Z E I T U NG F Ü R D E U T S C H LA N D
Freitag, 4. Januar 2019 · Nr. 3 / 1 D 2
Chinesische
Sonde landet
auf dem Mond
boe. PEKING, 3. Januar. China ist es
gelungen, erstmals eine Raumsonde
auf die erdabgewandte Seite des Mon-
des zu befördern. Um 10.26 Uhr sei das
unbemannte Raumfahrzeug Chang’e 4
mit einem an Bord befindlichen Rover
im Südpol-Aitken-Becken gelandet,
teilte Chinas Nnationale Weltraumbe-
hörde am Donnerstag mit. Kurz nach
der Landung seien erstmals in der Ge-
schichte Nahaufnahmen von dieser un-
erforschten Seite des Mondes gemacht
worden. Die Behörde sprach von ei-
nem „neuen Kapitel in der Mensch-
heitsgeschichte der Monderfor-
schung“. Die Landung war technisch
anspruchsvoll, weil von der sogenann-
ten dunklen Seite des Erdtrabanten
kein direkter Funkkontakt zur Erde
hergestellt werden kann. Die Navigati-
on wurde erst durch einen eigens dafür
ins All gebrachten Übertragungssatelli-
ten möglich. Die Mission ist Teil eines
ambitionierten Raumfahrtprogramms,
mit dem China seinem Anspruch auf
Technologieführerschaft Ausdruck ver-
leiht. Aufgrund des Fehlens irdischer
Funksignale eignet sich die ferne Seite
des Mondes besonders für astronomi-
sche Forschung mithilfe von Radiowel-
len. Von den Erkundungsfahrten des
Rover erhoffen sich Wissenschaftler zu-
dem Erkenntnisse über die Entstehung
des Mondes. (Siehe Deutschland und
die Welt, Seite 6, sowie Seite 8, Feuille-
ton, Seite 9, und Wirtschaft, Seite 18.)
Heute
Die grüne Fee
macht reich
Lange war Absinth in der Schweiz
verboten. Doch in einem Tal
brannten die Leute den Schnaps
heimlich weiter. Wirtschaft, Seite 16
Stadt der Superlative
Weil Kairo überquillt, soll eine
„neue Verwaltungshauptstadt“
Abhilfe schaffen und Sisis Macht
zementieren. Politik, Seite 3
Sein letztes Buchprojekt
Kein Schriftsteller ist geheimnis-
umwitterter als Arthur Rimbaud.
Nun ist ein Brief aus dem Jahr
1874 aufgetaucht. Feuilleton, Seite 9
Systematisch überschätzt
40 Prozent des Stroms aus der
Steckdose sollen die Erneuerbaren
liefern – doch was sagt diese Zahl
überhaupt aus? Wirtschaft, Seite 15
Reinen Tisch gemacht
Uwe Gensheimer will endlich sei-
nen ersten großen Handball-Titel
gewinnen. Dafür war eine Annähe-
rung nötig. Sport, Seite 28
Milliardärs-Schnäppchen
Eine Wohnung mit Blick auf den
New Yorker Central Park gilt als
ultimativer Luxus. Jetzt fallen die
Preise. Immobilien, Seite I 1
Briefe an die Herausgeber Seite 25
Städte fordern mehr
Investitionen vom Bund
pca. BERLIN, 3. Januar. Deutsche Städte
und Gemeinden benötigen in den kom-
menden Jahren mindestens 159 Milliar-
den Euro, um marode Straßen, Brücken
und öffentliche Gebäude zu sanieren oder
neu zu bauen. Das Geld dazu fehle ihnen
aber, so der Deutsche Städte- und Gemein-
debund. Allein 48,2 Milliarden seien für
Bildungseinrichtungen nötig. Der Ver-
band beklagt, dass die Mittel aus dem neu-
en „Gute-Kita-Gesetz“ für Gebührenbe-
freiungen genutzt würden, weniger für Per-
sonal und Ausstattung. (Siehe Seite 4.)
4<BUACUQ=eacjad>:q;V;l;l;W
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HERAUSGEGEBEN VON WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER, HOLGER STELTZNER
Jäger und Sammler
Strandgut – Nicht alles, was da an norddeutschen und
niederländischen Küsten in diesen Tagen angeschwemmt
wird, ist von Wert. Die vermeintlich herrenlosen Sachen,
die aus über Bord gegangenen Containern eines panamesi-
schen Frachtschiffs stammen, sind teilweise sogar giftig und
Söder ruft nach Übergriffen von
Asylbewerbern zu Besonnenheit auf
Ministerpräsident verurteilt Missbrauch der Vorfälle von Amberg durch Rechtsextreme
tifr./pca. SEEON/BERLIN, 3. Januar. In
der Debatte über eine weitere Verschär-
fung des Asylrechts nach den Übergriffen
von Asylbewerbern in Amberg hat der
bayerische Ministerpräsident Markus Sö-
der (CSU) dafür plädiert, „mit aller Konse-
quenz, aber auch Besonnenheit“ zu reagie-
ren. „Wir verurteilen aufs schärfste die
Straftaten, die in Amberg begangen wor-
den sind“, sagte er am Donnerstag bei der
Klausur der CSU-Landesgruppe in Kloster
Seeon. „Wir verurteilen aber auch, dass
jetzt bestimmte rechtsextreme Gruppen
versuchen, das zu missbrauchen.“ Es gehe
um Aufklärung und juristische Verfolgung
der Straftaten, auch um mehr Polizeiprä-
senz. Zugleich werde man aber sogenann-
te Bürgerwehren nicht dulden. Es hatte Be-
richte über solche patrouillierenden Grup-
Trump will die syrischen Kurden weiter beschützen
„Ich habe nie gesagt, wir gehen über Nacht“ / Bereitet Ankara militärische Operation vor?
cheh./Her. BEIRUT/FRANKFURT, 3.
Januar. Der amerikanische Präsident Do-
nald Trump hat angekündigt, den kurdi-
schen Verbündeten trotz des Abzugs sei-
ner Soldaten aus Syrien beizustehen. „Wir
wollen die Kurden schützen“, sagte er am
Mittwoch bei einer Kabinettssitzung.
Trump bekräftigte, kein Interesse an ei-
nem militärischen Engagement in Syrien
zu haben. „Wir wollen Syrien nicht“, sagte
er. „Wir reden nicht von großem Wohl-
stand, wir reden nur von Sand und Tod.“
Er erläuterte nicht, wie er die kurdischen
Milizen schützen will. Nur vage äußerte er
sich zum Zeitraum des angekündigten Ab-
zugs. „Ich habe nie gesagt, wir gehen über
Nacht“, sagte Trump. Berichte, nach de-
nen vier Monate als Zeitspanne ange-
strebt werden, wies er zurück.
Apple-Warnung
schockiert die Börsen
lid./jpen. NEW YORK/FRANKFURT,
3. Januar. Der Elektronikkonzern Apple
hat mit einer ungewohnten Warnung vor
schlechteren Geschäftsergebnissen die Fi-
nanzmärkte schockiert und Rezessions-
angst wachsen lassen. Der Konzern führte
die verfehlten Ziele in erster Linie auf nied-
riger als erwartete iPhone-Verkäufe in Chi-
na zurück. Dies erklärte er mit einer allge-
meinen konjunkturellen Abschwächung in
der Volksrepublik und mit dem Handels-
konflikt zwischen ihr und den Vereinigten
Staaten. Die Nachricht sorgte am Donners-
tag für Kursverluste an den Börsen auf der
ganzen Welt, auch der Dax notierte im Mi-
nus. Die Aktie von Apple selbst verlor zeit-
weise neun Prozent an Wert. (Siehe Wirt-
schaft, Seiten 15, 22 und 23.)
gefährlich. So sind die vermeintlichen Strandräuber wohl
eher Naturschützer, die nicht auf fette Beute hoffen, son-
dern die Küsten vom nutzlos gewordenen Müll säubern. Die
gute Tat muss ihnen als Finderlohn genügen, denn Treibgut
darf hierzulande nicht behalten werden. Seite 6
pen im Amberg gegeben. Als „bayerische
Linie“ definierte Söder: Wer „das Gast-
recht missbraucht“, der habe „keine Per-
spektive“ im Land. Mit Bezug auf eine An-
kündigung von Bundesinnenminister
Horst Seehofer (CSU), Gesetze im Be-
darfsfall zu verschärfen, zeigte sich Söder
bereit, Hindernisse für die Abschiebung
straffälliger Asylbewerber zu beseitigen.
„Ich habe das auch mit Annegret Kramp-
Karrenbauer und Andrea Nahles kommu-
niziert, die sehen das alle ähnlich, dass wir
da eine Lösung brauchen für solche Fälle.“
Aus der SPD hieß es dazu allerdings, es
habe „weder ein solches Gespräch mit An-
drea Nahles gegeben noch eine konkrete
Verabredung“. Söder müsse sich da auf äl-
tere Unterhaltungen während der Koaliti-
onsgespräche beziehen.
Die Spannungen in der Region nehmen
unterdessen zu. Türkische Medien berich-
ten von Vorbereitungen für eine militäri-
sche Operation. Zudem versucht die Tür-
kei, ihr Vorgehen in Syrien und im Irak po-
litisch abzusichern. Unter Berufung auf
nicht näher genannte diplomatische Quel-
len berichten türkische Medien, Russland
und die Türkei hätten sich darauf verstän-
digt, dass keine Einheiten der syrischen
Armee in die Stadt Manbidsch, die west-
lich des Euphrats liegt, einziehen dürften.
Moskau verstehe die Sorgen Ankaras und
übe entsprechend Druck auf das Regime
aus, heißt es. Zudem habe Russland keine
Einwände mehr gegen eine türkische Ope-
ration östlich des Euphrats, schreiben re-
gierungsnahe türkische Medien. Ferner
haben sich in Ankara die Präsidenten der
Deutlich weniger
Hartz-IV-Bezieher
dc. BERLIN, 3. Januar. Die Zahl der
Haushalte in Deutschland, die zum Le-
bensunterhalt auf die Grundsicherung
Hartz IV angewiesen sind, geht deutlich
zurück. Wie aktuelle Zahlen der Bundes-
agentur für Arbeit zeigen, lebten im No-
vember erstmals seit der Arbeitsmarktre-
form vor 14 Jahren knapp unter drei Mil-
lionen sogenannte Bedarfsgemeinschaf-
ten von Hartz IV. Gegenüber dem Vorjah-
resmonat sank die Zahl damit um
200 000 oder 6,2 Prozent. Seit 2008 ging
sie um 600 000 oder 17 Prozent zurück.
Diese Entwicklung ist auch deshalb von
Bedeutung, da in den vergangenen Jahren
mit der Fluchtmigration rund 750 000 Per-
sonen neu in das Hartz-IV-System gekom-
men sind. (Siehe Wirtschaft, Seite 15.)
Foto EPA
Söder machte auch deutlich, dass er
„keine erneute Grundsatzdiskussion“ zum
Thema Asyl wolle. Es gehe vielmehr um
„praktische Lösungen“. Seehofer will
noch im Januar einen Vorschlag unterbrei-
ten, wie abgelehnte Asylbewerber „schnel-
ler“ und „effektiver“ abgeschoben werden
könnten, „völlig unabhängig von dem Vor-
gang in Amberg“. Sein Ministerium arbei-
te an einer verfassungsfesten Gesetzesän-
derung, die er der großen Koalition noch
in diesem Monat vorstellen werde, sagte
Seehofer. Dann müsse abgewartet werden,
worauf sich die Koalition verständigen
könne. Wie Seehofer sagte, werde derzeit
in seinem Ministerium auch geprüft, ob zu-
sätzliche Konsequenzen aus den Vorfällen
in Amberg nötig seien. (Siehe Seite 2; Kom-
mentar Seite 8.)
Türkei und des Iraks, Recep Tayyip Erdo-
gan und Barham Salih, auf eine verstärkte
Zusammenarbeit gegen den Terrorismus
verständigt. Vorausgegangen waren iraki-
sche Proteste gegen die Bombardierung
von PKK-Positionen durch die Türkei.
Die staatliche türkische Nachrichten-
agentur Anadolu Ajansi berichtete, Wa-
shington habe der türkischen Regierung
ein formales Angebot für das Luftabwehr-
system Patriot vorgelegt. Eine amerikani-
sche Delegation führe derzeit Gespräche
mit Vertretern des türkischen Ministeri-
ums für Äußeres und Verteidigung. Die
Kosten des Projekts werden mit 3,5 Milliar-
den Dollar beziffert. Die Türkei stelle je-
doch klar, dass sie am Kauf des russischen
Luftabwehrsystems S-400 festhalte. (Sie-
he Seiten 2 und 5; Kommentar Seite 8.)
SPD: Reul verharmlost
Amokfahrt an Silvester
reb. DÜSSELDORF, 3. Januar. Nach der
Amokfahrt des Arbeitslosen Andreas N.,
der in der Silvesternacht im Ruhrgebiet
acht Migranten mit seinem Auto verletzte,
erhebt die SPD-Fraktion gegen Nordrhein-
Westfalens Innenminister Herbert Reul
(CDU) Vorwürfe. Reul hatte die Vermu-
tung geäußert, N. habe „aus einer persönli-
chen Betroffenheit und Unmut heraus“
Hass auf Fremde entwickelt. Damit ver-
harmlose er die Tat, so die SPD. Es habe
sich um „eine rassistische Tat in klarer ter-
roristischer Absicht“ gehandelt. Reul rea-
gierte verwundert. „Ich habe von Anfang
klargemacht, dass es sich bei dieser Tat um
eine Tat aus Fremdenhass handelt, und kei-
nen Zweifel daran gelassen, dass ich diese
auf das schärfste verurteile.“
2,90 € D 2954 A
China auf dem Mond
Von Peter Sturm
D en wissenschaftlichen Wert der
erfolgreichen chinesischen Expe-
dition zum Mond können Laien
schlecht beurteilen. Der Prestigewert
des Ausflugs zum Erdtrabanten frei-
lich ist nicht zu bestreiten. Zwar
kommt die Volksrepublik einige Jahr-
zehnte später als Amerikaner und Rus-
sen. Aber spätestens mit der sicheren
Landung einer Sonde auf der sonnen-
abgewandten Seite des Mondes hat
China das erreicht, was es seit langem
beharrlich anstrebt: Es ist auf Augen-
höhe mit den „alten“ Weltraummäch-
ten. Das ist die logische Folge einer Po-
litik, die China auf allen Gebieten an
die Weltspitze führen will. Zu einer
„richtigen“ Großmacht gehört heutzu-
tage eine Präsenz im Weltall.
Die strebt China dem Vernehmen
nach auch dauerhaft an, in Gestalt ei-
ner Raumstation, wie sie Europäer,
Amerikaner und Russen schon lange
betreiben. Die drei hätten vermutlich
gegen eine chinesische Beteiligung an
ihrem Projekt wenig einzuwenden.
Aber das hätte sich nicht mit dem
Selbstverständnis einer Führung ver-
tragen, die zu Hause einen zuneh-
mend aggressiven Nationalismus pre-
Syrische Rochaden
Von Rainer Hermann
V on Verrat war die Rede, als Präsi-
dent Donald Trump den Abzug
der amerikanischen Soldaten aus Sy-
rien ankündigte. Wieder einmal hat-
ten die Kurden die Arbeit für eine aus-
ländische Macht erledigt, in diesem
Fall als effizienter und verlässlicher
Verbündeter im Kampf gegen den „Isla-
mischen Staat“. Wieder einmal muss-
ten sie sich dann aber, als sie ihren
Lohn einstreichen wollten, im Stich ge-
lassen fühlen. Allein auf sich gestellt,
würden sie einer Armee wie der türki-
schen nicht lange standhalten.
Damit droht eine Wiederkehr der
Geschichte. So wie 1975, als der
Schah von Persien eine Erhebung der
irakischen Kurden erst unterstützte,
sie dann aber, als er seine territorialen
Ansprüche gegen den Irak durchge-
setzt hatte, der Rache Saddam Hus-
seins preisgab. Oder wie 1991, als der
Westen nach der Vertreibung der iraki-
schen Armee aus Kuweit den Kurden
die Unterstützung entzog und sie aber-
mals Saddam Hussein auslieferte.
Oder wie im September 2017, als der
Westen beim Unabhängigkeitsreferen-
dum der irakischen Kurden kalte
Füße bekam und sich deren Hoffnung
zerschlug, dass sie nun endlich ihren
eigenen Staat bekommen würden.
Syriens Kurden fühlen sich heute
ähnlich alleingelassen, selbst wenn
ein Abzug Amerikas nicht das Ende
der Anti-IS-Koalition bedeuten muss.
Anders als die irakischen Kurden stre-
ben sie keinen eigenen Staat an. Denn
PKK-Führer Öcalan, dem sie ideolo-
gisch folgen, hat in den fast zwei Jahr-
zehnten, in denen er in einem türki-
schen Gefängnis einsitzt, eine Kehrt-
wende vollzogen. Als Ziel nennt er
heute eine kurdische Autonomie in-
nerhalb bestehender Staaten und
Grenzen. Dem folgt auch die größte
syrisch-kurdische Partei, die PYD.
Die Türkei dämonisiert sie dennoch
wegen ihrer ideologischen Nähe zur
PKK als Terrororganisation und will
sie in Syrien nicht als politische Kraft
dulden.
Jenseits der Ängste vor einer türki-
schen Offensive im Norden Syriens
birgt die amerikanische Ankündigung
aber auch eine Chance: Der Druck von
außen könnte dazu führen, dass sich
die Regierung in Damaskus und die sy-
rischen Kurden auf einen Status für
das kurdische Nordsyrien einigen. Das
könnte der Anstoß für einen größeren
politischen Prozess sein, der trotz des
Nachlassens der bewaffneten Ausein-
andersetzungen bisher nicht in Gang
gekommen ist.
Erstmals hatten die Damaszener Re-
gierung und die Allianz der wichtigs-
ten Gruppen aus dem Norden und Os-
ten des Landes, die Demokratischen
Kräfte Syriens (SDF), im vergange-
nen Sommer Gespräche über den Sta-
tus der kurdischen Regionen geführt.
Moskau vermittelte, doch die Positio-
nen blieben unvereinbar. Damaskus
war nur zu Abstrichen von einem star-
ken Zentralstaat bereit, die Kurden
aber, die Amerikaner noch an ihrer
F. A. Z. im Internet: faz.net
digt und nach außen gerne solo auf-
tritt. Wenn China mit irgendjeman-
dem Gemeinschaftsprojekte startet,
dann unter der Voraussetzung, dass es
selbst das Kommando führt.
Und das ist dann auch die politische
Lehre. Kooperation mit China ist mög-
lich, sie muss möglich sein. Kooperati-
on liegt auch durchaus im Interesse
Chinas, denn noch ist Peking längst
nicht so weit, dass es immer und über-
all bestimmen könnte. Aber jeder
„Partner“ Pekings muss sich darüber
klar sein, dass seine Interessen in der
Regel nur am Rande berücksichtigt
werden. Einflussnahme auf chinesi-
sche Politik wird stetig schwieriger.
Das ist ein strukturelles Kennzeichen
einer politischen Situation, in der sich
eine Macht in scheinbar unaufhaltsa-
mem Aufstieg befindet. Insofern hätte
man schon lange voraussehen kön-
nen, dass es einmal so kommen wür-
de. Aber Politik hat ganz offenbar ein
Problem damit, Dinge zu erkennen,
die sich erst am Horizont abzeichnen.
Deshalb hat es keinen Sinn, irgendwel-
chen verpassten Chancen nachzutrau-
ern. Vielmehr ist größtmögliche Einig-
keit aller im Umgang mit China anzu-
streben. Die Internationale Raumstati-
on ist ein gutes Beispiel. Man wird se-
hen, ob China langfristig den Wettbe-
werb mit allen anderen besteht – im
Weltraum und auf der Erde.
Seite, forderten eine neue Verfassung
mit weitreichender Dezentralisie-
rung.
Heute ist die Lage anders. Beide Sei-
ten brauchen eine Einigung, wollen
sie eine türkische Offensive in Nordsy-
rien verhindern. Die Regierung in Da-
maskus muss handeln, um nicht noch
mehr Territorium an die Türkei zu ver-
lieren. Deren Truppen stehen bereits
auf einem Landstreifen zwischen der
Grenze zur Türkei im Westen und dem
Euphrat im Osten. Die Kurden wieder-
um sind von ihrer bitteren Niederlage
gegen die türkische Armee vor einem
Jahr gezeichnet. Damals verloren sie
Afrin, die westlichste ihrer drei syri-
schen Provinzen, an die Türkei. Eine
Einigung zwischen Damaskus und den
Kurden könnte nun dazu beitragen, ei-
Einigen sich das Regime
und die Kurden, wäre das
ein Schub für den
politischen Prozess.
nen abermaligen türkischen Angriff
abzuwehren und die territoriale Souve-
ränität über den größten Teil des syri-
schen Staatsgebiets zu sichern.
Ob es zu einer Einigung zwischen
Damaskus und den Kurden kommt,
hängt stark von Russland ab. Anfang
2018 hatte sich Moskau noch auf die
Seite Ankaras geschlagen und dafür
gesorgt, dass türkische Truppen die
Provinz Afrin einnehmen konnten.
Dem russischen Präsidenten Putin
war mehr daran gelegen, der Türkei ei-
nen Gefallen zu tun, als dafür zu sor-
gen, dass Afrin ein Teil des syrischen
Staatsgebiets – mit der PYD als stärks-
ter Macht – bleibt.
Heute steckt Putin in einem Dilem-
ma: Ließe er Ankara abermals freien
Lauf, bestünde die Gefahr einer anhal-
tenden Teilung Syriens. Hielte er ande-
rerseits die Türkei, die er aus der Nato
lösen möchte, zurück, entstünde der
Eindruck, dass Russland die türki-
schen Sicherheitsinteressen beiseite-
wische. Einiges spricht dafür, dass für
Moskau heute die territoriale Integri-
tät Syriens im Vordergrund steht. Zu-
dem ist es auch in russischem Interes-
se zu verhindern, dass sich der IS auf-
grund eines Vakuums reorganisiert,
das in Nordsyrien als Folge neuer be-
waffneter Konflikte entstehen würde.
Eine Einigung zwischen Damaskus
und den Kurden würde Klarheit über
die Ausrichtung Syriens in der Zu-
kunft verschaffen, sie könnte der Nu-
kleus einer neuen Verfassung sein, die
für mehr Integration sorgen müsste als
die bisherige. Würde in einem weite-
ren Schritt der geplante Verfassungs-
ausschuss zusammentreten – zu glei-
chen Teilen besetzt mit Vertretern der
Regierung und Opposition sowie Tech-
nokraten –, wäre das ein weiteres Si-
gnal, dass endlich Bewegung in den po-
litischen Prozess für eine Nachkriegs-
ordnung kommt.
SEITE 2 · F R EITAG, 4. JANUAR 2019 · N R. 3 FPM Politik F RA N KF U RTER A LLGEME I NE ZEI TUNG

Debatte nach
Anschlag
SPD: Minister verharmlost
fremdenfeindliche Tat
reb. DÜSSELDORF, 3. Januar. Nach
der Anschlagsfahrt im Ruhrgebiet in
der Neujahrsnacht wird über die politi-
sche Bewertung des Vorfalls disku-
tiert. Die innenpolitische Sprecherin
der Grünen im Bundestag, Irene Miha-
lic, warnte davor, „zu schnell wieder
den Deckel auf den Fall“ zu machen
und „sich vielleicht voreilig auf die The-
se eines psychisch kranken Einzeltä-
ters“ festzulegen. Die NSU-Morde und
auch aktuelle rechtsterroristische Akti-
vitäten belegten, „wie gefährlich es ist,
Etwas Besseres als Sand und Tod findest du überall
keine Spielchen, die winken auch nicht
Um einen Rückzug zu oder so. Aber ich war ganz allein mit den
rechtfertigen, schreibt MG-Schützen.“
Zwei neue und ein altbekanntes Gesicht
Trump die Geschichte umrahmten Trump bei dieser Inszenie-
rung. Zu seiner Rechten saß der amtieren-
der sowjetischen de Innenminister David Bernhardt; es war
Afghanistan-Invasion sein erster Tag im Job, nachdem Trump
den bisherigen Ressortchef Ryan Zinke
um. Und verkündet, entlassen hatte. Zur Linken des Präsiden-
ten saß Patrick Shanahan. Es war sein
dass sich Iran gern in zweiter Tag als amtierender Verteidigungs-
Syrien austoben dürfe. minister, nachdem der bisherige Penta-
gon-Chef James Mattis kurz vor Weihnach-
ten seinen Rücktritt für Ende Februar an-
Von Andreas Ross gekündigt, Trump ihn dann aber zum 31.
Dezember herausgeworfen hatte. „Im Prin-
zip habe ich ihn gefeuert“, bekräftigte der
FRANKFURT, 3. Januar Präsident. Direkt vor ihm lag das bekann-
teste Gesicht auf dem Kabinettstisch: sein
eigenes Konterfei auf einer Art Filmpla-
kat, der populären Serie „Game of
Thrones“ nachempfunden – nur dass nicht
„Winter is Coming“, sondern „Sanctions
are Coming“ daraufsteht. Trump hatte das
Motiv schon im November auf Twitter ver-
breitet, um sich mit den neuen Iran-Sank-
tionen zu brüsten.
Shanahan verzog keine Miene, als
Trump seinen bisherigen Chef und Ver-
trauten Mattis verhöhnte, Syrien kurzer-
hand für „verloren“ erklärte und wie bei-
läufig mit Jahrzehnten amerikanischer Po-
litik brach, indem er die russische Afgha-
nistan-Invasion von 1979 für berechtigt er-
klärte. Was habe Mattis denn „für mich ge-
macht?“, fragte Trump rhetorisch und füg-
te hinzu: „Was hat er in Afghanistan er-
reicht? Nicht so viel.“ Der Präsident ver-
riet zwar auch diesmal nichts Konkretes
über seine Pläne für die Truppenpräsenz
am Hindukusch, die nicht zuletzt in der
Nato dringend erwartet werden; auch die
deutschen Verbündeten hatten sich wie-
der mit der Belehrung zu begnügen, dass
sie ihre Verteidigungsausgaben gefälligst
mindestens vervierfachen müssten. Aber
Trump nutzte einen Schlenker zur sowjeti-
schen Afghanistan-Invasion, um seine
Rückzugspläne im Grundsatz zu erklären.
„Russland war mal die Sowjetunion“,
sagte Trump, „aber Afghanistan hat es zu
Russland gemacht, denn sie gingen beim
Kämpfen in Afghanistan bankrott.“ Die
Russen seien 1979 „zu Recht“ in das Land
einmarschiert, sagte Trump, denn von Af-
ghanistan aus seien Terroristen „nach
Russland“ eingesickert. Davon kann keine
Rede sein. Die Sowjetunion wollte viel-
mehr sicherstellen, dass in Afghanistan
weiterhin eine kommunistische Regierung
das Sagen haben würde. Washington lehn-
te das klipp und klar ab und rüstete die
Mudschahedin-Rebellen aus, um die
Sowjets zu vertreiben; aus ihren Kreisen
entstanden später die Taliban. „Das Pro-
blem war, es war ein harter Kampf. Und
sie gingen buchstäblich bankrott, sie wur-
den wieder Russland genannt statt Sowjet-
union“, sagte Trump. Der Afghanistan-
Krieg von 1979 bis zum sowjetischen Ab-
zug 1989 gilt als ein Grund unter vielen
für den Kollaps der Sowjetunion.
Aus ähnlichen Sorgen heraus will sich
Trump nicht länger militärisch in Syrien
engagieren, wenngleich er abermals an-

den Blick für Netzwerke und Umfeld
zu verschließen“. Der innenpolitische
Sprecher der nordrhein-westfälischen
SPD-Landtagsfraktion, Hartmut Ganz-
ke, kritisierte den nordrhein-westfäli-
schen Innenminister, Herbert Reul
(CDU), scharf. Er verharmlose den
Fall.
Ganzke bezog sich auf einen Satz in
einem Radio-Interview. Darin hatte
Reul die Vermutung geäußert, N. habe
„aus einer persönlichen Betroffenheit
und Unmut heraus“ Hass auf Fremde
entwickelt. Ganzke zeigte sich dage-
gen gewiss, dass es sich um „eine rassis-
tische Tat in klarer terroristischer Ab-
sicht“ handele. Reul reagierte verwun-
dert auf die Vorwürfe. „Ich habe von
Anfang an klargemacht, dass es sich
bei dieser Tat um eine Tat aus Frem-
denhass handelt – und keinen Zweifel
daran gelassen, dass ich diese auf das
Schärfste verurteile.“ Derartiger Ras-
sismus habe in Nordrhein-Westfalen
keinen Platz und werde mit aller Kon-
sequenz bekämpft.
Reul hatte am Neujahrstag gemein-
sam mit Oberbürgermeister Bernd
Tischler (SPD) den Berliner Platz in
Bottrop. Die „klare Absicht“ von N. sei
gewesen, „Ausländer zu töten“, sagte
Reul bei seinem Besuch. „Hier in Nord-
rhein-Westfalen gibt es keinerlei Tole-
ranz gegen Gewalttäter, egal, von wel-
cher Ecke die kommen, und der Fall
wird restlos aufgeklärt.“
Auf dem Berliner Platz in Bottrop
war der 50 Jahre alte Arbeitslose An-
dreas N. wenige Minuten nach dem Jah-
reswechsel mit seinem Mercedes-Kom-
bi in eine Gruppe von feiernden Perso-
nen gefahren. Eine 46 Jahre alte Frau
aus Syrien erlitt schwere Verletzungen.
Ebenfalls verletzt wurden ihr zwei Jah-
re älterer Ehemann und ihre 16 und 27
Jahre alten Töchter, ein Junge aus Af-
ghanistan, seine Mutter sowie ein zehn
Jahre altes Mädchen aus Syrien. Nach
der Attacke fuhr N. in seine Heimat-
stadt Essen. Auch dort hielt er auf meh-
rere Personen zu. An einer beleuchte-
ten Bushaltestelle gelang es mehreren
Feiernden, sich in Sicherheit zu brin-
gen, ein paar Straßen weiter erfasste
N. einen 34 Jahre alten Mann und ver-
letzte ihn am Fuß. Wenige Minuten
später konnten Polizisten N. dann in
der Nähe seiner Wohnung in Essen
festnehmen. Wie diese Zeitung aus Si-
cherheitskreisen erfuhr, äußerte sich
der Mann schon dabei dezidiert frem-
denfeindlich und machte auf die Beam-
ten einen psychisch auffälligen Ein-
druck. Bei seiner Vernehmung legte N.
ein umfassendes Geständnis in Form
einer längeren Suada ab. Er hasse Aus-
länder, von denen viel zu viele mittler-
weile auch in seiner Nachbarschaft leb-
ten, soll N. geäußert haben. Zudem
soll sich der arbeitslose Gebäudereini-
ger darüber beklagt haben, dass Zu-
wanderer dieselben Sozialleistungen
erhielten wie er, ohne je etwas dafür ge-
tan zu haben. Ein Richter erließ Haft-
D
ie Zeit der Einsamkeit ist vorbei,
und jeder sollte es sehen. Am Mitt-
woch bestellte Donald Trump sein
Kabinett ein und führte dem Land gut an-
derthalb Stunden vor laufenden Kameras
vor, wie viele Zuhörer er wieder hat. We-
gen des Haushaltsstreits und des partiel-
len Verwaltungsstillstands habe er über
die Feiertage das Weiße Haus gehütet, er-
läuterte der Präsident zunächst. „Ich war
sechs oder sieben Tage lang ganz allein im
Weißen Haus. Es war sehr einsam. Meine
Familie war unten in Florida. . . . Ich dach-
te, ich sollte hier bleiben, falls Leute vor-
beikommen und über den Grenzschutz ver-
handeln wollen würden.“ Doch es kam nie-
mand.
Dass immerhin First Lady Melania
Trump den Weihnachtstag mit Trump ver-
brachte und mit ihm sogar zu einem Trup-
penbesuch in den Irak sowie auf den Stütz-
punkt Ramstein in Deutschland flog, er-
wähnte Trump am Mittwoch nicht. Und
als er zum zweiten Mal auf sein Alleinsein
zu sprechen kam, verlor er das Einsam-
wacht-Motiv zwischendurch ganz aus den
Augen und prahlte mit seinen Personen-
schützern: „Ich war ganz allein im Weißen
Haus. Das ist ein großes, großes Haus – au-
ßer den Typen auf dem Rasen mit den Ma-
schinengewehren. Die schönsten Maschi-
nengewehre, die ich je gesehen habe. Ich
habe ihnen zugewinkt. Ich habe in mei-
nem Leben nie so viele Typen mit Maschi-
nengewehren gesehen. Secret Service und
Militär. Das sind tolle Leute. Die spielen
Keine Rückführung nach Übergriffen in Amberg
„Abschiebung in keinem der Fälle rechtlich möglich“ / Angebliche Bürgerwehr waren vier NPD-Anhänger
ktr. MÜNCHEN, 3. Januar. Von den Be-
richten über „Bürgerwehren“, die nun an-
geblich in Amberg seit den mutmaßlich
durch Asylbewerber begangenen Angrif-
fen auf Streife gehen, ist am Donnerstag
nicht mehr viel übrig. Es gebe „keine Er-
kenntnisse“ darüber, dass solche Gruppie-
rungen in der Stadt unterwegs seien, sag-
te am Donnerstag der Sprecher der Stadt,
Thomas Graml. So handele es sich bei
den „Bürgerwehren“ lediglich um vier –
aus Nürnberg angereiste – NPD-Anhän-
ger, die „vermutlich am ersten Januar ein-
mal durch Amberg marschiert sind“. Das
kann man demnach aus den Fotos und
dem Video schließen, das die NPD-Sekti-
on Nürnberg auf Facebook veröffentlicht
hat. In dem Video sieht man Männer in
schlecht sitzenden Jeans, die rote Westen
über ihre Winterjacken gezwängt haben.
Auf den Westen ist ein Emblem abgebil-
det, das wie eine verdrehte Büroklammer
aussieht. Darunter steht „Wir schaffen
Schutzzonen“. Die Personen sind über-
wiegend von hinten zu sehen, wie sie in ei-
nem Park kleine Karten an Passanten ver-
teilen. Bislang seien die Hinweise auf die-
se Personen überwiegend über die sozia-
len Netzwerke eingegangen. „Es gab kei-
ne Anrufe besorgter Amberger“, sagte
Zusammen ist man weniger allein: Trump gab sich während der ersten Kabinettssitzung im neuen Jahr wie gewohnt.
um jedoch die Forderung nach einer
„schnellen Abschiebung“, die nach sol-
chen Übergriffen regelmäßig erhoben
wird. So sei aktuell „die Abschiebung in
keinem der Fälle rechtlich möglich“.
Laut Herrmann hat das Innenministeri-
um alle bei den Ausländerbehörden ver-
fügbaren Informationen zu den vier Tat-
verdächtigen an das Bundesamt für Migra-
tion und Flüchtlinge (Bamf) übermitteln
lassen. Doch wie mühsam der Weg bis zu
einer Abschiebung sein kann, zeigt der
Asylstatus der vier Tatverdächtigen, die
zwischen 17 und 19 Jahre alt sind. Die In-
formationen zu den vier jungen Män-
nern, drei Afghanen und einem Iraner,
zeigen exemplarisch alle Hindernisse auf,
die Abschiebungen verlangsamen oder
ganz verhindern.
So ist der Iraner laut Innenministerium
seit dem 30. Dezember 2018 volljährig.
Sein Asylantrag wurde abgelehnt, seit Fe-
bruar 2018 ist er ausreisepflichtig, und das
Abschiebungsverfahren läuft. Doch nach
den Angaben scheitern bislang Rückfüh-
rungen nach Iran zumeist, weil Pass- oder
Schnellere Abschiebung bei Straftaten?
Passersatzpapiere fehlen. Hier verwies
Herrmann dann auch auf Berlin, da der
Bund „noch stärkeren Druck auf Iran“ aus-
üben müsse, bei der Passbeschaffung mit-
zuwirken. Zudem solle das „Hindernis“
der fehlenden Passpapiere so schnell wie
möglich aus dem Weg geräumt werden.
Doch nicht nur fehlende Papiere er-
schweren die Abschiebung, wie der Blick
auf einen weiteren Tatverdächtigen zeigt.
Für den noch minderjährigen Afghanen
hat das Bamf ein Abschiebungsverbot er-
teilt. Das Innenministerium habe jedoch
das Bamf gebeten, dieses Abschiebungs-
verbot „wegen der abscheulichen Tat“
nach Möglichkeit zu widerrufen. Das In-
nenministerium verzichtete darauf, auf
das Gerichtsverfahren zu verweisen, das
in erster Linie darüber zu urteilen hat,
welcher Tatverdächtige welche Schuld
trägt. Doch laut Innenministerium kön-
nen die bayerischen Ausländerbehörden
den Täter auch nach Afghanistan abschie-
ben, sobald er volljährig ist – sollte das
Bamf dem Widerruf des Abschiebungsver-
bots nicht nachkommen.
Foto Laif
Bei dem dritten Tatverdächtigen wieder-
um, einem volljährigen Afghanen, steht
der von ihm beschrittene Rechtsweg der
Abschiebung im Wege. Zwar wurde sein
Antrag auf Asyl demnach schon im Mai
2017 vom Bamf abgelehnt. Auch das Ver-
waltungsgericht Regensburg hat die Ableh-
nung im August 2018 bestätigt. Doch der
Tatverdächtige hat hiergegen einen An-
trag auf Zulassung der Berufung gestellt.
Und über diesen Antrag hat der Bayeri-
sche Verwaltungsgerichtshof in zweiter In-
stanz noch nicht entschieden. Da also das
Asylverfahren noch läuft, „ist die Abschie-
bung derzeit rechtlich nicht möglich“.
Laut Innenministerium will Herrmann je-
doch dem Afghanen, der derzeit eine Aus-
bildung zum Koch macht, „schnellstmög-
lich“ die Ausbildungserlaubnis entziehen.
Der Afghane soll nach den Angaben
nicht von der „3-plus-2-Regel“ profitieren.
Diese Vereinbarung soll Asylbewerbern ei-
nen Aufenthalt für die Zeit der Ausbil-
dung sichern, in der Regel für drei Jahre.
Die Duldung besteht zudem während der
nächsten zwei Jahre, wenn der Beruf dann
ausgeübt wird. Während dieser fünf Jahre
kann der Asylbewerber nicht abgescho-
ben werden. Laut Herrmann soll diese Re-
gel gut integrierten Zuwanderern Chan-
deutete, dass er nicht auf den ursprünglich
anvisierten Abzug aller Soldaten binnen
Monatsfrist besteht. „Syrien ging vor lan-
ger Zeit verloren“, sagte Trump und stellte
klar, dass sich der Kampf um das Land
nicht lohne, weil dort nichts zu holen sei:
„Wir wollen Syrien nicht“, erklärte er, als
hätte sein Vorgänger Barack Obama eine
Invasionsarmee in das Land geschickt und
nicht eine vergleichsweise kleine Truppe
von Spezialkräften zur Bekämpfung von
Dschihadisten des „Islamischen Staats“.
„Wir reden nicht von großem Wohlstand“,
erläuterte Trump, „wir reden nur von
Sand und Tod.“ Noch vor wenigen Wo-
chen hatten hohe Vertreter der Trump-Re-
gierung klargemacht, dass es in Syrien
auch darum gehe, Iran zurückzudrängen.
Jetzt aber zeigte Trump sich gönnerhaft ge-
genüber Teheran: In und mit Syrien, so der
Präsident, „kann Iran, ehrlich gesagt, ma-
chen, was es will“.
Wie er sich erfolgreiche Sicherheitspoli-
tik vorstellt, erläuterte Trump am Beispiel
Nordkorea. Durch sein Treffen mit dem
Diktator Kim Jong-un habe er vermutlich
„einen dicken, fetten Krieg in Asien“ ver-
hindert. Für Shanahan, bis vor kurzem
noch Manager beim Flugzeughersteller
Boeing, machte Trumps Ritt durch die
Welt nichts einfacher. Man solle sich auf
die laufenden Operationen konzentrieren,
soll er der zivilen Führungsriege im Penta-
gon an Neujahr gesagt haben, und dabei
„immer an China, China, China denken“.
Oder doch an Trump, Trump, Trump?
Mit Kopftuch
in den
Kongress
FRANKFURT, 3. Januar. Für neue Kon-
gressmitglieder kann Washington frustrie-
rend sein. Es ist schwer, etwas zu bewe-
gen. Doch als eine 37 Jahre alte Demokra-
tin aus Minnesota am Donnerstag zur kon-
stituierenden Sitzung des Repräsentanten-
hauses fuhr, konnte sie damit rechnen, auf
Anhieb Geschichte zu schreiben. Denn als
eine der beiden ersten Musliminnen im
Kongress hatte Ilhan Omar die Führung
ihrer Fraktion überzeugt, eine vor 181 Jah-
ren erlassene Regel zu streichen, die ihr
im Plenarsaal das Tragen eines Kopftuchs
verweigert hätte.
Fraktionschefin Nancy Pelosi, die nach
der Umkehrung der Mehrheitsverhältnis-
se zugunsten der Demokraten noch am
Donnerstag zum „Speaker of the House“
gewählt werden sollte, will das Verbot von
Hüten oder anderen Kopfbedeckungen
zwar nicht streichen, aber Ausnahmen aus
religiösen Gründen zulassen. Da die Neue-
rung in einem großen
Geschäftsordnungspa-
ket enthalten ist, galt
eine Annahme als
sehr wahrscheinlich.
Die ebenfalls neu ge-
wählte Demokratin
Rashida Tlaib aus Mi-
Foto Laif

Graml. Auch sind bislang keine Demons- cen eröffnen, „aber sicher keinen Gewalt- chigan, Tochter palästi-
befehl wegen mehrfachen versuchten
trationen angemeldet. Ein Sprecher des täter mit einem gesicherten Aufenthalt be- nensischer Einwande-
Mordes gegen N. Die Essener Staatsan- Polizeipräsidiums Oberpfalz verwies zu- Unabhängig von den Angriffen durch ten, ohne ein gesamtes Strafverfah- lohnen“. Daher hat Herrmann demzufol- Ilhan Omar rer, wollte zwar nicht
waltschaft informierte die Bundesan- dem darauf, dass „Bürgerwehren“ nicht Asylbewerber in Amberg hatte die ren abzuwarten, wenn jemand mit ei- ge das Bamf gebeten, auf eine Beschleuni- Kopftuch tragen, aber ein anderes Zei-
waltschaft über den Fall, die einstwei- geduldet werden. „Das Gewaltmonopol Koalition bereits im vorigen Jahr be- ner größeren Menge Betäubungsmit- gung des Verfahrens vor dem Bayerischen chen setzen: Für ihren Eid brachte sie eine
len aber keinen Anlass sieht, die Er- liegt bei der Polizei.“ gonnen, an einem Entwurf zum Zwei- teln (also Drogen) erwischt wird. Es Verwaltungsgerichtshof hinzuwirken. englische Koran-Übersetzung von 1734
mittlungen an sich zu ziehen. Die Folgen der Angriffe, bei denen am ten Gesetz zur besseren Durchset- reicht, wenn der objektive Tatbe- Und sollte die Ablehnung auch in der zwei- mit, die einst dem amerikanischen Verfas-
Das dürfte vor allem damit zu tun ha- Samstagabend zwölf Personen wahllos an- zung der Ausreisepflicht zu arbeiten. stand festgestellt wurde. Nun wird ten Gerichtsinstanz Bestand haben, werde sungsvater Thomas Jefferson gehörte.
ben, dass bei der Durchsuchung der gegriffen und verletzt wurden, sind in Am- Es geht um aufenthaltsrechtliche und erörtert, ob ein solches Vorgehen auf man alles daransetzen, „den Betreffenden Ilhan Omar wurde in Somalia geboren.
Wohnung und beim Auslesen von Da- berg auch Tage nach den Vorfällen noch ausreiserechtliche Veränderungen. andere Straftatbestände ausgedehnt schleunigst abzuschieben“. Ihre Familie floh wenige Jahre später nach
tenträgern bisher keine Hinweise da- zu spüren. Der Oberbürgermeister Micha- Wie diese Zeitung aus Regierungs- werden kann, etwa den Besitz be- Auch der vierte Täter ist ein volljähri- Kenia und erhielt schließlich Asyl in Ame-
für gefunden wurden, dass N. Verbin- el Cerny (CSU) hetzt von einem Interview kreisen erfuhr, wird unter anderem stimmter Waffen. Allerdings würden ger Afghane. Sein Asylverfahren läuft zur- rika. Erst als sich dort nach den Anschlä-
dungen zu rechtsextremen Kreisen hat- zum nächsten, der bayerische Innenminis- darüber gesprochen, inwieweit Straf- Taten wie die in Amberg verübten zeit, daher ist eine Abschiebung rechtlich gen vom 11. September 2001 teilweise
te. Hinzu kommt, dass der Mann nach ter Joachim Herrmann (CSU) traf am taten von Asylbewerbern schneller mutmaßlich nicht für ein solches Vor- ebenso nicht möglich. Doch nach den An- eine feindliche Stimmung gegen Muslime
eigener Aussage psychisch erkrankt ist Abend zur Lagebesprechung ein, und die als bisher zu einer Abschiebung füh- gehen reichen. Der Gesetzentwurf gaben des Innenministeriums hat man ausbreitete, fing Omar nach eigenen Anga-
und vor einigen Jahren eine Zeitlang AfD hat „Bürgergespräche“ in der Fußgän- ren können. Schon jetzt ist es etwa soll in Kürze in die Ressortabstim- auch hier dem Bundesamt alles mitge- ben an, den Hidschab zu tragen, um sich
in einer geschlossenen psychiatrischen gerzone angekündigt. Am Donnerstag re- möglich, eine Rückführung einzulei- mung gehen. (elo.) teilt, was „einer Beschleunigung“ nutzen zu ihrem Glauben zu bekennen. Sie versi-
Einrichtung behandelt wurde. lativierte das bayerische Innenministeri- könnte. chert, dass das ihre freie Wahl sei, welche
die amerikanische Verfassung schütze. Es
regt sich denn auch wenig Widerspruch ge-
gen die Neuregelung im Kongress. Der
STIMMEN DER ANDEREN scheidende republikanische „Speaker“
Paul Ryan hob hervor, dass das Kopfbede-
Nationalismus als Pfeiler der Herrschaft waner und der internationalen Gemeinschaft zurückzu- kann man sich freuen. Die Republikaner im Kongress ha- keit, Terroranschläge zu organisieren, und dank Erpres- ckungsverbot von 1837 seit Menschenge-
„Der Standard“ kommentiert die Taiwan-Politik der gewinnen. Das konfrontative Herangehen von Xi Jin- ben sich deprimierend willig gezeigt, bei Trumps ständi- sung viele Ressourcen. Deshalb ist es so unverantwort- denken nicht durchgesetzt worden sei. Pe-
Vereinigten Staaten: ping sowie die militärische Expansion unter seiner Füh- gen Angriffen auf den Rechtsstaat und seiner schamlo- lich, dass Trump die Truppen aus Syrien mit der Begrün- losi hatte darauf verwiesen, dass die Ame-
rung und die unerbittlichen Cyberattacken auf Taiwan sen Politisierung der vielen Verfahren und Untersuchun- dung abziehen will, die dschihadistische Organisation rikaner im November den „vielfältigsten
„Ob man das glaubt oder nicht: Taipeh kann schwer-
erhöhen die Gefahr der versehentlichen Auslösung ei- gen gegen ihn und seine Leute wegzuschauen. Es wird gehöre der Vergangenheit an.“ Kongress der Geschichte“ gewählt hätten.
lich darauf vertrauen, dass Trump amerikanische Leben nes Krieges zwischen schwerbewaffneten Mächten. höchste Zeit, dass es einen mächtigen Gegenpol zu Der Frauenanteil beträgt jetzt knapp 24
und einen Krieg mit China riskieren würde, nur um die Wenn Xi in diesem Monat zum Weltwirtschaftsforum Trump gibt. Die Machtübernahme der Demokraten in Der Trump der Tropen Prozent. Außerdem gehören Pelosis Frakti-
demokratische Regierung auf der Insel zu schützen. Und nach Davos kommt, um sich als Vorkämpfer des freien der einen Kongresskammer ist ein willkommenes Zei- „La Croix“ (Paris) blickt auf den neuen brasiliani- on erstmals zwei Indianerinnen an.
auch Peking operiert in dieser Frage im Dunkeln. Ent- Handels zu präsentieren, sollte das Publikum ihn an sei- chen, dass die Reality-Show zu Ende geht.“ schen Präsidenten: Manche rechte Kommentatoren werfen
steht dort aber der Eindruck, man könne mit dem Ein- nen Aktionen in der Taiwanstraße und ihrer Umgebung „Jair Bolsonaro, genannt der ,Trump der Tropen‘, ver- Omar Antisemitismus vor. Kurz nach ih-
satz von Militärgewalt womöglich ungestraft davonkom- messen. Solange er donnernde Warnungen an seine Abzug aus Syrien ist unverantwortlich hehlt nicht seine Bewunderung für den amerikanischen rem Wahlsieg stellte sie klar, dass sie die
men, wird die Situation gefährlich. Präsident Xi Jinping Nachbarn richtet, sollte er als Störenfried und nicht als „El Mundo“ (Madrid) schreibt zur Politik Trumps in Präsidenten. Wie sein Mentor wird er getragen von ei- Boykottbewegung gegen Israel unterstüt-
hat den Nationalismus stärker zum Pfeiler seiner Herr- Staatsmann betrachtet werden.“ Syrien: ner heftigen Ablehnung der traditionellen politischen ze. Um ihr Kopftuch wurde bisher aber we-
schaft gemacht als viele seiner Vorgänger. Nun spürt er
„Vor einem Jahr haben die Behörden im Irak die völli- Klasse. Als Souveränist will er sich vom Multilateralis- nig Aufhebens gemacht. Bloß der schwar-
selbstgemachten Handlungsdruck.“ Höchste Zeit für Gegenwind ge Zerschlagung des Islamischen Staates gefeiert. Aber mus freimachen. Brasilien hat sich aus dem unter der ze, konservative Pastor und Provokateur
„Politiken“ (Kopenhagen) kommentiert die amerikani- die Wirklichkeit ist eine ganz andere. Es stimmt, dass Führung der UN verabschiedeten Migrationspakt zu- E. W. Jackson beschwerte sich, dass das
Ein Störenfried, kein Staatsmann sche Innenpolitik: der IS nur noch kleine Gebiete in Syrien kontrolliert. rückgezogen; und es hat Abstand davon genommen, die Repräsentantenhaus bald aussehen werde
„The Times“ beleuchtet die Drohungen des chinesi- „wie eine islamische Republik“. Omar kon-
„Heute beginnt eine neue Ära in den Vereinigten Staa- Aber die mächtigste Terrormiliz der Geschichte hat sich nächste Weltklimakonferenz zu organisieren. Schwer-
schen Präsidenten gegen Taiwan: terte: Die Kammer werde „aussehen wie
ten. Der neu gewählte Kongress tritt zusammen, und da- in einen furchterregenden Zusammenschluss von zahl- punktmäßig soll die landwirtschaftliche Ausbeutung
„Peking sollte lieber an glaubhaften vertrauensbilden- mit bekommt Präsident Donald Trump zum ersten Mal reichen Rebellenzellen mit insgesamt 20 000 bis 30 000 des Amazonasgebiets verstärkt werden – auf Kosten des Amerika – und Sie müssen damit irgend-
den Maßnahmen mitwirken, um das Vertrauen der Tai- einen wirklichen politischen Gegenspieler. . . . Darüber Kämpfern in der Region verwandelt. Sie hat die Fähig- Schutzes dieser grünen Lunge des Planeten.“ wie klarkommen“. (anr.)
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
KAIRO, 3. Januar
U
nd hier, sagt Ahmed El Hi-
lali und schickt sich an, ei-
nen weiteren Superlativ ab-
zufeuern, und hier werden
einmal 15 000 Gläubige
Platz haben. Der Ägypter
steht auf einer staubigen Straße im Nir-
gendwo und deutet nach Norden. Dort,
wo sich das Terrain leicht absenkt, erhebt
sich in etwa zweihundert Metern Entfer-
nung ein riesiges Bauwerk aus der steini-
gen Wüste. Lastwagen umkreisen den
Rohbau, man sieht schon die weißen Kup-
peln und die Ecktürme. „Vier Minarette“,
zählt El Hilali eifrig weitere Eckdaten
auf, „90 Meter hoch.“
Die Moschee wird imposant, so viel ist
sicher. Ob sie auch schön wird, ist dann
Geschmackssache – das dürfte sich ab-
schließend erst in ein paar Monaten beur-
teilen lassen. Imposant ist aber wohl oh-
nehin wichtiger. „Wir wollen, dass sie ein
echter Hingucker ist“, sagt El Hilali,
„denn sie markiert den Beginn der Stadt.“
Der ägyptische Staatsangestellte steht
rund vierzig Kilometer östlich von Kairos
Innenstadt, ein paar Meter von der Kreu-
zung zweier Verkehrsachsen entfernt. De-
ren Namen allein verraten einiges über
Kairo, Ägypten und das Projekt, von dem
er spricht. Die eine Straße heißt „Middle
Ring Road“, sie gehört zu einem stetig
wachsenden System von Schnellstraßen,
das Kairo umgibt. Mehrere solcher „Ring
Roads“ gibt es mittlerweile, Hunderte Ki-
lometer Beton. Denn die monsterhafte
Stadt dehnt sich unablässig aus. Die Schät-
zungen für die Einwohnerzahl des Groß-
raums Kairo liegen inzwischen bei 20 bis
23 Millionen, und bis zum Jahr 2050 sol-
len es fast doppelt so viele sein. Immer
wieder müssen neue Straßen gebaut wer-
den, die die ewigen Verkehrsstaus ab-
schwächen sollen und doch nur zu noch
mehr Verkehr führen. Kairo braucht drin-
gend Entlastung.
Die andere Straße, sie beginnt hier und
führt schnurgerade nach Osten, heißt
„Nördliche Bin-Zayid-Achse“. Wieso wur-
de die Straße nach dem Kronprinzen von
Abu Dhabi, Muhammad Bin Zayid, ben-
annt? El Hilali verweist auf die freund-
schaftlichen Beziehungen, die Ägypten
zu den Vereinigten Arabischen Emiraten
unterhalte. „Es ist eine Art Kompliment.“
Vielleicht ist es auch eine Art Dank.
Denn die Emirate haben dem in ernsthaf-
ten finanziellen Schwierigkeiten stecken-
den ägyptischen Staat in den vergange-
nen Jahren mehrere Milliarden Dollar ge-
liehen. Auf der anderen Seite der Haupt-
stadt, westlich von Kairo, gibt es eine gan-
ze Wüstenstadt, die nach dem Vater des
Kronprinzen benannt ist, Scheich Zayid.
Apropos Namen: Das, worum es bei
diesem Besuch geht, hat noch keinen. Im
offiziellen ägyptischen Sprachgebrauch
heißt es „neue Verwaltungshauptstadt“,
die englische Abkürzung lautet NAC,
New Administrative Capital. Die NAC
soll Ägyptens Regierungssitz werden und
Millionen Menschen beherbergen, die auf
rund 700 Quadratkilometern Fläche le-
ben werden, zweimal der Fläche des Gaza-
streifens. Mitten in der Wüste, nicht ganz
auf halbem Wege zwischen Kairo und
dem Roten Meer.
Es handelt sich um das gigantischste
Projekt in dem an gigantischen Projekten
nicht gerade armen Ägypten. Aufwendi-
ger als der zweite Suezkanal. Größer als
die geplante Hightech-Stadt auf dem Si-
nai. Grandioser als all die neuen Straßen,
neuen Kraftwerke und sonstigen grandio-
sen Projekte, die die Regierung unabläs-
sig verkündet. Eine immense Herausfor-
derung an Planung und Organisation.
Von den Finanzen ganz zu schweigen.
Und wenn man den Sprecher der NAC-
Projektgesellschaft, Khaled Al Husseiny,
dann fragt, wie viel Geld das Projekt bis-
lang eigentlich gekostet habe, dann sagt
er Dinge wie: Och, das lässt sich schwer
berechnen. Oder: Wir haben unser Jahres-
budget noch nicht fertiggestellt. Als wür-
de eine Millionenstadt irgendwie neben-
bei geplant und gebaut, und ob überhaupt
genügend Geld in der Kasse ist, schauen
wir dann nachher.
Khaled Al Husseiny arbeitet, ebenso
wie Ahmed El Hilali, für die Firma Ad-
minstrative Capital for Urban Develop-
ment (ACUD), welche die Entwicklung
der neuen Verwaltungshauptstadt über-
sieht. Rund hundert Mitarbeiter logieren
in schicken Büros in New Cairo, selbst
eine Satellitenstadt im Osten Kairos. Ihre
Arbeit begann vor ungefähr drei Jahren:
Im März 2015 kündigte Präsident Abd al
Fattah al Sisi überraschend auf einer Kon-
ferenz in Scharm al Scheich den Bau der
neuen Hauptstadt an. Rund ein Jahr spä-
ter, im Mai 2016, begannen die Arbeiten.
Das allein ist schon eine ziemliche
Leistung. Denn der Bau einer neuen
Hauptstadt war jahrzehntelang einer der
besten Witze in Ägypten. Die Idee, das
berstende Kairo durch die Ausgliederung
von Ministerien und Behörden zu entlas-
ten, war erstmals Ende der siebziger Jah-
re unter Anwar al Sadat aufgekommen
und kehrte in der Folge mit großer Regel-
mäßigkeit wieder. Irgendwann nahm das
niemand mehr richtig ernst – zumal die
ägyptische Regierung über die Jahrzehn-
te eine Meisterschaft darin entwickelt
hat, Projekte anzukündigen, die nie ver-
wirklicht wurden. Wer erinnert sich bei-
spielsweise noch an „Kairo 2050“, die
vor einem Jahrzehnt zirkulierende bom-
bastische Vision einer sauberen, grünen
30-Millionen-Metropole voller Parks,
Universitäten und Touristenattraktio-
nen, die als zweites New York oder Paris
beworben wurde? Die Ägypter haben die
Langmut und den Humor, mit solchen
megalomanischen Ideen ihrer Regierun-
gen umzugehen.
Die „neue Verwaltungshauptstadt“
aber wird kommen. Und zwar recht bald.
In seinem Büro deutet NAC-Sprecher Al
Projekt der Superlative: Die „neue Verwaltungshauptstadt“ ist das gigantischste Projekt im an gigantischen Projekten nicht armen Ägypten.
Kairo platzt aus allen Nähten – nun soll eine neue Hauptstadt die
ägyptische Metropole entlasten. Doch noch ist nicht klar, ob alles auch
so kommen wird, wie sich die Planer des Megaprojekts das vorstellen.
Husseiny auf eine Übersichtskarte an der
Wand. Das Projekt ist in drei Phasen un-
terteilt, die erste davon soll innerhalb
der kommenden drei Jahre abgeschlos-
sen werden. Das Regierungsviertel, er-
klärt Al Husseiny, werde aber schon frü-
her fertig werden: In der zweiten Jahres-
hälfte 2019 könne man die Gebäude über-
geben. 34 Ministerien mit rund 60 000
Angestellten sollen dann übersiedeln, zu-
dem die Parlamentsverwaltung und die
Angestellten des Präsidentenpalasts.
„Wir ziehen die gesamte Regierung um“,
sagt Al Husseiny.
U
m dieses Ziel zu erreichen,
arbeiten nach Angaben
des Sprechers rund
150 000 Arbeiter täglich
auf der Baustelle. Die Roh-
bauten der Ministerien ste-
hen schon, in zwei weit ausgreifenden Ar-
men sind Dutzende gleich aussehende Ge-
bäude links und rechts vom Ministerpräsi-
dentenamt angeordnet. Dazwischen ist
noch viel Sand. Schon fertiggestellt ist da-
gegen das Al Masa Capital, ein prunkvol-
ler Hotelkomplex inklusive Einkaufszen-
trum, internationalen Konferenzzen-
trums, Theater, Kino und eines kleinen
Sees. Inmitten all des Marmors sollen
Scheich-
Zayid-Stadt Kairo
Neu-Kairo
Stadt des Ring Road
6. Oktober
Helwan
Nil
Regional Ring Road
25 km
Quelle: ACUD/F.A.Z.-Karte lev./sie.
So Gott will
sich künftig auch Staatsgäste wohl füh-
len, die zu Besuch sind.
Die NAC soll aber wesentlich mehr wer-
den als ein Regierungssitz. Neben dem
Verwaltungsviertel sind auch ein Wirt-
schafts- und ein Finanzdistrikt geplant so-
wie zahlreiche Wohnviertel, für Inländer
wie für Ausländer. Hunderte Krankenhäu-
ser, Tausende Schulen und Universitäten,
dazu Hotels, Freizeitangebote, ein Flugha-
fen. Die NAC ist als Komplettstadt ge-
dacht – und als neues Symbol Ägyptens
unter dem seit 2013 regierenden Präsiden-
ten Sisi. Aus diesem Grund wird es nicht
nur die repräsentative Moschee am Be-
ginn der Stadt geben, sondern auch eine
Kirche, die ein paar hundert Meter weiter
aus dem Wüstenboden wächst und eben-
falls imposant wird (wenn auch nicht
ganz so imposant wie die Moschee – ihre
Türme halten zu den Minaretten respekt-
volle zwanzig Höhenmeter Abstand). Die
Geburt-Christi-Kathedrale steht für die
alteingesessene koptische Gemeinschaft
Ägyptens, auf deren Präsenz das Sisi-Re-
gime großen Wert legt. Das Gotteshaus
soll die größte Kirche des Nahen und Mitt-
leren Ostens sein, mit Platz für 12 000
Gläubige. „Und der Papst wird dort resi-
dieren“, sagt Al Husseiny zufrieden.
Auch das ist eine Art Superlativ.
oa
d gen geben“. Und Sicherheit. „Es sind ein-
se r t-R
10. Ramadan -De
Stadt a ilia
Ism
ÄGYPTEN
Madinaty
Suez Ro a d
„Neue Verwaltungs-
hauptstadt“
(NAC)
in
S u chn
A
a Roa
Ain Suchna
Politik
Von Christian Meier
Solche vorauseilenden Erfolgsmeldun-
gen sind wichtig, um der erwartbaren Kri-
tik an dem Projekt den Wind aus den Se-
geln zu nehmen. Denn die nunmehr vier
Jahrzehnte währende Politik Ägyptens,
Planstädte in die Wüste zu bauen, ist in
vielerlei Hinsicht gescheitert. Etwa drei-
ßig solcher Städte wurden seit 1977 er-
richtet, von der „Stadt des 6. Oktober“ im
Westen Kairos bis „Neu-Assuan“ in Ober-
ägypten. Die geplante Einwohnerzahl
hat indessen keine einzige von ihnen er-
reicht. Denn die meisten dieser Satelliten-
städte bieten immer noch wenig Arbeits-
plätze und soziale Infrastruktur, weshalb
viele Bewohner weiter in die nahe gelege-
ne Metropole pendeln müssen – das kos-
tet sie Geld und erhöht zudem das Ver-
kehrsaufkommen. Viele ziehen aus die-
sen Gründen aber gar nicht erst in solche
Städte, von denen manche daher auch als
„Geisterstädte“ bezeichnet werden.
Wird es bei der neuen Verwaltungs-
hauptstadt auch so kommen? „Dieses Pro-
jekt ist anders“, beharrt Khaled Al Hussei-
ny und zählt die Dinge auf, die die NAC
einzigartig machen sollen: Grünflächen –
„der größte öffentliche Park der Welt“,
der aus einem kilometerlangen „grünen
Fluss“ bestehen soll. Eine entspannte Ver-
kehrssituation durch Radfahrer- und Fuß-
gängerzonen, Tunnels, Brücken und Un-
terführungen – „es wird keine Kreuzun-
fach bessere Lebensverhältnisse.“
Bitterseen
„Außerdem“, sagt Al Husseiny bedeu-
tungsvoll hinter seinem Schreibtisch,
„bauen wir die erste Smart City Ägyp-
tens.“ Smart City, was heißt das denn?
Suezkanal
Der Sprecher überlegt kurz, meint dann
jovial: „Die genauen Merkmale einer
Smart City kennen wir auch nicht.“ Aber
Suez dann hat er doch ein paar Stichwörter pa-
rat: Sensoren, Kameras, elektronische Ge-
sichtserkennung zum Beispiel. Also eine
überwachte Stadt. Oder, in den Worten
Al Husseinys: „Wenn sie mich brauchen,
finden sie mich.“ Ob das eine Traumvor-
d Rotes Meer stellung für alle Ägypter ist?
Die arglos-uninformierte Haltung, die
in den Antworten des Sprechers immer
F R EITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 3
Fotos Christina Rizk
wieder zum Ausdruck kommt, irritiert –
und ist doch in gewisser Weise charakte-
ristisch für das Projekt. Al Husseiny, ein
früherer Militär und Diplomat, der mit Be-
geisterung von seiner Zeit in Bonn erzäh-
len kann, legt bisweilen eine geradezu
charmante Unbekümmertheit an den
Tag. Etwa wenn er sagt, die neue Stadt sol-
le einmal fünfeinhalb, sechs Millionen Be-
wohner haben, und im gleichen Atemzug
behauptet, in Kairo lebten zehn Millio-
nen Menschen. Sind es nicht mehr als das
Doppelte? „Wie auch immer, eine riesige
Menge“, erwidert er dann und sagt, man
werde hoffentlich „eine große Zahl von ih-
nen“ umsiedeln können. Oder bei der Fra-
ge der Wasserversorgung: Erst einmal
werde Trinkwasser durch Rohre aus zwei
bestehenden Satellitenstädten in die NAC
geleitet, gibt er zu Protokoll. Später dann
werde man Nilwasser „aus Helwan oder
so“ 70 Kilometer durch die Wüste pum-
pen. Aber hat nicht die Regierung gerade
erst eingestanden, dass Ägypten schon
jetzt unter akutem Wassermangel leidet?
„Bislang haben wir keine Probleme“,
winkt Al Husseiny ab. Aber unter Umstän-
den, fügt er hinzu, könne man ja in der Zu-
kunft entsalztes Wasser aus dem Roten
Meer heranschaffen. Möglicherweise.
Mal schauen.
O
der beim Thema Immobi-
lien. Ein Hauptkritikpunkt
an den Wüstenstädten lau-
tet, dass die Häuserpreise
zu hoch sind. Insbesonde-
re das Ziel, bezahlbaren
Wohnraum auch für die unteren Einkom-
mensschichten zu schaffen, ist laut einer
Studie des Stadtforschungsnetzwerks Ta-
damun von 2015 klar verfehlt worden. Be-
stehende soziale Unterschiede werden
durch die neuen Städte nicht gemindert,
sondern sogar verstärkt.
Hinter den Satellitenstädten steckt
demnach aber sowieso ein anderes Kal-
kül: Der Staat setzt seit Jahren auf die
Bauwirtschaft und den Immobiliensek-
tor, um die Wirtschaft am Laufen zu hal-
ten. In der Theorie soll der Verkauf von
Land – eine Ressource, die Ägypten im
Überfluss besitzt – zudem das Budgetdefi-
zit verringern, während durch den Bau
von Häusern zugleich die Wohnungs-
knappheit behoben wird. In der Praxis, so
sieht es die Tadamun-Studie, verhält sich
der Staat jedoch wie ein Immobilienmak-
ler, der die Preise nach oben treibt. Die
Folge: „Ägyptens Städte werden nicht für
die allgemeine Öffentlichkeit entwickelt,
sondern für die privilegierten wenigen
Auserwählten.“ Ungeachtet dessen hat
die ägyptische Regierung gerade erst den
Bau von zwanzig weiteren „smarten“
Wüstenstädten angekündigt.
„Die Preise sind ein bisschen hoch“, fin-
det nun auch Khaled Al Husseiny, wenn
man ihn auf die Wohnungen in der NAC
anspricht, die zum Teil vom Staat selbst
verkauft werden, zum Teil von privaten
Immobilienentwicklern. Allerdings, sagt
er, sei fast alles schon verkauft. Der nied-
rigste Quadratmeterpreis liegt nach sei-
nen Angaben – genau weiß er es nicht –
bei etwa 11 000 Pfund. Bei der kleinsten
Wohnungsgröße – 130 Quadratmeter –
käme man so auf gut 1,4 Millionen Pfund
Kaufpreis, umgerechnet etwa 70 000
Euro. Das monatliche Einkommen vieler
Ägypter liegt bei weniger als 400 Euro.
W
as man für sein Geld
bekommt, wenn man
sich zum Umzug in die
NAC entschließt, zeigt
Al Husseinys Kollege
Ahmed El Hilali zwei
Stunden später vor Ort. In einer Muster-
wohnung in einem bereits errichteten
Wohnviertel des Typs „dicht besiedelt“ –
also der günstigsten Variante – fegen zwei
Arbeiter noch rasch den Staub vom Bo-
den. Von den rückseitigen Fenstern des
achtstöckigen Gebäudes geht der Blick
auf ein halbes Dutzend andere achtstöcki-
ge Gebäude. Dazwischen liegt eine kreis-
runde Grünfläche, deren frisch verlegter
Rasen gerade gewässert wird; ein paar Bü-
sche und sechs Palmen wurden auch ge-
pflanzt. Die Wohnung hat ein Schlafzim-
mer und drei weitere Räume sowie zwei
Badezimmer, alle überschaubar groß.
„Die Frage ist nicht der Preis“, sagt Ah-
med El Hilali, „sondern die Finanzie-
rung.“ Wenn man einen guten Kredit von
seiner Bank bekomme, sei das alles kein
Problem. Im Übrigen, fügt er hinzu, sei es
„Sache der einzelnen Ministerien, wie sie
ihre Angestellten umziehen – oder versu-
chen, sie zum Umziehen zu bewegen“.
Kairos Ausfallstraßen sind schon jetzt
voller Werbung für Immobilien in der neu-
en Verwaltungshauptstadt. Meist werden
zehn Jahre laufende Kreditlinien ange-
priesen. Die Slogans lauten „Die Adresse
des Glücks“ oder „Besser kann dein Wo-
chenende nicht werden“, und die dazuge-
hörigen Bilder – mit zufriedenen Men-
schen, die eher europäisch als ägyptisch
anmuten – versprechen pures Wohlgefühl
in luxuriösen Lofts und Apartments.
Die Wirklichkeit in Ägypten war je-
doch schon immer grauer und durch-
wachsener als in solchen Hochglanzidyl-
len. Das wissen oder ahnen auch Khaled
Al Husseiny und Ahmed El Hilali, deren
Aufgabe es ist, kritische Nachfragen von
Journalisten zu parieren. Sie versuchen
es mit einer Mischung aus vorformulier-
ten Argumenten und erstaunlicher Offen-
heit. El Hilali etwa beschwert sich schon
vorab über die Stereotypen, mit denen
ausländische Medien hantieren würden.
„Immer fragen sie nach Armut und Was-
serversorgung“, klagt er. Zugleich ge-
steht er ein, dass die Ägypter nicht zufrie-
den sind mit dem Zustand ihres Landes.
Wie aber, fragt der Wirtschaftswissen-
schaftler, solle man das Land denn entwi-
ckeln, wenn man nicht in die Produktion
investiere – würde man stattdessen Geld
drucken und es direkt an die Menschen
verteilen, würde das die Inflation doch
nur noch schlimmer machen. „Wir brau-
chen ausländische Investitionen, um Ar-
beitsplätze zu schaffen – aber dafür brau-
chen wir Infrastruktur.“
Ein zentraler Punkt: Woher kommt ei-
gentlich das Geld für den Bau der NAC?
Khaled El Husseiny sagt nur, die Betrei-
berfirma ACUD operiere „außerhalb des
Jahresbudgets der Regierung“, und er-
klärt ansonsten, dass man mit den Ein-
nahmen aus dem Landverkauf die Infra-
struktur der NAC sowie den Bau des Re-
gierungskomplexes finanzieren wolle.
Das funktioniere bislang prima, berichtet
er, die privaten Entwickler würden „eine
Menge“ zahlen. Abseits des Startbudgets,
das die Anteilseigner eingebracht hätten
– das Wohnungsbauministerium und das
Verteidigungsministerium –, bekomme
ACUD kein Geld vom Staat. „Unsere Poli-
tik ist es, keinen einzigen Penny in die
neue Stadt zu stecken“, sagt er.
Ob diese Rechnung aufgehen wird?
Wenn, dann nur mit Kapital aus dem Aus-
land. Es kursiert die Zahl von 45 Milliar-
den Dollar, die der Bau der noch namenlo-
sen „neuen Verwaltungshauptstadt“ kos-
ten soll. China erwägt offenbar, 20 Milliar-
den Dollar zu investieren. Ansonsten rich-
ten sich die Blicke Ägyptens vor allem auf
die befreundeten Golfstaaten. Sowieso
steht das Modell Dubai Pate für die Art
von Stadt, die man sich hier erträumt.
Eine Stadt, vor allem für die Reichen,
Schönen und Mächtigen, auch wenn Kha-
led Al Husseiny sagt: „Ohne Vielfalt ist
eine Stadt nicht zukunftsfähig.“ Eine glit-
zernde und funkelnde Stadt, die nicht zu-
letzt das Vermächtnis von Präsident Sisi
sein soll. Eine Stadt, die alle Wünsche in
Erfüllung gehen lassen soll, vor allem die
finanziellen. Eine Stadt, die aber zumin-
dest zum derzeitigen Zeitpunkt noch
mehr Fragen aufwirft, als die Verantwort-
lichen beantworten können oder wollen.
So flüchten sie sich immer wieder in eine
Mischung aus Allgemeinplätzen, Abwie-
gelung und Schicksalsglauben. Vorschlag
zur Namensgebung: „Madinat Inschallah“
– „So-Gott-will-Stadt“.
SEITE 4 · F R EITAG, 4. JANUAR 2019 · N R. 3 Politik F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Fachleute für die Beseitigung Anklage wegen

von Abschiebehindernissen
Bilanz des „Sonderstabs gefährliche Ausländer“
STUTTGART, 3. Januar. In einer gro-
ßen Kreisstadt in Baden-Württemberg
wäre es fast zur Gründung einer „Bürger-
wehr“ gekommen. Der Grund war eine
kriminelle Großfamilie aus dem Kosovo.
Die zehn erwachsenen Familienmitglie-
der besaßen allesamt kein Aufenthalts-
recht mehr, ihre Asylanträge waren abge-
lehnt worden, aber sie reisten nicht aus
und verunsicherten die Bevölkerung –
sie sollen insgesamt mehr als 400 Strafta-
ten begangen haben. Der Polizei, den
Ausländerbehörden und dem Bundes-
amt für Migration und Flüchtlinge
(Bamf) fällt es oft schwer, in solchen Fäl-
len schnell zu handeln und Abschiebehin-
dernisse zu beseitigen.
Der baden-württembergische Innen-
minister Thomas Strobl (CDU) hat zur
besseren Bearbeitung solcher Fälle und
vor allem zum schnelleren Abschieben
von Gefährdern, Intensivtätern und Inte-
grationsverweigerern vor einem Jahr
den „Sonderstab gefährliche Ausländer“
eingesetzt. Im Fall der kosovarischen Fa-
milie berief der Sonderstab eine Fallkon-
ferenz ein, stimmte die Vorbereitung der
Abschiebungen mit der Polizei, der Bun-
despolizei und dem Bundesamt für Mi-
gration ab. Das war erfolgreich: Zwei
Mitglieder der Großfamilie sind mittler-
weile abgeschoben worden, bei den wei-
teren acht Familienmitgliedern werden
die Abschiebungen vorbereitet.
Mit Hilfe von Fallkonferenzen werden
alle Informationen zusammengetragen,
die eine Abschiebung verhindern. An
sorgte im Mai 2018 der pakistanische
Asylbewerber Said K. für Schlagzeilen.
Erst zertrümmerte er eine Telefonanla-
ge, dann ging er auf einen Mitarbeiter
des Sozialamts mit einer Holzlatte los
und bedrohte mehrere Bürger. Beim Ver-
hör begründete er sein gewalttätiges Ver-
halten später dann damit, dass der deut-
sche Staat ihm keine heiratsfähige Frau
zur Verfügung gestellt habe. Der Asylan-
trag von Said K. war 2016 abgelehnt wor-
den – eigentlich hätte er längst wieder in
Pakistan sein müssen. Der Sonderstab
nahm sich des Falls an, über die Bundes-
regierung stellte man einen Kontakt zur
Familie des Pakistanis her, so dass der
Mann mittlerweile ausgeflogen werden
konnte.
Seit Januar 2018 konnte der Sonder-
stab 44 Fälle erfolgreich abschließen. 34
Asylbewerber konnten durch die Arbeit
des Sonderstabs zusätzlich abgeschoben
werden, hiervon hatte das Landeskrimi-
nalamt vier als Gefährder eingestuft.
Den Ermittlern des Landeskriminalamts
sind insgesamt hundert ausländische Ge-
fährder und weitere hundert gefährliche
Extremisten ausländischer Herkunft be-
kannt. Für den Sonderstab gibt es folg-
lich noch viel zu tun. Hinzu kommen
4058 ausländische Intensivtäter, gegen
die ein Tatverdacht besteht. Insgesamt
halten sich in Baden-Württemberg der-
zeit 20 841 ausreisepflichtige Personen
auf. Dazu gehören auch die 9000 ausrei-
sepflichtigen abgelehnten Asylbewerber
aus Gambia. Von ihnen werden einmal
im Monat 15 Menschen zurück in das
Spionage
fia. FRANKFURT, 3. Januar. Knapp
eine Woche nach seiner Festnahme in
Moskau ist der Amerikaner Paul Whe-
lan einem Medienbericht zufolge in
Russland wegen Spionage angeklagt
worden. Dies meldete die Nachrichten-
agentur Interfax am Donnerstag unter
Berufung auf einen nicht näher be-
zeichneten Informanten. Whelans An-
walt forderte die Behörden dazu auf,
den Mann auf Kaution freizulassen.
Der russische Geheimdienst FSB hatte
am Montag mitgeteilt, Whelan am
28. Dezember festgenommen zu ha-
ben, nachdem dieser „bei einem Akt
der Spionage“ ertappt worden sei. Bei
einer Verurteilung drohten dem Mann
zwischen zehn und 20 Jahre Haft, hieß
es in der FSB-Mitteilung, aus der die
Agentur Tass zitierte.
Am Donnerstag besuchte auch der
amerikanische Botschafter in Russ-
land, Jon Huntsman, den Inhaftierten
und sprach anschließend mit dessen
Familie. Diese hat nach Aussage von
Whelans Bruder auf Twitter seit der
Festnahme keinen Kontakt mehr mit
ihm gehabt. Nach Aussage des ameri-
kanischen Außenministeriums hat der
Botschafter Whelan Unterstützung zu-
gesagt. Außenminister Mike Pompeo
hatte am Mittwoch während einer Rei-
se nach Brasilien gefordert, die ameri-
kanische Regierung darüber zu infor-
mieren, was dem Mann vorgeworfen
Klausurtagung der guten Laune: Ludwig, stellvertretende CSU-Generalsekretärin, Generalsekretär Blume (dahinter), Staatsministe- werde. Der 48 Jahre alte ehemalige Ma-
rinesoldat soll laut seinem Bruder
rin Bär, Seehofer, CSU-Vorsitzender und Bundesinnenminister, und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (von links) Foto dpa
nach Russland gereist sein, um einem
Freund bei Hochzeitsvorbereitungen

