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Al-Mouzayen Marwan

an III, De-En

Effi Briest

Der 38-jährige Baron von Innstetten, ein früherer Verehrer von Effis Mutter, hält zu
Beginn des Romans um die Hand des 17-jährigen Mädchens an und zieht mit Effi, nach der
Heirat und anschließenden Hochzeitsreise durch Italien, nach Kessin (fiktiv) in
Hinterpommern. Effi wird dort nie richtig glücklich und leidet unter ihrer Angst vor einem
angeblichen Spuk im geräumigen landrätlichen Haus: Sie ist davon überzeugt, dass in
manchen Nächten ein Chinese erscheine, der einst in Kessin gelebt und ein sonderbares Ende
gefunden haben soll. In dieser Angst wird Effi bestärkt von Innstettens Haushälterin Johanna.
Trost und Schutz findet Effi nur bei Rollo, Innstettens Hund, der sie auf ihren einsamen
Spaziergängen begleitet.
Freundschaft schließt Effi auch mit dem Apotheker Alonzo Gieshübler, der sie
versteht und verehrt und ihr Halt gibt. Sie erhält von ihm täglich sorgsam präparierte
Zeitungen und kleine Aufmerksamkeiten, die ihr ereignisloses Leben bereichern sollen, ein
Bedürfnis, das durch die formellen Landpartien und Anstandsbesuche, an denen sie mit ihrem
Mann teilnimmt, kaum befriedigt wird. Im Gegenteil: die junge Dame langweilt sich in den
steifen Adelskreisen zu Tode.
Neun Monate nach der Hochzeit bekommt Effi eine Tochter, die auf den Namen
Annie getauft wird. Während ihrer Schwangerschaft traf Effi auf einem ihrer Spaziergänge
das katholische Hausmädchen Roswitha, das sie nun als Kindermädchen einstellt. Ungefähr
zur gleichen Zeit taucht Major von Crampas in Kessin auf. Er hat zusammen mit Innstetten
beim Militär gedient, ist aber charakterlich dessen ganzes Gegenteil: ein spontaner,
leichtlebiger und erfahrener „Damenmann“. Verheiratet mit einer eifersüchtigen, „immer
verstimmten, beinahe melancholischen“ Frau, begeistert er sich für Effis jugendliche
Natürlichkeit und ermuntert sie zu Abwechslung und Leichtsinn. Anfangs widersteht Effi
seinem Charme, dann jedoch, als Effi immer wieder von Innstetten allein gelassen wird und
sich in ihrem eigenen Hause ängstigt und einsam fühlt, bahnt sich eine heimliche Affäre an,
die Effi in immer bedrängendere Gewissenskonflikte stürzen wird: Effi lässt sich zunächst
von Crampas dazu überreden, zum Zeitvertreib der langen Winterabende ein gemeinsames
Theaterspiel mit dem bezeichnenden Titel „Ein Schritt vom Wege“ einzustudieren und in der
Kessiner Ressource aufzuführen. Kurz vor Weihnachten kommt es unter der Regie von Major
Crampas zu einer überaus erfolgreichen Vorstellung, und Effi wird als weibliche Heldin
gefeiert, von den Herren bewundert, von den Damen beneidet. Eine Woche später begeben
sich die Kessiner Honoratioren auf eine traditionelle Schlittenpartie zur Oberförsterei. Als
man, schon etwas angeheitert, zu nächtlicher Stunde den Heimweg antritt, streiken unterwegs
plötzlich die Pferde am sogenannten Schloon, einem unterirdischen Wasserlauf, der den
Strand unpassierbar gemacht hat. Um zu vermeiden, dass die Schlitten im heimtückischen
Sand versinken, muss man einen Umweg durch den finsteren Uferwald nehmen und „mitten
durch die dichte Waldmasse“ fahren. Crampas, der mit Effi im letzten Schlitten Platz
genommen hat, nutzt den Schutz der Dunkelheit aus: Effi „fürchtete sich und war doch
zugleich wie in einem Zauberbann und wollte auch nicht heraus. – ‚Effi‘, klang es jetzt leis an
ihr Ohr, und sie hörte, daß seine Stimme zitterte. Dann nahm er ihre Hand und löste die
Finger, die sie noch immer geschlossen hielt, und überdeckte sie mit heißen Küssen. Es war
ihr, als wandle sie eine Ohnmacht an.“
