstützung und finanzieller Hilfe untersagt.

Die Folge dessen war ein Absinken der Nachfrage an Schiffen und Meerestechnik, was dazu führte, dass der iranische Staat infolge
der Aufhebung der Sanktionen die Schiffsflotte, Hafen- und Offshore-Infrastruktur modernisieren und erweitern muss. Zeitgleich hat
sich der Iran trotz der UN-Sanktionen vermehrt China zugewandt, um entsprechende Waren aus dem maritimen Sektor zu erhalten.

Allgemein lässt sich sagen, dass der iranische Markt für Schiffbau, Meeres- und Offshoretechnik ein sehr lukrativer, aber – wie der
iranische Markt allgemein – auch ein unberechenbarer ist. Die iranische Regierung hat die Zeichen der Zeit verstanden und möchte
mit einem großangelegten Investitionsprogramm die Schiffindustrie modernisieren und ausbauen. Dazu wirbt sie um ausländische
Investoren, ist aber gleichzeitig auch bereit, große finanzielle Mittel in die Hand zu nehmen.

Zu den geplanten Investitionen gehören insbesondere der Kauf von Öl-Tankern und Containerschiffen, der Ausbau von Häfen sowie
die Modernisierung von Werftanlagen. Bis zum Jahre 2020 sind im Bereich der maritimen Technik Neuanschaffungen im Wert von
rund 37,8 Mrd. US-Dollar geplant.

Zu den Risiken des iranischen Marktes zählen die derzeitigen Spannungen mit den direkten und indirekten Nachbarn in der Region –
vor allem in der Frage nach dem Engagement in Syrien – sowie die aktuellen diplomatischen Spannungen um Katar, die für ein in-
vestitionsunfreundliches Klima sorgen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Außenpolitik der USA unter Präsident Trump, der
noch im Wahlkampf eine erneute Verschärfung der Sanktionen forderte und den „Atomdeal“ rückgängig machen wollte. Neben
diesen externen Herausforderungen sind bei einem Iran-Engagement allerdings auch interne Risiken zu berücksichtigen. Zu diesen
zählen vor allem die Abhängigkeit von der Ölpreisentwicklung, ein anhaltender Reformstau, bürokratische Hürden, ein schwaches
Bankensystem, Währungsschwäche sowie eine staatlich kontrollierte, konservative Gesellschaftsordnung.
8 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

1. Einleitung
Die vorliegende Zielmarktanalyse wurde im Rahmen des vom BMWi geförderten Geschäftsanbahnungsprojekts „Schiffbau, Meeres-
und Offshoretechnik in Iran“ erstellt. Eine allgemeine Einführung in den Zielmarkt mit kompakten Hintergrundinformationen zum
iranischen Markt wird im folgenden Kapitel präsentiert. Daran schließt eine branchenspezifische Analyse der maritimen Wirtschaft
des Iran an. Hier werden detaillierte Informationen, wie Marktpotenziale und –entwicklungen, Stärken, Schwächen und Hinweise zu
Zielen, Projekten und Vorhaben im Bereich des Maschinenbaus der Agrar- und Ernährungswirtschaft präsentiert. Danach werden die
politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie umfassende Informationen zur Einfuhr erläutert.

Zur Lektüre der vorliegenden Zielmarktanalyse sind einige Hinweise zur Vorgehensweise und zur Datenlage zu bemerken. Für die
Studie wurden vor allem offizielle Quellen der Regierung verwendet. Allerdings zeigte sich hier, dass die Datenlage selbst zwischen
den Ministerien widersprüchlich ist oder sich sogar unterscheidet. Neben dem staatlichen Statistikamt sowie den Statistikabteilungen
der Ministerien existiert keine private Statistikorganisation, die die staatlichen Angaben überprüfen könnte. Aufgrund einer mangeln-
den Zusammenarbeit zwischen den staatlichen Strukturen besteht keine Kohärenz der statistischen Angaben des Statistikamts sowie
denen der Ministerien, die für die vorliegende Arbeit relevant sind. Im vorliegenden Report wurden die jeweils neuesten veröffent-
lichten Daten verwendet.

Außerdem ist es wichtig darauf zu verweisen, dass im Iran die Regierungsstrategie vom Parlament in langfristigen 20-Jahres-Plänen
sowie mittelfristigen 5-Jahres-Plänen vorbereitet wird. Aufgrund signifikanter Veränderungen und wirtschaftlichen Fortschritts in der
Vergangenheit werden diese Programme alle vier Jahre überarbeitet. Im vorliegenden Report wurden die Informationen der jeweils
letzten Überarbeitung der Programme verwendet.

Um möglichst genaue Informationen zum Markt und seinen Akteuren zu erhalten, wurden ebenfalls Interviews mit Experten durch-
geführt, die im Verlauf der Studie zu Wort kommen werden.
9 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

2. Wirtschaftsstandort Iran
2.1 Allgemeine Wirtschaftslage

Nach einer zweijährigen Rezession führten 2014/15 die sich seit 2013 abzeichnende Einigung zwischen den E3+3 Staaten (Frank-
reich, Vereinigtes Königreich, Deutschland, USA, Russland und die VR China) und Teheran sowie die im Januar 2014 in Kraft getre-
tenen ersten EU- und US-Sanktionserleichterungen (keine weitere Reduzierung der Ölexporte, Freigabe im Ausland blockierter Öl-
einnahmen, Genehmigung petrochemischer Exporte, Erlaubnis zum Import von Kfz-Teilen etc.) zu einer Belebung der iranischen
Wirtschaft.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 393,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 ist der Iran die zweitgrößte Volkswirtschaft in
Nahost und Nordafrika (MENA) nach Saudi-Arabien. Der Iran hat ca. 80,5 Mio. Einwohner (Stand 2016) und ist nach Ägypten auf
dem zweiten Rang der bevölkerungsreichsten Länder der Region. Die Wirtschaft Irans ist geprägt von einem großen Erdöl- und Erd-
gassektor, einem verhältnismäßig kleinen Agrar- und Dienstleistungssektor sowie einer bemerkenswerten Präsenz des Staates im
Bereich der Produktion und der finanziellen Dienstleistungen. Der Iran liegt auf Platz zwei der Länder mit den weltweit höchsten
Erdgaseinnahmen und auf Platz vier bei den Rohölerlösen. Die Konjunktur und die Staatseinnahmen hängen sehr stark von den Erlö-
sen des Rohölhandels ab und bleiben dadurch unbeständig. Der Staatshaushalt und die Investitionsprojekte des Staates sind daher an
ebendiese Einnahmen gekoppelt.

Abbildung 1: Entwicklung des iranischen BIP (real)


7,0

6,0

5,0

4,0

3,0 6,4

in Prozent 2,0 4,0 4,1

1,0

0,0

-1,0 -1,8

-2,0

-3,0
2015 2016* 2017* 2018*

Quelle: Global Economic Prospects June 2017, Weltbank


*Prognose

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des BIP der iranischen Volkswirtschaft für die kommenden Jahre. Für 2016, 2017 und 2018 wird
von einem starken Wachstum von 6,4%, 4,0% bzw. 4,1% ausgegangen. Gleichzeitig hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die
Zahlen wiederum nach unten korrigiert werden mussten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht nach aktuellen Angaben für
2017 von einem nominalen BIP in Höhe von 368,5 Mrd. US-Dollar aus, was einem Rückgang von 2,2% zum Vorjahreswert (376,8
Mrd. US-Dollar) entspricht. Allerdings zeigt sich auch hier wieder, dass die Angaben zwischen den einzelnen Quellen teilweise stark
variieren oder gar keine Angaben vorhanden sind.
10 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Zur Entstehung des Bruttoinlandprodukts tragen die Industrie sowie der Bergbau den größten Teil bei. Hier ist es vor allem die Erdöl-
und Erdgasförderung und dessen Export zu nennen. In der folgenden Abbildung wird die Entstehung des iranischen BIP aus dem Jahr
2014 gezeigt:

Abbildung 2: Entstehung des iranischen BIP (in Prozent), 2014

Sonstige
28,5
Bergbau/Industrie
32,9

Land-/Forst-/
Fischwirtschaft
7,4

Handel/Gaststätten/
Transport/Logistik/
Hotels
Kommunikation
14,2
8,3
Bau
8,7
Quelle: Wirtschaftsdaten kompakt, GTAI, 2016

Wie sehr die iranische Wirtschaft von den Erlösen aus dem Erdölhandel abhängig ist, zeigt sich anhand der Wachstumszahlen der
einzelnen Wirtschaftsbereiche. Laut Statistik der iranischen Zentralbank ist die Erdöl- und Erdgasförderung in den ersten drei Quarta-
len von 2016/17 (21.03. – 20.12.2016) um 65,4% gewachsen. Die Wachstumszahlen der Landwirtschaft (4,2%), der verarbeitende
Industrie (5,8%), dem Bergbau (0,2%; ohne Öl und Gas), dem Dienstleistungssektor (2,4%) weisen ein deutlich geringeres Wachs-
tum auf. Die Baubranche ist sogar um 17,1% geschrumpft. Die staatliche Statistikbehörde des Iran kommt zu leicht abweichenden
Zahlen: Öl- und Gassektor (85,4%), Landwirtschaft (5,7%), Bergbau (-4,1%; ohne Öl und Gas), verarbeitende Industrie (4,6%),
Dienstleistungen (5,4%) und die Baubranche (-11,0%).

Tabelle 1: Entwicklung BIP nach Sektoren, Iran, 2012/13 bis 2016/17 (reale Veränderungen gegenüber Vor-
jahr in %, zu konstanten Preisen von 1997/98)¹
Sektoren 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17
(1391) (1392) (1393) (1394) (1395)²
Alle Sektoren -5,0 -1,8 1,9 0,7 7,2
Alle Sektoren -2,7 -1,5 1,8 0,7 5,0
(ohne Öl und Gas)
Landwirtschaft u. 3,4 3,5 5,5 5,3 5,7
Fischerei
Bergbau (ohne Öl und 9,6 5,9 2,8 -3,3 -4,1
Gas)
Öl- und Gasförderung -47,2 -9,1 4,8 3,6 85,4
11 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Verarbeitende -10,5 -1,7 7,6 -0,3 4,6


Industrie
Bauwirtschaft -13,8 -5,3 -16,1 -13,1 -11,0

Dienstleistungen 0,2 -1,6 0,5 0,2 5,4

Quelle: GTAI (2017)

¹iranische Jahre (21.03.-20.03.), ²ersten drei Quartale im Vergleich zum Vorjahr

Wie aus Tabelle 1 deutlich ersichtlich wird, gibt es in den einzelnen Branchen stark abweichende Entwicklungstrends. Neben dem
explosionsartigen Wachstum im Bereich der Öl- und Gasförderung gibt es durchgehend schrumpfende Wirtschaftsbereiche wie die
Bauwirtschaft. Dabei ist für Experten das starke Wachstum im Ölsektor (Produktionsanstieg auf fast 4 Mio. bpd), ein Plus in der
Landwirtschaft aufgrund einer guten Weizenernte und die weitere Talfahrt in der Baubranche allgemein nachvollziehbar. Das Wachs-
tum in der verarbeitenden Industrie dagegen ist umstritten.

Die Inflationsrate betrug im April 2017 etwa 12,6 %. Für das Jahr 2016 wird ein Wirtschaftswachstum von 1,3 % prognostiziert. Der
IWF schätz die Arbeitslosenquote im Iran auf 12,5 %, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (12,4 %). 2015 lag das
Leistungsbilanzsaldo Irans bei 0,8 % des BIP und damit um 3,8 % unter dem Vorjahreswert.

Die iranische Regierung hat nach längeren Verhandlungen im März den sechsten Fünfjahres-Entwicklungsplan verabschiedet, der
eine umfassende Strategie für marktbasierende Reformen für den Zeitraum 2017/18-2021/22 beinhaltet. Der Entwicklungsplan be-
steht aus drei Säulen: Die Entwicklung eines elastischen Marktes, Fortschritt in Forschung und Technologie sowie die Förderung von
kultureller Kompetenz.

Auf wirtschaftlicher Seite zielt der Entwicklungsplan auf ein jährliches Wirtschaftswachstum von 8 % und beinhaltet die Umsetzung
von Reformen in Bezug auf staatseigene Unternehmen, dem Finanz- und Bankensektor und der Verteilung und Verwaltung der Erd-
ölerlöse anhand der Prioritäten der Regierung während dieser fünf Jahre.

Tabelle 2: Irans Wirtschaft anhand ausgewählter Daten


Indikator / Jahr 2015 2016 2017* 2018*
BIP (in Mrd. US-$) 376,8 368,5 385,4
374,3

BIP Entwicklung (in


-1,8 6,4 3,2 4,1
% zum Vorjahr, real)
Inflationsrate
11,9 8,8 11,2
(in %)
Ease of Doing Busi-
119 117 120 -
ness
Quelle: IWF (2017), Statista (2017)
*Prognose

Trotz der ehrgeizigen Ziele hat die iranische Regierung in ihrem neuen Haushaltsplan geringere Ausgaben vorgesehen. Zwar rechnet
Teheran mit höheren Einnahmen aus dem Ölhandel, doch sollen diese nicht direkt investiert werden. Der Gesetzentwurf des Staats-
haushalts weist einen Anstieg der Gesamtausgaben gegenüber dem Haushaltsplan 2016/17 um (nominal) 11% auf 10.849 Billionen
Rial (Rl.) 1 aus. Die für 2017/18 vorhergesehene Inflationsrate von 8 bis 10% drückt das Plus allerdings wieder. Ein weiterer Faktor
ist der im Haushaltsgesetz verwendete Wechselkurs von einem US-Dollar bei 33.000 Rl. Damit liegt das geplante Ausgabenvolumen
bei umgerechnet 329 Mrd. US$. Der Wechselkurs des Haushaltsgesetzes entspricht zwar in etwa dem aktuellen Kurs der Zentralbank

1
Wechselkurs vom 16.06.2017: 1 Rial = 32.456,9945 USD
12 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

(32.360 Rl.; 23.1.17), unterscheidet sich allerdings stark vom freien Marktkurs (38.330 Rl.). Bei Anwendung des derzeitigen Markt-
kurses schrumpfen die Ausgaben auf 283 Mrd. US$.

Abbildung 3: Irans Staatseinnahmen und -ausgaben, in Mrd. Rl.


3.500

3.000

2.500

2.000
Einnahmen

1.500 Ausgaben

1.000

500

0
Quelle: IWF (2017) 2015 2016 2017* 2018*

Die höchsten Ausgaben kommen den staatlichen Unternehmen und Banken in Höhe von 7.565 Billionen Rl. zu Gute. Die Einnahmen
werden in gleicher Höhe angenommen. Der Haushalt der Regierung wird mit Ausgaben von 2.991 Billionen Rl. (91 Mrd. USD) und
Einnahmen von 2.757 Billionen Rl. veranschlagt. Damit sinkt das Defizit des Regierungsbudgets um ein Drittel auf 234 Billionen Rl.
gegenüber dem Haushaltsplan 2016/17. Die Staatsverschuldung des Iran ist rückläufig, wird aber für 2017 auf 15% des BIP ge-
schätzt. 2015 lag die Staatsverschuldung noch bei 15,9%, während diese nach Prognosen von GTAI 2016 14,9% betrug.

Abbildung 4: Investitionen (privat u. öffentlich) Iran, in Prozent des BIP


32,4

32,2

32
31,8

31,6

31,4
31,2

31
2015 2016 2017* 2018* 2019*
Quelle: IWF (2017)

Der iranische Staat nimmt mit seinen staatlichen und quasi-staatlichen Unternehmen nach wie vor eine Schlüsselrolle innerhalb der
Wirtschaft ein. Vor allem im Handel, in der Produktion und im Finanzbereich besitzt er eine dominante Rolle. Die Regierung hat ihre
Subventionen zur Bereitstellung grundlegender Produkte und Dienstleistungen wie bspw. Öl, Wasser, Elektrizität und Brot refor-
miert, um die Ausgaben und die wirtschaftliche Tätigkeit effizienter zu gestalten. Das indirekte Förderprogramm, das 2007-2008 ca.
13 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

27 % des BIP (ca. 77,2 Mrd. USD) ausmachte, wurde vollständig durch ein Programm zur direkten Bargeldübertragung für iranische
Familien ersetzt.

Laut Statistiken von fDi Intelligence lag der Iran im Zeitraum von 2003 bis 2015, als die Sanktionen noch vollumfänglich bestanden,
im Vergleich zu den Ländern des Mittleren Ostens mit einem Anteil von nur 1,65 % an den Ausländischen Direktinvestitionen (FDI)
auf dem 12. von 14 Rängen. Nach Aufhebung der Sanktionen wurde der Iran eines der wichtigsten Zentren für Auslandsinvestitio-
nen. Die Financial Times berichtete von einem bedeutenden Anstieg auf derzeit 11,11 % Marktanteil in der MENA-Region. Damit ist
der Iran auf Platz drei der attraktivsten Länder für Investoren in der Region hinter Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen
Emiraten. In 2013 entfielen auf den Iran drei FDI-Projekte, während es alleine im ersten Quartal 2016 bereits 22 waren. Nach Aufhe-
bung der Sanktionen war der Finanzdienstleistungssektor am attraktivsten für ausländische Investitionen: vier verschiedene Investiti-
onsprojekte von jeweils unterschiedlichen Unternehmen und Investitionsausgaben von rund 60 Millionen USD. Zu den wichtigsten
Investoren zählen bisher Südkorea und Deutschland mit insgesamt 2,15 Mrd. USD.

Im Zeitraum von 2013-2016 stiegen die durch FDI geschaffenen Arbeitsplätze und Investitionsausgaben enorm an. Entstanden 2013
noch 352 neue Arbeitsplätze mit Investitionen von 79 Mio. USD, stieg die Zahl 2016 auf 2.732 neue Arbeitsplätze mit Investitions-
ausgaben in Höhe von 1,67 Mrd. USD.