Kuscheln mit Profil

der vom Sonderstab koordinierten Bear-
beitung eines Falles oder einer Fallkonfe-
renz können Bundespolizei, Landeskri-
minalamt, Landespolizei, die Verfas-
sungsschutzämter, die Ausländerbehör-
den, die Regierungspräsidien, das „Zen-
trum zur Unterstützung von Rückführun-
gen“ sowie die Sozialämter und Auslän-
derbehörden beteiligt sein. Wenn erfor-
derlich, werden auch die zuständigen
Bundesministerien eingeschaltet, damit
diese den Kontakt zu den Regierungen
der Herkunftsstaaten aufnehmen.
Die großen Vollzugsdefizite bei Ab-
schiebungen unterminieren das Vertrau-
en in den Rechtsstaat und in die Glaub-
würdigkeit einer humanitären Flücht-
afrikanische Land geflogen.
Strobl ließ nach dem Freiburger Grup-
penvergewaltigungsfall für die südbadi-
sche Stadt einen zusätzlichen regionalen
Sonderstab einrichten. Die Zahl der Mit-
arbeiter für die zwei Stäbe wird von fünf
auf elf aufgestockt. Der Minister nennt
die Arbeit seines Stabes „außerordent-
lich erfolgreich“. Politiker der Oppositi-
onsparteien SPD und FDP sehen es an-
ders: „Unbeantwortet bleibt auch, wie
viele kriminelle Ausländer ohne Mithilfe
des Sonderstabs abgeschoben werden
konnten und in wie vielen Fällen der Son-
derstab erfolglos blieb“, sagte Sascha
Binder, innenpolitischer Sprecher der
SPD-Landtagsfraktion. Ulrich Goll, der
Das vergangene Jahr hat die Migration auch jetzt wieder alle anderen
Themen wie Digitalisierung oder Steuer-
CSU verändert. Bei ihrer senkungen für Unternehmen zu überla-
Klausurtagung gibt sich die gern droht. Und doch war schon am ers-
Partei vor allem gegenüber ten Tag in Seeon deutlich, dass die CSU
im vergangenen Jahr eine andere gewor-
der CDU versöhnlich. Ist das den ist.
der erfolgreiche Weg? Zum Beispiel die Gäste: 2018 wurde
der ungarische Ministerpräsident Viktor
Von Timo Frasch Orbán, ein erbitterter Gegner der Flücht-
lingspolitik der Bundeskanzlerin und da-
maligen CDU-Vorsitzenden Angela Mer-
SEEON, 3. Januar
kel, genüsslich hofiert. In diesem Jahr
Grünen vor vermeintlichen ökologischen
und technologischen Katastrophen, dann
müssen wir diejenigen sein, die die Chan-
cen in den Vordergrund stellen.“ Nicht un-
geschickt wendete er so die Kritik an der
CSU, sie schüre Angst, gegen die Kritiker,
und vereinnahmte deren Anspruch, ih-
nen gehe es um den gesellschaftlichen Zu-
sammenhalt, für die CSU. „Die richtige
Antwort auf eine fragmentierte Gesell-
schaft“, schreibt Dobrindt, „kann nicht
die Fragmentierung des Parteiensystems,
und die Reaktion auf die Individualisie-
zu helfen. Er spreche genug Russisch,
um im Alltag zurechtzukommen.
Die Inhaftierung Whelans erfolgte,
einige Wochen nachdem die Russin
Maria Butina in den Vereinigten Staa-
ten gestanden hatte, über zwei Jahre
als russische Agentin gearbeitet zu ha-
ben. Das Geständnis stellt ihr eine kür-
zere Haftstrafe in Aussicht.
Wichtiges in Kürze
Früherer NPD-Politiker frei
Der ehemalige NPD-Politiker Maik

lingspolitik, vor allem wenn die Schwie-
rigkeiten bei den Abschiebungen öffent-
lich werden. Dafür gibt es immer wieder
Beispiele: In Tuttlingen, einer Kleinstadt
am Rande des Schwarzwalds, Zentrum
der deutschen Medizintechnikindustrie,
Kommunen wollen mehr Geld
Städte- und Gemeindebund: Mehr Investitionen vom Bund
pca. BERLIN, 3. Januar. In deutschen
Städten und Gemeinden sind laut dem
Städte- und Gemeindebund Straßen,
Brücken und öffentliche Gebäude trotz
hoher Steuereinnahmen in schlechtem
Zustand. Die notwendigen Investitionen
beliefen sich inzwischen auf etwa 159
Milliarden Euro, wie der Städte- und Ge-
meindebund am Donnerstag in Berlin
mitteilte. Man lebe sozusagen von der
Substanz, sagte der Präsident der Verei-
nigung, Uwe Brandl. Ein Großteil des
Bedarfs entfällt nach Angaben des Ver-
bandes auf nötige Instandsetzungen und
Neubauten von Bildungseinrichtungen
wie Kindergärten und Schulen. Den An-
gaben zufolge wächst der Investitionsbe-
darf mit dem zunehmenden Verfall im-
mer schneller. Der Städte- und Gemein-
debund beklagte in diesem Zusammen-
hang, dass das „Gute-Kita-Gesetz“ für
Gebührenbefreiung genutzt werde, statt
zur Verbesserung der Einrichtungen. Es
fehlten 50 000 Personen, der Abde-
ckungsgrad an Kindereinrichtungen lie-
ge je nach Altersgruppe bei Kita-Kin-
dern nur zwischen 50 und 70 Prozent.
Vielfach sei der Geburtenzuwachs unter-
schätzt worden. „Wir sterben jetzt offen-
bar doch nicht aus“, so Landsberg, dar-
auf müsse man sich halt einrichten.
Ursachen für ausbleibende Renovie-
rungen und Neubauten seien neben feh-
lendem Geld auch Hürden bei den Ge-
nehmigungen und eine Flut von Vor-
schriften. „Eine überbordende Bürokra-
tie macht es uns immer schwieriger, tat-
sächlich auch Investitionsmaßnahmen
auszurollen“, sagte Brandl. Als ein Bei-
spiel dafür nannte er die Zahl von Bau-
vorschriften, die sich innerhalb kürzes-
ter Zeit vervierfacht habe. Schwierig sei
es aber auch, Handwerker für die Bau-
ausführung zu bekommen. Dabei sei ge-
rade der Neubau von Wohnungen nötig,
innenpolitische Sprecher der FDP-Frakti-
on, sagte, man könne nicht zufrieden
sein, wenn im Zeitraum von Juni 2017
bis Mai 2018 von 8030 geplanten Ab-
schiebungen im Südwesten 4886 geschei-
tert seien. (rso.)
um den Druck in Ballungsräumen zu lin-
dern. 2017 seien nur 284 000 neue Woh-
nungen gebaut worden, weniger als
2016. Nötig seien aber 350 000 bis
400 000. Kein Mittel zur Linderung der
angespannten Lage in Großstädten
sieht der Verband in der Mietpreisbrem-
se der großen Koalition. Die funktionie-
re nicht, sagte der Geschäftsführer des
Städte- und Gemeindebundes, Georg
Landsberg, das sei bisher die Erfahrung.
Eine Abhilfe auf dem Bau-Arbeits-
markt könnte nach Auffassung Lands-
bergs sein, Asylsuchende schneller zu in-
tegrieren. In Dänemark etwa gelte: Ar-
beit und Sprache ab dem ersten Tag, das
könne doch auch mal ausprobiert wer-
den.
Er beklagte in diesem Zusammen-
hang, dass der Bund den Städten und Ge-
meinden einen großen Teil der tatsächli-
chen Integrationskosten schuldig blei-
be. Die Bundeshilfen, etwa 2,5 Milliar-
den Euro, seien zudem stets zeitlich be-
fristet. Da sei es den Kommunen nicht
möglich, dauerhaft Personal einzustel-
len. Ein großer Teil der Integrationsar-
beit werde nach wie vor von ehrenamtli-
chen Helfern geleistet, die Kommunen
hätten gar nicht das Personal, das zu
schaffen. Landsberg beklagte, dass der
Verkehr in den großen Städten immer
schlimmer werde, Diesel-Verbote die
Pendler träfen, aber ein Kilometer Eisen-
bahnstrecke heutzutage nur in einer
Frist von acht Jahren gebaut werde.
Landsberg und Brandl machten beide
darauf aufmerksam, dass die Zeit für
eine Neuregelung der Grundsteuer all-
mählich auslaufe. Falle diese Steuer
weg, fehlten Städten und Gemeinden 14
Milliarden Euro. Eine Lösung müsse
schnell kommen, schließlich sei nicht
klar, ob die Bundesregierung „das ganze
Jahr in dieser Form“ existiere.
D
er CSU, namentlich der Landes-
gruppe im Bundestag, ist es auch
in diesem Jahr wieder ganz gut ge-
lungen, die Schlagzeilen um die Jahres-
wende zu beherrschen. Diesmal hatte das
aber mehr mit der relativen Nachrichten-
armut als mit der Exzentrik ihrer Forde-
rungen zu tun. Die Papiere, die aus An-
lass der Klausurtagung geschrieben und
tröpfchenweise an die Medien herausge-
geben werden, sind eher für den Instantge-
brauch bestimmt, zumeist gar zum Verges-
senwerden verurteilt. Und doch kann zu
Jahresbeginn der Ton für die folgenden
Monate gesetzt werden. 2018 war das so.
Damals begnügte sich Alexander Do-
brindt, der Vorsitzende der Landesgrup-
pe, nicht damit, das konservative Profil
seiner Partei zu schärfen, er wollte gleich
eine „konservative Revolution“ ausrufen.
Davon hat sich die Partei bis heute nicht
erholt.
Natürlich konnte die CSU auch diesmal
nicht leisetreten. Das steht ihr nicht,
schon gar nicht bei einer Klausurtagung.
Die Vorfälle von Amberg, wo vier betrun-
kene Asylbewerber am vergangenen Wo-
chenende wahllos Passanten angriffen,
trugen darüber hinaus dazu bei, dass die
Verfassungsrichter setzen Barrierefreiheit Grenzen
Psychisch Kranke können nicht frei nach ihren Vorstellungen an Prozessen teilnehmen
mgt. FRANKFURT, 3. Januar. Psychisch
kranke Menschen müssen an gerichtli-
chen Verfahren gleichberechtigt teilneh-
men können, aus dieser Verpflichtung er-
wächst aber kein Anspruch der Betroffe-
nen, Barrierefreiheit nach ihren Vorstel-
lungen durchzusetzen. Das hat das Bun-
desverfassungsgericht (BVerfG) in einem
am Donnerstag veröffentlichten Be-
schluss entschieden.
Geklagt hatte ein Mann, der an Autis-
mus leidet. Mit seiner Verfassungsbe-
schwerde wandte er sich gegen den Be-
schluss eines Landessozialgerichts, das es
abgelehnt hatte, anstelle der mündlichen
Verhandlung eine Art Online-Chat durch-
zuführen. Stattdessen boten die Richter
dem Kläger an, ihm die relevanten Unter-
lagen vorab zuzusenden, ihn sodann per
Video zuzuschalten oder im Gerichtssaal
scheint sich die CSU am meisten auf den
Freitagabend und den Samstag zu freuen,
wenn Merkels Nachfolgerin Annegret
Kramp-Karrenbauer in den Chiemgau
kommt. Mehrfach wurde hervorgehoben,
dass sie dafür „extra“ ihren Urlaub unter-
breche, Seehofer, beim Thema Beziehun-
gen zur Schwesterpartei besonders firm,
wies darauf hin, dass Kramp-Karrenbau-
ers Besuch „keine Selbstverständlichkeit“
sei. Dobrindt setzte später in der internen
Sitzung der Landesgruppe noch eins
drauf: „Es ist auch keine Selbstverständ-
lichkeit, dass die Parteivorsitzende unse-
rer Schwester schon den Vorabend mit
uns verbringt.“
Dann der thematische Aufschlag des
Landesgruppenchefs, den er zum Tag in
der Zeitung „Die Welt“ plazierte: Er war
ganz anders als sein Vorjahrestext zur
konservativen Revolution, den auch man-
cher Parteifreund als schrille Minderheits-
meinung empfunden hatte. Diesmal laute-
te die Überschrift „Volksparteien gegen
Angstparteien“, wobei Dobrindt zu Letz-
teren Grüne, AfD und Linke zählte. Vor
den Abgeordneten führte er aus: „Wenn
die Linken Angst machen vor der Markt-
wirtschaft, die AfD vor Weltoffenheit, die
schriftlich mit ihm zu kommunizieren.
Beide Vorschläge lehnte der Mann ab und
zog vor das BVerfG. Dort stellten die Rich-
ter klar, dass sich das Diskriminierungs-
verbot nicht darin erschöpft, Menschen
mit und ohne Behinderung rechtlich
gleich zu behandeln. Laut ständiger Recht-
sprechung kann eine Benachteiligung viel-
mehr auch in Regelungen zum Ausdruck
kommen, die Menschen mit Behinderung
Entfaltungsmöglichkeiten vorenthalten.
Schon 1997 entschied das BVerfG, dass
die Überweisung eines behinderten Schü-
lers an eine Sonderschule gegen seinen
und den elterlichen Willen eine Benachtei-
ligung ist, sofern die Unterrichtung an ei-
ner allgemeinen Schule mit sonderpädago-
gischer Förderung möglich ist.
Auch verfahrensrechtliche Vorschrif-
ten müssten der spezifischen Situation ei-
rung darf nicht die Absage an das Verbin-
dende und das Gemeinsame sein.“ Wer
mochte sich über einen solchen Satz
schon fürchterlich aufregen? Anderer-
seits: Er reißt halt auch niemanden aus
den Sitzen. Das galt auch für Dobrindts
Versuch, 2019 zum „Jahr der Entscheidun-
gen“ auszurufen. Wenn nach dem Wahn-
sinnsjahr 2018 nun auch 2019 das Jahr
der Entscheidungen sein soll, dann gilt
das, Europawahl hin oder her, wirklich
für jedes Jahr.
Schließlich der Auftritt von Minister-
präsident Markus Söder. Er ließ sich auch
von der Kälte Seeons nicht dazu verlei-
ten, sich heißzureden, sondern blieb bei
seinem immer noch recht neuen Kurs der
Landesväterlichkeit. Während die CSU
vor ein paar Jahren mit dem Satz „Wer be-
trügt, der fliegt“ ins neue Jahr startete,
heißt nun die wesentlich abgemilderte
Version, die von Söder wie von Generalse-
kretär Markus Blume benutzt wurde: Wer
das Gastrecht missbrauche, der habe „kei-
ne Perspektive“ im Land. Als Söder von ei-
nem Journalisten gefragt wurde, was er
denn nun wolle, Profilschärfung oder Ku-
schelkurs mit der SPD, monierte er, das
sei doch „einfach nur negativ im Ansatz“.
Natürlich gehe beides zusammen.
ner Partei mit Behinderung Rechnung tra-
gen, heißt es nun aus Karlsruhe. Grund-
sätzlich habe eine Partei schließlich ein be-
rechtigtes Interesse, persönlich an einer
Verhandlung teilzunehmen – selbst wenn
damit ein erheblicher Aufwand verbun-
den sei.
Ein unbegrenzter Anspruch, das ge-
richtliche Verfahren den eigenen Vorstel-
lungen anzupassen, bestehe aber nicht,
stellten die Richter klar. Erst recht gelte
das, wenn sich eine Partei, wie im konkre-
ten Fall, vertreten lassen könne. Die
durch mündliche Verhandlungen geschaf-
fene Transparenz sei schließlich Ausdruck
rechtsstaatlicher Prinzipien. Zudem seien
Gerichte gehalten, allen Bürgern in ange-
messener Zeit Rechtsschutz zu gewähren.
Sie müssten ihre Ressourcen deshalb effi-
zient einsetzen. (Az. 1 BvR 957/18)
Schneider, dem Brandstiftung in einer
als Flüchtlingsunterkunft geplanten
Sporthalle im brandenburgischen Nau-
en zur Last gelegt wird, kommt aus der
Untersuchungshaft frei. Das Branden-
burgische Oberlandesgericht hob am
Donnerstag den Haftbefehl gegen den
31 Jahre alten Mann auf. Grund seien
„mehrere vermeidbare Verfahrensver-
zögerungen durch die Justiz, die sich in
ihrer Summe auf über sechs Monate be-
laufen“, teilte das Gericht mit. Schnei-
der wurde angeklagt, weil er die Turn-
halle im Sommer 2015 gemeinsam mit
anderen Tätern angezündet haben
soll, bevor dort Flüchtlinge einziehen
konnten. Seit Oktober 2018 findet der
Revisionsprozess gegen ihn statt. In ei-
nem ersten Prozess hatte Schneider
die Tat gestanden und war im Februar
2017 zu neuneinhalb Jahren Haft ver-
urteilt worden. Das Verfahren musste
neu aufgerollt werden, weil der Bun-
desgerichtshof das Urteil wegen der Be-
fangenheit eines Schöffen aufgehoben
hatte, nachdem jener sich parteilich ge-
äußert hatte. Schneider saß seit März
2016 in Untersuchungshaft. Sein Straf-
verteidiger hatte die Aufhebung der
Untersuchungshaft beantragt, da das
Verfahren unverhältnismäßig lang dau-
ere, was mit dem Tatvorwurf der
Brandstiftung und Nötigung nicht zu
rechtfertigen sei. (mwe.)
200 Boko-Haram-Kämpfer tot
Die nigrischen Streitkräfte gehen am
Tschad-See verstärkt gegen die Islamis-
tenmiliz Boko Haram vor. Nach Anga-
ben des Verteidigungsministeriums
wurden bei Luftangriffen mehr als
200 Boko-Haram-Kämpfer getötet. 87
weitere seien von Bodentruppen „neu-
tralisiert“ worden, hieß es im Staats-
fernsehen. Der Einsatz habe am 28.
Dezember begonnen und konzentrie-
re sich auf die Seeküste bei Komadou-
gou, die als natürliche Grenze zwi-
schen Niger und Nigeria dient, und auf
die Inseln im Tschad-See. Die Streit-
kräfte hätten keinerlei Verluste erlit-
ten, hieß es weiter. Dagegen habe
Boko Haram auch militärisches Gerät
verloren. Boko Haram kämpft seit Jah-
ren gewaltsam für die Errichtung ei-
nes islamischen Gottesstaats im mehr-
heitlich muslimischen Nordosten Nige-
rias. (AFP)

