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S .

AURELIUS VICTOR
DIE RÖMISCHEN KAISER
S . A U R E LIUS VIC T O R

DIE RÖMISCHEN KAISER


LIBER DE CAESARIBUS

Lateinisch- deutsch

Herausgegeben, übersetzt und erläutert von


Kirsten Groß-Albenhausen und Manfred Fuhrmann

WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT
DARMSTADT
Lizenzausgabe
des Artemis & Winkler Verlags Zürich/Düsseldorf.
Der Band erschien gleichzeitig in der •Sammlung Tusculum•.
Wissenschaftliche Beratung: Kar! Bayer,
Manfred Fuhrmann, Fritz Graf, Erik Hornung, Rainer Nickel

Bestellnummer 1 3 664-o

Artemis & Winkler Verlag Zürich/Düsseldorf


© 1 997 Artemis Verlags AG Zürich
Alle Rechte, einschließlich derjenigen des auszugsweisen
Abdrucks und der photomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.
Printed in Germany
I N H A LT

Text und Übersetzung (M. Fuhrmann) . . . . . . . 7

.\�HANG

Einführung (K. Groß-Albenhausen) . 151


Erläuterungen (K. Groß-Albenhausen) 172
Zum Text (M. Fuhrmann) . . . . . . . 284
Stammtafeln (K. Groß-Albenhausen) . 285
Karten des Römischen Reichs . . . . . . 288
Chronologisch geordnetes Verzeichnis
der Kaiser (K. Groß-Albenhausen) . . . 294
Literaturhinweise (K. Groß-Albenhausen) 299
Register (K. Groß-Albenhausen) . . . . . . 304
T E XT U N D Ü B E R S E T Z U N G
LIBER DE CAESARIBUS

H i s t o riae abb reviatae

ab A ugusto Octaviano,
id est a fine Titi Livii, ztsque ad consulatum decimum
Constantii A ugusti et luliani Caesaris tertium.

Anno urbis septingentesimo fere vicesimoque, duo­


bus etiam, mos Romae incessit uni prorsus parendi.
Namque O c t av i a n u s, patre Octavio, atque adop­
tione magni avunculi C a e s a r i s ac mox procerum
consulto ob victoriam partium placide exercitam
A u gu s t i cognomento dictus, illectis per dona mili­
tibus atque annonae curandae specie vulgo ceteros
haud difficulter subegit. Eoque modo annis quattuor
circiter et quadraginta actis morbo Nolae consump­
tus, adiectis imperio civium Raetis Illyricoque, ac
pacata exterarum gentium ferocia nisi Germaniae,
quamquam tertius post Numam victo Antonio
lanum clauserit, quod iure Romano quiescentibus
bellis accidebat.
Mores viro civiles lepidique flagrante haud modi- 4

ce luxuria ludorumque cupidine atque ad somnum


intemperantie. Doctorum, qui abunde erant, neces­
sariorumque percultor, cum eloquentiae studio ac
D I E R Ö M I SCH E N K A I S E R

Kurzgefaßte Ges chichte,

beginnend mit Augustus Octavianus,


d. h. vom Ende des Titus Livius an, bis zum zehnten Konsulat
des Augustus Constantius und zum dritten des Caesars Julian.

Im 720. Jahre der Stadt ungefähr, mit noch zweien dazu,


setzte sich in Rom der Grundsatz durch, einem einzigen
zu gehorchen. Denn Octavianus, nach seinem Vater
Octavius und wegen der Adoption durch seinen Groß­
onkel mit dem Beinamen Caesar sowie bald darauf
gemäß einem Beschluß der Vornehmsten, da er von sei­
nem Sieg im Parteienkampf milde Gebrauch gemacht
hatte, mit dem des Augustus benannt, konnte, nachdem
er durch Geschenke die Soldaten und durch den An­
schein, sich um die Getreideversorgung zu kümmern,
die Massen geködert hatte, die übrigen ohne Schwierig­
keit gefügig machen. Als er sich auf diese Weise etwa 44
Jahre behauptet hatte, raffte ihn in Nola eine Krankheit
dahin; er hatte damals zum Römerreich Raetien und Illy­
rien beigesteuert und die Wildheit der auswärtigen V öl�
ker - außer Germanien - gebändigt, wiewohl er als D rit­
ter nach Numa, als Antonius besiegt war, das Janustor
schließen konnte, wie es der römische Brauch, wenn die
Waffen ruhten, mit sich brachte.
Der Mann hatte ein umgängliches und heiteres Wesen,
wobei er nicht wenig von Vergnügungssucht und Gier
nach Spielen entbrannt war sowie von einem maßlosen
Schlafbedürfnis. Den Gelehrten, die es reichlich gab, und
seinen Freunden ein eifriger Förderer, fühlte er sich er-
!0 L I B E R DE C A E S A R I B U S 1,6 - 2,3

religionibus mire attineretur, pater patriae ob cle- 6

mentiam ac tribunicia potestate perpetuo dignus


habitus; hincque uti deo Romae provinciisque omni-
bus per urbes celeberrimas vivo mortuoque templa,
sacerdotes et collegia sacravere. Felix adeo (absque 7
liberis tarnen simulque coniugio ), ut lndi, Scythae,
Garamantes ac Bactri legatos mittereut orando foe­
deri.

Dein C l a u d i u s Ti b e r i u s N e r o, in Augusti 2
Iiberos e privigno redactus arrogatione, ubi, quae
metuebantur, satis tuta animadvertit, imperium com­
plexus est, cuius nomen astu abnuebat: subdolus et
occultior, hisque saepe simulando infensus, quae
maxime cuperet, et insidiose deditus, quae odio
erant; ingenio ad repentina Ionge acriore; bonis initi-
is deinde perniciosus, quaesitissimis in omnem fere
aetatem sexumque libidinibus, atque atrocius pu­
niens insontes noxios, suos pariter externosque.
Adhuc dum urbes et conventus exsecratur, Capreas
insulam quaesiverat flagitiis obtentui.
Quare solutis militiae artibus direpta pleraque
iuris Romani; nihilque praeter Cappadocas idque
inter exordia in provinciam subactum remoto rege
Archelao; compressaque Gaetulorum latrocinia,
DIE RÖM ISCHEN KAISER I I

staunlieh stark durch das Studium der Beredsamkeit


sowie durch religiöse Dinge angezogen. Als Vater des
Vaterlandes galt er wegen seiner Milde, und er wurde
unbefristet der tribunizischen Amtsgewalt für würdig
befunden. Demgemäß weihte man ihm wie einem Gott
in Rom und in allen Provinzen, in den volkreichsten
Städten, zu Lebzeiten und nach seinem Tode Tempel,
Priester und Priesterkollegien. Er hatte so sehr eine
glückliche Hand, wenn man von den Kindern und
zugleich von seiner Ehe absieht, daß die Inder, Skythen,
Garamanten und B aktrer Gesandte entboten, die um
einen Bündnisvertrag nachsuchten.
Darauf hat Claudius Tiberius Nero, als Stiefsohn
durch Adoption unter die Kinder des Augustus aufge­
nommen, als er, was bedrohlich schien, für hinlänglich
sicher erkannte, die Herrschaft übernommen, deren
Titel er aus Berechnung ablehnte; er war verschlagen und
ziemlich undurchschaubar, indem er sich oft stellte, dem
abgeneigt zu sein, was er am meisten begehrte, und hin­
terhältig dem zugetan schien, was er haßte; er zeigte bei
plötzlichen Ereignissen einen überaus scharfen Ver­
stand. Nach guten Anfängen war er später verderblich;
er frönte den gesuchtesten Lüsten bei ziemlich j edem
Alter und Geschlecht, und er strafte allzu furchtbar
Unschuldige und Schuldige, die Seinen ebenso wie
Außenstehende. Überdies hatte er, da er Städte und Men­
schenansammlungen verabscheute, die Insel Capri aus­
ersehen, seine Laster zu verbergen.
Da sich demzufolge die militärische Zucht lockerte,
wurden weite Gebiete der römischen Staatsgewalt aus­
geplündert, und nichts außer Kappadokien - und zwar in
den Anfängen - erhielt den Status einer Provinz, indem
man den König Archelaus entfernte; Einhalt geboten
12 L I B E R DE CAESA R I B U S

quae Tacfarinate duce passim proruperant. Simul 4


Marobodus callide circumventus, Sueborum rex;
neque minus contractas undique cohortes praetori-
as, quae dispersae proximis municipiis seu Romae
quaeque per domos habebantur, in castra apud
urbem redegit, qua tenebantur praefecturam appel­
lans, vel augens, praetorio; nam ceteros paritorum
praesidesque Augustus instituerat.

I gitur Claudio febri an insidiis oppresso, cum 3


imperium tres atque viginti, aevi octogesimum uno
minus annos egisset, G a i u s C a e s a r cognomento
C a l i g u l a aventibus cunctis deligitur, maiorum gra-
tiae parentisque. Namque per filiam proavus Augu- 2
stus, genere materno Agrippa, Drusus, Germanici
pater, e quo is oriebatur, avi erant. Quorum modestia
atque immaturo, absque Octaviani, interitu vulgus,
simul matris fratrumque, quos vario Tiberius exitio
interceperat, p ermovebatur. Qua causa nitebantur 4

omnes casum tantae farniliae lenire adolescentuli


spe, turn quia natus in exercitu (unde cognomentum
calceamento militari quaesiverat) legionibus carus
acceptusque habebatur. Praeterea prudentissimus
quisque similem fore suis credebat; quod longe secus
quasi naturae lege, quae crebro tamquam ex indus-
tria malos e b onis, agrestes ex doctioribus et ceteros
DIE RÖM I S C H E N K A I S E R 13

wurde den Raubzügen der Gätuler, die unter der Füh­


rung des Tacfarinas überallhin ausgegriffen hatten.
Zugleich wußte man Marbod schlau in die Falle zu lok­
ken, den König der Sueben; ebenso wurden von überall­
her die Prätorianerkohorten zusammengezogen, die ver­
streut in den nahegelegenen Landstädten oder in Rom
abteilungsweise in Quartieren untergebracht waren: er
ließ sie in ein Lager am Rande der Stadt verlegen, wo sie
nunmehr ihre B ehausung hatten. Hiermit stiftete er die
Prätorianerpräfektur, oder er vergrößerte sie; denn die
übrigen Arten von Sicherheitskräften und deren Befehls­
haber hatte schon Augustus eingesetzt.
Als Claudius dem Fieber oder einem tückischen
Anschlag erlag, nachdem er 23 Jahre die Herrschaft aus­
geübt und 79 Jahre gelebt hatte, wird Gaius Caesar mit
dem Beinamen Caligula auf allgemeinen Wunsch hin
auserkoren, dank der Vorfahren und des Vaters. Denn
Urgroßvater war durch seine Tochter Augustus; mütter­
licherseits war Agrippa, ferner Drusus, der Vater des
Germanicus, von dem er abstammte, Großvater. Deren
maßvolles Wesen und - von Octavianus abgesehen -
frühzeitiges Ende beeindruckten die Menge sehr, und
ebenso das der Mutter und der Brüder, die Tiberius
durch verderbliches Tun verschiedener Art hinwegge­
rafft hatte. Daher waren alle bestrebt, das Unglück einer
solchen Familie durch den hoffnungsvollen jungen
Mann zu mildern, auch weil er im Feldlager geboren war
(daher hatte ihm der Soldatenstiefel den B einamen ver­
schafft) und die Legionen ihn schätzten und gern annah­
men. Außerdem glaubten alle Verständigen, er werde
den Seinen ähnlich sein - was sich durchaus nicht so ver­
hält, gleichsam auf Grund eines Naturgesetzes, das oft
gewissermaßen mit Absicht B esewichter aus Guten,
14 L I B E R O E CAESARIBUS J,6- ),!2

huiuscemodi seu contra gignit. Quo demum exem- 6

plo sapientium plures caruisse liberis utilius duxere.


Ceterum in Caligula haudquaquam vero plurimum 7
aberant, quippe qui diu immania animi ita pudore ac
parendi specie obtexerat, uti merito vulgaretur
neque meliores famulos neque atrociorem dominum
illo fuisse.
Denique nactus potestatem, uti talia ingenia
recens solent, anni mensibus egregia ad populum,
inter patres, cum militibus gessit; delataque coniu­
ratione quasi minus credens praedicavit vix conve­
nire in eum, cuius vita nullius oneri aut incommodo
esset. Sed repente caesis primum vario facinore 9
innocentium paucioribus tamquam beluae hausto
sanguine ingenium exeruit; itaque deinceps trienni-
um consumptum, cum senatus atque optimi cuius-
que multiplici clade terrarum orbis foedaretur.
Quin etiam sororum stupro ac matrimoniis illudens 10
nobilibus deorum habitu incedebat, cum Iovern se
ob incestum, ex choro autem Bacchanali Liberum
assereret. Neque secus contractis ad unum legioni- 11
bus spe in Germaniam transgrediendi conchas
umbilicosque in ora maris Oceani legi iussit, cum 12
ipsc nunc fluxo cultu Venerioque intcrcsset, nunc
armatus spolia a se non ex hominibus, sed caelestium
D I E R Ö M I S C H E N K A I S ER I5

Rohlinge aus Gebildeten und anderes dieser Art sowie


das Gegenteil erzeugt. Wegen solcher Fälle haben man­
che Philosophen es für zuträglicher gehalten, auf Kinder
zu verzichten. Da waren sie bei Caligula keineswegs sehr
weit von der Wahrheit entfernt: er hatte ja lange Zeit das
Ungeheuerliche seines Trachtens so gut hinter Scheu und
vorgetäuschtem Gehorsam verborgen, daß sich mit
Recht die Meinung verbreitete, es habe weder bessere
Diener noch einen entsetzlicheren Herrn als ihn gege­
ben.
Kurzum, er tat, an die Macht gelangt, wie es bei sol­
chen Charakteren zu Anfang üblich ist, ein paar Monate
eines Jahres lang Hervorragendes dem Volk gegenüber,
unter den Vätern, bei den Soldaten; als ein Komplott
angezeigt worden war, erklärte er, als glaubte er es nicht,
das könne kaum ihm gelten, dessen Leben niemandem
zur Last falle oder von Nachteil sei. Doch plötzlich,
nachdem er zum ersten Male einige Unschuldige durch
Verbrechen verschiedener Art ermordet hatte, zeigte er,
als habe er wie ein Raubtier Blut geleckt, sein wahres
Wesen, und daraufhin vergingen drei Jahre, in denen der
Erdkreis durch vielfältigen Untergang des Senats und
aller vortrefflichen Männer besudelt wurde. Ja, er stol­
zierte, nachdem er seine Schwestern geschändet und vor­
nehme Ehefrauen entehrt hatte, in Göttergewändern
einher, wobei er versicherte, er sei wegen des Inzests
Jupiter, auf Grund seines Bacchantinnenchores jedoch
Liber. Nicht anders ließ er, nachdem er die Legionen wie
zu einem Zuge nach Germanien an einen O rt zusam­
mengezogen hatte, an der Küste des Ozeans Muscheln
und Meerschnecken suchen, während er selbst bald in
einem wallenden Gewande und wie Venus gekleidet teil­
nahm, bald in voller Bewaffnung erklärte, er hole sich
I6 L I B E R D E C A E S A RI B U S 3,12 - 3,17

capi dictitaret, scilicet quod huiuscemodi pisces


Graecorum dicto, quis augendi omnia studium est,
Nympharum lumina accepisset.
His elatus dominum dici atque insigne regni nec- 13
tere capiti tentaverat. Qua causa auctore Chaerea 14
moti, quibus Romana virtus inerat, tanta pernicie
rempublicam confosso eo levare; relatumque excel­
lens Bruti facinus eiecto Tarquinio foret, si per Qui­
rites modo militia exerceretur. Verum ubi cives desi- r5
dia externos barbarosque in exercitum cogere libido
incessit, corruptis moribus libertas oppressa atque
habendi aueturn studium.
Interim dum senatus decreto gentem Caesarum, r6
etiam muliebri sexu, omnemque affinitatem armati
persequuntur, forte Vimius, ortus Epiri, centurio e
cohortibus, quae palatium per opportunos locos
obsidebant, Titum Claudium occultantem se reppe-
rit deformi latebra p rotractatoque eo exclamat apud
socios, si sapiant, adesse principem. Et sane quia 17
vecors erat, mitissimus videbatur imprudentibus;
quae res adversum nefariam patrui Neronis mentem
auxilio neque apud fratris filium Caligulam invidiae
fuit; quin etiam militares plebisque animos concilia­
vera!, dum flagrante suorum dominatione ipse con-
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R 17

Beute nicht von den Menschen, sondern von den Himm­


lischen, weil er nämlich gehört hatte, daß derartige Mee­
restiere von den Griechen, die dazu neigen, alles zu über­
treiben, Nymphenaugen genannt würden.
Hierdurch erhoben hatte er versucht, sich <<Herr>>
nennen zu lassen und sich das Zeichen der Königsherr­
schaft ums Haupt zu winden. Daher haben von Chaerea
angestiftete Leute, die noch römischen Mannesmut besa­
ßen, den Staat von diesem furchtbaren Verderben befreit,
indem sie Caligula erdolchten, und die hervorragende
Tat des B rutus, die Vertreibung des Tarquinius, wäre
wiederholt worden, wenn allein durch Quiriten der
Militärdienst geleistet würde. Doch wo den Bürgern aus
Verdrossenheit der Sinn danach stand, Auswärtige und
Barbaren ins Heer zu pressen, hatte der sittliche Nieder­
gang zur Folge, daß die Freiheit unterdrückt wurde und
das Besitzstreben wuchs.
Inzwischen, während Bewaffnete auf Grund eines
Senatsbeschlusses der Familie der Julier, auch der weibli­
chen Mitglieder, sowie der ganzen Verwandtschaft hab­
haft zu werden versuchen, findet zufällig Vimius aus
Epirus, ein Zenturio der Kohorten, die den Kaiserpalast
an geeigneten Stellen abriegelten, Titus Claudius, der
sich an einem abstoßenden Ort verborgen hielt, und ruft,
nachdem er ihn hervorgezogen hatte, seinen Waffenbrü­
dern zu, wenn sie Verstand hätten, dann sei hier ein Kai­
ser zur Stelle. Und gewiß schien er, weil er verrückt war,
den Ahnungslosen der mildeste zu sein. Dieser Umstand
bewahrte ihn vor der niederträchtigen Gesinnung seines
Onkels Nero und befreite ihn zugleich bei seinem Nef­
fen Caligula von Mißtrauen und hatte ihm sogar die Sol­
daten und die Herzen des Volkes gewonnen, da er, wäh­
rend die Tyrannei der Seinen entbrannt war, selber als
r8 L I B E R D E CAESA R I B U S ),IS- 4,2

temptui miserabilior haberetur. Talia plerisque 18


memorantibus repente eum nullo retractante quae
aderant turbae circumsistunt, simulque affluebant
reliqui militum et vulgi magna vis. Quod ubi patres
accepere, mittunt ocius si valerent aus um comprime-
re. Sed postquam variis tetrisque seditionibus ciYitas 19
cunctique ordines lacerabantur, tamquam ex impe-
rio omnes dedere se. Ita Romae regia potestas firma- 20
ta proditumque apertius mortalium conatus vacuos
a fortuna cassosque esse.

Igitur C l a u d ius, quamquam ventri foede oboe- 4


diens, vecors iuxta atque immemor pavidusque ani-
mi et ignavior esset, pleraque per formidinem tarnen
cgregie consultabat, nobilitatis praecipue consiliis,
quae metu colebatur: quippe stolidorum ingenia
proinde agunt, uti monitores sunt. Denique bonis
auctoribus compressa per eum vitia ac per Galliam
Drysadarum famosae superstitiones; lata iura quam
commodissima; curatum militiac officium; retenti
fines seu dati imperio Romano; Mesopotamia per
orientem, Rhenus Danubiusque ad septemtrionem
et a meridie Mauri accessere provinciis, demptis
regibus post Iubam; caesaque Musulamiorum
manus; simul ultima occasus, Britanniae partes con­
tusae, quam solam adiit, Ostia profectus mari; nam
D I E RÖ M I S C H E N K A I S E R I9

ziemlich beklagenswerter Mensch in Verachtung dahin­


lebte. Indem viele sich dies ins Gedächtnis riefen,
umringten ihn plötzlich die Scharen der Anwesenden,
ohne daß j emand dem widerstrebt hätte, und zugleich
strömten noch die übrigen Soldaten sowie eine große
Menge Volkes herbei. Als die Väter davon erfuhren,
sandten sie eilends Vertreter aus, ob sie das Unterfangen
zu verhindern vermöchten. Doch nachdem schlimme
Unruhen Yerschiedener Art die Bürgerschaft mitsamt
allen Ständen hin und hergerissen hatten, gaben alle wie
auf Befehl nach. So wurde die königliche Gewalt in Rom
bestätigt und noch deutlicher offenbart, daß die Unter­
nehmungen der Sterblichen vom Glück verlassen und
vergeblich sind.
So pflegte denn Claudius, obgleich er in häßlicher
Weise seinem Bauch ergeben, daneben verrückt und ver­
geßlich sowie schreckhaften Gemütes und ziemlich feige
war, dennoch das meiste aus Furcht vorzüglich zu hand­
haben, vor allem auf Grund der Empfehlungen des
Adels, dem er ängstlich Achtung zollte: Narrenseelen
verhalten sich ja genauso, wie die Ratgeber sind. Voll­
ends wurden von ihm nach guten Vorbildern Laster
bekämpft sowie in Gallien der berüchtigte Aberglau­
be der Drysadcn; es wurden möglichst zweckmäßige
Rechtsgrundsätze eingeführt und Sorge für den Militär­
dienst getragen. Das Gebiet des römischen Reiches blieb
bestehen oder erhielt Zuwachs: ·Mesopotamien kam im
Osten, die Rhein- und Donaugrenze im Norden und im
Süden Mauretanien zu den Provinzen hinzu, da die
Königsherrschaft nach Juba abgeschafft wurde. Eine
Schar Musulamier erlitt ein Blutbad; zugleich wurde der
äußerste Westen, Teile von Britannien, niedergeworfen.
Nur dorthin ging Claudius selbst, indem er sich von
20 L I B E R O E CAESARI B U S

cetera duces curavere. Adhuc annonae egestas com­


posita, quam Caligula invexerat, dum adactis toto
orbe navigiis pervium mare theatris curribusque
damno publico efficere contendit. Neque secus cen- 4
su novato, cum senatu motis pluribus lascivum ad­
olescentem, quem sibi probatum parens asseruerat,
retinuisset, censorem et liberis patrem debere esse
recte adiecerat.
Ast ubi Messalinae coniugis simulque libertorum
delinimentis, quibus semet dediderat, in pravum
abstractus, non illa modo tyrannorum admissa, ve­
rum quae postremum genus mulierum atque servile
quibat facere viro amenti dominoque. Namque uxor 6
primo passim quasi iure adulteris utebatur; eoque
exstincti cum suis plerique ingenio seu metu absti­
nentes, dum pervagatis mulierum artibus peti a se
petitos criminatur. Dehinc atrocius accensa nobilio- 7
res quasque nuptas et virgines scortorum modo
secum prostituerat; coactique mares, uti adessent.
Quod si qui talia horruerat, afficto crimine in ipsum
omnemque familiam saeviebatur. Namque Claudi- 9
DIE RÖM I S C H E N K A I S E R 21

Ostia aus übers Meer auf den Weg machte; das übrige
besorgten nämlich seine Feldherren. Überdies wurde die
Getreideknappheit beigelegt, die Caligula hervorgerufen
hatte, indem er sich bemühte, durch Schiffe, die er aus
dem ganzen Erdkreis herbeigeholt hatte, das Meer zum
Schaden der Allgemeinheit für Theateraufführungen
und Wagenrennen zugänglich zu machen. Außerdem
erneuerte Claudius die Bürgerlisten, und als er, obwohl
er mehrere aus dem Senat entfernt hatte, einen aus­
schweifend lebenden jungen Mann bestätigte, von dem
der Vater versicherte, er sei mit ihm zufrieden, da fügte er
treffend hinzu, auch der Vater müsse Zensor seiner Kin­
der sein.
Doch als er durch die Verführungskünste seiner Ge­
mahlin Messalina und zudem seiner Freigelassenen,
denen er gänzlich hörig war, zum Schlechten gedrängt
wurde, kam es nicht nur zu den üblichen Untaten der
Tyrannen, sondern auch zu Dingen, die nur der letzte
Abschaum von Weibern und Sklaven zu begehen ver­
mag, wenn der Gatte und Herr verrückt ist. Denn die
Frau hatte zuerst wahllos, als sei sie hierzu berechtigt,
Umgang mit Ehebrechern; daher wurden zahlreiche
Männer mitsamt den Ihren beseitigt, die ihrer Wesensart
entsprechend oder aus Furcht enthaltsam waren, indem
sie mit der unter Frauen verbrei teten Heimtücke die von
ihr Begehrten bezichtigte, sie sei von ihnen begehrt wor­
den. Daraufhin hatte sie, noch heftiger entflammt, alle
möglichen verheirateten Frauen höheren Ranges sowie
Jungfrauen, als wären sie Dirnen, mit sich gemeinsam
preisgegeben, und die Männer wurden gezwungen,
dabei zu sein. Wenn aber j emand dergleichen ablehnte,
dann wurde auf Grund einer falschen Beschuldigung
gegen ihn und seine ganze Familie gewütet. Denn Clau-
22 L I B E R DE C A E S A RI B U S

um, uti supra docuimus, natura performidolosum


iniecto metu sui agitabant, maxime coniurationis;
quo commento liberti etiam, quos vellent, perditum
ibant. Qui primo sceleribus coniventes, ubi pares Io
patronae facti sunt, eam quoque ignaro, quasi iuben-
te tarnen, domino per satellites interfecere. Et sane in II
id progressa mulier erat, uti animi ac pellicum gratia
marito Ostiam profecto Romae nuptias cum altero
frequentaret; et hinc notior, dum mirum videtur
apud imperatorem viro quam imperatori nuptam
esse.
lta liberti potestatem nacti summam stupris exilio Iz
caede proscriptionibus omnia foedabant, eoque he­
rilem stu!titiam perpulere, uti senex fratris filiam in
nuptias concupisceret. Quae quamvis superiore 13
absurdior haberetur iccircoque paria extimesceret,
veneno coniugem interemit. Huius anno sexto, cum 14
quattuordecim regnarit, octingentesimus urbis mire
celebratus, visusque apud Aegyptum Phoenix, quam
volucrem ferunt anno quingentesimo ex Arabis
memoratos locos advolare; atque in Aegaeo mari
repente insula ingens emersit nocte, qua defectus
lunae acciderat. Ceterum funus, uti quondam in I5
Prisco Tarquinio, diu occultatum, dum arte mulieris
DIE RÖ:\II S C H E N KAI S E R 23

dius, der, wie wir oben dargetan haben, von Natur aus
ungemein ängstlich war, versetzte man in Wallung,
indem man ihm Furcht für sich selber einjagte, besonders
wegen einer Verschwörung; mit diesem Vorwand richte­
ten auch die Freigelassenen wen sie wollten zugrunde.
Sie duldeten zunächst die Verbrechen ihrer Patronin,
und als sie mit ihr auf gleichem Fuße standen, ließen sie
auch sie durch Helfer umbringen, ohne Wissen, j edoch
vorgeblich auf Befehl des Herrn. Und allerdings hatte
sich die Frau so weit vorgewagt, daß sie, als sich ihr Ehe­
mann zum Vergnügen und wegen seiner Mätressen nach
Ostia begeben hatte, in Rom mit einem anderen Hoch­
zeit feierte, und die Sache war deshalb ziemlich berüch­
tigt, weil es seltsam schien, daß sie beim Kaiser mit
irgendeinem Manne statt mit dem Kaiser selbst verheira­
tet war.
So besudelten die Freigelassenen im Vollbesitz ihrer
Macht alles mit Schändungen, Verbannung, Mord und
Ächtungen, und die Narrheit ihres Herrn wußten sie
dahin zu bringen, daß er, der alte Mann, die Tochter sei­
nes B ruders zur Frau begehrte. Diese galt als sonderbarer
noch im Vergleich zur vorigen, und sie fürchtete daher
ein gleiches Los; so tötete sie ihren Mann durch Gift. In
dessen sechstem Regierungsj ahr (er herrschte vierzehn
Jahre) wurde auf prächtige Weise das achthundertj ährige
Bestehen der Stadt gefeiert, und in Ägypten zeigte sich
der Phoenix, ein Vogel, von dem es heißt, daß er alle fünf­
hundert Jahre von Arabien her nach bestimmten Orten
fliege, und im Ägäischen Meer tauchte plötzlich eine rie­
sige Insel auf, in einer Nacht, in der eine Mondfinsternis
stattgefunden hatte. Übrigens wurde der Tod, wie einst
bei Tarquinius Priscus, lange verheimlicht, wobei die
von den Künsten der Frau bestochenen Wächter so ta-
LIBER D E CAESARIBUS

corrupti custodes aegrum simulant atque a b e o man­


datarn interim privigno, quem paulo ante in Iiberos
asciverat, curam reipublicae.

Eo modo L. D o m i t i u s (nam id certe nomen


N e r o n i, patre Domitio, erat) imperator factus est.
Qui cum Ionge adolescens dominaturn parem annis 2
vitrico gessisset, quinquennium tarnen tantus fuit,
augenda urbe maxime, uti merito Traianus saepius
testaretur procul differre cunctos principes Neronis
quinquennio; quo etiam Panturn in ius provinciae
Polernanis permissu redegit, cuius gratia Polemoni­
acus Pontus appellatur, itemque Cottias Alpes Cot-
tio rege mortuo. Quare satis camperturn est neque
aevum impedimento virtuti esse; eam facile mutari
corrupto per licentiam ingenio, omissamque adoles­
centiae quasi Iegern perniciosius repeti. Namque eo 4
dedecore reliquum vitae egit, uti pigeat pudeatque
memorare huiuscemodi quempiam, nedum recto­
rem gentium, fuisse.
Qui dum psallere per coetus Graecorum invento
in certarnen coronae coepisset, eo progressus est, uti
neque suae neque aliorum pudicitiae parcens, ad
extremum amictus nubentium virginum specie,
palam senatu, dote data, cunctis festa more celebran-
D I E R Ö M I S C H E N KAI S E R 25

ten, als sei der Kaiser krank und habe unterdessen sei­
nem Stiefsohn, den er kurz zuvor in die Zahl seiner Kin­
der aufgenommen hatte, die Sorge für den Staat anver­
traut.
Auf diese Weise wurde L. Domitius (denn so hieß
Nero eigentlich, nach seinem Vater Domitius) zum Kai­
ser gemacht. Er, der in noch sehr jugendlichem Alter
ebensolange an Jahren wie sein Stiefvater die Herrschaft
innehatte, zeichnete sich immerhin fünf Jahre lang derart
aus, zumal durch die Verschönerung der Stadt, daß Tra­
j an mit Recht des öfteren bekräftigte, alle Kaiser blieben
weit hinter Neros ersten fünf Jahren zurück. In dieser
Zeit hat er auch Pontus im Einverständnis mit Polemon
den Status einer Provinz verliehen (um seinetwillen ist
der Name Polemanischer Pontus aufgekommen), und
ebenso den Cottischen Alpen nach dem Tode von König
Cottius. Hieraus geht deutlich genug hervor, daß das
Alter kein Hindernis für Tüchtigkeit ist, daß diese
j edoch leicht umschlägt, wenn Zügellosigkeit den Geist
verdirbt, und daß dann die gleichsam übersprungenen
Gepflogenheiten der Jugend desto unheilvoller nach­
geholt werden. Denn den Rest seines Lebens verbrachte
er in solcher Schande, daß man Ekel und Scham empfin­
det, von der Existenz eines derartigen Menschen zu
berichten, und gar noch von der eines Lenkers der Völ­
ker.
Er hatte mit dem Einfall angefangen, vor griechischer
Zuhörerschaft zur Zither zu singen, wobei es um den
Preis eines Kranzes ging; er trieb es so weit, daß er, ohne
Schonung seiner oder fremder Scham, schließlich, nach
Art einer Braut bekleidet, vor dem Senat unter Einbrin­
gung seiner Mitgift, während alle in der herkömmlichen
Weise das Fest begingen, in die eheliche Gewalt eines
26 L I B E R D E CAESA R I B U S j,j-j,q

tibus in manum conveniret lecto ex omnibus pro­


digiosis. Quod sane in eo levius aestimandum. 6
Quippe noxiorum vinctis modo pelle tectus ferae 7
utrique sexui genitalia vultu contrectabat; exsector
marium maiore flagitio.
Atque inter haec matrem etiam contaminavisse
plures habent, dum ea quoque ardore dominandi
scelere quolibet subici filium cupit. Id ego quam- 9
quam scriptoribus diversa firmantibus verum puto.
Namque ubi mentem invaserint vitia, nec quidquam Io
verecundiae est et externis satiata immanius excita-
tur peccandi consuetudo; nova et eo dulciora affec­
tans, ad extrem um in suos agit. Quod his proditum II
magis, dum quasi quodam progressu illa per alteros
ad patrui nuptias atque alienorum cruciatibus mariti
exitium, hic paulatim ad sacerdotem Vestae, deinde
se, postremo uterque in sui scelus processerint.
Neque blandimentis talibus tarnen coalescere potue- I2
re, sed eo praeceps dati, dum insidiantur invicem,
mater praeversa interiit.
Igitur cum omne ius fasque parricidio trivisset ac I3
magis magisque in optimos saeviretur, coniuravere
plures varia sane tempestate ad liberandam rempu­
blicam. Quis proditis caesisque immanior urbem q
D I E R Ö M I S CHEN KA I S E R 27

Menschen eintrat, den er aus allen Unzüchtigen ausge­


sucht hatte. Doch sollte man das bei ihm nicht für allzu
schlimm halten. Er machte sich nämlich bei Menschen,
die Verbrechern gleich gefesselt waren, lediglich mit
einem Tierfell bekleidet, mit dem Mund an den Genitali­
en beider Geschlechter zu schaffen; er betätigte sich mit
noch grögerer Schande als Beschneid er von Männern.
Und neben alledem habe er, berichten mehrere, sogar
seine Mutter befleckt, wobei auch sie aus Herrschsucht
ihren Sohn durch jedes beliebige Verbrechen sich zu
unterwerfen bestrebt war. Dies halte ich, obwohl die
Geschichtsschreiber sich verschieden dazu äußern, für
wahr. Sobald nämlich Lasterhaftigkeit den Geist erlaßt
hat, ist keine Scham mehr übrig und wird die Gewohn­
heit der Ausschweifungen, an Außenstehenden gesättigt,
desto scheußlicher erregt; sie stellt, stets auf Neues und
um so Verlockenderes erpicht, schließlich den Angehöri­
gen nach. Dies wurde von ihnen um so mehr bestätigt, als
sie, gleichsam in Stufen, Agrippina über andere zur Hei­
rat des Onkels und - nach dem qualvollen Ende Dritter­
zum Verderben des Gatten, Nero aber allmählich zur
Schändung einer Vestapriesterin, dann seiner selbst und
beide schließlich zu wechselseitiger Entehrung fort­
schritten. Doch vermochten sie trotz solcher Genüsse
nicht zusammenzufinden; sie wurden vielmehr jedes
Halts beraubt, und während sie einander nach dem
Leben trachteten, erlitt die Mutter, indem der Sohn ihr
zuvorkam, den Tod.
Nachdem nun Nero mit dem Muttermord alles Recht
und Gesetz zuschanden gemacht hatte und dann mehr
und mehr gegen die Tüchtigsten gewütet wurde, ver­
schworen sich mehrere - allerdings zu verschiedenen
Zeiten -, dem Staat die Freiheit zurückzugeben. Unge-
28 L I B E R D E C A E SA R I B U S 5 , 1 4 - 6, 1

incendio, plebem feris vulgo missis, senatum pari


morte tollere decreverat, nova sede regno quaesita,
maximeque incitante legato Parthorum, qui forte
inter epulas aulicis, uti mos est, canentibus, cum sibi
citharistam poposcisset, responso dato liberum esse,
adiecerat sumeret ipse quem vellet e suis, ostentans,
qui convivio aderant, quod liber sub imperio nullus
haberetur. Ac ni Galba, qui Hispaniae praesidebat, 15
cognito mandatum sui exitium quamquam senecta
aetate imperio correpto subvenisset, tantum facinus
haud dubie patraretur. Verum eius adventu desertus 16
undique nisi a b spadone, quem quondam exsectum
formare in mulierem tentaverat, semet ictu transegit,
cum implorans p ercussorem diu ne ad mortem qui­
dem meruisset cuiusquam officium.
Hic finis Caesarum genti fuit: quem fore prodigi- 17
orum multa denuntiavere praecipueque eorum prae-
diis arescens lauri nemus dicatum triumphantibus
atque interitus gallinarum, quae adeo multae albae-
que erant, aptioresque religionibus, ut iis Romae
habeatur hodie locus.

At G al b a, haud secus nobilis e gente clarissima Sul- 6


piciorum, ubi Romam ingressus est, quasi luxuriae aut
D I E R Ö MI S C H E N K A I S E R 29

heuerlieber noch, nach deren Anzeige und Hinrichtung


beschloß er, die Stadt durch eine Feuersbrunst, das Volk
durch massenhaft losgelassene Raubtiere und den Senat
durch einen Tod gleicher Art zu beseitigen; er suchte
einen neuen Sitz für seine Herrschaft, und hierin
bestärkte ihn besonders ein Gesandter der Parther, der
einmal beim Mahl, während, wie üblich, die Hofleute
aufspielten, den Kitharisten für sich verlangte; als er zur
Antwort bekam, der sei frei, da fügte er hinzu, Nero
möge von seinen Leuten nehmen, wen er wolle, wobei er
auf die beim Mahl Anwesenden zeigte, weil j a in einer
Monarchie niemand für frei galt. Und wenn nicht Galba,
der Statthalter von Spanien, als er erfahren hatte, sein
Tod sei in Auftrag gegeben, trotz seines hohen Alters
dem angeschlagenen Reich zu Hilfe gekommen wäre,
dann wäre zweifellos ein so ungeheures Verbrechen aus­
geführt worden. Bei dessen Ankunft aber, von aller Welt
verlassen, außer von einem Verschnittenen, den er einst
kastriert und zu einer Frau zu machen versucht hatte,
tötete er sich selbst durch einen Dolchstoß, da er, lange
um einen Ausführenden bittend, nicht einmal zum Tode
j emandes Hilfe erlangen konnte.
Dies war das Ende des juliseben Hauses. Dessen
Bevorstehen hatten viele Zeichen angekündigt, und zwar
vor allem das Verdorren eines auf den Gütern der Julier
befindlichen Lorbeerhains, der den Triumphierenden
geweiht war, und der Tod der Hühner, die sehr zahlreich
und ganz weiß waren und besonders geeignet für religiö­
se Zwecke, so daß nach ihnen noch heute ein Platz in
Rom benannt wird.
Doch Galba, nicht weniger von vornehmer Abkunft,
da aus dem erlauchten Geschlecht der Sulpicier, b etrat
Rom, als wäre er den Ausschweifungen oder gar der
30 L I B E R D E C A E S A R IB U S 6,1 - 8, 3

etiam crudelitati auxilio ventitavisset, rapere trahere


vexare ac foedum in modum vastare cuncta et pollu-
ere. Quis rebus intestabilior (dum gravius offen- 2
dunt, quos mollius consultaturos spes erat), simul
quia opes militum nimis pecuniae cupidus attenua­
verat, Othone auctore interficitur; qui praelatum
adoptione eius Pisanern impatientius dolens accen-
sas cohortes armatasque in forum deduxerat. Quo
cum lorica tectus Galba tumultum leniturus conten­
deret, ad lacum Curtium caesus est mense imperii ac
die septimo.

lgitur S a l v i u s O t h o, Neroni quondam crimino- 7


se familiaris, haud multo fine adolescentiae grandior
potentiam invadit. Qua dies fere quinque et octogin- 2
ta praecognitis moribus potitus, postquam a Vitellio,
qui e Gallia descenderat, Veronensi proelio pulsus
est, martern sibimet conscivit.

lta ad A u l u m Vi t e l l i u m potestas delata, quae 8


progressu funestior talibus initiis foret, si Vespasia-
nus aliquamdiu Iudaeorum bello, quod Neronis ius-
su susceperat, impensius attineretur. Is ubi gesta per 2
Galbam ipsumque oppressum accepit, simul quon-
iam legati Moesiae Pannonicique exercitus hortanti-
um venerant, imperium capit. Namque milites prae­
dicti, postquam Othonem praetoriis, Vitellium Ger­
manicianis legionibus factum comperere, aemuli, ut
D I E R Ö M I S CHEN KAI S E R 3I

Grausamkeit zu Hilfe gekommen: er raffte, plünderte,


beschädigte und verwüstete ein j edes Ding auf scheußli­
che Weise und schändete es noch. Hierdurch in seinem
Halt geschwächt (denn diej enigen erregen um so heftige­
ren Anstoß, von denen man ein gelinderes Vorgehen
erwartet hatte), zugleich weil er die Einkünfte der Solda­
ten aus allzu großer Geldgier gemindert hatte, wird er
auf Betreiben Othos umgebracht; dieser hatte, allzu sehr
davon getroffen, daß ihm Piso durch Adoption vorgezo­
gen worden war, die erbitterten Kohorten in Waffen das
Forum besetzen lassen. Als Galba, mit einem Schuppen­
panzer bekleidet, dorthin eilte, den Aufruhr zu dämpfen,
wurde er in der Nähe des Curtius-Sees erschlagen, im
siebten Monat und am siebten Tage seiner Herrschaft.
So ergriff Salvius Otho, einst einer der Schandfreunde
N eros, noch nicht weit über das Ende der Jugend hinaus,
die Macht. Nachdem er sie seiner zuvor bekannten
Wesensart gemäß etwa 8 5 Tage ausgeübt hatte, wurde er
von Vitellius, der aus Gallien herangezogen war, in
einem Treffen bei Verona geschlagen: er nahm sich dar­
aufhin selbst das Leben.
So ging die Macht auf Aulus Vitellius über, die im
Fortschreiten verderblicher noch als diese Anfänge ge­
wesen wäre, wenn sich Vespasianus auf längere Zeit mit
größerem Nachdruck dem Krieg gegen die Juden, den er
auf Weisung Neros führte, gewidmet hätte. Als dieser
von den Unternehmungen Galbas und von dessen Tode
gehört hatte und zugleich, weil Gesandte aus Moesien
und vom pannonischen Heer erschienen waren, die ihn
ermunterten, riß er die Herrschaft an sich. Denn die
genannten Soldaten hatten kaum erfahren, daß Otho
durch die Prätorianer und Vitellius durch die germani­
schen Legionen erhoben worden sei, als sie, eifersüchtig
LIBER D E C A E S A R I B U S 8, 3 - 8,8

inter se solent, ne dissimiles viderentur, Vespasia­


num perpulere, in quem iam Syriacae cohortes ob
egregia vitae consenserant. Quippe Vespasianus 4

nova senator familia Reatinis maioribus industria


rebusque pacis ac militiae Ionge nobilis habebatur.
Huius legatorum in Italiam transgressu fusisque
apud Cremonam suis Vitellius ab Sabino urbi prae­
fecto, Vespasiani fratre, sestertium milies pepigerat
arbitris militibus imperio decedere; sed postquam
mox circumventum se nuntio ratus est, quasi reno­
vato furore ipsum ceterosque adversae partis cum
Capitolio, quod saluti remedium ceperant, cremavit.
Ast ubi vera esse ac propinquare hostes patefactum 6
est, productus e tugurio, quo se abdiderat, ianitoris
iniecto laqueo parricidarum more ad scalas Gemoni­
as perque eas pertractus; simul ictibus, quantum
quisque valuerat, confosso corpore in Tiberim deici­
tur, tyrannidis octavo mense, annos natus septuagin­
ta et quinque amplius.
Hi omnes, quos paucis attigi, praecipueque Cae­ 7
sarum gens adeo litteris culti atque eloquentia fuere,
ut, ni cunctis vitiis absque Augusto nimii forent, tan­
tae artes profecto texissent modica flagitia. Quis
rebus quamquam satis constet praestare mores,
D I E R Ö M I S CHEN K A I SER 33

aufeinander wie gewöhnlich, um den anderen nicht


nachzustehen, Vespasian den Anstoß gaben, auf den sich
die syrischen Kohorten wegen seiner bewährten Vorzü­
ge bereits geeinigt hatten. Denn allerdings, Vespasian,
Senator aus einer noch unbekannten Familie reatinischer
Herkunft, galt wegen seiner Tüchtigkeit und seiner Lei­
stungen in Krieg und Frieden schon lange als ausgezeich­
net.
Als nun dessen Truppenführer in Italien eingerückt
und des Vitellius eigene Leute bei Cremona unterlegen
waren, verpflichtete sich dieser dem Stadtpräfekten Sabi­
nus, dem B ruder Vespasians, gegenüber, für die Summe
von roo Millionen Sesterzen auf die Herrschaft zu ver­
zichten, wenn die Soldaten zustimmten; doch als er bald
darauf glaubte, er sei von einem Boten getäuscht worden,
erneuerte er gleichsam sein Wüten und verbrannte Sabi­
nus selbst und die übrigen Anhänger der Gegenpartei
mitsamt dem Kapitol, das diese als Mittel für ihre Ret­
tung besetzt hiltten. Als sich indes die Richtigkeit der
Nachricht bestätigte und offenbar wurde, daß die Feinde
heranrückten, zerrte man Vitellius aus dem Türhüterver­
schlag hervor, in dem er sich versteckt hatte, und schleifte
ihn an einem Strick, als wäre er ein Vatermörder, zur
Gernonischen Treppe und über sie hinab; alsbald wird er,
von Stichen, so tief ein jeder zustoßen konnte, durch­
bohrt, in den Tiber geworfen, im achten Monat seiner
Tyrannenherrschaft, im Alter von 75 Jahren.
Alle diese Kaiser, die ich kurz berührt habe, und zumal
die aus dem Hause der Julier, waren derart belesen und
redegewandt, daß, wenn sie sich nicht - abgesehen von
Augustus - allzu sehr jeder Art von Lastern hingegeben
hätten, diese großen Fähigkeiten gut und gern mäßige
Schandtaten ausgeglichen hätten. Es steht zwar hinläng-
34 L I B E R D E CAESA R I B U S

tarnen bono cuique, praesertim summo rectori,


utroque, si queat, iuxta opus: sin aliter, vitae proposi­
to immensum regrediente elegantiae saltem atque
eruditionis sumat auctoritatem.

Hoc item ex genere Ve s p a s i a n u s, sanctus om- 9


nia, facundiae haud egens promendis, quae senserat,
exsanguem diu fessumque terrarum orbem brevi
refecit. Namque primum satellites tyrannidis, nisi 2
qui forte atrocius longe processerant, flectere potius
maluit quam excruciatos delere, prudentissime ratus
nefaria ministeria a pluribus metu curari. Dein con­
iurationum multas scelere inulto abscedere patieba-
tur, comiter, uti erat, stultitiae coarguens, qui ignora­
rent, quanta moles molestiaque imperio inesset.
Simul divinis deditus (quorum vera plerisque nego- 4
tiis compererat), successores fidebat liberos Titum
ac Domitianum fore. Praeterea legibus aequissimis
monendoque, quodque vehementius est, vitae specie
vitiorum plura aboleverat.
Infirmus tarnen, uti quidam prave putant, adver- 6
sum pecuniam, cum satis constet acrarii inopia ac
labe urbium novas eum neque aliquamdiu postea
habitas vectigalium pensiones exquisivisse. Namque 7
D I E R Ö M I S C H E N KAI S E R 35

lieh fest, daß es mehr auf den Charakter ankommt als auf
die genannten Vorzüge; gleichwohl sollte j eder tüchtige
Mann, und erst recht der höchste Lenker des Staates,
wenn möglich, beides gleichermaßen besitzen; wenn
nicht, dann sollte er sich, wenn die Lebensweise erheb­
lich nachsteht, wenigstens durch sein feines Auftreten
und seine Bildung Achtung verschaffen.
Von eben dieser Art war Vespasian, ehrenhaft in
allem, nicht um Worte verlegen darzutun, was er mein­
te: er brachte den in langer Zeit ausgebluteten und
erschöpften Erdkreis bald wieder zu Kräften. Denn
erstens hielt er es für besser, die Handlanger der Tyran­
nei, wenn sie nicht allzu brutal vorgegangen waren, auf
seine Seite zu ziehen, statt sie nach Folterungen umzu­
bringen, wobei er in höchst vernünftiger Weise der Mei­
nung war, daß die meisten sich aus Furcht zu abscheuli­
chen Diensten hergeben. Ferner ließ er zahlreiche Kom­
plotte hingehen, ohne die Verbrecher zu bestrafen: gut­
mütig, wie er war, warf er den Leuten Dummheit vor,
da sie nicht wüßten, welche Last und Lästigkeit mit
dem Regieren verbunden sei. Er war zugleich Prophe­
zeiungen zugetan, deren Richtigkeit er bei zahlreichen
Angelegenheiten erprobt hatte, und glaubte daher, seine
Söhne Titus und Domitian würden seine Nachfolger
sein. Außerdem hatte er durch höchst angemessene
Gesetze, durch Mahnen und, was mehr bewirkt, durch
das Vorbild seiner Lebensführung ein gut Teil der sittli­
chen Verderbnis beseitigt.
Er sei allerdings, nehmen manche fälschlich an,
schwach gegenüber dem Geld gewesen; dabei steht hin­
länglich fest, daß er, um der Not der Staatskasse und
dem Verfall der Städte abzuhelfen, neuartige und bald
darauf wieder abgeschaffte Steuereinnahmen erfunden
L I B E R DE C A E S A R I B U S

Romae Capitolium, quod conflagravisse supra


memoravimus, aedes Pacis, Claudii monumenta,
amphitheatri tanta vis, multaque alia ac forum coep-
ta seu patrata. Adhuc per omnes terras, qua ius
Roman um est, renovatae urbes cultu egregio viaeque
operibus maximis munitae et cavati montes per Fla­
miniam prono transgressui. Quae tot tantaque brevi 9
confecta intactis cultoribus prudentiam magis quam
avaritiam probavere; simul censu more veterum
exercito senatu motus probrosior quisque, ac lectis
undique optimis viris mille gentes compositae, cum
ducentas aegerrime repperisset exstinctis saevitia
tyrannorum plerisque.
Ac bello rex Parthorum Vologesus in pacem coac- Io
tus atque in provinciam Syria, cui Palaestinae
nomen, Iudaeique annitente filio Tito, quem trans­
grediens in ltaliam reliquerat externae militiae mox-
que victorem praefectura praetorio extulerat. U nde II
etiam is honos, ingens a principio, tumidior atque
alter ab Augusto imperio fuit. Verum hac tempestate I2
dum honorum honestas despectatur mixtique bonis
indocti ac p rudentibus inertes sunt, fecere nomen
D I E R Ö M I S C H E N KA I S ER 37

hatte. Denn in Rom wurden ja das Kapitol, dessen Ein­


äscherung ich oben erwähnt habe, der Tempel der Pax,
die Bauten des Claudius, die gewaltige Masse des
Amphitheaters und vieles andere sowie auch ein Forum
sei es in Angriff genommen, sei es vollendet. Zudem
wurden in allen Ländern, soweit Roms Gesetze reichen,
die Städte in erlesener Pracht erneuert, mit größter Kunst
Straßen gebaut und längs der Via Flaminia B erge für eine
unbehinderte Passage ausgehöhlt. Diese Unternehmun­
gen, in solcher Zahl und Größe in kurzem ausgeführt,
ohne daß die Bewohner herangezogen worden wären,
legten eher von Klugheit als von Habgier Zeugnis ab.
Zugleich prüfte er nach dem Brauch der Vorfahren die
Bürgerlisten, und wer allzu belastet war, wurde aus dem
Senat entfernt. Und dadurch, daß er von überallher die
tüchtigsten Männer zuwählte, wurde die Zahl der adli­
gen Familien auf tausend erhöht: er hatte deren mit
knapper Not noch zweihundert vorgefunden, da das
Wüten der Tyrannen die meisten ausgelöscht hatte.
Und in einem Krieg wurde der Partherkönig Vologe­
sus zum Frieden gezwungen und der Teil Syriens, der
Palästina heißt, mitsamt den Juden in eine Provinz über­
geleitet, wobei der Sohn Titus die Ausführung über­
nahm, den Vespasian, als er nach Italien zog, zur Füh­
rung des auswärtigen Krieges zurückgelassen und bald
darauf für seinen Sieg mit der Prätorianerpräfektur
belohnt hatte. So kam es, daß dieses Amt, gewaltig schon
von Anfang an, etwas aufgebläht und das zweite nach der
kaiserlichen Gewalt war. Doch in unserer Zeit, da man
die Würde der Ämter mit Füßen tritt und sich unter
Tüchtige Unvorbereitete, unter Verständige Taugenicht­
se mischen, haben die meisten einen kraftlosen und den
Armen gegenüber hochfahrenden Namen daraus ge-
L I B E R DE C A E S A RIB U S 9,12 - ro,6

plerique potentia vacuum insolensque miseris, sub­


iectum pessimo cuique et annonae specie rapax.
Ceterum T i t u s postquam imperium adeptus est, 10
incredibile quantum, quem imitabatur, anteierit,
praesertim litteris clementiaque ac muneribus. Deni- z
que cum concessa per priores principes firmari ab
insequentibus mos esset, simul imperium cepit, talia
possidentibus edicto sponte cavit prospexitque.
Neque minus sancte facilis in tuendis, qui forte in
se coniuravissent, adeo ut, cum amplissimi ordinis
duo abnuere cogitatum scelus nequirent patresque
censuissent de confessis supplicium sumendum,
deductos in spectaculum se utrimque assidere iusse-
rit petitoque ex industria gladiatoris, quorum pug-
nae visebantur, gladio, quasi ad explorandam aciem
uni atque alteri committeret. Quis perculsis et con- 4
stantiam mirantibus: 'Videtisne', inquit, 'potestates
fato dari frustraque tentari facinus potiundi spe vel
amittendi metu ?' Ita biennio post ac menses fere
novem amphitheatri perfecto opere lautusque vene-
no interiit, anno aevi quadragesimo, cum eius pater
septuagesimo obisset, imperator decennii. Huius 6
sane mors adeo provinciis luctui fuit, uti generis
humani delicias appellantes orbatum orbem defle­
rent.
D I E R Ö MI S C H EN K A I S E R 39

macht, jedem Lump anheimgegeben und ausbeuterisch


unter dem Vorgeben der Getreidesteuer.
Im übrigen ist unglaublich, wie sehr Titus, nachdem er
die Herrschaft übernommen hatte, sein Vorbild übertraf,
zumal durch seine Bildung und Milde sowie durch seine
Gaben. Da es schließlich B rauch ist, daß Zugeständnisse
früherer Kaiser von den nachfolgenden bestätigt werden,
sicherte er unmittelbar nach dem Antritt der Herrschaft
den Inhabern derartiger Rechte von sich aus durch einen
Erlaß den Bestand zu und trat dafür ein. Mit nicht gerin­
gerem Edelmut war er bereit, die zu schonen, die ein
Komplott gegen ihn geschmiedet hatten. D as ging so
weit, daß er zwei Männer aus dem höchsten Stande, die
das geplante Verbrechen nicht leugnen konnten und von
denen die Väter erklärt hatten, an den Geständigen sei
die Strafe zu vollziehen, ins Schauspiel führte und bei­
derseits neben sich Platz nehmen ließ; er verlangte mit
Bedacht nach dem Schwert eines der Gladiatoren, deren
Kämpfen man zusah, und gab es, als solle er die Schärfe
erproben, dem einen wie dem anderen in die Hand. Als
sie nun tief beschämt waren und über seine Unerschrok­
kenheit staunten, sagte er: « Seht ihr jetzt, daß Machtstel­
lungen vom Schicksal verliehen werden und daß man
vergebens, aus Hoffnung, sie zu gewinnen, oder aus
Furcht, sie zu verlieren, Untaten begeht ? » So ging er
nach zwei Jahren und etwa neun Monaten, als das Werk
des Amphitheaters vollendet war, nach einem Bade
durch Gift zugrunde, im vierzigsten Lebensj ahr, wäh­
rend sein Vater im siebzigsten gestorben war und als Kai­
ser nach einem Jahrzehnt. Sein Tod versetzte die Provin­
zen derart in Trauer, daß sie ihn den Liebling des Men­
schengeschlechts nannten und klagten, der Erdkreis sei
verwaist.
40 LIBER O E CAESARI B U S I 1,1 - I I,j

Igitur D o m i t i a n u s fratris atque imperatoris r r


optimi nece, privato scelere publicoque amentior,
simul maculosae adolescentiae praedas caedem sup­
plicia agere occepit. Maior libidinum flagitio ac plus 2
quam superbe utens patribus, quippe qui se domi­
num deumque dici coegerit; quod confestim ab inse­
quentibus remotum validius multo posthac deinceps
rettulere. Sed Domitianus primo clementiam simu­
lans neque adeo iners domi belloque tolerantior
videbatur. Idcircoque Dacis et Cattorum manu 4
devictis Septembrem Octobremque menses Germa-
nici superiorem, e suo nomine alterum appellaverat;
multaque operum inchoata per patrem vel fratris
studio atque inprimis Capitolium absolvit.
Dehinc atrox caedibus bonorum segnisque ridicu-
le remotis procul omnibus muscarum agmina perse­
quebatur, postquam ad libidinem minus virium erat,
cuius foedum exercitium Graecorum lingua x),L­
vonc:iAllV vocabat. Hincque iocorum pleraque: nam 6
percantanti cuidam, quispiamne in palatio esset,
responsum: Ne musca quidem, nisi forte apud palae­
stram. Is ergo magis magisque saevitia nimius eoque 7
suspectior etiam suis libertorum consilio uxore non
ignara, quae amorem histrionis viro praetulerat,
D IE R Ö M I S CHEN K A I S E R 41

Also begann Domitian, durch Tötung des besten B ru­


ders und Kaisers, durch ein privates und zugleich öffent­
liches Verbrechen noch wahnwitziger gemacht, überdies
durch seine Jugend geschändet, Beutezüge, Morde und
Martern zu betreiben. Er war schlimmer noch durch sei­
ne scheußlichen Begierden und ging mehr als hochfah­
rend mit den Vätern um, da er sie zwang, ihn als «Herr>>
und «Gott>> zu titulieren; dies, von den Folgenden
eilends abgeschafft, führten die Späteren hernach in viel
nachdrücklicherer Form wieder ein. Domitian heuchelte
allerdings zunächst Milde und schien, da er nicht gänz­
lich 1Jntätig im Inneren und im Kriege war, einigermaßen
erträglich. Und deswegen nannte er, nachdem er die
Daker und eine Schar Chatten besiegt hatte, die Monate
September und Oktober um: nach dem Namen des Ger­
manicus den ersteren, nach seinem eigenen den anderen,
und er führte zahlreiche Arbeiten, die von seinem Vater
oder auf Betreiben des Bruders begonnen worden waren,
und zwar vor allem das Kapitol, zu Ende.
Dann aber, furchtbar durch die Ermordung Adliger
und bis zur Lächerlichkeit untätig, j agte er, nachdem er
alle Zeugen weit fortgewiesen hatte, Scharen von Flie­
gen, da er kaum noch über Kräfte für das Gelüste verfüg­
te, dessen scheußliche Ausübung er mit einem griechi­
schen Ausdruck Kt,Lvona/,11 (B ettringkampf) benannte.
Und dies war die Ursache für allerlei Scherze. Denn als
j emand fragte, ob wer im Palast sei, bekam er zur Ant­
wort: <<Nicht einmal eine Fliege, es sei denn am Ring­
platz. >> Er also, durch sein Wüten mehr und mehr ein
Ungeheuer und daher auch von den Seinen stark bearg­
wöhnt, erlitt nach dem Ratschluß der Freigelassenen und
mit Wissen seiner Frau, welche die Liebe zu einem
Schauspieler dem Manne vorgezogen hatte, seine Strafe,
L I B E R D E CA E S A RJB U S rr,;- 12,3

poenas luit, quinto et quadragesimo vitae anno,


dominationis circiter quintodecimo. At senatus gla­
diatoris more funus ferri radendumque nomen de­
crevit. Quo moti milites, quibus privatae commodi- 9
tates dispendio publico largius procedunt, auctores
necis ad supplicium petere more suo seditiosius co­
eperunt. Qui vix aegreque per prudentes cohibiti tan- 1c

dem in gratiam optimaturn convenere. Neque minus 11


per se moliebantur bellum, quod his conversum
imperium maestitiae erat ob amissionem praedarum
per dona munifica.
Hactenus Romae seu per ltaliam orti imperium 12
rexere, hinc advenae quoque; nescio an ut in Prisco
Tarquinio Ionge meliores. Ac mihi quidem audienti 13
multa legentique plane compertum urbem Romam
externorum virtute atque insitivis artibus praecipuc
crevtsse.

Quid enim N e r v a Cretensi prudentius maxime- 12


que moderatum? Qui cum extrema aetate apud
Sequanos, quo tyranni decessit metu, imperium
arbitrio legionum cepisset, ubi perspexit nisi a supe­
rioribus robustioribusque corpore animoque geri
non posse, mense sexto ac decimo semet eo abdica-
vit, dedicato prius foro, quod appellatur Pervium,
quo aedes Minervae eminentior consurgit et magni­
ficentior. Id cum semper egregium sit metiri, quan­
tum queas, neque ambitione praeceps agi, turn in
D I E R Ö lii i S C H E N K A I S E R 43

im 4 5 · Lebensj ahr, etwa im fünfzehnten seiner Herr­


schaft. Der Senat aber beschloß, daß er nach Art eines
Gladiators beerdigt und sein Name getilgt werden solle.
Hierdurch aufgebracht, begannen die Soldaten, denen in
recht reichlichem Maße private Vorteile auf öffentliche
Kosten zu erwachsen pflegen, in ihrer Art sehr zudring­
lich die Urheber der Tötung zur Bestrafung zu fordern.
Sie söhnten sich, kaum und mit Not von besonneneren
Leuten zurückgehalten, schließlich mit den Senatoren
aus. Nichtsdestoweniger versuchten sie von sich aus
einen Krieg anzuzetteln, weil sie der Wechsel in der
Herrschaft betrübte, durch den ihnen mit den großzügi­
gen Gaben ihre Beute verloren gegangen war.
Bis zu dieser Zeit übten aus Rom oder Italien Stam­
mende die Herrschaft aus, von j etzt an auch Fremde,
vielleicht, wie bei Tarquinius Priscus, weit B essere. Für
mich, der ich viel gehört und gelesen habe, ist ganz und
gar ausgemacht, daß Rom vor allem durch die Tüchtig­
keit Auswärtiger und durch importierte Fähigkeiten
groß geworden ist.
Denn wer war verständiger als der Kreter Nerva, und
so überaus maßvoll ? Er hatte hochbetagt bei den Sequa­
nern, wohin er aus Furcht vor dem Tyrannen ausgewi­
chen war, von den Legionen dazu bestimmt, die Herr­
schaft übernommen. Als er einsah, daß sie nur von Män­
nern ausgeübt werden könne, die an Geist und Körper
tüchtiger und kräftiger waren, dankte er im sechzehnten
Monat ab, nachdem er zuvor das Forum eingeweiht hat­
te, das Durchgangsforum heißt; dort erhebt sich ein
recht großer und prachtvoller Minervatempel. Es ist
immer etwas Besonderes, wenn j emand ermessen kann,
was er vermag, und sich nicht durch Ehrgeiz blindlings
vorantreiben läßt, und vor allem gilt dies für die Aus-
44 LIBER D E CAESAR!B U S 1 2, } - I J ,6

imperio, cuius adeo cupidi mortales sunt, ut id vel


ultima senectus avide petat. Huc accedit, quod suf­
fecti virtute quantus consilio esset, magis magisque
patefecit.

Namque U l p i u m Tr a i a n u m Italica, urbe 13


Hispaniae, ortum, amplissimi ordinis tarnen atque
etiam consulari loco, arrogatum accepit dedit. Hoc
aegre clarior domi seu militiae reperietur. Quippe
primus aut solus etiam vires Romanas trans Istrum
propagavit domitis in provinciam Dacorum pileatis
t satisque nationibus, Decibalo rege ac t Sardonios;
simul ad ortum solis cunctae gentes, quae inter
Indum et Euphratem amnes inclitos sunt, concussae
bello, atque imperati obsides Persarum regi, nomine
Cosdroe, ct inter ca iter conditum pcr feras gentes,
quo facile ab usque Pontico mari in Galliam permea-
tur. Castra suspectioribus atque opportunis locis 4

exstructa, ponsque Danubio impositus, ac deductae


coloniarum pleraeque. Adhuc Romae a Domitiano
coepta forum atque alia multa plusquam magnifice
coluit ornavitque, et annonae perpetuae mire con­
sultum reperto firmatoque pistorum collegio; simul
noscendis ocius, quae ubique e republica gerebantur,
admota media publici cursus. Quod equidem munus 6
satis utile in pestem orbis Romani vertit posteriorum
avaritia insolentiaque, nisi quod his annis suffectae
DIE RÖMISCHEN KAISER 45

übung von Herrschaft, die von den Sterblichen derart


begehrt wird, daß selbst das äußerste Greisenalter gierig
danach strebt. Es kam hinzu, daß die Tüchtigkeit des von
ihm Nachgewählten mehr und mehr offenbarte, wie
groß seine Einsicht war.
Denn den aus Italica, einer Stadt in Spanien, stammen­
den Ulpius Traianus - der gleichwohl dem höchsten
Stande angehörte und sogar Konsular war - nahm und
gab er als Adoptivsohn. Einen Glanzvolleren als ihn, im
Frieden wie im Krieg, wird man schwerlich finden. Denn
er hat j a als erster oder einziger die römische Macht über
die Donau hinaus erweitert, indem er die Filzkappen tra­
genden Völkerschaften der Daker mitsamt König Deci­
balus in eine Provinz zwang; zugleich wurden im Osten
alle Stämme, die zwischen Indus und Euphrat, zwei
berühmten Flüssen, wohnen, mit Krieg überzogen und
dem Perserkönig (er hieß Cosdroe) Geiseln abverlangt,
auch unterdessen durch wilde Völker eine Straße ange­
legt, auf der man mühelos vom Schwarzen Meer bis nach
Gallien gelangen kann. Kastelle wurden an einigermaßen
gefährdeten und hierfür geeigneten Plätzen errichtet und
eine Brücke über die Donau geschlagen sowie zahlreiche
Kolonien gegründet. Zudem hat Trajan in Rom von
Domitian begonnene Bauten, ein Forum und vieles
andere, mehr als großzügig gefördert und ausgestattet,
und für einen stetigen Getreidepreis traf er wunderbar
Vorsorge, indem er als feste Einrichtung die Genossen­
schaft der B äcker stiftete. Zugleich wurden, damit man
rascher erfahren konnte, was überall im Reich geschah,
Zwischenstationen der öffentlichen Post eingerichtet.
Diese durchaus nützliche Maßnahme schlug wegen der
Habgier und Unverschämtheit der Späteren zum Verder­
ben des römischen Reiches aus - abgesehen davon, daß in
L I B E R D E CAESA R I B U S 1 3 ,6 - IJ,IJ

vires Illyrico sunt praefecto medente Anatolio.


Adeo boni malive in republica nihil est, quod in 7
diversum traduci nequeat moribus praesidentium.
Aequus clemens patientissimus atque in amicos
perfidelis, quippe qui Surae familiari opus sacraverit,
quae Suranae sunt: usque eo innocentiae fidens, uti 9
praefectum praetorio Suburanum nornine, cum in­
signe potestatis, uti mos erat, pugionem daret, cre-
bro monuerit: 'Tibi istum ad munimentum mei com­
mitto, si recte agam; sin aliter, in me magis': quod
moderatorem omnium vel errare minus fas sit. Quin 10
etiam vinolentiam, quo vitio uti Nerva angebatur,
prudentia molliverat, curari vetans iussa post longio-
res epulas . His virtutibus acto imperio annos prope 11
viginti, cum tcrrae motu gravi apud Antiochiam
ceteraque Syriae extremis afficeretur, rogatu patrum
Italiam repetens morbo periit grandaeva aetate asci-
to prius ad imperium Hadriano civi propinquoque.
Abhinc divisa nomina Caesarum atque Augusti 12

inductumque i n rempublicam, uti duo seu plures


summae potentiae dissimiles cognomento ac potes-
tate dispari sint. Quamquam alii Plotinae, Traiani 13

coniugis, favore imperium assecutum putent, quae


DIE RÖMISCHEN KAISER 47

unserer Zeit Illyrien dank der heilenden Hand des Prä­


fekten Anatolius wieder zu Kräften gekommen ist. In
solchem Maße gibt es nichts Gutes oder Schlechtes in
einem Staat, das nicht durch die Wesensart der Leitenden
ins Gegenteil verkehrt werden könnte.
Traj an war gerecht, mild, überaus langmütig und von
großer Treue seinen Freunden gegenüber - er hat ja nach
dem Vertrauten Sura ein Bauwerk benannt, die Suranae.
Er war so sehr von seiner Integrität überzeugt, daß er den
Prätorianerpräfekten namens Suburanus, als er ihm als
Zeichen seiner Befehlsgewalt, wie üblich, einen Dolch
überreichte, wiederholt aufforderte: « Den hier vertraue
ich dir zu meinem Schutze an, wenn ich das Rechte tue,
wenn nicht, dann eher zum Gebrauch gegen mich»: weil
bei einem Gebieter über alle selbst ein Irrtum kaum ver­
zeihlich ist. Ja sogar seine Trunksucht, ein Laster, das ihn
wie Nerva bedrängte, hatte er durch seine Vorsicht wir­
kungslos gemacht: er verbot, sich um Befehle zu küm­
mern, die er nach einer längeren Mahlzeit erteilte. Er hat­
te mit diesen henrorragenden Eigenschaften nahezu
zwanzig Jahre lang die Herrschaft ausgeübt, als ihn ein
schweres Erdbeben bei Antiochien und im übrigen
Syrien aufs härteste traf; er starb, während er auf Bitten
der Väter nach Italien zurückkehrte, in hohem Alter an
einer Krankheit, nachdem er zuvor seinen Mitbürger
und Verwandten Hadrian an der Herrschaft beteiligt
hatte. Von j etzt an trennten sich die Titel «Caesar» und
«Augustus» in ihrer Bedeutung, und es kam die Verfas­
sungsmaxime auf, daß es zwei oder mehr Inhaber der
höchsten Gewalt mit verschiedener Titulatur und un­
gleichen Befugnissen geben solle. Allerdings glauben
andere, Hadrian sei durch die Gunst Plotinas, der
Gemahlin Traj ans, an die Macht gekommen: sie habe
LIBER DE CAESARI BUS

viri testamento heredem regni institutum simulave­


rat.
Igitur A e l i u s H a d r i a n u s eloquio togaeque stu- 14
diis accommodatior pace ad orientem composita
Romam regreditur. Ibi Graecorum more seu Pompi-
lii Numae caerimonias Ieges gymnasia doctoresque
curare occepit, adeo quidem, ut etiam ludum inge­
nuarum artium, quod Athenaeum vocant, constitue-
ret atque initia Cereris Liberaeque, quae Eleusina �

dicitur, Atheniensium modo Roma percoleret.


Deinde, uti solet tranquillis rebus, remissior rus pro­
prium Tibur secessit permissa urbe Lucio Aelio Cae­
sari. Ipse, uti beatis locupletibus mos, palatia exstru- 6

ere, curare epulas signa tabulas pictas; postremo


omnia satis anxie prospicere, quae Iuxus lasciviaeque
essent. Hinc orti rumores mali iniecisse stupra pube- 7
ribus atque Antinoi flagravissc famoso ministcrio
neque alia de causa urbem conditam eius nomine aut
locasse ephebo statuas. Quae quidem alii pia volunt
religiosaque: quippe Hadriano cupiente fatum pro­
ducere, cum voluntarium ad vicem magi poposcis­
sent, cunctis retractantibus Antinoum obiecisse se
referunt, hincque in eum officia supra dicta. Nos 9
D I E R Ö M I S C HEN KA I S ER 49

vorgegeben, daß er durch das Testament ihres Mannes


zum Erben der Herrschaft erklärt worden sei.
So begab sich Aelius Hadrianus, der mehr der Bered­
samkeit und der bürgerlichen Bildung zugeneigt war,
nach Rom zurück, sobald er im Osten für Frieden
gesorgt hatte. Dort begann er, sich nach griechischem
Brauch oder dem Beispiel des Numa Pompilius um die
Kulte, die Gesetze, die Gymnasien und die Lehrer der
Wissenschaften zu kümmern, und zwar so nachdrück­
lich, daß er auch eine Schule für die freien Künste, Athe­
naeum geheißen, gründete und Rom die Mysterien der
Ceres und der Libera, die sogenannten Eleusinischen,
nach Art der Athener feierte. Später zog er sich - wie es
zu gehen pflegt, wenn alles ruhig ist - recht behaglich auf
den ihm gehörigen Landsitz nach Tibur zurück, nach­
dem er die Verwaltung der Stadt dem Caesar Lucius
Aelius überlassen hatte. Er seinerseits baute, wie üblich
bei reichen Leuten in glücklichen Umständen, Paläste
und liel� sich Schmausereien, Statuenschmuck und
Gemälde angelegen sein; schließlich war er mit peinli­
cher Sorge auf alles bedacht, was zu einem luxuriösen,
ausschweifenden Leben gehörte. So kamen böse Ge­
rüchte auf: er habe junge Leute geschändet und sich von
den übel beleumundeten D iensten des Antinous in Glut
versetzen lassen, und aus keinem anderen Grunde sei
eine nach dem jungen Mann benannte Stadt gegründet
worden und habe Hadrian ihm Standbilder errichtet.
Andere nehmen dies als Zeichen von Verehrung und Pie­
tät: es heißt nämlich, H adrian habe seinen Schicksalstag
hinauszögern wollen, wofür indes die Wahrsager einen
Freiwilligen an seiner Statt verlangten; Antinous aber
habe sich, als alle sich weigerten, geopfert, und hierin
hätten die erwähnten Maßnahmen zu seinen Ehren ihren
L I B E R O E CAESA R I B U S

rem i n medio relinquemus quamquam in remisso


ingenio suspectam aestimantes societatem aevi longe
imparilis.
Interim Aelio Caesare mortuo, cum ipse animo 10
parum valeret idcircoque despectui haberetur, ad
creandum Caesarem p atres convocat. Quibus pro- II
pere accurrentibus forte Antoninum conspexit senis
soceri aut genitoris anxios gressus levantem manu.
Quo mire oblectatus adoptatum legibus Caesarem
iubet, statimque ab eo senatus, cui ludibrio fuerat,
magnam partem necari. Neque multo post apud Ba- 12
ias tabe interiit, anno imperii absque mense vicesimo
secundo, senecta viridiore. At patres ne principis 13
oratu quidem ad Divi honorem eidem deferendum
flectebantur; tantum amissos sui ordinis tot viros
maerebant. Sed postquam subito prodiere, quorum I4

exitium dolori erat, quique suos complexi, censent


quod abnuerant.