Tabelle 3: Wirtschaftliche und soziale Indikatoren – Iran und Deutschland im Vergleich


Indikator Deutschland Iran
BIP (in Mrd. USD) 3.466 (2016) 387,6 (2016)

Ease of Doing Business Rank 17. (2017) 120. (2017)

Industrieproduktion 2,9 % (Apr. 2017) 4,1 % (Sep. 2016)

Human Development Rank 4 (2016) 69 (2016)

Global Competitiveness Rank 5 (2017) 76 (2017)

Corruption Rank 10 (2016) 131 (2016)

Quelle: eigene Darstellung, Daten von IWF (2017), UN Development Programme (2016), Trading Economics (2017), Transparency International (2015), Weltbank (2017)

2.2 Außenhandel

Nach der teilweisen Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran, nimmt der Außenhandel langsam wieder zu. Die Attraktivität des
Landes als Handelspartner hat unter den Sanktionen der UN, der Europäischen Kommission und der USA spürbar gelitten. Zu den
Hauptlieferländern zählten die meiste Zeit die Vereinigten Arabischen Emirate (53,8 Prozent), China (27,9 Prozent) sowie Indien (9,6
Prozent) und Südkorea (8,7 Prozent). Diese waren gleichzeitig die Hauptabnehmerländer von Gütern und Produkten aus dem Iran.
Deutschland, vor 2007 noch einer der führenden Exporteure in den Iran, rückte in den Folgejahren aufgrund des Atomkonflikts zu-
nehmend in den Hintergrund. Zudem gab es immer wieder Probleme mit dem Zahlungsverkehr. Produkte "Made in Germany" genie-
ßen jedoch bei den Iranern - wie überhaupt in der Region des Mittleren und Nahen Ostens - ein sehr gutes Ansehen, sodass deutsche
Unternehmen eine gute Ausgangsposition für ein Engagement im Iran haben.

Tabelle 4: Außenhandel Iran, 2011/12 bis 2015/16 (in Mio. USD; Veränderung in %)¹
2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 Veränderung
(1390)² (1391)² (1392)² (1393)³ (1394)³ 1394/1393

Importe (fob) 78.027 68.734 63.584 65.079 52.419 -19,5


- Öl- u. Gaserzeug- 5.726 2.652 3.263 3.948 2.233 -43,4
nisse
- Sonstige Erzeug- 72.301 66.082 60.321 61.131 50.186 -17,9
nisse
14 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Exporte (fob) 145.806 97.296 92.910 86.471 64.597 -25,3


- Öl u. Gas 119.148 68.083 64.540 55.352 33.596 -39,4
- nichtöl Erz. 26.658 29.213 28.369 31.119 31.028 -0,3
Handelsbilanz - 67.779 28.563 29.326 21.392 12.178 -43,1
saldo
Quelle: GTAI

¹iranische Jahre (21.03.-20.03.), ²offizielle Angaben, ³vorläufig

Trotz der teilweisen Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran kam es zu einem Einbruch im Außenhandel. Sowohl die Einfuhren
(-19,5%) als auch die Ausfuhren (-43,1%) gingen drastisch zurück. Zwischen den iranischen Jahren 1392 und 1393 stieg die Zahl der
Importe zwar an, doch war diese im Jahr darauf bereits wieder rückläufig.

Deutschland und Iran pflegen gute Handelsbeziehungen, die noch aus den Zeiten vor den Sanktionen bestehen. Seit der Aufhebung
hat der Handel zwischen beiden Staaten wieder zugenommen und Deutschland gehört zu den größten fünf Importeuren des Iran. Der
Export in den Iran aus Deutschland wies 2016 im Vergleich zum Vorjahr ein starkes Wachstum auf. Gleichzeitig war zu beobachten,
dass 2016 der Export Chinas in den Iran um 7,7% zurückging.

Tabelle 5: Deutsch-Iranischer Außenhandel (in Mio. Euro)


2013 % 2014 % 2015 %
Deutsche Exporte 1.841 -27 2.380 29,3 2.065 -13,3

Deutsche Importe 274 -19,2 295,9 8,0 332,1 12,2

Saldo 1.567,2 2.084,9 1.733,3

Quelle: Wirtschaftsdaten kompakt, GTAI (2016)

Wie bereits bei den gesamten Im- und Exporten zeigt sich auch im deutsch-iranischen Handel, dass es in 2014 einen Anstieg gab, der
im darauffolgenden Jahr wiederum zurückging. Ausgenommen davon sind die Importe aus dem Iran nach Deutschland. Diese sind
um 12,2% auf einen Wert von 332,1 Mio. Euro gestiegen. 2015 machten von den deutschen Exporten nach Iran den größten Teil
Maschinen, Nahrungs- und Arzneimittel mit 28,5%, 15,4% bzw. 11% aus.

Abbildung 5: Deutsche Exporte in den Iran, 2015 (in Prozent)

Sonstige Maschinen
29,8 28,5

Elektrotechnik
4,5
Handel/Gaststätten/
Kfz u. -Teile
Hotels
4,6
Transport/Logistik/ 14,2
Kommunikation
8,3 Arzneimittel
11
Quelle: Wirtschaftsdaten kompakt, GTAI, 2016
15 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

2.3 Wirtschaftlicher Ausblick

Die durch die Sanktionen entgangenen Einnahmen des iranischen Staates sind nur schwer zu beziffern. Schätzungen gehen jedoch
von mehreren Milliarden USD aus. Vor allem durch die Sanktionen auf den Ölexport seit 2012 verminderte sich die nationale Pro-
duktion um rund 160 Mrd. USD.

Der erfolgreiche Abschluss der Atomverhandlungen war ein Zeichen der Hoffnung, vor allem für die Iraner selbst. Viele nennen das
Abkommen daher den Beginn einer neuen Ära. Die iranische Regierung bemüht sich verstärkt, das unternehmerische Umfeld vor
allem für ausländische Investoren zu verbessern. Dennoch blicken Experten mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Das zeigt auch
eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer (AHK Iran).

Die AHK Iran hat das zweite Jahr in Folge eine Umfrage unter ausgewählten Unternehmen zu den bilateralen Wirtschaftsbeziehun-
gen sowie den damit verbundenen Hoffnungen und Erwartungen durchgeführt und die Ergebnisse dieser Studie in einem umfassen-
den Geschäftsklimaindex für das Jahr 2016 zusammengefasst. An der Umfrage haben rund 100 iranische und deutsche (91%) Unter-
nehmen teilgenommen, darunter Firmen, deren Repräsentanten in letzter Zeit mit Wirtschaftsdelegationen in den Iran gereist sind,
aber auch Unternehmen, die seit Jahren im iranischen Markt aktiv sind.

Von den befragten Firmen waren 35% Prozent im Iran vertreten, der überwiegende Teil jedoch durch einen lokalen Partner und nur
wenige durch eigene Vertretungen. Lediglich vier Prozent der Firmen produzieren selbst im Iran. Dementsprechend hoch war der
Anteil der Firmen, die sich weder im Moment auf dem iranischen Markt engagieren noch einen Markteintritt planen. Nur etwas mehr
als ein Drittel der befragten Firmen hatten derartige Ambitionen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass 40% der Unternehmen ihre
Lage als befriedigend, 32% als gut und 4% als sehr gut bewerten. In diesem Bereich kann man im Vergleich zum Vorjahr (Ge-
schäftsklimaindex der AHK 2015) einen deutlichen Positivtrend sehen. So bewerteten damals lediglich 25% der befragten Firmen
ihre Lage als gut, deutlich mehr Unternehmen sahen die Lage schlecht (20% 2015 > 10% 2016).

Die Unternehmen wurden ebenfalls nach ihren Investitionsvorhaben befragt. Es zeigte sich, dass die Unternehmen 2016 bei konkre-
ten Investitionsabsichten deutlich zurückhaltender sind als im Vorjahr. Während 2015 mehr als die Hälfte der befragten Firmen in
den kommenden Monaten Investitionen planten, waren es 2016 lediglich 16%.

Anhand dieser Umfrage zeigt sich ein genereller Trend, der eine abschließende Bewertung ermöglicht. Obwohl der iranische Markt
an vielen Stellen deutlich positive Signale für ein Wachstum und für Investitionsmöglichkeiten sendet, warten viele Investoren ab, da
nach wie vor enorme Risiken und Unsicherheiten bestehen. Die derzeitigen Spannungen mit den direkten und indirekten Nachbarn in
der Region – vor allem in der Frage nach dem Engagement in Syrien – sowie die aktuellen diplomatischen Spannungen um Katar
sorgen für ein investitionsunfreundliches Klima. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Außenpolitik der USA unter Präsident
Trump, der noch im Wahlkampf eine erneute Verschärfung der Sanktionen forderte und den „Atomdeal“ rückgängig machen wollte.

Weiterhin weist die Situation im Iran auch einige strukturelle und fundamentale Schwächen auf, die oft auf der islamisch-
konservativen gesellschaftlichen und politischen Ordnung fußen. Das recht schwache Banken- und Währungssystem und das schlecht
entwickelte Kommunikationswesen stellen weitere Hürden da. Gleichzeitig bieten sich genau hier Potenziale für weitere Investitions-
projekte, sofern es von staatlicher Seite in diesen Bereichen zu Reform- und Modernisierungsvorhaben kommt.

Nichtsdestotrotz ist der iranische Markt alleine aufgrund seiner Größe (80 Millionen Einwohnern, die nicht nur vergleichsweise jung,
sondern auch sehr gut ausgebildet sind), den enormen Rohstoffvorkommen sowie der Diversifikation des Marktes wirtschaftlich
interessant. Mit der Aufhebung vieler Sanktionen bietet der Iran viele Investitionsmöglichkeiten, insbesondere vor dem Hintergrund
der oft veralteten Industrieanlagen, die einer Modernisierung bedürfen.
16 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abbildung 6: SWOT-Analyse Iran

• Anhaltender Reformstau,
• Große Rohstoffvorkommen langsamer
• Diversifizierte Privatisierungsprozess
Wirtschaftsstruktur • Bürokratische Hürden
• Junge, westlich orientierte, • Schwaches Bankensystem,
gut ausgebildete Währungsschwäche
Bevölkerung • Staatlich kontrollierte,
• Traditionell gute konservative
Beziehungen zu Europa Gesellschaftsordnung

Stärken Schwächen

Chancen Risiken

• Modernisierungsbedarf in • Abhängigkeit von der


fast allen Ölpreisentwicklung
Wirtschaftsbereichen • Politische Instabilität in der
Region
• Erneute Sanktionen (Snap
Back)

Quelle: Eigene Darstellung nach GTAI


17 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

3. Der maritime Sektor im Iran


Nachdem der iranische Markt allgemein dargestellt wurde, wird im nächsten Kapitel der Markt für Schiffbau, Meerestechnik und
Offshore näher erläutert. Zu Beginn wird der Markt im Überblick dargestellt, um anschließend wichtige Häfen, Marktakteure und
Investitionsprojekte darzulegen.

An dieser Stelle soll nochmals darauf verwiesen werden, dass sowohl der Markt wie auch die Recherche nach konkreten Informatio-
nen nicht unproblematisch sind. Viele iranische Unternehmen sowie staatliche Stellen geben diese für sie sensiblen Daten ungern
heraus, sofern sie existieren. Des Weiteren ist der Großteil der iranischen Unternehmen in staatlicher Hand und somit berührt der
maritime Sektor zusätzlich staatliche Interessen.

Wie viele andere Wirtschaftsbereiche hatte der maritime Sektor stark unter den Wirtschafts- und Finanzsanktionen der EU und der
UN zu leiden. Die Importverbote für den Schiffbau, bestimmte Metalle, Öltechnologie und Computersoftware für industrielle Prozes-
se haben das Land schwer getroffen. Das Verbot umfasste die Einfuhr, den Erwerb bzw. die Beförderung von iranischem Erdgas. Das
iranische Ministerium für Energie und Erdöl sowie die „National Iranian Oil Co. (NIOC)“ und deren Tochtergesellschaften fielen
beispielsweise unter das Bereitstellungsverbot. Das hatte zweierlei Folgen für die iranische Volkswirtschaft: Zum einen hatte der
Staat weniger Einnahmen aus dem Ölgeschäft und zum anderen ging der Seehandel zurück. Dadurch sank gleichzeitig die Nachfrage
nach Schiffen und Technik. Durch die Sanktionen waren der Verkauf, die Lieferung bzw. Weitergabe wesentlicher Schiffausrüstun-
gen und Technologien zum Bau und zur Instandhaltung von Schiffen verboten. Daneben waren der Bau und die Beteiligung am Bau
von Öltankschiffen sowie die Bereitstellung technischer Unterstützung und finanzieller Hilfe untersagt.

Die Folge dessen war ein Absinken der Nachfrage an Schiffen und Meerestechnik, was dazu führte, dass der iranische Staat infolge
der Aufhebung der Sanktionen die Schiffsflotte, Hafen- und Offshore-Infrastruktur modernisieren und erweitern muss. Zeitgleich hat
sich der Iran trotz der UN-Sanktionen vermehrt China zugewandt, um entsprechende Waren aus dem maritimen Sektor zu erhalten.

Abbildung 7: Exporte in den Iran, Wasserfahrzeuge und schwimmende


Vorrichtungen (HS 89), in Mio. USD
500
450
400
350
300
250
EU-28
200
China
150
100
50
0
2005 2006 2008 2010 2012 2015 2016

Quelle: UN-Comtrade (2017)


18 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Aus der Abbildung ist deutlich zu erkennen, dass die Handelsbeziehungen zwischen der EU und dem Iran rückläufig sind. Zwischen
2008 und 2009 kam es zu einem erheblichen Einschnitt, der die Exporte nach Iran aus der EU im Bereich Wasserfahrzeuge und
schwimmende Vorrichtungen drastisch senkte. Fast im gleichen Zeitraum wuchsen die Exporte aus China nach Iran. Zwar gingen
auch diese 2010 sehr stark zurück, um dann erneut enorm anzusteigen. Daten zu den Exporten aus 2014 liegen UN-Comtrade leider
nicht vor.

Mit der (teilweisen) Aufhebung der Sanktionen gegenüber dem Iran wird der Markt wieder zunehmend attraktiv für internationale
Unternehmen. Die iranische Regierung nimmt die erneute Öffnung des Marktes zum Anlass, branchenübergreifend Investitionsvor-
haben im ganzen Land zu verabschieden. Diese sind in den meisten Bereichen der maritimen Wirtschaft unausweichlich. Ziel der
Investitionen, die innerhalb der Legislaturperiode von Präsident Rohani erreicht werden sollen, ist es, nicht nur die Wirtschaft allge-
mein zu beleben, sondern vor allem auch die Zahl der Arbeitslosen zu senken.

Die maritime Wirtschaft gehört mit ihrer langjährigen Produktionserfahrung zu den traditionellen Industrien im Iran. In den vergan-
genen Fünfjahresentwicklungsplänen wurde dieser Branche jedoch wenig Beachtung im Iran geschenkt, was vor allem auf die Sank-
tionen zurückzuführen ist und den damit verbundenen Rückgang in den Handelsbeziehungen bspw. zur EU. Mit seinen rund 5.800
Kilometer Küste grenzt der Iran sowohl an den „Persischen Golf“, an den „Golf von Oman“ als auch an das „Kaspische Meer“. Über
seine Häfen wickelt Iran den Großteil seines Außenhandels (90 Prozent nach Gewicht und 60 Prozent nach Wert) ab. In den Jahren
zwischen 2011/2012 (1390) und 2015/2016 (1394) wurden durchschnittlich 44 Mio. Tonnen Ölprodukte und 98 Mio. Tonnen Nicht-
ölprodukte per Seefracht transportiert.

Tabelle 6: Maritime Wirtschaft Iran, 2015/16¹ (1394²)


Menge/Anzahl
Anteil am BIP 0,1%
Schiffe (Vessel)³ 233
-iranische Flagge 168
-ausländische Flagge 65
Schiffsbauten 1.848
Seefracht Ca. 142 Mio. t
-Nichtölprodukte Ca. 98 Mio. t
Frachtkapazitäten 18 Mio. dwt
-Weltanteil 1,04%
Rang der Handelsflotten weltweit 21
Quelle: Eigene Darstellung

¹iranische Jahre (21.03.-20.03.), ²offizielle Angaben, ³motorisierte Schiffe mit einer Frachtkapazität von 1.000 t und mehr

Der Iran verfügt über 233 Schiffe mit einer Kapazität von 18 Mio. dwt; dies entspricht einem Anteil am Weltmarkt von ca. 1,04%.
Iran belegt damit den 21. Platz im weltweiten Ranking. Das Land stellt 0,03 % der gesamten Schiffe weltweit. Die folgende Abbil-
dung zeigt das weltweite Ranking der Schiffsflotten geordnet nach Ländern und ihrem prozentualem Anteil an der Flotte. Trotz der
geringen Anzahl an Wasserfahrzeugen – nur Kuwait (80), Oman (39) und Katar (130) haben weniger – belegt Iran den 21. Rang.
19 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abbildung 8: Schiffsflotten weltweit


20 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Laut Angaben von Iran Customs hat der Iran 2015 Schiffe, Boote und andere Wasserfahrzeuge im Wert von insgesamt 6,8 Mrd. US-
Dollar bestellt. Rund die Hälfte der Bestellungen stammt dem Wert nach aus China (3,3 Mrd. US-Dollar). Die zweitmeisten Bestel-
lungen gingen an die Vereinigten Arabischen Emirate in Höhe von 1,6 Mrd. US-Dollar, gefolgt von Frankreich (875.762 US-Dollar).

Tabelle 7: Importe Iran; Schiffe, Boote, Wasserfahrzeuge, 2015


Land Wert, in USD
China 3.323.925

VAE 1.577.581

Frankreich 875.672

Norwegen 508.345

Pakistan 270.046

Japan 66.330

Australien 26.934

Portugal 25.644

Türkei 14.211

Gesamt 6.802.949

Quelle: Iran Customs (2016)

3.1 Wichtige Marktakteure im Überblick

3.1.1 Iranische Häfen und Hafenbetreiber

Im folgenden Abschnitt sollen kurz die wichtigsten iranischen Häfen mit Zugang zu internationalen Gewässern sowie die wichtigsten
iranischen Hafenbetreiber dargestellt werden. Im Logistics Performance Index der Weltbank erzielte der Iran 2016 einen Wert von
2,60. Damit belegt die Islamische Republik Iran den 96. Platz von insgesamt 160 Ländern. Gemessen an der Qualität der Infrastruktur
(Häfen, Straßen, Schienen etc.) belegt der Iran den 72. Rang mit einem Wert von 2,67. Deutschland belegt im Gesamtranking den
ersten Platz mit einem Wert von 4,23. In der Kategorie Infrastruktur belegt es ebenfalls Rang eins mit einem Wert 4,44.