Frankfurter Zeitung
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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Immer wieder ein Neuanfang
Die Bewohner von
Manbidsch haben
bewegte Jahre hinter
sich. Seit Trump den
Abzug aus Syrien
angekündigt hat, stehen
sie wieder im Zentrum
eines Machtkampfes.
Von Christoph Ehrhardt
BEIRUT, 3. Januar
S
ie sollen die Menschen umarmen,
nicht ausplündern und drangsalieren
– zumindest ist das die vertraute Pro-
pagandabotschaft. Syrische Milizionäre,
die ebenso unter türkischer Flagge kämp-
fen, posieren für ein Video, das sie als Be-
freier präsentieren soll. „Wir werden, so
Gott will, nach Manbidsch vordringen“,
sagt der Kommandeur seinen Männern.
„Es ist verboten, Zivilisten zu belästigen,
festzunehmen, ihnen Läden und Häuser
wegzunehmen“, erklärt er weiter. „Wir be-
handeln sie wie unsere Familien. Das ist
ein Befehl.“ Seine Kämpfer weist er an, sie
sollten jeden, den sie in der Stadt kennen,
dazu aufrufen, ihnen einen freundlichen
Empfang zu bereiten.
Der Kommandeur dürfte genau wissen,
dass nicht alle Menschen in Manbidsch sie
freudig erwarten. Schon gar nicht, einen
neuen Krieg in ihren Straßen. Die nordsyri-
sche Stadt mit ihren rund 100 000 Einwoh-
nern blickt auf bewegte Jahre zurück. Sie
hat erlebt, wie das Regime 2012 abzog und
eine oppositionelle Selbstverwaltung das
Ruder übernahm. Die Leute haben 2014
den Einmarsch der Horden des „Islami-
schen Staates“ (IS) und seine Schreckens-
herrschaft erduldet. Die von kurdischen Mi-
lizen dominierten „Syrian Democratic For-
ces“ (SDF) befreiten Manbidsch im Som-
mer 2016. Die Soldaten aus den Vereinig-
ten Staaten, dem Förderer und Alliierten
der SDF, sind seither wirksamer Schutz-
schild für den Militärrat, der die Stadt nun
regiert. Zuletzt erlebte Manbidsch eine Pha-
se relativer Ruhe und Stabilität. Die Stadt
und ihre Umgebung sind ein bedeutendes
Zentrum in der Region und haben außer-
dem weiteren Zuzug von Binnenflüchtlin-
gen erlebt. Einwohner berichten von ei-
nem Bauboom, von steigenden Immobi-
lienpreisen und zufriedenen Zementhänd-
lern.
Doch mit der Ruhe ist es vorbei, seit Prä-
sident Donald Trump am 19. Dezember
den Abzug der Soldaten angekündigt hat.
Jetzt steht Manbidsch wieder einmal im
Zentrum eines Machtkampfes, der weit
über die Stadtgrenzen hinausragt: Die Tür-
kei sähe die Stadt gerne unter der Kontrol-
Ein historisches Experiment
Trotz vieler nicht eingelöster Wahlversprechen ist Italiens Regierung im Volk beliebt
ROM, 3. Januar. Wird nun bald die Welle
der „Blauwesten“ über Italien hereinbre-
chen? So jedenfalls hat es der frühere Mi-
nisterpräsident Silvio Berlusconi, Chef
der konservativen Partei Forza Italia (FI),
noch für den Januar angekündigt. Bei der
Abstimmung über den Staatshaushalt
2019, den die Koalition von rechtsnatio-
nalistischer Lega unter Innenminister
Matteo Salvini und linkspopulistischen
Fünf Sternen unter Arbeitsminister Luigi
Di Maio kurz vor dem Jahreswechsel
durchs Parlament gepaukt hatten, streif-
ten sich die Abgeordneten der FI aus Pro-
test blaue Westen über. Darauf stand:
„Hände weg von den Renten“ oder „Ge-
nug von Steuern“.
Dem heftig umstrittenen Staatshaus-
halt verlieh Präsident Sergio Mattarella
mit seiner Unterschrift am Vorabend von
Silvester die erforderliche Rechtskraft, ob-
wohl auch er eine Menge daran auszuset-
zen hatte – zumal am rabiaten Gesetzge-
bungsverfahren in Verbindung mit der Ver-
trauensfrage und ohne Gelegenheit zur
sinnvollen Aussprache in den beiden Par-
lamentskammern. Berlusconi ließ seiner-
seits kein gutes Haar am ersten Budget der
seit Juni amtierenden panpopulistischen
Koalition in Rom. Man könne die schwer-
wiegenden Folgen gar nicht überschätzen,
die dieser „armselige und dilettantische“
Haushalt für das Land haben werde,
schalt Berlusconi. Wegen der beschlosse-
nen Steuererhöhungen und mangelnden
Zukunftsinvestitionen bedeute das Budget
„eine Hypothek für die Zukunft der jun-
gen Generation“ und sei zugleich „ein
Raubüberfall auf die Rentner“. Man wer-
de deshalb im Januar auf Straßen und Plät-
zen im ganzen Land demonstrieren – und
zwar in den „gilet azzuri“, den beim Pro-
test im Abgeordnetenhaus medienwirk-
sam erprobten „Blauwesten“.
Damit nimmt Berlusconi, der politi-
sche Großvater aller populistischen Bewe-
gungen in Europa, eine unverhüllte Anlei-
he bei den wochenlangen Protesten der
„Gelbwesten“ in Frankreich. Die hatten
die Herrschaft von Präsident Emmanuel
Macron ins Wanken gebracht und dessen
Macht nachhaltig untergraben. Ob Berlus-
coni mit seiner „Blauwesten“-Bewegung
in Italien ein vergleichbarer Erfolg be-
schieden sein wird, ist jedoch fraglich. In-
nenminister und Vizeregierungschef Sal-
vini wischte die Kritik Berlusconis und
der anderen Oppositionsparteien am Bud-
get als „lächerlich“ beiseite und versicher-
te, mit dem „Haushalt des Wandels“ wür-
Bald wieder ein Machtwechsel? Einkäufer auf einem Markt in Manbidsch am vergangenen Sonntag
le ihrer arabischen Hilfstruppen. Sie könn-
te Ankara als symbolträchtiges Exempel
dienen, wie Orte mit arabischer Bevölke-
rungsmehrheit in kurdischen Regionen un-
ter türkische Schutzherrschaft geraten. Die
kurdischen Milizen der „Volksverteidi-
gungskräfte“, die über ein beachtliches Ter-
ritorium im Nordosten Syriens herrschen,
können das unter keinen Umständen zulas-
sen. Sie sind treue Gefolgsleute des PKK-
Anführers Abdullah Öcalan und befinden
sich im Krieg mit Ankara. Eher würden sie
das Regime von Baschar al Assad wieder
einrücken lassen, was auch dessen Patrone
in Teheran und Moskau gerne sähen.
Schon in vorherigen Auseinandersetzun-
gen mit Ankara hatten sich die kurdischen
„Volksverteidigungsmilizen“ mit Hilfeersu-
chen an Damaskus gewandt. Jetzt soll das
Regime als Puffer zu den türkisch-arabi-
schen Feinden dienen. Verhandlungen
über ein Arrangement laufen; nach kurdi-
schen Angaben soll Moskau als Mittler hel-
fen. Und Assad lässt sich nicht zwei Mal bit-
ten, ein weiteres Stück Syriens wieder un-
ter seine Kontrolle zu bringen. Seine Trup-
pen stehen bereit, die Propaganda hatte
gar den Eindruck zu erwecken versucht,
die Streitkräfte seien schon in Manbidsch
einmarschiert.
Als Assad noch uneingeschränkt
herrschte, war Manbidsch eher eine entle-
gene Provinzstadt, für die der syrische
Machthaber keinen harten Abnutzungs-
kampf führen wollte, als diese nach und
nach von Rebellengebiet eingeschlossen
wurde. Jetzt macht ihre Lage die Stadt zu ei-
nem wertvollen Preis. Manbidsch verbin-
det fruchtbare Regionen im Westen Sy-
riens mit den Wüstenlandschaften im Os-
den „mehr als zwanzig Milliarden Euro in
die Taschen der Italiener zurückfließen“.
Im Übrigen sei die Regierung in Rom
vielleicht die populärste in den EU-Staa-
ten: „Nach sechs komplizierten Monaten
liegen unsere Zustimmungswerte bei 60
Prozent.“ Auch wenn man das Zahlen-
werk des Haushalts berechtigt hinterfra-
gen und das eher lautlose Verschwinden
vieler Wahlkampfversprechen feststellen
kann, an den stabilen Umfrageergebnis-
sen kann es keinen Zweifel geben: Rund
drei Fünftel der Italiener stellen dem his-
torischen Experiment einer Koalition
von Rechts- und Linkspopulisten auch
ein halbes Jahr nach deren Regierungsan-
tritt noch immer ein gutes Zeugnis aus.
Salvini, der kürzlich von italienischen
Zeitungen unterschiedlicher politischer
Couleur zum „Politiker des Jahres 2018“
gekürt wurde, kann es sich leisten, gegen
Kritiker in den traditionellen Medien zu
wettern: Er bevorzugt ohnedies die direk-
te Kommunikation mit seinen Millionen
Anhängern über die Kanäle der sozialen
Medien. Das wochenlange Armdrücken
mit Brüssel um den italienischen Haushalt
hat der Koalition in Rom bisher nicht ge-
schadet. Und das, obwohl sich Rom von
seinem ursprünglichen Ziel einer Neuver-
schuldung in Höhe von 2,4 Prozent der
Wirtschaftsleistung auf einen Wert von
2,04 Prozent hat drücken lassen, um das
angedrohte Strafverfahren der EU-Kom-
mission doch noch abzuwenden. Mit dem
ausgehandelten Kompromiss konnten im
Übrigen auch der parteilose Regierungs-
chef Giuseppe Conte sowie der ebenfalls
parteilose Finanzminister Giovanni Tria,
die maßgeblich die zähen Verhandlungen
mit Brüssel geführt hatten, ihre eigene po-
litische Position und wohl auch ihren Sta-
tus im Kabinett stärken. Bisher wurden sie
weithin als Marionetten des Machtduos
Salvini-Di Maio hingestellt.
So ergibt sich zum Jahresanfang das
scheinbar paradoxe Bild einer starken Re-
gierung in Rom, die sich im Haushalts-
streit letztlich doch dem Druck aus Brüs-
sel gebeugt hat. Mit Blick auf die Europa-
wahlen von Ende Mai sagte Salvini, der
italienische Staatshaushalt von 2019 sei
der letzte gewesen, bei dessen Erstellung
man sich dem Diktat Brüssels habe unter-
werfen müssen. Bei den Wahlen hoffen
die „Souveränisten“ nach dem Schlage
der Römer Koalitionäre in allen EU-Mit-
gliedstaaten auf große Stimmenzugewin-
ne sowie auf einen beträchtlichen Man-
datsaufwuchs im Straßburger Europapar-
lament. In der nächsten Brüsseler Kom-
Politik
ten, ist ein Scharnier zwischen den zwei
kurdischen Kantonen Nordsyriens. Unter
IS-Herrschaft war die Stadt ein wichtiger
Umschlagplatz für Erdöl, das aus dem da-
maligen Reich der Dschihadisten in die Tür-
kei geschmuggelt wurde.
Die Einwohner von Manbidsch erleben
wieder Tage der Unsicherheit. Müssen sie
sich womöglich wieder einmal auf neue
Machthaber einstellen? „Wir haben noch
immer kein klares Bild“, erklärt Shilan Mu-
hammad, ein kurdischer Beobachter am Te-
lefon. Er wisse nicht, wie lange es dauern
wird, bis die Amerikaner fort sind. Aber er
hat kaum Hoffnung, dass es der Führung in
Manbidsch gelingen wird, Trump umzu-
stimmen. „Die Leute leben ihr Leben wei-
ter, aber sie hängen in der Luft.“
Shilan Muhammad gehört zu denen in
Manbidsch, die zur derzeitigen Führung
halten und Erdogans arabische Verbündete
auf keinen Fall als Befreier willkommen
heißen wollen. Er misstraut den arabi-
schen Brigaden. Die Rebellengruppen hät-
ten schließlich in ihrer Ära die Leute will-
kürlich bestohlen und angegriffen. Aber es
gibt gerade unter den Arabern auch Vorbe-
halte gegenüber den kurdischen Milizen,
die ihre Macht während des Feldzugs ge-
gen den IS mit robusten Mitteln ausgebaut
haben. So liegt es anderen in Manbidsch
fern, die Rebellen zu verteufeln. Sie blicken
wehmütig auf das „chaotische demokrati-
sche Experiment“ jener Zeit zurück und
verteufeln den Militärrat als Instrument au-
toritärer kurdischer Dominanz. Es gibt
auch Leute, die wieder wagen, sich zum Re-
gime zu bekennen.
„Jeder, der am Wohlergehen dieses Lan-
des interessiert ist, sollte es gutheißen,
mission will die Regierung in Rom einen
italienischen EU-Kommissar aus dem ei-
genen Weltanschauungslager auf eine fi-
nanzpolitische Schlüsselposition hieven.
Und der soll Ende 2019 die Haushaltspoli-
tiker in Rom gewähren lassen.
Diese Erwartung ist überaus optimis-
tisch. Zudem muss die Regierung erst ein-
mal daheim die kommenden Herausforde-
rungen bestehen. Das bisher stabile Wohl-
wollen der Wähler dürfte erodieren,
wenn die von der Regierung versproche-
nen sozialen Wohltaten ausbleiben und
sich der vorausgesagte Wachstumsschub
nicht bald einstellt. Eine informelle Koali-
tion linker und linksliberaler Bürgermeis-
ter – von Palermo über Neapel bis nach
Florenz und Parma – hat am Donnerstag
verkündet, das von Salvini im November
durchgesetzte „Sicherheitsdekret“ in ih-
ren Städten nicht anzuwenden. Das De-
kret, das die Bürgermeister wegen Versto-
ßes gegen die UN-Menschenrechtskon-
vention vor dem Verfassungsgericht an-
fechten wollen, sieht unter anderem die
drastische Einschränkung der Vergabe hu-
manitärer Aufenthaltsgenehmigungen
für Migranten vor, über deren Asylantrag
noch nicht entschieden ist. Zudem wird
die Abschiebung abgelehnter Asylbewer-
ber erleichtert. Auch die katholische Bi-
schofskonferenz und der Vatikan kritisie-
ren das Dekret sowie die von Salvini ver-
fügte Sperrung aller italienischen Häfen
für Flüchtlingsschiffe im Mittelmeer als
inhumane Maßnahmen.
Schließlich rumort es beim linkspopu-
listischen Koalitionspartner wegen der
harten Haltung Salvinis in der Migrations-
politik. An Neujahr schloss die Führung
der Fünf Sterne zwei Senatoren aus der
Partei aus, weil diese dem Sicherheitsde-
kret nicht zugestimmt hatten. „Jeder ist
wichtig, aber niemand ist unersetzbar“,
begründete Parteichef Di Maio die drako-
nische Maßnahme: „Wer den Koalitions-
vertrag nicht unterstützt, wird ausge-
schlossen.“ Damit verfügt die Koalition
im Senat nur noch über 167 von 320 Sit-
zen. Von einem weiteren Abschmelzen
der ohnedies knappen Mehrheit im Ober-
haus des Parlaments dürfte der Koalition
jedenfalls größere Gefahr drohen als von
den Protesten der „Blauwesten“ Berlusco-
nis. (rüb.)
Foto AFP
dass die Syrische Arabische Armee nach
Manbidsch einrückt“, sagt ein Mann in ei-
nem im Internet verbreiteten Straßeninter-
view. „Das ist meine Meinung und die Mei-
nung aller Menschen in Manbidsch“, fügt
er an. Aber die Äußerungen seiner Mitbür-
ger sind so vielschichtig wie die Gesell-
schaft und die dortigen Machtverhältnisse.
Die Araber, die die große Mehrheit der Be-
völkerung stellen, sind gespalten zwischen
den alteingesessenen städtischen Familien
und Familien ländlicher Herkunft. Es gibt
Stämme, die eher dem Regime zuneigen,
auch wenn sie Vertreter der Assad-Gegner
in ihren Reihen haben. Es gibt Araber, vor
allem vom Land, die zu den türkisch ge-
führten Brigaden halten.
Andere Araber dürften dieser Tage be-
sonders beunruhigt sein, denn sie haben
ihr Heil in einem Bündnis mit den kurdi-
schen Milizen und Washington gesucht.
Auch innerhalb der kurdischen Minder-
heit in Manbidsch gibt es Unterschiede.
„Zu einem großen Teil richtet sich die
Loyalität der Leute nach ganz konkreten
Interessen“, sagt ein gutvernetzter syri-
scher Beobachter. „Wem bloß Ruhe und
Ordnung wichtig sind, der könnte mit dem
Regime leben, wer aber Angst vor Zwangs-
rekrutierung hat, muss auf die türkisch ge-
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Rebellengruppen
„Islamischer Staat“ (IS)
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Quelle: nytimes.com/ F.A.Z.-Karte Levinger
förderten Gruppen setzen.“ Das Thema
Zwangsrekrutierung taucht immer wieder
auf, wenn Einwohner von Manbidsch Zu-
kunftsängste äußern. Jetzt, da das Regime
wieder nach Manbidsch greift, herrscht
Angst unter den jungen Männern, zum
Dienst in Assads Streitkräften gezwungen
zu werden.
„Die erste Schicht, die fliehen wird, ist
die Jugend“, erklärt Monzer Sallal, der aus
einer der einflussreichen städtischen Fami-
lien der Stadt stammt. „Selbst die Unterstüt-
zer des Regimes sind zögerlich, weil sie die
Zwangsrekrutierung fürchten.“ Sallal ge-
hört zu denen, die Manbidsch regierten,
nachdem die Mitarbeiter des Assad-Re-
gimes abgezogen waren. Sein Vater, ein ein-
flussreicher Immobilienmakler, war maß-
geblich an einem Deal beteiligt, der Man-
bidsch in dieser Zeit Gewaltexzesse erspar-
te, wie andere Städte sie erleiden mussten.
Doch seit der IS einrückte, sind auch Mon-
zer Sallal und seine Familie aus ihrer Hei-
matstadt vertrieben. Monzer leitet jetzt das
„Stabilisierungskomitee für Nordsyrien“,
das mit Amerikas Unterstützung gegrün-
det wurde und aus der türkischen Einfluss-
zone heraus arbeitet. Nach Manbidsch
kann er nicht zurück. Von Beobachtern
heißt es, das scheitere vor allem am Veto
der kurdischen Kader. Er habe Amerika
vergeblich um Hilfe gebeten, klagt Sallal.
Die ständigen Machtwechsel von Man-
bidsch hinterließen bei ihm ein „abscheuli-
ches Gefühl“. „Die Leute haben gerade wie-
der neu angefangen, da werden sie schon
wieder in nächste schwierige Situationen
gezwungen.“
WOCHE
\
WOCHE
\
Das kompakte Nach
F.A.Z. WOCHE
F R EITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 5
Diplomat
untergetaucht
boe. PEKING, 3. Januar. Der Ge-
schäftsträger der nordkoreanischen
Botschaft in Italien ist nach Angaben ei-
nes südkoreanischen Abgeordneten
Hassakeh
kurz vor dem Ende seiner Amtszeit of-
fenbar untergetaucht. Der Diplomat Jo
mit seiner Frau aus der Botschaft in
Rom „geflohen“, sagte der Parlamenta-
rier Kim Min-ki am Donnerstag nach ei-
ner Unterrichtung des zuständigen Par-
lamentsausschusses durch den südko-
reanischen Geheimdienst. Die Nach-
richtenagentur Yonhap zitierte Kim
mit der Aussage, der Geheimdienst
habe bislang nicht versucht, den nord-
koreanischen Diplomaten zu kontaktie-
ren, und sei „in den vergangenen zwei
Monaten seit seinem Verschwinden“
auch nicht von ihm kontaktiert wor-
den. Vor gut zwei Jahren war der stell-
vertretende Botschafter Nordkoreas in
London zu Südkorea übergelaufen.
Thae Yong-ho gehört seither zu den
schärfsten Kritikern des Regimes in
Pjöngjang.
Ein südkoreanischer Zeitungsbe-
richt über ein angebliches Asyl- oder
Schutzgesuch Jo Song-gils wurde von
Italien nicht bestätigt. Man habe keine
Kenntnis über einen solchen Antrag,
sagte ein Sprecher des Außenministeri-
ums in Rom dem Sender BBC. Jo leite-
te die Botschaft in Rom, seit Italien
den Botschafter im Oktober 2017 aus
Protest gegen den sechsten Atomtest
Nordkoreas ausgewiesen hatte. Nach
Angaben südkoreanischer Medien ist
Jo der Sohn eines ranghohen nordko-
reanischen Funktionärs, dessen Name
jedoch nicht gemeldet wurde. Der
Überläufer Thae Yong-ho äußerte ge-
genüber Medien die Vermutung, dass
der Vermisste Jo Song-gil Informatio-
nen über das Atomwaffenprogramm
des Landes haben könnte. Worauf sich
diese Vermutung stützt, sagte er nicht.
Unklar blieb, ob Jo Kinder hat. Der
übergelaufene Diplomat Thae Yong-
ho hatte die Ausbildung seiner Kinder
als einen der Hauptgründe für seinen
Schritt genannt. Sollte sich die Vermu-
tung bestätigen, dass auch Jo sich abge-
setzt hat, so dürften seine Angehöri-
gen in Nordkorea hart bestraft werden.
Eine Stellungnahme Pjöngjangs zum
Verbleib des Geschäftsträgers gab es er-
wartungsgemäß nicht. Laut einem
UN-Bericht vom November 2017 wa-
ren in der Botschaft in Rom seinerzeit
vier Diplomaten akkreditiert.
Nr. 2 4. Januar 2019
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SEITE 6 · NR. 3
FR EITAG, 4. JANUAR 2019
Verlorene
Container in der
Nordsee gesucht
bin./smo. HANNOVER/FRANKFURT,
3. Januar. Nach der Havarie von Europas
größtem Containerschiff „MSC Zoe“ in
der Nordsee wird weiter nach den etwa
270 über Bord gegangenen Containern
gesucht. Der 396 Meter lange, 59 Meter
breite und bis zu 19 000 Container fassen-
de Frachter hatte die Ladung am Diens-
tag während eines Sturms auf dem Weg
nach Bremerhaven verloren. Teilweise
wurde die verlorene Ladung bereits an
den niederländischen und niedersächsi-
schen Küsten angespült.
Nach Angaben des Leiters des Havarie-
kommandos in Cuxhaven, Hans-Werner
Monsees, fielen bei der Havarie maximal
drei Container mit Gefahrgut ins Meer,
die bisher noch nicht gefunden worden
seien. Bei einem Container wisse man in-
zwischen, dass in ihm Dibenzoylperoxid
transportiert wurden. Die Chemikalie
wird bei der Härtung von Harzen oder
als Bleichmittel eingesetzt. Laut nieder-
ländischen Medienberichten wurde dort
an der Küste ein Sack mit Peroxid ange-
spült. Monsees erklärte, der Stoff sei ins-
besondere bei Hitze gefährlich, nicht so
sehr bei feucht-kaltem Wetter, wie es der-
zeit herrscht. Der Landkreis Leer warnte
die Bürger dennoch, keinesfalls offene
Container oder freigesetzte Stoffe zu be-
rühren, sondern umgehend die Rettungs-
leitstelle zu informieren. Weil die verlore-
nen Container zudem eine mögliche Ge-
fahr für den Schiffsverkehr darstellen,
wurde in der Nacht auf Donnerstag das
Ems-Fahrwasser westlich von Borkum
vorübergehend gesperrt.
An der Suche nach der verlorenen
Fracht beteiligen sich auf deutscher Seite
derzeit zwei Spezialschiffe des Havarie-
kommandos, ein Hubschrauber der Bun-
despolizei sowie ein Ölüberwachungs-
flugzeug aus Nordholz. Die Reederei
MSC beauftragte zudem eine Bergungs-
firma, mit Hilfe von Sonar nach den Con-
tainern zu suchen. Nach Angaben von
Monsees wird die Suche noch einige Tage
andauern und womöglich durch einen
abermaligen, für das Wochenende ange-
kündigten Sturm erschwert.
In deutschen Gewässern wurden nach
Behördenangaben bisher sechs Contai-
ner gesichtet. An der niederländischen
Küste wurden nach Angaben der dorti-
gen Küstenwache bislang 21 Container
angespült. In den Niederlanden bereitet
sich inzwischen auch das Militär darauf
vor, nach entsprechenden Bitten der Bür-
germeister der Inseln Terschelling und
Schiermonnikoog beim Aufräumen an
den Stränden zu helfen. Ehrenamtliche
Helfer allein könnten es nicht schaffen,
hieß es.
Die angeschwemmte Fracht führte
nicht nur zu verunreinigten Stränden,
sondern auch zu teils skurrilen Szenen
auf den niederländischen Inseln. Im nie-
derländischen Radio geben Spaziergän-
ger nach der Container-Havarie Aus-
kunft, was sie an den Inselstränden alles
In Bremerhaven: Das Containerschiff
„MSC Zoe“ liegt im Hafen. Foto AFP
abgegriffen haben: Sandalen, Spielzeug
und vieles andere. In den sozialen Me-
dien kursieren Bilder, auf denen Men-
schen in Folie verpackte Fernseher und
Ikea-Möbel vom Strand wegtragen und
zahlreiche Glühbirnen herumliegen.
Der Frachter „MSC Zoe“, der unter der
Flagge von Panama fährt, konnte in der
Nacht auf Donnerstag in Bremerhaven
festmachen. Mitarbeiter des Havariekom-
mandos sind an Bord des Schiffs, um bei
der Zählung und Identifizierung der ver-
lorenen Container zu helfen. Die nieder-
sächsische Grünen-Politikerin Meta Jans-
sen-Kucz forderte am Donnerstag eine
unverzügliche Offenlegung der Frachtlis-
te durch die Reederei MSC mit Sitz in
Genf, die als zweitgrößte Containerree-
derei nach der dänischen Mærsk Line
gilt. Geklärt werden müsse zudem, ob
die Container auf dem Frachter ausrei-
chend gesichert gewesen seien, sagte
Janssen-Kucz. Sie forderte wegen schwe-
rer werdender Stürme auch eine Überprü-
fung der geltenden Sicherheitsbestim-
mungen für Großfrachter.
Laut einem Sprecher der deutschen
Wasserschutzpolizei waren die Contai-
ner entweder nicht richtig gesichert,
oder der Frachter wurde sowohl längs als
auch seitlich schwer durchgeschüttelt.
Dagegen sei selbst gut gesicherte Ladung
nicht geschützt, erklärte der Mitarbeiter
der Wasserschutzpolizei.
Deutschland und die Welt
Hinterm Mond geht’s weiter
Erstmals landet eine
Raumsonde auf der
Rückseite des
Erdtrabanten. Für
China steht die
Mission auch politisch
für eine Zeitenwende.
Von Sibylle Anderl
und Friederike Böge
FRANKFURT/PEKING, 3. Januar. „Um
es ganz offen zu sagen: Wir waren schon
dort. Auch Buzz war dort. Es gibt sehr
viel mehr Weltall zu erkunden.“ Mit die-
sen Worten hatte sich der amerikanische
Präsident Barack Obama im Jahr 2010
gegen weitere Mondmissionen aus-
gesprochen. Missionen zum Erdbeglei-
ter üben allerdings nach wie vor eine gro-
ße Faszination aus, wie die Landung der
chinesischen Mondsonde Chang’e 4 auf
der von der Erde abgewandten Seite des
Mondes zeigt.
Am frühen Donnerstagmorgen um
3.26 Uhr war das anspruchsvolle Manö-
ver gelungen, das im Funkschatten zur
Erde nur eine indirekte Kommunikation
anhand eines Übertragungssatelliten er-
laubte. Der Übertragungssatellit war ei-
gens im Mai vergangenen Jahres ins All
gebracht worden. Er ist 65 000 Kilome-
ter vom Mond entfernt und trägt den Na-
men „Brücke der Elstern“, die der Legen-
de nach zwei durch die Milchstraße ge-
trennten Liebenden einmal im Jahr eine
Zusammenkunft ermöglicht. Die unbe-
mannte Raumsonde Chang’e 4, benannt
nach einer Mondgöttin der chinesischen
Mythologie, war am 8. Dezember gestar-
tet. Das komplizierte Landemanöver be-
gann nach Angaben der chinesischen
Weltraumbehörde elf Minuten vor dem
Aufsetzen in einer Höhe von 15 Kilome-
tern über der Mondoberfläche. Zuletzt
habe das Raumfahrzeug eine Weile in
100 Meter Höhe verharrt, um die Ober-
fläche nach Unebenheiten abzusuchen
und eine Kollision zu vermeiden. Etwa
14 Minuten nach der Landung habe eine
Kamera von der Raumsonde erstmals
Nahaufnahmen der „dunklen Seite“ des
Mondes gemacht, die so genannt wird,
obwohl es auch hier Sonneneinstrahlung
gibt.
Die 1,2 Tonnen schwere Raumsonde
landete nach Angaben der chinesischen
Raumfahrtbehörde im Von-Karman-Kra-
ter, benannt nach dem ungarisch-ameri-
kanischen Raumfahrtingenieur Theodo-
re von Kármán. Das war vermutlich kein
Zufall, denn von Kármán war der Dok-
torvater von Qian Xuesen, dessen Arbei-
ten für das chinesische Atom-, Raketen-
und Weltraumprogramm von großer Be-
deutung waren. Der Krater befindet sich
im Südpol-Aitken-Becken, dem größten,
tiefsten und ältesten Einschlagkrater auf
dem Mond.
Chang’e 4 wird nun eine Region des
Mondes erforschen, auf der „wir“ tat-
sächlich bislang nie waren. Die Rücksei-
te des Mondes, den die Gezeitenreibung
in seiner Bewegung um die Erde so aus-
gerichtet hat, dass er uns immer dieselbe
Seite zuwendet, war der Erforschung
durch den Menschen lange grundsätz-
lich entzogen. Erst die sowjetische Lu-
nik-3-Mission schickte 1959 erste Bilder
von der erdabgewandten Seite, die, an-
ders als die uns bekannte Seite, fast kei-
ne Maria aufweist. Diese dunklen Fle-
cken sind Tiefebenen des Mondes, die
als „Mondgesicht“ die menschliche Phan-
tasie seit jeher anregen. Stattdessen ist
die Rückseite von zahlreichen Ein-
schlagskratern überzogen, die aber die
Mondkruste nicht durchbrechen konn-
ten. Anders als die Maria konnten sie
sich daher nicht mit flüssigem Gestein
füllen. Der Grund für diese Asymmetrie
zwischen lunarer Vorder- und Rückseite
ist, dass die Kruste auf der erdnahen Sei-
te wesentlich dünner ist. Auch dies ist
ein Effekt der zwischen Mond und Erde
wirkenden Gezeitenkräfte.
Mit der gelungenen Landung hat Chi-
na die technologische Leistungsfähigkeit
seines Raumfahrtprogramms bewiesen.
Chang’e 4 konnte dabei sowohl tech-
nisch als auch hinsichtlich seiner wissen-
schaftlichen Ziele auf Erfahrungen und
Studien seiner Vorgängermission
Chang’e 3 zurückgreifen, die im Dezem-
ber 2013 im Mare Imbrium auf dem
Mond gelandet war. Der Chefingenieur
des chinesischen Mondprogramms
sprach nun von einem „wichtigen Mei-
lenstein für Chinas Weltraumfor-
schung“, die „Volkszeitung“ nannte es
„einen Beitrag des chinesischen Volkes
für die Menschheit“. Zahlreiche interna-
tionale Weltraumforscher beglück-
wünschten China zu der erfolgreichen
Landung, die ein weiterer Beleg für die
rasch wachsende Leistungsfähigkeit der
chinesischen Raumfahrt sei. Im vergan-
genen Jahr gab es in China erstmals
mehr Raketenstarts als in jedem ande-
ren Land: acht mehr als in den Vereinig-
ten Staaten und 19 mehr als in Russland.
Im Jahr 2022 will China seine eigene be-
mannte internationale Raumstation prä-
sentieren.
Das ambitionierte Weltraumpro-
gramm unterstreicht den Anspruch Chi-
nas, neben Amerika zur führenden Tech-
nologiemacht aufzusteigen. Die jüngste
Mondlandung sei ein großer Schritt in
Richtung einer Weltraummacht von
Neues Bild: die Rückseite des Mondes, wie Chang’e 4 sie sieht
Weltrang, sagte etwa der Wissenschaft-
ler Ye Peijian von der Chinesischen Aka-
demie der Wissenschaften am Donners-
tag. Anders als in der Vergangenheit be-
richteten die Staatsmedien aber insge-
samt zurückhaltend über das Ereignis.
Präsident Xi Jinping äußerte sich zu-
nächst nicht. Offenbar war der chinesi-
schen Führung daran gelegen, die ameri-
kanische Regierung nicht durch ein allzu
selbstbewusstes Auftreten zu provozie-
ren. Denn das vom Militär betriebene
chinesische Programm wird in Washing-
ton mit Argwohn verfolgt.
Doch China hat durchaus auch ein wis-
senschaftliches Interesse an der Raum-
fahrt. So sind Rover und Lander, die bei-
den Bestandteile der Chang’e-4-Mission
auf der Mondoberfläche, mit insgesamt
acht Instrumenten ausgestattet. Zwei da-
von wurden in internationalen Kollabo-
rationen entwickelt, eines davon in
Deutschland: das Lunar Lander Neu-
Aus der Frühphase des Sonnensystems
Zwei Tage nach dem Vorbeiflug der
Raumsonde New Horizons am Him-
melskörper Ultima Thule hat die
amerikanische Raumfahrtbehörde
(Nasa) die ersten schärferen Fotos
des Himmelskörpers veröffentlicht.
Darauf ist deutlich zu erkennen,
dass das Objekt des Kuiper-Gürtels
aus zwei unterschiedlich großen
Bestandteilen besteht. Es habe sich
ursprünglich um zwei verschiedene
Objekte gehandelt, die wahrschein-
lich schon in der Frühphase des Son-
nensystems kollidiert und allmählich
verschmolzen seien, vermutet Alan
Stern, Missionsleiter von New Hori-
zons. Die Fotos hatte New Horizons
aus einer Entfernung von 27 000 Ki-
lometer geschossen, als die Sonde
sich noch im Anflug an den 31 Kilo-
meter langen Himmelskörper be-
fand. Die Nasa-Wissenschaftler er-
warten in den kommenden Wochen
neben wissenschaftlichen Daten die
ersten hochaufgelösten Aufnahmen,
die Ultima Thule aus einer geringe-
ren Distanz zeigen. New Horizons
war im Januar 2006 zu ihrer Reise
in Richtung äußeres Sonnensystem
gestartet. Auf ihrem Weg passierte
sie Saturn und Jupiter und erreichte
trons & Dosimetry Experiment (LND),
das auf dem Lander installiert ist. Das
LND ist ein Teilchendetektor, das gelade-
ne Teilchen vermessen soll. Gleichzeitig
ist es in der Lage, schnelle Neutronen
und Gammastrahlung nachzuweisen. Es
soll so das Strahlungsfeld auf der Ober-
fläche des Mondes erforschen helfen
und damit Informationen liefern, die be-
sonders dann relevant werden, wenn
abermals Menschen auf dem Mond lan-
den werden. Die Aufzeichnung von Neu-
tronen auf der Mondoberfläche könnte
darüber hinaus dabei helfen, unterirdi-
sche Wasserreservoirs aufzuspüren: Soll-
te es solche geben, könnten sie sich aus
dem Energiespektrum der Neutronen ab-
leiten lassen. Entwickelt wurde das In-
strument an der Christian-Albrecht-Uni-
versität in Kiel, finanziert durch das
Raumfahrtmanagement des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Da-
mit liefert das LND einen Beitrag zum
Verschmolzen: Ultima Thule setzt sich
aus zwei Objekten zusammen. Foto AFP
Mitte Juli 2015 ihr eigentliches Ziel,
den Zwergplaneten Pluto. Danach
nahm sie Kurs auf Ultima Thule.
Der Himmelskörper ist das am wei-
testen entfernte Objekt, das bisher
von einer Sonde erreicht wurde. Es
ist derzeit 43 Mal so weit entfernt
wie die Erde von der Sonne. (mli)
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Foto dpa
Erreichen der wissenschaftlichen Haupt-
ziele der Mission. Forscher der Chinesi-
schen Akademie der Wissenschaften hat-
ten 2017 in einem Überblicksartikel drei
Aufgaben der Chang’e-4-Mission ge-
nannt: erstens die Nutzung der Rücksei-
te des Mondes für radioastronomische
Beobachtungen, zweitens die Erkun-
dung der Oberflächenstruktur des Mon-
des und drittens die Untersuchung der
chemischen Zusammensetzung und der
Topographie in der Umgebung der Lan-
destelle.
Radioastronomische Beobachtungen
sind von der Rückseite des Mondes aus
frei von terrestrischen Störsignalen, und
auch eine abschirmende Atmosphäre
stört nicht den Blick in den Kosmos. Bei
niedrigen Frequenzen erhoffen sich die
Astronomen neue Erkenntnisse hinsicht-
lich verschiedener kosmischer Phänome-
ne und Prozesse, etwa über das Gas, das
sich in unserer Galaxie zwischen den
Sternen befindet, über die Magnetfelder
sterbender Sterne, aber auch die Materie-
verteilung in der Anfangszeit des Univer-
sums. An Bord des Satelliten der Mission
befindet sich dafür ein in den Niederlan-
den gebautes Radiospektrometer, ein
weiteres Niederfrequenzspektrometer
ist auf dem Lander installiert.
Die geologischen Eigenschaften des
Mondes, und besonders die Unterschie-
de zwischen der erdnahen und erdfernen
Seite, werfen nach wie vor viele Fragen
auf. Im 2500 Kilometer großen und
zwölf Kilometer tiefen Südpol-Aitken-
Becken sollte Chang’e 4 sowohl lunares
Krustenmaterial als auch Material des
Mantels untersuchen können, was neue
Anhaltspunkte für theoretische Modelle
der Entwicklung des Mondes liefern
könnte. Die Topographie und chemische
Zusammensetzung der Mondoberfläche
konserviert Informationen darüber, wie
sich die Erscheinung des Erdtrabanten
mit der Zeit verändert hat. Chang’e 4
soll helfen, die Mechanismen der Krater-
entstehung, die Konsequenzen von Ein-
schlägen und deren zeitliche Entwick-
lung besser zu verstehen. Für den nach
wie vor nicht abgeschlossenen Versuch,
die Entstehung des Mondes nachzuvoll-
ziehen, könnte die chinesische Mondmis-
sion damit wichtige Beiträge liefern.
Die Mission hat laut Staatsmedien
auch zum Ziel, erstmals eine Blume auf
dem Mond wachsen zu lassen. Für biolo-
gische Experimente seien zudem Baum-
wolle, Raps, Schotenkresse, Hefe und
Fruchtfliegen an Bord, berichtete die
„Volkszeitung“.
Nach Zugunglück
in Dänemark zwei
weitere Todesopfer
lzt. FRANKFURT, 3. Januar. Bei dem
schweren Zugunglück auf der Brücke über
den Großen Belt in Dänemark sind am
Mittwochmorgen fünf Frauen und drei
Männer ums Leben gekommen. Das gab
die Polizei in der Stadt Odense auf der In-
sel Fünen am Donnerstag bekannt. Zu-
nächst war von sechs Todesopfern die
Rede gewesen. Die Rettungskräfte hätten
in dem Zug allerdings noch zwei weitere
Leichen gefunden, teilten die Behörden ei-
nen Tag später mit.
Insgesamt befanden sich nach Angaben
der dänischen Eisenbahn 131 Passagiere
und drei Bahnangestellte in dem Schnell-
zug, der am Mittwoch um 7.11 Uhr den
Bahnhof von Odense Richtung Kopenha-
gen verlassen hatte und etwa 20 Minuten
später auf der Brücke über die Meerenge
zwischen den Ostseeinseln Fünen und See-
land verunglückte. Nach ersten Ermitt-
lungsergebnissen rammte ein mit Leergut
der Brauerei Carlsberg beladener Last-
wagenanhänger, der auf der Brücke von ei-
nem entgegenkommenden Güterzug des
deutschen Unternehmens DB Cargo
rutschte, den vorderen Teil des Schnell-
zugs, der daraufhin zu einer Vollbremsung
gezwungen war. Wie es dazu kam und ob
dies die alleinige Ursache für das schwers-
te Eisenbahnunglück in Dänemark seit
mehr als 30 Jahren war, ist noch nicht ge-
klärt. Die Ermittlungen könnten bis zu ei-
nem Jahr dauern, sagte ein Polizeispre-
cher am Donnerstag.
Im Vordergrund stehe zunächst die Su-
che nach Wrackteilen, die von der Brücke
in die Ostsee geschleudert wurden, sowie
eine genauere Untersuchung der Wind-
geschwindigkeiten über dem Großen Belt
am Mittwochmorgen. Für den Straßen-
verkehr war die rund 18 Kilometer lange
Brücke zum Zeitpunkt des Unglücks we-
gen eines abziehenden Sturmtiefs ge-
sperrt, für den Personen- und Güter-
verkehr auf der Schiene jedoch nicht.
Chinesischer „Jack the
Ripper“ hingerichtet
PEKING, 3. Januar (dpa). Chinas Behör-
den haben einen verurteilten Mörder hin-
gerichtet, der in Staatsmedien als „chine-
sischer Jack the Ripper“ bezeichnet wur-
de. Ein im vergangenen März verkünde-
tes Todesurteil wurde am Donnerstag voll-
streckt, wie die staatliche Nachrichten-
agentur Xinhua berichtete. Der Dreiund-
fünfzigjährige hatte demnach zwischen
1988 und 2002 zehn Frauen und ein Mäd-
chen getötet. Obwohl die Polizei mehr als
100 000 Fingerabdrücke und auch DNA-
Proben gesammelt hatte, konnte der Tä-
ter über Jahre nicht gefasst werden. Erst
eine DNA-Probe seines Onkels, der we-
gen Bestechung festgenommen worden
war, führte die Ermittler auf die Spur des
Mörders. China macht keine Angaben
darüber, wie viele Menschen jährlich zum
Tode verurteilt werden. Nach Einschät-
zung von Amnesty International werden
in der Volksrepublik aber mehr Hinrich-
tungen vollzogen als im gesamten Rest
der Welt zusammen. Allein 2017 ging die
Anzahl wohl „in die Tausende“.
Kurze Meldungen
Hamburgs einziger Weinberg wird bald
gerodet. Damit ist nach fast 24 Jahren vor-
erst Schluss mit Weinbau am Hamburger
Hafen. Grund für die geplante Rodung
des Weinbergs am Stintfang seien Bau-
arbeiten am Bahnhof Landungsbrücken,
sagte ein Bürgerschaftssprecher am Don-
nerstag. Der Weinberg war im Jahr 1995
mit 50 Rebstöcken der Sorten Regent und
Phoenix als Geschenk der Wirte des
„Stuttgarter Weindorfs“ an die Hamburgi-
sche Bürgerschaft angelegt worden. In-
zwischen stehen an dem Hang oberhalb
der St.-Pauli-Landungsbrücken fast
100 Rebstöcke. Der aus den Trauben ge-
wonnene „Stintfang Cuvée“ wird als be-
sondere Rarität an ausgewählte Gäste der
Stadt verschenkt. Im vergangenen Jahr
musste die Lese ausfallen, da nahezu alle
Trauben gestohlen worden waren. (dpa)
Weniger Rindfleisch sollte essen, wer
gesünder leben und die Umwelt schützen
will. Das belegt eine neue Studie eindrück-
lich. Ein Umstieg von Rindfleisch auf al-
ternative Eiweißquellen könnte die Zahl
der ernährungsbedingten Todesfälle auf
der ganzen Welt um bis zu 2,4 Prozent sen-
ken, heißt es in der am Donnerstag ver-
öffentlichten Untersuchung der Oxford
Martin School für das Weltwirtschaftsfo-
rum. In wohlhabenden Ländern wären es
sogar um bis zu fünf Prozent. Zugleich
zeigt die Studie, dass die Rindfleisch-
produktion im Jahr 2010 für 25 Prozent
aller Treibhausgasemissionen aus dem
Nahrungsbereich verantwortlich war. Al-
ternative Eiweißquellen könnten den Aus-
stoß drastisch reduzieren. Bei der Produk-
tion von Rindfleisch mit einem Nährwert
von 200 Kilokalorien würden Treibhaus-
gase mit der Erwärmungswirkung von
23,9 Kilogramm Kohlendioxid freige-
setzt. Bei der Produktion des gleichen
Nährwerts durch Bohnen, Weizen oder
Nüsse sei es dagegen nur ein Kilogramm
oder weniger. Bei anderen Proteinquellen
wie Tofu (rund drei Kilogramm),
Schwein (rund vier Kilogramm) und
Huhn (rund sechs Kilogramm) liegt der
sogenannte Emissionsfaktor der Studie
zufolge zwar etwas höher, aber noch weit
unter dem von Rindfleisch. (dpa)
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Jeanne Calment
PERSÖNLICH
war wohl viel jünger
Der bisherige menschliche Altersrekord
geht möglicherweise auf einen Betrug zu-
rück: Zwei russische Wissenschaftler hal-
ten es für sehr wahrscheinlich, dass nicht
Jeanne Calment 1997 im Alter vom
122 Jahren und 164 Tagen gestorben ist,
sondern ihre einzige Tochter Yvonne im
Alter von 99 Jahren. Um die Erbschafts-
steuer zu umgehen, könnte Yvonne
schon 1934 die Identität ihrer Mutter an-
genommen haben, als diese an einer Rip-
penfellentzündung gestorben sei.
Jeanne Calment war lange Zeit eine
Berühmtheit, weil die Jahre spurlos an
ihr vorüberzugehen schienen. Gott müs-
se sie vergessen haben, witzelte die alte
Dame gerne, deren vom Guinness-Buch
der Rekorde dokumentierter Langlebig-
keitsrekord bis heute ungebrochen ist.
Den Mathematiker Nikolai Sak konnte
ihre Geschichte jedoch nicht überzeugen.
Mit dem Gerontologen Waleri Nowose-
low durchforschte er Biographien von Je-
anne Calment, Interviews und Fotos,
Zeitzeugenberichte sowie Behördenda-
ten ihrer südfranzösischen Heimatstadt
Arles. Dabei kam er zu dem Schluss, dass
es sich bei der 1997 Verstorbenen unmög-
lich um Jeanne Calment handeln könne.
Seine Untersuchungen veröffentlichte
Sak nun auf Research-Gate unter dem Ti-
tel: „Jeanne Calment: the Secret of Lon-
gevity“ (Jeanne Calment: Das Geheim-
nis der Langlebigkeit). Unter den 17 Indi-
zien für seine These listet der Forscher
eine Kopie von Calments Personalaus-
Die Älteste: Jeanne Calment, 120 Jahre
und 239 Tage alt, im Jahr 1995 Foto AFP
weis aus den dreißiger Jahren auf, des-
sen Angaben etwa über Augenfarbe und
Körpergröße nicht mit dem Aussehen
der späteren Jeanne übereinstimmen.
Als sie berühmt wurde, ließ sie demnach
einige ihrer alten Fotos vernichten.
Als Arzt habe er schon immer seine
Zweifel an Calments Alter gehabt, sagt
Nowoselow. „Der Zustand ihrer Muskeln
stimmte nicht mit dem von gleichaltri-
gen Senioren überein.“ Sie habe ohne
Hilfe aufrecht sitzen können und keiner-
lei Anzeichen von Demenz gezeigt.
Der Bericht der russischen Wissen-
schaftler stößt bei Kollegen auf unter-
schiedliche Reaktionen. Der französi-
sche Gerontologe Jean-Marie Robine,
der an den Überprüfungen für das Guin-
ness-Buch der Rekorde beteiligt war,
SCHACH
D en an Altertümlichkeit nicht zu
übertreffenden Ratschlag „Werde,
der du bist“ befolgen die meisten Men-
schen vorsichtshalber nicht. Weiß der
Kuckuck, als was sie sich entpuppten,
sollte eines Tages die Selbstfindung ge-
glückt sein. Also liegt der Gedanke
nahe, Theater zu spielen und werden zu
wollen, was andere, fremde, nachah-
menswerte Charaktere bereits gewor-
den sind. Da wäre zum Beispiel der lo-
ckere, der lässige Typ. Zu sehen, wie er
nichts krumm, vielmehr alles auf die
leichte Schulter nimmt, ist ein stilbilden-
des Vergnügen. Leider handelt es sich
um eine Rolle, die schwerblütigen Men-
schen nicht liegt und übelnehmeri-
schen erst recht nicht, ganz abgesehen
davon, dass ihnen vielleicht tatsächlich
Unrecht geschieht, ihre Bezugsperso-
nen Auswanderungsgründe sind und
ihre finanziellen Verhältnisse ziemlich
schmallippig. Glücklicherweise bietet
noch ein weiterer Typ aufregendes An-
schauungsmaterial, der coole, der aus
Liebe zum Widersinn die Aufregung
meidet. In einer stillen Stunde hat er be-
dacht, dass es auch in der menschlichen
Gesellschaft Spreu und Weizen gibt. Zu
letzterem rechnet er zwei, drei Lebewe-
sen, und zwar deshalb, weil sie die
Macht haben, ihm zu schaden, beruf-
lich oder privat. Im Verkehr mit dem
Weizen offenbart der coole Typ eine sa-
genhafte Beflissenheit, die bei Bedarf
in Leidenschaftlichkeit ausarten darf.
Bei manchem, das er tut, lässt er die
gute Absicht durchschimmern, die er,
wenn es sein muss, betont und manch-
mal sogar, natürlich nur in sorgfältig
ausgewählten Momenten, unter Beweis
stellt. Zur Spreu zählt er den Rest der
Menschheit, sofern dieser mit ihm ver-
kehren muss. Dann demonstriert er,
wie offen sein Ohr ist und wie verschlos-
sen seine Seele. Beschwerden hört sich
der coole Typ an, hört er sich doch auch
den himmlischen Wind an oder eine
sagt, er habe niemals an der Authentizi-
tät von Calments Dokumenten gezwei-
felt. Dagegen begrüßt der Leiter des fran-
zösischen Instituts für demographische
Studien, Nicolas Brouard, Saks Forschun-
gen. Diese seien ein weiteres Argument,
die sterblichen Überreste von Jeanne
und Yvonne Calment zu exhumieren und
ihre DNA zu untersuchen. Schon kurz
nach Calments Tod hatten Wissenschaft-
ler bedauert, dass keine Autopsie vorge-
nommen wurde, um nach den Ursachen
für ihre Langlebigkeit zu forschen.
Nowoselow hält es für wichtig, dass
das Rätsel gelöst wird: „Für uns Altersfor-
scher ist Jeanne Calment ein Symbol. Ihr
Name taucht in allen Studien auf.“ Sollte
Calments Rekord gelöscht werden, wäre
die Amerikanerin Sarah Knauss die
neue Rekordhalterin. Sie starb 1999 im
Alter von 119 Jahren. (AFP)
Abby Sunderlands
Yacht ist aufgetaucht
Die Yacht „Wild Eyes“, mit der Abby Sun-
derlands Weltumseglung vor mehr als
acht Jahren im Indischen Ozean scheiter-
te, ist gefunden. Nach Angaben der aust-
ralischen Polizei vom Donnerstag sichte-
te ein Flugzeug auf der Suche nach Thun-
fisch das zwölf Meter lange Boot, das um-
gedreht nahe der Känguru-Insel vor Süd-
australien trieb. Die an der Seite aufge-
malten „wilden Augen“ waren trotz der
Meerespatina aus Muscheln und Algen
noch am gelben Rumpf erkennbar.
2010 war die 16 Jahre alte Amerikane-
rin Sunderland in Kalifornien mit dem
Ziel aufgebrochen, als jüngster Mensch
allein die Welt zu umsegeln. Mitten im In-
dischen Ozean geriet sie nach fünf Mona-
ten in einen Sturm, ihr Mast brach. Ein
französisches Fischerboot rettete sie.
„Mein Herz hat einen Sprung gemacht“,
sagte Sunderland dem australischen Sen-
der ABC am Donnerstag. Die „Wild
Eyes“ wiederzusehen habe viele Erinne-
rungen zurückgebracht – „gute und nicht
so gute“. Das Boot sehe „etwas unheim-
lich aus“, aber das sei nach so langer Zeit
zu erwarten. Der Weltrekord gelang
noch im selben Jahr der 16 Jahre alten
Australierin Jessica Watson. Diese wur-
de aber 2012 von der Niederländerin Lau-
ra Dekker getoppt, die, erst vierzehnjäh-
rig, mit ihrem Zweimaster „Guppy“ al-
lein die Erde umsegelte. (dpa)
Ariana Grande
tritt beim Coachella auf
Die amerikanische Sängerin Ariana
Grande, Grammy-Gewinner Childish
Gambino und die australische Rockband
Tame Impala sind die diesjährigen Höhe-
punkte des Festivals Coachella. Das ga-
ben die Veranstalter am Mittwoch be-
kannt. Das Musikfestival mit etwa
150 Künstlern findet an zwei April-Wo-
chenenden im kalifornischen Indio statt.
Im vergangenen Jahr gehörten Beyoncé
und Eminem zu den größten Stars. „Ich
fühle mich geehrt und bin höllisch aufge-
regt“, twitterte Grande („Thank U,
Next“) zu ihrer Coachella-Premiere. Die
Fünfundzwanzigjährige geht in diesem
Jahr auf Welttournee, die sie auch nach
Deutschland bringt. Hinter dem Künst-
lernamen Childish Gambino steckt der
35 Jahre alte Schauspieler Donald Glo-
ver („Solo: A Star Wars Story“), der für
den Song „Redbone“ im vergangenen
Jahr den Grammy gewann. Die fünf Ro-
cker von Tame Impala kommen aus
Perth und orientieren sich am psychedeli-
schen Rock der späten Sechziger. (dpa)
Weiß am Zug
Tür, die zugeschlagen wird, irgendwo in
weiter Ferne. Schließlich sagt er etwas
im Stil von „Aus Ihrer Sicht mag das so
sein“ und meint damit eine Perspektive,
deren Bedeutungslosigkeit eigentlich
zur Rücknahme der Beschwerde er-
muntern müsste. Beschuldigungen, so
sehr sie ihn auch betreffen mögen, tref-
fen ihn grundsätzlich nie. Er sagt dann,
dass er sie „zur Kenntnis“, also nicht be-
sonders ernst nehme, und kleidet viel-
leicht noch die Unverschämtheit „Ihre
Sorgen möchte ich haben“ in etwas ge-
fälligere Worte. Kann sein, dass solche
Kühle die andere Person erbost und er-
bittert. Gut so, denn nun wird sie viel-
leicht beleidigend oder schlägt einen
Ton an, auf den ein gesitteter Mensch,
zumal ein eiskalter, einfach nicht zu
reagieren braucht. Sage jetzt keiner, das
sei die Mentalität eines Schachspielers.
Ein solcher ist vielleicht eiskalt, die
prompten, einfühlsamen Reaktionen
jedoch sein Metier. Locker und lässig zu
sein, lehnte Judit Polgár 1988 ab, als
sie (siehe Diagramm) Weiß hatte und
bei erstbester Gelegenheit Pawlina
Tschilingirowa(wie?) zur Kapitulation
zwang. ROSWIN FINKENZELLER
Deutschland und die Welt
Endlich zum Zahnarzt
Drei Münchner halfen
dort, wo die Menschen
weit reisen müssen für
eine Behandlung –
in Nepal.
Von Stephanie Geiger
MÜNCHEN, im Januar. Dass sie so drin-
gend gebraucht werden, damit haben die
drei Zahnärzte nicht gerechnet: Kinder
im Grundschulalter, deren Mundhöhlen
von Karies zerfressen sind. Erwachsene,
die Dutzende Kilometer über hohe Pässe
und durch tiefe Täler gegangen sind, um
sich behandeln zu lassen. Aber anderer-
seits sind die Münchner Zahnärzte An-
dreas Mini, Matthias Kelch und Markus
Klören genau deshalb im Herbst 2017
nach Nepal gereist: Sie wollten den Men-
schen in der abgelegenen Region um den
8091 Meter hohen Annapurna helfen.
Dort, wo ihr Wissen und ihre Fähigkei-
ten gebraucht werden.
Der Film „Annapurna Flossing“ er-
zählt von dieser ungewöhnlichen Reise
nach Nepal. Durch Zufall hatte der
35 Jahre alte Andreas Mini von der
Lophelling Boarding School erfahren, ei-
ner von der Nepal Initiative Schongau un-
terstützten Schule für Kinder aus tibeti-
schen Flüchtlingsfamilien. Dort gebe es
einen Zahnarztstuhl, dort könne er be-
handeln, hörte Mini.
Der Titel des Films spielt auf die Reini-
gung der Zahnzwischenräume (engl.
Flossing) an, und natürlich sollte auch
der Berg, den die Männer im Rahmen ih-
res Arbeitseinsatzes umrundeten, darin
vorkommen. Nach ihrem Aufenthalt an
der Schule vollendeten die drei Zahnärz-
te Klören, Kelch und Mini den Annapur-
na Circuit, eine Trekkingtour um den
zehnthöchsten Berg der Welt, und er-
reichten dabei am Thorong La eine Höhe
von 5416 Metern. Nur zum Everest-Basis-
lager wandern in Nepal noch mehr Tou-
risten als um die Annapurna. 2017 waren
laut offizieller Statistik mehr als 27 000
Trekkingtouristen auf dieser Route unter-
wegs.
Die Auswirkungen des Tourismus
konnten die Mediziner in den Mündern
der Kinder sehen. Mussten sie bei älteren
Leuten vor allem marode Zähne ziehen,
hatten die Kinder außerordentlich viel
Karies. Das liegt nicht nur daran, dass
die Eltern mit dem Tourismus genügend
Geld verdienen, um ihren Kindern Süßig-
keiten kaufen zu können. Oft sind es
auch Trekkingtouristen, die den nepalesi-
schen Kindern mit Gummibärchen und
Schokolade eine Freude bereiten wollen.
„Dass Zucker Karies verursacht und wel-
che krassen Folgen das haben kann, wis-
sen die Menschen in Nepal nicht. Sie es-
sen viel Zucker, die Mundhygiene gehört
aber nicht zu ihren alltäglichen Ritua-
len“, sagt Markus Klören.
Genauso wenig wie die Zahnpflege ist
in Nepal der regelmäßige Besuch beim
Zahnarzt ein Thema. Denn auch wenn es
den Zahnarztstuhl an der Lophelling
Boarding School seit vielen Jahren gibt,
kommt nur alle paar Jahre ein Mediziner
vorbei, der das Gerät auch nutzen kann
und in der abgelegenen Region praktizie-
ren will. Ist so jemand einmal da, kom-
men die Menschen von weit her, um sich
behandeln zu lassen.
WAAGERECHT: 1 Stellt öffentlich zur
Schau, dass er kulturhistorisch auf der Wacht
steht – um sich nicht die Schau stehlen zu
lassen 8 Wofür ist Nördlingen in den ein-
schlägigen Kreisen bekannt? 10 Sie kann
bei den Zecken ihre größte Art verstecken
13 Welche Pause ist von durchschlagender
Wirkung? 14 Großräumig wurde hier ein
Schauplatz wechselseitiger Selbstreflexion
zusammengezimmert 15 Sie hat sogar in
der Reptilsammlung noch ihren Platz ge-
funden (Vorn.) 16 Ilse Bilse, keiner will
se? Kam der . . . und nahm se doch
17 „Die . . . der Frauen gewinnt man durch
Worte, die der Männer durch Provision und
Prozente“ (Honoré de Balzac) 19 Derart
komplett verrannte sich der Quatsch ins
Hirnverbrannte 21 Die Donna fühlt sich
angesprochen – und ist damit auch gut
angeschrieben (ital.) 23 Auch wenn
Claudia Schiffer auf ihrem spielt, wird kein
Akkordeon daraus 26 Was zu tun bleibt,
soweit man es den Dichtern zuschreibt –
wie Hölderlin 28 Legt den Akzent darauf,
dass sie nicht mit dem in einen Topf
kommt, der sich in die Operettenmusik
verfranzte (Nachn.) 29 Die Art Hocker, die
zur festen Einrichtung von Hotel Mama
gehören 31 Nichts wie weg vor Nordsee-
deichen – als Wiederkehr des Immer-
gleichen 33 Die Sorte Heute-Journal, bei
dem man nur von sich selbst Notiz nimmt
(Pl.) 37 Gehupft wie gesprungen 38 „Zwei
Personen stecken in einem . . . – der Poet
und der Handwerker“ (Émile Zola)
39 Tinnef gibt dem Aradei seine holde
Melodei 40 Als Nachkomme eines Punkt-
siegers steht ihm diese Wertschätzung zu
SENKRECHT: 1 Warum die Lübecker ihre
Kartoffeln wie die Schweine behandeln, ist
ihr süßes Geheimnis 2 Gewisse andere
Kartoffeln sind mit den Winden zu uns ge-
kommen 3 Welcher Schauspieler wurde
als sagenhaft singender Schmied bekannt?
4 Sindschonda-Vögel, komplett vollzählig
5 No-Go-Niedertracht, Marke Schofel,
Schäbig & Scheußlich 6 Ein musicalischer
F R EITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 7
Die medizinische Versorgung in Nepal
ist dürftig. „Wir haben in Nepal einen
Zahnarzt getroffen, der gar keine Ausbil-
dung dafür hatte. Er war eigentlich Satel-
litentechniker“, schildert der 31 Jahre
alte Markus Klören die Zustände. Zwar
gibt es über das ganze Land verteilt medi-
zinische Stationen, auch in Manang, dem
nächstgrößeren Ort, eine halbe Stunde
Fußmarsch von der Schule entfernt.
Doch die Schwester dort kann nur bei
Wehwehchen Medikamente verabrei-
chen. Bei schwerwiegenden Erkrankun-
gen ist sie machtlos. Trekkinggruppen,
die in den Bergen Nepals unterwegs sind,
werden von Einheimischen deshalb regel-
mäßig nach einem Arzt gefragt.
Andreas Mini, Matthias Kelch und
Markus Klören waren für die Menschen
zwischen Annapurna und der Grenze zu
Tibet ein Glücksfall. In acht Tagen behan-
delten die drei Mediziner etwa hundert
Personen, unter ihnen alle Schüler des In-
ternats. Sie versuchten dabei, die Stan-
dards so hoch wie möglich zu halten.
„Wir haben immer mit Handschuhen und
Mundschutz gearbeitet, und wir hatten
extra einen Sterilisator dabei, um die In-
strumente steril zu bekommen“, sagt Mar-
kus Klören. In Nepal ist das nicht selbst-
verständlich.
Die Münchner Zahnärzte erfuhren viel
Dankbarkeit für ihre Arbeit. „Die Aner-
kennung als Arzt ist in Nepal eine ganz
andere“, sagt Andreas Mini. Während
die Deutschen ihre Behandlung als
Dienstleistung verstünden, die von der
Krankenversicherung bezahlt wird, müss-
ten die Menschen in Nepal selbst für die
Behandlungskosten aufkommen. Über-
einstimmend hatten die Zahnärzte des-
halb das Gefühl, wirklich geholfen zu ha-
ben. „In Nepal konnten wir Menschen
Schmerzen nehmen, von denen sie viele
Jahre geplagt wurden. In Deutschland
machen wir eine ästhetische Korrektur,
und dann ist der Patient unzufrieden,
weil die Farbe nicht passt“, sagt Matthias
Kelch.
Natürlich ist den Zahnärzten bewusst,
dass ihre Arbeit nur ein Anfang sein
kann. „Wenn wir dort regelmäßig, im Ab-
stand von zwei, drei Jahren, hinfahren
würden, dann wäre das sicherlich besser
und eine nachhaltige Hilfe“, sagt Matthi-
as Kelch.
Das ist ein Grund, weshalb die Zahn-
ärzte sich von einem Filmteam haben be-
gleiten lassen. „Wir wollen mit dem Film
zeigen, dass es recht einfach ist zu helfen.
Der Film soll andere motivieren, auch so
einen Einsatz zu machen“, sagt Andreas
Mini.
„Besser wäre es natürlich, Leute an
Ort und Stelle auszubilden“, sagt Matthi-
as Kelch. Doch dann gibt es dem Medizi-
ner zufolge schon wieder neue Probleme.
„Wenn die Krankenschwester, die die
Krankenstation in Manang betreut, zu
viel Wissen hat, dann zieht sie in die
Stadt, um dort mehr Geld zu verdienen“,
warnt Matthias Kelch vor einer mögli-
chen Landflucht in einem solchen Szena-
rio.
Urlaub war die Reise für die drei
Münchner nicht. Im Film steht ihnen die
anstrengende Arbeit ins Gesicht geschrie-
ben. „Zur Ruhe sind wir eigentlich erst ge-
kommen, als wir über den Pass waren
und das Trekking zu Ende gebracht hat-
ten“, sagt Markus Klören. Aber Matthias
Bis auf 5400 Meter Höhe: Die Zahnärzte Matthias Kelch, Markus Klören und Andreas Kelch denkt schon darüber nach, wohin
Mini wanderten im Herbst 2017 durch Nepal (oben). Mini behandelte unter vielen ande- ihn sein nächster Hilfseinsatz führen
ren einen Jungen (unten) aus der Region um den Annapurna. Fotos privat könnte.
KREUZWORT
1 2 3 4 5 6 7
industrie (Vorn.) 35 Welchen Lanzmann
hat es zur Kavallerie verschlagen? 36 Für
die war das Besatzungsrecht noch nie fest
verankert (engl.) meu.
8 9 10 11 12 13
Auflösung vom 28. Dezember:
Waagerecht: 1 Zimmerfeuerwerk 9 Konto(-füh-
14 rungsgebühr) 10 Obi (Wan-Kenobi, später Ben Kenobi,
Jedi-Meister des Alten Ordens in der „Star Wars“- Filmsa-
ga von George Lucas, 1977) 12 (Jan-)Hagel (veralteter
15 16 norddt. Ausdruck für Pöbel) 13 Manager 14 Neer
(norddt. Ausdruck für Wasserstrudel) 16 Leon (Russell,
amerik. Sänger und Musiker, 1942 bis 2016, spielte
17 18
1971 beim Concert for Bangladesh in New York mit, or-
ganisiert von George Harrison und Ravi Shankar; Rus-
19 20 21 22 sell-Tribunal = Anspielung auf das Tribunal, das sich
1966 unter Bertrand Russell mit amerik. Kriegsverbre-
chen im Vietnam-Krieg auseinandersetzte) 17 Salut (=
T-U-L-S-A) 19 Tank (veralteter Ausdruck für Panzer)
21 Cree(-Schrift, Silbenschrift der Cree, Indianervolk in
Nordamerika) 23 Sektflasche (Rotkäppchen + Fürst
23 24 25 26 27
von Metternich = Sektmarken) 24 Chat (engl. Unter-
haltung, Plauderei) 25 Tele(-gramm) 26 Elise (Lam-
28 bert, dt. Autorin, schrieb die Romane „Die Nacht der
Katzengöttin“, 2016, und „Die Insel der vergessenen
Hunde“, 2017) 27 Alan (Stivell, frz. Harfenist und Sän-
29 30 31 32
ger bretonischer Musik) 29 Rein 31 Gefehlt 35 (Ich
sage nur) China (China, China!, Zitat von Kurt Georg
33 34 35 36 Kiesinger aus dem Bundestagswahlkampf, 1969)
36 (Sah-)Ara (Ara = Papageienvogel; Kalauer, Pardon!)
37 (Puff-)Otter (Giftschlange) 38 Neujahrsempfang
37 38 39
Senkrecht: 1 Zukunftschancen 2 Menue (Benutzer-
führung bei Computerprogrammen) 3 Edom (=
M-O-D-E, biblisches Land östlich der Jordansenke)
4 Fron (erzwungene Dienstleistung der Bauern für
ihre Grundherren) 5 Urig 6 Ruhr (Fluss in Nordrhein-
40 Westfalen + Dickdarmerkrankung) 7 Eagle (mit fünf
Minuten und 51 Sekunden längstes Lied von Abba,
1977; engl. Adler) 8 Kalendereintrag 11 Ballkleider
(das Bäumchen am Grab der Mutter wirft Aschenput-
Gruß geht an Dolly 7 Der gibt denen ist es am Platze, nicht von der Stelle zu tel ein Ballkleid für den Ball im königlichen Schloss
Feuerschutz, die ihm blauen Dunst vor- kommen 24 Bringt einen quicklebendigen hin; „Aschenputtel“ = Märchen der Brüder Grimm)
15 Raketen 16 Lichter(-ketten) 17 Sitte 18 Tasse (im
machen 9 Der lässt es offen, ob er geritzt Lifestyle zum Ausdruck, ja zum Kraftaus- Pelz, Bestandteil des Kunstobjekts „Le Déjeuner en
oder geschlitzt ist 11 Auf dem polarisierten druck 25 Kugelsicher ist ihr Rhythmus auf- fourrure“ von Meret Oppenheim, 1936) 20 NSA (Abk.
Immobilienmarkt kurzfristig hereinge- rüttelnd 26 Spiegelt ihre Bogenlampen National Security Agency, größter Auslandsgeheim-
schneit (Pl.) 12 Nichts anderes als nichts vorm Kanzleramt 27 Hanseatenkanal in dienst von Amerika; Schlapphut = Agenten-Requisi-
anderes, nur als Enthüllung 13 Welche Hamburg, Lübeck und Bremen 30 Er lässt te) 22 Ree(-perbahn, Rotlichtviertel in Hamburg-St.
Landmarken sind Seezeichen? (Pl.) seine Fänger ganz schön alt aussehen Pauli) 28 Adieu 30 Extra 31 (Tai-)Gala(-ngstrecken-
lauf) 32 (Hart aber) Fair (politische Fernseh-Talkshow,
17 Scheint sich Unheil anzubahnen, lässt 32 „Die . . . verdient sich mehr mit einem moderiert von Frank Plasberg, 2001) 33 Habe (bzw.
das nicht viel solches ahnen 18 „Taten, Kuss um Gott als alle Mietlinge mit Arbeit HB, Zigarettenmarke; Kalauer, Pardon!) 34 Topp
nicht . . .!“ (Max von Eyth) 20 Steht vorm bis in den Tod“ (Angelus Silesius) 34 Immer (scherzhafte Bezeichnung des obersten Rangs im
Gate, um die Beine zu spreizen 22 Für den noch der wichtigste Berliner in der Platten- Theater, auch Galerie oder früher Olymp genannt)
SEITE 8 · F R EITAG, 4. JANUAR 2019 · N R. 3
Asyl-Teufelskreis
D ie Asylpolitik folgt einem Teufels-
kreis, wenn nach einem Fall wie
dem in Amberg versprochen wird, jetzt
werde durchgesetzt, dass Ausreise-
pflichtige, zumal straffällige, das Land
verlassen. Denn „praktische Lösungen“
– das sei es, was „die Leute“ verlangten.
Auch jetzt wieder folgen Markus Söder
und Horst Seehofer dieser Linie. Aber
die „praktische Lösung“ – sie gibt es
nicht, jedenfalls nicht, wenn am beste-
henden Asylrecht festgehalten wird.
Schon Thomas de Maizière hat es ver-
sucht und einiges in Gang gesetzt, um
Abschiebungen zu erleichtern. Was
jetzt noch kommen kann, sind Trippel-
schritte, aber keine „Lösungen“. Ein
kleines Beispiel mit großer Nebenwir-
kung: Wer seine Identität verschleiert,
kann schon deshalb nicht abgeschoben
werden, weil niemand weiß, wohin.
Die „praktische Lösung“ wäre, die
Grenze der EU für Migranten zu schlie-
ßen, die nicht nachweisen können, wo-
her sie kommen. Wie erfolgreich Söder
und Seehofer mit solchen Vorschlägen
wären, wissen sie nur zu gut. Also? Der
Teufelskreis dreht sich weiter um Lö-
sungen, die es nicht geben darf, aber im-
mer wieder versprochen werden. kum.
Wirklich gut gemacht?
S Deutschland, seinem größten Gaskunden
o weit stimmt es: Er sei nicht von
Europäern gewählt worden, son-
dern von Amerikanern, hat Präsident
Trump gesagt, als er eine neue Kanona-
de gegen europäische Länder losließ,
die für Verteidigung zu wenig Geld aus-
gäben (was sie tun). Schon weniger ein-
deutig ist die Schlussfolgerung, seine
Unbeliebtheit in Europa sei Indiz da-
für, dass er seine Arbeit gut mache. Es
ist schließlich denkbar, dass amerikani-
schen Interessen am besten dann ge-
dient ist, wenn sie nicht gegen Verbün-
dete verfolgt werden, sondern mit ih-
nen. Auf dass es heißen könnte „West
first“. Präsidenten der jüngeren Vergan-
genheit haben sich weiß Gott nicht um
europäische Beliebtheitspreise bewor-
ben: In seiner ersten Amtszeit zerlegte
George W. Bushs Politik Europa; zu Be-
ginn der zweiten sang er das Hohelied
auf die Partnerschaft mit den Europä-
ern. Allianzen haben nämlich einen
Wert, auch für Amerika! Trump aber,
von Zöllen besessen und auf Militäraus-
gaben fixiert, droht lieber den Europä-
ern – und führt gleichzeitig Handels-
krieg gegen China. Ist das vernünftig?
Über den Verlust von „Soft power“ hel-
fen große Sprüche nicht hinweg. K.F.
Geistlicher Mahner
E s hat schon etwas Skurriles, dass
Papst Franziskus seinen Hauspre-
diger dazu abgeordnet hat, die amerika-
nischen Bischöfe beim gemeinsamen
Beten und Fasten mit geistlichen Vor-
trägen Mores zu lehren. Denn mit ande-
ren Hilfestellungen inmitten der
schwersten Krise der amerikanischen
Bischofskonferenz zeigt man sich im
Vatikan nicht so großzügig wie mit der
Entsendung eines geistlichen Mahners.
So warten die Amerikaner nach wie
vor auf einen Visitator, der ergründen
soll, wie der zeitlebens homosexuell
recht aktive und vor Gewalt gegenüber
Minderjährigen nicht zurückschrecken-
de „Uncle Ted“ McCarrick bis in die
höchsten Bischofsämter samt Kardi-
nalsrang gelangen konnte. Doch die
Frage stellen heißt sie insofern beant-
worten, als es die Antwort wohl nie-
mals geben wird – genauso wenig wie
Antworten auf die Fragen nach „Miss-
brauchs“-Karrieren wie die des österrei-
chischen Kardinals Hans Hermann
Groër oder des Gründers der „Legionä-
re Christi“, Maciel Degollado. Auf Ver-
tuschung und Verschleierung ihrer Ver-
antwortlichkeit verstehen sich die Päps-
te noch besser als viele Bischöfe. D.D.
Überall im Buchhandel erhältlich.
Das Gas und Europas Sicherheit: Nord Stream 2 und der politische Nutzen für den Kreml / Von Reinhard Veser
D
ie Ereignisse des Neujahrstags
2006 waren für die EU ein Weck-
ruf. An jenem kalten Wintertag
stoppte der russische Konzern Gasprom
die Gaslieferungen an die Ukraine. Ein
Jahr nach der Orangen Revolution in
Kiew führte der Kreml der neuen, nach
Westen orientierten ukrainischen Füh-
rung ihre große Abhängigkeit von russi-
schen Energielieferungen vor Augen. Der
Kreml demonstrierte, dass für ihn politi-
sche Macht nicht nur aus den Gewehrläu-
fen, sondern auch aus den Rohren der Gas-
leitungen kommt. Die EU reagierte auf
diese Herausforderung. Diversifizierung
in der Versorgung wurde zu einem der zen-
tralen Ziele ihrer Energiepolitik. Und Pipe-
line-Projekte werden seither nicht nur un-
ter wirtschaftlichen, sondern auch unter
politischen Aspekten betrachtet. Dennoch
wird Ende dieses Jahres voraussichtlich
eine Gasleitung fertiggestellt, die vom
dem Kreml vorangetrieben wurde und
ihm politisch und vielleicht sogar militä-
risch in die Hände spielt: die Ostseepipeli-
ne Nord Stream 2.
Die EU freilich kann dafür kaum etwas.
Als sich im Herbst 2015 die Pläne für den
Bau eines zweiten Strangs der Ostseepipe-
line Nord Stream konkretisierten, reagier-
te die Kommission sofort kritisch: Immer
wieder hatten sowohl der Kreml als auch
Gasprom seit Beginn des Kriegs in der
Ukraine verkündet, deren Anteil am Tran-
sit russischen Gases nach Europa solle auf
null fallen. Dass Nord Stream 2 als direkte
Verbindung zwischen Russland und
in der EU, dabei eine entscheidende Rolle
spielen soll, ist offensichtlich. Und auch,
dass die Ukraine mit ihrer Ausschaltung
aus dem Gastransit geschwächt würde:
Noch fließen zwischen vierzig und fünfzig
Prozent des russischen Gasexports in die
EU durch die Ukraine. Für das Land sind
die daraus resultierenden Einnahmen wirt-
schaftlich bedeutend. Mindestens ebenso
wichtig ist der Gastransit als politischer
Faktor: Für Russland sind die Einnahmen
aus dem Gasexport lebenswichtig. Eine
Zuspitzung des Konflikts in der Ukraine,
mit der es den Transit gefährden würde,
könnte es sich daher nicht lange leisten. In
dem ungleichen Konflikt, den der Kreml
Kiew aufgezwungen hat, ist das für die
Ukraine eine Art Lebensversicherung.
Aber Nord Stream 2 hat einen mächti-
gen Fürsprecher in der EU: Deutschland.
Die Bundesregierung, vor allem ihr sozial-
In Tunesien stellt die Wahrheitskommission nach gut vier Jahren ihre Arbeit ein / Von Hans-Christian Rößler
MADRID, 3. Januar
Bis Montag hat die „Instanz für Wahrheit
und Würde“ auf Hochtouren gearbeitet.
Die tunesische Wahrheitskommission hat
Berge von Akten an eigens eingerichtete
Sondertribunale weitergeleitet. Ohne po-
litisch noch einmal Aufsehen zu erregen,
beendete die Institution am 31. Dezem-
ber ihre Arbeit, die ursprünglich zu einem
Symbol für den Übergang werden sollte.
Die Kommission war zwei Jahre nach der
friedlichen Revolution im Jahr 2013 ge-
schaffen worden, ein Jahr später nahm sie
ihre Arbeit auf. Eine vergleichbare Wahr-
heitskommission hatte zuvor auf dem afri-
kanischen Kontinent nur Südafrika nach
dem Ende des Apartheidregimes einge-
richtet.
Auf den ersten Blick wirkt die Bilanz
der „Instance de Verité et Dignité“ (IVD)
wie sie offiziell auf Französisch heißt, be-
eindruckend. Gut 1500 Seiten umfasst
der Abschlussbericht, der in den kommen-
den Tagen veröffentlicht werden soll. 72
Anklageschriften und 80 abgeschlossene
Fälle übermittelte die IVD an die 13 Son-
derkammern, deren Richter mit interna-
tionaler Hilfe auf ihre Aufgaben vorberei-
tet worden waren. Die IVD recherchierte
mehr als 62 000 Fälle und dokumentierte
das Schicksal von 50 000 Opfern; von ih-
nen waren 10 000 gefoltert worden. Sie
will der Staat bald finanziell entschädi-
gen, wofür bisher aber nur drei Millionen
Euro bereitstehen; nötig wäre eine drei-
stellige Millionensumme. Den Rest der
Geschädigten will die Regierung wenigs-
FÜR D
- UN
FACH NGS-
U
FÜHR FTE
KRÄ
Zeitgeschehen
Wer in die Röhre schaut
demokratischer Teil, beharrte lange dar-
auf, dass Nord Stream 2 ein rein wirtschaft-
liches Vorhaben sei. Damit hat Berlin bei
den EU-Mitgliedern im Osten viel Porzel-
lan zerschlagen. Indem es die Debatte
über Nord Stream 2 auf der Grundlage ei-
ner offensichtlich falschen Behauptung
führte, belebte es den historisch belaste-
ten Verdacht wieder, Deutschland verstän-
dige sich zum Nachteil seiner östlichen
Nachbarn über deren Köpfe hinweg mit
Russland. Die deutsche Politik wurde so ja-
nusköpfig: Einerseits erkennen die osteu-
ropäischen EU-Mitglieder und die ukraini-
sche Führung den Einsatz Deutschlands
gegen die russische Aggression in der
Ukraine an; sie wissen, wie wichtig Berlin
dafür ist, dass die EU gegenüber dem
Kreml einig auftritt. Doch andererseits
schert Deutschland mit der Pipeline in ei-
ner wesentlichen Frage aus der Solidarität
mit den Nachbarn aus.
Das belastet die Diskussion über Nord
Stream 2, die nun dringend geführt wer-
den müsste: Da es schwierig ist, die Lei-
tung noch ganz zu verhindern, sollte we-
nigstens ihr politischer Nutzen für den
Kreml minimiert werden. Noch schwieri-
ger wird eine sachliche Auseinanderset-
zung durch die inakzeptablen amerikani-
schen Sanktionsdrohungen gegen Nord
Stream 2. Die EU darf sich ihre Energiepo-
Norwegen Schweden
S TR
Nordsee
RD
NO
Ostsee
Greifswald
Lubmin
OPAL
JAM AL
Berlin
Deutschland
GAZELLE Tschechische
Republik
T R AN
Österreich
Italien
Rom
500 km
F.A.Z.- Karte sie.
Das Ende der Vergangenheit
tens symbolisch als Opfer anerkennen.
Der erste Prozess wurde im Mai eröffnet.
Dokumente belegten nicht nur in diesem
Fall systematische Folter unter dem 2011
gestürzten Diktator Ben Ali. Gut 20 Ver-
fahren sind mittlerweile in Tunis, Gabès,
Nabeul, Sidi Bouzid und anderen Städten
in Gang gekommen.
Das Mandat der IVD spiegelte die poli-
tischen Hoffnungen wider, die viele Tune-
sier nach dem Ende der Diktatur gehegt
hatten: „Die Wahrheit über die Men-
schenrechtsverletzungen zwischen dem
1. Juli 1955 und dem 31. Dezember 2013
enthüllen“, lautete der Auftrag. Er um-
fasste die Präsidentschaften von Habib
Bourguiba (1957 bis 1987) und seines
Nachfolgers Ben Ali (1987 bis 2011);
dazu kamen die ersten beiden Jahre nach
dem friedlichen Umsturz vor acht Jah-
ren. Die Sitzungen, in denen es unter an-
derem um Folter, sexuellen Missbrauch,
Korruption und Wahlfälschung ging, wa-
ren zum großen Teil öffentlich.
Die erste Anhörung im November
2016, die das Fernsehen live übertrug,
war noch ein Ereignis. Das sei „ein histori-
scher Moment, der als wichtige Wegmar-
ke im Aufbau unseres Rechtsstaats in Er-
innerung bleiben wird. Ein Moment, in
dem wir die Helden Tunesiens feiern. Vor
zehn Jahren hätte das niemand erwartet“,
sagte die IVD-Vorsitzende Sihem Bense-
drine zur Eröffnung. Die Journalistin und
Menschenrechtlerin sprach aus eigener
Erfahrung. Sie wurde in Tunesien festge-
nommen und floh vor den Nachstellun-
gen der tunesischen Sicherheitskräfte
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litik nicht von außen diktieren lassen: Wie
sie weiter mit Nord Stream 2 umgeht,
muss sie selbst bestimmen. Zumal das
amerikanische Argument irreführend ist,
durch die Pipeline werde die EU abhängig
von russischem Gas. Eines der Ergebnisse
der EU-Politik seit dem russisch-ukraini-
schen Gasstreit des Winters 2005/2006 ist
die Schaffung einer Infrastruktur, dank de-
rer die russischen Gaslieferungen im Not-
fall theoretisch vollständig ersetzt werden
könnten. Wünschenswert wäre das nicht –
weder wirtschaftlich noch politisch.
Nord Stream 2 ist gefährlich, weil die
Pipeline Russlands stumpf gewordene Gas-
waffe gegenüber der Ukraine wieder
schärft; das Projekt kann weit über die
Ukraine hinausreichende Auswirkungen
auf die Sicherheit in Europa haben. In der
europäischen Diskussion über die Pipe-
line müssen indes auch wirtschaftliche In-
teressen benannt werden, die nicht nur
bei den Befürwortern eine Rolle spielen.
Schließlich geht es um viel Geld – und so
wenig, wie die Pipeline ein rein wirtschaft-
liches Unternehmen ist, so wenig ist sie
auch ein rein politisches Projekt.
Polen zum Beispiel ist nicht nur aus si-
cherheitspolitischen Gründen gegen Nord
Stream 2, sondern auch, weil es dank ei-
ner Pipeline aus Norwegen und eines Flüs-
siggasterminals selbst zu einem Verteiler-
Finnland
Wyborg
Erdgasleitungen
1 Narwa-Bucht aus Russland
EAM
Estland bestehende
-EUROPA
L-E
Pipelines
MA
Lettland
Gasleitungsprojekt
JA
Litauen Moskau (in Betrieb)
TANAP (seit Mitte
Juni 2018)
Polen
Weiß- BA
russland SCH Gasleitungsprojekte
DRU OOD) (im Bau, geplant)
Warschau
S ER H
SO JU BR OTH NORD STREAM 2
Kiew ( TAP
SGAS
Ukraine TURKSTREAM
2 Gasprom weiter vom Transit durch die
Moldau 1 Auton. Rep. Krim
Kasachsta
KKasachst
Kasachstan
Ungarn
w
Rostow (von Russland besetzt)
Rumänien am Donn 2 Von Separatisten
1 sche Pipeline-System wirtschaftlich betrie-
Serbien Schwarzes
kontrolliertes Gebiet
Meer EAM
KSTR Georgien
STRBLUE
EAM
Bulgarien TUR
Aserbaidschan
Ankara Baku
TAP
TANAP
Griechenland Türkei Iran
nach Europa. Zeitweise lebte sie im Exil
in Hamburg.
Der anfängliche Elan erlahmte bald.
Die IVD habe ihr Mandat erfolgreich er-
füllt, sagte Bensedrine, als sie zu Wochen-
beginn den Abschlussbericht auf einer
DVD der Regierung übergab. Doch zu-
letzt hatte sie vor allem über Politiker und
den Sicherheitsapparat geklagt, die ihrer
Kommission Steine in den Weg gelegt hät-
ten – allen voran Staatspräsident Béji
Caïd Essebsi und dessen Partei „Nidaa
Tounès“, die auch im vergangenen Früh-
jahr gegen eine Verlängerung des Man-
dats gestimmt haben. Nur wenige Abge-
ordnete nahmen an der stürmischen Parla-
mentsdebatte teil, in der es zu Handgreif-
lichkeiten kam. Schließlich durfte die
IVD ihre Arbeit bis Ende 2018 fortsetzen.
Das Interesse an der Vergangenheitsbe-
wältigung hielt sich jedoch schon zuvor in
Grenzen. Staatspräsident Essebsi und an-
dere Politiker hatten unter Ben Ali ihre
Laufbahn begonnen; der spätere Staats-
chef war Innen-, Verteidigungs- und Au-
ßenminister. „Der ,tiefe Staat‘ will uns
stoppen; sie wollen verhindern, dass sie
sich eines Tages vor Gericht verantwor-
ten müssen“, sagte Bensedrine im Som-
mer 2018 in einem Gespräch mit der Zeit-
schrift „Spiegel“.
Das galt besonders für die Armee und
das Innenministerium, die sich oft gewei-
gert haben, mit ihrer Kommission zusam-
menzuarbeiten. Im vergangenen Juni for-
derte eine Polizeigewerkschaft ihre Mit-
glieder dazu auf, nicht vor der Kommissi-
on und den Sonderkammern auszusagen.
(0711) 7899-2044
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
knoten von Gasimporten werden will. Die
russisch-deutsche Pipeline ist eine bedroh-
liche Konkurrenz für dieses Vorhaben.
Das erklärt Stimmen in Polen, die auf die
amerikanischen Sanktionen hoffen.
Die Befürworter der Pipeline argumen-
tieren, Nord Stream 2 sei langfristig zur Si-
cherung der Versorgung Europas nötig, da
die Gasförderung in der EU, in Großbri-
tannien und Norwegen in den kommen-
den Jahren stark zurückgehen werde, wäh-
rend der europäische Gasbedarf gleichzei-
tig konstant bleibe oder leicht wachse. Da-
durch entstehe eine „Importlücke“, die
entweder mit Gas aus Russland oder mit
Flüssiggas gedeckt werden könne. Das rus-
sische Röhrengas könne eine im Vergleich
zu Flüssiggas stabile und günstige Gasver-
sorgung sichern. Warum das nicht über
ukrainische Pipelines möglich sein soll,
können sie aber nicht schlüssig erklären.
Zur Absicherung der Ukraine setzt sich
die Bundesregierung dafür ein, dass Russ-
land auch nach Inbetriebnahme von Nord
Stream 2 den Gastransit durch das Land
garantiert. Die Frage ist: Was wäre eine
solche Zusage aus Moskau angesichts der
offenen Vertragsbrüche durch Moskau im
Ukraine-Konflikt wert? Selbst wenn man
die Annexion der Krim und den Krieg im
Donbass ausblendet und nur auf die Ener-
giebeziehungen blickt, ist Misstrauen ange-
bracht. Der derzeitige russisch-ukraini-
sche Vertrag über den Gastransit läuft
zum Ende dieses Jahres aus. Und schon
im laufenden Vertrag erfüllt Gasprom
manche Verpflichtungen nicht: Laut ei-
nem Urteil des Stockholmer Schiedsge-
richts vom Februar 2018 müsste Gasprom
dem staatlichen ukrainischen Konzern
Naftogas 2,6 Milliarden Dollar zahlen,
macht dazu aber bisher keine Anstalten.
Hinzu kommt: Ende dieses Jahres wird
auch die Gasleitung Turkstream fertig, die
von Südrussland durch das Schwarze
Meer in die Türkei führt und gleichfalls
der Umgehung der Ukraine dient.
Die einzige echte Garantie wäre, dass
tan
Ukraine abhängig bleibt – und zwar in ei-
nem solchen Ausmaß, dass das ukraini-
ben werden kann. Deutschland als politi-
Kasachstan
Ka
scher Pate von Nord Stream 2 ist in der
Pflicht, bis Ende dieses Jahres zu klären,
wie das so erreicht werden kann, dass die
Kosten dafür auf der russischen Seite lan-
Kaspisches den – und dafür sorgen, dass die Botschaft
Meer
in Russland so ankommt, dass sie ernst ge-
nommen wird.
Ende Dezember kritisierte Bensedrine
auch die islamistische Ennahda-Partei,
die versucht habe, die Arbeit der Kommis-
sion zu beeinflussen.
Kritiker hielten Bensedrines Instituti-
on vor, schlecht gearbeitet zu haben. Zu-
dem zogen sich zahlreiche Mitglieder im
Streit zurück. Die Stiftung des ehemali-
gen amerikanischen Präsidenten Jimmy
Carter, die die Demokratisierung des
nordafrikanischen Landes beobachtet, be-
dauerte, dass die Institution viel von ihrer
ursprünglichen „Aura“ verloren habe.
Dazu hätten auch die Politisierung ihrer
Arbeit und das Desinteresse der tunesi-
schen Bürger beigetragen.
Präsident Essebsi konzentrierte sich
statt auf die Aufarbeitung der Vergangen-
heit stärker auf gesellschaftliche Fragen,
etwa die Gleichberechtigung. Im neuen
Jahr dreht sich in Tunesien ohnehin alles
um die anstehenden Parlaments- und Prä-
sidentenwahlen. Nach Ansicht der IVD-
Chefin Bensedrine muss Tunesien aber
an der nationalen Versöhnung weiterar-
beiten, damit die Bürger ihrem Staat ver-
trauen können. Sie wünscht sich einen
Ort der Erinnerung, an dem die Akten für
alle zugänglich gemacht werden, um aus
der Vergangenheit zu lernen. Zudem for-
dert Bensedrine einen Prozess gegen die
Hauptverantwortlichen des alten Re-
gimes. Der liegt in weiter Ferne. Denn
der gestürzte Diktator Ben Ali lebt mit sei-
ner Ehefrau, gegen deren Familie schwe-
re Korruptionsvorwürfe erhoben werden,
in Freiheit in Saudi-Arabien, wohin er vor
acht Jahren geflohen war.
Hardcover · 208 Seiten · ISBN 978-3-96251-024-4 · 25,00 €
FAZ@KNO-VA.DE
Mick MULVANEY Foto Laif
Stumpfes Messer
Offiziell war der Donnerstag Mick Mul-
vaneys erster Arbeitstag als Stabschef
im Weißen Haus. Doch das Büro neben
dem des Präsidenten hatte er schon be-
zogen, kaum dass Donald Trump sei-
nen zweiten Stabschef John Kelly im
Dezember entlassen und ihm, nach
mehreren Absagen anderer Kandida-
ten, das Amt angetragen hatte. Ohne-
hin trägt Mulvaney nur den Titel „am-
tierender Stabschef“, angeblich auf eige-
nen Wunsch: vielleicht, weil er sich aus-
rechnet, dass sein eigener Rauswurf
leichter zu ertragen sein wird, wenn so-
wieso alles nur vorläufig sein sollte,
vielleicht auch, weil er seinen einfluss-
reichen Posten als Budgetdirektor im
Weißen Haus behalten möchte.
In beiden Funktionen sitzt Mulva-
ney im Epizentrum des Streits über die
Finanzierung der Regierung. Weil die
Demokraten keine Milliarden für den
von Trump versprochenen Bau einer
Grenzmauer bewilligen wollen, erlebt
Amerika seit den Vorweihnachtstagen
einen partiellen „Government Shut-
down“. Doch der 51 Jahre alte Mulva-
ney ist keiner, den der schiere Gedan-
ke an geschlossene Bundesbehörden
oder ausbleibende Beamtengehälter
um den Schlaf brächte. Als Mitglied
der fiskalkonservativen Tea-Party-Be-
wegung war dem katholischen Vater
von Drillingen 2010 mit harschen Kür-
zungsforderungen der Sprung aus der
Regionalpolitik von South Carolina
nach Washington gelungen. Dort legte
er es als Gründungsmitglied der „Frei-
heitsgruppe“ innerhalb der republika-
nischen Fraktion auf „Shutdowns“ re-
gelrecht an, um nicht nur Präsident Ba-
rack Obama, sondern auch die eigenen
Parteiführer zum Kürzen und zum Spa-
ren anzuhalten. „Mick, das Messer“,
wurde er genannt.
Im Weißen Haus stellte sich der Öko-
nom denn auch jovial als „einer dieser
rechten Spinner“ vor. Ihm war klar,
dass er in Trump beim Defizitabbau
keinen natürlichen Verbündeten ha-
ben würde. Doch Mulvaney gab sich ge-
schmeidig. Obwohl er Trumps Grenz-
mauer-Gerede 2015 noch als „absurd
und fast kindisch“ abgetan hatte, sa-
hen seine Etatentwürfe hohe Summen
für die Mauer vor. Auch seine Forde-
rung nach Kürzungen beim Pentagon
schluckte er herunter und unterstützte
Trumps große Aufrüstungsinitiative.
Spätestens nach den Steuersenkungen
wusste Mulvaney, dass mit Trump kein
Defizitabbau zu machen sein würde.
Dafür durfte er mehr als ein Jahr lang
nebenher die Verbraucherschutzbehör-
de leiten, die der demokratisch domi-
nierte Kongress 2010 geschaffen hatte,
um unseriösen Praktiken von Banken
und anderen Kreditgebern einen Rie-
gel vorzuschieben. Mulvaney erklärte
es dagegen zum Ziel der Behörde,
nicht nur Kreditnehmer, sondern auch
den „freien Markt“ zu beschützen.
General John Kelly hatte im Ab-
schied verbittert gesagt, seine Leistung
als Stabschef müsse nicht an dem be-
messen werden, was er an Trumps Sei-
te erreicht, sondern was er verhindert
habe. Mulvaney aber hat es nicht
schon 23 Monate mit einem Präsiden-
ten ausgehalten, den er 2016 noch als
„schrecklichen Menschen“ bezeichnet
hatte, um ihn jetzt einhegen zu wollen.
Er sei ja nur Chef des Stabs, aber nicht
des Präsidenten, hat er vorsichtshalber
mitgeteilt. ANDREAS ROSS
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
M Geschichtsschreibung
onsieur, – Mit allen Entschul-
digungen für die Form des
Nachstehenden, – Ich möch-
te ein Werk in einzelnen Fol-
gen in Angriff nehmen, Titel: Die pracht-
volle Geschichte.“ Mit diesen selbstbe-
wussten Worten beginnt ein vor kurzem
entdeckter Brief des französischen Dich-
ters Arthur Rimbaud vom 16. April 1874
an Jules Andrieu, einen französischen
Universalgelehrten, der zu den führen-
den Köpfen der Pariser Kommune ge-
hörte und wie viele andere nach deren
Zerschlagung in London Zuflucht ge-
sucht hatte.
Der im Nachlass von Andrieu gemach-
te Fund ist bemerkenswert. Seit März
1874 hält sich Rimbaud abermals in Lon-
don auf (ein erster, mehrwöchiger Be-
such hatte im Herbst 1872 in Begleitung
Verlaines stattgefunden), diesmal zusam-
men mit dem Dichter Germain Nouveau.
Ein Jahr später, im Februar 1875, Rim-
baud lebt zu diesem Zeitpunkt in Stutt-
gart, um, wie er sich ausdrückt, der deut-
schen Sprache die Peitsche zu geben,
überreicht er Paul Verlaine während
dessen kurzer schwäbischer Stippvisite
die Reinschriften des Prosagedichtzyklus
„Illuminationen“ und kehrt der Literatur
den Rücken zu. Das Jahr 1874, das
Rimbaud fast ganz in England verbringt,
ist also sein letztes literarisches Lebens-
jahr.
Doch ausgerechnet aus dieser Zeit war
kein einziger Brief überliefert. Man muss-
te vermuten, dass sich Rimbaud nur noch
sporadisch mit der Dichtkunst befasste:
eben mit der Vollendung seiner „Illumi-
nationen“. Das eine oder andere jener
Prosagedichte wird er wohl erst in dieser
Zeit geschrieben haben. Die meisten
dürften allerdings schon 1872 und 1873
entstanden sein. Die überlieferten Rein-
schriften stammen aller Wahrscheinlich-
keit nach aus dem Jahr 1874. Hatte Rim-
baud, als er sie im Februar 1875 Verlaine
übergibt, gewiss in der Hoffnung, auf die-
sem Weg einen Verleger zu finden, be-
reits eine genaue Vorstellung von der An-
ordnung der einzelnen Texte in einem
Buch? Hatte er entschieden, wie dieses
Buch heißen sollte? Und welche Gedich-
te er überhaupt aufnehmen wollte? Nur
die Prosagedichte, die er Verlaine in Stutt-
gart aushändigte? Oder auch die seit
1872 entstandenen Gedichte in Versen,
die später Aufnahme fanden in die ohne
sein Wissen erfolgende Erstveröffent-
lichung der „Illuminationen“ in mehre-
ren Ausgaben der Literaturzeitschrift
„La Vogue“ im Mai und Juni 1886?
All dies wissen wir nicht. Wir wissen
nun aber, dass sich Rimbaud in seinem
letzten literarischen Lebensjahr keines-
wegs nur mit den „Illuminationen“
beschäftigt hat. Ganz im Gegenteil:
Mit „Die prachtvolle Geschichte“ scheint
Arthur Rimbaud eine beinah größen-
wahnsinnig anmutende Ausweitung oder
Fortsetzung derselben vorgeschwebt zu
haben.
In dem neuen Vorhaben geht es nicht
mehr um die Zeit der Pariser Kommune,
deren Niederschlagung und die sich ent-
fesselnde Industrialisierung, die – wie
verschlüsselt auch immer – im Mittel-
punkt der „Illuminationen“ stehen, son-
dern um die gesamte Menschheits-
geschichte. Und von Jules Andrieu er-
bittet er sich zu diesem Zweck insbeson-
dere bibliographische und verlegerische
Orientierung. Was die Form anbelangt,
die Rimbaud vor Augen schwebt, so äh-
nelt sie allerdings den „Illuminationen“.
Und auch die Kompositionstechnik, die
er im Brief an Andrieu beschreibt, er-
innert stark an jene, die er sich bei der
Arbeit an diesen Prosagedichten erfun-
den hatte, so dass dieser Brief als die
einzige überlieferte Beschreibung Rim-
bauds zur Arbeitsweise an den „Illumina-
tionen“ gelten darf. Mit ihr wird eine gan-
ze Interpretationstradition, angefangen
mit Hugo Friedrich bis zu Tzvetan Todo-
rov, endgültig hinfällig: Die vermeint-
liche „Unlesbarkeit“ dieser Gedichte ist
ein Mythos.
Ich weiß, wie man als Doppel-Seher für die Menge zu posieren hat
Arthur Rimbauds Brief an Jules Andrieu im Wortlaut
London, 16. April 1874
Monsieur,
– Mit allen Entschuldigungen für die
Form des Nachstehenden, –
Ich möchte ein Werk in einzelnen
Folgen in Angriff nehmen, Titel: Die
prachtvolle Geschichte. Ich halte in
Reserve: das Format; die Übersetzung
(ins Englische zuerst), der Stil sollte
negativ sein, und die Befremdlichkeit
der Details und die (herrliche) Per-
version des Ganzen sollten keine ande-
re Phraseologie vortäuschen als die für
die unmittelbare Übersetzung mögli-
che: – Als Folge dieses summarischen
Marktschreis: Ich schätze, dass ein
Verleger sich nur finden lässt durch
Vorzeigen von zwei oder drei aus-
erlesenen Stücken. Braucht es vor-
bereitende Anstalten in der biblio-
graphischen Welt, wo in der Welt, für
diese Unterfangen, ich weiß nicht? –
Nun ja, vielleicht ist das ein Spekulie-
ren auf das jetzige Unwissen über
Geschichte (derzeit der einzige morali-
sche Basar, der nicht ausgeschlachtet
wird) – und hierzulande wissen sie
grundsätzlich nichts von Geschichte,
und diese Form für diese Spekulation
der Gewalt
Ein unbekannter Brief von Arthur Rimbaud gewährt erstaunliche Einblicke ins
letzte literarische Lebensjahr des Dichters: Es gab ein weiteres Vorhaben,
das den bislang als finales Werk geltenden „Illuminationen“ folgen sollte.
Der Absender: Arthur Rimbaud, porträtiert 1873 als Neunzehnjähriger von Alfred-Jean Garnier
Rimbauds Brief führt vor Augen, wie
richtig Jacques Rancière liegt, wenn er
Rimbaud als „Millenariumszeitgenossen“
bezeichnet. Die Poesie beansprucht hier,
ein Aufzeichnungsorgan der Mensch-
heitsgeschichte zu sein. Und der zumin-
dest doppelte Rückbezug auf Rimbauds
scheint mir ziemlich nach ihrem litera-
rischen Geschmack zu sein – Und um
zum Schluss zu kommen: Ich weiß,
wie man als Doppel-Seher zu posieren
hat für die Menge, die sich nie damit
befasst hat zu sehen, die es vielleicht
nicht nötig hat zu sehen.
In wenigen Worten (!) eine un-
bestimmte Serie von historischen
Bravourstücken, angefangen mit egal
welchen Annalen oder Fabeln oder
uralten Erinnerungen. Der wahre
Grundsatz dieser noblen Arbeit ist
eine ins Auge stechende Reklame; die
pädagogische Folge dieser Stücke kann
auch kreiert werden durch eine jeder
neuen Folge voranstehende oder aus-
gegliederte Reklame. Zur Beschrei-
bung: Erinnern Sie sich der Verfahren
in Salammbô: als Verbindungen und
mystische explanations, Quinet und
Michelet: besser. Zudem eine ultra-
romaneske Archäologie gemäß dem
Drama der Geschichte; Mystizismus
Marke Chic, alle Kontroversen wäl-
zend; Gedicht in Prosa nach der hiesi-
gen Mode; Novellistengeschicklich-
keiten mit dunklen Stellen. – Und sei-
en Sie sich gewiss, dass mir im Kopf
nicht mehr Panoramen, nicht mehr his-
Feuilleton
berühmtesten Brief, sein Schreiben an
Paul Demeny vom 15. Mai 1871 „über die
Zukunft der Dichtung“, verwundert
nicht. Zum einen ist der „Doppelseher“
(double-voyant) ausdrücklich ein doppel-
züngiger Doppelgänger des im neunzehn-
ten Jahrhundert überaus geläufigen Se-
Der Empfänger: Jules Andrieu (1838 bis
1884) ging als Parteigänger der Kommu-
ne 1871 ins englische Exil. Foto Archiv
Foto AKG
her-Motivs, das Rimbaud schon in die-
sem sogenannten „Seherbrief“ vom
15. Mai 1871 gewissermaßen zur Warn-
leuchte (voyant) ausgenüchtert hatte.
Zum anderen erinnert der Titel des ge-
planten Werks, „Die prachtvolle Ge-
schichte“ (L’Histoire splendide) an die
torische Kuriositäten herumschwirren,
als ein Pennäler vertragen kann – Ich
will hier ein Geschäft machen.
Monsieur, ich weiß, was Sie wissen
und wie Sie wissen: Daher schlage ich
Ihnen hier einen Fragebogen auf (das
hier ähnelt einer unmöglichen Glei-
chung), welche Arbeit, von wem, darf
für den ältesten (latest) aller Anfänge
gehalten werden? zu einem bestimm-
ten Datum (das muss der Abfolge
entsprechen) welche Universalchrono-
logie? Ich glaube, dass ich nur den
ältesten Teil gut vorausplanen muss;
Mittelalter und Neuzeit vorerst in
Reserve gehalten; außer dem, was ich
nicht vorauszuplanen wage – Wüssten
Sie, welche ältesten wissenschaftlichen
oder fabelhaften Annalen ich durch-
sehen könnte? Und dann welche all-
gemeinen oder partiellen archäologi-
schen und chronologischen Arbeiten?
Ich schließe mit der Frage, welches
Friedensdatum Sie mir angeben zum
Ganzen des Griechisch Römisch Afri-
kanischen. Sehen Sie: Es wird da Illus-
trationen in einer Doré-Prosa geben,
das Dekor der Religionen, die Züge
des Rechts, die Enharmonie der vor-
geführten populären Fatalitäten samt
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR . 3 · SEITE 9
„Prachtstädte“ (splendides cités) aus Rim-
bauds Gedicht „Credo in unam“ von
1870), beziehungsweise an die „Pracht-
städte“ (villes splendides) im vorletzten
Absatz von „Eine Zeit in der Hölle“
(1873) und mit ihnen an einen Anspruch
der antiken klassischen Poesie, an die
Einheit von Kunst und Leben. Oder, wie
Rimbaud Demeny zu verstehen gegeben
hatte – und zwar durchaus im Einklang
mit all jenen Autoren, die nach der Pari-
ser Kommune ins Exil nach London ge-
gangen waren, neben Andrieu ins-
besondere Eugène Vermersch oder Jules
Vallès, um nur die für Rimbaud bedeu-
tendsten zu nennen –, an ein Griechen-
land, in dem Vers und Leier der Tat den
Takt angeben.
Doch von der „Zukunft der Dichtung“
hatte Rimbaud in seinem Brief vom
15. Mai 1871 auch gesagt: „Im Grunde
wäre das immer noch ein bisschen
griechische Dichtung. Die ewige Kunst
hätte ihre Funktionen; da die Dichter
Teil der Gesellschaft sind. Die Dichtung
wird nicht mehr der Tat den Takt an-
geben, sie wird ihr voraus gehen.“ Was
kurz vor der blutigen Zerschlagung der
Kommune noch denkbar schien, ein
gleichsam ausgehaltenes Zögern zwi-
schen dem klassischen Ideal des Verses
als Taktgeber und der romantischen Idee
des Verses als zukunftsweisende, der
Zeit vorausgehende Ausrichtung, tritt im
Brief über „Die prachtvolle Geschichte“
hinter die poetische Geschichtsschrei-
bung zurück.
Es wird jetzt, im London des Jahres
1874, darum gehen, ein überaus hetero-
genes Material, wie es sich im Laufe der
Menschheitsgeschichte angehäuft hat,
literarisch auszupressen. Der Brenn-
punkt ist nun nicht mehr jener geschicht-
liche Moment im London der siebziger
Jahre des neunzehnten Jahrhunderts, als
sich abzuzeichnen beginnt, dass die
Teleologie des Fortschritts in Barbarei
umschlagen wird, sondern der „älteste
Teil“ der Menschheitsgeschichte, „Mittel-
alter und Neuzeit vorerst zurückbehal-
ten; außer dem, was ich nicht voraus-
zuplanen wage“, wie Rimbaud Andrieu
zu verstehen gibt.
Mit allem, was Rimbaud seit der so-
genannten „semaine sanglante“, der
Blutwoche vom Mai 1871, geschrieben
hatte, war der Pariser Kommune ein
Mahn- und Denkmal in der Dichtung er-
richtet. Nun sollte es wohl darum gehen,
den Tigersprung ins Vergangene zu wa-
gen. Im Kurzschluss des Ältesten, der
„Annalen“, „Fabeln“ oder „uralten Er-
innerungen“, mit dem Neuesten, den „Re-
klamen“ und Panoramen“, zielt Rimbaud
auf eine Fragmentierung der Geschichte
ab. Hier geht es nicht um eine Geschich-
te des Fortschritts, um das historische
Kontinuum, wie es der unerschütterliche
Glaube an den unaufhaltsamen Fort-
schritt heraufbeschworen hatte, sondern
um eine Geschichte der Gewalt, „auf-
gehängt und abgespult an mehr oder
minder entsetzlichen Daten: Schlachten,
Migrationen, Revolutionsszenen“. Es ist
das Kontinuum der Gewalt, das Geschich-
te schrieb, geschrieben hat und immer
noch schreibt.
In „Die prächtige Geschichte“ scheint
Rimbaud vorzuschweben, durch die Ge-
walt der literarischen Darstellung, wie er
sie in seinem Brief geradezu herauf-
beschwört, ebendieses Kontinuum aufzu-
brechen: kraft der Komposition, die im
genuin klassischen Sinne jedermann
unterrichten und gefallen soll, jung und
alt, populär im besten Sinne – auch im
geschäftlichen: „eine ultra-romaneske
Archäologie gemäß dem Drama der Ge-
schichte; Mystizismus Marke Chic“.
Die hier abgedruckte Übersetzung be-
ruht auf der Transkription des auf Franzö-
sisch verfassten Briefs von Frédéric Tho-
mas, die seit kurzem auf der Homepage
der Rimbaud-Zeitschrift „Parade Sauva-
ge“ zugänglich ist. TIM TRZASKALIK
Der Verfasser ist Herausgeber und Übersetzer der
2017 erschienenen großen deutschen Rimbaud-
Ausgabe des Verlags Matthes & Seitz.
Kostümen und Landschaften, das Gan-
ze aufgehangen und abgespult an mehr
oder minder entsetzlichen Daten:
Schlachten, Migrationen, Revolutions-
szenen: oft ein bisschen exotisch, ohne
Form bislang in den Lehrbüchern oder
bei den Phantasierern. Im Übrigen,
wenn das Geschäft in trockenen Tü-
chern ist, steht es mir ja frei, mystisch
oder vulgarisierend oder gelehrt vorzu-
gehen. Aber ein Plan ist unentbehrlich.
Obwohl es ganz industriell ist und
die der Ausfertigung des Werks ge-
widmeten Stunden mir schnöde vor-
kommen, hört die Zusammensetzung
nicht auf, mir recht schwierig zu er-
scheinen. So schreibe ich ihnen nicht
meine Ersuche um Auskünfte, eine
Antwort würde Sie mehr strapazieren;
ich bitte Sie um eine halbe Stunde
Konversation, Zeit und Ort bitte sehr,
sicher, dass Sie den Plan erfasst haben
und wir uns darüber prompt verständi-
gen werden – für eine Form, unerhört
und englisch –
Antwort bitte sehr.
Hochachtungsvoll,
Arthur Rimbaud
Aus dem Französischen von Tim Trzaskalik.
Endlich Ruhe
D er Mond ist für uns Menschen ein
selbstwidersprüchlicher Himmels-
körper. Wie kein anderer steht er mit
seinen wechselnden Phasen für fort-
währende Veränderung, doch gleich-
zeitig weiß er uns in seiner Unstetig-
keit durch ein immer gleiches Antlitz
zu beruhigen. Das „Mondgesicht“, wie
es Plutarch einst beschrieb, hat uns
Menschen zu Spekulationen verleitet:
sind es mythologische Gestalten, Ozea-
ne, Berge oder gar das Spiegelbild unse-
rer Erde, das wir als dunkle Flecken be-
wundern können? Die Erfindung des
Fernrohrs konnte so manchen Mythos
entkräften, doch die technologische
Entzauberung der uns zugewandten
Mondoberfläche ließ der Phantasie
immerhin einen Rückzugsraum: Wer
konnte schon sagen, was auf der erd-
abgewandten Seite des Mondes so al-
les vor sich ging? Erst die sowjetische
Lunik-3 Mission konnte 1959 mit ers-
ten Bildern der Rückseite des Traban-
ten für weitere Desillusionierung sor-
gen. Keine Mondmenschen, keine sich
vor uns versteckenden Zivilisationen
finden sich dort, aber doch immerhin
eine sehr fremd wirkende Oberfläche
ohne die von uns so geschätzten dun-
klen Flecken – der Mond ist von hinten
gesichtslos. Der Grund dafür: Die
Mondkruste ist auf der erdnahen Seite
dünner und konnte bei Einschlägen
leichter durchstoßen werden, so dass
sich die großen Maria, kreisförmige
dunkle Flecken, bildeten, indem sich
die Einschlagkrater mit geschmolze-
nem Gestein füllten. Die erdabgewand-
te Seite ist dagegen recht ebenmäßig
von zahlreichen Hochland-Kratern
übersät. Die gestrige Landung der chi-
nesischen Chang’e-4 Mission auf der
Rückseite des Mondes ist nun ein wei-
terer wichtiger Schritt auf dem Weg
zur Entschlüsselung unseres Beglei-
ters. Das eindrucksvolle Landemanö-
ver in einem Krater des Südpol-Ait-
ken-Beckens, das im Funkschatten zur
Erde per indirekter Satellitenkommuni-
kation gelang, eröffnet eine Phase
intensiver wissenschaftlicher Studien.
Lander und Rover tragen insgesamt
acht Instrumente, darunter zwei, ent-
wickelt in internationalen Kollabora-
tionen, eines davon in Deutschland.
Studiert werden sollen die Mondober-
fläche und deren chemische Zusam-
mensetzung. Auch das Wachstum von
Pflanzen unter dem Einfluss der schwa-
chen Mondgravitation wird erforscht
werden. Schließlich macht die Eigen-
schaft, die die Landung von Chang’e-4
so schwer gemacht hatte, die Mond-
seite gleichzeitig äußerst attraktiv: Sie
ist der ideale Ort für diejenigen, die
der irdischen Informationsflut ent-
kommen wollen. Hinter dem Mond
herrscht Ruhe. Kein Handyempfang,
kein Radiogedudel, keine Fernseh-
Signale. Was vielen von uns guttun
würde, ist für Radioastronomen uner-
lässlich. Terrestrische Kommunikation
– zusammen mit dem abschirmenden
Einfluss der Erdatmosphäre – verhin-
dert bislang den Empfang wertvoller
Signale aus den Tiefen des Kosmos.
Die Chang’e-4 Mission wird nun diese
Ruhe für Beobachtungen nutzen. Wer
weiß, wie lange sie währt, wenn wir
bald mit der Besiedelung unseres Tra-
banten beginnen. sian
Halbe Fahne
Parzinger schlägt Gedenkort
im Humboldtforum vor
Der Präsident der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat
angeregt, im Humboldtforum einen
„Raum der Stille“ zum Gedenken an
koloniales Unrecht einzurichten. Im re-
konstruierten Berliner Schloss würden
Besucher viele Informationen über die
Zeit des Kolonialismus erhalten, den-
noch sei es wichtig, einen Ort zu schaf-
fen, der „darüber hinaus nachdenklich“
mache. Ein gelungener Anstoß für die-
ses Nachdenken sei das Werk „Statue
of Limitations“, mit dem der Berliner
Künstler Sunkoo Kang im März vergan-
genen Jahres einen der Wettbewerbe
für Kunst am Bau im Humboldtforum
gewonnen hat. Kang ist Mitarbeiter des
chinesischen Künstlers und Menschen-
rechtsaktivisten Ai Weiwei, der seit
2015 in Berlin lebt. Sein Entwurf sieht
eine auf halber Höhe geteilte Bronze-
plastik einer schwarzen Fahne auf Halb-
mast vor, deren unterer Teil im zentra-
len Treppenhaus des Humboldtforums
aufgestellt werden soll. Der obere Teil
soll auf dem Nachtigalplatz im Afrikani-
schen Viertel im Berliner Stadtteil Wed-
ding angebracht werden. Nach einem
Beschluss der dortigen Bezirksverord-
netenversammlung von 2017 soll der
Platz, der an den deutschen Afrikafor-
scher Gustav Nachtigal erinnert, dem-
nächst umbenannt werden.
Was den Zeitplan für das Humboldt-
forum betrifft, rechnet Parzinger nicht
mehr damit, dass die Dauerausstellung
des Ethnologischen und des Asiati-
schen Museums im zweiten und dritten
Obergeschoss zur offiziellen Eröffnung
Ende dieses Jahres fertig sein wird. Sie
werde nun „wohl Anfang 2020 star-
ten“. In der Ausstellung werden auch
die umstrittenen Benin-Bronzen zu se-
hen sein, ergänzt um eine Videoinstalla-
tion zu ihrer Bedeutung und der Ge-
schichte ihres Raubes. dpa/kil
SEITE 10 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3
Sinnlich beginnt
die Wissenschaft
Der letzte Universalist: David Cahan legt eine längst
fällige große Biographie von Hermann von Helmholtz vor
Heute ist Hermann von Helmholtz wohl
am ehesten noch als Namengeber be-
kannt. Straßen, Plätze, Schulen sowie
wissenschaftliche Auszeichnungen und
Einrichtungen, darunter Deutschlands
größte Wissenschaftsorganisation, sind
nach ihm benannt. Hinter der Präsenz
seines Namens steht Helmholtz’ Bedeu-
tung für die Begründung der modernen
Naturwissenschaft im neunzehnten Jahr-
hundert. Die Physiologie und die Physik
bereicherte er um grundlegende Er-
kenntnisse. Vor allem seine Formulie-
rung des Energieerhaltungssatzes war
bahnbrechend. Er gab der These, dass
Energie umgewandelt, aber (in abge-
schlossenen Systemen) nicht erzeugt
und vernichtet werden kann, eine allge-
mein gültige, nämlich mathematische
Fassung. Er war maßgeblich am institu-
tionellen Ausbau der Naturwissenschaf-
ten beteiligt und prägte ihr heutiges
Selbstverständnis. Als Naturwissen-
schaftler dachte er über die Erkenntnis-
bedingungen der Wissenschaften nach,
wobei seine wahrnehmungstheoreti-
schen und geometrischen Arbeiten weg-
weisend waren. Er beschäftigte sich
überdies mit wissenschaftstheoreti-
schen, ästhetischen und bildungspoliti-
schen Fragen. Helmholtz wurde zu Leb-
zeiten von seinem britischen Kollegen
James Clerk Maxwell als „intellectual
giant“ bezeichnet. In der Tat war er ver-
mutlich der letzte große Wissenschaft-
ler, der weit über die sich damals schon
zusammenziehenden Ränder seiner Fä-
cher hinausblickte.
Der international renommierte Helm-
holtz-Forscher David Cahan hat jetzt
eine Biographie verfasst, die Helmholtz
als diesen „Giganten“ wiedererstehen
lässt. Nach Leo Königsbergers 1902 er-
schienener dreibändiger Darstellung
von Helmholtz’ Werk und Leben liegt da-
mit endlich eine umfassende Biographie
vor, die heutigen wissenschaftlichen
Standards entspricht, zugleich aber auch
für diejenigen verständlich geschrieben
ist, die nicht schon mit den Details von
Helmholtz’ Leistungen vertraut sind.
Rechtzeitig vor dem 200. Geburtstag
von Helmholtz, der 2021 zu begehen
sein wird, kann man also in die Welt
des wohl berühmtesten deutschen Wis-
senschaftlers der zweiten Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts eintauchen,
an seinen ersten, schon bald sensatio-
nellen Entdeckungen und Erfolgen teil-
nehmen, ihn bei seinem Streben nach
fachlicher Anerkennung beobachten,
auf seinen zahllosen Reisen zu Kolle-
gen im In- und Ausland begleiten und
seinen zunehmenden Einfluss inner-
halb und außerhalb der Wissenschaft
bewundern. Großen Raum nehmen die
Berichte über Helmholtz’ Vorträge ein,
die einen hervorragenden Einblick in
Porträt mit Schwamm: Hermann von
Helmholtz im Hörsaal Foto Ullstein
die Entwicklung seiner Wissenschafts-
auffassung bieten und mit denen er wie
kaum ein anderer Naturforscher seiner
Zeit zur Popularisierung der Wissen-
schaft beigetragen hat. Cahan bettet
Helmholtz’ Wirken nicht nur in die kul-
turellen und gesellschaftlichen Kontex-
te ein, sondern setzt es auch ins Verhält-
nis zu seinen privaten Beziehungen, in
deren Zentrum seine eigene Familie
und die freundschaftlichen Kontakte zu
seinen (ausschließlich männlichen) Kol-
legen standen.
Dass diese beeindruckende Gesamt-
darstellung in englischer Sprache er-
scheint, passt zumindest zum Gewicht,
das Großbritannien in Helmholtz’ aus-
gedehntem internationalen Netzwerk
von wissenschaftlichen Kontakten ein-
nahm. Insbesondere mit englischen Phy-
sikern, darunter Michael Faraday, Ja-
mes Clerk Maxwell und William Thom-
son (Lord Kelvin), pflegte er einen en-
gen Austausch.
Cahan geht von drei intellektuellen
Leitmotiven aus, die bestimmend für
Helmholtz’ Werk seien: das Streben
nach Einheit der Wissenschaft, die Auf-
merksamkeit für die Quellen und Metho-
den des Wissens sowie die Wertschät-
zung der Verbindung von Wissenschaft
und Kunst. Insofern Cahan diese Motive
nicht nur thematisch ins Zentrum seiner
Biographie rückt, sondern sie noch ein-
mal, wenn auch modifiziert, zur Anwen-
dung zu bringen sucht, leben Helm-
holtz’ Bemühungen in seiner Biogra-
phie fort.
Das Streben nach Einheit der Wissen-
schaft suchte den schon eingetretenen
Zerfall in die beiden Lager der Geistes-
und Naturwissenschaften zu überbrü-
cken. Nach Helmholtz befassen sich die
Naturwissenschaften mit der äußeren,
streng kausal verfassten Natur, die Geis-
teswissenschaften mit den Hervorbrin-
gungen des freien menschlichen Geis-
tes. Weil beide aber gemeinsam daran ar-
beiten, „den Geist herrschend zu ma-
chen über die Welt“, seien sie dazu ver-
pflichtet, ihre Erkenntnisse untereinan-
der auszutauschen und allgemein zu-
gänglich zu machen. Hieran anknüp-
fend, sucht Cahan in seiner Biographie
die Verbindungen zwischen den ver-
schiedenen, teilweise weit auseinander-
liegenden Forschungsgebieten von
Helmholtz herauszuarbeiten – etwa zwi-
schen Physiologie und nicht-euklidi-
schen Geometrien oder zwischen Elek-
trodynamik und chemischer Thermody-
namik. In seiner Darstellung von Helm-
holtz‘ Werk soll noch einmal die Einheit
aufscheinen, die dieser selbst für die
Wissenschaft angestrebt hat.
Als Beispiel für Helmholtz’ eigenen
Beitrag zur Einheit der Wissenschaften
im neunzehnten Jahrhundert können
seine Überlegungen zu den Quellen und
Methoden des Wissens gelten. Seine
wahrnehmungstheoretischen Arbeiten
demonstrieren nicht nur, wie weitge-
hend die Sinnlichkeit bereits Gegen-
stand der Wissenschaft war, sondern
auch umgekehrt, in welchem Umfang
die wissenschaftliche Erfahrung in sinn-
licher Wahrnehmung gründete. Seine
monumentalen Monographien zur phy-
siologischen Optik und zu den Tonemp-
findungen entwickelten umfassende
Analysen der menschlichen Wahrneh-
mung, deren er sich bei seinen erkennt-
nistheoretischen Arbeiten und seinen
wissenschaftstheoretischen Überlegun-
gen zur Entstehung neuen Wissens be-
dienen konnte.
So sehr es Cahan gelingt, dabei Zu-
sammenhänge herauszuarbeiten, so
sehr scheint ihm doch die Tragweite zu
entgehen, mit der Helmholtz’ Auffassun-
gen zu den Quellen und Methoden des
Wissens einem substantiellen Wandel
unterzogen waren. Setzte Helmholtz an-
fänglich die Erkenntnisse seiner wissen-
schaftlichen Analyse dem subjektiven
Zeugnis der Wahrnehmung entgegen,
rückten in späteren Arbeiten beide
Aspekte näher zusammen, womit sich
die Gewissheit der wissenschaftlichen
Wahrheit aufzulösen begann.
Im Wandel von Helmholtz’ Wissen-
schaftsauffassung reflektiert sich ein
Umbruchgeschehen, in dem sich einer-
seits Kennzeichen der heutigen Natur-
wissenschaft herausbilden, andererseits
aber auch Bestimmungen der Wissen-
schaft noch relevant sind, die seither an
Einfluss verloren haben. Die Lektüre
von Cahans Biographie lädt dazu ein,
Helmholtz’ Werk auch nach seiner Ak-
tualität und seinen Grenzen zu befra-
gen. Die Relativierung des Gewissheits-
anspruches hat seit Helmholtz weithin
Einzug in die Wissenschaften gehalten.
Helmholtz ist der heutigen Welt auch in
seiner Überzeugung verwandt, dass Wis-
sen nicht allein als abgehobene Erkennt-
nis, sondern ebenso in seiner Anwen-
dung zur Verbesserung der Lebensbedin-
gungen bedeutsam ist, was im neunzehn-
ten Jahrhundert längst noch nicht selbst-
verständlich war. Man staunt nicht nur
über den Anteil der praktisch verwertba-
ren Erkenntnisse in Helmholtz’ Werk,
sondern auch über sein persönliches En-
gagement für die Verbindung von Wis-
senschaft und Industrie, das in seiner
Präsidentschaft der Physikalisch-Techni-
schen Reichsanstalt gipfelte.
Befremdlich mutet heute dagegen das
physikalistische Naturbild von Helm-
holtz an, der meinte, aus kleinsten me-
chanischen Bewegungen alle Phänome-
ne herleiten zu können. Er glaubte an
eine Natur, die vom ganz Kleinen bis ins
ganz Große anschaulich verfasst ist.
Doch nur wenige Jahrzehnte nach sei-
nem Tod im Jahr 1894 hat die Wissen-
schaft in ihren der Lebenswelt abge-
wandten, aber fundamentalen Dimen-
sionen die Bildhaftigkeit verloren. Ca-
han sieht bereits durch das Aufkommen
der Avantgarde und des Modernismus
ein kulturelles Klima herannahen, in
dem Helmholtz’ Weltauffassung keinen
Platz mehr hatte. Der Gigant rückte be-
reits in die Ferne. GREGOR SCHIEMANN
David Cahan:
„Helmholtz“.
A Life in Science.
University of Chicago
Press, Chicago 2018.
944 S., Abb., geb., 45,90 €.
Neue Sachbücher
Wo verwaltet wird, dort sind auch Blicke in die Fluchten innerer Erschließungsstraßen möglich.
Dunkelmänner im Alltagsleben
Hindurch und vorbei:
Stefan Trüby widmet
sich mit dem Korridor
auf eindrückliche Weise
einem gern übersehenen
Element der Architektur.
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ngesichts der Klassenkämpfe
nach dem Ersten Weltkrieg hat-
te Thomas Mann eine große Sor-
ge: „Die Lösung der Dienstbo-
tenfrage liegt weiter im Dunkel.“ Mit dem
Freiheitsstreben aller, warnte er 1918, ver-
schwinde der „stolze Gehorsam“ und das
„Dienenwollende“ im Menschen.
Doch für eine Herrschaft ohne Diener-
schaft hatten moderne Ingenieure und Ar-
chitekten längst vorgesorgt: durch Mecha-
nisierung und Selbstbewirtschaftung im
dienstbotenlosen Haus. Sie schufen Appa-
rate und Architekturen, die das Nutzerver-
halten entlang genau bemessener Tätig-
keitsflächen in spezialisierten Raumzu-
schnitten regulierten. Gebäude bekamen
eine erziehende und lenkende Zuständig-
keit und ersetzten die Fremdherrschaft
über das Gesinde durch die Selbstdiszipli-
nierung der Brotherren.
Sozialhistorische Umwälzungen auf
der Mikroebene von Gebäudegrundris-
sen zu spiegeln und dabei einen stummen
Kronzeugen zu entdecken, der überall an-
wesend war, aber bislang übersehen wur-
de – das ist dem Stuttgarter Architektur-
theoretiker Stephan Trüby mit seiner „Ge-
schichte des Korridors“ gelungen, hervor-
gegangen aus seiner Dissertation bei Pe-
ter Sloterdijk. Bislang waren Flure und
Korridore nur „dienende“ Wege zur Ver-
sorgung von „bedienten“ Räumen mit Gü-
tern und Menschen. Sie galten als
Randphänomene ohne Eigenleben – ge-
nauso wie das Hauspersonal, das in ihnen
zirkulierte. „Niemand hat den Korridor
erfunden“, schreibt der Autor, „er ist der
Architektur schlicht unterlaufen.“
Doch für dessen unheimliche Ausbrei-
tung kennt Trüby einen Grund: „Korrido-
re sind das Unbeobachtbare schlechthin,
nämlich das Instrument der Beobach-
tung.“ Mit welcher Wucht und sozialen
Prägekraft dieser verfemte Teil der Archi-
tektur in Konflikt- und Krisenzeiten sich
durchsetzt, macht das Buch an Festungs-
bauten, Palästen, Klöstern, Krankenhäu-
sern und Gefängnissen bis hin zu heuti-
gen Wohnmaschinen deutlich. Durch ih-
ren Doppelcharakter als Eingang und
Ausgang übernahmen Korridore im
Krieg oder Frieden immer wieder entge-
gengesetzte Funktionen.
Trüby beginnt historisch mit ihrer mili-
tärischen „Exit“-Funktion, weil Korrido-
re – abgeleitet vom lateinischen „currere“
(laufen) – außenräumlich als Rundwege
zwischen Graben und Glacis verliefen. Im
Vatikan errichtete Bramante Anfang des
fünfzehnten Jahrhunderts einen ersten ge-
deckten Hochweg als Papst-Korridor zum
Belvederehof, dann baute Vasari für die
Medici in Florenz einen mehr als tausend
Meter langen Fluchtkorridor von den Uffi-
zien über den Ponte Vecchio bis zur Resi-
denz im Palazzo Pitti. Und schließlich
dehnte sich der Korridorbegriff strate-
gisch in die Aufmarsch- und Durchgangs-
räume für kriegerische Grenzoperatio-
nen aus.
Dagegen steht die andere Entwick-
lungsgeschichte der „Entry-Funktion“
des Korridors als gebaute Willkommens-
kultur, die der Autor von den Triumphpor-
talen der Antike bis in die freien, fließen-
den Grundrisse der Moderne verfolgt. Da-
zwischen entbrannte jedoch ein heftiger
zivilisatorischer Kampf um die Intimität
oder Distanz in den Begegnungsräumen
von Haushaltsmitgliedern, deren Freizü-
gigkeit oder Affektkontrolle die Grundris-
se ihrer Häuser prägte.
Die Entwicklung führte, geometrisch
gesprochen, vom transversalen Hindurch-
gehen durch Zimmer zum tangentialen
Vorbeilaufen im Korridor. Das ist, sozial-
psychologisch gesprochen, der Übergang
vom extrovertierten Gruppenleben zur
isolierten Privatexistenz. Diese Verhal-
tensänderungen wurden zwar in den Zivi-
lisationsgeschichten und Machttheorien
von Norbert Elias bis Michel Foucault re-
flektiert, aber Trüby hat endlich den Korr-
ridor als mächtigen Dunkelmann im Sozi-
algeschehen des Alltags dingfest ge-
macht.
Alberti und Palladio kannten in ihren
Renaissance-Palästen noch gar keine Kor-
ridore. Vielmehr öffneten sie alle Zim-
mer zu Durchgangsräumen mit möglichst
vielen Türen, um szenographische Durch-
blicke durch das ganze Haus zu schaffen:
„Denn das bereitet Vergnügen“, schrieb
Palladio. In Frankreich jedoch führte zur
selben Zeit das komplizierte Hofzeremo-
niell zur Trennung von Königs- und Die-
nerwegen, woraus zwei separate Zirkulati-
onssysteme mit Tapetentüren und Ge-
heimkorridoren entstanden. Die Isolati-
on und Körperlosigkeit der Bewohner er-
lebte in der viktorianischen Landhaus-
ideologie des neunzehnten Jahrhunderts
ihren Höhepunkt. Um die Seele gegen die
Versuchungen der sündigen Welt zu wapp-
nen, entwickelten puritanische Reformar-
chitekten den „moralischen Grundriss“
zur Trennung von Mann und Frau, Herr
und Knecht. Anstelle des lustvollen Hin-
durchsehens durch Zimmer-Enfiladen
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Foto Picture Alliance
gab es den keuschen Rückzug in die priva-
te Innerlichkeit.
Weit über ihre Transferleistung als Ein-
oder Ausgang hinaus blühten Korridore
immer dann, wenn sie Disziplinarmacht
und Ordnungsstifter wurden. Am Ur-
sprung dieser Erziehungsfunktion sieht
Trüby die abendländische Klosterbau-
kunst, die den Zelle-Korridor-Komplex
zum Idealraum für Subjektivierung und
Läuterung machte. Nahezu alle sozial-
staatlichen Versorgungsbauten im neun-
zehnten Jahrhundert bildeten aus diesen
monastischen Wurzeln immer differen-
ziertere Korridor-Labyrinthe. Das Aufat-
men der Kranken im Pavillonsystem der
Reformmedizin um 1900 wurde längst
wieder von der Korridor-Architektur der
Großkliniken erstickt.
Überzeugend vermag Trüby auch, sei-
ne Raumtheorie ortsspezifisch zu konkre-
tisieren. Kafka als bedeutendster Korri-
dor-Autor des zwanzigsten Jahrhunderts
verarbeitete für ihn zeitlebens seine Kind-
heitserfahrungen in den sogenannten
„Pawlatschen“-Häusern von Prag. Das wa-
ren Innenhöfe mit umlaufenden Lauben-
gängen, die an Gefängniskorridore erin-
nerten und in Kafkas Romanen zu Laby-
rinthen der Ausgeschlossenheit wuchsen.
Bleibt die Frage nach dem Korridor heu-
te. Einerseits erfuhr er seine Entgrenzung
in den Millionärsvillen von Mies van der
Rohe oder Le Corbusier, die ihre offenen
Grundrisse mit Treppen, Rampen und Bal-
konen zu großen Transiträumen machten.
Immerhin bewahrten sie noch eine Erinne-
rung an den Luxus mediterraner Bau-
kunst, in der Raum- und Erschließungssys-
tem identisch waren. Andererseits wur-
den die Flure in den taylorisierten Grund-
rissen des Neuen Bauens restlos einge-
spart, indem „Frankfurter Küchen“ und
minimierte Wege die Effizienz der Haus-
wirtschaft ins Fabrikmäßige steigerten.
Zugleich sind seitdem die Riesenflure
millionenfach in Wohnmaschinen und Ver-
waltungsbauten als innere Erschließungs-
straßen wieder aufgetaucht, in denen die
Exit-Funktion als Flucht- und Brandwege
alles dominiert. Wer bislang nur eine dun-
kle Aversion gegen Korridore hatte, der
kann jetzt im Licht von Trübys Erkenntnis-
sen genau sagen, warum er diese Schatten-
existenzen der Architektur nicht leiden
mag. MICHAEL MÖNNINGER
Stephan Trüby:
„Geschichte des
Korridors“.
Wilhelm Fink Verlag,
Paderborn 2018.
380 S., Abb., geb., 79,– €.
Vor den
Büchern
Hans Blumenberg als
beratender Feuilletonist
Im Jahr 1952 denken ein Redakteur
und ein freier Mitarbeiter der „Düssel-
dorfer Zeitung“ über neue Artikelfor-
men im Feuilleton nach. Der Mitarbei-
ter, habilitierter Philosoph von zwei-
unddreißig Jahren, hatte sich die Er-
mahnungen des mit ihm befreundeten
Redakteurs zu Herzen genommen und
„etwas ganz ‚Leichtes‘“ vorgeschlagen,
nämlich eine „kulturkritische Glosse“,
die sich unter dem Titel „Große Worte
für kleine Dinge“ mit den Formeln der
Werbung auseinandersetzte: Ohnehin
sei „der Bereich, der von journalisti-
scher Kritik bearbeitet wird, zu eng ge-
fasst . . . Es müsste der kulturkritische
Leitartikel entwickelt werden, der das
Symptomatische aus dem Gesamt-
bereich der Kultur in einem sehr weiten
Sinn bespricht, der die bis dato herren-
losen Phänome einfängt.“
Mit dem Abdruck der Glosse über
Werbesprüche wurde es zwar nichts:
Der Redakteur musste gestehen, dass
so gut wie alles, was mit dem Anzeigen-
geschäft der Zeitung in Verbindung ge-
bracht werden könnte, „tabu“ sei. Aber
die Serie kulturkritischer Einlassun-
gen, die in unregelmäßigen Abständen
bis 1956 gedruckt wurden (knapp ein-
einhalb Spalten würden sie im Layout
dieser Zeitung lang sein), kam trotz-
dem zustande. Gezeichnet waren die
Artikel mit „Axel Colly“.
Dass diese Artikel nun in einer Aus-
wahl wieder erscheinen, ist dem Um-
stand geschuldet, dass sich hinter dem
Pseudonym Hans Blumenberg verbarg.
Bernd Stiegler und Alexander Schmitz,
die bereits Blumenbergs frühe Texte
über Literatur ediert haben (F.A.Z. vom
5. Mai 2017), von denen viele ebenfalls
in den „Düsseldorfer Nachrichten“ er-
schienen – einige mit „Axel Colly“ ge-
zeichnete Artikel waren bereits darun-
ter –, präsentieren sie nun als Dossier
in der aktuellen Nummer der „Neuen
Rundschau“ („Hans Blumenberg alias
Axel Colly: Frühe Feuilletons 1952 –
1955“. Heft 4/2018, 15,– €). Dabei kom-
men neben den Glossen auch einige der
längeren Beiträge zu stehen, unter die
Blumenberg seinen Namen setzte. Mit
diesem Dossier komplettiert sich das
Bild des frühen, für Zeitschriften und
Zeitungen schreibenden Blumenberg.
Kennengelernt und angefreundet
hatten sich der Redakteur Alfons Neu-
kirchen und Hans Blumenberg bereits
einige Jahre früher. Ein Briefwechsel
hatte sich da entsponnen, der umfang-
reichste und persönlichste des gesam-
ten im Marbacher Literaturarchiv ver-
wahrten Nachlasses Blumenbergs und
eine wichtige Informationsquelle für
seine frühen Jahre, wie die Editoren
mitteilen. Aber erst mit dem Wechsel
Neukirchens im Sommer 1952 von ei-
ner Lokalzeitung zu den „Düsseldorfer
Nachrichten“ begann die intensive,
drei Jahre dauernde Zusammenarbeit,
die zur Veröffentlichung von mehr als
hundert Glossen, Rezensionen und Ar-
tikeln zu runden Geburts- und Todesta-
gen von Schriftstellern und Philoso-
phen führte.
Im Briefwechsel zwischen Redakteur
und Autor, aus dem die Editoren in
ihrer Einleitung zitieren, werden neue
Formen des Feuilletons sondiert. Blu-
menberg findet die herkömmliche Kul-
turseite abgestanden und skizziert an-
dere Wege; Neukirchen temperiert die-
se Vorschläge und ist bemüht, sie in der
Zeitung durchzubringen. Das gelingt
zumindest einige Zeit, überdies ist Blu-
menberg das Ausweichen auf andere
Zeitungen ebenso wie die Zweitverwer-
tung eingeräumt.
Ob man im „Blindtest“ hinter diesen
Texten Blumenberg erraten würde, der
erst wieder in den achtziger Jahren zur
Publikation von Zeitungsbeiträgen –
nicht zuletzt, vermittelt durch Henning
Ritter, im Feuilleton dieser Zeitung –
zurückkehrte, ist nicht ganz ausge-
macht (gelänge aber vermutlich leicht,
wenn man zeitgenössische Beispiele
zum Vergleich heranzöge). Zwar stößt
man auf Wendungen, die bereits den
Blumenbergschen Facettenschliff auf-
weisen. Doch der Blumenberg der fünf-
ziger Jahre ist zum eingängig ausformu-
lierten „kulturkritischen“ Feuilleton
entschlossen, das auch die direkte An-
sprache der Leser nicht scheut – die spä-
ten, meist literarischen Themen gewid-
meten Miszellen werden dagegen viel
schlanker daherkommen. Vor allem
wird Blumenberg später zwar von man-
cherlei „kulturkritischen“ Ansprüchen
handeln, aber nicht mehr daran den-
ken, bei ihnen direkt mitzumischen.
Im Jahr 1955 war es mit Beiträgen
zum Feuilleton dann für lange Zeit vor-
bei, Axel Colly verschwand und auch
der Literaturkritiker Hans Blumen-
berg. Zwar sei seine Familie auf die
kleinen Nebenfreuden der Honorar-
eingänge schon sehr eingespielt gewe-
sen, schreibt er im Frühjahr 1956 an
Neukirchen, aber mittlerweile habe er
gesehen, was er bei größerer Konzen-
tration schaffen könne. Selbst wenn
das auch bedeutete, so ein Jahr später,
„Ordinarius zu werden, Bücher zu
schreiben . . . die Welt durch Nachden-
ken zu verbessern (obwohl man doch
nur wünscht, sie möchte so bleiben,
wie sie 50 Meter rechts und links von
einem ist) und zum Dank dafür im Al-
ter durch die Folgen des Ruhms am Ge-
nießen des Erfolgs solchen Nachden-
kens gehindert zu werden“. Letzteres
zumindest wusste er dann konsequent
zu umgehen. HELMUT MAYER
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Hören wir uns den Klimawandel doch erst einmal an: Jacob Kirkegaard im Jahr 2016 bei Tonaufnahmen der Eisschmelze in Grönland
Tierwerdung als Etappe der Menschwerdung
D
ie „Wildnis“ wurde in der Ro-
mantik erfunden. Heute, in der
menschgeprägten Natur des An-
thropzän, spricht eigentlich nie-
mand mehr über sie, es sei denn als Uto-
pie. Der Erde ist das letzte Fitzelchen
Wildheit ausgetrieben worden. Seit der
Mensch als wichtiger Einflussnehmer auf
die biologischen, geologischen und atmo-
sphärischen Vorgänge erkannt ist, funktio-
nieren Dualismen wie Natur und Kultur
oder wild und zivilisiert nicht mehr in alt-
hergebrachter Form. Allenfalls als histori-
sches, museales Konzept hat sich der Wild-
nis-Begriff erhalten, als Titel für Ausstel-
lungen wie jetzt für jene eindrucksvolle
Wildnis-Schau in der Frankfurter Schirn.
Die reich belegte Erkenntnis, die man
von dieser Ausstellung mitnimmt, lautet:
Wildnis war immer schon Kunst, ein ästhe-
tisches Artefakt, ein inszenierter Sehn-
suchtsort. Wildnis-Kunst ist deshalb, poin-
tiert gesagt, weniger ein Sujet der Kunst-
als der Naturgeschichte. Diese verblüffen-
de Sicht macht sich die Schirn zu eigen,
weshalb hier auch mit bekannten Objek-
ten ganz neu vom Eigensinn der Natur er-
zählt wird, eines Eigensinns, der gerade
als natürlicher ein künstlicher ist. Von
Henri Rousseaus Ölgemälde „Der hungri-
ge Löwe wirft sich auf die Antilope“ bis
zum King-Kong-Video Camille Henrots
und Frank Stellas Werkzyklus „Moby
Dick“ wird die wechselseitige Aggression
im Verhältnis von Wildnis und Zivilisati-
on beschrieben, Konflikte, die Natur und
Kultur wiederum zu unentwirrbaren Hy-
bridbildungen zusammenwachsen lassen.
In diesem Sinne geht es der Ausstel-
lung, wie die Kuratorin Esther Schlicht
festhält, nicht in erster Linie darum, den
ikonographischen Darstellungskonventio-
nen von Wildnis historisch nachzuspüren,
sondern die inhärente Verbindung von
Kunst und Wildnis (das, was Wildnis na-
turgemäß ausmacht: ihre künstlerische
Darbietung) in Szene zu setzen. Dazu wer-
den rund 35 künstlerische Positionen aus
der Zeit von 1860 bis heute präsentiert –
aus Malerei, Fotografie, Grafik, Film, Vi-
deo, Skulptur, Sound und Installation.
Von sich selbst überlassener, unberühr-
ter Natur können paradoxerweise am we-
nigsten jene Künstler sprechen, die das
Vincent van Goghs Kastanien sind jetzt aus dem Feuer geholt
Nach sechsjähriger Recherche wird ein Stillleben als authentisch anerkannt: San Franciscos Kunstmuseum freut sich über ein Meisterwerk mit hochinteressanter Provenienz
Manchmal dauert die Sache ein wenig län-
ger – auch im Van Gogh Museum in Ams-
terdam. Fast genau sechs Jahre ist es her,
seit die Fine Arts Museums of San Francis-
co dort eine kleine, aber aufwendig ge-
rahmte Leinwand zur Untersuchung abga-
ben. Das Bild zeigt ein unscheinbares Still-
leben: Birnen und Kastanien vor einem
dunklen Hintergrund. Irgendwann einmal
war es als Werk von Vincent van Gogh in
die Sammlung gekommen – schließlich
stand auf der Rückseite in unbekannter
Handschrift: „Nature morte, peint par Vin-
cent van Gogh“. Der aus Deutschland emi-
grierte Kulturbeamte und Publizist Bruno
Adriani und seine Frau Sadie hatten das
Bild 1960 dem Museum gestiftet. So recht
mochte dort aber niemand an seine Au-
thentizität glauben: Zu untypisch schien
das Sujet, zu merkwürdig der Farbauftrag.
Also hing das 27 mal 35 Zentimeter mes-
sende Ölgemälde zwanzig Jahre lang teils
im Depot, teils in den Schauräumen. In
der Gesamtpräsentation der Sammlung
Adriani 1976 fehlte es dann aber wieder.
Nach sechs Jahren Forschung hat das
für Fragen von Authentizitätsfeststellung
Vom Wilden Westen bis
zur Wildnis in uns
selbst: Die Frankfurter
Schirn fragt in ihrer
weit gespannten Aus-
stellung, wie es zu dem
Missverständnis eines
menschenlosen Gedei-
hens kommen konnte.
Wildnis-Konzept forciert seit dem neun-
zehnten Jahrhundert zu stützen suchen.
Denn sie nehmen an der Natur ja teil, die
sie beobachten, wurden selbst ein Teil von
ihr, drücken ihr den menschlichen Fußab-
druck auf. Wie eng die Idee der Wildnis
mit der künstlerischen Bildproduktion ei-
ner selbsternannten Zivilisation zusam-
mengeht, wird in der Schirn ganz großar-
tig mit einer Reihe von Aufnahmen des Fo-
tografen Carleton Watkins verdeutlicht,
die er im neunzehnten Jahrhundert vom
Yosemite Valley machte, in der Tat Zeug-
nisse einer spezifisch amerikanischen Aus-
prägung romantischer Wildnis, ikonische
Darstellungen des „Wilden Westens“, zu-
gleich Auslöser dafür, dass mit Yosemite
1864 erstmals ein Wildnisgebiet unter
Schutz gestellt wurde. Deutlich tritt hier
auch wieder „die grundlegende Paradoxie
von Anwesenheit und Abwesenheit (des
Menschen respektive des Künstlers) zuta-
ge, wie sie jeder, insbesondere jeder foto-
grafischen Darstellung von Wildnis als ei-
ner Örtlichkeit außerhalb menschlicher
Reichweite innewohnt“ (Esther Schlicht).
Als Metapher behauptet sich Wildnis
auch jenseits ihrer konstruktivistischen
Bloßstellungen, die Ausstellung widmet
dieser Thematik den eigenen Komplex ei-
ner „Wildnis in uns“, wo das Freudsche
Unbewusste und andere Grenzgebiete
des Bewusstseins zur Sprache kommen.
Wildnis als vieldeutige Metapher für inne-
re Zustände, für eine auf Kontrollverlust,
Trieb und Zufall setzende Ästhetik, an die
Künstler verschiedener avantgardisti-
„Birnen und Kastanien“, zu sehen im Kunstmuseum von San Francisco Foto Joseph McDonald
Feuilleton
scher Bewegungen anknüpfen. Lust am
Elementaren, Reduktion auf den Null-
punkt – daraus spricht auch die Erwar-
tung, Realität diesseits der zivilisatori-
schen Überformungen zu gewinnen, ein
Gefühl für das Authentische zu stärken,
mit allen Risiken der Selbsttäuschung, die
mit einem solch vermeintlich unmittelba-
ren Zugriff auf Natur verbunden sind.
In der Schirn setzt man da einen wir-
kungsvollen Akzent: dass Wildnis immer
auch ein Medium der Selbsterkenntnis ist.
Tierwerdung als Etappe der Menschwer-
dung, alles kulturell Verfremdende hinter
sich lassend, um dabei doch nur – undurch-
schaut – anderen Ausdrücken des Kulturel-
len verhaftet zu bleiben. Als eine solche
therapeutische Metapher kommt Wildnis
in dem Film „Bogman Palmjaguar“ von
Luke Fowler zum Tragen. Ein klinisch schi-
zophrener Einsiedler zieht sich darin ins
Flow Country im Norden Schottlands zu-
rück. Er gelangt zu Einsichten über sich
selbst, die ihm im kulturell gehaltenen Le-
ben verschlossen blieben. Nun, zum Jagu-
ar, zur Wildnis geworden, verliert er den
Verstand und gewinnt seine Seele.
Bei der Metapherbildung hätte man
sich gewünscht, dass auch die menschen-
gemachte Wildnis nach Zerschlagung von
Zivilisation zur Sprache kommt. Dieser
Aspekt fehlt, sieht man recht, jedenfalls in
realistischer Verankerung im Hier und
Heute. Dabei gehört die Möglichkeit eines
Rückfalls in die Barbarei, gerade auch un-
ter der Oberfläche einer feingliedrigen
kulturellen Ornamentik, zweifellos zur
„Wildnis in uns“ dazu. Die Trümmerwüs-
ten im Krieg etwa sind Wildnisse im dann
doch wieder naturalistischen Wortsinn,
wie sie etwa Max Frisch für das Frankfurt
von 1946 beschreibt, nachlesbar in En-
zensbergers Sammlung „Europa in Trüm-
mern“: „Das Gras, das in den Häusern
wächst, der Löwenzahn in den Kirchen,
und plötzlich kann man sich vorstellen,
wie es weiterwächst, wie sich ein Urwald
über unsere Städte zieht, langsam, unauf-
haltsam, ein menschenloses Gedeihen,
ein Schweigen aus Disteln und Moos, eine
geschichtslose Erde, dazu das Zwitschern
der Vögel, Frühling, Sommer und Herbst,
Atem der Jahre, die niemand mehr zählt.“
Ach, doch, solche postapokalyptischen
Visionen klingen schon auch in der Schirn
Foto aus dem Katalog der Ausstellung „Wildnis“, S. 29
an, in dem futuristisch inszenierten Pano-
rama einer unter Vulkanasche verschütte-
ten Erde von Tacita Dean etwa. Aber
muss man so weit ins Dystopische ausgrei-
fen, um die Barbarei dingfest zu machen?
Dasselbe fragt man sich bei den hybriden
steinernen Fundstücken einer zukünfti-
gen Archäologie von Julian Charrière.
Derart viel Dramaturgie um einen fiktio-
nalen Plot herum kann man angesichts
der faktischen Verwilderungen zivilisato-
rischer Gebilde im globalen Maßstab
auch als Verharmlosung missverstehen.
Bei dem theoretischen Anspruch, den
die Ausstellung erhebt und in weiten Tei-
len ja auch einlöst, erstaunt außerdem
der Ausfall der Ethnologie. Wo ist sie in
der Schirn geblieben? Wie steht es um die
Rolle dieser Zunft bei der Konstruktion
von Wildheit? Der Ethnologe Fritz Kra-
mer macht völkerkundlich unterfütterte
„Ethno-Fiction“ dafür verantwortlich,
dass Landschaften und Gesellschaften als
„wild“ und nicht einfach als „anders“
wahrgenommen wurden. Dazu hätte man
in Frankfurt gern mehr gelernt.
Die methodischen Ansätze der deut-
schen akademischen Anthropologie hät-
ten, so Kramer, die Produktion brauch-
barer ethnographischer Beschreibungen
eher behindert. Statt unpassionierter „teil-
nehmender Beobachtung“ sei seitens der
deutschen Ethnologen im neunzehnten
und zwanzigsten Jahrhundert die „Einfüh-
lung“ favorisiert worden, welche ins Herz
des wilden Lebens hineinzulauschen ver-
sprach, aber dabei zumal Projektionen her-
vorbrachte: „Das Problem der Einfühlung
ist, dass sie dazu führt, in oberflächlicher
Weise die eigenen Werte und Haltungen
auf andere Kulturen zu projizieren, was
den ethnographischen Beschreibungen
eine irreale Tönung gibt.“ Und also die
Wildnis ins Kraut schießen ließ.
Umso realistischer die Sound-Installati-
on des Dänen Jacob Kirkegaard, der sich
in den Klimawandel einfühlt dergestalt,
dass er in Grönland die Geräusche schmel-
zenden Eises aufgezeichnet hat, wie sie so-
wohl über als unter der Eisoberfläche zu
hören sind. So hört man in der Schirn die
Wildnis dahinschmelzen – Tröpfchen für
Tröpfchen. CHRISTIAN GEYER
Wildnis. In der Schirn, Frankfurt am Main; bis zum
3. Februar. Der Katalog kostet 35 Euro.
maßgebliche Van Gogh Museum das klei-
ne Stillleben nun kurz vor Weihnachten
für echt erklärt. Den Anstoß dafür hatte
eine Schau im Kölner Wallraf-Richartz-
Museum gegeben, mit der die Kuratorin
Barbara Schaefer zum hundertsten Jahres-
tag die legendäre „Sonderbund“-Ausstel-
lung von 1912 rekonstruierte. In deren Ka-
talog fand sich seinerzeit unter der Num-
mer 6 auch ein Van-Gogh-Ölgemälde mit
dem Titel „Kastanien und Birnen“, das
sich keinem anderen bekannten Werk des
Malers zuordnen ließ. Die Sonderbund-
Ausstellung war eine wichtige Station auf
dem Weg zur Durchsetzung des bei sei-
nem Tod 1890 und auch noch viele Jahre
danach völlig unbekannten Van Goghs.
Weitere Recherchen zu dem 1912 kata-
logisierten Bild ergaben, dass schon im
ersten Van-Gogh-Nachlassverzeichnis,
der sogenannten „Bonger-Liste“ von
1890, als Nummer 42 ein Werk mit dem
Titel „Poires & marrons“ aufgeführt war
– mit dem nachträglichen Zusatz „Ber-
nard“. Die Mutter von Van Goghs Maler-
freund Émile Bernard hatte es dann am
27. Dezember 1899 für vierzig Francs an
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 11
Wie Pilatus meine Hände
werd’ ich waschen
Vereinnahmend: Das russische Staatsfernsehen zeigt den
Frontkämpfer Alexander Solschenizyn in Ostpreußen
Im Januar vor 74 Jahren herrschten öst-
lich der Oder Eis und Schnee. Es war
zwar nicht der strengste Winter des Jahr-
zehnts, aber für viele Zivilisten und Sol-
daten sollte es der schlimmste werden.
In diesem Monat stieß die Rote Armee –
nachdem sie im Oktober zunächst zum
Stehen gebracht werden konnte – mit
Schwung durch Ostpreußen und erreich-
te schnell die Ostsee. In ihren Reihen
kämpfte, Seite an Seite mit Hunderttau-
senden Kameraden, ein 26 Jahre alter
Hauptmann: Alexander Solschenizyn.
Im fernen Rostow am Don hatte der Ab-
solvent der Mathematik, seit die Wehr-
macht seine Heimat überfallen hatte,
den Armeearzt bekniet, ihn für front-
tauglich zu erklären; ohne Erfolg. Erst
im Oktober 1941 wird er einberufen;
man steckt ihn in einen Schulungskurs
der Artillerie. Dann kommt er nahe der
Stadt Orjol an die Front: in einer Schall-
messbatterie, deren Aufgabe es ist, die
Standorte feindlicher Geschütze akus-
tisch zu bestimmen. Als er – nach mehr
als tausend Kilometern Krieg – Ost-
preußen erreicht, ist er der Komman-
deur seiner kleinen Einheit.
Daran hat jetzt das russische Staats-
fernsehen mit einem aufwendig gemach-
ten Dokumentarfilm erinnert. Doch fol-
gen wir zunächst den literarischen Spu-
ren des Vormarschs: Seine Erlebnisse
auf deutschem Boden hat der spätere Li-
teraturnobelpreisträger in der Versdich-
tung „Prusskie notschi“ verarbeitet. Sie
ist seit ihrer Erstveröffentlichung im
Exil etwas in Vergessenheit geraten.
„Ostpreußische Nächte“ lautet der Titel
der gelungenen Übertragung durch Ni-
kolaus Ehlert (1974). Es gibt nur wenige
Berichte russischer Schriftsteller über
den deutsch-sowjetischen Krieg, die
ähnlich schonungslos und selbstkritisch
wären.
Immer wieder lodert der verständ-
liche Rachedurst von Solschenizyns Ka-
meraden aus den dahingaloppierenden
Versen. Doch früh beginnt die staunen-
de Betrachtung der deutschen Anders-
artigkeit. Wie einst in den napoleoni-
schen Kriegen, so kommen auch jetzt
russische Soldaten zu ihrem ersten Euro-
pa-Erlebnis: „Keine strohgedeckten Häu-
ser, / selbst die Schuppen – wie Palais.“
Aber dann wird abgefackelt. Nicht die
Verteidiger, die Eroberer hinterlassen
verbrannte Erde: „Alles brennt!! Es
brennen Ställe, / brüllt das einge-
schloss’ne Vieh.“ Und dann und wann
hebt sich der Dichter heraus: „Mag die
Menge um mich wüten – / ich trag’ kei-
nen Groll in mir./ Werd’ nicht einen
Span entzünden, / doch auch löschen –
nicht ein Schloss!“
Die Rotarmisten staunen – und plün-
dern guten Gewissens, wo sie können.
Das lyrische Ich macht mit: „äußerlich
nur Offizier, / lauf’ auch ich durch diese
Räume.“ Das Bewegendste an diesem
Poem ist wohl die Schilderung des Um-
gangs der Soldaten mit Zivilisten, insbe-
sondere mit Frauen. Flüchtlingstrecks
ziehen an den Soldaten vorbei. Eine „üp-
pige Blondine“ wird im Schnee erschos-
sen, über einen Säugling wird noch dis-
kutiert („Hat die Führung doch befoh-
len: / BLUT FÜR BLUT!“). Und dann
die mehrfach beschriebenen Vergewalti-
gungen („fünf hitzige Minuten“). Am
Ende, nachdem in einer philosophieren-
den Passage die Worte „ALLE TUN
ES!“ gefallen sind, erfasst der Trieb
auch den widerstrebenden Hauptmann.
In einer langen, psychologisch fein be-
schriebenen Szene fordert er die Deut-
sche Anne mit dem Wort „Komm!“ auf,
sich zu entkleiden. Körperliche Gewalt
ist nicht im Spiel. Aber kann in dieser
Kriegskonstellation von einvernehmli-
chem Sex die Rede sein? „Keine strah-
lende Erregung, / kein Geläut in meiner
Brust.“ Sekunden später durchzuckt den
Hauptmann „späte Reue“. Schon zuvor
hatte er, der als Kommandeur in einem
den Pariser Galeristen Ambroise Vollard
verkauft („4.134 – Tableau à l’huile – mar-
rons et poires“); das damals im Kassen-
buch eingetragene Format „27 x 35“
stimmt mit dem des Bildes in San Francis-
co überein.
Vollard reichte es schon im folgenden
Februar an die Kunsthandlung Bern-
heim-Jeune weiter. Der erste Ehemann
von Sadie Adriani erwarb das Gemälde
dann schließlich 1922, versehen mit einer
Expertise des bedeutenden Kunsthistori-
kers Julius Meier-Graefe, wahrscheinlich
vom Berliner Kunsthändler Hugo Moser.
1934 emigrierte das Ehepaar Adriani mit
seiner Kunstsammlung in die Vereinigten
Staaten. Auf Grundlage dieser Recher-
chen wagte es Barbara Schaefer 2012, das
Bild aus San Francisco in Köln als Van
Gogh zu zeigen, obwohl es im offiziellen
Werkverzeichnis nicht einmal erwähnt
wird (F.A.Z. vom 29. August 2012).
Materialtechnische und stilkritische Un-
tersuchungen in Amsterdam und Recher-
chen zu seiner Herkunft gaben Barbara
Schaefer nun recht: Leinwand und Pigmen-
te stimmen mit jenen überein, die Van
erbeuteten Opel „Blitz“ fahren darf,
mehrfach sein Mitmachen und Gewäh-
renlassen reflektiert: „Wie Pilatus mei-
ne Hände / werd’ ich waschen frei von
Schuld . . .“
Auch das russische Fernsehen zitiert
jetzt kurz Solschenizyns Werke über Ost-
preußen, seine Erzählung „Schwenkit-
ten ’45“, in der er ebenfalls den Vor-
marsch beschreibt. Der Anlass: Am
11. Dezember wäre der Autor hundert
Jahre alt geworden. So wurde in Moskau
ein Denkmal für ihn enthüllt und in sei-
ner früheren Wohnung ein Museum er-
öffnet. Wladimir Putin hielt vor der Sta-
tue eine Rede, in der er Solschenizyn
rühmte als „unseren herausragenden
Landsmann, Schriftsteller, Denker,
Frontkämpfer, Teilnehmer des Großen
Vaterländischen Krieges (1941 bis
1945) und wahren, echten Patrioten
Russlands“. Solschenizyns Witwe Natal-
ja war dabei, auch der deutsche Bot-
schafter war zu sehen. Die Szenen sind
gleichsam der pädagogische Abspann in
dem Film mit dem Titel: „Das Fronttage-
buch des Alexander Solschenizyn“. Für
ihn ist der Regisseur Alexej Denisow
den Wegen des Schriftstellers gefolgt,
von Rostow bis ins nördliche Polen, wo
einmal Ostpreußen lag. Der Film breitet
eine Fülle militärischer Details aus.
Solschenizyn, dessen Lebensleistung
darin besteht, wie kein anderer Schrift-
steller das System erschüttert zu haben,
in dem Putins Karriere begann – Sol-
schenizyn jetzt als Frontkämpfer? Zur
Eröffnung Szenen aus sowjetischen Wo-
chenschauen. Das beschädigte Königs-
berger Schloss gerät in den Blick. Die
Leistungen und der in den Akten fest-
gehaltene Heldenmut des „Genossen
Solschenizyn“ werden gewürdigt, seine
militärischen Auszeichnungen erwähnt,
auch seine gefallenen Kameraden
(einem hatten die Deutschen schnell
noch die Orden abgeschnitten, als Be-
weisstück). Und dann sehen wir die ma-
surischen Dörfer heute. In einem wurde
Hauptmann Solschenizyn im April 1945
verhaftet: Er hatte in Briefen an einen
Kameraden in verschlüsselter Form Sta-
lin kritisiert. „So begann sein Weg hin-
ter die Mauern des GULag – und in die
russische und die Weltliteratur“, kom-
mentiert der Regisseur.
Der Film ist auch ein Meilenstein auf
dem Weg zur Vereinnahmung Solscheni-
zyns durch die heutige russische Füh-
rung. Und zur Verflachung seines Erbes.
Was den Schriftsteller in Uniform da-
mals aus der Menge heraushob, die Sor-
ge um die Zivilbevölkerung im Feindes-
land, kommt hier nicht vor; „alle Deut-
schen wurden von hier ausgesiedelt“,
heißt es eingangs lapidar. Auch andere
heikle Details aus den „Ostpreußischen
Nächten“ bleiben unerwähnt: etwa die
„Jeeps“ und „Chevrolets“ der Roten Ar-
mee – im Rahmen amerikanischer Mili-
tärhilfe hunderttausendfach gelieferte
Fahrzeuge und Waffen. Oder das Schick-
sal befreiter sowjetischer Kriegsgefange-
ner, die grundsätzlich als verdächtig gal-
ten und sofort in den GULag geschickt
wurden.
Dafür kommt am Ende noch einmal
der Solschenizyn der neunziger Jahre im
Originalton zu Wort. Nicht der Moralist,
der einst gewarnt hatte, die „innere Ent-
wicklung“ Russlands sei tausendmal
wichtiger als seine äußere Machtentfal-
tung. Sondern vielmehr der Kritiker des
Westens: „Wer hat (im Weltkrieg) den
Westen gerettet und seine untergehen-
den Armeen, wenn nicht wir?“ Solsche-
nizyn bedauert: den Zerfall der Sowjet-
union. Den anderen Solschenizyn, der
davor warnte, etwa die Ukraine mit Ge-
walt am Beschreiten eines eigenen We-
ges zu hindern, sehen die Zuschauer
nicht. So bastelt sich jeder seinen eige-
nen Solschenizyn. Mit anderen Worten:
Er hat der Nachwelt immer noch viel zu
sagen. GERHARD GNAUCK
Gogh zwischen 1885 und 1886 in Paris ver-
wendete. Hyperspektrale Infrarot-Reflek-
tografie enthüllte unter den Früchten ein
Porträt, für das der immer geld- und mate-
rialknappe Van Gogh die Leinwand zu-
nächst verwendet hatte. Ebenfalls aus Kos-
tengründen malte er vor allem in den
Herbst- und Wintermonaten dann aber
zahlreiche Stillleben: Anders als für Por-
träts musste er für Blumen, Gemüse und
Früchte kaum Geld bezahlen; anders als
bei der Landschaftsmalerei war er dabei
unabhängig von Licht und Wetter.
So nutzte Van Gogh die Stillleben, um
sich in der Verwendung von Farben sei-
nen bewunderten Vorbildern Delacroix,
Monticelli und den Impressionisten anzu-
nähern. Dass er die Birnen und Kastanien
offenbar ohne Zwischengrundierung di-
rekt auf das Porträt setzte, erklärt auch
den seltsamen Farbauftrag des ohnehin
sehr experimentierfreudigen Künstlers.
Das Frankfurter Städel-Museum hat das
nun offiziell anerkannte Bild schon seit
längerem für seine große Herbst-Ausstel-
lung über Van Gogh und Deutschland an-
gefragt. STEFAN KOLDEHOFF
SEITE 12 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3
Menschen, Hütten, Weidefläche, jeweils makellos sauber: drei Motive aus Albert Renger-Patzschs acht Jahre währender Beschäftigung als Fotograf mit dem Ruhrgebiet
Im Ruhrgebiet ist das Paradoxon nicht Ge-
genstand der Philosophie, sondern Alltag.
Joseph Roth, Autor von Romanen wie
„Hiob“ und „Die Kapuzinergruft“ und ein
Virtuose des scharfsichtigen Abgesangs,
schrieb 1926: „Das Land will immer anfan-
gen, Land zu sein – und kann’s nicht . . .
Es ist keine Landschaft, es ist eine Art
langgestreckte Stadtschaft, Industrie-
schaft . . .“ Der Porträtist dieser später
auch als „Zwischenstadt“ bezeichneten
Szenerie, dieses Konglomerats aus Fel-
dern, Freiflächen und alten Dorfkernen,
die sich an gigantische Industrieanlagen
schmiegten, in deren Schatten vorstadt-
ähnliche Ansiedlungen wucherten wie spä-
ter das Unkraut in den zerbombten Stra-
ßen, war Albert Renger-Patzsch, geboren
1897 in Würzburg, gestorben als einer der
bedeutendsten Fotografen der Neuen
Sachlichkeit 1966 in Wamel.
Renger-Patzsch, ein gefragter Auftrags-
fotograf, hat dieser Landschaft, die keine
war und keine ist, sein größtes freies Pro-
jekt gewidmet: Seine zwischen 1927 und
1935 entstandenen „Ruhrgebietsfotogra-
Bilder einer Ordnung, die es nie gab
In dieser Vielfalt hat man sie noch nie gesehen: Essen zeigt Albert Renger-Patzschs Ruhrgebietsfotos
fien“ umfassen etwa hundertfünfzig Moti-
ve. Vor zwei Jahren wurden etwa hundert
davon in der Pinakothek der Moderne in
München gezeigt. Jetzt sind sie in der ehe-
maligen Kohlenwäsche der Zeche Zollver-
ein in Essen zu sehen, ergänzt um weitere
zweihundert Aufnahmen aus dem Ruhr-
gebiet, die zum Teil unveröffentlicht wa-
ren. Fast alle Abzüge stammen von der
Hand des Fotografen und sind von heraus-
ragender Qualität. Damit zeigt das Ruhr
Museum Essen auf seiner Sonderausstel-
lungsfläche nicht nur die bisher umfang-
reichste Ausstellung zum Werk von Ren-
ger-Patzsch, sondern erlaubt im Moment
der Schließung der letzten Zeche einen fas-
zinierenden Rückblick auf das, was das
Ruhrgebiet einmal gewesen ist.
Feuilleton
Aber zeigen Renger-Patzschs Fotogra-
fien tatsächlich Joseph Roths „Stadt-
schaft“, wie sie damals war? Zunächst ein-
mal handelt es sich um Arbeiten im Stil
der Neuen Sachlichkeit, „puristisch, zeit-
los, kalt und technisch“ hatten sie zu sein,
wie die Kuratorin Stefanie Grebe im aus-
gezeichneten Katalog schreibt – und das
waren sie auch. Aber wenn Renger-
Patzsch über seine Arbeitsmethode rück-
blickend sagt, der von ihm gewählte Bild-
ausschnitt müsse mit einem vor der Auf-
nahme erstellten „Gedankenbild“ überein-
stimmen, die eigene Ausschnitthaftigkeit
negieren und als „neuer Bildorganismus“
wie „vom Zufälligen gänzlich befreit“ er-
scheinen, dann deutet sich an, dass dieser
Fotograf einen eigenen Begriff von Realis-
mus pflegte: Er dokumentierte Ordnung
dort, wo es sie nicht gab.
Renger-Patzsch zeigt den Ballungs-
raum, der damals vier Millionen Einwoh-
ner hatte, fast ausnahmslos ohne Men-
schen. Die Straßen: leer. Häuser: wie unbe-
wohnt. Industriebauten: klinisch sauber.
Mit einer Vielzahl von Vertikalen – Later-
nenmasten, Zaunpfählen, Pfosten, Pfäh-
len, Baumstämmen – gliedert er seine Auf-
nahmen, gibt ihnen eine Struktur, die tat-
sächlich vom Zufälligen befreit ist. Die Auf-
nahmen atmen die Aura des Überzeitli-
chen und überhöhen damit das rein Doku-
mentarische: Sie ästhetisieren, was ist, und
zwar so, als könnte und sollte es nach dem
Willen des Künstlers ewig so bleiben. Sie
reinigen den Raum von jeder Historizität.
Geschmackssache
Das Reinheitsgebot des Himmelsstürmers
Christian Eckhardt will mit seinem Restaurant „Purs“ in Andernach hoch hinaus und ist dabei auf
einem guten Weg, auch wenn er manchmal noch Tribut an die dünne Luft zahlen muss.
D
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Fotos Albert Renger-Patzsch Archiv/Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Willy van Heekern/Fotoarchiv Ruhr Museum
Renger-Patzsch kam 1929 ins Ruhrge-
biet, wohnte in der Essener Gartenstadt
Margarethenhöhe und arbeitete am Mu-
seum Folkwang. Über sein Verhältnis zu
den Nationalsozialisten weiß man er-
staunlich wenig. Politik und Krieg tau-
chen im Werk nicht auf. Mit einer Ausnah-
me: Im März 1943 fotografierte Renger-
Patzsch Bombenschäden in Essen, vor al-
lem am Münster in der bei Kriegsende zu
neunzig Prozent zerstörten Innenstadt.
Als bei einem Angriff im Oktober des fol-
genden Jahres auch das Museum Folk-
wang getroffen wird, fallen 18 000 Negati-
ve des Fotografen dem Löschwasser zum
Opfer. Ende 1944 verlässt Albert Renger-
Patzsch Essen und zieht mit seiner Fami-
lie nach Wamel.
In den Seitenräumen der Bunkerebene
der früheren Kohlenwäsche zeigt die Aus-
stellung wenig bekannte Arbeiten des Fo-
tografen, die bis in die sechziger Jahre rei-
chen: Architekturfotografie aus Gelsen-
kirchen und Essen, Porträts des Sammlers
und Mäzens Karl Ernst Osthaus und sei-
ner Frau Imogen, von Kurt Jooss, dem
Choreographen, und Hugo Kükelhaus,
dem schreinernden Lebenskunst-Philoso-
phen. Renger-Patzsch fotografierte die
Tänzerin Mary Wigman, japanische Mas-
ken aus der Sammlung Folkwang, die
Lohnhalle von Zeche Katharina und den
Clubraum im Hotel „Kaiserhof-Reichs-
raum“, den Chemiefabrikanten Theo
Goldschmidt und einen seiner Arbeiter
bei der Weißblechentzinnung. Das Ruhrge-
biet ist die Transformation in Permanenz.
In den besten Aufnahmen dieser Ausstel-
lung meint man zu spüren, wie sich die
große Zwischenstadt dieser Bestimmung
entgegenstemmt. HUBERT SPIEGEL
Albert Renger-Patzsch – Die Ruhrgebietsfotogra-
fien. In der Zeche Zollverein, Areal A, Schacht XII,
Essen; bis zum 3. Februar. Der Katalog kostet in der
Ausstellung 29,80 €, im Buchhandel 39,80 €.
 