Atque A u r e l i o A n t o n i n o cognomentum P i i. 15
Hunc fere nulla vitiorum labes commaculavit. Vir
veterrimae familiae, e Lanuvino municipio, senator
urbis; adeo aequalis probisque moribus, uti plane
docuerit neque iugi pace ac longo otio absoluta inge-
nia corrumpi, eoque demum fortunatas urbes fore, si
D I E R Ö M I S C H E N KAI S E R p

Grund. Wir möchten dies unentschieden lassen, obwohl


wir bei einem Temperament, das sich gehen läßt, den
Umgang mit einem ganz U ngleichaltrigen für verdächtig
halten.
Unterdessen war der Caesar Aelius verstorben, und da
Hadrian selbst sich in einer unguten seelischen Verfas­
sung befand und deswegen nur noch wenig geachtet
wurde, berief er die Väter zur Wahl eines Caesars ein. Als
die eilends herbeiströmten, erblickte er zufällig Antoni­
nus, wie er die unsicheren Schritte seines Schwiegerva­
ters oder Vaters mit seinem Arm stützte. Hierüber wun­
derlich erfreut, ordnete er dessen gesetzliche Adoption
als Caesar an und gab ihm sofort den Befehl, einen gro­
ßen Teil der Senatoren, die ihn zum Spotte gemacht hat­
ten, zu töten. Nicht viel später starb er in der Nähe von
B aj ae an einer zehrenden Krankheit, im 2 2 . Jahr (ein
Monat fehlte noch) seiner Regierung, in ziemlich rüsti­
gem Alter. Die Väter aber ließen sich nicht einmal auf
Bitten des neuen Kaisers dazu herbei, ihm göttliche
Ehren zuzuerkennen, so sehr waren sie über den Verlust
vieler Männer ihres Ranges betrübt. D och als die plötz­
lich zum Vorschein kamen, deren vermeintlicher Tod sie
schmerzte, und die Ihren umarmten, da hießen sie gut,
was sie zunächst abgelehnt hatten.
Aurelius Antoninus aber trug den Beinamen Pius. Er
blieb nahezu rein vom Schmutz der Laster. Er war ein
Mann aus sehr alter Familie, aus der Landstadt Lanuvi­
um, Mitglied des Senats in Rom. Er zeigte solches
Gleichmaß und ein so redliches Wesen, daß er geradezu
als Beispiel dienen konnte, daß vollkommene Charakte­
re auch durch ständigen Frieden und langes Wohlleben
nicht verdorben werden und daß Staaten erst dann
glückselig sind, wenn die Herrschaft der Weisheit ge-
L I B E R D E CAESA R I B U S

regna sapientiae sint. Denique annis, quibus publica 4


egit, viginti idem mansit, celebrato magnifice urbis
nongentesimo. Nisi forte triumpherum expertem
socordiae videtur; quod Ionge secus est, cum maius
haud dubie sit neque quemquam turbare ausum
composita neque ipsum ostentandi sui bell um fecis-
se quietis gentibus. Quin etiam maribus frustratus 6
filiae viro reipublicae consultavit.

Namque M. Boionium, qui A u r e l i u s A n t o n i - r 6


n u s habetur, eodem oppido, pari nobilitate, philoso­
phandi vero eloquentiaeque studiis Ionge praestan­
tem, in familiam atque imperium ascivit. Cuius divi-
na omnia domi militiaeque facta consultaque; quae
imprudentia regendae coniugis attaminavit, quae in
tantum petulantiae proruperat, ut in Campania
sedens amoena litorum obsideret ad legendos ex
nauticis, quia plerumque nudi agunt, flagitiis aptio-
res .
lgitur Aurelius socero apud Lorios anno vitae
post quintum et septuagesimum mortuo confestim
fratrem Lucium Verum in societatem potentiae acce-
pit. Eius ductu Persae, cum primum superavissent, 4
ad extremum triumpho cessere, rege Vologeso. Luci-
us p aucis diebus moritur, hincque materies fingendi
dolo consanguinei circumventum; quem ferunt, cum 6
invidia gestarum rerum angeretur, fraudem inter
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R 53

hört. I n den zwanzig Jahren, i n denen e r regierte, blieb er


ganz derselbe, wobei er den 9 00. Gründungstag der Stadt
durch eine prächtige Feier beging. Es könnte zwar als
Beweis von Schlaffheit erscheinen, daß er keinen Tri­
umph errang. Hiermit verhält es sich indes ganz anders:
es zeugt zweifellos von mehr Größe, daß niemand wagte,
den Frieden zu stören und auch er selbst nicht, um seine
Stärke zu zeigen, Krieg anzettelte, während die Völker­
schaften sich ruhig verhielten. Da ihm Söhne versagt
blieben, traf er durch den Mann seiner Tochter Vorsorge
für den Staat.
Denn er nahm M. Boionius, der Aurelius Antoninus
genannt wird, aus derselben Stadt und von gleichem
Adel wie er, ihm j edoch durch seine Kenntnisse in Philo­
sophie und Beredsamkeit weit überlegen, in seine Fami­
lie und in die Regierung auf. Bei diesem war alles gött­
lich, was er in Krieg und Frieden vollbrachte und
beschloß. Dem tat nur die Unfähigkeit, seine Frau zu
zügeln, Eintrag: sie hatte sich zu solcher Schamlosigkeit
hinreißen lassen, daß sie bei ihren Aufenthalten in Kam­
panien an der lieblichen Küste lauerte, um sich aus den
Seeleuten, die ja meist unbekleidet arbeiten, die für ihre
schändlichen Gelüste Geeignetsten auszusuchen.
Aurelius nun machte, als sein Schwiegervater nach
Vollendung des 7 5 · Lebensj ahres zu Lorium gestorben
war, eilends seinen B ruder Lucius Verus zum Teilhaber
der Macht. Unter dessen Führung gaben die Perser,
nachdem sie zuerst die Oberhand behalten hatten,
schließlich Gelegenheit zu einem Triumph, während der
Herrschaft des Vologesus. Lucius starb wenige Tage spä­
ter; das gab Anlaß zu der Erfindung, eine List seines B ru­
ders habe ihn zu Fall gebracht; dieser habe, heißt es, da
die Erfolge des Lucius ihm quälenden Neid bereiteten,
54 LIBER D E CAESARI B U S I 6, 7 - I 6, I 2

coenam exercuisse. Namque lita veneno cultri parte 7


vulvae frustum, quod de industria solum erat, eo
p raecidit consumptoque uno, uti mos est inter fami­
liares, alterum, qua virus contigerat, germano porre-
xit. Haec in tanto viro credere nisi animi ad scelus
proni non queunt, quippe cum Lucium satis constet 9
Altini, Venetiae urbe, morbo consumptum, tantum-
que Marco sapientiae lenitudinis innocentiae ac litte­
rarum fuisse, ut is Marcomannos cum filio Commo-
do, quem Caesarem suffecerat, petiturus philoso­
phorum turba obtestantium circumfunderetur, ne
expeditioni aut pugnae se prius committeret, quam
sectarum ardua ac perocculta explanavisset. Ita Io
incerta belli in eius salute doctrinaeque studiis metu­
ebantur; tantumque illo imperante floruere artes
bonae, ut illam gloriam etiam temporum putem.
Legum ambigua mire distincta, vadimoniorum- II
que sollemni remoto denuntiandae litis operiendae-
que ad diem commode ius introductum. D ata cunc- Iz
tis promiscue civitas Romana, multaeque urbes con­
ditae deductae repositae ornataeque, atque inprimis
Poenorum Carthago, quam ignis foede consumpse-
DIE R Ö M I S CHEN KAISER 55

seine Freveltat bei der Mahlzeit ausgeführt. Denn nach­


dem er einen Teil eines Messers mit Gift bestrichen hatte,
zerschnitt er damit ein absichtsvoll beiseite gelegtes
Stück Saugebärmutter, und als er die eine Hälfte davon
gegessen hatte, reichte er, wie unter einander Naheste­
henden üblich, die andere, die mit dem Gift in Berüh­
rung gekommen war, dem Bruder. Das können bei einem
solchen Manne nur die für wahr halten, die selbst zu Ver­
brechen neigen, ist doch hinlänglich verbürgt, daß Luci­
us in Altinum, einer Stadt Venetiens, von einer Krankheit
dahingerafft wurde. Und Marcus war bekanntlich derart
der Weisheit, Milde, Lauterkeit und feinen Bildung
zugeneigt, daß er, als er gemeinsam mit seinem z um Cae­
sar nachgewählten Sohne Commodus gegen die Marko­
mannen ausrücken wollte, von einer Schar Philosophen
umringt wurde, die ihn beschwor, er möge sich nicht
eher auf den Feldzug oder eine Schlacht einlassen, als bis
er ihnen die schwierigen und tiefgründigen Lehren der
Philosophenschulen erklärt hätte. So sehr fürchtete man
die Ungewißheiten des Krieges um seines Lebens und
um der gelehrten Studien willen, und in solcher Blüte
standen unter seiner Herrschaft die Wissenschaften, daß
ich gerade darin den Ruhm des Zeitalters erblicken
möchte.
Unklare Gesetzesbestimmungen wurden vorzüglich
voneinander abgegrenzt, und nach Beseitigung der übli­
chen Gestellungsbürgschaften wurden in zweckmäßiger
Weise Vorschriften für die Streitankündigung und die
Einhaltung des Verhandlungstermins erlassen. Alle
Bewohner erhielten ohne Unterschied das römische
Bürgerrecht; viele Städte wurden gegründet, mit Siedlern
versehen, wiederhergestellt und verschönert, darunter
vor allem das p unische Karthago, das eine Feuersbrunst
56 L I B E R D E CAESA R I B U S 1 6, 1 2 - 1 7, 5

rat, Asiaeque Ephesus ac Bithyniae Nicomedia con­


stratae terrae motu, aeque ac nostra aetate Nicome-
dia Cereali consule. Triumphi acti ex nationibus, 13

quae regi Marcomaro a b usque urbe Pannoniae, cui


Carnuto nomen est, ad media Gallorum protende­
bantur. lta anno imperii octavo decimoque aevi 14

validior Vendobonae interiit, maximo gemitu mor­


talium omnium. Denique, qui seiuncti in aliis, patres r5
ac vulgus soli omnia decrevere, templa columnas
sacerdotes.

At fi l i u s saeva a principio dominatione detesta- 17


bilior habebatur, praecipue per maiorum controver­
sam memoriam; quae posteris usque eo gravis est, ut
absque communi in impios odio quasi corruptores
generis exsecrabiliores sint. Bello plane impiger; quo 2
in Quados prospere gesto Septembrem mensem
Commodum appellaverat. Moenia Romae potentia
vix digna lavandi usui instituit. lmmiti prorsus fero- 4

que ingenio, adeo quidem, uti gladiatores specie


depugnandi crebro trucidaret, cum ipse ferro, obiec-
ti mucronibus plumbeis uterentur. Cumque eo
modo plures confecisset, forte eum Scaeva nomine,
audacia ac robore corporis pugnandique arte pervi­
gens, ab studio tali deterruit; qui spreto gladio, quem
D I E R Ö M I S CH E N KAI S E R 57

schrecklich heimgesucht hatte, ferner Ephesus i n Asien


und Nikomedien in Bithynien, die durch Erdbeben zer­
stört worden waren, ähnlich wie zu unserer Zeit aber­
mals Nikomedien unter dem Konsulat des Cerealis. Tri­
umphe fanden statt über Völker, deren Gebiet sich unter
der Herrschaft des Marcomarus von der pannonischen
Stadt namens Carnutum bis in die Mitte Galliens
erstreckte. Dann verstarb er im achtzehnten Jahr seiner
Regierung zu Vindobona, noch mittleren Alters, zum
größten Leidwesen aller Sterblichen. Zu guter Letzt
beschlossen die sonst stets Uneinigen, die Väter und das
Volk, für ihn allein alles: Tempel, Ehrensäulen, Prie­
ster.
Doch sein Sohn galt wegen seiner von Anfang an grau­
samen Herrschaft als um so verabscheuungswürdiger,
besonders wegen des Kontrasts der Erinnerung an die
Vorfahren: dies ist für die Nachkommen in dem Maße
eine Last, daß sie - abgesehen von der allgemeinen Ver­
haßtheit Skrupelloser - als die Verderber ihres Ge­
schlechts desto mehr verflucht werden. Im Kriegführen
war er durchaus nicht untätig; nach einem erfolgreichen
Feldzug gegen die Quaden hatte er den September in
« Commodus >> umbenannt. Gemäuer, die der Macht
Roms kaum angemessen waren, richtete er zum B aden
ein. Er war von ungehemmt grausamer und wilder
Wesensart; das ging so weit, daß er oft Gladiatoren nie­
dermetzelte, scheinbar auf Leben und Tod mit ihnen
kämpfend, während er selbst mit Eisen, die ihm Preisge­
gebenen mit bleiernen Schwertern antraten. Und als er
einmal mehrere auf diese Weise getötet hatte, schreckte
ihn unversehens ein Mann namens Scaeva, ein an Wage­
mut, Körperkräften und Geschick im Kämpfen unge­
mein tüchtiger Mensch, von derlei Unternehmungen ab :
L I B E R D E CAESA R ! B U S

inutilem cernebat, sufficere utrique ait, quo armaba-


tur ipse. Eo metu, ne inter congressum, uti solet, 6
extorto pugione conficeretur, Scaevam removit,
atque ad alios formidolosior in feras beluasque fero­
ciam convertit.
Quis rebus cum insatiabilem sanguinis cuncti hor- 7
rescerent, coniuravere in eum maxime proximus;
quippe dominationi adeo fidus nemo, ipsique satelli-
tes, dum irrcestarn mentem pronamque in saevitiam
cavent, a quibus eorum potentia sustentatur, quo­
quomodo subruere tutius putant, et Commodum
quidem primo occultatius veneno petivere, anno
regni tertio fere atque decimo. Cuius vis frustrata per
cibum, quo se casu repleverat; cum tarnen alvi dolo­
rem causaretur, auctore medico, principe factionis,
in palaestram perrexit. Ibi per mirristrum ungendi 9
(nam forte is quoque e consilio erat) faucibus quasi
arte exercitii bracchiorum nodo validius p ressis
exspiravit. Quo cognito senatus, qui ob festa Ianua- ro
riorum frequens primo luci convenerat, simul plebes
hostem deorum atque hominum radendumque
nomen sanxere; confestimque praefecto urbi Au I o
H e l v i o P e r t i n a c i imperium defertur.
D I E R Ö M I S C H EN K A I S E R 59

er wies das Schwert zurück, das, wie er sah, unbrauchbar


war, und sagte, die Waffe, die der Kaiser führe, genüge
für sie beide. Da fürchtete Commodus, er könne beim
Kampf, wie es oft vorkommt, nachdem der Gegner ihm
d.ie Waffe entwunden habe, niedergemacht werden; er
schickte Scaeva fort und wandte, anderen Gladiatoren
gegenüber ängstlich gemacht, seine Wut wilden Tieren
und B estien zu.
Als aller Welt vor ihm, dem an Blutdurst Unersättli­
chen, grauste, verschworen sich zumal Leute aus seiner
nächsten Umgebung gegen ihn. Denn der Tyrannei
gegenüber wahrt niemand vollauf die Treue, und selbst
die Gefolgsleute halten es, während sie sich vor der
scheußlichen und zu Grausamkeit geneigten Gesinnung
derer fürchten, von denen ihre Macht abhängt, für siche­
rer, die Herrscher auf welche Art auch immer zu stürzen,
und gegen Commodus gingen sie zunächst auf verborge­
nere Weise mit Giü vor, ungefähr im dreizehntenJahr sei­
ner Regierung. Dessen Wirkung wurde von dem Mahle
vereitelt, mit dem er sich gerade vollgeschlagen hatte; als
er immerhin über Bauchschmerzen klagte, begab er sich
auf Anraten des Arztes, des Hauptes der Verschwörer­
gruppe, auf den Ringplatz. Dort hauchte er durch Zutun
des fürs Einsalben bestimmten Dieners (denn auch er war
zufällig Mitglied des Komplotts) sein Leben aus: der Die­
ner drückte ihm, wie nach den Regeln der Sportart, mit
einer Umschlingung seiner Arme allzu kräftig die Kehle
zu. Als das bekannt wurde, erklärten ihn der Senat, der
sich wegen der Neujahrsfeier bei Tagesanbruch zahlreich
versammelt hatte, sowie das Volk zum Feind der Götter
und Menschen und setzten fest, daß sein Name zu tilgen
sei, und eilends wurde dem Stadtpräfekten Aulus Helvius
Pertinax die Herrschaft übertragen.
60 LIBER D E CAESARI B U S I 8, r - 20, 1

Hic doctrinae omnis ac moribus antiquissimis, r8


immodice parcus, Curios aequaverat Fabriciosque.
Eum milites, quis exhausto iam perditoque orbe satis 2
videtur nihil, impulsore Didio foede iugulavere
octogesimo imperii die.

At D i d i u s (an S a l v i u s ?) I u l i a n u s fretus prae- 19


torianis, quos in societatem promissis magnificenti­
oribus perpulerat, ex praefectura vigil um ad insignia
dominatus processit. Genus ei pernobile iurisque 2
urbani praestans scientia; quippe qui primus edic­
tum, quod varie inconditeque a praetoribus prome­
batur, in ordinem composuerit. Hincque satis cam­
perturn cohibendae cupidini ingenium ni iuvet, eru­
ditionem imbecillem esse, cum praeceptor ct asper 4
quidem rectius vivendi in facinus processerit, quod
novo supplicio plectendum ediderat. Neque cupito
tarnen potitus diu. Namque eum acceptis illico, quae
acciderant, Septimius Severus, qui forte Syriae lega-
tus in extremis terris bellum gerebat, imperator crea-
tus pontem proxime Milvium acie devicit; missique,
qui fugientem insequerentur, apud palatium Romae
obtruncavere.

Igitur S e p t i m i u s, Pertinacis nece, simul flagitio- 20


rum odio, dolore atque ira commotior cohortes
D I E R Ö M I S CHEN K A I S E R 61

Dieser Mann war umfassend gebildet, höchst alter­


tümlich in seinen Moralbegriffen und sparsam über alles
Maß; er hatte es den Curiern und Fabriciern gleichgetan.
Ihn haben die Soldaten, deren Begierde, so sehr das
.R eich ausgeplündert und ruiniert sein mag, keine Grenze
kennt, von Didius angestiftet, auf scheußliche Weise
umgebracht, am achtzigsten Tage seiner Herrschaft.
D idius (oder Salvius ?) Julianus wiederum gelangte,
indem er sich auf die Prätorianer stützte, die er durch all­
zu großartige Versprechungen zu gemeinsamem Han­
deln mit ihm gedrängt hatte, von der Präfektur der Stadt­
wächter zu den Würden des Kaiserregiments. Er war von
hochadliger Abkunft und zeichnete sich durch seine
Kenntnis des städtischen Rechts aus; er hat ja auch als
erster dem Edikt, das zuvor mit wechselndem Text und
unübersichtlich von den Prätoren bekannt gegeben wor­
den war, eine feste Ordnung verliehen. An ihm kann man
deutlich genug ersehen, daß Gelehrsamkeit, wenn der
Charakter nicht hilft, die Begierde zu zügeln, eine
schwache Kraft ist, wo doch er, der Lehrmeister (und
zwar ein strenger) eines sittlich besseren Lebens, zu einer
Tat sich hinreißen ließ, die er selbst durch eine neue Art
von Strafe bedroht hatte. Doch er konnte sich nicht lange
des Ziels seiner Wünsche erfreuen. Denn unmittelbar
nach Bekanntwerden dieser Ereignisse wurde Septimius
Severus, der gerade als Statthalter von Syrien in weit ent­
fernten Gebieten Krieg führte, zum Kaiser erhoben; er
besiegte Julian in der Nähe der Milvischen Brücke, und
die Leute, die ausgesandt waren, dem Fliehenden nach­
zusetzen, erschlugen ihn in Rom in der Nähe des Pala­
stes.
So entließ Septimius, empört über die Ermordung des
Pertinax und zugleich wegen der schändlichen Vorgänge
62 L I B E R D E CAESARI B U S 20, 1 - 20, 7

praetorias statim militia exemit cunctisque partium


caesis Helvium senatusconsulto inter Divos refert;
Salvii nomen atque eius scripta factave aboleri iubet;
quod unum effici nequivit. Tantum gratia doctarum 2
artium valet, ut Scriptoribus ne saevi mores quidem
ad memoriam officiant. Quin etiam mors huiusce­
modi ipsis gloriae, exsecrationi actoribus est, cum 4
omnes, praecipueque posteri, sie habent illa ingenia
nisi publico latrocinio ac per dementiam opprimi
non potuisse. Quo bonis omnibus ac mihi fidendum
magis, qui rure ortus tenui atque indocto patre in
haec tempora vitam praestiti studiis tantis honestio­
rem. Quod equidem gentis nostrae reor, quae fato 6

quodam bonorum parce fecunda, quos eduxerit ·

tarnen, quemque ad sua celsos habet. Velut Severum


ipsum, quo praeclarior in republica fuit nemo; quem
quamquam exacta aetate mortuum iustitio elogio-
que lugendum sanxere, struentes illum iustum nasci
aut emori minime convenisse. Scilicet quod corri- 7
gendis moribus nimium, postquam ad veterum
innocentiam quasi mentium sanitatem pervenerant,
D I E R Ö M I S C H E N K AI S E R 63

von Haß, Schmerz und Zorn erfüllt, die Prätorianerko­


horten unverzüglich aus dem D ienst und erhob nach
Beseitigung aller, die der Gegenpartei angehört hatten,
Helvius Pertinax durch einen Senatsbeschluß zu den
Göttern. Er befahl auch, den Namen des Salvius sowie
dessen Schriften und Taten der Vergessenheit anheimzu­
geben - das einzige, das sich als undurchführbar erwies.
So viel vermag das Ansehen der gelehrten Studien, daß
bei Schriftstellern nicht einmal eine schlimme Wesensart
das Andenken beeinträchtigen kann. Ja, ein Tod dieser
Art bringt sogar ihnen selbst Ruhm, den Tätern Verflu­
chungen ein, da alle, zumal die Nachkommen, die Sache
so ansehen, daß solche Geister nur durch Raub an der
Allgemeinheit und in Raserei hätten ausgelöscht werden
können. Daher dürfen alle Redlichen und auch ich desto
mehr Zuversicht hegen - der ich, vom Lande und Kind
eines einfachen und ungebildeten Mannes, meinem
Leben in dieser Zeit durch umfängliche gelehrte Tätig­
keit größeren Wert zu verleihen suchte. Das ist, glaube
ich, eine Eigentümlichkeit unseres Volkes: es ist infolge
einer Schicksalsfügung nur wenig fruchtbar an tüchtigen
Leuten; doch die es hervorbringt, an denen werden ihm,
an j edem auf seinem Gebiet, überragende Größen zuteil.
Dies trifft auch auf Severus zu, dessen Vortrefflichkeit in
unserem Staatswesen unerreicht geblieben ist; man
beschloß, daß er, obwohl er in vorgerücktem Alter starb,
durch Stillstand der Rechtspflege und rühmende Feiern
zu betrauern sei, wobei man erklärte, ein so gerechter
Mensch habe entweder nicht geboren werden oder nicht
sterben dürfen. Denn allerdings: man hatte, solange er
der öffentlichen Gesittung aufhelfen mußte, einen sehr
strengen, nachdem man j edoch zur Lauterkeit der Alten
wie zur gesunden Vernunft zurückgefunden hatte, einen
L I B E R D E CAESA R I B U S 20,8 - 20, 1 3

dementern habuere. lta honestas, quae princ1p10


anxia habetur, ubi contigerit, voluptati luxuriaeque
est.
Pescennium Nigrum apud Cyzicenos, Clodium
Albinum Lugduni victos coegit mori; quorum prior 9
Aegyptum dux obtinens bellum moverat spe domi­
nationis, alter Pertinacis auctor occidendi, cum eo
metu in Britannos, quam provinciam a Commodo
meruerat, transmittere niteretur, in Gallia invaserat
imperium. Ho rum infinita caede crudelior habitus et 10

cognomento Pertinax, quamquam ob v�tae parsimo­


niam similem ipsum magis ascivisse plures putent:
nobis mens ad credendum prona acerbitati imposi­
tum. Nam cum quidam hostium, quem tarnen, uti 11

bellis civilibus solet, condicio loci ad Albinum detu­


lerat, causa exposita novissime conclusisset: 'Quid,
quaeso, faceres, si tu esses ?' ille respondit: 'Ea perfer­
rem, quae tu.' Quo dicto factoque durius nihil bonis : 12

cum sanctique huiuscemodi dissensiones, quamvis


studiosius coeptas, fortunae increpent magisque in
protegendis quam ad perdendos cives verum cor­
rumpi patiantur. At iste delendarum cupidus factio- 13

num, quo deinceps mitius ageret, necessitudinem


D I E R Ö M I S C H EN KAI S E R 65

milden Herrscher an ihm. So wird Ehrbarkeit, die man


zunächst scheut, als Vergnügen und Genuß empfunden,
sobald sie eingetreten ist.
Den Pescennius Niger, der bei Kyzikos, und den
Clodius Albinus, der bei Lugdunum besiegt worden
war, zwang er zu sterben. Der Erstgenannte hatte als
Statthalter von Ägypten in der Hoffnung auf die Herr­
schaft einen Krieg angezettelt; der andere, einer der
Urheber der Ermordung des Pertinax, hatte sich, als er
aus Furcht vor den Folgen nach B ritannien, der Pro­
vinz, die er noch von Commodus erhalten hatte, über­
zusetzen Anstalten machte, in Gallien die Kaiserwürde
angemaßt. Wegen des hierauf folgenden unendlichen
Gemetzels galt Severus als übermäßig grausam; er
erhielt daher den Beinamen Pertinax. Mehrere glauben
allerdings, er selbst habe ihn wegen seiner ähnlich spar­
samen Lebenshaltung angenommen; ich bin eher
geneigt zu vermuten, daß er seiner Unnachgiebigkeit
auferlegt wurde. Denn als einer seiner Feinde, den
lediglich, wie oft in Bürgerkriegen, die örtlichen Gege­
benheiten auf die Seite des Albinus verschlagen hatten,
seine Sache darlegte und schließlich fragte: «Was, bitte
schön, tätest du, wenn du hier stündest?», da antwortete
er: << Ich würde erleiden, was du j etzt erleidest . » Härte­
res als diese Rede und Tat hätte es für Wohlmeinende
nicht geben können, da doch einsichtsvolle Menschen
derlei Zwistigkeiten, wenn sie auch mit allzu großer
Hitze angezettelt werden, dem Schicksal zuweisen und
lieber dulden, daß durch Schonung der Bürger - statt
durch deren Vernichtung - von der Wahrheit abgewi­
chen wird. Doch Severus, bestrebt, mit den Parteiungen
aufzuräumen, um danach desto milder auftreten zu
können, zog es vor, die unvermeidliche Tat j enes Man-
66 LIBER D E CAESA R I B U S 20, 1 3 - 20,2 2

facti ulcisci maluit, ne paulatim spe veniae in labern


publicam per coniurationes procederetur, ad quas
vitio temporum animos pronos intelligebat; neque
ego abnuo ea delictorum, quae grassari immodice
coeperint, plus paene quam severe excidenda esse.
Felix ac prudens, armis praecipue; adeo, ut nullo 14

congressu nisi victor discesserit auxeritque imperi-


um subacto Persarum rege nomine Aggaro. Neque x5
minus Arabas, simul adortus ut est, in dicionem
redegit provinciae modo. Adiabena quoque, ni ter- x6
rarum macies despectaretur, i n tributarios concessis-
set. O b haec tanta Arabicum, Adiabenicum et Par- 17

thici cognomento patres dixere. His maiora aggres- x8


sus B ritanniam, quoad e a utilis erat, pulsis hostibus
muro munivit per transversam insulam ducto utrim-
que ad finem Oceani. Quin etiam Tripoli, cuius Lep- 19

ti oppido oriebatur, bellicosae gentes submotae pro-


cul.
Quae factu ardua facilius eo patrabantur, quo 20
implacabilis delictis strenuum quemque praemiis
extollebat. Denique ne parva latrocinia quidem 21
impunita patiebatur, i n suos animadvertens magis,
quod vitio ducum aut etiam per factionem fieri vir
experiens intelligeret. Philosophiae, declamandi, 22
cunctis postremo liberalium deditus studiis; idem-
D I E R Ö M I S CHEN K A I S E R 67

nes zu ahnden, damit man nicht allmählich, in der Erwar­


tung begnadigt zu werden, durch Verschwörungen ins
allgemeine Verderben abgleite - hierzu bestand, wie er
sah, bei der Schlechtigkeit der Zeiten einige Neigung.
Auch ich möchte nicht bestreiten, daß man Verbrechen,
die sich unmäßig zu verbreiten drohen, geradezu über­
streng ausrotten muß.
Severus hatte Glück und war umsichtig, vor allem bei
Waffengängen - so sehr, daß er aus j eder Schlacht als Sie­
ger hervorging und das Reich durch die Unterwerfung
des Perserkönigs namens Aggar vergrößerte. Und eben­
so brachte er die Araber, kaum daß er sie angegriffen hat­
te, zu provinzartiger Botmäßigkeit. Auch wäre Adiabe­
na, müßte man nicht die Magerkeit der B öden verachten,
tributpflichtig geworden. Um dieser bedeutenden Taten
willen verliehen die Väter Severus die Beinamen Arabi­
cus, Adiabenicus und Parthicus. D ann nahm er Größeres
als dies in Angriff: er befestigte Britannien, soweit es von
Nutzen war, nach Vertreibung der Feinde mit einer
Mauer, die er quer durch die Insel führte, beiderseits bis
zur Küste des Ozeans. Sogar von Tripolis, dessen Stadt
Leptis seine Heimat war, wurden kriegerische Stämme
weit zurückgedrängt.
All das erreichte er, so schwierig es auszuführen war,
desto leichter, als er, unversöhnlich Verbrechen gegen­
über, alle Tüchtigen durch Belohnungen auszeichnete.
Er ließ nicht einmal kleine Räubereien ungestraft durch­
gehen, wobei er seine eigenen Leute härter behandelte,
weil er als erfahrener Mann wußte, daß dergleichen aus
der Nachlässigkeit der Truppenführer oder auch aus
Streitigkeiten hervorging. Er gab sich der Beschäftigung
mit Philosophie, mit Rhetorik, kurz mit allen freien
Künsten hin; auch stellte er, was er niederschrieb, ebenso
68 LIBER D E CAESARI BUS 20,22 - 20,29

que abs se texta ornatu et fide paribus composuit.


Legum conditor Ionge aequabilium. 23
Huic tanto domi forisque uxoris probra summam
gloriae dempsere, quam adeo famose complexus est,
uti cognita libidine ac ream coniurationis retentave-
rit. Quod cum infimo turpe turn potentibus, et illi 24
magis, cui non privati neque singuli aut flagitiosi,
verum imperia et exercitus atque ipsa vitia concesse-
re. Nam cum pedibus aeger bellum moraretur idque 25
milites anxie ferrent eiusque filium Bassianum, qui
Caesar una aderat, Augustum fecissent, in tribunal
se ferri, adesse omnes, imperatoremque ac tribunos,
centuriones et cohortes, quibus auctoribus accide-
rat, sisti reoru m modo iussit. Quo metu cum stratus 26
humi victor tantorum exercitus veniam precaretur:
'Sentitisne,' inquit, pulsans manu, 'caput potius
quam pedes imperare ?' N eque multo post in B ritan- 27
niae municipio, cui Eboraci nomen, annis regni duo­
deviginti morbo exstinctus est.
Ortus medie humili, primo litteris, dehinc imbu- 28
tus foro; quo parum commodante, uti rebus artis
solet, dum tentat aut exquirit varia melioraque,
conscendit imperium. Ibi graviora expertus, labo- 29
D I E R Ö M I S C H EN KAISER 69

schmuckreich wie zuverlässig dar. Er erließ Gesetze von


großer Billigkeit.
So sehr tat er sich im Inneren und auswärts hervor, und
doch nahmen ihm die Ausschweifungen seiner Frau die
Spitze des Ruhmes: er hegte für sie eine derart verwerfli­
che Zuneigung, daß er sie trotz Kenntnis ihrer Zügello­
sigkeit und als Teilnehmerin an einer Verschwörung bei
sich behielt. Das ist sowohl für den Niedrigsten ein
Schimpf als auch für die Mächtigen, und erst recht für
ihn, vor dem sich nicht nur Privatpersonen und einzelne,
oder nur Verbrecher, sondern Königreiche und ganze
Heere und die Laster selbst beugten. Denn als er einmal,
an den Füßen leidend, den Krieg in die Länge zog und als
die Soldaten dies unwillig aufnahmen und seinen Sohn
Bassianus, der als Caesar dabei war, zum Augustus erho­
ben, ließ er sich aufs Tribunal tragen und hieß alle sich
einfinden; er gab Befehl, den neuen Kaiser und die Tribu­
nen, die Zenturionen sowie die Kohorten, die den Vorfall
verursacht hatten, festzunehmen, als sollten sie ange­
klagt werden. Von Furcht ergriffen, warf sich das Heer,
das über so viele Feinde gesiegt hatte, zu B oden und fleh­
te um Gnade; da sagte er, wobei er mit der Hand seinen
Kopf berührte: «Merkt ihr nun, daß mein Kopf, und
nicht meine Füße Befehle erteilen ? >> Nicht viel später
wurde er in einer britannischen Stadt namens Eboracum
nach achtzehnj ähriger Herrschaft von einer Krankheit
dahingerafft.
Ab künftig aus einem Hause des Mittelstandes, wurde
er zuerst mit der Literatur, dann mit praktischer Bered­
samkeit vertraut gemacht; als die ihm schlecht von der
Hand ging, ein bei den Wissenschaften ganz gewöhnli­
cher Fall, schwang er sich, indem er p robierte und nach
anderem und Besserem suchte, zum Kaiser auf. Auch
L I B E R D E C A E SA R I B U S 20,2 9 - 20, } 4

rem curas metum et incerta prorsus omnia, quasi


testis vitae mortalium: ' Cuncta,' inquit, 'fui; condu-
cit nihil.' Funus, quod liberi Geta Bassianusque 30

Romam detulerant, mire celebratum illatumque


Marci sepulcro, quem adeo percoluerat, ut eius gra-
tia Commodum inter Divos referri suaserit fratrem
appellans, Bassianoque Antonini vocabulum addi­
derit, quod ex illo post multos dubiosque eventus
auspicia honorum cepisset patrocinio fisci; deinde 3'

laborantibus secundarum initia earumque auctores


memoriae sunt.
At posteri, quasi bell um inter se mandatis accepis- 32

sent, confestim secessere. Ita Geta, cui nomen pater-


no ab avo erat, cum eius modestiore ingenio frater
angeretur, obsessus interiit. Quae victoria Papiniani 33

exitio foedior facta, u t sane putant memoriae curiosi,


quippe quem ferunt illo temporis B assiani scrinia
curavisse monitumque, uti mos est, destinanda
Romam quam celerrime comp oneret, dolore Getae
dixisse haudquaquam pari facilitate velari parricidi­
um, qua fieret, iccircoque morte affectum. Sed haec 34

improbe absurda sunt, cum constet satis praefectu­


ram praetorio gessisse neque incondite illum virum
D I E R Ö M I S CHEN KAISER 7I

dort machte er Bekanntschaft mit schlimmen Dingen,


mit Mühen, Sorgen, Ängsten und mit der allgemeinen
Unsicherheit, und so sagte er, gewissermaßen als Zeuge
des Menschenlebens: «Alles bin ich gewesen; angenehm
war nichts . >> Die Leiche, die seine Söhne, Geta und Bassi­
anus, nach Rom hatten bringen lassen, wurde überaus
feierlich bestattet und im Grabmal Mare Aurels beige­
setzt. Diesen hatte er derart verehrt, daß er um seinetwil­
len sowohl Commodus unter die Götter aufzunehmen
empfahl, wobei er ihn seinen B ruder nannte, als auch
dem Bassianus den B einamen Antoninus verlieh. Denn
von Mark Aurel an hatte sich ihm nach vielen unsicheren
Versuchen durch die Aufsicht über den Fiskus die B ahn
der Ehrenstellen eröffnet. Außerdem prägen sich denen,
die zunächst Schwierigkeiten hatten, der Anfang glückli­
cherer Ereignisse und deren Urheber mit Nachdruck ein.
Doch die Söhne, als seien sie durch Weisungen zu
wechselseitigem Krieg verpflichtet worden, zerstritten
sich sofort. So wurde Geta, benannt nach seinem Groß­
vater väterlicherseits, da dem B ruder seine gemäßigtere
Wesensart Angst einflößte, überfallen und getötet. Die­
sen Erfolg machte die Ermordung Papinians noch häßli­
cher, seines, wie man glaubt, Sekretärs. Er soll nämlich
damals die Verantwortung für die Korrespondenz des
Bassianus gehabt haben, und als er - wie üblich -
gedrängt wurde, die nach Rom bestimmten Schriftstücke
so schnell wie möglich aufzusetzen, da soll er aus
Schmerz wegen Geta gesagt haben, ein Verwandtenmord
lasse sich keineswegs mit ebenso großer Leichtigkeit ver­
schleiern wie ausführen, und deswegen sei er hingerich­
tet worden. Doch dies ist böswillig erdachter Unsinn; es
steht ja fest, daß Papinian die Prätorianerpräfektur inne­
hatte und daß der Mann nicht aufs Geratewohl dem Kai-
L I D E R DE C A E S A RI B U S 20, 3 4 - 22, 1

tantam contumeliam imponere potuisse, cui amori


ac magisterio erat.
Ceterum A n t o n i n u s incognita munerum specie 2 1
plebem Romanam adficiens, quod indumenta in
talos demissa largiretur, C a r a c a l l a dictus, cum pari
modo vesti Antoninianas nomen e suo daret. Ala­ 2
mannos, gentem populosam ex equo mirifice pug­
nantem, prope Moenum amnem devicit. Patiens
communis tranquillusque; pari fortuna et eodem
matrimonio, quo pater. Namque Iuliam novercam,
cuius facinora supra memoravi, forma captus coniu­
gem affectavit, cum illa factiosior aspectui adoles­
centis, praesentiae quasi ignara, semet dedisset intec-
to corpore, asserentique: 'Vellem, si liceret, uti',
petulantius multo (quippe quae pudorem velamento
exuerat) respondisset: ' Libet ? plane licet. ' Aegypti 4
sacra per eum deportata Romam atque aucta urbs
magno accessu viae novae et ad lavandum absoluta
opera pulchri cultus. Quibus confectis, cum Syriam
circumgrederetur, apud Edessam anno potentiae
sexto moritur. Corporis reliqua luctu publico relata 6
Romam atque inter Antoninos funerata sunt.

Dehinc O p i l i u s M a c r i n u s , qui praefecturam 22


praetorio gerebat, imperator eiusdemque filius Dia­
dumenus nomine Caesar a lcgionibus appcllantur.
D I E R Ö MI S C H E N K A I S ER 73

ser einen solchen Schimpf antun konnte, den er schätzte


und bei dem er als Erzieher tätig war.
Im übrigen erhielt Antoninus, weil er das einfache
Volk von Rom mit einer unbekannten Art von Geschen­
ken bedachte (er ließ nämlich Kleidungsstücke, die bis an
die Knöchel reichten, zuteilen), den Beinamen Caracalla;
er wiederum legte entsprechend dem Gewand nach sei­
nem Namen die Bezeichnung <<Antoninie » bei. Er
erfocht über die Alamannen, einen volkreichen Stamm,
der erstaunlich gut vom Pferde aus zu kämpfen verstand,
am Main einen bedeutenden Sieg. Er war nachsichtig,
mitteilsam und ruhig: ihm wurde ebensoviel Erfolg und
dieselbe Ehe zuteil wie dem Vater. Denn er begehrte sei­
ne Stiefmutter Julia, deren Fehltritte ich oben erwähnt
habe, von ihrer Schönheit gefangen, zur Frau, nachdem
sie sich allzu berechnend den Blicken des jungen Man­
nes, als habe sie seine Gegenwart nicht bemerkt, unbe­
kleidet ausgesetzt und ihm, der ihr versicherte: << lch
möchte wohl, wenn's erlaubt wäre, Gebrauch davon
machen», viel herausfordernder noch (sie hatte ja mit der
Kleidung die Scham abgelegt) erwidert hatte: << Gefällt's ?
Dann ist es auch erlaubt. » Ägyptische Kulte wurden von
ihm in Rom eingeführt, die Stadt durch den Zuwachs
einer neuen Straße vergrößert und prächtig angelegte
Bauten zu Badezwecken vollendet. Als er nach Abschluß
dieser Unternehmungen in Syrien umherreiste, starb er
im sechsten Jahre seiner Herrschaft in Edessa. Seine leib­
lichen Überreste wurden unter öffentlicher Trauer nach
Rom zurückgebracht und bei den Antoninen bestat­
tet.
Daraufhin erhoben die Legionen Opilius Macrinus,
der die Prätorianerpräfektur innehatte, zum Kaiser und
dessen Sohn, Diadumenus mit Namen, zum Caesar. Sie
74 LIBER DE CAESARI BUS

Quibus e o quod ingens amissi principis desiderium 2


erat, adolescentem Antoninum vocavere. Horum
nihil praeter saevos atque inciviles animos interim
reperimus . Qua gratia mensibus ferme quattuor ac 4

decem vix retento imperio, per quos creati fuerant,


interfecti sunt.

Accitusque M a r c u s A n t o n i n u s Bassiano geni- 2 3


tus, qui patre mortuo i n Solis sacerdotium, quem
Heliogabalum Syri vocant, tamquam asylum insidi­
arum metu confugerat, hincque H e l i o g a b a l u s dic-
tus; translatoque Romam dei simulacro in palatii
penetralibus altaria constituit. Hoc impurius ne
improbae quidem aut petulantes mulieres fuere:
quippe orbe toto obscoenissimos perquirebat visen-
dis tractandisve artibus libidinum nefandarum. Haec
cum augerentur in dies ac magis magisque Alexan-
dri, quem comperta Opilii nece Caesarem nobilitas
nuncupaverat, amor cumularetur, in castris praetori-
is tricesimo regni mense oppressus est.

Statimque A u r e l i o A l e x a n d r o Syriae orto, cui 24


duplex Caesarea et Arce nomen est, militibus quo-
que annitentibus Augusti potentia delata. Qui
quamquam adolescens, ingenio supra aevum tarnen
confestim apparatu magno bellum adversum Xer­
xem, Persarum regem, movet; quo fuso fugatoque in
Galliam maturrime contendit, quae Germanorum
D I E R Ö M I S C H EN KA I S E R 75

nannten aber, weil sie von großer Sehnsucht nach dem


verstorbenen Kaiser erfüllt waren, den jungen Mann
Antoninus . Von ihnen finden wir indessen nichts als eine
schroffe, unfreundliche Wesensart berichtet. Deshalb
wurden sie, nachdem sie mit Mühe knapp vierzehn
Monate geherrscht hatten, von denen, die sie gewählt
hatten, getötet.
Zur Nachfolge berufen wurde Marcus Antoninus, der
Sohn des Bassianus, der nach dem Tode seines Vaters aus
Furcht vor einem Anschlag zu einer Priesterstelle des
Sonnengottes, von den Syrern Heliogabal genannt, wie
in einem Asyl Zuflucht genommen hatte und hiernach
Heliogabal genannt wurde; er ließ ein Bild des Gottes
nach Rom überführen und im Inneren des Palastes einen
Altar errichten. Schmutziger als er waren nicht einmal
verrufene und schamlose Frauen: er suchte im ganzen
Reich die geilsten Menschen zusammen, um bei der Aus­
übung scheußlicher Lüste zuzusehen und mitzuwirken.
Als sich dies Treiben von Tag zu Tag verschlimmerte und
die Liebe zu Alexander, den der Senat auf die Nachricht
vom Tode des Opilius hin zum Caesar ernannt hatte,
immer mehr wuchs, wurde Heliogabal im dreißigsten
Monat seiner tyrannischen Herrschaft im Lager der Prä­
torianer beseitigt.
Und unverzüglich wurde Aurelius Alexander, aus der
Stadt Syriens, die mit zweifachem Namen Caesarea und
Arce heißt, unter Zustimmung auch der Soldaten mit der
Würde des Augustus betraut. Er war zwar noch j ung,
doch über sein Alter hinaus gereift; er führte eilends mit
großer Truppenmacht Krieg gegen Xerxes, den König
der Perser; als er ihn vertrieben und in die Flucht geschla­
gen hatte, rückte er so schnell wie möglich in Gallien ein,
das von Plünderzügen der Germanen heimgesucht wur-
LIBER D E CAESARIBUS

direptionibus tentabatur. I b i tumultuantes legionum


plerasque constantissime abiecit; quod in praesens
gloriae, mox exitio datum est. Nam cum tantae seve- 4
ritatis vim milites inhorrescunt (unde etiam Severi
cognomentum accesserat), agentem casu cum paucis
vico B ritanniae, cui vocabulum Sicilia, trucidavere.
Opus urbi florentissimum et celeberrimum fabrica-
tus est, matrisque cultu, quae nomine Mammaea
erat, plus quam pius. Adhuc Domitium Ulpianum, 6

quem Heliogabalus praetorianis praefecerat, eodem


honore retinens Paulloque inter exordia patriae red­
dito, iuris auctoribus, quantus erga optimos atque
aequi studio esset, edocuit. Neque ultra annos trede- 7
cim imperio functus rempublicam reliquit firmatarn
undique.
Quae iam turn a Romulo ad Septimium certatim
evolans Bassiani consiliis tamquam in summo con­
stitit. Quo ne confestim laberetur, Alexandri fuit. 9
Abhinc dum dominandi suis quam subigendi exter-
nos cupientiores sunt atque inter se armantur magis,
Romanum statum quasi abrupto praecipitavere,
immissique in imperium p romiscue boni malique,
nobiles atque ignobiles, ac barbariae multi. Quippe 10
u b i passim confusaque omnia neque suo feruntur
modo, quique fas putant, uti per turbam, rapere alie-
na officia, quae regere nequeunt, et scientiam bona-
D I E RÖMISCHEN KAISER 77

de. Dort hat er die meuternden Legionen größtenteils


mit eiserner Entschlossenheit entlassen, was ihm im
Augenblick Ruhm und bald darauf den Untergang
brachte. Denn da die Soldaten vor einer derartigen
Gewalt der Strenge erschaudern (daher hatte er auch den
Beinamen Severus erhalten), erschlugen sie ihn, als er
sich gerade mit wenigen Begleitern in einem britanni­
schen Dorf namens Sicilia aufhielt. In Rom hat er ein
B auwerk von größter Schönheit und B eliebtheit errich­
tet; in der Verehrung der Mutter, mit Namen Mammaea,
zeigte er sich überfromm. Weiterhin beließ er Domitius
Ulpianus, den Heliogabal an die Spitze der Prätorianer
gesetzt hatte, in diesem Amte und gab gleich zu Beginn
Paullus dem Vaterlande zurück; so zeigte er bei diesen
Rechtsgelehrten, wie sehr er den Tüchtigsten und dem
Studium der Gerechtigkeit zugetan war. Nachdem er
nicht länger als dreizehn Jahre die Herrschaft ausgeübt
hatte, hinterließ er einen allseits gesicherten Staat.
Dieser, von den Zeiten des Romulus bis hin zu Septi­
mius mit Eifer emporstrebend, erreichte dank der Maß­
nahmen des Bassianus gleichsam den höchsten Punkt.
Daß er nicht alsbald wieder abglitt, war die Leistung
Alexanders . Von damals an haben die Kaiser, da sie
begieriger danach waren, die Ihren zu unterdrücken als
Auswärtige niederzuwerfen und eher gegeneinander in
Waffen standen, das römische Reich gleichsam j ählings
abwärts gestürzt, und es wurden zur Herrschaft ohne
Unterschied Gute und Schlechte, Vornehme und Niedri­
ge zugelassen, und darunter viele Barbaren. Wahrhaftig,
wenn überall alles zerstreut und in Verwirrung gebracht
ist und nichts auf die ihm angemessene Weise vonstatten
geht, dann reißen diejenigen, die es für erlaubt halten,
wie im Getümmel, fremde Ämter, die sie nicht wahrzu-
L I B E R D E CAESA R I B U S

rum artium foede corrumpunt. I t a fortunae vis licen- II


tiam nacta perniciosa libidine mortales agit; quae diu
quidem virtute uti muro prohibita, postquam paene
omnes flagitiis subacti sunt, etiam infimis genere
institutoque publica permisit.

Namque G a i u s I u l i u s M a x i m i n u s, praesidens 2 5
Trebellicae, primus e militaribus, litterarum fere
rudis potentiam cepit suffragiis legionum. Quod 2
tarnen etiam patres, dum periculosum existimant
inermes armato resistere, approbaverunt; filiusque
eius p ari nomine Gaius Iulius Maximinus Caesar
factus est.

Quis biennium summae potitis, haud incommode 26


proelio gesto contra Germanos, repente A n t o n i u s
G o r d i a n u s Africae proconsul ab exercitu princeps
apud Thysdri oppidum absens fit. Quo ut accitus 2
pervenit, tamquam ea re creatus foret, seditione exci­
pitur; qua lenita facile Carthaginem petit. Ibi cum
avertendis prodigiis, quorum metu haud inaniter
angebatur, rem divinam solitis ageret, repente hostia
p arturn edidit. Id haruspices atque ipse maxime (nam 4
huius scientiae usu immodice prudens erat) ita acce­
pere illum quidem destinatum neci, verum liberis
p ariturum imperium; progressique coniectu longius
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R 79

nehmen verstehen, an sich, und die Kenntnisse in den


Wissenschaften lassen sie schnöde verkommen. So ge­
winnt die Macht des Schicksals Spielraum und treibt die
Menschen mit verderblicher Willkür vor sich her; sie hat,
lange Zeit durch Trefflichkeit wie durch eine Mauer
abgewehrt, nachdem nahezu alle den Lastern botmäßig
geworden waren, auch den Niedrigsten an Herkunft und
Bildung die öffentlichen Angelegenheiten überlassen.
Denn Gaius Julius Maximinus, der Kommandant der
Trebellica erlangte als der erste aus dem Kreise der Mili­
tärs, von Bildung kaum berührt, durch die Stimmen der
Truppen die Macht. Dies bestätigten gleichwohl auch die
Väter, da sie es für gefährlich hielten, sich unbewaffnet
dem B ewaffneten zu widersetzen, und sein Sohn, der
ebenfalls Gaius Julius Maximinus hieß, wurde zum Cae­
sar ernannt.
Sie waren zwei Jahre im Besitze der höchsten Gewalt
und hatten nicht unvorteilhaft gegen die Germanen
gekämpft, da wurde unversehens Antonius Gordianus,
der Prokonsul von Afrika, in Abwesenheit bei der Stadt
Thysdrus vom Heer zum Kaiser erhoben. Als er, herbei­
gerufen, dort ankam, wurde er, als ob man ihn aus diesem
Grunde gewählt hätte, von einer Meuterei empfangen; er
brachte diese mühelos zur Ruhe und reiste nach Kartha­
go. Als er dort, um böse Vorzeichen abzuwenden, die ihn
nicht ohne Grund in Furcht versetzten, auf die gewohnte
Weise Opfer darbrachte, warf das Opfertier plötzlich ein
Junges. Dies faßten die Zeichendeuter und vor allem er
selbst (denn er war in dieser Wissenschaft durch Erfah­
rung ungewöhnlich kundig) so auf, daß er selber zwar zu
gewaltsamem Tode bestimmt sei, daß er j edoch seinen
Kindern die Herrschaft verschaffen werde, und indem
sie mit ihren Prophezeiungen weiter ausgriffen, kündig-
8o LIB E R DE C A E S A RI B C S

liberi quoque exitum denuntiavere, mitem atque


innoxium praefantes fore ut illud pecus, nec diutur­
num tarnen subiectumque insidiis .
Interim Romae comperto Gordiani interitu hor­
tante Domitio urbi praefectus reliquique iudices
vulgo caeduntur per praetorias cohortes. Quippe 6

Gordianus, postquam delatum sibi imperium co­


gnovit, praemia amplum in modum ostentans
Romam legatos ac litteras destinaverat; quibus neca-
to eo frustratos se milites angebantur, genus homi­
num pecuniae cupidius fidumque ac bonum solo
quaestu. At senatus metuens, ne nullis rectoribus 7
specie captae urbis atrociora acciderent, primo pot­
estatum vices, mox conscriptis iunioribus Clodium
Pupienum Caecilium Balbinum Caesares consti­
tuit.

Iisdemque per Africam diebus milites G o r d i a - 27


n u m, Gordiani filium, qui forte contubernio patris
praetcxtatus ac deinceps praefectus praetorio inter­
erat, Augustum creavere; neque sane factum nobili-
tas aspernata. Denique accito eo inter implana urbis 2
atque ipso sinu praetoriae manus acie deletae per gla­
diatorum familias tironumque exercitum. Dum haec
Romae geruntur, Iulii Maximini, quos forte ea tem­
pestate Thracia retinebat, acceptis quae evenerant,
Italiam propere petunt. Eos Pupienus Aquileiae 4
obsidione confecit, postquam proelio victos reliqui
D I E R Ö �! I S C H E N K A I S E R 8I

ten sie auch den Untergang des Sohnes an, wobei sie vor­
aussagten, dieser werde mild und gutartig sein wie j enes
Tier, nur werde er nicht lange herrschen und Nachstel­
lungen ausgesetzt sein.
Als unterdessen in Rom die Nachricht vom Ende Gor­
dians eintraf, brachten die Prätorianerkohorten auf
Anstiften des Dom itius den Stadtpräfekten und die übri­
gen Richter unterschiedslos um. Denn Gordianus hatte,
sobald er erfuhr, daß ihm die Herrschaft übertragen wor­
den sei, Boten und Briefe nach Rom gesandt, durch die er
Belohnungen in großem Umfange ankündigte; irrfolge
seiner Ermordung aber sahen sich die Soldaten zu ihrem
Verdruß hierum betrogen: als eine Art von Menschen,
die allzu sehr nach Geld giert und allein durch Gewinn
zu Treue und Rechtschaffenheit veranlaßt wird. Der
Senat indes befürchtete, daß sich in Ermangelung eines
Lenkers wie in einer eroberten Stadt Schlimmeres zutrü­
ge; er setzte zunächst sich ablösende Kommissare ein,
bald darauf, nach Aushebung von Jungmannschaft, Clo­
dius Pupienus und Caecilius Balbinus als Caesares.
Um dieselbe Zeit erhoben die Soldaten in Afrika Gor­
dianus, den Sohn des Gordianus, der als junger Offizier
und dann als Prätorianerpräfekt zur Begleitung des
Vaters gehörte, zum Augustus; auch der Senat lehnte die
Wahl nicht ab. Endlich wurden, nachdem man Gordian
herbeigerufen hatte, zwischen den Anhöhen und in der
Mitte von Rom die Prätorianereinheiten durch Gladia­
torengruppen und das Rekrutenheer in einer Schlacht
vernichtet. Während dies in Rom geschah, zogen die J ulii
Maxi mini, die gerade um diese Zeit Thrakien festhielt, als
sie von diesen Ereignissen erfuhren, eilends nach Italien.
Sie aber räumte Pupienus nach Belagerung von Aquileia
aus dem Wege, nachdem sie in einer Schlacht besiegt
Sz LIBER D E CAESA R I B U S

paulatim deseruerant. Horum imperio a d biennium


per huiuscemodi moras annus quaesitus. Neque 6

multo post tumultu militarium Clodio Caecilioque


Romae intra Palatium caesis Gordianus solus reg­
num obtinuit. Eoque anno Justri certamine, quod 7
Nero Romam induxerat, aucto firmatoque in Persas
profectus cst, cum prius Iani aedes, quas Marcus
clauserat, patentes more veterum fecisset. Ibi gesto
insigniter bello Marci Philippi praefecti praetorio
insidiis periit sexennio imperii.

Igitur M a r c u s I u l i u s P h i l i p p u s Arabs Thra- 28


conites, sumpto in consortium Philippo filio, rebus
ad Orientern compositis conditoque apud Arabiam
Philippopoli oppido Romam venere; exstructoque
trans Tiberim lacu, quod eam partem aquae penuria
fatigabat, annum urbis millesimum ludis omnium
generum celebrant. Et quoniam nomen admonuit,
mea quoque aetate post mille centesimus consule
Philippo excessit nullis, ut solet, sollemnibus fre­
quentatus: adeo in dies cura minima Romanae urbis.
Quod equidem dcnuntiatum fcrunt illo tempore
prodigiis portentisque; ex quis unum memorare bre-
vi libet. Nam cum pontificum lege hostiae mactaren- 4
tur, suis utero maris feminarum gcnitalia apparuere.
Id haruspices solutionem posterorum portendere
D I E RÖ M I S CH E N KAI S E R 83

worden waren und die Überreste daraus sie allmählich


verlassen hatten. Ihre Herrschaft wurde durch derlei
Verzögerungen über ein Doppeljahr hinaus um ein wei­
teres Jahr verlängert. Nicht viel später wurden Clodius
und Caecilius in ihrem Palast zu Rom durch eine Militär­
revolte erschlagen; Gordianus war alleiniger Inhaber der
Macht. Nachdem er in jenem Jahre den Fünfjahres-Wett­
kampf, der von N ero in Rom eingerichtet worden war,
ausgedehnt und bestätigt hatte, zog er gegen die Perser;
er hatte zuvor das von Mare Aurel geschlossene J anustor
nach dem Brauch der Alten wieder aufgetan. Als er im
Osten mit Auszeichnung Krieg geführt hatte, erlag er im
sechsten Jahre seiner Herrschaft den Nachstellungen des
Prätorianerpräfekten Marcus Philippus.
So kamen denn Marcus Julius Philippus, ein Araber
aus der Trachonitis, und sein Sohn Philippus, den er an
der Macht teilhaben ließ, nachdem sie die Verhältnisse im
Orient geordnet und in Arabien die Stadt Philippopolis
gegründet hatten, nach Rom; sie legten auf der anderen
Seite des Tiber einen Wasserbehälter an, weil der dortige
Stadtteil an Wassermangel litt, und feierten das tausend­
j ährige Bestehen der Stadt mit Spielen aller Art. Und da
mich der Name daran erinnert hat: zu meiner Zeit ver­
ging unter dem Konsulat eines Philippus nach den tau­
send das hundertste Jahr, ohne daß wie sonst Feierlich­
keiten begangen worden wären: so sehr hat die Sorge für
die Stadt Rom allmählich abgenommen. Dies, heißt es
hierzu, sei schon damals durch Vorzeichen und Wunder­
erscheinungen angekündigt worden; eines davon möchte
ich kurz erwähnen. Als nämlich nach pontifikaler
Vorschrift Opfertiere geschlachtet wurden, zeigten sich
im Bauch eines männlichen Schweines weibliche Ge­
schlechtsteile. Dies, erklärten die Zeichendeuter, weise
84 L I B E R D E C A E SA R I B U S

vitiaque fore potiora interpretati. Quod frustraturn 6

iri aestirnans irnperator Philippus, turn quia forte


praeteriens filii sirnilern pro rneritorio ephebum
conspexerat, usurn virilis scorti rernovendurn hon­
estissime consultavit. Verurntamen rnanet: quippe 7
condicione loci rnutata peioribus flagitiis agitatur,
durn avidius periculosa quibusque prohibentur rnor­
tales petunt. Huc accedit, quod lange aliud Etrusco­
rum artes cecinerant, quae bonis parte plurirna
iacentibus rnollissirnurn quernque beaturn fore asse­
rebant. Eos ego ignorasse verum plane puto. Etenim 9
quarnvis rerurn ornnium prospero successu, pudere
arnisso tarnen fortunatus esse quis potes t ? cum
eodern retento cetera tolerabilia sint. His actis filio IO
urbi relicto ipse quarnquarn debili per aetatern cor­
pore adversurn Deciurn profectus Veronae cadit pul­
so arnissoque exercitu. Quis Rornae cornpertis apud II
castra praetoria filius interficitur. Annos potentiae
qumque egere.

At D e c i u s, Sirrniensiurn vico ortus, militiae gra- 2 9


du ad irnperiurn conspiraverat, laetiorque hostium
nece filium Etruscurn nornine Caesarern facit; sta­
timque eo in Illyrios praemisso Romae aliquanturn
rnoratur rnoeniurn gratia, quae instituit, dedicando­
rurn. Et interea ad eum lotapiani, qui Alexandri 2
D I E R Ö M I S C H EN K A I S E R 85

auf Sittenverfall unter den Nachkommen sowie darauf,


daß die Laster die Oberhand gewinnen würden. Da Kai­
ser Philipp glaubte, daß sich das verhindern lasse, und
überdies, weil er zufällig vor einem Bordell einen B uhl­
knaben gesehen hatte, der seinem Sohn ähnelte, faßte er
den aller Ehren werten Beschluß, daß der Umgang mit
männlichen Prostituierten zu unterdrücken sei. Indes, er
dauert an: er wird, nachdem sich die Orte geändert
haben, unter noch schlimmeren Schändlichkeiten ausge­
übt, da die Menschen nach Gefährlichem und Verbote­
nem desto gieriger streben. Hierzu kommt, daß die
Weissagekünste der Etrusker etwas ganz anderes ver­
kündet hatten: sie versicherten, daß, während es den
Guten großenteils schlecht ginge, alle Wollüstlinge
glückselig sein würden. Ich glaube allerdings, daß sie von
der Wahrheit keine Ahnung hatten. Denn wer kann bei
noch so günstigem Fortgang aller Dinge glücklich sein,
wenn er die Scham verloren hat ? Während doch, wenn
man sie bewahrt, alles übrige erträglich ist. Nachdem
Philippus dies vollbracht hatte, ließ er seinen Sohn in
Rom zurück und zog, wiewohl durch sein Alter körper­
lich geschwächt, gegen Decius zu Felde; er ging bei Ve­
rona seines geschlagenen Heeres verlustig und fiel. Als
man in Rom davon erfuhr, wurde sein Sohn beim Lager
der Prätorianer erschlagen. Sie waren fünf Jahre lang an
der Macht.
Decius aber, aus einem Dorf bei Sirmium, hatte als
Offizier um der Herrschaft willen eine Verschwörung
angezettelt; sehr erfreut über den Tod seiner Feinde,
machte er seinen Sohn, Etruscus mit Namen, zum Cae­
sar. Er sandte ihn sofort nach Illyrien voraus und blieb
selbst noch eine Zeitlang in Rom, u m die Mauern zu wei­
hen, die er hatte errichten lassen. Und inzwischen wurde
86 L I B E R D E CAESA R I B U S

tumens stirpe p e r Syriam tentans nova militum arbi-


trio occubuerat, ora, uti mos est, inopinato deferun-
tur, simulque per eos dies Lucio Prisco, qui Macedo-
nas praesidatu regebat, delata dominatio, Gothorum
concursu, postquam direptis Thraciae plerisque illo
pervenerant. Qua causa Decio quam potuit maturri-
me Roma digresso Iulius Valens cupientissimo vulgo
imperium capit. Verum utrique mox caesi, cum Pris­
cum nobilitas hostem patriae censuisset. Decii bar- 4
baros trans Danubium persectantes Abryti fraude
cecidere exacto regni biennio. Sed Deciorum mar­
tern plerique illustrem ferunt; namque filium audaci-
us congredientem cecidisse in acie; patrem autem,
cum perculsi milites ad so land um imperatorem mul-
ta praefarentur, strenue dixisse detrimentum unius
militis parum videri sibi. Ita refecto bello, cum impi-
gre decertaret, interisse pari modo.

Haec ubi patres comperere, G a l l o H o s t i l i a n o- 3 0


que Augusta imperia, Vo l u s i a n u m Gallo editum
Caesarem decernunt. Dein pestilentia oritur; qua
atrocius saeviente Hostilianus interiit, Gallo Volusi­
anoque favor quaesitus, quod anxie studioseque
tenuissimi cuiusque exsequias curarent.

Igitur his Romae morantibus A e m i l i u s A e m i - 3 1


l i a n u s summam potestatem corruptis militibus
D I E R Ö M I S CH E N KAI SER 87

ihm unversehens - wie üblich - der Kopf des Iotapianus


überbracht, der, mit seiner Abstammung von Alexander
sich brüstend, einen Umsturzversuch in Syrien auf Be­
schluß der Soldaten mit dem Leben bezahlt hatte, und
zugleich wurde in jenen Tagen dem Lucius Priscus, dem
Statthalter von Makedonien, die Herrschaft übertragen,
als die Goten nach der Plünderung des größten Teils von
Thrakien auf ihren Streifzügen dorthin gelangt waren.
Als Decius aus diesem Grunde so rasch wie möglich
Rom verlassen hatte, griff Julius Valens unter lebhafter
Zustimmung der Massen zur Macht. Doch beide wurden
bald darauf getötet, nachdem der Senat Priscus zum
Feind des Vaterlandes erklärt hatte. Die Decier erlagen,
als sie die Barbaren über die Donau hinaus verfolgten,
nach zweij ähriger Herrschaft zu Abrytus einer List.
Doch die meisten verherrlichen den Tod der Decier.
Denn der Sohn sei, als er allzu kühn vordrang, in der
Schlacht gefallen; der Vater aber habe, als die bestürzten
Soldaten vielerlei vorbrachten, um ihn, den Befehlsha­
ber, zu trösten, standhaft erklärt, der Verlust eines einzi­
gen Soldaten scheine ihm gering. So sei der Kampf wie­
deraufgenommen worden, und er habe, während er
unverdrossen focht, auf gleiche Weise das Leben verlo­
ren.
Als die Väter hiervon Kunde erhielten, wiesen sie Gal­
lus und HostiEanus den Rang von Augusti und dem
Volusianus, dem Sohne des Gallus, den eines Caesar zu.
Darauf brach die Pest aus. Als sie heftiger wütete, erlag
ihr Hostilianus; Gallus und Volusianus bemühten sich
um Beliebtheit, indem sie sorgsam und mit Eifer der
Bestattung selbst der Niedrigsten sich annahmen.
Während sie sich noch in Rom aufhielten, riß Aemilius
Aemilianus durch Bestechung der Soldaten die höchste
88 LIBER D E CAESARIBUS 3 1 ,2 - 3 3 , 1

arripuit. A d quem expugnandum profecti lnteram­


nae ab suis caeduntur spe praemii maioris ab Aemi­
lio, cui nullo labore seu detrimento victoria obvenie­
bat, simul quia immodici per luxum lasciviamque
officia benevolentiae corruperant. His sane omnibus
biennium processit. Nam Aemilianus quoque tres
menses usus modesto imperio morbo absumptus est,
cum proceres primo hostem, dein exstinctis superio­
ribus pro fortuna, uti solet, Augustum appellavis­
sent.

At milites, qui contracti undique apud Raetias ob 3 2


instans bellum morabantur, L i c i n i o Va l e r i a n o
imperium deferunt. Qui quamquam genere satis da- 2
ro, tarnen, uti mos etiam turn erat, militiam sequeba-
tur. Eius filium Gallienum senatus Caesarem creat,
statimque Tiberis adulta aestate diluvii facie inunda-
vit. Prudentes perniciosum reipublicae cecinere ado- �

lescentis fluxo ingenio, quia Etruria accitus venerat,


unde amnis praedictus. Quod equidem confestim
evcnit. Nam cum eius pater bellum per Mesopotami-
am anceps diuturnumque instruit, Persarum regis,
cui nomen Sapor erat, dolo circumventus foede lani­
atus interiit imperii sexto anno, senecta robustio-
re.