Weiterführende Informationen

Detailliierte Informationen zur Methodik sowie dem Ranking des Logistics Performance Index der Weltbank sind online ver-
fügbar unter:

http://lpi.worldbank.org/international/global
21 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abbildung 9: Irans wichtigste Häfen

Chabahar
Chabahar liegt in der Nähe der Grenze zu Pakistan und dem Hafen von Gwadar, der in direkter Konkurrenz steht. Beide befinden sich
in einer gut gelegenen strategischen Position, wobei dem Chabahar Port eine ausgearbeitete Infrastruktur zur Verfügung steht, was
den Transport und Transit ins Landesinnere erleichtert. Hinzu kommt, dass dieser Hafen der einzige Tiefsee- und Ozeanhafen des
Iran ist. Chabahar ermöglicht mit den beiden Haupthäfen Shahid Beheshti und Shahid Kalantari den Zugang zu internationalen Ge-
wässern. In Anbetracht der Eröffnung vieler Handelszentren wie Pardis, Salehyar, Sadaf, Ferdowsi und Tis wurde das Gebiet in
Chabahar zu einer Freihandelszone ernannt. Wichtigster Nebeneffekt dieser Entwicklung von Chabahar waren zahlreiche Investitio-
nen aus z.B. Indien oder China.

Ein weiterer Vorteil des Hafens Chabahar ist die künftige Bahnanbindung nach Afghanistan. Derzeit wird an der Fertigstellung der
Chabahar-Zahedan-Mashhad Railroad gearbeitet. Der Chabahar-Hafen soll durch den Ausbau zum wichtigsten Hafen im Iran wer-
den. Das erste indische Schiff mit 300 Containern erreichte den Hafen Ende Mai 2017. Experten zufolge ermöglicht der Warentrans-
fer in der gleichen Route nach Chabahar eine Ersparnis in Höhe von 750 USD pro 40-Fuß-Container.

Shahid Rajaei
Der Hafen Shahid Rajaei liegt 23 Kilometer westlich von Bandar Abbas. Mit seinen 18 Brückenkränen zählt sein Containerterminal
zu den modernsten des Landes. Neben seiner modernen technischen Ausrüstung und den vorgesehen Investitionen in den Ausbau des
Hafens, ist er aufgrund seiner Sonderwirtschaftszone für Unternehmen besonders attraktiv. Der Güterumschlag von Nicht-Öl-
Erzeugnissen sank 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 16,7% auf 42,1 Millionen Tonnen. Die Entladung betrug 27,4 Millionen Ton-
nen und die Beladung 14,7 Millionen Tonnen.

Imam Khomeini
Ein weiterer wichtiger iranischer Hafen ist Imam Khomeini. Trotz seiner Entfernung zur Straße von Hormuz und damit auch zum
Indischen Ozean. Der Hafen ist der älteste des Landes und ist durch seine Lage und seine Anbindung an den Bahn-, Straßen- sowie
den Luftverkehr von zentraler Bedeutung für den Warentransit ins Landesinnere.
22 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Tabelle 8: Frachtumschlag iranischer Häfen (Auswahl), 2016


Hafen Kfz u. -Teile Bau- u. Mineralgüter Metallprodukte Containerfracht Ölprodukte Gesamt
Amir Abad 1.857 537.292 210.959 2.938 41.749 2.345.811

Chabahar 16.803 64.493 1 172.373 1.055.540 1.461.365

Imam Khomeini 15.014 4.438.924 3.035 1.188.746 18.544.165 18.544.165

Qeshm 1.970 135.722 65 52.630 100.365 6.507.604

Shahid Rajaei 203.983 22.472.719 4.339.841 21.396.422 26.116.329 76.246.210

Summe irani-
scher Häfen 633.826 30.146.310 9.724.534 24.405.870 47.375.332 141.059.206

Quelle: Iran Port and Maritime Organization

Ein führender privater Hafenbetreiber ist die „Kaveh Logistics“, der unter anderem für das Management der Häfen Shahid Rajaei,
Imam Khomeini, Anzali, Khorramshahr und Astara am Kaspischen Meer verantwortlich ist. Zweitgrößter Hafenbetreiber ist die
staatliche Firma „Sina Port and Marine Services“. Seit August 2015 besteht zwischen Sina Port and Marine Services, Hamburgs
Eurogate und Contship Italia eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit.

Tabelle 9: Umschlag nach Frachtart Iran, in Tonnen, 2014-2016


Frachtart Wareneingang Warenausgang
2014 2015 2016 2014 2015 2016

Stückgut 10.855.915 11.285.264 9.834.441 10.005.760 9.485.966 10.157.601

Container 15.042.055 12.195.563 13.501.027 10.554.168 9.871.892 10.987.773

Trockenmassengut 22.720.974 20.756.662 16.749.608 29.181.379 23.579.794 29.218.633

Flussigmassengut 1.888.108 1.228.956 1.096.328 2.055.469 2.333.760 2.138.527

Ölprodukte 22.612.446 21.020.460 20.000.179 21.772.560 23.658.083 27.375.089

Gesamt 633.826 30.146.310 9.724.534 24.405.870 47.375.332 141.059.206

Quelle: Iran Port and Maritime Organization

Eine Verbesserung des Wirtschaftsklimas zeigt sich auch an der wiederkehrenden Präsenz internationaler Reedereien: „Noch vor
Einführung der Iran-Sanktionen waren 22 internationale Reedereien aktiv. Mittlerweile haben 14 davon ihre Tätigkeiten im Iran und
vor allem in Häfen wie Shahid Rajaee und Bandar-e Abbas erneut aufgenommen, weitere acht Reedereien sind noch im Gespräch.
Zudem sind seitdem 18 maritime Unternehmen zurückgekommen, und weiter 9 Unternehmen aus 8 Ländern wie China, Singapur,
Dänemark, Frankreich, Südkorea, Philippinen, Deutschland sowie der Schweiz haben großes Interesse an einer Zusammenarbeit bzw.
Investition gezeigt“, so der PMO-Experte Jafari im Interview mit der AHK Iran.
23 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Tabelle 10: Ausgeschriebene Investitionsmöglichkeiten der Häfen Imam Khomeini und Shahid Ragaee,
Oktober 2016
Projekt Geschätzte Kapazität Fläche (m²) Geschätzte Kosten
(Tonnen) (Minimum in US-$)
Hafen Imam Khomeini
Bau Mehrzwecklager 665.000 41.000 4.487.500

Bau Mehrzwecklager 405.000 25.000 2.749.875

Bau Mehrzwecklager 530.000 32.767 3.587.500

Bau Mehrzwecklager 1.026.000 64.800 6.978.750

Hafen Shahid Rajaee


Bau Speichertanks 240,000 10000 5,313,313
für Öl und pertrochem.
Produkte
Bau Speichertanks 480,000 24000 10,437,688
für Öl und pertrochem.
Produkte
Quelle: Ports and Maritime Organization of the Ministry of Roads and Urban Development Iran

3.1.2 Schiffbau

Iran Shipbuilding & Offshore Industries Complex (ISOICO)


Die „Iran Shipbuilding & Offshore Industries Complex (ISOICO)“ ist ein staatliches Unternehmen der „Industrial Development and
Renovation Organization of Iran (IDRO)“ und unterliegt somit dem iranischen Industrieministerium. Der Hauptsitz der ISOICO liegt
37 km westlich von Bandar-Abbas mit 1.100 Hektar Nutzfläche und 380 Hektar Tosbecken.

Das Mutterunternehmen hat weitere sechs Tochtergesellschaften:

 Bahr Gostaresh Hormoz Shipbuilding Industries Co.:


Grund- und Detaildesign von Schiffen aller Art (Tribon, Autoship, Ansys Softwares).
 Nadim Gostaresh Persian Gulf Shipbuilding Industries Co.:
Planung, Bau und Reparatur von Schiffen aller Art bis zu 3000 DWT (Catamarans, Fishing Vessels, Tug Vessels, Landing
Crafts, Barges)
 Mobin Sazeh Gostar Khalije Fars Offshore Design and Construction Co.:
Planung und Bau von Onshore- und Offshore Öl- und Gasanlagen
 Shafagh Hormoz Mehr Procurement Co.:
Kauf, Verkauf, Import und Export von sämtlichen Materialien und Ausrüstungen der Maritimindustrie
 Persia Hormoz Ship Repair Co.:
Allgemeine Dienstleistungen, Stahlarbeiten, Strahlen und Lackieren, Tankreinigung, Rohrleitungen und Ventile
 Azim Gostaresh Hormoz Shipbuilding Industries Co. (Dry Dock):
Anforderungen an Bau und Reparatur von Mega-Schiffen

Die „Azim Gostaresh Hormoz Shipbuilding Industries Co. (Dry Dock)“ hat sich auf den Bau und die Reparatur von Mega-Schiffen
im Bereich der Tanker (VLCC, VLGC, LNG und Jack-up) spezialisiert. ISOICO arbeitet aktiv am Bau von kleineren Schiffen mit
einer Kapazität von bis zu 75.000 Tonnen und unterstützt potenzielle Investoren aus dem Bereich der Ersatz- und Anlagenhersteller
nicht nur mit ihrem umfassenden Know-how, sondern auch mit Kontakten. Als staatliches Unternehmen genießt ISOICO großen
Einfluss auf die iranische Regierung und Auftraggeber, um heimische Produkte in großen Projekten einzusetzen.
24 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Im März 2016 unterschrieb die ISOICO eine Absichtserklärung im Bereich Schiffbau sowie Ausrüstungen für Bohrinseln mit Nordic
Yards. Die ISOICO baut im Auftrag der IRISL (s. nächstes Kapitel) Containerschiffe (Deadweight Tonnage, DWT) und betreibt
gemeinsam mit der Gruppe die „Bandar Abbas Pars Ship Repairing“.

ISOICO will mit Hilfe ausländischen Know-hows und rund 5.000 gut ausgebildeten heimischen Fachkräften vermehrt in den Schiff-
bau sowie die Reparatur im Schwimmdock investieren. Der Ozeandampfer Kashan mit einer Motorleistung von 17 Tausend KW und
einer Transportkapazität von 1.322 Containern mit einer Investition in Höhe von 50 Mio. US-Dollar ist ein Beweis dafür. ISOICO
gab bekannt, dass das Unternehmen einen weiteren Auftrag zum Bau von sechs Passagierschiffen in Kooperation mit der iranischen
Bank für kooperative Entwicklung gewonnen hat. Das Projekt soll bis zu 18 Monate dauern, was in den Augen vieler Experten einen
deutlichen Sprung darstellt.

Der Geschäftsführer von ISOICO teilte mit, dass die Reparaturdauer für Schiffe bis zu einer Kapazität von 45.000 Tonnen von 35
Tagen auf bis zu 12 Tage reduziert werden soll. Ferner will der größte Schiffbauer Irans zum weiteren Ausbau mit Investoren aus
Turkmenistan, diversen Unternehmen aus Deutschland sowie den südkoreanischen bzw. chinesischen Unternehmen Hyundai und
Dalian kooperieren. Zudem haben auch ISOICO und IRISL neulich einen Kooperationsvertrag unterschrieben.

Iran Marine Industrial Company SADRA


Ein weiterer großer Schiffbauer ist die Iran Marine Industrial Company (SADRA), die unter der Leitung des von Revolutionsgarden
kontrollierten Bauunternehmens „Khatam-al-Anbiya“ steht. Die Europäische Union listete am 23. Mai 2011 das Unternehmen als
eines, das mit den iranischen proliferationsempfindlichen Atomtätigkeiten oder der Entwicklung von Atomwaffenlieferungen ver-
bunden ist. Mit einigen Ausnahmen müssen die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union alle Gelder und wirtschaftlichen Ressour-
cen einfrieren, die im Besitz des gehaltenen Unternehmens sind oder kontrolliert werden, und verhindern, dass Gelder oder wirt-
schaftliche Ressourcen ihm zur Verfügung gestellt werden. Außerdem haben Australien, Kanada, Japan, Norwegen und die Schweiz
das Unternehmen sanktioniert und somit Geschäfts- und Finanztransaktionen mit dem Unternehmen beschränkt.

SADRA ist hauptsächlich im Bereich Schiffbau und Reparatur, Bau von Offshore-Öl-, Gas-und Bohr-Plattformen, Bau von Häfen,
Öl-Terminals und Anlegestellen, Installation und Reparatur von U-Boot-Pipelines und die Verlegung von U-Boot-Kabeln tätig. Im
Vergleich zu ISOICO produziert SADRA meist teurer. Allerdings dürfte SADRA auch in den kommenden Jahren, aufgrund der
Listung der EU, für deutsche Unternehmen unattraktiv bleiben.

3.1.3 Schiffsverkehr

Islamic Republic of Iran Shipping Lines (IRISL)


Die 1968 gegründete Islamic Republic of Iran Shipping Lines (IRISL Group) besitzt 115 Seeschiffe, wovon 87 unter eigener Flagge
registriert sind. Gemäß eigenen Recherchen hat IRISL über 47 Containerschiffe mit einer Gesamtkapazität von 99.582 TEU im Ein-
satz. Offiziellen Angaben zufolge verfügt das Unternehmen über 155 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 120.000 TEU. Der jähr-
liche Umsatz des Unternehmens, das etwa 7.000 Mitarbeiter beschäftigt, beträgt unbestätigten Angaben zufolge etwa 25 Mrd. USD.
Momentan rangiert die IRISL weltweit auf Platz 21 der größten Reedereien. Ziel ist laut des Geschäftsführers, Mohammed Saeidi,
innerhalb der nächsten fünf Jahre zu den ersten zehn zu gehören.

National Iranian Tanker Company (NITC)

Die NITC ist ein Subunternehmen der National Iranian Oil Company (NIOC) und wurde 2009 privatisiert. Das Unternehmen trans-
portiert nicht nur iranisches Öl, sondern ist auch für rund 150 private und staatliche Unternehmen weltweit mit einer Kapazitiät von
11 Mio. Tonnen pro Jahr tätig. 51% der Einnahmen generiert das Unternehmen durch den Handel mit Europa, 26% mit Asien und
15% mit Afrika.

Die NITC besitzt 42 Rohöltanker der Klasse VLCC, neun Suezmax, fünf Aframax und mehrere andere Schiffe mit einer Gesamtka-
pazität von über 15 Millionen Tonnen. 2013 beauftragte NITC die ISOICO mit der Herstellung von zwei 35.000-Tonnen-Frachtern
und das südkoreanische Unternehmen Hyundai mit drei 35.000-Tonnen-Frachtern. Der Vertrag mit dem südkoreanischen Schiffbauer
hatte eine Laufzeit von 13 Monaten, aber alle drei Schiffe waren in weniger als 11 Monaten fertig. Die bei ISOICO getätigten Bestel-
lungen wurden hingegen bis heute nicht ausgeliefert.
25 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Um der Nachfrage an Öl nachzukommen, greift NITC vermehrt auf geleaste Schiffe von internationalen Partnern zurück. Die zuneh-
mende Anzahl an Leasingverträgen zeigt die Strategie der NITC, ihre Präsenz in internationalen Gewässern auszubauen.

Anfang 2017 konnten iranische Tanker erstmals wieder nach Europa fahren. Zwei große Rohöltankschiffe namens Snow und Huge –
betrieben von der NITC – haben im Januar 2017 Öl aus dem Kharg-Terminal im Persischen Golf nach Rotterdam transportiert.

„Unsere Tanker transportieren nun Rohöl zu einigen italienischen und spanischen Unternehmen. Zudem sind wir mit einem polni-
schen Unternehmen in Kontakt“, so der NITC-Chef Sirous Kianersi. Große italienische Erdölkonzerne wie Eni und Saras sowie der
spanische Refiner Cepsa zählen neben Royal Dutch Shell, Total S.A., Ungarns MOL und der türkischen Tupras zu den europäischen
Käufern von iranischem Erdöl.

3.1.4 Offshore

Iranian Offshore Oil Company (IOOC)

Die „Iranian Offshore Oil Co. (IOOC)“ ist ein Tochterunternehmen der National Iranian Oil Company (NIOC). 2014 berichtete
IOOC über die Inbetriebnahme des weltweit größten Öltankers „SERENA“ mit einer Kapazität von 2,2 Millionen Barrel Rohöl. Der
Öltanker wurde erstmals in der Provinz Behregan im Westen des Persischen Golfs Richtung Südkorea eingesetzt, um während der
Sanktionsjahre den Export von iranischem Öl aus den Nowrouz- und Soroush-Ölfeld anzukurbeln. SERENA wurde mit Kosten in
Höhe von 300 Millionen USD nach dem gleichnamigen 41.000-Tonnen schweren Öltanker aus dem Jahr 1975 gebaut.

Abbildung 10: Erdöl- und Erdgasvorkommen am Persischen Golf

Im Januar 2016 wurden die letzten Arbeiten an den Südpars-Gasfeldern, nach jahrelangen Verhandlungen, fertiggestellt. Die Bauar-
beiten haben sich seit 2006 in die Länge gezogen. Das Projekt konnte durch iranische Experten mit einem Investitionsvolumen von
26 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

rund 6 Mrd. US-Dollar realisiert werden und umfasste hauptsächlich Bohrungen sowie Arbeiten im Offshore- und Raffineriebereich.
Offiziellen Berichten zufolge sollen die Anlagen täglich 50 Millionen Kubikmeter neutrales Gas, 400 Tonnen Schwefel sowie jähr-
lich je eine Million Tonnen Flüssiggas und Ethan fördern.