  
        er Turmbau zu Andernach en-
det nicht in einer Ruine. Er wird
vollbracht, obwohl die Gefahr
einer babylonischen Sprachver-
wirrung in der alten Römerstadt am
Rhein kaum kleiner ist als im Alten Testa-
ment. Doch dieser Andernacher Turm ist
zwar kreisrund und verjüngt sich nach


  
 oben wie jener auf dem Gemälde von Pie-
ter Brueghel, ruht aber auf dem soliden
Fundament einer Entenstopfleber, be-
steht aus gerösteten Haselnüssen, frittier-
@ E< 3* EC A C< 1
# 
D tem Grünkohl, Birnen-Chutney und Bir-
nen-Sorbet und wird von einem Croissant
mit Grünkohlstaub statt der üblichen
Brioche begleitet – lauter Zutaten, die
ihre eigene Aromensprache sprechen,
sich aber trotzdem miteinander ins beste
Benehmen setzen, eine Balance aus Säu-
$% #*! 
0*'. 9# && $0# & #% * re und Süße, Biss und Schmelz, Knusprig-
keit und Cremigkeit finden und damit bei

&  /* .  1*  1**%  allem Respekt vor den Geboten der klassi-
schen Haute Cuisine deren Grenzen wage- freien Selbstbedienung Kräuter und Ge- lata aus Mango und Erdnuss, rechts ruht
&#< mutig neu ziehen. Das sollte auch so sein, müse an öffentlichen Orten – warum also er als Tatar auf einer Mousse aus Kopf-
denn unser Bauherr will hoch hinaus, am nicht auch für seine Köche? Wenn Eck- salat unter einem pikanten Mango-Röll-
liebsten in die himmelhohen Sphären der hardt doch einmal zum Lokalpatrioten chen und feurigen Erdnüssen, die beide
kulinarischen Herrlichkeit, wenngleich er wird, dann immer auf seine Weise, so wie ihre Schärfe Ingwer verdanken. Umflos-
# 
 &   #*%# =#%& .##< den Turmbau zu Andernach nicht aus Hy- beim rheinischen Hausmannskostklassi- sen werden die beiden Varianten von
bris errichtet, sondern der Liebe wegen. ker Himmel und Erde, den er als radikal einer Sauce aus Buttermilchmolke und
Christian Eckhardt hat fast sein ganzes verfeinertes, erzbischöflich nobilitiertes dem japanischen Rettich Daikon, die mit
Amuse-Bouche serviert – mit confierter ihrer eigenen Schärfe wiederum als Brü-
%# ' !*% 6&, & %# #*: 3* #  6&*% Kochleben in großartigen Küchen ver-
Blutwurst, Zwiebel-Espuma, Kartoffel- ckenbauer fungiert. So erlebt man alle
bracht. Er war bei Claus-Peter Lumpp in
.< #* * # # 4#: 4# # 6&*% .< #*: Baiersbronn, Sven Elverfeld in Wolfsburg, sud, einer gelierten Scheibe aus Apfel und Ingredienzien mit wenigen Bissen in den
kontrastreichsten Konsistenzen und in
Andreas Caminada in Graubünden, die Kartoffel und dehydrierten Apfelstücken.
$) # 6&*% .< #* * $
 #  6&*% alle drei – Zufall oder Fügung – ihren drit- Viel lieber aber bedient er sich in der ihrer ganzen aromatischen Bandbreite.
ten Stern bekamen, als Eckhardt einen globalen Speiseschatzkammer, kocht nur Nach diesem hochintellektuellen Gang
.< #*< Posten bei ihnen innehatte. Im Jahr 2011 das, worauf er Lust hat, und macht sich wirkt die Rotbarbe fast ein wenig wie ein
ging er in die „Villa Rothschild“ in Königs- einen schönen Spaß daraus, widersprüch- schlichtes Gemüt. Sie wird bei sechzig
tein bei Frankfurt, wurde dort selbst mit liche, widerstreitende Aromen wie ein Grad in Olivenöl confiert, von Pulpo und
Süßkartoffeln als Püree und Chip beglei-
$%& . *
(&   *  B!   # zwei Sternen dekoriert und folgte dann
dem Ruf der Liebe nach Andernach. Dort
Mobile auszutarieren. Fabelhaft gelingt
tet, schmeckt wunderbar, bleibt minuten-
ihm das bei seinem gebeiztem papier-
lang ein gerngesehener Gast im Gaumen,
# #* * ### % +#11&#*% % .#%& &%*% hatte seine Frau Sarah Henke, die als dünn aufgeschnittenen Kabeljau mit Ro- aber nur sehr kurz im Gedächtnis.
koreanisches Adoptivkind in Deutschland ter Bete, Dill und Senfsaat – vier starken,
4 < < B!#%% 4>: 4/#&; $0# # 6&*% aufwuchs, eine Chefkochstelle gefunden selbstbewussten Geschmacks-Alphatie-
Auch sonst verlässt Christian Eckhardt
manchmal ein wenig der Mut, etwa bei sei-
.< #*: 2$7 
DE "C
8
ED

"D "DE C- ? 2 95B
"" und sich sofort einen Michelin-Stern er- ren, die hier aber auf alle Machtkämpfe nem gebratenen Rehrücken mit Pastina-
kocht. Und da die Partnerschaft der bei-
den auf egalitären Prinzipien beruht, der
eine also nicht zu Lasten der anderen sei-
ne Karriere einschränken muss, griff Eck-
hardt sofort zu, als auch ihm ein Posten
am Rhein angeboten wurde.
2 7 % #%&% Seit knapp einem Jahr kochen die bei-
* # 6&#
&# * 6&#
&# den für denselben Arbeitgeber, einen
schwerreichen Andernacher Tankstellen-
#  #*! Tycoon mit hoher Neigung zur Feinschme-
ckerei, ein paar Schritte voneinander ent-
fernt, sie im „Yoso“, er im „Purs“, das in
einer 350 Jahre alten Residenz der Kölner
Erzbischöfe untergebracht ist, von dem
belgischen Kunstsammler Axel Vervoordt
mit afrikanischen Antiquitäten und japani-
scher Abstraktion ausgestattet wurde und
nun sehnsüchtig seinerseits auf einen Ster-
neregen wartet.
      
 Traueranzeigen und Nachrufe „Purs“ steht für Purismus und Unver-
fälschtheit, für Sinnhaftigkeit auf dem Tel-
ler und Verzicht auf alle Showeffekte. Eck-
verzichten und sich stattdessen auf dem
Teller ebenso egalitär zurücknehmen wie
die Eheleute Henke-Eckhardt in ihrer
Partnerschaft.
Große Würfe auf kleinstem Raum gelin-
gen Eckhardt immer wieder und am
schönsten bei seinem Carabinero, den er
als Vexierspiel einer kulinarischen Spiege-
lung arrangiert. Links liegt er gebraten
unter Kopfsalatblättern und einer Gremo-
Neu im Kino
Colette – Keira Knightley als Ghostwrite-
rin ihres Mannes im frühen zwanzigsten
Jahrhundert (Kritik F.A.Z. von gestern).
Die Frau des Nobelpreisträgers – Glenn
Close als Ghostwriterin ihres Mannes in
unserer Gegenwart.
ken, Rotkohl, Herbsttrompeten, Brot-
Crumble, Gewürzjus und einer verblüf-
fend trockenen Rehschulter. Das ist
Feinschmeckerkantinenkost, die man
schon tausendmal gegessen zu haben
glaubt. Und manches Mal führt ihn seine
Experimentierlust in die Irre, so wie beim
gebeizten Rinderfilet mit Osietra-Kaviar,
Miso-Espuma, Senfsaat, Perlzwiebeln,
Kohlrabi und getrocknetem Eigelb. Es
wird über das Mischmasch gehobelt und
verwandelt diesen Teller endgültig in ein
Tohuwabohu ohne Hierarchie und Harmo-
nie, bei dem alle Geschmäcker machen,
was sie wollen, und sich so gegenseitig neu-
tralisieren. Dass es auch ganz anders geht,
beweist das wunderbare Dessert, eine gol-
den bestaubte Kugel aus Dulcey-Schokola-
de von Valrhona mit einer Füllung aus Ar-
tischockenherzen und der sizilianischen
Bitterorange Chinotto, die alle Zweifel an
der Sinnhaftigkeit von Gemüse beim Nach-
 "! "! "$  # "# #!" hardt ist kein Küchenalchimist, kein Stick- tisch virtuos verstummen lassen. Und wer
stoffperlentaucher, kein regionalistischer Feuerwehrmann Sam – Plötzlich Film- weiß, vielleicht wird sie ja eines Tages den
Dogmatiker, wenngleich er bald bei held – Im Trickfilm bleibt gendermäßig ganz großen Turmbau zu Andernach krö-

