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So liegen die jetzt bei Ausgrabungen Meist findet sich nur ein einzelner
gewonnenen ältesten dendrochro- Schachbrettstein an einem Kirchen-
nologischen Absolutdaten für Klein gebäude, es kommen aber auch zwei
Görigk und Kausche zwischen 1189 oder drei vor. Ausnahmen sind die
und 1206. An die Stelle der zuerst in Kirchen von Grunow (Märkisch-
Holz errichteten Kirchen traten im Oderland) mit acht und die mehrfach
13. Jahrhundert im Einzugsgebiet umgebaute Dorfkirche von Herzberg
des Klosters Dobrilugk und nur nörd- (Oder-Spree) mit sogar neun derarti-
lich der Niederstraße spätromanische gen Steinen.
Kirchen aus Feldsteinquadern. Wie sehen diese Steine aus?
Dazu gehören die inzwischen Schachbrettsteine sind einzelne
durch den Braunkohlenbergbau ab- Quader mit meist von Natur aus
getragenen Kirchen von Pritzen, als ebener Oberfläche. Durch entspre-
Auferstehungskirche in Spremberg chende Bearbeitung erzeugten die
wieder errichtet, und Stradow sowie Steinmetzen ein Muster, dessen
Arenzhain, Werenzhain und Fran- dunkle naturbelassene Felder sich
kena (Elbe-Elster). An ihnen fin- im Wechsel von hellen gespitzten
den sich einzelne Steine mit einem Flächen wirkungsvoll abhoben. Dies
Schachbrettmuster. kann auch umgekehrt sein, wenn
Die Niederstraße bildet das süd- unter heller Verwitterungsrinde oder
liche Ende des Verbreitungsgebietes einer Kluftfläche der dunkle Stein
dieser eigenartig verzierten Steine. zum Vorschein kam. Nur im Aus-
Außer insgesamt einem Dutzend nahmefall sind wie in Heckelberg
Schachbrettsteinen in der Niederlau- (Märkisch-Oderland) tatsächlich die
Neben der quadratischen Felde- Rhomben und Wolfszahnmuster aus So ist ein bauzeitlicher hölzerner
rung gibt es insbesondere in der der Reihe. Schachbrettsteine finden Fensterrahmen der Hönower Kirche
Uckermark und der angrenzenden sich ausschließlich an Kirchen des östlich Berlin auf 1255 +/-10, die
Neumark Rhombenmuster. Solche 13. Jahrhunderts. Nicht vorhanden Kirche in Heckelberg auf 1255 +/-5
Steine sind von Blumberg, Kloster sind sie einerseits an den älteren datiert. Nun könnte das Schach-
Chorin, Dobberzin, Friedersdorf, spätromanischen Sakralbauten aus brettmuster ja irgendwann nachträg-
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Veranstaltung
Ornament oder Sinnbild?
nur ein Beispiel für gewisse Überein- Pfeilers sowie mit Brandschutt ver- knapp verfehlt und fast eine Lamelle
stimmungen und Zusammenhänge füllte Absturzstellen zweier Glocken abgespalten hat. Auch der Schach-
von Schachbrettsteinpaaren an einer zeugten. Hier beziehen sich also die brettstein in Hönow bei Berlin weist
Kirche. Schachbrettsteine an den westlichen eine solche absichtliche Beschädi-
In Gießmannsdorf und Frankena Gebäudeecken auf den ursprüngli- gung auf. Dass Blitzableiter häufig
sitzen die Steine wie ehemals auch chen Turm, was auf den ersten Blick über Schachbrettsteine verlegt, diese
in Stradow im südwestlichen Eckver- nicht mehr erkennbar ist. dabei sogar angebohrt werden, ist
band des Turmes, und zwar mit 1,20 So wie der Schachbrettstein am zwar ihrer Position an den Gebäu-
und 1,70 m Höhe im Blickfeld. Sel- Turm in Arenzhain fallen diese ge- deecken geschuldet, zeugt dagegen
bes gilt auch für Pritzen und Ihlow musterten Steine heute nur auf, aber eher von Missachtung.
(Teltow-Fläming) wo die Schach- wenn man darauf besonders achtet Schachbrettsteine können bei
brettsteine in der Nordwest-Ecke, oder bei Streiflicht, wenn in den Umbauten verworfen oder umgesetzt
in Pritzen in der dritten Schicht, in vertieften Feldern schwarze Schat- worden sein oder sie befinden sich
Ihlow aber direkt über dem Boden ten liegen. Das muss ursprünglich an schwer zugänglichen Stellen bzw.
zu finden sind. Dagegen verdeutlicht anders gewesen sein. So wie noch außerhalb des Blickfeldes wie hoch
die hohe Position der Steine von heute die rote Felderung des zwei- oben am Giebel der Heckelberger Kir-
Werenzhain in einer Höhe von 2,85 ten Arenzhainer Steins oder die auf- che in über 9 m Höhe. Vor allem jün-
m über Friedhofsniveau, insbesonde- fälligen schwarz-weißen Karos der gere Vorhallen an Portalen versper-
re in Arenzhain in der 12. Schicht, in Schachbrettsteine in der Uckermark, ren den Blick auf Schachbrettsteine,
Oehna sogar in der 13. Schicht mit waren die Muster im frischen Zu- wie es in Terpt am Spreewald der Fall
4,15 m Höhe den Zusammenhang mit stand besser zu erkennen. In Arenz- war. Hier gelang die Entdeckung im
dem Turm. Wie an den Portalen liegt hain fügte sich der Stein zudem in Jahre 2003 beim Abriss des Vorbaus,
damit eine apotropäische Funktion den attraktiven Farbwechsel rotbrau- wobei sich herausstellte, dass der
dieser Ecksteine, also eine Abwehr- ner Raseneisensteinblöcke der Fassa- Stein trotz geweißter Wand eigent-
funktion zum Schutz des Turmes, de ein. Die Feldsteinkirchen waren lich immer schon zu sehen war.
nahe. ursprünglich bis auf die Spiegel Sollten Sie jetzt entlang der
Durch bauliche Veränderungen genannte Wölbung der Quader ver- alten Niederstraße oder anderswo
ist die ursprüngliche Position der putzt und wiesen rote Fugenimitati- auf Entdeckungstour gehen, dann
Schachbrettsteine heute oft erst zu onen und andere farbige Muster auf. nutzen Sie die offenen Kirchen, um
rekonstruieren. Wie die Kirchen von So kann durchaus auch das Schach- gerade auch die Portale daraufhin
Ihlow oder Oehna besaß die Pritze- brettmuster farblich gefasst gewesen näher anzuschauen. Wir wünschen
ner Kirche einen jüngeren Turm aus sein. Jedenfalls muss man es gut dabei viel Freude und danken schon
dem 15. Jahrhundert vor dem West- gesehen und beachtet haben, denn einmal für Ihre Mitteilung „neuer“
giebel. Die Ausgrabungen haben je- wie sonst ließe sich der Einschuss im Schachbrettsteine.
doch gezeigt, dass zuvor ein Turm hoch oben befindlichen Arenzhainer
über dem Westteil der Kirche stand, Stein erklären, der das durch ein un- Kontakt:
wovon die Ausbruchgrube eines bearbeitetes Feld erzeugte Kreuz nur info.bk@bldam-brandenburg.de
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