Bereits Ende 2015 führte die „Iranian Offshore Oil Company (IOOC)“ intensive Verhandlungen mit internationalen Ölunternehmen
wie BP, Shell, Total, Eni und Saipem, um diese zur aktiven Präsenz im iranischen Markt zu motivieren und den Ausbau von sechs
Ölfeldern voranzutreiben. Die iranische Regierung hat bis dato mehrmals versucht, ausländische Investoren für die Projekte zu ge-
winnen. Eine Reihe chinesischer und indischer Unternehmen erklärten ihr Interesse. Der Iran hofft jedoch auf eine stärkere Beteili-
gung europäischer Unternehmen, um durch die Modernisierung der Offshore-Anlagen und den Umbau von Öltanks die Ölförderung
weiterhin zu steigen.

3.2 Außenhandel und Marktpotenziale

Ein funktionierender Außenhandel ist direkt mit einem funktionierenden Transportwesen verbunden. Während der Sanktionen sind
die Handelsbeziehungen zu vielen internationalen Partnern eingebrochen. Das hat den Im- und Export nach bzw. aus Iran reduziert
und somit auch die Nachfrage im Transportwesen und der maritimen Wirtschaft gesenkt. Die erneute Öffnung des Marktes bedeutet
für die Schiffswirtschaft neue Aufträge und eine höhere Auslastung. Aus diesem Grund hat die Regierung um Präsident Rohani mit
dem Strategischen Plan 1404 das ambitionierte Vorhaben propagiert, den maritimen Sektor im Iran entscheidend voranzubringen.

Aus dem Strategischen Plan 1404 ergeben sich erheblich Investitionsvorhaben, die auch für deutsche Unternehmen lukrativ sein
dürften. Eine genauere Betrachtung folgt im nächsten Abschnitt.

Tabelle 11: Deutsche Exporte Offshore und Meerestechnik in Mio. USD


Ware (HS Code) 2006 2008 2010 2015
Rohre und Hohlprofile, nahtlos, aus Eisen 14,3 55,1 40,5 0,9
(ausgenommen Gusseisen) oder Stahl
(7304)*
Dampfturbinen 8,5 15 57,1 2,1
(8406)
Hub- und Rotationskolbenverbrennungsmo- 5,7 4,1 0,6 0,2
toren mit Fremdzündung
(8407)
Antriebsmotoren für Wasserfahrzeuge 2,4 0,9 - -
(Diesel- oder Halbdieselmotoren)
(8408)
Turbo-Strahltriebwerke, Turbo- 94 151,4 135,2 6,7
Propellertriebwerke und andere Gasturbi-
nen
(8411)
Flüssigkeitspumpen, auch mit Flüssig- 61,3 120,1 127 28,3
keitsmesser; Hebewerke für Flüssigkeiten
(8413)*
Derrickkrane; Kabelkrane, Laufkrane, 1,5 2,1 12,7 0,5
Verladebrücken und andere Krane; fahrba-
re Hubportale, Portalhubkraftkarren und
Krankraftkarren
(8426)
Elektromotoren und elektrische Generato- 25,5 40,3 35,1 21,3
ren, ausgenommen Stromerzeugungsag-
gregate
(8501)
27 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Funkmessgeräte (Radargeräte), Funknavi- 9,3 6,4 0,6 0,8


gationsgeräte und Funkfernsteuergeräte
(8526)
Instrumente, Apparate und Geräte für die 4,6 4,3 7,9 0,5
Geodäsie, Topografie, Fotogrammetrie,
Hydrografie, Ozeanografie, Hydrologie,
Meteorologie oder Geophysik, ausgenom-
men Kompasse; Entfernungsmesser
(9015)*
Gesamt 240,6 399,6 416,7 61,3
Quelle: UN-Comtrade

Die Tabelle über die deutschen Exporte im Bereich ausgewählter Meerestechnik deckt mehrere Zeitabschnitte ab u.a. die Zeit, als die
Sanktionen der EU noch voll griffen und die Zeit danach. Es lassen sich mehrere interessante Erkenntnisse festhalten, z.B. dass trotz
der Sanktionen in manchen Warensegmenten die Exporte nicht einbrachen. Die Anzahl der Exporte von Flüssigkeitspumpen oder
Dampfturbinen wurde sogar gesteigert. In 2010 wurden Dampfturbinen mit einem Nettogewicht von 216 Tonnen aus Deutschland in
den Iran importiert. Außerdem ist in der Tabelle anhand der Exportzahlen von 2015 die Zurückhaltung deutscher Exporteure zu er-
kennen, die auf die Unsicherheiten des iranischen Markts zurückführen sind.

3.2.1 Strategischer Plan 1404

Wie bereits erwähnt wurde, hat die iranische Regierung ein weitreichendes Investitionsvorhaben – den Strategischen Plan 1404 –
verabschiedet. Das iranische Parlament hat in den vergangenen drei Jahren die Entwicklung der maritimen Wirtschaft untersucht und
daraufhin den Strategischen Plan 1404 entworfen, um Verbesserungen und Impulse in dem Bereich vorzunehmen. Das Augenmerk
im Plan 1404 liegt unter anderem im Schiffsbau, -reparatur sowie im Bereich Offshore. Die Branche könnte dann im besten Fall rund
50.000 direkte und über 200.000 indirekte Arbeitsplätze schaffen, was vor allem einen positiven Einfluss auf die hohe Arbeitslosen-
quote in den weniger entwickelten Küstenregionen hätte.

Die maritime Wirtschaft hat derzeit einen Anteil von 0,1% am Bruttoinlandsprodukt des Landes, was bis zum Jahr 2025/2026 (1404)
auf 0,7% gesteigert werden soll. Der Anteil des iranischen Schiffsbaus beträgt weltweit 0,03% und soll im gleichen Zeitraum auf 1%
erhöht werden. Der strategische Plan 1404 sieht Investitionen von 200 Mrd. US-Dollar als notwendig an und setzt viel auf die Wei-
terentwicklung der maritimen Wirtschaft und die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen.

Die aktuelle Kapazität im Schiffsbau und der Schiffsrenovierung soll von derzeit 150.000 Tonnen pro Jahr auf 560.000 Tonnen bis
2025/2026 (1404) erhöht werden, wofür Investitionen in Höhe von 500 Mio. US-Dollar nötig wären. Die iranische Regierung will
diesen Betrag möglichst durch Privatunternehmen sowie ausländische Direktinvestitionen finanzieren. Auch wenn die iranische Re-
gierung die heimische Industrie weiter fördern will, sieht sie von einer Direktinvestition ab und ist daher auf Investoren angewiesen.

Das Ziel der iranischen Schiffsbauindustrie ist eine Umsatzsteigerung bis zum Jahr 1404 (2025/2026) auf 3,2 Mrd. US-Dollar. Der
Marktwert für den Schiffsbau und die Schiffsrenovierung lag 1392 (2013/2014) bei 1,1 Mrd. US-Dollar und wird 1395 (2016/2017)
voraussichtlich 1,8 Mrd. US-Dollar erreichen. Im Offshore-Sektor erhofft sich die Regierung einen Anstieg von 700 Mio. US-Dollar
in 1392 (203/2014) auf 1,65 Mrd. US-Dollar in 1404 (2025/2016).
28 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Abbildung 11: Umsatzsteigerungen maritimer Sektor Iran, Strategischer Plan 1404, Mrd. USD
6000

5000

4000

Gesamt
3000 Schiffbau u.-renovierung
Offshore
2000

1000

0
2016 2020

Quelle: MINT (2017)

3.2.2 Investitionsvorhaben und-potentiale

Schiffverkehr

Tabelle 12: Benötigte Neuanschaffungen 2016-2020, Iran


Art der Anschaffung Anzahl/Menge Wert (in Mio. USD)
Öl- u. Gastanker 123 9.851

Containerschiff 346 8.658

Offshorebauwerke 825 Tonnen 16.500

Offshore Service Schiffe 680 1.439

Fischerboote 238 714

Sonstige 447 600

Gesamt - 37.762

Quelle: Iran Chamber of Commerce, Industries, Mines and Agriculture

Nach Angaben des Geschäftsführers der IRISL, Mohammad Saeidi, ist ein Kaufvolumen von 579.000 TEU (Twenty-foot Equivalent
Unit) geplant, wobei vor allem Einheiten in der Größenordnung von 14.000 TEU eine Rolle spielen werden.

Nach der langen Phase der Sanktionen hat die IRISL wieder den Verkehr der iranischen Öltanker in europäische Häfen aufgenom-
men. Saeidi verkündete 2016 die Wiederbelebung der Route nach Lateinamerika und Brasilien sowie nach Argentinien und Uruguay,
damit der Außenhandel mit lateinamerikanischen Ländern günstiger wird. Dafür muss die IRISL allerdings die Kapazitäten der Flotte
29 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

ausbauen. Im Dezember 2016 wurden insgesamt 10 Schiffe in Höhe 2,5 Mrd. US-Dollar beim südkoreanischen Hyundai-Konzern
bestellt. Davon waren vier 14,400 TEU Containerschiffe und sechs 50,000 DWT Tanker. Die letzten Neuanschaffungen der IRISL
kommen aus dem Jahr 2006, danach gab es keine weiteren Aufträge für Schiffs-Neubauten.

Nach der Lockerung der Sanktionen können auch norddeutsche Hafenunternehmen auf gute Geschäfte im Iran hoffen. Laut Saeidi
konzentriert sich das Unternehmen auf Hamburg als Zentrum für Geschäfte in Nordeuropa. Iranische Schiffe wollen nun vermehrt
den Hamburger Hafen anlaufen, IRISL kann hierbei eine besondere Rolle spielen. Der Hamburger Schifffahrt-Dienstleister PWL
hofft darauf, dass der aktuell zweiwöchentliche Anlauf eines IRISL-Schiffes künftig erhöht wird. Noch sind es vor allem kleine Con-
tainerschiffe von IRISL, mit einer Kapazität von bis zu 2.500 TEU, die in Hamburg ankommen. Über den Hamburger Hafen gehen
vor allem Maschinen, Fahrzeuge, chemische Produkte sowie landwirtschaftliche Produkte in den Iran und von dort werden unter
anderem Textilien, Nahrungs- und Futtermittel und nicht zuletzt forst- und landwirtschaftliche Produkte eingeführt.

Hafenwirtschaft
Im Zuge der Modernisierung und des weiteren Ausbaus der iranischen Häfen werden immer mehr ausländische Investoren und Ha-
fenbetreiber per Ausschreibung als Partner gesucht. Eine große Anzahl an Häfen, darunter der Hafen und die Freihandelszone
Chabahar, können auch als Transithäfen für den Warenverkehr nach Zentralasien und Afghanistan agieren. Durch seinen direkten
Zugang zum Ozean soll Chabahar zu einem zentralen Handels- und Transportknotenpunkt in der Region werden. Anfang 2003 hatten
sich Indien und Iran über den Ausbau des Hafens verständigt, der anschließend wegen der verhängten Sanktionen ausgesetzt wurde.
Nach der Lockerung der Sanktionen beschlossen die Länder 2014 vertraglich, den Ausbau weiterzuführen. Die Durchführung des
Abkommens ist für Indien besonders lukrativ, da nun der Lieferweg für Produkte, die nach Afghanistan geliefert werden sollen, nicht
mehr durch Pakistan führt. Indien investierte in den Ausbau des Hafens Chabahar rund 500 Mio. US-Dollar.

Mit der einsetzenden Wiederbelebung der Verbindungen zu europäischen Häfen gibt es eine hohe Anzahl an Großprojekten in der
Schiffs-Neubauplanung sowie beim Ausbau der Hafeninfrastruktur, welche technisches Know-how und ausländische Investitionen
verlangen. Die Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering Co., Ltd. (DSME) unterzeichnete Ende 2016 ein Abkommen mit der
staatlich-iranischen Industrial Development and Renovation Organisation (IDRO) zur Weiterentwicklung der iranischen Schiffbauin-
dustrie.

Neben dem Ausbau und der Modernisierung der Häfen bieten sich im Beriech der Hafendienstleistungen weitere Potenziale. Der Iran
soll nach staatlichen Angaben künftig zur Logistikdrehscheibe in der Region werden. Neben iranischen Frachtern und Tankern laufen
den Iran, laut Statistiken der PMO, täglich 14 Mega-Schiffe an, die zum Teil auf Reparaturen angewiesen sind. „Dieser Markt könnte
für ausländische Unternehmen von großer Bedeutung sein, vor allem weil es wenige heimische Konkurrenten gibt, die über das not-
wendige Know-how verfügen, den erforderlichen Bedarf selbst zu decken“, so der IDRO-Experte Mohammad Reza Hosseini.

Der ISOICO-Geschäftsführer, Hamid Rezaeian, sprach neulich von einem Kooperationsvertrag mit dem niederländischen Unterneh-
men „Dutch IHC“ zum aktiven Austausch von Know-how sowie zur Herstellung von Ersatzteilen im Iran. Reparaturarbeiten von
Ausrüstungen, Ingenieurdienstleistungen und Motorenbau stehen auf der Tagesordnung der Zusammenarbeit.

Die Iran Shipbuilding & Offshore Industries Complex Co. hat mittels eines Fünf-Jahres-Plans klare Ziele für die Zukunft des Kon-
zerns in den Bereichen Wartung und Instandhaltung von Schiffen gesetzt und will künftig zu den fünf weltweit größten und führen-
den Schiffbauern aufschließen.

Im Gegensatz zum Bausektor gibt es in der Reparaturbranche wenig Unterstützung, da das iranische Industrieministerium nicht der
Inhaber von Schiffen ist. Aufgrund der Lage Irans und dem großen Nachholbedarf im Bereich Offshore bietet das Land gute Voraus-
setzungen für Investoren.

Offshore
Iran will seine Ölförderung in den kommenden fünf Jahren weiter ausbauen und ist daher sowohl auf die Erschließung neuer Vor-
kommen, als auch auf zukunftsfähige Meeres- und Offshore-Techniken angewiesen. Dafür muss der Staat viel Geld in die Hand
nehmen, um die inzwischen veraltete und marode Gas- und Öl-Infrastruktur zu modernisieren und um neue Felder zu erschließen.
30 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Damit die Produktion des Süd-Pars-Feld, deren Kapazität derzeit bei 25 Millionen Tonnen liegt, gesteigert werden kann, ist die Be-
reitstellung weiterer Schiffe notwendig. Die iranische Öl-Industrie ist auf die Entwicklung im Bereich Bau und Reparatur von Schif-
fen aller Art angewiesen. Laut offiziellen Studien benötigt die Schifffahrtindustrie hunderte von 50.000-Tonnen-Schiffen.

Nach offiziellen Angaben will der Iran 2,5 Milliarden US-Dollar in die Modernisierung und Instandsetzung seiner Öltanker investie-
ren. Schon letztes Jahr kamen Vertreter der weltgrößten Ölunternehmen, darunter die britische Shell und französische Total in den
Iran und führten Gespräche mit der iranischen Ölgesellschaft und Tankerunternehmen. Nach dem Besuch des iranischen Präsidenten
Hassan Rohani in Paris schloss Total einen Kaufvertrag in Höhe von täglich 160.000 Barrel mit dem Iran ab. Parallel dazu wurden
auch mehrere Millionen Barrel Öl in geleasten Öltankern aus Russland, Spanien und Frankreich geladen.

Iran ist bei der Erschließung vieler Ölfelder im Persischen Golf auf die Zusammenarbeit mit seinen Nachbarstaaten angewiesen,
wenn es wirtschaftliche und letztlich auch politische Streitigkeiten vermeiden will. Die Zusammenarbeit hat auch innerhalb der irani-
schen Regierung Priorität. 2014 kündigte der Iran an, mehr als 20 Milliarden US-Dollar in fünf gemeinsame Ölfelder mit dem Irak
investieren zu wollen. Iran teilt sich auch Ölfelder mit mehreren Nachbarländern, darunter Irak, Kuwait, Katar, Oman und Turk-
menistan.

Für internationale Unternehmen bieten sich hier attraktive Geschäftsmöglichkeiten bei der Erschließung und Ausbeutung der irani-
schen Ölfelder. Die NIOC sucht ausländische Investoren für insgesamt 39 Onshore- und 13 Offshore-Felder: 17 aktive und 12 noch
nicht fördernde Ölfelder sowie 2 aktive und 21 noch nicht erschlossene Gasfelder. Das Interesse an europäischen Partnern ist zudem
sehr groß, denn während der Sanktionsjahre gingen die Verträge für die Erschließung bspw. der Süd-Azadegan- und Yadavaran-
Felder an chinesische Unternehmen wie CNPC und Sinopec. Da die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprachen, beschloss der
Iran beispielsweise 2014 den Vertrag mit der China National Petroleum Corporation zu kündigen, und ihn an iranische Unternehmen
zu übertragen.

Große Potenziale gibt es bei Upstream-Prozessen der Ölförderung und Ölproduktion sowie der Entwicklung der nachgelagerten Inf-
rastruktur. Ende 2016 hat der Iran im Rahmen einer Konferenz in London 50 Öl- und Gasprojekte im Wert von umgerechnet 185
Mrd. US-Dollar vorgestellt und mitgeteilt, dass Verhandlungen mit 16 internationalen Energiekonzernen geführt werden. Das Süd-
Azadegan-Feld an der südwestlichen Grenze benötigt beispielsweise Investitionen in Höhe von rund 10 Mrd. US-Dollar, um die
Fördermenge um 600 Tausend Barrel pro Tag erhöhen zu können. Das Feld soll erstmals 60.000 Barrel Öl pro Tag erbringen und
künftig mit Hilfe ausländischer Investoren auf 320.000 gesteigert werden. Im ersten Abschnitt der Ausbeutung des Yadavaran-Feldes
ist eine Förderung von 30.000 Barrel pro Tag (bpd) vorgesehen, in der weiteren Phase 180.000 bpd.