Sub idem tempus L i c i n i u s G a l l i e n u s cum a 3 3


D I E R Ö M I S C H E N KAI SER 89

Gewalt an sich. Sie brachen auf, ihn niederzuwerfen, und


wurden zu Interamna von den eigenen Leuten getötet,
weil sie sich von Aemilius eine größere B elohnung
erhofften (ihm fiel denn auch ohne Anstrengung und
Verlust der Sieg zu), zugleich, weil j ene Kaiser, maßlos in
Schwelgerei und Üppigkeit, die Dienste des Wohlwol­
lens verscherzt hatten. Die Herrschaft all der hier Ge­
nannten füllte ein Doppelj ahr aus . Denn Aemilianus
wurde nach einem gemäßigten Regime dreier Monate
von einer Krankheit dahingerafft, nachdem ihn die Sena­
toren zunächst als Staats.feind, dann, als seine Vorgänger
ausgelöscht waren, seinem Erfolg gemäß, wie ü blich, als
Augustus bezeichnet hatten.
Die Soldaten jedoch, die sich, wegen des bevorstehen­
den Krieges von überallher zusammengezogen, in Rae­
tien aufhielten, übertrugen dem Licinius Valerianus die
Herrschaft. Der hatte, wiewohl von hinlänglich vorneh­
mer Abkunft, trotzdem, wie es damals noch üblich war,
die militärische Laufbahn eingeschlagen. Der Senat be­
stimmte seinen Sohn Gallienus zum Caesar, und als­
bald, im Hochsommer, trat der Tiber wie zu einer Sint­
flut über die Ufer. Kundige beteuerten, dem Staat drohe
eine Gefahr wegen der unsteten Geistesverfassung des
jungen Mannes: er war j a erschienen, nachdem man ihn
aus Etrurien herbeigerufen hatte, woher auch der ge­
nannte Fluß kommt. Dies trat auch sofort ein. Denn
als sein Vater über ganz Mesopotamien hin einen schwie­
rigen und langwierigen Krieg vorbereitete, ging er
zugrunde, von einer List des Perserkönigs namens Sapor
umgarnt und auf scheußliche Weise geschunden, im
sechsten Jahre seiner Herrschaft, in ziemlich rüstigem
·

Alter.
Um dieselbe Zeit zog Licinius Gallienus, nachdem er
l.IBER D E CAESARI B U S ) ) , I - ) ) ,6

Gallia Germanos strenue arceret, in Illyricum pro­


perans descendit. Ibi lngebum, quem curantem Pan- z

nonios comperta Valeriani clade imperandi cupido


incesscrat, Mursiae devieit moxque Regalianum, qui
receptis militibus, quos Mursina labes rcliquos feee-
rat, bellum duplieaverat. His prosperc ae supra vota
ecdcntibus morc hominum seeundis solutior rem
Romanam quasi naufragio dcdit eum Salonino filio,
eui honorem Cacsaris eontulerat, adeo uti Thraeiam
Gothi libere pergressi Maecdonas Aehaeosque ct
Asiae finitima oeeuparent, Mesopotamiam Parthi,
Orienti latroncs scu mulicr dominaretur, Alaman­
norum vis tune acque ltaliam, Franeorum gcntes
direpta Gallia Hispaniam possiderent vastato ae pac-
ne direpto Tarraconcnsium oppido, naetisque in
temporc navigiis pars in usque Afrieam permearet; ct
amissa trans lstrum, quae Traianus quaesiverat.
lta quasi ventis undique saevientibus parvis maxi- 4
ma ima summis orbe toto miseebantur. Simulque
Romam pestilentia grassabatur, quae sacpe euris gra­
vioribus atque animi despcratione oritur. Inter haec 6

ipse popinas gancasque obicns lenonum ac vinario­


rum amicitiis haerebat, expositus Saloninae coniugi
atque amori flagitioso filiac Attali Gcrmanorum
D I E R Ö :.I I S C H E N K A I S E R 91

die Germanen tatkräftig von Gallien ferngehalten hatte,


eilends nach Illyrien hinab. Dort brachte er Ingebus,
dem Befehlshaber Pannoniens, den, als er von der Nie­
derlage Valerians vernommen, der Ehrgeiz zu herrschen
gepackt hatte, bei Mursia eine schwere Schlappe bei, und
bald darauf auch dem Regalianus, der nach Übernahme
der von der Katastrophe bei Mursia verschonten Solda­
ten den Krieg erneuert hatte. Als dies erfolgreich und
über alle Erwartung gut verlaufen war, gab er, nach Men­
schenart vom Glück enthemmt, mitsamt seinem Sohne
Saloninus, dem er die Würde eines Caesar übertragen
hatte, die römische Sache derart sozusagen einem Schiff­
bruch preis, daß die Goten, Thrakien ungehindert
durchquerend, Makedonien, Achaia und die Kleinasien
benachbarten Gebiete, die Parther hingegen Mesopota­
mien heimsuchten, daß im Osten Räuber oder eine Frau
die Herrschaft ausübten, daß die Streitmacht der Ala­
mannen damals in gleicher Weise Italien und die Stämme
der Franken, nachdem sie Gallien verheert hatten, Spani­
en in Besitz nahmen, wo sie Tarraco verwüsteten und
nahezu ausplünderten, ja daß ein Teil von ihnen, der sich
beizeiten der Schiffe bemächtigt hatte, bis nach Afrika
vordrang - und außerdem ging jenseits der Donau verlo­
ren, was Trajan hinzuerworben hatte.
So wurde, als ob von überallher Stürme wüteten, im
ganzen Erdkreis Kleines mit dem Größten, das Unterste
mit dem Obersten zusammengeworfen. Und zugleich
drang nach Rom eine Pestseuche vor, wie sie sich oft bei
allzu drückenden Sorgen und seelischer Niedergeschla­
genheit einstellt. Unterdessen besuchte Gallienus die
Kneipen und Lasterhöhlen und klebte an Freundschaf­
ten mit Kupplern und Weinhändlern, während er seiner
Gattin Salonina sowie einer schändlichen Liebe zur
LIBER D E CAESARI BUS 3 3 .7 - 3 3 , I 3

regis, Pipae nomine; qua causa etiam civiles motus 7


longe atrociores orti. Namque primus omnium
Postumus, qui forte barbaris per Galliam praeside-
bat, imperium ereptum ierat; explosaque Germano­
rum multitudine Laeliani bello excipitur; quo non
minus feliciter fuso suorum tumultu periit, quod fla­
gitantibus Mogontiacorum direptiones, quia Laelia­
num iuverant, abnuisset.
Igitur eo occiso Marius, ferri quondam opifex 9
neque etiam turn militiae satis clarus, regnum capit.
Proinde cuncta ad extremum reciderant, uti talibus Io
imperia a c virtutum omnium decus ludibrio essent.
Hinc denique ioculariter dieturn nequaquam mirum II
videri, si rem Romanam Marius reficere contende-
ret, quam Marius eiusdem artis auctor stirpisque ac
nominis solidavisset.
Hoc iugulato post biduum Victorinus deligitur, I2
belli scientia Postumo par, verum libidine praecipiti;
qua cohibita in exordio post biennii imperium con­
stupratis vi plerisque, ubi Attitiani coniugem concu­
pivit facinusque ab ea viro patefactum est, accensis
furtim militibus per seditionem Agrippinae occidi-
tur. Tantum actuariorum, quorum loco Attitianus I3
habebatur, in exercitu factiones vigent, ut arduum
D I E R Ö M I S C H E N KAI S E R 93

Tochter des Germanenkönigs Attalus, namens Pipa, ver­


fallen war; daher kam es auch noch zu weit schlimmeren
bürgerlichen Wirren. Denn als der erste unter allen hatte
sich Postumus, dem damals die Barbaren in Gallien
unterstanden, angeschickt, die Herrschaft an sich zu rei­
ßen; als ein Germanenhaufen zerstreut war, nahm ihn der
Krieg gegen Laelianus in B eschlag; nachdem er diesen
nicht minder glücklich verj agt hatte, erlag er einer Meu­
terei der eigenen Leute, weil er deren Forderung nach
Plünderungszügen gegen Moguntiacum, das Laelianus
unterstützt hatte, nicht nachgab.
So bemächtigt sich nach seinem Tode Marius, ein vor­
maliger Schmied und auch damals im Kriegsdienst nicht
hinlänglich ausgezeichnet, der Herrschaft. In dem Maße
war alles bis zum Äußersten heruntergekommen, daß
solche Leute mit Machtstellungen und dem Lohn für
Vorzüge jeder Art ihr Spiel trieben. Daher sagte man
schließlich im Scherz, es scheine keineswegs wunderbar,
daß ein Marius der römischen Sache aufzuhelfen suche,
welche ein anderer Marius, Meister in derselben Kunst
sowie Stlfter des Geschlechts und Namens, gefestigt
hätte.
Als man ihn umgebracht hatte, wird zwei Tage später
Victorinus erkoren, an Kriegserfahrung dem Postumus
gleich, doch von hemmungsloser Triebhaftigkeit; nach­
dem er sie anfänglich unterdrückt, dann aber häufig
Gewalt angewendet hatte, Schändungen zu begehen,
erlitt er nach zweij ähriger Herrschaft, als er der Gattin
des Attitianus nachstellte und diese ihrem Mann von der
Tat berichtete, zu Köln durch insgeheim aufgehetzte Sol­
daten in einer Meuterei den Tod. So viel vermögen bei
den Truppen die Umtriebe der Proviantmeister, zu
denen Attitianus zählte, daß auch denen, die Schwieriges
94 L!BER D E CAESAR I B U S 3 J , I 3 - 3 3 ,20

petentibus malitia patraretur: genus hominum, prae­


sertim hac tempestate, nequam venale callidum
seditiosum habendi cupidum atque ad patrandas
fraudes velandasque quasi ab natura factum, anno-
nae dominans eoque utilia curantibus et fortunis ara­
torum infestum, prudens in tempore his largiendi,
quorum vecordia damnoque opes contraxerit. lnte- r4

rim Victoria amisso Victorino filio, legionibus gran-


di pecunia comprobantibus Tetricum imperatorem
facit, qui familia nobili praesidatu Aquitanos tueba-
tur, filioque eius Tetrico Caesarea insignia impar­
tiuntur.
At Romae Gallienus pacata omnia ignaris publici r 5
mali improbe suadebat, crebro etiam, uti rebus ex
voluntate gestis solet, ludos ac festa triumphorum,
quo promptius simulata confirmarentur, exercens.
Sed postquam periculum propinquabat, tandem r6

urbe egreditur. Namque Aureolus, cum per Raetias 17


legionibus praeesset, excitus, uti mos est, socordia
tarn ignavi ducis sumpto imperio Romam contende-
bat. Eum Gallienus apud pontem, cui ex eo Aureoli r8
nomen est, fusum acie Mediolanum coegit.
Quam urbem dum machinationibus omnis gene- r9

ris oppugnat, ab suis interiit. Quippe Aureolus, ubi 20


solvendi obsidii spem inanem videt, ducum Gallieni
DIE RÖMISCHEN KAISER 95

verlangten, ihre Schurkerei erfüllt wurde: ein zumal in


unserer Zeit nichtsnutziger Menschenschlag, käuflich,
verschmitzt, unruhestiftend, habgierig und wie von
Natur geschaffen, Betrügereien ins Werk zu setzen und
zu verschleiern, für den Getreidepreis maßgeblich und
daher den Nützliches Treibenden sowie dem Fortkom­
men der Landwirte feindlich gesinnt, klug darauf
bedacht, beizeiten denen Geschenke zu machen, durch
deren Torheit und zu deren Schaden sie ihre Reichtümer
erlangt hatten. Alsbald erhob Victoria - nach dem Ver­
lust des Sohnes Victorinus und unter der teuer erkauften
Billigung der "Legionen - Tetricus zum Kaiser, der, von
vornehmer Abkunft, als Statthalter Aquitanien be­
schirmte, und seinem Sohn Tetricus werden die Rangab­
zeichen eines Caesar zuerkannt.
Doch in Rom machte Gallienus den Leuten, die von
dem allgemeinen Unglück nichts ahnten, frechweg weis,
alles sei friedlich, wobei er noch häufig, wie nach
wunschgemäß ausgeführten Unternehmungen üblich,
Spiele und Triumphalfeste veranstaltete, um die vorge­
täuschten Verhältnisse desto nachdrücklicher zu bestäti­
gen. Doch als die Gefahr näher rückte, zog er endlich aus
der Stadt ab. Denn Aureolus, der die Legionen in Raetien
befehligte, ließ sich - wie es oft geht - durch die Sorglo­
sigkeit eines derart schlaffen Führers herausfordern; er
nahm den Kaisertitel an und marschierte gegen Rom.
Gallienus schlug ihn bei der Brücke, die seitdem nach
ihm ihren Namen hat, in einer Feldschlacht; er schloß
ihn in Mailand ein.
Während er diese Stadt mit Maschinen j eder Art
bestürmte, bereiteten ihm die Seinen den Untergang.
Denn als Aureolus jede Chance vereitelt sah, die Belage­
rung zu sprengen, stellte er schlau die Namen der Trup-
LIBER D E CAESARI B U S J J ,20 - J J ,2 6

tribunorumque nomina quasi destinata ab eo ad


necem astu composuit litterasque e muro, quam
occultissime potuit, abiecit; quae forte a memoratis
repertae metum suspicionemque iniecere mandati
exitii, verum eas effluxisse incuria ministrorum. Qua 2r
causa Aureliani consilio, cuius gratia in exercitu
atque honos praestabant, simulata proruptione
hostium nullis, uti re trepida ac repentina solet, tee­
turn stipatoribus tabernaculo educunt nocte intem­
pesta; teloque traicitur, cuiusnam per tenebras incer­
tum. lta auctoris necis errore an quia bono publico 22
acciderat, inulta caedes fuit. Quamquam eo prolapsi 23
mores sunt, uti suo quam reipublicae magisque
potentiae quam gloriae studio plures agant. Hinc 24
quoque rerum vis ac nominum corrupta, dum ple­
rumque potior flagitio, ubi armis superaverit, tyran­
nidem amotam vocat damno publico oppressos.
Quin etiam aliquanti p ari libidine in caelestium 25
numerum referuntur aegre exsequiis digni. Quis ni 26
fides gestarum rerum obstitisset, quae neque ho­
nestos p raemiis memoriae frustrari sinit neque
imp robis aeternam illustremque famam procedere,
nequiquam peteretur virtus, cum verum illud atque
D I E RÖMISCHEN KAI SER 97

penführer und Tribunen des Gallienus zusammen, als


habe dieser sie zum Tode bestimmt, und ließ das Ver­
zeichnis in größter Heimlichkeit von der Mauer hinab­
werfen; es wurde zufällig von den Genannten gefunden
und rief den furchtbaren Verdacht hervor, ihre Tötung
sei in Auftrag gegeben; es sei indes irrfolge der Nachläs­
sigkeit der Gehilfen ans Licht gekommen. Daher wurde
auf Anraten Aurelians, dessen Beliebtheit und Ansehen
im Heer obenan standen, ein Ausfall der Feinde vorge­
täuscht; man führt den - wie es bei plötzlicher Verwir­
rung vorkommt - von keinem Leibwächter Geschützten
in unwirtlicher Nacht aus dem Zelt, und schon wird er
von einem Geschoß durchbohrt, von wessen Hand,
bleibt in der Finsternis verborgen. So fand, weil der
Urheber des Mordes ungewiß oder weil es zum Besten
der Allgemeinheit so gekommen war, die B luttat keine
Sühne. Unsere Sitten sind indes schon so tief gesunken,
daß sich die meisten eher vom eigenen als vom Nutzen
des Staates und mehr vom Streben nach Macht als von
dem nach Ehre leiten lassen. Deswegen ist auch die
B edeutung der Dinge und ihrer B ezeichnungen ver­
fälscht worden, indem sehr oft der durch seine Schänd­
lichkeit Überragende, wenn er mit den Waffen gesiegt
hat, bei einem zum Schaden der Allgemeinheit Unter­
drückten von der Beseitigung einer Tyrannis redet. Ja, es
wird sogar manch einer mit gleicher Willkür in die Zahl
der Himmlischen aufgenommen, der kaum ein Begräb­
nis verdient hat. Wenn denen nicht die Zuverlässigkeit
der Geschichtswerke entgegenstünde, die nicht zuläßt,
daß die Anständigen um den Lohn der Erinnerung
gebracht werden, und ebensowenig, daß Schurken auf
ewig herrlichen Ruhm erlangen, dann wäre alles Streben
nach verdienstlichem Tun vergebens, da jene wahre und
LI B E R D E C A E S A R I B U S ) ),26 - ) ) , ) 1

unicum decus pcssimo curque gratia tribueretur


demptum impic bonis .
Dcnique Gallicnurn subacti a Claudio patrcs, 27
quod cius arbitrio irnperiurn ccpissct, Divurn dixerc. z8
Nam curn profluvio sanguinis vulncrc tarn gravi
rnortcm sibi adesse intelligerct, insignia irnpcrii ad
Claudiurn destinaverat honore tribunatus Ticini
rctincntern praesidiariarn rnanurn. Quod sane cxtor- 29
turn, curn nequc Gallieni flagitia, durn urbes crunt,
occultari qucant, ct, quisquc pcssirnus erit, par simi­
lisque sernper ipsi habebitur. Adeo principes atquc 30
optimi rnortaliurn vitae decore quarn quacsitis norni­
nibus atque cornpositis, quanturn coniciatur, caelurn
adeunt seu farna horninurn dei celebrantur rnodo.
At senatus cornperto tali exitio satellites propin- 3r
quosque per scalas Gernonias praeceps agendos dc­
crevit, patronoquc fisci in curiarn perducto effossos
oculos pependisse satis constat, curn irruens vulgus
pari clarnore Tet-rarn rnatrem, deos quoque inferos
prccarctur, scdes irnpias uti Gallieno darent. Ac ni 32
Claudius confcstirn recepta Mediolani urbe tarn­
quarn postulato cxercitus parcendurn, qui fortc
eorurn supcrcrant, praeccpisset, nobilitas plebesque
D I E R Ö M I SCHEN KAI S E R 99

einzigartige Zier nach Belieben gerade den Schlechtesten


zuerkannt, den Guten aber auf schmähliche Weise vor­
enthalten würde.
Dem Gallienus verliehen schließlich die von Claudius
hierzu gedrängten Väter, weil ihm dessen Entscheidung
die Herrschaft zuerkannt hatte, den Titel Divus . Denn
als er aus dem Blutstrom seiner schweren Verwundung
ersah, daß ihm der Tod bevorstehe, sprach er die Abzei­
chen der Herrschaft dem Claudius zu, der im Range
eines Tribuns in Ticinum eine Wachtruppe unter sich
hatte. Diese Ehrung ist wahrlich erzwungen worden, da
sich die Schandtaten des Gallienus, solange die Welt
steht, nicht verheimlichen lassen und stets ein jeder, der
besonders verworfen ist, als ihm gleich oder ähnlich gel­
ten wird. In dem Maße treten die Kaiser und Besten
unter den Sterblichen, soviel man vermuten kann, eher
wegen ihres verdienstvollen Lebens als auf Grund von
zusammengesuchten und ausgeklügelten Titeln in den
Himmel ein oder werden sie j edenfalls in den Reden der
Menschen als Götter gefeiert.
Als nun aber der Senat von dem Ende des Gallienus
Kunde erhielt, beschloß er, daß dessen Gefolgsleute und
Verwandte kopfüber die Gernonische Treppe hinabzu­
stürzen seien, und es steht hinlänglich fest, daß dem
Sachwalter des Fiskus, den man in die Kurie geführt hat­
te, die ausgestochenen Augen herabhingen, während die
hereinstürmende Menge mit einhelligem Geschrei die
Mutter Erde und die unterirdischen Götter anflehte,
Gallienus in die Wohnsitze der Verdammten zu schik­
ken. Und wenn nicht Claudius sogleich nach der Ein­
nahme von Mailand befohlen hätte, als habe es das Heer
verlangt, daß die zu schonen seien, die etwa noch übrig
waren, dann hätten Senat und Volk noch furchtbarer
I OO LIBER D E CAESARI BUS

atrocius grassarentur. Et patres quidem praeter com- 33

mune Romani malum orbis stimulabat proprii ordi-


nis contumelia, quia primus ipse metu socordiae 34

suae, ne imperium ad optimos nobilium transferre-


tur, senatum militia vetuit et adire exercitum. Huic 35

novem annorum potentia fuit.

Sed C l a u d i i imperium milites, quos fere contra 3 4


ingenium perditae res subigunt recta consulere, ubi
afflicta omnia perspexere, avide approbant extol­
luntque, viri laborum p atientis aequique ac prorsus
dediti reipublicae, quippe ut longo intervallo Decio- 2
rum morem renovaverit. Nam cum pellere Gothos
cuperet, quos diuturnitas nimis validos ac prope
incolas effecerat, proditum ex libris Sibyllinis est pri­
mum ordinis amplissimi victoriae vovendum. Cum- 4

que is, qui esse videbatur, semet obtulisset, sibi poti-


us id muneris competere ostendit, qui revera senatus
atque omnium princeps erat. Ita nullo exercitus
detrimento fusi barbari summotique, postquam
imperator vitam reipublicae dono dedit. Adeo bonis 6
salus civium ac longa sui memoria cariora sunt; quae
non gloriae modo, verum etiam ratione quadam
posterorum felicitati proficiunt. Hoc siquidem Con- 7
stantius et Constantinus atque imperatores nostri . . .
. . . corporisque acceptior militibus praemiorum
DIE RÖMIS CHEN KAISER IOI

gewütet. Und die Väter stachelte hierzu außer dem all,ge­


meinen Elend des römischen Machtbereichs noch die
Erniedrigung des eigenen Standes an, weil Gallienus als
erster in der ihm von seiner Schlaffheit eingegebenen
Furcht, die Herrschaft möchte an die Besten des Adels
gelangen, dem Senat den Kriegsdienst und den Besuch
der Truppen verbot. Er hatte neun Jahre lang die Macht
mne.
Doch der Herrschaft des Claudius stimmen die Solda­
ten, die manchmal von katastrophalen Verhältnissen fast
wider Willen genötigt werden, das Rechte zu beschlie­
ßen, mit Eifer zu, als sie erkannten, daß alles darnieder­
lag, und preisen sie: der Mann scheute keine Mühe, war
gerecht und ganz dem Staat ergeben, als habe er nach lan­
ger Unterbrechung die Denkart der Decier erneuert.
Denn als er die Goten vertreiben wollte, die ihr langes
Verweilen allzu stark und fast zu Einwohnern gemacht
hatte, wurde aus den Sibyllinischen Büchern der Be­
scheid erbracht, der erste Mann des höchsten Standes sei
dem Siege zu opfern. Als sich derj enige, der das zu sein
schien, anbot, legte Claudius dar, daß vielmehr ihn diese
Verpflichtung treffe, der in Wahrheit im Senat und unter
allen Menschen der allererste war. Auf diese Weise wur­
den die Barbaren ohne Einbuße an Truppen geschlagen
und vertrieben, nachdem der Kaiser dem Staat sein
Leben geopfert hatte. So sehr liegt dem Tüchtigen mehr
am Heil der Bürger und daran, sich ein langes Gedenken
zu sichern - was nicht nur ihrem eigenen Ruhm, sondern
in gewisser Weise auch dem Glück ihrer Nachkommen
förderlich ist. So wahr dies Constantius und Constantin
sowie unsere Kaiser . . .
. . . und des Leibes, war sie den Soldaten willkommen,
aus Hoffnung auf B elohnungen oder Zügellosigkeit.
1 02 LIBER DE CAESARI BUS

s p e s e u lasciviae. Q u o aegra asperiorque victoria


fuit, dum, uti mos subditis est, studio impune pec­
candi remissa imperia promptius quam utilia defen­
dunt.
Ceterum A u r e l i a n u s successu tanto vehementi- 35
or confestim, quasi belli reliquiae superessent, in
Persas progressus est. Quis deletis Italiam repetivit,
cuius urbes Alamannorum vexationibus affligeban-
tur. Simul Germanis Gallia dimotis Tetrici, de quo
supra memoravimus, caesae Iegiones proditore ipso
duce. Namque Tetricus, cum Faustini praesidis dolo 4
corruptis militibus plerumque peteretur, Aureliani
per litteras praesidium imploraverat eique adventan-
ti producta ad speciem acie inter pugnam se dedit.
Ita, uti rectore nullo solet, turbati ordines oppressi
sunt; ipse post celsum biennii imperium in trium­
phum ductus Lucaniae correcturam filioque veniam
atque honorem senatorum cooptavit. Neque secus 6
intra urbem monetae opifices deleti, qui, cum aucto-
re Felicissimo rationali nummariam notam corrosis­
sent, poenae metu bellum fecerant usque eo grave,
uti per Coelium montem congressi septem fere bel­
latorum milia confecerint.
His tot tantisque prospere gestis fanum Romae 7
Soli magnificum constituit donariis ornans opulen-
tis, ac ne unquam, quae per Gallienum evenerant,
DIE RÖMIS CHEN KAISER 1 03

Kümmerlich war daher der Sieg und bitterer, weil sie, wie
bei Untergebenen üblich, in dem Bestreben, straflos zu
sündigen, nachlässige Befehlsgewalt bereitwilliger als
zweckdienliche verteidigen.
Im übrigen rückte Aurelian, durchgreifender nach sol­
chem Erfolg, eilends, als wären nur noch Reste des Krie­
ges übrig, gegen die Perser aus. Nach deren Vernichtung
suchte er wieder Italien auf, dessen Städte unter den Beu­
tezügen der Alamannen litten. Um dieselbe Zeit wurden,
nachdem die Germanen aus Gallien vertrieben waren,
die Legionen des Tetricus, den wir oben erwähnt haben,
niedergemacht, wobei der Führer selbst Verrat übte.
Denn Tetricus hatte, da ihm die durch die Tücke des
Statthalters Faustinus bestochenen Soldaten mehrfach
nachstellten, Aurelian brieflich um Schutz gebeten und
sich ihm bei seiner Ankunft, nachdem er sein Heer zum
Schein in die Schlacht geführt hatte, während des Kamp­
fes ergeben. So wurden, wie gewöhnlich, wenn kein
Befehlshaber da ist, die Reihen durcheinander gebracht
und geschlagen; er selbst erlangte, nach zweijähriger
höchster Gewalt im Triumph aufgeführt, die Leitung
Lukaniens und für seinen Sohn Begnadigung sowie den
Rang eines Senators . Nicht anders wurden in Rom die
Arbeiter der Münze vernichtet; diese ließen es, nachdem
sie auf Anstiften des Rechnungsprüfers Felicissimus den
Münzfuß verfälscht hatten, aus Furcht vor Strafe zu
einem Kriege kommen, der so schlimm war, daß durch
sie, als sie am Coelius zu einer Schlacht antraten, etwa
siebentausend Soldaten den Tod fanden.
Nachdem er so viele bedeutende Unternehmungen
mit Erfolg zu Ende gebracht hatte, errichtete er in Rom
einen herrlichen Tempel des Sol, den er überreich mit
Geschenken bedachte, und damit nicht wieder vorkäme,
L I B E R D E CAESARIBUS 3 5 >7 - J j , I 2

acciderent, muris urbem quam validissimis laxiore


ambitu circumsaepsit; simulque usus porcinae car­
nis quo plebi Romanae aHatim cederet, prudenter
munificeque prospectavit, deletaeque fiscales et qua­
druplatorum, quae urbem miserabiliter affecerant,
calumniae consumptis igni tabulis monumentisque
huiuscemodi negotiorum atque ad Graeciae morem
decreta abolitione, inter quae avaritiam peculatum
provinciarumque praedatores contra morem milita­
rium, quarum e numero erat, immane quantum sec­
tabatur. Qua causa ministri scelere, cui secretorum
officium crediderat, circumventus apud Coenofruri­
um interiit, cum ille praedae conscientia delictique
scripta callide composita tribunis quasi per gratiam
prodidisset, quibus interfici iubebantur; illique eo
metu accensi facinus patravere.
lnterea milites amisso principe legatos statim 9
Romam destinant, uti suopte arbitratu patres impe­
ratorem deligerent. Quibus hoc ipsorum potissi- ro
mum convenire munus respondentibus rursum legi­
ones ad eos reiciunt. Ita utrimque pudore ac mode- rr

stia certabatur, rara in hominibus virtute, rebus prae­


sertim huiuscemodi, ac prope ignota militibus. Tan- rz

turn ille vir severitate atque incorruptis artibus potu-


it, ut eius necis nuntius auctoribus exitio, pravis
D I E R Ö M I S CH E N KAISER 1 05

was sich durch die Schuld des Gallienus abgespielt hatte,


umgab er die Stadt in einem großzügig bemessenen
Umkreis mit sehr starken Mauern. Und zugleich traf er
klug und großzügig Vorsorge, daß dem einfachen römi­
schen Volk ein hinlänglicher Vorrat von Schweinefleisch
zu Gebote stehe. Auch wurden die tückischen Anklagen
der Steuerbeamten und Viertelsgewinnler, welche die
Stadt elend mitgenommen hatten, abgeschafft, indem
Aurelian die Schuldbücher und sonstigen B eweise von
Angelegenheiten dieser Art in Flammen aufgehen ließ
und nach griechischer Sitte eine Nichtigerklärung fest­
setzte, und bei alledem stellte er der Habgier, dem Unter­
schleif sowie den Ausbeutern der Provinzen gegen die
Gewohnheit der Militärs, zu denen er zählte, bis zum
Äußersten nach. Daher bereitete ihm das heimtückische
Verbrechen eines Gehilfen, dem er das Amt für die
Geheimsachen anvertraut hatte, bei Coenofrurium den
Untergang, indem dieser im B ewußtsein unerlaubter
B ereicherung den Tribunen wie aus Gefälligkeit raffi­
niert gefälschte Schriftstücke aushändigte, welche die
Anweisung, sie zu töten, enthielten; sie aber, hierdurch
in Furcht versetzt, vollbrachten die Tat.
Nunmehr senden die Truppen, des Führers beraubt,
unverzüglich Bevollmächtigte nach Rom: die Väter
möchten nach ihrem Ermessen jemanden zum Kaiser
bestimmen. Die aber antworteten, diese Aufgabe kom­
me am ehesten ihnen selbst zu; die Legionen j edoch ver­
wiesen die Sache abermals an sie zurück. So wetteiferte
man beiderseits in Zurückhaltung und Bescheidenheit,
einer unter Menschen seltenen Tugend, zumal bei Din­
gen dieser Art, und den Soldaten nahezu unbekannt. So
viel bewirkte der Mann durch seine Strenge und Unbe­
stechlichkeit, daß die Nachricht von seiner Ermordung
r o6 L I B E R D E CAESA R ! B U S 3 5 , 1 2 - 3 7,2

rnetui, simulationi dubiis, optirno cuique desiderio,


nernini insolentiae aut ostentationi esset; atque etiarn
soli quasi Rornulo interregni species obvenit, Ionge
vero gloriosior. Quod facturn praecipue edocuit 13
cuncta i n s e orbis rnodo verti nihilque accidere, quod
rursurn naturae vis ferre nequeat aevi spatio; adhuc q
virtutibus principurn res attolli facile vel afflictas,
easque firrniores praeceps viriis dari.

Igitur tandern senatus rnense circiter post Am·elia- 3 6


ni interiturn sexto Ta c i t u rn e consularibus, rnitem
sane virurn, irnperatorern creat, cunctis fere laetiori­
bus, quod militari ferocia legendi ius principis pro­
ceres recepissent. Quae tarnen laetitia brevis neque
exitu tolerabili fuit. Narnque Tacito confestirn a
ducentesirna regni luce Tyanae rnortuo, cum tarnen
prius auctores Aurcliani necis rnaxirneque Mucapo­
rern duccm, quod ipsius ictu occidcrat, excruciavis-
set, Florianus, eiusdern frater, nullo senatus seu mili­
turn consu!to irnperiurn invaserat.

Qui uno rnense aut altero vix retentata dorninatio- 3 7


ne apud Tarsurn ab suis interficitur, postquarn P r o ­
b u rn i n Illyrico facturn accepere, ingenti belli seien-
D I E R Ö M I SCHEN KAISER 1 07

bei den Urhebern den Tod, bei den Schlechten Furcht,


bei den Schwankenden Verstellung, bei allen Guten
Sehnsucht und bei niemandem Überheblichkeit und
Prahlerei hervorrief, und bei ihm allein stellte sich wie­
der, als wäre er Romulus, eine Art Interregnum ein, doch
zu viel größerem Ruhme für ihn. Dieses Ereignis zeigte
besonders deutlich, daß alles wie in einer Kreisbewegung
abläuft und sich nichts ereignet, was die Kraft der Natur
im Laufe der Zeit nicht abermals zu bringen vermöchte,
und zudem, daß sich dürch tüchtige Eigenschaften der
Kaiser selbst zerrüttete Zustände leicht wiederherstellen
lassen, während sie, wenn sie noch so gut gefestigt sind,
durch deren Unzulänglichkeiten ins Verderben gestürzt
werden.
So wählt denn endlich der Senat etwa im sechsten
Monat nach der Ermordung Aurelians aus der Reihe der
ehemaligen Konsuln Tacitus, einen überaus gutmütigen
Mann, zum Kaiser; wobei fast j eder erfreut war, daß das
Recht, den Kaiser zu benennen, von den rohen Soldaten
zu den erlauchten Herren zurückgekehrt war. Die Freu­
de währte indes nur kurze Zeit und nahm ein unerträgli­
ches Ende. Denn Tacitus war alsbald, nach dem zwei­
hundertsten Tage seiner Herrschaft, zu Tyana verstor­
ben, nachdem er immerhin die Urheber der Ermordung
Aurelians, und zumal deren Anführer Mucapor, von
dessen Hieb j ener tödlich getroffen worden war, gekreu­
zigt hatte. Dann aber hatte Florianus, der Bruder des
Tacitus, ohne Beschluß des Senats oder der Truppen die
Herrschaft an sich gerissen.
Dieser wird, nachdem er mit Mühe einen Monat oder
zwei die Herrschaft ausgeübt hatte, bei Tarsus von sei­
nen Leuten getötet, als sie hörten, in Illyrien sei Probus
erwählt worden, ein Mann, der durch seine ungeheure
ro8 LIBER D E CAESARIBUS

tia exercitandisque varie militibus a c duranda iuven­


tute p rope Hannibalem alterum. Namque ut ille
oleis Africae pleraque per legiones, quarum otium
reipublicae atque ductoribus suspectum rebatur,
eodem modo hic Galliam Pannoniasque et Moeso­
rum colles vinetis replevit, postea sane quam barba­
rorum attritae gentes sunt, quae nostris principibus
suorum scelere interfectis irruperant, simul caesis
Saturnino per Orientem, Agrippinae B onoso exerci-
tu; nam utrique dominaturn tentaverant sumpta, cui
duces praeerant, manu. Qua causa receptis omnibus
pacatisque dixisse proditur brevi milites frustra fore.
Hinc denique magis irritati paulo cis sexturn annum 4
apud Sirmium trucidavere, cum ad siccandam lacu-
nis ac fossa urbem ipsi patriam adigerentur, quae
palustri solo hiemalibus aquis corrumpitur.
Abhinc militaris potentia convaluit ac senatui
imperium creandique ius principis ereptum ad
nostram memoriam, incertum, an ipso cupiente per
desidiam an metu seu dissensionum odio. Quippe 6

amissa Gallieni edicto refici militia potuit conceden­


tibus modeste legionibus Tacito regnante, neque
D I E R Ö M I S C H EN KAISER 1 09

Kriegserfahrung, durch seine Fähigkeit, die Soldaten auf


verschiedenerlei Weise zu drillen und die junge Mann­
schaft abzuhärten, beinahe ein zweiter Hannibal war.
Denn wie j ener große Teile Afrikas durch die Legionen,
deren Müßiggang ihm für den Staat und die Truppenfüh­
rer gefährlich schien, mit Olivenbäumen bepflanzt hatte,
auf dieselbe Weise füllte er Gallien, die pannonischen
Gebiete und die Hügel Moesiens mit Rebanlagen, und
zwar nachdem er die B arbarenvölker aufgerieben hatte,
die nach der Ermordung unserer Kaiser, vollzogen durch
den Frevel ihrer eigenen Leute, dort eingefallen waren,
und nachdem zur gleichen Zeit Saturninus durch die
Orient- und Bonosus durch die Kölner Truppen ein
gewaltsames Ende genommen hatten; denn beide hatten
nach der Herrschaft getrachtet, gestützt auf die Einhei­
ten, die sie befehligten. Daher soll er, als alles zurückge­
wonnen und befriedet war, gesagt haben, daß man in
Kürze keine Soldaten mehr nötig haben werde. Hier­
durch wurden diese noch mehr über ihn aufgebracht,
und so machten sie ihn kurz vor Ablauf des sechsten Jah­
res bei Sirmium nieder, als sie diese Stadt, seine Heimat,
durch Teiche und einen Graben trockenlegen mußten:
ihr sind der sumpfige B oden und die winterliche Wasser­
zufuhr abträglich.
Von nun an erstarkte die Macht der Truppen, und dem
Senat blieb die Regierung sowie das Recht der Kaiser­
wahl bis auf unsere Zeit entzogen, wobei ungewiß ist, ob
er es selbst aus Schlaffheit so wünschte oder aus Furcht
oder Abscheu vor Streitigkeiten. Zwar hätte er das Recht
zum Kriegsdienst, das ihm der Erlaß des Gallienus ent­
zogen hatte, wieder wahrnehmen können, dank des
Zugeständnisses, das die Legionen unter der maßvollen
Herrschaft des Tacitus machten; auch hätte sich nicht
I Io L I B E R DE C A E S A R I B U S 3 7 ,6 - 3 8 , 7

Florianus temere invasisset, aut iudicio manipulari­


um cuiquam, bono licet, imperium daretur amplissi-
mo ac tanto ordine in castris degente. Verum dum 7
oblectantur otio simulque divitiis pavent, quarum
usum affluentiamque aeternitate maius putant,
munivere militaribus et paenc barbaris viam in se ac
posteras dominandi.

I gitur C a r u s praefectura pollens praetorii au- 3 8


gusto habitu induitur, liberis Caesaribus Carino
Numerianoque. Et quoniam cognita Probi morte 2
barbarorum quique opportune invaserant, misso ad
munimentum Galliae maiore filio Numeriani comi­
tatu in Mesopotamiam pergit protinus, quod ea Per­
sarum quasi sollemni bello subest. Ubi fusis hosti­
bus, dum gloriae inconsulte avidior Thesiphonta
urbem Parthiae inclitam transgreditur, fulminis tac-
tu conflagravit. Id quidam iure ei accidisse referunt; 4
nam cum oracula docuissent adusque oppidum
memoramm perveniri victoria licere, longius delatus
poenas luit. Proinde arduum fatalia devertere, eoque
futuri notio superflua. At Numerianus amisso patre 6
simul confectum aestimans bellum, cum exercitum
reductaret, Apri praefecti praetorio soceri insidiis
exstinguitur. Quis casum detulit adolescentis oculo- 7
D I E RÖMISCHEN KAISER III

Florianus blindlings erhoben noch würde auf Grund des


Urteils der gemeinen Soldaten irgendwem, und sei er
tüchtig, die Herrschaft anvertraut, wenn der erlauchte­
ste, so bedeutende Stand sich nicht vom Lager fernhielte.
Doch während sich die Senatoren ihrer Muße erfreuten
und zugleich um ihren Reichtum bangten, dessen Genuß
und Überfluß sie für wichtiger halten als die Ewigkeit,
bahnten sie den Soldaten, die fast noch Barbaren waren,
den Weg, über sie selbst und ihre Nachfahren zu herr­
schen.
So wird denn Carus, einflußreich durch seine Prätori­
anerpräfektur, mit dem kaiserlichen Ornat bekleidet,
wobei seine Söhne Carinus und Numerianus den Rang
von Caesares erhalten. Und da nach Bekanntwerden des
Todes von Probus zahlreiche Barbaren die Gelegenheit
zu Einfällen benutzt hatten, entsandte er den älteren
Sohn zur Sicherung Galliens und brach selbst unverzüg­
lich, von Numerianus begleitet, nach Mesopotamien auf,
das fast regelmäßig dem Angriff der Perser ausgesetzt ist.
Dort hat ihn nach Vertreibung der Feinde, während er,
unbedacht allzu sehr auf Ruhm erpicht, über Thesiphon,
eine ansehnliche Stadt Parthiens, hinaus vordringt, ein
Blitz getroffen und verbrannt. Das, berichten einige, sei
ihm mit Recht zugestoßen; denn nachdem Prophezeiun­
gen ihn belehrt hatten, ihm sei erlaubt, bis zu der
erwähnten Stadt siegreich vorzurücken, mußte er büßen,
als er sich weiter fortreißen ließ. Es ist demnach schwie­
rig, vom Schicksal Verhängtes zu vermeiden, und daher
ist die Kenntnis der Zukunft unnütz. D och Numerianus,
der den Krieg zugleich mit dem Verlust des Vaters für
beendet hielt, wurde, als er sein Heer zurückführte, von
dem Prätorianerpräfekten Aper, seinem Schwiegervater,
heimtückisch beseitigt. Hierzu bot ein Augenleiden des
1 12 LIBER D E CAESARIBUS

rum dolor. Denique diu facinus occultatum, dum


clausum lectica cadaver specie aegri, ne vento obtun­
deretur acies, gestabatur.

Sed postquam odore tabescentium membrorum 39


scelus proditum est, ducum consilio tribunorumque
Va l e r i u s D i o c l e t i a n u s domesticos regens ob
sapientiam deligitur, magnus vir, his moribus tarnen:
quippe qui primus ex auro veste quaesita serici ac z

purpurae gemmarumque vim plantis concupiverit.


Quae quamquam plus quam civilia tumidique et af­
fluentis animi, levia tarnen prae ceteris. Namque se 4
primus omnium Caligulam post Domitianumque
dominum palam dici passus et adorari se appellari-
que uti deum. Quis rebus, quantum ingenium est,
compertum habeo humillimos quosque, maxime ubi
alta accesserint, superbia atque ambitione immodi-
cos esse. Hinc Marius patrum memoria, hinc iste 6
nostra communem habitum supergressi, dum ani­
mus p otentiae expers tamquam inedia refecti insatia­
bilis est. Quo mihi mirum videtur nobilitati pleros- 7
que superbiam dare, quae gentis patriciae memor
molestiarum, quis agitatur, remedio eminere paulu­
lum iuris habet. Verum haec in Valerio obducta cete-
ris bonis; eoque ipso, quod dominum dici passus,
p arentern egit; satisque constat prudentem virum
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R I 13

jungen Mannes die Gelegenheit. Man hielt übrigens die


Untat lange verborgen, indem der Leichnam in einer ver­
schlossenen Sänfte, als sei der Mann krank - damit der
Wind nicht seiner Sehkraft Abtrag tue -, befördert wur­
de.
Doch als der Gestank der verwesenden Gliedmaßen
das Verbrechen offenkundig machte, wurde durch Be­
schluß der Truppenführer und Tribunen Valerius Dio­
kletianus, der Befehlshaber der Leibwache, wegen seiner
Klugheit auserkoren, ein bedeutender Mann, j edoch von
folgender Wesensart: Er trug als erster ein Gewand aus
Gold und verlangte für seine Füße die Kostbarkeit von
Seide, Purpur und Edelsteinen. Das ist zwar über bürger­
liches Maß hinaus Zeichen einer aufgeblähten und eitlen
Gesinnung, hat j edoch kaum Gewicht im Verhältnis zum
übrigen. Denn er ließ sich als allererster nach Caligula
und Domitian offiziell « Herr>> nennen und anbeten und
anrufen wie einen Gott. Durch diese Dinge sind, wie für
mich nach dem Maße meiner Einsicht feststeht, gerade
die Niedrigsten, wenn sie es zu einer hohen Stellung
gebracht haben, hemmungslos in ihrem Selbstgefühl und
Ehrgeiz. So ist Marius zur Zeit unserer Väter, so dieser
Mann zur unseren über das gewöhnliche Verhalten hin­
ausgegangen, indem die Seele, der B eherrschung nicht
fähig, wie bei einem aus Hungersnot sich Wiederherstel­
lenden unersättlich ist. Daher kommt es mir sonderbar
vor, daß die meisten den Hochmut dem Adel zuschrei­
ben, der doch, eingedenk seines patrizischen Ursprungs,
zum Ausgleich für die Beschwerlichkeiten, denen er aus­
gesetzt ist, nur ein geringes Vorrecht für sich bean­
sprucht. Doch bei Valerius wurde dies durch die übrigen,
die guten Eigenschaften verdeckt, und während er sich
« Herr>> nennen ließ, gab er sich als Vater; der kluge Mann
1 14 L I B E R DE C A E S A R 1 B U S

edocere voluisse atrocitatem rerum magrs quam


nominum officere.
Interim Carinus eorum, quae acciderant, certior 9
spe facilius erumpentes motus sedaturn iri Illyricum
propere ltaliae circuitu petit. Ibi Iulianum pulsa eius 10
acie obtruncat. Namque is cum Venetos correctura
ageret, Cari morte cognita imperium avens eripere
adventanti hosti obviam processerat. At Carinus ubi 11
Moesiam contigit, illico Marcum iuxta Diocletiano
congressus, dum victos avide premeret, suorum ictu
interiit, quod libidine impatiens militarium multas
affectabat, quarum infestiores viri iram tarnen dolo­
remque in eventum belli distulerant. Quo prosperius 12
cedente metu, ne huiuscemodi ingenium magis
magisque victoria insolesceret, sese ulti sunt. Is finis
Caro liberisque; Narbone patria, imperio biennii
fuere.
lgitur Valerius prima ad exercitum contione cum 13
educto gladio solem intuens obtestaretur ignarum
cladis Numeriani neque imperii cupientem se fuisse,
Aprum proxime astantem ictu transegit; cuius dolo,
uti supra docuimus, adolescens bonus facundusque
et gener occiderat. Ceteris venia data retentique 14
hostium fere omnes ac maxime vir insignis nomine
D I E R Ö M I S C H EN KAI S E R Il5

wollte, wie hinlänglich feststeht, klarmachen, daß


schreckliche Dinge abstoßender seien als schreckliche
Namen.
Unterdessen zieht Carinus, von dem, was vorgefallen
war, unterrichtet und in der Erwartung, daß sich die erst
ausbrechenden Aufstände um so leichter würden be­
schwichtigen lassen, eilends, mit einem Umweg über Ita­
lien, nach Illyrien. Dort erschlägt er Julian, nachdem er
sein Heer verj agt hatte. Denn der suchte als Statthalter
von Venetien auf die Kunde vom Tode des Carus hin die
Herrschaft an sich zu reißen; er war daher dem heranna­
henden Feinde entgegengerückt. Nach seinem Einmarsch
in Moesien ließ sich Carinus alsbald am Margus auf eine
Schlacht mit Diokletian ein; während er den Besiegten
hastig nachsetzte, bereitete ihm ein Attentat seiner Leute
den Tod, weil er, in der Wollust unbeherrscht, den Frauen
der Soldaten nachstellte, deren aufgebrachte Männer
indes den Zorn und Schmerz bis zum Ausgang des Krie­
ges hatten unterdrücken wollen. Als der nun einen recht
glücklichen Verlauf nahm, fürchteten sie, ein Charakter
dieser Art möchte durch den Sieg mehr und mehr in Maß­
losigkeit verfallen und rächten sich. Dies war das Ende des
Carus und seiner Söhne; sie stammten aus Narbo; ihre
Herrschaft dauerte zwei Jahre.
Als nun Valerius bei der ersten Heeresversammlung
mit gezücktem Schwert zur Sonne blickte und schwor, er
habe von dem Ende des Numerianus nichts gewußt und
auch nicht nach der Herrschaft gestrebt, durchbohrte er
Aper, der ganz in der Nähe stand, mit einem Stoß; durch
dessen Tücke war, wie wir oben darlegten, der vortreffli­
che und beredte junge Mann, sein Schwiegersohn, zu­
grunde gegangen. Die übrigen wurden begnadigt, und
fast alle Feinde blieben auf ihren Posten, vor allem ein
I I6 LIBER DE CAESARI BUS

Aristobulus praefectus praetorio per officia sua.


Quae res post memoriam humani nova atque inopi- 15
nabilis fuit civili bello fortunis fama dignitate spolia­
tum neminem, cum pie admodum mansueteque geri
laetemur exilio proscriptioni atque etiam suppliciis
et caedibus modum fieri. Quid ea memorem ascivis- 16
se consortio multos externosque tuendi prolatandi-
ve gratia iuris Romani ? Namque ubi comperit Cari- 17
ni discessu Helianum Amandumque per Galliam
excita manu agrestium ac latronum, quos Bagaudas
incolae vocant, populatis late agris plerasque urbium
tentare, Maximianum statim fidum amicitia quam­
quam semiagrestem, militiae tarnen atque ingenio
bonum imperatorem iubet. Huic postea cultu numi- 18
nis Herculio cognomentum accessit, uti Valerio
lovium; unde etiam militaribus auxiliis Ionge in exer­
citum praestantibus nomen impositum. Sed Hercu- 19
lius in Galliam profectus fusis hostibus aut acceptis
quieta omnia brevi patraverat.
Quo bello Carausius, Menapiae civis, factis 20
promptioribus enituit; eoque eum, simul quia guber­
nandi ( quo officio adolescentiam mercede exercue-
rat) gnarus habebatur, parandae classi ac propulsan-
dis Germanis maria infestantibus praefecere. Hoc 21
elatior, cum barbarum multos opprimeret neque
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R I 17

hervorragender Mann, d e r Prätorianerpräfekt namens


Aristobulus. Das war seit Menschengedenken etwas
Neues und Unerwartetes: daß nach einem Bürgerkrieg
niemand seines Vermögens, seiner Ehre und seines
Amtes beraubt wurde, während wir uns sonst freuen,
daß Schonung und Milde walte, wenn bei Verbannung
und Ächtung und auch bei Hinrichtungen und Morden
Maß gehalten wird. Was soll ich erwähnen, daß er viele,
auch Auswärtige, als Helfer herbeirief, die römischen
Gesetze zu schützen und auszubreiten ? Denn sobald
Valerius erfuhr, daß Helianus und Amandus nach dem
Untergang des Carinus mit einem in Gallien aufgewie­
gelten Haufen von Landleuten und Räubern, welche die
Bewohner B agauden nennen, weithin das Ackerland ver­
wüsteten und zahlreiche Städte angriffen, ernannte er
unverzüglich Maximian, ihm in Freundschaft treu erge­
ben und, wenn auch halbbäuerisch, so doch durch
Kriegserfahrung und Charakter tüchtig, zum B efehlsha­
ber. Dieser erhielt später wegen seiner Verehrung des
Gottes den Beinamen Herculius, wie Valerius den Beina­
men Jovius; hiernach wurden auch die Hilfstruppen, die
sich im Heere besonders hervortaten, benannt. Herculi­
us aber zog nach Gallien; nach Vertreibung oder Begna­
digung der Feinde hatte er in kurzem überall die Ruhe
wiederhergestellt.
Auf diesem Feldzug zeichnete sich Carausius, ein Bür­
ger Menapiens, durch überaus beherzte Taten aus; des­
wegen und zugleich, weil er als des Steuerns kundig galt
(mit dieser Tätigkeit hatte er gegen Lohn seine j üngeren
Jahre bestritten), betrauten ihn die Kaiser damit, eine
Flotte zu rüsten und die Germanen, die die Meere unsi­
cher machten, zu vertreiben. Hierdurch allzu sehr erho­
ben, da er viele B arbaren ausrottete und keineswegs die
118 L I B E R D E CAESARIBUS

praedae omnia in aerarium referret, Herculii metu, a


quo se caedi iussum compererat, B ritanniam hausto
imperio capessivit. Eodem tempore Orientern Per- 22
sae, Africam Julianus ac nationes Quinquegentanae
graviter quatiebant. Adhuc apud Aegypti Alexan- 23
driam Achilleus nomine dominationis insignia in­
duerat.
His de causis Iulium Constantium, Galerium 24
Maximianum, cui cognomen Armentario erat, crea-
tos Caesares in affinitatem vocant. Prior Herculii 25
privignam, alter Diocletiano editam sortiuntur di­
remptis prioribus coniugiis, ut in Nerone Tiberio
ac Iulia filia Augustus quondam fecerat. His sane 26
omnibus Illyricum patria fuit: qui, quamquam
humanitatis parum, ruris tarnen ac militiae miseriis
imbuti satis optimi reipublicae fuere. Quare constat 27
sanctos prudentesque sensu mali promptius fieri,
contraque expertes aerumnarum, dum opibus suis
cunctos aestimant, minus consulere. Sed horum con- 28
cordia maxime edocuit virtuti ingenium usumque
b onae militiae, quanta his Aureliani Probique insti­
tuto fuit, paene sat esse. D enique Valerium ut paren- 29
tem seu dei magni suspiciebant modo; quod quale
quantumque sit, ab urbis conditione ad nostram
aetatem propinquarum facinoribus patefactum est.
Et quoniam bellorum moles, de qua supra memo- 30
DIE RÖMIS CHEN KAISER I 19

ganze Beute an die Staatskasse ablieferte, besetzte er aus


Furcht vor Herculius, der ihn, wie er erfahren hatte,
töten sollte, B ritannien, wobei er sich die Kaisergewalt
anmaßte. Um dieselbe Zeit verursachten im Orient die
Perser, in Afrika Julian und die Quinquegentanischen
Stämme schwere Unruhen. Überdies hatte sich im ägyp ­
tischen Alexandrien j emand namens Achilleus mit den
Zeichen der Herrschaft bekleidet.
Aus diesen Gründen ernennen die Kaiser Julius Con­
stantius und Galerius Maximianus, der den Beinamen
Armentarius trug, zu Caesaren und knüpften mit ihnen
verwandtschaftliche B ande. Der Erstgenannte erhielt die
Stieftochter des Herculius, der andere die Tochter des
Diokletian zur Frau, nachdem sie ihre früheren Ehen auf­
gelöst hatten, wie es einst Augustus bei Tiberius N ero und
seiner Tochter Julia gehalten hatte. Sie waren allesamt in
Illyrien beheimatet; sie eigneten sich, mit B ildung zwar
wenig, mit den Drangsalen der Landwirtschaft und des
Kriegsdienstes j edoch hinlänglich vertraut, vorzüglich
für die Staatsverwaltung. So zeigt sich, daß Leidensdruck
die Menschen leichter redlich und fürsorglich macht und
daß im Gegensatz hierzu die von Kümmernissen Ver­
schonten, indem sie j edermann nach ihren eigenen
Glücksgütern messen, weniger hilfreich sind. Am mei­
sten aber bewies der Zusammenhalt dieser Männer, daß
zur Tüchtigkeit Begabung und Erfahrung in gediegenem
Militärdienst, wie sie sie in der Schule des Aurelian und
des Probus erworben hatten, nahezu genügt. Schließlich
blickten sie zu Valerius wie zu ihrem Vater oder als wäre er
eine große Gottheit auf; wie förderlich und wichtig das ist,
haben von der Gründung der Stadt an bis in unsere Zeit
die schlimmen Taten unter Verwandten offenbart.
Und da die Last der Kriege, von der wir oben berichtet
1 20 LIBER DE C A E S A R I B 1J S

ravimus, acrius urgebat, quadripartito imperio cunc-


ta, quac trans Alpes Galliae sunt, Constantio com­
missa, Africa Italiaque Herculio, Illyrici ora adusque
Ponti fretum Galerio; cetera Valerius retentavit.
Hinc denique parti ltaliae invectum tributorum 3r
ingens malum. Nam cum omnis eadem functione
moderateque ageret, quo exercitus atque imperator,
qui semper aut maxima parte aderant, ali possent,
pensionibus inducta Iex nova. Quae sane illorum 32

temporum modestia tolerabilis in perniciem proces-


sit his tempestatibus.
Interim Iovio Alexandriam profecto provincia 33

credita Maximiano Caesari, uti relictis finibus in


Mesopotamiam progrederetur ad arcendos Persa­
rum impetus. A quis prima graviter vexatus con- 34

tracto confestim exercitu c veteranis ac tironibus


per Armeniam in hostes contendit; quae ferme sola
seu facilior vincendi via est. Denique ibidem Nar- 35
seum regem in dicionem subegit, simul Iiberos
coniugesque ct aulam regiam. Adeo victor, ut, ni 36

Valerius, cuius nutu omnia gerebantur, incertum


qua causa abnuisset, Romani fasces in provinciam
novam ferrentur. Verum pars terrarum tarnen nobis 37
utilior quaesita; quae cum acrius reposcuntur, bel­
lum rcccns susccptum est gravc admodum pernicio­
sumque.
At in Aegypto Achilleus facili negotio pulsus 38
D I E R Ö �l i S C H E N KA I S E R 121

haben, immer härter drückte, wurde in der viergeteilten


Herrschaft alles, was j enseits der Alpen zu Gallien
gehört, dem Constantius, Afrika und Italien dem Hercu­
lius, die illyrische Küste und das Gebiet bis zum Ufer des
Schwarzen Meeres dem Galerius anvertraut; den Rest
behielt Valerius. Von nun an wurde schließlich einem
Teil Italiens die ungeheure Last der Abgaben auferlegt.
Denn während bisher das ganze Land in gleicher, mäßi­
ger Höhe aufbrachte, womit sich Heer und Kaiser, die
stets oder die meiste Zeit anwesend waren, ernähren
konnten, trat jetzt für die Steuern ein neues Gesetz in
Kraft. Allerdings hat sich die Bescheidenheit j ener Zei­
ten, erträglich wie sie damals war, erst in der Gegenwart
zu einem schweren Übel entwickelt.
Während nun Jovius nach Alexandrien aufbrach, wur­
de dem Caesar Maximian die Aufgabe übertragen, er sol­
le die Grenze überschreiten und in Mesopotamien ein­
rücken, um die Angriffe der Feinde abzuwehren. Nach­
dem ihm diese zunächst schwer zugesetzt hatten, zog er
eilends aus Altgedienten und Rekruten ein Heer zusam­
men, und so rückte er durch Armenien gegen die Feinde
vor: dies ist so ziemlich der einzige oder jedenfalls der
leichtere Weg, der zum Sieg führt. Schließlich nahm er
dort König Narseus gefangen und zugleich dessen Kin­
der und Frauen sowie den königlichen Hof. Er war der­
art erfolgreich, daß, hätte nicht Valerius, nach dessen
Willen alles geschah, man weiß nicht warum, abgewinkt,
die römischen Rutenbündel in eine neue Provinz vorge­
drungen wären. Doch gleichwohl wurde der nützlichere
Teil des Gebietes von uns erworben; als man ihn um so
erbitterter zurückforderte, brach aufs neue ein Krieg aus,
der überaus schwer und verderblich war.
In Ägypten hingegen erhielt Achilleus, mit leichter
1 22 L I B E R D E CAESAR I B U S 39>39 - 3 9 . 4 5

poenas luit. Per Africam gestae res pari modo, soli- 39

que Carausio remissum insulae imperium, post­


quam iussis ac munimento incolarum contra gentes
bellicosas opportunior habitus. Quem sane sexennio 4o
post Allectus nomine dolo circumvenit. Qui cum 41
eius permissu summae rei praeesset, fiagitiorum et
ob ea mortis formidine per scelus imperium extorse-
rat. Quo usum brevi Constantius Asclepiodoto, qui 42
p raetorianis praefectus praeerat, cum parte classis ac
legionum praemisso delevit. Et interea caesi Marco- 43
manni Carporumque natio translata omnis in
nostrum solum, cuius fere pars iam turn ab Aurelia-
no erat.
Neque minore studio pacis officia vincta legibus 44
aequissimis ac remoto pestilenti frumentariorum
genere, quorum nunc agentes rerum simillimi sunt.
Qui cum ad explorandum annuntiandumque, ecqui 45
forte in provinciis motus exsisterent, instituti vide­
rentur, compositis nefarie criminationibus, iniecto
passim metu, praecipue remotissimo cuique, cuncta
foede diripiebant. Simul annona urbis ac stipendiari­
orum salus anxie solliciteque habita, honestiorumque
p rovectu et e contra suppliciis flagitiosi cuiusque
virtutum studia augebantur. Veterrimae religiones
DIE RÖMISCHEN KAISER 1 23

Mühe geschlagen, seine Strafe. In Afrika nahmen die


Dinge denselben Verlauf, und lediglich dem Carausius
wurde die Herrschaft über die Insel belassen, nachdem er
sich als recht geeignet erwiesen hatte, Befehle entgegen­
zunehmen und die Bewohner gegen kriegerische Völker
zu schützen. Ihn hat allerdings sechs Jahre später ein
Mann namens Allectus heimtückisch zu Fall gebracht.
Dieser hatte ihm nämlich, als er mit seiner Erlaubnis
einen sehr hohen Posten innehatte, aus Furcht wegen sei­
ner Schandtaten und darum vor dem Tode, durch ein
Verbrechen die Herrschaft entwunden. Er genoß sie nur
kurze Zeit: Constantius vernichtete ihn, nachdem er
Asclepiodotus, den B efehlshaber der Prätorianer, mit
einem Teil der Flotte und den Legionen vorausgeschickt
hatte. Und unterdessen wurden die Markomannen ge­
schlagen und das ganze Karpervolk, von dem bereits
Aurelian einen Teil verj agt hatte, auf unser Territorium
umgesiedelt.
Mit nicht geringerem Eifer regelte man die inneren
Angelegenheiten durch möglichst gerechte Vorschriften,
und man beseitigte das verderbliche Gezücht der Getrei­
detaxierer, denen j etzt die Geheimagenten am ähnlich­
sten sind. Man hatte sie offenbar eingesetzt, auszukund­
schaften und anzuzeigen, ob etwa irgendwo in den Pro­
vinzen Unruhen aufkämen; indem sie j edoch auf nieder­
trächtige Weise Anschuldigungen erfanden und überall,
zumal bei denen, die weit abseits lebten, Furcht verbrei­
teten, unterwarfen sie alle Welt schändlichen Erpressun­
gen. Zugleich wurden der städtische Getreidepreis und
das Wohl der Unterstützungsempfänger skrupulös und
mit Sorgfalt überwacht, und die Förderung der Anstän­
digen sowie andererseits die Bestrafung der Schandbu­
ben steigerte das Streben nach guten Sitten. Den ältesten
1 24 L I B E R OE C A E S A R I B U S

castissime curatae, a c mirum i n modum novis adhuc


cu!tisque pulehre moenibus Romana culmina et
ceterae urbes ornatae, maxime Carthago, Mediola­
num, Nicomedia.
Neque tarnen, cum haec agerent, extra vitia fuere. 46
Quippe Hcrculius libidine tanta agebatur, ut ne ab
obsidum corporibus quidem animi labern compri­
meret; Valerio parum honesta in amicos fides erat
discordiarum sane metu, dum enuntiationibus passe
agitari quietem consortii putat. Hinc etiam quasi 47
truncatae vires urbis imminuto praetoriarum cohor­
tium atque in armis vulgi numero; quo quidem plu-
res volunt imperium posuisse. Namque imminenti- 48
um scrutator, ubi fato intestinas clades et quasi fra­
garem quendam impendere comperit status Roma-
ni, celebrato regni vicesimo anno valentior curam
reipublicae abiecit, cum in sententiam Herculium
aegerrime traduxisset, cui anno minus potentia fue-
rat. Et quamquam aliis alia aestimantibus veri gratia
corrupta sit, nobis tarnen excellenti natura videtur ad
communem vitam spreto ambitu descendisse.

lgitur Constantio atque Armentario his succeden- 40


tibus Severus Maximinusque Illyricorum indigenae
Caesares, prior ltaliam posteriorque, in quae Iovius
DIE RÖMISCHEN KAISER 125

Kulten ließ man in größter Reinheit Pflege angedeihen,


und auf bewundernswerte Weise wurden mit ganz und
gar neuen und schön verzierten Mauern die römischen
Hügel sowie weitere Städte geschmückt, vor allem Kar­
thago, Mailand und Nikomedien.
Und doch waren die Kaiser, während sie dies taten,
nicht frei von Fehlern. Denn Herculius wurde derart von
sexueller Gier umgetrieben, daß seine verderbte Seele
nicht einmal vor der B erührung von Geiseln Halt mach­
te; Valerius wahrte auf wenig ehrenvolle Weise seinen
Freunden gegenüber die Treue, gewiß aus Furcht vor
Zwistigkeiten, indem er glaubte, daß offene Ausspra­
chen die Ruhe der Teilhaberschaft stören könnten. Des­
wegen wurden von ihm auch die Kräfte der Stadt gleich­
sam verstümmelt, und zwar durch eine verminderte Zahl
von Prätorianerkohorten und sonstigem Volk in Waffen,
und diese Furcht war auch nach Ansicht mehrerer der
Grund für seine Abdankung. Denn als Erforscher des
Bevorstehenden entledigte er sich, sobald er erfuhr, daß
schicksalsverhängte innere Niederlagen und gleichsam
ein Krachen des römischen Reiches drohten, nach der
Feier des zwanzigsten Jahres seiner Herrschaft bei recht
guter Gesundheit der Sorge für den Staat, nachdem er
mit größter Mühe Herculius zu demselben Entschluß
gebracht hatte, ihn, der ein Jahr weniger an der Macht
gewesen war. Und obwohl bei der Verschiedenheit der
Urteile das Ansehen der Wahrheit beschädigt ist, scheint
es mir von einem herausragenden Charakter zu zeugen,
wenn j emand seinen Ehrgeiz hintanstellt und wieder ins
gewöhnliche Dasein hinabsteigt.
So rückten denn Constantius und Armentarius nach
ihnen auf; Severus und Maximinus, beide aus Illyrien
gebürtig, werden zu Caesares, der erstere für Italien, der
1 26 L!BER DE CAESARIBUS

obtinuerat, destinantur. Quod tolerare nequiens 2


Constantinus, cuius iam turn a puero ingens potens­
que animus ardore imperitandi agitabatur, fugae
commento, cum ad frustrandas insequentes publica
iumenta, quaqua iter egerat, interficeret, in Britanni­
am pervenit; nam is a Galerio religionis specie ad
vicem obsidis tenebatur. Et forte iisdem diebus ibi­
dem Constantium patrem vel parentern vitae ultima
urgebant. Quo mortuo cunctis, qui aderant, anniten­ 4
tibus imperium capit.
Interim Romae vulgus turmaeque praetoriae
Maxentium retractante diu patre Herculio impera­
torem confirmant. Quod ubi Armentarius accepit, 6
Severum Caesarem, qui casu ad urbem erat, arma in
hostem ferre propere iubet. Is circum muros cum 7
ageret, desertus a suis, quos praemiorum illecebris
Maxentius traduxerat, fugiens obsessusque Raven­
nae obiit. Hoc acrior Galerius ascito in consilium
lovio Licinium vetere cognitum amicitia Augustum
creat; eoque ad munimentum Illyrici ac Thraciae
relicto Romam contendit. Ibi cum obsidione distine­ 9
retur, militibus eadem, qua superiores, via attentatis,
metu ne desereretur, Italia decessit; pauloque post
vulnere pestilenti consumptus est, cum agrum satis
reipublicae commodantem caesis immanibus silvis
D I E R Ö M I S C H EN K A I S E R 1 27

letztere für die Gebiete bestimmt, die Jovius innegehabt


hatte. Dies vermochte Constantin nicht zu ertragen, des­
sen ungeheurer und mächtiger Geist schon damals, von
Jugend an, von glühendem Verlangen zu herrschen er­
regt wurde; er gelangte fliehend mit Hilfe eines Einfalls ­
er hielt die Verfolger durch Tötung der staatlichen Zug­
tiere auf, wo immer er seinen Weg nahm - nach B ritanni­
en. Er war nämlich von Galerius unter dem Vorwand
religiöser Rücksichten als Geisel festgehalten worden.
Und zufällig rang in denselben Tagen ebendort Constan­
tius, sein Vater oder Verwandter, mit dem Tode. Nach
dessen Verscheiden bemächtigt er sich, wobei alle Anwe­
senden sich für ihn bemühen, der Herrschaft.
Unterdessen bestätigen zu Rom das Volk und die Prä­
torianereinheiteil Maxentius als Kaiser, obwohl sein
Vater Herculius dem lange entgegengearbeitet hatte. Als
Armentarius hiervon Kunde erhielt, befiehlt er dem Cae­
sar Severus, der sich zufällig in der Nähe der Stadt
befand, sich unverzüglich mit Waffengewalt gegen den
Feind zu wenden. Der aber wurde, als er ringsum an den
Mauern lagerte, von seinen Leuten im Stich gelassen, die
Maxentius durch lockende Belohnungen zu sich hin­
übergezogen hatte; er floh und verlor, in Ravenna ein­
geschlossen, das Leben. Um so mehr aufgebracht,
bestimmt Galerius, nachdem er sich mit Jovius beraten,
Licinius, den er in langer Freundschaft erprobt hatte,
zum Augustus; er läßt ihn zur Sicherung Illyriens und
Thrakiens zurück und rückt gegen Rom vor. Als ihn dort
die B elagerung festhielt, wurden seine Soldaten auf dem­
selben Weg wie die vorigen in Versuchung geführt; er zog
sich aus Furcht, im Stich gelassen zu werden, aus Italien
zurück und wurde bald darauf von einer gefährlichen
Wunde dahingerafft. Er hatte durch die Beseitigung rie-
128 LIBER D E CAESARI BUS

atque emisso i n Danubium lacu Pelsone apud Pan­


nonios fecisset. Cuius gratia provinciam uxoris 1a
nomine Valeriam appellavit. Huic quinquennii 11
imperium, Constantio annuum fuit, cum sane uter-
que potentiam Caesarum annos tredecim gessissent.
Adeo miri naturae beneficiis, ut ea si a doctis pecto- 12
ribus proficiscerentur neque insulsitate offenderent,
haud dubie praecipua haberentur. Quare camperturn 13
est eruditionem elegantiam comitatem praesertim
principibus necessarias esse, cum sine his naturae
bona quasi incompta aut etiam horrida despectui sint,
contraque ea Persarum regi Cyro aeternam gloriam
paraverint. At memoria mea Constantinum, quam- 14
quam ceteris promptum virtutibus, adusque astra
votis omnium subvexere. Qui profecto si munificen- 15
tiae atque ambitioni modum hisque artibus statuisset,
quis praecipue adulta ingenia gloriae studio progressa
longius in contrarium labuntur, haud multum abesset
deo. Is ubi vastari urbem atque Italiam comperit pul- 16
sosque seu redemptos exercitus e t imperatores duos,
composita pace per Gallias Maxentium petit.
Ea tempestate apud Poenos Alexander pro prae- r;

fecto gerens dominatui stolide incubuerat, cum ipse


D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R 1 29

siger Wälder und die Ableitung des Pelso-Sees in die


Donau Ackerland geschaffen, das durch seine Frucht­
barkeit Gewinne für die Allgemeinheit abwarf. Deswe­
gen nannte er die Provinz nach dem Namen seiner Frau
die Valerische. Seine Herrschaft währte fünf Jahre, die
des Constantius eines, nachdem sie allerdings beide drei­
zehn Jahre lang die Stellung eines Caesars innegehabt
hatten.
Sie waren dank der Gaben der Natur so bewunderns­
wert, daß diese, wenn sie gebildeten Köpfen zu Diensten
gestanden und nicht durch Grobschlächtigkeit abgesto­
ßen hätten, ohne Zweifel als herausragend anerkannt
würden. Es ist daher ausgemacht, daß zumal die Kaiser
der B ildung, des Geschmacks und eines umgänglichen
Wesens bedürfen, während natürliche Vorzüge ohne die­
se Eigenschaften, da sie dann als unzivilisiert oder gar
ruppig gelten, der Verachtung anheimfallen, wohingegen
sie dem Perserkönig Kyros unvergänglichen Ruhm ein­
gebracht haben. Zu meiner Zeit aber haben gerade sie
Constantin, den schon durch seine sonstigen Vorzüge
Herausragenden, durch den allgemeinen B eifall zu den
Sternen erhoben. Denn in der Tat, wenn er der Großzü­
gigkeit, dem Ehrgeiz und all den Eigenschaften Zügel
angelegt hätte, durch die zumal starke Charaktere, in
ihrem Streben nach Ruhm allzu weit vorangetrieben, ins
Gegenteil abgleiten, dann wäre er von einem Gott nicht
sonderlich weit entfernt. Als Constantin nun erfuhr,
Rom und Italien würden schwer heimgesucht und zwei
Heere seien mitsamt den Befehlshabern verjagt oder
bestochen worden, schloß er Frieden und rückte durch
Gallien gegen Maxentius vor.
In dieser Zeit hatte sich bei den Puniern Alexander, der
als Präfekt Dienst tat, törichterweise der Herrschaft be-
1 30 L I B E R D E CAESARI B U S

debili aetate, agrestibus a c Pannonicis parentibus


vecordior, milites tumultuarie quaesiti armorum vix
medium haberent. D enique eum a tyranno missi 18
paucissimis cohortibus Rufius Volusianus praefec-
tus praetorio ac militares duces levi certarnirre confe­
cere. Quo victo Maxentius Carthaginem, terrarum 19
decus, simul Africae pulchriora vastari diripi incen­
dique iusserat, ferus inhumanusque ac libidine multa
tetrior. Adhuc pavidus et imbellis atque in desidiam 20
foede pronus, usque eo, ut flagrante per ltaliam bello
fusisque apud Veronam suis nihilo segnius solita
curaret neque patris exitio moveretur. Namque Her- 21
culius natura impotentior, simul filii segnitiem
metuens inconsulte imperium repetiverat. Cumque 22
specie officii dolis compositis Constantinum gene­
rum tentaret acerbe, iure tandem interierat. Sed 23
Maxentius atrocior in dies tandem urbe in Saxa rubra
milia ferme novem aegerrime progressus, cum caesa
acie fugiens semet Romam reciperet, insidiis, quas
hosti apud pontem Milvium locaverat, in transgressu
Tiberis interceptus est tyrannidis anno sexto. Huius 24
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R I 3I

mächtigt, obwohl er selbst von gebrechlichem Alter und


wegen seiner bäurischen pannonischen Herkunft von
ziemlich wildem Wesen war und seine Soldateska, im
Aufruhr zusammengerafft, kaum zur Hälfte bewaffnet
war. Zuletzt überwanden ihn, vom Usurpator entsandt,
mit ganz wenigen Kohorten in leichtem Kampf der Prä­
torianerpräfekt Rufius Volusianus und seine Truppen­
führer. Nach dem Sieg über ihn hatte Maxentius Kartha­
go, ein Kleinod unserer Länder, und zugleich die schöne­
ren Gebiete Afrikas verwüsten, plündern und in Brand
stecken lassen, in seiner rohen, unmenschlichen und
durch ein großes Maß von Willkür noch abstoßenderen
Art. Überdies war er furchtsam und unkriegerisch und
auf schmähliche Weise zu Untätigkeit neigend, derart,
daß er, als in Italien der Krieg loderte und seine Truppen
bei Verona geschlagen waren, um nichts weniger ener­
gielos den gewohnten B eschäftigungen nachging und
sich auch durch den Tod des Vaters nicht aufrütteln ließ.
Denn Herculius, von Natur aus ziemlich unbeherrscht
und zugleich angesichts der Energielosigkeit des Sohnes
besorgt, hatte sich unbedacht aufs neue der Herrschaft
bemächtigt. Und als er unter dem Deckmantel der
Pflichterfüllung durch tückische Nachstellungen dem
Schwiegersohn Constantin böse zusetzte, ereilte ihn
endlich zu Recht der Untergang. Doch Maxentius, von
Tag zu Tag abscheulicher, war schließlich mit größter
Überwindung von Rom aus etwa neun Meilen bis zu den
Saxa rubra vorgerückt; als er sich, nachdem sein Heer
geschlagen war, fliehend wieder nach Rom zurückzog,
wurde er in einem Hinterhalt, den er dem Feinde an der
Milvischen B rücke gelegt hatte, beim Überschreiten des
Tibers im sechsten Jahr seiner angemaßten Herrschaft
überwältigt. Bei seinem Tode frohlockten Senat und
I 32 LIBER D E CAESARI B U S

nece incredibile quantum laetitia gaudioque senatus


ac plebes exsultaverint; quos in tantum afflictaverat,
uti praetorianis caedem vulgi quondam annuerit pri­
musque instituto pessimo munerum specie p atres
aratoresque pecuniam conferre prodigenti sibi coge-
ret. Quorum odio praetoriae Iegiones ac subsidia 25
factionibus aptiora quam urbi Romae sublata peni-
tus, simul arma atque usus indumenti militaris.
Adhuc cuncta opera, quae magnifice construxerat, 26
urbis fanum atque basilicam Flavii meritis p atres
sacravere. A quo etiam post Circus maximus excul- 27
tus mirifice atque ad lavandum institutum opus cete-
ris haud multo dispar. Statuae locis quam celeberri- 28
mis, quarum plures ex auro aut argenteae sunt; turn
per Africam sacerdotium decretum Flaviae genti,
Cirtaeque oppido, quod obsidione Alexandri conci­
derat, reposito exornatoque nomen Constantina
inditum. Adeo acceptius praestantiusque tyranno- 29
rum depulsoribus nihil est, quorum gratia eo demum
auctior erit, si modesti atque abstinentes sint. Quip- 30
pe humanae mentes frustratae boni spe asperius
offenduntur, cum mutato rectore flagitioso aerum­
narum vis manet.