  einem erstaunlichen Projekt in seiner alles beim Alten. nen. JAKOB STROBEL Y SERRA
    Auskünfte und Beratung unter: Wahlheimat als Partner mitmachen will: Rey – Französischer Abenteurer wird Purs, Steinweg 30–32, 56626 Andernach, Telefon:
Telefon (069) 75 91-22 79 Andernach versteht sich als „Essbare 1860 König eines südamerikanischen Ein- 0 26 32/9 58 67 50, www.purs.com. Menü ab 150
Stadt“ und pflanzt für seine Bürger zur geborenenstamms. Euro.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
D Krieg im Zeitungsviertel
ie zweite Januarwoche 1919 in
Berlin war eine besonders dra-
matische. Zwar hatten, bedingt
durch die Kriegsniederlage und
die Abdankung des Kaisers, schon am
9. November 1918 sozialrevolutionäre Un-
ruhen in der Reichshauptstadt begonnen.
Linksgerichtete Demonstrationen unter-
schiedlicher Couleur brachten den Ein-
satz von Waffengewalt mit sich. Insbeson-
dere die SPD, die von ihr abgespaltene
USPD und der Spartakusbund (KPD)
kämpften um die Vormacht auf der Stra-
ße. Die Auseinandersetzungen forderten
erste Todesopfer, die unter großem Pomp
beigesetzt wurden.
Als am 10. Dezember mit den Garde-
truppen die aus dem Krieg heimkehrenden
Soldaten einzogen, stieg das Gewaltpoten-
tial in der Stadt. Selbst an Weihnachten
gab es schwere Gefechte um das Schloss
und den Marstall. Doch kulminierten die
Schießereien erst kurz nach dem Jahres-
wechsel im Berliner Zeitungsviertel. Diese
Episode illustriert, wie revolutionäre Bewe-
gungen in der Moderne nicht allein darauf
aus sind, die politische und militärische
Herrschaft zu erringen. Sie wollen auch
die Mittel zur Information und Meinungs-
bildung der Bevölkerung in die Hand be-
kommen: seinerzeit die gedruckte Presse,
später, in ähnlichen Fällen, auch die ande-
ren Medien der Massenkommunikation.
Einen ersten Übergriff dieser Art hatte
es am 9. November, dem Tag der Republik-
gründung, gegeben. Spartakisten besetz-
ten die Redaktion und die Druckerei der
„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, ei-
nes bürgerlichen Blatts, das im Kaiser-
reich lange Zeit offiziösen Charakter ge-
habt hatte. Am Tag darauf erschien die
Zeitungsausgabe mit der laufenden Nr.
576 unter dem Titel „Die Internationale“
mit einem Aufruf des provisorischen Ar-
beiter- und Soldatenrats. Der Zusammen-
bruch des alten Herrschaftssystems wurde
verkündet, die sozialistische Republik pro-
klamiert und zur Wahl der Vertreter der
Arbeiter und Soldaten aufgerufen. Aller-
dings blieb es bei dieser einzigen Ausgabe,
da sich die Belegschaft standfest weigerte,
dabei mitzumachen. Zwei Tage später er-
schien die Zeitung wieder in gewohnter
Form, jetzt aber, als „äußeres Kennzei-
chen des neuen Abschnitts in der Ge-
schichte unserer Zeitung“, unter dem Titel
„Deutsche Allgemeine Zeitung“.
War dies zunächst eine Einzelaktion ge-
wesen, so ging es zwei Monate später um
die Übernahme gleich mehrerer Zeitungen
und verwandter Einrichtungen. Diese be-
fanden sich großenteils in einem Areal in
Berlin-Mitte, zwischen Leipziger Straße
und Kochstraße beziehungsweise Friedrich-
straße und Lindenstraße. Dort hatten sich
seit dem 19. Jahrhundert die drei großen
Verlagshäuser von Rudolf Mosse, Leopold
Ullstein und August Scherl angesiedelt. Sie
brachten im Laufe der Jahre eine zuneh-
mende Zahl von Zeitungen heraus und bil-
deten konzernartige Strukturen aus. In der
Nachbarschaft residierten auch das SPD-
Zentralorgan „Vorwärts“ und die „Nord-
deutsche Allgemeine Zeitung“. Wegen die-
ser örtlichen Verdichtung sprach man vom
„Berliner Zeitungsviertel“.
Der unmittelbare Anlass für die Eskala-
tion Anfang Januar war die Entlassung
des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eich-
horn, eines Mitglieds der USPD, die der so-
zialdemokratische preußische Innenminis-
ter angeordnet hatte. Die ultralinken
Gruppierungen sahen sich dadurch provo-
ziert, denn Eichhorn war für sie einer der
wichtigsten Vertrauensmänner. Um gegen
dessen Absetzung zu protestieren, fand
am nächsten Tag in der Siegesallee eine
Massenkundgebung statt. Die Demonstra-
tion löste bürgerkriegsähnliche Zustände
aus. Zunächst besetzten Arbeiter und Sol-
daten das Polizeipräsidium und stellten
Eichhorn unter ihren Schutz. Zu blutigen
Zusammenstößen kam es auch an ande-
ren Stellen der Stadt: vor dem Reichskanz-
lerpalais und dem Kriegsministerium, am
Leipziger Platz und am Brandenburger
Tor, am Auswärtigen Amt und der Garde-
pionierkaserne in der Köpenicker Straße.
Der Viehhof und das Proviantamt sowie
der Schlesische und der Anhalter Bahnhof
wurden aus strategischen Gründen eben-
falls eingenommen.
Aus der Massenkundgebung in der Sie-
gesallee resultierte auch der „Krieg um
Wo Mümmelmänner aufpassen müssen, nicht ins Gras zu beißen
Netflix und die BBC haben Richard Adams’ „Unten am Fluss“ noch einmal als Animationsserie wiederbelebt: Leider wirkt dieser Versuch alles andere als lebendig
Das Kaninchen ist dem Kaninchen ein
Wolf. Und das sieht man. Der fieseste un-
ter den Mümmelmännern wirkt wie ein le-
bendiges, aber trotzdem der Verwesung
anheimgefallenes Raubtier. Zerfetzt die
Ohren, verfilzt das Fell, trüb das linke
Auge. Wer ihn betrachtet, meint, ihn rie-
chen zu können. Die Attitüde? Von Kopf
bis Fuß auf Hass eingestellt. Dabei war
General Woundwort – auf diesen Namen
hört die, man ist geneigt zu sagen: alte
Ratte – so ein süßes Kind. Dann aber er-
lebte er eine Familientragödie, deren Kon-
sequenzen auch der beste Therapeut
nicht in den Griff bekommen hätte. Von
nun an ließ der Appetit auf zarte Pflanzen-
triebe stetig nach, um zünftigem Blut-
durst Platz zu machen.
Der seelische Knacks und die daraus
folgenden Winkelzüge des Generals, der
ein entschlossenes Kaninchen-Bataillon
befehligt, haben ihrerseits eine ganze Ge-
neration von Kindern traumatisiert. In
der 1978 veröffentlichten Zeichentrick-
verfilmung von Richard Adams’ sechs Jah-
re zuvor erschienenem Roman „Unten
am Fluss“ hoppeln nämlich keine Knud-
delgesellen wie Klopfer über Blumenwie-
sen, nein, hier gehen kampferprobte
Rammler bei Blitz und Donner aufeinan-
der los. Ende offen. Tote wahrscheinlich.
Vor hundert Jahren tobte in Berlin der Spartakusaufstand. Wie wichtig es war,
die Presse in die Hand zu bekommen, wussten die Spartakisten. Im Januar 1919
besetzten sie Redaktionen und Druckereien. Nach einigen Tagen heftiger Kämpfe
gaben sie auf. Danach berichteten die Zeitungen davon, wie sie selbst zum Ziel
des politischen Machtkampfs wurden. / Von Jürgen Wilke
11. Januar 1919: Spartakisten haben sich am Verlagshaus Rudolf Mosse in der Berliner Schützenstraße hinter Zeitungspapierrollen
für den Barrikadenkampf verschanzt.
das Berliner Zeitungsviertel“, wie der
„Berliner Börsen-Courier“ in einer
Schlagzeile schrieb (9. Januar 1919). Be-
waffnete Trupps drangen am Abend des
5. Januar in das Haus des „Vorwärts“ ein.
Dies geschah scheinbar spontan, war aber
wahrscheinlich von der USPD- und Spar-
takusführung zuvor in Betracht gezogen
worden. Die Besatzer erklärten, sie seien
gekommen, um den „Vorwärts“, der verlo-
gene und hetzerische Artikel gegen den
früheren Polizeipräsidenten gebracht
habe, zu besetzen und von nun an selbst
diese Zeitung herauszugeben. Andere
nahmen das Wolff’sche Telegraphenbü-
ro, die Nachrichtenagentur, in Beschlag,
so dass von dort keine Depeschen mehr
versandt werden konnten.
Weitere Gruppen stürmten mit Waffen-
gewalt die Verlagshäuser von Mosse,
Scherl und Ullstein an der Jerusalemer Stra-
ße, der Zimmerstraße und der Kochstraße.
Besetzt wurden ferner die Druckerei Bü-
xenstein sowie die Reichsdruckerei. Sofern
Personal zugegen war – es war Sonntag –,
ergriff dieses die Flucht, wurde teilweise
aber auch festgehalten. Verbliebene sollten
unter massivem Druck der Besatzer Flug-
blätter oder Ersatzausgaben herstellen.
Infolge dieser Aktionen konnten die
meisten großen Berliner Tageszeitungen
am Montag, dem 6. Januar, ja die gesamte
folgende Woche nicht erscheinen. Das be-
traf das „Berliner Tageblatt“, die „Berliner
Volkszeitung“ und die „Berliner Morgen-
Nachdem der Stoff von 1999 bis 2001
zum zweiten Mal für eine neununddreißig
Episoden umfassende Trickserie adap-
tiert wurde, läuft nun der dritte Versuch
an. Vier Folgen, produziert von Netflix
und der BBC, geschrieben von Tom Bid-
well und inszeniert von Noam Murro.
Gruppenbild mit Karnickeln: das Ensemble von „Unten am Fluss“
Medien
Foto aus der Ausstellung „Berlin in der Revolution 1918/19“ im Museum für Fotografie/SMB/Kunstbibliothek/Willy Römer
Zeitung“ (alle Mosse), den „Berliner Lokal-
anzeiger“ und den „Tag“ (beide Scherl) so-
wie die „Berliner Morgenpost“, die „B.Z.
am Mittag“, die „Vossische Zeitung“ und
die „Berliner Allgemeine Zeitung“ (alle Ull-
stein). Am 12. Januar präsentierten Karl
Liebknecht und Rosa Luxemburg beim
„Berliner Lokalanzeiger“ höchstselbst ei-
nen Befehl des Arbeiter- und Soldatenrats,
die Mittel bereitzustellen, um dort die
„Rote Fahne“ herstellen zu können.
A
uch andere Zeitungen wurden in
Mitleidenschaft gezogen. Am
Montag konnte die „Neue Preußi-
sche (Kreuz-)Zeitung“, das alte
Hauptblatt der Konservativen, nicht er-
scheinen. Sie wurde am Tag darauf unter
der Zensur der revolutionären Obleute he-
rausgegeben, was sich im Textteil durch ver-
schiedene weiße Stellen bemerkbar mach-
te. Auch an den folgenden Tagen verhinder-
te die verstärkte Spartakus-Besatzung ei-
nen geordneten Zeitungsbetrieb, so dass,
wenn überhaupt, nur reduzierte Ausgaben
herauskamen. In der Nacht zum 7. Januar
drangen dreißig Bewaffnete in die Räume
der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ ein,
deren Morgenausgabe infolgedessen nicht
erscheinen konnte. Am selben Tag unter-
nahmen Spartakisten auch einen Versuch,
die Auslieferung der „Täglichen Rund-
schau“ zu unterbinden, ließen dann aber da-
von ab. Unbehelligt blieb allem Anschein
nach der „Berliner Börsen-Courier“, der
„Unten am Fluss“ ist eine klassische Aben-
teuergeschichte. Ein paar Kaninchen ent-
fliehen ihrem Bau, weil einer von ihnen,
der seherisch begabte Fiver, eine finstere
Vision hatte. Angeführt von seinem Bru-
der Hazel, ziehen sie los, um eine neue
Bleibe zu finden, geraten in Fährnisse, sto-
Foto Netflix
täglich über die Vorgänge im Zeitungsvier-
tel berichten konnte.
Die Reichsregierung versuchte sich da-
durch zu behaupten, dass sie die Bevölke-
rung zu Gegendemonstrationen aufrief
und gegen die Aufständischen mobilisierte.
Ausschlaggebend für die weiteren Ereignis-
se war aber, dass Gustav Noske am 6. Janu-
ar 1919 als Generalgouverneur den Ober-
befehl über die Regierungstruppen in Ber-
lin übernahm und deren Operationen ge-
gen die Aufständischen leitete. Irgendeiner
musste, so wird von ihm kolportiert, „den
Bluthund“ spielen. Nachdem Verhandlun-
gen scheiterten, wurde im Zeitungsviertel
weiter gekämpft. Das Verlagshaus Mosse
glich einer belagerten Festung. Die Fassa-
de war mit Einschlagstellen von Granaten
übersät und durch die Gasgeschosse mit
gelb-grünen Flecken überzogen. Eine Ver-
treibung der Besatzer gelang trotz Schuss-
waffengebrauchs zunächst nicht, da diese
sich hinter Barrikaden verschanzten. Am
Donnerstagabend trat ein zwölfstündiger
Waffenstillstand in Kraft, um den Ge-
schäftsleuten in der Umgebung der Jerusa-
lemer Straße zu erlauben, ihre Dinge dort
zu regeln. Die Spartakus-Leute im Mosse-
Haus nutzten diese Gelegenheit aber dazu,
ihre Barrikaden zu verstärken und sich
durch Anhänger Proviant zu beschaffen.
In der Nacht von Freitag auf Samstag be-
gannen sich die Umstände zugunsten der
Regierung zu wenden. Inzwischen waren
zusätzliche militärische Kräfte zusammen-
ßen auf freundliche, komische und zwie-
lichtige Weggefährten – und müssen pau-
senlos aufpassen, nicht ins Gras zu bei-
ßen. Neben eigenen Begriffen (etwa für
natürliche Feinde oder gemeinsames Fut-
tern) verfügen die Kaninchen über eine
Mythologie, deren Sagen von Generation
zu Generation weitergegeben werden.
All dies haben Filmologen und Kritiker
immer wieder mit biblischen Motiven
und Homers „Odyssee“ verglichen. An-
hand des erzwungenen Exodus der Kanin-
chentruppe stellen sich zudem Fragen
nach der Bedeutung von Naturschutz und
Heimat. Die Protagonisten selbst haben
dazu eine klare Meinung: „Wo die Men-
schen sind, ist auch der Tod.“ Denn da rau-
schen Autos über Straßen, welche die
Landschaft zerhacken. Da verwandeln
Bagger saftige Wiesen in Neubausiedlun-
gen. Da lauern Katzen und Hunde auf fet-
te Beute. Manche Kaninchen reden,
wenn sie erst einmal warmgelaufen sind,
wie Philosophie-Studenten im Prosemi-
nar: „Es gibt das Böse in der Welt, und es
kommt von den Menschen.“ Weil jedoch
Ausnahmen die Regel bestätigen, werden
am Ende hoffnungsvolle Töne angeschla-
gen: „Vielleicht verstehen einige Men-
schen, dass alles, was lebt, leidet, dass je-
des Lebewesen Respekt verdient.“
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 13
gezogen worden. Das Zeitungsviertel wur-
de gegen drei Uhr nachmittags im großen
Umkreis abgesperrt. Noch verlangten die
Spartakisten durch ihre Parlamentäre frei-
en Abzug mit ihren Waffen und außerdem
den Rücktritt der Regierung Ebert-Scheide-
mann. Am Samstag früh eroberten Regie-
rungstruppen den „Vorwärts“ zurück, nach-
dem die Aufforderung, das Gebäude zu räu-
men, abgelehnt worden war. Mit massivem
Waffeneinsatz, Artilleriegeschützen und
Flammenwerfern wurde dessen Übergabe
schließlich erzwungen, zahlreiche Besatzer
getötet, die anderen entwaffnet und gefan-
gen genommen. Etwa zur gleichen Zeit
stürmten Truppen das Verlagshaus Büxen-
stein. Bis zur Mittagsstunde ergaben sich
die übrigen Besatzungen weitgehend
kampflos. Diejenigen im Ullstein-Haus hat-
ten sich über die Dächer schon abgesetzt.
Beim Wolff’schen Telegraphenbüro ge-
stand man den Spartakisten den Abzug
ohne Waffen zu, ebenso im Verlagshaus
Scherl. Auch aus dem Mosse-Haus zogen
die Besatzer nach einem Ultimatum aus.
Sie wurden entwaffnet und in Gewahrsam
genommen. So meldete der „Berliner Bör-
sen-Courier“ in der Sonntagmorgenausga-
be vom 12. Januar 1919 in seiner Schlagzei-
le das „Kriegsende im Zeitungsviertel“.
Doch kehrte sich jetzt die Gewalt ge-
gen die den linksrevolutionären Kräften
eigene Presse. Am 16. Januar 1919 klagte
die „Rote Fahne“, das Zentralorgan der
KPD, über eine „Reihe niederträchtiger
Brutalitäten“, durch die „das einzige revo-
lutionäre Arbeiterblatt“ erdrosselt werde.
Die Redaktionsräume seien besetzt und
abgesperrt, das gesamte Material sei ver-
nichtet. An beiden Tagen zuvor hätten Re-
gierungstruppen die gesamte Postauflage
beschlagnahmt. Tatsächlich konnte die
„Rote Fahne“ erst wieder ab Montag, dem
3. Februar 1919, erscheinen. Zu diesem
Zeitpunkt lebten Karl Liebknecht und
Rosa Luxemburg, die ursprünglich die
Schriftleitung innegehabt hatten, schon
nicht mehr. Sie waren am Abend des 15.
Januar ermordet worden.
D
ie öffentliche Wahrnehmung
der Kämpfe im Berliner Zei-
tungsviertel im Januar 1919 wur-
de durch die journalistische Be-
richterstattung der Zeitungen geprägt, so-
weit sie davon nicht selbst betroffen wa-
ren. In den anderen Fällen geschah dies
notgedrungen nachträglich. Auch Zeitun-
gen außerhalb der Reichshauptstadt be-
richteten selbstverständlich. Die Darstel-
lung entsprach jeweils der politischen
Grundhaltung. Während die bürgerlichen
Blätter von „Terror“, einer „Schreckens-
woche“ und vom „Sieg über den Terror“
sprachen, lasteten die linken Organe den
Regierungstruppen Grausamkeiten und
„Meuchelmord“ an, was man auf der Ge-
genseite wiederum als „Greuelpropagan-
da“ abtat. Nach Angaben der „Berliner
Volkszeitung“ waren am Ende der Woche
insgesamt etwa hundert Todesopfer zu be-
klagen. 32 Spartakisten wurden am 25. Ja-
nuar zu Grabe getragen.
Nicht nur die Wortberichterstattung hat
das Bild von den Januar-Ereignissen ge-
prägt. Mehr fast noch taten dies einige Ber-
liner Fotografen. Vor allem Willy Römer lie-
ferte eindrucksvolle Fotos von den Kämp-
fen im Berliner Zeitungsviertel. Sie zeigen
den Aufmarsch der Spartakuskämpfer, die
beschädigte Fassade des „Vorwärts“-Ge-
bäudes sowie die aus Rotationsrollen und
Zeitungsbündeln errichteten Barrikaden,
hinter denen sich die Besatzer des Mosse-
Hauses verschanzten. Wahrscheinlich wur-
den aus Sicherheitsgründen solche Motive
in den Kampfpausen aber nachgestellt. Fo-
tos aus dem Inneren der Zeitungshäuser do-
kumentierten die Verwüstungen, die dort
angerichtet worden waren. Solche Fotos
wurden in den folgenden Wochen serien-
weise in den Illustrierten veröffentlicht.
Mit dem „Krieg“ im Zeitungsviertel en-
deten die sozialrevolutionären Unruhen
in Berlin noch nicht. Sie flackerten immer
wieder auf und zogen sich noch bis in den
Mai hin. Aber die Abwehr der Anschläge
auf die Pressefreiheit war ein wichtiger
Schritt, mit dem die Regierung, die durch
die Reichstagswahl am 19. Januar 1919
eine parlamentarische Legitimität erstreb-
te, die Oberhand gewann.
Jürgen Wilke ist Professor emeritus für Publizistik
an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingol-
stadt und der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz.
Einige Menschen verstehen das sehr
wohl, einige Kaninchen indes überhaupt
nicht. Daher zeigen die entscheidenden
Sequenzen der Handlung stürmische
Schlachten. Und hier liegt das größte Pro-
blem der computeranimierten Miniserie:
Sobald Bewegungen zu sehen sind, wird
sie unglaubwürdig. Zwar wurden Mau-
ern, Brücken, Bänke und sogar einzelne
Haare des Kaninchenfells fein ausgearbei-
tet. Aber jeder Schritt, jede Drehung, je-
des Zucken ist eine mechanisch wirkende
Rumpelei. Seelenloser haben auch „Terra
X“-Dinos nie ausgesehen. Wer in den
Neunzigern mit Videospielen beschäftigt
war, dem werden Hazel und sein Anhang
ein schönes Déjà-vu bereiten.
Außerdem muten die Kaninchen oft gar
nicht wie Kaninchen an, sondern, je nach
Szene, wie Degus oder Klippschliefer, Ha-
sen oder Wasserschweine, Fossas oder
Hunde. Einer von ihnen, ein tapferer
Kämpfer namens Bigwig, hat die Physio-
gnomie eines Seeleoparden. Solchen gar
nicht possierlichen Kameraden kauft man
einen Hang zu Zorn und Kraftmeierei so-
fort ab. Leider eignet den Aggressionserup-
tionen nicht die tragisch eingefärbte Gravi-
tät der Romanvorlage, da das Sozialsystem
der Nager unterbeleuchtet bleibt. Hier geht
es vor allem um Action. Woundwort und
Augen auf
Die „Bird Box Challenge“ zeigt,
wie gefährlich Fernsehen ist
D er Mensch ist ein soziales Wesen:
Wer wüsste das besser als Internet-
unternehmen, die möglichst vielen das
paradoxe Wohlgefühl verschaffen wol-
len, separiert vor ihren Geräten zu sit-
zen und doch Teil eines großen Ganzen
zu sein, weil sie suchtartig die Serie auf-
rufen, die gerade angesagt ist, oder in
den Netzwerken liken, was massenwei-
se Likes hat. Netflix jedenfalls ist in Sa-
chen lukratives Gemeinschaftserlebnis
wieder einmal ein Volltreffer gelungen,
und das mit einem Horrorfilm, der – so
die allgemeine Einschätzung des Publi-
kums – nicht einmal besonders gut ist.
Schlappe 62 Prozent Zustimmung findet
„Bird Box – Schließe deine Augen“ nach
einem Roman von Josh Malerman auf
dem Bewertungsportal „Rotten Toma-
toes“. Doch binnen weniger Tage nach
dem Start wurde der Thriller mit Holly-
woodstar Sandra Bullock in der Haupt-
rolle und Hollywoodstar John Malko-
vich in einer Nebenrolle mehr als 45 Mil-
lionen Mal gestreamt. Worum es geht?
Menschen werden – Gemeinschaftser-
lebnis der übelsten Sorte – in Scharen
dahingerafft oder in den Selbstmord ge-
trieben, weil sie eines unbekannten Ag-
gressors ansichtig wurden. Malorie (San-
dra Bullock) legt sich und ihren Kindern
Augenbinden um und versucht blind-
lings, einen Ort der Sicherheit zu errei-
chen. Was tun die Zuschauer? Spielen
das Gruselszenario in den sozialen Netz-
werken nach. In denen grassiert die
„Bird Box Challenge“. Es geht darum,
Videos von sich hochzuladen, die zei-
gen, wie man mit verbundenen Augen
orientierungslos durch die Gegend
tappt. Oder Rolltreppe fährt. Oder ei-
nen Hundertmeterlauf hinlegt, der kra-
chend in der Bande endet. Oder als
Baby mit Augenbinde vor die Wand
läuft. Kinder, habt ihr nicht aus schmerz-
haften Erlebnissen beim Topfschlagen
oder Blinde-Kuh-Spielen gelernt? Habt
ihr schon mal darüber nachgedacht,
dass es blinde Menschen gibt, die diesen
Quatsch gar nicht lustig finden könnten,
weil sie ihr ganzes Leben ohne Augen-
licht verbringen, ohne dass jemand groß
hinschaut? Steckt hinter dem Hype viel-
leicht die Sehnsucht nach Justitia oder
danach, vor dem realen Horror die Au-
gen zu verschließen? Wohl nichts von
alldem, sondern eher die Sehnsucht,
sich auf möglichst großer Bühne zum
Deppen zu machen für ein bisschen On-
line-Ruhm. Selbst Netflix will da lieber
weggucken. Über seinen amerikani-
schen Twitter-Account mahnt der Strea-
mingdienst: „Bitte, verletzt euch nicht“.
Man habe keine Ahnung, wie der Trend
entstanden sei, freue sich über die Zunei-
gung, aber im Krankenhaus solle bitte
keiner landen. Ob es hilft? Fernsehen
scheint jedenfalls doch gefährlicher zu
sein, als man bisher dachte. eer.
„Riverboat“ reicht
Jörg Kachelmann kehrt zurück
Es dürfte ein Comeback sein, das in die-
sem Jahr mehr Aufmerksamkeit auf sich
zieht, als es für die Sparte der Talkshows
üblich ist: Jörg Kachelmann wird von
heute an beim Mitteldeutschen Rund-
funk wieder die Talkshow „Riverboat“
an der Seite von Kim Fisher moderie-
ren. Nach seinem Freispruch vom Vor-
wurf der Vergewaltigung im September
2016 habe er sich vorgenommen: „Ich
kriege mein Leben zurück“, sagte Ka-
chelmann der „Zeit“. Über seine Rück-
kehr als Moderator der Talkshow hinaus
hegt der früher in der ARD für die Wet-
tervorhersage zuständige Kachelmann
keine weiteren Fernsehpläne. Jörg Ka-
chelmann und Kim Fisher knüpfen bei
„Riverboat“ an alte Zeiten an. Sie hat-
ten die Talkshow vor Jahren gemeinsam
gestaltet. Ihr Comeback läuft beim
MDR heute um 22 Uhr. F.A.Z.
seine Vasallen wollen Hazels Sippe nicht
aus dem Weg räumen, um ein bestimmtes
Ziel zu erreichen. Das Ziel der Gewalt ist
die Gewalt, sie will andere vernichten, um
sie zu vernichten. Deswegen trifft uns zum
Beispiel der berüchtigtste Disney-Schock-
moment – der Abschuss von Bambis Mut-
ter – härter als diese wie tollwütig agieren-
de Karnickelhorde. Wenn eine sinnlose
Grausamkeit die nächste jagt, wird das
Spektakel schnell fad.
Trotzdem gibt es Gründe, sich „Unten
am Fluss“ anzusehen. Aber bitte im Origi-
nal. James McAvoy macht aus Hazel einen
bedachten Anführer, Nicholas Hoult aus Fi-
ver einen verunsicherten Sonderling, Ben
Kingsley aus Woundwort einen kalten Des-
poten, John Boyega aus Bigwig einen Heiß-
sporn mit kurzer Zündschnur. Gemma Ar-
terton und Anne-Marie Duff hauchen zwei
Kaninchendamen eine Kraft ein, die in der
Romanvorlage für weibliches Personal
nicht vorgesehen war. Insgesamt sind die
vier Episoden eine ausführliche Meditation
über den Tod. Davon zeugen besonders das
Finale und der Epilog, welcher illustriert,
dass unten am Fluss wieder kindgerechte
Ordnung einkehrt. Denn am Ende ist das
Kaninchen dem Kaninchen ein Kanin-
chen. KAI SPANKE
Unten am Fluss läuft bei Netflix.
SEITE 14 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3
Fernsehen am Freitag
ARD
5.13 Tagesschau 5.15 Brisant 5.30 ZDF-
Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05
Live nach Neun 9.55 Meister des Alltags
10.25 Tagesschau 10.30 Wer weiß denn
sowas? 11.15 Wer weiß denn sowas?
12.00 Tagesschau 12.15 ARD-Buffet
13.00 ARD-Mittagsmagazin. CSU-Klau-
sur: Versöhnung bei den zerstrittenen
Schwesterparteien? 13.30 Sportschau.
Skispringen: Vierschanzentournee, 1.
und 2. Durchgang, aus Innsbruck / ca.
16.05 Handball: Testspiel, Deutschland –
Tschechien, aus Hannover 18.00 Wer
weiß denn sowas? Zu Gast: Boris Becker,
Noah Becker 18.50 Wer weiß denn so-
was? Zu Gast: Christoph Maria Herbst,
Bastian Pastewka 19.45 Wissen vor acht
19.50 Wetter 19.55 Börse vor acht
20.00 Tagesschau
20.15 Die Inselärztin – Das Geheimnis
Dt. Drama mit Anja Knauer, Tobi-
as Licht, Helmut Zierl. Regie: Pe-
ter Stauch, 2018. Filipa hat mit
Dr. Bucher ihr Glück gefunden.
Allerdings fällt es ihr schwer, eine
feste Beziehung einzugehen.
21.45 Tagesthemen Mit Wetter
22.00 Babylon Berlin (5) Krimiserie
Mit Volker Bruch. Die Kommunis-
ten sinnen auf Rache, denn bei
den Straßenkämpfen am 1.
Mai sind viele Menschen
ums Leben gekommen.
22.45 Babylon Berlin (6) Krimiserie
Mit Volker Bruch
23.30 Kommissar Maigret: Die Falle
Engl. Kriminalfilm mit Rowan At-
kinson, Lucy Cohu, Shaun Ding-
wall. Regie: Ashley Pearce, 2016
1.00 Tagesschau
1.10 Die Inselärztin – Das Geheimnis
Dt. Drama mit Anja Knauer, Tobi-
as Licht. Regie: P. Stauch, 2018
ZDF Neo
7.40 Topfgeldjäger 8.35 Lafer! Lichter!
Lecker! 9.20 Bares für Rares 11.05 Viel zu
bieten 11.45 Die Rettungsflieger 13.15
Der junge Inspektor Morse. Abschied.
Engl. Krimi, 2016 14.45 Die Spezialisten –
Im Namen der Opfer 15.30 Die Rettungs-
flieger 17.00 Der junge Inspektor Morse.
Abschied. Engl. Krimi, 2016 18.30 Bares
für Rares 20.15 Father Brown 22.30
Druck (3) 22.50 Silent Witness
Phoenix
7.30 Der Haischützer von Fernando de
Noronha 8.15 Brasilien: Der brennende
Regenwald 8.45 Schätze der Welt – Erbe
der Menschheit 9.00 vor ort 9.15 phoenix
plus. Diskussion. Europatour Frankreich /
24 Stunden Hamburger Hafen 11.45
phoenix vor ort 12.00 Flanieren mit Nos-
talgie 12.15 Arm trotz Arbeit 12.45 Der
Antisemitismus-Report 13.30 Die Story
14.15 Königliche Dynastien 17.15 Flanie-
ren mit Nostalgie 17.30 der tag 18.00
Arm trotz Arbeit. Wenn ein Job nicht
reicht 18.30 Der Antisemitismus-Report
19.15 Die Story 20.00 Tagesschau 20.15
Der Dino-Planet (1/3) 22.30 Eisdiaman-
ten. Frostige Schatzsuche in Kanadas
Norden 23.15 Schneekrieg in den Rocky
Mountains 0.00 Let it snow – Kalt er-
wischt auf drei Kontinenten 0.45 Winter-
welten 1.30 Der Dino-Planet
Pro Sieben
7.25 The Big Bang Theory 8.45 The Midd-
le 9.40 Fresh off the Boat 10.30 Mike &
Molly 11.00 How I Met 11.55 2 Broke Girls
12.50 Mom 13.15 Two and a Half Men
14.35 The Middle 15.35 The Big Bang
Theory 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10
Die Simpsons 19.05 Galileo 20.15 Wol-
verine – Weg des Kriegers. Amerik./Ja-
pan./Austral./Engl. Fantasyfilm, 2013
22.50 Scouts vs. Zombies – Handbuch
zur Zombie-Apokalypse. Amerik. Horror-
komödie, 2015 0.30 Wolverine – Weg des
Kriegers. Amerik./Japan./Austral./Engl.
Fantasyfilm mit Hugh Jackman, 2013
Tele 5
7.25 Joyce Meyer 7.55 Werbung 16.25
Star Trek – Raumschiff Voyager 17.25
Stargate Atlantis 18.20 Star Trek – Deep
Space Nine 19.15 Star Trek – Raumschiff
Voyager. Sci-Fi-Serie 20.15 Pandemic –
Tödliche Erreger (1) Amerik. Actionfilm,
2007 21.50 Pandemic – Tödliche Erreger
(2) Amerik. Actionfilm, 2007 23.30 Flight
23 – Air Crash. Amerik. Actionfilm, 2012
1.15 Black Ops: Rise of the Predator. Ame-
rik. Actionthriller, 2014
KIKA
6.05 Shaun 6.20 Mascha und der Bär 6.35
Sam 6.55 Die Sendung mit dem Elefan-
ten 7.20 Ritter Rost 7.45 Sesamstraße
8.10 Petzi 8.45 Zacki und die Zoobande
9.20 Casper und Emma 9.40 Belle und
Sebastian 10.30 Yakari 11.30 Die Aben-
Alle Artikel aus Print und Online ab 1993: www.faz-archiv.de
Aktualisiertes und ausgewähltes Programm
ZDF
5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute
Xpress 9.05 Volle Kanne. Neues Miet-
recht 2019 – Was ändert sich für die Mie-
ter? / Wintervögel-Zählung – Tipps zu
Vogelhäuschen und Fütterung / Clean
Food – Ist der Ernährungstrend sinnvoll?
Zu Gast: Pierre Besson (Schauspieler)
10.30 Notruf Hafenkante 11.15 SOKO
Stuttgart 12.00 heute 12.10 drehscheibe.
Notdienste: Welche Erfahrungen haben
Sie gemacht? 13.00 ARD-Mittagsmaga-
zin 14.00 In Deutschland 14.15 Die Kü-
chenschlacht 15.00 heute Xpress 15.05
Bares für Rares 16.00 heute – in Europa
16.10 Die Rosenheim-Cops 17.00 heute
17.10 hallo deutschland 17.45 Leute
heute 18.00 SOKO Wien 19.00 heute
19.20 Wetter 19.25 Bettys Diagnose
20.15 Der Staatsanwalt Krimiserie
Tödlich Wohnen. Mit Rainer Hu-
nold. Eine Anwältin für Immobili-
enrecht wird mit einer Tüte er-
stickt aufgefunden. Die Tat
scheint im direkten Zusammen-
hang mit dem Mord an einem al-
ten Freund von Oberstaatsan-
walt Bernd Reuther zu stehen.
21.45 SOKO Leipzig Krimiserie
Absturz. Mit Melanie Marschke
Die Frau eines Querschnittsge-
lähmten wurde ermordet. Ina
und ihr Team können sich
nicht erklären, warum.
23.10 heute-journal Mit Wetter
23.40 Kessler ist ... Rolando Villazón
Moderation: Michael Kessler
0.10 heute+ Nachrichten
0.25 Monk Krimiserie. Mr. Monk
kommt auf den Hund
1.10 Monk Krimiserie. Mr. Monk ris-
kiert seine Wiedereinstellung
1.50 Der Staatsanwalt Krimiserie
Tödlich Wohnen. Mit R. Hunold
teuer des jungen Marco Polo – Reise
nach Madagaskar 12.20 Peter Pan –
Neue Abenteuer 13.25 Blinky Bill – Das
Meer der weißen Drachen. Austral./Ame-
rik. Animationsfilm, 2015 14.40 Mascha
und der Bär 15.00 Eine lausige Hexe
15.50 Hexe Lilli 16.35 Simsalagrimm
17.25 Sherazade 17.50 Mascha 18.05
Snowsnaps’ Winterspiele 18.15 Heidi
18.35 Weißt du eigentlich, wie lieb ich
dich hab? – Die Abenteuer des kleinen
Hasen 18.50 Sandmännchen 19.00
Marco Polo 19.30 Mein Freund Knerten.
Norweg. Familienfilm mit Adrian Grøn-
nevik Smith. Regie: Åsleik Engmark, 2009
20.45 Bernd Channel (2/7) Comedyserie.
Kommentare kommentieren
Hessen
8.55 Maintower 9.20 hessenschau 9.50
hallo h. 10.40 Brisant 11.20 Tobis Städ-
tetrip XXL – Hessen hautnah! 12.50 Utta
Danella – Sturm am Ehehimmel. Dt. Dra-
ma, 2013 14.20 Elefant, Tiger & Co. 15.10
Giraffe & Co. 16.00 hallo hessen 16.45
hessenschau 17.00 hallo hessen 17.50
hessenschau 18.00 Maintower 18.25 Bri-
sant 18.45 Hessentipp 19.15 alle wetter
19.30 hessenschau 20.00 Tagesschau
20.15 Mailand und Bergamo 21.00 An-
dalusien – Wo Spaniens Seele wohnt
(1/2) 21.45 hessenschau 22.00 Die Schla-
ger des Jahres 0.40 Die Gärtnerin von
Versailles. Engl. Liebesdrama, 2014
NDR
9.00 Nordmag. 9.30 H.-Journal 10.00 SH-
Mag. 10.30 buten un binnen 11.00 Hallo
Nieders. 11.30 Wie geht das? 12.00 Bri-
sant 12.25 In aller Fr. 13.10 In aller Fr. – Die
jungen Ärzte 14.00 Nordseereport Spezi-
al 15.00 Bettina Tietjen – die Talklady im
Porträt 16.00 NDR//aktuell 16.25 Ge-
fragt – Gejagt 17.10 Leopard & Co. 18.00
Re-gional 18.15 Hofgeschichten 18.45
DAS! Zu Gast: Anselm Grün 19.30 Regio-
nal 20.00 Tagesschau 20.15 die nordstory
spezial 21.45 NDR//aktuell 22.00 Nonstop
Comedy 22.30 NDR Talk Show Classics.
Mit Simon Pierro, Knacki Deuser, Nikeata
Thompson, Brigitte Nielsen, Konrad Stö-
ckel, Rainald Grebe, Motsi Mabuse, Hans
Klok, Joko & Klaas, Rita Süssmuth, Jürgen
von der Lippe 0.00 Ina Müller live. Konzert
1.45 Für ein paar Dollar mehr. Ital./Span./
Dt. Italowestern, 1965
RBB
8.00 Brandenburg akt. 8.30 Abendschau/
Brandenburg akt. 9.00 In aller Fr. 9.45 In
aller Fr. 10.35 zibb 11.30 Brisant 12.15
Länder – Menschen – Abenteuer 13.00
rbb24 13.10 Verrückt nach Meer (7)
14.00 Jorinde und Joringel. Dt. Märchen-
film, 2011 15.00 Rapunzel. Dt. Märchen-
film, 2009 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –
Gejagt 17.05 Elefant, Tiger & Co. 18.00
rbb UM6 18.30 zibb 19.30 Abendschau/
Brandenburg aktuell 20.00 Tagesschau
20.15 Große Klappe, großes Herz 21.45
rbb24 22.00 Riverboat. Zu Gast: Rüdiger
ARTE
5.00 Occupied – Die Besatzung. Krimise-
rie 5.45 Occupied – Die Besatzung (8/10)
6.45 Handgemacht 7.10 Journal Junior
7.15 360° 8.00 Klöster Europas – Zeugen
des Unsichtbaren 8.45 Stadt Land Kunst
9.35 Sakrale Bauwerke (1/4) 11.05 Kirgis-
tan – Hochgebirgsland voller Schätze
11.50 Die Seele des Essens 12.15 Re:
12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land
Kunst 13.40 Der seltsame Fall des Benja-
min Button. Amerik. Drama, 2008 16.15
Handgemacht. London 16.45 X:enius
17.10 Neue Meister, altes Handwerk (5/5)
17.40 Uruguay – Kleines Land am großen
Río de la Plata. Dokumentation 18.35
Feuer und Eis 19.20 Journal 19.40 Re:.
Reportagereihe. Bedrohlicher Vulkan:
Islands Angst vor dem Öræfajökull
20.15 Der mit dem Schlag
Dt. Tragikomödie mit Hinnerk
Schönemann, Lisa Maria Pott-
hoff, Sahin Eryilmaz. Regie:
Lars Becker, 2016. Mehrere
Schicksalsschläge lösen in dem
sonst so sanftmütigen Elektriker
Felix einen Wutanfall aus. Seine
intrigante Schwägerin Karin
sorgt dafür, dass Felix in die Psy-
chiatrie eingeliefert wird.
21.45 Zu zweit ist es leichter Franz./
Belg. Komödie mit Michel Galab-
ru, Luce Radot, Abraham Belaga.
Regie: Emilie Deleuze, 2009
23.05 Ms. Lauryn Hill – Baloise
Session 2018 Konzert
0.20 Macy Gray – Konzert in Paris
1.35 Berlin Live Leela James
2.40 Arte Journal Nachrichten
3.05 Theos Tierwelt
3.50 Die Eiche in vier Jahreszeiten
März bis August
4.33 (Fast) Die ganze Wahrheit
Jean-Paul Gaultier
Arte, 20.15 Uhr, Der mit dem Schlag, Felix Grünerl (Hinnerk Schöne-
mann) ist frisch aus der Psychiatrie geflüchtet.
Hoffmann, Andreas Kieling, Stefanie
Stappenbeck, Adele Neuhauser, Gunther
Emmerlich, Gunter Kahlo, Helmut Lotti
0.15 Wie witzig Frau Weber! (2)
WDR
7.20 Erlebnisreisen 7.35 Wilder Wilder
Westen (6) 9.05 Tischlein deck dich. Dt.
Märchenfilm, 2008 10.05 Des Kaisers
neue Kleider. Dt. Märchenfilm, 2010
11.05 Durchs wilde Kurdistan. Span./Dt.
Abenteuerfilm, 1965 12.45 aktuell 13.15
Feuer & Flamme 14.00 Hauptstadtrevier
(5) 15.35 Heimathäppchen 15.45 aktuell
16.10 Hier und heute 17.15 Wilder Wilder
Westen (10) 18.00 aktuell / Lokalzeit
18.15 Servicezeit 18.45 Aktuelle Stunde
19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15
Die ALDI-Brüder. Dt. Dokudrama, 2018
21.45 WDR aktuell 22.00 Kölner Treff. Zu
Gast: Katharina Thalbach, Nellie Thal-
bach, Tetje Mierendorf, Catherine Foster,
Dennenesch Zoude, Tom Belz 23.30 Zim-
mer frei! 0.30 Kölner Treff
MDR
8.20 Anne auf Green Gables (3/3) Kanad.
Familienfilm, 2017 9.45 Thomas Junker
unterwegs – Weltenwandel (2) 10.30 Ele-
fant & Co. 11.00 MDR um elf 11.45 In al-
ler Fr. 12.30 Der Fluch des Tut-Ench-
Amun. Engl./Amerik. Horrorfilm, 1980
14.00 MDR um zwei 15.15 Gefragt – Ge-
jagt 16.00 Um vier 17.45 MDR aktuell
18.10 Brisant 18.54 Sandmann 19.00 Re-
gional 19.30 MDR aktuell 19.50 Elefant
& Co. 20.15 Die Schlager des Monats. De-
zember 21.45 aktuell 22.00 Riverboat
Feuilleton
3 sat
5.17 Seen auf dem Dach der Welt (5/5)
6.05 Neo Rauch – Vom alptraumhaften
Rausch des Malens 6.20 Das Geheimnis
der Meister – Van Gogh 7.00 El Greco und
die Moderne 7.30 Alpen-panorama 9.00
ZIB 9.05 Das Geheimnis der Meister – Van
Gogh 9.45 Über den Dächern von Paris
10.00 Reisen in ferne Welten 13.00 Le-
derstrumpf (1/4) Der Wildtöter. Dt./Franz.
Abenteuerfilm, 1969 14.30 Lederstrumpf
(2/4) Der letzte Mohikaner. Dt./Franz.
Abenteuerfilm, 1969 15.50 Lederstrumpf
(3/4) Das Fort am Biberfluss. Dt./Franz.
Abenteuerfilm mit Hellmut Lange, 1969
17.25 Lederstrumpf (4/4) Die Prärie. Dt./
Franz. Abenteuerfilm mit Hellmut Lange,
1969 19.00 heute 19.20 Das Geheimnis
der Meister – Appel. Dokumentation
20.00 Tagesschau
20.15 Maximilian. Das Spiel von
Macht und Liebe (3/3) Dt./Ös-
terr. Historienfilm mit Jannis Nie-
wöhner, Christa Théret, Tobias
Moretti. Regie: Andreas Prochas-
ka, 2017. Nach der feierlichen
Trauung von Maria und Maximili-
an huldigen die Würdenträger
ihrem neuen Herzog. Johanna
stellt dem völlig überraschten
und zutiefst enttäuschten Pol-
heim ihren Mann vor.
21.45 Unsere wilde Schweiz
Der Aletschgletscher
22.00 ZIB 2
22.25 Der Kommissar Krimiserie. Toter
Herr im Regen. Mit Erik Ode
23.25 Der Kommissar Krimiserie
Schrei vor dem Fenster
0.25 Der Kommissar Krimiserie
Tod einer Zeugin
1.20 Der Kommissar Krimiserie
Eine Kugel für den Kommissar
2.25 Der Kommissar Krimiserie
Foto Arte
0.15 Alle Jahre wieder (3/4) Dt. Komödie,
2013 0.45 Liebe, Lügen, Leidenschaften
(1/6) Dt./Österr. Liebesmelodram, 2001
SWR
7.35 Oma kocht am besten 8.05 Landes-
schau BW 8.50 In aller Freundschaft 9.35
Eisbär & Co. 10.25 Giraffe & Co. 11.15 Wil-
des Skandinavien 12.00 Gefragt – Gejagt
12.45 Meister des Alltags 13.30 Quizdu-
ell – Der Olymp 14.00 Eisenbahn-Roman-
tik 14.30 Mit dem Zug ... 15.15 Expediti-
on in die Heimat 16.05 Kaffee oder Tee
18.00 Aktuell BW 18.15 Fahr mal hin
18.45 Landesschau BW 19.30 Aktuell BW
20.00 Tagesschau 20.15 Unglaublich! Ku-
riose Höchstleistungen im Südwesten
21.45 Aktuell BW 22.00 Nachtcafé. Die
SWR Talkshow 23.30 Alfons und Gäste
0.15 Das Lustigste aus den Talkshows –
ein Best of... 1.45 Nachtcafé
Bayern
8.30 Tele-Gym 8.45 Eisbär, Affe & Co. 9.35
Leopard, Seebär & Co. 10.25 Mike und
die Wege der Elefanten 11.10 Querbeet
extra 11.55 Wunderschön! 13.25 In aller
Freundschaft – Die jungen Ärzte 14.15
Heute auf Tour 14.40 Gefragt – Gejagt
15.30 Uschis VIP-Gärten 16.00 Rund-
schau 16.15 Wir in Bayern 17.30 Abend-
schau – Der Süden 18.00 Abendschau
18.30 Rundschau 19.00 Unser Land
19.30 Landgasthäuser 20.00 Tagesschau
20.15 Hubert und Staller. Krimiserie.
Wenn der Postmann ... / Die letzte Ruhe
21.45 Rundschau 22.00 Mittermeier!
22.45 Die Rückkehr der glorreichen Sie-
RTL
5.25 Exclusiv 5.35 Explosiv 6.00 Guten
Morgen Deutschland 8.30 GZSZ 9.00 Un-
ter uns 9.30 Freundinnen – Jetzt erst recht
10.00 Die Superhändler – 4 Räume, 1
Deal. Ostkongolesischer Nagelfetisch /
Tschako Berliner Polizei / PEZ Automat /
Kugellampe 70er / Tonbandgerät 11.00
Der Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00
Die Superhändler – 4 Räume, 1 Deal 15.00
Meine Geschichte – Mein Leben 17.00
Freundinnen – Jetzt erst recht 17.30 Unter
uns 18.00 Explosiv 18.30 Exclusiv – Das
Star-Magazin 18.45 RTL aktuell 19.03
Wetter 19.05 Alles was zählt. Soap 19.40
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Soap. Chris
muss sich entscheiden: Entweder er
stoppt seinen Kampf gegen Helplet, oder
Philip verliert seine Approbation.
20.15 Die ultimative Chart-Show Die
erfolgreichsten Songs der 90er
Zu Gast: DJ BoBo, Alex Christen-
sen, Jasmin Wagner, Manuela
Wisbeck. Im Showteil: Andrea
Bocelli, Pur, The Kelly Family, DJ
BoBo, Jenny Berggren, Alex
Christensen feat. Mel C. Modera-
tion: Oliver Geissen. Die 90er wa-
ren ein knallbuntes Jahrzehnt:
Zu „Eurodance“ wurde in den
Clubs getanzt, bei Stadionkon-
zerten wurden die Feuerzeuge
geschwenkt, und zu „Grunge“ die
langen Haare geschüttelt.
0.00 RTL Nachtjournal / Nachrichten
0.27 RTL Nachtjournal – Das Wetter
0.30 Die ultimative Chart-Show Die
erfolgreichsten Songs der 90er.
Zu Gast: DJ BoBo, Alex Christen-
sen, Jasmin Wagner, Manuela
Wisbeck. Im Showteil: Andrea
Bocelli, Pur, The Kelly Family, DJ
BoBo, Jenny Berggren, Alex
Christensen feat. Mel C.
ben. Amerik./Span. Western, 1966 0.15
Man nennt mich Shalako. Engl./Dt./Span.
Western, 1968 1.55 Wir in Bayern
RTL 2
5.00 Die Straßencops West 9.15 Frauen-
tausch 11.10 Family Stories 12.10 Traum-
frau gesucht 13.10 Traumfrau gesucht
14.10 Köln 50667 15.10 Berlin – Tag &
Nacht 16.10 Hilf mir! Jung, pleite, ver-
zweifelt ... Doku-Soap 18.10 Köln 50667
19.10 Berlin – Tag & Nacht 20.15 The
Green Mile. Amerik. Gefängnisfilm mit
Tom Hanks, Michael Clarke Duncan, Da-
vid Morse, 1999 0.00 Terminator. Ame-
rik./Engl. Sci-Fi-Film, 1984
Super RTL
8.00 Spirit: wild und frei 10.30 Angelo!
13.10 Spirit: wild und frei 13.35 Die Tom
und Jerry Show 14.05 Inspector Gadget
14.30 Bugs Bunny & Looney Tunes 14.55
Dragons – Die Reiter von Berk 15.20 AL-
VINNN!!! 15.50 Trolljäger 16.15 5 Freun-
de – Für alle Fälle 16.40 Grizzy & die Lem-
minge 17.15 Dennis
& Fletscher – Blämtastisch! 17.50 Inspec-
tor Gadget 18.10 Die Tom und Jerry
Show 18.45 Woozle Goozle 19.15 Bugs
Bunny & Looney Tunes 19.40 Super Toy
Club 20.15 Das magische Schwert – Die
Legende von Camelot. Amerik. Animati-
onsfilm. Regie: Frederik Du Chau, 1998
21.50 Alf 0.05 Infomercials
Kabel 1
7.35 Blue Bloods – Crime Scene New York
9.30 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.15
Without a Trace 12.10 Castle 14.00 The
Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A. 15.50
News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lo-
kal – Spezial 18.55 Achtung Kontrolle!
20.15 Elementary. Krimiserie. Geld, Sex
und Video / Vom Blitz getroffen / Am Ab-
zug / Unsere Zeit ist um 0.00 Navy CIS
0.55 Elementary
Vox
7.35 Snow White and the Huntsman.
Amerik. Fantasyfilm, 2012 9.55 Mein
Kind, dein Kind 11.00 Shopping Queen
13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00
Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping
Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine
Traumreise – Frooncks Favoriten (3)
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00
First Dates 19.00 Das perfekte Dinner –
Wer ist der Profi? 20.15 Law & Order: Spe-
cial Victims Unit. Krimiserie. Fleisch und
Blut / Die Meerjungfrau / Amok 23.05
Chicago Justice 0.00 nachrichten 0.20
Medical Detectives
ARD-alpha
7.00 Spanien: Sprache, Land und Leute
7.30 Esquisses de France 8.00 Tele-Gym
8.15 Panoramabilder 9.30 Köhlmeiers
Märchen 10.00 Grips Deutsch 10.30
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
www.faz.net/tv
SAT 1
5.15 Auf Streife. Doku-Soap 5.30 Sat.1-
Frühstücksfernsehen. Zu Gast: Mike Leon
Grosch, Christian Wackert. Moderation:
Matthias Killing, Karen Heinrichs 10.00
Im Namen der Gerechtigkeit – Wir kämp-
fen für Sie! 11.00 Im Namen der Gerech-
tigkeit – Wir kämpfen für Sie! Doku-Soap
12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte
im Einsatz 14.00 Auf Streife 15.00 Auf
Streife – Die Spezialisten 16.00 Klinik am
Südring 17.00 Klinik am Südring – Die
Familienhelfer 17.30 Schicksale – und
plötzlich ist alles anders. Doku-Soap
18.00 Endlich Feierabend! Magazin
18.30 Alles oder Nichts. Soap 19.00 Ge-
nial daneben. Rateteam: Hella von Sin-
nen, Wigald Boning, Ruth Moschner, Pi-
erre M. Krause 19.55 Sat.1 Nachrichten
20.15 The Voice Senior Finale. Jury: Sa-
scha Vollmer, Alec Völkel, Yvonne
Catterfeld, Mark Forster, Sasha.
Moderation: Lena Gercke, Thore
Schölermann. Teilaufzeichnung.
Es ist soweit, das Finale von The
Voice Senior steht nach vier Fol-
gen bevor. Die Finalisten werden
heute alles tun, um ihren Traum
zu erfüllen: Deutschlands beste
Stimme ab 60 zu werden.
23.25 Knallerfrauen Sketch-Comedy
mit Martina Hill
0.20 Switch Reloaded
Mitwirkende: Bernhard Hoëcker,
Michael Kessler, Petra Nadolny,
Peter Nottmeier, Susanne Pät-
zold, Michael Müller, Martina Hill,
Max Giermann, Mona Sharma,
Martin Klempnow
0.50 Switch Reloaded Mitwirkende:
Bernhard Hoëcker, Michael Kess-
ler, Petra Nadolny, Peter Nottmei-
er, Susanne Pätzold, Michael
Müller, Martina Hill u.a.
Campus Magazin extra 11.00 Planet Wis-
sen 12.05 Tagesgespräch 13.00 Die Evo-
lution der Toilette 13.50 Mensch, Leute!
14.20 Länder – Menschen – Abenteuer.
Die Philippinen – Ein Reiseerlebnis (2/2):
Mit Bus und Boot durch das andere Asien
15.05 Die Sendung mit der Maus Spezial
15.35 Wissen macht Ah! 16.00 Das Profil
16.30 Gut zu wissen 17.00 Quarks 17.45
Orientierung 18.15 Planet Wissen 19.15
Die Physik Albert Einsteins (3/8) 19.30
Backstage Talks – Zündfunk Netzkon-
gress 2018 20.00 Tagesschau 20.15 Der
Traum von der Neuen Welt (3/4) 21.45
UFO 22.45 Weltspiegel-Reportage.
Brünn boomt – Das neue Silicon Valley
Tschechiens 23.15 The Day 23.45 Die Ta-
gesschau vor 20 Jahren 0.00 Bob Ross
0.30 Space Night Classics
WELT
Stündlich Nachrichten 5.15 Architektur
extrem 12.45 Börse 13.05 Zukunftslabor
Kalifornien 14.05 Lost Places 15.25 Auf
Leben und Tod 16.05 Megakonstruktio-
nen – Bauwerke der Superlative 17.05
Architektur extrem 18.15 Börse am
Abend 18.25 Science of Stupid: Wissen-
schaft der Missgeschicke. Dokumentati-
onsreihe 19.10 Welt der Wunder. Emig-
ration ins Universum: Wandern wir bald
ins All aus? 20.05 Horrorflüge. Extremes
Wetter 21.05 Der erste unsichtbare Flie-
ger 22.05 Bombenkrieg – Zerstörung aus
der Luft (1) 23.00 Bombenkrieg – Zerstö-
rung aus der Luft (2) 23.55 Geheimakte
Hitler – Diktator auf Drogen 0.50 Magda
Goebbels – Fanatisch bis in den Tod. Por-
trät 1.40 Geheime Erfindungen
ntv
Stündlich Nachrichten 5.15 Die Macht
der Technik 6.05 Telebörse 10.40 Tele-
börse 12.30 News Spezial 13.10 Telebör-
se 13.30 News Spezial 14.10 Telebörse
14.30 News Spezial 15.20 Ratgeber –
Test 15.40 Telebörse 16.30 News Spezial
17.15 Telebörse 17.30 Auslandsreport
18.20 Telebörse 18.35 Ratgeber – Frei-
zeit & Fitness 19.10 Top Gear 20.15 Wun-
der auf Schienen. Dokumentationsreihe.
Extreme Geschwindigkeiten / Hindernis
Wasser 22.10 Echt oder Fake? Auf Leben
und Tod 23.10 Deluxe 0.10 Das ist mein
Israel. Reportage 0.35 Das ist mein Süd-
korea 1.10 Wunder auf Schienen
CNN
7.00 CNN Newsroom 10.30 Inside Africa
11.00 CNN Newsroom 11.30 African
Voices 12.00 New Day 13.00 CNN Talk
13.30 World Sport 14.00 News Stream
15.00 First Move with Julia Chatterley
16.00 International Desk 16.15 Market-
place Africa 16.30 CNN Talk 17.00 Inter-
national Desk 18.00 Quest Express 18.30
Inside Africa 19.00 Amanpour 20.00 Ha-
la Gorani Tonight 21.00 Quest Means
Business 22.00 The Lead with Jake Tap-
per 23.00 CNN Newsroom 23.30 World
Sport 0.00 CNN Newsroom
Radio am Freitag
HÖRSPIEL
19.04 „Es war einmal ein Spion“ – WDR 3
Von Konrad Zobel, ca. 56 Min.
21.05 „Der Zauberberg“ – BR 2
Von Valerie Stiegele, ca. 55 Min.
22.03 „Der Geheimagent“ – SWR 2
Von Steffen Moratz, ca. 57 Min.
22.04 „Die Befreiung des Prometheus“ – RBB
Kulturradio
Von Heiner Goebbels, ca. 56 Min.
0.05 „Des Pfarrers Freude“ – Deutschland-
funk Von Roald Dahl, ca. 55 Min.
KLASSIK
13.00 Klassik à la carte – NDR Kultur
Über Julia Mann. Mit Dagmar von Gersdorff,
Schriftstellerin, ca. 60 Min.
13.05 Klassikzeit – HR 2
Albinoni: Trompetenkonzert B-Dur op. 7 Nr.
3 (Alison Balsom; Scottish Ensemble, Lei-
tung: Jonathan Morton); Rodrigo: Serenata
española, bearbeitet für zwei Gitarren (Kato-
na Twins); Grieg: Aus Holbergs Zeit op. 40
(English Chamber Orchestra, Leitung: Ray-
mond Leppard); Dvorák Zwei Slawische
Tänze aus op. 72 (Budapest Festival Orchest-
ra, Leitung: Iván Fischer), ca. 175 Min.
20.03 Konzert – Deutschlandfunk Kultur
Rossini: Ouvertüre zur Oper „Il barbiere
di Siviglia“; Mendelssohn: Violinkonzert
e-Moll op. 64; Dvorák: Sinfonie Nr. 6 D-Dur
op. 60 (Alina Pogostkina, Violine; Radio-Sin-
fonieorchester Prag, Leitung: Alexander
Liebreich), ca. 117 Min.
20.03 Abendkonzert – SWR 2
Berlioz: Ouvertüre aus der Oper „Béatrice et
Bénédict“; Dvorák: „Vidino divná presladká“,
„Lied an den Mond“, „Polonaise“ und Final-
duett aus der Oper „Rusalka“; Waldteufel: Die
Schlittschuhläufer, Walzer op.183; Boito „L’
altra notte“ aus der Oper „Mefistofele“; Pucci-
ni: „E lucevan le stelle“ aus der Oper „Tosca“;
„O soave fanciulla“, Duett aus der Oper „La
Bohème“, ca. 117 Min.
20.04 Blindverkostung – RBB Kulturradio
Sinfonie Nr. 1 von Johannes Brahms,
ca. 116 Min.
20.05 Konzertabend – BR-Klassik
R. Schumann: Sinfonie Nr. 2 C-Dur; Bartók:
Klavierkonzert Nr. 3 (Piotr Anderszewski, Kla-
vier); Dvorák: Sinfonie Nr. 7 d-Moll (Sympho-
nieorchester des Bayerischen Rundfunks,
Leitung: John Eliot Gardiner), ca. 115 Min.
FEATURE & MAGAZIN
10.05 Notizbuch – BR 2
Ess-Störungen in der Schule – Chancen und
Risiken für betroffene Jugendliche /
Gespräch mit Dr. Karen Silvester, Präventi-
onstrainerin / „Meine Oma und ich“ – Colla-
ge, ca. 55 Min.
10.10 Lebenszeit – Deutschlandfunk
In anderen Ländern gefährdet. Was bedeu-
tet uns Demokratie?, ca. 80 Min.
11.55 Verbrauchertipp – Deutschlandfunk
Altersvorsorge und Geldanalage für Selbst-
ständige, ca. 5 Min.
12.05 Doppelkopf – HR 2
Am Tisch mit Wilhelm Hofmann,
„Willenskraftforscher“, ca. 55 Min.
16.05 Eins zu Eins. Der Talk – BR 2
Zu Gast: Reinhold Beckmann, Fernsehmo-
derator, ca. 55 Min.
16.05 Kulturcafé – HR 2
u.a. mit dem Filmemacher Andreas
Goldstein und Jakobine Motz (ca. 17:10
Uhr), ca. 115 Min.
16.10 Zu Gast – RBB Kulturradio
Angelika Zacek, Schauspielerin und Regis-
seurin, ca. 35 Min.
16.35 Forschung aktuell – Deutschlandfunk
Invasive Art. Mückenlarve übernimmt
Regenwurm-Arbeit / Regionale Unterschie-
de. Lebensqualität wird unterschiedlich
bewertet / Meldungen aus der Wissen-
schaft / Sternzeit 04. Januar 2019. New Hori-
zons hinter der Sonne, ca. 25 Min.
17.05 Forum – SWR 2
Leere Ränge, leere Kassen – Sind kleine
Stadttheater noch zu retten?, ca. 45 Min.
17.35 Kultur heute – Deutschlandfunk
U.a.: 100 Jahre Bauhaus – Wie aktuell
sind die Ideen des Bauhauses heute
noch?, ca. 25 Min.
18.05 Der Frieden und seine Folgen – BR 2
Vor 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg
zu Ende, ca. 55 Min.
18.05 Der Tag – HR 2
Du gehörst zu mir – Chinas Anspruch
auf Taiwan, ca. 55 Min.
19.15 Mikrokosmos – die Kulturreportage
– Deutschlandfunk 055 Die DVD ist tot,
es lebe die Videothek, ca. 45 Min.
20.10 Das Feature – Deutschlandfunk
Expeditionen (1/4). Pippi und die vergesse-
nen Kinder Papua-Neuguineas. Von deut-
scher Kolonialgeschichte heute, ca. 50 Min.
0.05 Lange Nacht – Deutschlandfunk Kultur
Rhythmus ist Leben. Eine Lange Nacht über
das Schlagzeug, ca. 175 Min.
LESUNG
8.30 Am Morgen vorgelesen – NDR Kultur
Irina Liebmann: „In Berlin“ (6/6), ca. 30 Min.
9.30 Lesezeit – HR 2 Neil MacGregor: „Leben mit
den Göttern“ (3/13), ca. 30 Min.
14.04 Fortsetzung folgt – SR2 Elias Canetti:
„Die Blendung“ (44/46), ca. 56 Min.
15.10 Die Klassikerlesung – MDR Kultur
Johann Wolfgang von Goethe: „Reineke
Fuchs“ (3/22), ca. 20 Min.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Apple-Schock schürt Rezessionsangst
Der iPhone-Hersteller
kappt seine Umsatz-
prognose wegen
schwächerer Konjunktur
in China. Anleger
reagieren alarmiert –
droht eine neue Krise?
lid./jpen. NEW YORK/FRANKFURT,
3. Januar. Mit einer ungewohnten War-
nung vor schlechteren Geschäftszahlen
hat der Elektronikkonzern Apple die Fi-
nanzmärkte in Aufregung versetzt und
neue Sorgen um die wirtschaftliche Ent-
wicklung vor allem in China geweckt. Der
amerikanische Elektronikgigant hat seine
Umsatzprognose für das gerade abgelaufe-
ne Weihnachtsquartal drastisch reduziert
und dies in erster Linie mit weniger als er-
warteten iPhone-Verkäufen in der Volksre-
publik China begründet. Der Vorstands-
vorsitzende Tim Cook erklärte die Ab-
schwächung in einem Brief an Investoren
unter anderem mit dem Handelsstreit zwi-
schen dem asiatischen Land und den Ver-
einigten Staaten. Die Nachricht von Apple
belastete am Donnerstag die Börsen auf
der ganzen Welt. Der Kurs von Apple, der
in den vergangenen drei Monaten schon
mehr als 30 Prozent an Wert verloren hat-
te, fiel um weitere 9 Prozent. In Amerika
büßte der Dow Jones Index im Handelsver-
lauf fast 3 Prozent ein, der deutsche Ak-
tienindex Dax verlor bis zum Nachmittag
mehr als 1 Prozent.
Cook schrieb, die für Apple wichtige
chinesische Wirtschaft habe sich im zwei-
ten Halbjahr 2018 abgekühlt, der Handels-
streit erweise sich als zusätzliche Belas-
tung. Ein „Klima zunehmender Unsicher-
heit“ habe sich zunächst auf die Finanz-
märkte ausgewirkt und scheine nun auch
bei den Verbrauchern angekommen zu
sein. Apple könne das an niedrigeren Kun-
denzahlen in seinen Geschäften ablesen.
Der seit Donald Trumps Antritt als ameri-
kanischer Präsident verschärfte Handels-
konflikt mit China ist für Apple eine gro-
ße Gefahr, nicht nur, weil China ein wichti-
ger Absatzmarkt ist, sondern auch, weil
der Konzern dort den größten Teil seiner
Geräte fertigen lässt. Das macht ihn anfäl-
lig für etwaige Einfuhrzölle in Amerika.
Bislang blieb er davon verschont, aber es
gibt noch immer die Sorge, dass sich dies
ändern könnte. Trump äußerte sich am
Mittwoch in einer Kabinettssitzung zu sei-
ner Handelspolitik. Er nannte die Kursver-
Erstmals weniger als drei Millionen Hartz-IV-Haushalte
Immer mehr Leistungsbezieher schaffen den Ausstieg – doch die Erfolge passen Sozialpolitikern nicht ins Konzept
dc. BERLIN, 3. Januar. Während die Par-
teien einen Umbau des Hartz-IV-Systems
vorbereiten, spielt sich dort eine bemer-
kenswerte Erfolgsgeschichte ab: Die Zahl
der Menschen, die auf die politisch neuer-
dings umstrittene Grundsicherung ange-
wiesen sind, geht stark zurück. Im Novem-
ber lebten erstmals seit deren Einführung
vor 14 Jahren weniger als drei Millionen
Haushalte von Hartz IV. Das zeigen aktu-
elle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
Demnach wurden von den Jobcentern zu-
letzt 2,996 Millionen sogenannte Bedarfs-
gemeinschaften finanziell versorgt. Dies
waren knapp 200 000 oder 6,2 Prozent we-
niger als ein Jahr zuvor. Seit 2008 ist die
Zahl der betroffenen Haushalte damit um
fast 600 000 oder 17 Prozent gesunken.
Die aktuelle Entwicklung ist auch des-
halb bemerkenswert, weil seit 2015 allein
Deutscher Ökostromanteil systematisch überschätzt
40 Prozent des Stroms aus der Steckdose sollen Erneuerbare Energien liefern – doch was sagt diese Zahl aus?
ami. BERLIN, 3. Januar. Erneuerbare
Energien legen in der deutschen Stromver-
sorgung einen rasanten Aufschwung hin.
Hatte der Energieverband BDEW kurz
vor Weihnachten noch von einem „Kopf-
an-Kopf-Rennen“ in der Stromerzeugung
von Ökostrom und Kohle mit Anteilen
von jeweils 35 Prozent berichtet, so haben
Wind- und Sonnenstrom laut Forschern
von ISE-Fraunhofer die Kohle längst abge-
hängt. Der Anteil der Erneuerbaren an
„dem Strommix, der tatsächlich aus der
Steckdose kommt, lag bei über 40 Pro-
zent“, meldete das Institut für Solare Ener-
giesysteme (ISE). Die Kohle kam dem-
nach auf 38 Prozent. Die von zahlreichen
Medien zitierten Berechnungen werfen al-
lerdings Fragen auf.
Für die Beurteilung der Versorgungssi-
cherheit sind alle diese auf das Jahr bezo-
genen – zum Vorjahr steigenden – Durch-
schnittszahlen schlecht zu gebrauchen. In
der Elektrizitätsversorgung kommt es dar-
auf an, dass die Kunden nicht im Durch-
schnitt, sondern in jeder Minute des Jah-
Im Rausch
In der Schweiz war Absinth lange
verboten. Doch die Leute brannten
den Schnaps heimlich. Seite 16
Apple
Aktienkurs in Dollar (Intraday)
160
155
150
145
140
26.122018 3.1.2019
Quellen: Bloomberg; DZ Bank/Foto: AFP/F.A.Z.-Grafik Niebel
luste an den amerikanischen Börsen ledig-
lich eine „Störung“. Es werde wieder auf-
wärts gehen, wenn die Handelskonflikte
beigelegt seien.
Für Konjunkturbeobachter kommen
Apples schlechte Nachrichten aus China
nicht sonderlich überraschend. „Chinas
Wirtschaft kann den Handelsstreit nicht
so gut wegstecken, wie es die Zahlen bis-
lang angedeutet haben“, sagte Stefan Biel-
meier, der Chefvolkswirt der DZ Bank,
der F.A.Z. Wichtige Stimmungsindikato-
ren in der chinesischen Industrie sind zu-
letzt unter die Schwelle gefallen, die
Wachstum anzeigt – das war zuletzt im Fe-
bruar 2016 passiert. Die Regierung in Pe-
king strebt ein Wirtschaftswachstum von
6,5 Prozent im Jahr an. Die Zentralbank
hatte allerdings kürzlich davor gewarnt,
dass das Wachstum im Schlussquartal
2018 darunter gefallen sein könnte. Mit ge-
ringeren Steuern und Abgaben, die zum
Jahreswechsel in Kraft getreten sind, ver-
sucht die Regierung gegenzuhalten.
Auch in der deutschen Industrie wächst
wegen der Entwicklung in China die Ner-
rund 750 000 Personen aus Syrien, Afgha-
nistan und den anderen Asylherkunftslän-
dern neu ins Hartz-IV-System gekommen
sind, wie die amtliche Statistik zeigt. So
zählten die knapp drei Millionen Hartz-
IV-Haushalte im November 2018 zusam-
men 5,91 Millionen Personen. Das waren
305 000 weniger als ein Jahr zuvor und so-
gar 1,1 Millionen weniger als noch 2008.
Die Statistik über die Zahl der Perso-
nen im Hartz-IV-System liefert auch eine
Unterscheidung zwischen Beziehern mit
deutschem und ausländischem Pass. Die-
se verdeutlicht, welche Erfolgsgeschichte
sich über Hartz IV und das Konzept des
„Förderns und Forderns“ schreiben ließe,
wenn man nur einheimische Leistungsbe-
zieher betrachtet. Demnach lebten im
Jahr 2008 noch insgesamt 7,05 Millionen
Personen von Hartz IV, unter ihnen 5,74
res auf eine unterbrechungsfreie Beliefe-
rung zählen können – und das ist die
Schwäche der Erneuerbaren. So gut es für
das Klima ist, wenn an manchen Tagen
der Stromverbrauch fast komplett aus er-
neuerbaren Quellen gedeckt werden
kann, so schlecht wäre es für die Verbrau-
cher, wenn der Wind nicht weht, die Son-
ne nicht scheint – und es keine anderen
Stromquellen gäbe.
Unerklärt bleibt in der Fraunhofer-Be-
rechnung der Unterschied von 5 Prozent-
punkten zu der BDEW-Berechnung von
vor Weihnachten. Grund sind offensicht-
lich unterschiedliche Vergleichsmaßstäbe
von brutto, netto, Erzeugung und Ver-
brauch. Was gleich klingt, ist doch nicht
gleich. Dazu muss man das „Kleingedruck-
te“ lesen. Während der BDEW die gesam-
te Stromerzeugung betrachtet, beachtet
ISE nur die Netto-Erzeugung, also das,
was nach Abzug des Eigenverbrauchs der
Kraftwerke ins Netz eingespeist wird. Zu-
dem betrachtet die Rechnung lediglich
den Strom im öffentlichen Netz. Damit
Held oder Verräter?
Der Korruptionsbekämpfer Sérgio
Moro soll als Justizminister in
Brasilien für Ordnung sorgen. Seite 20
Wirtschaft
vosität. Die Volksrepublik ist nach den
Vereinigten Staaten und Frankreich der
drittwichtigste Abnehmer deutscher Wa-
ren. Für die Autoindustrie und den Maschi-
nenbau ist das Land als Wachstumstreiber
unverzichtbar. Vor allem Volkswagen und
Co. bekommen die schwächere Konjunk-
tur in China schon zu spüren. Nach vielen
Jahren des Wachstums schrumpfte der
Markt für Personenwagen in China in den
ersten zehn Monaten des vergangenen Jah-
res im Jahresvergleich um 2,5 Prozent. Mit-
te November musste VW einräumen, dass
das Unternehmen von seinem Ziel in Chi-
na weit entfernt ist.
Die deutschen Maschinenhersteller ver-
kauften in den ersten zehn Monaten des
vergangenen Jahres zwar noch fast 12 Pro-
zent mehr als ein Jahr zuvor, doch für das
neue Jahr sind die Aussichten deutlich trü-
ber. „Wir erwarten nicht unbedingt Rück-
gänge, aber eine deutlich verminderte
Drehzahl“, sagte Ralph Wiechers, der
Chefvolkswirt des Branchenverbandes
VDMA. Viele chinesische Kunden signali-
sierten Zurückhaltung.
Millionen Deutsche und 1,28 Millionen
Ausländer. In den fünf Jahren bis 2013
sank die Zahl der betroffenen Deutschen
zunächst um gut 700 000 auf 5 Millionen.
Bis August 2018 – dies ist der derzeit aktu-
ellste Datenstand – sank sie dann um wei-
tere 1,1 Millionen auf knapp 3,9 Millio-
nen Personen. Im Verlauf der zehn Jahre
ist das ein Rückgang um 32 Prozent.
Dieser sozialpolitische Erfolg wird da-
durch überlagert, dass durch Flucht und
Migration viele Menschen neu ins Land
und ins Hartz-IV-System gekommen sind.
Betrachtet man die fünf Jahre seit 2013,
dann ist die Zahl der Bezieher aus den
Asylherkunftsländern um 831 000 Perso-
nen gestiegen. Zugleich kamen laut Bun-
desagentur weitere 240 000 Bezieher aus
den östlichen EU-Staaten neu hinzu. Die
Gesamtzahl ausländischer Leistungsbezie-
fällt die gesamte Eigenstromerzeugung
der Industrie aus der Berechnung heraus,
wie das ISE auf Nachfrage bestätigt. Das
sind immerhin 10 Prozent des insgesamt
erzeugten Stroms. Das Ergebnis dieser
„Jahresauswertung zur Stromerzeugung
in Deutschland“ wird dadurch verzerrt.
Der ins Netz gespeiste Ökostrom wird nur
auf einen Teil des deutschen Stromver-
brauchs bezogen. Im Ergebnis wird, wie
das Institut bestätigt, der Anteil Erneuer-
barer damit überschätzt.
Als Vergleichsmaßstab für das Ziel der
Regierung, die den Anteil der Erneuerba-
ren bis 2030 auf 65 Prozent hochschrau-
ben möchte, dient die Fraunhofer-Rechen-
methode auch nicht. Denn die Regierung
legt für ihr Ziel keine Netto-, sondern eine
Brutto-Berechnung zugrunde. Sie will,
dass von 2030 an zwei Drittel der gesam-
ten in Deutschland verbrauchten Elektrizi-
tät aus kohlendioxidfreien Erneuerbaren
stammen. Nach Berechnungen, die der
BDEW und das Zentrum für Sonnenener-
gie- und Wasserstoff-Forschung Baden-
Hochzeit in der Pharmabranche
Für 74 Milliarden Dollar kauft
Bristol-Myers Squibb das Biotech-
Unternehmen Celgene. Seite 22
Einkaufsmanagerindex
in China
(Caixin/Market) in Punkten
52
50
48
46
2015 2018
Frau mit Smartphone in Peking
Was die Lage verschärft, ist die Tatsa-
che, dass auch in den Vereinigten Staaten
die Sorgen vor einem Konjunkturab-
schwung oder gar einer Rezession zuneh-
men. Die Industrie hat im Dezember über-
raschend deutlich an Schwung verloren,
wie eine Umfrage des Instituts ISM am
Donnerstag zeigte. Der Einkaufsmanager-
Index fiel im Vergleich zum Vormonat um
mehr als 5 Punkte auf 54,1 Punkte. Derart
stark war er seit Oktober 2008 nicht einge-
brochen. Für weitere Unruhe sorgte Kevin
Hassett, Donald Trumps ökonomischer
Chefberater. Er sagte dem Sender „CNN“:
„Verdammt viele amerikanische Unterneh-
men“, die Geschäfte in China machen,
müssten nun mit sinkenden Gewinnen
rechnen, bis im Handelsstreit mit China
eine Einigung erzielt ist. Vor diesem Hin-
tergrund warten Anleger und Unterneh-
men gespannt auf die kommende Woche.
Dann wollen Delegationen aus Washing-
ton und Peking über die offenen Fragen
im Handelskonflikt verhandeln – der Aus-
gang ist völlig offen. (Weitere Berichte Sei-
ten 22 und 23.)
her hat sich den Daten zufolge seit 2013
dennoch nur um rund 800 000 auf 2,1 Mil-
lionen Personen erhöht. Dies bedeutet,
dass seither auch viele der schon länger in
Deutschland lebenden Ausländer den Aus-
stieg aus Hartz IV geschafft haben.
Der Chef der Bundesagentur für Ar-
beit, Detlef Scheele, bekräftigte am Don-
nerstag seine Warnung vor einem politi-
schen Ausstieg aus Hartz IV. Verändern
könne man etwa Einzelheiten des Sankti-
onskatalogs für Leistungsbezieher, die
Termine versäumen oder Arbeit verwei-
gern. Er warnte aber davor, „das ganze
Gesetz umzukrempeln“. Nach der Links-
partei bereiten auch SPD und Grüne ei-
nen Ausstieg aus der Arbeitsmarktreform
der rot-grünen Koalition von 2005 vor.
Auch in CDU und FDP gibt es inzwischen
Überlegungen, diesen Kräften zu folgen.
Württemberg Mitte Dezember anstellten,
betrug der Anteil Erneuerbarer am Brut-
to-Stromverbrauch im vergangenen Jahr
38 Prozent. Die Zahl wird auch in Regie-
rungskreisen für realistisch gehalten. Ge-
messen an der weiter gefassten Brutto-
Stromerzeugung, fällt der Ökostromanteil
mit 35 Prozent noch kleiner aus.
Allerdings wirft auch die Berechnung
der für den Zielevergleich bedeutsamen
Kennziffer Brutto-Stromverbrauch Fra-
gen auf. Deutschland exportiert in der Re-
gel mehr Strom, als es importiert. Der
überschüssige Strom fällt aus der Berech-
nung des inländischen Stromverbrauchs
heraus. Allerdings wird der Exportüber-
schuss allein den konventionellen Kraft-
werken zugerechnet, die gesamte „grüne“
Stromerzeugung verbleibt dagegen laut
EU-Regeln im Inland. Es wird also so ge-
tan, als werde kein grüner Strom ausge-
führt – was de facto nicht so ist. Auch die
Rechenmethode lässt den heimischen
Ökostromanteil größer erscheinen, als er,
gemessen an der Erzeugung, ist.
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR . 3 · SEITE 15
Der Apple-Knall
Von Roland Lindner
E rst vor fünf Monaten erlebte
Apple einen symbolträchtigen
Moment des Triumphs. Als erstes ame-
rikanisches Unternehmen erreichte
der iPhone-Hersteller eine Börsenbe-
wertung von einer Billion Dollar. Der
Jubel währte nicht lange, von dieser
Marke ist Apple heute wieder weit ent-
fernt. Einerseits wegen eines einge-
trübten Börsenumfelds, aber auch,
weil die Sorge um sich griff, dass sich
das Geschäft speziell bei Apple ab-
schwächt. Nun kommt die befürchtete
Bestätigung: Der Konzern hat seine oh-
nehin schon nicht berauschende Um-
satzprognose für das Weihnachtsquar-
tal drastisch nach unten korrigiert.
Das ist ein Schock, denn eine solche
Warnung ist für Apple völlig unty-
pisch. Der Konzern ist in einer harten
neuen Realität angekommen.
Der Vorstandsvorsitzende Tim
Cook übernimmt dafür beunruhigend
wenig Verantwortung. Er verweist in
erster Linie auf gesunkene iPhone-Ver-
käufe in China, und er erklärt das mit
einer konjunkturellen Abschwächung
und dem Handelskonflikt des Landes
mit den Vereinigten Staaten. Das mag
außerhalb seiner Kontrolle liegen,
aber es verwundert, dass Cook noch
vor zwei Monaten so tat, als laufe es
für den Konzern in China prächtig.
Verkorkste Fluggastrechte
Von Timo Kotowski
D
ie Luftfahrt hat 2018 gepatzt –
zum Leid der Passagiere, die Aus-
fälle und Verspätungen ertragen muss-
ten. Und es steht zu befürchten, dass
es auch 2019 holpert. Flugrouten sind
voll, Lotsen knapp, die Neuorganisati-
on der Sicherheitskontrollen steht
ganz am Anfang. Nicht jede Flugge-
sellschaft wird es sich leisten, mit grö-
ßeren Reserven zu planen. Trübe Aus-
sichten für Passagiere. Und die wer-
den noch trüber, weil es keinen gut
funktionierenden Verbraucherschutz
in der Luftfahrt gibt.
Fliegen wird spätestens dann zur
Tortur, wenn es nach Verzögerungen
um Entschädigungen geht. Dann be-
kommen es Passagiere mit tricksen-
den Gesellschaften zu tun und mit pro-
fessionellen Fluggastentschädigern,
die für die Linderung des Leids der
Reisenden das Blaue vom Himmel ver-
sprechen und gleichzeitig davon le-
ben, dass viele Flieger zu spät sind.
Luftfahrt in Europa ist ein Wachstums-
markt. Doch wenn es um Kundenrech-
te geht, leistet man sich ein verkorks-
tes System. Das schadet Fluggesell-
schaften, ohne vielen Passagieren zu
helfen. Wie sonst ist zu erklären, dass
2018 Gesellschaften unter der Last
der Kundenforderungen einknickten
und den Betrieb einstellten, während
gleichzeitig Reisende Scharen von An-
wälten engagieren mussten, um die
Aussicht auf einen gesetzlichen Aus-
gleich zu bekommen?
Das Ziel war einst löblich: Flugge-
sellschaften sollten nicht ungeschoren
davon kommen, wenn sie mal wieder
schlechte oder gar keine Dienste er-
brachten. Entstanden ist aber ein Sys-
tem mit kolossalem Konstruktionsfeh-
ler: Ein Reisender kann mehr Geld for-
dern, als er bezahlt hat. Aus einem
19-Euro-Billigticket kann ein Entschä-
digungsanspruch von 250 Euro entste-
hen. Dadurch wird es zum Geschäfts-
modell, auf Verspätungen zu warten.
Für den einfachen Endkunden
bleibt der Haken, dass die Rechtslage
keineswegs so eindeutig ist, wie es
ihm suggeriert wird. Für Verspätun-
gen im eigenen Verantwortungsbe-
reich muss eine Fluggesellschaft zah-
len, bei außergewöhnlichen Umstän-
den nicht. Wenig überraschend, dass
Unternehmen Einflüsse höherer Ge-
walt diagnostizieren, sooft es ihnen
passend erscheint. Wann ein Passa-
gier Geld fordern darf und wann
nicht, beschäftigt und belastet Gerich-
te. Die länger werdende Reihe der Ur-
teile bis hin zum Europäischen Ge-
richtshof spricht Bände.
Hohe europäische Entschädigungs-
sätze sollten eine Drohkulisse für
Fluggesellschaften schaffen und sie
disziplinieren, pünktlicher und zuver-
lässiger zu fliegen. Das ist gehörig
schiefgegangen. Tatsächlich wurden
Abwehrreflexe geweckt. Beförderer
tricksen, lavieren und vertrösten, um
bloß nicht zahlen zu müssen. Wer al-
lein ohne Rechtsbeistand in diesen
Kleinkrieg zieht, hat wenig Erfolgs-
chancen. So sieht europäischer Ver-
braucherschutz heute aus.
Nun entsteht der Eindruck, er habe die
Lage völlig falsch eingeschätzt.
Apples Sorgen gehen zudem über
China hinaus. Auch in Industrielän-
dern ersetzen die Menschen ihre
iPhones nicht mehr so schnell, wie es
der Konzern gern hätte. Cook gibt
zwar zu, dass das mit den Preisen zu
tun haben könnte, stellt dabei aber die
eigene Preisstrategie nicht einmal im
Ansatz in Frage. Vor gut einem Jahr be-
gann der Konzern, eine neue Dimensi-
on bei den Preisen für sein Vorzeige-
produkt zu erschließen, und verlangt
für Top-Modelle mehr als 1000 Euro.
Das schien zunächst aufzugehen und
sorgte für kräftige Umsatzschübe,
auch wenn Apple kaum mehr iPhones
verkaufte als zuvor. Nun wirkt das wie
ein Strohfeuer. Viele Kunden haben
den Innovationssprung vermisst, den
der Preis suggeriert hat. Gewiss ver-
fügt Apple über eine überdurchschnitt-
lich loyale Kundschaft, aber auch de-
ren Zahlungsbereitschaft kennt offen-
bar Grenzen.
Die korrigierte Prognose macht so
schmerzhaft wie noch nie deutlich,
welche Schattenseiten Apples Abhän-
gigkeit vom iPhone hat. Eine Delle in
diesem Geschäft kann den ganzen
Konzern ins Straucheln bringen. Und
der Smartphone-Markt zeigt allge-
mein Sättigungserscheinungen. Es ist
Cook anzulasten, dass er es in den
mehr als sieben Jahren als Vorstands-
chef nicht geschafft hat, das Geschäft
auf eine breitere Basis zu stellen.
Profitiert hat der neue Berufsstand
der Fluggastentschädiger, die gegen
Provisionen Zahlungen für Reisende
eintreiben. Wären die Entschädi-
gungssätze nicht so hoch, würde sich
deren Geschäft weniger lohnen. Hät-
ten Gesellschaften ihre Kunden bes-
ser behandelt, wären die Dienstleister
sogar überflüssig. Doch stattdessen
tobt ein Wettbewerb der Geldeintrei-
ber. Sie geben so viel für Werbung zur
Kundenakquise aus, dass in Einzelfäl-
len das Geld knapp wird, um über-
haupt Prozesse zu führen. Das wieder-
um reizt Fluggesellschaften, es auf ein
Verfahren ankommen zu lassen. Nicht
ausgeschlossen, dass bald dem ersten
Eine Reform des Schutzes
für Flugreisende ist
überfällig. Sogar von der
Bahn lässt sich lernen.
Entschädiger die Puste ausgeht. Leid-
tragende wären wieder Passagiere.
Eine Reform der Schutzmechanis-
men für Flugreisende ist überfällig.
Doch viele Vorschläge sind unausgego-
ren. So klingt es aus Kundensicht verlo-
ckend, nach den Niedergängen von
Air Berlin und weiteren Gesellschaf-
ten in Deutschland einen gesetzlichen
Insolvenzschutz für Tickets zu for-
dern. Doch was käme danach? Die In-
solvenzabsicherung für Hotelbuchun-
gen, für Anzahlungen auf Handwerker-
leistungen, für Vorkasse bei Online-Be-
stellungen aller Art? Statt an mündige
Kunden zu glauben, würde der Weg in
eine Vollkaskoschutzwirtschaft geeb-
net. Ebenso kurzsichtig ist eine Forde-
rung des Bundesrats nach automati-
sierten Entschädigungsverfahren: Da
Flüge per App gebucht werden kön-
nen, müsste Geld ebenso unbürokra-
tisch zurückgezahlt werden. Technisch
möglich ist das ohne Zweifel. Wenn
aber Fluggesellschaften bestreiten,
dass Ansprüche entstanden sind, ist
für den Reisenden nichts gewonnen.
Die Fluglobby hat auch eine Idee:
Statt nach drei Stunden Verspätung
sollen Ansprüche erst nach fünf Stun-
den entstehen. Dass Gesellschaften
künftig in der Zwischenzeit Ersatzjets
schicken, erscheint wenig glaubwür-
dig. 2018 hatten sie mit zu wenigen Re-
serven geplant. Ihnen eine längere
Gnadenfrist für Verspätungen zu spen-
dieren wäre daher das falsche Signal.
Viele unzufriedene Kunden gingen
dann leer aus. Niedrigere oder zeitlich
gestaffelte Entschädigungssätze sind
eher im Verbraucherinteresse, auch
wenn der einzelne Passagier weniger
Geld bekäme. Doch heute spürt eine
Fluglinie, die wegen einer Verspätung
schon zu einer hohen Strafpauschale
verdammt ist, keinen Anreiz mehr, die
Verspätung nicht noch weiter aus-
ufern zu lassen. Übrigens: Für Zug-
fahrten orientieren sich Entschädigun-
gen längst prozentual am Ticketpreis.
SEITE 16 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3
A
ls der Landarbeiter
Jean Lanfray am
Morgen das Haus
verlässt, weiß er
noch nicht, dass die-
ser Tag mit dem Tod
seiner Frau und sei-
ner Töchter enden
wird. Als er dessen später gewahr wird,
kann er sich nicht daran erinnern, dass er
selbst der Mörder war. Seine grausame
Tat vom 28. August 1905 bedeutet den Un-
tergang seiner Familie und markiert zu-
gleich das Ende einer Ära.
Lanfray lebt mit seiner Familie in der
kleinen Gemeinde Commugny am Gen-
fer See. Dort arbeitet er als Helfer im
Weinbau. Seit seiner Zeit in der französi-
schen Armee ist er Alkoholiker. In den
Gerichtsakten lässt sich detailreich nach-
lesen, wie sich Lanfray an jenem verhäng-
nisvollen Tag um den Verstand gesoffen
hat. Vor, während und unmittelbar nach
der Arbeit gießt er sich sieben Gläser
Wein, sechs Cognacs, zwei Pfefferminzli-
köre, zwei Kaffee mit Brandy und zwei
Gläser Absinth hinter die Binde. Am frü-
hen Abend sitzt er schwer betrunken in
der Küche und gerät in Streit mit seiner
schwangeren Ehefrau. Schließlich er-
greift er sein Armeegewehr und schießt
ihr in den Kopf. Vom Knall aufge-
schreckt, kommt die vier Jahre alte Toch-
ter herangelaufen. Sie schreit. Lanfray
schießt ihr in die Brust. Er geht zur Wie-
ge, in der die zweite Tochter schlummert,
eineinhalb Jahre alt – und drückt wieder
ab. Dann bricht er zusammen.
Der Mord sorgte in ganz Europa für
Schlagzeilen. Schnell setzte sich die Mei-
nung durch, es müsse die Wirkung des Ab-
sinths gewesen sein, die Lanfray zu seiner
Untat verleitete. Deshalb verbot Belgien
den Kräuterschnaps noch im selben Jahr.
In der Schweiz folgte der Bann nur weni-
ge Jahre später. In einer Volksabstim-
mung votierten 65,5 Prozent des männli-
chen Stimmvolkes – Frauen sind in der
Schweiz erst seit 1971 stimmberechtigt –
für ein Verbot. Dabei war Absinth in der
Schweiz erfunden worden: im Val de Tra-
vers, einem Längstal im Jura des Kantons
Neuchâtel, das bis an die französische
Grenze heranreicht. Frankreich verbot
den Absinth 1914.
Ein kleiner Nebenerwerb, nur am offenen
Feuer: Alain Rey Fotos (2) Johannes Ritter
Es war wohl die Schweizerin Henriette
Henriod, die gegen Ende des 18. Jahrhun-
derts das erste Rezept für den Absinth
(Wermut) entwickelt hat. Das nicht mehr
nur mit Wasser, sondern nun auch mit
hochprozentigem Alkohol versetzte, in ei-
nem simplen Verfahren gebrannte Ge-
tränk aus zweierlei Wermutkräutern,
Anis, Fenchel, Zitronenmelisse und Ysop
galt damals als Heilelixier. Der wie Hen-
riette Henriod im Val de Travers ansässi-
ge Strickmaschinenhersteller Daniel-Hen-
ri Dubied erkannte das Potential des Mit-
tels, das angeblich gegen Wurmbefall,
Gelbsucht, Verdauungsstörungen, Koli-
ken, Sehschwäche und Haarausfall half.
Er kaufte der Frau das Rezept ab und zog
mit seinen Söhnen und dem Schwieger-
sohn Henri-Louis Pernod eine kleine
Brennerei hoch.
Der Verkauf lief so gut, dass Pernod
1805 eine eigene industrielle Produktion
in Pontarlier im nahen Frankreich aufbau-
te. Für die Bedienung des französischen
Marktes vermied er so die Zölle, die
Frankreich auf Alkoholimporte erhob.
Aus der Absinthdestillerie „Maison Per-
nod Fils“ wurde später der berühmte Pas-
tis-Produzent.
Auch auf Schweizer Seite brummte das
Geschäft. Daher begannen im Verlauf des
19. Jahrhunderts immer mehr Einwohner
im Val de Travers damit, Absinth zu bren-
nen, wobei jeder sein eigenes Rezept ent-
wickelte. Manche Produzenten mischten
bis zu fünfzehn verschiedene Kräuter in
ihren Trank, der bald zu einem Kultge-
tränk avancierte. Anfangs war die „grüne
Fee“, wie der Absinth wegen der manch-
mal kräutergrünen Farbe genannt wurde,
sehr bitter. Doch dafür fand sich eine Lö-
sung, und sie mündete in ein Ritual, das
bald auch in jedem Pariser Café zelebriert
wurde: Aus dem Wasserhahn eines Glas-
behälters tröpfelt kaltes Wasser auf einen
speziell gelochten Löffel mit einem Zu-
ckerstück obendrauf und von dort in das
mit Absinth gefülltem Glas. Nur wenn
sich das Wasser langsam mit dem
Schnaps vermengt, lösen sich die ätheri-
schen Öle der Kräuter; nur so entfalte er
seinen vollen Geschmack, sagen Kenner.
Und nur so lassen sich die Nuancen der
verschiedenen Arten erfassen, die vor al-
lem vom Mischungsverhältnis und der
Qualität der Kräuter und Gewürze sowie
der Güte des Alkohols abhängen.
Früher war es weniger der Geschmack,
der die Begierde nach der grünen Fee er-
klärte, als der Preis. Absinth war billiger
als Wein und Bier. Besonders beliebt war
der hochprozentige Stoff bei Frauen,
auch bei Damen der besseren Gesell-
schaft, und unter Künstlern: Die Boheme
hatte kein Geld. Vincent van Gogh hat
sich angeblich im Absinth-Wahn ein
Menschen und Wirtschaft FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Stück des linken Ohrs abgeschnitten; viel-
Sinnvoll
leicht war der Übeltäter aber auch Paul
Gauguin. Henri Toulouse-Lautrec, der
grünen Fee ebenfalls zugeneigt, porträ-
tierte van Gogh in einem Café – mit ei-
nem Glas Absinth. Édouard Manet wie-
derum hat mit seinem Gemälde „Der Ab-
sinthtrinker“ den Alkoholmissbrauch
künstlerisch verarbeitet.
Der Siegeszug des Absinths weckte Wi-
derstände. Winzer wetterten gegen das
Modegetränk. Der Kirche war der Sitten-
verderb ein Dorn im Auge. Mediziner ent-
Wegen eines Missverständnisses deckten Schadstoffe. Als besonders ge-
fährlich galt das Thujon. Dieses Nerven-
war Absinth in der Schweiz sehr lange unter Strafe verboten. gift findet sich im ätherischen Öl des Wer-
muts und kann Verwirrungszustände und
Doch in einem kleinen Tal brannten die Leute den Schnaps heimlich. epileptische Krämpfe auslösen. Mit die-
Ihr Widerstand kommt ihnen nun zugute. ser Erkenntnis dachte man lange den
Schlüssel zu den Schwindelanfällen und
Wahnvorstellungen in der Hand zu hal-
Von Johannes Ritter ten, die Absinth-Trinker seinerzeit zeig-
ten. Heute weiß man es besser: Der Thu-
jongehalt war viel zu gering, um die ihm
unterstellte Wirkung zu entfalten. Viel-
mehr lag es an minderwertigem Industrie-
alkohol und den darin enthaltenen Fusel-
ölen, dass sich der „Absinthismus“ ver-
breitete – und an den übergroßen Men-
gen, die damals konsumiert wurden. Jean
Lanfray, der Mörder seiner Familie, trank
bis zu fünf Liter Wein am Tag.
Doch in den Jahren nach der Bluttat
verboten die meisten europäischen Län-
der, die Vereinigten Staaten und Brasilien
die Produktion und den Verkauf von Ab-
sinth. In Frankreich stellte Pernod seine
Produktion um und brannte Anis-Schnäp-
se ohne Thujon. Dafür bürgerte sich der
Name „Pastis“ ein – eine Verballhornung
von „pastiche“, französisch für „Nachah-
mung“.
Auf der Schweizer Seite im Val de Tra-
vers indes wollte man nicht ablassen von
der grünen Fee. In dem abgelegenen Tal
ernährte ihr Verkauf viele Familien. Etli-
che Brenner machten im Untergrund wei-
ter. Sie genossen in der Bevölkerung eine
Art Robin-Hood-Status – und wurden
doch zuweilen von missgünstigen Nach-
barn verpfiffen. Zu einer gewissen Be-
rühmtheit brachte es Berthe Zurbuchen,
deren Geschichte im Absinth-Museum in
Môtiers beschrieben ist. Das Museum ist
in der ehemaligen Präfektur unterge-
bracht, wo auch das Gericht tagte; im An-
bau kann man noch heute die ehemaligen
Gefängniszellen erkennen. Der Schwarz-
brennerin Zurbuchen wurde in den sechzi-
ger Jahren der Prozess gemacht. Nach
dem Urteilsspruch fragte sie den Richter,
ob sie die Strafe sofort zahlen solle oder
erst wenn er das nächste Mal vorbeikom-
me, um sich seine wöchentliche Flasche
Absinth zu holen.
Erst nach fast ei-
nem Jahrhundert der
Prohibition, der
Heimlichtuereien und
Denunziationen war in der
Schweiz die Zeit reif dafür, aus dem mitt-
lerweile aufgeklärten medizinischen Wis-
sen die logische Konsequenz zu ziehen:
die Aufhebung des Verbots. Auf dem Weg
dahin kam es zu einer kuriosen Anekdo-
te, die mit einem bekannten Namen ver-
bunden ist: François Mitterrand. Der fran-
zösische Präsident hielt sich im Frühling
1983 zum Staatsbesuch in der Schweiz
auf. Unter anderem war er zum Essen im
Hôtel du Peyrou in Neuchâtel geladen, wo
ihm der Koch zum Nachtisch ein „Soufflé
glacé de la fée“ servierte. Das Bankett hat-
te ein juristisches Nachspiel. Als der Koch
beteuerte, er habe für das Dessert Pastis
verwendet und nicht den verbotenen Ab-
sinth, verurteilte ihn das Gericht noch we-
gen Falschdeklaration und Betrug. Erst in
zweiter Instanz wurde das Urteil aufgeho-
ben und der Koch freigesprochen.
Fünf Jahre später ließ der französische
Premierminister Michel Rocard 1988, fast
als erste Amtshandlung, die Produktion
von Absinth in Frankreich wieder zu, al-
lerdings nur unter der Bezeichnung „Li-
queur aux plantes d’absinthe“. Der Name
„Absinth“ selbst darf in Frankreich erst
seit 2011 wieder gebraucht werden. In der
Schweiz fiel das Verbot im März 2005.
Der Schnaps ist seit-
her anderen Spiri-
tuosen gleichge-
stellt und wird
ebenso besteuert
und kontrolliert
wie andere Alko-
holika. Manchen
Brennern im Val
de Travers geht schon
diese behördliche Kontrol-
le so gegen den
Strich, dass sie auch
weiterhin im Verbor-
genen tätig sind.
Die grüne Fee, von Offiziell haben
einem französischen sich seit der Freigabe
Werbeplakat (1900) rund dreißig Brennereien
im Val de Travers etabliert.
Foto Interfoto
Es sind kleine Familienbe-
triebe, deren Inhaber heu-
te stolz von ihrem verbo-
tenen Tun zu Zeiten der
Prohibition berichten.
So wie Françoise Bo-
vet. Deren Vater Wil-
ly Bovet fing 1970
mit dem Schwarz-
brennen an. Er
war Uhrma-
cher bei Piaget und riskierte, falls er auf-
flog, seine Stellung. Er brannte nachts, in
der Küche, und nur wenn der Wind rich-
tig stand. „Man musste sehr vorsichtig
sein. Wir durften das Wort Absinth nie in
den Mund nehmen“, erzählt die Tochter,
die seit dem Tod Willy Bovets die Destille-
rie Bovet La Valote in Môtiers weiter-
führt und von den Erträgen nur knapp le-
ben kann. „Ich brauche nicht viel“, sagt
sie und lacht.
Wer früher bei Bovet eine Flasche Ab-
sinth reservieren wollte, bat um einen
„Lapin“ (Kaninchen) oder ein „Poulet“
(Huhn). Dahinter verbargen sich zwei ver-
schiedene Sorten Absinth. Heute brennt
Françoise Bovet ganz legal in ihren blan-
ken Kupferkesseln den „Alambics“, vier
Arten von Absinth, darunter den „Septan-
te 7“, der mit einem Alkoholgehalt von 77
Prozent zu den stärksten der Schweiz
zählt. Sie ist stolz darauf, dass die verwen-
deten Kräuter allesamt aus dem Val de
Travers stammen und per Hand geerntet
werden. In ihrer Scheune hängt sie Fran-
çoise Bovet drei Monate zum Trocknen
auf. Anschließend schneidet sie die Kräu-
ter sehr fein, mischt sie und weicht sie zu-
sammen mit Gewürzen ein.
Einen Ort weiter, in Fleurier, hat
Pierre-André Matthey einen kleinen La-
den. Durch einen Flur gelangt man in die
schmale Küche, in der die Brennkessel ste-
hen. Matthey hat den kleinen Betrieb
2016 von Daniel Guilloud übernommen,
der die grüne Fee viele Jahre im Verborge-
nen herstellte. Zur Illustration zeigt Mat-
Bei Françoise Bovet sind die Brennkessel
aufwendiger gefertigt.
they schmunzelnd ein altes Video. Die
verwackelten Aufnahmen zeigen Guil-
loud, wie er aus einem alten Kessel, auf ei-
nem Brett auf der häuslichen Badewanne
aufgebockt, den frischen Absinth zapft.
Im Hauptberuf führte der Schwarzbren-
ner ein TV-Elektronik-Geschäft. Dort ver-
kaufte er auch seine illegale Ware. Der
Kunde musste nur nach einer „Cassette
X“ fragen. Einmal flog Guilloud trotz al-
ler Vorsicht auf, verpetzt von einem
Freund, musste 1000 Franken Strafe zah-
len und den Alambic abgeben.
Inzwischen hat Guilloud seinen Nach-
folger Matthey, dem sein Job als Buchhal-
ter zu langweilig geworden war, in die
Brennkunst eingeführt und ihm sein gut
gehütetes altes Familienrezept anver-
traut. Wie sein Mentor macht der junge
Mann alles von Hand und verwendet nur
natürliche Zutaten. „Das hier ist eine Her-
zensangelegenheit. Der Absinth ist Teil
unserer lokalen Identität“, sagt Matthey
und zeigt strahlend auf die Phalanx frisch
abgefüllter Flaschen, die einen grünen
Wichtelmann auf dem Etikett tragen und
in geradezu preußischer Ordnung auf
dem Küchentisch stehen.
Matthey hat eine Spezialität im Ange-
bot: einen Absinth, der mit Schweizer
Hanf aromatisiert ist. Geschickt dockt er
damit am Reiz des ehedem Verbotenen
an. Es gibt sogar Bestellungen aus dem
Ausland. Nur wenige Brenner im Tal ver-
kaufen ihren Absinth über die Schweizer
Landesgrenzen hinaus.
Ein weiterer von ihnen ist Claude-
Alain Bugnon. Der bullige Mann mit Voll-
bart, der früher in der Ölindustrie im Wal-
lis tätig war, zieht seinen schwarzen
Schlapphut auf den Kopf, bevor er sich
vor seinen Brennkesseln fotografieren
lässt. Im Gespräch in seinem Laden „Arte-
misia“ an der Hauptstraße von Couvet
zieht er vom Leder gegen alle, die ihm
und seinen Kollegen aus dem Val de Tra-
vers den Nischenmarkt kaputtzumachen
drohen. Er zeigt das Foto eines Absinths
mit 90 Prozent Alkohol. „Das ist doch
kein Absinth“, zürnt er über den Billig-
schnaps aus Ungarn. „Wer einen derarti-
gen Fusel probiert hat, rührt Absinth spä-
ter nicht mehr an.“
In der Tat haben die Schweizer Bren-
ner, die oft fünfzig Franken und mehr für
eine Flasche verlangen, damit zu kämp-
fen, dass der Name „Absinth“ nicht ge-
schützt ist. Daher schufen sie das Gütesie-
gel „Absinthe du Val de Travers“. Wer es
nutzen will, muss nachweisen, dass die
verwendeten Kräuter in der Region ange-
baut wurden. Auch Alain Rey bezieht die
Pflanzen, die er für die Herstellung seiner
„Fée Vallone“ benötigt, aus dem Val de
Travers. Der gelernte Schmied mit dem
markanten Schnauzbart ist stolz darauf,
dass er sogar die kupfernen Brennappara-
te eigenhändig fabriziert hat. Sie stehen
in einer früheren Autowerkstatt in Fleu-
rier. Nach alter Väter Sitte erzeugt Rey
den für die Destillation notwendigen
Dampf mit direktem Feuer. Dies hebe das
Aroma der einzelnen Pflanzen besser her-
vor, sagt er und gräbt mit den Händen ge-
nießerisch in einem Sack voll getrockne-
ter Kräuter. Für den 56 Jahre alten Vater
von drei Kindern ist die Absinth-Produkti-
on nur ein Nebenerwerb, mit dem er
kaum etwas verdient.
Jean Lanfray wurde für den Mord an
seiner Familie zu dreißig Jahren Haft ver-
urteilt. Weil er nicht bei Sinnen war, als er
die Tat verübte, kam die Todesstrafe nicht
in Frage. Drei Tage nach dem Urteil er-
hängte sich Lanfray in seiner Zelle.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Wirtschaft F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 17

Medizinischer Nutzen teurer

Zahnspangen bleibt umstritten
Unklare Datenlage, hohe Kosten für Kassen und Patienten
ami. BERLIN, 3. Januar. Der medizini-
sche Nutzen von Zahnspangen ist spätes-
tens seit dem vergangenen Frühjahr um-
stritten. Damals hatte der Bundesrech-
nungshof beklagt, dass der Nutzen kiefer-
orthopädischer Behandlungen nur unzu-
reichend erforscht sei. Daran schloss sich
die Frage an, ob die Erstattung durch die
Kassen noch gerechtfertigt sei.
Ein vor diesem Hintergrund angefertig-
tes Gutachten für die Bundesregierung
kommt zwar zu keiner klaren Beurtei-
lung. Doch will das zuständige Gesund-
heitsministerium den Verdacht nicht auf-
kommen lassen, die Kassen zögen sich
nun aus der Behandlung von vorstehen-
den Kiefern oder schiefen Zähnen zu-
rück: „Das Gesundheitsministerium zwei-
felt nicht an der Notwendigkeit kieferor-
thopädischer Leistungen“, teilte es am
Donnerstag mit.
Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung aus dem
Gutachten und einem Schreiben des Minis-
teriums an den Kassenverband zitiert.
Demnach sollten die Kassen nun den Nut-
Bange Blicke auf die Monitore: Mit der Mond-Expedition meldet China seine Ansprüche als Weltraummacht an. Foto dpa zen der Behandlung bewerten lassen, so
wie das etwa auch für Arzneimittel der
Fall ist. Bei der Kiefertherapie geht es um
viel Geld. Laut dem vom Ministerium ver-
breiteten Gutachten gaben die Kassen
2016 für knapp 7,9 Millionen Behand-
lungsfälle den Rekordbetrag von 1,1 Milli-
arden Euro aus – ein Zwölftel der gesam-
ten Ausgaben für Zahnmedizin. Bei der
Therapie kommen auf die Patienten –
meist deren Eltern – oft weitere hohe Zu-
satzkosten zu. Ob die medizinische Ergeb-
nisse den Aufwand rechtfertigen, bleibt
auch nach dem Vorliegen des Iges-Insti-
tut-Gutachtens unklar. Dessen Autoren
beklagen, dass die Datengrundlage nicht
ausreiche, um die Frage nach dem Nutzen
abschließend zu bewerten. Dass Zahn-
spangen Karies, Parodontitis oder Zahn-
verlust verringerten, könne nicht belegt
werden, sei aber auch nicht ausgeschlos-
sen. Allerdings verbessere sich die Lebens-
qualität der Patienten durch die Behand-
lung. Das Ministerium ließ verlauten, man
werde „mit den beteiligten Organisatio-
nen den weiteren Forschungsbedarf und
Handlungsempfehlungen erörtern“.

Der Esa-Chef lobt die chinesische Mondlandung
China landet als erstes Land Europa: „Eine tolle technologische Leis-
tung ist das. Natürlich habe ich meinen
auf der Mond-Rückseite. chinesischen Kollegen gleich eine E-Mail
Der Chef der europäischen geschickt und gratuliert“, sagte Jan Wör-
ner, Generaldirektor der Europäischen
Weltraumbehörde begrüßt
Weltraumorganisation (Esa) gegenüber
das Projekt – es kostet mehre- der F.A.Z. Technisch hätte Europa das
re hundert Millionen Euro. auch gekonnt. „Die Esa kann aber immer
nur das machen, wofür die Esa-Länder
ihr Geld geben. Für eine richtige Mond-
guth. FRANKFURT, 3. Januar. Als Neil
Armstrong 1969 erstmals auf dem Mond landung haben wir noch kein Geld be-
kommen.“
spazierte, war seine Mondlandefähre
Eagle kurz zuvor auf der erdzugewandten Auch China lässt sich die Landung eini-
ges kosten. Wörner sagt: „Die kostet
Seite gelandet. Auch die späteren Mond-
schon mehrere hundert Millionen Euro.“
raketen der Russen und Chinesen lande-
Allerdings sei das chinesische Programm
ten alle auf der Vorderseite des Mondes.
sicher etwas günstiger als das europäi-
Am frühen Donnerstagmorgen hat China
sche und das amerikanische. Die OECD
nun als erstes Land der Welt eine Raum- schätzt, dass das chinesische Raumfahrt-
sonde auf die Rückseite des Mondes ge-
budget 2013 etwa 10 Milliarden Dollar be-
bracht. Weil die Funkwellen dort viel trug. Allerdings umfasst die Zahl auch pri-
schwieriger hinkommen, war dort bisher
vate Investitionen. Das amerikanische
noch keine Raumsonde gelandet. Den Budget wurde mit 40 Milliarden Dollar
Chinesen ist das jetzt mit Hilfe eines
angegeben. Wörner hält die Beträge für
Übertragungssatelliten gelungen, den sie zu hoch gegriffen. Die Nasa habe ein Bud-
schon im Mai angebracht hatten. get von 20 Milliarden Dollar. Zum chinesi-
Die chinesischen Staatsmedien feiern schen Budget möchte er keine Schätzung
die Landung. Der leitende Designer der angeben, weil sich die chinesischen Beträ-
Mondmission, Wu Weiren, sagte gegen- ge auf verschiedene Organisationen ver-
über China Central Television, China sei teilten. Nur geringer als das Budget der
auf dem Weg, eine starke Raumfahrtnati- Esa sei es. Das liegt laut Esa bei 5,6 Milli-
on zu werden. Das sei ein Meilenstein auf arden Euro. Nehme man die nationalen
dem Weg dorthin. Lob kommt auch aus Raumfahrtprogramme in Europa dazu,
Handelskammer: Britische Wirtschaft in „Schockstarre“
Brexit-Unsicherheit lässt Unternehmen mit Investitionen zögern / Unternehmen legen Vorräte an
LONDON, 3. Januar (Reuters). Zwölf nierenden Dienstleistungssektor laut
Wochen vor dem anstehenden EU-Aus- BCC Ende 2018 so langsam gewachsen
tritt Großbritanniens schlägt die Unsi- wie seit zwei Jahren nicht mehr.
cherheit über die künftigen Handelsbe- Dazu passt, dass die Notenbank in Lon-
ziehungen zur Europäischen Union zuse- don für das vierte Quartal 2018 eine Ab-
hends auf die Konjunktur durch. „Die schwächung des Wirtschaftswachstums
Wirtschaft des Vereinigten Königreichs auf 0,2 Prozent erwartet. Im Sommer
ist in einer Schockstarre“, sagte der Chef war noch ein Plus von 0,6 Prozent heraus-
der britischen Handelskammern (BCC), gesprungen. In zwei Wochen sollen die
Adam Marshall, am Donnerstag. Da die britischen Abgeordneten über die Pläne
Unternehmen vor dem näher rückenden von Premierministerin Theresa May zum
Brexit noch immer keine Klarheit über EU-Austritt abstimmen, der am 29. März
den künftigen Status der Handelsbezie- über die Bühne gehen soll. Der Ausgang
hungen mit der EU hätten, scheuten sie des Votums ist völlig ungewiss. Die briti-
vor wichtigen Investitions- und Zukunfts- sche Notenbank rechnet bei einem Bre-
entscheidungen zurück. Zugleich ist der xit ohne Abkommen mit einer schweren
Umsatz in dem in Großbritannien domi- Rezession.
komme man auf 10 Milliarden Euro, sagt
Wörner. Je Einwohner investiere Europa
etwa 20 Euro. In Amerika liege der Be-
trag bei etwa 65 Dollar, also fast 60 Euro.
Dennoch findet Wörner: „Raumfahrt
lohnt sich.“ Jeder Euro, der in die Raum-
fahrt und die Esa investiert werde, spiele
6 Euro ein – durch Innovationen, neue
Unternehmen und Wirtschaftswachstum.
Die Nasa spreche sogar von 7 Euro je in-
vestierten Euro. Auf ihrer Website listet
sie einige Innovationen auf, „die wir ohne
die Raumfahrt nicht hätten“. Dazu zähl-
ten Handykameras, LEDs, computerto-
mographische Scanner, kabellose Kopfhö-
rer, die Computermaus oder Laptops.
Auch Staubsauger, Thermometer, die
Wärmedämmung von Häusern oder Bril-
lengläser, die weniger schnell zerkratzen,
seien von Nasa-Forschern mitentwickelt
worden. Wörner ergänzt: „Der Klimawan-
del wurde auf der Venus entdeckt. Der
Rauchmelder in den Häusern kommt aus
der Raumfahrt.“ Zudem wird sich, glaubt
man Wörner, durch die Raumfahrt eine
weitere Branche entwickeln: Der Welt-
raumtourismus: „Das ist nur noch eine
Frage des Zeitpunktes.“
Beim chinesischen Raumfahrtpro-
gramm gehe es sicher auch um technolo-
gische und wissenschaftliche Innovatio-
nen, meint Wörner. Noch wichtiger aber
sei das Signal an das eigene Volk: „Die
Laut einer Umfrage beginnen mehr
und mehr Unternehmen unterdessen,
Vorräte anzulegen. Die britische Indus-
trie füllt vor dem nahenden EU-Austritt
ihre Lager auf. Dadurch stieg der Ein-
kaufsmanagerindex im Dezember um
0,6 auf 54,2 Punkte und erreichte damit
den besten Wert seit einem halben Jahr,
wie das Institut IHS Markit am Mittwoch
zu seiner monatlichen Unternehmensum-
frage mitteilte. Keiner der von Reuters
befragten Ökonomen hatte mit einem so
kräftigen Anstieg gerechnet. Bereits bei
über 50 Punkten signalisiert das Barome-
ter ein Wachstum.
Experten rechnen aber mit einem bal-
digen Ende des Höhenflugs. „Der An-
Raumfahrt zeigt, welche Leistungsfähig-
keit China hat.“ Ein neues Wettrüsten
wie einst im Kalten Krieg befürchtet er
aber nicht. Es gehe den Chinesen nicht
darum, besser zu sein als andere.
Stattdessen helfe die neue chinesische
Stärke auch den anderen Nationen: „Die
Zusammenarbeit funktioniert besser,
wenn starke Organisationen zusammen-
arbeiten.“ Zweimal im Jahr treffe er sich
mit den Chefs der Weltraumagenturen
der Amerikaner, der Japaner, der Kana-
dier, der Russen und der Chinesen. Da dis-
kutiere man über gemeinsame Aktivitä-
ten. So plane man gemeinsam mit den an-
deren Organisationen weitere Expeditio-
nen zum Mond. Die Amerikaner würden
sich auch wieder auf den Mond konzen-
trieren. Die Esa habe deshalb gemeinsa-
me Mondpläne ins Gespräch gebracht.
Das sei auf fruchtbaren Boden gestoßen.
Mehr als 80 private und staatliche Organi-
sationen würden sich daran beteiligen.
Dass die chinesische Mondlandung die
Beziehungen zwischen Trump und Xi ne-
gativ beeinflusst, hält er dagegen für aus-
geschlossen: „Das führt nicht zu Konflik-
ten.“ Mit Blick auf die geopolitische Wir-
kung schaut er naturgemäß lieber auf die
positiven Seiten: „Wenn auf der Interna-
tionalen Raumstation Astronauten aus
verschiedenen Ländern zusammenarbei-
ten, ohne Visum und Zoll, dann ist das
ein gutes Symbol für die Welt.“
sturm, vor dem Brexit noch Waren zu
horten, ist jetzt in vollem Gange“, sagte
Ökonom Francesco Arangeli vom Indus-
trieverband EEF. „Die nahe Zukunft ver-
spricht eine holprige Fahrt für britische
Hersteller zu werden.“ Sollten nach dem
EU-Austritt in drei Monaten Grenzkon-
trollen eingeführt werden, wird mit lan-
gen Verkehrsstaus auf beiden Seiten des
Ärmelkanals gerechnet. Dem versuchen
die Unternehmen vorzubeugen, indem
sie Vorräte aufbauen. Der daraus resultie-
rende positive Effekt für die Konjunktur
dürfte nicht von Dauer sein, erwartet
Markit-Experte Rob Dobson. 2019 wer-
de sich das umkehren, wenn die Bestän-
de wieder abgebaut werden seien.
Staat soll Funklöcher stopfen
Die Idee einer staatlichen Baugesellschaft findet Anhänger
bü. DÜSSELDORF, 3. Januar. Der Vor-
stoß der CSU, den Bau von Mobilfunk-
Masten einer staatlichen Infrastrukturge-
sellschaft zu übertragen, findet Zustim-
mung beim Deutschen Städte- und Ge-
meindebund (DStGB). Dessen Präsident
Uwe Brandl glaubt, dass sich dann schnel-
ler Ergebnisse erreichen lassen als im
„freien Spiel der Kräfte“. In staatlicher
Hand ließen sich „Genehmigungszeiten
deutlich reduzieren und damit auch die
Baukosten“, sagte Brandl in Berlin. Aller-
dings machte er auch darauf aufmerksam,
dass neue Mobilfunkanlagen immer häufi-
ger Widerstand in der Bevölkerung auslö-
sen. „Jeder will 5G, keiner will die Funk-
masten vor der eigenen Türe haben.“
Der Digitalverband Bitkom warnte da-
vor, die bevorstehende Versteigerung von
Frequenzen für den neuen Mobilfunkstan-
dard 5G mit immer neuen Erwartungen
zu überfrachten. Aus technischen Grün-
den sei es nicht möglich, mit diesem Spek-
trum große Flächen zu versorgen, sagte
Nick Kriegeskotte, Bereichsleiter für Tele-
kommunikationspolitik.
Die CSU will den Netzausbau dort zu ei-
ner staatlichen Aufgabe machen, wo er
Mehr Patente von Migranten
Jede zehnte Erfindung hat einen Migrationshintergrund
loe. BERLIN, 3. Januar. Da kann der Die-
sel-Skandal noch so hohe Wogen schla-
gen: Der deutsche Erfindergeist genießt in-
ternational nach wie vor einen guten Ruf.
Ob Jeans, Glühbirne oder MP3-Player –
viele Produkte aus dem Alltag stammen
von Erfindern aus Deutschland. Doch die
wachsende Zahl von Migranten schlägt
sich auch in den Patentanmeldungen nie-
der. Fast jedes zehnte aus Deutschland an-
gemeldete Patent stammte im Jahr 2016
von einem Erfinder mit Migrationshinter-
grund, berichtete am Donnerstag das Insti-
tut der deutschen Wirtschaft in Köln. Das
entspreche rund 3000 Patenten. Im Jahr
2005 lag der Anteil noch bei 6 Prozent.
Die meisten der Tüftler stammen der
Studie zufolge aus dem ost- und südosteu-
ropäischen Sprachraum, also etwa aus Po-
len, Tschechien, Ungarn, Serbien oder
Russland. Sie hatten zuletzt fast 1000 Pa-
tente angemeldet. Erfinder aus dem arabi-
schen und türkischen Sprachraum melde-
sich für private Anbieter nicht rechnet. In
abgelegenen ländlichen Regionen erhofft
sich die Partei davon die beschleunigte Be-
seitigung von Funklöchern. In einem Be-
schlusspapier für die CSU-Klausurtagung
in Seeon wird dazu eine „kraftvolle Aus-
bauoffensive“ gefordert. Gleichzeitig will
die Bundesregierung die Mobilfunkbetrei-
ber verpflichten, bereits bestehende Net-
ze für Konkurrenten zu öffnen.
Handykunden, die in einer Region kei-
nen Empfang haben, könnten dann über
fremde Anbieter telefonieren und surfen.
Die SPD-Chefin Andrea Nahles sagte,
Deutschland brauche eine flächendecken-
de Netzabdeckung auch außerhalb der
Ballungsräume und Städte. In den bisher
vorgesehenen Bedingungen für die
5G-Ausschreibung ist das nicht gewähr-
leistet. Die Netzagentur beschränkt sich
auf die Vorgabe, dass in jedem Bundes-
land mindestens 98 Prozent der Haushal-
te bis Ende 2022 Zugang zu einem Mobil-
funknetz mit einer Leistung von wenigs-
tens 100 Megabit je Sekunde haben müs-
sen. Schon das geht den Mobilfunkkonzer-
nen zu weit, weil sie dafür auf Frequen-
zen aus früheren Ausschreibungen zurück-
greifen müssten.
starke Zuwächse beobachteten die Wirt-
schaftsforscher bei Patentanmeldungen
von Erfindern mit indischen Wurzeln:
Zwischen 2005 und 2016 hat sich die Zahl
ihrer Patente fast verdreifacht. Die Paten-
te von Erfindern aus dem chinesischen
Sprachraum verdoppelten sich.
„Die Ergebnisse verdeutlichen, wie
wichtig das beschlossene Fachkräftezu-
wanderungsgesetz für Deutschland ist“,
sagt Studienautor Oliver Koppel. Dass es
keine aktuelleren Zahlen gibt, hängt un-
ter anderem mit der aufwendigen Erhe-
bungsmethode zusammen. Wenn je-
mand beim Deutschen Patent- und Mar-
kenamt ein Patent anmeldet, muss er in
der Regel nur den Namen und Wohnort
angeben, nicht aber, woher er kommt.
Die Wissenschaftler haben für ihre Stu-
die deshalb einen Trick angewandt. Sie
programmierten eine Vornamensdaten-
bank, die mehr als 20 000 Vornamen von
Erfindern insgesamt 24 Sprachräumen

Jahr der Wahrheit für den Hauptstadtflughafen BER

ten rund 560 Erfindungen an. Besonders zuordnete.