Zu den weiteren Projekten gehören unter anderem Nord-Pars, Golshan und Ferdowsi. Schlüsselprojekte wie die Nord- und Süd-
Azadegan sowie Yadavaran sollen zu einer kontinuierlichen Erhöhung der Ölförderung in Onshore-Regionen führen, und die Förde-
rung bis 2021 auf über 3 Mio. Barrel pro Tag steigen. Die Onshore-Gasproduktion soll mit Hilfe von Projekten wie das Agar-Field
bis 2021 rund 2 Mio. Barrel Öläquivalent erreichen. Die Offshore-Gasproduktion könnte innerhalb der nächsten 6 Jahre durch die
Weiterentwicklung des Süd-Pars-Field einen deutlichen Sprung verzeichnen und rund 4 Mio. Barrel Öläquivalent betragen. Die wei-
tere Produktion von Kondensaten aus der Entwicklung wird auch zu einer Zunahme der Offshore-Ölproduktion beitragen, die bis
2020 voraussichtlich knapp 1,3 Mio. Barrel pro Tag erreichen wird. Experten sprechen von einer 6-prozentigen jährlichen Wachs-
tumsrate bei der Entwicklung der Offshore-Bohrungen zwischen 2015 und 2021.

Für eine Zusammenarbeit im Öl-Sektor gibt es ein neues iranisches Vertragsmodell – den „Iran Petroleum Contract“ (IPC). Dieser
schreibt die Gründung eines Joint Ventures mit heimischen Partnern wie Petropars, Mapna, OIEC, Dana Energy, Petro Iran, IDRO,
EIKO und nicht zuletzt der noch sanktionierten „Khatam-ol-Anbia“ vor. Seit langem laufen dazu Gespräche mit europäischen Ölfir-
men sowie Russlands Branchenriesen Gazprom, Lukoil und Rosneft. Das iranische Ölministerium ist auf der Suche nach Unterneh-
men, welche den gesamten Sektor abdecken können.
31 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Weiterführende Informationen

Detaillierte Informationen zu dem Iran Petroleum Contract sind online verfügbar unter:

http://ipc.nioc.ir/

3.3 Ausblick

Wie gezeigt werden konnte, stehen dem maritimen Sektor im Iran erhebliche Veränderungen bevor. Die Öffnung des iranischen
Marktes nach dem Wiener Abkommen hat einen wichtigen Impuls für die Volkswirtschaft geliefert. Der Strategische Plan 1404 sieht
eine Steigerung des Anteils des maritimen Sektors am BIP von derzeit 0,1% auf 0,7% bis zum Jahr 2025/2026 (1404) vor. Dafür
nimmt der iranische Staat 200 Mrd. US-Dollar für Investitionen in die Hand. Nach Berechnungen der Iran Chamber of Commerce,
Industries, Mines and Agriculture benötigt der Iran für neue Wasserfahrzeuge bis 2020 alleine 21,1 Mrd. US-Dollar und für den
Offshore-Bereich 16,5 Mrd. US-Dollar. Die IRISL hat bereits im Dezember 2016 insgesamt 10 Schiffe in Höhe von 2,5 Mrd. US-
Dollar beim südkoreanischen Hyundai-Konzern bestellt und es besteht ein weiterer Bedarf.

In fast allen Bereichen der maritimen Wirtschaft hat der Iran Modernisierungsbedarf: Hafeninfrastruktur, Offshore und Schiffbau.
Der Iran braucht Schiffe, um seinen Handel auszubauen, will aber gleichzeitig die eigene Schiffbauindustrie voranbringen, was je-
doch aufgrund der strukturellen Schwäche der Industrie diese überfordert. Daher ist der Iran auf Partner im Ausland angewiesen.

Im Bereich der Meerestechnik bieten sich vor allem beim Ausbau von Häfen sowie der Modernisierung von Schiffen und Anlagen
Potenziale. Indien hat bereits rund 500 Mio. US-Dollar in den Ausbau des Hafens Chabahar investiert und die Daewoo Shipbuilding
and Marine Engineering Co., Ltd. (DSME) unterzeichnete Ende 2016 ein Abkommen mit der staatlich-iranischen Industrial Develo-
pment and Renovation Organisation (IDRO) zur Weiterentwicklung der iranischen Schiffbauindustrie. Nach eigenen Angaben will
der Hafenbetreiber weiter expandieren.

Ein besonderes Thema im Iran ist die Wartung und Instandhaltung vor Schiffen. Die Iran Shipbuilding & Offshore Industries Com-
plex Co. hat mittels eines Fünf-Jahres-Plans klare Ziele für die Zukunft des Konzerns in den Bereichen Wartung und Instandhaltung
von Schiffen gesetzt und will künftig zu den fünf weltweit größten und führenden Schiffbauern aufschließen. Der Iran will nach
eigenen Angaben 2,5 Milliarden US-Dollar alleine in die Modernisierung und Instandsetzung seiner Öltanker investieren. Hierfür
kamen bereits 2016 Vertreter der weltgrößten Ölunternehmen zu Gesprächen in den Iran.

Außerdem lockt der Offshore-Sektor mit lukrativen Geschäftsmöglichkeiten vor allem bei der Erschließung und Ausbeutung der
iranischen Ölfelder. So sucht bspw. die NIOC ausländische Investoren für insgesamt 39 Onshore- und 13 Offshore-Felder: 17 aktive
und 12 noch nicht fördernde Ölfelder sowie 2 aktive und 21 noch nicht erschlossene Gasfelder. Ein weiteres Investitionsprojekt ist
z.B. das Süd-Azadegan-Feld an der südwestlichen Grenze des Irans, welches Investitionen in Höhe von rund 10 Mrd. US-Dollar
benötigt, um die Förderkapazitäten auszubauen.

Trotz der genannten Möglichkeiten und des staatlichen Förderprogramms bleibt die wirtschaftliche Situation im Iran unsicher.
Hauptgrund hierfür sind die teilweise noch bestehenden Sanktionen der USA gegen den Iran. Diese wirken sich vor allem auf den
Zahlungsverkehr aus. Unternehmen aus Europa und Deutschland verharren daher oftmals und warten ab.
32 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

4. Rahmenbedingungen
Im folgenden Abschnitt werden sowohl die politischen als auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Iran beleuchtet. Dadurch
sollen vorab Fragen zur Rechtssicherheit und zur Stabilität im Land geklärt werden, was eine Grundvoraussetzung für Investitionen
darstellt.

4.1 Politische Rahmenbedingungen

Seit dem Sturz des Schahs ist die offizielle Länderbezeichnung „Islamische Republik Iran“ (Jomhuriy-e Eslamiy-e Iran). Am 01.
April 1979 wurde die Republik ausgerufen und somit ist der 1. April ein wichtiger nationaler Feiertag. Die Islamische Republik Iran
besteht aus insgesamt 28 Provinzen. Die politische Macht im Iran zeichnet sich durch republikanische, theokratische sowie autoritäre
Elemente aus. Als Islamische Republik kontrolliert der Staat die religiöse und ideologische Verbundenheit aller Bürger. Laut Verfas-
sung ist die höchste politische Instanz der „Oberste Führer der Islamischen Revolution“. Er wird durch die vom Volk gewählte Kleri-
kerversammlung auf Lebenszeit gewählt. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte, hat eine Richtlinienkompetenz und hat das letzte
Wort in politischen Grundsatzfragen. Nach dem Tod von Ayatollah Khomeini ist seit dem 6. Mai 1989 Ayatollah Seyed Ali Khame-
ne’i der Revolutionsführer. In der iranischen Verfassung ist Gott als höchste Instanz und die Scharia als Grundlage für die Gesetzge-
bung festgeschrieben.

Abbildung 12: Das politische System im Iran

Quelle: Munziger, APA


33 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Die Präsidentschaftswahlen finden alle vier Jahre statt und das Volk wählt direkt. Staatspräsident ist seit dem 1. August 2013 der
gemäßigt liberale Hassan Rohani. Als Staatspräsident ist er die höchste politische Instanz der Exekutive. Er bildet das Kabinett, wel-
ches vom Parlament (Madschlis) bestätigt wird. Das Parlament wird ebenfalls auf vier Jahre direkt vom Volk gewählt. Gesetzesvor-
lagen des Präsidenten bedürfen der Zustimmung des Parlaments.

Rohani sprach sich im Wahlkampf für die Stärkung der Menschenrechte und eine innenpolitische Liberalisierung aus. Sein vermut-
lich wichtigstes Ziel war die Verbesserung der internationalen Beziehungen und die Aufhebung der Wirtschafts- und Finanzsanktio-
nen der UN und der EU. Mit der Wiener Nuklearvereinbarung (amtliche Bezeichnung: Joint Comprehensive Plan of Action, JCPOA)
vom 13.07.2015 und der Aufhebung bzw. Lockerung der Sanktionen am 16.01.2016 hat die Regierung des Iran einen großen Schritt
in diese Richtung gemacht. Am 20. Mai 2017 wurde Rohani erneut auf vier Jahre zum Präsidenten gewählt, was als ein weiteres
positives Signal zur Öffnung des Landes gesehen werden kann. Innenpolitisch jedoch wurden Rohanis Ziele nicht wesentlich umge-
setzt: Es gibt Verbesserungen im Bereich der Kunst- und Pressefreiheit, jedoch ist die menschenrechtliche Situation für Regimegeg-
ner, religiöse oder ethnische Minderheiten nach wie vor als kritisch zu bewerten. Sie sind nach wie vor häufig Opfer staatlicher Re-
pressionen. Die Zahl der staatlich durchgeführten Hinrichtungen im Iran ist nach China weltweit die höchste.

Abbildung 13: Iran und seine Nachbarn

Trotz ideologischer Meinungsverschiedenheiten sowie innen- und außenpolitischer Krisen ist der Iran ein stabiler Staat. Die Bezie-
hungen zu seinen direkten und indirekten Nachbarn sind dem Iran sehr wichtig. Die Beziehungen zu den USA, Saudi Arabien und
Israel sind seit der Islamischen Revolution jedoch deutlich angespannt, was zur außenpolitischen Isolation des Iran beigetragen hat.
Die iranische Unterstützung des syrischen Assad-Regimes, der libanesischen Hisbollah sowie die antiisraelische Rhetorik wird häufig
in der internationalen Gemeinschaft kritisiert. Die Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten sind wegen der Territori-
alstreitigkeiten um die drei Inseln Abu Mussa, Kleine und Große Tumb im Persischen Golf angespannt. Auch die Beziehungen zu
Saudi-Arabien sind als abkühlt zu bezeichnen. Grund dafür ist die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien und
die Stürmung der saudischen Botschaft in Teheran als Reaktion auf die Hinrichtung. Dies führte zu einem Abbruch der diplomati-
schen Beziehung.
34 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Die iranisch-amerikanischen Beziehungen sind seit der Islamischen Revolution 1979 und der anschließenden Geiselnahme von US-
Diplomaten schwer belastet. Iran und USA unterhalten seitdem keine diplomatischen Beziehungen mehr zueinander. Seit Amtsantritt
von Staatspräsident Rohani und insbesondere im Rahmen der Nuklearverhandlungen hat es auf beiden Seiten pragmatische Schritte
hin zu einer Annäherung gegeben. Diese erlitten allerdings einen erneuten Rückschlag, nachdem der Iran Ende Januar 2017 einen
Raketentest durchführte. Die US-Regierung verhängte am 03.02.2017 erneute Sanktionen gegen 25 iranische Personen und Einrich-
tungen. Nach der Zeit der Annäherung durch Obama ist unter Trump das Verhältnis erneut abgekühlt.

Iran unterstützt neben den Wiederaufbau Afghanistans das Land vor allem im Bereich der Drogenbekämpfung. Eine Verstärkung der
grenzpolizeilichen Zusammenarbeit ist für Iran von vitalem Interesse. Im Iran befinden sich neben den 950.000 registrierten afghani-
schen Flüchtlingen schätzungsweise weitere 1,5 - 2 Mio. nicht registrierte afghanische Flüchtlinge. Außerdem betont die iranische
Regierung ihr Interesse an einem befriedeten, stabilen Irak mit einer Regierung, die die ethnisch-religiöse Zusammensetzung der
Bevölkerung widerspiegelt. Iran strebt die Zusammenarbeit in Fragen gemeinsamer Sicherheitsinteressen sowie eine enge Wirt-
schaftskooperation und Sicherheitspartnerschaft mit beiden Staaten an. Gegenüber dem Kaukasus und Mittelasien bemüht sich Iran,
seine zentrale Lage zu nutzen, um sich als politische und wirtschaftliche Drehscheibe der Region zu etablieren.

Zur EU und zu Deutschland unterhält der Iran verhältnismäßig gute Beziehungen. Die Einigung im Nukleardossier und die darauffol-
gende Aufhebung der Wirtschafts- und Finanzsanktionen durch die EU haben eine neue Grundlage für eine Vertiefung der künftigen
politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit geschaffen. Der Iran hat umfangreiche Investitionen in die Wirtschaft zugesichert
und sieht in der EU einen bevorzugten Handelspartner. Für die deutsche Regierung sind weiterhin Menschenrechtsfragen sowie die
Unterstützung von radikalen Gruppierungen und die Ablehnung des Existenzrechts Israels wichtige zu lösende Probleme für die
weitere Zusammenarbeit.

4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Grundsätze des iranischen Rechts

Das iranische Rechtssystem setzt sich im Wesentlichen aus zwei Komponenten zusammen, die miteinander verbunden werden. Der
erste Teil stellt das islamische Recht (Scharia) dar. Der zweite Teil des iranischen Rechtssystems besteht aus westlichen Elementen
des Rechts. Hier gibt es Angleichungen weiter Teile des iranischen Rechts mit französischen, belgischen oder schweizerischen
Rechtsprinzipien. Diese müssen jedoch mit islamischen Prinzipien in Einklang stehen. Die obersten Rechtsquellen bilden die irani-
sche Verfassung und das islamische Recht – gemäß Artikel 4 der Verfassung. Außerdem sind Gesetze, Gewohnheitsrecht und Lehre
als weitere Rechtsquellen zu nennen. Der Revolutionsführer ernennt die obersten Richter und wird selbst vom Wächterrat gewählt.
Dieser besteht aus jeweils sechs religiösen und westlichen Rechtswissenschaftlern, die die Gesetze auf ihre Vereinbarkeit mit der
Verfassung und dem Islam kontrollieren.

Das islamische Recht hat zwar eine prominente Bedeutung, wirkt sich aber hauptsächlich im Bereich des Familien-, Erb- und Straf-
rechts aus. Im Wirtschaftsrecht ist der Einfluss wiederum weniger bedeutend. Bereits Anfang der 80er Jahre wurden alle Vorschriften
auf ihre Konformität zur Scharia überprüft. Einzelne Vorschriften zur Verjährung und zu Zinsen sind aufgrund dessen gestrichen
worden. Darüber hinaus ist die Forderungsabtretung nicht geregelt, allerdings erkennt die Lehre diese an.

Weiterführende Informationen

Die iranische Verfassung ist online auf Englisch unter folgender Adresse verfügbar:

http://www.wipo.int/edocs/lexdocs/laws/en/ir/ir001en.pdf
35 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

UN-Kaufrecht

Dieses Recht findet im Iran keine Anwendung, da der Iran kein Mitgliedsstaat des UN-Übereinkommens vom 11.04.2980 über Ver-
träge über den internationalen Warenkauf ist. Das internationale Privatrecht ist im Zivilgesetzbuch (ZGB) geregelt. Eine Rechtswahl
ist für beide Parteien nur unter der einschränkenden Voraussetzung des Artikels 968 (ZGB) möglich. Ausländisches Recht kann nur
dann als Grundlage vereinbart werden, wenn der Vertrag außerhalb des Irans geschlossen wurde oder wenn beide Vertragspartner
Ausländer sind.

Kaufvertrag und Gewährleistung

Das iranische Kaufrecht ist im Zivilgesetzbuch von 1928/1935 und im Handelsgesetzbuch von 1932 (HGB), das jedoch insoweit nur
wenige Regelungen enthält, verankert. Die Rechtsmängelhaftung ist in den Art. 390 ff. Civil Code, die Sachmängelhaftung in den
Artt. 422 ff. Civil Code geregelt.

Die Grundvoraussetzungen für die Gültigkeit eines Vertrages ergeben sich aus Art. 190 Civil Code. Die Intention der Vertragspartei-
en muss übereinstimmen und der Vertrag einen bestimmten Inhalt enthalten, der genau definiert sein muss. Daneben müssen sich die
Vertragsparteien über den Inhalt des Vertrages einig sein. Insbesondere darf der Zweck der Abwicklung nicht gegen bestehendes
Recht verstoßen und muss mit diesem im Einklang stehen. Wirksam ist ein Vertrag grundsätzlich dann, wenn die vertragschließenden
Parteien geschäftsfähig sind. Geschäftsfähigkeit besteht gemäß Art. 1210 Civil Code.

Ein Vertrag, der im trunkenen oder schlaftrunkenen Zustand oder in vorübergehender Störung der Geistestätigkeit geschlossen wird,
ist gem. Art. 195 Civil Code auf Grund des daraus resultierenden Willensmangels wirkungslos.

Zum wirksamen Vertragsschluss ist eine bestimmte Form grundsätzlich nicht vorgeschrieben, dennoch ist aus Beweisgründen die
Wahl der Schriftform immer empfehlenswert. Zwischen den Parteien geschlossene Verträge gelten nur für und gegen die jeweiligen
Parteien. Sobald eine Partei ihre Vertragspflicht nicht erfüllen kann, ist sie der anderen Partei gegenüber zum Schadensersatz ver-
pflichtet.

Sollte die im Rahmen des Kaufvertrags gelieferte Ware mangelhaft sein, muss der Käufer dies dem Verkäufer unverzüglich anzeigen.
Er kann anschließend wählen, ob es zu einer Minderung des vereinbarten Kaufpreises kommen soll oder er von dem Vertrag zurück-
treten möchte. Weitergehende Rechte, wie z.B. Schadenersatz, sind von den Vertragsparteien im Vertrag zu regeln, können sich aber
auch aus dem Gesetz selbst ergeben.

Sicherungsmittel

Zwar ist der Eigentumsvorbehalt im iranischen Recht nicht geregelt, wird in der Rechtslehre aber anerkannt. Ein einfaches oder nota-
riell eingetragenes Pfandrecht wiederum ist gesetzlich verankert. Allerdings empfiehlt es sich im internationalen Handelsverkehr nur
gegen ein bestätigtes, unwiderrufliches Akkreditiv (L/C) oder die Leistung einer Bankgarantie zu liefern, da die gerichtliche Durch-
setzung solcher Sicherungsrechte im Iran sehr langwierig und schwierig ist.