Dum haec in ltalia geruntur, Maximinus ad Orien- 41


tem post biennii augustum imperium fusus fugatus-
D I E R Ö M I S C H EN K A I S E R I 3J

Volk in unglaublicher Ausgelassenheit und Freude;


denen gegenüber war er in seinem Wüten so weit gegan­
gen, daß er den Prätorianern einmal ein Blutbad unter
der Menge gestattete und als erster zu bösem Vorbild die
Senatoren und Landbesitzer nötigte, unter dem Vor­
wand von Spielen Geld für seine Verschwendung zusam­
menzuschießen. Dies erregte solchen Abscheu, daß die
Prätorianerlegionen nebst den Hilfskräften, die von grö­
ßerem Nutzen für Meutereien waren als für die Stadt
Rom, gänzlich beseitigt wurden, und mit ihnen die Waf­
fen und das Tragen von Soldatenkleidern.
Außerdem weihten die Väter alle Bauwerke, die
Maxentius in großer Pracht hatte errichten lassen, ein
Heiligtum der Stadtgöttin sowie eine Basilika, den Ver­
diensten des Flavius. Von diesem wurde später auch der
Circus maximus wunderbar hergerichtet und ebenso ein
zum B aden bestimmtes Gebäude, das den übrigen wenig
nachstand. An den belebtesten Plätzen wurden Statuen
aufgestellt, von denen mehrere aus Gold oder Silber
gefertigt sind. Ferner wurde in Afrika für das Flavische
Geschlecht ein Priesteramt eingerichtet und der Stadt
Cirta, die irrfolge der Belagerung durch Alexander ver­
wüstet war, nach ihrer Wiederherstellung und Aus­
schmückung der Name Constantina gegeben. In sol­
chem Maße ist nichts willkommener und beliebter als die
Vertreiber von Tyrannen, deren Ansehen um so größer
ist, wenn sie selbst mäßig und zurückhaltend sind. D enn
allerdings werden Menschenherzen, wenn sie sich in
ihrer Hoffnung auf Wohlfahrt getäuscht sehen, härter
getroffen, sooft nach dem Ende eines schmachvollen
Herrschers der Druck der Leiden anhält.
Während sich dies in Italien zutrug, fand im Osten
Maximinus, nach zweij ähriger Herrschaft als Augustus
I 34 LIBER D E CAESARI B U S 4 1 ,2 - 4 1 , 1 0

que a Licinio apud Tarsum perit. Ita potestas orbis 2


Romani duobus quaesita, qui quamvis per Flavii
sororem nuptam Licinio conexi inter se erant, ob
diversos mores tarnen anxie triennium congruere
quivere. Namque illi praeter admodum magna cetera
magnificentia, huic parsimonia et ea quidem agrestis
tantummodo inerat. Denique Constantinus cunctos 4
hostes honore ac fortunis manentibus texit recepit­
que, eo pius, ut etiam vetus teterrimumque supplici-
um patibulorum et cruribus suffringendis p rimus
removerit. Hinc pro conditore seu deo habitus. Lici-
nio ne insontium quidem ac nobilium philosopho­
rum servili more cruciatus adhibiti modum fecere.
Quo sane variis proeliis pulso, cum eum prorsus 6
opprimere arduum videretur, simul affinitatis gratia
refectum consortium ascitique imperio Caesarum
communes liberi Crispus Constantinusque Flavio
geniti, Licinianus Licinio. Quod equidem vix diu- 7
turnum neque his, qui assumebantur, felix fore
defectu solis foedato iisdem mensibus die patefac­
tum. ltaque sexennio post rupta pace apud Thracas 8
Licinius pulsus Chalcedona concessit. Ibi ad auxili- 9
um sui Martiniano in imperium cooptato una
oppressus est.
Eo modo respublica unius arbitrio geri coepit, 10
DIE RÖMISCHEN KAISER I35

von Licinius geschlagen und in die Flucht gejagt, bei Tar­


sus den Tod. So hatten nur noch zwei die Macht im
Römerreich inne: sie vermochten, obwohl sie durch die
Schwester des Flavius, die Frau des Licinius, verwandt­
schaftlich miteinander verbunden waren, wegen der Ver­
schiedenheit ihrer Wesensart nur mit Mühe drei Jahre
lang Eintracht zu wahren. Denn dem einen eignete neben
anderen recht stattlichen Vorzügen Hochherzigkeit,
dem anderen Sparsamkeit, und zwar in den Grenzen
eines B auern. Außerdem hat Constantin alle seine Fein­
de, indem er ihnen ihre Stellung und ihr Vermögen
beließ, geschont und begnadigt; er war darin barmherzig,
daß er als erster auch die altertümliche und besonders
scheußliche Strafe der Kreuzigung und des Brechens der
Schenkel abschaffte. Deswegen wurde er einem Stadt­
gründer oder Gott gleich geehrt. Licinius hingegen fand
nicht einmal daran Genügen, unschuldige vornehme
Philosophen wie Sklaven zu Tode martern zu lassen.
Er unterlag zwar in verschiedenen Schlachten; als es
sich j edoch als schwierig erwies, ihn gänzlich zu unter­
drücken, wurde, zugleich um der Verwandtschaft willen,
der Bund erneuert. Ferner zog man in der Stellung von
Caesares die beiderseitigen Kinder hinzu: Crispus und
Constantin, die Söhne des Flavius, sowie Licinianus, den
des Licinius. D aß dies kaum von Dauer und für die Hin­
zugezogenen nicht von Vorteil sein würde, brachte in
denselben Monaten ein Tag zum Vorschein, der durch
eine Sonnenfinsternis befleckt wurde. So zerbrach denn
nach sechs Jahren der Friede, und Licinius, in Thrakien
geschlagen, zog sich nach Chalkedon zurück. Dort wur­
de er, gemeinsam mit Martinianus, den er zu seiner Un­
terstützung zum Mitherrscher berufen hatte, vernichtet.
So ergab es sich, daß der Staat von nun an durch den
LIBER D E CAESARIBUS 4I,IO - 4I,I7

liberis Caesarum nomma diversa retentantibus :


namque ea tempestate imperatori nostro Constantio
insigne Caesaris datum. Quorum cum natu grandior, II
incertum qua causa, patris iudicio occidisset, repente
Calocerus magister pecoris camelorum Cyprum
insulam specie regni demens capessiverat. Quo I2
excruciato, u t fas erat, servili aut latronum more,
condenda urbe formandisque religionibus ingentem
animum avocavit, simul novando militiae ordine. Et I3
interea Gothorum Sarmatarumque stratae gentes,
filiusque cunctorum minor, Constans nomine, Cae-
sar fit. Cuius gratia reipublicae permixtionem fore 14
ostentorum mira prodidere; quippe e a nocte, quae
commissi imperii diem sequebatur, igni continuo
caeli facies conflagravit. Abhinc consumpto fere I5
biennio fratris filium, cui ex patre Dalmatio nomen
fuit, Caesarem iussit obsistentibus valide militari­
bus.
lta anno imperii tricesimo secundoque, cum to- I6
turn orbem tredecim tenuisset, sexaginta natus atque
amplius duo, in Persas tendens, a quis bellum
erumpere occep erat, rure proximo Nicomediae -
Achyronam vocant - excessit, cum id tetrum sidus
regnis, quod crinitum vocant, portendisset. Funus I7
relatum in urbem sui nominis. Quod sane populus
D I E R Ö M I S C H EN KA I S E R 137

Willen eines einzigen gelenkt wurde, da die Söhne sich


mit dem unterscheidenden Titel von Caesares begnügten
- denn zu j ener Zeit wurden auch unserem Kaiser Con­
stantius die Abzeichen eines Caesars verliehen. Als der
älteste von ihnen, man weiß nicht warum, auf Grund
eines Urteils des Vaters hatte sterben müssen, bemäch­
tigte sich unversehens Calocerus, Aufseher über eine
Kamelherde, törichterweise der Insel Zypern, um dort
als König zu herrschen. Als der, wie üblich, in der für
Sklaven oder B anditen angemessenen Weise hingerichtet
worden war, lenkte Constantin seinen gewaltigen Geist
auf die Gründung einer Stadt und die Ordnung der Kul­
te, zugleich auch auf die Neugliederung des Heerwesens.
Unterdessen wurden auch die Stämme der Goten und
Sarmaten niedergeworfen, und der j üngste Sohn unter
allen, mit Namen Constans, wurde Caesar. Daß um sei­
netwillen im Staate Wirren eintreten würden, gaben
wundersame Vorzeichen kund; denn in der Nacht, die
dem Tag der Verleihung der Würde folgte, entflammte
am Himmel die Erscheinung eines zusammenhängenden
Feuers . Als von hier an etwa zwei Jahre vergangen wa­
ren, ernannte Constantin den Sohn seines B ruders, der
nach seinem Vater Dalmatius hieß, zum Caesar, trotz
heftigen Widerstrebens des Militärs .
So ist er im 32. Jahre seiner Regierung (hiervon war er
dreizehn Alleinherrscher des ganzen Reiches) im Alter
von 62 Jahren, als er gegen die Perser ziehen wollte, die
einen Krieg zu entfesseln begonnen hatten, auf dem
Land ganz nahe bei Nikomedien - man nennt die Ge­
gend Achyrona - gestorben, nachdem das den Thronen
verderbliche Gestirn, das man als Kometen bezeichnet,
davon Kunde gegeben hatte. Die Leiche wurde in die
Stadt überführt, die seinen Namen trägt. Dies nahm das
LIBER DE CAESARI B U S

Romanus aegerrime tu!it, quippe cuius armis legibus


clementi imperio quasi novatarn urbem Romam
arbitraretur.
Pons per Danubium ductus; castra castellaque rS
pluribus locis commode posita. Remotae olei fru- '9
mentique adventiciae praebitiones, quibus Tripolis
ac Nicaea acerbius angebantur. Quorum superiores zo

Severi imperio gratantes civi obtulerant, verteratque


gratiam muneris in perniciem posterorum dissimu­
latio. Alteros Marcus Boionius afflixerat mulcta,
quod Hipparchum praestanti ingenio indigenam
fuisse ignoravissent. Fiscales molestiae severius
pressae, cunctaque divino ritui paria viderentur, ni
parum dignis ad publica aditum concessisset. Quae 21
quamquam saepius accidere, tarnen in summo inge-
nio atque optimis reipublicae moribus, quamvis par-
va vitia, elucent magis eoque notantur facile; quin
etiam acrius saepe officiunt, cum ob auctoris decus
in virtutes potissimum accipiuntur atque ad imitan­
dum invitamento surrt.
Igitur confestim Dalmatius, irrcerturn quo suaso- 22
re, interficitur; statimque triennio post minimum
maximumquc fatali bello Constantinus cadit. Qua 23
D I E R Ö M I S C H EN KAISER 1 39

römische Volk sehr übel auf, glaubte es doch, daß Con­


stantin durch seine Waffentaten, seine Gesetze und sein
mildes Regiment die Stadt Rom gewissermaßen neu
geschaffen habe.
Eine Brücke wurde über die Donau geschlagen; Lager
und Kastelle wurden an mehreren Orten, wo es vorteil­
haft war, errichtet. Die außerordentlichen Lieferungen
von Öl und Getreide, die auf der Tripolis und Nicaea all­
zu drückend gelastet hatten, hörten auf. Die Einwohner
des erstgenannten Gebietes hatten diese Dinge unter der
Herrschaft des Severus ihrem Mitbürger zuliebe darge­
bracht, und durch die Umdeutung der Nachfolger war
aus dem Gefälligkeitscharakter dieser Abgabe eine Plage
geworden. Über die letztere Stadt hatte Marcus Boionius
eine Strafe verhängt, weil ihnen unbekannt geblieben sei,
daß Hipparchos, ein Mann von hervorragenden Gaben,
von dort stammte. Repressalien von seiten der Staatskas­
se wurden ziemlich streng bekämpft, und alles wäre wie
von göttlicher Hand vollbracht erschienen, wenn der
Kaiser nicht allzu wenig Würdigen den Zugang zu
öffentlichen Ämtern ermöglicht hätte. Obwohl derglei­
chen häufiger vorkommt, so stechen doch bei einem
Manne von höchsten Geistesgaben und bei bester sittli­
cher Verfassung des Staates noch so geringe Mißbräuche
mehr ins Auge und machen sich daher leicht bemerkbar;
ja sie wirken sich oft um so schädlicher aus, als sie wegen
der glanzvollen Stellung des Urhebers am ehesten als
Vorzüge aufgefaßt werden und daher zur Nachahmung
einladen.
Alsbald wird daher Dalmatius - man weiß nicht, auf
wessen Anstiften - getötet, und wenig später, drei Jahre
nach dem Sohne und dem Vater, fällt in einem verhäng­
nisvollen Kriege Constantin. Constans, hochmütiger
L I B E R O E CAESAR I B U S

Constans victoria tumidior, simul p e r aetatem cau-


tus parum atque animi vehemens, adhuc ministro­
rum pravitate exsecrabilis atque praeceps in avariti-
am despectumque militarium anno post triumphum
decimo Magnentii scelere circumventus est externa­
rum sane gentium compressis motibus. Quarum 24
obsides pretio quaesitos pueros venustiores quod
cultius habuerat, libidine huiuscemodi arsisse pro
certo habetur. Quae tarnen vitia utinam mansissent ! 25

Namque Magnentii, utpote gentis barbarae, diro


atrocique ingenio, simul his, quae post accidere,
adeo exstincta omnia surrt, ut illud imperium haud
iniuria desideraretur; turn quia Vetranio litteramm 26

prorsus expers et ingenio stolidior idcircoque agresti


vecordia pessimus, cum per Illyrios peditum magis­
terio milites curaret, dominationem ortus Mocsiae
superioris locis squalidioribus improbe occupave-
rat.

Eum Constantius cis mensem dccimum facundiae 42


vi deiectum imperio in privatum otium removit.
Quae gloria post natum imperium soli processit
eloquio clementiaque. Nam cum magna parte utrim-
que exercitus convenissent, habita ad speciem iudicii
contione, quod ferro vix aut multo sanguine obti­
nendum erat, eloquentia patravit. Quae res satis 4
D I E RÖMISCHEN KAISER 141

noch durch diesen Sieg, zugleich wegen seines Alters


wenig vorsichtig und von heftiger Gemütsart, überdies
durch das üble Verhalten seiner Helfer verhaßt sowie
hemmungslos in seiner Habgier und seiner Verachtung
des Militärs, erliegt im zehnten Jahre nach seinem Tri­
umph einem Verbrechen des Magnentius, nachdem er
den B ewegungen auswärtiger Völker Einhalt geboten
hatte. Weil er deren Geiseln, ziemlich hübsche Knaben,
für die er einen Preis gezahlt hatte, allzu pfleglich behan­
delte, gilt als sicher, daß er von Begierde dieser Art ent­
brannt war. Doch hätten seine Laster nur von Dauer sein
können! Denn durch den abscheulichen und unbändigen
Charakter des Magnentius, der ja von barbarischer
Abkunft war, und zugleich durch das, was sich hernach
ereignete, wurde alles derart zugrunde gerichtet, daß
man die Herrschaft des Constans nicht zu Unrecht
zurücksehnte, zumal auch Vetranio, ein gänzlich unge­
bildeter Mann, von ziemlich beschränkter Geistesverfas­
sung und deshalb in seinem bäurischen Starrsinn höchst
schädlich, während er in Illyrien als Heermeister das
Fußvolk befehligte - er, der aus dem unwirtlicheren
Gebiet Obermoesiens stammte -, auf niederträchtige
Weise die Herrschaft an sich gerissen hatte.
Ihn hat Constantius vor Ablauf von zehn Monaten
durch die Kraft seiner Rede der Herrschaft entkleidet
und ins Privatleben verwiesen. Einen derartigen Ruh­
mestitel hat seit Bestehen der Monarchie nur er durch
Beredsamkeit und Güte erworben. D enn als die beider­
seitigen Heere großenteils aufeinander gestoßen waren,
hielt er, wie um einen Rechtsspruch herbeizuführen, eine
Versammlung ab und erreichte, was sich nur mühsam
mit Waffengewalt und viel Blutvergießen hätte durchset­
zen lassen, mit Hilfe seiner Wortgewandtheit. Dieser
142 L I B E R D E CAESAR I B U S

edocuit n o n modo domi, verum militiae quoque


dicendi copiam praestare; qua demum vel ardua
proclivius eo conficiuntur, si modestia atque integri­
tate superet. Quod maxime cognitum e nostro prin­
crpe.
Quem tarnen, quo minus statim in hostes alios ad
ltaliam contenderet, hiems aspera clausaeque Alpes
tardavere. Interim Romae corrupto vulgo, simul 6
Magnentii odio Nepotianus, materna stirpe Flavio
propinquus, caeso urbi praefecto armataque gla­
diatorum manu imperator fit. Cuius stolidum in- 7
genium adeo plebi Romanae patribusque exitio
fuit, uti passim domus fora viae templaque cruore
atque cadaveribus opplerentur bustorum modo.
Neque per eum tantum, verum etiam advolantibus
Magnentianis, qui tricesimo die triduo minus
hostem perculerant.
Sed iam antea cum externi motus suspectaren- 9
tur, Magnentius fratri D ecentio Gallias, Constan-
tius Gallo, cuius nomen suo mutaverat, Orientern
Caesaribus commiserant. Ipsi inter se acrioribus Io

proeliis per triennium congressi; ad extremum


Constantius fugientem in Galliam pers ecutus
vario ambos supplicio semet adegit interficere. Et II

interea Iudaeorum seditio, qui Patricium nefarie


in regni speciem sustulerant, oppressa. Neque Iz
D I E R Ö M I S C H E N KA I S E R 143

Erfolg hat deutlich gezeigt, daß nicht n u r in bürgerlichen


Verhältnissen, sondern auch im Krieg die Fähigkeit zu
reden den Vorzug verdient; mit ihr läßt sich schließlich
auch Schwieriges um so glatter bewerkstelligen, wenn sie
sich im Bunde mit Bescheidenheit und Lauterkeit durch­
setzt. Dies konnte man besonders gut an unserem Kaiser
ersehen.
Ihn hinderten allerdings, sofort nach Italien gegen
andere Feinde zu ziehen, ein strenger Winter und die
geschlossenen Alpenpässe. Unterdessen wird in Rom,
durch Kauf des Pöbels und zugleich aus Haß gegen
Magnentius, Nepotianus, von mütterlicher Seite mit
Flavius verwandt, nachdem man den Stadtpräfekten
erschlagen und einen Gladiatorenhaufen bewaffnet hat­
te, zum Kaiser erhoben. Dessen beschränkter Geist
brachte solches Unheil über das römische Volk und die
Senatoren, daß sich überall die Häuser, Plätze, Straßen
und Tempel mit Blut und Leichen füllten, als wären es
Scheiterhaufen. Dazu kam es nicht nur durch ihn, son­
dern auch durch die herbeieilenden Leute des Magnenti­
us, die dessen Gegner am 27. Tage seiner Herrschaft
erschlagen hatten.
Indes hatten schon vorher, als auswärtige Erhebungen
befürchtet wurden, Magnentius seinem Bruder Decenti­
us die gallischen Provinzen und Constantius dem Gallus,
auf den er seinen Namen übertragen hatte, den Osten als
·
Befehlshabern im Range von Caesares überlassen. Sie
selbst maßen drei Jahre lang in harten Kämpfen ihre
Kräfte. Schließlich verfolgte Constantius den fliehenden
Gegner nach Gallien; dort zwang er die beiden B rüder,
sich auf verschiedene Art selbst das Leben zu nehmen.
Und unterdessen wurde der Aufstand der Juden, die
skrupellos den Patricius zu einer Art Königtum auf den
LIB E R D E C A E S A R I B U S 4 2, 1 2 - 42,20

multo post ob saevmam atque ammum trucem


Gallus Augusti iussu interiit.
lta longo intervallo annum fere post septuagesi- 13
mum relata ad unum cura reipublicae. Quae recens 14
quieta a civili trepidatione Silvano in imperium coac-
to tentari rursus occeperat. Is namque Silvanus in 15
Gallia ortus barbaris parentibus ordine militiae,
simul a Magnentio ad Constantium transgressu
pedestre ad magisterium adolescentior meruerat. E 16
quo cum altius per metum seu dementiam conscen­
disset, legionum, a quis praesidium speraverat,
tumultu octavum circa ac vicesimum diem trucida-
tus est.
Qua causa ne quid apud Gallos natura praecipites 17
novaretur, praesertim Germanis pleraque earum
partium populantibus Iulianum Caesarem cognatio-
ne acceptum sibi Transalpinis praefecit, isque natio-
nes feras brevi subegit captis famosis regibus. Quae 18
quamquam v i eius, fortuna principis tarnen e t consi-
lio accidere. Quod adeo praestat, ut Tiberius Galeri- 19
usque subiecti aliis egregia pleraque, suo autem duc-
tu atque auspicio minus paria experti sint.
At Iulius Constantius, annos tres atque viginti zo
augustum imperium regens, cum externis motibus,
D I E R Ö M ISCHEN KAI SER !45

Schild erhoben hatten, niedergeworfen. Nicht viel später


mußte wegen seines Wütens und seiner Halsstarrigkeit
Gallus auf Befehl des Augustus sterben.
So kehrte nach langer Unterbrechung etwa im siebzig­
sten Jahre die Verantwortung für den Staat in eine Hand
zurück. Der aber begann, nachdem er noch nicht lange
von bürgerlichen Unruhen verschont geblieben war, aufs
neue erschüttert zu werden, als man Silvanus die Herr­
schaft aufnötigte. Dieser nämlich, ein Abkömmling bar­
barischer Eltern aus Gallien, hatte sich im Militärdienst
und zudem durch seinen Übertritt von Magnentius zu
Constantius in ziemlich jungem Alter zum Befehlshaber
des Fußvolks emporgearbeitet. Als er von hier aus, durch
Furcht oder Dummheit getrieben, höher noch aufge­
stiegen war, wurde er in einer Meuterei der Legionen,
deren Beistand er erhofft hatte, ungefähr am 2 8 . Tage er­
schlagen.
Damit nun daraufhin bei den Galliern, die von Natur
aus hitzköpfig sind, kein Umsturz ins Werk gesetzt wür­
de - zumal die Germanen den größten Teil der dortigen
Gegend verwüsteten -, setzte Constantius den ihm als
Verwandten genehmen Julian als Caesar an die Spitze der
Länder jenseits der Alpen, und der machte die unbändi­
gen Völkerschaften in kurzer Zeit gefügig, wobei er all­
bekannte Könige gefangennahm. Dies gelang ihm zwar
auch mit eigener Kraft, zugleich aber mit dem Glück und
dem Rat des Kaisers. Diese Umstände verdienen um so
mehr den Vorzug, als Tiberius und Galerius, solange sie
anderen gehorchten, meist Hervorragendes, in eigener
Verantwortung aber und unter ihren Auspizien minder
Günstiges vollbracht haben.
Doch Julius Constantius, der j etzt 23 Jahre lang als
Augustus die Herrschaft innehat, steht, indem ihn Unru-
LIBER DE CAESARIBUS .j2,2 5 - 4 2,2 5

modo civilibus exercetur, aegre ab armis abest. Quis 21


tyrannide tantorum depulsa sustentatoque interim
Persarum impetu genti Sarmatarum magno decore
considens apud eos regem dedit. Quod Gnaeum 22
Pompeium in Tigrane restituendo vixque paucos
maiorum fecisse comperimus . Placidus clemensque 23
pro negotio, litterarum ad elegantiam prudens atque
orandi genere leni iocundoque; laboris patiens ac
destinandi sagittas mire promptus; parcus cibi omnis
libidinis atque omnium cupidinum victor; cultu
genitoris satis pius suique nimis custos; gnarus vita
bonorum principum reipublicae quietem regi. Haec 24
tanta tamque inclita tenue studium probandis pro­
vinciarum ac militiae rectoribus, simul ministrorum
parte maxima absurdi mores, adhuc neglectus boni
cuiusque foedavere. Atque uti verum absolvam bre- 25
vi: u t imperatore ipso praeclarius, ita apparitorum
plerisque magis atrox nihil.
D I E RÖMIS CHEN KAISER 1 47

hen bald von außen, bald im Inneren bedrängen, nur sel­


ten nicht unter Waffen. Nachdem er, auf sie gestützt, die
Tyrannei etlicher Männer beseitigt und unterdessen auch
den Vorstoß der Perser abgewehrt hatte, hielt er sich mit
großem Gepränge bei den Sarmaten auf und gab ihnen
einen König. Das haben, wie wir erfahren, Gnaeus Pom­
peius bei der Wiedereinsetzung des Tigranes und sonst
kaum dieser oder jener unserer Vorfahren getan. Er ist
gütig und milde in Anbetracht seines Amtes; er besitzt
eine erlesene literarische Bildung und hat eine sanfte und
angenehme Art zu sprechen; er erträgt Strapazen und ist
beim Pfeilschießen erstaunlich treffsicher; er hält sich bei
j eglicher Speise zurück und vermag seinen Geschlechts­
trieb und alle Begierden zu zügeln; der Verehrung des
Vaters erweist er reichlich Aufmerksamkeit und bei sei­
ner eigenen Person übt er allzu große Zurückhaltung; er
weiß, daß von der Lebensführung guter Kaiser der Frie­
den im Inneren abhängt. Diesen großen und hochge­
rühmten Vorzügen haben sein geringer Eifer, die Lenker
der Provinzen und der Truppen zu p rüfen, zugleich das
absonderliche Betragen des größten Teils seiner Diener
sowie die Hintaustellung aller Tüchtigen Abtrag getan.
Und um in Kürze der Wahrheit zu genügen: wie es nichts
Vortrefflicheres gibt als den Kaiser selbst, so nichts
Abscheulicheres als die meisten seiner Gehilfen.
ANHANG
EINFÜHRUNG

Sextus Aurelius Victor wurde vermutlich u m 3 20 n . Chr.


in der römischen Provinz Africa geboren. Für die Her­
kunft aus Africa spricht, daß er in der Titulatur des unter
seinem Namen überlieferten Schriftencorpus - genauer
gesagt im Titel der Origo gentis Romanae Victor Afer
-

genannt wird. Darüber hinaus äußert er sich stets positiv


über diese Provinz, erwähnt die Ausschmückung Kar­
thagos unter den Tetrarchen (3 9,4 5 ) und bedauert negati­
ve Ereignisse wie die Zerstörung der Stadt (40, 1 9).
Es liegen nicht viele Zeugnisse über sein Leben vor.
Vor allem ein Exkurs zu Beginn der Vita des Septimius
Severus (20, 5 -6) und eine kurze Bemerkung des Ammia­
nus Marcellinus (2o, r o,6) geben Auskunft.
Über seine Familie wissen wir nichts; keiner der zahl­
reichen Aurelii Victores aus Africa läßt sich mit dem B re­
viator in Zusammenhang bringen. Victor stammte aus
einfachen, ländlichen Verhältnissen (20, 5 ), wobei die
Äußerungen über seine Armut wohl nicht allzu wörtlich
zu nehmen sind; er eignete sich durch großen Fleiß ein
breites Bildungswissen an, wodurch er von den humilio­
res zu den honestiores aufsteigen konnte. Möglicherwei­
se betätigte er sich als Gerichtsredner (20, 2 8 ) und wech­
selte von dort in die Reichsverwaltung. Daß er einen
Posten im militärischen B ereich bekleidete, kann ausge­
schlossen werden, nicht nur, weil wir davon nichts wis­
sen und auch seine späteren Tätigkeiten dagegen spre­
chen, sondern auch und vor allem, weil er eine heftige
Abneigung gegen das Militär hegte, wie in seinen Caesa­
res immer wieder deutlich wird. Später gelangte er nach
Illyricum, wo Julian ihn nach seiner Erhebung zum
1 52 EINFÜHRUNG

Augustus in Sirmium traf. Welche Position er damals


bekleidete, ist nicht bekannt. Möglicherweise arbeitete
er im B üro des Prätorianerpräfekten des Illyricum, Ana­
tolius, den er r 3 , 6 erwähnt. Dies würde seine Ausfälle
gegen die actuarii (3 3 , 1 3 ) und frumentarii (3 9,44) erklä­
ren, deren Machenschaften er dort kennengelernt haben
könnte. Zum Zeitpunkt seiner ersten Begegnung mit
Julian muß er seine « Historiae abbreviatae» schon abge­
schlossen haben. Hierbei handelt es sich wohl nicht um
einen Titel, sondern um eine Gattungsbezeichnung, die
von dem Redaktor des dreiteiligen Corpus ersonnen
wurde. Julian ließ Aurelius Victor nach Naissus nach­
kommen und machte ihn dort zum Statthalter mit kon­
sularem Rang der Provinz Pannonia secunda. 1 Zusätz­
lich wurde er mit einer Statue geehrt, wobei unbekannt
ist, wofür er diese erhielt - auf keinen Fall für sein
Geschichtswerk, in dem Julian nur ganz am Schluß als
Caesar kurz erwähnt und sogar eher für Constantius II.
Partei ergriffen wird .. Es mag allerdings sein, daß Julian
auf diese Weise Aurelius Victor, wie vielleicht auch ande­
re Anhänger Constantius' II., auf seine Seite ziehen woll­
te. Diese Ernennung war für Aurelius Victor ein wichti­
ger Schritt, auch wenn die konsularen Statthalter in der
Reichsverwaltung noch unter den vicarii, den proconsu­
les und den höheren Hofämtern standen. Die adlectio in
senatum muß vorher, zu einem uns unbekannten Zeit­
punkt stattgefunden haben, wenn sie nicht gleichzeitig
mit der Ernennung vorgenommen wurde.

1 Ammianus Marcellinus z r , r o, 6 : «Dort (in Naissus) stellte er Qulian)


Victor, einen Geschichtsschreiber, den er in Sirmium gesehen und von
dort hatte kommen lassen, der Pannonia secunda als consularis vor und
ehrte ihn mit einer Bronzestatue, einen Mann, der wegen seiner Beson­
nenheit nachahmenswert und sehr viel später Stadtpräfekt war.»
EINFÜHRUNG 1 53

Anschließend verliert sich seine Spur für fast dreißig


Jahre im Dunkeln. Vermutlich wurde er von Valentinian
I. und Valens abgesetzt, da diese die von Julian ernannten
Statthalter ablösten.2 Die nächste Nachricht über Aure­
lius Victor ist die seiner Tätigkeit als Stadtpräfekt von
Rom 3 8 8/3 89. 3 Dies zeigt, daß er voll und ganz rehabili­
tiert worden sein muß, denn das Amt des praefectus urbi
war eines der höchsten überhaupt und wurde nur ganz
selten an Emporkömmlinge - wie Aurelius Victor - ver­
liehen. In diesem Amt scheint er kurz darauf verstorben
zu sein. Als weiteres Amt erwähnt eine von ihm selbst
gesetzte Inschrift das des iudex sacrarum cognitionum,
das heißt, daß Aurelius Victor Richter an dem Gerichts­
hof war, an dem der Kaiser selbst Recht sprach.
Es ist allerdings zu vermuten, daß Aurelius Victor in
der Zwischenzeit noch ein weiteres Amt innegehabt hat­
te, denn ein Sprung von den consulares zum praefectus
urbi mit einem Zwischenraum von 30 Jahren ist kaum
vorstellbar. Der früheste Zeitpunkt, der für ein solches
Amt vorstellbar wäre, läge nach 3 74, dem Todesj ahr
Valentinians 1., unter Umständen auch erst nach 3 78,
d e m Jahr, in d e m Valens in d e r Schlacht v o n Adrianopel
den Tod fand. Ein mögliches Amt wäre das des vicarius
in Rom, doch ist man hier auf Spekulation angewiesen.
Unter dem Namen des Sextus Aurelius Victor ist ein

2 Zosimus 4,2,3: «So wurden alle, die von Julian die Verwaltung von
Provinzen oder andere Ämter anvertraut bekommen hatten, von die­
sen entbunden.»
3 CIL 6, r r 8 6 = Dessau 294 5 ; Ammianus Marcellinus 2 r , r o,6; der Zeit­
punkt wird außerdem bestätigt durch einen Brief des Redners Quintus
Aurelius Symmachus an Virius Nicomachus Flavianus, den quaestor
sacri palatii (zunächst ein Hofbeamter, später eine Art Justizminister)
des Jahres 3 8 8/3 89, in dem er Victor erwähnt (ep. 2,66).
I 54 EINFÜHRUNG

Corpus von drei Schriften überliefert, von denen jedoch


nur eine, die letzte, wirklich von ihm stammt. Die erste,
die Origo gentis Romanae, behandelt die mythischen
Ursprünge Roms bis zur Gründung der Stadt; die zwei­
te, der Liber de viris illustribus urbis Romae, enthält Bio­
graphien bedeutender Männer und Frauen der Königs­
zeit und der Republik, darunter auch der Königin Kleo­
patra (diese ist allerdings nachträglich eingefügt). Diese
Schriften überschnitten sich: sie erwähnten beide die
verschiedenen Meinungen vom Ausgang des Streites
zwischen Romulus und Remus.' Der Redaktor, der sie
zusammenstellte, kürzte den Schluß der Origo und
strich den Anfang der Viri illustres; außerdem fügte er
einen verbindenden Satz ein.5 Ersichtlich ist dieser Sach­
verhalt daraus, daß die Viri illustres auch für sich, als Ein­
zelwerk, erhalten sind, und zwar mit dem ursprüngli­
chen Anfang. B eide Schriften zusammen ergeben den
ersten Teil eines Überblicks über die gesamte römische
Geschichte; den zweiten bilden die Caesares; diese dritte
Schrift des Corpus nimmt sich - anhand kurzer Biogra­
phien der Kaiser - des römischen Kaiserreiches von
Augustus bis zu Constantius Il. an. Neben diesem Werk
steht eine gesondert überlieferte Schrift, die Libellus de

4 Die Überschneidung setzt mit dem Albanerkönig Procas und seinen


Söhnen Amulius und Nu mitor ein: Origo 1 9- 2 3 entspricht Viri illu­
stres r .
5 Der Satz lautet: · Aber den verschiedenen Meinungen aller dieser
widerspricht die zu unserer Zeit berühmte historia Liviana, die
bezeugt, daß, nachdem er die Auspizien eingeholt hatte, Romulus [die
Stadt] nach seinem Namen Rom benannte und mit Mauern befestigte
und festsetzte, daß niemand den Wall überspringen dü rfe; daß Remus
lachend darübersprang und von einem hitzigen centurio (oder: von
dem centurio Celer) mit einer eisernen Schaufel oder Hacke getötet
wu rde.•
EINFÜHRUNG I 55

vita et moribus imperatorum breviatus (excerptus) ex


libris S. Aurelii Victoris betitelt ist; hiernach handelt es
sich um eine Epitome, eine Kurzfassung der Caesares,
die diese ein wenig weiterführt, bis Kaiser Theodosius.
In Wahrheit liegt jedoch ein eigenständiges Werk vor, das
die Caesares nur als eine Quelle unter mehreren benutzt.
Die ersten elf Kapitel zeigen viele Gemeinsamkeiten mit
den Caesares, zum Teil wörtliche Übereinstimmungen ­
trotz großer Abweichungen in der Länge; danach aber
überwiegen die Unterschiede.
Das Corpus der drei Schriften wurde offenbar noch in
der Spätantike zusammengestellt, wobei vermutlich
auch einige Veränderungen in der Origo (zum Beispiel
die Anreicherung mit Vergilversen in den ersten Kapi­
teln, aber auch Kürzungen) sowie die Titel der Werke auf
das Konto des Redaktors gehen.
Alle diese Schriften haben verschiedene Verfasser, von
denen uns j edoch nur derj enige der Caesares, eben Aure­
lius Victor, näher bekannt ist. Der Grund für ihre Ver­
einigung in einem Corpus liegt wohl darin, daß sie auf
diese Weise die gesamte römische Geschichte von ihren
mythischen Anfängen bis zur Mitte des 4 · Jahrhunderts
n. Chr. behandeln. Auch sollte wohl ein Kontrast ge­
schaffen werden zu den damals bereits vorhandenen
christlichen Weltgeschichten, wie beispielsweise dem
Chronographen von 3 54; denn die Grundtendenz des

Corpus ist (in allen Schriften) zwar nicht fanatisch
pagan, aber doch eindeutig nichtchristlich. Der Zeit­
punkt der Zusammenstellung ist nicht bekannt; Vermu­
tungen reichen von der Zeit kurz nach dem Tode des
Aurelius Victor bis zum hohen Mittelalter. Doch muß
man wohl am ehesten mit der Zeit kurz nach dem
Abschluß der Caesares rechnen, da sonst Biographien
I 56 EINFÜHRUNG

d e r seither regierenden Kaiser eingefügt worden wären,


wie dies bei der Epitome de Caesaribus geschehen ist.
Die Caesares entstanden in der Zeit zwischen 3 5 8 und
3 60. D ies geht unter anderem daraus hervor, daß der
Konsulat des Cerialis (3 5 8 n. Chr.) erwähnt ( 1 6, 1 2) und
das 2 3 . Regierungsj ahr des Constantius (9. September
3 5 9 - 8. September 3 6o) genannt werden (42,20). Die
unsicheren Herrschaftsverhältnisse nach Ausrufung des
Julian zum Kaiser - im Februar 3 60 in Lyon - führten
wohl zu einer kleinen Änderung des Werkes insofern, als
am Schluß einige kritische Bemerkungen zu Constantius
eingefügt wurden. Die Erwähnung der Gefangennahme
fränkischer Könige (42, 1 7) durch Julian könnte den
Abschluß des Werkes bis in das Jahr 3 6 1 führen, wenn
man die Stelle auf die Könige Chnodomar, gefangen 3 5 7,
und Vadomar, gefangen 3 6 1 , bezieht.
Schon in früheren Jahrhunderten hatte es sogenannte
Breviarienliteratur gegeben. Dabei muß man unterschei­
den zwischen den eigentlichen B reviarien, die sich um
eine kurze Darstellung eines bestimmten Gegenstandes
bemühen, wobei verschiedene Quellen benutzt werden,
und der Epitome, die eine einzelne Schrift zusammen­
faßt. Der letztere Typus liegt beispielsweise in der Epito­
me Liviana vor, einer Kurzfassung des livianischen
Geschichtswerkes, die allerdings zum größten Teil ver­
loren ist. Im 4· Jahrhundert erlebte das Genre der Brevia­
rienliteratur einigen Aufschwung, der wohl darauf
zurückzuführen ist, daß es allenthalben an Geschichts­
kenntnissen fehlte, andererseits aber für bestimm­
te Posten derartige Kenntnisse unbedingt notwendig
waren. Es kam also darauf an, möglichst schnell das
Nötigste zu lernen. Aurelius Victor war der erste Brevia­
tor des 4· Jahrhunderts, ihm folgten Eutrop und Festus,
E I N F Ü H RU N G I 57

d i e um 3 69/3 70 ihre Abrisse verfaßten. D i e Epitome de


Caesaribus, die in ihrem Titel behauptet, eine Kurzfas­
sung des Aurelius Victor zu sein, in Wirklichkeit jedoch
keineswegs nur auf Victor fußt, ist erst nach dem Tod des
Theodosius Anfang 3 9 5 vollendet worden. In den Schrif­
ten der sogenannten Scriptores Historiae Augustae liegt
eine weitere B iographiensammlung vor, ein Werk, des­
sen Entstehungszeit nach wie vor umstritten ist. Nahm
man seit dem Ende des letzten Jahrhunderts an, daß es
von einem einzigen Autor stamme, der in der zweiten
Hälfte des 4· Jahrhunderts schrieb, während es vorgab,
von sechs verschiedenen Autoren unter Diokletian und
Constantin verfaßt zu sein, so mehren sich in letzter Zeit
die Stimmen, die der Historia Augusta doch ein erheblich
früheres Entstehungsdatum zusprechen.' Die Absichten
des Aurelius Victor bei der Abfassung unterschieden
sich wohl nicht von denen anderer B reviatoren: Es ging
darum, einem nur wenig oder mittelmäßig gebildeten
Publikum einen kurzen Überblick über die römische
Geschichte, in diesem Fall der Kaiserzeit, zu geben.
Aurelius Victor hat sich bei seiner Darstellung auf ver­
schiedene Quellen gestützt: Für das I . Jahrhundert sind
dies vor allem Sueton und Tacitus, vielleicht auch Cassi­
us Dio und Flavius Josephus sowie einige weitere Auto­
ren wie Plinius, Seneca und andere. Dabei ist allerdings
fraglich, ob er die griechischen Texte im Original gelesen

oder ob er sie in Form von lateinischen Übersetzungen
oder Kurzfassungen benutzt hat. Die B eantwortung die­
ser Frage hängt auch davon ab, welche Griechischkennt-

6 Adolf Lippold, Historia Augusta, in: Reallexikon für Antike und


Christentum, hg. von Theodor Klauser (u.a.), Stuttgart 1 99 1 , Bd. 1 5 :
Hibernia - Hoffnung, Sp. 68 7 - 7 2 3 .
158 E I N F Ü H RU N G

nisse man Aurelius Victor zutraut. In Anbetracht seiner


niedrigen Herkunft sowie des Umstandes, daß man nur
von einer Tätigkeit im Westen des Römischen Reiches
weiß, möchte man vermuten, daß er nur die elementaren
Kenntnisse des Griechischen besaß, welche die Schulen
vermittelten. Andererseits mußte er als Mitglied der
Reichsverwaltung sicherlich über einigermaßen solide
Sprachkenntnisse und -fertigkeiten verfügen, so daß es
vielleicht doch möglich ist, daß er die Quellen im Original
las. Die letztere Annahme würde es uns ermöglichen, die
Autoren, aus denen Aurelius Victor schöpfte, zu bestim­
men, ohne hypothetische, weil nicht erhaltene Überset­
zungen und Kurzfassungen ins Spiel bringen zu müssen.
Für das 2 . Jahrhundert und das 3 ., bis zum Ende des
vierten Jahrzehnts, hat er neben Cassius Dio wahr­
scheinlich den heute verlorenen Marius Maximus be­
nutzt. Ob auch Herodian eine seiner Quellen war, ist
umstritten. Einige Fehler, die ihm unterlaufen sind, las­
sen auf eine weitere, uns nicht bekannte Quelle schlie­
ßen. Dazu gehören die falsche Identifikation des Kaisers
Didius Julianus mit dem Rechtsgelehrten Salvius Julia­
nus ( I 9, I ; 20, I ), die Zuschreibung der constitutio Antoni­
niana an Mare Aurel ( I 6, I 2) sowie ein angeblicher Sieg
des Septimius Severus an der Milvischen Brücke ( I 9,4).
Vielleicht j edoch resultieren diese Fehler einfach aus
ungeprüfter Erinnerung, die ihn glauben ließ, er habe
das, was er niederschrieb, irgendwo gelesen oder ge­
hört.
Für die zweite Hälfte des 3· Jahrhunderts kennen wir
die Quellen nicht. Die Historia A ugusta nennt eine Fülle
von Autoren, die für diese Zeit in Frage kämen, doch ist
deren Existenz sehr umstritten; man muß damit rechnen,
daß sie erfunden sind. Sollte es sie gegeben haben, so lag
EINFÜHRUNG 1 59

Aurelius Victor vermutlich auch die von Enmann rekon­


struierte Biographiensammlung, die sogenannte En­
mannsche Kaisergeschichte, vor. Die Quellen des 4· Jahr­
hunderts, auf die er sich gestützt haben mag, sind uns
ebenfalls unbekannt. Gewiß hat ihm für diese Zeit nicht
zuletzt sein eigenes Erleben zu Gebote gestanden. Wenn,
wie neuerdings wieder angenommen wird, die Biogra­
phiensammlung der Scriptores Historiae A ugustae doch
eher in der ersten Hälfte des 4 · Jahrhunderts entstanden
sein sollte, so käme selbstverständlich auch diese als
Quelle in Betracht.
Mit seinem Moralismus gehört Aurelius Victor in den
Traditionszusammenhang der großen römischen Ge­
schichtsschreibung (Sallust, Livius, Tacitus). Besonders
Sallust hat ihm in dieser Hinsicht als Vorbild gedient:
Von dort stammen die Antithese virtus -fortuna (24, 1 1 ),
der Kontinuitätsgedanke von Aufstieg, Krise, Verfall
und die Vorstellung vom Richteramt der Geschichts­
schreibung ( 3 3 ,26). Neu ist allerdings die Bedeutung, die
Aurelius Victor der Bildung beimißt; j edenfalls geht die­
ses Motiv nicht auf Sallust zurück.
Die Zeit der Caesares kannte zwei Arten von histori­
scher Überlieferung. Die eine begnügte sich mit blanker
Vermittlung von Fakten; die andere war bestrebt, die
Fakten auch zu deuten und zu werten, wobei der Autor
die Erzählung an geeignet scheinenden Stellen mit seinen
· Reflexionen zu unterbrechen pflegte. Vor allem diese
Reflexionen gestatten Einblicke in das Leben des Autors,
in seine Erfahrungen und seinen Horizont und werfen
damit auch Schlaglichter auf die sozialen und politischen
Bedingungen der Entstehungszeit des Werkes. Die Cae­
sares des Aurelius Victor gehören zweifellos zu dieser
zweiten Art von Historiographie. Immer wieder finden
r 6o EINFÜHRUNG

sich Passagen, in denen Victor Geschehnisse, Charakter­


eigenschaften und Entwicklungen bewertet, und zwar
moralisch, nicht nach machtpolitischen oder anderen
Kriterien. Dabei fällt auf, daß er konkrete Einzelheiten
nennt, nicht etwa allgemein von moralischem und intel­
lektuellem Niedergang redet. Zu diesen Bewertungen
gehören auch die Würdigungen am Schluß der Biogra­
phien mancher Kaiser oder zur Abrundung der Darstel­
lung ganzer Kaiserhäuser. So charakterisiert er das I .
Jahrhundert als Zeit der Tyrannei und des Caesaren­
wahnsinns, während ihm die Epoche der sogenannten
Adaptivkaiser als Regiment der Gerechtigkeit erscheint.
Dazu kommen Epochen-Zäsuren, die zwischen Domiti­
an und Nerva ( r i , I 2 ) , zwischen den Severern und den
Soldatenkaisern (24,9) sowie eigenartigerweise zwischen
Probus und Carus ( 3 7, 5 ) angesetzt werden. Von Diokle­
tian an verläßt Victor das Schema der Biographie und
stellt den Ablauf der Ereignisse als Reichsgeschichte dar
(39-42). Ähnlich war er schon bei der Beschreibung der
Zeit der beiden Maximini und der zwei (beziehungswei­
se drei) Gordiani verfahren (2 5 -27). Vielleicht sind die
Caesares ursprünglich in zwei Büchern erschienen, denn
der Titel der Epitome spricht von libri; in diesem Fall ist
anzunehmen, daß das erste Buch nach der Vita des Septi­
mius Severus endete.
Die folgende Zusammenstellung, die nur einige Passa­
gen herausgreift, soll zeigen, daß Aurelius Victor gern
j ede Gelegenheit wahrnahm, um seiner Meinung Aus­
druck zu verleihen. Vor allem hielt er mit Beurteilungen
des moralischen Verhaltens und des Charakters nicht
hinter dem Berg. Alter, heißt es (5,3), ist kein Hindernis
für Tüchtigkeit, doch schlägt diese leicht um, wenn
Zügellosigkeit den Geist verdirbt, weil dann die Ge-
E I N F Ü H RU N G 161

wohnheiten der Jugend nachgeholt werden. - E s ist


etwas Besonderes, verlautet an einer anderen Stelle,
wenn j emand seine eigenen Fähigkeiten einschätzen
kann und sich nicht vom Ehrgeiz fortreißen läßt; dies gilt
vor allem bei der Herrschaft, die selbst von Greisen gie­
rig begehrt wird ( I 2,J; 3 9,48). - Es gibt nichts Gutes oder
Schlechtes im Staat, daß nicht durch die Wesensart der
Leitenden in sein Gegenteil verkehrt werden kann ( r 3,7 ) .
- Vollkommene Charaktere werden auch durch ständi­
gen Frieden und langes Wohlleben nicht verdorben; die
Staaten werden erst glückselig sein, wenn die Herrschaft
der Weisheit gehört ( r 5 . 3 ) . - Wer kann bei noch so gün­
stigem Fortgang aller Dinge glücklich sein, wenn er seine
Scham verloren hat ? Wenn man sie bewahrt, ist alles
übrige erträglich (2 8,9). - Dem Tüchtigen liegt vor allem
am Heil des Staates und daran, sich ein langes Gedächtnis
zu sichern (3 4,6). - Leidensdruck macht Menschen leich­
ter redlich und fürsorglich; im Gegensatz dazu verhalten
sich von Kümmernissen Verschonte weniger hilfreich,
weil sie jeden nach ihren eigenen Glücksgütern messen
(39,27). - Auch gefestigte Charaktere, die in ihrem Stre­
ben nach Ruhm zu weit vorangetrieben werden, gleiten
durch Großzügigkeit, Ehrgeiz und andere Eigenschaften
ins Gegenteil ab (40, I 5 ). - Kleine Fehler großer Herr­
scher sind oft besonders schädlich, weil sie wegen der
Stellung des Urhebers als Tugenden angesehen werden
·
und zur Nachahmung einladen (4 I ,2 r ).
Neben Äußerungen wie den angeführten und Allge­
meinplätzen wie der Aussage, daß man nach Gefährli­
chem und Verbotenem um so gieriger strebe ( 2 8,7), fallen
Aussagen auf, die die Entwicklung des Staates zum
Inhalt haben. Gleich zu Beginn seines Werkes stellt
Aurelius Victor fest, daß mit Augustus die Monarchie
162 EINFÜ HRUNG

begonnen habe ( r , I ), als deren Grundlage e r die Militär­


macht betrachtet. Er registriert das Ende des julisch­
claudischen Kaiserhauses ( 5 > 1 7) sowie den Beginn des
Herrschaftspluralismus ( I 3 , 1 2) . Nach Aurelius Victor
hat der römische Staat unter Caracalla seinen Höhe­
punkt erreicht; dieses Niveau wurde von Severus Alex­
ander gehalten. Anschließend aber ging es abwärts: Statt
auswärtige Kriege zu führen, stritt man nur noch um
die Herrschaft, die ohne Unterschied vergeben wurde;
Ämter wurden wahllos von verschiedenen Prätendenten
usurpiert; die Kenntnisse in den Wissenschaften wurden
vernachlässigt. Ebensowenig kümmerte man sich um die
virtus, so daß das Schicksal Raum gewann und die Men­
schen vor sich her trieb mit dem Ergebnis, daß den Nied­
rigsten an Herkunft und Bildung die öffentlichen Ange­
legenheiten anvertraut wurden (24, 8 - I I ) . Doch befindet
sich alles in einer Kreisbewegung: Durch tüchtige Eigen­
schaften der Kaiser können selbst zerrüttete Zustände
leicht wiederhergestellt werden (hiermit meint Victor die
mit Claudius li. Gothicus und Aurelian einsetzende Zeit
der Regeneration), andererseits werden sie, auch wenn
sie gefestigt scheinen, durch deren Unzulänglichkeit ins
Verderben gestürzt (3 5, I 3- I 4). Zwischenzeitlich sind die
Sitten jedoch so tief gesunken, daß der eigene Nutzen
vor dem des Staates und das Streben nach Macht vor dem
nach Ehre rangieren; die Bedeutung und die Bezeich­
nung der Dinge wurden verfälscht, eine Usurpation bei­
spielsweise als Beseitigung einer Tyrannis interpretiert.
Dagegen steht nur die Zuverlässigkeit der Geschichts­
werke, die nicht zuläßt, daß Anständige um den Lohn
ihrer Erinnerung gebracht werden oder Schurken ewi­
gen Ruhm erlangen. Wäre dies nicht so, so wäre das Stre­
ben nach Verdiensten völlig nutzlos, da das einzige, was
E I N F Ü H RU N G 1 63

zählt, nämlich die Erinnerung der Nachwelt, nur den


Schlechten zuerkannt, den Guten aber vorenthalten
würde ( 3 3 , 2 3 -26).
Mag man das letzte auch für allzu optimistisch halten,
es war das, was Aurelius Victor mit seinem Geschichts­
werk anstrebte. Zu seinem Teil ist es ihm ja auch gelun­
gen, neben den «Schurken» auch die « Guten» im
Gedächtnis zu halten.
Obwohl Aurelius Victor in den Senatorenstand auf­
stieg, bewahrte er sich diesem gegenüber eine kritische
Haltung. Das klingt an in seiner Bemerkung, daß der
Senat einen erfolgreichen Usurpator anzuerkennen pfle­
ge, auch wenn er ihn vorher zum Staatsfeind erklärt hatte
(3 r , 3 ). Die Kritik des Aurelius Victor wird besonders
deutlich in 3 5 , 5 - 7: Von Probus an sei die Macht der Trup­
pen endgültig erstarkt; dem Senat seien Regierung und
Recht auf Kaiserwahl auf immer entzogen worden. Die
Ursache hierfür sieht Aurelius Victor in Schlaffheit und
Furcht oder in Abscheu vor Streitigkeiten. Auch hätte der
Senat das Recht auf Kriegsdienst wiedererlangen können,
das ihm von Gallienus entzogen worden war ( 3 3 , 3 3 -34),
denn vor der Wahl des Tacitus zum Kaiser und unter des­
sen Regierung seien die Legionen zu Zugeständnissen
bereit gewesen. Wenn die Senatoren sich nicht vom Lager
fernhielten, so gäbe es keine Usurpationen und keine Kai­
sererhebungen durch die Soldaten. Dadurch daß sich die
nobiles hauptsächlich ihrer Muße freuten und darum
bangten, daß man ihnen ihren Reichtum nehmen könne,
bereiteten sie den Weg dafür, daß Soldaten an die Macht
kämen. Nach der Ermordung des Gaius-Caligula hatten
die Senatoren noch versucht, eine Machtübernahme
durch Claudius zu verhindern, allerdings ebenfalls rasch
nachgegeben (3 , r 8); immerhin hörte dieser Kaiser aber
1 64 EINFÜHRUNG

noch auf Empfehlungen d e r Adligen, was seine Herr­


schaft als recht gut erscheinen ließ (4, I ) .
Auf der anderen Seite aber gesteht Aurelius Victor sei­
nem Stand ohne weiteres zu, ein Anrecht auf Privilegien
zu haben, da dieser auch einer ganzen Reihe von
Beschwerlichkeiten ausgesetzt sei, wofür er einen Aus­
gleich brauche (39,7).
Victor blickt voll Ehrfurcht auf die alte Hauptstadt
Rom; die neue, zweite Hauptstadt des Reiches, Constan­
tinopel, wird namentlich nicht einmal erwähnt - es heißt
lediglich, daß Constantin eine neue Stadt, die nach ihm
benannt worden sei, gegründet habe (4 1 , 1 2 und 1 7). Er
rügt, daß man die zu seiner Zeit fällige Säkularfeier nicht
beging: Zu solcher B edeutungslosigkeit sei Rom herab­
gesunken (28,2).
Eine denkbar schlechte Meinung hat Aurelius Victor
von den Soldaten und dem ganzen militärischen Appa­
rat. Der Niedergang beginnt in dieser Hinsicht mit Tibe­
rius, unter dessen Regierung sich die militärische Zucht
gelockert habe (2, 3 ) . B ald übten nicht mehr römische
Bürger (Quiriten) den Militärdienst aus; vielmehr über­
trug man ihn aus Bequemlichkeit zunehmend auf Frem­
de und Barbaren; daraus folgten letztlich die Unterdrük­
kung der Freiheit und die Fixierung auf Besitzstreben
( 3 , 1 4). Immer wieder kritisiert Aurelius Victor die Hab­
gier der Soldaten, denen es nur auf ihre Bereicherung
ankomme: So wollten sie nach der Ermordung Domiti­
ans einen Krieg anfangen, weil sie ihre Donative verloren
hatten (1 1 , 1 1 ). Ihre Begierde kennt keine Grenzen, auch
wenn das Reich bereits ausgeplündert und ruiniert ist
( I 8,2). Nur durch Gewinn ist diese Art von Menschen zu
Treue und Rechtschaffenheit zu veranlassen (26,6), so
daß die Billigung der Soldaten immer wieder teuer
E I N F Ü H RU N G 165

erkauft werden muß ( 3 3 , 1 4); andererseits werden bei­


spielsweise die Kaiser Gallus und Volusianus von ihren
eigenen Soldaten getötet, weil diese sich von dem Usur­
pator Aemilius eine größere Belohnung erhoffen ( 3 1 ,2).
Gegenkaiser haben damit ein Mittel in der Hand, die Sol­
daten zum Überlaufen zu bewegen (3 5 ,4 u. ö.).
Weitere negative Eigenschaften kommen dazu: Solda­
ten sind stets eifersüchtig aufeinander, was zur Erhebung
mehrerer Kaiser in verschiedenen Reichsteilen führt
(8,3); sie erschaudern vor großer Strenge (24,4) und ver­
teidigen nachlässige Befehlsgewalt bereitwilliger als
zweckdienliche (34,8). Nur einmal werden sie durch die
katastrophalen Verhältnisse gezwungen, das Rechte zu
beschließen, indem sie dem Senat die Kaiserwahl über­
tragen, der nach einigem Hin und Her M. Claudius Taci­
tus zum neuen Herrscher bestimmt (34, 1 ) .
Ein weiteres entscheidendes Manko ist die mangelnde
Bildung der Soldaten und der von ihnen aus den eigenen
Reihen erhobenen Kaiser. Gute Sitten und Bildung sind
für Aurelius Victor j edoch Voraussetzung einer guten
Regierung, eines guten Kaisers . So werden Kaiser, die er
positiv beurteilt, häufig als gebildet oder wenigstens an
den Wissenschaften interessiert dargestellt, während
schlechte Kaiser dumm und ungebildet sind: Augustus
förderte Gelehrte ( 1 , 5 ); Titus übertraf seinen Vater noch
an Bildung ( r o, r ) ; Mare Aurel war seinem Adaptivvater
Antoninus Pius durch Kenntnisse in Philosophie und
Beredsamkeit weit überlegen ( 1 6, 1 ); er war der Weisheit,
Milde, Lauterkeit und Bildung so zugeneigt, daß er vor
seinem Markomannenfeldzug von Philosophen um die
Erklärung der verschiedenen Philosophenschulen gebe­
ten worden sein soll ( 1 6,9); unter ihm soll es eine Blüte
der Wissenschaften gegeben haben. Eine solche Bi!-
1 66 E I N F Ü H RU N G

dungsliebe konnte allerdings auch negative Konsequen­


zen haben: So legte Mare Aurel der Stadt Nicaea Getrei­
delieferungen als Strafe auf, weil die Einwohner nicht
wußten, daß Hipparchos, ein griechischer Astronom
und Geograph des 2. Jahrhunderts v. Chr., aus ihrer Stadt
stammte (4 r ,2o ). Pertinax war ebenfalls umfassend gebil­
det ( r 8, r ); Septimius Severus beschäftigte sich mit Philo­
sophie, Rhetorik, allen freien Künsten und war selbst
schriftstellerisch tätig (20,22), die praktische Beredsam­
keit, mit der er neben Literatur vertraut gemacht worden
war, ließ allerdings zu wünschen übrig (20, 2 8 ) . Alexan­
der Severus zeigte durch seine B ehandlung von Rechts­
gelehrten, die er aus der Verbannung zurückholte, wie
sehr er tüchtigen Leuten und dem Studium des Rechts
zugeneigt war (24,6).
Maximinus dagegen hatte wenig Bildung genossen
(2 5 , 1 ), der Usurpator Vetranio war völlig ungebildet und
dumm (4 1 ,26). Kritisch werden auch die Tetrarchen und
das ganze constantinische Haus betrachtet: Die ersten
Tetrarchen seien wenig gebildet gewesen, jedoch hin­
länglich vertraut mit den Mühen der Landwirtschaft und
des Militärdienstes, wodurch sie sich hervorragend für
die Staatsverwaltung eigneten ( 3 9,26). Man möchte fra­
gen, ob ein Unterschied zwischen Staatsverwaltung und
Regierung besteht, für die Bildung doch eigentlich uner­
läßlich ist. Constantius I . und Galerius waren dank ihrer
natürlichen Gaben bewundernswert, allerdings ungebil­
det und grobschlächtig (40, 1 2). Constantius li. dagegen
kennt sich aus in den Wissenschaften, ist redegewandt
und besitzt noch eine ganze Reihe weiterer guter Eigen­
schaften, ist j edoch nicht in der Lage, sich Mitarbeiter
mit entsprechenden Fähigkeiten zu suchen (42,2 3 -2 5 ).
Immer wieder äußert sich Aurelius Victor auch allge-
EINFÜHRUNG 1 67

mein über die Vorzüge einer guten Bildung. Es fällt


jedoch auf, daß er sich in seinen Aussagen teilweise
widerspricht. Belesenheit und Redegewandtheit können
mäßige Schandtaten ausgleichen. Ein guter Charakter ist
zwar wichtiger, aber j eder, erst recht der Kaiser, sollte
außer ihm auch B ildung besitzen. Wenn die Lebensweise
schlecht ist, so kann man sich wenigstens durch feines
Auftreten und B ildung Achtung verschaffen (8,7-8). Auf
der anderen Seite ist Gelehrsamkeit eine schwache Kraft,
wenn der Charakter nicht hilft, Begierden zu zügeln
( 1 9,3). Wiederum vermag die Wertschätzung gelehrter
Studien einem Menschen großes Ansehen zu verleihen,
und das Andenken wird selbst durch eine schlimme
Wesensart nicht geschmälert (20,2). Vor allem Kaiser
brauchen Bildung, Geschmack und ein umgängliches
Wesen, während natürliche Vorzüge ohne diese Eigen­
schaften verachtet werden, weil man dann als unzivili­
siert oder ruppig gilt (40, 1 3 ) .
Aurelius Victor war kein Christ, denn e r schenkt
Ereignissen der Kirchengeschichte, insbesondere der
Zulassung und Förderung des Christentums unter Con­
stantin I. keine B eachtung, sondern erwähnt im Gegen­
teil die Förderung der alten Religion (zum Beispiel
39,4 5) und die Einrichtung einer paganen Priesterschaft
für Constantin I. (40, 2 8 ) . Er registriert zwar Prodigien
(zum Beispiel 5 , 1 7; 2 8 , 3 ), j edoch bei weitem nicht so oft
wie etwa die Historia Augusta, die zu j edem Kaiser
Geburts-, Herrschafts- und Todesomina und sonstige
Prodigien aufzählt.
Die Caesares sind in stilistischer Hinsicht keine be­
queme Lektüre, auch wenn es einfache Passagen gibt.
Dies hat im wesentlichen zwei Gründe: Zum einen
schwelgt Aurelius Victor geradezu in Inkonzinnitäten,
r68 EINFÜHRUNG

zum anderen bevorzugt e r einen sehr gedrängten, ver­


kürzenden Stil, wobei er hier selbst einen Sallust oder
Tacitus übertrifft.
Bis zur Entstehung der Epitome de Caesaribus wurde
Aurelius Victor viel benutzt; Hieronymus bat zwischen
3 7 3 und 3 80, während seiner Arbeit am Chronikon, einen
Freund, ihm ein Exemplar der Geschichte des Aurelius
Victor zu besorgen propte1· notitiam penecutorum.' Auch
im 6. Jahrhundert wurde er noch gelesen, denn J ohannes
Lydus zitiert ihn in seinem Werk De magistratibus (3 ,7),
und zwar die Stelle, an der er sich über diefrumentarii aus­
läßt ( 39,44). Danach aber wurde er fast völlig durch die
teilweise auf seinem Werk fußende Epitome verdrängt,
die wohl leichter zu lesen war. Die häufig zitierte Stelle aus
den Gesta Langobardorum des Paulus Diaconus (2, I 8),
die Aurelius Victor als Gewährsmann dafür nennt, daß
die Alpes Cottiae eine eigenständige Provinz waren,
bezieht sich wohl weniger auf die Caesares ( 5 ,2) als auf die
Epitome ( 5 ,4), denn Paulus benutzt sonst stets die Epito­
me, nicht aber die Caesares. Diese Verdrängung durch die
Epitome wird unter anderem der Grund dafür sein, daß
kaum Manuskripte der Caesares existieren.
Eine besondere Rezeption des gesamten (pseudo-)au­
relianischen Corpus fand, soweit wir dies den heute
bekannten Quellen entnehmen können, weder in der
Spätantike noch im Mittelalter statt, sieht man einmal
von einer Stelle bei Isidor von Sevilla im 7· Jahrhundert'
und der Erweiterung des Paulus Diaconus durch Lan­
dolfus Sagax im I 1 . oder I 2. Jahrhundert ab, bei der die
Origo benutzt wurde.

7 Hicronimus, Ep. r o, J .
8 Chronica mundi 2 3 2 a (MGAA r 1 , 4 5 3).
EINFÜHRUNG 1 69

Die Qualität des Aurelius Victor als Historiker muß


unter verschiedenen Aspekten bewertet werden. Auf der
einen Seite ist die Auswahl dessen, was er von den einzel­
nen Kaisern berichtet, sehr willkürlich; manchmal fehlen
Dinge, die heutige Historiker als fundamental ansehen
(er läßt zum Beispiel nichts über die zahlreichen Reisen
des Hadrian verlauten), dafür werden andere Dinge aus­
führlich geschildert. Dazu kommen, wie bereits er­
wähnt, nicht selten eklatante Fehler. Auf der anderen Sei­
te gibt es Dinge oder Vorgänge, von denen wir ohne
Aurelius Victor überhaupt nichts wüßten, zum Beispiel
das Edikt des Gallienus, das den Angehörigen des Sena­
torenstandes die Bekleidung eines militärischen Postens
untersagte ( 3 3 , 3 3 -34). Die Art der Darstellung erweist
sich dort als vorteilhaft, wo ein Schlaglicht auf das Jahr­
hundert fällt, in dem Aurelius Victor lebte; von Wert sind
neben der Erweiterung unserer Kenntnisse auch j ene
Stellen, die zahlreiche Details anderer Quellen bestäti­
gen. So bezeichnet Aurelius Victor den praefectus prae­
torio als «kraftlosen und den Armen gegenüber hochfah­
renden Namen>>, der gerade den Schlechtesten übertra­
gen werde, die unter dem Anschein der Steuereintrei­
bung alle ausbeuten (9, 1 2). Demgegenüber erholt sich
das Illyricum unter dem praefectus praetorio Anatolius
von den Schäden, die der cursus publicus angerichtet hat­
te ( 1 3,6). Italien ächzt zu Victors Zeit unter schweren
Steuern, die ursprünglich von den Tetrarchen eingeführt
worden, damals allerdings noch bescheiden gewesen sei­
en, und sich erst in der Gegenwart zu einem wirklichen
Übel entwickelt hätten (39,32). Dazu kommen seine
Invektiven gegen die actuarii (3 3 , 1 3 ) und die agentes in
rebus, die früheren frumentarii (3 9,44). Er legt hier den
Finger auf die neuralgischen Punkte der von einer erbar-
1 70 E I N F Ü H R U !'; G

mungslosen Bürokratie reglementierten (Spät-)Zeit.