Mit 22 Millionen Fluggästen schafft überlasteter Flughafen Tegel im Jahr 2018 weiteren Passagierrekord
BERLIN, 3. Januar (dpa). Im Oktober
2020 sollen endlich Passagiere am Skan-
dalflughafen BER einchecken. Mit dann
neun Jahren Verspätung eröffnet der mil-
liardenschwere Airport am Berliner
Stadtrand – so der aktuelle Zeitplan.
Doch er wird eine Baustelle bleiben.
„Der BER ist ein wachsender Flugha-
fen“, teilte Flughafenchef Engelbert Lüt-
ke Daldrup der Deutschen Presse-Agen-
tur mit. „Bis 2040 schaffen wir schritt-
weise Kapazitäten für 55 Millionen Pas-
sagiere jährlich.“ Die entscheidenden
Schritte zur Eröffnung 2020 aber müs-
sen in diesem Jahr erfolgen.
Noch immer wird im Hauptterminal
gearbeitet, etwa an den Brandmeldeanla-
gen und Kabeln für Notstrom und Sicher-
heitsbeleuchtung. Unangenehme Über-
raschungen seien nicht mehr zu erwar-
ten, hatte Lütke Daldrup zuletzt versi-
chert. Aber sicher sein kann er erst,
wenn im Sommer alle Anlagen im Ver-
bund getestet werden. Im Herbst soll der
Bauaufsicht dann die Fertigstellung an-
gezeigt werden.
Gibt das Amt die Nutzung frei, kann
im kommenden Jahr der sechsmonatige
Probetrieb beginnen. Tausende Freiwilli-
ge werden das Gebäude dann testen –
wie schon einmal 2011 und 2012. Wegen
Baumängeln, Planungsfehlern und Tech-
nikproblemen wurde die Eröffnung aber
immer wieder verschoben. Seit Baube-
ginn 2006 wuchs der Kostenrahmen von
2 Milliarden Euro auf 6,5 Milliarden
Euro.
Der Berliner Flughafen Tegel arbeitet
unterdessen an der Belastungsgrenze.
Er ist zu klein und veraltet, weshalb sich
Passagiere und Gepäck regelmäßig stau-
en. Mit 22 Millionen Fluggästen wurde
im vergangenen Jahr das bisherige Re-
kordjahr 2016 um gut 700 000 übertrof-
fen, wie die Betreiber mitteilten. Der in-
nenstadtnahe Flughafen muss länger
durchhalten, weil die Eröffnung des
künftigen Hauptstadtflughafens BER in
Im Stau zum Flieger: Am Flughafen Tegel sind Wartezeiten Alltag.
Schönefeld von 2011 an auf sich warten
lässt. 2017 waren die Passagierzahlen in
Tegel gesunken, nachdem Air Berlin als
größte dortige Fluggesellschaft Insol-
venz angemeldet hatte. Inzwischen ha-
ben Easyjet, Eurowings, Laudamotion
und andere die Lücke gefüllt.
Der Wachstumstrend der Hauptstadt-
flughäfen sei ungebrochen, sagte Lütke
Daldrup. Er widersprach Vermutungen,
der BER reiche nicht aus. „Am BER star-
Foto dpa
ten wir mit einer Kapazität für 22 bis 27
Millionen Passagiere im Hauptterminal
und weitere 6 Millionen im Terminal 2.“
Damit würden in den Flughafen mehr
Passagiere passen als jahrelang ange-
nommen. Unter dem damaligen Flugha-
fenchef Hartmut Mehdorn hatten die Be-
treiber 2014 die Startkapazität des
Hauptterminals von jährlich 27 Millio-
nen Fluggästen auf 22 Millionen korri-
giert.
Damals war jedoch von einem Sicher-
heitspuffer die Rede. Deshalb wurde der
Bau des T2 für bis zu 200 Millionen Euro
beschlossen, der seit Oktober läuft. Heu-
te sagt Lütke Daldrup: „Wir brauchen es
nicht zwingend, aber es wäre schön, es
zu haben.“ Dass im Hauptterminal nun
doch 27 Millionen Fluggäste möglich
sein sollen, begründete Lütke Daldrup
mit verbesserten Abläufen.
Weitere Gepäckbänder sollen die Ka-
pazität später sogar auf 30 Millionen
Fluggäste steigern. Daneben bleibt der
frühere DDR-Zentralflughafen in Schö-
nefeld mit zuletzt 12,7 Millionen Passa-
gieren noch bis Ende 2025 in Betrieb –
dann soll ein weiteres neues Terminal
fertig sein. Nach Lütke Daldrups Anga-
ben wächst unterdessen das Investoren-
interesse an Flächen am BER. Für den
Standort soll in diesem Jahr auch auf Im-
mobilienmessen geworben werden. Der
Flughafenchef versichert: „Wir werden
schon vor der Inbetriebnahme noch vie-
le Baukräne sehen.“ (Kommentar Seite
22)
Im Tarifstreit um Lehrer
und Kitas steigt Druck
BERLIN, 3. Januar (dpa-AFX). Knapp
drei Wochen vor dem Start der Tarifver-
handlungen für den öffentlichen Dienst
der Bundesländer dringen die Gewerk-
schaften auf grundlegende Verbesserun-
gen. „Wenn der öffentliche Dienst als Ar-
beitgeber auf dem Arbeitsmarkt auch nur
ansatzweise mithalten will, sind kräftige
Einkommenszuwächse im Tarif- und Be-
amtenbereich zwingend“, sagte der Vorsit-
zende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Sil-
berbach. Der Chef der Gewerkschaft Ver-
di, Frank Bsirske, begründete die Gewerk-
schaftsforderung nach sechs Prozent mehr
Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Mo-
nat, mit Sorgen vor nachlassender Kon-
junktur. „Der robuste wirtschaftliche Auf-
schwung wird sich auch 2019 fortsetzen,
wenn auch mit verschärftem Risiko, etwa
wenn man sich den Brexit ansieht oder
den Handelskonflikt mit Amerika“, sagte
er. Die gute Wirtschaftsentwicklung stüt-
ze sich stark auf den Binnenmarkt, auch
dank guter Tariflöhne. „Diese gilt es zu
stärken.“
Von 21. Januar an verhandeln die Ge-
werkschaften und die Tarifgemeinschaft
deutscher Länder (TdL) über das Einkom-
men für rund eine Million Angestellte. Er-
fahrungsgemäß bekommen viele Bürger
die Tarifauseinandersetzung im öffentli-
chen Dienst durch Ausstände zu spüren.
Vor dem jüngsten Abschluss vor zwei Jah-
ren hatten Warnstreiks unter anderem das
Schulleben in weiten Teilen Deutschlands
massiv gestört. Zudem blieben Kitas und
Straßenmeistereien geschlossen.
Inflation in der Türkei
geht leicht zurück
ISTANBUL, 3. Januar (AFP). Die Inflati-
on in der Türkei ist im Dezember leicht
zurückgegangen, bleibt aber mit 20,3 Pro-
zent weiterhin hoch. Gegenüber dem Vor-
monat sank die Teuerungsrate um 0,4 Pro-
zent, wie die türkische Statistikbehörde
Tüik am Donnerstag mitteilte. Schon im
November war die Inflation leicht gesun-
ken, nachdem sie im Oktober mit 25,2
Prozent den höchsten Stand seit 15 Jah-
ren erreicht hatte. Hintergrund war der
drastische Verfall der Lira, der Importe
deutlich verteuerte. Die türkische Wäh-
rung war im August inmitten eines Streits
mit den Vereinigten Staaten stark einge-
brochen und wurde zwischenzeitlich bei
über sieben Lira zum Dollar gehandelt.
Um dem Verfall der Währung und dem
Anstieg der Inflation zu begegnen, hob
die türkische Zentralbank im September
nach monatelanger Untätigkeit den Leit-
zins um 625 Basispunkte auf 24 Prozent
an. Zugleich verkündete die Regierung
eine Reihe von Maßnahmen gegen die
Teuerung. Nachdem sich im Oktober
auch das Verhältnis zu Amerika ent-
spannt hatte, gewann die Währung wie-
der an Wert, so dass Benzin und andere
Importe wieder günstiger wurden. Aller-
dings bleibt die Inflation hoch und er-
reichte im Dezember bei Möbeln und
Haushaltswaren sogar 31,4 Prozent und
bei Getränken und Lebensmitteln 25,1
Prozent. Nach Bekanntgabe der Inflati-
onszahlen notierte die Lira am Donners-
tag bei 5,50 zum Dollar.
SEITE 18 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3
Zankapfel Digitalisierung: In den Arztpraxen gibt es noch Nachholbedarf.
„Wir sind nicht so langsam“
Die Gematik GmbH soll die
Digitalisierung des Gesund-
heitswesens voranbringen
und wurde viel kritisiert. Jetzt
ist sie besorgt über Umbau-
pläne von Minister Spahn.
ami. BERLIN, 3. Januar. Die Digitalisie-
rung im Gesundheitswesen wird immer
wieder als zu langsam kritisiert. Zu um-
ständlich agiere die für die Digitalisie-
rung zuständige „Gesellschaft für Telema-
tikanwendungen der Gesundheitskarte“,
kurz Gematik. Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) hat die jahrelang verzöger-
te Einführung der elektronischen Kassen-
karte oft als Negativbeispiel der Digitali-
sierung beklagt. Bundesgesundheitsminis-
ter Jens Spahn (CDU) hat erst im Dezem-
ber vor der Unionsfraktion seine Unzu-
friedenheit geäußert und für 2019 eine
Reform der Gematik angekündigt.
Alexander Beyer, dem Geschäftsführer
der 270 Beschäftigten am Berliner Spree-
ufer, behagt das nicht. Zwar ist unklar,
wie weit Spahns Umbaupläne reichen,
doch verfolgt Beyer Gedankenspiele über
eine Umfirmierung der Gesellschaft mit
beschränkter Haftung in ein Bundesinsti-
Ohne Grundsteuer droht Gemeinden der Finanzkollaps
Städtebund mahnt überfällige Reform an / CSU will Vorschlag des Bundesfinanzministers ablehnen
hw. BERLIN, 3. Januar. Die Kommunen
haben angesichts des Streits über die ver-
fassungsrechtlich zwingende Reform der
Grundsteuer gewarnt, dass ohne deren
Aufkommen in Höhe von 14 Milliarden
Euro „die meisten Städte und Gemein-
den nicht mehr handlungsfähig“ seien.
Der Hauptgeschäftsführer des Deut-
schen Städte- und Gemeindebunds,
Gerd Landsberg, mahnte in Berlin zur
Eile, zumal unklar sei, ob die Bundesre-
gierung in dieser Form das Jahr durch re-
giere.
Er bevorzuge keines der derzeit disku-
tierten Modelle, sagte der Präsident des
Verbunds, Uwe Brandl – Hauptsache, es
komme irgendeines. Er wies allerdings
Vorschläge zurück, die Grundsteuer kom-
plett abzuschaffen und durch eine Beteili-
gung an den Einnahmen aus der Umsatz-
steuer zu kompensieren. Damit lege man
„die Axt ans kommunale Selbstverwal-
tungsrecht“, sagte Brandl, und mache
sich abhängig von nicht selbstverwalte-
ten Quellen.
Qatar führt
„Sündensteuer“ ein
DOHA, 3. Januar (sid). Knapp 90 Euro
für eine Palette Bier: Die WM 2022 in Qa-
tar kann für Fußballfans zum teuren Ver-
gnügen werden. Der Wüstenstaat hat
zum 1. Januar 2019 eine sogenannte
„Sündensteuer“ eingeführt, Alkohol ist
dadurch ein besonders kostspieliges Ver-
gnügen im WM-Gastgeberland. Vor weni-
gen Wochen hatte Qatar in seiner jährli-
chen Haushaltserklärung angekündigt,
eine Abgabe auf „gesundheitsschädliche
Güter“ einzuführen. Die Qatar Distributi-
on Company, das einzige Alkohol vertrei-
bende Unternehmen des Landes, veröf-
fentlichte eine 30-seitige Liste mit neuen
Preisen für Bier, Wein und Spirituosen.
Ein Regierungssprecher bestätigte die
Preiserhöhungen auf Nachfrage der Nach-
richtenagentur AFP. Eine Flasche Gin
kostet nun rund 80 Euro, eine Palette
Bier (24
0,33 Liter) gut 90. Zudem sind
auch Energy Drinks, Zigaretten und Pro-
dukte mit Schweinefleisch von der neuen
„Sündensteuer“ betroffen. In Qatar wird
Alkohol in lizenzierten Bars, Clubs und
Hotels ausgeschenkt, grundsätzlich ist Al-
koholkonsum in der Öffentlichkeit je-
doch strikt verboten und wird rund um
die WM in vier Jahren ein heikles Thema
werden. Die Turnierveranstalter verkün-
deten bereits, dass zum Turnier Alkohol
für die Fans in ausgewählten Fanzonen
zur Verfügung stehen wird, aus Respekt
vor den Traditionen des Landes jedoch
nicht in öffentlichen Bereichen.
tut mit Sorge. „Ich halte die Gründung ei-
nes Bundesinstitutes für keine gute Idee“,
sagt er im Gespräch mit der F.A.Z. So ein
Umbauprozess brauche Zeit. Man laufe
damit Gefahr, Personal und Knowhow zu
verlieren – was die Digitalisierung im Ge-
sundheitswesen eher verlangsamen wer-
de. „Wir haben hier hochbegabte und
hochbegehrte IT-Fachleute, aber die wür-
den keine länger dauernde Umbauphase
akzeptieren.“ Wenn sie deshalb gingen,
könnte er das verstehen. Beyers Fazit:
„Das kann nicht funktionieren.“
Auch den zweiten großen Hebel der Po-
litik, Veränderungen im Gesellschafter-
kreis, ließe Beyer lieber unangetastet. „Es
war in der Vergangenheit immer gut, auf
einen breiten Konsens aller Beteiligten
bauen zu können“, sagt er und rät dazu,
es „deshalb auch so zu belassen“. Die Ge-
matik hat sieben Gesellschafter, ihr Ein-
fluss ist unterschiedlich groß. Die Kran-
kenkassen, die das Budget von rund 40
Millionen Euro im Jahr finanzieren, ha-
ben die Hälfte der Stimmen, die Kassen-
ärzte 15 Prozent. Die restlichen 35 Pro-
zent teilen sich Kliniken, Apotheker, Bun-
desärzte- und Zahnärztekammer sowie
Kassenzahnärzte. Die Struktur macht
Entscheidungen, für die eine Mehrheit
von zwei Dritteln nötig ist, blockadenan-
fällig. Berichte darüber gibt es zuhauf.
Für die Reform der völlig veralteten
Grundsteuer hatte das Bundesverfas-
sungsgericht im vergangenen Jahr eine
Frist bis Ende 2019 gesetzt – wobei die
Richter noch einmal bis 2024 Zeit für die
Umsetzung des Mammutprojekts gaben.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD)
hat Reformvorschläge vorgelegt. Dem-
nach würde die Steuer künftig fünf Grö-
ßen einbeziehen: Nettokaltmiete, Wohn-
fläche, Grundstücksfläche, Baujahr und
Bodenrichtwert. Bundesländer und Fach-
leute äußerten Kritik: Die Pläne seien zu
aufwendig, hieß es.
Am Donnerstag stellte sich nun auch
die CSU gegen die Pläne des Bundesfi-
nanzministers. Sie will sich für ein wert-
unabhängiges „Einfach-Grundsteuermo-
dell“ aussprechen. Es soll auf möglichst
wenigen Kriterien beruhen, nämlich
Grundstücksgröße und Wohn- oder Nutz-
fläche. Das geht aus einer Beschlussvorla-
ge „für bezahlbaren und nachhaltigen
Wohnraum“ für die Klausurtagung der
CSU-Landesgruppe im Kloster Seeon
Kurze Meldungen
Privatbeschäftigung steigt
In den Vereinigten Staaten wurden im De-
zember in der Privatwirtschaft deutlich
mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwar-
tet. Im Privatsektor seien 271 000 neue
Stellen hinzugekommen, teilte der Ar-
beitsmarktdienstleister ADP am Donners-
tag mit. Analysten hatten mit 180 000
neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Aller-
dings fiel der Beschäftigungsaufbau im
Vormonat etwas schwächer als ursprüng-
lich gedacht aus. Im November wuchs die
Beschäftigung laut revidierten Daten um
157 000. Ursprünglich hatte ADP einen
Zuwachs von 179 000 Stellen gemeldet.
Die amerikanische Regierung veröffent-
licht ihren monatlichen Arbeitsmarktbe-
richt an diesem Freitag. dpa-AFX
Autoforum im Freistaat
Der designierte CSU-Vorsitzende Mar-
kus Söder hat vor einer wirtschaftlichen
Schwächung des Landes gewarnt und da-
bei ausdrücklich auf die angeschlagene
Autoindustrie verwiesen. Der bayerische
Ministerpräsident regte am Donnerstag
im Kloster Seeon am Rande der Winter-
klausur der CSU-Landesgruppe die Grün-
dung eines „Autoforums“ an, auf dem
Unternehmerseite und Politik über strate-
gische Ausrichtungen der Branche nach-
denken sollen. Dem Vernehmen nach sol-
len dafür die Bundesländer mit Automo-
bilstandorten vernetzt werden. Dazu sol-
Wirtschaft
„Wenn man weniger Parteien entschei-
den lässt, dann werden die Ergebnisse
auch von weniger Parteien getragen“,
sagt Beyer. Er verteidigt die Gematik
auch gegen Vorwürfe, sie arbeite nicht
schnell genug: „Wir sind nicht so lang-
sam.“ Das sagt er zweimal und: „Gerade
erst haben wir mit der Entscheidung zur
elektronischen Patientenakte bewiesen,
dass wir sehr schnell entscheiden kön-
nen, mit unseren Gesellschaftern.“
Kurz vor Weihnachten haben Beyers
Leute auftragsgemäß ihre Vorgaben für
die digitale Patientenakte vorgelegt. Ab
2021 müssen die Kassen ihren Versicher-
ten die Akten anbieten. Auf Basis der neu-
en Standards können sie nun digitale Ak-
ten entwickeln lassen, die den Versicher-
ten auch bei einem Kassenwechsel erhal-
ten bleiben. Zudem wird garantiert, dass
die Ärzte Arztbriefe, Laborbefunde oder
Röntgenbilder unabhängig von ihrer je-
weiligen Praxissoftware herunter- und
hochladen können.
Voraussetzung für den sicheren Daten-
austausch ist deren Transport. Dazu müs-
sen alle Praxen, Kliniken und perspekti-
visch Apotheken mit speziellen Verbin-
dungen zum Internet ausgestattet sein.
Knapp 50 000 Praxen waren zum Jahres-
ende am Netz, die restlichen zwei Drittel
sollen bis zur Jahresmitte folgen. „Wenn
hervor. Diese Größen seien „nicht streit-
anfällig“ und würden zudem „eine Steuer-
erhöhung durch die Hintertür“ vermei-
den. Die SPD widersprach prompt: Als
„fadenscheinig“ bezeichnete sie die Kri-
tik der CSU. Deren Modell „hätte zur Fol-
ge, dass ein Luxusappartement am Berli-
ner Gendarmenmarkt künftig genauso
niedrig besteuert würde, wie eine gleich
große Doppelhaushälfte in Berlin-Mar-
zahn“, teilte die SPD-Bundestagsfrakti-
on mit.
Landsberg forderte die Bundesregie-
rung des Weiteren auf, die Anbindung
der Kleinstädte durch schnelle Bahntras-
sen und schnelles Internet zu verbessern.
Viele Menschen würden lieber außer-
halb der Ballungszentren wohnen, scheu-
ten davor aber zurück, weil der Bus „zwei-
mal am Tag fährt“. Der Städte- und Ge-
meindebund sorge sich darum, dass die
Menschen auf dem Land sich abgehängt
fühlen könnten. Bahnstrecken ließen
sich auch per Gesetz festlegen, schlug
Landsberg vor, was den bürokratischen
len demnächst auch Gespräche mit den
Parteispitzen der Koalition geführt wer-
den. In Bayern sind wichtige Unterneh-
men der Branche angesiedelt. dpa
Haushaltsüberschuss in Prag
Tschechien hat das abgelaufene Jahr
2018 überraschend mit einem Haushalts-
überschuss beendet. Dieser habe sich auf
umgerechnet knapp 113 Millionen Euro
belaufen, teilte Finanzministerin Alena
Schillerova am Donnerstag mit. Ur-
sprünglich war ein Defizit von rund zwei
Milliarden Euro geplant. Die Steuerein-
nahmen seien höher, die Zinszahlungen
für die Staatsschulden indes niedriger
ausgefallen als erwartet, hieß es. Fachleu-
te sehen hinter dem Ergebnis vor allem
die gut laufende Konjunktur. Laut den
jüngsten Zahlen von Eurostat hatte
Tschechien zum Oktober mit 2,2 Prozent
die niedrigste Arbeitslosenquote in der
gesamten EU. Das Land gilt auch als ver-
längerte Werkbank Deutschlands, weil
viele Firmen in dem Nachbarland Pro-
duktionsstandorte haben. Von Juni an re-
giert in Prag eine Koalition aus der libe-
ral-populistischen Partei ANO von Minis-
terpräsident Andrej Babis und der sozial-
demokratischen CSSD. Der Vorsitzende
der konservativen Oppositionspartei
TOP09, Jiri Pospisil, kritisierte indes,
dass notwendige Investitionen und Struk-
turreformen versäumt würden. dpa
Foto Picture Alliance
alle mitmachen, ist das ein realistisches
Ziel“, sagt Beyer. Vertreter von Ärzten
und Kassen sind weniger optimistisch, sie
halten eher das Jahresende für realis-
tisch. Beyers Optimismus wird allerdings
dadurch gestützt, dass die Gematik un-
längst einen vierten Konnektor-Anbieter
zugelassen hat. Bis zur Jahresmitte gab es
mit der Compu-Group Medical nur ei-
nen. Die Bedeutung sicherer Telematik-
verbindungen für die Digitalisierung im
Gesundheitswesen könne kaum hoch ge-
nug eingeschätzt werden. Zum Vergleich
verweist Beyer auf das Smartphone:
„Wenn heute jeder Apps nutzen will und
kann, dann geht das ja auch nur, weil vor-
her das Smartphone erfunden wurde.“
Mit schnell wachsenden sicheren Tele-
matikanbindungen sollen neue Digital-
produkte auf den Markt kommen. Notfall-
daten sollen auf dem Chip des Kassen-
kärtchens gespeichert werden, auch ein
digitales Arzneimittelregister. „Noch in
diesem Jahr werden die Versicherten die
Möglichkeit haben, einen elektronischen
Medikationsplan zu nutzen“, sagt Beyer.
Ärzte und Apotheker könnten dann mit
Hilfe der Gesundheitskarte erkennen,
welche Arzneien der Patient nimmt – und
so Doppelverordnungen oder Gefahren
durch unerwünschte Wechselwirkungen
und Unverträglichkeiten ausschließen.
Aufwand senke. Grund für den schlech-
ten Zustand von Straßen, Brücken und
vor allem Schulen sei der kommunale In-
vestitionsrückstand in Höhe von 159 Mil-
liarden Euro – ein „trauriger Rekord“,
hieß es beim Verband. „Wir leben von
der Substanz“, bilanziert Brandl, teils –
und nicht nur im Osten – fehle Geld, teils
bremse „überbordende Bürokratie“ die
Vorhaben. So sei die Zahl der Bauvor-
schriften in den letzten fünf Jahren von
5000 auf 20 000 Normen hochgeschnellt.
Forderungen des Deutschen Industrie-
und Handelskammertags nach einer Sen-
kung der Unternehmensteuer lehnten
die Städte und Gemeinden ab: „Die Ge-
werbesteuer ist für uns wichtig, nicht so
sehr für die Unternehmen“, meinte
Landsberg, schließlich würden viele gera-
de in Städte mit besonders hohen Hebe-
sätzen ziehen. Kürzlich erst hatte Sach-
sen-Anhalts Ministerpräsident Reiner
Haseloff (CDU) eine Reform der Gewer-
besteuer zugunsten ostdeutscher Bundes-
länder gefordert.
Mehr Kredite im Euroraum
Banken im Euroraum haben trotz der ge-
stiegenen Konjunktursorgen die Kredit-
vergabe an Firmen wieder etwas stärker
ausgeweitet. Im November erhielten die
Unternehmen 4,0 Prozent mehr Darle-
hen als vor Jahresfrist, wie die Europäi-
sche Zentralbank am Donnerstag mitteil-
te. Im Oktober hatte der Zuwachs bei 3,9
Prozent gelegen. Seit Mai war dies das ge-
ringste Wachstum. Volkswirte äußerten
sich positiv. „Von der konjunkturellen Ein-
trübung ist am europäischen Unterneh-
menskreditmarkt bislang wenig zu spü-
ren“, kommentierte der Chefvolkswirt
der KfW, Jörg Zeuner, die Daten. Reuters
Kaum Interesse an E-Auto-Prämie
Die staatliche Prämie für den Kauf von
Elektroautos stößt weiter auf relativ we-
nig Interesse. 2018 gingen beim Bundes-
amt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrol-
le (Bafa) 44 601 Anträge ein – knapp
7000 mehr als im Vorjahr, wie aus den
Zahlen der Bafa hervorgeht. Für reine
Batterieautos gibt es 4000 Euro, für Hy-
bridautos 3000 Euro Zuschuss – bezahlt
je zur Hälfte vom Bund und vom Auto-
hersteller. Das Programm startete Mitte
2016 und läuft im Juni 2019 aus. Zwei
Drittel der bisher gut 91 000 Anträge
wurden laut Bafa für Batteriefahrzeuge
gestellt. Rund 50 000 Anträge stammten
von Unternehmen, knapp 40 000 von Pri-
vatpersonen. dpa-AFX
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Die Streiks der
Geldtransportbranche gehen weiter
Auch am Freitag kommt es zu Arbeitsniederlegungen
fne./smo. FRANKFURT, 3. Januar. Viele
Einzelhandelsgeschäfte und Geldautoma-
ten bekommen auch am Freitag kein fri-
sches Bargeld. Die Dienstleistungsgewerk-
schaft Verdi hat in Bundesländern wie
Bayern, Berlin und Brandenburg aber-
mals zu Streiks der Geld- und Wertbran-
che aufgerufen. Ob auch in anderen Bun-
desländern weiter gestreikt wird, stand
bis zum Redaktionsschluss dieser Ausga-
be noch nicht fest. So oder so soll der
Streik am Samstag beendet werden.
Die Auswirkungen in dem Zeitraum
blieben überschaubar. Einzelne Geldauto-
maten waren außer Betrieb oder boten be-
stimmte Stückelungen nicht mehr an.
Beim Einzelhandel gab es kaum Auswir-
kungen, hieß es vom Handelsverband
Deutschland. Die Geschäfte hätten sich
vorher mit genügend Wechselgeld einge-
deckt. Falls die Warnstreiks großflächig
auch in die nächste Woche ausgedehnt
werden sollten, könnte es aber zu Engpäs-
sen kommen, hieß es. Hintergrund ist die
Forderung von Verdi, den Stundenlohn
um 1,50 Euro zu erhöhen – bei einer Lauf-
zeit von zwei Jahren sowie der Anglei-
chung der Gehälter in den neuen Bundes-
ländern. Die Arbeitgeber halten die For-
derungen für nicht umsetzbar. Die Ver-
handlungen werden am Freitag fortge-
setzt.
Die Branche hat schon heute eine gro-
ße strukturelle Schwierigkeit: den abneh-
menden Bargeldverkehr. Die Folge davon
zeigt sich gerade in den Niederlanden, wo
Kunden in den Geschäften immer häufi-
ger per Karte bezahlen und der größte An-
bieter des Landes, Securcash, inzwischen
Insolvenz angemeldet hat. Das Unterneh-
Steuern in Deutschland akzeptiert
Relativ hohe Zahlbereitschaft, anders als auf dem Balkan
BERLIN, 3. Januar (dpa). Die Deut-
schen sind eher bereit als Bürger anderer
Nationen, für öffentliche Güter Steuern
und andere Beiträge zu zahlen. Das zei-
gen die Ergebnisse einer Untersuchung
des privaten Basel Institute of Commons
and Economics. Deutschland erreichte
dabei auf einer Skala von 1 (geringe Ak-
zeptanz) bis 10 (starke Akzeptanz) einen
Durchschnittswert von 7,0. In Österreich
(6,4) und Kambodscha (6,7) ist die Ak-
zeptanz demnach ebenfalls relativ hoch.
Ganz anders sieht es in den Balkan-Staa-
ten Serbien (4,1), Montenegro (3,9) und
Mazedonien (3,2) sowie in Brasilien
(3,4) aus. Das private Institut hatte in
den vergangenen drei Jahren nach eige-
nen Angaben mit Hilfe von Universitäten
und Nichtregierungsorganisationen Men-
schen in 141 Staaten gefragt, wie stark
die Bürger des jeweiligen Landes wohl be-
reit seien, Steuern und Abgaben zu akzep-
tieren, um Gesundheitsversorgung, Bil-
dung, Umweltschutz, Infrastruktur, Sozi-
alhilfe, öffentlich-rechtliche Medien und
Kultur zu finanzieren.
Die vollständigen Ergebnisse der Um-
frage des Instituts sollen im März veröf-
fentlicht werden. Aktuell sind die Durch-
schnittswerte aus 14 Ländern publiziert.
Dort hatten nach Angaben von Studien-
leiter Alexander Dill insgesamt rund
16 000 Menschen einen entsprechenden
Fragebogen ausgefüllt.
Laut „Bild“ bereitet das Bundesfinanz-
ministerium derzeit eine repräsentative
Umfrage vor, um herauszufinden, ob die
Menschen in Deutschland die Steuerlast
angemessen finden. Außerdem wolle Fi-
nanzminister Olaf Scholz (SPD) wissen,
wie zufrieden die Steuerzahler mit dem
sind, was ihnen der Staat dafür bietet.
FDP-Generalsekretärin Nicola Beer sag-
te der Deutschen Presse-Agentur, Scholz
sollte sich das Geld für die Umfrage bes-
ser „sparen und es stattdessen, zusam-
men mit seinen jährlichen Milliarden-
Haushaltsüberschüssen, endlich in eine
längst überfällige Steuerentlastung ste-
cken“. Ein guter erster Schritt wäre die
Streichung des Solidaritätszuschlags.
Die Forscher um den Soziologen Dill
hatten von den Befragten auch wissen
wollen, wie stark sie das Vertrauen ein-
schätzen, das die Menschen in ihrem
Rechnungshof rügt EU-Förderung
Verteilung der Geldmittel soll effizienter werden
LUXEMBURG, 3. Januar (dpa). Der Eu-
ropäische Rechnungshof hält die Vertei-
lung von EU-Fördermitteln in ihrer jetzi-
gen Form für nicht effizient genug und
fordert ein Umdenken. „Die Strukturpoli-
tik müsste zielgerichteter sein. Unsere
Berichte über Regionalflughäfen, über
die transeuropäischen Netze, über Häfen
zeigen, dass Vorhaben nicht in jedem
Fall effizient waren“, sagte Rechnungs-
hof-Präsident Klaus-Heiner Lehne der
„Neuen Osnabrücker Zeitung“.
So seien zum Beispiel Häfen gewach-
sen, die plötzlich in Konkurrenz zu ande-
ren stünden. „Da fehlt manchmal eine
vernünftige Wirtschaftsprognose oder
auch eine Einbettung in das vorhandene
Umfeld.“ In der nächsten Finanzperiode
müsse das korrigiert werden, „weil das
Budget ja wegen des Brexits schmaler
ausfällt und deshalb zielgerichteter ge-
nutzt werden muss“.
Als problematisch stuft Lehne auch
die mangelnden Prüfkompetenzen gegen-
über der Europäischen Zentralbank
men ist eine Tochtergesellschaft des ame-
rikanischen Geldautomatenbauers und
Dienstleisters Diebold Nixdorf, in wel-
chem die deutsche Wincor Nixdorf aufge-
gangen ist. Wincor Nixdorf hatte im Jahr
2015 den Konkurrenten Brink’s Nieder-
lande gekauft und mit der eigenen Toch-
tergesellschaft Securcash in Rotterdam
verschmolzen.
Im Jahr 2017 kündigte Securcash schon
an, jede dritte Stelle zu streichen. Das Un-
ternehmen fuhr am Mittwoch keine Ge-
schäfte mehr an. Betroffen ist momentan
der Geldverkehr von und zu den Läden;
die Versorgung der Geldautomaten ist in
einem anderen Geschäftszweig außer-
halb der Insolvenz untergebracht. Nach In-
formationen der Zeitung „De Telegraaf“,
die als erste über die Insolvenz berichtete,
hatte sich die Zentralbank – De Neder-
landsche Bank (DNB) – aber vor Weih-
nachten ernste Sorgen gemacht wegen ei-
nes möglichen Ansturms auf Geldautoma-
ten über die Feiertage. Deswegen habe
sie alle, die von den Schwierigkeiten Se-
curcashs wussten, zum Schweigen ange-
halten.
Die Insolvenzverwalter prüfen, ob das
Unternehmen zu retten ist. Es habe finan-
zielle Unterstützung bekommen, um den
Betrieb für die ersten vier Wochen des
Jahres wieder aufzunehmen, teilte Secur-
cash auf seiner Website mit. Der Konkur-
rent RCCS ist zusammen mit einem ande-
ren Wettbewerber von der DNB gebeten
worden, dann bestimmte Geldtransporte
von Securcash zu übernehmen, ebenso
die Gesellschaft G4S. So ist es auf einer
Plattform nachzulesen, auf welcher sich
Kunden an die Geldtransportunterneh-
men richten können.
Land einander entgegenbringen. Für
Deutschland ermittelten sie dabei einen
Durchschnittswert von 6,3 Prozent.
Österreich schnitt hier mit 6,8 noch et-
was besser ab. Zum Vergleich: In Mazedo-
nien lag der Mittelwert bei 3,1. Die Be-
reitschaft, in kleine lokale Unternehmen
und Genossenschaften zu investieren, ist
laut Studie in Entwicklungsländern wie
Bangladesch und Nepal stärker ausge-
prägt als in Deutschland. Das Basel Insti-
tute of Commons and Economics hatte
sich als Partner für die UN-Nachhaltig-
keitsziele registrieren lassen. Zu den 17
Zielen, die im September 2015 verab-
schiedet worden waren, gehören Armuts-
bekämpfung, Klimaschutz und verant-
wortungsbewusster Konsum.
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(EZB) ein: „Als die EZB nur für die Geld-
politik zuständig war, sollte der Rech-
nungshof nur die Verwaltungstätigkeit
prüfen. Inzwischen hat die Bank aber
neue Aufgaben bekommen – vor allem
die Bankenaufsicht. Wir können trotz-
dem weiter nur den Bereich Verwaltung
prüfen, aber nicht feststellen, ob die Auf-
sichtstätigkeit eigentlich im qualitativ
notwendigen Ausmaß wahrgenommen
wird.“ Die Finanzkrise sei auch dadurch
ausgelöst worden, dass die Kontrolle der
Banken nicht effizient genug war, sagte
Lehne weiter.
„Also gab es die Neuregelung, aber das
Prüfungsrecht der Höfe ging verloren:
Die nationalen Stellen dürfen es nicht
mehr, und wir können es nicht.“ Im All-
tag führe das dazu, dass die EZB dem
Rechnungshof bei Prüfungen Akten ver-
weigert. Dies sei „eine Praxis, die sich
ausweitet, weil auch immer mehr nachge-
ordnete Stellen sich nun auf die EZB be-
rufen und die Einsicht in Daten verwei-
gern. Das ist ein echtes Problem“.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Drei Brüder und ihre Textilien: Claus, Stephan und Ralph Anstoetz (von links)
Stoffe für die Google-Sofas
Der Textilverlag JAB Anstoetz
aus Bielefeld handelt mit
35 000 verschiedenen Stoffen.
Er hat prominente Kunden –
bekommt aber die Probleme
der Branche zu spüren.
csc. DÜSSELDORF, 3. Januar. Es ist der
größte Auftrag in der Geschichte von
JAB Anstoetz. Das auf Heimtextilien und
Möbel spezialisierte Familienunterneh-
men aus Bielefeld stattet ein Luxushotel
in Saudi-Arabien aus. Die Bestellung um-
fasst insgesamt 750 Kilometer Stoff, ne-
ben Gardinen auch Dekorations- und Mö-
belstoffe. Für den Neubau in Mekka wer-
den zudem handgefertigte Teppiche gelie-
fert. Ein Teil des Auftrags ist schon ausge-
liefert. Zum Termin der Fertigstellung so-
wie weiteren Objektdetails müssen sich
die Bielefelder gemäß den vertraglichen
Vereinbarungen bedeckt halten.
Die Einrichtung von Hotels, Restau-
rants, Büros und Ladenlokalen hat für
JAB Anstoetz in den vergangenen Jahren
stetig an Bedeutung gewonnen und steht
inzwischen für ein Fünftel des Geschäfts.
Zu den Vorzeigeprojekten gehören das
Grandhotel Vier Jahreszeiten in Ham-
burg, das Excelsior Hotel Ernst in Köln
und das Schloss Elmau. „Auch in der Gas-
tronomie, in den Mode- und Lifestyle-Ge-
schäften sowie im Office-Bereich ist die
Welt textiler und viel wohnlicher gewor-
den“, sagt der geschäftsführende Gesell-
schafter Claus Anstoetz der F.A.Z. So lie-
ferte der Mittelständler etwa Sofa-Be-
zugsstoffe für den neuen Hauptsitz der
Schwindende Zuversicht
im zweiten Halbjahr
kön. MÜNCHEN, 3. Januar. Es muss nicht
immer wie beim Autovermieter Sixt lau-
fen, der 2018 in aller Regelmäßigkeit eini-
ge Wochen vor Veröffentlichung der Quar-
talszahlen seine Gewinnprognose nach
oben revidiert hat. Der Autokonzern
Daimler schaffte in vier Monaten gleich
zweimal eine Korrektur der Erwartungen
nach unten. BMW runter; Siemens und In-
fineon rauf; Wackeln der Zukunftsaussage
bei Continental, die sich schon zweimal
eine Warnung vor einem schlechteren Er-
gebnis leistete. Die Dax-Konzerne schei-
nen mit ihren Prognosen aber immer noch
am treffsichersten gewesen zu sein. Es
sind immer noch die kleineren Unterneh-
men, die mit ihren Erwartungen im ver-
gangenen Jahr nicht immer richtiglagen
und sich im Verlauf korrigieren mussten –
sei es im positiven Sinne, weil die Geschäf-
te besser liefen als erwartet; sei es, weil
sich die Lage verschlechtert hat. Das hat
eine erstmals vorgenommene Auswertung
der EQS Group ergeben, eines Dienstleis-
ters für Investor Relations und Unterneh-
menskommunikation, über den Pflichtmit-
telungen für insiderrelevante Informatio-
nen verbreitet werden. Die großen Unter-
nehmen aus dem Leitindex Dax haben
2018 nur 13 Mal eine Korrektur – ob nach
oben oder unten – vornehmen müssen.
Insgesamt 859 Ad-hoc-Mitteilungen ha-
ben 309 Emittenten des in Deutschland
maßgeblichen regulierten Prime Standard
der Frankfurter Börse 2018 über EQS aus-
gegeben. Damit deckt der Dienstleister
nach eigenen Angaben die Meldepflichten
von 98 Prozent der dort notierten Unter-
nehmen ab. Darunter waren 162 Ad-hoc-
Meldungen mit den Schlagworten „Prog-
noseänderung“ beziehungsweise „Ge-
winnwarnung“ versehen. Im M-Dax mit
seinen inzwischen 60 Mitgliedern wurden
24, im S-Dax mit 70 Emittenten 27 Mittei-
lungen dieser Art veröffentlicht. Ver-
gleichszahlen aus dem Vorjahr gibt es
nicht. Doch sind schätzungsweise etwa
zwei Drittel der Korrekturen nach unten
gerichtet gewesen. Dominierte in der ers-
ten Jahreshälfte noch der Optimismus mit
Prognoseanhebungen, drehte sich die Ten-
denz im zweiten Halbjahr ins Gegenteil.
britischen Google-Landesgesellschaft in
London sowie Kabinen-Vorhänge und
Sessel für den Wiener Flagship-Store der
Hosenmarke Brax. Großes Wachstumspo-
tential für das Objektgeschäft macht An-
stoetz in Asien und speziell in China aus,
wo bereits ein Auftrag über Tapeten für
eine Appartementanlage abgewickelt
wurde.
Dominiert wird das Geschäft der 1400
Mitarbeiter zählenden und in 80 Län-
dern vertretenen JAB-Gruppe von der
Ausstattung von Privaträumen. Der
Großhändler bietet eine Auswahl von
35 000 Stoffen, die größtenteils nach ei-
genen Designvorgaben bei Lieferanten in
Deutschland, Italien, der Türkei, Marok-
ko, China und Indien hergestellt werden.
Das eigene Nähatelier in Bielefeld oder
örtliche Partner fertigen die Vorhänge
und Bezugsstoffe auf Maß. Hierzulande
arbeitet das Familienunternehmen, zu
dessen Konkurrenten unter anderem
Zimmer + Rohde aus Oberursel bei Frank-
furt sowie die schweizerischen Anbieter
Christian Fischbacher und Création Bau-
mann zählen, mit 1500 Raumausstattern
und Einrichtungsfachgeschäften intensiv
zusammen.
Etlichen Fachhändlern macht die
Nachfolgeregelung zu schaffen, wie der
49 Jahre alte Claus Anstoetz feststellt,
der das 1946 von seinem Großonkel Jo-
sef Anstoetz gegründete Unternehmen
mit seinen älteren Brüdern Ralph und
Stephan sowie dem angestellten Mana-
ger Chris-Jacob Schminnes führt. Von ei-
nem „enormen Fachkräftemangel“ sowie
einer rückläufigen Zahl der Meisterbe-
triebe im Raumausstatterhandwerk be-
Unternehmen setzen auf Virtual Reality
Immer mehr Mitarbeiter trainieren neue Arbeitsschritte in künstlichen Welten
KÖLN, 3. Januar (dpa-AFX). Zuerst den
Vierkantschlüssel rausholen, dann zwei
Sicherungshebel lösen und etliche andere
Handgriffe tätigen: Nachdem Zugbeglei-
ter Daniel von Contzen alle 28 Arbeits-
schritte erledigt hat, ist der Hublift – eine
Art Mini-Lift am Zug – ausgeklappt. Nun
kann ein Rollstuhlfahrer rein in den ICE.
Doch der Rollstuhlfahrer ist gar nicht da.
Und auch ein Zug ist nicht vor Ort.
Von Contzen übt die Arbeitsschritte in
einem Kölner Konferenzraum – mit einer
Virtual-Reality-Brille. Er hält Kontrollge-
räte und steuert damit seine virtuellen
Hände. Was genau er gerade tut, sehen an-
dere Schulungsteilnehmer ohne Virtual-
Reality-Brille auf einer Leinwand.
Die Idee ist simpel, die Umsetzung
komplex: Übungen in der Wirklichkeit
sind aufwendig, schließlich muss ein ech-
ter Zug dafür bereitstehen. Also greift die
Bahn auf die Technik zurück. Die realitäts-
nahe Schulung soll die Zugbegleiter fit
machen für den Tag, wenn auf einer Fahrt
tatsächlich einmal ein Rollstuhlfahrer am
Bahnsteig ist und er in den Zug soll. Die
Übungsszenarien beziehen sich größten-
teils auf den neuen ICE 4. Separat hierzu
gibt es auch Übungen im echten Zug.
Die Realitätsnähe der Virtual-Reality-
Schulung ist unter den Teilnehmern ein
großes Thema. „Die Handgriffe kommen
denen am echten Hublift schon nah“, er-
zählt der Zugbegleiter von Contzen nach
seinem Training.
Von Contzen ist einer von rund 1000
Mitarbeitern der Deutschen Bahn, die
2018 mit der neuen Technik geschult wur-
den. Die Bahn ist nur ein Beispiel für Fir-
men, die auf Virtual-Reality-Schulungen
setzen. Auch in anderen Branchen wird
auf diese Technik zum Lehren und Ler-
nen gesetzt. In der Industrie, im Gesund-
heitswesen oder im Rettungsdienst wird
die Technik ebenfalls bereits zum Lehren
und Lernen verwendet. Die Kosten dafür
seien deutlich gesunken, sagt Martin Zim-
mermann, Gründer der europäischen
Kompetenzeinrichtung Virtual Dimen-
Unternehmen
richtet der Zentralverband Raum und
Ausstattung. „Wir müssen als Branche
sichtbarer und für den Nachwuchs span-
nender werden“, fordert Anstoetz.
Zwar sieht der Textilverlag in Online-
Händlern wie Amazon oder Otto und
den diversen Gardinen-Internetshops kei-
ne direkte Konkurrenz in seinem Seg-
ment der Premium-Maßanfertigung.
Gleichwohl ist eine Reaktion auf das ver-
änderte Kundenverhalten im Zuge des di-
gitalen Wandels gefragt. „Wir müssen es
schaffen, dass wir im Internet gefunden
werden, und dann dort erste Produktin-
formationen geben.“ So soll ein neu ein-
geführter Online-Konfigurator für Gardi-
nen die Verbraucher bei der Auswahl ih-
rer Stoffe und der Aufmachung am heimi-
schen Fenster beraten. In erster Linie ist
das Angebot als Informations- und Inspi-
rationsquelle gedacht. „Die Kunden sol-
len ein Gefühl für den Preis bekommen
und sehen, dass mehr machbar ist als nur
ein unifarbener Gardinenschal rechts
und links vom Fenster.“ Noch überschau-
bar ist bislang die Zahl der tatsächlich
über den Konfigurator getätigten Käufe,
die von einem der angeschlossenen 350
Fachgeschäfte abgewickelt werden. Im
kommenden Jahr soll ein ähnliches Ange-
bot zur Konfiguration der in eigener Pro-
duktion in Thailand gefertigten Teppiche
folgen.
Nicht von Erfolg gekrönt war der vor
zwei Jahren gestartete Vorstoß in den
Einzelhandel von Fertigvorhängen unter
der Marke Sarah & Sue. Die vier Filialen
in Hamburg, Bielefeld, Paderborn und
Köln werden Ende Januar geschlossen,
wie Anstoetz ankündigt. Der Fertigvor-
sion Center (VDC) in Fellbach und St.
Georgen. Über das VDC vernetzen sich
seit 15 Jahren Unternehmen, Hochschu-
len und Entwickler von Soft- und Hard-
ware. In den Anfängen seien für eine Vir-
tual-Reality-Anlage mehrere Millionen
Mark fällig gewesen, heute sei man für
eine Virtual-Reality-Brille, Sensoren und
einen Rechner mit einem niedrigen vier-
stelligen Eurobetrag dabei, sagt Zimmer-
mann. Man arbeite nun auch mit Volks-
hochschulen, Berufsschulen und allge-
meinbildenden Schulen zusammen.
Der Fachmann sieht die Vorteile der
Schulungen in der Kombination aus inter-
aktivem Lernen und dreidimensionaler
Umgebung. Dadurch könne man die Auf-
gabe ganz anders wahrnehmen und be-
greifen als über einen klassischen Vortrag
oder Frontalunterricht. Außerdem biete
die Technik ein Gruppenerlebnis. Wenn
die virtuelle Realität über einen Beamer
an die Wand geworfen werde, könnten
Mit Brille: Die Bahn übt virtuell. Foto dpa
Foto Unternehmen
hang habe sich als Hauptprodukt als
nicht stark genug erwiesen. „Wir hätten
mehr auf Wohnaccessoires gehen müs-
sen, und da gibt es schon zahlreiche An-
bieter.“ Mit Sarah & Sue sollte ein jünge-
res Publikum für das textile Einrichten
gewonnen werden. Künftig werden nun
unter der JAB-Marke Gardisette vorgefer-
tigte Vorhänge offeriert.
Mit ihrer Inneneinrichtung befassen
sich die meisten Kunden jetzt im Winter.
„Dann sind sie mehr zu Hause und wol-
len es sich in den eigenen vier Wänden
gemütlich machen“, sagt Anstoetz. Ange-
sagt seien derzeit die Töne Weiß, Beige
und Grau sowie ein natürliches Ausse-
hen der Stoffe – auch wenn es sich tat-
sächlich um eine synthetische Faser han-
delt. Der Geschäftsführer räumt ein, dass
die Gardine im Moment zu Unrecht
„nicht das beste Image“ habe. Dabei gebe
es für jeden Wohnstil den passenden
Stoff. Zudem verbessere ein Vorhang die
Akustik und biete einen Sicht-, Blend-
und Wärme- oder Kälteschutz, wirbt er
für sein Hauptprodukt.
Das Jahr 2018 beschreibt Anstoetz als
„sehr herausfordernd“ für die gesamte
Einrichtungsbranche. Wegen des langen,
heißen Sommers seien viele Kunden den
Möbelhäusern und Einrichtungsgeschäf-
ten ferngeblieben. Mit dem Geschäftsver-
lauf der JAB-Gruppe, zu der auch die
Polstermöbelhersteller Bielefelder Werk-
stätten und Ipdesign, die Golfbedarfsket-
te Golf House und das Berghotel Asten-
krone im Sauerland gehören, zeigt er sich
vor diesem Hintergrund zufrieden. Der
Umsatz wird voraussichtlich leicht über
dem Vorjahresniveau von 270 Millionen
Euro landen.
alle Teilnehmer mithelfen, eine Aufgabe
zu lösen. „Und natürlich spielt der Spaß
am Lernen eine Rolle.“ Auch der Motorsä-
genhersteller Stihl setzt auf virtuelle Rea-
lität: Das schwäbische Unternehmen
schult eigene Mitarbeiter und Fachhänd-
ler in einem Motorsägen-Simulator. Eine
gefährliche Situation – das Fällen eines
Baumes – wird in einer sicheren Umge-
bung geübt. Der Schulungsteilnehmer
hält eine echte Säge in der Hand, auf der
Sensortechnik angebracht ist. „Mit dem
Simulator kann man das Baumfällen
Schritt für Schritt durchgehen und wird
dadurch auf den echten Wald vorberei-
tet“, erklärt der zuständige Stihl-Abtei-
lungsleiter Marbod Lemke. Auch der Zeit-
faktor ist ein Vorteil, denn das Training
kann bei jedem Wetter und zu jeder Jah-
reszeit durchgeführt werden – die Übung
ist also gut planbar.
Die Realität ersetzen sollen die Schu-
lungen im virtuellen Raum nicht, viel-
mehr sollen sie das Training ergänzen.
„Mit dem Virtual-Reality-Programm kön-
nen Bewegungsabläufe in Ruhe geübt wer-
den, die in der Praxis schnell ablaufen
müssen“, erklärt Lars Tiedermann. Er hat
das Programm „Eve“ mitentwickelt, mit
dem die Bahn-Mitarbeiter lernen. Es geht
bei den Arbeitsschritten nicht nur um den
Hublift für Rollstuhlfahrer, sondern zum
Beispiel auch um das Öffnen virtueller
Bugklappen zum Abschleppen eines Zu-
ges. Ab diesem Jahr sollen Auszubildende
mit der Brille auch üben, Waggons zu kup-
peln.
Positiv sieht das Thema die Eisenbahn-
und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Solch
ein Simulationstraining sei hilfreich, da
es Handlungssicherheit gebe, sagt Ge-
werkschafterin Claudia Dunst. „Viele Kol-
legen müssen ja immer wieder direkt auf
die Gleise, und das ist immer gefährlich.“
Das Training ersetze jedoch nicht die Ein-
weisung vor Ort. Und es müsse regelmä-
ßig überprüft werden, ob die erlernten Ar-
beitsschritte auch in der Praxis umsetzbar
seien.
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 19
Daimler verkauft
deutlich mehr Lastwagen
Starkes Plus in Nordamerika und Asien / China schwächelt
ols. STUT TGART, 3. Januar. Der Nutz-
fahrzeughersteller Daimler AG hat 2018
von der weiterhin guten globalen Kon-
junktur profitiert. Das Unternehmen
verkaufte im vergangenen Jahr nach vor-
läufigen Zahlen deutlich mehr als
500 000 Lastwagen, wie der zuständige
Konzernvorstand Martin Daum in Stutt-
gart mitteilte. Es sei das höchste Absatz-
niveau der letzten zehn Jahre erreicht
worden. Im Vorjahreszeitraum wurden
470 700 Fahrzeuge ausgeliefert. Der
Konzern verbuchte den größten Absatz-
schub auf dem wichtigen nordamerikani-
schen Markt. Die Verkäufe der Marken
Freightliner, Western Star und Thomas
Built Buses legten bis Ende vergange-
nen November um 15 Prozent auf unge-
fähr 172 700 Nutzfahrzeuge zu. Im ver-
gangenen Jahr stellte Daimler auch die
ersten Varianten mit Elektroantrieb für
Lastwagen in Amerika vor.
In Asien stieg der Absatz um 12 Pro-
zent auf 147 900 Lastwagen. Dort ist
Daimler mit seiner Nutzfahrzeugtochter
Chinas Kaffeehauskette expandiert
Luckin will Starbucks auf Platz zwei verdrängen
PEKING, 3. Januar (Reuters). In China
entbrennt ein Kampf um die Marktvor-
herrschaft in der Kaffeebranche. Der
heimische Anbieter Luckin will dieses
Jahr 2500 neue Geschäfte eröffnen und
damit Platzhirsch Starbucks auf den
zweiten Rang verdrängen. Insgesamt
hätte das chinesische Start-
up-Unternehmen dann 4500 Kaffeehäu-
ser, der amerikanische Konzern kommt
auf 3600. Allerdings hat Starbucks Ende
2018 angekündigt, seine Präsenz in Chi-
na ausbauen zu wollen und die Anzahl
seiner Läden in den nächsten vier Jah-
ren auf rund 6000 in dann 230 Städten
nahezu verdoppeln zu wollen.
Luckin lässt sich seine Expansion eini-
ges kosten und nimmt dafür auch Verlus-
te in Kauf. Gestartet ist die chinesische
Kaffeehauskette erst vor einem Jahr und
legt seitdem ein rasantes Wachstum hin.
Insbesondere mit Preisnachlässen lockt
Luckin Kunden an. „Was wir im Mo-
ment wollen ist Größe und Geschwin-
digkeit“, sagte Luckin-Chefmarktstrate-
ge Yan Fei am Donnerstag vor Journalis-
ten. „Es ergibt keinen Sinn, über Ge-
winn zu sprechen.“ Im vergangenen
Jahr belief sich das Minus auf umgerech-
net rund 100 Millionen Euro (800 Millio-
nen Yuan).
Gestützt wird Luckin von dem Staats-
fonds GIC aus Singapur und der chinesi-
schen Investmentbank CICC. Bei der
letzten Finanzierungsrunde sammelte
die Firma 200 Millionen Dollar bei Inves-
toren ein. Damit ist Luckin nun 2,2 Milli-
Rentable Börsengänge
Morgan Stanley belegt abermals Spitzenplatz
NEW YORK, 3. Januar (Bloomberg).
Morgan Stanley hat JP Morgan Chase
und Goldman Sachs in einem der am
stärksten umkämpften Geschäftsfelder
der Wall Street ein zweites Jahr in Folge
geschlagen. Und die Bank hat auch gute
Karten, 2019 wieder das Rennen zu ma-
chen. Ihr Geheimnis: ihre einzigartigen
Dealmaker, die Privatanleger umwer-
ben.
Die Bank ist weltweit führend bei der
Begleitung von Börsengängen – eine
Stellung, die in den vergangenen Jahren
zwischen JP Morgan, Goldman Sachs
und der Bank of America hin und her
wechselte, bis Morgan Stanley die Positi-
on 2017 knapp errungen hat. In den
kommenden Wochen wird Morgan Stan-
ley einen der prestigeträchtigsten Bör-
sengänge dieses Jahres begleiten, den
von Uber, was es den Wettbewerbern
noch schwerer macht, aufzuholen.
Während der Erfolg des Unterneh-
mens im Jahr 2018 zum Teil durch Bör-
sendebüts von Unternehmen im Aus-
land, einschließlich Asien, angeheizt
wurde, ist der in diesem Jahr wohl wich-
tigste Geschäftsanbahner Michael Gri-
mes, Spitzenmanager der amerikani-
schen Bank. Er und seine Kollegen ha-
ben Beziehungen zu einer Reihe großer,
an die Börse strebender Technologiefir-
men wie Palantir aufgebaut. Sie waren
den Unternehmen behilflich, die vermö-
genden Kunden der Bank und die Staats-
fonds für die Finanzierung zu erschlie-
ßen, so dass ihre Unternehmen mehr
Zeit hatten, reifer zu werden, bevor sie
den Sprung aufs Börsenparkett wagten.
„Da viele der jungen innovativen Un-
ternehmen länger privat bleiben, gibt es
mehr private Finanzierungsrunden“,
sagte Jay Ritter, Professor am Warring-
ton College of Business der University
of Florida. Das verschaffe Morgan Stan-
ley einen Vorteil, da die Bank einen
Großteil dieser Finanzierung arrangiert
hat, fügte er an.
Grimes ist eine schillernde Persön-
lichkeit an der Wall Street. Er hat einen
Abschluss in Informatik und Elektro-
technik und eine bekannte Vorliebe für
die Produkte und Apps, die von Techno-
logiefirmen erstellt werden, die er um-
werben soll. Unterwegs verlässt er sich
auf Airbnb, um Unterkünfte zu buchen
und sein Haus zu vermieten, wie Perso-
nen berichten, die mit seiner Arbeitswei-
Fuso vertreten. Auf Fusos japanischem
Heimatmarkt stagnierte das Geschäft.
In Indonesien hingegen waren nach ei-
ner Flaute und einer schwierigen wirt-
schaftlichen Phase des Landes in den
Vorjahren wieder die Fahrzeuge von
Fuso gefragt. Hier kletterten die Verkäu-
fe bis November 2018 um 52 Prozent auf
über 57 400 Lastwagen. In China ist der
Stuttgarter Konzern zur Hälfte an ei-
nem Gemeinschaftsunternehmen betei-
ligt, das mittelschwere und schwere
Nutzfahrzeuge unter der Marke Auman
produziert. In den ersten elf Monaten
2018 sei dort der Verkauf auf 95 100
(Vorjahr: 104 600) Fahrzeuge zurückge-
gangen. Ein Grund war die schwächere
Konjunkturentwicklung.
In Südamerika war vor allem lange
Zeit Brasilien das Sorgenkind. Hier leg-
te der Absatz nun um fast 60 Prozent auf
rund 19 300 Fahrzeuge zu. In der EU so-
wie der Schweiz und Norwegen fiel das
Plus mit 4 Prozent auf 76 200 Lastwagen
deutlich geringer aus als in den anderen
Märkten.
arden Dollar wert. Das Start-up hat sich
für Starbucks zum stärksten Konkurren-
ten in der Volksrepublik entpuppt. Der
amerikanische Konzern brachte die Kaf-
feehauskultur 1999 nach China und
brauchte 20 Jahre für den Aufbau seines
jetzigen Filialnetzes. Inzwischen gehört
das Geschäft in der zweitgrößten Volks-
wirtschaft der Welt nach den Vereinig-
ten Staaten zu den Wachstumstreibern
des Weltmarktführers.
Bote von Luckin Coffee Foto AFP
se vertraut sind. Bevor er 2011 den Bör-
sengang von Zynga leitete, beherrschte
er das Spiel „City-Ville“ auf seinem
Handy. Als er Ancestry.com umwarb,
zeigte er dem Unternehmen einen aus-
führlichen Stammbaum, den er und sei-
ne Mutter gemeinsam entworfen hatten.
Bei Uber hatte er eine Nebenbeschäfti-
gung als Fahrer.
Das hat Morgan Stanley im vergange-
nen Jahr geholfen, gemessen am Volu-
men den Spitzenplatz als Konsortial-
bank bei globalen Börsengängen von
Technologie-Unternehmen zu belegen,
wie aus von Bloomberg zusammenge-
stellten Daten hervorgeht. Und es posi-
tioniert die Bank gut für das kommende
Jahr, wenn noch mehr dieser
sogenannten „Tech-Einhörner“ den
Sprung aufs Börsenparkett wagen dürf-
ten. Jedoch führt die Strategie von
Grimes nicht immer dazu, ein Mandat
an Land zu ziehen. Grimes wurde vor
dem Börsengang von Yelp im Jahr 2012
ein begeisterter Rezensent, sagte eine
mit der Situation vertraute Person. Je-
doch erhielt Goldman Sachs letztlich
den Zuschlag.
Eine Person, die eng mit seinem
Team zusammengearbeitet hat, bezeich-
nete das Engagement der Banker als Ge-
heimrezept der Gruppe: Grimes und sei-
ne Kollegen seien besessen davon, wie
Start-ups und ihre Dienste funktionie-
ren, und nutzten dieses Wissen, um die
Führungskräfte des Unternehmens zu
beeindrucken. „Er arbeitet hart daran,
die Welt durch die Brille seiner Kunden
zu sehen und zu verstehen“, sagt Mary
Meeker, die bekannte Risikokapitalgebe-
rin, die zuvor als Analystin bei Morgan
Stanley gearbeitet hat und Grimes seit
mehr als zwei Jahrzehnten kennt.
Alle Banker streben danach, die Sicht-
weise ihrer Kunden anzunehmen, je-
doch nicht immer in solchem Ausmaß.
Grimes und seine Kollegen, von denen
viele 20 bis 30 Jahre als Banker tätig
sind, haben jedoch einen weiteren Plus-
punkt, der noch schwerer zu kopieren
ist: Die Firma hilft, jungen Unterneh-
men Geld von Privatinvestoren zu be-
schaffen, wobei sie häufig die vermögen-
den Kunden in ihrer 2,5 Billionen Dol-
lar schweren Vermögensverwaltungs-
sparte anzapft. Goldman Sachs’ ver-
gleichbarer Geschäftsbereich hat nur ei-
nen Bruchteil dieser Größe.
SEITE 20 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3
MENSCHEN & WIRTSCHAFT
Volksheld
oder Verräter?
Der Korruptionsbekämpfer Sérgio Moro hat Politiker
und Unternehmer gejagt – jetzt ist er als Brasiliens
Minister für Justiz und öffentliche Sicherheit der
starke Mann im Kabinett von Präsident Bolsonaro.
F
ür viele Brasilianer ist er ein
Volksheld, für viele andere ein
Putschist und Verräter. In jedem
Fall ist der ehemalige Bundesrich-
ter Sérgio Moro eine der zentralen Figu-
ren im Kabinett des neuen rechtspopulisti-
schen Präsidenten Brasiliens, Jair Bolso-
naro. Moro übernimmt das mit stark er-
weiterten Kompetenzen ausgestattete Mi-
nisterium für Justiz und öffentliche Sicher-
heit, das auch Funktionen des aufgelös-
ten Arbeitsministeriums übernimmt. Zu-
dem wird Moro für die Kontrolle von Fi-
nanzgeschäften sowie für den Wettbe-
werbs- und Verbraucherschutz zuständig
sein.
Berühmt wurde Moro als zuständiger
Richter für die Operation „Lava Jato“ (Au-
towäsche), bei der von März 2014 an der
Korruptionsskandal um den staatlich kon-
trollierten Ölkonzern Petrobras und ande-
re Staatsunternehmen aufgedeckt wurde.
Unter Moros Amtsführung wanderten
führende Köpfe fast aller Parteien ebenso
hinter Gitter wie einige der reichsten und
bekanntesten Unternehmer des Landes.
Den Höhepunkt in Moros Feldzug bildete
zweifellos die Verurteilung des ehemali-
gen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva
wegen Geldwäsche und Bestechlichkeit.
Auf Basis von ziemlich dünnen Beweisen
verurteilte Moro den von vielen Brasilia-
nern immer noch verehrten Lula zu fast
zehn Jahren.
Lula und dessen linke Arbeiterpartei
PT werfen Moro vor, durch fragwürdige
Methoden entscheidend zum Sturz der
PT-Regierung 2016 beigetragen und eben-
so ein Comeback Lulas bei den Wahlen
2018 verhindert zu haben. Niemand fass-
te Moros Einflussnahme auf die Geschi-
cke Brasiliens klarer in Worte als einer sei-
ner glühendsten Anhänger. Der Unter-
nehmer Sirângelo Mello, der in einer
Kleinstadt im Süden Brasiliens eine le-
bensgroße Statue Moros errichten ließ, er-
klärte nach der Enthüllung des Denkmals
Vater gegen Sohn: In Indien wird um die Nachfolge in Konzernen mit harten Bandagen gekämpft
K rach ums Geld kommt in den besten
Familien vor. In Indien aber hängen
daran oft Vermögen und Firmen. Denn
Asiens drittgrößte Volkswirtschaft ist im-
mer noch bestimmt von den großen
Clans, die auf Traditionen achten und oft
Konglomerate ihr Eigen nennen. Inner-
halb dieser Großfamilien aber herrscht
oft ein Kampf bis aufs Messer – zwischen
Geschwistern, oder den Eltern, die das
Unternehmen groß gemacht haben, und
den Kindern, die mit Papas Geld in Har-
vard studierten.
Die Milliardärsbrüder Ambani gingen
über Jahre so lange aufeinander los, bis
die hochbetagte Mutter ihre Jungs öffent-
lich zur Ordnung rief und die Milliarden
in zwei Konzerne geteilt wurden. Die Ta-
tas, die nicht nur als gläubige Parsen Frie-
den predigen, zerstritten sich dermaßen,
dass die innerfamiliäre Nachfolge platzte.
Und die Singh-Brüder zerlegten sich öf-
fentlich über Monate und übersahen dar-
über fast, dass Geschäftspartner mehr als
eine halbe Milliarde von ihrer Kranken-
haus- und Pharmakette Fortis Healthcare
forderten.
Nun richten sich die Augen auf den Tex-
tilkonzern Raymond Group. Dessen
Gründer, der betagte Vijaypat Singhania
übertrug dessen Führung vor drei Jahren
auf seinen Sohn Gautam. Doch was bei
Olymp-Hemden und deren Eigentümern,
der schwäbischen Bezner-Familie, bes-
tens lief, ging in Indien daneben: Der Se-
nior kämpft darum, sein Unternehmen zu-
rückzubekommen.
Die Wurzeln des Konzerns reichen zu-
rück bis 1925. Heute besitzt die Gruppe
aus Bombay (Mumbai) rund 800 Läden in
200 Städten. Raymond-Hemden werden
Geldmarkt
 


 

im Dezember: „Wenn Lula nicht ins Ge-
fängnis gegangen wäre, hätte Brasilien
Bolsonaro nicht gewählt.“ Und weiter:
„Das wird unser Brasilien verändern, da
bin ich sicher.“ Tatsächlich ins Gefängnis
musste Lula allerdings erst, nachdem
eine höhere Instanz Moros Urteil bestä-
tigt und die verhängte Strafe sogar von
zehn auf zwölf Jahre Haft erhöht hatte.
Auch der Ausschluss Lulas von der Präsi-
dentenwahl im vergangenen Jahr war kei-
ne Entscheidung Moros, sondern der
höchsten Instanzen der brasilianischen
Justiz.
In seinem Studium der Rechtswissen-
schaften an Universitäten des Bundesstaa-
tes Paraná hatte sich Moro, ein Sohn ita-
lienischer Einwanderer, gründlich mit
dem Vorgehen der italienischen Justiz bei
den legendären „Mani pulite“ der neunzi-
ger Jahre beschäftigt. Als Richter machte
Moro später Anleihen bei den italieni-
schen Kollegen, die seinerzeit Tausende
Funktionäre, Unternehmer und Politiker
verhaftet hatten und die Traditionspartei-
en der Sozialisten und der Christdemokra-
ten von der politischen Landkarte Ita-
liens verschwinden ließen. Mit einem
Team junger und ehrgeiziger Staatsanwäl-
te und Ermittler, vielfach im Ausland aus-
gebildet, setzte Moro auf drei wesentliche
Elemente: die frühzeitige Inhaftierung
und rasche Verurteilung von Korrumpie-
rern und Korrumpierten, das Angebot
von Strafmilderung für Kronzeugen so-
wie eine umfassende Unterrichtung der
Öffentlichkeit über den Fortgang der Er-
mittlungen, um sich gegen den Druck von
Politikern und Unternehmern auf Züge-
lung der Ermittlungstätigkeit zu wehren.
Moro und seine Mitstreiter folgten ei-
ner klaren Strategie. Erst fingen sie die
kleinen Fische, dann fragten sie nach de-
ren Chefs und anderen Auftraggebern,
bis die Ermittlungen schließlich zu Indus-
triekapitänen und Wahlkampfmanagern
der Parteien führten. Ins Rollen gekom-
men waren die Korruptionsverfahren
in 55 Länder der Erde ausgeführt. Eigent-
lich läuft alles prima: Der Geschäftsbe-
richt und die Markenstrategie erhielten
gerade Preise, der Gewinn legte im
Schlussquartal des vergangenen Jahres
um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr
zu, der Umsatz um 16 Prozent auf umge-
rechnet 232 Millionen Euro. Wäre da
nicht der Chef. Denn der ist Gautam Sing-
hania, und ein Dorn im Auge des Vaters.
Die Singhanias drehen ein großes Rad.
Neben Raymond, dem Weltmarktführer
für Anzüge aus Kammgarn, haben sie in
viele Bereiche investiert, die die aufstre-
bende Volkswirtschaft braucht – Zement,
die Milchindustrie, Technologie. Vijaypat
aber galt als der Rudelführer. Und strebte
stets nach Höherem: So hält er seit 2005
den Weltrekord für den höchsten Flug in
seinem Heißluftballon in Regenbogenfar-
ben.
Alles lief gut bis 2015 – da überschrieb
er seinen Firmenanteil von 37 Prozent an
seinen Sohn. Der Senior rechnete wohl
damit, die ihm angeblich zugesagte Woh-
nung in Mumbais Edelviertel Malabar
Hill hoch über dem Meer zu bekommen.
Schließlich liegt sie im Familienturm JK
House mit seinen 36 Stockwerken. Doch
habe er, wie Vijaypat sagt, die Rechnung
ohne seinen Sohn gemacht. Denn der
wies den Raymond-Verwaltungsrat an,
die Wohnung doch nicht weit unter Markt-
wert – und hier geht es um hohe zweistelli-
ge Millionenbeträge – an den Vater abzu-
geben. Das brachte ihn zum Überkochen.
Öffentlich ging er seinen Filius an – ge-
sprochen aber hat er mit ihm seit zwei Jah-
ren nicht mehr. Was damit endete, dass
der Rat ihm auch den Titel „Chairman
Emeritus“ strich. Auch sei er aus seinem
Geschäftsverbindungen
Unternehmen
Sérgio Moro
durch die eher zufällige Enttarnung eines
Geldhändlers und eines führenden Petro-
bras-Managers. Zügig zu langen Gefäng-
nisstrafen verurteilt, packten beide als
Kronzeugen aus, um ihre Strafen zu mil-
dern. Ihre Aussagen zeigten, dass die Kor-
ruption fest zum Geschäftsmodell der
meisten Bauunternehmen gehörte und
gleichsam der Wahlkampffinanzierung
fast aller Parteien diente.
Lange hatte Moro versichert, dass er
keine politische Karriere anstrebe und
mit seinen Ermittlungen und Urteilen
auch keine anderen Ziele verfolge als die
Bekämpfung der Korruption. Das zu glau-
ben fällt indes schwer. Zumindest hat
Moro an einigen Stellen der jüngeren Ge-
schichte Brasiliens seine Kompetenzen
überschreitend eingegriffen, um den
Gang der Dinge entscheidend zu beein-
Büro in der Firma geworfen worden, und
seine dortige Ausstattung sei gestohlen
worden. Darunter habe sich, so eine Nach-
richtenagentur, auch das indische Bundes-
verdienstkreuz, der Padma Bhushan, be-
funden. Heute bezeichnet der 80 Jahre
alte Vijaypat das Überschreiben des Un-
ternehmens auf den Sohn als den „Höhe-
punkt seiner Dummheit“.
Die sollen nun Richter ausgleichen. Da-
bei hofft Vijaypat Singhania auf einen Ur-
teilsspruch, nach dem indische Eltern an
ihre Kinder übertragenen Besitz zurück-
fordern können, haben diese nicht die
Grundvoraussetzungen erfüllt. Er wurde
2007 gefällt.
Vijaypat Singhania
Mitarbeiter sollen weniger von Plastik essen
W eniger Kaffeebecher, Strohhalme
und Salatschalen aus Plastik: Große
Unternehmen in Deutschland verzichten
flussen. So etwa als er den Expräsidenten
Lula medienwirksam von einem Großauf-
gebot der Polizei zum Verhör abführen
ließ. Lula wurde von der Kommandoakti-
on damals überrascht, die Medien dage-
gen waren vorab informiert. Später veröf-
fentlichte Moro den Mitschnitt eines Tele-
fongesprächs zwischen Lula und der da-
maligen Präsidentin Dilma Rousseff und
durchkreuzte damit deren Pläne, Lula
durch eine Berufung zum Minister Immu-
nität vor dem Zugriff der Justiz zu ver-
schaffen. Just am Vorabend der Präsiden-
tenwahl im Oktober 2018 schließlich
stach Moro die Vernehmungsprotokolle
von Lulas früherem Finanzminister Antô-
nio Palocci durch, der Lula und die gesam-
te PT darin stark belastete.
Auch etliche seiner Bewunderer sind
enttäuscht über den definitiven Wechsel
Gautam, der Sohn, scheint die Justiz
nicht zu fürchten. Gegenüber der angese-
henen The Economic Times erklärte er:
„Ich bin das Opfer. Was habe ich falsch ge-
macht?“ Und dann führte er aus, dass sei-
ne Verantwortung in der Firma eine ande-
re sei als diejenige als Sohn. Er könne
nicht zulassen, dass der alte Herr seine Po-
sition im Verwaltungsrat missbrauche,
um an „Besitz der Firma“ zu gelangen.
Ihm gehe es nur darum, Raymond wach-
sen zu lassen. Und genau das mache er.
Sein Vater erscheint derweil verbittert.
„Ich würde allen Eltern raten, nicht den-
selben Fehler zu machen und alle Erspar-
nisse noch in ihrer Lebenszeit an die Kin-
Foto AFP
Plastikdeckeln gibt es den Unternehmen
zufolge Fortschritte. Siemens und die Alli-
anz verzichten in ihren Betriebsrestau-
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Foto AFP
des Richters in die Politik. Doch für viele
Brasilianer wird Moro nun erst recht zum
Hoffnungsträger. Keiner repräsentiert
wie Moro die Hoffnung und die Erwar-
tung, dass sich in Brasilien wirklich etwas
zum Bessren ändert. Einige Beobachter
halten Moro für den mächtigsten Minister
in Bolsonaros Mannschaft, mächtiger so-
gar als der Wirtschaftsminister Paulo Gue-
des. Der Kampf gegen die Korruption
und andere Verbrechen war eines der zen-
tralen Themen in Bolsonaros Wahlkam-
pagne, wesentlich bedeutender als die
Wirtschaftspolitik. Zweifellos wäre Moro
2018 selbst ein starker Kandidat für die
Präsidentschaft gewesen. Nun könnte der
46-Jährige zum Hauptanwärter für die
Nachfolge Bolsonaros werden, sofern er
seine Arbeit als Superminister mit Erfol-
gen krönen kann. CARL MOSES
der zu übertragen.“ Ob er im Dschungel
der indischen Gerichte Erfolg haben
wird, ist offen. Offen ist auch, ob er ihn
noch erleben würde – denn Prozesse in
der „größten Demokratie der Erde“ dau-
ern oft Jahre.
Da ist es für den alten Herrn auch kein
Trost, dass auch viele andere Familien
und Familienunternehmen heillos zer-
stritten sind. Ist die Nachfolgersuche in
Schwaben schwierig, ist sie in Indien mit
all seinen kulturellen Grenzen extrem.
Dabei rangiert der Subkontinent nach ei-
ner Untersuchung der Credit Suisse an
der dritten Stelle der Konglomerate in Fa-
milienbesitz, nach Amerika und China.
Damit rollt auf die aufstrebende Volks-
wirtschaft eine Welle der Herausforderun-
gen zu.
Schon reiben sich die Berater die Hän-
de: „Die Jungen heute sind viel ungeduldi-
ger und wollen geschäftlich das Sagen ha-
ben. Auf der anderen Seite sind einige der
weltweit üblichen Geschäftspraktiken in
Indien noch nicht umgesetzt“, zeichnet Pra-
nav Sayta, Partner bei Ernst & Young in In-
dien, die Konfliktlinien nach. Unter dem
Strich unterliegt die indische Geschäfts-
welt damit denselben Herausforderungen,
wie die indische Gesellschaft insgesamt:
mit Überschallgeschwindigkeit muss sie
im 21. Jahrhundert ankommen, das kultu-
relle Erbe der Jetztzeit anpassen. Nicht im-
mer muss es am Ende ja so schlimm kom-
men, wie bei Gurdeep Singh Chadha und
seinem Bruder Hardeep: Bei einer Schieße-
rei, wohl um die Führung ihres ererbten
Unternehmens Wave Group, brachten sich
beide im November 2012 angeblich gegen-
seitig um. CHRISTOPH HEIN
Dr. Oetker und Siemens verzichten
nach Unternehmensangaben auf zahlrei-
che Einwegprodukte. Der Sender Sky will
Nach dem Aus in
Hannover: Cebit
geht ins Ausland
HANNOVER, 3. Januar (dpa-AFX).
Nach dem Aus für die Cebit in Hanno-
ver versucht die Deutsche Messe, ihre
Computershow nun im Ausland zu eta-
blieren. In Russland steht die Premie-
renveranstaltung Cebit Russia Mitte
Juni im Moskauer Innovationszentrum
Skolkovo an, in Thailand fand die erste
Cebit Asia bereits im Oktober vergan-
genen Jahres mit rund 150 Ausstellern
statt. Eine weitere Cebit-Messe findet
zudem im australischen Sydney statt.
„Der Markenname bleibt weiterhin be-
stehen, und wir beobachten, was sich
im Markt tut“, erklärte am Donnerstag
die Sprecherin der Betreibergesell-
schaft Deutsche Messe, Brigitte Mahn-
ken-Brandhorst. Weitere Cebit-Able-
ger schließt sie nicht aus – wenn auch
nicht mehr in 2019.
Die für dieses Jahr geplante Cebit in
Hannover war Ende 2018 wegen rück-
läufiger Buchungen abgesagt worden.
Industrienahe Themen sollten in die
Hannover Messe, die weltgrößte Indus-
triemesse, eingebunden werden. „Wir
werden verstärkt neue Messen etablie-
ren“, kündigte Mahnken-Brandhorst
an. Am 24. Januar will die Deutsche
Messe bereits einen Vorgeschmack auf
die Hannover Messe (1.–5. April) ge-
ben, die nach dem Cebit-Aus nun
durch IT-Themen mit Industriebezug
angereichert werden soll. Erwartet
werden mehr als 6000 Aussteller aus al-
ler Welt. Das diesjährige Partnerland
ist Schweden.
National-Bank
beklagt Geldpolitik
B.K. DÜSSELDORF, 3. Januar. Das für
die Bankenbranche schwierige Markt-
umfeld hat im vergangenen Jahr auch
der National-Bank aus Essen zu schaf-
fen gemacht. Wie die Regionalbank in
einem ersten Rückblick mitteilt, ist der
Zinsüberschuss um 3,6 Prozent auf
83,3 Millionen Euro zurückgegangen.
Man akzeptiere den gesunkenen Zins-
überschuss als marktbedingt und sei
unverändert nicht dazu bereit, ihn
durch das Eingehen höherer Risiken
oder Verzicht auf auskömmliche Mar-
gen zu kompensieren, erläutert der Vor-
standsvorsitzende Thomas Lange
dazu. Erstmals rückläufig war auch der
zuletzt stets kräftig gewachsene Provisi-
onsüberschuss, und zwar um 4,6 Pro-
zent auf 43,6 Millionen Euro. Ursäch-
lich dafür waren nach Erläuterungen
der Bank die zu Jahresbeginn einge-
führte telefonische Aufzeichnungs-
pflicht beim Abschluss von Wertpapier-
geschäften sowie die im späteren Ver-
lauf des Jahres eingetrübten Kapital-
märkte. „Unsere Kunden empfinden
die Regulierung beim Abschluss von
Wertpapiergeschäften, vor allem die te-
lefonische Aufzeichnungspflicht, zu-
nehmend als bevormundend, mitunter
auch als drangsalierend“, kritisiert
Lange.
Weiter gut entwickelt haben sich im
soeben beendeten Geschäftsjahr hinge-
gen das Kredit- und Einlagengeschäft.
Trotz hoher Tilgungen wuchs das Kre-
ditvolumen auf 3,38 (Vorjahr: 3,25)
Milliarden Euro. Die Einlagen erhöh-
ten sich auf 3,76 (3,62) Milliarden
Euro. Der Verwaltungsaufwand konn-
te weitgehend stabil gehalten werden.
Aus dem um 2 Millionen Euro auf 13,8
Millionen Euro gesunkenen Jahres-
überschuss sollen die Aktionäre eine
unveränderte Dividende von 0,80 Euro
je Aktie erhalten und die Rücklagen
um 3,2 Millionen Euro gestärkt wer-
den. Nach der Thesaurierung verfügt
die Bank über eine Kernkapitalquote
von 11,3 Prozent. Für das neue Ge-
schäftsjahr sieht der Vorstand vielfälti-
ge Herausforderungen, wobei die un-
verändert expansive Geldpolitik der
Europäischen Zentralbank als die größ-
te empfunden wird. Man sei aber zuver-
sichtlich, abermals ein ordentliches Er-
gebnis vorlegen zu können, wird be-
kräftigt.
Iran will
Instagram sperren
TEHERAN, 3. Januar (dpa-AFX). Die
iranische Staatsanwaltschaft will vor-
aussichtlich auch die Fotoplattform Ins-
tagram sperren. „Instagram hat leider
nicht nur illegale, sondern auch unmo-
ralische und obszöne Inhalte“, sagte
der IT-Beauftragte der Staatsanwalt-
schaft, Dschawad Dschawadnia, am
Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft
warte nur auf eine finale Entscheidung
der iranischen Führung, um ein Verbot
   



       durchzusetzen, so Dschawadnia laut



  
   
    



  

 auf Einweg-Behältnisse in ihren Kanti- rants komplett auf solche Becher. Damit bis zum Jahr 2020 Einwegplastik ganz aus Nachrichtenagentur Isna.
   