Produzentenhaftung

Das 2009 verabschiedete Verbraucherschutzgesetz (Law on Protection of Consumer Rights) regelt die Haftung von Herstellern für
fehlerhaft produzierte Waren. Eine Produkthaftung kann außerhalb des Verbraucherschutzgesetzes nach den Grundsätzen der uner-
laubten Handlung in Betracht kommen, welches im ZGB geregelt wird.

Immobilienrecht

Ebenfalls ist im Zivilgesetzbuch das Immobilienrecht festgelegt. Im Iran ist es Ausländern zwar verboten, landwirtschaftliche Flä-
chen zu erwerben, ausgenommen sind jedoch Immobilien für Wohn- oder Wirtschaftszwecke. Die „Regulation Concerning Acquisi-
tion of Property by Foreign Nationals“ aus dem Jahr 1948 kommt hier zur Anwendung. Für einen solchen Erwerb muss ein entspre-
chender Antrag bei der örtlichen Grundstücksregistrierungsbehörde eingereicht werden, die den Antrag an das iranische Außenminis-
terium weiterleitet.
36 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Weiterführende Informationen

Eine inoffizielle Version der „Regulation Concerning Acquisition of Property by Foreign Nationals“ ist online auf Englisch unter
folgender Adresse verfügbar:

http://www.refworld.org/docid/3f4a23984.html

Vertriebsrecht

Im Gegensatz zu anderen Staaten der Region existiert in Iran kein Handelsvertretergesetz. Das Handelsgesetzbuch ist die Rechts-
grundlage des iranischen Handelsvertreter- und Vertragshändlerrechts, das jedoch hierfür nur wenige Regelungen bereithält. Als
Ergänzung wird daher auf das allgemeine Vertretungs- und Auftragsrecht der Artikel 656 ff. ZGB zurückzugriffen. Gerade wegen
dieser nur geringen gesetzlichen Vorgaben ist eine umfassende vertragliche Regelung empfehlenswert.

Das iranische Recht der Handelsvertretung ist im Vergleich zu den arabischen Nachbarstaaten weitaus liberaler. Ausländer dürfen
ohne weiteres im Iran einen Vertrieb gründen und selber als Handelsvertreter tätig werden, da grundsätzlich kein Exklusivitätszwang
besteht.

Wird in dem Handelsvertretervertrag keine Kündigungsfrist festgelegt, können beide Parteien jederzeit ohne Angabe eines Grundes
kündigen. Allgemein üblich ist die Vereinbarung einer Kündigungsfrist von drei bis sechs Monaten. Ausgleichsansprüche, wie sie
das deutsche Recht bei Beendigung des Vertrags in § 89 b HGB kennt, stehen dem iranischen Handelsvertreter laut Gesetz nicht zu.

Ausländische Lieferanten und Dienstleister müssen sich nicht zwingend eines iranischen Absatzmittlers bedienen. Soll direkt an den
Endabnehmer im Iran, d.h. ohne Vertreter, geliefert werden, ist dies nur möglich, wenn der ausländische Exporteur über eine ord-
nungsgemäß registrierte Niederlassung vor Ort verfügt. Bedient er sich eines iranischen Vertreters, hat sich dieser zuvor beim Han-
delsministerium in Teheran zu registrieren. Da die Vertretungsmacht des Vertreters gegenüber gutgläubigen Dritten solange bestehen
bleibt, wie seine Registrierung nicht offiziell zurückgenommen wurde, sollte die Kündigung eines Handelsvertretervertrags ebenfalls
in das Handelsregister eingetragen und öffentlich bekannt gemacht werden.

Gesellschaftsrecht

Rechtsgrundlage des iranischen Gesellschaftsrechts ist das Handelsgesetzbuch. Es ist angelehnt an das französische Handelsrecht und
unterscheidet zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften. Das iranische Gesellschaftsrecht bietet ebenso wie das
deutsche Gesellschaftsrecht eine Vielzahl an Möglichkeiten, eine Gesellschaft zu gründen.

Zum einen ist es möglich, eine sog. stock corporation (sherkat-e sahami-e khas) zu gründen, die in etwa der deutschen Aktiengesell-
schaft entspricht. Ihre Gründung setzt eine Beteiligung von fünf oder mehr Gesellschaftern voraus und diese müssen mindestens 20%
des Gesellschaftskapitals übernehmen. Das Grundkapital liegt bei mindestens 50.000 Euro, bei Einzahlung eines Kapitals von
100.000 Euro besteht die Möglichkeit, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen. Die Haftung ist auf das Stammkapital
begrenzt. Die Geschäftsführung erfolgt durch einen unabhängigen Vorstand.

Daneben besteht die Möglichkeit, eine limited liability company (sherkat-e ba masuliat-e mahdud) zu gründen, welche der deutschen
GmbH nahe kommt und ebenfalls durch eine oder mehrere juristische oder natürliche Personen errichtet wird. Für die limited liability
company bestehen keine Mindestkapitalanforderungen. Die Gesellschafter haften für Verbindlichkeiten jeweils nur in Höhe ihres
Gesellschaftsanteils. Die Geschäftsführung wird durch mindestens einen Geschäftsführer, der Anweisungen unterliegt, vorgenom-
men.

Die civil law partnership (sherkat-e tazamoni) gleicht der Gesellschaft bürgerlichen Rechts, für deren Gründung im Unterschied zu
den bereits genannten Gesellschaftsformen mindestens zwei natürliche oder juristische Personen und lediglich ein gemeinsamer
37 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Zweck erforderlich sind. Hier jedoch haften die Gesellschafter persönlich. Jeder Gesellschafter ist berechtigt und verpflichtet, die
Geschäftsführung zu übernehmen und diese zu vertreten.

Die general commercial partnership (sherkat-e tazamoni), welche der deutschen oHG entspricht, wird ebenfalls durch mindestens
zwei natürliche oder juristische Personen gegründet. Daneben haften die einzelnen Gesellschafter ebenso persönlich. Entgegen der
civil law partnership darf hier jedoch nur ein gewerblicher Zweck zur Errichtung maßgeblich sein. Auch hier ist jeder Gesellschafter
zur Geschäftsführung und Vertretung berechtigt und verpflichtet.

Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungsrecht

Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise nach Iran ein Visum, welches vor der Einreise bei der iranischen Botschaft in
Berlin sowie den Generalkonsulaten in Frankfurt/Main oder Hamburg beantragt werden muss. Für ein Geschäftsvisum muss der
iranische Geschäftspartner unter Angabe der genauen Personalien des Reisenden beim Außenministerium in Teheran eine Einladung
beantragen. In der Regel beträgt die Aufenthaltsdauer bei Geschäftsreisen ein bis zwei Wochen. Für Geschäftsreisende besteht zudem
die Möglichkeit, ein Visum für einen Aufenthalt von maximal 72 Stunden direkt am Flughafen in Teheran zu beantragen. Auch in
diesem Fall ist die Einladung des iranischen Geschäftspartners unerlässlich und bei der Einreise vorzulegen.

Weiterführende Informationen

Informationen zur Einreise sowie aktuelle Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts sind online unter folgendem Link verfügbar:

https://www.auswaertiges-amt.de/sid_92C77161D0B6AA9383CEBA73C1E277C7/DE/Laenderinformationen/00-
SiHi/IranSicherheit.html?nn=337790#doc337572bodyText3

Der Aufenthalt sollte die Gültigkeit des Visums nicht überschreiten, da ansonsten bei der Ausreise mit Schwierigkeiten zu rechnen
ist. Ausländer, die in Iran arbeiten möchten, benötigen eine Arbeitserlaubnis, die durch das iranische Arbeitsministerium ausgestellt
wird. Die Gewährung hängt davon ab, ob die angestrebte Arbeit im Iran notwendig ist, was regelmäßig nur dann der Fall sein wird,
wenn entsprechende Fachkräfte in Iran fehlen. Die Arbeitserlaubnis muss grundsätzlich jedes Jahr erneuert werden (vergleiche Arti-
kel 120 ff. ArbeitsG).

Devisenrecht/Zahlungsverkehr

Die iranische Zentralbank kontrolliert den Devisentransfer im Land. Sämtliche Kapitalbewegungen in Iran sind nach Vorschriften des
Islamic Banking Law aus dem Jahr 1984 grundsätzlich in der iranischen Währung Rial zu tätigen. Der Wechselkurs richtet sich in
aller Regel nach dem offiziellen iranischen Wechselkurs.

Die Eröffnung eines Devisenkontos ist sowohl für In- als auch Ausländer möglich. Zudem können Iraner bis zu 5.000 US-Dollar
genehmigungs- und deklarationsfrei ein- bzw. ausführen. Insgesamt besteht jedoch Deklarationspflicht. Ausländische Investitionen
oder Gewinne können gemäß dem iranischen Foreign Investment Promotion and Protection Act nach Entrichtung aller Steuern und
Abgaben vollständig repatriiert werden.

Foreign Investment Promotion und Protection Act“ (FIPPA)

Das Gesetz schützt grundsätzlich nicht nur natürliche Personen, sondern auch juristische. Darüberhinaus ist erwähnenswert, dass das
Schutzgesetz nicht auf die Herkunft der investierenden Person, sondern auf die tatsächliche Herkunft des zu investierenden Kapitals
abstellt. Hieraus folgt, dass die hinter einer Investition stehenden Personen nicht zwangsweise ausländisch sein müssen. Nur das
Kapital muss ausländisches Kapital sein. Was unter dem Begriff Kapital verstanden wird, bestimmt ebenfalls das Gesetz und bezieht
u.a. auch Maschinen, Werkzeuge oder Devisen mit ein. Desweiteren besteht die Möglichkeit, den Begriff aufgrund eines Antrags zu
erweitern.
38 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Um in den Schutzbereich dieses Gesetzes zu gelangen, bedarf es eines behördlichen Genehmigungsverfahrens. Wer dieses Verfahren
nicht antritt und keine staatliche Genehmigung seiner Investition erhält, kann sich demnach nicht auf die Bestimmungen und Rechte
dieses Gesetzes berufen.

Die zuständige Behörde zur Bearbeitung des Antrags und Einleitung des Genehmigungsverfahrens ist die sog. „Organization for
Investment, Economic and Technical Assistance of Iran“. Nachdem der Antrag auf Genehmigung der angestrebten Investition bei der
obengenannten Behörde eingereicht worden ist, leitet diese den Antrag zunächst weiter an das zuständige Ministerium, welches eine
zehntätige Frist zur Abmahnung hat, sodass bei einer fehlenden Stellungnahme des Ministeriums innerhalb dieser Zeit von einer
Genehmigung ausgegangen werden kann. Die zuständige Behörde selbst hat nach Einreichung des Antrags ebenfalls nur 15 Tage
Zeit, um eine eigene Entscheidung in der Angelegenheit zu treffen. Zur Überprüfung der Entscheidung und zur endgültigen
Bearbeitung leitet die Behörde den Antrag an den Ausschuss für ausländische Investitionen weiter. Dieser Ausschuss trifft unter
Beteiligung des Ministers für Wirtschaft und Finanzen innerhalb von 30 Tagen eine endgültige Entscheidung. Welche Anträge
tatsächlich genehmigt werden, kann demnach nicht im Voraus bestimmt werden. Jedoch gibt es einzelne Faktoren, wie z.B.
Wirtschaftswachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze, die einen positiven Einfluss auf die Entscheidung ausüben.

Nach der Genehmigung des Antrags genießt die Investition den Schutz des Gesetzes. Dieser umfasst in erster Linie ein
Diskriminierungsverbot. Ein solches Verbot lässt sich dahingehed verstehen, dass ausländische Investitionen wie inländische
Investitionen zu behandeln sind und somit die selben Rechte genießen. Ein weiterer wichtiger Schutz, den das Gesetz bietet, ist die
Beschränkung der Enteignung. Eine solche unterliegt demnach dem Gesetzesvorbehalt und umfasst auch eine Entschädigungsklausel.
Aufgrund des Gesetzes ist auch ein Transfer der Erträge möglich. Dieser muss lediglich unter Einhaltung einer dreimonatigen Frist
angezeigt werden.

Investitionsrecht

Seit 2004 besteht zwischen Deutschland und Iran ein Investitionsschutzabkommen, wonach ausländische Investoren nicht schlechter
behandelt werden dürfen als inländische. Rechtsgrundlage ist der oben genannte Foreign Investment Protection and Promotion Act
von 2002 samt zugehöriger Durchführungsverordnung. Ausländische Investoren sind hiernach inländischen Investoren grundsätzlich
gleichgestellt.

Vor Beginn der Investitionen in Iran hat der ausländische Investor seine Investition regelmäßig durch die zuständige iranische
Behörde genehmigen zu lassen. Der dafür erforderliche schriftliche Antrag ist an Invest in Iran,
Organization for Investment, Economic and Technical Assistance of Iran (OIETAI) ; http://www.investiniran.ir/en/
home ) zu richten, die dem Ministry of Economic and Technical Affairs of Iran angegliedert ist.

Ausländische Investitionen und hieraus angefallene Gewinne können ins Ausland repatriiert werden. Der Transfer ins Ausland findet
in derjenigen Währung statt, in der das Kapital auch eingeführt oder auf dem Konto gutgeschrieben wurde. Dafür ist eine schriftliche
Beantragung und Genehmigung verpflichtend. Für Beteiligungen ausländischer Unternehmer an iranischen Projekten bestehen keine
Beschränkungen. Sie können sich hieran zu 100% beteiligen. Nur für den Fall, dass keine Investitionserlaubnis des OIETAI vorliegt,
dürfen maximal 49% einer Gesellschaft von Ausländern gehalten werden.

Weiterführende Informationen

Unter folgendem Link sind Informationen zum Investitionsrecht auf Englisch online verfügbar:

http://www.investiniran.ir/en/home
39 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Gewerblicher Rechtsschutz

Am 22.01.09 hat das Parlament seine Bestimmungen zum gewerblichen Rechtsschutz reformiert und neue Regeln erlassen, sodass
das Registration of Trademarks and Patents Law aus dem Jahr 1932 zusammen mit seiner Durchführungsverordnung aus dem Jahr
1958 nicht mehr die Rechtsgrundlage darstellen. Die "Law of Registration of Patents, Industrial Designs and Trademarks" wurde am
20.4.08 verkündet und ist am 5.5.08 in Kraft getreten.

Die Schutzdauer von Patenten währt 20, von Marken 10 und von Industriedesigns fünf Jahre. Die Schutzfristen für Marken und
Industriedesign können um den jeweils gleichen Zeitraum verlängert werden.

Seit Dezember 2003 ist Iran Mitglied der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), so dass seither bei einer internationalen
Markenregistrierung auch Iran mit einbezogen werden kann. Iran ist zudem seit 1992 Vertragsstaat der Pariser Übereinkunft zum
Schutz des gewerblichen Eigentums in der Lissaboner Fassung. Des Weiteren ist Iran seit 2003 Mitgliedsstaat des Madrider
Markenabkommens und seit 2004 Mitgliedstaat des Madrider Abkommens über die Unterdrückung falscher oder irreführender
Herkunftsangaben auf Waren. Außerdem hat das Markenamt 2003 die 8. Ausgabe der Nizzaer Klassifikation eingeführt. Außerdem
ist Iran dem Lissaboner Ursprungsabkommen (Stockholmer Fassung 1967/1979) 2006 beigetreten.

Steuerrecht

Das iranische Steuerrecht basiert auf dem Direct Taxation Act von 2002 (iErStG). Das Steuerjahr beginnt am 21.3. jeden Jahres und
endet am 20.3. des Folgejahres und entspricht dem traditionellen (und vorislamischen) iranischen Kalender.

Die regelmäßige Körperschaftsteuer beträgt sowohl für iranische als auch für ausländische Unternehmen 25% ihres steuerpflichtigen
Gewinns (Artikel 105 iErStG). Die Steuersätze der persönlichen Einkommensteuer wurden mit dem neuen Direktbesteuerungsgesetz
erheblich gesenkt: Für steuerpflichtige Einkommen betragen sie mindestens 15% und höchstens 35% (Artikel 131 iErStG). Dividen-
den sind von der Besteuerung ausgeschlossen. Die Mehrwertsteuer wird durch den Value Added Tax Act aus dem Jahr 2008 (iUStG)
geregelt. Warenlieferungen und erbrachte Dienstleistungen unterfallen im Iran grundsätzlich der Mehrwertsteuer, welche gemäß
Artikel 16 iUStG 9% beträgt. In Artikel 12 iUStG sind alle Waren und Dienstleistungen aufgelistet, die von der Mehrwertsteuer
befreit sind. Dazu gehören unter anderem: unverarbeitete Agrarprodukte, Pestizide, Samen, Grundnahrungsmittel wie Mehl, Brot,
Fleisch, Zucker, Reis oder Getreide, Personenbeförderung auf dem Landweg oder einige Forschungsdienstleistungen. Schuldner der
Mehrwertsteuer ist grundsätzlich der Lieferant der Ware oder der Erbringer der Dienstleistung (Artikel 8 und 20 iUStG). Bei impor-
tierten Dienstleistungen kehrt sich die Steuerschuld um (reverse-charge-Verfahren), so dass der iranische Empfänger der Dienstleis-
tung der Schuldner der Mehrwertsteuer ist (Artikel 20 Absatz 2 iUStG).

Zwischen Deutschland und Iran gilt seit dem 30.12.1969 das Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der
Steuern vom Einkommen und von Vermögen (DBA). Verhandlungen zu einem neuen DBA wurden in der Vergangenheit aufge-
nommen.

Rechtsverfolgung

Nach allgemeiner Auffassung ist eine Gerichtsstandvereinbarung zulässig. Ausgenommen ein zwingendes iranisches Recht steht der
Abwahl der iranischen Gerichtsbarkeit entgegen. Dies dürfte etwa der Fall sein, wenn nach iranischem Prozessrecht die Zuständigkeit
eines iranischen Gerichts ausschließlich ist.