Generell kann man einen B lick für das Wesentliche fest­
stellen. Anekdoten und Klatschgeschichten, wie man sie
bei Sueton häufig findet, fehlen fast völlig; wenn sich ein­
mal derartiges in seine Darstellung «verirrt>> hat, so dient
es der Charakterisierung. Auch bemüht sich Aurclius
Victor, ein Bild von der Persönlichkeit eines jeden Kai­
sers zu vermitteln.
Das Corpus ist in zwei Handschriften auf uns gekom­
men: Der Codex Bruxellensis oder Codex Pulmani (P) in
der Brüsseler Bibliotheque Royale (Nr. 9 7 5 5 -9763)
stammt vom Anfang d e s 1 5 . Jahrhunderts. Er liegt der
Editio princeps aus dem Jahr I 5 79 durch Andreas Schott
zugrunde. In den Handschriften sind die Caesares in 2 3
oder 26 Kapitel unterteilt. Schott hat dagegen eine
Unterteilung in 42 Kapitel unternommen, von denen
jedes ungefähr einem Kaiser entspricht. Lediglich zu
Beginn des 3 5. Kapitels überzeugt diese Einteilung nicht,
wo sich im Text eine Lücke findet. Der fehlende Text
muß vom Ende Claudius' II. und dem Beginn der Herr­
schaft Aurelians erzählt haben. Nach der Erstausgabe
blieb das Manuskript fast drei Jahrhunderte lang ver­
schwunden, ehe Theodor Mommsen es 1 8 5 0 in Brüssel
wiederentdeckte.
Die zweite Handschrift ist der Codex Oxoniensis (0)
aus der Bibliotheca B odleiana, Canon. Lat. 1 3 1 , in
Oxford, der aufgrund einer Widmung in das Jahr 1 4 5 3
datiert werden kann. E r fand i n keiner der alten Editio­
nen Berücksichtigung. Ende des 19. Jahrhunderts ent­
deckte Hirsch Hildesheimer den Codex in Oxford neu,
so daß Pranz Pichlmayr ihn für seine Ausgabe von r 8 92
berücksichtigen konnte.
Bei der Editio princeps konnte Schott jedoch noch ein
E I N FÜ H RU N G 1 71

weiteres Manuskript zumindest teilweise verwenden,


das er als Codex Metelli (M) bezeichnet. Allerdings hatte
er es nicht selbst in Händen, sondern wußte nur von eini­
gen Lesungen. Der Codex, der heute verschwunden ist,
stammt frühestens aus dem I J . Jahrhundert. Ob er den
Archetyp für 0 und P darstellt, ist umstritten.
ERL ÄUTERUNGEN

d. h. vom Ende des Titus Livius: Diese Charakterisierung


ist nicht ganz zutreffend, da die Darstellung des Livius
9 v. Chr. endete und die des Aurelius Victor ungefähr
3 I I 30 v. Chr. einsetzt. Der römische Geschichtsschreiber
Titus Livius lebte von 59 v. bis I 7 n. Chr. Sein Haupt­
werk sind die I 42 Bücher Ab urbe condita («Von Grün­
dung der Stadt [Rom] an») von denen allerdings nur die
Bücher I bis I o und 2 I bis 4 5 erhalten sind (7 5 3 - 29 3 und
2 I 8 - I 67 v. Chr.). Der Inhalt der restlichen Bücher ( r I - 20
und 46- I 42) ist durch periochae (Zusammenfassungen)
bekannt, die bereits in der Antike angefertigt wurden. -
Zu Constantius siehe Kapitel 42. - Flavius Claudius Iuli­
anus, >:· 3 3 I n. Chr., war ein Neffe Constantins. 3 5 5 zum
Caesar ernannt, wurde er Statthalter der Provinzen Gal­
lia und Britannia. 3 60 riefen ihn seine Soldaten zum Kai­
ser aus. Ein Krieg mit Constantius II. wurde durch des­
sen Tod verhindert. lulian starb am 27. Juni 3 6 3 auf
einem Feldzug gegen die Perser bei Ktesiphon. Von den
Christen erhielt er den Beinamen Apostata («der
Abtrünnige>>), weil er, nachdem er zunächst christlich
erzogen worden war, noch einmal versuchte, das Chri­
stentum zurückzudrängen. - Die Datierung erfolgt
durch die Angabe, zum wievielten Male die Kaiser
j eweils den Konsulat innehatten. Der zehnte Konsulat
des Constantius und der dritte des lulian fielen in das
Jahr 3 60.
I , r 720. ]ahre . . . mit noch zweien dazu: 3 I / 3 0 v. Chr.
- Octavianus: Diesen Namen hat er selbst nie geführt. Er
wurde am 2 3 . September 6 3 v. Chr. als Gaius Octavius
geboren und nannte sich Gaius lulius Caesar, nachdem
I,I E R L Ä U T E RU N G E N I 73

sein Großonkel Caesar ihn adoptiert hatte (s. unten). ­


Vater Octavius: Gaius Octavius, um I O I - 5 9 v. Chr. ­
Adoption: Es gab im römischen Recht zwei Arten der
Annahme an Kindes Statt: Die ältere war die arrogatio.
Sie bewirkte die Aufnahme eines schon aus der väterli­
chen Gewalt entlassenen Mannes in eine andere Familie
und wurde vor den Kuriatkomitien vollzogen. Dadurch
war dem Volk eine Kontrolle über Machtkonzentratio­
nen gegeben, eine Gefahr, die besonders dann drohte,
wenn durch die arrogatio zwei große Familien verbun­
den werden sollten. Zwar verließ der Armgierte seine
bisherige Familie und nahm auch den Namen seines neu­
en Vaters an, die Verbindungen zu seiner alten Familie
werden jedoch weiterbestanden haben. Die zweite Art,
die adoptio, betraf Personen, die noch der väterlichen
Gewalt unterworfen waren, und wurde vor dem Prätor
vollzogen. Eine testamentarische Adoption, wie die des
Octavius durch Caesar, war eigentlich nicht vorgesehen.
Sie brachte zunächst nur die sittliche Pflicht mit sich, den
Namen des Testators zu führen, verlieh aber keine Rech­
te. Octavius ließ ihr durch einen Kurialakt die Wirkung
einer arrogatio geben (Cassius Dio 4 5 , 5 -47). - Großon­
kel: Caesars Schwester Iulia (Minor) war verheiratet mit
Marcus Atius Balbus; ihre Tochter Atia ehelichte wieder­
um den Gaius Octavius. Aus dieser Verbindung stammte
• der spätere Augustus. - von seinem Sieg . . . milde
Gehauch gemacht: vgl. Augustus, Res gestae 34: . . .
postquam bella civilia exstinxeram per consensum uni­
versorum potitus rerum omnium rem publicam ex mea
potestate in senatus populique Romani arbitrium trans­
tuli. Qua pro merito meo senatus consulto A ugustus
appellatus sum . . . ( « nachdem ich die Bürgerkriege
• • •

beendet hatte, habe ich, der ich mit Zustimmung der All-
1 74 E R L Ä U T E RU N G E N

gemeinheit mich aller D inge bemächtigt hatte, d e n Staat


aus meinem Machtbereich in die Entscheidungsgewalt
des Senates und des Volkes übertragen. Für dieses mein
Verdienst bin ich aufgrund eines Senatsbeschlusses
Augustus genannt worden . . . >>). - mit dem des Augustus
benannt: Das cognomen (Beiname) wurde ihm am I 6.
Januar 27 v. Chr. vom Senat verliehen. Es bedeutet wört­
lich «der Erhabene>> und wurde als Dank für die Bewah­
rung der res publica durch einen Senatsbeschluß neu
geschaffen. Es wurde später zu einem wesentlichen
Bestandteil der Kaisertitulatur. durch Geschenke die
-

Soldaten: Seit dem Ende der Republik wurden den Sol­


daten von den j eweiligen Machthabern Geldgeschenke
gemacht, um sich ihrer Treue zu versichern. Dies wurde
von den Kaisern übernommen, die den Soldaten minde­
stens zur Thronbesteigung, aber auch bei anderen Gele­
genheiten solche Donative gaben. In Kapitel I 5 seiner
Res gestae (Tatenbericht) listet Augustus auf, wann er
dem Volk (und nicht nur den Soldaten) welche Geldge­
schenke gemacht hat. Getreideversorgung: Die cura
-

annonae bestand ursprünglich nur in der Sorge des Staa­


tes für eine genügende Getreidezufuhr und den Verkauf
zu einem erschwinglichen Preis . Seit der Zeit der Grac­
chen (um I J O v. Chr. ) gehörte auch die verbilligte oder
kostenlose Abgabe von Getreide an Bürger Roms dazu.
Augustus übernahm dieses Amt im Jahr 23!22 v. Chr.
2 44 Jahre: 2. September 3 I v. Chr. - I 9· August I 4 n.
Chr.; genau: 44 Jahre (das Jahr 0 zählt nicht mit, da es bei
der Einführung der Rechnung nach Jahren vor Christi
Geburt nicht berücksichtigt wurde) weniger I 4 Tage (der
Monat August hatte bei den Römern nur 30 Tage). -

Nola: Stadt in Campanien. Raetien und Illyrien: Die


-

etwa im Jahr I 5 v. Chr. eroberte Provinz Raetia entsprach


1,1 - I,J E RL Ä U T E R U N G E N 1 75

ungefähr der Ostschweiz, Tirol und Teilen Bayerns. Das


Illyricum wurde 9 n. Chr. endgültig unterworfen und
reichte vom Ostrand der Alpen bis zum Golf von Valona
und von der Adria bis zum balkanischen Hinterland,
entsprach also im wesentlichen dem ehemaligen Jugosla­
wien und dem nördlichen Teil von Albanien. Aurelius
Victor nennt nur die erste und letzte der zur Zeit des
Augustus unterworfenen Provinzen. Germanien:
-

Anspielung auf die Niederlage des Varus 9 n. Chr. in der


Gegend des Teutoburger Waldes (oder nach neueren
Forschungen bei Osnabrück). Der von den Römern
eroberte Westrand des germanisch besiedelten Gebietes
war eingeteilt in die Germania inferior (nördliches
Rheingebiet von Bonn bis zur Küste) und die Germania
superior (südliches Rheingebiet von Bonn bis zum Gen­
fer See).
3 Numa: Numa Pompilius war der Sage nach der
zweite König Roms und galt als Begründer der religiösen
B räuche: Er soll die großen Priesterkollegien (Flamines,
Salier, Vestalinnen, Pontifices) eingerichtet und eine
Kalenderreform durchgeführt haben (zwölf statt bisher
zehn Monate). - Antonius: Marcus Antonius wurde um
8 2 v. Chr. geboren, war Anhänger Caesars und bildete
nach dessen Tod mit dem späteren Augustus und Marcus
Aemilius Lepidus den 2. Triumvirat. Schnell kam es zu
Spannungen und schließlich zum Krieg, auch wegen sei-
• nes Verhältnisses zu Kleopatra VII. Antonius verlor die
Seeschlacht bei Actium (2. September 3 I v. Chr.), und als
Alexandria am I . August 30 v. Chr. fiel, beging er Selbst­
mord. janustor: Janus galt als Gott der öffentlichen
-

Tore und Durchgänge. An der Nordseite des Forum


Romanum in Rom stand ein Janus-Tempel mit zwei
Toren; unter einem der Durchgänge mußte die Armee
r 76 E R LÄ U T E RU N G E N

hindurchmarschieren, wenn s i e i n einen Krieg zog. Das


Öffnen der Tempeltore bedeutete Kriegsbeginn, ihr
Schließen Frieden; während des Krieges standen die Tore
offen. Als erster soll Numa Pompilius die Tore geschlos­
sen haben, dann sollen sie im Jahre 24 1 oder (weniger
wahrscheinlich) 2 3 5 v. Chr. geschlossen worden sein, als
dritter ließ sie Augustus insgesamt dreimal schließen,
später dann Nero und Vespasian. Das Schließen wird
von Vergil (Aen. r ,29 r -296) als Einschließen des Krieges,
von Ovid (Fast. 1 , 2 8 1 ) und Horaz (Epist. 2, 1 ,2 5 5 ) als
Festhalten des Friedens gedeutet.
6 Vater des Vaterlandes: Dies war der traditionelle
Titel für Romulus und auch für Marcus Furius Camillus,
den Eroberer der Stadt Veii (396 v. Chr.). Cicero erhielt
ihn 63 v. Chr. nach der Niederschlagung der Catilinari­
schen Verschwörung, Caesar im Jahr 44 v. Chr., Augu­
stus 2 v. Chr. Auch alle weiteren Kaiser erhielten ihn bis
auf Tiberius, der den Titel ablehnte. - tribunizische
Amtsgewalt: Die tribunicia potestas beinhaltete nur die
Befugnisse eines Volkstribunen, nicht jedoch das Amt
selbst; sie wurde lebenslänglich, aber j ahrweise und ohne
Kollegen verliehen. B ereits Caesar hatte angefangen, sie
sich stufenweise übertragen zu lassen: 48 v. Chr. erhielt er
das ius subsellii (Platz auf der Tribunenbank), 44 die sa­
crosanctitas, das heißt die Unverletzlichkeit, die den
Amtsträger persönlich vor Angriffen und Störungen j ed­
weder Art (schon das Ins-Wort-Fallen bei öffentlichen
Reden galt als solche) schützte; der spätere Augustus
erhielt 36 v. Chr. diese beiden Rechte, 3 0 v. Chr. dann das
ius auxilii (Hilfestellung für Bürger gegenüber dem Akt
eines Magistraten) und 2 3 v. Chr. die volle tribunicia
potestas, das heißt zusätzlich noch das ius intercessionis
(Vetorecht) gegen Gesetze, das Recht zur Einberufung
I ,J - 1,7 E R L Ä U T E RU N G E N 1 77

der concilia piebis (Volksversammlung der Plebeier)


sowie das der Verhaftung von Magistraten und der
Durchführung von Hochverratsprozessen. Sie diente
von da an zur Zählung der Amtsjahre. - Priester und
Priesterkollegien: Nach der offiziellen Vergöttlichung
des Augustus nach seinem Tode wurde in Rom ein Prie­
sterkollegium, die soda/es A ugustales, eingesetzt, das aus
2 r .Mitgliedern bestand und die Aufgabe hatte, Opfer für
den Kaiser darzubringen.
7 ·von den Kindern . . . Ehe absieht: Julia, die einzige
Tochter des Augustus, ::- 39 v. Chr., war zunächst mit
Marcus Claudius Marcellus verheiratet und nach dessen
Tod mit Marcus Vipsanius Agrippa, mit dem sie fünf
Kinder hatte. Als auch dieser gestorben war, mußte sie
auf Wunsch des Augustus den späteren Kaiser Tiberius
heiraten; die Ehe war nicht glücklich, woraufhin Julia
sich auf mehrere Liebesabenteuer eingelassen haben soll,
die im Jahre 2 v. Chr. zu ihrer Verbannung, gerrauer zu
ihrer relegatio (Verbannung ohne Verlust des Vermögens
und der Ehrenrechte) auf die Insel Pandataria und 3 n.
Chr. nach Rhegium führten. Sie starb 1 4 n. Chr. Die bei­
den ältesten Söhne aus ihrer Ehe mit Agrippa adoptierte
Augustus 1 7 v. Chr. (Gaius und Lucius Iulius Caesar)
und hat sie wohl für seine Nachfolge vorgesehen, doch
starben beide 2 (Lucius) beziehungsweise 4 (Gaius) n.
Chr. - Augustus war in dritter Ehe mit Livia Drusilla (30.
Januar 5 8 v. - 29 n. Chr.) verheiratet (für sie war es die
zweite Ehe), die er später testamentarisch in das julisehe
Geschlecht aufnahm und der er den N amen Augusta ver­
lieh. Livia war eine starke Persönlichkeit, die auch nicht
davor zurückscheute, sich in die Politik einzumischen.
Die Ehe mit Livia war indes nicht «unglücklich» . -
Skythen, Garamanten und Baktrer: Die Skythen lebten
1 78 E R L Ä U T E RU N G E N

ungefähr i n der heutigen Ukraine; d i e Garamanten


waren ein berberischer Volksstamm in lnnerlibyen; die
Baktrer bewohnten ein Gebiet, das etwa dem nördlichen
Afghanistan entspricht.
2 , 1 Tiberius: >:· r 6. November 42 v. Chr. als Tiberius
Claudius Nero von seinem gleichnamigen Vater und sei­
ner Mutter Livia (s. zu 1 ,7); vom 1 9 . August 14 bis r 6.
März 3 7 n. Chr. war er römischer Kaiser mit dem Namen
Tiberius Iulius Caesar Augustus . - Stiefsohn: Livia war
in zweiter Ehe mit Augustus verheiratet (s. zu 1 ,7). -
Adoption: s . zu 1 , r ; sie fand am 26. Juni 4 n. Chr. statt;
durch die arrogatio wurde er, der bislang sui iuris gewe­
sen war, das heißt in niemandes Gewalt gestanden hatte,
wieder einer väterlichen Gewalt unterworfen. - ver­
schlagen . . . undurchschaubar: traditionelle Tyrannen­
charakteristik.
2 Capri (Capreae): Tiberius lebte dort von 27- 3 7 n.
Chr. und ließ zwölf Villen bauen, die die Namen der
zwölf Götter trugen; wiederentdeckt wurde bislang nur
die villa Iovis (Haus des luppiter).
3 militärische Zucht: Der Vorwurf lautet also: Tiberi­
us vernachlässigte das Militär. Gebiete der römischen
-

Staatsgewalt: das heißt das römische Reich; nach Sueton,


Tib . 4 1 , wurden die Provinzen Armenia, Moesia und
Gallia besonders ausgebeutet. - Kappadokien: Die Kap­
padokier bewohnten eine Landschaft in der Osthälfte
des kleinasiatischen Hochlandes, die r 7 n. Chr. zur römi­
schen Provinz wurde. - Arche/aus: Er trug den Beinamen
Philopatris und war seit 36 v. Chr. König von Kappado­
kien. Bei Actium kämpfte er zunächst auf Seiten des
Antonius, trat dann aber zu Octavian über. Wegen seiner
Undankbarkeit zog er sich den Haß des Tiberius zu
(Cassius Dio 5 7, 1 7,3 -4). Schon von Augustus erhielt er
1 , 7 - 2,4 E R L Ä U T E RU N G E N 1 79

wegen Altersschwäche einen Vormund; von Tiberius


wurde er nach Rom geladen und angeklagt; er starb vor
der Urteilsverkündung. - Gätuler: Volksstamm südlich
der Mauretanier und Numider in Nordafrika; Vorfahren
der heutigen Tuareg. - Tacfarinas: Er entfesselte r 7 n.
Chr. einen Aufstand und konnte erst 24 n. Chr. von
Publius Cornelius Dolabella endgültig bei Auzia
(Aumale), etwa roo km südöstlich des heutigen Algier,
besiegt werden.
4 Marbod: Führer der Sueben, der auf römischer Seite
stand, besonders gegen Arminius; Tiberius verweigerte
Marbod die Hilfe, als Arminius sich I 7 n. Chr. an die­
sem rächen wollte. Die Bezeichnung Sueben ist ein
Sammelname für mehrere Völker zwischen Ostsee und
Rhein, von denen nur die Markomannen und Quaden
von den Römern abhängig waren. - Prätorianerkohor­
ten: Seit Augustus waren die Prätorianer die Schutztrup­
pe des römischen Kaisers und der Regierung; sie rekru­
tierten sich vor allem aus der Bevölkerung Latiums und
Mittelitaliens. Augustus ließ neun cohortes aufstellen, die
zunächst in und um Rom verteilt lagen, dann unter Tibe­
rius durch den praefectus praetorio (Prätorianerpräfek­
ten, abgekürzt PPO) Seianus in den castra praetoria, der
« Kaserne>> der Prätorianer, auf dem Viminal konzen­
triert wurden. Die Prätorianer griffen immer wieder in
die Politik ein und galten zeitweilig als « Kaisermacher>> .
3 I 2 n. Chr. wurden s i e von Kaiser Constantin aufgelöst
(s. zu 40,2 5 ) . Das Amt des Prätorianerpräfekten blieb
bestehen, wandelte sich j edoch zu einem zivilen Verwal­
tungsamt (s. zu 39.30). - Landstädte (municipiis):
Bezeichnung für eine Stadt mit Pflichten gegenüber
Rom, zum Beispiel Truppenstellung. Seit 89 v. Chr. besa­
ßen die Einwohner römisches Bürgerrecht. - Sicherheits-
r 8o E R LÄ U T E RU N G E N

kräfte . . . Befehlshaber: Hierbei handelt e s sich um die


cohortes urbanae (Stadtkohorten), die unter einem
praefectus urbi (Stadtpräfekten) für Ordnung in der
Stadt zu sorgen hatten, und die cohortes vigilum un­
ter einem praefectus vigilum, eine Feuerwehr und
Nachtwache; außerdem gab es die kaiserliche Leib­
wache.
J , I Claudius: Geburtsname des Tiberius, s. zu 2, 1 . ­
Anschlag: Tacitus schreibt (Ann. 6, 5 0), daß Tiberius von
seinem Nachfolger Gaius (Caligula) beziehungsweise
dessen Prätorianerpräfekten (s. zu 2,4) Macro mit einem
Kissen erstickt worden sei; Cassius Dio (5 8,28) berichtet
dagegen, Gaius habe Tiberius das Essen verweigert und
ihn außerdem so warm zugedeckt, daß Tiberius zum Teil
verhungert, zum Teil erstickt sei. Sueton (Tib. 73,3) über­
liefert alle Versionen: Gift, Verhungern, Ersticken. - 23
Jahre: 1 4 - 3 7 n. Chr.; Cassius Dio ist genauer: 22 Jahre, 7
Monate, 7 Tage ( 5 8,28). - 79 fahre: 42 v. - 3 7 n. Chr., also
in Wirklichkeit 7 8 Jahre, da das Jahr o nicht mitzählt (s.
zu 1 ,2); Cassius Dio hat auch hier die genauere Angabe:
77 Jahre, 4 Monate, 9 Tage ( 5 8,28). - Gaius . . . Caligula:
Sein Name lautete Gaius Iulius Caesar Germanicus, ::- 1 2
n. Chr. in Antium als Sohn des Germanicus (s. zu 3 ,2)
und der Vipsania Agrippina. Seinen Kosenamen erhielt
er, weil er als Kind im Lager des Vaters war. Wörtlich
übersetzt bedeutet er « Soldatenstiefelchen>> (Diminutiv
von caliga «Soldatenstiefel>>; s. zu 3,4). Er regierte vom
1 8 . März 37 bis zum 24. Januar 4 1 .
2 Agrippa: Marcus Vipsanius Agrippa, 6 3 - Ende
März 1 2 v. Chr., war ein Jugendfreund des Augustus
und heiratete 2 1 v. Chr. dessen Tochter Julia, mit der er
fünf Kinder hatte (s. zu 1 ,7), darunter die Vipsania
Agrippina, die Mutter des Gaius . - Drusus: N ero Claudi-
2,4 - 3 , 1 3 E R L Ä U T E RU N G E N 181

us D rusus, Frühj ahr 3 8 - Herbst 9 v. Chr., B ruder des


Tiberius. - Germanicus: N ero Claudius Drusus, 24. Mai
I 5 v. - IO. Oktober I9 n. Chr.; den Beinamen Germani­
cus trug er seit Ende 9 v. Chr. Er war der Sohn des Älte­
ren Drusus (Nero Claudius Drusus) und der Antonia
Minor.
3 frühzeitiges Ende: Agrippa starb I 2 v. Chr., Drusus
9 v. Chr., Germanicus I9 n. Chr., die Mutter Vipsania
Agrippina 33 n. Chr. in der Verbannung auf der Insel
Pandataria; sein B ruder Nero verhungerte 3 I n. Chr.
freiwillig in der Verbannung auf der Insel Pontia, sein
Bruder D rusus 33 n. Chr. in Kerkerhaft im Palatium,
dem Kaiserpalast auf dem Palatin (s. zu I I ,6).
4 im Feldlager geboren: Sueton (Cal. 8) schreibt, daß
nach der Thronbesteigung des Kaisers das Gerücht auf­
gekommen sei, er sei im Winterlager des Heeres geboren
worden, er selbst habe j edoch in den offiziellen Urkun­
den Antium als Geburtsort gefunden. - Soldatenstiefel
(calceamento): Die caliga, ein lederner Halbstiefel.
8 Monate: März bis September 3 7· Nach einer schwe­
ren Erkrankung im Oktober (Cassius Dio 59,8, I ) schlug
sein Verhalten um. - Väter: Anrede für die Senatoren. ­
Komplott: Auch Sueton (Cal. I 5 ,6) erwähnt diese Ver­
schwörung; wer sich verschwor und was geschah, ist
j edoch nicht bekannt.
IO Schwestern: Julia Agrippina ( I 5 - 5 9), Julia Drusilla
( I 6- 3 8), Julia Livilla ( I 7-42). - Liber: Römischer Name
des Weingottes Bacchus.
12 Nymphenaugen: Über diese Fische ist sonst nichts
bekannt.
I 3 Herr: Mit dominus wurde der Herr von seinen
Sklaven angeredet, daher war diese Anrede verpönt. -
Zeichen der Königsherrschaft: Diadem, Königs binde.
r 82 E RL Ä U T E RU N G E N

1 4 Cassius Chaerea: 1 4 n. Chr. centurio («Haupt­


mann») im niedergermanischen Heer, 4 1 tribunus
( « Offizier>> ) der Prätorianer (s. zu 2,4). Nach einer
ehrenrührigen Behandlung durch Gaius verschwor er
sich gegen den Kaiser. Er wurde später von dessen
Nachfolger Claudius hingerichtet. - Brutus: Marcus
Junius B rutus soll der Überlieferung nach 5 1 0 v. Chr.
den letzten römischen König Tarquinius Superbus ver­
trieben haben. - Militärdienst: Ursprünglich bestand
die römische Armee nur aus römischen Bürgern. Im
Laufe der Zeit fanden j edoch auch die Angehörigen
unterworfener Völker Zugang, zunächst nur in soge­
nannten Auxiliar-(Hilfs-)einheiten, später (vor allem ab
dem 3 · Jahrhundert) auch in den regulären Legionsver­
bänden. Quiriten: ältester Name der römischen Bür­
-

ger.
1 6 Vimius: sonst unbekannt. - Epirus: So hieß die
nordwestlich an Griechenland anstoßende Landschaft
am Ionischen Meer; in der Kaiserzeit war Epirus
zunächst Teil der Provinz Achaia, bevor es unter Nero
zu einer eigenen Provinz wurde. - Titus Claudius: s. Kap.
4; Titus hieß er nie, sondern Tiberius. Die Verwechslung
könnte auf der ähnlichen Abkürzung des Vornamens
beruhen (T. für Titus, Ti[bj. für Tiberius).
1 7 verrückt: Claudius war als Kind häufig krank (Su­
eton, Claud. 3 1 ) und auch geh- und sprechbehindert (Su­
eton, Claud. 3 0; Seneca, Apocol. 5 ), dabei aber wissen­
schaftlich sehr interessiert: Er beherrschte die etruski­
sche Sprache und verfaßte eine Geschichte der Etrusker
und auch eine solche der Regierungszeit des Augustus,
die aber leider beide verloren sind. Diese Umstände
mögen dazu beigetragen haben, daß er als verrückt galt.-

Nero: Der Kaiser Tiberius (s. 'zu 2, 1 ) .


3 , 1 4 - 4,2 E R L Ä UT E RU N G E N 1 83

4, I Claudius: Tiberius Claudius Caesar Augustus


Germanicus, �- 1 . August IO v. Chr. als Sohn des Drusus
und der Antonia, einer Nichte des Augustus, in Lyon. Er
regierte vom 24. Januar 4 I bis zum I 3. 0 ktober 54·
2 Laster: Claudius unterdrückte Ausschreitungen im
Theater, ging gegen die Brutalität der Geldverleiher vor
(Tacitus, Ann. I I , I 3 ) und begrenzte das Honorar von
Anwälten auf I o ooo Sesterzen (ebd. I I ,7). Auch wur­
den Verhältnisse von freien Frauen mit Sklaven bestraft:
Wußte der Eigentümer des Sklaven nichts von dem Ver­
hältnis, so wurde sie Sklavin, hatte er Kenntnis davon,
erhielt sie den Status einer Freigelassenen (ebd. I 2, 5 J). ­
Drysaden: Die keltische Priesterkaste der Druiden. -
Mesopotamien: Hier gab es nur Eroberungsversuche
des Claudius. Wirklich erobert wurde das Gebiet zwi­
schen Euphrat und Tigris erst von Trajan im Jahre I I 5 -
- Rhein- und Donaugrenze: Gnaeus Domitius Corbulo
besiegte im Jahr 47 Friesen und Chauken, wurde dann
j edoch an den Unterlauf des Rhein zurückbeordert; am
Oberrhein wurde Vindonissa neu erbaut. An der
Donaugrenze wurden Kastelle angelegt und das König­
reich Noricum in eine Provinz unter einem procurator
(«Statthalter>>) umgewandelt. - Mauretanien wurde
4 I /42 erobert und im Jahr 44 aufgeteilt in Mauretania
Tingitana und Mauretania Caesariensis. - juba II.: von
2 5 v. bis 2 3 n. Chr. römischer Klientelkönig. Sein Sohn
' und Nachfolger Ptolemaios wurde im Jahre 40 in Rom
ermordet. Musulamier: Berberstamm in Nordafrika,
-

der 4 5 von Servius Sulpicius Galba, dem späteren Kaiser


(s. Kap. 6), besiegt wurde. - Teile von Britannien: 43
wurde der Südostteil B ritanniens von Aulus Plautius
besetzt, Camulodunum (Colchester) in Gegenwart des
Kaisers eingenommen. Ostia: Hafen Roms.
-
I 84 E R L Ä U T E RU N G E N

3 Meer . . . zugänglich zu machen: Sueton (Gaius 19)


und Cassius Dio ( 5 9, 1 7) berichten, Caligula habe in der
Bucht zwischen Baiae und Puteoli (h. Pozzuoli) eine
Brücke schlagen lassen, die aus Handelsschiffen bestand,
die er zu diesem Zweck aus allen Teilen des Reiches
zusammenbefohlen hatte. Über diese B rücke sei er selbst
mehrere Tage hintereinander, als Alexander verkleidet,
geritten und gefahren, wobei ihm j eweils ein großes Heer
gefolgt sei.
4 Der Zensor hatte verschiedene Aufgaben: Er stellte
die Bürgerliste auf, teilte die Bürger in die tribus (Stimm­
bezirke) ein und schätzte das Vermögen zur Festsetzung
der Steuer; außerdem führte er die Senatorenliste und
veranstaltete die sogenannte lectio senatus, das heißt, er
überprüfte die in der Liste der Senatoren geführten Mit­
glieder in Bezug auf ihren Lebenswandel, was bei
unwürdiger Lebensweise unter Umständen zum Aus­
schluß aus dem Senat führte (die eigentliche lectio
bestand in einem Verlesen der Senatorenliste); schließ­
lich verpachtete er Steuern, Zölle und Einkünfte aus
Bergwerken. Seit 2 2 v. Chr. hatten Augustus und später
Tiberius die Aufgaben des Zensor ausgeführt, ohne das
Amt zu übernehmen, Claudius war im Jahre 47 wirkli­
cher Zensor. Später war Domitian als letzter Kaiser cen­
sor perpetuus, das heißt, er übte das Amt ohne die eigent­
lich übliche zeitliche Beschränkung auf etwa anderthalb
Jahre aus. Von Sueton (Claud. 1 6, r ) wird die gleiche
Anekdote über den jungen Mann berichtet, hier aller­
dings im Zusammenhang mit einer Überprüfung der
Angehörigen des Ritterstandes.
5 Messalina: Valeria Messalina, um 2 5 bis Mitte Okto­
ber 48, war die dritte Frau des Claudius; er hatte zwei
Kinder mit ihr: (Tiberius Claudius Germanicus) B ritan-
4, 3 - 4, 1 4 ERLÄUTERUNGEN 185

nicus und Octavia. Messalina wurde später auf Initiative


des Narcissus, eines Freigelassenen des Claudius, besei­
tigt, nachdem sie (angeblich) an einer Verschwörung
beteiligt gewesen war.
1 2 Ä chtungen: Beseitigung politischer Gegner, vor
allem unter Sulla und dem zweiten Triumvirat. Die
Namen der Geächteten wurden veröffentlicht (proskri­
biert) und die Bezeichneten für «vogelfrei>> erklärt: Eine
Belohnung wurde auf ihren Kopf ausgesetzt, ihr Vermö­
gen eingezogen, die Söhne für immer von öffentlichen
Aufgaben ausgeschlossen. - Tochter seines Bruders: Julia
Agrippina (6. November 1 5 h 6 - 1 9 .!2 3 . März 5 9), die
Tochter des Germanicus, heiratete im Jahr 49 den Clau­
dius (es war ihre dritte, seine vierte Ehe). 54 ermordete
sie ihren Mann und brachte ihren Sohn Nero statt des
eigentlichen Nachfolgers Britannicus auf den Thron.
N ero ließ sie 59 durch Anicetus, den Präfekten der Flotte
in Misen um, umbringen.
14 sechstem Regierungsjahr: 47 n. Chr. - vierzehn
Jahre: 2 5 . Januar 41 bis 1 3 . Oktober 54 ( 1 3 Jahre,
8 Monate, r 8 Tage). - achthundertjähriges Bestehen: 75 3
v. - 47 n. Chr., wobei die Römer das Anfangs- und das
Endj ahr mitzählten. - Phoenix: ein sagenhafter Vogel.
Nach Hesiod (frg. 1 7 1 ) lebt er 972 Menschenalter.
Herodot (2,73) berichtet, daß er im ägyptischen Helio­
polis verehrt werde; dorthin komme er alle 5 00 Jahre
mit einem großen, selbstgefertigten Ei, in dem die Reste
seines Vaters ruhten, um sie im dortigen Sonnentempel
zu bestatten. Er wurde mit dem ägyptischen Sonnenvo­
gel identifiziert. Die spätere Legende von der Selbstver­
brennung und Neuerstehung aus der Asche (ein Sym­
bol für die Ewigkeit) ist nicht-ägyptischen Ursprungs.
Die Heimat des Phoenix ist Arabien oder Indien. Taci-
r 86 E R L Ä U T E RU N G E N

tus überliefert sein Erscheinen im Jahre 3 4 in Ägypten


(Ann. 6,2 8), von wo er später nach Rom gebracht wor­
den sei. Dieses spätere Verbringen nach Rom hat
Aurelius Victor wohl mit dem ursprünglichen Erschei­
nen durcheinandergebracht. - Insel: Cassius Dio
schreibt, daß die Insel nahe Thera erschienen sei
( 6 1 , 29,7), Orosius, daß sie zwischen Thera und Thera­
sia gelegen habe (Hist. 7,6, 1 3 ) . Vermutlich handelt es
sich um das heutige Nea Kameni. Die Mondfinsternis
erwähnt auch Seneca (Nat. 2,26,6). Sie fand am r . Janu­
ar 47 statt.
1 5 Tarquinius Priscus: Als der sagenhafte fünfte
König Roms starb, soll sein Tod zunächst geheimgehal­
ten worden sein, bis der Nachfolger Servius Tullius die
Regierungsgeschäfte übernommen hatte (Livius 1 ,4 1 , 5 -
6). - Stiefsohn: (Lucius Domitius Ahenobarbus) Nero,
Sohn der Agrippina und des Gnaeus Domitius Aheno­
barbus, ::- 3 7, im Jahr 49 von Claudius adoptiert. -
Kinder: Drusus, ::- 20, früh gestorben; Claudia, noch als
Kind gestorben; Claudia Antonia, 2 8 -66; Octavia, um 40
- 62, im Jahr 5 3 heiratete sie N ero; Tiberius Claudius
Britannicus, 4 1 /42- 5 5 .
5 ,2 ebensolange: Claudius 2 5 . Januar 4 1 - 1 3 . Okto­
ber 5 4; Nero: 1 3 · Oktober 54 - 9· Juni 68 (s. zu 4, 1 und
4, 1 5 ) . - fünf fahre: Diese Angabe findet sich weder
bei Sueton noch bei Tacitus noch bei Cassius Dio. Die
Epitome de Caesaribus ( 5 ,2) überliefert diesen Zeitraum
allerdings ebenfalls. - Verschönerung der Stadt (augen­
da urbe): Dies bezieht sich wohl auf Baumaßnahmen in
der Stadt, nicht auf eine Ausdehnung der Stadtgrenzen,
wie sie von Claudius, Vespasian und Aurelian überlie­
fert ist. Die Epitome ( 5 ,2) berichtet, Nero habe ein
Amphitheater und Bäder errichtet. - Trajan: der Kaiser;
4, 1 4 - 5 , 1 3 ERLÄUTERUN G E N 1 87

s. Kap . 1 3 . - Pontus: ein Königreich im Norden Kleina­


siens, das 64 n. Chr. aufgelöst wurde. Der König wurde
abgesetzt und das Gebiet in Territorien der sechs Städte
Trapezus, Cerasus, Neocaesarea, Zela, Magnopolis und
Polemonium aufgeteilt. - Polemon II. von Pontos: seit
37 König von Pantos und (nominell) auch des Bospo­
rus, ab 41 auch über Teile Kilikiens. - Cottische Alpen:
Sie reichten vom oberen Var bis zur Maurienne ein­
schließlich und waren von Nero bis Domitian Provinz;
benannt nach Marcus I ulius Cottius, der in dem genann­
ten Gebiet als praefectus civitatium (eine Art G ouver­
neur) herrschte.
5 nach Art einer Braut bekleidet: D as Hochzeitskleid
bestand aus einer besonderen, gerade geschnittenen tuni­
ca (eigentlich ein Untergewand), einem Gürtel, der mit
einem besonderen Knoten geschlossen wurde, sowie
einem orangefarbenen Schleier.
1 1 Heirat des Onkels: s. zu 4, 1 2 . - Vestapriesterin: Sie
waren für den Unterhalt des Stadtfeuers zuständig und
mußten dafür sorgen, daß es nicht ausging. Bis zum Ende
der dreißigj ährigen Amtszeit zur Jungfräulichkeit ver­
pflichtet, wurde eine Priesterin, die dieses Gebot verletz­
te, zur Strafe lebendig eingemauert.
12 Mutter . . . den Tod: Tacitus berichtet (Ann. 1 4, 3 -
8 ) , daß ein Versuch, Agrippina durch ein vorbereitetes
Schiffsunglück zu ertränken, fehlschlug, weil sie
' schwimmen konnte, und sie daraufhin erschlagen und
erdolcht worden sei.
1 3 verschworen: Dies geschah erst nach dem Brand
Roms. Die Pisanische Verschwörung im Jahr 6 5 kostete
unter anderen den Epiker Marcus Annaeus Lucanus, den
Politiker, Philosophen und Dichter Lucius Annaeus
Seneca und den Dichter Gaius Petronius (Arbiter) das
188 E R L Ä U T E RU N G E N

Leben; d e r späteren Verschwörung des Annius Vinicia­


nus fielen hohe Generäle zum Opfer.
1 4 Feuersbrunst: Rom brannte am I 8 . und I 9 . ]uli 64,
wobei unklar ist, ob der Kaiser den Brand verschuldet
hat oder nicht (Tacitus, Ann. I 5 , 3 8 -44). - neue1· Sitz:
Nero erbaute auf dem Palatin einen neuen Palast, die
domus aurea (das <<goldene Haus »). - Gesandter der Par­
ther . . . niemand für frei galt: Diese Episode findet sich
sonst nirgendwo in der antiken Literatur.
I 5 Galba: s. Kap . 6; er war seit 6o Statthalter der Pro­
vinz Hispania Tarraconensis. Aurelius Victor verein­
facht hier: Galba ließ sich 68 mit Iulius Vindex ein, als
dieser sich gegen N ero empörte, und fiel Anfang April in
Carthago Nova (Cartagena) von Nero ab.
17 Lorbeerhain . . . den Triumphierenden ge'li:leiht:
Der Lorbeer war bei den Römern ein Zeichen des
Friedens, weshalb nach einem Sieg die Waffen und die
Rutenbündel der Liktoren (Diener) des siegreichen
Feldherrn mit Lorbeer geschmückt wurden. Der
Feldherr selbst trug am Tag des Triumphes einen Lor­
beerkranz. Dieser Lorbeer wurde dann eingepflanzt,
und allmählich entstand aus diesen Pflanzen ein Hain. -
Der Platz für die Hühner (ein Landhaus bei Rom) wird
auch bei Sueton (Galba I) und Plinius (Nat. hist.
I S , I 3 7) erwähnt und heißt ad gallinas ( <<bei den Hüh­
nern»).
6, 1 Galba: Servius Sulpicius Galba, >:· 29. Dezember 3
v. Chr., römischer Kaiser vom 8 . Juni 6 8 bis I 5 . Januar 69;
zu seinem Abfall von Nero s. zu 5 , I 5 . - erlauchtes
Geschlecht der Sulpicier: Das patrizische Geschlecht der
Sulpicii ist angeblich seit etwa 5 00 v. Chr. bekannt. - Von
Aussch'li:Jeifung und Grausamkeit wissen auch Sueton
(Galba 2 2 , 2 ) und Tacitus (Hist. I ,6).
5 , 1 3 - 7, 1 E R L Ä U T E RU N G E N 1 89

2 Einkünfte de1· Soldaten . . . gemindert: Die Hab­


sucht Galbas und die Kürzung der Geldgeschenke wer­
den immer wieder erwähnt: Tacitus, Hist. 1 , 5 , 1 ; 1 ,49, 5 ;
Sueton, Galba 1 2; 1 6, 1 -2; Cassius D i o 64,4; Plutarch,
Galba 2 I . - Otho: s. Kap . 7· - Pisa durch Adoption vorge­
zogen: Galba hatte versucht, seine Position durch die
Adoption eines Nachfolgers zu stärken. Er entschied
sich für Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinianus ( ':· 3 8),
was ihm Otho ausgesprochen übelnahm, weil er Galba
bei dessen Abfall von Nero unterstützt hatte. Piso wurde
zusammen mit Galba getötet. - Kohorten: die Prätoria­
ner (s. zu 2,4).
3 Schuppenpanzer (lorica): ursprünglich ein lederner
Brustpanzer, später auch Bezeichnung für Metallpanzer
(Tacitus, Hist. 1 , 3 5 , 1 : tho1·ax). - Curtius-See: Der lacus
Curtius befand sich in der Mitte des forum Romanum.
Über seine Entstehung gibt es verschiedene Versionen.
Die bekannteste berichtet von dem Opfertod des Marcus
Curtius, der sich in einen Erdspalt stürzte, der sich mit­
ten auf dem Forum gebildet hatte, um gemäß einem Ora­
kelspruch dessen Schließung zu bewirken (Livius 7,6, 1 ).
Wahrscheinlicher ist j edoch, daß der Konsul des Jahres
44 5 v. Chr., Gaius Curtius, die Stelle eines Blitzeinschla­
ges umfrieden ließ. - siebter Monat . . . siebter Tag: 9·
Juni 68 - I 5. Januar 69. Cassius Dio (64,6, 5 ) gibt als
, Regierungszeit 9 Monate und I 3 Tage an, 1 3 . April 68 -
1 5 . Januar 69, weil er von dem Tag seiner Erhebung
durch die Soldaten an zählt.
7, 1 Salvius Otho: ::- 2 8 . April 3 2; 5 8 -68 Statthalter der
Provinz Lusitania, römischer Kaiser 1 5 . Januar - 1 6.
April 69. - Schandfreunde: Sueton (Otho 2 , 3 ) berichtet,
daß Otho in seinem Charakter mit Nero übereinge­
stimmt habe und die beiden außerdem eine sexuelle
1 90 E RL Ä U T E RU N G E N

Beziehung gehabt hätten. - Ende der Jugend: Otho war


3 7 Jahre alt, als er die Macht übernahm. Unter adolescen­
tia ( «Jugend» ) verstand man in etwa die Zeit zwischen I 7
und 3 0 Jahren. haud multo grandior ist also reichlich
ungenau. Otho befand sich in der iuventus ( «Mannesal­
ter»), der Zeit zwischen 30 und 40 Jahren.
2 85 Tage: Sueton (Otho r r , 3 ) und Eutrop (7, 1 7)
überliefern beide die richtige Zahl 9 5 . Der Fehler ist
wohl beim Abschreiben entstanden. LXXXXV (9 5 )
konnte leicht z u LXXXV ( 8 5 ) werden. - Vitellius: s. Kap.
8 . - Treffen bei Verona: Der Kampf fand am 1 4. April 69
bei Bedriacum zwischen Piacenza und Verona statt.
Otho beging am r 6. April Selbstmord.
8,1 Aulus Vitellius: �- 7· September r 2 in Luceria,
römischer Kaiser 1 9 . April - 2 1 . Dezember 69. - Vespasi­
anus: Titus Flavius Vespasianus, 'c 1 7. November 9,
B efehlshaber im Krieg gegen die Juden 66-70, römischer
Kaiser r. Juli 69 - 24. Juni 79· - Krieg gegen die Juden:
Die Provinz Judaea umfaßte einen Teil des heutigen Isra­
el, Jordanien und Syrien. Sie war 63 v. Chr. von Pompe­
ius erobert und dann von Klientelkönigen verwaltet
worden. 66 n. Chr. kam es zu einem Aufstand, der erst im
Jahr 70 von den Römern unter der Führung zuerst des
Vespasian, dann seines Sohnes Titus niedergeschlagen
werden konnte. Den Verlauf des Krieges schildert Flavi­
us Josephus in seinem Bel/um Iudaicum ( «Judäischer
Krieg»).
2 Moesien . . . pannonisches Heer: Die Provinz Moe­
sia am Unterlauf der Donau (Teile Serbiens, Nordbulga­
rien, rumänische Dobrudscha) war 29h 8 v. Chr. erobert
worden, Pannonia, das die Westhälfte des heutigen
Ungarn, das Burgenland mit dem Wiener B ecken und
Kroatien umfaßte, 1 2/9 v. Chr. Vespasian hatte sich
7, 1 - 8 , 5 E R L Ä U T E RU N G E N 191

zuerst für Otho erklärt und verhielt sich i n der Ausein­


andersetzung Otho - Vitellius abwartend. Nach Sueton
(Vesp. 6) war es die Aufforderung der moesischen und
pannonischen Legionen, die ihn zum Krieg bewog, nach
Tacitus (Hist. 2,8o) und Cassius Dio ( 6 5 ,9) hatten ihn die
orientalischen Legionen schon zum Kaiser ausgerufen,
als die Gesandten der moesischen und pannonischen
Legionen kamen.
3 Otho . . . erhoben worden: Otho war am I 5. Januar
69 von den Prätorianern (s. zu 2,4) in Rom zum Kaiser
ausgerufen worden (Tacitus, Hist. 1 ,4 I ; Plutarch, Galba
2 7), Vitellius schon am 1. Januar 69 von den obergerma­
nischen Legionen (Tacitus, Hist. 1 , 5 6,2; Plutarch, Galba
22,9). - syrische Kohorten: Vespasian wurde am I . Juli 69
von Tiberius Julius Alexander, dem Präfekten von Ägyp­
ten (praefectus Aegypti), zum imperator, das heißt zum
Kaiser, akklamiert, am 3 · Juli von seinen eigenen Trup­
pen, dann von den syrischen Legionen unter Licinius
Mucianus (s. zu 8,2).
4 Senator aus . . . unbekannter Familie: Die Familie
der Flavii ist schon seit dem 4· Jahrhundert v. Chr.
bekannt. Aus dem Zweig des Vespasian hatte allerdings
noch niemand im Senat gesessen. - reatinische Herkunft:
Nach Sueton (Vesp. 2, I ) stammte Vespasian aus einem
Dorf in der Nähe von Reate im Sabinerland namens Pha­
lacrina.
5 bei Cremona unterlegen waren: Auch diese
Schlacht fand, wie die zwischen Otho und Vitellius (s. zu
7,2), bei Bedriacum statt (Tacitus, Hist. 3,22-23). Die
Truppen Vespasians siegten. Sabinus: Titus Flavius
-

Sabinus, Bruder Vespasians, �- um 8 n. Chr., Stadtpräfekt


seit 62. - Stadtpräfekt (urbi praefectus): Vertreter des
Kaisers in Rom, für Ruhe und Ordnung in der Stadt ver-
1 92 ERLÄUTERU N G E N

antwortlich. - 1 00 Millionen Sesterzen (sestertium


milies): Zu milies (tausendmal) ist ergänzt zu denken <<j e
einhunderttausend», da Zahlwörter, die eine Million
oder darüber bezeichnen, durch Multiplikation mit
r oo ooo ausgedrückt wurden. Diese hunderttausend
wurden durch zwei senkrechte Striche rechts und links
neben sowie einen waagerechten Strich über dem Zahl­
zeichen der zu multiplizierenden Zahl angegeben, in die­
sem Fall also: I M I . - von einem Boten getäuscht: Tacitus
berichtet (Hist. 3 , 5 4, 5 - r o), daß Vitellius die Nachricht
von seiner Niederlage nicht wahrhaben wollte, aller­
dings setzt er diese Episode vor die Verhandlungen mit
Sabinus. - verbrannte . . . mitsamt dem Kapitol: Capito­
lium wurde einer der sieben Hügel Roms genannt; er
bestand aus zwei Kuppen, von denen auf der nördlichen
die Burg Roms (arx), der Tempel der Juno Moneta, die
Münzstätte und das auguraculum (die Stelle, an der zu
Weissagungszwecken der Vogelflug beobachtet wurde)
standen. Auf der südlichen befand sich der Tempel für
die sogenannte Capitolinische Trias Qupiter Optimus
Maximus, Juno, Minerva). Zu diesem Tempel hatte sich
Sabinus nach Straßenkämpfen gegen die Anhänger des
Vitellius zurückgezogen und wurde dort belagert. Am
1 9 . oder 20. Dezember 69 wurde er getötet, während der
Tempel in Flammen aufging (Tacitus, Hist. 3,69-75; Cas­
sius Dio 6 5 , 1 7,2-4).
6 als wäre er ein Vatermörder: Eine solche Strafe für
Mörder ist sonst nicht überliefert. Die Digesten, eine
Gesetzessammlung des Kaisers J ustinian ( 5 2 7- 5 6 r ) ,
bestimmen als Strafe, daß er in einen Sack genäht und mit
allerlei Tieren zusammen in fließendes Wasser geworfen
wird (48,9,9). Tacitus (Hist. 3,84,4- 86, r ), Sueton (Vit.
1 7,4) und Cassius Dio (64, 2 1 ,2) erwähnen die Gescheh-
8, 5 - 9,4 ERLÄUTERUNGEN I 93

nisse um seinen Tod ebenfalls, allerdings zum Teil in


anderer Reihenfolge. - Die Gemanische Treppe führte
vom Gefängnis (carcer) auf die Burg (arx) und endete in
der Nähe des Tempels der Juno Moneta. Ihr genauer Ver­
lauf ist unbekannt. Dorthin wurde vom Henker der
Leichnam eines hingerichteten Verbrechers an einem
Haken geschleift und dem öffentlichen ludibrium, das
heißt der gewaltsamen Schändung, p reisgegeben. Der
Name stammt wohl von dem Verbrecher, an dem diese
Strafe zuerst vollzogen worden war. achten Monat:
-

Aurelius Victor rechnet die Zeit von April bis Dezember.


Cassius Dio (6 5 ,22, I ) gibt als Herrschaftsdauer ein Jahr
minus zehn Tage an, weil er die Regierung mit der Pro­
klamation der germanischen Soldaten am I . Januar 69
beginnen läßt, Eutrop dagegen acht Monate und einen
Tag (7, I 8). 75 Jahre: Hier liegt wohl eine Verdrehung
-

der Zahlen vor. Tacitus (Hist. 3 , 8 6) und Sueton (Vit. I 8 )


schreiben septimo quinquagesimo, also 5 7, nicht 7 5 .
Auch Eutrop hat anno septimo e t quinquagesimo
(7, I 8).
9,1 Vespasianus: s. zu 8, 1 .
4 Prophezeiungen: Weissagung galt in der Antike
nicht als Aberglaube. Jeder konnte in persönlichen
Angelegenheiten Magier, Zeichendeuter und Orakel
befragen, bei entsprechender Ausbildung auch selbst
Zeichen deuten. Verboten war in der römischen Kaiser-
" zeit allerdings die Frage nach dem Wohlergehen des Kai­
sers, da dies als Zeichen für Umsturzpläne galt. Im Laufe
des 4· Jahrhunderts n. Chr. wurden die magischen Prak­
tiken immer mehr zurückgedrängt und schließlich ganz
verboten. Titus und Domitian: Außer diesen Söhnen
-

hatte er noch eine Tochter Flavia Domitilla; s. zu Kap . I O


und I I .
1 94 E R LÄ U T E RU N G E N

5 angemessene Gesetze: Diese Gesetze bezogen sich


wahrscheinlich auf die allgemeinen Sitten und auf
Wuchergeschäfte (Sueton, Vesp. I I ).
6 schwach gegenüber dem Geld: Geldgier wird Ves­
pasian auch von Sueton (Vesp. I 6, I ) und Cassius Dio
(66,8,3 ) vorgeworfen. - Staatskasse: Mit aerarium (Sa­
turni) wurde seit Claudius der Staatsschatz des römi­
schen Volkes im Saturntempel auf demforum Romanum
bezeichnet. Davon abgetrennt war der fiscus Caesaris,
die Separatkasse des römischen Kaisers, die von einem
gesonderten Beamten verwaltet wurde. neuartige . . .
-

Steuereinnahmen: Unter anderem wird die Einrichtung


einer Benutzungsgebühr für die öffentlichen Bedürfnis­
anstalten überliefert (Sueton, Vesp. 23,3; Cassius Dio
6 5 , I 4, 5 ); das geflügelte Wort pecunia non olet ( << Geld
stinkt nicht>>) findet sich allerdings so nicht bei den anti­
ken Schriftstellern. Von der Abschaffung dieser Steuern
berichtet nur Aurelius Victor.
7 Kapitol . . . Amphitheater: Vespasian begann mit
dem Wiederaufbau des Capitolium (Sueton, Vesp. 8 , 5 ;
Tacitus, Hist. 4, 5 3 ), doch wurde e s i m Jahr 8o durch
einen neuen B rand beschädigt und erst von Titus und
Domitian endgültig wiederhergestellt. - Der Tempel der
Pax wurde 7I begonnen und 75 geweiht. - Vespasian ließ
zwei Wasserleitungen reparieren (aqua Curtia, aqua
Caerulea), die 3 8 unter Caligula begonnen, 5 2 von Clau­
dius vollendet wurden, aber im Laufe der Zeit verfallen
waren (Frontinus, De aqu. urb. Rom. I 3 - 1 4) und ebenso
ein B auwerk an der via Cassia (eine Brücke ? - CIL
I I ,2999). - Das Colosseum wurde unter Vespasian
begonnen (Sueton, Vesp. 9, I ), allerdings erst unter Titus
im Jahr 8o fertiggestellt und eingeweiht. - Der Tempel
des Honos und der Virtus wurde restauriert, ebenso der
9, 5 - I O , I E R L Ä U T E RU N G EN 195

des Jupiter Conservator. Auch die Bühne des Marcellus­


theaters wurde wiederhergestellt. - Über das Forum ist
nichts bekannt.
8 Städte . . . erneuert, . . . Berge . . . ausgehöhlt: Sueton
(Vesp. 1 7) weiß von Wiederaufbauarbeiten in Städten, die
von Erdbeben oder B ränden betroffen waren. - Die via
Flaminia verlief zwischen Rom und Ariminum (Rimini);
sie überwand die Gola di Furlo mit einem kurzen Tunnel,
neben dem Vespasian (CIL 1 1 ,6 1 o6) einen 3 7 m langen
Tunnel bauen ließ, der heute noch benutzt wird.
9 prüfte er . . . die Bürgerlisten: der census ( «Schät­
zung>>, s. zu 4.4) wurde 73 /74 durchgeführt. - auf tau­
send erhöht: Der Senat und der Ritterstand wurden
besonders durch Italiker und Provinziale des Westens
aufgefüllt (Sueton, Vesp. 9,2).
10 Partherkönig Vologesus: von p / 5 2 bis 79 König;
von einem Krieg unter Vespasian ist jedoch nichts be­
kannt. Lediglich Plinius d.J. erwähnt in seinem Pan­
egyricus auf Kaiser Traj an ( 1 4, 1 ) einen Feldzug, in dem
dieser sich ausgezeichnet habe, allerdings nennt er kein
Datum. - Syrien . . . übergeleitet: Vespasian hatte nach sei­
ner Ernennung zum Kaiser seinen Sohn Titus zur Beendi­
gung des Krieges gegen die Juden im Osten zurückgelas­
sen. Sie wurden im Jahr 70 endgültig besiegt. Judaea
erhielt jedoch erst nach der Niederschlagung des Bar
• Kochba-Aufstandes 1 3 5 den Namen Syria Palaestina.
12 Vorgeben de1· Getreidesteuer: Eine Anspielung auf
die Zeit des Aurelius Victor, in der annona gleichbedeu­
tend mit «Steuer>> war; Constantin hatte die Prätorianer­
präfektur (s. zu 2,4 und zu 3 9, 3 0) mit großen finanziellen
Mitteln ausgestattet und ihr auch die Steuereintreibung
übertragen, was zu zahlreichen Mißbräuchen führte.
1 0, 1 Titus: Titus Flavius Vespasianus, '' 30. Dezember
1 96 E R L Ä U T E RU N G E N

39 i n Rom, 24. }uni 79 - 1 3 . September 8 1 römischer Kai­


ser. - Vorbild: Vespasian. - Bildung . . . Gaben: zu seinen
wissenschaftlichen Interessen: Plinius, Nat. hist., praef.
5; Sueton, Tit. 3 , 2; Eutrop 7 , 2 1 , 1 . - Zu seiner Milde: Sue­
ton, Tit. 9; Cassius Dio 66, 1 9, 1 ; Eutrop 7,2 1 , 3 . - Zu sei­
ner Freigebigkeit: Sueton, Tit. 7,3 ; 8,4; Eutrop 7,2 1 , 3 .
2 Erlaß: Ein solches Edikt erwähnen auch Sueton
(Tit. 8 , 1 ) und Cassius Dio (66 , 1 9 , 3 ) .
3 -4 Die gleiche Anekdote erzählt Sueton (Tit. 9, 1 -2).
Cassius Dio berichtet ebenfalls davon (68,3,2), allerdings
ist der Kaiser in diesem Fall Nerva.
5 zwei Jahre . . . neun Monate: Die korrekte Zahl
überliefern Sueton (Tit. 1 1 , 1 ) und Cassius Dio (66,26,4):
2 Jahre, 2 Monate und 20 Tage. Da auch Eutrop die fal­
sche Angabe hat, muß man von einer weiteren, uns unbe­
kannten Quelle ausgehen, aus der beide ihre Informatio­
nen zogen. - A mphitheater vollendet: Das von Vespasian
begonnene Amphitheater, das Colosseum, wurde von
Titus eingeweiht (s . zu 9,7). Nach Cassius Dio (66,26, 1 )
und Sueton (Tit. 1 0, 1 ) starb e r nach Beendigung der Ein­
weihungsspiele. Benannt wurde das Theater nach einer
davor aufgestellten riesigen (kolossalen) Statue des Kai­
sers Nero in Gestalt des Sonnengottes Helios. - Bade
durch Gift: Das Wort lautus ( « gewaschen>>) ist schwierig
zu interpretieren. Nach Cassius Dio (66,26, 1 ) starb Titus
an der gleichen Wasserstelle wie sein Vater; folgt man
Sueton (Vesp. 24,2), so war dies in Aquae Cutilae im
Sabinerland. Ob Aurelius Victor das griechische hydasin
(üöamv « Gewässer, B adeort>>) mißverstanden oder ob
bereits eine Zwischenquelle den Interpretationsfehler
begangen hat, ist nicht zu entscheiden. - Für die
Anschuldigung, daß Titus vergiftet worden sei, gibt es
keinen Beweis . Sueton berichtet von Nachstellungen sei-
I O, I - I I , I ERLAUTERUNGEN 197

nes B ruders Domitian (Tit. 9,3; Dom. 2,3) und daß


Domitian seinem Bruder in der Krankheit vor seinem
Tod j ede Hilfe verweigert habe. Cassius Dio (66,26,2-3)
weiß zwar auch v o n Gerüchten, daß er von seinem B ru­
der beiseite geräumt worden sei, aber nicht von Gift.
Domitian, so das Gerücht, habe den Tod des Titus
beschleunigt, indem er ihn in eine mit Schnee gefüllte
Kiste habe legen lassen und dann weggegangen sei. Die
Theorie eines Giftmordes muß aus den früheren Nach­
stellungen entstanden sein. - vierzigsten Lebensjahr:
Aurelius Victor rundet wieder einmal die genaue Zahl
ab. Sueton sagt richtig, er sei im 42. Lebensjahr gestorben
(Tit. r r ) , ebenso Eutrop (7,22, 1 ). - Vater im siebzigsten:
Sueton (Vesp. 24) hat auch in diesem Fall die genauere
Zahl, nämlich 69 Jahre, 7 Monate und 7 Tage. Cassius
Dio (66, 1 7,3) ist etwas ungenauer: 69 Jahre und 8 Mona­
te. Eutrop (7,20, 3 ) rundet nach unten ab: 6 Jahre. - Kaiser
. . . Jahrzehnt: Nach Cassius Dio (66, 1 7,3) waren es I O
Jahre minus 6 Tage, nach Eutrop (7,20,3) 9 Jahre und 7
Tage. - Aurelius Victor stellt die kurze Lebens- und
Regierungszeit des Titus der längeren seines Vaters
gegenüber. Deshalb nennt er erst am Schluß dieser B io­
graphie die Zahlen für Vespasian.
6 Liebling des Menschengeschlechts (g(meris humani
delicias): Aurelius Victor beendet seine Vita mit den
Worten, mit denen die Suetons beginnt (Tit. I , I ) . Daß

sein Tod große Trauer auslöste, erwähnen Sueton (Tit.
I I ) und Eutrop (7,22,2).
I 1 , 1 Domitian: Titus Flavius D omitianus, •:· 24. Ok­
tober p v. Chr., römischer Kaiser I 4. September 8 I -
I 8 . September 96. - privates . . . Verbrechen: Anspielung
auf den Tod des Titus, s. zu I 0 , 5 . - wahnwitziger: Plinius
d. J. bezeichnet Domitian in seinem Panegyricus auf Kai-
198 E R L Ä U T E RU N G E N

s e r Trajan als demens (wahnsinnig) ( 3 3 ,4). - Jugend


geschändet: Sueton berichtet ebenfalls, daß Domitian
seine Jugend in schandhaftem Tun verbracht habe (Dom.
1 ,2 - 3 ) und erwähnt insbesondere die Verführung verhei­
rateter Frauen (2).
2 «Herr» und « Gott»: zur Bedeutung s. zu J , I J . Das
Faktum an sich wird auch von Sueton (Dom. 1 3 ,4- 5 ),
Cassius Dio (67, 5 , 7), Eutrop (7, 2 3 ,2) und Orosius (Hist.
7, 1 0,2) überliefert. - führten die Späteren . . . wieder ein:
Eine Anspielung auf Diocletian und seine N achfolger.
4 die Daker und eine Schar Chatten besiegt: Nach­
dem im Winter 8 5 /86 die Daker in die Provinz Moesia
eingefallen waren und den dortigen Statthalter besiegt
hatten, zog Domitian selbst an die Donau und trieb sie
zurück. 87/ 8 8 wurde Dacia nach mehreren Kämpfen zu
einem Klientelstaat. - Schon 8 3 hatte Domitian einen
Feldzug gegen die Chatten zwischen Lahn und Main
begonnen und sie nach einem Täuschungsmanöver
besiegt (Frontinus, Strat. 1 , 1 ,8). Aurelius Victor folgt in
seiner Darstellung Sueton (Dom. 6,2), der von einem
doppelten Triump h über die Daker und Chatten spricht.
Demgegenüber stellen Cassius Dio (67,6, 3 ) und Orosius
(Hist. 7, 1 0, 3 ) den Ausgang der Kämpfe als ungünstig dar.
- nannte er . . . um: Eine solche Monatsumbenennung
wird auch von anderen Kaisern überliefert, beispielswei­
se von Commodus (s. zu 1 7,2). Sie wurde als göttliche
Ehre begriffen. So wurde der Monat Quintilis Caesar zu
Ehren in Julius umbenannt. Gaius (Caligula) wollte
sogar für das ganze Jahr die Monatsnamen ändern, und
zwar in solche, die mit seinem Namen in Zusammenhang
standen (Sueton, Gaius I 5,2). Den September benannte
Domitian um, weil er in diesem Monat die Herrschaft
übernommen hatte, den Oktober, weil er in diesem
I I , I - I I ,7 ERLÄUTERUN G E N I 99

geboren worden war (Sueton, Dom. 1 3 ,9; Cassius Dio


67,4,4; CIL u , 5 74 5 D 6644; CIL r 6, 3 9 D 905 3 ). ­
= =

Kapitol: Nach dem B rand im Jahre 69 war das Kapitol


wieder aufgebaut worden, im Jahre 8o allerdings neuer­
lich abgebrannt. Aurelius Victor reduziert die B autätig­
keit Domitians auf die Fertigstellung bereits begonnener
Bauten, doch schuf er auch eine ganze Reihe von Gebäu­
den neu (Eutrop 7,2 3 , 5 ).
5 Ermordung Adliger: Tyrannentopik, die von fast
allen antiken Autoren in B ezug auf Domitian angewandt
wird, insbesondere von Plinius d. J. in seinem Panegyri­
cus (48,3; 90, 5 ; 9 5 ,3). - Scharen von Fliegen: Die gleiche
Anekdote erzählen auch Sueton (Dom. 3 , r ) und Cassius
Dio (66,9,4).
6 im Palast: Palatium war ursprünglich der Name
eines der sieben Hügel Roms, er wurde später synonym
für die dort stehenden Häuser der Kaiser, den «Palast». ­
am Ringplatz: Mit palaestra wurde ursprünglich ein
Ringplatz, dann j ede größere Sportanlage bezeichnet. Sie
bestand aus einem quadratischen Hof, der von Säulen­
hallen umgeben war, und wurde im römischen Reich
meist mit Thermenanlagen verbunden. Aurelius Victor
will hier offenkundig eine Beziehung zu der vorher
erwähnten klinopdle (xA.Lvon:<iA.11), dem «Bettring­
kampf», schaffen.
7 mit Wissen seiner Frau: Domitian hatte seine Frau

Flavia Domitilla im Jahre 9 5 verbannen lassen aus Angst
vor einer Verschwörung. Dies führte dann wirklich zu
einer solchen, der der Kaiser zum Opfer fiel (Sueton,
Dom. I 4, I ; r 6- I 7; Cassius Dio (67, 1 4,4; I s - r 7). - Schau­
spieler (histrionis): in Rom wenig angesehener Berufs­
zweig. - 45. Lebensjahr, fünfzehnten seiner Herrschaft:
Aurelius Victor stimmt mit Sueton (Dom. q) und
200 ERLÄUTERUNGEN

Eutrop (7, 2 3 ) überein. Cassius D i o ist, wie üblich,


gerrauer (67, I 8 ,2): Er lebte 44 Jahre, IO Monate und 26
Tage und regierte I 5 Jahre und 5 Tage.
8 nach Art eines Gladiators beerdigt: Im Gegensatz
zum sonstigen Kaiserbegräbnis, bei dem Magistrate die
Bahre des Verstorbenen trugen, der Leichnam auf einem
öffentlichen Platz aufgebahrt wurde und ein Magistrat
die Leichenrede hielt, wurde Domitian von einfachen
Leichenträgern weggebracht und laut Eutrop (7,2 3 , 5 )
ignobiliter est sepultum («er erhielt ein unwürdiges
Begräbnis>>). Sueton berichtet, daß die frühere Amme
Domitians für sein Begräbnis gesorgt habe (Dom. I 7,7) .

- Name getilgt: Er verfiel der damnatio memoriae, das


heißt, daß sein Name nicht ausgesprochen werden durf­
te, seine Statuen umgestürzt oder wenigstens ihre Köpfe
ausgetauscht wurden und sein Name aus allen Inschrif­
ten und zum Teil auch von Münzen entfernt wurde.
Dazu kam eine Vernichtung der persönlichen Regie­
rungshandlungen, die rescissio actorum; diese scheint bei
Domitian j edoch zumindest unvollständig gewesen zu
sein, denn Traj an und Plinius hatten später keine Schwie­
rigkeiten, sich auf Erlasse Domitians zu berufen (Plinius,
Epist. I o, 5 8 .6o. 6 5 .66.72).
I O Senatoren (optimatum): Optimaten wurden im
Gegensatz zu den Popularen j ene Anhänger und Mit­
glieder der Nobilität, das heißt der Aristokratie, genannt,
die sich selbst für die « Besten» hielten und vor allem an
der Führungsrolle des Senates hinsichtlich der Gesetzge­
bung festhalten wollten. Wann der B egriff optimates auf­
kam, ist nicht mehr zu bestimmen; populares als Begriff
für eine politische Gruppierung, die bevorzugt mit Hilfe
der Volksversammlung Politik betrieb, stammt dagegen
augenscheinlich erst aus dem Beginn des I . Jahrhunderts
I 1 ,7 - ! 2,2 E R L A U T E RU N G E N 20!

v. Chr., denn in dieser «politischen>> Bedeutung ist das


Wort erst bei Cicero belegt.
12 Fremde: Eine übertreibende Anspielung auf die
nachfolgenden Kaiser, die, wie Traj an und Hadrian, bei­
spielsweise aus Spanien stammten. - Tarquinius Priscus:
Der fünfte der mythischen Könige Roms stammte nach
Livius ( 1 ,34,2) aus Karinth. Auf dieses Beispiel hatte sich
auch Claudius berufen, als er Gallier in den Senat auf­
nahm (CIL 1 3 , I 668, Sp. I , Z. I I - I 3 D 2 I 2).
=

I 2, I Nerva: Marcus Cocceius Nerva, ' f 8 . November


30 in Narnia im Sabinerland, römischer Kaiser I 8 . Sep­
tember 96 - 27. Januar 9 8 . - Kreter: Diese offenkundig
falsche Angabe findet sich nur hier. Wenn Aurelius Vic­
tor sie nicht aus einer uns unbekannten Quelle übernom­
men hat, stellt sich die Frage, ob er den Geburtsort viel­
leicht absichtlich unrichtig angibt, um einen Zusammen­
hang herzustellen mit der Bemerkung am Schluß der
letzten Vita, daß nach dem Tode Domitians das römische
Weltreich von nicht-italischen principes beherrscht zu
werden begann.
2 Sequaner: Auch dies stimmt nicht. Nerva war im
Jahr 93 von Domitian für einige Monate nach Tarent ver­
bannt worden (Philostratos, Vit. Apo!!. 7,8). Eventuell
handelt es sich um eine Verwechslung mit Traj an, der in
Germanien von den Legionen zum Kaiser ausgerufen
wurde. Die Sequaner waren ein Volksstamm in Gallien

zwischen Jura, Rhone und Saöne. - von den Legionen . . .


bestimmt: Nerva wurde auf Veranlassung des Gardeprä­
fekten Titus Petronius Secundus und des cubicularius
(Kämmerers) Parthenius, die die Ermordung Domitians
angezettelt hatten, zum Kaiser erhoben und erst
anschließend von den Legionen anerkannt. - dankte . . .
ab: Neben Aurelius Victor berichtet das nur noch Lak-
202 ERLÄUTERU N G E N

tanz ( D e mort. pers. I 8 , 4 ) . Cassius D i o dagegen schreibt


(68, J , I ), daß Nerva einmal geäußert habe, er habe nichts
getan, was ihn hindern könne, abzudanken und dann in
Sicherheit zu leben. Es ist interessant, daß Aurelius Vic­
tor die Adoption Trajans durch Nerva in diesem Kapitel
nicht erwähnt, sondern lediglich im letzten Satz von dem
erwählten Nachfolger spricht. Erst der erste Satz der
Traj anvita berichtet von der arrogatio (s. zu I, I ). Seine
genaue Regierungszeit betrug I Jahr, 4 Monate, 9 Tage
(Cassius Dio 6 8 ,4,2). - Durchgangsforum: Hierbei han­
delt es sich wohl um das Forum Transitorium, das noch
von Domitian begonnen und fast vollendet worden war,
j edoch erst von Nerva 97 eingeweiht wurde. Es lag zwi­
schen dem Forum Augusti, dem Forum I ulium und dem
Templum Pacis. Daher erhielt es seinen Namen, den
Aurelius Victor hier mit Pervium wiedergibt, was das
gleiche bedeutet wie Transitorium, nämlich <<durchgän­
gig» . - Minervatempel: D en nördlichen, genauer nord­
östlichen, Abschluß des Forztm Transitorium bildete ein
Tempel der Minerva, die von Domitian besonders ver­
ehrt worden war. Minerva wurde mit der griechischen
Athena gleichgesetzt und war die Schutzgöttin des Krie­
ges, der Weisheit und der Künste. Mit Jupiter Optimus
Maximus und Juno bildete sie die Capitolinische Trias.
4 Nachgewählter: Traj an; s . Kap . I J .
1 3 , I Ulpius Traianus: Marcus Ulpius Traianus, '-· I 8 .
September 5 3 , römischer Kaiser 27. }anuar 9 8 - 8 . August
I I 7. - Italica, eine Stadt in Spanien: Die Stadt Italica lag
in dem Baetica genannten Teil Spaniens nahe dem heuti­
gen Sevilla. Im Gegensatz zu Eutrop (8,2, I ), der ebenfalls
Italica als Geburtsort angibt, hat die Epitome de Caesari­
bus die Stadt Tudertina, die sich wohl am ehesten mit
dem umbrischen Tuder an der Via Flaminia gleichsetzen
1 2, 2 - I 3 , 3 E R L A UT E RU N G E N 203

ließe, da sie von Plutarch (Crass. 6, 5 ) mit Toudertia


(TovÖEQ't(a) wiedergegeben wird. - höchster Stand: Die
Familie war wohl lokal sehr angesehen, spielte aber erst
seit kurzem eine Rolle im gesamten römischen Reich
(Eutrop 8,2, 1 ) . Gleichwohl gehörte Trajan dem Senato­
renstand an und war im Jahr 91 consul ordinarius ge­
wesen. Die consules gaben einem Jahr den Namen.
Ursprünglich waren zwei consules als höchste Magistrate
für das ganze Jahr gewählt worden, lediglich wenn einer
von ihnen starb, wurde ein sogenannter consul suffectus
nachgewählt. In der Kaiserzeit entwickelte sich der Kon­
sulat zu einem reinen Ehrenamt, so daß es seither häufig
1 2 consules pro Jahr gab, zwei consules ordinarii, die wei­
terhin dem Jahr den Namen gaben, und zehn consules
suffecti; jedes Konsulnpaar amtierte zwei Monate lang. ­
Adoptivsohn: zur arrogatio s . zu 1 , 1 . Trajan wurde in
Abwesenheit am 27. Oktober 9 7 von Nerva arrogiert
und zum Mitregenten mit dem Caesar-Titel ernannt.
Eine Rechtsformel accepit deditque gibt es nicht, son­
dern nur in adoptionem dare, se in arrogationem dare
und in adoptionem accipere. Das Äquivalent zu se in
arrogationem dare, nämlich in arrogationem accipere, ist
nicht belegt. Die Formulierung accepit deditque macht
daher deutlich, daß Nerva bei seiner Arrogation Traj ans
in dessen Abwesenheit die Zustimmung des Arrogierten
voraussetzte und die beiden Teile des Rechtsaktes allein
·
vornahm. Auf der übertragenen Bedeutungsebene kann
man vielleicht so interpretieren, daß Nerva den Trajan
dem Reich gab. Ob Aurelius Victor hier auf die sachliche
oder übertragene B edeutung anspielt, muß offenbleiben.
3 über die Donau hinaus erweitert: Der Unterlauf der
Donau wurde von den Griechen Istras genannt. Zwar
übertrug man den keltischen Namen für den oberen und
20 4 E R L Ä U T E RU N G EN

mittleren Lauf, Danuvius, im 1 . Jahrhundert v. Chr. auf


den ganzen Fluß, doch wurde auch der Name Ister/
Istros bis zum Ende der Antike gebraucht. Trajan war
allerdings nicht der erste, der die Donau überschritt,
denn schon Domitian hatte versucht, das Gebiet des
römischen Reiches über die Donau hinaus auszudehnen.
- Filzkappen tragenden Völkerschaften der Daker: Der
pileus war eine halbkreisförmige Filzkappe, die bei den
Römern nur die Freien trugen. Petrus Patricius (6. Jahr­
hundert) unterscheidet bei den Dakern die piloph6roi
(mA.o<p6gm und die « behaarten>> kometai (xoj..ifjTat;
FHG 4, 1 8 5). Das lateinische Wort für «behaart>> wäre
comatus oder capillatus (capillatisque nationibus), man
könnte aber auch an hirsutus («struppig>> ) denken, denn
aus hirsutisque nationibus könnte beim Abschreiben
leicht satisque nationibus geworden sein. satisque natio­
nibus (hier unübersetzt) ließe sich wohl nur als «genü­
gend Völkerschaften» deuten, was letztlich keinen Sinn
ergibt. König Decibalus: der letzte König der Daker,
-

der sowohl gegen Domitian als auch gegen Trajan Krieg


führte. Im Jahre 1 0 5 wurde er endgültig besiegt, gefan­
gengenommen und beging vermutlich Selbstmord. Den
Soldaten, der ihn gefangennahm, kennen wir durch seine
Stele aus Philippi, auf der er unter anderem angibt, daß er
cepisset Decebalu(m) et caput I eius pertulisset ei Ranis­
stolro ( «Decebalus gefangennahm und dessen Haupt
nach Ranisstorum brachte>>). Die Szene der Gefangen­
nahme und des Selbstmordes ist sowohl auf der Stele aus
Philippi als auch auf der Traj anssäule (Szene 1 4 5 ) zu
sehen (Michael Speidel, The Captor of Decebalus. A
New Inscription from Philippi, in: Journal of Roman
Studies 6o, 1 9 70, S. 1 42- 1 5 3 ). - Sardonios: Weder eine
Völkerschaft noch eine Person dieses Namens ist ander-
1 3,3 - 1 3,5 E R L Ä U T E RU N G E N 20 5

weitig bekannt (hier unübersetzt). alle Stämme . . .


-

Euphrat: Trajan ist nie so weit gekommen. Cassius Dio


berichtet (68,29, I ), daß er einmal gesagt habe, wenn er
jünger sei, würde er bis zum Indus ziehen. Cosdroe: -

Chosroes war von I o6 bis I 29 Herrscher des Partherrei­


ches. Als er im Jahr I I 3 eigenmächtig seinen B ruder Par­
thamasiris als König in Armenien einsetzte, fühlte sich
Trajan zu einem Krieg herausgefordert. Der Kaiser
gelangte bis Ktesiphon, das er eroberte, wobei ihm auch
die Tochter des Chosroes in die Hände fiel. Dies ist viel­
leicht mit der Stellung der Geiseln gemeint. Aurelius
Victor unterschlägt jedoch, daß Traj an später gezwungen
wurde, einen Teil der Eroberungen wieder aufzugeben. ­
Straße angelegt: Hierbei handelt es sich um eine Straße,
die in ihrem westlichen Teil bereits von den Flaviern
begonnen worden war. Traj an verlängerte sie entlang der
Donau durch die Provinz Dacia bis zum Schwarzen
Meer.
4 Brücke über die Donau: Diese Brücke, die auch
Cassius Dio erwähnt (68, I J , I ), wurde von Apollodoms
etwa im Jahr I 04 bei Droheta errichtet. zahlreiche
-

Kolonien gegründet: Xanten (Ulpia Traiana), Nijmegen


(Ulpia Noviomagus), Ladenburg (Lopodunum, Ulpia
Sueborum Nicretum), Pettau/Ptuj (Ulpia Traiana Poeto­
vio).
5 Forum und vieles andere: Das forum ist das Traj ans-
• forum, das sich westlich an das Forum Augusti an­
schließt. Unter den weiteren B auten hat man wohl
Nebenbauten des forum, das Odeon, den Augustus­
Tempel, Thermen, die Wasserleitung (Aqua Traiana)
und die Naumachie (ein B auwerk, in dem Seeschlachten
inszeniert werden konnten) zu verstehen. Genossen­ -

schaft der Bäcker: Vereine waren in Rom nur zu kulti-


206 E R L Ä U T E RU N G E N

sehen und Bestattungszwecken zugelassen. D i e Erlaub­


nis einer Vereinsgründung zu anderen Zwecken ist daher
überraschend, läßt sich aber mit der Anbindung an die
Getreideversorgung und der Tatsache, daß es sich wohl
nur um eine Neuordnung (s. RE 20,2, s. v. Pistor,
Sp. 1 8 26) handelte, erklären. Trajan wird den Verein der
Bäcker ohne Zweifel stark überwacht haben, da er derar­
tigen Kollegien generell mißtrauisch gegenüberstand
(Plinius, Epist. 1 0, 3 4). öffentliche Post: Der cursus
-

publicus, die Staatspost, war bereits von Augustus einge­


richtet worden. Zunächst hatten die Provinzen, durch
die der Weg führte, die Kosten zu tragen. Nerva begann
dies zu ändern, indem er zumindest für Italien die
Kosten dem Staat übertrug, unter Septimius Severus
fand diese Entwicklung ihren Abschluß. Unter Traj an
finden wir zum ersten Mal kaiserliche Freigelassene mit
der Sorge für den cursus publicus betraut. Der cursus
publicus beförderte nur staatliche Schreiben und Boten,
private Briefe mußten auch von Privatleuten transpor­
tiert werden.
6 zum Verderben (in pestem): Hiermit sind wohl die
zum Teil recht hohen Aufwendungen der Provinzialen
für die Staatspost gemeint. Vgl. für den Ausdruck auch
3 9,44, wo Aurelius Victor die frumentarii als pestilens
frumentariorum genus bezeichnet. Illyrien . . . Präfekt
-

Anatolius: Anatolius war von 3 5 7 bis 3 5 9, zu der Zeit


also, zu der Aurelius Victor seine Caesares schrieb, prae ­

fectus praetorio von Illyricum (s. zu 3 9, 3 0).