Von nun an treffen sich die beiden regelmäßig in den Dünen, und Effi ist gezwungen,
ihrem Mann eine „Komödie“ vorzuspielen. Sie fühlt sich „wie eine Gefangene“, leidet schwer
darunter und will sich befreien: „Aber wiewohl sie starker Empfindungen fähig war, so war
sie doch keine starke Natur; ihr fehlte die Nachhaltigkeit, und alle guten Anwandlungen
gingen wieder vorüber. So trieb sie denn weiter, heute, weil sie’s nicht ändern konnte,
morgen, weil sie’s nicht ändern wollte. Das Verbotene, das Geheimnisvolle hatte seine Macht
über sie.“
Als Wochen später ihr Mann nach Berlin berufen wird, um dort im Ministerium
Karriere zu machen, und Innstetten ihr stolz verkündet, dass sie Kessin demnächst verlassen
und in die Hauptstadt umziehen werden, empfindet Effi eine riesige Erleichterung: „Effi sagte
kein Wort, und nur ihre Augen wurden immer größer; um ihre Mundwinkel war ein nervöses
Zucken, und ihr ganzer zarter Körper zitterte. Mit einem Male aber glitt sie von ihrem Sitz vor
Innstetten nieder, umklammerte seine Knie und sagte in einem Tone, wie wenn sie betete:
‚Gott sei Dank!‘“– Endlich von allen Gewissensbissen erlöst, genießt Effi „ihr neues Leben“
in der Großstadt, wo sie die langweilige Zeit im ländlichen Kessin und das verbotene
Verhältnis zu Crampas bald vergessen kann.
Sechs Jahre später, während Effi gerade zur Kur in Bad Ems weilt, entdeckt Innstetten
in einem Nähkästchen durch Zufall Crampas’ Briefe, die ihm die Affäre der beiden enthüllen.
Aufgrund des, aus Innstettens Sicht zwar kritisch, aber doch noch als gesellschaftlich
verbindlich betrachteten, Ehrenkodexes beschließt er, den Major zu einem Duell zu fordern.
Dabei wird Effis einstiger Liebhaber tödlich getroffen. Innstetten trennt sich trotz aller
Selbstzweifel von seiner Frau und weiß, dass er damit auch sein eigenes privates Glück
zerstört: „Ja, wenn ich voll tödlichem Haß gewesen wäre, wenn mir hier ein tiefes
Rachegefühl gesessen hätte … Rache ist nichts Schönes, aber was Menschliches und hat ein
natürlich menschliches Recht. So aber war alles einer Vorstellung, einem Begriff zuliebe, war
eine gemachte Geschichte, eine halbe Komödie. Und diese Komödie muß ich nun fortsetzen
und muß Effi wegschicken und sie ruinieren und mich mit.“
Effis Eltern senden ihrer Tochter einen Brief, in dem sie erfährt, dass sie aufgrund der
gesellschaftlichen Konventionen nicht mehr nach Hohen-Cremmen, dem elterlichen Anwesen
und Haus ihrer glücklichen Kindheit, zurückkehren könne. Verstoßen von Ehemann und
Eltern, zieht sie in eine kleine Wohnung in Berlin und fristet dort, zusammen mit der ihr nach
wie vor in Treue verbundenen Haushälterin Roswitha, ein einsames und kümmerliches
Dasein.
Nach einem enttäuschenden Besuch ihrer kleinen Tochter Annie, die ihre Mutter lange
Zeit nicht sehen durfte und ihr inzwischen völlig entfremdet ist, erleidet Effi einen
Zusammenbruch. Ihre Eltern beschließen auf Anraten eines Arztes, ihr krankes Kind doch
wieder zu sich zu nehmen. Effis gesundheitlicher Zustand verbessert sich nur kurzzeitig.
Angesichts des nahenden Todes spricht sie ihren früheren Gatten von jeglicher Schuld frei.
Effi Briest stirbt mit etwa 30 Jahren in ihrem Elternhaus. Effis Mutter glaubt, eine Mitschuld
am Tod ihrer Tochter zu tragen, weil sie Effis früh eingegangener Ehe mit einem 21 Jahre
älteren Mann zugestimmt hatte. Herr von Briest beendet jedoch jegliches weitere Grübeln mit
seinen leitmotivisch im gesamten Roman immer wieder geäußerten Worten: „Ach, Luise, laß
… das ist ein ‚zu‘ weites Feld.“

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