Nach dem iranischen ZGB sind ausländische Urteile unter den dort genannten Voraussetzungen grundsätzlich anerkennungsfähig und
vollstreckbar. Zwar wurde bereits im Jahr 1997 ein deutsches Urteil im Iran vollstreckt, doch von einer ständigen Rechtspraxis kann
insoweit jedoch noch nicht gesprochen werden.

Es empfiehlt sich vertraglich eine Schiedsgerichtsvereinbahrung festzulegen, da die Prozessdauer, aufgrund der ständigen
Überlastung der öffentlichen Gerichte und der bestehenden Verschleppungsmöglichkeiten seitens des Prozessgegners, sehr lang ist.
Regelungen über die Schiedsgerichtsbarkeit finden sich im iranischen Law on International Commercial Arbitration von 1997. Iran
ist zudem seit dem Jahr 2002 Vertragsstaat des New Yorker UN-Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung
ausländischer Schiedssprüche und daher verpflichtet, auf dem Hoheitsgebiet anderer Vertragsstaaten ergangene Schiedssprüche
40 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

anzuerkennen und zu vollstrecken. Bei Verträgen mit der öffentlichen Hand gilt es zu beachten, dass Streitverhältnisse daraus nur
schiedsfähig sind, wenn der Ministerrat einwilligt. Ist der Auftragnehmer ein Ausländer, ist zudem ein Parlamentsbeschluss
einzuholen (Art. 139 Verfassung).

Das Gericht im Iran ist grundsätzlich in drei Teile aufgebaut: Als Zivil- und Strafgericht erster Instanz fungiert der Common Court of
First Instance, der aus einem Richter besteht. Berufungen sind in der Regel an den mit drei Richtern besetzten Provincial Common
Appeal Court zu richten. Der Supreme Court stellt das oberstes Gericht dar, der für Berufungen und Revisionen zuständig ist. Vor
dem Court of Administrativ Justice können staatliche Einrichtungen, Handlungen staatlicher Beamter und Gesetze einer rechtlichen
Überprüfung unterzogen werden.

4.3 Zollrechtliche und handelspolitische Rahmenbedingungen

Bevor im nächsten Schritt die zollrechtlichen und handelspolitischen Rahmenbedingungen für einen Export nach Iran dargestellt
werden, soll ein kurzer Exkurs zum bereits erwähnten sog. Wiener Abkommen (Joint Comprehensive Plan of Action) erfolgen. Der
JCPOA sorgt auf Unternehmerseite für Unklarheit, die vor dem Hintergrund der neuen Sanktionen durch die US-Regierung vom 03.
Februar 2017noch verstärkt wurde.

4.3.1 Wiener Abkommen

In 2006 wurden die ersten Sanktionen seitens der Vereinten Nationen gegen das iranische Atomprogramm verhängt. Diese wurden
erstmals 2014 für sechs Monate gelockert, bevor es zur Unterzeichnung des Wiener Abkommens am 14. Juli 2015 kam. Am
18.Oktober 2015 trat dieses in Kraft. Nach der Mitteilung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vom 16.1.16 in Wien,
dass der Iran seine Verpflichtungen aus dem Wiener Abkommen erfüllt habe, haben die EU und USA einen Teil der Wirtschafts- und
Finanzsanktionen, die sie gegen den Iran verhängt hatten, aufgehoben. Der Tag, an dem die IAEA bescheinigt, dass der Iran be-
stimmte Teile seines Atomprogramms zurückgefahren hat, wird als Implementation Day bezeichnet.

Im Kern haben sich die Parteien (die fünf ständigen Mitglieder des VN-Sicherheitsrat (China, Frankreich, Großbritannien, Russland,
USA) sowie Deutschland (auch: E3/EU+3) und auf der anderen Seite der Iran) zu folgenden Zugeständnissen verpflichtet: Der Iran
wird seine Atomkraft ausschließlich für zivile Zwecke nutzen und sein Atomprogramm hierfür schrittweise zurückfahren. Zur Fest-
stellung der Fortschritte des Irans bei der Umsetzung seiner Zugeständnisse gewährt dieser der IAEA substantielle Zugangs- und
Kontrollrechte. Im Gegenzug werden die von den VN, den USA und der EU verhängten Sanktionen zurück genommen und dem Iran
finanzielle Hilfen gewährt.

Unmittelbar nachdem der JCPOA vereinbart wurde, traten ihm auch die Vereinten Nationen (VN) bei. Hierzu wurde die VN-
Resolution Nr. 2231/2015 erlassen. Neben dem Beitritt der VN zum JCPOA regelt diese VN-Resolution die schrittweise Aufhebung
der VN-Sanktionen gegen den Iran. Am 18.10.15 haben die USA und die EU ebenfalls Rechtsakte erlassen, mit denen einige der
vorangegangenen Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. In der Terminologie des Abkommens wird dieser Tag als Adoption
Day bezeichnet. Allerdings waren diese Rechtsakte (einschließlich der VN Resolution) in ihrer Wirksamkeit aufschiebend bedingt
und hatten somit noch keinen Einfluss auf die Rechtslage. Bedingung für die tatsächliche Umsetzung der oben genannten Rechtsakte
war das Attest der IAEA, dass der Iran seinen Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Abbau seines Atomprogramms nachge-
kommen ist, welches die IAEA am 16.1.16 erteilt hat.

Den Parteien steht es nach dem JCPOA unter bestimmten Voraussetzungen joch offen, die Rücknahme der Sanktionen zurückzu-
nehmen (snap back). Folglich wird das Irangeschäft auch nach dem Implementation Day unter dem Vorbehalt stehen, dass Sanktio-
nen wieder in Kraft treten können. Bei der Vertragsgestaltung gilt es, diesem Umstand ein besonderes Augenmerk zu widmen, insbe-
sondere durch eine „Höhere Gewalt-Klausel“.

4.3.2 Handelspolitische Rahmenbedingungen

In der Welthandelsorganisation (World Trade Organization - WTO) ist der Iran kein Mitglied, hat jedoch einen Beobachterstatus
inne. Mit einigen Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Economic Cooperation Organization - ECO), wie
41 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Türkei, Pakistan, Afghanistan und Usbekistan bestehen Handelsabkommen, die zu einem gegenseitigen Zollvorteil für bestimmte
Waren führen.

Wesentlichen Rechtsgrundlagen für den grenzüberschreitenden Warenverkehr im Iran sind das Außenhandelsgesetz (The Export-
Import Regulations Act) mit den Durchführungsbestimmungen (Executive Ordinance) sowie das Zollgesetz aus dem Jahr 2011
(1390) mit den Durchführungsvorschriften. Die außenwirtschaftsrechtlichen Bestimmungen werden von der Import/Export-Abteilung
der "Trade Promotion Organization (TPO)" im Ministerium für Industrie, Bergbau und Handel verwaltet. Das Finanz- und Wirt-
schaftsministerium ist für die iranische Zollverwaltung verantwortlich.

4.3.3 Zollverfahren

Seit 2014 hat die iranische Zollverwaltung (IRICA) sukzessive die Anmeldeverfahren für Warenimporte und -exporte auf elektroni-
sche Datenverarbeitung und Dokumentation umgestellt. Vor dem Eintreffen gewerblicher Warenimporte im Zollgebiet sind die
Frachtführer oder deren Agenten grundsätzlich dazu verpflichtet, Details zur Importsendung elektronisch auf einem Manifest (IGM)
an die Zollverwaltung zu übermitteln. Die wichtigsten Zollstellen im Land liegen an den beiden wichtigsten Containerhäfen am Per-
sischen Golf Shahid Rajaei in Bandar Abbas und Imam Khomeini in der Provinz Khuzestan sowie im Binnenland in Teheran und am
internationalen Flughafen Teheran. Die Waren können bis zum Erhalt einer zollrechtlichen Bestimmung bis zu drei Monaten nach
Eintreffen in den Zollverwahrungslagern an den Zollstellen gelagert werden. Sollten die Unterlagen unvollständig sein, muss die
Ware in der jeweiligen Zollstelle liegen bleiben, bis die Unterlagen vollständig bzw. nachgereicht werden. Erst dann kann die Ware
in den freien Verkehr überführt werden.

Für die Vorabregistrierung benötigt der Händler bzw. Importeur eine sogenannte Handelskarte (Commercial Card), die bei der jewei-
ligen Handelskammer im Iran zu beantragen ist und vom Ministerium für Handel und Industrie bestätigt wird. Hierfür benötigt der
iranische Importeur vom Exporteur eine Pro-forma-Rechnung mit detaillierten handelsüblichen Angaben wie Warenbezeichnungen
und Preisen.

Für den Export nach Iran sind folgende Warenbegleitpapiere erforderlich:

 Handelsrechnung (zweifach) auf Englisch mit detaillierten handelsüblichen Angaben, HS-Zolltarifcodenummer und Angaben zur
Import- und Devisengenehmigung im Iran. Am Ende der Handelsrechnung ist die folgende rechtsverbindliche und unter-
schriebene Erklärung abzugeben: „It is hereby certified that this invoice shows the actual price of the goods described, that no
other invoice has been or will be issued, and that all particulars are true and correct.“ Sollte der Exportmarktpreis nicht vorliegen,
kann folgende Erklärung verwendet werden: „We hereby certify that the prices stated in this invoice are true and correct and are
representing the amount payable for the mentioned goods and that no further payments cash or otherwise nor special discounts
were agreed, except such mentioned in this invoice. We accept full responsibility for this statement.”
 Packliste
 Ursprungszeugnis (zweifach), welches von der für den Lieferanten zuständigen Handelskammer in Deutschland beglaubigt und
vom iranischen Konsulat legalisiert werden sollte.
 (Luft-)Frachtbrief oder Konnossement; die Akkreditivnummer ist anzugeben.
 Frachtrechnung mit folgender unterschriebener Erklärung: „We hereby certify that the above mentioned prices correspond with
our regular files."
 Inspektionszertifikat (Freiwillige Vorversandkontrolle (Pre Shipment Inspection), bzw. verpflichtende Konformitätsbewertung)
 Ggf. Analysezertifikate, Produktanalyse, ISO-/EU-Zertifikate, Gesundheitszeugnisse, usw.

Während für manche Produkte eine Sondergenehmigung einzuholen ist, ist bei anderen keine Genehmigung für den Import notwen-
dig. Ausgeschlossen hiervon sind Verstöße gegen das islamische Recht oder die Gesetze des Landes, darunter alkoholische Getränke,
Schweinefleisch. Hierfür ist eine Genehmigung des zuständigen iranischen Ministeriums einzuholen.

Vorübergehende Einfuhr
Für Waren zur vorübergehenden Einfuhr ohne Erhebung von Einfuhrabgaben und unter Leistung einer Sicherheit gehören solche zur
Ausstellung auf Messen, Berufsausrüstungen, Geräte und Ausrüstungen für Forschung und Wissenschaft sowie Warenmuster. Die
Wiederausfuhrfrist beträgt grundsätzlich vier Monate, kann aber auf Antrag mit Bewilligung der Zollverwaltung um zwei Monate auf
42 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

maximal sechs Monate verlängert werden. Die Sicherheitsleistung beträgt nach dem Zollgesetz die Summe der auf den Waren lasten-
den Einfuhrabgaben zuzüglich des bis zu dreifachen Zollwertes der Waren. Für Messewaren, Berufsausrüstungen sowie Warenmuster
akzeptiert der Iran das internationale Zollpassierscheinheft Carnet A.T.A., was die abgabefreie vorübergehende Einfuhr von Waren
ohne die Leistung einer individuellen Sicherheit erlaubt. Anträge auf Ausstellung von Carnets A.T.A können in Deutschland bei den
zuständigen Industrie- und Handelskammern (IHK) eingereicht werden. Für die Anmeldung von Messewaren zur vorübergehenden
Verwendung ist der Zollverwaltung zusätzlich ein Teilnahmezertifikat der iranischen Messegesellschaft "IIEC - Iran Intl Exhibiton
Co." vorzulegen.

Zolllager
Laut iranischem Zollgesetz kann die Zollverwaltung die Errichtung privater Zolllager im Zollgebiet bewilligen. In diesen Lagern
können Waren mit einer Frist von bis zu drei Monaten ohne Erhebung von Einfuhrabgaben gelagert werden. Hierfür sind u.a. Be-
standsaufzeichnungen und Sicherheitsleistungen erforderlich. Nach Beendigung des Verfahrens erhalten die Waren dann eine neue
zollrechtliche Bestimmung, in der Regel die Abfertigung zum freien Verkehr.

Vorübergehende Einfuhr zur Be- und Verarbeitung (Veredelung)


Bei diesem Verfahren können Waren zur aktiven Veredelung mit anschließender Ausfuhr des Veredelungserzeugnisses abgabenfrei
eingeführt werden. Dafür ist die Bewilligung der Zollverwaltung erforderlich und es wird grundsätzlich nur Industrieunternehmen
genehmigt. Als Mindestwertschöpfungsanteil muss der Wert des Veredelungserzeugnisses mindestens 125% des Wertes der Vorma-
terialien betragen. Die Wiederausfuhrfrist beträgt ein Jahr und gilt ab dem Datum der Einfuhr der Vormaterialien. Eine Verlängerung
kann mit Bewilligung der Zollverwaltung um ein Jahr bewilligt werden. Für das Verfahren ist eine Sicherheit in Höhe der auf den
Vormaterialien lastenden Einfuhrabgaben zu leisten.

Sonderzonen
In Iran existieren Sonderzonen als Freizonen ("Free Zones") und Sonderwirtschaftszonen ("Special Economic Zones"). Diese Son-
derzonen gelten als nicht zum Zollgebiet Irans gehörend und folglich gelten dort grundsätzlich weder die zoll- noch außenwirtschafts-
rechtlichen Bestimmungen. Baumaterialien, Maschinen, Ausrüstungen sowie Rohstoffe und Vormaterialien können ohne Erhebung
von Einfuhrabgaben in die sieben zurzeit existierenden Freizonen verbracht werden. Darüber hinaus bieten die Freizonen vereinfach-
te Zollabfertigungsverfahren. In den Sonderwirtschaftszonen gelten je nach Zone individuelle Zoll- und Steuererleichterungen. Die
Wareneinfuhren aus den Sonderzonen in das iranische Zollgebiet sind zwar grundsätzlich zulässig, allerdings werden die Waren wie
Einfuhren aus dem Zollausland behandelt. Die bekanntesten Freizonen Kish und Qeshm liegen am Persischen Golf, die Freizone
Chabahar am Golf von Oman.

Weiterführende Informationen

Die insgesamt sieben Freihandelszonen befinden sich im Süden in der Küstenregion, im Norden am Kaspischen Meer und an
den Grenzen zur Türkei und zum Irak:

 Anzali Free Zone, Provinz Gilan (am Kaspischen Meer)


 Aras Free Zone, Provinz East Azerbaijan (an der Grenze zu Aserbaidschan)
 Arvand Free Zone, Provinz Khouzestan (an der Grenze zum Irak)
 Chabahar Free Trade-Industrial Zone (am Persischen Golf)
 Kish Island, Provinz Hormozgan (Insel im Persischen Golf)
 Maku Free Zone, Provinz West Azarbaijan (an der Grenze zur Türkei)
 Qeshm Island, Provinz Hormozgan (Insel im Persischen Golf)

Neben den Freihandelszonen gibt es im Iran auch 17 Sonderwirtschaftszonen, die im ganzen Land – außer im mittleren Osten an der
Grenze zu Afghanistan – verteilt sind. Sie unterliegen weitgehend den Bestimmungen des iranischen Staates und bieten individuell
unterschiedliche Investitionsanreize, beispielweise in Hinblick auf Steuern, Zölle, arbeitsrechtliche Bestimmungen und erweiterte
43 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Rechtsgarantien für Investoren. Zu diesen SWZ gehören u.a.: Petrochemical Special Economic Zone, Provinz Khuzestan; Shiraz
Special Economic Zone, Provinz Fars; Shahid Rajaei Special Economic Zone, Provinz Hormozgan;

4.3.4 Einfuhrabgaben

Der außenwirtschaftliche Warenverkehr wird von der „Trade Promotion Organization (TPO)“ verwaltet. Die Behörde unterliegt dem
iranischen Ministerium für Industrie, Bergbau und Handel, und veröffentlicht jedes Jahr die sogenannten „Import-Export-
Regelungen“ in Form eines Verzeichnisses, worin die Einfuhrzölle aufgelistet sind. Das Buch ist in 21 Abschnitte und 97 Kapitel
unterteilt und online auf dem Internetportal der TPO zugänglich.

Auf eingeführte Waren erhebt der Iran in der Regel eine Zollabgabe, die sich unter anderem aus Zoll (Gomrok) und Handelsabgaben
(Sude Bazargani) zusammensetzt. Der niedrigste Abgabensatz beträgt momentan 5% und bezieht sich vor allem auf Güter wie
Grundnahrungsmittel, Rohstoffe, usw. Die hohen Abgabensätze ab 32% gelten vor allem für Luxusgüter wie Personenkraftwagen
und Waren, die im Iran produziert werden (z.B. Elektro-Haushaltsgeräte, Bekleidung). Bemessungsgrundlage ist der für die Ware
gezahlte oder zu zahlende Preis zuzüglich Transport- und Versicherungskosten (Wert CIF) bis zur Eingangszollstelle im Iran.