8 nach dem Vertrauten Sura . . . benannt: Lucius Lici­
nius Sura, >:· etwa 5 5 , stammte wie Traj an aus Spanien. Er
war der Vertraute des Kaisers. Sura ließ unter anderem
Thermen in Rom errichten, die aqua Surana. Das Bau­
werk stammt also nicht von Traj an, wie man meinen
1 3,5 - 1 3,1 I E R L A U T E RU N G E N 207

könnte, sondern er hat lediglich zugestimmt, daß es den


Namen seines Freundes trug und nicht seinen eigenen.
9 Suburanus: Der praefectus praetorio (s. zu 2,4) des
Jahres 98 ist vielleicht identisch mit dem Konsul der Jah­
re I O I und I 04, Sextus Attius Suburanus. Die gleiche
Anekdote erzählt auch Cassius Dio (68, I 6, I 2).
1 0 Von der Trunksucht Trajans weiß auch die Historia
Augusta (Hadr. 3 . 3 und Sev. Alex. 39, I ). Demgegenüber
erklärt Cassius Dio, daß seine Liebe zum Wein niemals
Ursache für einen Fehler des Kaisers gewesen sei, da man
ihn nie betrunken erlebt habe (68,7,4). Die gleiche Anek­
dote überliefert die Origo Constantini ( Anonymus =

Valesianus I I ) für Galerius.


I I nahezu zwanzig fahre: I 9 Jahre, 6 Monate, I 5 Tage
nach Cassius Dio (68, 3 3 , 3 ) und Eutrop ( 8 , 5 ); Orosius
gibt I9 Jahre an (Hist. 7, 1 2, I ). - Von dem Erdbeben
berichten auch Cassius Dio ( 68,24, I) und Orosius (Hist.
7, 1 2, 5 ), doch bringt keiner von beiden es mit dem Tod
Traj ans in Zusammenhang. Es fand im Herbst oder Win­
ter I I 4/ I I 5 statt. - auf Bitten der Väter: Hiervon weiß
kein anderer Zeuge. - Cassius Dio erwähnt die Krank­
heit (68,3 I ,4), an der Traj an schließlich in Selinus in Kili­
kien gestorben sei (68, 3 3 .3 ), nach Orosius (Hist. 7, 1 2, 8 )
i n Seleukia in lsaurien. - hohem Alter: Traj an war 63 Jah­
re alt, als er starb. - Hadrian . . . beteiligt hatte: Es ist
zweifelhaft, ob Trajan noch Gelegenheit dazu hatte,
'H adrian zu seinem Nachfolger zu erheben. Cassius Dio
überliefert (69, I ), daß Hadrian nicht von Traj an adop­
tiert, sondern daß dies nur nach dem Tode Traj ans von
Attianus, einem Vertrauten des verstorbenen Kaisers,
und Plotina, der Ehefrau Traj ans, behauptet worden sei,
weshalb man auch den Tod des Kaiscrs noch einige Tage
geheimgehalten habe. Hierzu mag auch ein Kommando
208 E R LÄ U T E R U N G E N

im Partherkrieg beigetragen haben, das Traj an Hadrian


übertragen hatte. Ebenso wie Cassius Dio (69, 1 , 1 ) läßt
Aurelius Victor Hadrian als Mitbürger Trajans in ltalica
in der Provinz Hispania geboren sein, während die
Historia Augusta Rom als Geburtsort nennt (Hadr.
1,3).
1 2 trennten sich die Titel: Z u dieser Teilung der Herr­
schaft kam es gegen Ende der Regierung Hadrians durch
die Adoption des Lucius Aelius, der vorher Lucius Ceio­
nius Commodus geheißen hatte, und dessen Erhebung
zum Caesar Mitte 1 3 6 (s. zu 1 4, 5 ) .
1 3 Plotina: Von dieser Vermutung berichten auch
Cassius Dio (69, 1 , 1 -2), Eutrop (8,6, 1 ) und die Historia
Augusta (Hadr. 4, 1 0). Der Satz gehört vermutlich vor
den vorhergehenden, mit dem er in besserem Zusam­
menhang stehen würde als mit der Angabe über die Tei­
lung der Herrschaft.
1 4, 1 Publius Aelius Hadrianus: ::- 24. Januar 76 in lta­
lica, römischer Kaiser 1 1 . August 1 1 7 - 1 0. Juli 1 3 8 . ­
Beredsamkeit und der bürgerlichen Bildung: Diese Aus­
sage soll Hadrians militärische Aktivitäten diskreditie­
ren, doch stimmt sie insofern kaum mit der Wirklichkeit
überein, als er unter Traj an wichtige Kommandoposten
innehatte und auch von der Historia Augusta als in
Kriegsdingen sehr erfahren und kundig charakterisiert
wird (Hadr. 1 4, 1 0). Gleichwohl kann es zutreffen, daß
Hadrian großes rednerisches Talent besaß. - für Frieden
gesorgt: Hadrian rückte von der Eroberungspolitik Tra­
j ans im Osten ab, weil das Reich an anderen Grenzen
ebenfalls bedroht wurde und die Verteidigung dort
wichtiger war (Historia Augusta, Hadr. 5 , 1 -3). Eutrop
(8,6,2) führt dies darauf zurück, daß Hadrian seinem
Vorgänger Traj an den Erfolg geneidet habe. Von Neid
1 3 , 1 I - 1 4, 7 E R L AUT E RU N G E N 209

spricht zwar auch Cassius Dio, j edoch allgemein und


nicht in Bezug auf Trajan (69,3,3 ).
2 Numa Pompilius: s. zu I , 3 . Unabhängig davon, daß
die Sorge um religiöse B räuche den Vergleich mit Numa
von sich aus nahelegte, könnte er außerdem von der
Historia Augusta inspiriert sein, die in Bezug auf Hadri­
an Verse Vergils zitiert (Aen. 6, 8o8- 8 I 2), in denen von
Numa Pompilius die Rede ist (Hadr. 2,8).
3 Dieses Athenaeum ist bekannt aus Cassius Dio
(74, I 7,4) und der Historia Augusta (Pert. I I , 3 ; Alex. Sev.
3 5 ,2; Gord. 3 ,4), doch kennen wir weder sein Aussehen
noch seinen Standort.
4 die Mysterien . . . feierte: Cassius Dio (69, I I , I ) und
die Historia Augusta (Hadr. I 3, I ) erwähnen eine Einwei­
hung Hadrians in die Eleusinischen Mysterien, jedoch
nicht, daß dies in Rom geschehen sein soll. Die Eleusini­
schen Mysterien waren ein Geheimkult zu Ehren der
Saat- und Erntegottheiten Demeter (Ceres) und deren
Tochter Persephone (Proserpina, Libera).
5 Tibur: Die große Villa Hadrians östlich von Rom,
heute Tivoli. Hadrian zog sich jedoch erst gegen Ende
seines Lebens nach ausgedehnten Reisen dorthin zurück.
- die VertiJaltung der Stadt . . . überlassen hatte: Auch

dies berichtet die Historia Augusta (Hadr. 2 5 > 5 ) erst für


die Zeit kurz vor seinem Tode und für seinen zweiten
Adaptivsohn Antoninus. - Lucius Aelius Caesar: ::- I 3 .
' Januar I O I als Lucius Ceionius Commodus, Mitte I 3 6
wurde er von Hadrian adoptiert und zum Caesar erho­
ben ( s. zu I 3, I 2 ), doch starb er bereits am r . Januar I 3 8 .
6 Paläste: Hadrian ließ sich die bereits erwähnte Villa
in Tibur bauen und erweiterte den Palast der Flavier auf
dem Palatin.
7 Antinous: ::- I I o, war der Liebling Hadrians. I 30 er-
2 10 E RL Ä U T E RU N G E N

trank e r im Nil. - nach dem jungen Mann (ephebo)


benannte Stadt: An der Stelle, wo Antinous gestorben
war, gründete Hadrian die Stadt Antinoopolis in Mittel­
ägypten. Als Epheben (lat. ephebus) wurden in Grie­
chenland junge Männer im Alter von etwa 20 Jahren
bezeichnet. Ursprünglich absolvierten sie in dieser Zeit
ihre militärische Ausbildung, später verstand man unter
Ephebie j egliche Ausbildung. Hier ist wohl nur auf die
Jugend des Antinous angespielt.
8 Waln·sager: s. zu 9,4. Parallelerzählungen zu Anti­
nous finden sich bei Cassius Dio (69, I I , 3 -4) und in der
Historia Augusta (Hadr. I 4, 5 -6).
I I Antoninus: zu Antoninus Pius s. Kap . I 5 . - gesetz­
liche Adoption als Caesar: Die Adoption (s. zu I , I )
erfolgte a m 2 5 . Februar I 3 8 . - Senato1·en . . . z u töten:
Cassius Dio gibt an, daß Hadrian zu Beginn und am
Ende seiner Herrschaft Morde begehen ließ (69,23,2).
I 2 starb er . . . Bajae . . . Krankheit: Hadrian litt an
Wassersucht (Cassius Dio 69,2o, I ; 69,22) und soll sich,
als seine Krankheit unerträglich wurde, durch ungesun­
des Essen und Trinken selbst zu Tode gebracht haben.
Baj ae war ein bekannter B adeort zwischen Cumae und
Misenum. - im 22. Jahr: Nach Cassius Dio (69,2 3 , I )
waren es 2 0 Jahre und I 1 Monate (August 1 1 7 - Juli I 3 8),
was den Tatsachen entspricht. Aurelius Victor stimmt
mit der Historia A ugusta überein (Hadr. 2 5 , I I ), die von
2 r Jahren und 1 1 Monaten spricht, und auc h mit Eutrop,
bei dem es heißt, er habe 2 1 Jahre, 1 0 Monate und 29 Tage
regiert (8,7, 3 ) . - rüstigem Alter: Hadrian wurde 62 Jahre,
5 Monate und I 7 Tage alt, eine Zahl, die sich so auch in
der Historia Augusta findet (Hadr. 2 5, r I ), während Cas­
sius Dio 19 Tage überliefert (69,2 3 , I ) und Eutrop nur
schreibt, er sei älter als 6o gewesen (8,7,3).
1 4, 7 - 1 5 , 1 E R L Ä U T E RU N G E N 21 1

1 3 göttliche EhTen: Von der Weigerung des Senates,


Hadrian zu konsekrieren, weil der Kaiser einige bedeu­
tende Männer habe töten lassen, berichtet auch Cassius
Dio (69,23.3 ; 7o, r ). Erst als Antoninus es ablehnte, die
Herrschaft anzutreten, wenn sie Hadrian nicht divinisier­
ten, und aus Furcht vor den Soldaten hätten sich die Sena­
toren entschlossen, ihm die Ehre nicht zu verweigern. Die
Geschichte vom Wiederauftauchen der totgeglaubten Se­
natoren steht auch in der Historia Augusta (Elag. 7,8 - r o).
Viele römische Kaiser wurden nach ihrem Tod divinisiert
(konsekriert), unabhängig davon, ob sie bereits zu Leb­
zeiten als Gott verehrt worden waren oder nicht. Noch
Gratian (römischer Kaiser 24. August 367 - 2 5 . August
3 8 3 ) erhielt nach seinem Tod das Epitheton Divus.
I 5 , 1 Aurelius Antoninus Pius: Titus Aurelius Fulvus
Boionius (Arrius) Antoninus, ':· 1 9 . September 86 in
Lanuvium, römischer Kaiser r o . Juli 1 3 8 - 7. März r 6 r .
Über die Gründe, warum e r den Beinamen Pius («der
Fromme>>) erhielt, besteht keine Klarheit. Aurelius Vic­
tor gibt keinen direkten Grund an, schildert j edoch in
diesem Kapitel, daß er den Staat auf sehr gute Weise
geführt habe, was man als Erklärung des cognomen ver­
stehen kann. Die Historia Augusta führt mehrere Grün­
de an (Hadr. 24, 3 - 5 ; Pius 2,3-7): Erstens die Unterstüt­
zung und Hilfe für seinen Schwiegervater, was sich auch
bei Aurelius Victor findet ( 1 4, I I ), zweitens, daß er viele
'Senatoren vor dem von Hadrian verfügten Todesurteil
bewahrt habe (Aurelius Victor I 4, I I . I 3 - 1 4), drittens,
daß er Hadrian nach dessen Tod große Ehren zukommen
ließ, womit wohl die Konsekration (Aurelius Victor
1 4 , 1 4 ; Cassius Dio 70, 1 ,2-3 ) und die Errichtung einer
Reiterstatue gemeint ist (Excerpta Salmasiana frg. r 1 4
Mueller), viertens die Verhinderung eines Selbstmordes
212 E R L Ä U T E RU N G E N

Hadrians und fünftens seine Wesensart. Cassius D i o fügt


die B egründung an, er habe zu Beginn seiner Herrschaft
auf die Bestrafung Schuldiger verzichtet, weil er seine
Regierung nicht mit solchen Taten beginnen wollte
(7o,2, r ) . Auch Eutrop ( 8 , 8 ) hebt das gute Wesen hervor,
ebenso wie Orosius (Hist. J 4, r ) .
2 Mann aus sehr alter Familie: Aurelius Victor stimmt
hier nicht mit Eutrop überein, der ausführt, Antoninus
Pius stamme aus einem bekannten, aber nicht sehr alten
Geschlecht ( 8 , 8 , r ). Der Widerspruch läßt sich vielleicht
so auflösen, daß die Familie des Kaisers in Rom noch
nicht lange bekannt war und daher nicht als alt angese­
hen wurde, aber in der Gallia Narbonensis zu den lokal
führenden Familien zählte und dort schon lange ansässig
war. - aus der Landstadt Lanuvium: latinische Stadt am
Südhang der Albaner B erge.
3 durch ständigen Frieden . . . nicht verdorben wer­
den: Aurelius Victor widerspricht hier zu Teilen dem
Gemeinplatz, daß im Frieden j eder verweichlicht und
verdorben werde; vgl. Sallust, Cat. 2, und Tacitus, Agr.
I I . - Herrschaft der Weisheit: eine Anspielung auf Platon
(Rep. 5 ,473 d), wo davon die Rede ist, daß die Staaten nur
dann wirklich glücklich werden könnten, wenn die
Könige Philosophen oder die Philosophen Könige wür­
den.
4 zwanzig Jahren: Diese Zahl ist stark gerundet.
Antoninus Pius regierte 2 2 Jahre, 7 Monate und 29 Tage.
Cassius Dio gibt ihm 24 Jahre (7 I , r , 1 ), Eutrop sagt, er sei
im 2 3 . Jahr seiner Regierung gestorben ( 8 , 8 ,4) und Oro­
sius spricht von etwas weniger als 23 Jahren (Hist.
7, I 4, 1 ), ist mithin am genauesten. - 900. Gründungstag:
im Jahr 1 4 8 .
5 keinen Triumph errang: I n der Tat feierte Antoninus
J 5 , I - J 5 ,6 E R L Ä U T E RU N G E N 213

Pius keinen Triumph. Völlig frei von Kriegshandlungen


war seine Regierung nicht, doch handelte es sich um klei­
ne und lokal begrenzte Aktionen, die von Legaten erle­
digt wurden, beispielsweise in Britannia, wo der soge­
nannte Antoninuswall errichtet wurde, in Mauretania,
Germania und Dacia.
6 Söhne versagt: Antoninus Pius hatte zwei Töchter:
Aurelia Fadilla (t 1 3 5 ) und Anna Galeria Faustina ( 1 6.
Februar 1 3 0 - Frühsommer 1 76). Der Hinweis, daß er
keine männlichen Erben hatte, wirft ein Licht auf das
sogenannte Adoptivkaisertum: Es handelte sich nicht
um ein bewußt gewähltes System, sondern um eine « aus
der Not geborene Tugend>> . In dem Moment, in dem ein
Kaiser (Mare Aurel) wieder einen leiblichen Sohn hatte
(Commodus), wurde selbstverständlich dieser der
Nachfolger. - Mann seiner Tochter: Hadrian hatte Anto­
ninus Pius unter der Bedingung adoptiert, daß dieser
gleichfalls den Marcus Annius Catilius Severus, den spä­
teren Kaiser Mare Aurel, und den Lucius Ceionius Com­
modus, den späteren Kaiser Lucius Verus, adoptiere.
Antoninus Pius verlobte den Erstgenannten nach seiner
Ernennung zum Kaiser mit seiner Tochter Anna Galeria
Faustina. Die Hochzeit fand im Jahr 1 4 5 statt.
1 6, 1 M. Boionius, der A urelius Antoninus genannt
wird: der spätere Kaiser Mare Aurel, •:· 26. April 1 2 1 in
, Rom, römischer Kaiser 7· März 1 6 1 - 1 7. März 1 80.
Nach seiner Adoption (s. zu 1 , 1 ) durch Antoninus Pius
(s. zu I 5 ,6) lautete sein Name Marcus Aelius Aurelius
Verus. Die Namensbestandteile Boionius, Aurelius und
Antoninus, die Aurelius Victor hier angibt, gehörten
zum Namen seines Adaptivvaters Antoninus Pius (s. zu
1 5 , 1 ). - derselben Stadt: Diese Angabe ist unrichtig,
Mare Aurel wurde in Rom geboren, Antoninus Pius in
2 14 E R L Ä U T E RU N G E N

Lanuvium (s. zu I 5,2). - nahm . . . in seine Familie 11nd in


die Regie1·ung auf" Er wurde am 2 5 . Februar I 3 8 auf
Wunsch Hadrians von dessen Nachfolger Antoninus
Pius adoptiert und Anfang I 3 9 zum Caesar ernannt.
2 Unfähigkeit, seine Frau zu zügeln: Zwar wird auch
in der Historia Augusta (Mare . I9) über das schlechte
Verhalten der Faustina berichtet, Mare Aurel selbst
spricht jedoch völlig anders von seiner Frau (Mare Aurel,
Eis heaut6n [Ei:; emrr6v, <<Wege zu sich selbst>>] I , 1 7):
Sie sei gehorsam, sanft und einfach gewesen.
3 zu Lorium: Antoninus Pius starb am 7· März I 6 I in
der Stadt Lorium westlich von Rom, wo er einen Palast
hatte. - 75. Lebensjahr: 74 Jahre, 5 Monate, I 7 Tage;
Eutrop überliefert 73 Jahre (8, 8,4), die Historia Augusta
70 (Pius I 2,4). Bruder Lucius Verus: Lucius Ceionius
-

Commodus, als Kaiser Lucius Aurelius Verus, ::· I 5 .


Dezember I 3 0, wurde gemeinsam mit Mare Aurel von
Antoninus Pius adoptiert (s. zu 1 5 ,6). Am 7· März I 6 I
wurde e r mit diesem zum Augustus erhoben, starb aller­
dings schon Anfang I 69 (s. zu I 6, 5 ).
4 Perser . . . Vologesus: Der Partherkönig Vologesus
III. ( I 4 8 - I 9 3 ) machte seinen Feldherrn Osroes zum
König von Armenien. Als dieser ein römisches He�
schlug, war ein Krieg unvermeidlich. Verus zog im Früh­
jahr I 62 in den Osten und konnte nach langen Kämpfen
im Herbst I 66 den Triumph feiern.
5 wenige Tage: Verus starb Anfang I 69, also etwa acht
Jahre nach seinem Amtsantritt. Aurelius Victor scheint
die Angabe auf den Zeitpunkt des Triumphes zu bezie­
hen, aber auch dann lägen noch etwa anderthalb Jahre
dazwischen. Wenn man nicht annehmen will, daß Aure­
lius Victor hier wieder grob rundet, bleibt nur zu vermu­
ten, daß ein Satz fehlt, in dem von den Aktivitäten des
I 6, I - I 6, I I E RL Ä U T E R U N G E N

Verus in den Donauprovinzen im Jahr I 68 die Rede war.


- List seines Bruden . . . zu Fall gebracht: Die gleiche
Geschichte findet sich in der Historia Augusta (Ver. I I ,2;
Mare. I 5 , 5 ), außerdem eine weitere Variante, daß ein
Arzt ihn zu stark zur Ader gelassen habe (Mare. 1 5 ,6).
Cassius Dio (7 I , J , I ) deutet Gerüchte an, wonach Verus
gegen seinen Schwiegervater Mare Aurcl konspiriert
habe, aber noch vor der Ausführung des Planes vergiftet
worden sei; von einer Beteiligung des Kaisers hört man
j edoch nichts .
9 Altinum, eine Stadt Venetiens: Altinum liegt zwi­
schen Patavium (Padua) und Aquileia. Daß Verus dort an
einem Schlaganfall gestorben sei, erwähnen auch Eutrop
(8, I o,3 ) und Orosius (Hist. 7, I 5 , 3 ), ebenso die Histm·ia
Augusta (Ver. 9, I I ). - Markomannen: ein germanischer
Volksstamm südlich des oberen und mittleren Mains
(Schwarzwaldgegend bis Regensburg). Die Kriege gegen
sie begannen im Jahr I 67 mit einigen Vorgeplänkeln, der
eigentliche Feldzug setzte im Jahr 1 69 ein. - mit seinem
zum Caesar nachge�·ählten Sohne Commodus: zu Com­
modus s. Kap. I 7. Er war jedoch schon am I 2 . Oktober
I 66 zum Caesar erhoben worden, so daß von einer
Ersatzwahl (für Verus), was das Wort suffecerat eigent­
lich impliziert, nicht die Rede sein kann.
I I unkla1·e Gesetzesbestimmungen: Von der Fürsorge
Mare Aurels für die Rechtsprechung weiß auch die
Historia Augusta (Mare. I O, I O- 1 2; I I , 6- I o), nicht dage­
gen von der Beseitigung von Gesetzesunklarheiten. Da
diese durch Auslegung beseitigt wurden, was Sache der
iuris consulti (Rechtsgelehrten) war, handelt es sich wohl
um einen Hinweis auf die Konsiliare Mare Aurels, Ulpi­
us Marcellus und Cervidius Scaevola, sowie vielleicht auf
den Schuljuristen Gaius, dessen Institutiones erhalten
216 ERLÄUTERUNGEN

sind. - Beseitigung der . . . Gestellungsbürgschaften: Das


vadimonium entsprach etwa unserer heutigen Kaution
und sollte das Erscheinen eines Beklagten vor Gericht
sicherstellen, gegebenenfalls auch das Wiedererscheinen,
wenn der Fall noch nicht endgültig entschieden war. Der
Beklagte stellte einen Bürgen, der für ihn einstand, später
versprach er eine Strafsumme. Von einer Abschaffung
des vadimonium ist sonst nichts bekannt. Am Ende des
4· Jahrhunderts existierte es noch - oder wieder, falls es
zwischenzeitlich tatsächlich abgeschafft und wieder ein­
geführt worden war. - Streitankündigung: Das Verfah­
ren der sogenannten litis denuntiatio wurde erst im
4· Jahrhundert eingeführt (Cod. Theod. 2,4, 2). Warum
Aurelius Victor es auf Mare Aurel zurückführt, ist nicht
klar. Der Kläger bittet um Genehmigung des Prozesses
und übermittelt dem B eklagten seine Klageschrift, die
dieser erwidert. Innerhalb einer bestimmten Frist müs­
sen beide vor Gericht erscheinen und muß der Fall ent­
schieden werden. Möglicherweise liegt eine Verwechs­
lung irgendeiner speziellen denuntiatio mit der generell
vorgeschriebenen litis denuntiatio der Spätantike vor.
1 2 erhielten . . . das römische Bürgerrecht: Dies ist
wohl eine Verwechslung mit Caracalla, der 2 1 2 in der
constitutio Antoniniana allen freigeborenen Einwohnern
des Reiches das römische Bürgerrecht verlieh. - das
punische Karthago . . . heimgesucht: Das Forum der Stadt
Karthago in Nordafrika hatte unter Antoninus Pius
gebrannt (Historia A ugusta, Pius 9,2) - Ephesus . . . Erd­
beben: Ein Erdbeben in Nikomedien ist für die Zeit des
Commodus überliefert. Von einem solchen in Ephesos
weiß man nichts, allerdings wurde Smyrna q8 durch ein
Erdbeben zerstört. - zu unserer Zeit . . . Cerealis: Das
Erdbeben fand im Jahre 3 5 8 statt, im gleichen Jahr war
r 6 , r I - 1 7, 2 ERLÄUTERU NGEN 217

Cerealis Konsul. Möglicherweise kannte Aurelius Victor


den Cerealis und erwähnt ihn deshalb.
13 Triumphe: Es handelt sich wohl um die Triumphe
des Mare Aurel am 2 7. November I 76 und seines Sohnes
Commodus am 2 3 . Dezember I 76. - Herrschaft des
Marcomarus: Ein König solchen Namens ist sonst nicht
bekannt. Möglicherweise muß es regi Marcomano hei­
ßen, wodurch nur die Volkszugehörigkeit angegeben
würde. Carnutum: Carnuntum, wie der Ort eigentlich
-

heißt, war ein römisches Militärlager an der Donau zwi­


schen Petronell und Bad Deutsch-Altenburg in Panno­
nien. Mare Aurel hatte hier sein Hauptquartier während
des Markomannenkrieges.
14 im achtzehnten Jahr: In Wirklichkeit regierte er I 9
Jahre und 1 0 Tage (7. März I 6 I - I 7. März I 8o). - mittle­
ren Alters: Mare Aurel wurde 5 8 Jahre, I o Monate und I 9
Tage alt. Vindobona: Das heutige Wien. Es ist aller­
-

dings nicht sicher, ob Mare Aurel hier oder in Sirmium


starb, wie Tertullian berichtet (Apol. 2 5 ) .
I 5 Uneinigen: Man denke nur a n ihren Widerstand
gegen die Konsekration Hadrians. Tempel, Ehrensäu­
-

len, Priester: Das gleiche erzählt die Historia Augusta


(Mare. I 8 , 8 ) .
I 7, 1 Sohn: Lucius Aurelius Commodus, •:· 3 I . August
I 6 I bei Lanuvium, römischer Kaiser Mitte I 77 (gemein­
sam mit seinem Vater), vom I 7. März r 8o bis zum 3 1 .
Dezember I 92 Alleinherrscher.
2 Im Kriegführen . . . nicht untätig: Eutrop ( 8 , I p )
und Orosius (Hist. 7, I 6,2) erwähnen erfolgreiche Kämp­
fe gegen die Germanen. Die anderen Quellen berichten
eher Gegenteiliges: Cassius Dio (73 ,2,2), daß er Anstren­
gungen verabscheut habe, die Historia A ugusta (Comm.
I J , 5 ), daß Erfolge von Legaten für ihn errungen wurden,
zr8 E RLÄUTE RUNGEN

Herodian ( I ,6, 8), daß er die Durchführung eines Feld­


zuges im Donauraum vertrauenswürdigen Offizieren
übertragen habe und selbst nach Rom zurückgekehrt sei.
- erfolgreichen Feldzug gegen die Quaden: Commodus
schloß bald nach dem Tod seines Vaters Frieden mit den
Quaden und Markomannen, ohne nochmals gegen sie
gekämpft zu haben (Cassius Dio 73,2,2-4). - September
in « Commodus» umbenannt: Commodus benannte
nicht nur den September, sondern alle Monate des Jahres
neu und zwar sämtlich nach seinen eigenen Namensbe­
standteilen (Cassius Dio 73 , I 5 .3): Amazonius, Invictus,
Felix, Pius, Lucius, Aelius, Aurelius, Commodus, Au­
gustus, Herculeus, Romanus, Exsuperatorius (vgl. auch
Historia Augusta, Comm. I I , 8 -9; Herodianos I , q,9;
CIL I 4,2 I I 3 D 5 1 9 3 ; s. ZU I I ,4).
=

3 Gemäuer . . . richtete er zum Baden ein: Die Ther­


mae Commodianae, eine öffentliche Badeanstalt in
Rom, wurden von Cleander in des Kaisers Namen
errichtet (Historia Augusta, Co fi!m. I 7, 5 ; Herodianos
I , I 2,4). Sie sind nicht erhalten.
4 Gladiatoren niedermetzelte: Von der Neigung des
Commodus zu Gladiatorenspielen wissen auch die
anderen Quellen, ebenso von seiner unfairen Kampfwei­
se (Cassius Dio 73 , I 7,2; Historia Augusta, Comm. 5 , 5 ;
Herodianos I , I 4,7- 8 ; Orosius, Hist. 7, I 6,2). Eine Betäti­
gung als Gladiator wird von allen als eines Kaisers
unwürdig charakterisiert. Die nachfolgende Anekdote
findet sich bei keinem anderen Historiker.
7 nächsten Umgebung: Die Hauptverschwörer waren
Marcia, die Konkubine des Commodus, der Prätorianer­
präfekt (s. zu 2,4) Quintus Aemilius Laetus und der cubi­
cularius (Kämmerer) Eclectus. - verborgenere Weise mit
Gift: Nach Cassius Dio wurde ihm das Gift in Rind-
1 7, 2 - 1 7, 1 0 E R L A U T E RU N G E N 219

fleisch verabreicht (73,22,4). - dreizehnten Jahr seiner


Regierung: I 7· März I So - 3 r . Dezember I 92, d. h.
genauer: I 2 Jahre, 9 Monate, I4 Tage (Cassius Dio
73,2 2,6). Eutrop gibt I 2 Jahre und 8 Monate an ( 8 , I 5 .3),
Orosius I3 Jahre (Hist. 7, I 6, r ).
8 \Virkung . . . von dem Mahle vereitelt: Die Wirkung
wurde wohl vermindert, weil Commodus sehr viel
trank, wodurch sich die Konzentration des Giftes stark
verringerte (Cassius Dio 73,22, 5 ; Herodianos I , I 7, r o;
Historia A ugusta, Comm. I 7,2). - Anraten des Arztes,
des Hauptes de1· Verschwörung: Dies schreibt nur Aure­
lius Victor.
9 fürs Einsalben bestimmten Dieners: Cassius Dio
überliefert seinen Namen mit Narcissus (73,22, 5 ; vgl.
Historia Augusta, Comm. I 7, 3 ; Herodianos I , I 7, I o).
Eutrop ist der einzige, der den Bericht in Zweifel zieht,
insofern als er sagt, daß Commodus entweder vergiftet
oder erdrosselt worden sei ( 8 ,7).
10 Neujahrsfeier: Jeweils am r . Januar eines Jahres
wurden vota («Gelübde») für das Leben des Kaisers aus­
gebracht und der Eid auf den Kaiser erneuert. - Feind der
Götte1· und Menschen: Unabhängig von j edem äußeren
Feind konnte ein römischer Bürger vom Senat zum
hostis populi Romani ( «Feind des römischen Volkes»)
erklärt werden, wenn er Landesverrat beging. Dies wur­
de später gesteigert zum hostis deorum atque hominum
( <<Feind der Götter und Menschen» ) . Ein hostis populi
Romani konnte von j edermann getötet werden, er war
vogelfrei. Daß hier der Kaiser nicht nur zum Feind des
römischen Volkes, sondern aller Menschen und auch der
Götter gestempelt wird, verschärft den Bann. - Name zu
tilgen: Die sogenannte damnatio memoriae bestand vor
allem in der Entfernung des Namens des Geächteten aus
220 ERLÄUTERUNGEN

allen Inschriften (bei Kaisern gelegentlich auch von den


Münzen), außerdem auch von eventuell vorhandenen
B ildnissen. Da der Römer stets danach trachtete, sein
Andenken über den Tod hinaus zu bewahren, war eine
damnatio memoriae gleichbedeutend mit seiner endgül­
tigen Vernichtung (s. zu I I , 8). - Aulus Helvius Pertinax:
Publius Helvius Pertinax, wie er richtig hieß, ':· I . August
1 26, war praefectus urbi (Stadtpräfekt; s. zu 2,4; 8 , 5 ) von
I 89h 90- I 92 und wurde am 3 1 . Dezember I 9 2 zum Kai­
ser ernannt, allerdings schon drei Monate später, am 2 8 .
März I 9 3 , ermordet.
I 8, I umfassend gebildet: Pertinax war zunächst als
Grammatiklehrer tätig gewesen (Historia Augusta, Pert.
I ,4). - sparsam über alles Maß: Von den desolaten Zu­
ständen der öffentlichen Finanzen berichtet Cassius Dio
(74, 5 >4). Pertinax bemühte sich, durch den Verkauf von
Gegenständen aus der Schatzkammer des Commodus
Geld in die öffentlichen K assen zu bringen, weswegen er
auch sehr sparsam war (vgl. auch Historia Augusta, Pert.
7,4; I 2,2; I 3 ,4). - Curiem und Fabriciem gleichgetan:
Manlius Curius Dentatus, der in der ersten Hälfte des
3 . Jahrhunderts v. Chr. lebte, galt als Musterbeispiel eines
schlichten und armen Römers, über den viele Anekdoten
bezüglich seiner Ablehnung des B esitzes von Geld
umgingen. Das gleiche gilt für Gaius Fabricius Luscinus,
der in der gleichen Zeit lebte. Er soll als censor (s. zu 4,4)
im Jahre 2 7 5 v. Chr. den Publius Cornelius Rufinus
wegen des Besitzes von zehn Pfund Silbergerät aus dem
Senat gestoßen haben und später selbst in Armut gestor­
ben sein.
2 von Didius angestiftet . . . umgebracht: Daß Didius
Julianus (s. Kap. I 9) der Urheber des Mordes gewesen
sei, schreiben auch Eutrop (8, I 6) und Orosius (Hist.
1 7, 1 0 - 1 9, 2 E R L A U T E RU N G E N 221

8, 1 6 , 5 ) . I n Wirklichkeit wurde Pertinax auf Veranlassung


der Prätorianer (s. zu 2,4) und ihres Präfekten Laetus er­
mordet (Cassius Dio 74, 8 - r o; Historia Augusta, Pert.
r o, 8 - 1 I , I J ; Herodianos 2,4,4- 5 ; 2 , 5 ) . - am achtzigsten
Tage seiner Herrschaft: Genauer gesagt am 8 7. Tag (Cas­
sius Dio 74, 1 0, J ) .
1 9, 1 Didius (oder Salvius ?) Julianus: Marcus Didius
Severus Julianus, '' 3 0. Januar 1 3 3 , römischer Kaiser 2 8 .
März - 1 . Juni 1 9 3 . Die Annahme eines nomen gentile
(«Familienname») Salvius geht wohl auf eine Verwechs­
lung mit dem Juristen hadrianischer Zeit, Lucius Salvius
Julianus, zurück (s. zu 1 9,2). - von der Präfektur der
Stadtwächter: Die Nennung dieses Amtes (s. zu 2,4)
beruht auf einem Irrtum. Da es sich um ein Amt handel­
te, das nur von Angehörigen des Ritterstandes ausgeübt
werden durfte, kann Julianus, der dem Senatorenstand
angehörte, es nicht bekleidet haben. Zur Zeit des Aureli­
us Victor gab es die Unterscheidung zwischen ritterli­
chen und senatorischen Ämtern nicht mehr, so daß auch
der praefectus vigilum den Titel vir clarissimus (traditio­
neller Titel eines römischen Senators) erhielt. Dies könn­
te den Fehler erklären.
2 hochadliger Abkunft: Das Geschlecht der Didii
stammte aus Mailand und war dort angesehen und ver­
breitet. Möglicherweise bezieht sich der Hinweis aber
auf die Familie der Mutter Aemilia Clara. - Kenntnis des
. . . Rechts . . . verliehen: Hier liegt eine Verwechslung
mit dem bereits (s. zu 1 9, 1 ) erwähnten Juristen vor, die
sich so nur bei Aurelius Victor findet. Andere Schrift­
steller unterstellen eine verwandtschaftliche Beziehung:
Eutrop (8, 1 7, 1 ) macht aus ihm den Enkel oder Neffen
des Juristen, die Historia Augusta (Did. Iul. 1 , 1 ) den
Urenkel. Das Hauptwerk des Juristen sind 90 Bücher
222 ERLÄUTERUNGEN

digesta (Sammlung von Einzelfallentscheidungen) . Die


erwähnte Ordnung des prätorisehen Ediktes bestand in
der endgültigen Fixierung der in ihrem Wortlaut verän­
derbaren Edikte, die die Prätoren j eweils zu Beginn ihres
Amtsj ahres erlassen hatten.
4 Tat . . . bedroht hatte: Hadrian hatte gesetzlich
bestimmt, daß Vatermörder den Tieren vorgeworfen
werden sollten. Es ist j edoch nicht bekannt, daß Didius
Julianus seinen Vater oder einen anderen Verwandten
hätte umbringen lassen. Vielleicht bezieht sich diese
Angabe auf das vorige Kapitel, in dem Aurelius Victor
Didius Julianus als den Urheber des Mordes an Pertinax
bezeichnet. - Septimius Severus: s. Kap. 20. - Statthalter
von Syrien: Dies ist offenkundig eine Verwechslung mit
Pescennius Niger, vielleicht dadurch hervorgerufen, daß
Septimius Severus später mit einer Frau aus der Provinz
Syria Phoenice verheiratet war. Sie findet sich sonst nur
noch in der Historia Augusta (Clod. Alb . I , I ) . - in 'W'eit
entfernten Gebieten Krieg führte: Septimius Severus war
damals als Statthalter in Pannonien tätig. Von Kämpfen
ist allerdings nichts bekannt, wenn man die Aussage
nicht auf immer wieder vorkommende Grenzgeplänkel
beziehen möchte. - zum Kaiser e1·hoben: als Augustus
am 9 · April 1 9 3 in Carnuntum (s. zu I 6, r 3 ) von den Legi­
onen gekürt. - Nähe der Milvischen Brücke: Hier liegt
eine Verwechslung mit der Schlacht von 3 I 2 zwischen
Constantin und Maxentius vor (s. zu 40, 2 3 ) . Wie sie
zustande kommen konnte, ist nicht klar. Einen Sieg des
Severus erwähnen auch Eutrop (8, 1 7) und Orosius (Hist.
7, I 6,6). In Wirklichkeit wurde Didius Julianus aufgrund
eines Senatsbeschlusses im Palast getötet (Cassius Dio
74, 1 7,4- 5 ; Historia Augusta Did. Iul. 8 ,6- 8). - erschlugen
ihn in Rom in de1· Nähe des Palastes: Dies deckt sich
I9,2 - 20,6 ERLÄUTERU N GEN 223

wieder mit den Angaben des Cassius Dio, der Historia


Augusta und auch Eutrops, der ebenfalls zwischen
Schlacht und Tod unterscheidet.
20, I Septimius: Lucius Septimius Severus, ::- I 1 . April
I 4 5 in Lepcis Magna in Nordafrika, römischer Kaiser
9 · April 1 9 3 - 4 · Februar 2 I 1 . - entließ . . . die Prätoria­
nerkohorten unverzüglich aus dem Dienst: Severus ver­
urteilte diejenigen Prätorianer (s. zu 2,4) zum Tode, die
an der Ermordung des Pertinax beteiligt gewesen waren.
Den anderen nahm er ihre Waffen und Pferde weg und
verbannte sie aus Rom. Anschließend bildete er eine
neue Garde aus Provinzialen, für die er außerdem die
Bedingung stellte, daß sie Dienst in den Legionen getan
haben müßten (Cassius Dio 7 5 , I , I ; 2,4- 5 ). - nach Beseiti­
gung aller: Er lieg die Anhänger des Didius Julianus pro­
skribieren (s. zu 4, 1 2). - Helvius . . . Senatsbeschluß zu
den Göttern: Cassius Dio gibt eine ausführliche
Beschreibung der Feierlichkeiten aus Anlaß der Konse­
kration (s. zu 1 4, 1 3 ) des Helvius Pertinax ( 7 5 ,4, I - 5 , 5 ). ­
Namen des Salvius . . . der Vergessenheit anheimzuge­
ben: Die damnatio memoriae (s. zu I I , 8 und I 7, I O) des
Julian war notwendige Konsequenz aus der Konsekrati­
on (s. zu 1 4, I 3 ) des Pertinax. Man braucht wohl nicht
daran zu denken, daß Severus Schriften des Rechtsge­
lehrten Salvius Julianus vernichten ließ, da hier die glei­
che Verwechslung vorliegt wie im vorigen KapiteL
5 vom Lande und Kind eines einfachen und ungebil­
deten lvlannes: einer der wenigen Hinweise, die Aurelius
Victor auf sich selbst gibt (s. Einführung). Die Wortwahl
erinnert an die Inschrift des sogenannten «Schnitters von
Mactar>> (CIL 8 , 1 I 8 24 D 74 5 7).
=

6 Vortrefflichkeit: Septimius Severus wird auch von


der Histo1·ia Augusta (Aur. 42,4) als vorbildlicher Herr-
224 E R L Ä U T E RU N G E N

scher geschildert, Herodian hält ihn zumindest auf mili­


tärischem Gebiet für unübertroffen (3, I 5 , 2 ) - in vor­
.

gerücktem Alter starb: mit 6 5 Jahren. - Stillstand der


Rechtspflege und rühmende Feiern: iustitium war ur­
sprünglich eine Notstandsmaßnahme, die mit dem Ge­
bot verbunden war, sich zum Militärdienst bereit zu
halten. In der Kaiserzeit wurde es bei Todesfällen im
Kaiserhaus erklärt und ist damit unserer Landes- oder
Staatstrauer vergleichbar. Behörden und Gerichte arbei­
teten nicht, Geschäfte mußten geschlossen bleiben. Mit
elogium ist wohl die Laudatio funebris gemeint, die
ehrenvolle Totenrede. - entweder nicht geboren waden
oder nicht<5terben dürfen: Eine fast identische Formulie­
rung findet sich in der Historia Augusta (Sev. I 8,7), dort
allerdings mit einem relativierenden Zusatz.
8 Lucius Pescennius Niger: >:· I 3 5 / qo in Aquinum ( ?),
wurde im April I 9 3 in Antiochia zum Augustus erho­
ben. Im November/Dezember erlitt er eine Niederlage
gegen Septimius Severus bei Kyzikos, im Januar I 94 bei
Nicae, schließlich am 3 I . März I 94 bei Issos. Ende April
wurde er bei Antiochia gefangengenommen und hinge­
richtet. Aurelius Victor simplifiziert die Geschichte. -
Decimus Clodius Albinus: >:· 1 47 in Hadrumetum in der
Provinz Africa, wurde ebenfalls im April I 9 3 zum Cae­
sar erhoben und bekleidete I 94 den Konsulat mit Septi­
mius Severus. Als er j edoch Ende I 9 5 /Anfang I 96 in Bri­
tannien zum Augustus erhoben wurde, kam es auch
gegen ihn zum Krieg. Er wurde am I9. Februar I97 von
Severus bei Lyon (Lugdunum) geschlagen und auf der
Flucht getötet.
9 Statthalter von Ägypten: Pescennius Niger war zum
Zeitpunkt seiner Erhebung zum Augustus legattts Augu­
sti pro praetore, das heißt kaiserlicher Statthalter im Ran-
20,6 - 20, 1 5 E R L Ä U T E RU N G E N 22 5

ge eines Prätors, in der Provinz Syria. Von Ägypten als


seinem Standort berichten auch (allerdings in Verbin­
dung mit Syrien) Eutrop ( 8 , 1 7,4) und Orosius (Hist.
7, 1 7,2). - Urheber der Ermordung des Pertinax: Diese
offenkundig falsche Angabe steht auch bei Eutrop
( 8 , 1 7,6) und in der Historia Augusta (Clod. 1 , 1 ). Weder
Cassius Dio noch Herodian wissen etwas davon. Es wäre
auch nicht verständlich, wieso Septimius Severus einen
der Urheber des Mordes an dem von ihm verehrten Per­
tinax zum Caesar hätte erheben sollen. - nach Britannien
. . . Kaiserwürde: Clodius Albinus war seit 1 9 3 Statthal­
ter in Britannien. Er ließ sich dort im Jahr 1 9 5 zum
Augustus erheben und ging dann nach Gallien.
14 Unter·-werfung des Perserkönigs namens Aggar:
Hier bringt Aurelius Victor zwei Dinge durcheinander:
Abgar IX. war Herrscher der Osrhoene in Mesopota­
mien von 1 79 bis 2 1 6. Der König der Parther, die Aureli­
us Victor hier anachronistisch Perser nennt, war Vologe­
sus IV. ( 1 9 1 - 207ho8). Septimius Severus führte zwei
Kriege gegen die Parther, den ersten im Jahr 1 9 5 , in dem
er mehrere parthisehe Fürstentümer in Mesopotamien,
darunter Osrhoene und Adiabene eroberte. Die Usurpa­
tion des Clodius Albinus unterbrach den Feldzug, und
Vologesus nutzte die Gelegenheit, nach Mesopotamien
zurückzukehren. 1 97- 1 9 8 führte Septimius Severus des­
wegen einen zweiten Krieg, in dem es ihm gelang, Baby­
Ion, Seleukeia und Ktesiphon einzunehmen.
1 5 Araber . . . zu provinzartiger Botmäßigkeit: Da die
Provinz Arabia Felix seit 1 0 5 unter ständiger Kontrolle
der Römer stand, kann es sich bei den hier genannten
Arabern nur um die Einwohner der Provinz Mesopota­
mia handeln, die 1 9 5 von Septimius Severus zurück­
erobert wurde.
226 E RLÄUTERUNGEN

1 6 Adiabena . . . tributpflichtig: Aurelius Victor steht


hier im Gegensatz zu allen anderen Autoren. Cassius
Dio bietet den umfangreichsten Bericht ( 7 5 , 1 - 3 ), kriti­
siert die Eroberung allerdings am Ende als Ursache stän­
diger Kriege und großer Ausgaben. Die Historia Augu­
sta spricht an zwei Stellen von der Unterwerfung der
Adiabener (Sev. 9,9; 1 8, 1 ); Eutrop ( 8 , I 8 ,4) und Orosius
(Hist. 7, I 7, 3 ) erwähnen den Sieg über diese.
17 Beinamen Ambicus, Adiabenicus und Parthicus:
Sepfimius Severus erhielt im Sommer I 9 5 die Titel <<Par­
thicus Arabicus» und «Parthicus Adiabenicus». Der Titel
<<Parthicus » wurde jedoch bald wieder fallengelassen, weil
man die Parther angesichts des bevorstehenden Feldzuges
gegen Clodius Albinus nicht gegen sich aufbringen wollte
(Historia Augusta, Sev. 9, I I ). Da Septimius Severus gar
keinen Sieg gegen die Parther errungen hatte, läßt sich der
anfängliche Beiname nur damit erklären, daß die Araber
und Adiabener von den Parthern abhängig waren. I 9 8 ,
nach dem zweiten partbischen Krieg, wurde der Titel als
«Parthicus maximus» wieder aufgenommen.
1 8 in Angriff . . . Britannien: Nach einigen Vorgeplän­
keln in den Jahren 204-208 begann der Feldzug gegen Bri­
tannien imJ ahr 208, der eigentliche Krieg 209. Er war beim
Tode des Kaisers noch nicht abgeschlossen. - befestigte . . .
mit einer Mauer: Weder Cassius Dio noch Herodian, die
sehr zahlreiche Details über den B ritannienfeldzug brin­
gen, überliefern die Errichtung einer Mauer. Eu trop ( 8, I 9 ),
die Epitome de Caesaribus (20,4 ) , Orosius (Hist. 7, I 7,7)
und die Historia Augusta (Sev. 22,4) sprechen dagegen von
einem solchen Mauerbau, der von den Archäologen aller­
dings bislang nicht bestätigt werden konnte. Jedoch wur­
den die Mauern Hadrians und des Antoninus Pius instand
gesetzt und verstärkt, sowie kleine Forts errichtet.
20, 1 6 - 20,2 5 E R L Ä U T E RU N G E N 227

1 9 Tripolis: Das antike Tripolitanien umfaßte das


Gebiet der heutigen großen Syrte in Nordafrika. - Stadt
Leptis: Die Stadt Lepcis Magna, aus der Septimius Seve­
rus stammte, lag östlich des heutigen Tripolis . Der Kaiser
verlieh der Stadt das italische Recht und ließ sie mit B au­
ten ausstatten. - kriegerische Stämme weit zurückge­
drängt: Der Aufenthalt des Kaisers in Africa fällt in die
Jahre 203 bis 204, während der er einen Aufstand tripoli­
tanischer Völkerschaften niederschlug.
22 mit allen freien Künsten: Von den Bildungsbemü­
hungen des Kaisers berichten auch alle anderen Autoren.
Während seines Aufenthaltes in Africa soll er bedeuten­
de Gelehrte dorthin gerufen haben. Die sogenannten
artes liberales setzten sich zusammen aus dem Trivium
(Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und dem Quadrivium
(Mathematik, Musik, Geometrie, Astrologie/ Astrono­
mie). - was er niederschrieb: Cassius Dio ( 7 5 ,7,3), Hero­
dian (2,9,4) und die Historia Augusta (Sev. 1 8,6) erzäh­
len, daß Septimius Severus eine Autobiographie
geschrieben habe, die aber leider nicht erhalten ist.
23 Ausschweifungen seiner Frau: Die unsittliche
Lebensweise der Julia Domna (um qo - April 2 q), die
auch die Historia Augusta erwähnt (Sev. 1 8, 8), wird von
Cassius Dio als Erfindung des Prätorianerpräfekten (s.
zu 2,4) Plautianus erklärt (76, 1 5 ,6). - Verschwörung:
Hierüber ist nichts bekannt.
25 an den Füßen leidend . . . Füße Befehle erteilen:
Die Historia Augusta führt die gleiche Geschichte an
(Sev. 1 8,9- 1 0). Cassius Dio (77, 1 4) beschreibt dagegen
einen Attentatsversuch Caracallas (zu diesem s. Kap. 2 1 )
bei einer ähnlichen Gelegenheit. Auch dort wird die
Fußkrankheit des Septimius Severus erwähnt, aber sie ist
nicht Ursache für einen Aufschub des Krieges. Das
228 E RLÄUTERUNGE�

Attentat mißlingt, aber Severus bestraft Caracalla nicht,


sondern tadelt ihn unter vier Augen. Caracalla war zu
diesem Zeitpunkt bereits Augustus.
2 7 Eboracum: das heutige York. - achtzehnjähriger
Herrschaft: Septimius Severus regierte vom 9· April I 9 3 bis
zum 4· Februar 2I I, das heißt I 7 Jahre, 9 Monate und 26
�Tage. Rechnet man als Datum des Regierungsantrittes den
! . Juni I 9 3 , den Tag, an dem er vom Senat anerkannt wurde,
so sind es I 7 Jahre, 8 Monate und 4 Tage, was mit der Anga­
be des Cassius Dio (77, I 7,4) übereinstimmt. Die aufgerun­
dete Zahl des Aurelius Victor findet sich auch bei Herodian
(3 , I 5 , 3 ). Eutrop gibt I 6Jahre und 3 Monate als Regierungs­
zeit an ( 8 , 1 9,3), die Historia Augusta schreibt, daß er im I 8 .
Jahr seiner Re gierung verstorben s e i (S ev. I 9 , I ) . - von einer
Krankheit dahingerafft: Davon sprechen auch Cassius Dio
(77, I 5 ,2) und die Historia Augusta (Sev. I 9, I ). Herodian
nennt neben der Krankheit auch Kummer über das Verhal­
ten seines Sohnes Caracalla als Todesursache (3, I 5,2).
28 Mittelstand: Laut der Historia Augusta (Sev. I , 2)
waren seine Vorfahren römische Ritter. - zuerst mit der
Literatur, dann mit praktischer Beredsamkeit: Septimius
Severus hatte den zu seiner Zeit üblichen Unterricht
beim grammaticus, einem Sprachlehrer, und dem rhetm;
einem Lehrer für Redekunst, erhalten. - indem er pro­
bierte und nach anderem und besserem suchte: Septimius
Severus hatte vor seiner Erhebung eine Vielzahl von
Ämtern bekleidet, unter anderem war er quaestor (Fi­
nanzverwalter), tribunus plebis (Volkstribun), pmetor,
legatus legionis (Legionskommandeur) und consul gewe­
sen. Zum Zeitpunkt seiner Erhebung zum Augustus war
er legatus Augusti pro praetore (Vertreter des Kaisers im
Range eines Prätors) der Provinz Pannonia superior.
V gl. auch Historia A ugusta, Sev. I 8, I r .
20,2 5 - 2 0, 3 3 E R L Ä U T E RU N G E N 2 29

29 Alles bin ich gewesen; angenehm war nichts: Die His­


toria Attgusta zitiert den gleichen Ausspruch (Sev. r 8, r r ) .
30 Söhne, Geta und Bassianus: Der jüngere Sohn des
Septimius Severus, Publius Septimius Geta ( * 27. Mai 1 89
in Mailand), wurde im Herbst 1 97 zum Caesar, im Herbst
209 zum Augustus erhoben und im Dezember 2 r r von
seinem Bruder Caracalla ermordet. Zu Bassianus/Cara­
calla s. Kap. 2 1 . - Grabmal Mare Aurels: Gemeint ist das
Mausoleum Hadriani, in dem auch die Familien der
Antonine und Severer beigesetzt wurden. Die Anbindung
an die vorher herrschende Familie war aus Legitimations­
gründen sehr wichtig, was auch im folgenden zum Aus­
druck kommt. - Aufsicht über den Fiskus: Der advocatus
fisci war ein vom Staat angestellter Anwalt für den fiscus,
die Staatskasse. Es ist j edoch nicht völlig geklärt, ob Septi­
mius Severus dieses Amt wirklich bekleidet hat, da außer
Aurelius Victor nur Eutrop ( 8 , 1 2,2) dies erwähnt, nicht
j edoch Cassius Dio. Vielleicht ist mit patrocinium aber
auch nur seine Zeit als quaestor (s. zu 20,28) gemeint.
32 die Söhne . . . zerstritten sich sofort: Caracalla ließ
seinen Bruder Geta zehn Monate nach B eginn ihrer
gemeinsamen Herrschaft ermorden (s. zu 20, 3 0).
3 3 Ermordung Papinians: Aemilius Papinianus war ein
römischer Jurist und angeblich (Historia Augusta, Carac.
8 , 3 ) schon während der gemeinsamen Ausbildung mit
Septimius Severus befreundet. Seit 203 war er praefectus
praetorio (s. zu 2,4). Caracalla ließ ihn im Zusammenhang
mit der Ermordung seines Bruders hinrichten (Cassius
Dio 78,4, 1 ), nach der Historia Augusta, weil er sich wei­
gerte, den Mord an Geta zu rechtfertigen (Carac. 4, 1 ; 8, 1 -
9). - Verantwortungfür die Korrespondenz: Diese Aufga­
be ist insofern anachronistisch, als es scrinia als Abteilun­
gen der kaiserlichen Verwaltung erst seit Diocletian gab.
230 E RLÄUTE RUNGEN

2 I , r Antoninus: Lucius Septimius Bassianus, ::- 4- Au­


gust I 86 in Lyon, römischer Kaiser 4· Februar 2 I I -
8 . April 2 q. Mit der Erhebung zum Caesar erhielt er den
Namen Marcus Aurelius Antoninus Caesar, mit der zum
Augustus den Namen Marcus Aurelius Severus Antoni­
nus Augustus. Kleidungsstücke, die . . . reichten: Die
-

caracalla war ein mit einer Kapuze versehener, weit hin­


abreichender Mantel. Nach Cassius Dio (79, 3 , 3 ) erfand
der Kaiser dieses Kleidungsstück, für das er kleine Stoff­
teile zu einer Art Umhang zusammennähen ließ. Es han­
delt sich wohl um die Abwandlung eines keltischen kur­
zen Kapuzenumhangs. Caracalla: Cassius Dio nennt
-

seinen Spitznamen Caracallus (79, 3 , 3 ), ebenso die Histo­


ria Augusta (Sev. 2 I , I I ; Carac. 9,7).
2 Alamannen: ein Bund germanischer Völkerschaf­
ten, erstmals für diese Zeit bezeugt. am Main: Diese
-

Schlacht wird nirgendwo direkt bezeugt. Allerdings fin­


det sich in den Akten der Arvalbrüder, einer altrömi­
schen Priesterschaft, für den I I . August 2 I 3 ein Opfer
für einen glücklichen Ausgang des Feldzuges, den der
Kaiser j enseits des raetischen Limes führte und für den
6. Oktober 2 I 3 ein Dankopfer für den in Germanien
erfochtenen Sieg (CIL 6,2o86, a. 2 I 3 , Z. 20- 23 D 45 I ). ­
=

nachsichtig, mitteilsam und ruhig: Dieses Bild deckt sich


in keiner Weise mit dem irgendeines anderen Autors. -

dieselbe Ehe: Die Geschichte wird ähnlich erzählt von


der Historia Augusta (Carac. I o, r -4), allerdings ist dort
keine Rede davon, daß Julia den Caracalla provoziert
habe. Das Verhältnis erwähnt auch Eutrop (8 ,2o, I ).
3 Stiefmutter ]ulia: Julia Domna, ::- I 70 in Edessa, t
April 2 I 7, war nicht die Stiefmutter, sondern die leibliche
Mutter Caracallas. Vielleicht sollte die Abänderung das
Verbrechen in milderem Licht erscheinen lassen.
2 I , I - 22, 1 E R LÄUTE RUNGEN 23 1

4 Ä gyptische Kulte: Nicht erst Caracalla hat den Isis­


und den Sarapis-Kult in Rom eingeführt. Schon im
r . Jahrhundert v. Chr. ist ein entsprechender Tempel auf
dem Marsfeld belegt. Caracalla baute allerdings als erster
einen Sarapis-Tempel auf dem Quirinal, also innerhalb
des pomerium, der Stadtgrenzen Roms . - neue Straße: Es
handelt sich um die Via Appia Nova, die parallel zur
alten Via Appia verlief, allerdings dreimal so breit war. -
Bauten zu Badezwecken: Die Caracalla-Thermen lagen
südöstlich des Cil"Cus Maximus an der Via Appia Nova.
Ihre monumentalen Reste können heute noch besichtigt
werden und vermitteln ein Bild von der Größe solcher
Anlagen.
5 in Syrien umherreiste: Caracalla hielt sich seit 2 r 5 im
Osten auf, um einen Krieg gegen die Parther vorzuberei­
ten. - starb . . . in Edessa: Caracalla befand sich im Winter
2 I 6 auf 2 I 7 in Edessa in der Provinz Mesopotamia. Er

starb allerdings in der Nähe von Carrhae, in derselben


Provinz; er wurde ermordet, als er auf dem Weg zu einem
Tempel war, um ein Opfer darzubringen (Herodianos
4, I 3 , 3 -6; Cassius Dio 79, 5 , I - 5). - im sechstenfahre seiner
Herrschaft: Hier wird nur die Zeit der Alleinherrschaft
gerechnet, die 6 Jahre, 2 Monate und 4 Tage betrug. Cara­
cal la war allerdings schon I 97 zum Augustus erhoben
worden, so daß er am 2 8 . Januar 2 I 7 seine Vicennalien,
das 2oj ährige Regierungsjubiläum, feiern konnte.
6 bei den Antoninen: Im Mausoleum Hadriani. Nach
Cassius Dio geschah die Beisetzung der Urne heimlich
bei Nacht, da Caracalla bei allen verhaßt gewesen sei
(79,9, I ); es erfolgte j edoch keine damnatio memoriae (s.
zu 1 1 ,8 und I 7, I o); später wurde er sogar divinisiert (s.
ZU J 4, I J ) .

2 2 , 1 Opilius Macrinus: Marcus Opellius Macrinus,


23 2 ERLÄUTE RUNGEN

::- I 64h 66 in Caesarea in Mauretanien, seit 2 I 2 Prätoria­


nerpräfekt, römischer Kaiser I I . April 2 I 7 - 8. Juni 2 I 8 .
- Diadumenus: Marcus Opellius Diadumenianus, s o sein
richtiger Name, ::· I4. September 208, Caesar von April
2 I 7 bis Ende Mai 2 I 8, von da an bis zu seinem Tod im
Juni 2 1 8 Augustus.
3 Von ihnen . . . berichtet: Auch Cassius Dio (79, I 5 ),
Herodian ( 5 ,2,4) und die Historia Augusta (Macr. I I , I ;
I J ,2 J ; Diad. 8 , 2 - 3 ) tadeln den Charakter und die
-

Lebensweise der beiden.


4 vierzehn Monate: Genau I Jahr, I Monat und 29
Tage. - getötet: Macrinus machte sich durch Sparsamkeit
und B etonung der Disziplin bei den Soldaten unbeliebt.
Als er eine Schlacht bei Antiochia gegen die Parther ver­
lor, floh er nach Chalkedon, wurde dort gefangenge­
nommen, nach Antiochia geschleppt und ermordet. Dia­
dumenianus wurde in Zeugma erschlagen.
2 3 , 1 Marcus Antoninus: Varius Avitus, ':· 203 h04 in
Emesa in der Provinz Syria, römischer Kaiser I 6. Mai
2 I 8 I I . März 222. Sohn des Bassianus: Er war Sohn
- -

des Sextus Varius Marcellus und der Julia Soaemias. Daß


er ein unehelicher Sohn Caracallas gewesen sei, ist eine
später verbreitete Behauptung, die der Herrschaftslegiti­
mation dienen sollte (Cassius Dio 79, 3 2,2-3; Herodianos
5 .4, I ). - Priesterstelle des Sonnengottes, von den Sy1·ern
Heliogabal genannt: Er war Priester des syrischen Got­
tes Elagabal. Aus dieser Priesterfamilie war schon Julia
Domna, die Frau des Septimius Severus, hervorgegan­
gen. - Heliogabal genannt: Aurelius Victor ist neben der
Historia Augusta der einzige Autor, der dem Kaiser den
Namen Heliogabalus-Elagabal beilegt. ein Bild des
-

Gottes nach Rom überführen: Nach seiner Erhebung


zum Kaiser nahm er den heiligen Stein von Emesa, das
E R L Ä U T E RU N G E N 233

Kultbild seines Gottes, mit nach Rom, erklärte Elagabal


zum höchsten Staatsgott und baute ihm auf dem Palatin
und bei der Porta Maggiore, nicht j edoch im Palast
selbst, Tempel.
3 Alexander . . . zum Caesar ernannt: Am 26. Juni 2 2 I
adoptierte er, wohl auf Veranlassung seiner Großmutter
Julia Maesa, seinen Cousin Severus Alexander (s. Kap .
24) und erhob ihn zum Caesar. Von einem Eingreifen der
Nobilität, das heißt des Senates, kann also nicht die Rede
sein. - im Lager der Prätorianer: Nach einem Versuch
Elagabals, sich seines Caesar zu entledigen, war es zu
einer Meuterei der Prätorianer (s. zu 2,4 und 2o, I )
gekommen, s o daß sich der Kaiser mit Severus Alexander
in deren Lager begab, wo er umgebracht wurde. - im
dreißigsten Monat: In Wirklichkeit war es im 46. Monat.
Elagabal regierte 3 Jahre, 9 Monate und 24 Tage.
24, I Aurelius Severus Alexander: >:· I . Oktober 208 in
Arca Caesarea in Phönikien, 22 I von Elagabal adoptiert
und zum Caesar erhoben, römischer Kaiser I 2. März 2 2 2
- I 9 . März 2 3 5 ·
2 z�·ar noch jung, doch . . . gereift: Dies soll den
Gegensatz herausstellen zu den üblichen « Kinderkai­
sern». Alexander Severus erhielt nach der Historia Augu­
sta (Alex. Sev. 3) eine gute Ausbildung. Doch führte er
zunächst nicht selbst die Regierung, sondern seine Mut­
ter übte die Regentschaft mit Hilfe eines Staatsrates aus.
- Krieg gegen Xerxes, den König der Perser: Der Krieg
gegen die Perser fand in den Jahren 23 I - 2 3 3 statt, nach­
dem der Sassanide Ardaschir (Artaxerxes) ein persisches
Großreich begründet und 2 3 0 den Euphrat überschrit­
ten hatte. Der Name des Großkönigs schwankt in den
Quellen zwischen Xerxes (Eutrop 8 , 2 3 ) und Artaxerxes
(Historia Augusta, Alex. Sev. 5 5 , I; Herodianos 6,2, I ;
234 ERLÄUTERUN GEN

Cassius Dio 80,3,2) - vertrieben und in die Flucht


geschlagen: Auch Eutrop ( 8 , 2 3 ) und die Historia Augu­
sta (Alex. Sev. 5 5 , r ) schreiben von einem Sieg der Römer,
Herodian dagegen berichtet (6, 5 -6), der Feldzug habe
mit einem halben Mißerfolg geendet, auch wenn die
römische Propaganda dies anders darstellte. Die Römer
wurden geschlagen; allerdings erlitten auch die Perser
schwere Verluste, so daß von einem persischen Sieg auch
nicht gesprochen werden kann. Nichtsdestoweniger fei­
erte Alexander am 2 5 . September 2 3 3 in Rom einen Tri­
umph über die Perser. Gallien . . . von Plünderzügen
-

der Germanen heimgesucht: Der Germaneneinfall fand


im Jahr 2 3 4 statt, Alexander eilte noch im Herbst 2 3 4
oder im Frühj ahr 2 3 5 a n den Rhein.
3 meuternden Legionen . . . entlassen: Zwar erwähnen
auch Eutrop ( 8 , 2 3 ) und die Historia Augusta (Alex. Sev.
r 2, 5 ), Alexander habe aufständische Legionen entlassen,
doch verbessert sich die Historia A ugusta dahingehend
(Alex. Sev. 5 9,4-6), daß er zwar befohlen habe, sie zu ent­
lassen, die Soldaten dies j edoch nicht hingenommen und
ihn erschlagen hätten.
4 Beinamen Severus: Die lateinischen Quellen heben
übereinstimmend die große Strenge des Kaisers hervor,
die griechische Tradition jedoch (Herodianos 6,7, 8;
6, 8 , 3 ) weiß nichts davon, sondern gibt im Gegenteil an,
daß Alexander furchtsam und abwartend gewesen und
deshalb von den Soldaten verachtet worden sei. Den
Namen Severus erhielt er in Wirklichkeit zwecks Anhin­
dung an die Familie des Septimius Severus. in einem
-

britannischen Dorf" Es handelt sich hier um einen Irrtum


des Aurelius Victor: Alexander wurde im vicus Britanni­
cus, dem heutigen B retzenheim bei Mainz, erschlagen.
Dieser vicus war nach den dort stationierten britanni-
24, 2 - 24,7 E R L A U T E RU N G E N 23 5

sehen Soldaten benannt. Anscheinend hieß die zivile


Siedlung, bei der die Garnison lag, Sicilia.
5 ein Bauwerk: Alexander ließ in Rom neue Thermen
sowie eine neue Wasserleitung errichten, außerdem
kümmerte er sich um die Verschönerung der Stadt. - Ver­
ehrung . . . überfromm: Julia Avita Mammaea, deren
genaues Geburtsdatum unbekannt ist, war eine Nichte
der Julia Domna, der Ehefrau des Septimius Severus. Sie
führte zunächst für ihren Sohn die Regierungsgeschäfte.
Die große Zuneigung Alexanders zu seiner Mutter und
seine Willfährigkeit ihr gegenüber werden von Herodian
( 6, I , I o ) sehr getadelt.
6 Domitius Ulpianus: Der Jurist war unter Septimius
Severus und wohl auch unter Caracalla assessor (Gehilfe)
des Prätorianerpräfekten (s. zu 2,4) Papinianus gewesen,
vielleicht auch magister a libellis (zuständig für die
Beantwortung von Anträgen, B itten oder Beschwerden
an den Kaiser). Unter Elagabal wurde er verbannt,
anders als dies Aurelius Victor hier schildert. Unter
Alexander war er magister scrinii (Vorsteher der kaiserli­
chen Kanzlei), praefectus annonae (zuständig für die
Getreideversorgung der Stadt Rom) und dann Prätoria­
nerpräfekt. Außerdem war er Mitglied des kaiserlichen
consilium. 22 3 wurde er von den Prätorianern ermordet.
- Paullus: Julius Paulus war ebenfalls assessor des Präto­
rianerpräfekten Papinianus, außerdem Mitglied des kai­
serlichen consilium noch unter Septimius Severus und
Caracalla; vielleicht war er auch magister a memoria, ein
nur hier belegter Titel, der wohl den kaiserlichen Histo­
riographen meint. Unter Elagabal war er wie Ulpian ver­
bannt, wurde aber von Alexander zurückgeholt und
wohl wieder in das consilium aufgenommen.
7 dreizehn Jahre: Die Historia Augusta spricht von
236 E R L Ä U T E RU N G E N

I 3 Jahren und 9 Tagen (Alex. Sev. 6o, I ); Eutrop glaubt


( 8 , 2 3 ), er sei im I 3 . Jahr und am 8. Tag untergegangen,
was zweifellos das Richtige meint, auch wenn dies streng
genommen auf das Jahr 2 34 und nicht 2 3 5 führen würde.
Alexander starb demnach am 2 I . oder 2 2 . März 2 3 5 .
9 - I I Von damals a n . . . überlassen: ein kurzer Über­
blick über die nun folgende Zeit der Soldatenkaiser, in
der die Herrscher sehr schnell aufeinanderfolgten (über
30 Kaiser in 5 0 Jahren) und oft aus dem Militärbereich
stammten. Unter «Barbaren>> sind Kaiser zu verstehen,
die aus den Randprovinzen des Reiches stammten.
2 5 , 1 Gaius ]ulius Verus Maximinus: ::· I 73 in Thra­
kien, römischer Kaiser Februar 2 3 5 - April 2 3 8. - Kom­
mandant der Trebellischen Legion: Das Amt eines prae­
fectus Moesiae et Trebelliae ist inschriftlich überliefert
(CIL 5 , I 8 3 8 D I 3 49). Maximinus stammte aus dieser
=

Gegend. Zum Zeitpunkt seiner Erhebung zum Kaiser


war er jedoch praefectus tironibus in Limite Rhenano, das
heißt für die Ausbildung der Rekruten an der Rheinfront
zuständig. - der erste aus dem Kreise des Militärs: Maxi­
minus war der erste der sogenannten Soldatenkaiser.
Schon früher waren militärische Befehlshaber von ihren
Soldaten zum Kaiser ausgerufen worden, doch hatte es
sich dabei durchweg um hochrangige Offiziere gehan­
delt. Maximinus war zwar kein gemeiner Soldat, beklei­
dete j edoch einen eher niedrigen Rang.
2 bestätigten . . . auch die Väter: Weder die Historia
Augusta (Max. 8, I ) noch Eutrop (9, I ), noch Orosius
(Hist. 8, I 9, I ) wissen von einer nachträglichen B illigung
durch den Senat. Alle erwähnen nur, daß Maximinus
ohne das Einverständnis des Senates zum Kaiser erhoben
worden sei. - Sohn, der ebenfalls . . . hieß: Der Sohn des
Maximinus hieß Gaius Julius Verus Maximus, nicht wie
24, 7 - 26, 1 E R L Ä U T E RU N G E N 23 7

fälschlich hier und i n der Historia Augusta (Max. 27, 1 )


Maximinus; '' um 2 1 5 wurde e r Anfang 2 3 6 zum Caesar
ernannt und Mitte April 2 3 8 zusammen mit seinem Vater
bei Aquileia ermordet.
26, 1 zwei fahre: drei Jahre nach der Augustus-Erhe­
bung des Maximinus und zwei nach der Caesar-Ernen­
nung des Maximus. Die Ereignisse des Jahres 2 3 8 sind so
komplex, daß Aurelius Victor hier das bisherige Schema,
in j edem Kapitel einen Kaiser abzuhandeln, aufgibt und
die Geschichte des Maximinus und der parallel regieren­
den Kaiser in mehreren Kapiteln beschreibt. - gegen die
Germanen gekämpft: Der Germanenfeldzug fand im
Jahr 2 3 5 - 2 3 6 statt; es handelte sich dabei um die Fortset­
zung des noch von Alexander Severus begonnenen Krie­
ges . - Antonius Gordianus: Marcus Antonius Gordianus
Scmpronianus Romanus Africanus, ::- r 5 8 , römischer
Kaiser für 20 Tage im Januar 2 3 8 . Zugleich mit ihm wur­
de sein Sohn gleichen Namens, ::- 1 92, zum Augustus
erhoben. - Prokonsul von Afrika: Gordian hatte die übli­
che Laufbahn absolviert und war unter anderem legatus
Augusti pro praetore (Vertreter des Kaisers im Range
eines Prätors) der Provinzen Britannia inferior und Syria
sowie proconsul der Provinz Achaia gewesen. Seit 2 3 7
war e r proconsul der Provinz Africa. Die Provinzen des
Römischen Reiches waren in sogenannte kaiserliche und
senatorische Provinzen aufgeteilt. Die kaiserlichen wur­
den von dem oben erwähnten legatus verwaltet, die sena­
torischen von einem proconsul. - in Abwesenheit . . . vom
Heer: Von einer Erhebung durch das Militär sprechen
auch Eutrop (9,2) und die Historia Augusta (Max. 1 3 ,6).
In der Vita der drei Gordiani in der Historia Augusta
sind es j edoch einflußreiche decuriones (Mitglieder des
Stadtrates) und Grundbesitzer, die Gordian zum Kaiser
23 8 E R L Ä U T E RU N G E N

ausrufen, nachdem sie einen brutalen Steuereintreiber


umgebracht haben (Gord. 7,2 - 8 ,6); das gleiche schreibt
Herodian (7> 5 ) . Die Stadt Thysdrus liegt im heutigen
Tunesien.
2 Meuterei: Die Interpretation des Begriffes seditio ist
in diesem Fall schwierig. Eine Übersetzung mit «Auf­
stand, Empörung>> gibt wenig Sinn, wenn man nicht an
eine Fortsetzung des Aufstandes denken will, der erst zu
der Augustus-Akklamation des Gordian geführt hatte.
Vielleicht ist einfach an eine allgemeine Aufregung
wegen der Ereignisse zu denken, die Gordian dann beru­
higte. - Karthago: nordöstlich des heutigen Tunis gele­
gen, Hauptstadt der Africa proconsularis und damit Sitz
des proconsul (s. zu 26, r ). Herodian begründet den
Marsch nach Karthago damit, daß es nach Rom die größ­
te Stadt und die mit den meisten Einwohnern sei, so
daß Gordian handeln konnte, als ob er in Rom wäre
(7,6, r ) .
3 - 4 böse Vorzeichen abzuwenden . . . Nachstellungen:
Diese Episode findet sich in keiner anderen Quelle. Es
handelt sich hier wohl um eine vaticinatio ex eventu, das
heißt eine Vorhersage in Kenntnis des später Vorgefalle­
nen. Die haruspices waren für die Opferschau zuständig,
das heißt sie untersuchten die Eingeweide, besonders die
Leber, der Opfertiere und weissagten daraus die Zu­
kunft. seinen Kindern: Gordian hatte neben seinem
-

Sohn gleichen Namens noch einen weiteren Sohn, dessen


Name nicht bekannt ist, und eventuell eine Tochter
namens Maecia Faustina (Historia Augusta, Gord.
4,2).
5 Ende Gordians: Gordian I . berief den Statthalter
Numidiens, Capellianus, ab, woraufhin dieser mit der
einzigen in Nordafrika stationierten Legion, der legio
2 6 , 1 - 2 6, 7 E RLÄUTERUN G E N 239

II/ Augusta, gegen Karthago marschierte. Es kam zu


einer Schlacht, in der der jüngere Gordian fiel; auf die
Nachricht vom Tode seines Sohnes hin beging der ältere
Gordian Selbstmord, indem er sich erhängte. Prätoria­
-

nerkohorten aufAnstiften des Domitius: Aurelius Victor


liefert eine völlig andere Darstellung als die übrigen
Quellen (Herodianos 7,6,7-7•7,4; Historia Augusta,
Max. 1 4,4- 1 p ; Gord. 1 4, 5 -9). Die Unruhen brachen
nicht nach dem Tod der beiden Gordiani aus, sondern
auf die falsche Nachricht vom Tod des Maximinus hin.
Der von Aurelius Victor genannte Domitius ist anson­
sten unbekannt. Vielleicht handelt es sich um den quae­
stor (Finanzverwalter), den Gordian nach Rom gesandt
hatte, um Vitalianus zu töten, der im übrigen praefectus
praetorio und nicht praefectus urbi (s. zu 2,4 und 8 , 5 )
war. Nach dessen Tod und durch die Verbreitung der
Nachricht vom angeblichen Tod des Maximinus kam es
zu einem Aufruhr des Volkes, in dessen Verlauf die Sta­
tuen des Maximinus umgestürzt und von ihm eingesetz­
te Amtsträger, allerdings auch unschuldige Leute, umge­
bracht wurden. Die Formulierung reliquique iudices
rührt daher, daß der Stadtpräfekt auch richterliche Funk­
tionen hatte.
6 die Soldaten zu ihrem Verdruß . . . betrogen: Auch
davon, daß die Soldaten durch den frühen Tod des Gor­
dianus um ihr D onativ gebracht wurden und deshalb
mißmutig waren, berichten die übrigen Quellen nichts.
Aufgrund der kurzen Regierungszeit ist dies nicht aus­
zuschließen, doch dient die Notiz dem Aurelius Victor
vor allem dazu, eine abfällige Bemerkung über die Geld­
gier der Soldaten zu machen.
7 Kommissare: Hiermit ist wohl die Einsetzung einer
Kommission von zwanzig Senatoren ( vigintiviri ex sena-
2 40 E RL Ä U T E R U N G E N

tus consulto rei publicae curandae) gemeint, d i e anstelle


von Gordian Italien verwalten und verteidigen sollten.
Es ist unklar, ob dies noch zu Lebzeiten Gordians erfolg­
te (Historia A ugusta, Gord. I O,J) oder erst nach dessen
Tod (Historia Augusta, Max. J 2, J ). Herodian ( 7, I 0, 3 )
läßt aus diesen vigintiviri die beiden späteren Kaiser
Maximus (Pupienus) und Balbinus (s. unten) gewählt
werden. - Aushebung von Jungmannschaft (conscriptis
iunioribus): iuniores hießen in der Spätantike die Rekru­
ten; in der Frühzeit des römischen Heeres verstand man
darunter alle für den Felddienst ausersehenen, wahl- und
stimmberechtigten B ürger im Alter von I 7 bis 46 Jahren.
Aurelius Victor überträgt also einen spätantiken B egriff
auf die hohe Kaiserzeit. Zur Verteidigung Italiens wurde
ein Rekrutenheer ausgehoben, von dem auch im näch­
sten Kapitel die Rede ist. - Clodius Pupienus: Marcus
Clodius Pupienus, '' um 1 64, römischer Kaiser von Janu­
ar bis Mai 2 3 8 . - Caecilius Balbinus: Decimus Caelius
(nicht Caecilius) Calvinus Balbinus, Geburtsdatum
unbekannt, römischer Kaiser von Januar bis Mai 2 3 8 .
2 7, 1 Gordianus: z u Gordian I I . s. z u 26, 1 . Aurelius
Victor vermischt die Personen Gordians II. und 1 1 1 . ,
indem er Gordian II. nicht umkommen, sondern nach
dem Tod Gordians I. gemeinsam mit Balbinus und
Pupienus und nach deren Tod wiederum allein weiterre­
gieren läßt. Zu Gordian 1 1 1 . s. zu 2 7,6. - als Prätorianer­
präfekt zur Begleitung des Vaters: Daß Gordian II. noch
als Jugendlicher (die toga praetexta, die mit einem Pur­
purstreifen versehen war, trugen j unge Männer bis zum
1 6. oder 1 7. Lebensjahr) Zeltgenosse seines Vaters gewe­
sen sei, stimmt nicht mit der bis zu diesem Zeitpunkt (um
2 1 0 ) rein zivilen Laufbahn seines Vaters überein. Viel­
leicht hat er seinen Vater in der Zeit von dessen Legatur
2 6 , 7 - 2 7> 3 E R LÄ U T E R U N G E N 24 1

in Britannia oder dessen Prokonsulat in Achaia begleitet.