   nen und Kaffeeküchen. So ersetzt der Te- spare man mehr als 700 000 Einweg-Kaf- seinen Produkten und Geschäftsprozes-



   
lekommunikationskonzern Vodafone
nach eigenen Angaben an allen deutschen
Werbewirkung
Standorten Kunststoff-Wegwerfprodukte
wie Trinkbecher, Deckel, Rührstäbchen
oder Strohhalme durch plastikfreie Alter-
nativen. Auch Siemens, Sky und die Alli-
braucht Qualität!
anz teilten mit, den Einsatz solcher Pro-
dukte in den vergangenen Jahren stark ein-
geschränkt zu haben. Sie folgen damit ei-
Mehr unter www.faz.media nem Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Außer-
dem kommen sie einem EU-Verbot zuvor,
das wohl 2021 in Kraft treten wird und be-
stimmtes Einweg-Plastikgeschirr aus dem
Handel und der Gastronomie verbannt.
Besonders bei den umstrittenen Be-
MEDIA SOLUTION S chern für Kaffee zum Mitnehmen samt
feebecher im Jahr, sagte Stefan Burghart,
Gastronomie-Chef der Allianz, in Mün-
chen. Auch Sky und Vodafone wollen sie
komplett verbannen, bei der Deutschen
Telekom gibt es ein Pilotprojekt mit Mehr-
wegbechern. Die Deutschland-Zentrale
von Vodafone in Düsseldorf kommt inzwi-
schen ganz ohne Einweg-Plastik aus, die
weiteren Standorte sollen bald folgen.
„Die Plastikartikel werden entweder er-
satzlos aus dem Sortiment genommen
oder durch wiederverwertbare Materia-
lien wie Bambus oder Holz ersetzt“, sagt
ein Vodafone-Sprecher. Man werde im
Jahr etwa 15 Tonnen weniger Plastikmüll
verursachen als zuvor.
sen entfernen. Im vergangenen Jahr habe
man knapp vier Tonnen Plastik einge-
spart, den Großteil in Kantinen. Einige
Einweg-Produkte könne man bisher nicht
ersetzen, hieß es von verschiedenen Unter-
nehmen – weil das Angebot an plastikfrei-
en Produkten fehle oder wegen hygieni-
scher Vorschriften. „Wenn die großen Fir-
men das in ihren Kantinen machen, ist das
gut, weil es zeigt, dass man gut klarkommt
mit normalem Geschirr und Besteck“,
heißt es in einer Stellungnahme von
Greenpeace. Das reiche aber nicht aus.
Das größere Problem sei der Plastikmüll,
den Unternehmen mit den Verpackungen
ihrer Produkte erzeugen. dpa
Instagram ist in Iran sehr beliebt und
wird von Millionen von Persern zum
Teilen von Fotos und Videos benutzt.
Neben ausländischen sind auch zahlrei-
che iranische Videos zu sehen, deren In-
halte gegen die strengen islamischen
Vorschriften verstoßen. In Iran sind be-
reits mehrere soziale Dienste wie Twit-
ter, Facebook und Telegram gesperrt.
Sie werden von den Hardlinern in der
Justiz als illegal und unmoralisch einge-
stuft. Möglicherweise haben die Verbo-
te aber nicht nur moralische, sondern
auch politische Gründe: Seit fast zwei
Jahren werden Berichte, Bilder und Vi-
deos von regimekritischen Protesten in
diesen Diensten geteilt.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Unternehmen F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 21

Für Rom wird die Carige-Krise zur Zitterpartie
Die Protestparteien
Fünf Sterne und Lega an der
Regierung haben mit dem
Unmut über frühere Banken-
skandale Stimmen gesammelt.
Nun könnte es sein, dass auch
sie unzufriedenen Anlegern
gegenübertreten müssen.
tp. ROM, 3. Januar. Die Regierung Ita-
liens muss nun passiv zusehen, wie die
Europäische Bankenaufsicht in Frank-
furt bei der ehemaligen Genueser Spar-
kasse Carige das Ruder in die Hand
nimmt und eine kommissarische Füh-
rungsspitze eingesetzt hat. Doch die füh-
renden Regierungspolitiker, die sonst kei-
ne Gelegenheit für Polemik gegen die
Währungsunion auslassen, haben keinen
Mucks gemacht. Ministerpräsident Giu-
seppe Conte ließ verbreiten, dass er das
Thema höchstpersönlich verfolge. Zu-
dem hieß es aus dem Regierungslager im
Mailänder „Corriere della Sera“: „Wir
wollen keine neue Bankenkrise, und wir
geben keinen Euro an öffentlichen Gel-
dern für die Banken.“
Doch darin steckt ein Widerspruch,
den die Regierungsparteien, die Fünf-
Sterne-Protestbewegung und die rechts-
populistische Lega nicht auflösen kön-
nen: Einerseits waren sie gegen die Ret-
tung von Banken mit öffentlichen Gel-
dern, wie das bei der jahrzehntelang von
den Linksparteien beherrschten Sieneser
Bank Monte dei Paschi geschah. Anderer-
seits sind sie aber auch gegen die Abwick-
lung von Banken zu Felde gezogen, weil
dort Hunderttausende Anleger ein Milli-
ardenvermögen verloren haben. Noch
heute gehört zur Rhetorik der Verspre-
chungen die vollständige Entschädigung
von Anlegern bei den beiden norditalieni-
schen Skandalinstituten Veneto Banca
und Banca Popolare di Vicenza.
Die populistische Vertretung geprell-
ter Anleger war seit Jahren ein Stimmen-
bringer. Umgekehrt erlebte der ehemali-
ge Ministerpräsident Matteo Renzi von
der Demokratischen Partei den Anfang
vom Ende seiner Karriere mit dem Zu-
sammenbruch der kleinen Volksbank
Banca Popolare dell’ Etruria mit Sitz in
der toskanischen Stadt Arezzo. Denn der
Vater seiner engsten Vertrauten und Re-
formministerin Maria Elena Boschi ge-
hörte zu den lokalen Honoratioren und
war Vizepräsident der Bank. Dement-
sprechend hingen danach der Zusammen-
bruch der Bank und die Verluste der Spa-
rer wie ein Klotz am Bein von Renzi und
seinen Demokraten.
FIRMENINDEX Seite
Airbus ............................................................21
Aixtron .........................................................23
Allianz ............................................................20
Apple ............................................15, 22, 23
Bombardier ..............................................21
Bristol-Myers Squibb ........................22
Krisenfall: Carige-Filiale in Rom
Wer früher in der Opposition über den
Zusammenbruch der Banca Popolare
dell’ Etruria und andere Bankskandale ge-
schimpft hat, muss nun fürchten, in der
Regierung die Mitverantwortung für ei-
nen etwaigen Zusammenbruch von Cari-
ge zu bekommen. Allein bei der vorerst
letzten Kapitalerhöhung Ende 2017 sind
546 Millionen Euro an frischem Geld an
die Bank geflossen, das nun schon wieder
verbraucht ist. Zudem hat Carige Obliga-
Carige ....................................................21, 23
Celgene .......................................................22
Daimler ........................................................19
Deutsche Lufthansa ..........................21
Deutsche Bahn ......................................19
Dialog Semiconductor ....................23
Facebook .....................................................20
Lufthansa hält Ryanair
eine indirekte Verantwortung für die Ver-
längerung der Wirtschaftskrise in Genua
knapp in Schach
treffen. Nach dem Zusammenbruch der Der Dax-Konzern hat 2018 mehr Passagiere als die Iren
Autobahnbrücke, einer Lebensader für
die Wirtschaft der Stadt, hat die Regie- DUBLIN, 3. Januar (dpa/AFP). Die iri- Millionen Passagieren geknackt. Die Luft-
rung den Autobahnkonzessionär Auto- sche Billigfluggesellschaft Ryanair muss hansa will ihre Passagierzahlen für 2018
strade vom Wiederaufbau ausgeschlos- die Rolle des Branchenführers in Europa am 10. Januar veröffentlichen. Ryanair
sen und damit die Bauzeit verlängert. Zu- für 2018 wohl abermals der Deutschen hatte die Lufthansa im Jahr 2016 bei der
dem hat Fünf-Sterne-Verkehrsminister Lufthansa überlassen. Im abgelaufenen Zahl der Fluggäste erstmals vom Thron
Danilo Toninelli das halbfertige Projekt Jahr steigerten die Iren die Zahl ihrer Pas- gestoßen. Ein Jahr später eroberte der
einer Tunnelstrecke für schnelle Güterzü- sagiere zwar um 8 Prozent auf 139,2 Mil- Dax-Konzern die Spitze zurück. Am Ak-
ge in Richtung Nordeuropa erst einmal lionen, wie sie am Donnerstag in Dublin tienmarkt wurden die Nachrichten posi-
gestoppt. Für die Bank, die Genua und mitteilten. Das Wachstum verlangsamte tiv aufgenommen. So war Ryanair im De-
das umliegende Ligurien als Stammland sich jedoch – 2017 hatte Ryanair seine zember ein stärkeres Fluggast-Plus gelun-
für die Aktivitäten ihrer 482 Filialen und Passagierzahl noch um zehn Prozent stei- gen als im Rest des Jahres. An der Londo-
4200 Mitarbeiter hat, sind zusätzliche Be- gern können. Die Fluggesellschaft erreich- ner Börse gewann die Ryanair-Aktie zu-
lastungen der ohnehin krisengeplagten te nach eigenen Angaben im vergangenen nächst 0,7 Prozent. Im vergangenen Jahr
Region keine gute Nachricht.
Die Krise der Carige ist über viele Jah- Jahr zudem eine Auslastung ihrer Maschi- hatte sie auch im Zuge der vielen Flugaus-
re im lokalen Milieu entstanden. Carige nen von 96 Prozent. fälle und Streiks fast 29 Prozent an Wert
war dabei besonders stolz auf eine mehr Hinter Ryanair liegt ein turbulentes Ge- verloren.
als 500 Jahre lange Geschichte seit der schäftsjahr. Anfang 2018 mussten zahlrei- So hatten Piloten und Flugbegleiter
Gründung 1483, auf die Geschichte der che Flüge annulliert werden, weil es Pro- den irischen Billigflieger, der sich lange
Stadt als Seerepublik und auf die einstige bleme bei der Planung der Piloteneinsät- Zeit gegen Gewerkschaften gesperrt hat-
wirtschaftliche Potenz von Genua. Doch ze gab. Vor allem im zweiten Halbjahr te, mit Streikwellen quer durch Europa
von der ist nur noch ein Schatten übrig, kam es dann zu Streiks in mehreren Län- überzogen. In der Folge fiel das Passagier-
seit die früher dominierende staatliche dern, darunter auch in Deutschland. Die wachstum geringer aus als vom Manage-
Schwerindustrie privatisiert und ausge- Beschäftigten forderten mehr Geld und ment erhofft. Positiv wirkte sich hingegen
dünnt worden ist. Bei Carige herrschte al- eine bessere Planung ihrer Arbeit. die Übernahme des österreichischen Feri-
lerdings der Präsident Giovanni Berne- Die Deutsche Lufthansa kam samt ih- enfliegers Laudamotion aus, der im De-
schi dennoch 25 Jahre lang wie ein Fürst, ren Tochtergesellschaften wie Eurowings zember rund 300 000 zu den 10,3 Millio-
bis dann 2013 aufflog, dass er der eige- schon in den ersten elf Monaten des Jah- nen Passagieren des Konzerns beitrug.
nen Bankengruppe mehr als 26 Millio- res 2018 auf 132,4 Millionen Fluggäste. Ryanair hält seit Ende August die Mehr-
nen Euro gestohlen hatte. Seither ist es Selbst bei einem Nullwachstum im De- heit am Nachfolger der früheren Air-Ber-
unruhig geworden bei Carige. Nach der zember hätte sie 2018 die Marke von 141 lin-Tochtergesellschaft Niki.
Verhaftung von Berneschi – inzwischen
in zweiter Instanz, aber noch nicht end-
gültig verurteilt – gab es in fünfeinhalb
Jahren fünf Führungswechsel bei Carige. Airbus besiegelt Finnair ist sicherste
Von 2013 bis Ende September 2018
hat das Institut 3,3 Milliarden Euro an Milliardenauftrag Fluggesellschaft der Welt
Verlusten angehäuft, vor allem wegen F.A.Z. FRANKFURT, 3. Januar. Der Flug- HAMBURG, 3. Januar (dpa-AFX). Die
fauler Kredite, die noch 2016 ein Drittel zeughersteller Airbus hat zwei Großauf- finnische Fluggesellschaft Finnair war im
der Ausleihungen ausmachten. Für die träge für sein kleinstes Passsagierflug- vergangenen Jahr Experten zufolge die si-
mühsame Bereinigung dieses Problems zeug A220-300 unter Dach und Fach ge- cherste Airline der Welt. Mit einem Risi-
waren seit 2014 drei Kapitalerhöhungen bracht. Die amerikanischen Fluggesell- koindex von 93,91 Prozent liegt Finnair
von insgesamt 2,2 Milliarden Euro nötig. schaften Jet Blue und Moxy haben ihre Be-
Nun zeigt sich, dass die angeblich garan- knapp vor Scoot Tigerair aus Singapur
stellungen über jeweils 60 Flugzeuge for- und Norwegian Air Shuttle. Das ergab
tiert letzte Kapitalerhöhung von 2017 mal besiegelt, teilte der Hersteller aus
die Probleme immer noch nicht lösen das jährliche Sicherheitsranking des Ham-
Toulouse am Donnerstag mit. Auf der Ba- burger Flugsicherheitsbüros JACDEC in
konnte. Die Bank, die 2012 noch eine Bi-
sis von Listenpreisen erreicht das gemein- Zusammenarbeit mit dem Luftfahrtmaga-
lanzsumme von 48 Milliarden Euro auf-
wies, ist inzwischen auf die Hälfte des same Auftragsvolumen 11 Milliarden Dol- zin Aero International, das am Donners-
Geschäftsvolumens geschrumpft. lar, also 9,6 Milliarden Euro. Doch in der tag in Hamburg veröffentlicht wurde. Vor-
Wegen ihrer großen Geschichte und Luftfahrt sind zweistellige Rabatte von jahressieger Emirates erreichte den vier-
Foto Bloomberg
des Standorts Genua konnte Carige den- bis zu 50 Prozent durchaus üblich. Die ten Platz.
noch zuletzt immer wieder renommierte Aufträge von Jet Blue und Moxy, einer Für die Fluggesellschaften aus dem
tionen im Wert von rund 5 Milliarden Banker für Führungspositionen gewin- neuen Gesellschaft des amerikanischen deutschsprachigen Raum reichte es bes-
Euro ausgegeben, die im Falle eines nen. Der von den EZB-Bankaufsehern Unternehmers David Neeleman, waren
tenfalls für einen Platz im vorderen Mittel-
„Bail-In“, also einer Beteiligung der Anle- eingesetzte Interimsverwalter Pietro Mo- im Juli angekündigt worden. Neeleman
feld. Am besten schnitt die Lufthansa ab
ger an Verlusten, eventuell in Aktienkapi- diano gilt als angesehener Banker. Auch war auch Mitgründer von Jet Blue. Die
tal umgewandelt werden müssten. Baureihe, die neben den A319/320-Flug- mit Platz 21, einen Rang besser als im Vor-
für ihn wird es aber schwierig werden, ei- jahr. Die Lufthansa-Tochtergesellschaft
Anders als im Fall Etruria oder bei nen Übernehmer für Carige zu finden. zeugen angesiedelt ist, stammt aus der
Monte dei Paschi können die derzeitigen Produktion des kanadischen Herstellers Eurowings landete auf Platz 25, Condor
Zwar wird in den Zeitungen über etwaige
Regierungsparteien nicht direkt mit der Käufer aus Frankreich oder Italien speku- Bombardier, den Airbus im vergangenen auf 41, Austrian auf 51 und Swiss auf 60.
Misswirtschaft in der Genueser Bank in liert, doch Modiano muss zugeben, dass Jahr übernommen hat. Bombardier war Die JACDEC-Bewertung umfasst die
Verbindung gebracht werden. Die Regie- er bisher von keinem ernsthaften Interes- zuvor in eine finanzielle Schieflage gera- weltweit 100 Fluggesellschaften mit der
rung könnte aber im Laufe des Jahres senten weiß. ten, auch weil sich die Entwicklung der da- größten Verkehrsleistung. Die Ergebnisse
maligen C-Serie länger hinzog und teurer werden als Prozentzahl dargestellt, wobei
wurde als gedacht. Die neue Flotte würde sich die Werte von dem (nur theoretisch
Finnair ..........................................................21 Luckin ...........................................................19 SAP ...................................................................23 der amerikanischen Fluggesellschaft „auf- erreichbaren) Maximalwert von 100 Pro-
Goldman Sachs .....................................19 Morgan Stanley ......................................19 Siemens ........................................................20 grund ihrer beeindruckenden Reichweite zent abwärts orientieren. Die Bewertung
Helaba ..........................................................22 National-Bank ........................................20 Sixt ..................................................................19 und Sparsamkeit“ mehr Flexibilität ein- beruht auf der Unfallhistorie der Flugli-
Infineon ........................................................23 Nord LB .........................................................22 Starbucks ...................................................19 räumen, sagte Jet-Blue-Vorstandsvorsit- nie in den vergangenen 30 Jahren, der län-
JAB Anstoetz ...........................................19 Qualcomm ................................................22 Twitter ..........................................................20 zende Robin Hayes. Zusätzlich wandelte derspezifischen Umgebung, in der sie ope-
Jet Blue ........................................................21 Raymond Group ...................................20 Vodafone .....................................................20 Jet Blue 25 Bestellungen für den A320 riert, sowie auf spezifischen Risikofakto-
JP Morgan Chase .................................19 Ryanair ..........................................................21 Wirecard .....................................................23 Neo in die größere A321-Version um. ren der Fluglinien.

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ten sowie auf dem Brocken weht Am Samstag fällt im Norden Vor allem im Norden und in der
Südfrankreich recht sonnig.
Sonst trüb und in Benelux etwas
England ab und zu Sonne, sonst
bewölkt und am Sonntag einige
Toronto 0° h 4° s 3° s
Washington 8° h 9° b 13° R
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14° w
Lübeck 2° h 7° b 8° b 3° h
stürmischer Nordwestwind. und in der Mitte verbreitet Mitte Deutschlands kann es zu Nieselregen. 5 bis 14 Grad. Schauer. 1 bis 9 Grad. LATEINAMERIKA

Jetzt
Magdeburg 1° b 5° R 8° b 3° h Regen, im Süden Schnee. schlechter Laune, im schlimms- Bogota 18° w 22° s 24° s 20° w
Griechenland, Türkei, Zypern: Skandinavien: Meist bewölkt, B.Aires 24° h 31° h 31° s 30° G
Mannheim 1° S 4° b 6° R 6° R Nordrhein-Westfalen, Hessen, Vorübergehend steigt die ten Fall sogar zu depressiven
München -1° b -1° S 0° S 1° S
Wechselhaft, immer wieder teils zeitweise Schneefall, im Süd- Caracas 24° s 27° s 26° s 28° h

neu! Norderney 6° w 7° b 8° b 8° R
Nürnberg 0° h 1° b 2° S 5° w
Rheinland-Pfalz, Saarland:
Der Himmel bleibt heute trüb
und wolkenverhangen, aber nur
Schneefallgrenze auch im Süden
auf 500 bis 800 Meter. Ganz im
Westen und Norden bleibt es
Verstimmungen kommen. In
Süddeutschland freuen sich
zumindest die Schneefans, auch
kräftiger Regen, örtlich Gewitter.
Im Hochland Schneefall. In der
Ägäis stürmisch. 0 bis 16 Grad.
westen Regen. Zwischen minus
12 und plus 8 Grad.
Polen, Tschechien, Slowa-
Lima 24° h 25° h 25° h
Mexiko-St. 20° s 23° s 23° s
R.d. Janeiro 39° h 40° h 38° h
26° h
25° s
31° h
Oberstdorf -4° w -4° S -2° S -2° S Sant.(Ch.) 33° s 34° s 33° s 25° h
Osnabrück 4° R 4° R 7° b 7° b vereinzelt fallen ein paar Tropfen. am ehesten trocken. Am Sonn- wenn es für die Autofahrer oft Spanien, Portugal: Oft sonnig, kei: Zeitweise Schneefall, in NAHER OSTEN
Passau -2° b -1° S 1° S 2° h Mit 2 bis 5 Grad und teils böigem tag bleibt es im Süden und problematisch aussieht. Das örtlich Nebel. 8 bis 21 Grad. Nordstaulagen ergiebig. In tiefen Ankara 4° b 4° s 3° Ss 0° b
Rostock 4° h 7° b 7° h 3° h Antalya 12° Rs 15° b 13° h 12° s
Wind ist es zu mild für Schnee. Südosten winterlich, sonst ist es Erkältungs- und Gripperisiko ist Balearen, Sardinien, Korsika: Lagen teils Regen. Höchstwerte: Baghdad 15° s 17° s 16° h 17° h
Saarbrücken 1° w 2° b 4° b 4° R
Stuttgart 0° w 1° b 3° b 3° S
eher nasskalt und windig. in ganz Deutschland erhöht. Oft Sonne, auf Korsika und Sar- minus 5 bis plus 7 Grad. Dubai 27° h 26° s 24° s 26° s
Baden-Württemberg und Riad 27° s 21° s 23° s 26° h
Sylt 5° s 7° b 7° b 6° R Bayern: Im Osten und Süden Teheran 6° R 11° s 12° s 10° w
Trier 2° b 3° b 5° b 5° b
Zugspitze -22° S -14° S -11° S -12° S
Bayerns schneit es länger anhal- NORDAMERIKA ASIEN Städtewetter im Ausland Tel Aviv
ASIEN
15° w 17° s 16° h 14° Rs
tend und zunächst leicht, später Bangkok 32° s 26° R 28° R 31° R
s: sonnig, h: heiter, w: wolkig, b: bedeckt, G: Gewit-
ter, N: Nebel, R: Regen, Rs: Regenschauer, Sr: Sprüh- auch kräftiger. Durch den starken 990T 9
1000
T
1040
H
1035 Peking
1 Seoul Tokio EUROPA Do.
3.1.
Fr.
4.1.
Sa.
5.1.
So.
6.1.
Do.
3.1.
Fr.
4.1.
Sa.
5.1.
So.
6.1.
Hongkong 14° R 22° b 22° s 21° w
regen, S: Schnee, SR: Schneeregen, Ss: Schnee- Westwind kommt es vor allem in Vancouver 1000 1030 1030 Jakarta 34° h 36° s 35° s 33° h
995 6 2 10 Amsterdam 5° w 6° b 9° b 8° w Kiew -2° w -3° b -5° S -5° S Manila 28° s 30° s 30° s 30° w
1005 11
schauer, –: keine Mitteilung. Alle Tabellen zeigen Lagen oberhalb von 500 bis 700 1015
4 Toronto Xian Athen 5° R 8° h 6° h 7° h Kopenhagen 3° h 6° w 7° s 2° w Neu Delhi 19° s 22° s 22° s 16° R
als Prognose die Tages-Höchsttemperatur, als 1025 4 New York 1025 Schanghai 1030
Metern zu Schneeverwehungen. 9 1010
Barcelona 10° s 11° h 14° s 15° s Las Palmas 19° s 19° s 21° h 19° s Peking -2° s 1° s 0° b 1° h
gestrigen Wert die Messung mittags Ortszeit.
In Baden-Württemberg ziehen im H Denver1015Chicago
Washington
8
1020
Hongkong Taipeh
22 27 1025
Belgrad -1° Ss -2° b 0° b 0° Ss Lissabon 7° s 13° h 13° s 12° s Seoul -2° s 2° b -1° s 2° s
Los Angeles 9 Bozen -1° s 2° s 5° s 4° s Ljubljana 1° s 1° h 2° s 3° h Schanghai 9° b 11° R 11° R 11° b
Sonne & Mond Tagesverlauf einzelne Schnee- 19 T 1010 1015 1020 Brüssel 5° R 5° b 7° b 5° R London 3° h 1° s 2° s 5° b Singapur 31° s 31° s 31° R 31° R
schauer durch, der Schneefall im 1020 15 Miami 26 25 Manila Budapest -1° s -1° s 2° S 1° s Madrid 6° s 10° s 9° s 11° s Taipeh 18° R 27° s 22° h 19° b
08:21/16:38 06:49/15:30 Houston
Südosten lässt später nach. In 1015
29 Bangkok Saigon 30 1015 Bukarest 2° b 1° b -1° s 0° b Mailand 3° h 3° h 5° s 6° s Tokio 9° s 10° s 13° s 7° h
Auf- und Untergang in Mitteleuro- Südbaden lockert es vorüberge- Mexiko-St.
Havanna
31 T1010 1015
Kuala Lumpur
Dublin
Dubrovnik
6° h
4° s
7° s
4° s
7° w
6° b
9° b
9° b
Malaga
Mallorca
15° h
11° s
15° b
14° h
15° s
15° s
18° s
17° s
AUSTRALIEN und NEUSEELAND
Melbourne 29° s 40° s 21° b 23° h
päischer Zeit (MEZ) für Frankfurt/ hend auf. Wir bekommen minus 23 31
Singapur Helsinki -10° s 1° b -6° s -10° s Moskau -3° S -5° b -6° b -9° b Sydney 28° h 30° s 38° h 25° w
Main. 4 bis plus 4 Grad. 31 Istanbul 6° b 4° R 5° R 5° h Neapel 4° s 5° h 7° b 10° s Wellington 23° h 19° h 22° h 22° h

SONNE & MEER & SCHNEE

Fernreisen: Marokko, Algerien, Tunesien: In
Tunesien einzelne kräftige Schauer, sonst Sonne und
lockere Wolken. 10 bis 24 Grad. Israel, Ägypten:
Am Mittelmeer sowie in Israel einzelne Schauer, sonst
viel Sonne. 13 bis 23 Grad. Kenia, Tansania: Teils
Sonne, teils Quellwolken und zwischendurch Gewitter.
23 bis 35 Grad. Südafrika: Im Nordosten gewittrig,
sonst meist sonnig. 22 bis 41 Grad. Vereinigte
Staaten, Kanada: In Kanada und im Norden der USA
winterlich mit Schneeschauern, teils klar. Sonst Sonne,
Wolken und Regenschauer. Minus 29 bis plus 29 Grad.
Karibik: Sonne und Quellwolken, einzelne gewittrige
Regengüsse. 25 bis 34 Grad. Thailand: Sonne, Wolken
und einzelne Gewitter. 27 bis 34 Grad. Malediven, Sri
Lanka: Oft Sonne, über den Malediven lokal Gewitter.
27 bis 31 Grad. Australien, Neuseeland: Viel Sonne.
Im Norden Australiens einzelne Gewitter, in Südaustra-
lien und in Neuseeland lokal Schauer. 15 bis 43 Grad.
Wassertemperaturen: Deutsche Nordsee 4 bis 7 Schneehöhen: Deutschland: Garmisch-P. 40 cm 50/90, 9/9; Serfaus 40/135, 38/40; St. Anton 60/250,
Grad, Ostsee 3 bis 6 Grad. Kanaren: 20 Grad. Westli- Tal/100 cm Berg, geöffnete Lifte: 10 von insgesamt 38/38; Zillertal 20/180, 49/49; Zürs 110/170, 56/56.
ches Mittelmeer: 15 Grad, Adria: 8 bis 16 Grad, Östli- 10; Lenggries 20/60, 14/17; Oberstdorf 30/90, 6/6; Schweiz: Crans-Montana 0/125, 8/8; Davos 53/160,
ches Mittelmeer: 12 bis 20 Grad. Vereinigte Staaten: Sudelfeld 20/95, 16/19. Österreich: Bad Gastein 18/25; Grindelwald 15/80, 19/19; Gstaad 0/60, 17/18;
Ostküste 7 bis 24 Grad, Westküste: 7 bis 16 Grad, Golf 20/80, 20/20; Flachau 50/115, 45/45; Hochsölden Lenzerheide 60/130, 34/36; Saas Fee 30/300, 34/60;
von Mexiko: 16 bis 22 Grad. Karibik: 24 bis 28 Grad. 15/330, 18/33; Kaprun 50/255, 20/20; Seefeld St. Moritz 105/115, 40/47; Verbier 10/160, 20/35.
SEITE 22 · FR EITAG, 4 . JANUAR 2019 · N R. 3
Ein dunkler Tag für Apple
Der Vorstandschef
Tim Cook gerät durch
enttäuschende Zahlen
in Erklärungsnot. Wie
gut hat er den Konzern
für die Zukunft wirklich
aufgestellt?
Von Roland Lindner
NEW YORK, 3. Januar
D
ie Erwartungen an Apple sind
hoch, weil sie es sein sollten. Wir
fühlen uns verpflichtet, diese Er-
wartungen jeden Tag zu übertreffen.“ Das
schrieb Tim Cook jetzt am Ende des
Briefs an Investoren, mit dem er den Fi-
nanzmärkten eine böse Überraschung
zum Jahresbeginn bescherte. Der Vor-
standsvorsitzende des amerikanischen
Elektronikkonzerns musste darin zuge-
ben, dass sein Unternehmen diesem selbst
gesetzten Anspruch im Moment nicht ge-
recht werden kann. Zum ersten Mal seit
mehr als 15 Jahren hat Apple seine Um-
satzprognose nach unten korrigiert, und
zwar drastisch. Ausgerechnet für das wich-
tige Weihnachtsquartal stellt der sonst so
erfolgsverwöhnte Konzern nun rückläufi-
ge Umsätze in Aussicht, statt bis zu 93 Mil-
liarden Dollar werden nur noch 84 Milliar-
den Dollar erwartet. Die Reaktion der Bör-
se war harsch, der Aktienkurs fiel am Don-
nerstag zeitweise um fast 9 Prozent. Meh-
rere Analysten korrigierten ihre Kursziele
nach unten. „Das ist ein dunkler Tag für
Apple“, sagte Dan Ives von der Invest-
mentgesellschaft Wedbush Securities.
Cook ist in Erklärungsnot geraten, so
sehr wie wohl noch nie seit seinem An-
tritt als Vorstandschef vor mehr als sie-
ben Jahren. Der Apple-Chef lenkte in sei-
nem Brief den Blick vor allem auf gesun-
kene iPhone-Verkäufe in China, einen der
wichtigsten Märkte seines Unterneh-
mens. Dort schwäche sich die Konjunktur
ab, und der Handelskonflikt mit den Ver-
einigten Staaten erweise sich als zusätzli-
che Belastung. Im Laufe des Quartals sei-
en immer weniger Menschen in die chine-
sischen Apple-Geschäfte gekommen. Die
allgemeine Abkühlung in China ist für Be-
obachter nichts Neues – dass Apple sie so
schmerzhaft zu spüren bekommt, über-
rascht aber. Denn noch vor zwei Monaten
hatte Cook ganz andere Töne angeschla-
gen. Er sprach zwar auch damals von ei-
ner Abschwächung in einigen Schwellen-
ländern, nahm China aber ausdrücklich
aus. Hier sei das Geschäft „sehr stark“.
Die Schwierigkeiten beschränken sich
indessen nicht auf China. Wie Cook
schrieb, hat sich das Geschäft mit dem
iPhone auch in einigen Industrieländern
Pharmabranche vor Fusion über fast 90 Milliarden Dollar
Bristol-Myers Squibb übernimmt Biotechnologiekonzern Celgene / Von Klaus Max Smolka
FRANKFURT, 3. Januar
D
ie Pharmabranche steht vor der
möglicherweise größten Übernah-
me ihrer Geschichte. Der amerika-
nische Pharmakonzern Bristol-Myers
Squibb plant die Biotechnologie-Gesell-
schaft Celgene mit einer Mischung aus
Bargeld und eigenen Aktien zu überneh-
men. Die Transaktion erreicht nach aktu-
ellem Stand einschließlich Schulden ein
Volumen von 88,8 Milliarden Dollar, wie
der Datendienstleister Bloomberg errech-
net. Damit könnte sie leicht die Übernah-
me von Warner-Lambert durch Pfizer vor
zwanzig Jahren übertreffen. Der reine
Kaufpreis läge bei 74 Milliarden Dollar.
Der Aufsichtsrat von Celgene habe der
Transaktion schon zugestimmt, teilte Bris-
tol-Myers am Donnerstag mit. Durch den
Zusammenschluss soll ein führendes Un-
ternehmen in den Bereichen Krebs, Im-
munologie, Entzündungs- sowie Herz-
Kreislauf-Erkrankungen entstehen. In
der Pharmabranche wird das Geschäft
Helaba erklärt Gespräche mit der Nord LB für gescheitert
Zur Rettung der Landesbank wird der Einstieg eines Finanzinvestors wahrscheinlicher / Von Carsten Germis und Tim Kanning
HAMBURG/FRANKFURT, 3. Januar
I
m Ringen um eine Rettung der in Ka-
pitalnot geratenen Landesbank Nord
LB ist eine Lösung innerhalb des
Sparkassensektors offenbar in weite Fer-
ne gerückt. Bis zuletzt hatte die Landes-
bank Hessen-Thüringen hinter den Kulis-
sen an einem Zusammenschluss mit dem
Schwesterinstitut in Hannover verhan-
delt, diese Gespräche wurden nun aber
vorerst für gescheitert erklärt, wie am
Donnerstag in Finanzkreisen bestätigt
wurde. Offenbar weigern sich vor allem
die niedersächsischen Sparkassen, die 26
Prozent an der Nord LB halten, sich an
der Rettung ihres Spitzeninstituts nach
den Vorstellungen der Helaba zu beteili-
gen. Dazu zählt zum einen, dass die Spar-
kassen sich an einer Kapitalerhöhung
und an einem Haftungsfonds mit den hes-
sisch-thüringischen Sparkassen beteili-
gen sollten. Zudem wünscht sich die Hela-
So viele iPhones verkauft Apple
in Millionen Stück (Welt)
231,2
211,9
169,2
2014 2015 2016
Tim Cook bei einer Präsentation
nicht so gut entwickelt wie erhofft. Die
Zahl der „Upgrades“, also der Absatz neu-
er iPhones, mit denen Kunden ältere Mo-
delle ersetzen, sei niedriger als vorhergese-
hen. Cook führte als mögliche Begrün-
dung eine Reihe preislicher Faktoren an.
Etwa dass es beim Kauf von Smartphones
weniger Subventionen von Mobilfunkbe-
treibern gibt als früher oder dass viele
Kunden ihren Akku ersetzen, anstatt ein
neues Gerät zu kaufen. Auch währungsbe-
dingte Preiserhöhungen könnten nach sei-
nen Worten eine Rolle gespielt haben.
Dass der Apple-Chef über Preissensibili-
tät seiner Kunden spricht, ist bemerkens-
wert, schließlich galt deren Zahlungsbe-
reitschaft immer als überdurchschnittlich
hoch. Was er aber unerwähnt ließ, ist der
Umstand, dass Apple auch aus eigenem
Antrieb mehr und mehr eine Hochpreis-
strategie für sein iPhone eingeschlagen
hat. Zum Beispiel mit superteuren Model-
len wie dem iPhone X oder dem iPhone
XS. Das aktuelle Spitzenmodell iPhone
XS Max kostet in seiner teuersten Varian-
te in Deutschland 1649 Euro. Analyst
Andy Hargreaves von Keybanc Capital
Markets sieht „aggressive Preiserhöhun-
gen und begrenzte funktionale Differen-
aber wohl vor allem beachtet werden we-
gen der Krebstherapien. Bristol-Myers
Squibb baut mit der Übernahme sein Ge-
schäft mit Immunpräparaten aus – das
sind jene neuartigen Krebsarzneien, wel-
che die Fähigkeit des körpereigenen Im-
munsystems aktivieren können, den Tu-
mor zu bekämpfen. Sie gelten als echter
wissenschaftlicher Sprung in einer Bran-
che, der ansonsten öfters angelastet wird,
sie bringe Neuprodukte mit zu wenig Zu-
satznutzen gegenüber bestehenden Präpa-
raten hervor.
Bristol-Myers Squibb gehört in diesem
Gebiet der Medizin zu den Pionieren – ist
aber auch unter Konkurrenzdruck mit ei-
nem anderen führenden und frühen An-
bieter von Immuntherapeutika geraten:
dem amerikanischen Konzern Merck &
Co, der mit dem deutschen Namensvet-
tern Merck KGaA nichts zu tun hat – au-
ßer gemeinsamen historischen Wurzeln.
Merck & Co. nimmt mit seiner Immunthe-
rapie Keytruda eine dominierende Positi-
ba, dass die Sparkassen mehr Verbundge-
schäft mit ihrem aus der Fusion entste-
henden Spitzeninstitut machen sollen.
Doch die Bereitschaft der niedersächsi-
schen Sparkassen, sich auf die Hessen zu-
zubewegen, scheint überschaubar. Kurz
vor Weihnachten hat der Vorstand der He-
laba nun seine Trägerversammlung sowie
seinen Verwaltungsrat schriftlich darüber
informiert, dass die Fusionsgespräche
ohne Ergebnis beendet worden seien, wie
die „Börsen-Zeitung“ berichtete. Die He-
laba und die Nord LB wollten die Vorgän-
ge am Donnerstag nicht kommentieren.
Mit dem Scheitern der Verhandlungen
wächst der Druck auf die Norddeutschen,
sich mit einem der verbliebenen Privatin-
vestoren zu einigen. Auch die Bankenauf-
seher der Europäischen Zentralbank sol-
len sich dem Bericht zufolge nun einge-
schaltet und gegenüber dem Sparkassen-
verband DSGV mit der Abwicklung des
Unternehmen
216,8 217,7
2017 2018
zierung“ als wichtigen Grund, warum
Kunden alte iPhones länger behalten.
Die Umsatzwarnung wirft die Frage
auf, ob Apple mit seinen Preisen zu weit
gegangen ist, gerade in einer Zeit, in der
der Smartphone-Markt ohnehin Sätti-
gungserscheinungen zeigt. Und sie unter-
streicht einmal mehr, wie abhängig der
Qualcomm löst Verkaufsverbot aus
Der Chipkonzern Qualcomm hat das
vor Gericht erstrittene Verkaufsver-
bot für mehrere ältere iPhone-Model-
le in Deutschland in Kraft gesetzt.
Gemäß dem Urteil seien dafür als Si-
cherheit Wertpapiere im Wert von
1,34 Milliarden Euro hinterlegt wor-
den, teilte Qualcomm am Donnerstag
mit. Das Verkaufsverbot betrifft die
Modelle iPhone 7 und 8 sowie das
iPhone X von 2017. Das Landgericht
München hatte am 20. Dezember die
Verletzung eines Qualcomm-Patents
durch Apple festgestellt. Qualcomm
on bei der Behandlung von Lungenkrebs
ein, einer der global häufigsten Krebsar-
ten. Celgene hatte sich auf dem Gebiet der
Immuntherapie im vergangenen Jahr mit
dem Kauf des Krebsspezialisten Juno The-
rapeutics für 9 Milliarden Dollar verstärkt.
Bristol-Myers Squibb ISIN US1101221083
in Dollar Tagesschlusskurse New York
55 3.1.: Tagesverlauf
53
51
49
47
45
30.11.2018 3.1.2019
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß
Instituts gedroht haben. Grundsätzlich
blieben aus ihrer Sicht nur zwei Möglich-
keiten, um das zu verhindern: Entweder
die Sparkassen und die Politik lassen ei-
nen Finanzinvestor auch als Mehrheitseig-
ner der Nord LB zu, was die zweite Privati-
sierung einer Landesbank nach der HSH
Nordbank wäre. Oder sie finden eine Lö-
sung innerhalb der Sparkassen-Gruppe,
wie sie die Helaba angeboten hat. Die
EZB wollte das nicht kommentieren.
Ein Sprecher der Nord LB sagte auf An-
frage nur, die Bank sei in Verhandlungen
und wolle noch im Januar zu Lösungen
kommen. Schon im Dezember war be-
kanntgeworden, dass die Nord LB In-
sidern zufolge mit dem amerikanischen
Finanzinvestor Cerberus konkret über
den Einstieg bei der Landesbank verhan-
dele. Als zweiter möglicher Kandidat soll
dem Vernehmen nach noch die Beteili-
gungsgesellschaft Centerbridge im Ren-
Umsatz mit iPhones
in Milliarden Dollar
155,0
136,7
102,0
2014 2015
Quelle: Bloomberg/Foto: AFP/F.A.Z.-Grafik Niebel
Konzern vom iPhone ist. Mehr als 60 Pro-
zent des Umsatzes entfallen noch immer
auf dieses Gerät, das Apple schon unter
Cooks legendärem Vorgänger Steve Jobs
herausgebracht hat. Angesichts der jüngs-
ten Abschwächung dürften sich Skeptiker
bestätigt sehen, die meinen, Cook habe
seit seinem Antritt vor allem von den Er-
bekam das Recht, ein Verkaufsverbot
durchzusetzen, wenn der Chipkon-
zern die Sicherheitsleistung hinter-
legt. Die Unternehmen zeigten aller-
dings unterschiedliche Auffassungen
über das Ausmaß des Verkaufsver-
bots. Apple teilte mit, dass lediglich
in den 15 deutschen Apple Stores das
iPhone 7 und das iPhone 8 nicht
mehr verkauft werden sollen. Bei
dem Patent geht es um eine Techno-
logie, die den Stromverbrauch von
Telekommunikations-Chips anpasst,
damit der Akku länger hält. dpa
Der endgültige Wert der am Donners-
tag angekündigten Offerte ist noch nicht
präzise festzulegen. Denn Anteilseigner
von Celgene sollen demnach je Anteils-
schein eine Aktie von Bristol-Myers und
zusätzlich 50 Dollar erhalten. Außerdem
steht eine Meilensteinkomponente in Aus-
sicht, also eine Zahlung, die vom Errei-
chen bestimmter Ziele abhängt: 9 Dollar
je Aktie fallen noch an, wenn bestimmte
neue Medikamente von Celgene in den
nächsten Jahren in den Vereinigten Staa-
ten zugelassen werden. Basierend auf
dem Schlusskurs der Bristol-Myers-
Squibb-Aktie vom Mittwoch bewertete
der Bieter die Offerte mit 102,43 Dollar je
Celgene-Aktie, insgesamt mit 74 Milliar-
den Dollar. Berücksichtigt man – wie zur
Berechnung von Transaktionsvolumina
üblich – Nettoverbindlichkeiten, ergibt
sich nach Kalkulation von Bloomberg der-
zeit ein Wert von 88,8 Milliarden Dollar.
Bloomberg schreibt der bisher größten
Pharma-Übernahme Pfizer/Warner-Lam-
nen sein. Dass externe Finanzinvestoren
eine Mehrheit an der Landesbank über-
nehmen könnten, galt in Hannover weiter-
hin als ausgeschlossen.
Niedersachsens Finanzminister Hilbers
(CDU) sagte am Donnerstag, die Gesprä-
che mit den Finanzinvestoren liefen wie
geplant. Er sei zuversichtlich, in diesem
Monat eine Lösung zu bekommen. „Dann
wird zu entscheiden sein, mit welchem
Anbieter man in die finalen Gespräche
tritt, um zügig zu einem Ergebnis zu gelan-
gen“, sagte Hilbers. Eine solche Teilpriva-
tisierung der Nord LB durch die Beteili-
gung eines Finanzinvestors zeichnet sich
damit als der wahrscheinlichste Weg ab,
die Bank neu aufzustellen und durch eine
Kapitalstärkung krisenfester und wettbe-
werbsfähiger zu machen. Der CDU-Politi-
ker bekräftigte jedoch abermals seine Of-
fenheit für „eine öffentlich- rechtliche Lö-
sung“ und sagte: „Auf die Diskussionen
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
166,7
141,3
2016 2017 2018
rungenschaften der Jobs-Ära gezehrt und
ähnliche Innovationen vermissten lassen.
Zwar verkaufen sich einige der unter ihm
eingeführten Neuheiten wie die Computer-
uhr Apple Watch oder die Airpod-Kopfhö-
rer mittlerweile sehr gut, aber ein wirklich
bahnbrechendes Gerät, das dem Konzern
eine ganz neue Identität geben könnte,
hat es unter ihm bislang nicht gegeben.
Jahrelange Spekulationen, Apple könnte
einen Fernseher oder ein Auto herausbrin-
gen, haben sich nicht bewahrheitet.
Freilich ist Apple keineswegs ein Kri-
senfall. Der Konzern bleibt weiterhin
hochprofitabel und stellt sogar für das
jüngste Quartal trotz rückläufiger Umsät-
ze einen Rekordgewinn in Aussicht. Der
größte Erfolg der vergangenen Jahre lag
im Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts,
wozu etwa die Musikplattform Apple Mu-
sic oder der Bezahldienst Apple Pay gehö-
ren. Diese Sparte wird für den Konzern zu
einer immer wichtigeren Stütze, und ihr
Wachstum unterstreicht, dass viele Men-
schen noch immer bereitwillig im Ökosys-
tem von Apple bleiben. Der Konzern hat
also viel auf der Habenseite. Aber die
jüngste Delle im iPhone-Geschäft stellt
Cook vor eine gewaltige Herausforderung.
bert vor zwanzig Jahren 87,3 Milliarden
Dollar als Wert zu, allerdings wäre dies
real, also inflationsbereinigt heute deut-
lich mehr. Der Statistikdienstleister Refi-
nitiv (vormals Thomson-Reuters) veran-
schlagt ihn auf 88,8 Milliarden Dollar.
Bristol-Myers Squibb und Celgene wol-
len den Angaben zufolge in der nächsten
Zeit sechs neue Medikamente auf den
Markt bringen, denen sie in Summe ein
Umsatzpotential von mehr als 15 Milliar-
den Dollar jährlich zubilligen. Im frühen
Stadium der Entwicklung befänden sich
allein 50 Produkte mit hohem Potential,
heißt es weiter.
Bristol-Myers Squibb verspricht sich
nicht nur einen Schub für die „Pipeline“ –
also den Vorrat an möglichen künftigen
Medikamenten –, sondern auch hohe Ein-
sparungen: Bis zum Jahr 2022 sollten die
Kosten um rund 2,5 Milliarden Dollar sin-
ken, teilte das Unternehmen mit. Den Ab-
schluss der Transaktion erwartet der Kon-
zern für das dritte Quartal.
im Sparkassenlager habe ich aber keinen
Einfluss.“ Er sei weiterhin der Ansicht,
dass die Landesbanken in Deutschland
eine Konsolidierung benötigten, um sich
zukunftsfähig aufzustellen. Für eine öf-
fentlich-rechtliche Lösung müssten sich
aber alle Beteiligten „ein Stück weit bewe-
gen“, sagte der Minister.
Dass die Helaba auch im eigenen Lager
Schwierigkeiten hat, eine Fusion mit der
Nord LB durchzusetzen, zeichnete sich
schon vor Weihnachten ab (F.A.Z. vom
19. Dezember). So wollten die Träger der
Helaba – überwiegend Sparkassen aus
Hessen, Thüringen und Westfalen-Lippe
– nur zustimmen, wenn sich die Helaba
auf das Großkundengeschäft konzentrie-
re und ihr vor allem über die Frankfurter
Sparkasse betriebenes Privatkundenge-
schäft abgebe, hieß es. Die Helaba ginge
dann aber mit einer deutlich geringeren
Ertragskraft in eine mögliche Fusion.
Tegels Rekorde
Von Kerstin Schwenn
W er „Berliner Flughafen“ sagt,
erntet in aller Welt Spott und
Häme. Der berühmte BER wird und
wird nicht fertig, immer wieder tau-
chen neue Schwierigkeiten auf, besten-
falls soll er nun im Oktober 2020 eröff-
net werden – und könnte dann schon
bald wieder zu klein sein für die Haupt-
stadt und ihr weites Umland, das bis
nach Polen reicht. Im Schatten des
BER-Frusts funktioniert der alte West-
Berliner Flughafen Tegel, obwohl
längst in die Jahre gekommen und
hoch sanierungsbedürftig, immer
noch erstaunlich gut. Nach der Insol-
venz von Air Berlin im August 2017
mussten die Flugplatzmanager zu-
nächst eine kleine Delle verkraften.
Doch inzwischen haben Easyjet, Euro-
wings & Co. die Lücke geschlossen. Im
vergangenen Jahr verreisten von Tegel
aus so viele Fluggäste wie noch nie zu-
vor: 22 Millionen. Sie schätzen die kur-
zen Wege, welche die nutzlose Zeit am
Flughafen knapp halten. Und sie schät-
zen die jedenfalls im Hauptterminal de-
zentral organisierte Sicherheitsüber-
prüfung. Die Schlangen dort sind meis-
tens überschaubar lang. Die Gefahr,
wegen ungeahnter Wartezeiten den
Flieger zu verpassen, ist deutlich gerin-
ger als etwa in Frankfurt. Es gibt eini-
gen Grund, Tegel nachzutrauern, soll-
te der Flughafen tatsächlich dereinst
ein halbes Jahr nach dem BER-Start
schließen müssen.
Paukenschlag
Von Klaus Max Smolka
W
as für ein Jahresauftakt. Fachleu-
te für das globale Geschäft mit
Fusionen und Übernahmen hatten
nach einem abermals munteren Jahr
2018 mit einer Abkühlung gerechnet.
Aber schon an Tag drei des neuen Jah-
res hallt ein Paukenschlag aus der Bran-
che. Der Pharmakonzern Bristol-My-
ers Squibb will die Biotechgesellschaft
Celgene erwerben – in einer Transakti-
on, die momentan mit knapp 89 Milli-
arden Dollar einschließlich Schulden
zu bewerten ist. Weil sie von Variablen
abhängt, steht der endgültige Wert
noch aus. Aber sie erreicht nominal
dieselbe Größenordnung wie der bis-
lang größte Pharma-Deal Pfizer/War-
ner-Lambert vor zwanzig Jahren. Die
Medizinbranche erweist sich als ver-
lässliche Honorargeberin für Invest-
mentbanker. Immer weiter geht der
Konzentrationsprozess, zumal unter
den Anbietern von Originalpräpara-
ten. Patente laufen aus, der Umsatz
sinkt dann meist stark. Die Kosten für
Forschung und Entwicklung steigen,
wie auch die Risiken: Pharmakonzerne
müssen sich inzwischen beinahe routi-
nemäßig auf Klagen von Patienten ein-
stellen, die Schäden durch Nebenwir-
kungen geltend machen. Die neueste
Transaktion fällt auf, weil in ihr das Ge-
schäft mit den neuartigen und lukrati-
ven onkologischen Immunpräparaten
eine wichtige Rolle spielt. Immerhin
ist Bristol-Myers Squibb hier einer der
Pioniere – und sieht sich nun trotzdem
zu einer Großübernahme veranlasst.
Pokern in Hannover
Von Tim Kanning
D er Niedersachse lässt sich nicht
so leicht aus der Ruhe bringen.
Als sturmfest und erdverwachsen be-
singen sich die Norddeutschen gerne
selbst. Und doch verwundert es lang-
sam, mit wie viel Gelassenheit die Trä-
ger der in arge Turbulenzen geratenen
Landesbank Nord LB deren „Rettung“
angehen und wie vehement sie offen-
bar auf ihren eigenen Bedingungen be-
harren. Man darf vermuten, dass das
Kapitulationsschreiben der Helaba an
ihre Eigentümer sowie die unverhohle-
ne Drohung der Europäischen Zentral-
bank mit der Abwicklung des Instituts
nicht ganz zufällig ans Licht gekom-
men sind. Offenbar versucht jemand,
den Druck auf die Träger der Nord LB
nun so weit zu erhöhen, dass sich noch
rechtzeitig eine gangbare Lösung fin-
den lässt. Dass die EZB Ernst machen
könnte, ist angesichts der jüngsten Ent-
wicklung in Italien durchaus glaub-
haft. Dort haben die Aufseher gerade
erst die ehemalige Sparkasse von Ge-
nua, die Banca Carige, unter Zwangs-
verwaltung gestellt, nachdem sie den
Kapitalanforderungen der Zentral-
bank nicht gerecht wurde. Die Aus-
gangslage in Hannover ist durchaus
ähnlich: Auch hier fordern die Banken-
aufseher eine Aufstockung des Eigen-
kapitals, nachdem sich die Landes-
bank vor allem in der Schiffsfinanzie-
rung verhoben hat. Wie die Lösung
aussieht, ist auch wenige Wochen vor
dem Ablauf der Frist noch unklar. Bald
müssen die Karten auf den Tisch.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Händler in der New Yorker Börse am Jahresbeginn
Wenn der Blitz in die Finanzmärkte einschlägt
In Japan kommt es zu
sehr starken kurzfristi-
gen Bewegungen von
Devisenkursen. Solche
„Flash Crashs“ lassen
sich immer öfter an den
Märkten beobachten.
che./gb. SINGAPUR/FRANKFURT, 3. Ja-
nuar. Was für ein Schreck am Morgen:
Der australische Dollar hat am Donners-
tagmorgen völlig überraschend innerhalb
von Minuten fast 8 Prozent seines Wertes
auf den japanischen Yen verloren, die tür-
kische Lira büßte 10 Prozent ein. In den
Strudel gerieten auch andere Währungen.
Mit 67,49 amerikanischen Dollar je „Aus-
sie“ berührte er kurzfristig den tiefsten
Stand seit einem Jahrzehnt. Händler in
Sydney sprachen von einem „verrückten
Markt“ und einem „Flash Crash“, einem
blitzschnellen Zusammenbruch.
Innerhalb von sechs Minuten nach 9.30
Uhr australischer Zeit stürzte die australi-
sche Währung rasant gegenüber dem japa-
nischen Yen. Über Jahre wurden die bei-
den Währungen von Devisenspekulanten
für sogenannte Carry-Trades genutzt, um
in der einen zu niedrigen Zinsen Geld auf-
zunehmen, das dann in der anderen für
hohe Zinsen angelegt wurde. Auch gegen-
über der türkischen Lira schoss der Yen
durch die Decke und gewann 10 Prozent.
Innerhalb kurzer Zeit normalisierten sich
die Kurse dann wieder.
Italiens Rendite
steigt wieder
gb. FRANKFURT, 3. Januar. Die Rendite
zehnjähriger italienischer Staatsanleihen
ist am Donnerstag überdurchschnittlich
stark um 0,18 Prozentpunkte auf 2,87 Pro-
zent gestiegen. Im Handel waren mehrere
Gründe für die Entwicklung zu hören. Ge-
nannt wurden unter anderem die Schwie-
rigkeiten der Genueser Bank Carige, die
nach einer fehlgeschlagenen Kapitalerhö-
hung eine ungewisse Zukunft hat. Nach
Medienberichten aus Italien arbeitet die
Regierung Conte an einer privaten Auf-
fanglösung für die Bank. Wegen der
Schwierigkeiten von Carige stiegen auch
die Renditen der Anleihen anderer italie-
nischer Banken.
Daneben trug auch die erste Emission
eines südeuropäischen Landes zu den
Kursverlusten der italienischen Papiere
bei. Spanien nahm für 4,5 Milliarden
Euro Anleihen mit verschiedenen Laufzei-
ten auf. Dies belastete den Markt und ließ
auch die Renditen spanischer und portu-
giesischer Anleihen klettern; auch wenn
der Anstieg geringer blieb als bei den ita-
lienischen Papieren. Spanien ist ein
Schuldner, der traditionell in den ersten
Monaten eines Jahres einen hohen Teil
seiner für das Gesamtjahr geplanten Neu-
verschuldung durch Ausgabe von Anlei-
hen finanziert.
Der Roboter als Anlageberater
Immer häufiger helfen
Algorithmen bei der Anlage. Ist
das stets empfehlenswert? Seite 25
Händler waren völlig überrascht und
hatten zunächst keine Erklärung für den
Vorgang. Sehr wahrscheinlich kamen
mehrere Einflüsse zusammen. Einige
Händler verwiesen auf einen Schock nach
der Warnung von Apple als Auslöser, an-
dere vermuteten japanische Kleininvesto-
ren hinter den Verlusten. Denn gerade ja-
panische Kleinanleger sind für kredit-
finanzierte Devisenspekulationen be-
kannt. Als dritter Einfluss wurden auto-
matische Programme von Großanlegern
genannt, die bei fallenden Kursen Positio-
nen verkaufen, um Verluste zu begren-
zen. Aber gerade diese Verkäufe sorgen
dann für weitere Verluste. Da in Japan Ur-
laubszeit ist, sei zudem kaum Liquidität
im Markt gewesen. Zeitgleich aber fielen
die Preise von Kupfer und Aluminium –
wichtige Rohstoffe aus Australien – über
Nacht um 2 Prozent in London.
Der Yen gilt als eine der klassischen
Fluchtwährungen in Krisenzeiten. Er hat
im vergangenen Jahr gegenüber praktisch
allen anderen Währungen an Wert gewon-
nen, da die Weltwirtschaft unter Druck
steht und die Aktienmärkte deutliche
Kursverluste hinnehmen mussten. Als ein-
zige Währung der zehn führenden Indus-
trieländer machte der Yen im Jahr 2018
auch 2,7 Prozent gegenüber dem starken
amerikanischen Dollar gut.
Auch hat der australische Dollar schon
seit Monaten Wert verloren. Allein im De-
zember hatte der „Aussie“ schon 3,4 Pro-
zent auf den „Greenback“ eingebüßt. Das
vergangene Jahr endete er mit einem Ver-
lust von knapp 10 Prozent, nachdem er im
Jahr 2017 um 8,7 Prozent zugelegt hatte.
Diese Entwicklung macht das Studieren
und Urlauben auf dem Fünften Kontinent
Wenn Apple hustet, schmerzt es die Welt
Die gesenkte Umsatzprognose des iPhone-Konzerns schickt Technologiewerte auf Talfahrt
kann. FRANKFURT, 3. Januar. Das alte
Sprichwort „Wenn Amerika hustet, be-
kommt der Rest der Welt Grippe“ lässt
sich längst auch auf Apple ummünzen.
Nachdem der iPhone-Hersteller am Mitt-
woch nach dem amerikanischen Börsen-
schluss vor sinkenden Umsätzen gewarnt
hat, sind am Donnerstag rund um die
Welt die Aktienkurse von Technologie-
unternehmen gesunken. Zum einen wa-
ren verständlicherweise die Zulieferer
von Apple wie der deutsche Halbleiterher-
steller Dialog Semiconductor betroffen.
Aber auch Technologieunternehmen, die
nicht unmittelbar an Wohl und Wehe des
Konzerns aus Cupertino hängen, gerieten
am Donnerstag unter Druck.
So hielten die rote Laterne unter den
Einzelwerten im deutschen Aktienindex
Dax am Donnerstag der Zahlungsdienst-
leister Wirecard mit einem Minus von 5,9
Prozent, der Chiphersteller Infineon (mi-
nus 4,7 Prozent) und der Softwarekon-
zern SAP (minus 3,1 Prozent). Auch der
Aktienindex Tec-Dax, der die wichtigsten
deutschen Technologiewerte vereint, gab
mit 2,9 Prozent deutlich stärker nach als
der gesamte deutsche Aktienmarkt.
Die Papiere des darin enthaltenen Aa-
chener Spezialanlagenbauers für die Halb-
leiterindustrie Aixtron hatten in den ver-
Der Dax im Jahr 2019
Für den deutschen Aktienindex
steht das neugestartete Jahr
unter keinem guten Stern. Seite 25
Finanzen
zwar billiger, verteuert aber die Auslands-
reisen der Australier und belastet vor al-
lem die Exporteure, wie die großen Bo-
denschatzkonzerne, die traditionell in
amerikanischen Dollar abrechnen.
Der australische Dollar reagiert sensi-
bel auf die wirtschaftliche Entwicklung in
China, von dem sich Australien zu weiten
Teilen abhängig gemacht hat. Und dort
zeichnet sich eine weitere Abkühlung ab.
Der weltumspannende Index der Ein-
kaufsmanager (PMI) ist im Dezember im
achten Monat in Folge gefallen. Er pen-
delt um sein niedrigstes Niveau seit gut
zwei Jahren. Für Australien sagen Ökono-
men ein stabiles Wachstum von 2,8 Pro-
zent für dieses Jahr voraus. Allerdings be-
ginnt der schmelzende Häusermarkt auf
die Gesamtwirtschaft abzustrahlen. Die
Preise sind in Sydney in Jahresfrist um 10
Prozent gefallen. Der Dollar sollte den
Vorhersagen nach knapp unter 70 ameri-
kanischen Cent seinen Halt finden.
Das Phänomen plötzlicher heftiger
Kurseinbrüche wird als „Flash Crash“ be-
zeichnet, weil es gewöhnlich nicht lange
dauert, bis eine Gegenbewegung den Aus-
reißer wieder korrigiert. Für längerfristig
ausgerichtete Anleger sind solche kurz-
fristigen Kurseinbrüche daher ohne Be-
deutung, aber für viele Marktteilnehmer
sind sie ein Ausdruck schlecht funktionie-
render Finanzmärkte. Die jüngere Ge-
schichte der „Flash Crashs“ begann mit ei-
nem kurzfristigen Einbruch des amerika-
nischen Aktienindex S&P 500 im Mai
2010. Im Oktober 2016 brach an den asia-
tischen Devisenmärkten der Kurs des bri-
tischen Pfund Sterling kurzfristig um
rund 10 Prozent ein. Größere kurzfristige
Kursbewegungen lassen sich mittlerweile
gangenen Handelstagen um gut 10 Pro-
zent zugelegt, der Zuwachs wurde am
Donnerstag dann aber mit einem Minus
von 9,4 Prozent wieder komplett zunichte
gemacht.
Als klassisches Beispiel für einen Zulie-
ferer, der außerordentlich stark von App-
le abhängt, gilt das schwäbische Unter-
nehmen Dialog Semiconductor, dessen
Aktien ebenfalls im Tec-Dax sowie im
Kleinwertesegment S-Dax enthalten
sind. Der iPhone-Konzern ist der mit Ab-
stand wichtigste Kunde der Schwaben.
Dialog Semiconductor ISIN GB0059822006
in Euro Wochenschlusskurse Xetra
27 3.1.: Tagesverlauf
24
21
18
15
12
29.12.2017 3.1.2019
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß
Breit aufgestellt
Die deutschen Skispringer haben
Eisenbichler, die Österreicher
keinen Überflieger. Seite 27
Yen je Dollar
110
108
106
104
Australischer Dollar je Dollar
1,48
1,46
1,44
1,42
1,40
S&P 500
2550
2500
2450
2400
Quelle: Bloomberg/Foto: Bloomberg/F.A.Z.-Grafik Niebel
an vielen Finanzmärkten der Welt beob-
achten, auch wenn die Ausschläge häufig
kleiner sind. So schwankten die Kurse ge-
gen Jahresende an der Wall Street sehr
stark, ohne dass ein nachvollziehbarer
wirtschaftlicher Grund hierfür genannt
werden konnte.
Nach Ansicht vieler Fachleute ist eine
nachlassende Liquidität in vielen Finanz-
märkten eine wichtige Ursache kurzfristi-
ger starker Kursbewegungen. Das Bank-
haus Berenberg hat vor einiger Zeit Grün-
de für größere kurzfristige Kursschwan-
kungen zusammengestellt. Eine wesentli-
che Ursache ist die strengere Regulierung
von Geschäftsbanken, die es ihnen er-
schwert, wie früher die Rolle eines soge-
nannten Marktmachers für Finanzproduk-
te auszuüben.
Ein Marktmacher nennt jederzeit Kur-
se, zu denen er ein bestimmtes Finanzpro-
dukt zu kaufen und zu verkaufen bereit
ist. Da er zudem bereit ist, eigene Handels-
bestände zu unterhalten, kann der Markt-
macher ein kurzfristig starkes Angebot
oder eine kurzfristig starke Nachfrage
durch die Verwendung seiner Bestände
ausgleichen und auf diese Weise die Kurs-
schwankungen reduzieren. Seitdem die
Banken die Rolle des Marktmachers nicht
mehr wie früher wahrnehmen, sind die
Kursschwankungen gestiegen.
In manchen Märkten haben umfangrei-
che Käufe von Notenbanken das Angebot
an Wertpapieren verknappt. Das gilt vor
allem für Staatsanleihen, in Europa aber
auch für Unternehmensanleihen. Auch
wenn manche Notenbanken Anleihen auf
ihre Bestände verleihen, ist die geringere
Liquidität durchaus spürbar. So ist aus
Fondsgesellschaften zu hören, dass die
Schon häufiger litt der Aktienkurs, wenn
Gerüchte aufkamen, dass Apple nach Al-
ternativen für Dialog Semiconductor su-
che. Am Donnerstag verlor die Aktie in
der Spitze fast 10 Prozent an Wert.
Das Weihnachtsgeschäft war für Apple
deutlich schlechter gelaufen als erwartet,
wie der Konzern am späten Mittwoch-
abend mitgeteilt hatte. Vor allem in Chi-
na liefen die Geschäfte schlechter als ge-
plant. Daher wurde die Umsatzprognose
für die vergangenen drei Monate auf 84
Milliarden Dollar zusammengestutzt,
Tec-Dax
in Punkten Wochenschluss
3100 3.1.: Tagesverlauf
2940
2780
2620
2460
2300
29.12.2017 3.1.2019
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß
Nicht auf dem Sofa
Die Düsseldorfer EG begeistert
bei ihrem Höhenflug bis auf
Rang drei wieder. Seite 28
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR . 3 · SEITE 23
Ein Menetekel
Von Gerald Braunberger
D
ie kurzfristigen, mit dem Anglizis-
mus „Flash Crash“ bezeichneten
Kurskapriolen an den Finanzmärkten
sind wenig vertrauenerweckende Vor-
2.1.2019 3.1.2019
gänge, die es auch in Zukunft als Ergeb-
nis vorübergehender Liquiditätseng-
pässe geben wird. Für den langfristi-
gen Anleger bleiben sie ohne Bedeu-
tung. Mehr Beachtung verdienen die
neuesten Konjunkturdaten aus den
Vereinigten Staaten, die im Verein mit
rückläufigen Inflationserwartungen
den Eindruck eines sich spürbar ver-
langsamenden Wirtschaftswachstums
verstärken. Diese Konjunkturdaten
setzten den Aktienmarkt stärker unter
2.1.2019 3.1.2019 Druck als die unerwartet schwachen
Unternehmenszahlen von Apple, die
zum Teil mit der Strategie des Unter-
in Punkten nehmens erklärbar sein mögen. Mitt-
lerweile wird an den Kapitalmärkten
keine weitere Leitzinserhöhung mehr
erwartet. Die Frage sei gestattet: Wenn
eine zuletzt mit Volldampf laufende
amerikanische Wirtschaft möglicher-
weise nicht einmal mehr einen Leit-
zins von 2,25 Prozent verträgt, wo soll
man sich künftig ein sogenanntes „nor-
males“ Zinsniveau vorstellen? Alle An-
27.12.2018 28.12.2018 31.12.2018 zeichen verdichten sich, dass die Zin-
sen in den Industrienationen auf lange
Zeit sehr niedrig bleiben werden.
Tops & Flops
Hurra, ein Gerücht!
größte Einheit, in der zurzeit italienische + Nicht nur schlechte Nachrichten,
auch alles, was irgendwie positiv
Staatsanleihen verkauft werden könnten, klingt, wird derzeit von den Anlegern
10 Millionen Euro beträgt. Angesichts ei- wie Nektar aufgesogen. Am Donners-
nes Gesamtvolumens des italienischen tag profitierte die Aktie von Zalando
Anleihemarkts von mehr als 2000 Milliar- davon, dass der Start-up-Gründer Mar-
den Euro ist das nicht sehr viel. cel Münch behaupte-
Auf der Nachfrageseite kommt hinzu, te, das Unternehmen
dass immer mehr Großanleger am Markt
in eine Richtung rennen. Das heißt: Sie
sei ein Übernahme-
kandidat für den chi-
haben vergleichbare Strategien und auch nesischen Alibaba-
Handelsprogramme, die ähnlich agieren. Konzern. Woher er
Wenn viele Teilnehmer an einem Markt das wissen wolle,
in dieselbe Richtung rennen, fehlen aus- blieb unklar. Die Ak-
reichend Teilnehmer für die andere tie stieg trotzdem um
Marktseite. Das heißt: In Zeiten steigen- 5 Prozent.
der Kurse steigen die Kurse überdurch-
schnittlich stark, und in Zeiten fallender
Kurse fallen sie dann auch überdurch- Keine Zeiten für Champagner
schnittlich stark.
Auch die große Beliebtheit börsenno- – Die Furcht vor einer baldigen
Konjunktureintrübung drückt der-
tierter Indexfonds (ETF) kann zu kurzfris- zeit viele Aktien, aber für einen Wert
tigen Liquiditätsproblemen in Märkten sind die möglichen Folgen besonders
beitragen. Viele Indexfonds sind nicht augenscheinlich: Champagner. So über-
nur in liquiden Wertpapieren, sondern rascht es nicht, dass
auch in Wertpapieren investiert, für die der französische Lu-
es nur einen engen Markt gibt. Trennen xusgüterkonzern
sich Anleger in großem Stil von Fondsan- LVMH mit Marken
teilen, muss die Fondsgesellschaft inner- wie Louis Vuitton
halb kurzer Zeit auch in wenig liquiden und Moët seit Mona-
Märkten Wertpapiere abstoßen, was die ten auf den Verkaufs-
Kursverluste noch größer werden lässt. listen der Anleger steht. Für schlappe
All dies bedeutet: Einen „Flash Crash“ 246 Euro ist inzwischen eine Aktie des
dürfte es auch in Zukunft immer wieder Unternehmens zu haben, allein am
geben. Denn nur auf den ersten Blick ist Donnerstag sank der Kurs noch ein-
es widersprüchlich, dass auf Finanzmärk- mal um 2,8 Prozent. Noch im Septem-
ten, die immer größer werden, der Han- ber stand er auf über 300 Euro.
del liquider werden soll. Eine zunehmen-
de Segmentierung der Märkte, ein herden-
artiges Verhalten vieler Anleger und staat- Raus aus den Nebenwerten
liche Eingriffe werden auch künftig den
Blitz einschlagen lassen. – Wenn die Zeiten an der Börse rau-
her werden, sind es oft die Neben-
werte, von denen sich die Anleger be-
sonders schnell trennen. Zum turbulen-
ten Jahresstart haben das gleich mehre-
re im M-Dax gelistete Unternehmen zu
spüren bekommen. So ging es für die
beiden IT-Firmen Bechtle und Deli-
very Hero jeweils um mehr als 7 Pro-
zent nach unten.
nachdem zuvor 89 bis 93 Milliarden er- Wacker Chemie
wartet worden waren. Die an der Frank- büßten 5 Prozent
furter Börse gehandelten Apple-Aktien an Wert ein, und
gaben am Donnerstag um bis zu 12,4 Pro- der Technologie-
zent nach. Im frühen Handel in Amerika konzern Sartorius
ging es für die Papiere um mehr als 8 Pro- gab 4 Prozent ab.
zent nach unten.
Dass auch Aktien Federn lassen muss-
ten, die gar keinen direkten Bezug zu App-
le haben, dürfte verschiedene Gründe ha-
Die Börse
ben. Zum einen nährt der Verweis auf das
schwächelnde China-Geschäft die Be- Dax Bundesanl. R. 10 J.
fürchtung, dass die Konjunktur im Reich
der Mitte an Schwung verliert. Das könn-
te für viele Unternehmen Folgen haben,
die auf das kräftige Wachstum in dem
Schwellenland setzen. Zudem führt die zu-
nehmende Beliebtheit von Indexfonds
(ETF) dazu, dass sich viele Anleger gleich
4.10.2018 3.1.2019 4.10.2018 3.1.2019
von ganzen Aktienklassen – in dem Fall
Technologiewerten – trennen, wenn es
2.1. 3.1.
von einem so gewichtigen Unternehmen F.A.Z.-Index 2039,46 2012,90
wie Apple schlechte Nachrichten gibt. Dax 30 10580,19 10416,66
Die Börsen in Fernost reagierten in der M-Dax 21700,04 21398,35
Nacht zum Donnerstag recht verhalten Tec-Dax 2464,49 2392,60
auf die Nachrichten von Apple. Der Euro Stoxx 50 2993,18 2954,66
CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten F.A.Z.-Euro-Index 112,18 111,41
Werten an den Börsen des chinesischen Dow Jones 23346,24 22917,81*
Festlands fiel um 0,16 Prozent, und der Nasdaq Index 6665,94 6546,86*
Hongkonger Hang-Seng-Index gab um Bund-Future 164,89 164,84**
0,23 Prozent nach. Tagesgeld Frankfurt -0,43 % -0,45 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. 0,16 % 0,16 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. 0,86 % 0,83 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 2,62 % 2,59 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1284,51 1290,49
Rohöl (London $/barrel) 54,76 55,36**
1 Euro in Dollar 1,1397 1,1348
1 Euro in Pfund 0,9017
1 Euro in Schw. Franken 1,1239
0,9031
1,1219
1 Euro in Yen 124,28 122,21
*) Ortszeit 13.00 Uhr, **) Ortszeit 19.00 Uhr
SEITE 24 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3 Finanzen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Dax 30, M-Dax und Tec-Dax Internationale Finanzmärkte