Tabelle 13: Einfuhrabgabensatz bestimmter Investitionsgüter


HS-Code Warenbezeichnung Einfuhrabgabensatz
8413 Flüssigkeitspumpen, auch mit Flüssigkeitsmesser; Hebewerke für 5% / 10% / 15% / 20%
Flüssigkeiten
8426 Derrickkrane; Kabelkrane, Laufkrane, Verladebrücken und andere 10%
Krane; fahrbare Hubportale, Portalhubkraftkarren und Krankraftkarren
847971 Fahrgastbrücken 10%

8484 Metalloplastische Dichtungen; Sätze oder Zusammenstellungen von 15%


Dichtungen verschiedener stofflicher Beschaffenheit, in Beuteln,
Kartons oder ähnlichen Umschließungen; mechanische Dichtungen
8501 Elektromotoren und elektrische Generatoren, ausgenommen Strom- 5% / 10% / 15% / 20%
erzeugungsaggregate
8502 Stromerzeugungsaggregate und elektrische rotierende Umformer 5% / 10% / 15% / 20%

8534 Gedruckte Schaltungen 15%

8542 Elektronisch integrierte Schlatungen 5%

8544 Isolierte (auch lackisolierte oder elektrolytisch oxidierte) Drähte, Kabel 15% / 20%
(einschließlich Koaxialkabel) und andere isolierte elektrische Leiter,
auch mit Anschlussstücken; Kabel aus optischen, einzeln umhüllten
Fasern, auch elektrische Leiter enthaltend oder mit Anschlussstücken
versehen
Quelle: GTAI (2016)

Bei der Einfuhr von Waren wird im Iran derzeit 9% Mehrwertsteuer auf den Gesamtkaufpreis erhoben. Hiervon ausgenommen sind
bestimmte Warengruppen, wie bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse, Grundnahrungsmittel, Fischereierzeugnisse, pharmazeuti-
sche Erzeugnisse und Bücher. Besteuerungsgrundlage bei Importen ist der CIF-Wert zuzüglich sämtlicher Einfuhrabgaben (außer der
Mehrwertsteuer selbst).

Für Maschinen, Ausrüstungen und Komponenten zur Verwendung in folgenden Industrien gilt mit Bewilligung der zuständigen irani-
schen Ministerien ein begünstigter Einfuhrabgabensatz von 5%:
44 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

 Herstellung von Turbinen, Generatoren und Ausrüstungen zur Verwendung in Kraftwerken


 Produktion von vorgefertigten Gebäuden
 Instandsetzung der Öl-, Gas- und petrochemischen Industrien
 Produktion von Krafträdern
 Herstellung von Telekommunikationsausrüstungen zur Verwendung in vom Ministerium für Telekommunikation und IT notifi-
zierten Projekten
 Waren ohne Handelscharakter (z.B. entsprechend gekennzeichnete Warenmuster) können bis zu einem Wert von 50 USD abga-
benfrei eingeführt werden.

4.3.5 Einfuhrverbote und –beschränkungen

Laut Zolltarifgesetz besteht ein absolutes Einfuhrverbot für Waren, deren Inverkehrbringen nach islamischem Recht verboten ist.
Hierzu zählen alkoholische Getränke und Schweinefleischerzeugnisse. Für Waffen und Munition aller Art, Betäubungsmittel und
psychotrope Substanzen sowie Sendeanlagen und deren Teile herrscht ein bedingtes Einfuhrverbot. Für den Import dieser Waren sind
jeweils die Genehmigungen der zuständigen iranischen Ministerien erforderlich. Für Personenkraftwagen mit einem Hubraum von
mehr als 2.500 cm³ werden derzeit keine Einfuhrgenehmigungen erteilt.

Einfuhrbeschränkungen

Für eine Vielzahl von Industriewaren und Nahrungsmitteln sind die verbindlichen technischen Vorschriften und Normen der irani-
schen Normenbehörde "Iranian National Standards Organization - INSO" (vormals ISIRI) einzuhalten. Ein Konformitätsbewertungs-
verfahren für entsprechende Importwaren ist bei einer der von INSO akkreditierten Prüfstellen im Exportland vorgeschrieben. Bei
Nichtvorlage eines Konformitätszertifikats ("Certificate of Conformity - COC") werden grundsätzlich keine Einfuhrlizenzen vom
MIMT ausgestellt. Die zurzeit gültige Importwarenliste der INSO umfasst 375 Warenkategorien, u.a. Kraftfahrzeuge und Teile,
Landmaschinen, Elektrohaushaltsgeräte, bestimmte Messgeräte sowie bestimmte Möbel. Sämtliche Importe mit einem Wert von
mehr als 20.000 USD benötigen nach einem Erlass der iranischen Zentralbank ("Central Bank of Iran - CBI") grundsätzlich ein In-
spektionszertifikat ("Inspection Certificate"). Dieses wird von einem von der CBI anerkannten Inspektionsunternehmen im Export-
land ausgestellt. Im Rahmen der Inspektion werden Qualität und Menge sowie die Verpackung geprüft. Der Name des Inspektionsun-
ternehmens ist grundsätzlich in der Pro-forma-Rechnung des Exporteurs und/oder im Akkreditiv zu benennen.

Die Einfuhr von Nahrungsmitteln sowie Hygiene- und Kosmetikartikeln bedarf einer gesonderten Lizenz des Gesundheitsministeri-
ums. Importe von Apparaten für die Kommunikation (HS-Code 85.17) sind vorab vom Ministerium für Telekommunikation und IT
zu genehmigen. Der Import von Kraftfahrzeugen und Elektro-Haushaltsgeräten darf grundsätzlich nur von beim Handels- und Indust-
rieministerium (MIMT) registrierten offiziellen iranischen Repräsentanzen der Hersteller durchgeführt werden, die einen entspre-
chenden Kundendienst gewährleisten.

Ausfuhr aus der EU

Trotz der Lockerung der Iran-Embargoverordnung der EU im Januar 2016 sind nicht alle Ausfuhren und sonstigen Rechtsgeschäfte
in bzw. mit dem Iran erlaubt. Die Iran-Sanktionen enthalten nach wie vor ein abgestuftes System verbotener und genehmigungs-
pflichtiger Rechtsgeschäfte und Handlungen. Dort, wo die Iran-Embargoverordnung keine ausdrückliche Regelung trifft, sind die
allgemeinen exportkontrollrechtlichen Vorschriften, insbesondere die EG-Dual-use-Verordnung und die Außenwirtschaftsverordnung
(AWV), zu beachten. Auch alle sonstigen Verbote, etwa aus der sog. Iran-Menschenrechtsverordnung gelten weiterhin. Vor dem
Versand muss der Exporteur alle relevanten Embargos überprüfen und bestätigen, dass die auszuführende Ware nicht von den restrik-
tiven Maßnahmen erfasst ist, bzw. dass alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Ausfuhrverfahren aus der EU sind bei der deutschen Zollverwaltung online verfügbar:
http://www.zoll.de / Unternehmen / Warenverkehr.

Oder beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unter:


http://www.ausfuhrkontrolle.info/ausfuhrkontrolle/de/embargos/iran/index.html
45 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Außerdem sind weiterhin die umfangreichen Embargovorschriften der USA gegenüber dem Iran mit den Regelungen für Nicht-US-
Personen hinsichtlich des Exports und Re-Exports von Waren mit US-Komponenten oder US-Ursprungswaren zu beachten.

Weiterführende Informationen

Bei den folgenden Einrichtungen sind weitere Informationen online verfügbar:

Bureau of Industry and Security (BIS)


Internet: http://www.bis.doc.gov

Office of Foreign Assets Control (OFAC)


Internet: https://www.treasury.gov/resource-center/sanctions/Programs/Pages/iran.aspx
46 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

5. Geschäftspraxis
In den letzten Jahren war der Iran immer auf Importe aus dem Ausland angewiesen, da die heimische Industrie nicht stark bzw. kon-
kurrenzfähig genug war und teilweise immer noch ist. In vielen Branchen agiert der Iran eher als (Zwischen-)Händler und nicht als
Hersteller. Während der jahrzehntelangen Sanktionen war das Land auf sich alleingestellt und konnte daher die meisten wichtigen
Güter, beispielsweise Teile für die Automobilindustrie, nicht importieren. Daraus hat die iranische Regierung gelernt, dass mehr in
die Produktion vor Ort investiert werden muss.

Aus diesem Grund sind momentan Maschinenbau und Know-how-Transfer sehr angefragt bzw. werden oft mit günstigen Krediten
und Zuschüssen unterstützt. Mittlerweile gibt es ein Gesetz, das die Verwendung sogenannter "local contents" und manchmal sogar
den Export von im Lande hergestellten Waren in einigen Branchen wie Erneuerbare Energien, Automobil, Textil, usw. vorschreibt.
Die Regierung möchte damit den Transfer von Know-how erleichtern, die heimische Produktion fördern und unnötige Importe so
gering wie möglich halten.

Local Content

Bei manchen Produkten, vor allem in der Automobil- und Textilindustrie, muss ein Teil des Warenwertes im Iran hergestellt
werden. Diese Regelung bezieht sich auf die ersten zwei bis drei Jahre und ist verhandelbar. Der Prozentsatz der jährlichen
Fertigung im Land muss um 5-10% pro Jahr steigen. In manchen Fällen muss sogar ein Teil der im Iran produzierten Ware
exportiert werden. Das Gesetz wurde unlängst verabschiedet und ist noch nicht vollständig umgesetzt. Daher ist das Thema sehr
umstritten. Sein Einfluss auf den Bereich des Schiffbaus ist noch nicht absehbar.

5.1. Finanzierung

Das Importgeschäft mit dem Iran läuft weiterhin schleppend an. Das liegt vor allem an den Unsicherheiten der Geschäftsfinanzie-
rung. Obwohl die Sanktionen teilweise durch die Europäische Union und die USA aufgehoben wurden, gibt es noch entscheidende
Unterschiede zwischen diesen. Die USA haben besonders im Bankensektor noch bestehende Sanktionen gegenüber dem Iran und
überwachen diese. Wichtigster Punkt ist nach wie vor das Verbot, finanzielle Transaktionen über US-amerikanische Banken und
deren ausländische Niederlassungen abzuwickeln2. Demgegenüber hat die EU bereits einen großen Teil der iranischen Banken von
der Sanktionsliste entfernt. Da insbesondere größere deutsche Bankhäuser Geschäfte mit den USA machen und im Falle eines Ver-
stoßes gegen US-Sanktionen Strafen der US-Behörden befürchten, verzichten sie auf Transaktionen mit dem Iran bzw. versuchen,
diese zu meiden. So musste bspw. die Deutsche Bank seit 2003 mehr als 17 Mrd. USD Strafe wegen verbotener Geschäfte mit dem
Iran zahlen.

Problematisch ist nach wie vor die Rechtssicherheit in Bezug auf die Integration iranischer Banken an das SWIFT Netzwerk. Bisher
sind noch nicht wieder alle iranischen Banken in das Zahlungsverkehrssystem integriert. Wie oben erwähnt, sind gleichzeitig viele
internationale Bankhäuser unsicher im Umgang mit Transaktionen mit dem Iran. Grund hierfür sind die noch bestehenden Sanktionen
der USA, sowie die US-Außenpolitik gegenüber dem Iran.

Für deutsche Exporteure ist es wieder möglich, eine Hermesdeckung auf ihre Waren abzuschließen. Die iranische Regierung hat ihre
bestehenden Altschulden gegenüber Deutschland in Höhe von einer halben Milliarde Euro beglichen.

2
Aktuelle Informationen zu den US-Sanktionen gegen den Iran sind auf der Internetseite des U.S. Departments of the Treasury unter www.treasury.gov abrufbar. Hier gibt es auch die Möglich-
keit, sich in einen Newsletter einzutragen, um unverzüglich über Änderungen der Sanktionen benachrichtigt zu werden.
47 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Anhang
Allgemeine Markt- und Geschäftsinformationen
Deutsch-Iranische Khashayar Nivipour
Auslandshandelskamme Senior Business Consultant
Tel: +98 (21) 8133 1503
Fax: +98 (21) 8875 8924
http://iran.ahk.de kh_nivipour@dihk.co.ir
Germany Trade and Invest Villemombler Str. 76
53123 Bonn
Tel.: +49-228-249 930
www.gtai.de osteuropa@gtai.de

Prüfgesellschaften

SGS Iran Ali Ebrahimzadeh


Geschäftsführer
Tel: +98 21 8873 6554,
8854 2400
Fax: +98 21 8873 6074,
8873 1808
http://www.sgsgroup.co.ir/ Ali.Ebrahimzadeh@sgs.com
TÜV Nord Iran Dr. Kamran Rezaie
Geschäftsführer
Tel: +98 21 8874 9544
Fax: +98 21 8874 9543
http://www.tuvnordiran.com/ krezaie@tuvnordiran.com
ICS Group Tel: +98 21 2220 0500
Fax: +98 21 2221 5176
http://www.icsiran.com/ info@icsiran.com
Iranian Classification Society Herr Zahedi Rad
Geschäftsführer
http://ics.org.ir/ M.R.Zahedi@ics.org.ir

Behörden in Iran

Islamic Republic of Iran Customs Ad- Tel: +98 21 8850 1425, -30
ministration info@irica.org
http://www.irica.gov.ir/ p.r.irica@irica.org
Iran Chamber of Commerce, Industries, Alireza Piroozan
Mines and Agriculture International Department
Tel: +98 21 8573 2167
Fax: +98 21 8573 3333
Alirezapiroozan@yahoo.com in-
http://iccima.ir/ fo@iccima.ir
ICC Iran International Chamber of Tel: +98 21 88306127
Cmmerce Fax: +98 21 88308330
http://www.icc-iran.com/
Tehran Chamber of Commerce, Indus- Hessameddin A. Hallaj
tries, Mines and Agriculture Head of Developed Counties
48 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

International Affairs Department


Tel: +98 21 8872 6793,
8872 1043
http://tccim.ir/ Fax: +98 21 8871 9619
hallaj@tccim.ir
Organization for Investment Economic Ahmad Jamali
and Technical Assistance of Iran General Director for Foreign Invest-
http://www.investiniran.ir/ ments
Tel: +98 21 3396 7075,
33990 2115
Fax: +98 21 3396 7864
a.kodehei@investiniran.ir

Häfen und Küsten

Ministry of Roads and Urban Develop- Tel: +98 21 8493 2003, -4


ment, Ports and Maritime Organization Fax: +98 21 8493 2642, -50
http://www.pmo.ir/ m_saeednejad@pmo.ir
Iranian Society of Marine Science and Tel: +98 21 8884 3806, 8831 6505,
Technology 6659 3872
Fax: +98 21 6659 3872
http://www.ismst.ir/ info@irsmst.ir
Iranian Coastal and Marine Structural Tel: +98 21 8493 2865
Engineering Association Fax: +98 21 8493 2879
http://icomsea.ir/ icomsea@yahoo.com;
Iran Marine Fund Tel: +98 21 8874 5708,
8852 8872
Fax: +98 21 8817 7072
https://imf.ir/ info@imf.ir
Iranian Association of Naval Architec- Tel: +98 21 4427 3495, -7
ture & Marine Engineering info@iraname.ir
http://iraname.com/
Kaveh Logistics Tel: +98 21 2227 4535
Fax: +98 21 2222 0759
http://new.kavehlogistics.com/ info@Kavehlogistics.com
Sina Port and Marine Services Tel: 0098 21 84308, -9
Fax: +98 21 8877 7923
http://www.bcts.ir/ info@spmco.co

See- und Transportwirtschaft

Shipping Association of Iran Tel: +98 21 8894 7646,


+98 21 8894 7656
Fax: +98 21 8890 5604
http://www.saoi.ir/ info@saoi.ir
International Transport Companies Tel: +98 21 8882 2904,
Association of Iran 8882 1359
Fax: +98 21 8882 2683
http://www.itair.ir/ ITA_DB@itair.ir
Union Maritime Transport Cooperatives Tel: +98 21 2288 7897, -9
in Iran Fax: +98 21 2284 6871
49 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

http://www.ethdir.com/ info@ethdir.com
Islamic Republic of Iran Shipping Line Tel: +98 21 2610 0100, -1
(IRISL) Fax: +98 21 2610 0110, -11
http://www.irisl.net/ md@irisl.net
National Iranian Tanker Co. (NITC) Tel: +98 21 6615 3220, -4
http://www.nioc.ir/ Fax: +98 21 2222 4537, 2222 3011
administrator@nitc.co.ir

Offshore-Industrie

Iran Oil Terminals Co. Tel: +98 21 88536203


Fax: +98 21 88534829
http://www.iotco.ir/ info@iotco.ir
Iran Shipbuilding & Offshore Industries Tel: +98 76 3257 1008
Complex Co. (ISOICO) Fax: +98 763257 1152
http://isoico.co/ info@isoico.com
Iranian Offshore Engineering and Con- Tel: +98 21 82840
struction Co. Fax: +98 21 8893 7844
http://www.ioec.com/ ioec@ioec.com

Fachmessen im Iran

International Maritime Exhibition of Iran (Iran Sea Expo)


23.-25. September 2017 in Teheran
Tel: +98 21 22 87 64 69
E-Mail: info@iranseaexpo.com
Web: http://iranseaexpo.com/

Iran International Maritime and Offshore Technologies Exhibition (IRANIMEX)


12.-14. Dezember 2017 in Kish
Tel: +98 21 6605 9737, 6605 9433
Fax: +98 21 4269 3236
E-Mail: info@iranimex.ir
Web: http://iranimex.ir/

Hilfreiche Links

GTAI: Aktuelle Meldungen zum Wirtschaftsklima Iran!


http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Weltkarte/Asien/iran.html

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)


http://www.bafa.de/DE/Aussenwirtschaft/Ausfuhrkontrolle/Embargos/Iran/iran_node.html
50 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

Deutsche Zollverwaltung
http://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Aussenwirtschaft-Bargeldverkehr/Embargomassnahmen/Laenderembargos/Iran/iran_node.html

Deutsche Bundesbank
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Service/Finanzsanktionen/Laender/iran.html

Iran Chamber of Commerce, Industries, Mines and Agriculture (ICCIMA)


http://en.iccima.ir/

Tehran Chamber of Commerce, Industries, Mines & Agriculture (TCCIM)


http://www.tccim.ir/english/

Iranian National Committee of ICC


http://www.icc-iran.com/En/ICCIran-HomePage

Central Bank of Iran


http://cbi.ir/section/1373.aspx

Organization for Investment, Economic and Technical Assistance of Iran (OIETAI)


http://www.investiniran.ir/en/home

Iran Trade Promotion Organization (TPO)


http://eng.tpo.ir/

Center for Free and Special Economic Zones


http://www.freezones.ir/Default.aspx?tabid=137

Tehran International Exhibition and Convention Centre


https://en.iranfair.com/
51 ZIELMARKTANALYSE: SCHIFFBAU, MEERES- UND OFFSHORE-TECHNIK IM IRAN

www.ixpos.de/markterschliessung
www.bmwi.de

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