Die Formulierung erinnert an Sallust (Iug. 64,4), der den
Sohn des MeteBus im contubernium (Zelt) seines Vaters
Dienst tun läßt. Gordian II. war unter Elagabal quaestor
(Finanzverwalter), unter Severus Alexander pmetor
urbanus (Richter in Streitigkeiten zwischen römischen
Bürgern) und consul, j edoch nie praefectus praetorio (s.
zu 2,4)· Die Historia Augusta (Max. et Balb. I s ,6) meint,
daß dieses Amt fälschlich Gordian III. zugeschrieben
worden sei.
2 Gordian herbeigerufen . . . vernichtet: Dieses Ereig­
nis betrifft Gordian III. Nach dessen Ernennung zum
Caesar, der ebenfalls Unruhen vorausgegangen waren
(Herodianos 7, I 0, 5 -9), kam es zu Ausschreitungen
gegen die in Rom verbliebenen Truppen des Maximinus,
die längere Zeit andauerten (Herodianos 7, 1 r - 1 2; Histo­
ria Augusta, Max. 20,6; Max. et Balb. 9, 1 -2). Anders als
Aurelius Victor es darstellt, wurden j edoch nicht die
Truppen des Maximinus besiegt, sondern diese schlugen
am ersten Tag die Gladiatoren und die aufgestachelte
Menge, die sich selbst bewaffnet hatte, zurück. Im weite­
ren Verlauf der Unruhen drangen sie sogar in die Stadt
ein und legten Feuer. Der exercitus tironum ( << Rekruten­
heer») bezieht sich wohl auf die aufgebrachte Menge vor
allem junger Leute. Ungefähr zur selben Zeit wurden in
Italien Rekruten ausgehoben für den Krieg gegen Maxi­
minus; diese zogen jedoch nach Norditalien, so daß sie
hier nicht gemeint sein können. Im Rahmen der Darstel­
lung des Aurelius Victor nimmt der hier genannte exerci­
tus tironum wohl die in 26,7 genannten conscripti iunio­
res auf.
3 Thrakien festhielt: Nach Beendigung des Germa­
nenfeldzuges zog Maximinus nach Sirmium, um von
242 E R L Ä U T E RU N G E N

dort aus Krieg gegen die Sarmaten, ein Volk i n der unga­
rischen Tiefebene, zu führen. Es ist durchaus möglich,
daß er von hier aus weiter nach Thrakien ging, auch
wenn dies sonst nicht erwähnt wird .
4 Sie . . . räumte . . . aus dem Wege: Auch die anderen
B reviarien bieten diese Version des Todes der beiden
Maximini (Eutrop 9, I ; Orosius, Hist. 7, I 9,2), während
Herodian (8, 5 ) und die Historia Augusta (Max. 2 3 ,6;
Max. et Balb. I I ,2) schreiben, sie seien von ihren Solda­
ten getötet worden.
5 Doppeljahr . . . weiteres Jahr: Maximinus regierte
etwas über drei Jahre, von Februar oder März 2 3 5 bis
Mitte April 2 3 8 . Da die Erhebung der Gordiani im Janu­
ar 2 3 8 stattfand, mithin also nur etwa drei Monate bis
zum Tod der beiden Maximini vergingen, stimmt die
Chronologie des Aurclius Victor nicht. Allerdings
berichtet die Historia Augusta (Max. et Balb. I 5 .7), daß
Unsicherheit über die tatsächliche Regierungszeit der
beiden bestand, manche sie mit zwei, andere mit drei J ah­
ren angaben. Vielleicht wollte Aurelius Victor die beiden
Traditionen verbinden.
6 Clodius und Caecilius . . . erschlagen: Nach einer
Herrschaft von 99 Tagen wurden die beiden Senatskaiser
von den Prätorianern ( s. zu 2,4 und 20, I ) ermordet. Nach
der Historia Augusta (Max. et Balb. I 4, 5 -6) und Herodi­
an ( 8 , 8 ) geschah dies in den Straßen Roms, nach Eutrop
(9,2) im Inneren des Palastes. Ursache war zum einen die
Unzufriedenheit der Prätorianer damit, daß es sich um
vom Senat gewählte Kaiser handelte, zum anderen
gegenseitiges Mißtrauen der beiden Herrscher. - Gordi­
anus war alleiniger Inhaber der Macht: Marcus Antoni­
us Gordianus (Gordian III.), •:· 20. Januar 22 5 , ein Enkel
Gordians 1., wurde Ende Januar 2 3 8 zum Caesar erho-
27,3 - 27,8 ERLÄUTERUNGEN 243

ben und Anfang Mai desselben Jahres zum Augustus


ausgerufen. Er regierte bis Anfang 244.
7 von Nero in Rom eingerichtet: N ero hatte im Jahr 6o
Spiele unter dem Namen Neronia eingerichtet. Sie soll­
ten alle fünfJahre unter dem Vorsitz der consules stattfin­
den und bestanden aus musischen, gymnastischen und
hippiseben Wettspielen. - zog er gegen die Perser: Im
Frühsommer 242 brach Gordian nach Asien auf. Über
die vier Jahre, die seit dessen Akklamation vergangen
sind, erfahren wir von Aurelius Victor nichts. - ]anustor:
zum Janustempel und dessen Öffnung beziehungsweise
Schließung s. zu I , J . - Marc Aurel geschlossen: Daß Mare
Aurel die Türen des Tempels geschlossen hat, ist höchst
unwahrscheinlich, da er sich während seiner Regierung
fast ständig auf Feldzügen befand. Wenn er ihn zwi­
schenzeitlich schloß, so muß er doch vor dem Marko­
mannenfeldzug, währenddessen der Kaiser starb, wieder
geöffnet worden sein.
8 mit Auszeichnung Krieg geführt: Der Krieg gegen
die Perser verlief in der Tat sehr glücklich. Die Truppen
führte der Prätorianerpräfekt (s. zu 2,4) und Schwieger­
vater Gordians III., Timesitheus. Die Perser hatten
schon zur Zeit des Maximinus Nisibis und Carrhae
erobert und bedrohten nun Antiochia. Es gelang den
Römern, Syrien und Mesopotamien zurückzuerobern
(damit auch Nisibis und Carrhae) und weiter auf Ktesi­
phon vorzurücken. - Nachstellungen des . . . Marcus
Philippus: Timesitheus starb auf dem Marsch nach Ktesi­
phon und wurde durch Marcus Philippus (s. Kap. 28)
ersetzt. Nach d e r übereinstimmenden Meinung der
römischen Quellen fiel Gordian einem Attentat zum
Opfer, wobei bis auf Orosius alle Autoren in Philippus
zumindest den Urheber des Mordes sehen; Orosius
244 E R L Ä U TE R U N G E N

schiebt d e n Mord d e n Leuten aus d e r Umgebung Gordi­


ans in die Schuhe (Hist. 7, 1 9,4), was vermutlich daran
liegt, daß er den von ihm als Christen bezeichneten Kai­
ser Philippus nicht mit einer solchen Tat belasten wollte.
Die Res gestae divi Saporis, eine große Felsinschrift in
Naqs-i Rustam bei Persepolis, behaupten j edoch, der
Kaiser sei in einer Schlacht gefallen. - im sechsten fahre
seiner Herrschaft: Die gerrauen Daten seiner Regierung
sind nicht bekannt; j edoch steht fest, daß er Anfang 2 3 8
zum Caesar erhoben, i m Mai oder Juni desselben Jahres
zum Augustus ausgerufen wurde und Anfang 244 starb .
2 8 , 1 Marcus ]ulius Philippus: ::· um 204 im späteren
Philippopolis in Arabien, römischer Kaiser von Anfang
244 bis September/Oktober 249. - Thrachonitis: Land­
schaft (h. Lejja) südlich von D amaskus. - Sohn Philippus:
Marcus Julius Philippus Gunior), '' 2 3 7h 3 8, wurde im
Juli/ August 244 zum Caesar erhoben, ziemlich genau
drei Jahre später Guli/ August 247) zum Augustus
ernannt und im September/Oktober 249 ermordet. -
Verhältnisse . . . geordnet: Eine der ersten Handlungen
Phitipps war der Abschluß eines Friedensvertrages mit
den Persern (Zosimus, r , r 9; Zonaras 1 2, 1 9; Synkellos
r ,6 8 3 B onn.). - in Arabien die Stadt Philippopolis
gegründet: Philippopolis, das heutige Schuhba, war ver­
mutlich sein ursprünglicher Geburtsort. - auf der ande­
ren Seite des Tiber einen Wasserbehälter: Von diesem
Wasserreservoir berichtet nur Aurelius Victor. - tau­
sendjähriges Bestehen der Stadt: Die r ooo-Jahr-Feier der
Stadt wurde vom 2 1 . - 2 3 . April 248 mit Säkularspielen
feierlich begangen. Orosius bezeichnet Philipp in diesem
Zusammenhang als den ersten christlichen Kaiser (Hist.
7, 20,2-3), was aber in den B ereich der Legende zu ver­
weisen ist.
2 7, 8 - 2 8 , 1 I E R L Ä U T E RU N G E N 24 5

2 zu meiner Zeit . . . Feierlichkeiten begangen: Der


hier erwähnte Flavius Philippus war aus niedrigen Ver­
hältnissen bis zum Konsulat aufgestiegen, den er im Jahr
3 4 8 bekleidete.
6 Umgang mit männlichen Prostituierten: Von Maß­
nahmen des Philippus gegen die männliche Prostitution
berichtet die Historia A ugusta in den Viten des Elagabal
(3 2,6) und des Alexander Severus (24,4). Die dort ange­
sprochene Befürchtung Alexanders, daß durch ein Ver­
bot der Prostitution diese nur in den Untergrund
gedrängt, aber nicht verhindert würde, bestätigt Aureli­
us Victor im folgenden Satz.
8 Weissagekünste der Etrusker: Die disciplina Etrusca
beschäftigte sich mit allen Arten der Weissagung, vor
allem mit der Blitzdeutung und der Leberschau. Die
Etrusker galten (fälschlich) als unmoralisch und sitten­
los, wogegen Aurelius Victor im nächsten Satz die tradi­
tionelle römische Moral stellt.
10 durch sein Alter körperlich geschwächt: Philippus
war etwa 4 5 Jahre alt, so daß man eher von einer Krank­
heit als von zu hohem Alter als Ursache seiner Schwä­
che ausgehen muß. - gegen Decius: Philippus hatte
dem Senat 248 seinen Rücktritt angeboten, als es neben
den Einfällen der Goten noch zu den Erhebungen eini­
ger Usurpatoren (vor allem denen des Pacatianus,
Iotap ianus, s. zu 29,2, und Uranius) gekommen war.
Der spätere Kaiser Decius (s. Kap . 29) ermutigte ihn
damals, sein Amt weiterzuführen. Dieser wurde Ende
248 von den Truppen in den Donauprovinzen zum
Augustus ausgerufen, was zum Krieg mit Philippus und
zu dessen Tod in der Entscheidungsschlacht bei Verona
führte.
1 1 Sohn . . . erschlagen: Zosimus ( 1 ,22) erwähnt als
246 ERLÄUTERU N G E N

einziger, daß Philippus Junior gemeinsam mit seinem


Vater in der Schlacht gefallen sei, während außer Aureli­
us Victor noch Eutrop (9, 3 ) und Johannes von Antiochia
(FHG 4, 597- 5 9 8) den Tod des Sohnes in Rom stattfin­
den lassen. Orosius macht als einziger einen Soldaten­
aufstand und eine Hinterlist des Decius für den Tod bei­
der verantwortlich, womit er den angeblichen Christen­
verfolger Decius von dem angeblichen Christen Philip­
pus absetzen will (Hist. 7,20,4) . - fünfJahre . . . an der
Macht: Auch Eutrop nennt als Regierungszeit fünf Jahre
(9, 3), der Chronograph von 3 54 fünf Jahre, fünf Monate
und 29 Tage. Selbst wenn sich die genauen Daten nicht
ermitteln lassen, ist eine grobe Angabe von fünfeinhalb
Jahren kaum verkehrt (Anfang 244 - September/Okto­
ber 249).
2 9, 1 Decius: Gaius Messius Quintus Decius Valeria­
nus, '-· um I 90, römischer Kaiser Juni 249 bis Juni 2 5 I . -
Dorf bei Sirmium: Nach Eutrop (9,4) wurde Decius in
Budalia, einer Stadt in der Pannonia inferior, in der Nähe
von Sirmium geboren. - als Offizier: Decius war zum
Zeitpunkt seiner Ausrufung zum Augustus wahrschein­
lich legatus A ugusti pro praetore (Vertreter des Kaisers
im Range eines Prätors) der Provinzen Moesia und Pan­
nonia. - Verschwörung: Dies widerspricht der Darstel­
lung des Zosimus ( I ,2 2, I ), die Soldaten hätten Decius
gegen dessen Willen zum Augustus ausgerufen. - Etrus­
cus: Quintus Herennius Etruscus Messius Decius, =:· um
220 in Pannonien, wurde im Mai/Juni 2 5 0 zum Caesar
und vor dem 9. Juni 2 5 I zum Augustus erhoben. - sandte
. . . nach Illyrien voraus: Decius führte ab 2 5 0 Krieg auf
dem B alkan gegen die Goten. - Mauern zu weihen: Deci­
us war im Herbst 249, kurz nach seiner Erhebung, nach
Rom gekommen und blieb etwa ein Jahr dort. Mit den
2 8 , 1 I - 29,4 ERLÄUTERU NGEN 247

hier erwähnten moenia ist wohl eine neue Thermenanla­


ge gemeint (Eutrop 9,4).
2 Iotapianus: genauer Name unbekannt, er wurde 248
im Osten, wahrscheinlich in Syrien, zum Kaiser erho­
ben. Er wurde rasch besiegt, doch ist sein Todesdatum
unbekannt. - Abstammung von Alexander sich brüstend:
Es ist unklar, ob es sich um Alexander III. (den Großen)
oder um Severus Alexander handelt, wahrscheinlicher ist
aber, daß I otapianus sich der Abstammung von letzte­
rem rühmte. - Lucius Priscus: eventuell identisch mit
dem Statthalter von Thrakien 249/z 5 0, Titus Julius Pris­
cus; er wurde Ende 2 5 0 in Philippepolis während einer
Belagerung durch die Goten zum Kaiser erhoben, jedoch
bald erschlagen. Plünderung . . . von Thrakien: Die
-

Goten hatten sich bei Novae im heutigen Bulgarien


geteilt; der eine Teil belagerte die Stadt, der andere zog
unter den üblichen Plünderungen durch Thrakien auf
Philippepolis zu.
3 julius Valens Licinianus: erhob sich im März 2 5 1 in
Rom, wurde allerdings bald beseitigt, wie aus der Korre­
spondenz des Cyprian von Karthago (Epist. 5 5 ,9) her­
vorgeht.
4 erlagen . . . zu Abrytus: Decius und sein Sohn fielen
in einer Schlacht gegen die Goten bei Abrytus in Moesi­
en, dem heutigen Aptaat in der Dobrudscha. Herennius
Etruscus starb in einem ersten Gefecht, während Decius
von dem späteren Kaiser Trebonianus Gallus (s. Kap.
3 0), der damals Legat der Moesia inferior war und mit
den Goten gemeinsame Sache machte, in eine Falle
gelockt wurde, indem er dem Kaiser riet, einen weiteren
Angriff zu wagen, der in sumpfiges Gelände führte, und
ihm dann nicht zu Hilfe kam. Dennoch soll Decius im
Kampf gestorben sein, wie Aurelius Victor im nächsten
24 8 E R L Ä U T E RU N G E N

Paragraphen berichtet. z-weijähriger Herrschaft: von


-

Juni 249 bis Juni 2 5 1 .


5 verherrlichen den Tod: Zosimus ( I ,2 3 ) und auch
Aurelius Victor wissen vom Tod des Decius durch Verrat
nach einer vorher glücklich verlaufeneu Schlacht (s. zu
29,4). Laktanz (De mort. pers. 4, 3 ) dagegen läßt das vor­
herige Gefecht unerwähnt und schreibt nur, daß er sofort
von Barbaren eingeschlossen und mit seinem Heer
umgebracht worden sei. Dies liegt ohne Zweifel daran,
daß der Christ Laktanz den angeblichen Christenverfol­
ger Decius negativ darstellen wollte.
JO,I Gallus: Gaius Vibius Trebonianus Gallus, >:· um
206, römischer Kaiser Mitte Juni 2 5 I bis August 2 5 3 . -
Hostilianus: Gaius Valens Hostilianus Messius Quintus,
zweiter Sohn des Decius, Geburtsdatum unbekannt.
Nach dem Tod des Decius wurde er von Trebonianus
Gallus adoptiert, im Juni 2 5 I zum Augustus erhoben, ist
aber schon einen Monat später gestorben. Volusianus:
-

Gaius Vibius Volusianus, ::· etwa 2 3 0, Sohn des Trebonia­


nus Gallus, Caesar ab Juni 2 5 I, römischer Kaiser August
2 5 I bis August 2 5 3 . - Väter . . . -wiesen . . . zu: Daß die
Senatoren die drei Kaiser ernannten, ist höchst unwahr­
scheinlich, da sich Trebonianus und Volusianus auf dem
Kriegsschauplatz in Moesien befanden. Es handelt sich
vielmehr um die Bestätigung der zuvor von Seiten der
Soldaten erfolgten Erhebung durch den Senat. Es ist
unstrittig, daß die Soldaten Trebonianus zum Augustus
ausgerufen haben. Es besteht j edoch keine Einigkeit dar­
über, wann Volusianus und Hostilianus zu Caesares
beziehungsweise Augusti ernannt wurden. Der neueste
Stand ist der oben angegebene (D. Kienast, Römische
Kaisertabelle, Darmstadt 2 I 996, S. 207, 209).
2 erlag ihr Hostilianus: Zosimus ( I ,2 5 , 2) schreibt als
29,4 - 3 2 , 2 ERLÄUTE RU N G E N 249

einziger den Tod des Hostilianus den I ntrigen des Trebo­


nianus zu, der fürchtete, daß in Erinnerung an Decius die
Alleinherrschaft auf dessen Sohn übertragen werden
könnte. - bemühten sich um Beliebtheit . . . sich annah­
men: Aurelius Victor ist der einzige, der diese B eliebtheit
und die Sorge für die Toten überliefert.
3 1 , 1 A emilius Aemilianus: Marcus Aemilius Aemili­
anus, '' um 207, römischer Kaiser Juli/ August bis Sep­
tember/Oktober 2 5 3 . Er war Nachfolger des Trebonia­
nus als Statthalter der Moesia superior und wurde von
den Soldaten zum Kaiser ausgerufen.
2 brachen auf Trebonianus und Volusianus (s. Kap.
3 0). - Interamna: h. Terni, nördlich von Rom.
3 Doppe/jahr: Der Zeitraum von zwei Jahren bezieht
sich auf die Zeit vom Beginn der Herrschaft des Treboni­
anus an (s. Kap. 3 0). - nach einem gemäßigten Regime:
Der anonyme Fortsetzer des Cassius Dio berichtet von
einem Schreiben des Aemilianus an den Senat, in dem der
neue Kaiser den Senatoren die Regierungsgewalt über­
läßt und sich als ihr General bezeichnet (FHG 4, 1 9 3 ) . ­
Krankheit: In Wirklichkeit wurde Aemilianus bei Spole­
tium von seinen Soldaten ermordet (Epitome 3 1 ,2; Zosi­
mus r ,29, r ) . - Senatoren . . . bezeichnet hatten: In dieser
Bemerkung zeigen sich Vorbehalte des Aurelius Victor
gegen die Aristokratie (s. die Einleitung).
3 2 , 1 Publius Licinius Valerianus: ::- um 200, römi­
scher Kaiser Juni/August 2 5 3 - Juni 260. Zum Zeitpunkt
seiner Erhebung bekleidete er ein militärisches Amt bei
den Truppen in Raetien. Der anstehende Feldzug richte­
te sich im Auftrag des Trebonianus (s. Kap. 3 0 ) gegen
Aemilianus (s. Kap. 3 1 ).
2 hinlänglich vornehmer Abkunft: Die Licinii waren
eines der ältesten und das wohl angesehenste plebejische
250 E R L Ä U T E R U :'-! G E X

Geschlecht Roms. - militärische Laufbahn: Valerian war


consul suffectus (s. zu 1 3 , 1 ) vor 2 3 8 und wurde von den
Gordiani mit der Gesandtschaft an den römischen Senat
betraut (Zosimus 1 , 1 4, 1 ; nach der Historia Augusta,
Gord. 9,7, war er damals allerdings princeps senatus,
«Wortführer des Senats », in Rom). Danach nahm er ver­
schiedene zivile und militärische Funktionen wahr, die
sich nicht mehr genau bestimmen lassen (Historia Augu­
sta, Val. 5 , 1 ). Genauso unsicher ist, ob und welche Stelle
er unter Decius in der Reichsverwaltung innehatte
(Zonaras 1 2,20; Historia Augusta, Val. 5 ,4-8).
3 Gallienus wurde erst vom Senat zum Caesar
ernannt, dann von seinem Vater zum Augustus erho­
ben.
4 Etrurien: Die Etrusker galten als verweichlichtes,
dem Luxus ergebenes Volk (s. zu 2 8 , 8 ) .
5 Mesopotamien . . . Krieg: D e r Feldzug begann i m
Jahr 2 5 4 und dauerte b i s z u Valerians Gefangennahme i m
Jahr 260. Die Falle, d i e d e r Perserkönig stellte, beschreibt
nur Zosimus genauer ( 1 , 3 6,2): Der Kaiser hatte Unter­
händler zu dem persischen König geschickt, die die
Bedingungen für einen Friedensschluß aushandeln soll­
ten. Sapor hörte sie nicht an, sondern forderte, der Kaiser
solle persönlich erscheinen. Valerian ging darauf ein und
wurde während der Unterredung gefangengenommen. ­
Perserkönigs namens Sapor: Sapor 1 . , der zweite König
aus der Dynastie der Sassaniden, regierte von 243 bis 273 ·
In einer großen Felsinschrift in der Nähe von Persepolis,
den R es gestae divi Saporis in Naqs-i Rustam, ließ er sei­
ne Siege über Gordian III., Philippus und Valerian
beschreiben. - geschunden: Davon - j edoch erst nach
Valerians Tod - berichten sonst nur christliche Quellen,
die dies als Strafe für die Verfolgung christlicher Bischö-
32,2 - 3 3,3 ERLÄUTERUNGEN 2p

fe, Diakone und Priester auffassen (Laktanz, De mort.


pers. 5 ,6; Petrus Patricius frg. 1 3 ). - im sechstenfahre sei­
ner Herrschaft: Das Todesdatum Valerians ist unbe­
kannt. Die Angabe des Aurelius Victor impliziert, daß
Gefangennahme und Tod im Jahr 2 5 9 erfolgten, da die
Erhebung zum Kaiser im Jahr 2 5 3 gesichert ist. - in . . .
rüstigem Alter: Valerian war etwa 6o Jahre alt.
3 3 , 1 Licinius Gallienus: Publius Licinius Egnatius
Gallienus, ::- um 2 1 3 , römischer Kaiser September/Okto­
ber 2 5 3 bis September 2 6 8 . - Germanen . . . von Gallien
ferngehalten: Valerian übernahm das Kommando über
die Truppen des Ostens und übertrug dasj enige des
Westens seinem Sohn Gallienus. Die erste Aufgabe, die
sich diesem stellte, war, die Alamannen von Gallien fern­
zuhalten, was ihm auch gelang.
2 lngebus . . . bei Mursia: Sein wirklicher Name laute­
te lngenuus. Er war Statthalter von Pannonia und Moe­
sia und wurde nach der Gefangennahme Valerians von
den Truppen in Sirmium zum Kaiser ausgerufen. Der
spätere Usurpator Aureolus (s. zu 3 3 , 1 7) besiegte ihn in
einer Schlacht bei Mursia, dem heutigen Osijek in
Kroatien. Auf der Flucht kam Ingenuus um. - Regalia­
nus: Statthalter von Illyricum. Nach dem Tod des lnge­
nuus wurde er zum Augustus erhoben, jedoch bald von
Gallienus besiegt und von seinen eigenen Soldaten ge­
tötet.
3 Saloninus: Publius Licinius Cornelius Saloni(n)us
Valerianus, dessen Geburtsdatum unbekannt ist, wurde
2 5 8 zum Caesar ernannt. Er nahm im Herbst z6o den
Augustus-Titel an, fiel aber noch im gleichen Jahr in die
Hände des Usurpators Postumus (s. zu 3 3 , 8 ) und wurde
hingerichtet. - Thrakien . . . heimsuchten: Schon von 2 5 4
bis 2 5 6 hatte sich Gallienus auf dem B alkan aufgehalten,
252 E R L Ä U T E RU N G E N

um einen Goteneinfall abzuwehren. In den Jahren 263 -


267 brachen diese erneut dort ein. - die Parther hingegen
Mesopotamien: Die Perser hielten Mesopotamien bereits
seit 2 5 6 besetzt. - im Osten Räuber oder eine Frau: Mit
den latrones sind die Palmyrener gemeint, deren Führer
Septimius Odaenathus, der seit 262 im Einvernehmen
mit den Römern als dux Romanorum, imperator, correc­
tor totius orientis und rex regum (Feldherr der Römer,
Befehlshaber, Verwalter des ganzen Ostens und König
der Könige) in Palmyra herrschte, die Perser bekämpfte.
266/267 wurde er ermordet. Seine Frau Zenobia über­
nahm als Regentin für ihren gemeinsamen Sohn Vaballa­
thus die Herrschaft und übte die Macht zunächst im Ein­
vernehmen mit Rom aus. Es gelang ihr, den Einflußbe­
reich Palmyras auszudehnen. 2 7 1 sagte sie sich von Rom
los und proklamierte ein Palmyrenisches Sonderreich,
das allerdings nur bis 272 Bestand hatte. Streitmacht
-

der Alamannen . . . Italien: Die Alamanni drangen 260


nach Italien ein und wurden von Gallienus bei Mailand
geschlagen. - Franken . . . vordrang: Franci ist ein Sam­
melname für eine Reihe von Stämmen am rechten Ufer
des Niederrhein. Sie brachen in der Mitte des 3 - Jahrhun­
derts n. Chr. bis nach Südgallien und Spanien durch, wo
sie unter anderem die Stadt Tarraco, das heutige Tarrago­
na, belagerten. Daß sie auch nach Afrika übersetzten, ist
nicht belegt. - jenseits der Donau verloren: Die Provinz
Dacia wurde seit 2 5 6 von den Goten überschwemmt.
Definitiv aufgegeben wurde sie allerdings erst 2 7 1 von
Aurelian.
5 Pestseuche: Diese Pest wird auch von der Historia
Augusta (Gall. 5 . 5 -6), Orosius (Hist. 7,22, 1 -2) und Zosi­
mus ( 1 , 3 7, 3 ) erwähnt. Da diese anderen Quellen berich­
ten, daß die Krankheit überall wütete, muß man Rom
33.3 - 3 3,8 E R L Ä U T E RU N G E N 253

hier vielleicht als pars pro toto für das ganze Reich
sehen.
6 Gattin Salonina: Cornelia Salonina, deren Geburts­
datum und Herkunft unbekannt sind, wurde 2 54 zur
Augusta erhoben und starb 268. Tochter . . . namens
-

Pipa: Tochter des Markomannenkönigs Attalus, der sie


Gallienus gegen Überlassung eines Teiles der Pannonia
superior zugesprochen hatte, wie die Epitome de Caesa­
ribus (3 3 , r ) schreibt. In der Historia Augusta (Gall. 2 I ,J )
heißt sie Pipara. Die angeblichen Laster d e s Gallienus
finden sich nur in den lateinischen Quellen erwähnt, die
griechischen wissen nichts darüber.
8 Postumus, der sich als Gegenkaiser Marcus Cassia­
nius Latinius Postumus nannte, war von Gallienus mit
der Verwaltung Galliens und dem Schutz der Rheingren­
ze beauftragt worden, als der Kaiser nach Pannonien
gegangen war. 2 5 9 wurde er von seinem Heer zum Kaiser
ausgerufen. Im folgenden Jahr eroberte er Köln und
tötete Saloninus, den Gallienus dort zu seinem Stellver­
treter gemacht hatte. Postumus bildete ein Gallisches
Sonderreich, daß aus den germanischen, gallischen und
spanischen Provinzen sowie B ritannien bestand und
dessen Verwaltungsstruktur der römischen glich. Nach
der Einnahme von Mainz im Mai/Juni 269 wurde er von
seinen Soldaten ermordet. Die Historia Augusta (Tyr.
Trig. 3 ), Eutrop (9,9) und Orosius (Hist. 7,22, r o)
betrachten die Herrschaft des Postumus als vorteilhaft. -

Laelianus: Über Ulpius Cornelius Laelianus ist sonst fast


nichts bekannt. Weder über sein Geburtsdatum und sei­
ne Herkunft noch über seine Laufbahn wissen wir etwas.
Zum Zeitpunkt seiner Erhebung war er entweder legatus
legionis XXII Primigeniae (Legionskommandant) in
Mainz oder Statthalter der Germania superior. Sein
2 54 E R L Ä UT E R U N G E N

Name, der auf Münzen wie oben angegeben überliefert


ist, wird in den Quellen öfter verfälscht: In der Historia
Augusta (Tyr. Trig. 5 u. ö.) heißt er Lollianus, bei Eutrop
(9,9) L(ucius) Aelianus, bei Orosius (Hist. 7,22, I I ) Aemi­
lianus, in der Epitome de Caesaribus ( 32,4) Aelianus. Bis
auf die Historia Augusta berichten alle angegebenen
Quellen, daß Laelianus von Postumus getötet worden sei,
während nach der Historia Augusta der Nachfolger des
Postumus, Victorinus, ihn umbringen ließ.
9 Marius: Marcus Aurelius Marius war von Mai/Juni
bis zum Herbst 269 Augustus des Gallischen Sonderrei­
ches. Nach der Historia Augusta (Tyr. Trig. 8 , r ,3 ) war er
erst Lagerschmied und später Offizier.
I I anderer Marius: Eine Anspielung auf Gaius Mari­
us, den Gegenspieler Sullas zu B eginn des r . Jahrhun­
derts v. Chr. Auch dieser soll aus niedrigen Verhältnissen
gekommen sein.
I2 zwei Tage: Marius kann nicht nur zwei Tage regiert
haben, dagegen spricht die Menge der Münzen, die von
ihm erhalten sind. Vielleicht bezieht sich «zwei Tage» auf
die Zeit nach seiner Ermordung, bis sein Nachfolger Vic­
torinus gewählt wurde (so Andre Chastagnol, L'Empereur
gaulois Marius dans l'Histoire Auguste, in: Bonner Histo­
ria Augusta Colloquium I 97 I , Bonn I974, Antiquitas
4, 1 1 , S. 5 I - 5 8). - Victorinus: Marcus Pavonius Victorinus,
dessen Geburtsdatum unbekannt ist, wurde im Herbst
269 zum Augustus erhoben, nachdem er vorher tribunus
praetorianorum (265h66; s. zu 2,4) und zusammen mit
Postumus consul gewesen war (267 oder 268). Anderthalb
Jahre später, im Frühjahr 2 7 I , wurde er in Köln ermordet.
- Attitianus: Über ihn ist sonst nichts weiter bekannt. -
Köln (Agrippinae): im Jahre 50 unter dem Namen Colonia
Claudia Ara Agrippinensium zur Kolonie erhoben.
3 3,8 - 33,1 7 E R L Ä U TE R U N G E N 255

I 3 Proviantmeister: Die actuarii i m Heer hatten die


Lebensmittelrationen an die Heeresabteilungen zu ver­
teilen. Der Vorwurf, daß sie bestechlich seien, findet sich
häufig. Nützliches Treibende: Die B edeutung ist nicht
-

klar; vielleicht handelt es sich um Leute, die sich vor oder


nach den actuarii um die Verteilung des Getreides küm­
merten und deren B emühungen von den actuarii konter­
kariert wurden.
I 4 Victoria: Mutter des Victorinus, von ihr ist sonst
nur noch bekannt, daß sie nach dem Tod des Victorinus
die Erhebung ihres zweiten Sohnes Tetricus zum Kaiser
durchsetzte. - Tetricus: Gaius Pius Esuvius Tetricus, des­
sen Geburtsdatum unbekannt ist, wurde im Frühj ahr
2 7 I von den Soldaten in Abwesenheit (Eutr. 9, I o) zum
Kaiser gewählt, vorher war er praeses der Provinz Aqui­
tania gewesen. Im Sommer 2 74 ergab er sich Aurelian,
der ihn in seinem Triumphzug mitführte, j edoch am
Leben ließ. seinem Sohn Tetricus: Er trug den gleichen
-

Namen wie sein Vater und wurde vermutlich 273 zum


Caesar ernannt. Auch er wurde von Aurelian im Tri­
umphzug mitgeführt und am Leben gelassen.
I 5 Gallienus . . . veranstaltete: Gallienus war bereits
im September 268 gestorben, so daß sich sein hier
beschriebenes Verhalten nicht auf die Regierungszeit des
Victorinus und Tetricus beziehen kann.
1 7 Aureolus: Marcus Aelius Aureolus war bereits 262
zum ersten Mal zum Augustus erhoben worden, hatte
sich jedoch später mit Gallienus versöhnt und für diesen
gegen Postumus gekämpft. 268 trat er dann zunächst zu
Postumus über, bevor er noch im gleichen Jahr in Mailand •

zum zweiten Mal zum Augustus erhoben wurde. Nach­


dem die Stadt vom Nachfolger des Gallienus, Claudius II.
(s. Kap. 3 4), eingenommen worden war, wurde er von
256 E R L Ä U T E RU N G E N

dessen Soldaten erschlagen. - bei der Brücke . . . ihren


Namen hat: Das heutige Pontirolo an der Adda etwa 3 0
k m nordöstlich von Mailand. Nach der Historia Augusta
(Tyr. Trig. I I ,4) wurde er von Claudius dort geschlagen.
I9 Maschinen: Die antike Welt kannte eine Vielzahl
von Belagerungswerkzeug und -maschinen, darunter
den sogenannten Widder, Geschützmaschinen und Bela­
gerungstürme.
20-2 I Denn als Aureolus . . . verborgen: Die ganze
Episode um die fingierte Liste erinnert an das Komplott
gegen den späteren Kaiser Aurelian (s. Kap . 3 5 ). Der
zweite Teil der Erzählung, in dem es um die Ermordung
des Gallienus geht, findet sich in ähnlicher Weise in der
Historia Augusta (Ga!!. I 4,6-9) und bei Zosimus ( I ,40).
27 Zu Claudius siehe das nächste Kapitel. - Gallienus
. . . Divus: Vermutlich verfiel Gallienus zunächst der dam­
natio memoriae (s. zu I I , 8 und I 7, I o), denn auf mehreren
Inschriften ist sein Name eradiert. Unter Claudius II.
wurde er dann jedoch konsekriert (s. zu q, I J ).
2 8 sprach er die Abzeichen der Herrschaft: Nur die
Epitome de Caesaribus und Aurelius Victor berichten,
daß Gallienus selbst Claudius zu seinem Nachfolger
bestimmt habe, die anderen Quellen sprechen entweder
davon, daß er von den Soldaten erwählt wurde (Historia
Augusta, Claud. 4; Eutrop 9, I I ; Zosimus I ,4 I ) oder daß
er sich selbst die Macht angemaßt habe (Orosius, Hist.
7,2 3 ) . - Ticinum: (h. Pavia) dort lag eine Reserveeinheit
der Reiter.
3 I die Gernonische Treppe: s. zu 8,6 - Sach'Walter des
Fiskus: Mit diesem patronus ist wohl der procurator a
rationibus gemeint, der für die Verwaltung der kaiserli­
chen Staatseinkünfte zuständig war (s. zu 9,6) - Mutter
Erde: Die Tellus oder Terra mater war eine altitalische
3 3 , 1 7 - 3 4,4 ERLAUTE RUNGEN 257

Erdgöttin, die für eine gute Ernte, aber auch zur Verflu­
chung angerufen wurde.
34 dem Senat den Kriegsdienst und den Besuch der
Truppen verbot: Die Maßnahme des Gallienus wird
(nur) durch Inschriften bestätigt, da der senatorische
legatus legionis (Legionskommandeur) seit dieser Zeit
durch einen ritterlichen praefectus (Vorsteher) ersetzt
wird.
3 5 neun fahre: Die neun Jahre zählen von der Gefan­
gennahme Valerians an. Wenn man die Zeit der gemein­
samen Herrschaft mit seinem Vater mitrechnet, so
regierte Gallienus etwa 1 5 Jahre lang.
34, 1 Claudius: Marcus Aurelius Claudius (Claudius
Il. Gothicus), ::- 1 0. Mai 2 1 4, war von September/Okto­
ber 268 bis September 270 römischer Kaiser.
2 Denka1·t der Decier: Drei Mitglieder der Familie der
Decii sollen sich in der Zeit der Republik für das Heil des
Staates geopfert haben: Publius Decius Mus 340 v. Chr.
im Kampf gegen die Samniten, sein Sohn gleichen
Namens 295 v. Chr. im Kampf gegen die Kelten, wieder­
um dessen Sohn gleichen Namens 279 v. Chr. im Kampf
gegen Pyrrhus.
3 aus den Sibyllinischen Büchern: Die Sibyllinischen
Bücher waren eine Sammlung mit Ritualvorschriften, die
nach einem unheilvollen Omen oder wenn der Staat
sonst in Gefahr schien, auf Anordnung des Senates
befragt wurden.
4 im Senat und unter allen Menschen der allererste:
Nach der Epitome de Caesaribus (34, 3 ) war damals Pom­
ponius Bassus princeps senatus (Wortführer des Senats)
und bot sich für das Opfer an, das dann j edoch von Clau­
dius übernommen worden sein soll. In Wahrheit starb
Claudius 270 in Sirmium an der Pest.
258 ERLÄUTERUN GEN

5 die Barbaren . . . geschlagen und vertrieben: Claudi­


us siegte 268 am Gardasee und 269 bei Naissus (Nis)
über die Goten.
7 Constantius . . . unsere Kaiser: Worum es in diesem
Passus ging, ist nicht klar. Es scheint sich um Constanti­
us I., Constantin I. sowie die zur Zeit des Aurelius Victor
herrschenden Kaiser (Constantius II. als Augustus, Juli­
an als Caesar) zu handeln, doch ob auf ihre angebliche
Abstammung von Claudius li. oder ihre glückliche Re­
gierung angespielt wird, kann nicht mehr festgestellt
werden. - . . . : An dieser Stelle bricht in den Handschrif­
ten der Text ab, ebenso unvermittelt setzt er bei corporis­
que acceptior . . wieder ein. Wie viele Wörter oder Zei­
.

len fehlen, ist unsicher.


3 5 , 1 A urelian: Lucius Domitius Aurelianus, '� 9· Sep­
tember 2 1 4, römischer Kaiser von September 270 bis
September/Oktober 2 7 5 . Vielleicht war schon im ver­
dorbenen Schluß des vorigen Kapitels die Rede von ihm.
Darauf würde auch die folgende Schilderung hindeuten.
- nach solchem Erfolg: D amit sind wohl der Sieg über
Zenobia und die Eroberung Palmyras im Jahr 272
gemeint (s. zu 3 3,3). Zwar hat Aurelian 271 Feldzüge
gegen Vandalen, Juthungen und Sarmaten und 272 auch
gegen die Goten auf dem Balkan geführt, doch die Aus­
drucksweise successu tanto und die Tatsache, daß der Sieg
über Zenobia sonst nicht erwähnt ist, lassen darauf
schließen, daß hier an letzteren gedacht ist. Außerdem
erwähnt Aurelius Victor den Feldzug gegen die Juthun­
gen (Alamannen) im nächsten Paragraphen. - gegen die
Perser: 273 zog Aurelian erneut gegen Palmyra, dessen
Verbündete die Perser waren, daher diese Angabe.
2 Beutezügen der Alamannen: Der Feldzug fand
bereits 2 7 1 statt. Die Quellen sind sich über die Identität
3 4, 5 - 3 5 ,6 E R L Ä U T E RU N G E N 259

des Volkes nicht etmg: Dexippus (frg. 2 2 Dindorf)


spricht von Juthungen (für das Jahr 260 auf einem Sieges­
denkmal aus Augsburg belegt; vgl. L . Bakker, Raetien
unter Postumus - Das Siegesdenkmal einer Juthungen­
schlacht im Jahre 260 n. Chr. aus Augsburg, in: Germania
7 I , I 99 3 , S. 3 69- 3 8 6), die Historia A ugusta (Aurel. I 8, 3 )
von Markomannen, Aurelius Victor und Zosimus ( I ,49)
von Alamannen.
3 die Germanen aus Gallien vertrieben: für Aurelian
sonst nicht belegt, j edoch für den späteren Kaiser Probus
(s. Kap . 3 7), dem Aurelian nach dem Sieg über Tetricus
(s. zu 3 3 , I4) die Truppen in Gallien anvertraut hatte; das
heißt, die Vertreibung fand erst später statt.
4 Statthalter Faustinus: Als Statthalter der Provinz
Belgica erhob er sich 273 in Trier gegen Tetricus. - wäh­
rend des Kampfes: Die Schlacht fand bei Chiions auf den
Katalaunischen Feldern statt.
5 zweijähriger höchster Gewalt: Tetricus regierte vom
Frühj ahr 2 7 I bis zum Sommer 2 74, das heißt etwas mehr
als drei Jahre. Leitung (correcturam) Lukaniens: Ein
-

corrector war für die Verwaltung des ihm unterstellten


Gebietes zuständig, wobei es diese Position nur in Italien
gab. Nach der Historia A ugusta (Tyr. trig. 24, 5 ) wurde
Tetricus sogar zum corrector totius ltaliae bestimmt,
allerdings an anderer Stelle (Historia Augusta, Aurel.
39, I ) zum corrector Lucaniae.
6 Rechnungsprüfer Felicissimus: Er war procurator a
rationibuslrationalis (Leiter des fiscus; s. zu 9,6 und 3 3 , 3 I )
unter Aurelian und scheint für Münzverfälschungen ver­
antwortlich gewesen zu sein; als diese aufflogen, organi­
sierte er einen Aufstand der Münzarbeiter, in dessen Ver­
lauf er umkam. - Münzfuß: Die römischen Münzen ver­
loren durch die ganze Kaiserzeit hindurch an Wert, was
260 ERLÄUTERUNGEN

mehrfach zu Umgestaltungen des Münzsystems und zu


Einführungen neuer Münzen führte. Der Wertverlust
beruhte auf der Beimischung minderwertigen Metalls,
wobei dies durchaus nicht nur auf Eigenmächtigkeiten
und Gewinnsucht des rationalis beruhte, sondern zum
Teil aufgrund der knappen Kassen von oben angeordnet
war. Nach Zosimus ( r ,6 r ,3) hat Aurelian eine Münz­
reform durchgeführt und eine neue Silbermünze ge­
schaffen.
7 Tempel des Sol (invictus): d. h. des unbesiegbaren
Sonnengottes. Er wurde im Jahre 274 von Aurelian ein­
geweiht und stand auf dem campus Agrippae im Norden
Roms in der Nähe des campus Martius (Marsfeld). - 'l.iJas
sich durch die Schuld des Gallienus abgespielt hatte:
Anspielung auf die zahlreichen Einfälle fremder Völker
(Goten, Heruler etc.). Diese waren zwar nicht bis Rom
gekommen, doch sollte die Stadt anscheinend für einen
derartigen Fall gerüstet sein. - umgab er die Stadt . . . mit
sehr starken Mauern: Die sogenannte Aurclianische
Mauer wurde schon im Winter 2 7 1 !272 begonnen, aber
nach Zosimus ( 1 ,49,2) erst unter Probus (s. Kap . 3 7) voll­
endet. - Schweinefleisch: Von der Einrichtung nicht nur
von Fleisch-, sondern auch von Öl-, Brot- und Wein­
spenden berichtet die Historia Augusta (Aurel. 48, r ).
Das Fleisch wurde dem Verein der suarii (Schweine­
händler) übergeben (die anderen zu verteilenden Güter
entsprechenden anderen Körperschaften), die dann
dafür sorgten, daß es denj enigen, die ein Anrecht darauf
hatten und in eine entsprechende Liste eingetragen
waren, kostenlos oder zu einem sehr günstigen Preis
abgegeben wurde. Anklagen der Steuerbeamten und
-

Viertelsgewinnler: Quadruplatores wurden diejenigen


genannt, die Anklage gegen andere erhoben und im Falle
3 5 , 6 - 3 6,2 E R LÄ U T E R U N G E N 261

einer Verurteilung den vierten Teil der verhängten Strafe


oder des Vermögens des Angeklagten erhielten. Dieses
Unwesen war nicht zuletzt im Bereich der Steuern weit
verbreitet, daher fiscales calumniae. - nach griechischer
Sitte: Vielleicht eine Anspielung auf den Schuldenerlaß,
den Solon Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Athen
durchgeführt haben soll.
8 Amt für die Geheimsachen: Die notarii waren kai­
serliche Geheimsekretäre. - Coenofrurium (Koinophru­
rion): eigtl. Caenofrurium (Kainophrurion); ein Ort in
Thrakien nördlich von Herakleia-Perinthos an der
Nordküste der Propontis (Marmarameer).
9- 1 0 die Väter möchten . . . zum Kaiser bestimmen . . .
an sie zurück: Zwischen dem Tod Aurelians und der
'
Wahl seines Nachfolgers scheint einige Zeit vergangen
zu sein, wobei nicht genau bekannt ist, wie lange. Die
Historia Augusta (Aurel. 40,3) spricht von sechs Mona­
ten.
12 als -wäre er Romulus: Nach dem Tod des Romulus
sollen sich die Senatoren mehr als ein Jahr lang um die
Nachfolge gestritten haben (Livius r , r 7).
3 6, 1 im sechsten Monat: zur Zeitspanne zwischen
den Regierungen Aurelians und des Tacitus s. zu 3 5 ,9- r o.
- Tacitus: Marcus Claudius Tacitus, ':· um 200 in Interam­
na (h. Terni), nördlich von Rom, regierte ungefähr ein
halbes Jahr, von Ende 2 7 5 bis Mitte 276. - ehemaliger
Konsul: Tacitus war im Jahre 273 consul ordinarius (s. zu
1 3 , 1 ) gewesen und war princeps senatus (Wortführer des
Senats).
z Tyana: Eine Stadt in Kappadokien, etwa r oo km

nördlich von Tarsus. Über die Todesursache gehen die


Meinungen der Quellen auseinander: Die einen sprechen
von einer Fiebererkrankung (Historia Augusta, Tac.
262 E R L Ä U T E RU N G E N

1 3 , 5 ; Epitome 3 6, 1 ), d i e anderen von einem Anschlag


(Historia Augusta, Tac. 1 3 , 5 ; Orosius, Hist. 7,24; Zosi­
mus, 1 ,63). Zosimus ist am ausführlichsten; danach soll
Tacitus die Herrschaft über Syrien einem Verwandten
namens Maximinus übertragen haben, der sich dort
unbeliebt machte. In einer Verschwörung wurden
zunächst dieser und dann Tacitus umgebracht. - Anfüh­
rer Mucapor: Über diesen Mann ist sonst nichts weiter
bekannt. Auch die Historia Augusta nennt ihn Mucapor
(Aurel. 3 5 , 5 ). - Florianus: Marcus Annius Florianus, des­
sen Geburtsdatum und Herkunft unbekannt sind,
regierte etwa drei Monate von Mitte bis Herbst 276. Ob
er wirklich ein Bruder des Tacitus war, wie es auch die
Historia Augusta berichtet (Tac. 9,6; 1 4, 1 ), ist unsicher.
3 7, 1 einen Monat oder Z'Wei: zu Florianus und seiner
Regierungsdauer s. zu 3 6,2. - Tarsus: Stadt in Kilikien.
z Probus: Marcus Aurelius Probus, '' 1 9 . August 2 3 2

i n Sirmium, war römischer Kaiser von Sommer 276 bis


Herbst 2 8 2 .
3 Olivenbäume: Es i s t nicht bekannt, daß Hannibal
seine Truppen in Afrika Ölbäume hätte pflanzen lassen,
doch ist es von Marius überliefert. - Barbarenvölker auf­
gerieben: In den Jahren 277 und 278 führte Probus Krie­
ge gegen die Alamannen, Franken, Burgunder und Van­
dalen. - Saturninus durch Orienttruppen: Das Datum
der Kaisererhebung des Gaius Julius Saturninus in Anti­
ochia ist umstritten. Es schwankt zwischen 279 und 2 8 1 .
I n j edem Fall wurde er bald von seinen Truppen ermor­
det. - Bonosus durch die Kölner Truppen: Im Jahre 2 8 0
wurden i n Köln Bonosus und Proculus z u Kaisern erho­
ben, j edoch bald danach von Probus in der Nähe des
Ortes besiegt. Während Bonosus vermutlich Selbstmord
beging, soll Proculus zu den Franken geflohen, von die-
3 6 , 2 - 3 9, 2 ERLÄUTERUNGEN 263

sen aber an Probus ausgeliefert worden sein, der ihn


dann hinrichten ließ.
4 kurz vor Ablaufdes sechsten Jahres: wohl im Herbst
2 8 2 . - Stadt, seine Heimat: Sirmium. Zosimus überliefert
eine andere Ursache für seine Ermordung ( 1 ,7 1 ): Die
Soldaten in Raetia und Noricum erhoben Carus (s. Kap .
3 8 ) zum Kaiser; als Probus ihm Truppen entgegen­
schickte, gingen diese zur Gegenseite über und erschlu-
gen ihn. ,
6 Erlaß des Gallienus: s. zu 3 6,34. - Manipularius ist
die generelle Bezeichnung für einen gemeinen Solda­
ten.
3 8, 1 Cams: Marcus Aurelius Carus, ::· etwa 224 in
Narbo in Gallien, war von August/September 282 bis
Juli IAugust 28 3 römischer Kaiser. - Prätorianerpräfek­
tur: Carus war 276 von Probus zum praefectus praetorio
(s. zu 2,4) gemacht worden. - Carinus: Marcus Aurelius
Carinus, ::- etwa 2 5 0 als ältester Sohn des Carus, wurde
Ende 2 8 2 zum Caesar, im Frühj ahr 2 8 3 zum Augustus
erhoben und regierte bis August/September 2 8 5 . -

Numerianus: Marcus Aurelius Numerius Numerianus, ::·


etwa 2 5 3 als jüngerer Sohn des Carus, wurde Ende 2 8 2
zum Caesar, i m Sommer 2 8 3 zum Augustus erhoben und
regierte bis November 284.
3 Thesiphon: Ktesiphon, eine Stadt in Babylonien am
linken Ufer des Tigris gegenüber von Seleukeia.
3 9, 1 Valerius Diocletianus: Gaius Aurelius Valerius
Diocletianus, ::- 22. Dezember wohl 24 5 in Dalmatien,
römischer Kaiser vom 20. November 284 bis 1 . Mai 3 0 5 .
- Leibwache: Die protectores domestici bildeten eine
besonders angesehene Leibwache des Kaisers, aus der
spätere hohe Offiziere hervorgingen.
2 Gewand aus Gold . . . Edelsteine: Die Historia
26 4 E R L Ä U T E RU N G E N

Augusta überliefert dies bereits für Elagabal und Carinus


(Hel. 2 3 ,4; Car. 1 7, 1 ). Diese Kleidung war Zeichen eines
rex, eines Königs, dessen Titel bei den Römern verhaßt
war.
4 «Herr» . . . wie einen Gott: Elemente der adoratio,
der Anbetung, waren schon im Laufe der Kaiserzeit
entwickelt worden, besonders seit der Zeit der Severer.
Diokletian hat dem Zeremoniell seine definitive Form
gegeben.
6 Marius: Die Beurteilung des Marius schwankt: Von
Sallust wird er im Iugurtha als Sohn des Volkes betrach­
tet, der sich den ersten Rang im Staat verdient hat, von
Seneca (Epist. 94,66) jedoch als maßlos ehrgeizig angese­
hen.
9 Carinus: zu Carinus s . zu 3 8 , 1 .
1 0 ]ulian: Vermutlich hat es zwei Usurpatoren dieses
Namens gegeben: Der eine war der hier erwähnte correc­
tor Venetiae (zu diesem Titel s. zu 3 5 . 5 ) mit dem Namen
Marcus Aurelius Julianus, der nach dem Tode des Carus
im Sommer 2 8 3 in Pannonien die Herrschaft ergriff und
Anfang 2 8 5 im Illyricum besiegt wurde. Der andere war
der praefectus praetorio (s. zu 2,4) Sabinus Julianus, der
nach dem Tode des Numerianus im November 2 8 4 in
Italien die Macht usurpierte und bei Verona unterging.
I I Margus: h. Morava, Hauptfluß der Moesia superi­
or. Carinus siegte hier im August/September 28 5 über
Diocletian.
12 Narbo: h. Narbonne in Südfrankreich. Die Histo­
ria Augusta überliefert als mögliche Geburtsorte Rom,
das Illyricum oder Mailand (Car. 4,2-4), doch sind diese
Angaben wohl falsch. Auch Eutrop (9, 1 8) und die Epito­
me de Caesaribus (3 8, 1 ) nennen Narbo als Geburtsort. ­
zwei fahre: In Wirklichkeit waren es drei Jahre, von
3 9,2 - 3 9, 1 8 ERLÄUTERU NGEN 26 5

August/September 2 8 2 (Regierungsbeginn des Carus)


bis August/September 2 8 5 (Tod des Carinus).
I3 Aper: Der Schwiegervater des Numerianus (s. zu
3 8 , I ) und dess�npraefectus praetorio (s. zu 2,4 und 3 8,6).
I 4 Aristobulus: Titus Claudius Marcus Aurelius Ari­
stobulus warpraefectus praetorio (s. zu 2,4) unter Nume­
rianus und Carinus, im Jahre 2 8 5 consul ordinarius (s. zu
I 3 , I ), um 290-294 proconsul Africae (s. zu 26, I ) und 29 5 /
2 9 6 praefectus urbi ( s . z u 8 , 5 ) .
I 6 Auswärtige: Schon früher (Kap. I I , I 2) hat Aurelius
Victor von der Rolle Auswärtiger gesprochen. Doch sind
hier wohl nicht nur Nicht-Italiker gemeint, sondern auch
sogenannte (Halb-)Barbaren, wie der folgende Hinweis
auf den halbbäuerischen Maximianus nahelegt.
I 7 Helianus und Amandus: Das Geburtsdatum und
die Herkunft sowohl des Aelianus (so der richtige
Name) als auch des Amandus sind unbekannt. Man weiß
lediglich, daß sie Führer der Bagauden waren. Dieses
keltische Wort bezeichnet Vagabunden und Flüchtlinge,
insbesondere Bauern, die durch die hohen Abgaben an
den Staat und die Grundbesitzer zum Aufstand getrie­
ben wurden. - Maximian: Marcus Aurelius Valerius
Maximianus, ::- vermutlich am 2 1 . Juli 2 5 0, wurde im
Herbst 2 8 5 zum Caesar, am 1. April 286 zum Augustus
erhoben. Wie Diokletian trat er am 1 . Mai 3 0 5 von sei­
nem Amt zurück, versuchte j edoch bereits im folgenden
Jahr, die Macht zurückzuerlangen, was ihm auch zeit­
weise gelang, bis er im Sommer 3 I o von Constantin (s. zu
40,2) gefangengenommen wurde und wahrscheinlich
Selbstmord beging (s. zu 39,48).
I8 Beinamen Herculius . . . Valerius . . . ]ovius: Die
Annahme der Beinamen erfolgte am 1. April 2 8 6. - Hilfs­
truppen . . . benannt: Zosimus überliefert ( 3 , 3 0), daß
266 ERLÄUTE R U N G E N

Legionen m i t d e n Namen ]ovia u n d Herculia von Dio­


kletian und Maximian aufgestellt worden seien. In der
Notitia Dignitatum, einer Art Staatshandbuch, in dem
die hohen zivilen und militärischen Dienststellen aufge­
listet sind, werden Palatinlegionen der]oviani und Her­
culiani erwähnt, auch Auxiliartruppen mit diesen Beina­
men sind belegt.
20 Carausius: Maus(aeus?) Carausius aus dem Volk
der Menapier, dessen Geburtsdatum und -ort unbekannt
sind, leistete Kriegsdienst unter Maximian gegen die
B agauden ( s. zu 39, 1 7) und war seit 2 8 5 praefectus classis
Britannicae (Kommandeur der britannischen Flotte).
Ende 2 8 6 wurde er zum Kaiser erhoben und herrschte
bis Ende 293 über B ritannien, bis Anfang desselben Jah­
res auch über die Küstengebiete Nordwestgalliens . -

Menapien: Die Menapier siedelten in der B elgica an der


N ordseeküste.
22 im Orient die Perser: Im Jahr 296 besetzte der Per­
serkönig N arses Armenien. Der gegen ihn entsandte
Galerius (s. zu 3 9,24) unterlag 297 in Mesopotamien in
einer Schlacht zwischen Callinicum und Carrhae,
besiegte Narses aber 29 8 . - in Afrika ]ulian und die
Quinquegentanischen Stämme: Über diesen Julian ist
sonst nichts weiter bekannt. Möglicherweise liegt eine
Verwechslung mit dem oder den Usurpatoren unter
Carinus vor (s. zu 3 9, 1 0). - Die Quinquegentiani waren
ein Zusammenschluß mehrerer Volksstämme in Nord­
afrika, im Atlasgebirge in der Mauretania Sitifensis. Der
entscheidende Erfolg gegen sie gelang im Jahr 3 0 5 .
23 Achilleus: Aurelius Achilleus war corrector (zu die­
sem Titel s. zu 3 5, 5 und zu 39,30) des Lucius Domitius
Domitianus, der Mitte 297 in Ägypten zum Augustus
erhoben wurde. Den Aufstand führte Achilleus, der
3 9, 1 8 - 3 9, 3 0 E RL Ä U T E R U N G E N 267

nach tlem Tod des Domitianus im Dezember 297 eben­


falls zum Augustus erhoben wurde, allerdings bereits ein
Viertelj ahr später starb .
24 julius Constantius: >:- 3 r . März wohl 2 5 o, wurde am
r . März 293 zum Caesar für Gallien und B ritannien
erhoben und von Maximianus adoptiert. Galerius
-

Maximianus: Geburtsdatum unbekannt; er wurde am 2 I .


Mai 293 zum Caesar für die Donauprovinzen erhoben
und von Diocletian adoptiert. Armentarius: Diesen
-

Beinamen führt Galerius nur bei Aurelius Victor und in


der Epitome de Caesaribus ( 3 9,2).
25 Stieftochter des Herculius: Sie hieß Theodora und
war die Tochter aus der ersten Ehe der Eutropia, der
Ehefrau des Maximianus. Constantius heiratete sie,
nachdem er vorher lange Zeit mit Helena, der Mutter
Constantins, zusammengelebt hatte (verheiratet waren
sie allerdings nicht). Tochter des Diokletian: Galerius,
-

dessen erste Ehefrau unbekannt ist, heiratete in zweiter


Ehe Galeria Valeria, die Tochter des Diokletian und des­
sen Ehefrau Prisca. A ugustus bei Tiberius Nero . . .
-

gehalten hatte: Augustus hatte im Sommer I 2 v. Chr.


Tiberius gezwungen, sich von seiner Frau Vipsania
scheiden zu lassen und die Tochter des Augustus, Julia,
zu heiraten (s. zu I ,7).
29 schlimme Taten unter Verwandten: Anspielung
auf die Familienmorde unter den Julio-Claudiern
(Nero ), den Severern (Caracalla) und vielleicht auch der
konstantinischen Dynastie (Constantius II., Constans,
Constantin II. ) .

30 viergeteilte Herrschaft: Abgesehen von der hier


erwähnten Aufteilung der Herrschaftsbereiche der Augu­
sti und Caesares, organisierte Diokletian die Provinzen
völlig neu. Das ganze römische Reich wurde in über
268 ERLÄUTERU N G E N

1 00 kleine Verwaltungsgebiete aufgeteilt, die von senato­


rischen consulares und correctores und ritterlichen prae­
sides betreut wurden. Davon ausgenommen waren nur
die Stadt Rom unter ihrem praefectus urbi und die pro­
consularischen Provinzen Asia, Achaia und Africa.
Außer diesen letztgenannten wurden alle Provinzen
wiederum zu zwölf sogenannten Diözesen zusammen­
gefaßt, die einem ritterlichen vicarius unterstellt waren.
Diese Diözesen wurden dann noch einmal zu insgesamt
vier Prätorianerpräfekturen zusammengefaßt: Oriens,
Illyricum, ltalia und Galliae. Die Prätorianerpräfektur
wurde dadurch in der folgenden Zeit, insbesondere nach
der Auflösung der Prätorianerkohorten durch Constantin
I. (s. zu 40, 2 5 ), von einem militärischen zu einem zivilen
Verwaltungsamt.
3 1 Teil Italiens . . . Last der Abgaben: Bis zur Zeit
Diokletians war Italien von der Steuererhebung aus­
genommen. Nun wurde dieses Privileg in mehreren
Etappen aufgehoben: Unter Diokletian wurden Steuern
für Norditalien eingeführt - die sogenannte ltalia anno­
naria , nach ihm auch für den Rest Italiens, die Italia
-

suburbicaria. Nur Rom selbst blieb verschont. - neues


Gesetz: Es handelt sich um eine Steuerreform, die ver­
mutlich im Jahr 3 0 1 durchgeführt wurde. Es gab eine
Viehsteuer, eine in Naturalien zu entrichtende Grund­
steuer (annona) und eine auf den Kopf festgesetzte
Arbeitsertragssteuer (iugatio capitatio ).
34 sch'l4Jer zugesetzt: die Niederlage in Mesopotamien
(s. zu 3 9,22).
35 König Narseus: Narses war König der Perser von
293 bis 3 02 . 298 unterlag er den Römern und mußte
in einem Friedensvertrag Teile Mesopotamiens abtre­
ten sowie die römische Oberhoheit über Armenien
3 9, J O - 3 9,4 5 E R L Ä U T E RU N G E N 2 69

und Iberien, eine Landschaft in Kaukasien, anerken­


nen.
37 brach aufs neue ein Krieg aus: die Feindseligkeiten
zwischen den Römern und Persern in den Jahren 3 5 9/
3 60, als diese unter ihrem König Sapor II. in Mesopota­
mien einfielen.
40 sechsfahre später: im Jahr 293; Carausius war Ende
2 8 6 an die Macht gekommen. -Allectus: wurde Ende 293
nach der Ermordung des Carausius zum Augustus erho­
ben; 297 wurde er von den Truppen des Constantius
besiegt und getötet.
4 1 sehr hohen Posten: Allectus war rationalis summae
rei (s. zu 3 3 , 3 1 ) oder praefectus praetorio (s. zu 2,4) unter
Carausius.
42 Julius Asclepiodotus: einer der duces (Heerführer)
des Probus, zusammen mit Afranius Hannibalianus
praefectus praetorio (s. zu 2,4). 292 war er consul eben­
falls zusammen mit Hannibalianus.
4 3 Markomannen: Sie wurden von Diokletian im Jahr
299 besiegt. - Karpervolk: I m Sommer 296 unternahm
Diokletian einen Feldzug gegen die Karper, einen Daker­
stamm, und siedelte sie anschließend am unteren Donau­
lauf auf Reichsgebiet an.
44 Getreidetaxierer: Die Jrumentarii waren ur­
sprünglich wohl für die Verpflegung des Militärs zustän­
dig, das heißt sie kümmerten sich um die Getreideversor­
gung (jrumentum «Getreide>>). Darüber hinaus waren
sie als Spione und Geheimpolizisten tätig, was ihnen
schnell einen schlechten Ruf eintrug. Diokletian ersetzte
sie durch die agentes in rebus oder agentes rerum, die
eigentlich als Botenreiter die Bestellung kaiserlicher
B riefe und B efehle zu erledigen hatten, daneben aber
ebenfalls geheimdienstliche Tätigkeiten wahrnahmen.
270 E R L Ä U T E RU N G EN

4 5 Unterstützungsempfänger: Mit stipendiarius wird


zum einen der Steuerpflichtige bezeichnet, zum anderen
der Söldner. Im vorliegenden Zusammenhang mit der
Getreideversorgung der Stadt Rom ist wohl am ehesten
an die Empfänger der kostenlosen Getreidespenden zu
denken. - ältesten Kulten . . . Pflege angedeihen: Diokle­
tian ging gegen fremde Religionen wie den Manichäis­
mus und auch das Christentum mit Gesetzen und Ver­
folgungsmaßnahmen vor. - Nikomedien: Stadt in Bithy­
nien, die Diokletian zu seiner Residenz erwählt hatte.
47 verminderte Zahl: Von einer Verringerung der
Streitkräfte ist sonst nichts bekannt. Noch im Jahr 3 06
gab es zehn prätorisehe Kohorten (s. zu 2,4); die Zahl der
Legionen im Reich wurde sogar auf 6o erhöht. Da die
Gesamtzahl der Soldaten j edoch nicht wuchs, die Stärke
der einzelnen Legionen mithin verringert worden sein
muß, kann man vielleicht vermuten, daß auch die präto­
risehen Kohorten weniger Soldaten umfaßten.
48 zwanzigstes Jahr seiner Herrschaft: Diokletian
regierte vom 20. November 284 bis zum r . Mai 3 0 5 > dank­
te also im 2 r . ]ahr seiner Regierung ab . Als Grund für sei­
nen Rücktritt geben die Quellen Unterschiedliches an:
Laktanz spricht von Alter, Krankheit und einem von
Galerius ausgeübten Druck (De mort. pers. 1 7, 1 8); nach
Eusebius war es eine von Gott geschickte Krankheit
(Hist. eccl. 8 , 1 3); Eutrop glaubt, daß sich der Kaiser auf­
grund seines Alters seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen
fühlte (9,27). Der Grund, den Aurelius Victor angibt,
wird auch von Zosimus genannt, allerdings als Begrün­
dung dafür, daß Diokletian später nicht mehr an die
Macht zurückkehren wollte ( 2, 1 o, 5 ). - zu demselben Ent­
schluß gebracht: Maximianus trat nur widerwillig von sei­
nem Amt zurück (Laktanz, De mort. pers. 26,7; Eutrop
3 9,4 5 - 40,2 E R L A U T E RU N G E N 27 1

9,27) und kehrte 3 07 an die Macht zurück. Im November


308 mußte er wiederum abdanken, empörte sich dann 3 I O
gegen Constantin und beging i m Sommer J I O angeblich
Selbstmord (s. zu 39,7). - ein Jahr weniger: Maximianus
war im Herbst 2 8 5 zum Caesar, am r . April 2 8 6 zum
Augustus erhoben worden. Aurelius Victor nimmt hier
offenkundig das erste Datum zur Berechnungsgrundlage.
40, 1 Constantius: zur Person des Constantius s. zu
39,24. Am I . Mai 3 0 5 wurde er zum Augustus für Galli­
en, Britannien und Spanien erhoben. Er starb bereits am
2 5. Juli 306 in Eboracum (York) in Britannien. - Armen­
tarius: zur Person des Galerius s. zu 3 9,24. Am I . Mai 3 0 5
wurde er zum Augustus für die Darrauprovinzen und
Kleinasien erhoben. Er starb Anfang Mai 3 I I in Serdica.
- Severus: Flavius Valerius Severus, dessen Geburtsda­

tum unbekannt ist, wurde am r . Mai 3 0 5 zum Caesar für


Italien und Africa erhoben. Im August 3 06 wurde er
Augustus, mußte j edoch ein halbes Jahr später abdanken
und wurde am I 6. September 307 in der Nähe von Rom
ermordet. - Maximinus: Galerius Valerius Maximinus
(Daia), >:· 20. November eines unbekannten Jahres, wur­
de am r . Mai 3 0 5 zum Caesar für die Diözese Oriens (s.
zu 39,30) erhoben. 3 I O wurde er Augustus; er starb im
Spätsommer 3 I 3 .
2 Constantin: Gaius( ?) Flavius Valerius Constanti­
nus, ::- 27. Februar 272i273 oder erst um 2 8 5 in Naissus,
war ein unehelicher Sohn des Constantius und nicht zum
Herrscher ausersehen, wurde aber nach dem Tod seines
Vaters, den er auf seinem Britannienfeldzug begleitet
hatte, von den Legionen zum Augustus erhoben. Er
konnte sich schließlich gegen seine Konkurrenten
durchsetzen und regierte bis 3 3 7· - Geisel: Constantin
verbrachte seine Jugend am Hof bei den Mitregenten sei-
272 ERLÄUTERUNGEN

n e s Vaters und kehrte nach d e r Abdankung d e s Diokleti­


an und Maximianus zu seinem Vater zurück.
3 Vater oder Verwandter: Das eine der beiden Wörter
scheint eine Glosse zu sein.
5 Maxentius: Marcus Valerius Maxentius, >:· um 2 7 5/
278 oder 2 8 3 , war Sohn des Tetrarchen Maximianus und
wurde am 2 8 . Oktober 306 in Rom zum Imperator aus­
gerufen. Er starb am 2 8 . Oktober 3 1 2 nach der Schlacht
an der Milvischen Brücke (s. zu 40,23).
7 verlor, in Ravenna eingeschlossen, das Leben: Über
den Tod des Severus existieren mehrere Versionen: Nach
Laktanz (De mort. pers. 26,9) wurde er gezwungen, sich
die Pulsadern aufzuschneiden. Der Anonymus Valesia­
nus ( Origo Constantini 1 0) berichtet, Severus sei von
=

Maximianus getäuscht, gefangengenommen und nach


Rom gebracht worden. Als Galerius nach Italien zog,
wurde Severus getötet und im Grab des Gallienus beige­
setzt. Die Epitome de Caesaribus (40,3 ) und Zosimus
(2, 1 0) bieten die wahrscheinlichste Variante. Danach zog
sich Severus nach dem Abfall seiner Soldaten nach
Ravenna zurück, wurde von Maximianus überredet,
wieder nach Rom zurückzukehren, und auf dem Weg
dorthin bei Tres Tabemac von Maxentius in einen Hin­
terhalt gelockt und getötet.
8 Licinius: Gaius Valerius Licinianus Licinius, '-· um
2 6 5 , wurde am I L November 308 in Carnuntum (Bad
Deutsch-Altenburg) zum Augustus erhoben. Am 1 9 .
September 3 24 dankte er nach mehreren Niederlagen
gegen Constantin ab, im Frühj ahr 3 2 5 wurde er in Thes­
salonike hingerichtet. Galerius erhob den Licinius aller­
dings erst nach seiner erfolglosen Romexpedition.
9 gefährliche Wunde: Vor allem Laktanz (De mort.
pers. 3 3 ) und Eusebius (Hist. eccl. 8, 1 6) berichten aus-
40,2 - 40,20 E R L A U T E RU N G E N 2 73

führlieh über die Krankheit, an der Galerius starb. -

Pelso-See: der heutige Plattensee in Ungarn.


IO die Valerische: Nach Galeria Valeria, der Tochter
Diokletians und Ehefrau des Galerius, wurde der Osten
der Provinz Pannonia superior benannt.
I I Herrschaft . . . fünfJahre: Galerius regierte unge­
fähr �echs Jahre, vom I . Mai 3 o 5 bis Anfang Mai 3 I I . -
Constantius eines: etwas mehr als ein Jahr, vom r . Mai
3 0 5 bis zum 2 5 . Juli 3 06. - dreizehn fahre lang die Stel­
lung eines Caesars: Constantius war am r . März 293,
Galerius a m 2 1 . M a i 293 z u m Caesar erhoben worden,
das heißt, beide bekleideten ungefähr zwölf Jahre lang
die Stellung eines Caesar, bevor sie zu Augusti erhoben
wurden.
IJ Perserkönig Kyros Il., der Große: begründete im
6. Jahrhundert v. Chr. das Persische Weltreich, galt im
gesamten Altertum als großer und beispielhafter Mann.
Eusebius vergleicht in der Vita Constantini, der Lebens­
beschreibung des Kaisers Constantin 1., diesen mit
Kyros und Alexander ( I ,7- 8 ) .
I 6 schloß er Frieden und rückte durch Gallien: Bereits
im Herbst 306 oder Anfang 307 hatte Constantin einen
Feldzug gegen die Franken geführt, im Sommer 3 IO zog
er erneut gegen sie. Anschließend wandte er sich nach
Italien.
1 7 bei den Puniern Alexander: Lucius Domitius
Alexander wurde im Frühj ahr 308 in Africa zum Kaiser
erhoben und Ende 3 09 oder Anfang 3 IO von dem Präto­
rianerpräfekten (s. zu 2,4 und 3 9,30) Rufius Volusianus
besiegt und hingerichtet.
I 8 Usurpator: Gemeint ist Maxentius .
20 bei Verona: Constantin z o g im Frühj ahr 3 I 2 gegen
Maxentius nach Italien. Er brachte Segusio (Susa), Turin
2 74 E R L Ä U T E RU N G E N

u n d Mailand in seine Hand; b e i einem Ausfall d e r Vertei­


diger von Verona fiel der Gardepräfekt Ruricius Pom­
peianus, woraufhin Constantin die Stadt Verona und
auch Aquileia erobern konnte. - Tod des Vaters: Maximi­
anus starb im Juli 3 r o; vermutlich beging er Selbstmord
(s. zu 3 9, 1 7 und 48).
2 1 Herculius . . . bemächtigt: Ende 306.
22 Schwiegersohn: Constantin hatte im Spätsommer
307 die Tochter des Maximianus, Fausta, geheiratet.
23 Saxa rubra: Die «Roten Felsen» sind eine vom
laniculus (h. Gianicolo) aus sichtbare Felsengruppe, die
sich 1 3 km nördlich von Rom an der Via Flaminia befin­
det. Ihren Namen hat sie von ihrer auffälligen Färbung. ­
an der Milvischen Brücke: Die Milvische B rücke (h. pon­
te Molle) war Teil der Via Flaminia und führte nördlich
von Rom über den Tiber. Maxentius hatte diese vor Con­
stantin abbrechen und durch eine Schiffsbrücke ersetzen
lassen. Auf der Flucht vor Constantin ertrank er hier im
Tiber. sechstes fahr: Maxentius regierte genau sechs
-

Jahre, vom 2 8 . Oktober 306 bis zum 2 8 . Oktober 3 1 2.


24 Ausgelassenheit und Freude: laetitia bedeutet eher
die innere, gaudium eher die äußere Freude. Geld . . .
-

zusammenschießen: Aus tetrarchischer Zeit existiert eine


Liste mit den Namen von Senatoren, die j eder 400 ooo
Sesterzen gezahlt haben (CIL 6,3 7 1 r 8). Sie ist nicht
genauer zu datieren.
2 5 Prätorianerlegionen . . . gänzlich beseitigt: Con­
stantin löste die Prätorianerkohorten auf und machte das
Amt des Prätorianerpräfekten zum höchsten Zivilamt
(s. zu 2,4 und 3 9,30).
26 Heiligtum der Stadtgöttin: Der Tempel der Venus
und der Roma war schon von Maxentius restauriert wor­
den. - Basilika: Die Maxentius- oder Constantinsbasili-
40, 2 0 - 4 1 , 2 E R L A U T E RU N G E N 27 5

ka, die ebenfalls schon von Maxentius begonnen worden


war, aber erst von Constantin beendet wurde. Der Tem­
pel des Romulus, der von Maxentius für seinen Sohn
errichtet worden war, wurde dann für Constantin
geweiht.
2 7 zum Baden bestimmtes Gebäude: die Constantins­
thermen in Rom.
2 8 für das Flavische Geschlecht ein Priesteramt: Der
gerraue Name dieser Priesterschaft ist nicht bekannt. In
einem Reskript an die Stadt Hispellum in Umbrien (CIL
I I, p6 5 = D 70 5 ) erlaubte Constantin die Errichtung
eines Tempels für die gens Flavia. Ein solcher Tempel
brauchte selbstverständlich einen Priester oder eine Prie­
sterschaft, doch ist sonst nichts weiter über diese
bekannt. Aus Rom ist ein pontifex Flavialis bezeugt (CIL
6, I 69o D I 24o; CIL 6, I 69 1 . I 694). - Stadt Cirta: h.
=

Constantine, in Numidien. Sie war von dem Usurpator


Lucius Domitius Alexander erobert und zerstört wor­
den.
4 1 , I zweijährige Herrschaft als Augustus: Maximi­
nus Daia wurde Anfang Mai 3 I o von seinen Soldaten
zum Augustus erhoben; er starb im Spätsommer 3 I 3 ,
( s . z u 40, I ) . Aurelius Victor rechnet hier offenkundig
vom Tod des Galerius Anfang Mai 3 I I an, als Maximinus
senior Augustus (älterer Augustus, weil länger im Amt)
wurde. - von Licinius geschlagen: Am 3 0. April 3 I 3
unterlag Maximinus Daia auf dem campus Serenus bei
Adrianopel. - bei Tarsus den Tod: Tarsus liegt am Unter­
lauf des Kydnos im Westen Kilikiens in Kleinasien.
2 zwei: Constantin und Licinius. verwandtschaft­
-

lich . . . verbunden: Licinius hatte Anfang 3 I 3 die Schwe­


ster Constantins, Constantia, geheiratet. - drei Jahre
lang: Die Chronologie dieser Zeit ist umstritten. Fest
2 76 ERLÄUTERU N G E N

steht, daß Constantin am 8 . Oktober (wohl) 3 I 4 bei


Cibalae (h. Vinkovci) einen Sieg über Licinius errang.
Wann die beiden Frieden schlossen, ist indessen nicht
genau bekannt, ob schon Ende 3 I4 oder erst Anfang 3 I 7.
Ab 3 20 kam es erneut zu Streitigkeiten, die erst im
Herbst 3 24 mit der endgültigen Niederlage des Licinius
endeten. Der von Aurelius Victor genannte Zeitraum
von drei 1ahren eines friedlichen Miteinanders deutet auf
einen Friedensschluß im 1ahr 3 I 7 hin.
4 Kreuzigung . . . abschaffte: Das patibulum war ein
Halsblock, der aus zwei Hälften bestand, die um den
Hals des Verurteilten gelegt und an die seine Hände
gebunden oder genagelt wurden. An diesem Block wur­
de der Verurteilte auf dem Richtplatz an einem P{ahl hin­
aufgezogen, so daß das patibulum die Querstange des
Kreuzes bildete. Durch das Zerbrechen der Unterschen­
kel der Gekreuzigten wurden deren Leiden abgekürzt,
weil der Körper, der zuvor durch die auf einem Pflock
ruhenden Beine gestützt wurde, keinen Halt mehr
fand.
6 der Bund erneuert: Der oben erwähnte Friedens­
schluß. Crispus: Gaius Flavius 1ulius (oder Valerius)
-

Crispus, der erste Sohn Constantins, den er mit seiner


Konkubine Minervina hatte, wurde etwa 3 00 geboren
und am I . März 3 I 7 zum Caesar erhoben. Constantin:
-

Flavius Claudius Constantinus, ':· 7· August 3 I 6, Sohn


Constantins und vermutlich der Fausta, wurde am I .
März 3 I 7 zum Caesar erhoben. Licinianus: Valerius
-

Licinianus Licinius, ':· 1uli/ August 3 I 5, Sohn des Licinius


und der Constantia, der Schwester Constantins, wurde
ebenfalls am I . März 3 r 7 zum Caesar erhoben.
7 Sonnenfinsternis: vermutlich die ringförmige Son­
nenfinsternis, die am 6. 1 uli 3 I 6 stattfand.
4 1,2 - 4 1 , 1 2 E R L A U T E RU N G E N 277

8 sechs fahre: Am 3· Juli 3 24 siegte Constantin bei


Adrianopel in Thrakien, dem heutigen Edirne, über Lici­
nius, am I 8 . September 3 24 noch einmal bei Chrysopolis
in Bithynien am Bosporus, dem heutigen Scutari. -

Chalkedon: vor der Gründung Konstantinopels die


bedeutendste Stadt am Bosporus. Sie lag am Übergang in
die Propontis, dem heutigen Marmarameer. Berühmt
wurde sie vor allem durch ein Konzil im Jahre 4 5 I .
9 Martinianus: war magister officiorum (Vorsteher
der kaiserlichen Büros) des Licinius, wurde von diesem
nach dem 3· Juli 3 24 zum Augustus erhoben. Nach der
Einnahme von Nicomedia wurde er am 19. September
3 24 von Constantin abgesetzt und nach Kappadekien
verbannt. 3 2 5 ließ Constantin ihn töten. vernichtet:
-

Licinius hatte sich nach dem letzten Sieg Constantins am


I 8 . September 3 24 ergeben und wurde mehrere Monate
später ( 3 2 5) getötet.
ro Constantius: Flavius Julius Constantius, •:· 7· Au­
gust 3 I 7, wurde am 8. November 3 24 zum Caesar erho­
ben.
r 1 der älteste: Crispus wurde im März 3 26 in Pola an
der Südspitze Istriens hingerichtet. Die Gründe liegen
im Dunkeln: Angeblich soll Crispus eine inzestuöse
Beziehung zu seiner Stiefmutter Fausta gehabt haben;
vielleicht handelte es sich aber auch um eine Verschwö­
rung. - Caloc(a)erus war magister pecoris camelorum auf
Zypern. 3 3 3/3 34 erhob er sich, um die Kaiserwürde zu
usurpieren, doch wurde der Aufstand bald unterdrückt
und Calocaerus gekreuzigt.
12 Gründung einer Stadt: Mit dem Bau der Gebäude
für das «neue Rom» an der Stelle der alten Stadt Byzanti­
um war bereits 3 24 begonnen worden, eingeweiht wurde
Constantinopel am I r . Mai 3 3 0. - Ordnung der Kulte:
278 E R L Ä U T E RU N G EN

3 2 5 wurde in Nicaea das erste große christliche Konzil


abgehalten, auf dem es unter anderem um die Streitigkei­
ten zwischen Alexander, dem B ischof der Stadt Alexan­
dria, beziehungsweise seinem späteren Nachfolger
Athanasius, und Arius ging; auch die Frage der Festle­
gung des Osterfestes wurde behandelt. - Neugliederung
des Heerwesens: Constantin schied das Heer in Grenz­
truppen (limitanez) und Feldarmee (comitatenses), an
deren Spitze j eweils zwei Heermeister, der magister
equitum und peditum (Vorsteher der Reiterei bezie­
hungsweise der Fußtruppen), standen.
1 3 Goten und Sarmaten: Am 20. April 3 3 2 siegte
Constantin II. über die Goten, im Jahre 3 34 wurden die
Sarmaten aus dem heutigen B anat vertrieben. - Con­
stans: Flavius Constans, :: 3 20 oder 3 2 3 , wurde am
-

2 5 . Dezember 3 3 3 zum Caesar erhoben.


1 5 Dalmatius: Flavius J ulius Dalmatius (oder Delma­
tius), dessen Geburtsdatum unbekannt ist, wurde am
I 8. September 3 3 5 zum Caesar erhoben.
16 im 32. ]ahre . . . im Alter von 62]ahren: Constantin
regierte vom 2 5 . Juli 306 bis zum 22. Mai 3 3 7, also nicht
ganz 3 I Jahre. Davon hatte er fast I 3 Jahre lang die
Alleinherrschaft inne, vom I 8. September 3 24 bis zum
22. Mai 3 3 7· Das Geburtsdatum Constantins ist unsicher
(s. zu 40,2). Legt man die von Aurelius Victor angegebe­
nen 62 Lebensjahre zugrunde, so wurde Constantin im
Jahr 2 7 5 geboren. Überliefert sind ansonsten die Jahre
272,273 und 2 8 5 . gegen die Perser ziehen: Constantin
-

befand sich auf dem Weg zu einem Kriegszug gegen die


Perser, als er in der Nähe von Nikomedien starb. Die
Todesursache ist unklar: Die Epitome de Caesaribus
spricht von einer Krankheit (4 I , I 5 ), während Philostor­
gius (Hist. eccl. 2, I 6) die Möglichkeit erwähnt, daß Con-
4 1 , 1 2 - 4 1 ,22 ERLÄUTERUNGEN 279

stantin von seinen B rüdern vergiftet wurde, wobei es


sich aber höchstwahrscheinlich um eine Erfindung han­
delt, um die spätere Ermordung seiner Brüder zu recht­
fertigen.
1 8 Lager und Kastelle . . . errichtet: Zosimus (2,34)
tadelt den Kaiser im Gegenteil, daß er die Grenzen, die er
hätte verteidigen müssen, zugunsten der Städte, bei
denen dies nicht so nötig gewesen sei, vernachlässigt
habe.
20 Severus: Der Kaiser Septimius Severus (s. Kap . 20)
stammte aus Lepcis Magna, einer Stadt der Tripolis. -
Marcus Boionius: der Kaiser Marcus Aurelius; s. auch
Kap. I 6. - Hipparchos von Nikaia (Nicaea): griechischer
Astronom und Geograph, der um die Mitte des 2. Jahr­
hunderts v. Chr. lebte. - allzu wenig Würdigen: Ähnliche
Vorwürfe erheben auch Eutrop ( 1 0,7), Ammianus Mar­
cellinus ( r 6,8, 1 2; 2 I , I o,8) und Zosimus (2,3 8 , 1 ).
22 Dalmatius . . . getötet: D almatius wurde vor dem
9· September 3 3 7 in Constantinopel ermordet. Aurelius
Victor hält sich mit Verdächtigungen über den oder die
Urheber zurück. Der spätere Kaiser Julianus bezichtigte
in seiner Rede an die Athener ganz offen Constantius li.
des Mordes (2 70c-d), ebenso Zosimus (2,40) . Eutrop
( 1 0,9) ist etwas vorsichtiger, wenn er offenläßt, ob Con­
stantius li. den Mord befahl oder bloß zuließ. - dreifah­
re nach . . . fällt . . . Constantin: Anfang April 340 fiel
Constantin li. im Kampf gegen seinen Bruder Constans .
Constantin 1 1 . hatte versucht, eine Art Vormundschaft
über seinen j üngeren B ruder zu erlangen, wogegen die­
ser sich zur Wehr setzte. Nach dem Tod Constantins 1 1 .
in der Schlacht bei Aquileia erhielt Constans Gallien,
Britannien und Spanien. - minimum maximumque
bezieht sich hier auf Dalmatius Vater und Sohn.
280 ERLÄUTE RUNGEN

23 im zehnten Jahre nach seinem Triumph: Magnus


Magnentius erhob sich am I 8. Januar 3 50 in Augustodu­
num (h. Autun) zum Augustus. Constans wurde auf der
Flucht in Helena, einem Ort am Rande der Pyrenäen,
getötet. Magnentius wurde zunächst im Westen aner­
kannt, unterlag dann j edoch am 2 8 . September 3 5 I bei
Mursa den Truppen Constantius' II. Nachdem er im
Herbst 3 5 2 Italien verloren hatte, beging er am I O.
August 3 5 3 in Lyon Selbstmord. - Be'Wegungen . . . Ein­
halt geboten: Constans hatte 3 4 I / 3 4 2 gegen die Franken
und ab 3 4 3 in Britannien gekämpft.
2 5 von barbarischer Abkunft: Magnentius war Laete,
gehörte also einem germanischen Stamm an, der von den
Römern als grundhörig vor allem im nördlichen Gallien
angesiedelt worden war.
26 Vetranio: ::· vor 290 in Moesia superior, wurde auf
Betreiben Constantinas, der ältesten Tochter Constan­
tins I., am I . März 3 50 in Sirmium zum Augustus erho­
ben. Am 2 5 . Dezember 3 5o dankte er ab und starb 3 56 als
Privatmann in Prusa in B ithynien.
4 2 , I zehn Monate: Vetranio « regierte >> vom I . März
bis 2 5 . Dezember 3 5 0.
5 unser Kaiser: Constantius II.
6 Nepotianus: Flavius Popilius Virius Nepotianus
wurde am 3. Juni 3 5 0, also noch vor der Abdankung des
Vetranio, zum Augustus erhoben. Er war der Sohn der
Eutropia, der Schwester Constantins I . - Stadtpräfekten
erschlagen: Der praefectus urbi (s. zu 8 , 5 ) Fabius Titianus
scheint zum Zeitpunkt der Erhebung nicht in Rom
gewesen und dadurch dem Tod entgangen zu sein, denn
nach der Niederlage des Nepotianus erhielt er seinen
Posten zurück und behielt ihn bis zum Frühj ahr 3 5 I .
Gemeint ist wohl der praefectus praetorio (s. zu 2,4 und
4 I,2 3 - 42, I J E R L Ä U T E RU N G E N 281

39,30) Anicetus, der Nepotianus Widerstand leistete und


getötet wurde (Zosimus 2,43,3 -4).
8 am 27. Tage seiner Herrschaft: Nepotianus wurde
am 30. Juni 3 50 zusammen mit seiner Mutter Eutropia
getötet.
9 Decentius: Magnus Decentius wurde im Juli oder
August 3 5 0, also nach der Ermordung des N epotianus,
von Magnentius zum Caesar ernannt. - Gallus: Claudius
Gallus, •:· 32 5 I 3 26, wurde am r 5. März 3 p zum Caesar
ernannt und erhielt den Namen Flavius Constantius.
I O dreifahre lang: Magnentius regierte vom I 8 . Janu­
ar 3 50 bis zum I O . August 3 5 3 · Er beging Selbstmord in
Lyon. Decentius regierte bis zum I 8. 0 ktober 3 53 und
beging Selbstmord in Sens. Wie die beiden sich töteten,
ist nicht überliefert.
1 1 Aufstand der Juden: Von einem Aufstand in Judäa
berichten auch Hieronymus (Chron. ann. 3 5 2) und die
Kirchenhistoriker Sozomenus (Hist. eccl. 4,7, 5 -6), Phi­
lostorgius (Hist. eccl., ed. Bidez, p. 222) und Socrates
(Hist. eccl. 2,3 3 ). Der Name Patricius wird j edoch nir­
gends genannt.
I2 Gallus . . . sterben: Gallus wurde Ende 3 54 auf der
Insel Flamona bei Pola hingerichtet. Neben Ammianus
Marcellinus ( r 4,7·9· 1 1 ) und Eutrop ( r o, r 3 ), die sich bei­
de sehr negativ über Gallus äußern, berichten Philostor­
gius (Hist. eccl. 3,28; 4,8) und Zosimus (2, 5 5 ), daß Gallus
das Opfer von Hofeunuchen und Verleumdern gewor­
den sei.
IJ im siebzigsten fahre: Aurelius Victor rechnet hier
vom Beginn der Tetrarchie im Jahr 2 8 4 an. Die Zeit der
Alleinherrschaft Constantins I. zählt er insofern nicht
mit, als dieser zwar alleiniger Augustus gewesen war,
jedoch mehrere Caesares gehabt hatte. Die Zeit dieser
282 E RL Ä U T E RU N G EN

völligen Alleinherrschaft Constantius' II. währte aller­


dings nicht lange.
I4 Silvanus: ein Franke aus Gallien, wurde vermut­
lich am I I . August 3 5 5 in Köln zum Augustus erhoben.
Nach Ammianus Marcellinus (1 5 > 5 ) wurde er das Opfer
einer Intrige (s. zu 42, I 6).
I6 ungefähr am 28. Tage: Silvanus wurde am 7· Sep­
tember 3 5 5 von seinen Soldaten ermordet, auf Anstiften
des Ursicinus, der von Constantius II. zur Niederschla­
gung des Aufstandes entsandt worden war. Ammianus
Marcellinus war Augenzeuge des Vorganges ( I 5, 5 ).
1 7 ]ulian: Flavius Julianus, '-· Mai/Juni um 3 3 I, wurde
am 6. November 3 5 5 zum Caesar ernannt und reiste
sofort nach Gallien ab. In den Jahren 3 5 6- 3 59 sicherte er
die Rheingrenze gegen die immer wieder einbrechenden
Alamannen, die er 3 5 7 bei Straßburg besiegte. - allbe­
kannte Könige gefangennahm: Im Jahre 3 57 wurde der
Frankenkönig Chnodomar nach der Schlacht bei Straß­
burg gefangengenommen, 3 60 oder 3 6 1 der Alamannen­
könig Vadomar.
20 23 Jahre lang: Aurelius Victor schreibt im Jahr 3 60
noch vor dem Tod C onstantius' II. (s. den Titel des Wer­
kes).
2 I Vorstoß der Perser abgewehrt: 3 3 8 war Sapor II. in
Mesopotamien eingefallen und hatte auch König Arsa­
kes aus Armenien vertrieben. Constantius II. gelang es,
Sapor zurückzuschlagen und Arsakes wieder einzuset­
zen. Im Frühjahr und Sommer 3 50 belagerte Constantius
Nisibis. Im Herbst 3 5 9 dagegen gelang es den Persern,
Amida einzunehmen, und zu B eginn des Jahres 3 60 fiel
Sapor II. erneut in Mesop otamien ein. - Sarmaten . . .
König: Im Jahre 3 5 8 fand ein Feldzug gegen die Sarmaten
statt. Nach Ammianus Marcellinus setzte Constantius
42, 1 3 - 42,22 E R L Ä U T E RU N G E N 283

anschließend d e n Sohn ihres vorigen Königs, Zizais, als


neuen Herrscher ein ( 1 7, 1 2,20).
22 Gnaeus Pompeius hatte 66 v. Chr. den König von
Armenien, Tigranes 1 . , besiegt und ihn anschließend wie­
der in sein Amt eingesetzt.
Z U M TEXT

D e r lateinische Text beruht auf d e r Ausgabe


Sexti Aurelii Victoris Liber De Caesaribus,
rec. Fr. Pichlmayr, corr. R. Gründel, Leipzig 1 96 1 .
E r weicht an folgenden Stellen hiervon ab:

Pichlmayr: Diese Ausgabe:

1 ,6 habitus dignus habitus


4, 1 3 t quamvis quamvts
5,10 t nequaquam ­ , nec quidquam
consuetudo, verecundiae est et
externis satiata
immanius excitatur
peccandi consuetudo;
1 6, 1 0 t incerta - doctrinae incerta - doctrinaeque
23,2 t libidinum ferenda- libidinum nefandarum
rum
24,5 celebrio et celeberrimum
26, 1 Thydri Thysdri
29,4 Bruti Abryti
33,3 1 t perduci perducto
35,12 t simulata simulationi
40, 1 7 haberetur haberent
4 1 ,3 t admodum magna admodum magna cetera
cetera magnificentia
4 1 ,20 muneribus munens
42,3 fere ferro
42,23 cibi parcus cibi
DAS JULISCH-CLAUDISCHE KAISERHAUS
C . lulius Cacsar

CAESAR Iulia oo M. Atius


( 1 00-44 ) Minor Baibus
Atia oo C. Octavius
I
Scribonia oo 2. AucusTus 3. oo 2. Livia 1. oo Ti. Claudius Ncro
I (27 v.-1 n.Chr.)
4
Agrippa oo 2. lulia 3 . oo 2. TIBERIUS 1. oo Agrippina Drusus I. oo Antonia
I mmor

I
(t 1 2v.Chr.) ( 1 4-37) (t 9 v.Chr.)
Drusus II.
(t 23)
Livilla

Cn. Domitius l
oo I. Iulia 2. oo 4. CLAUDIUS 3. Messalina
Ahenobarbus Agrippina (41 -54)
I
T I
NERO 1. 00 Octavia Britannicus
(54-68)
..
D I E TETRARCH I E 00
0\

Romula oo DIOCI.ETIAN oo Prisca MAXIMIANUS oo 2. Eutropia 1. oo Hannibalianus


(284-305) (286-305)

2. oo Valeria Thcodora oo 2. CoNSTANTIUS I.


(305-306)

VaJcria oo MAXENTIUS Fausta oo Ko NSTA N T I N


Maximilla (306-3 12) (306-3 37)

MAXI M I N U S
DAIA
(309-3 1 3 )
D I E C O N STANT I N I S C H E DYNASTI E

D i o CLETIAN oo Prisca M AXI M I A N U S oo 2. Eu tropia l. I lannibalianus


(284-305) (286-3 1 0)

GAI.ERHJS oo Valcria l ! clena ( oo ) l. C oNTANTI U S I . 2. oo Theodora


(305-3 1 1 ) (305-306)
,----+----,.---,---,
J .JCJ NlUS Con- Dal- lulius I lanni- Eutro- A na­
(308-324) stantia matJUS Constan- balianus p1a stasia

Licinianus
(Cacsar 3 1 7-324)

Maxi­ 00 M AXEN- Fausta 2. K oN- 1. ( oo ) Mincrvina

I
milla TI U S sTANTIN
(306-3 12) (306-337)

Hclena oo C rispus Dal matius [-[anni­


(Cacsar (Cacsar balianus
3 1 7-326) 335-337) (rcx 335-337)

C oN STANTINus II. C O N STAN S Constanti(n)a C o N STANTius I!. Hclcna ! U LI A N


(337-340) (337-350) t 354 (337-3 6 1 ) t 360 (36 1 -363) ....
00
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DAS RÖMISCHE REICH IM JAHR 60

• suR:liGALA.

TARRACONENSIS

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SAAOINIA
ET
COASICA 0
CAAALES

MAURETANIA CAESAAIENSIS

NUMlDIA

1 GERMANIA SUPERIOR

2 GERMANIA INFERIOR

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Ungefähre Grenzlinien der Provinzen

• Hauptstadt (einer Provinz)

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BELGICA PI'O'olinz

AFRICA Prokonsularische Provinz

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PART H I A Andere Get>iete / VOiker


DAS RÖMISCHE REICH IM JAHR 2 1 1

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Ungeflhra Grenzlinien der Provinzen

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1 3 ALPES COTTIAE 'D EPIRUS NOVA
1 4 AEMILIA. ET L.'GUAIA 21 EPIAUSVETUS
I S FL.At.t!.t !A ET PICEN\JM 29 RHODOPE
I NOVEM POPU'.J II AP\AJA ET CAI..ABAIA 3D THAACIA
2 ACl!iTA.>,;;e.At 1 7 NCitCUM.MEOII'EARANEUM 31 EUROPA
II PANNOMA SUf'EAiOA
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3 NA.IIKltt.�"SiS
. I 32 HEWSPONT\J$
4 ..�EM."ENSIS 11 SAVE.IIS !S
5 No\R80ta; S!S !I 21 VA!.EAIA ,. ,_
I AI.PESaw!IT:YAE 21 PA."4NNN'.AINFER;OR 3S PH'I'RGIA. I
7 LUGDUNEN$lSI t.ICESIASUPERIOR 38 PHYRGIAII
I SEQUAN:A 22 MAAGEKSIS 37 PHOENICE
CHRONO L O G I S C H GEORDNETES
VERZEICHNIS DER KAISER
von Augustus bis Julianus

KAPITÄLCHEN: Augusti
Kursive: Caesares
Gemeine (m. Einzug): Usurp atoren

Name Caesar Augustus

AUGUSTUS 27 v. Chr. -
1 4 n. Chr.
TrBERIUs 14 - 37
GAIUS (CALIGULA) 37 - 4 1
CLAUDIUS 41 - 54
NERO 54 - 68
C. Iulius Vindex 68
GAL BA 68 - 69
Piso
0THO 69
VrTELLius 69
VESPASIANUS 69 - 79
TITUS 79 - 8 r
DoMITIANUS 8 r - 96
NERVA 96 - 9 8
TRAIANUS 98 - I I 7
HADRIANUS 1 17- 138
Lucius Aelius 1 36 - 138
ANTONINUS Pws r38 - r6r
MARCUS AURELIUS r6r - r 8o
Lucws VERUS r6r - r 69
CoMMonus 1 80 - 1 92
PERTINAX 1 92 - 193
VERZ E I C HN I S D E R K A I S E R 29 5

Name Caesar Augustus

Dmrus luLIANUS 193


Septimius Severus 1 93 - 2 1 1
Pescennius Niger 1 9 3 - 1 94
Clodius Albinus ab 1 9 3 1 9 5 f r 96 - 1 9 7
CARACALLA ab 1 9 5 l r 96 21 1 - 217
GETA ab 1 9 7 21 1
ÜPELLIUS MACRINUS 217 - 218
DIADUMENIANUS ab 2 1 7 218
ELAGABAL 2 1 8 - 22 2
ALEXANDER SEVERUS I
SEVERUS ALEXANDER ab 2 2 1 2 2 2 - 23 5
MAXIMINUS THRAX 2 3 5 - 23 8
Maximus ab 2 3 6
GoRDIANos I . 238
Go RDIANUS II. 238
PUPIENUS 23 8
BALBINUS 23 8
GO RDIANUS 1 1 1 . 2 3 8 - 244
PHILIPPUS ARABS 244 - 249
PHILIPPUS I I . a b 244 247 - 249
lotapianus 248 - 249
DECIUS 249 - 2 5 J
L . Priscus 250
Iulius Valens Licinianus 250
HERENNIUS ETRUSCUS ab 2 5 0 2p
Ho STILIANUs ab 2 5 0 25 1
TREBONIANUS GALLUS 251 - 253
VoLUSIANUS 251 - 253
AEMILIUS AEMILIANUS 253
VALERIANUS 2 5 3 - 260
GALLIENUS 2 5 3 - 26 8
296 V E R Z E I C H N I S DER K A I S E R

Name Caesar Augustus

Valerianus !I. 257 - 258


Saloninus 257 - 258
Ingenuus 260
Regalianus 260
Aureolus 262; 2 6 8

Palmyrenisches Reich:
SEPTIM JUS ÜDAENATHUS 262 - 267
VABALLATHUS (267 -) 272
ZENOBIA (267 -) 272
Maeonius 267
Antiochus 272

Gallisches Sonderreich:
PosTuMus 260 - 269
Laelianus 269
Marius 269
VrcTo RINUS 2 69 - 2 7 1
TETRICUS I. 2 7 1 - 274
Tetricus II. 273 - 274
Faustinus 273

CLAuorus II. GoTHrcus 2 6 8 - 270


QUINTILLUS 270
AURELIANUS 270 - 2 7 5
Fclicissimus 2 70 - 27 1
TACITUS 2 7 5 - 276
Mucapor 275
fLO RIANUS 276
PROBUS 2 76 - 2 8 2
B onosus 280
V E R Z E I C H N I S D E R KAI S E R 29 7

Name Caesar Augustus

Proculus 2 80 - 2 8 1
Saturninus 28 1
CARUS 282 - 28 3
NuMERIANUS ab 2 8 2 283 - 284
CARINUS ab 2 8 2 283 - 28 5
M . Aurelius Iulianus 283 - 28 5
Sabinus Iulianus 284
DrocLETIANUS 284 - 305
Aurelius Achilleus 297 - 29 8
MAXIMIANUS 285 - 305
3 06 - 3 0 8 U . 3 1 0
Iulianus ?
Amandus 28 51286
Aelianus 28 51286

Britannisches Sonderreich:
CARAUSIUS 2 8 6 - 293
ALLECTUS 293 - 297

CoNSTANTius I. ab 293 3 0 5 - 3 06
GALERIUS ab 293 305 - 3 1 1
MAXIMINUS DAIA ab 305 3 10 - 3 1 3
SEVERUS ll. ab 305 306 - 307
MAXENTIUS 3 06 - 3 1 2
L. Domitius Alexander 3 08 - 3 1 0
CoNSTANTINUS I. 3 06 - 3 3 7
Crispus 3 1 7 - 326
Dalmatius 335 - 337
Calocaerus 3 3 3 13 3 4
LICINIUS 3 0 8 - 3 24
Licinius iunior 3 1 7 - 3 24
29 8 V E RZ E I C H N I S D E R K A I S E R

Name Caesar Augustus

MARTINIANUS 3 24
CoNSTANTINUS li. ab 3 I 7 3 3 7 - 3 40
CoNsTANs ab 3 3 3 3 37 - 3 50
CoNSTANTIUS li. ab 3 2 4 337 - 361
Constantius Gallus 3 5 1 - 3 54
Magnentius 3 50 - 3 5 3
Decentius 3 50 - 3 5 3
Nepotianus 3 5°
Vetranio 3 5°
Silvanus 355
JULIANUS ab 3 5 5 3 60 - 3 6 3
L I T E R AT U R H I N W E I S E

M . v. Alb recht, Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis


Boethius. Mit Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Neuzeit,
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Historia 3 8 ( I 9 89), S. r I 7- I I9·
E. Wölfflin, Aurelius Victor, in: Rheinisches Museum 29 ( I 8 74), S. 2 8 2-
308.
REGISTER

I n das Register wurden auch die Stellen aufgenommen, an denen nur


implizit von Personen, Orten etc. die Rede ist. Diese Stellenangaben ste­
hen in Klammern.

PERSONEN
Achillcus, Aurclius, Usurpator Antinous, Liebling Hadrians
297-298 39,23 · 3 8 I 4,7-8
Aelius, Lucius = Lucius Ceionius Antoninus s. Caracalla
Commodus, Caesar r36-r3 8 Antoninus, Marcus s. Heliogaba­
q, 5 . I o lus
Aelius Hadrianus s. Hadrianus Antoninus Pius = Titus Aurelius
Aemilius Aemilianus, Marcus, Fulvius Boionius (Arrius)
Kaiser 2 53 3 I passim Antoninus, Kaiser r3 8-r6r
Aggar = Abgar, Herrscher der I 4 , 1 r .( r 3); I 5 passim; ( I 6, r . 3 )
Osrhoi!ne I79-2 1 6 20, I 4 Antonius Gordianus s . Gordianus
Agrippa, Marcus Vipsanius, Antonius, Marcus, Gegenspieler
Schwiegersohn des Augustus des Augustzts 1 , 3
3,2 Aper, Prätorianerpräfekt und
Agrippina, 4· Ehefrau des Schwiegervater des Nztmeria­
Claudius, Mutter Neros nus 3 8,6; 39, 1 3
(4, I 2- I 3 . I 5 ; 5 , 8 . r r - 1 2 ) Archelaus, König von Kappado­
Albinus s . Clodius Albinus kien 3 6 v. - r7 n. Chr. 2,3
Alexander, Lucius Domitius, Aristobulus, Prätorianerpräfekt
Usurpator 308-3 ro unter Numerianus, Carinus
40, I 7.( I 8-I 9.)28 und Diokletian 3 9 , 1 4
Alexander Severus s. Severus Armentarius s . Galerius
Alexander Asclepiodotus, Prätorianerprä­
Allectus, Herrscher des Britanni­ fekt unter Diokletian 3 9,42
schen Sonderreiches 293-297 Attalus, Markomannenkönig im
3 9>40.(4 I -42) J . ]h. 3 3 ,6
Amandus, Gaius, Usurpator Attitianus, Proviantmeister im
2 8512 86 3 9, I 7 Heer des Victorinus 3 3 , 1 2- 1 3
Anatolius, Prätorianerpräfekt von Augustus = Gaius Iulius Caesar,
Illyricum 3 57-3 59 I 3 ,6 Kaiser 27 v. - I4 n. Chr.
RE G I ST E R 3 05

I passim ; 2, 1 .4; 3 ,2-3; 8,7; Carausius, Marcus Aurelius


39,2 5 Maus(aeus}, Herrscher des
Aurelianus, Lucius Domitius, Britannischen Sonderreiches
Kaiser 27o-275 3 3 ,2 I ; 3 5 pas­ 2 86-293 39,20.(2 1 . } 3 9 .( 4o-4 I )
sim; 3 6 , I -2; 39,28.43 Carinus, Marcus Aurelius, Caesar
Aurelius Alexander s. Severus ab 2 82, Kaiser 2 83-2 84
Alexander 3 8 , 1 .(2); 39,9. ( I o.) I I .( 1 2.) I 7
Aurelius Antoninus s. Antoninus Carus, Marcus Aurelius, Kaiser
Pius und Marcus Aurelius 2 82-283 3 8 passim; 3 9 , I O . I 2
Aureolus, Usurpator 262 und Cerealis, Konsu/ 3 5 8 I 6, I 2
2 68 3 3 , I 7- I 8 . ( I 9.)20 Chaerea, Cassius, Mörder Caligu­
las 3 , I 4
Balbinus, Decimus Caelius Calvi­ Claudius = Tiberius Claudius
nus, Kaiser 238 26,7; 27,6 Nero Germanicus, Kaiser
Bassianus s. Caracalla 4 1 -54 3 , I 6; 4 passim; ( 5 , 2. I I ;}
Boionius, Marcus s. Marcus 9.7
Aurelius Claudius (II. Gothicus), Marcus
Bonosus, Usurpator 2 80 3 7,3 Aurelius, Kaiser 2 68-270
Brutus, Marcus lunius, Vertreiber 3 3 ,27-2 8 . 3 2; 3 4 passim
des letzten römischen Königs Claudius Tiberius Nero s. Tiberi­
3,I4 us
Clodius Albinus = Decimus Clo­
Caecilius Balbinus s . Balbinus dius Septimius Albinus, Caesar
Caesar, Gaius lulius, römischer ab 193, Usurpator 195-197
Politiker des 1 . ]h. s v. Chr. I , I 2o,8-9. I I
Caligula = Gaius Caesar Germa­ Clodius Pupienus s. Pupienus
nicus, Kaiser 37-4 1 3 passim; Commodus, Lucius Aurelius,
4.3; 3 9.4 Kaiser r 8o-192 I 6,9; I7 pas­
Caloc{a}erus, Usurpator sim; 20,9 . 3 0
333/334 4 I , I 1 . ( 1 2) Constans, Flavius Iulius, Caesar
Caracalla = Lucius Septimius Bas­ ab 333, Kaiser 337-350
sianus = Marcus Aurelius 4 I ,I 3 . ( I 4.)2 3 .(24)
Antoninus = Marcus Aurelius Constantin (II.}, Flavius Claudi­
Severus Antoninus Pius, Cae­ us, Caesar ab 3 17, Kaiser
sar ab 195, Kaiser 2 1 1-2 17 337-340 4 I ,6.22
20, 2 5 - 30 · 3 3 ·(3 4); 2 I passim; Constantinus (I.}, Flavius Valeri­
2 3 , I ; 24,8 us, Kaiser 3 06-337 34,7;
3 06 REGISTER

40,2.(3-4 · ) 1 4. ( 1 5-1 6.)22. 26. Decius = Gaius Messius Quintus


(27-28); 4 1 ,2-2 1 passim; 42,6 Decius Valerianus, Kaiser
Constantius (I.), Flavius Valerius, 24f)-2 f l 2 8 , 1 o; 29 passim
Caesar ab 293, Kaiser 3 05-3 06 Diadumenus = Marcus Opellius
34,7; 3 9,24-40,4 passim; Diadumenianus, Caesar ab 2 I 7,
40, 1 1 . ( 1 2) Kaiser 2 1 8 22 passim
Constantius (II .), Flavius Iulius, Didius lulianus = Marcus Didius
Caesar ab 3 24, Kaiser Severus Iulianus, Kaiser I93
337-36I 4 1 , 1 0; 42 passim I 8,2; I9 passim; 20, I [unter
Constantius Gallus = Claudius dem Namen Salvius]
Gallus = Flavius Constantius, Diocletianus, Gaius Aurelius
Caesar 3 J I-3 54 42,9 . 1 2 Valerius, (lovius ), Kaiser
Cosdroe = Chosrocs, Herrscher 2 84-305 39 passim; 40, 1 . 8
des Parthen·eiches I o6-129 Domitianus, Titus Flavius, Kaiser
1 3 >3 8I-96 9,4; I I passim; I 3 , 5 ;
Cottius, Marcus Iuiius, praefectus 3 9>4
civitatium der Alpes Cottiae 5 , 2 Domitius s. Nero
Crispus, Gaius Flavius Iulius/ Domitius, Anstifter des Aufstan­
Valerius, Caesar 3 q-3 2 6 des in Rom unter Maximinus
4 1 ,6.( 1 1) Thrax 26, 5
Curier, ple beiscbes Geschlecht 1 8, 1 Domitius Ulpian u s , ]u 1·is t 24,6
Cyrus II., der Große, König der Drusus, Bmder des Kaisers Tibe­
Perser im 6. Jh. v. Chr. 40, 1 3 nus 3,2

Dalmatius, Flavius lulius, Neffe Elagabal s. Heliogabalus


Constantins 1. , Caesar Etruscus s. Herennius Etruscus
33 5-337 4 1 , 1 5 · 2 2
Dalmatius, Flavius, Halbbmder F abricier, plebeisches
Constantins 1., Vater des Vor­ Geschlecht I 8, I
genannten (4 1 , 1 5 . 22) Faustinus, Usurpator im Galli­
Decentius, Magnus, Caesar des schen Sonderreich 273 3 5,4
Usurpators Magnentius Felicissimus, Usurpator
3 5 o-3 53 42,9. ( 1 0) 27o-271 J 5,6
Decibalus, letzter König der Flavius s. Constantinus (I.)
Daker 1 3 , 3 Florianus, Marcus Annius, Kaiser
Decier, plebeisches Geschlecht q6 3 6,2; 3 7, ( 1 .)6
J 4,2
R E G I ST E R 3 07

Gaius s. Caligula Heliogabalus (Elagabal) = Varius


Galba, Servius Sulpicius, Kaiser Avitus = Marcus Aurelius
68-69 5, I 5; 6 passim; 8,2 Antoninus, Kaiser 2 I 8-222 2 3
Galerius = Gaius Galerius Valeri­ passim; 24,6
us Maximianus (Armentarius), Helvius Pertinax, Aulus s. Pertinax
Caesar ab 293, Kaiser 305-3 I I Hcrculius s. Maximianus
3 9 ,24-40 , I 2 passim; 42, I 9 Hcrcnnius Etruscus = Quintus
Gallienus, Publius Licinius Egna­ Herennius Etruscus Messius
tius, Kaiser 253-268 3 2-3 3 Decius, Caesar ab 2 50, Kaiser
passim; 3 5 .7; 3 7,6 2 5 1 2 9 , 1 .( 5 )
Gallus s. Trcbonianus Gallus und Hipparchus von Nicaea/Nikaia,
Constantius Gallus Astronom des 2 . ]h.s v. Chr.
Germanicus, Neffe des Kaisers 4 1 ,20
Tiberius 3,2; I 1 ,4 Hostilianus = Gaius Valens
Geta, Publius Scptimius, Caesar Hostilianus Messius Quintus,
ab I97, Kaiser 2 I I Caesar ab 2 50, Kaiser 2 5 I 30
20,JO. 3 2-3 3 passim
Gordianus (I.) = Marcus Antoni­
us Gordianus Scmpronianus lngcbus Ingenuus, Usurpator
=

Romanus Africanus (Senior), 260 J 3 , 2


Kaiser 238 26 passim; 27, 1 lotapianus, Umrpator 248-249
Gordianus (II./III.) = Marcus 2 9 ,2
Antonius Gordianus Sempro­ lovius s. Diocletianus
nianus Romanus Africanus luba, König von Mauretanien
(Il.); Marcus Antonius Gordia­ 25 v. - 23 n. Chr. 4,2
nus (Ill.), Kaiser 23 8 (11.), lulia, Tochter des Augustus 3 9 ,2 5
23 8-244 (1/l.) (26,4;) 27 pas­ lulia Domna, Ehefrau des Septi­
Sim mius S everus 2 1 ,3
Iulia Mammaea, Mutter des Seve­
Hadrianus, Publius Aclius, Kaiser rus Alexander 24,5
I I7-IJ 8 I 3 , 1 1 . ( I 3); 1 4 passim lulianus, Marcus Aurelius, Usur­
Hannibal, Führer des punischen pator 2 83-2 85 3 9 , 1 0
Heeres im 2. Römisch-Kartha­ lulianus, Sabinus, Usurpator
gischen Krieg 2 1 8-202 v. Chr. unter Diokletian 3 9 ,22
J 7,2.(3) Iulianus, Flavius (Claudius), Cae­
Helianus = Aelianus, Usuryator sar ab 3 5 5, Kaiser J 6o-J6J
2 8512 86 3 9 , 1 7 42, I 7. ( I 8)
308 REGISTER

Iulius Constantius s . Constan­ Marius, Marcus Aurelius, Usur­


tius I. pator im Gallischen Sonder­
lulius Maximinus, Gaius s. Maxi­ reich 2 69 3 3 ,9. I 1 . ( 1 2 )
minus (Thrax) und Maximus Marobodus (Marbod), Führer der
lulius Valens Licinianus, Usurpa­ Sueben 2,4
tor 26o 29,3 Martinianus, Kaiser J24 4 I ,9
Maxentius, Marcus Aurelius Vale­
Laelianus, Gaius Ulpius Corneli­ rius, Kaiser 306-J I2 40, 5-26
us, Usurpator im Gallischen passim
Sonderreich 269 3 3 , 8 Maximianus, Aurelius Valeriu s,
Licinianus s. Licinius lunior ( Herculius), Kaiser 2 85-3 0f,
Licinier, plebeisches Geschlecht 3 06-3 08 und 3 10 3 9, I 7-48
3 2,2 passim; 40, 5 . ( 20. ) 2 I . ( 22 )
Licinius, Gaius Valerius Licinia­ Maximianus (Caesar) s. Galerius
nus, Kaiser 308-3 24 4o, 8 ; Maximinus (Daia), Galerius Vale­
4 I , I-9 passim rius, Caesar ab 3 05, Kaiser
Licinius lunior, Valerius Licinia- 3 I D-3 I3 40, I ; 4 I , I
nus, Caesar 3 17-3 24 4 I ,6 Maximinus (Thrax), Gaius Iulius
Licinius Gallienus s. Gallienus Verus, Kaiser 23 5-23 8
Licinius Valerianus s. Valerianus 2 5 passim; ( 26, I ; ) 2 7, 3 . (4-5 )
Lucius Verus s. Verus Maximinus = Gaius Iulius Verus
Maximus, Sohn des Maximinus
Magnentius, Magnus, Usurpator Thrax, Caesar ab 2 3 6 2 5.2;
3 fD-3 f3 4 I ,2 3 . 2 5 ; ( 2 6, I ;) 2 7, 3 . (4-5 )
42,6. ( 8 . )9. ( I o. ) I 5 Messalina, 3· Ehefrau des Claudi­
Marcomarus, König über germa­ us 4, 5 . ( 6-I I )
nische Völker I 6, I 3 Mucapor, Usurpator 275 36,2
Marcus Aurelius = Marcus Anni­
us Catilius Severus = Marcus Narseus = Narses, König der Per­
Annius Verus = Marcus Aureli­ ser 293-302 39,3 5
us Verus = Marcus Boionius, Nepotianus, Iulius, Usurpator
Kaiser r6r-r 8o ( q ,6; ) I 6 350 42,6. ( 7-8 )
passim; 20,30; 27,7; 4 I ,20 Nero = Lucius Domitius Aheno­
Marcus Philippus s. Philippus barbus = Nero Claudius Caesar
(Arabs) Drusus Germanicus, Kaiser 54-
Marius, Gaius, römischer Politiker 68 ( 4, I 5; ) 5 passim; 7, I ; 8 , I ;
des r . ]h . s v. Chr. 3 3 , I I; 39,6 27,7
REGISTER 3 09

Nero s. Tiberius Pipa, Tochter des Markomannen­


Nerva, Marcus Cocceius, Kaiser königs Attalus 3 3 ,6
96-98 12 passim; 1 3 , 1 0 Piso = Lucius Calpurnius Piso
Numa Pompilius, legendärer Frugi Licinianus, Caesar 69 6,2
König Roms 1 , 3 ; 1 4,2 Plotina, Ehefrau Trajans 1 3 , 1 3
Numerianus, Marcus Aurelius Polemon II., König von Pantos im
Numerius, Caesar ab 282, Kai­ I.jh. 5 , 2
ser 2 83-2 84 3 8, r -2 .6.(7); Pompeius, Gnaeus, römischer
3 9, ! .( ! 2.) 1 3 Politiker des r. ]h.s v. Chr.
42,22
Octavianus s. Augustus Pompilius Numa s. Numa Pom­
Octavius, Vater des Augustus 1,1 pilius
Opilius (Opellius) Macrinus, Postumus, Marcus Cassianus
Marcus, Kaiser 2 I7-2 I 8 Latinius, Herrscher des Galli­
2 2 passim; 2 3 >3 schen Sonderreiches 2 6o-2 69
Ot h o, Marcus Salvius, Kaiser 33,8. 1 2
69 6,2; 7 passim; 8,3 Priscus, Lucius, Usurpator 2 50
29,2-3
Papinianus,]urist, Prätorianer­ Priscus Tarquinius s. Tarquinius
präfekt unter Septimius Severus Priscus
und Caracalla 20,3 3-34 Probus, Marcus Aurelius, Kaiser
Patricius, Führer eines Aufstandes q6-2 82 3 7 passim; 3 8,2;
lnjudäa 42, 1 1 39>28
Paul(l)us, Iulius, ]urist 24,6 Pupienus, Marcus Clodius, Kaiser
Pertinax, Publius Helvius, Kaiser 2) 8 26,7; 2 7,4·6
I92-I9J 1 7, 1 0; ( 1 8 passim;)
20, ! .9 Regalianus, Publius Cornelius,
Pcsccnnius Niger, Lucius, Usur­ Usurpator 26o 3 3 , 2
pator I9J-I94 20,8-9 Romulus, der legendäre Gründer
Philippus (Arabs), Marcus Iulius, Roms 24,8; 3 5 , 1 2
Kaiser 244-249 27,8; Rufius Volusianus, Prätorianer­
2 8 passim präfekt unter Maxentius
P h ilippus (II./Iunior), Marcus 40, 1 8
Iulius (Severus ), Caesar ab 244,
Kaiser 247-249 2 8 , r .(6. r o- 1 1 ) Sabinus, Bruder Vespasians 8 , 5
Philippus, Flavius, Konsul 348 Salonina, Ehefrau des Gallienus
28,2 J 3,6
3 10 REGI STER

Saloninus = Publius (Licinius) Tarquinius Superbus, letzter der


Cornelius (Saloninus) Valeria­ mythischen Könige Roms 3 , 1 4
nus = (Publius Cornelius) Salo­ Tetricus (1.), Gaius Pius Esuvius,
ninus Gallienus = Saloninus Herrscher des Gallischen Son­
Valerianus, Caesar 257-258 derreiches 2 7 1 -2 74 3 3 , 1 4;
3 3>3 3 5 >3-4·( 5 )
Salvius Iulianus s. Didius Iulianus Tetricus (II.), Gaius Pius Esuvius,
Salvius Otho s. Otho Caesar des Gallischen Sonder­
Sapor 1., König der Perser reiches 273-274 3 3 , 1 4; (3 5 , 5 )
24J-27J J 2 , 5 Tiberius Claudius Nero, Kaiser
Saturninus, Gaius lulius, Usurpa­ 14-37 2 passim; 3 , 1 . 3 . 1 7;
tor 2 81 3 7>3 39,2 5 ; 42, 1 9
Scaeva, Gladiator 1 7, 5 -6 Tigranes, König von A rmenien im
Septimius Severus, Lucius, Kaiser 1 . ]h . v. Chr. 42,22
193-2 I I 1 9,4; 20 passim; 24,8; Titus Flavius Vespasianus, Kaiser
4 1 ,20 79-81 9,4 . r o; ro passim
Severus (II.), Flavius Valerius, Traianus, Marcus Ulpius, Kaiser
Caesar ab 3 05, Kaiser ; o6 bis 9 8-1 17 5 ,2; 1 3 passim; 3 3 ,3
3 07 40, r-7 passim Trebonianus Gallus, Gaius Vibi­
Severus Alexander, Marcus Aure­ us, Kaiser 2 5 1-2 53 3o-3 1 pas­
lius = Bassianus Alexianus, Sim
Caesar ab 22 1, Kaiser 222 bis
235 2 3 , 3 ; 24 passim Ulpius Traianus s. Traianus
Severus s. Septimius Severus
Silvanus, Usurpator 355 Valerianus, Publius Licinius, Kai­
42, 1 4-1 5 .( r 6) ser 2 53-260 3 2 passim; 3 3 ,2
Suburanus, Prätorianerpräfekt Valerius (Diocletianus) s. Diocleti­
unter Trajan r 3 ,9 anus
Sulpicier, patrizisches Verus, Lucius = Lucius Ceionius
Geschlecht 6,r Commodus = Lucius Aelius
Sura, Vertrauter Trajans 1 3 , 8 Aurelius Commodus = Lucius
Aurelius Verus, Kaiser 161-1 69
Tacfarinas, Führer der Gätuler 2,3 r 6,3-9 passim
Tacitus, Marcus Claudius, Kaiser Vespasianus, Titus Flavius, Kaiser
275-276 36 passim; 3 7,6 69-79 8, r . 3-5; 9 passim;
Tarquinius Priscus, mythischer ( r o, 5 )
König Roms 4, 1 5 ; r r , r 2 Vetranio, Usurpator 350 4 1 ,26
REGISTER 3II

Victoria, Ehefrau des Victorinus, Vologesus III., König der Parther


Mutter des Tetricus 3 3 , 1 4 I4 8-193 1 6,4
Victorinus, Marcus Piavonius, Volusianus, Gaius Vibius, Kaiser
Herrscher des Gallischen Son­ 2J I-25J 3 0-3 1 passim
derreiches 2 69-271 3 3 , 1 2
Victorinus, Sohn des Vorgenann­ Xerxes, König der Perser 23 r bis
ten 3 3 , 1 4 243 24,2
Vimius, Centurio 3 , 1 6
Vitellius, Aulus, Kaiser 69 7,2; Zenobia, Herrseherin des Pairny­
8 passim renischen Sonderreiches ( 3 3 , 3 )
Vologesus !., König der Parther
J I-79 9, 1 0

VÖLKERSCHAFTEN, REGIONEN, ORTE

Abrytus, h. Aptaat, in der Alexandria, Stadt in Nordägypten


Dobrudscha 29,4 am Mittelmeer 3 9 ,2 3 . 3 3
Achaeer/Achaia, römische Alpen: 3 9,30; 42, I 7
Bezeichnung für Griechen­ Alpes Cottiae, Gebiet vom oberen
land und seine Bewohner Var bis zur Maurienne 5 , 2
33>3 Altinum, zwischen Patavium
A �hyrona, Gebiet nahe Nicome­ (Padua) und Aquileia I 6,9
dia 4 1 , I 6 Antinoopolis, Stadt in Mittel­
Adiabene, Landschaft im nördli­ ägypten (1 4,7)
chen Mesopotamien, entsprach Antiochia, h. Antakija, in Klein­
etwa Assyrien 20, 1 6 asien 1 3 , I I
Ägäis: 4, 1 4 Aquileia, Stadt in Nordostitalien
Ägypten: 4,1 4; 20,9; 3 9,23 . 3 8 27,4
Africa, bezeichnet nur das heutige Aquitanien, Gebiet im Südwesten
Nordafrika 26, 1 ; 27, I ; 3 3 , 3 ; Galliens 3 3 , I 4
3 7, 3 ; 39,22.30. 3 9; 40, I 9. 2 8 Araber/Arabien, als römische
Agrippina, Colonia Agrippinensis Provinz nur der nordwestliche
(h. Köln) 3 3 , 1 2; 3 7, 3 Teil des Nabatäischen Reiches
Alamannen, Bund germanischer 4,14; 2o, q ; 2 8 , 1
Völkerschaften 2 I ,2; 3 3 , 3 ; Arce, Stadt i n Palästina 24, I
J 5,2 Armenien, Landschaft in Vorder-
3I2 REGISTER

asien nördlich v o n Mesopota­ Constantina s. Cirta


mien 39,24 Constantinopel, Byzanz,
Asien, römische Provinz in Klein­ h. lstanbul (4 1 , I 2 . 1 6 )
aszen I 6, I 2 Cremona: 8 , 5
Athener: I 4,4 Cyprus, h. Zypern 4 I , I I
Cyzicus, h. Balkiz 20,8
Bagauden, Bezeichnungfür Vaga­
bunden und Flüchtlinge 39, 1 7 Daker/Dakien, Volk und Gebiet
Baiae, h . Baia, a n der Nordküste im heutigen Siebenbürgen
des Golfes von Neapel I 4, I 2 I 1 ,4; 1 3 , 3
Baktrer, Volk i m heutigen nördli­ Danubius, h. Donau: 4 , 2 ; I 3 , 3-4;
chen Afghanistan I ,7 29,4; J 3 , 3 ; 40,9; 4 1 , I 8
Bithynien, römische Provinz
im Nordwesten Kleinasiens Eboracum, h . York 20,27
r 6, u Edessa, Ort in Syrien, h. Urhail
B ritannier/Britannien: 4,2; Orfa 2 1 , 5
20,9. I 8 . 27; 24,4 ; 39,2 ! . ( 3 9 ) ; 40,2 Ephesus, berühmte Stadt in
Kleinasien am Meer I 6, u
Caesarea, Stadt in Palästina 24, 1 Epirus, nord'li.Jestlich a n G,·ie­
Capreae (h. Capri): 2,2 chenland anstoßende Land­
Carnu(n)tum, zwischen Petronell schaft 3 , 1 6
und Bad Deutsch-Altenburg Etrusker/Etrurien, Volk und
I 6, I 3 Gebiet in der heutigen
Carthago, Hauptstadt der Toskana 2 8 , 8 ; 3 2,4
Provinz Africa proconsularis Euphrat, Strom in Mesopotamien
nordöstlich des heutigen 1 3 ,3
Tunis z 6, I 2; 26,2; 39>4 5 ;
40, 1 9 Franken, Sammelname für eine
Chalcedon, Stadt a m Bosporus Reihe von Stämmen am rechten
auf kleinasiatischer Seite 4 I , 8 Ufer des Niederrhein 3 3 , 3
C(h)atten, germanischer Volks­
stamm zwischen Lahn und Gätuler, Volksstamm in Nord­
Main 1 1 ,4 afrika 2,3
Cirta, h. Constantine 40,28 Gallier/Gallien: 4,2; 7,2; 1 3 , 3 ;
Coenofrurium, Ort an der J 6, q ; 20,9; 24,2; J 3 , ! . 3 . 8 ; 3 5 ,3;
Nordküste der Propontis 3 7, 3 ; 3 8,2; 3 9, 1 7 . 1 9. 3 0; 40, I 6;
(Marmarameer) 3 5 , 8 42,9- I O. J 5 . 1 7
R E G I STER 3I3

Garamanten, berberischer Volks­ tmd Landschaft in der Osthälf­


stamm in Innerlibyen I , 7 te des kleinasiatischen Hoch­
Germanen/Germanien: I ,2; 3 , I I ; landes 2,3
8 , 3 ; 24,2; 2 6, I ; 3 3 , 1 .6.8; 3 5 ,3; Karper, Volksstamm in Dakien
39,20; 42, I 7 3 9 . 43
Got(h)en, germanischer Stamm Kleinasien: 3 3 , 3
29,2; 3 3 .3; 34.3; 4 I , I 3 Kreta/Kreter: I 2, I
Griechen/Griechenland: 3 , 1 2; 5 . 5 ;
I 4,2; 3 5 .7 Lanuviu m, Ort am Südhang der
Albaner Berge I 5 . 2
Hispanien, h. Spanien j , I 5; Leptis, Lepcis Magna, Ort östlich
I 3 , I ; 3 3 ,3 des heutigen Tripolis 20, I 9
Lorium, Ort westlich von Rom
Illyrer/Illyrien, Volk und Gebiet I 6, 3
in der Region des ehemaligen Lugdunum, h. Lyon 2o,8
Jugoslawien und des nördlichen Lukanien, Landschaft in Süditali­
Teiles von Albanien I ,2; I 3 ,6; en 3 5 . 5
29, I ; 3 J , I ; 3 7,2; 3 9,9.26.30;
40, I . 8; 4 I ,2 6 Makedonier/Makedonien, Gebiet
Inder: I ,7 nördlich Griechenlands 29,2;
Indus: I 3 ,3 3 3.3
Interamna, h. Terni, nördlich von Marcus/Margus, Fluß in Moesien,
Rom 3 1 , 2 h. Morava 3 9 , I I
Ister s. Danubius Markomannen, Volksstamm süd­
Italica, Ort in der Nähe des heuti­ lich des Main · I 6,9; 3 9,43
gen Sevilla I 3 , I Mauren, Volk im westlichen Teil
Italien: 8 , 5 ; 9 , 1 0; I I , I 2; I 3 , I I ; Nordafrikas 4,2
27,3; 3 J ,J ; J 5 , 2 ; 3 9,9·30. 3 I ; Mediolanum, h. Mailand
40, 1 .9. I 6. 20; 4 I , I ; 42, 5 3 J , I 8 . ( I 9 . ) 3 2 ; 3 9.4 5
Iudaer, Volk in einem Teil des Menapien, Gebiet in der Provinz
he11tigen Israel, ]ordanien und Belgica an der Nordseeküste
Syrien 8 , I ; 9, I o; 42, I I 39,20
Mesopotamien, Gebiet zwischen
Kampanien, Landschaft in Italien Euphrat und Tigris 4,2; 3 2 , 5 ;
um den Golfvon Neapel 3 3 , 3 ; 3 8 ,2; 39.3 3
I 6,2 Milvische Brücke, h. Ponte Molle,
Kappadoker/Kappadokien, Volk nördlich von Rom 9,4; 40,2 3
3 14 REGISTER

Moenus, h . Main 2 I , 2 Gebiet des Partherreiches s.a.


Moesien, Provinz a m Unterlauf Parther/Partbien 1 3 ,3; I 6,4;
der Donau 8,2; 3 7, 3 ; 3 9 , 1 1 ; 20, 14; 24,2; 27,7; 3 2 , 5 ; 3 5 , 1 ;
4 1 , 26 3 8,2; 39,22. 3 J . (3 4); 4 I , 1 6;
Mogontiacum, h. Mainz 3 3 , 8 42,2 1
Mursia, h . Osijek i n Kroatien Philippopolis, h. Schuhba
J 3,2 28,1
Musulamier, Berberstamm in Porticum mare s . Schwarzes Meer
Nordafrika 4,2 Pontus Polemoniacus, Königreich
im Norden Kleinasiens 5 , 2
Narbo, h. Narbonne 3 9, 1 2 Punier, Bezeichnung für die Ein­
Nicaea, Stadt in Bithynien, h. wohner Afrikas 1 6, 1 2; 40, 1 7
Iznik 4 1 , 1 9.(20)
Nicomcdia, Stadt in Bithynien Quaden, germanischer Stamm im
I 6, I 2; 3 9,4 5 ; 4 1 , 1 6 Gebiet der March I 7,2
Nola, Stadt in Kampanien 1 , 2 Quinquegentani, Zusammen­
schluß mehrerer Volksstämme
Osten/Orient: 1 4, 1 ; 2 8 , I ; 3 3 , 3 ; in Nordafrika im Atlasgebirge
3 7, 3 ; 3 9,22; 4 1 , 1 ; 42,9 39,22
Ostia, Hafenstadt Roms 4,2. 1 I
Raeter/Raetien, Volk und Gebiet
Palästina, Gebiet in Vorderasien in der heutigen Ostschweiz,
im Bereich des heutigen Israel, Tirol und Teilen Bayerns I ,2;
Libanon und Syrien 9, I o 32,I; 33,I7
Pannonien, Provinz in der West­ Ravenna: 40,7
hälfte des he�ttigen Ungarn, Reate, Ort im Sabinerland 8,4
dem Burgenland, dem Wien er Rhenus, h. Rhein 4,2
Becken und Kroatien 8,2; Römer/Rom: 1 , 1 .6; 2,4; 3 ,2o;
1 6, I 3 ; 3 3 ,2; 40,9. ( 1 0.) 1 7 4, I I ( I 4); 5,(2. J4.) 1 7; 6, 1 ; 9,7;
Parther/Parthien, Volk und Reich I I , l 2- l } ; 1 3 , 5 ; 1 4 , 1 .4. ( 5 );
östlich von Armenien und ( 1 5 ,2.4;) 1 7, 3 ; 1 9,4; 20,30. 3 3 ;
Mesopotamien, s. a. Perser 2 1 , q.6; 2 3 , I ; (24, 5 ;) 26, 5-6(7);
5 , J 4; 9, 1 0; 3 3, 3 ; 3 8 ,3 27,(2.) 3 . 6-7; 2 8 , I .2.( 1 0. ) I I ;
Pelso-See, h. Plattensee in 29, 1 . 3 ; 3 1 , 1 ; 3 3 , j . I 5 . ( I 6.) I 7;
Ungarn 40,9 3 5 ,(6.)7·9; 39,(29.)4 5 .<47);
Perser, hier die Einwohner des 40, 5 .( 6.)8 . ( 1 6.)2 J . 2 5; 4 I , I 7;
Neupersischen Reiches auf dem 42,6-7
REGISTER 315

Capitolium/Kapitol: 8 , 5 ; 9,7; telmeerraum ohne eindeutige


1 1 ,4 Grenzen 8 , 3 ; 9, I o; I 3 , 1 1 ; 1 9,4;
Caracallathermen: (2 1 ,4) 2 1 , 5 ; z 3 , x ; 24, x ; z 9, z
Circus maximus: 40,27
Colosseum: (9,7; 1 0 , 5 ) Tarraco, h. Tarragona 3 3 , 3
Constantinisthermen: (40,27) Tarsus, Stadt in Kilikien in Klein­
Forum Pervium: I 2,2 aszen 3 7, I ; 4 I , I
Forum Romanum: 6,2 Thesiphon, Stadt in Babylonien
Gernonische Treppe: 8,6; am linken Ufer des Tigris
J 3,3 I gegenüber von Seleukeia
Lacus Curtius: 6,3 3 8, 3 .(4)
Mons Coelius: 3 5 ,6 Thrakicn, Gebiet aufder östlichen
Palatium: I 9,4; 2 3 , I ; 27,6 Balkanhalbinsel 27,3; 29,2;
Suranae: I 3 , 8 3 3 , 3 ; 4o, 8; 4 I , 8
Tempel der Minerva: I 2,2 Thysdrus, Stadt im heutigen
Tempel der Pax: 9,7 Tunesien 26, I
Tempel des Sol: 3 5,7 Tiber: 8,6; 28, I ; 3 2,3 .4; 40,23
Thermae Commodianae: 1 7, 3 Tibur, h. Tivoli I 4 , 5
Ticinum, h. Pavia 3 3 ,28
Sarmaten, Volk in der ungarischen Trachonitis, Landschaft südlich
Tiefebene 4 1 , I 3 ; 42,2 I von Damaskus 2 8 , I
Saxa rubra, Felsengruppe nördlich Transalpina s. Gallien
von Rom 40,2 3 Trebellica, Gebiet in Moesien
Schwarzes Meer: I 3 , 3 ; 39,30 2 j, I
Sequaner, Volk in Gallien zwi­ Tripolis, Gebiet der heutigen
schen Jura, RhOne und Saone großen Syrte in Nordafrika
1 2,2 20, I9; 4 I , I 9 . (2o)
Sicilia, Siedlung nahe dem heuti­ Tyana, Stadt in Kappadokien,
gen Mainz 24,4 nördlich von Tarsus 3 6,2
Sirmium, Stadt in Pannonien,
h. Mitrovica 29, I ; 3 7,4 Valeria, Osten der Provinz Pan­
Skythen, Volk in der heutigen nonia 40, 1 0
Ukraine 1 , 7 Vendobona, s. Vindobona
Sueben, Sammelname für mehre­ VeneterNenetien, Volk und
re Völker zwischen Ostsee und Landschaft in Oberitalien
Rhein 2,4 I 6,9; 39, 1 0
Syrer/Syrien, Gebiet im Ostmit- Verona: 7,2; 2 8 , x o; 40,20
316 REGISTER

Via Appia, Straße zwischen Rom Vicus B ritannicus, h. Bretzenheim


�tnd Br�tndisi�tm (Brindisi) bei Mainz 24,4
(2 1 ,4) Vindobona, h. \Vien r 6, r 3
Via Flaminia, Straße zwischen
Rom und Ariminum (Rimini) Zypern: 4 r , r r
9,8

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