Börsenwert Xetra Xetra Ums.Ges.
52 Wochen in Mrd. Landeswähr. KGV 2.1.19 3.1.19 Tages Veränd. in % seit 52 Wochen Div.- Tsd.St.
Tief Vergleich Hoch Gesamt Streubes. 2019 2020 Schluss Schluss Hoch Tief 2.1. 28.12.18 Hoch Tief Div. Rend. 2.1.
Statistik (aus dem HDAX)
Tagesgewinner Veränd. % 52-Wochen-Gewinner Veränd. %
Konjunktursorgen ziehen Börsen nach unten
11,0 10,1 Dax 30 10580,19 10416,66 10538,66 10400,11 –1,5 –1,3 13596,89 10279,20 355,28 3,41 83128 Zalando +4,40 Wirecard +32,63
Die schlechten Nachrichten für die Börse reißen Punkte. Vor allem Technologiewerte, aber auch
36,87 33,92 19,2 K.A. Adidas NA I 184,40 183,95 186,90 182,35 –0,2 +0,8 218,00 165,80 2,601x 1,41 809 Grand City Prop. +1,91 Carl Zeiss Meditec +31,48
73,50 73,50 9,0 K.A. Allianz vNA I P 175,00 173,16 175,22 172,54 –1,1 –1,1 206,85 170,12 8,001x 4,62 1053
Dt. Pfandbriefbank
LEG Immobilien
+1,61
+1,47
Evotec
Sartorius Vz.
+28,87
+27,29
nicht ab. Nachdem die gesenkte Umsatzprognose Fresenius, Linde und Thyssen-Krupp mussten
55,13 55,13 10,3 K.A. BASF NA I P 60,72 60,02 60,70 59,90 –1,2 –0,6 98,80 57,35 3,101x 5,16 2629
Tagesverlierer Veränd. % 52-Wochen-Verlierer Veränd. %
von Apple die Furcht vor einer Konjunktureintrü- hohe Kurseinbußen hinnehmen.
56,70 56,70 8,7 K.A. Bayer NA I P 60,86 60,80 61,47 60,10 –0,1 +0,4 108,47 58,34 2,761x 4,53 2711
23,02 8,98 24,8 K.A. Beiersdorf 91,86 91,36 91,64 90,36 –0,5 +0,2 103,25 85,12 0,701x 0,77 276 Aixtron NA –10,28 RIB Software NA –61,58 bung in China genährt hat, folgte am Donnerstag In Amerika gab der Leitindex Dow Jones Indus-
44,92 23,81 6,4 K.A. BMW St I 69,74 69,05 69,81 69,02 –1,0 –2,3 97,50 68,79 4,001x 5,79 1436 Dialog Semic. NA
Bechtle
–9,70
–8,92
Deutsche Bank NA
Wacker Chemie
–55,39
–55,08 eine Hiobsbotschaft für die amerikanische Wirt- trial im frühen Handel um 1,77 Prozent auf 22 934
24,28 13,11
16,67 12,67
8,3
4,6
K.A.
K.A.
Continental
Covestro
120,60
42,90
121,40
42,80
122,10
43,69
119,10
42,00
+0,7
–0,2
+0,5
–0,9
257,40
95,78
118,30
41,42
4,501x
2,201x
3,71
5,14
592
936
RIB Software NA –7,74 Commerzbank –54,03 schaftsentwicklung: Der Einkaufsmanager-Index Punkte nach und knüpfte damit an seinen schwa-
47,90 40,72 5,4 K.A. Daimler NA I P 45,25 44,78 45,41 44,55 –1,0 –2,5 76,48 44,51 3,651x 8,15 4648 ISM ist im Dezember so stark gefallen wie zuletzt chen Jahresabschluss 2018 an. Die anderen wichti-
14,67 13,35 9,3 K.A. Deutsche Bank NA 7,15 7,10 7,29 7,03 –0,7 +1,9 16,46 6,68 0,111x 1,55 17142
Dax im Jahresverlauf (Xetra) im Oktober 2008. In der Folge zeigten auch am gen Indizes gaben im frühen Geschäft ebenfalls
19,94 18,94 17,3 K.A. Deutsche Börse NA 105,95 104,95 105,75 104,70 –0,9 ±0,0 121,15 97,16 2,451x 2,33 530
29,11 22,99 10,4 K.A. Deutsche Post NA I 23,99 23,54 24,13 23,48 –1,9 –1,5 41,20 23,36 1,151x 4,89 3153 zweiten Handelstag des Jahres die meisten wichti- kräftig nach: Der marktbreite S&P 500 fiel um
65,92 44,83 14,2 K.A. Deutsche Telekom NA W I P 14,82 14,93 15,03 14,75 +0,7 +0,7 15,60 12,72 0,651x 4,35 8398 gen Börsenbarometer nach unten. So büßte der 1,45 Prozent auf 2473 Zähler. Am Mittwoch zog
19,81 19,41
22,92 16,96
13,1
11,6
K.A.
K.A.
E.ON NA
Fresenius I
8,90
43,18
9,00
41,20
9,06
42,84
8,84
41,01
+1,1
–4,6
+4,3
–2,8
9,95
71,36
7,88
38,28
0,301x
0,751x
3,33
1,82
11536
1649
deutsche Aktienindex zum Handelsschluss 1,6 Pro- der Dow-Jones-Index um 0,1 Prozent auf 23 346
17,11 11,81 12,3 K.A. Fresenius M. C. St. 57,24 55,58 56,98 55,52 –2,9 –1,9 93,82 55,52 1,061x 1,91 868 zent auf 10 417 Punkte ein. Der Technologiewerte- Punkte an. Der S&P 500 stieg ebenfalls um 0,1 Pro-
10,42 7,71 8,2 K.A. HeidelbergCement 53,28 52,50 53,46 52,34 –1,5 –1,6 96,16 51,84 1,901x 3,62 742 Index Tec-Dax verlor noch stärker, um 2,9 Prozent zent auf 2510 Punkte und der Nasdaq-Composite
38,94 38,16 14,8 K.A. 95,72 94,62 95,06 93,70 –1,1 –0,8 116,05 92,10 1,791x 1,89 505
22,83 21,46 15,7 K.A.
Henkel Vz.
Infineon NA W 17,39 16,58 16,95 16,35 –4,7 –4,5 25,76 15,76 0,251x 1,51 4392
auf 2393 Punkte. Der marktbreit gefasste F.A.Z.-In- um 0,5 Prozent auf 6665 Punkte. An der New Yor-
40,84 40,84 14,0 K.A. Linde PLC (IRL) I P 137,80 133,75 136,95 133,35 –2,9 –3,5 148,70 130,75 0,83$1x 3,40 885 dex gab 1,3 Prozent ab auf 2013 Punkte. Und der ker Börse wechselten 1,01 Milliarden Aktien den
9,15 9,15 4,8 K.A. Lufthansa vNA 19,78 19,26 20,09 19,20 –2,6 –2,2 30,96 17,05 0,801x 4,15 3220 Euro Stoxx 50, der die wichtigsten Aktien des Euro- Besitzer. 2527 Werte legten zu, 1209 gaben nach
38,68 38,68 15,7 K.A. Merck 90,38 88,96 90,02 87,86 –1,6 –1,1 100,20 74,54 1,251x 1,41 444
28,00 28,00 10,2 K.A. Münch. Rück vNA I 188,40 187,25 189,05 186,35 –0,6 –1,7 200,30 174,85 8,601x 4,59 501
Schluss: 10416,66 28.12.2018: 10558,96 52 Wochen Hoch/Tief: 13596,89/10279,20 raums abbildet, büßte 1,3 Prozent ein auf 2955 und 142 blieben unverändert. kann.
12,00 10,56 14,4 K.A. RWE St. 19,30 19,53 19,71 19,02 +1,2 +3,0 22,60 14,71 1,501x 7,68 4302
127,17 103,01 17,2 K.A. SAP W I P 87,01 84,31 85,76 83,95 –3,1 –3,0 108,52 82,05 1,401x 1,66 2187
81,13 77,08
9,10 7,19
13,2
10,7
11,6
8,6
Siemens NA I P
thyssenkrupp
98,08
14,91
95,45
14,61
97,72
14,81
95,07
14,42
–2,7
–2,0
–2,0
–2,5
125,70
26,52
94,97
14,42
3,701x
0,151x
3,88
1,03
2227
2167
Deutsche Börsen Kurse in Euro
67,80 60,34 4,7 K.A. Volkswagen Vz. I 136,26 134,76 136,64 134,08 –1,1 –3,0 192,46 131,44 3,961x 2,94 1129 Biotest St. 25,70 26,00 Euromicron NA 2,72 2,70 IVU Traffic Techn. 5,18 5,02 QSC NA 1,28 1,31 Diskus Werke 16,80 16,80
2.1. 3.1. TLG Immobilien 24,38 24,20
20,72 20,72 17,3 K.A. Vonovia NA 39,89 40,00 40,19 39,48 +0,3 +1,0 44,88 35,71 1,321x 3,30 1291 Biotest Vz. 23,30 23,10 Exceet Group (L) 6,45 5,85 Jost Werke 26,00 26,00 R. Stahl NA 21,00 22,20 Tom Tailor NA 2,42 2,40 Dt. Grundst. Aukt. 15,90 16,10
Schluss/Kassa 18.35 h BMW Vz. Δ 60,70 60,30 Expedeon 0,92 0,921 Jungheinrich 22,52 21,52 Rational 499,60 493,20 Edel 2,39 2,42
22,29 20,73 30,9 K.A. Wirecard W 134,95 126,95 132,60 126,35 –5,9 –4,4 199,00 85,38 0,181x 0,14 770 UMS United Medical – –
Borussia Dortmund 8,43 8,45 Fabasoft (A) 11,90 12,70 Klöckner & Co. NA 5,95 5,92 Rhön-Klinikum 22,00 22,14 United Labels 2,25 2,22 EQS Group 68,50 68,50
Prime Standard Capsensixx
Ceconomy St.
10,75
3,10
10,65
3,00
Ferratum Oyj (FI)
First Sensor
7,95 8,51
21,00 20,40
Knorr-Bremse
Koenig & Bauer
79,16 78,47
38,66 36,72
ROY Ceramics
RWE Vz.
–
19,14 19,44
– USU Software
Vapiano
15,85 16,15
5,91 5,83
Ernst Russ
FCR Immobilien
0,776
17,67
0,782
18,02
14,9 13,2 M-Dax 21700,04 21398,35 21645,61 21350,14 –1,4 –0,9 27525,23 21160,71 591,21 2,76 32723 Deutsche Industrie REIT 11,00 11,65 Ceconomy Vz. 3,59 3,61 Fortec 18,85 18,90 KPS NA 6,00 5,55 SAF Holland (L) 11,06 10,06 Va-Q-Tec NA 5,20 5,48 Fin Tech Group 18,04 16,56
11 88 0 Solutions 0,938 0,954 Cenit 13,35 13,55 Francotyp-Postalia 2,94 2,95 Krones 70,00 67,35 Sartorius St. 95,00 91,20 Varta 25,80 25,52 FinLab 14,10 14,10
7,39 2,00 16,5 K.A. 1&1 Drillisch W 44,66 44,70 44,82 44,00 +0,1 +0,4 72,35 34,56 1,601x 3,58 198 3U Holding 0,902 0,96 Centrotec Sust. 11,50 11,44 Fuchs Petrolub St. 34,65 34,65 KUKA 51,00 52,30 Schaltbau Hold. 20,20 20,30 Verbio 6,99 7,02 Formycon 26,40 26,75
1,61 1,61 9,3 K.A. Aareal Bank 26,88 26,89 27,24 26,57 ±0,0 –0,4 42,93 25,82 2,501x 9,30 300 4 SC 2,75 2,75 CeWe Stiftung 63,30 63,50 Fyber N.V. (NL) 0,162 0,147 KWS Saat 266,00 269,00 Secunet 90,70 89,40 Villeroy & Boch Vz. 13,88 13,12 German Startups Gr. 1,31 1,26
63,01 46,63 14,6 K.A. Airbus (NL) I P 84,16 81,16 83,74 78,93 –3,6 –2,8 111,12 77,80 1,501x 1,85 80 A.S. Création NA 10,50 10,10 Comdirect Bank 10,16 10,20 Geratherm Medical 9,00 9,00 Leifheit 19,06 19,52 Senvion (L) 2,24 2,22 Viscom 14,70 15,55 Heliad Eq.Part. konv. 5,02 5,02
aap Implantate 1,14 1,08 Constantin Medien 1,87 1,88 Gerry Weber Int. 2,44 2,38 Leoni NA 31,21 30,15 Serviceware 19,68 18,85 Vita 34 NA 10,80 11,15 HELMA Eigenheimbau 33,50 33,75
2,32 2,29 16,5 K.A. alstria office REIT 11,91 11,95 11,99 11,74 +0,3 –2,0 13,62 11,72 0,521x 4,35 412 Accentro Real Est. 9,40 9,42 Corestate Capital (L) 28,75 28,30 Gesco NA 22,90 22,15 Logwin NA (L) 122,00 119,00 SFC Energy 8,46 8,46 Volkswagen St. 136,00 136,10 IBU-Tec Advanced 14,05 14,40
8,19 5,41 8,6 K.A. Aroundtown (L) 7,19 7,26 7,27 7,15 +1,0 +0,6 7,91 5,84 0,071x 0,97 3280 ad pepper media (NL) 2,33 2,25 Creditshelf 65,03 63,93 GFT Technologies 6,63 6,92 Lotto24 NA 11,90 12,60 SGL Carbon 6,43 6,06 Voltabox 12,44 11,90 JDC Group 6,96 6,94
Adler Modemärkte 3,11 3,26 CropEnergies 4,52 4,53 Gigaset 0,294 0,286 LPKF Laser&Electr. 5,60 5,60 Shop Apotheke (NL) 38,10 38,20 Vossloh 43,45 42,55
1,89 1,42 8,7 8,2 Aurubis 42,76 42,15 42,97 41,84 –1,4 –2,5 86,80 41,84 1,451x 3,44 222 Adler Real Estate 13,00 13,12 CTS Eventim 33,68 33,08 GK Software 68,20 67,20 Manz 20,75 21,90 Singulus Δ 10,06 9,76 VTG 48,60 49,40
Lloyd Fonds 4,64 4,97
5,38 2,48 15,6 K.A. Axel Springer vNA 49,62 49,90 50,30 49,20 +0,6 +1,1 74,40 48,34 2,001x 4,01 95 MagForce 5,42 5,26
ADO Properties (L) 45,08 45,46 Data Modul 54,20 58,00 Godewind Immob. 2,94 2,89 Masterflex 6,94 7,04 Sixt Leasing 11,04 11,26 Wacker Neuson NA 16,80 16,74 MAX21 0,755 0,76
3,64 2,37 16,4 K.A. Bechtle W 68,40 62,30 67,40 62,05 –8,9 –8,2 90,65 62,05 0,901x 1,44 76 ADVA Optical Net. 6,19 6,22 Deag Dt. Entert. 3,06 3,05 Grammer 39,56 37,86 MAX Automation 4,77 4,67 Sixt St. 69,85 69,60 Washtec 60,30 58,70 Mensch & Maschine 25,10 24,80
Ahlers NA 2,95 2,86 Delticom 6,98 7,14 Grenke NA 71,60 70,70 MBB 70,40 70,00 Sixt Vz. 48,60 47,75 Westag & Getal.St. 28,60 29,00
5,66 5,49 11,6 K.A. Brenntag NA 38,26 36,63 38,30 36,49 –4,3 –2,8 55,06 36,49 1,101x 3,00 385 Akasol 34,14 33,00 Demire Real Estate 4,27 4,24 H+R 6,21 6,52 Mediclin 5,60 5,60 SKW Stahl-Metallurg. – – Westag & Getal.Vz. 27,80 28,00 mic 0,17 0,26
6,17 2,53 38,7 33,9 Carl Zeiss Meditec W 69,85 68,50 69,35 67,75 –1,9 +0,3 76,85 45,80 0,551x 0,80 215 All for One Steeb 47,70 47,90 Dermapharm Holding 22,77 24,42 Hamborner Reit 8,36 8,44 Medigene NA 8,05 7,68 Sleepz 0,88 – Westwing Group 15,94 14,76 MPC Münchmeyer 2,85 2,69
AlzChem Group 2,20 2,18 Deutsche Konsum REIT 10,25 10,40 Hamburger Hafen 17,36 17,96 Metro Vz. 11,80 11,80 SLM Solutions Gr. 9,03 8,90 windeln.de 0,188 0,219 Mutares NA 9,18 9,08
11,93 9,54 6,9 K.A. Commerzbank 5,77 5,80 5,95 5,69 +0,6 +0,3 13,82 5,50 0,001x 0,00 7495 Amadeus Fire 81,20 80,70 Wüstenr. & Württemb. 15,98 15,80 mVISE 3,26 3,06
Deutz 5,30 5,06 Hapag-Lloyd NA 22,36 22,26 MeVis Medical NA – 32,20 SMA Solar Techn. 16,44 15,19
5,49 3,02 0,0 K.A. Delivery Hero 31,96 29,52 31,88 29,00 –7,6 –9,2 52,35 27,48 0,001x 0,00 355 Artnet NA 2,62 2,84 DFV Dt. Familienvers. 12,00 11,80 Hawesko 40,80 39,60 MLP 4,38 4,31 SMT Scharf 11,50 11,30 YOC 3,66 4,01 MyBucks (L) 5,55 5,50
Atoss Software 78,40 77,60 DIC Asset NA 9,11 8,86 Heidelb. Druck 1,61 1,57 Mologen konv. 1,96 1,90 SNP 15,54 15,72 Zeal Network (GB) 20,70 21,25 Mynaric 34,55 34,25
1,56 1,29 11,8 K.A. Dt. EuroShop NA 25,14 25,22 25,24 24,90 +0,3 –0,5 34,14 24,78 1,451x 5,75 141 Nabaltec 21,90 21,70
Aumann 30,15 28,90 Diebold Nixdorf (USA) 2,41 2,42 Heidelberg Pharma 2,45 2,61 MVV Energie NA 25,30 25,40 Softing 6,26 6,48 zooplus 120,20 123,80
1,19 1,04 8,5 K.A. Dt. Pfandbriefbank 8,68 8,82 8,89 8,53 +1,6 +0,9 15,50 8,33 1,071x 12,13 526 Aves One 7,95 7,80 DMG Mori 44,10 44,20 HelloFresh 6,13 6,16 Nexus 24,10 23,80 Stabilus (L) 53,90 55,15 Nanogate 23,35 23,60
14,49 14,49 23,1 K.A. Dt. Wohnen Inh. 40,39 40,60 40,79 40,16 +0,5 +1,5 44,04 32,18 0,801x 1,97 557 B.R.A.I.N. Biotechn.
Basler
10,40 10,88
129,60 128,00
Dr. Hönle
Drägerwerk St.
43,40
40,50
42,80
40,70
Henkel & Co. 85,55 84,65
Highlight Comm. (CH) 5,00 4,94
NFON
OHB
8,99 9,19
30,25 28,95
Steinhoff Intern. (NL) 0,095 0,104
Stratec 50,80 49,70
Scale Noratis
Nürnb. Bet. vink. NA
21,80
66,00
21,60
67,00
2,06 1,44 10,7 K.A. Dürr 31,13 29,80 31,06 29,65 –4,3 –2,4 57,18 27,30 1,101x 3,69 147 2G Energy 21,00 21,20 Nynomic 16,35 18,00
Bastei Lübbe 1,70 1,76 Dt. Beteiligung 34,40 33,80 HolidayCheck Gr. 2,78 2,71 OVB Holding 16,70 16,30 Ströer & Co. 41,34 41,26
10,09 3,63 9,2 K.A. Evonik Industries 21,92 21,66 21,90 21,55 –1,2 –0,6 32,94 21,45 1,151x 5,31 594 Bauer 12,20 12,84 DWS Group 23,54 23,37 home24 11,08 9,85 Paion 2,36 2,34 STS Group 10,20 10,60 Artec Technologies 3,72 3,74 Ökoworld NA Vz. 15,63 15,81
Beta Systems Software 17,80 17,40 Pantaleon Entertain 1,45 1,47
2,71 2,17 59,2 K.A. Evotec W 18,24 17,75 18,21 17,69 –2,7 +2,2 23,36 12,07 0,001x 0,00 1344 BayWa NA 27,00 27,80 Eckert & Ziegler 61,20 62,00 Hornbach Hold. 41,15 42,35 paragon GmbH 19,08 18,60 Südzucker 11,24 11,05 Blue Cap 15,85 15,70
BayWa vNA 20,95 20,95 Ecotel Communic. 7,20 7,35 Hornbach-Baum. 17,36 17,46 Patrizia Immob. NA 16,49 15,80 Surteco Group 22,10 22,30 publity 20,15 19,44
4,72 1,42 26,7 K.A. Fielmann 55,40 56,20 56,20 54,65 +1,4 +4,1 75,00 48,84 1,851x 3,29 67 Cliq Digital 1,71 1,85 RCM 2,14 2,16
BB Biotech NA (CH) 52,75 53,30 EDAG Engineer. (CH) 15,64 15,24 Hypoport 149,60 150,00 Petro Welt Techn. (A) 5,12 5,48 Süss MicroTec NA 8,71 8,00 Consus Real Estate 7,60 7,64
5,68 2,27 13,4 K.A. Fraport 62,04 61,44 62,64 61,40 –1,0 –1,6 97,26 61,12 1,501x 2,44 128 Beck, Ludwig 27,40 28,00 Einhell Germany Vz. 56,80 56,80 Indus Holding 39,75 39,55 PNE NA 2,41 2,34 Syzygy 7,72 8,02 cyan 25,89 25,70 Scherzer & Co. 2,40 2,31
2,69 2,69 8,8 K.A. freenet NA W 17,09 17,09 17,45 16,92 ±0,0 +0,9 32,99 16,12 1,651x 9,65 547 Befesa (L) 37,10 36,45 Elmos Semicond. 19,96 18,76 Init Innovation 13,85 14,00 ProCredit Holding ° 10,00 9,85 Takkt 13,50 13,36 Daltrup & Söhne 8,15 8,50 Stemmer Imaging 36,41 37,01
Bertrandt 70,10 69,50 ElringKlinger NA 7,00 6,81 Instone Real 16,32 15,78 Progress 24,20 25,00 Talanx NA 29,34 29,82 Datagroup IT Serv. 30,30 30,45 The Naga Group 2,24 2,21
4,88 4,88 17,1 K.A. Fuchs Petrolub Vz. 36,46 35,58 36,50 35,54 –2,4 –1,1 51,45 33,70 0,911x 2,56 186 Bet-at-home.com 49,10 51,40 elumeo 1,72 1,45 Intershop 1,34 1,35 PSI Software NA 15,80 15,50 technotrans NA 24,75 24,80 Datron 11,00 11,00 Tonkens Agrar 5,05 5,05
3,97 3,69 12,1 K.A. GEA Group 22,50 21,98 22,56 21,98 –2,3 –2,3 41,76 20,97 0,851x 3,87 395 Bilfinger 25,76 25,02 Encavis 5,49 5,41 InTiCa Systems 5,80 5,85 PVA TePla 11,25 10,85 Tele Columbus NA 2,95 2,93 Delignit 5,90 5,80 Vectron Systems 8,64 8,64
1,63 1,58 13,4 K.A. Gerresheimer 53,95 51,80 54,40 51,30 –4,0 –9,5 80,25 51,30 1,101x 2,12 253 Biofrontera NA 5,31 5,31 Epigenomics NA 1,76 1,73 InVision 17,10 17,60 Qingdao Haier (CN) 0,83 0,803 Teles 0,105 0,103 Deutsche Rohstoff 14,38 14,90 Williams Gr. Prix (GB) 14,60 14,50
3,20 1,95 14,3 K.A. Grand City Prop. (L) 18,84 19,20 19,29 18,70 +1,9 +1,3 24,40 17,85 0,221x 1,14 191
14,21
37,84
7,10 11,8
5,68 20,9
K.A.
K.A.
Hannover Rückv.
Healthineers W
116,40
36,81
117,80
35,70
118,70
36,90
115,40
35,69
+1,2
–3,0
+0,1
–2,3
126,00
39,95
105,20
28,95
5,001x
0,001x
4,24
0,00
172
513 Europäische Börsen Kurse in Euro
3,77 1,51 8,6 K.A. Hella 34,86 33,90 34,78 33,78 –2,8 –2,6 59,10 32,66 1,051x 3,10 171
8,04 4,02 12,4 K.A. Hochtief 115,00 113,80 116,10 113,80 –1,0 –3,3 160,70 112,20 3,381x 2,97 84 Barry Callebaut NA (CH) 1348 1371 EDP (PT) 3,02 3,05 Hermes International (F) 479,70 465,60 Michelin (F) 87,12 84,66 Saipem (I) 3,25 3,24 TechnipFMC (GB) 17,33 17,14
3,79 3,34 13,7 K.A. Hugo Boss NA 54,70 53,86 54,46 53,22 –1,5 –0,1 81,40 52,54 2,651x 4,92 355 2.1. 3.1. BB Biotech NA (CH) 52,75 53,30 Electrolux B fr (SE) 18,26 17,91 Hexagon B (SE) 40,70 38,66 Natixis (F) 4,10 4,03 Sampo (FI) 38,04 38,04 Telecom Italia (I) 0,479 0,484
22,77 3,42 20,7 K.A. Innogy 41,25 41,38 41,41 40,94 +0,3 +1,6 41,48 28,86 1,601x 3,87 548 BHP Group (GB) 18,22 17,67 Ems-Chemie (CH) 411,80 415,80 Icade (F) 64,75 64,45 Naturgy Energy (E) 22,53 22,28 Sandvik (SE) 12,26 12,15 Telekom Austria (A) 6,56 6,55
Frankfurt
Bollore (F) 3,47 3,41 Enagás (E) 23,41 23,86 Iliad (F) 120,50 119,40 Next (GB) 44,17 49,00 SCA B fr (SE) 6,65 6,51
3,06 2,97 11,8 K.A. K+S NA 16,23 16,00 16,35 15,86 –1,4 +1,8 25,86 14,61 0,351x 2,19 1239 Telenet (BE) 40,64 40,14
A. B. Foods (GB) 22,90 23,71 Bouygues (F) 30,53 30,41 Endesa (E) 20,20 20,24 Imerys (F) 42,18 41,24 Nordea Bank Abp (FI) 7,44 7,44 Schibsted (N) 29,28 28,76
5,07 2,79 9,7 K.A. Kion Group 44,20 42,97 44,43 42,89 –2,8 –3,1 78,88 41,03 0,991x 2,30 137 Brit. Land (GB) 5,90 5,75 Equinor ASA (N) 18,49 19,00 IMI (GB) 10,59 10,49 Norsk Hydro (N) 3,97 3,81 Schindler PS (CH) 171,00 170,50 Telenor (N) 16,73 17,27
Accor (F) 37,03 36,04 Telia Comp. (SE) 4,12 4,06
3,67 3,67 9,2 K.A. Lanxess 40,92 40,13 41,27 40,13 –1,9 –0,2 74,78 39,47 0,801x 1,99 488 BT Group (GB) 2,68 2,63 Ericsson B fr (SE) 7,57 7,37 Immofinanz (A) 21,00 21,14 Novozymes B (DK) 38,37 38,06 Schroders (GB) 27,50 26,95
ACS (E) 33,67 32,92
5,92 5,68 18,3 K.A. LEG Immobilien 92,26 93,62 94,00 91,96 +1,5 +2,7 107,00 83,22 3,041x 3,25 130 Bunzl (GB) 27,00 25,59 Erste Group Bank (A) 28,39 28,45 Int. Cons. Airlines (E) 6,70 6,69 OC Oerlikon NA (CH) 9,68 9,63 Scor SE (F) 39,35 38,25 Tenaris (L) 9,26 9,37
Adecco Group NA (CH) 40,52 38,30
Burberry Group (GB) 19,13 18,56 Eutelsat Comm. (F) 17,41 17,38 Intercont. Hotels (GB) 45,37 45,92 OCI N.V. (NL) 17,60 17,05 Scot.&South. En. (GB) 11,99 11,83 Terna (I) 4,91 5,03
4,80 2,45 14,0 13,4 Metro St. 13,13 13,24 13,34 13,08 +0,8 –1,2 18,22 10,02 0,701x 5,29 920 Aegon (NL) 4,06 4,05
Bureau Veritas SA (F) 17,88 17,28 Exor (NL) 46,96 46,53 Investor B fr (SE) 36,92 36,11 OMV (A) 38,51 39,14 SE Banken A fr (SE) 8,37 8,37
Aeroports de Paris (F) 163,40 164,50 Tesco (GB) 2,12 2,17
2,91 2,82 0,0 K.A. MorphoSys W 90,50 88,80 89,75 86,55 –1,9 –0,2 124,90 70,55 0,001x 0,00 164 Caixabank (E) 3,09 3,10 Experian Group (JE) 20,97 20,37 ITV (GB) 1,40 1,36 Orkla (N) 6,77 6,76 SeaDrill (BM) 8,50 8,81
Ageas (BE) 39,41 38,44 Thales (F) 102,10 99,36
8,12 8,04 16,3 K.A. MTU Aero Engines 158,80 156,20 158,00 155,60 –1,6 –1,4 198,70 129,20 2,301x 1,47 158 Capgemini (F) 88,30 79,96 Ferguson (JE) 54,86 53,79 JCDecaux (F) 23,96 24,24 Pandora A/S (DK) 35,90 34,32 Semperit (A) 10,22 10,86
Air France-KLM (F) 9,27 9,16 Ferrovial (E) 17,35 17,75 Jeronimo Martins (PT) 10,14 10,13 Pargesa Hold. Inh. (CH) 62,45 61,70 SES S.A. (L) 16,45 16,83 Tullow Oil PLC (GB) 1,97 2,01
4,76 2,24 37,7 K.A. Nemetschek W 95,50 91,25 94,85 91,00 –4,5 –4,7 154,80 70,50 0,751x 0,82 153 Capita PLC (GB) 1,24 1,23
Akzo Nobel (NL) 70,66 69,54 Carlsberg B (DK) 93,04 92,88 Fiat Chrysler (NL) 12,39 12,45 Johnson, Matthey (GB) 29,94 29,40 Partners Group (CH) 534,50 521,00 SGS NA (CH) 1978 1954 UCB (BE) 70,98 70,32
1,36 1,36 11,5 K.A. Norma Group NA 44,54 42,64 44,24 42,64 –4,3 –1,3 70,15 40,44 1,051x 2,46 76 Alfa Laval AB (SE) 18,19 18,10 Flughafen Zürich (CH) 144,80 144,50 Julius Bär NA (CH) 30,90 31,28 Pearson (GB) 10,36 10,36 Sika (CH) 109,40 111,10 UniCredit (I) 9,83 9,70
Carnival PLC (GB) 42,88 42,18
3,66 3,37 18,4 14,1 Osram Licht NA 37,97 37,79 38,34 37,45 –0,5 –0,3 79,58 29,71 1,111x 2,94 403 Alstom (F) 35,29 34,73 Carrefour (F) 14,80 14,83 Fortum (FI) 19,37 19,26 KBC Group (BE) 55,98 56,50 Pernod Ricard (F) 143,40 140,20 Skanska B fr (SE) 13,70 13,56 United Utilities (GB) 8,14 8,12
6,41 6,28 5,9 K.A. ProSiebenSat.1 15,06 15,07 15,20 14,95 +0,1 –3,1 33,04 14,91 1,931x 12,81 1023 Andritz (A) 40,00 38,82 Casino Guich. (F) 36,29 34,88 Fresnillo PLC (GB) 9,57 10,22 Kerry Group (IRL) 85,80 85,20 Peugeot (F) 18,51 17,94 SKF B fr (SE) 12,85 12,70
Anglo American (GB) 18,72 18,54 UPM-Kymmene (FI) 22,09 21,72
6,49 3,57 24,9 K.A. Puma 434,00 430,00 433,00 420,00 –0,9 +0,7 539,00 285,50 12,501x 2,91 38 Centrica (GB) 1,53 1,47 GALP (PT) 13,75 13,77 Kingfisher (GB) 2,24 2,33 Porsche Vz. 51,50 50,20 Smith & Nephew (GB) 16,22 15,59
Antofagasta (GB) 8,81 8,32 Valeo (F) 25,78 24,09
7,18 6,97 19,9 K.A. Qiagen (NL) W 29,76 29,76 30,03 29,44 ±0,0 +0,3 34,05 25,22 0,001x 0,00 559 CEZ Inh. (CZ) 21,12 20,84 GazpromADR (RU) 4,00 3,99 Kinnevik AB B (SE) 21,03 20,34 Poste Italiane (I) 6,86 7,02 Snam Rete Gas (I) 3,79 3,91
AP Moeller-Maersk (DK) 1093 1089 Christian Dior (F) 334,80 331,90 GBL (BE) 75,72 74,82 Klepierre (F) 26,65 26,40 Proximus (BE) 23,58 23,77 Sodexo (F) 88,80 87,80 Vallourec (F) 1,59 1,68
3,34 3,27 11,1 K.A. Rheinmetall 80,08 76,68 79,24 76,46 –4,2 –0,6 119,35 68,94 1,701x 2,22 226 ArcelorMittal (L) 17,64 17,60 Clariant NA (CH) 15,79 15,76 Geberit NA (CH) 341,50 334,90 Komercni (CZ) 32,84 32,90 Publicis Group (F) 50,08 49,22 Solvay (BE) 85,58 83,94 Veolia Environnem. (F) 17,60 17,84
3,00 0,99 0,0 K.A. Rocket Internet 20,24 19,70 20,28 19,67 –2,7 –2,4 31,34 19,62 0,001x 0,00 147 Arkema (F) 73,88 74,64 CNP Assurances (F) 18,03 18,28 Gecina (F) 112,10 111,20 Kon. Vopak (NL) 40,04 39,47 Randstad Hold. (NL) 40,25 36,84 Sonova Hold. NA (CH) 144,45 141,65 Vestas Wind (DK) 67,36 66,88
7,17 1,72 10,0 K.A. RTL Group (L) 46,04 46,34 46,78 45,68 +0,7 –0,8 72,95 45,30 1,002x 8,63 133 Aryzta NA (CH) 0,945 1,06 Coca-Cola HBC (CH) 27,62 26,82 Gemalto (NL) 50,78 50,60 Kone (FI) 42,09 41,68 Red Eléctrica (E) 19,53 19,89 Standard Ch. PLC (GB) 6,53 6,72 Vienna Insurance (A) 19,79 19,79
Assa-Abloy AB (SE) 15,59 15,10 Coloplast (DK) 82,36 78,94 Generali (I) 14,54 14,53 Kuehne + Nagel NA (CH) 113,70 111,80 Relx (GB) 17,99 17,58 Standard Life (GB) 2,85 2,83
1,46 0,94 6,4 K.A. Salzgitter 25,04 24,35 24,99 24,16 –2,8 –4,8 52,48 24,16 0,451x 1,85 211 Atlantia (I) 17,77 18,25
Vifor Pharma NA (CH) 95,00 91,14
Colruyt (BE) 62,08 62,00 Getinge (SE) 7,89 7,66 LafargeHolcim (CH) 36,40 35,67 Renault (F) 52,08 52,70 STMicroelectronics (NL) 12,15 10,55
10,20 9,28 37,7 K.A. Sartorius Vz. W 109,30 104,00 108,20 103,50 –4,8 –4,5 160,20 83,10 0,511x 0,49 102 Atlas Copco A (SE) 20,72 20,16 Compass Group (GB) 18,15 18,01 Getlink (F) 11,83 11,78 Land Securities (GB) 8,88 8,83 Repsol YPF (E) 14,21 14,23 Stora Enso Oyj (FI) 10,09 9,90
Voest-Alpine (A) 26,22 25,86
4,89 4,89 4,8 K.A. Schaeffler Vz. 7,40 7,34 7,45 7,32 –0,8 –1,5 16,78 6,96 0,551x 7,49 980 Atos (F) 71,74 69,16 Crédit Agricole (F) 9,30 9,33 Givaudan NA (CH) 2022 2041 Legal & General (GB) 2,56 2,55 Rexel (F) 9,07 8,89 Subsea 7 (L) 8,49 8,23 Volvo B (SE) 11,58 11,07
4,34 3,95 22,0 K.A. Scout24 NA 41,32 40,30 41,36 39,96 –2,5 +0,3 48,62 33,22 0,561x 1,39 307 Aviva (GB) 4,13 4,05 Credit Suisse NA (CH) 9,71 9,65 Gjensidige Forsikr, (N) 13,49 13,65 Legrand (F) 49,61 48,60 Richemont (CH) 56,16 55,80 Suez Environm. (F) 11,51 11,34 Wärtsilä (FI) 13,83 13,35
3,25 2,24 5,1 K.A. Siltronic NA W 72,44 70,50 71,80 68,20 –2,7 –2,4 160,55 64,78 2,501x 3,55 201 Babcock Int. (GB) 5,39 5,21 Danske Bank (DK) 17,14 17,30 Glencore (JE) 3,15 3,01 Lindt & Spr. NA (CH) 64400 64000 Rolls-Royce Group (GB) 9,20 8,86 Sulzer NA (CH) 68,60 68,20 Wendel (F) 104,40 101,80
BAE Systems (GB) 5,20 5,28 Dassault Systems (F) 103,25 102,60 Grifols (E) 22,55 22,68 London Stock Ex. (GB) 45,18 45,09 Royal Bk. of Scotl. (GB) 2,38 2,38 Svenska Handelsbk. (SE) 9,57 9,55 Whitbread (GB) 50,80 51,00
- - K.A. K.A. Software W 30,80 30,28 30,75 30,10 –1,7 –4,1 49,80 30,10 0,651x 2,15 159 Bâloise NA (CH) 118,40 119,50 DNB ASA (N) 13,82 13,94 Hargreaves Lans. (GB) 20,54 20,13 Luxottica (I) 51,40 51,62 Royal KPN (NL) 2,50 2,55 Swatch Group Inh. (CH) 251,80 246,00 Wienerberger (A) 18,31 18,02
8,37 7,87 25,7 K.A. Symrise Inh. 66,12 64,46 65,84 64,20 –2,5 –0,1 81,68 60,44 0,881x 1,37 284 Banco Sabadell (E) 0,993 0,987 DSM (NL) 70,34 69,30 Heineken Hold. (NL) 73,60 72,80 Mapfre (E) 2,31 2,29 RTL Group (L) 45,96 46,62 Swedbank A (SE) 19,26 19,20
2,97 2,97 14,6 K.A. TAG Immobilien 20,12 20,28 20,28 19,80 +0,8 +1,9 21,50 14,62 0,651x 3,21 468 Bank of Ireland (IRL) 4,82 4,90 Wolters Kluwer (NL) 51,50 49,99
Easyjet (GB) 12,35 12,47 Heineken N.V. (NL) 77,14 76,10 Marks & Spencer (GB) 2,68 2,71 Ryanair Holdings (IRL) 10,40 10,57 Swiss Life NA (CH) 338,60 337,90
Bankia Para (E) 2,54 2,52 Edenred (F) 31,86 31,36 Hellenic Telecom (GR) 9,48 9,57 Mediaset (I) 2,72 2,81 Sage Group (GB) 6,67 6,55 Swiss Re NA (CH) 80,34 80,10 WPP (JE) 9,34 9,29
10,39 2,391696,0 K.A. Telefonica Deutschl. W 3,39 3,39 3,43 3,35 ±0,0 –0,8 4,29 3,29 0,261x 7,67 2342
Bankinter (E) 6,97 6,95 EdF (F) 13,90 13,56 Hennes & Mauritz (SE) 12,07 12,33 Mediobanca (I) 7,29 7,24 Sainsbury PLC (GB) 2,93 2,86 Swisscom NA (CH) 419,20 426,00 Yara (N) 33,68 33,59
8,29 4,14 15,1 K.A. Uniper NA 22,53 22,65 22,71 22,30 +0,5 +0,2 27,74 21,55 0,741x 3,27 580
8,38 4,78 13,7 K.A. United Internet NA W 38,16 37,85 38,24 37,55 –0,8 –0,9 59,80 34,14 0,851x 2,25 309
3,90
6,01
1,29 13,8
3,06 51,9
K.A.
K.A.
Wacker Chemie
Zalando
79,38
22,96
74,82
23,97
78,70
24,36
74,00
23,23
–5,7
+4,4
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+6,8
176,80
50,34
70,08
20,99
4,501x
0,001x
6,01
0,00
128
625 Übersee Börsen
19,3 17,2 Tec-Dax 2464,49 2392,60 2445,66 2386,06 –2,9 –2,4 3049,60 2375,59 42,96 1,80 25448 Dow Jones Industrial Average New York (USD) Charles Schwab
Chubb Ltd.
41,58
127,29
41,47
125,86
Johnson Controls
Kellogg
30,50
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74,79
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Northern Trust 84,05
NXP Semiconduct. 75,03
83,52
72,89
0,89 0,83 21,3 K.A. Aixtron NA 8,76 7,86 8,42 7,74 –10,3 –6,6 19,76 7,64 0,00 1x 0,00 1112 Heimatbörse Frankfurt Cigna Corp. 187,17 186,82 Kimberly-Clark 111,79 111,96 Wells Fargo 46,94 47,03 Oracle Corp. 45,22 45,09
2.1. 3.1. Citigroup 53,53 53,02 Kroger Co. 27,30 27,61 Western Digital 38,26 36,04 Paccar Inc. 57,86 57,26
0,96 0,96 16,3 K.A. Cancom 28,92 27,40 28,68 27,28 –5,3 –4,4 52,60 27,28 0,501x 1,82 97 52 Wochen 2.1. 3.1. 3.1. Ver.
Heimatbörse Colgate-Palmolive 59,25 59,70 Lilly (Eli) 114,88 112,30 Weyerhaeuser 21,53 22,48 Paychex 65,07 64,68
2,11 0,88 17,7 K.A. Compugroup Medical 40,84 39,58 40,30 39,32 –3,1 –2,1 60,30 37,64 0,351x 0,88 40 Vergleich Dividende Schluss 18.35 h 18.35 h in % ConAgra Brands 21,33 21,50 Lockheed Mar. 264,73 261,77 Wheaton Prec. Met. 19,30 19,49 Qualcomm Inc. 57,40 55,95
1,49 1,25 8,0 K.A. Dialog Semic. NA (GB) 21,59 19,50 20,38 19,12 –9,7 –13,5 28,29 12,44 0,001x 0,00 435 Abb Vie 89,23 86,81 ConocoPhillips 63,38 62,97 Loews 45,08 44,97 Williams Cos. 22,42 22,81 Ryanair 71,89 71,89
3M Co. 1,36$4x 190,95 186,18 164,52 –1,7 Abbott Labor 69,50 66,83 Corning Inc. 29,88 28,35 Lowe’s 92,27 92,07 Yum! Brands 91,44 89,45
0,80 0,80 17,7 K.A. Drägerwerk Vz. 48,48 48,46 49,74 48,46 ±0,0 +4,0 90,45 43,66 0,461x 0,95 21 Starbucks 64,32 61,95
American Express 0,39$4x 95,68 94,27 83,75 +0,6 Accenture 140,59 138,62 Crown Castle Intern. 105,95 107,95 Macys 30,76 30,60
0,51 0,36 20,0 K.A. Isra Vision 25,05 23,45 24,75 23,15 –6,4 –3,5 61,30 22,25 0,121x 0,50 106
Apple Inc. 0,73$4x 157,92 144,71 127,00 –9,2 Aflac Inc. 45,52 45,07 CVS Caremark 65,58 65,29 Marsh & McL. 79,04 78,63 Nasdaq (USD) 2.1. 3.1.
Symantec
T. Rowe Price
18,94
91,84
18,77
90,31
1,94 1,72 15,5 K.A. Jenoptik 23,74 22,76 23,68 22,66 –4,1 –0,1 39,54 22,02 0,301x 1,32 127 Agilent Technol. 65,69 63,47 Danaher Corp. 100,50 98,44 Medtronic PLC 87,92 86,17
Boeing Co. 1,71$4x 323,81 314,15 276,03 –1,0 21st Century Fox B 47,47 47,05 Tesla 310,12 302,39
0,73 0,43 0,0 K.A. Nordex 7,85 7,56 7,82 7,55 –3,7 –0,3 11,70 6,86 0,001x 0,00 402 Caterpillar Inc. 0,86$4x 126,38 123,26 109,36 –0,1 Air Products & Chem.159,59 156,10 Deere & Co. 148,10 146,18 MetLife 41,67 41,38 Adobe 224,57 218,69
Alibaba 136,70 131,75 Dell Technologies – – Morgan Stanley 40,40 39,99 Vertex Pharm. 164,08 166,26
1,06 0,47 15,3 K.A. Pfeiffer Vacuum 110,90 107,30 109,90 106,80 –3,2 –1,3 165,70 102,30 2,001x 1,86 11 Chevron Corp. 1,12$4x 110,69 109,61 96,85 +3,5 Alphabet Inc. A 1055 1033 Wynn Resorts 104,40 103,81
Allergan 135,88 138,37 Dominion Energy 71,18 70,97 Newmont Min. 34,48 34,53 Altaba 57,49 55,80
0,54 0,41 28,4 K.A. RIB Software NA 11,37 10,49 11,19 9,94 –7,7 –11,3 36,10 8,88 0,181x 1,72 296 Cisco Systems 0,33$4x 42,95 41,83 36,46 –4,1 Allstate 81,64 80,69 Duke Energy 84,70 84,82 Nextera Energy 169,83 170,34
1,02 0,63 16,8 K.A. S&T (A) 15,93 15,45 15,93 15,45 –3,0 –2,3 28,06 15,20 0,131x 0,39 168 Coca Cola Co. 0,39$4x 46,93 46,92 41,24 +0,2 Altria Group Inc. 49,31 49,14 Eaton Corp. 68,61 67,46 Norfolk South. 149,54 146,58
Amazon.com
Ameritrade
1539
49,17
1524
49,04 Hongkong (HKD) 2.1. 3.1.
1,29 0,60 32,1 K.A. Xing NA 238,50 229,00 238,00 227,50 –4,0 –3,6 329,00 223,00 1,681x 0,73 4 Disney Co. 0,88$1x 108,97 107,24 93,91 –1,7 Am. Electric Power 72,94 72,88 Emerson Electric 59,75 59,12 Northrop Grumman 246,37 242,02 Amgen 191,90 190,27 Bank of China 3,32 3,33
DowDupont 0,38$4x 54,52 53,20 47,46 +2,1 Am. Intl. Group 39,62 39,21 Excelon Corp. 44,07 44,23 Occidental P. 62,00 61,84 Applied Mater. 33,48 31,87 BOC (HK) 28,50 27,90
AMD Inc. 18,83 17,28 FedEx Corp. 163,19 159,84 Omnicom 72,71 72,34 ASML Hold. 156,30 148,67 CCB 6,27 6,28
Exxon Mobil Corp. 0,82$4x 69,69 69,42 60,50 –1,3 Ferrari N.V. 98,70 97,56 Parker Hannifin 150,39 147,37
Americ. Tower Reit 156,74 158,99 Autom. Data 130,14 127,77 China Mobile 73,40 74,05
Aktien-Indizes Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50 Goldman Sachs
Home Depot
0,80$4x
1,03$4x
172,03
172,41
170,83
170,68
150,49
148,43
–0,4
–2,4
Anadarko Petr.
Aon PLC
44,69
144,04
45,32
142,78
Ford Motor
Franklin Resources
Freeport-McMoRan
7,90
29,85
10,36
7,95
29,63
10,15
PepsiCo
PG & E Corp.
Philip Morris
109,28
23,80
67,31
108,97
23,93
67,16
Baidu Inc.
Biogen Inc.
162,25
304,69
154,85
312,42
China Nat. Offs. Oil
CK Hutchison
11,34 11,46
74,40 73,35
IBM 1,57$4x 115,21 114,36 100,29 –1,2 Apache Corp. 27,11 27,61 Booking Hold. 1722 1679
52 Wochen 52 Wochen 2.1. 3.1. Veränd. in % Heimatbörse Frankfurt Gap Inc. 25,75 25,83 PP&L Res. 28,11 28,09 Hang Seng Bank 172,70 168,50
Intel Corp. 0,30$4x 47,08 45,26 39,94 –3,9 Archer-Daniels 40,95 41,15 Broadcom 253,51 236,81
General Dynamics 157,26 155,12 PPG Ind. 101,69 99,19 Ping An Insur. 67,35 66,90
Tief Vergleich Hoch Hoch Tief Schluss 18.35 h 2.1. 31.12. 52 Wochen 2.1. 3.1. 3.1. Ver. Johnson & Johnson 0,90$4x 127,75 126,23 110,91 –2,2 Arconic 18,56 18,33 Celgene 66,64 82,40
Sun Hung K.P. 108,70 111,90
AT&T 29,54 29,59 General Electric 8,05 8,11 ProLogis 57,03 57,31 Cerner Corp. 51,87 51,33
Vergleich Dividende Schluss Schluss 18.35 h in % McDonald’s 1,16$4x 176,06 175,82 153,81 –1,0 Baker Hughes Inc. 21,05 21,22 General Mills 38,43 39,02 Raytheon Co.New 154,14 151,64
Deutsche Indizes Cincinnati Fin. 75,62 75,24
2695,73 1987,84 F.A.Z. 2039,46 2012,90 –1,3 –1,1
Merck & Co. 0,55$4x 75,59 74,52 66,24 –1,3 Bank of America 24,96 24,78 General Motors 33,64 32,59 Schlumberger 37,20 38,17 Cognizant Techn. 63,09 62,08 Tokio (JPY) 27.12. 28.12.
AB Inbev 0,802x 57,47 58,17 58,29 +0,8 Microsoft 0,46$4x 101,12 98,91 86,65 –3,2 Bank of N.Y. Mellon 47,50 47,11 GlaxoSmithKline 37,88 38,00 Sherwin Will. 392,23 386,00 Comcast A 34,37 34,97 Canon Inc. 3008 3001
5234,36 3181,49 F.A.Z.-Auto- und Zulieferind. 3229,44 3200,85 –0,89 –2,1
Morgan (J.P.) 0,80$4x 99,31 98,04 85,93 –1,2 Barrick Gold – – Goldcorp 9,82 9,85 Snap 5,79 5,75 Costco 204,76 202,40
ABB NA 0,78F1x 18,70 18,47 16,43 –1,6 Honda Motor 2897 2895
460,31 192,94 F.A.Z.-Banken 204,61 204,10 –0,25 +1,2 Nike 0,22$4x 74,06 73,10 63,20 –3,7 Baxter Int. Inc. 65,30 64,93 Grainger Inc. 276,58 272,30 Southern Co. 43,72 44,42 CSX Corp. 61,95 61,39 Japan Tobacco 2606 2617
6469,94 5383,28 F.A.Z.-Bau und Immobilien 5454,05 5454,61 +0,01 +0,21 Ahold Delhaize 0,631x 22,11 22,16 22,09 –0,2
Pfizer 0,34$4x 43,25 42,43 37,20 –2,1
Becton D.& C. 220,08 213,73 Halliburton 27,30 27,43 Sprint Corp. 6,02 6,09 eBay 28,85 28,70 Mitsub. UFJ Fin. 538 538
3820,48 2488,00 F.A.Z.-Chemie und Pharma 2565,60 2523,47 –1,6 –0,94 Berkshire Hath. A 304057 291145 Harmony G.ADR 1,81 1,90 State Street 63,93 62,87 Facebook 135,68 132,87 Mizuho Financ. 171 170
Air Liquide 2,651x 106,10 104,15 105,25 –3,4 Procter & Gamble 0,72$4x 91,28 91,26 80,33 –0,1 Berkshire Hath. B 202,80 194,13 Hershey Co. 105,44 106,66 Stryker 154,50 154,20 Fiserv, Inc. 72,21 71,08
476,70 360,08 F.A.Z.-Erneuerb. Energien 426,35 424,83 –0,36 +0,20
Travelers Comp. 0,77$4x 117,37 116,49 102,31 –1,2 Nissan Motor 885 880
Amadeus IT 0,6552x 61,44 58,06 60,70 ±0,0 Blackstone L.P. 30,07 29,49 Hess Corp. 42,24 42,47 Sun Trust B. 51,87 52,43 Gilead Science 63,44 66,12
1155,29 656,51 F.A.Z.-Grundstoffe 672,86 661,86 –1,6 –1,9
United Technologies 0,74$4x 108,30 105,26 95,00 +0,8 Boston Scientific 34,46 33,39 Honeywell Intl. 131,83 131,02 Sysco 62,05 61,47 NTT Docomo 2493 2473
ASML Hold. 1,401x 137,46 131,74 131,72 –4,1 Illumina 294,52 287,60
2312,05 1561,48 F.A.Z.-Handel und Verkehr 1602,94 1575,77 –1,7 –1,1 BP PLC 38,59 38,92 HP Enterprise 13,46 13,28 Target Corp. 66,44 66,45 Intuit Inc. 194,47 191,54 Softbank 7280 7305
UnitedHealth 0,90$4x 243,49 239,17 210,78 –1,6 Sony Corp. 5384 5326
7382,57 5778,47 F.A.Z.-IT und Elektronik 5985,09 5791,19 –3,2 –2,8 AstraZeneca 0,684£2x 5903,00 6010,00 65,66 +0,1 Verizon 0,60$4x 56,02 56,64 49,70 +1,2 Bristol-Myers Sq. 52,43 45,05 HP Inc. 20,63 20,17 Teva Pharmac. 15,85 16,65 Intuitive-Surgical 466,03 458,02
2195,28 1718,67 F.A.Z.-Konsum, Medien 1761,00 1752,38 –0,49 +0,30 Capital One 77,26 77,13 Illinois Tool Works 126,60 125,33 Texas Instr. 94,45 90,53 Kraft Heinz Co 43,34 43,70 Sumitomo Mit.Fin. 3676 3645
AXA 1,261x 18,81 18,65 18,72 +0,2 VISA 0,25$4x 132,92 129,80 113,91 –3,1 Toyota Motor 6415 6406
1057,09 805,44 F.A.Z.-Maschinenbau 825,35 811,32 –1,7 –0,97 Carnival Corp. 49,85 48,17 Ingersoll Rand 91,50 91,03 Twitter 28,81 28,20 Liberty Global A 21,36 21,40
Banco Santander 0,0642x 3,98 4,01 4,02 +3,4 Walgreens Boots 0,44$4x 68,04 67,76 58,96 –0,4 Cdn Pacific Railw. 179,09 176,36 Int. Paper 41,02 40,95 Union Pac. 137,78 134,71 Marriott Intl. 107,46 103,26
34695,58 29538,09 F.A.Z.-Versicherungen 30814,52 30625,48 –0,61 –1,0
Walmart Inc. 0,52$4x 93,34 94,06 82,83 +0,7
BBVA 0,102x 4,66 4,68 4,61 ±0,0 Centurytel 15,44 15,77 Intercont. Exch. 75,33 75,03 UPS 97,21 95,55 Mondelez Intern. 39,89 40,00 Letzte Kursfeststellung um 18.35 Uhr.
1127,13 955,92 F.A.Z.-Versorger,Telekom. 1017,04 1023,43 +0,63 +1,2
13596,89 10279,20 Dax 30 10580,19 10416,66 –1,5 –1,3 BNP Paribas 3,0281x 39,09 38,86 39,32 +1,9
27525,23
3049,60
21160,71
2375,59
M-Dax
Tec-Dax
21700,04
2464,49
21398,35
2392,60
–1,4
–2,9
–0,88
–2,4
BP
Brit. Am. Tobacco
0,103$ 507,30
4x 508,70 5,74 +1,1
0,488£2x 2479,00 2485,00 27,78 –2,1
Zinsen, Renditen, Terminkontrakte und Indizes Intern. Devisenmärkte Anleihen
7385,57 5667,62 H-Dax 5829,25 5735,99 –1,6 –1,3
Devisenkurse für 1 Euro 03.01.19 Notenpreise für 1 Euro
12749,38 9263,81 S-Dax 9569,28 9357,27 –2,2 –1,6 CRH 0,1962x 23,06 22,95 23,08 +0,1
Benchmark-Anleihen Terminkontrakte Swaps Interbk.kurse (18 Uhr) EZB aus Sicht der Bank Unternehmensanleihen
1273,92 967,14 C-Dax 993,69 979,92 –1,4 –1,1 Danone 1,901x 61,04 61,09 61,27 +0,7
02.01. 03.01. 03.01. 28.12.18 02.01.19 03.01.19 in Prozent 02.01. 03.01. Geld Brief kurs Währung Ankauf Verkauf Zins- 03.01. 03.01.
13577,24 10335,80 Late Dax 10625,35 10457,17 –1,6 +0,14 Diageo 0,404£2x 2761,00 2740,00 30,46 –2,2 Laufzeit Rend. Rend. Kurs Rend. Schluss Verlauf Zins Laufzeit termin 18.35 h Rend.
27524,87 21248,00 Late M-Dax 21714,97 21412,20 –1,4 +0,25 Eonia 1,1404 1,1406 1,1348 Am. Dollar* 1,0728 1,2051
Enel 0,1322x 5,08 5,09 5,11 +0,2 1,6254 1,6264 1,6287 Austr. Dollar* 1,5346 1,7449
3048,07 2372,37 Late Tec-Dax 2470,54 2398,90 –2,9 –0,39 Deutschland Euro-Bund-Future 164,89 164,84 1 Woche -0,360 -0,360 2,25 Adidas 14/26 8.10. 107,06 1,2867
12743,06 9317,10 Late S-Dax 9541,99 9386,10 –1,6 +0,54 Engie 0,372x 12,54 12,54 12,56 +0,1 2 Jahre -0,63 -0,62 101,21 -0,62 Euro-Bobl-Future 132,97 132,98 4,2744 4,2824 4,2814 Bras. Real* 3,9319 5,6337
1 Monat -0,360 -0,360 0,9021 0,9023 0,9031 Brit. Pfund* 0,8633 0,9376 6,75 Air Berlin 14/19 9.5. 1,80 –
40,10 11,63 VDAX-New 23,25 23,78 +2,3 +1,7 Eni 0,422x 13,78 13,84 13,90 +2,9 5 Jahre -0,38 -0,38 101,84 -0,32 DAX-Future 10638,00 10442,50 3 Monate -0,350 -0,360
S&P500-Future 2511,00 2474,00 1,9484 1,9634 1,9558 Bulg. Lew* 1,7311 2,1712 2 BASF SE 12/22 5.12. 106,23 0,3911
355,21 276,97 DivDax (Perf.) 284,62 281,85 –0,97 –0,91 10 Jahre 0,16 0,16 100,83 0,24 6 Monate -0,360 -0,360
Essilor-Luxottica 1,5321x 110,70 109,65 110,50 –0,5 7,8228 7,8428 7,8019 Chin. Yuan* 6,7696 9,143 2,375 Bilfinger 12/19 7.12. 101,03 1,2403
30 Jahre 0,79 0,81 111,62 0,87 12 Monate -0,350 -0,350
5472,93 4190,97 Prime-All-Share 4310,39 4243,52 –1,6 –1,3 7,4682 7,4685 7,4675 Dän. Krone* 7,1245 7,883 1 BMW 16/22 15.2. 101,80 0,4156
GlaxoSmithKline 0,19£ 1500,40 1507,00 16,75 +0,9
4x
Frankreich
3558,97
9348,47
2727,92
7113,91
Tec-All-Share
Classic-All-Share
2821,30
7296,21
2761,57
7192,04
–2,1
–1,4
–1,5
–0,99 Glencore 0,10$2x 282,50 269,05 3,01 –4,4
2 Jahre
5 Jahre
-0,49
-0,01
-0,49
-0,02
101,05
100,12
-0,48
0,03
Umsätze der dt. Börse Quelle: DZ Bank AG 8,9283
79,922
8,9333
80,082
8,8884
79,608
Hongk. Dollar*
Indische Rupie
7,586 10,390 2,177
4
BP 14/21
Coba 17/27
28.9.
30.3.
105,21
103,25
0,2546
3,5360
alle Kurswert Anteil in % 133,260 134,000 Isländ. Krone 119,440 154,630 0 Coba 99/21 15.3. 141,70 2,8275
HSBC Hold. 0,10$4x 646,60 641,40 7,08 +0,2 10 Jahre 0,64 0,65 100,93 0,70
Europäische Indizes
2683,85 1582,72 GEX (Preis) 1627,38 1609,79 –1,1 –1,0
Iberdrola 0,0281x 7,00 7,01 7,03 ±0,0 30 Jahre 1,59 1,60 109,31 1,63 Börsenplätze in Mio. Euro Xetra Parkett EZB-Daten 123,060 123,090 122,210
1,5369 1,5375 1,5392
Jap. Yen*
Kan. Dollar*
116,760 130,900
1,4782 1,6382
3,125 Continental 13/20 9.9. 104,86 0,2084
Großbritannien 28.12. 02.01. Ffm 4 Daimler 15/19 8.4. 100,35 2,5238
136,83 109,07 F.A.Z.-Euro 112,18 111,41 –0,69 –0,21 EZB-Zinsen (ab 16.03.2016) 7,4297 7,4356 7,4325 Kroat. Kuna 6,029 9,1522
Inditex 0,3752x 22,43 22,11 22,33 –0,9 2 Jahre 0,71 0,71 101,99 0,72 4,875 Dt. Bahn 09/19 12.3. 100,83 0,1349
213,40 174,14 F.A.Z.-Euro Performance 179,16 177,93 –0,69 –0,21 Spitzenrefinanzierung 0,25 % 22,354 22,369 22,2384 Mex. Peso* 17,8715 26,0637
5 Jahre 0,84 0,84 99,62 0,88 Aktien im Dax 30 2065 3011 98,77 0,34 2,375 Dt. Bank 13/23 11.1. 99,82 2,4239
ING Groep 0,242x 9,35 9,37 9,44 +0,8 Einlagefazilität –0,40 % 1,7029 1,7044 1,7085 Neus. Dollar* 1,4437 2,0142
3687,22 2908,70 Euro Stoxx 50 (Europa) 2993,18 2954,66 –1,3 –1,6 10 Jahre 1,08 1,08 126,87 1,14 Aktien im M-Dax 472 737 98,76 0,62 9,9042 9,9072 9,9113 Norw. Krone* 9,5468 10,5613 2,875 Dt. Post 12/24 11.12. 111,94 0,8036
Intesa Sanpaolo 0,2031x 1,91 1,90 1,91 –1,7 Hauptrefinanzierung 0,00 %
3283,23 2673,54 Stoxx Europe 50 (Europa) 2758,77 2741,56 –0,62 –0,67 30 Jahre 1,77 1,76 94,24 1,80 Aktien im Tec-Dax 551 712 98,83 0,49 4,2901 4,2921 4,2975 Poln. Zloty* 3,8481 4,9397 0,625 Dt. Telekom 17/24 13.12. 98,47 0,8909
Terminmarkt (Stand: 18.35 Uhr) P-C-Ratio: 1,28 Mindestreserve (Verzinsung) 0,00 % 1,875 Evonik 13/20 8.4. 102,17 0,1352
406,57 318,77 Euro Stoxx (Europa) 327,74 323,80 –1,2 –1,4 Kering 4,002x 402,80 380,70 382,00 –5,3 Japan 4,6617 4,6667 4,666 Rumä. Leu*
2 Jahre -0,14 -0,14 100,49 -0,14 Aktienoptionen Put: 1061361 Call: 831543 Hauptrefinanzierungsgeschäft (Refis) 5,25 EWE 09/21 16.7. 112,19 0,3803
403,72 327,34 Stoxx Europe 600 (Europa) 337,21 333,92 –0,98 –1,1 78,2271 78,2361 78,2615 Russ. Rubel* 70,483 88,350
Lloyds Bank.Group 0,011£2x 51,00 51,20 0,56 –3,2 5 Jahre -0,15 -0,15 101,20 -0,15 7 Tage (fällig 09.01.) 0,00 %; 84 Tage (fällig 5,25 Fraport 09/19 10.9. 103,25 0,4036
1632,20 1326,04 S&P Euro 350 (Europa) 1365,75 1354,44 –0,83 –0,99 10,2573 10,2603 10,2808 Schw. Kron.* 9,830 10,982
L’Oréal 3,551x 199,60 197,20 197,60 –1,2 10 Jahre -0,01 -0,01 101,02 -0,01 20.12.) – %; 91 Tage (fällig 31.01.) – %; 91 Tage 1,127 1,1273 1,1219 Schw. Franken* 1,0843 1,1648 2,875 Fresenius 13/20 15.1. 103,41 0,6210
1090,20
576,90
884,35
472,19
Euronext 100 (Europa)
AEX Index (Amsterdam)
910,35
486,57
897,45 –1,4
480,41 –1,3
–2,1
–1,5 LVMH Moët Hen. 2,002x 253,30 243,65 244,30 –4,1
30 Jahre
USA
0,71 0,71 104,77 0,71 Renten-Indizes (fällig 28.02.) – %
Wachstum Euro-Geldmenge M 3
1,5546
16,307
1,5561 1,5501
16,317 16,4149
Sing. Dollar*
Südaf. Rand*
1,3703 1,8111
14,7363 18,729
2,125
8
Fresenius 17/27
Heid. Druck 15/22
1.2.
15.5.
98,96
100,25
2,2673
8,0645
895,64 592,70 Comp. Index (Athen) 605,34 607,05 +0,28 –1,0 National Grid 0,161£2x 773,60 774,20 8,54 +1,2 2 Jahre 2,49 2,47 100,06 2,55 02.01.19 03.01.19 Jahresrate 10/2018 3,90 % 34,0694 36,0694 Taiwan Dollar 26,6391 43,3642 7,5 Heid.Cem. 10/20 3.4. 108,75 0,3997
10437,46 8571,92 OMX Index (Helsinki) 8800,31 8755,28 –0,51 +0,52 Nestlé NA 2,35F1x 79,80 81,24 72,38 +1,2 5 Jahre 2,50 2,44 100,86 2,57 Schluss Schluss Rendite 3 Monats Durchschnitt 11/2018-11/2018 3,70 % 36,696 36,766 36,518 Thail. Baht* 29,277 42,447 1,5 Heid.Cem. 16/25 7.2. 98,85 1,7012
121531,50 84654,50 Nat. 100 Index (Istanbul) 88865,01 87399,02 –1,6 –4,2 10 Jahre 2,62 2,58 104,68 2,68 Referenzwert für das Geldmengenwachstum 25,642 25,662 25,683 Tsch. Krone* 22,012 28,420 3,875 Hochtief 13/20 20.3. 103,62 0,8220
Nokia 0,191x 5,01 4,91 4,95 –2,6 30 Jahre 2,95 2,92 109,09 3,01 Rex-Gesamt 142,1635 142,1129 -0,1669 der 3 Monats-Jahresrate 4,50 % 6,2136 6,2166 6,2248 Türk. Lira* 5,9238 6,5949 2 ING-DiBa 12/19 13.3. 100,40 -0,2520
1056,09 860,86 OMXC 20 Ind. (Kopenhagen) 902,83 901,35 –0,16 +1,1 321,040 321,240 322,410 Ungar. Forint* 270,250 400,150
Novartis NA 2,80F1x 84,04 84,00 74,60 –0,1 Rex-Performance 488,8142 488,6494 -0,1669 Notenumlauf im Euro-Raum 3 JP Morgan 14/26 19.2. 111,98 1,2314
3326,97 2676,48 PSI-GERAL (Lissabon) 2780,51 2783,71 +0,12 +0,29 * Interbankenkurse von der Commerzbank, Notenpreise der Deutschen Bank
28.12.18 02.01.19 zum 14.12.2018: 1214 Milliarden Euro. 3 K+S 12/22 20.6. 102,15 2,3413
1589,51
10643,40
1322,70
8286,20
S&P UK (London)
IBEX 35 (Madrid)
1360,98 1353,24 –0,57
8550,00 8523,30 –0,31
–0,47
–0,19
Novo-Nordisk AS B 3,00DKK 304,30
2x 310,00 41,35 +0,9
Renditen/Kreditzinsen FAZ-Anleihen 112,9800 113,2300 – Euro-Inflationsrate 2,20 % 2,625 Lanxess 12/22 21.11. 107,09 0,7593
Orange 0,302x 14,10 14,18 14,17 +0,9 1,125 Lufthansa 14/19 12.9. 100,59 0,2543
Intern. Warenmärkte
2568,30 1853,39 DJ Italy Titans 30 (Mailand) 1897,50 1882,42 –0,79 –0,77 Umlaufrendite der Bundesanleihen
2,125 Nestlé 13/21 10.9. 105,84 -0,0567
1339,41 1033,31 RTS Index (Moskau) gs. 1086,80 – +1,9
Philips Electr.
Prudential
0,801x 30,58 29,10 29,14 –4,8
0,157£2x 1373,00 1340,00 15,00 –5,2
03.01.2019 (02.01.19)
3 bis 5 Jahre
0,07 % (0,07 %)
-0,45 % (-0,46 %)
New Yorker Geldmarkt Leitzinsen im Ausland 6,5 Peugeot 13/19 18.1. 100,15 1,4404
5657,44 4555,99 CAC 40 (Paris) 4689,39 4611,48 –1,7 –2,5 Dänemark 0,00 % (Diskont); Großbritannien 0,75 Titel Vortag aktuell ±% 5,25 RBS 05/unb. 30.6. – –
619,03 513,36 All-Sh. Priceind. (Stockholm) 525,81 520,59 –0,99 –0,87 5 bis 8 Jahre -0,20 % (-0,21 %) USA Primerate 5,50 % 6,5 RWE 09/21 10.8. 116,11 0,2508
Reckitt Benckiser 0,705£2x 6023,00 5965,00 66,01 –1,2 % (Repo-Satz); Japan 0,00 % (Diskont); Kanada
8 bis 15 Jahre 0,10 % (0,10 %) TR/J CRB 176,59 177,41 +0,46 1 SAP SE 15/25 1.4. 101,66 0,7264
67933,05 54027,32 WIG Index (Warschau) 58290,21 57192,42 –1,9 –0,86 Rio Tinto 0,968£2x 3690,50 3643,00 40,86 –0,3 USA Tagesgeld 2,39 % 1,75 % (Diskont); Norwegen 0,75 % (Deposite
15 bis 30 Jahre 0,65 % (0,65 %) S&P GSCI Index (Spot) 377,91 379,91 +0,53 3,25 Schaeffler 15/25 15.2. 101,50 3,0109
3700,37 2674,71 ATX Index (Wien) 2770,85 2771,45 +0,02 +0,93 Roche Hold. GS 8,30F1x 243,40 249,25 221,45 +1,9 Spareinlagen (3 M Kündigungsfr.): ca. 0,04 %*
Rate); Schweiz -0,7118 % (Libor CHF 3M / 02.01.); DAXglobal® Gold Miners 188,93 191,47 +1,34
Treasury Bills in % 1,75 Siemens 13/21 12.3. 103,83 -0,0103
9616,38 8138,56 SMI (Zürich) gs. 8466,01 – +0,44 Schweden -0,50 % (Pensionssatz); USA 2,50 % American Gold Bugs (HUI) 160,58 160,71 +0,08
Royal Dutch Shell A 0,47$ 2340,50 2341,50 25,98 –1,0
4x Private Dispositionskredite etwa 9,33 %* 3 Monate 2,40; 6 Monate 2,50; 1 Jahr 2,54; (Federal Fund Rate); 3,125 Talanx 13/23 13.2. 111,00 0,4144
Übersee Indizes Sparbriefe
Gold, Spot (€/Unze) 1132,4 1131,7 –0,06
3,961 Telefonica 13/21 26.3. 108,35 0,1780
26951,81 21712,53 Dow Jones (New York) 23346,24 22930,65 –1,8 –1,7 Safran 1,602x 103,45 101,10 101,55 –1,5 Gold, New York ($/Unze) 1284,1 1292,4 +0,65
1 Jahr 0,23 %* Emissionsrendite Anleihen, Hypothekenpfandbriefe Daten der EZB; Laufzeit in Jahren Silber, NY ($/Unze) 15,65 15,77 +0,77 2,75 ThyssenKr. 16/21 8.3. 102,51 1,5602
7700,56 5895,12 Nasdaq 100 (Nasdaq) 6360,87 6224,70 –2,1 –1,7 Sanofi S.A. 3,031x 75,40 74,66 75,28 –0,2 2 Jahre 0,28 %* 2,875 Vier Gas 13/25 12.6. 112,74 0,8308
1-2 2-3 3-4 4-5 5-6 6-7 7-8 8-9 9-10 Kupfer, NY ($/lb) 2,62 2,57 –2,08
8133,30 6190,17 Nasdaq Com. (Nasdaq) 6665,94 6544,38 –1,8 –1,4
Schneider Electr. 2,201x 59,22 57,58 58,38 –0,7 3 Jahre 0,36 %* 4,625 VW 14/26/unb. 24.3. 97,90 –
2940,91 2346,58 S&P 500 (New York) 2510,03 2474,43 –1,4 –1,3 28.12.2018 -0,19 -0,09 0,02 0,18 0,28 0,43 0,58 0,71 0,81 1,75 Würth 13/20 21.5. 102,44 -0,0340
4 Jahre 0,44 %*
91596,31 69068,77 Bovespa (São Paulo) 91012,31 90096,94 –1,0 +2,5
Société Générale 2,2171x 27,43 27,44 27,08 +0,4
5 Jahre 0,60 %*
02.01.2019 -0,18 -0,09 0,01 0,16 0,27 0,41 0,54 0,69 0,79 Münzen, Barren
51121,23 39271,56 Mexiko SE (Mexiko) 42271,14 41762,20 –0,42 +0,29 Telefónica 0,202x 7,41 7,53 7,54 +1,6 Festgeld bis 5 000 Euro Schalterpreise 02.01.2019 03.01.2019 Öffentliche Anleihen
16586,46
1852,51
13776,88
1546,62
TSX Comp. Ind. (Toronto)
SET Index (Bangkok)
14347,16
1565,94
14247,83
1560,03
–0,69
–0,38
–0,52
–0,25
Total 0,644x 46,66 46,26 46,35 –1,2 1 Monat
3 Monate
0,07 %*
0,11 %*
F.A.Z.-Renten-Rendite in Euro Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf 6,25 Bund v. 94/24 4.1. 133,15 -0,3257
UBS Group 0,651x 12,24 12,25 10,97 +0,9 5,625 Bund v. 98/28 4.1. 150,22 0,0315
33484,08 24540,63 Hang-Seng (Hongkong) 25116,72 25042,61 –0,35 –3,1 6 Monate 0,12 %* Restlaufzeit*) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Barrengold 1kg 35860,00 36550,00 36050,00 36760,00 5,5 Bund v. 00/31 4.1. 162,03 0,2448
Unilever 0,3874x 47,14 46,77 47,00 –0,4 Barrengold 10g 352,40 387,00 354,30 389,10 1,5 Bund v. 13/23 15.5. 108,49 -0,4287
6693,47 5557,56 Jakarta SE (Jakarta) 6181,17 6221,01 +0,64 +0,43 1 Jahr 0,20 %*
Öffentliche Anleihen 1/1 Nugget/Maple/Krüger 1106,30 1169,60 1112,20 1176,30 2 Bund v. 13/23 15.8. 111,28 -0,4216
3116,11 2491,59 S&P S. Africa 50 (Johannesb.) 2565,55 2583,62 +0,70 –2,4 Unilever plc. 0,339£4x 4143,00 4121,50 46,55 –0,8 Ratenkredite bis 5 000 Euro 1/2 Nugget/Maple/Krüger 549,00 603,90 551,90 607,40
3 Jahre, effektiv etwa 4,38 %* Hoch 52 Wochen -0,47 -0,36 -0,18 0,00 0,22 0,50 0,65 0,82 0,96 1,10 1,75 Bund v. 14/24 15.2. 110,84 -0,3500
9507,40 6683,26 SSE 180 (Schanghai) 6717,25 6726,16 +0,13 –1,2 Vinci 0,752x 71,44 71,20 70,82 –0,8 1/4 Nugget/Maple/Krüger 272,00 309,60 273,50 311,40
1,5 Bund v. 14/24 15.5. 109,72 -0,2994
2607,10 1985,95 Kospi (Seoul) 2010,00 1993,70 –0,81 –2,3 5 Jahre, effektiv etwa 4,54 %* Tief 52 Wochen -0,62 -0,55 -0,40 -0,34 -0,08 0,08 0,33 0,44 0,45 0,62 1/10 Nugget/Maple/Krüger 105,50 128,80 106,10 129,50
Vivendi 0,451x 21,24 21,05 21,10 –1,6 2,5 Bund v. 14/46 15.8. 142,94 0,7677
1582,86 1350,37 Stoxx Singapore 20 (Singapur) 1419,70 1404,19 –1,1 –1,5 Ratenkredite bis 10 000 Euro 28.12.2018 -0,47 -0,40 -0,38 -0,22 0,00 0,25 0,40 0,55 0,50 0,81 1/1 Britannia/Eagle/Philh. 1099,60 1169,60 1105,40 1176,30
1/2 Britannia/Eagle/Philh. 549,00 609,60 551,90 613,00 0,5 Bund v. 15/25 15.2. 104,51 -0,2319
Vodafone 0,0482x 154,94 156,06 1,75 +1,5 3 Jahre, effektiv etwa 4,23 %* 02.01.2019 -0,48 -0,41 -0,39 -0,24 -0,04 0,20 0,36 0,46 0,46 0,86 1 BoblS.168 14/19 22.2. 100,21 -0,6183
6481,30 5478,40 All Ordinaries (Sydney) 5625,60 5694,60 +1,2 –0,26 1/4 Britannia/Eagle/Philh. 272,00 312,40 273,50 314,20
WFD Unibail-Rod. 5,401x 132,62 133,30 132,85 +2,2 5 Jahre, effektiv etwa 4,40 %* 03.01.2019 -0,47 -0,40 -0,40 -0,23 -0,04 0,20 0,36 0,44 0,46 0,83 0,5 BoblS.169 14/19 12.4. 100,28 -0,5860
12826,19 9400,69 Taiwan Weighted (Taipeh) 9554,14 9492,42 –0,65 –2,4 1/10 Britannia/Eagle/Philh. 105,50 129,90 106,10 130,60
Hypotheken- und öffentliche Pfandbriefe 0,25 BoblS.170 14/19 11.10. 100,67 -0,6252
24448,07 18948,58 Nikkei 225 (Tokio) gs. gs. – – Zurich Insur. Grp 18,00F1x 293,10 293,00 260,60 +0,2 Hypothekarkredite auf Wohngrundstücke (effektiv, 20-Mark-Stück 251,43 318,40 252,79 320,21
Hoch 52 Wochen 0,01 -0,07 0,18 0,32 0,44 0,59 0,88 1,00 1,58 1,40 0,5 BLSA Nr.47 15/25 5.2. 101,81 0,2002
100 % Auszahlung): Fest 5 Jahre 1,05 %*; Fest 10 Vreneli 198,93 223,55 200,02 224,81
Tief 52 Wochen -0,29 -0,18 -0,10 0,10 0,19 0,32 0,51 0,69 0,91 0,98 Sovereign (neu) 251,61 281,26 252,98 282,85 3,75 Hessen 11/21 12.4. 109,25 -0,3205
Jahre 1,38 %*. *ungefähr: Zinssätze sind instituts- 0,375 Hessen 16/26 6.7. 99,03 0,5072
Börsenkennzahlen von Bloomberg. Alle Angaben ohne Gewähr. k.A.=keine Angaben; W = auch im TecDAX enthalten; I = auch im Euro Stoxx 50 enthalten;P abhängig 28.12.2018 -0,15 -0,11 0,09 0,14 0,25 0,43 0,72 0,99 0,98 1,06 1 Dukaten Österreich 115,50 141,24 116,14 142,02
= auch im Stoxx Europe 50 enthalten; Δ = 1Euro; Die Dividenden sind die letztgezahlten Ausschüttungen in Landeswährung. Hochzahl hinter Dividende: Zahl 02.01.2019 -0,16 -0,12 0,08 0,11 0,22 0,40 0,68 0,96 0,92 1,06 20 Pesos Mexiko 510,14 585,58 512,87 588,92 1,25 NRW 13/20 13.3. 101,92 -0,3729
Eurolibor/Libor vom 02.01.2019 1,25 NRW 14/25 14.3. 106,37 0,2123
der Ausschüttungen je Jahr; Dividendenrendite: Brutto-Dividendenrendite auf Basis der letztgezahlten Jahresdividende; Das 52-Wochen-Hoch/Tief wird be- 03.01.2019 -0,16 -0,11 0,08 0,12 0,22 0,39 0,69 0,96 0,91 1,05 Barrensilber 1kg* 383,30 580,80 385,20 584,80
rechnet auf Basis von Tageshoch- und -tiefkursen bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Börsenkapitalisierung: Berechnung ausschließlich mit der relevanten Gattung (x Streubesitzfaktor); KGV: Kurs/Gewinnverhältnis auf Euro 3 Mon. -0,3456 6 Mon. -0,3039 Platin Koala 648,79 953,67 650,91 956,27 3,375 KfW 11/21 18.1. 107,77 -0,4251
Basis der Ergebnisse je Aktie vor Goodwillabschreibung. Dividendenrendite und KGV berechnet von vwd auf Basis von Verlaufs- bzw. Schlusskursen am Börsenplatz Xetra bzw. Frankfurt. Dollar 3 Mon. 2,7939 6 Mon. 2,8739 *) In Jahren. Die in die Berechnung einbezogenen Papiere haben Restlaufzeiten von einem halben Jahr weniger bis 2,125 KfW 13/23 15.8. 110,29 -0,1041
Basiszins nach § 247 BGB (01.01.2019) –0,88 % zu sechs Monaten mehr als die angegebenen vollen Jahre. – Berechnung vom 31. Oktober 1995 an mit Stückzinsen. Stand 11.30 Uhr Quelle: Deutsche Bank, *Philoro Edelmetalle 1,25 KfW 16/36 4.7. 102,39 1,0989
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Wer legt besser an:
Mensch oder Maschine?
Die Automatisierung krempelt viele Branchen um,
auch die Finanzindustrie. Algorithmen und Programme ersetzen
immer stärker den klassischen Vermögensverwalter.
Wer braucht da noch den Menschen?
mann. FRANKFURT, 3. Januar. Dass
Maschinen und Algorithmen den Groß-
teil unseres Lebens organisieren, ist
längst keine Science-Fiction mehr. Sie re-
geln nicht nur den Terminkalender, son-
dern organisieren Paketzustellungen und
geben auch noch Einkaufsempfehlun-
gen. Und erst recht machen sie vor der
Geldanlage keinen Halt. Die ist aber
durchaus ein sensibles Thema, schließ-
lich geht es nicht bloß um Geld. Es geht
um die Altersvorsorge, die Finanzierung
eines Eigenheims oder schlicht: um die
Zukunft. Wenn Anleger sich also überle-
gen, wie sie ihr Geld investieren wollen,
müssen sie sich oft entscheiden, wem sie
ihr Geld anvertrauen: Mensch oder Ma-
schine. Aber wer macht es besser?
Um diese Frage zu beantworten, muss
zunächst einmal zwischen Mensch und
Maschine in der Vermögensverwaltung
unterschieden werden. Doch wer sich
eine klare Abgrenzung zwischen den bei-
den wünscht, wird schnell enttäuscht wer-
den. Auf der einen Seite gibt es zwar noch
den klassischen Vermögensverwalter, der
eine aktive Anlagestrategie verfolgt. Das
heißt, dass er unter anderem auf der
Grundlage seiner Erfahrung entscheidet.
Weil der Informationsfluss aber in den
vergangenen Jahren zugenommen hat
und noch weiter zunehmen wird, muss
auch der klassische Vermögensverwalter
verstärkt Maschinen oder Programme
nutzen, um auf deren Grundlage seine
Entscheidungen treffen zu können. Chris-
tian Machts, Leiter des Privatkundenge-
schäfts von Blackrock in Deutschland,
sagt im Gespräch mit der F.A.Z., dass der
Weg der Automatisierung und stärkeren
Datennutzung nicht mehr aufgehalten
werden kann. Vor allem in der Finanzin-
dustrie sei das „sehr offensichtlich“. Jan
Ehrhardt, stellvertretender Vorstandsvor-
sitzender der Fondsgesellschaft DJE, sagt
der F.A.Z. dazu, dass man den „Men-
schen plus Daten“ brauche. Es sei die
Kombination aus beidem nötig. Die DJE
und Ehrhardt verfolgen die klassische ak-
tive Vermögensanlage und treffen bei-
spielsweise die Chefs auf den Vorstands-
ebenen, um sich in persönlichen Gesprä-
chen ein noch genaueres Bild von den Un-
ternehmen zu machen. Ob diese Gesprä-
che am Ende aber wirklich entscheidend
für eine Anlageentscheidung sind? „Ge-
spräche mit manchen Vorständen brin-
gen nicht immer was“, gibt Ehrhardt zu.
Dennoch sei er überzeugt, dass sich die
Arbeit in der Summe auszahle. So sei das
Entscheidende in solchen Gesprächen
der Zwischenton, und der ließe sich so
nicht im Markt finden. Er schätzt das Ver-
hältnis von Maschine und Mensch in der
Vermögensverwaltung aktuell bei 50 zu
50. In ein paar Jahren könne sich das aber
zugunsten der Maschine entwickeln. In
zehn Jahren schätzt er deren Anteil auf
zwei Drittel ein.
Auch Yuichi Takayama von dem japa-
nischen Vermögensverwalter Nikko As-
Der Dax wird auch im Jahr 2019 weiter verlieren
Doch wo wird das Ende liegen? / Die Technische Analyse / Von Wieland Staud
BAD HOMBURG, 3. Januar. Prognosen
sind besonders dann schwierig zu treffen,
wenn sie die Zukunft betreffen. Dieses
nicht mehr so ganz taufrische Bonmot
möchte ich gerne ein wenig umformulie-
ren: Prognosen sind besonders dann
schwierig, wenn sie versuchen, weit in
die Zukunft zu blicken. An den Finanz-
märkten kann schon ein einziges Jahr ein
viel zu weiter Blick in die Zukunft sein.
Sehr deutlich wurde das abermals im ver-
gangenen Jahr: Der mittlere erwartete
Schlusskurs des Dax für das Jahr 2018 lag
Ende 2017, ermittelt durch diese Zeitung,
bei 24 Häusern, bei heute irrwitzig anmu-
tenden 13 938 Punkten. Zwischen Pro-
gnose und Realität klafften, nicht zum ers-
ten Mal, Welten.
Nun muss man sich schon die Frage
stellen, wie sinnvoll es sein kann, eine
Zeitpunktprognose für den 31. Dezember
eines Jahres 12 Monate im Voraus abzuge-
ben. Nur wenige kurze Überlegungen of-
fenbaren schnell, dass ein solches Unter-
fangen zum Scheitern verurteilt sein
muss: Die Zahl der Einflussparameter ist
einfach zu groß. Einzig eine Tendenzaus-
sage ist in meinen Augen möglich. So
schrieb ich vor einem Jahr an dieser Stel-
le, eingebettet in einen sehr zurückhal-
tend formulierten Beitrag, dass „das neue
Jahr dem alten nicht das Wasser reichen
können wird“. In meinem wöchentlichen
Börsendienst konnten unsere Kunden le-
sen, dass ich ein „schwieriges Jahr“ für
den Dax und unterm Strich Abschläge er-
warte. Ganz klar: Diese Formulierungen
waren zwar auch ein gutes Stück von ei-
ner idealen Prognose entfernt. Eine präzi-
sere Prognose ist in meinen Augen aber
kaum möglich.
Mit diesen Vorbemerkungen zu den bei-
den entscheidenden Fragen: Was kommt
im Jahr 2019 auf uns zu? Wird es ein ähn-
lich schlechtes Jahr wie 2018 werden –
Finanzen
set Management sieht das so: „Ein Unter-
nehmen wird von Menschen geführt, des-
wegen wird der Mensch auch weiterhin
eine wichtige Rolle spielen“, sagt er.
Künstliche Intelligenz, also selbstlernen-
de Programme, lieferten zwar Signale.
Die Entscheidung träfen am Ende aber
immer noch Menschen. Dennoch: Auch
Takayama glaubt, dass sich das Verhält-
nis zugunsten der Künstlichen Intelli-
genz entwickeln werde. Zwar würden bei-
spielsweise viele junge Menschen ledig-
lich auf die Kosten achten und daher in
passive Produkte wie ETF (Exchange Tra-
ded Funds), indexbasierte Fonds, inves-
tieren. Damit würden Anleger seiner Mei-
nung nach jedoch niemals mehr als die
Marktrendite erwirtschaften. Er glaube
dagegen an das Alpha, also die Überren-
dite, im Vergleich zum Markt.
Passiven Investoren könnten daher
viele Chancen entgehen wie Investitio-
nen in den Mittelstand. Um diesen näm-
lich gut zu kennen, brauche es eine ge-
wisse lokale Expertise, welche aktive
Fondsmanager im Vergleich zu Program-
men böten, sagt Takayama. Die Zahlen
des Fondsanalysehauses Morningstar
unterstreichen Takayamas Ansicht. Im
jährlichen Aktiv-passiv-Barometer von
Morningstar wird ermittelt, wie sich ak-
tive Fonds im Vergleich zu passiven
Fonds geschlagen haben. Auch wenn in
einem Zeitraum von über zehn Jahren
insgesamt nur ein Viertel aller aktiven
Fonds die passive Variante schlagen
konnte, gab es doch Unterschiede hin-
sichtlich der Art des Fonds. Wie sich die-
ser nämlich entwickelt hat, hing auch
maßgeblich davon ab, ob es sich um
Fonds für Large- oder Mid-Caps handel-
te. Als Large-Caps werden große Unter-
nehmen mit einem Börsenwert von
mehr als 2 Milliarden Euro bezeichnet;
Mid-Caps sind dagegen mittelgroße Un-
ternehmen, die eine Marktkapitalisie-
rung zwischen 0,5 und 2 Milliarden
Euro besitzen.
Denn während nur 38,6 Prozent der ak-
tiven Large-Cap-Fonds in Japan über die
vergangenen drei Jahre das passive Pen-
dant schlagen konnten, sah das Bild für
Fonds in mittelgroße Unternehmen an-
ders aus: Dort waren gut 67 Prozent aller
aktiven Fondsmanager besser als die pas-
sive Variante; über fünf Jahre hinweg wa-
ren es sogar 78 Prozent. Auch in Großbri-
tannien zeigte sich ein ähnliches Bild.
Während nur 36 Prozent der aktiven
Large-Cap-Fonds die passiven schlagen
konnten, waren mit immerhin 77 Pro-
zent mehr als drei Viertel aller aktiv ver-
walteten Mid-Cap-Fonds besser als die je-
weiligen passiven Fonds in mittelgroße
Unternehmen.
In Amerika unterlagen dagegen aktive
Fonds laut des Aktiv-passiv-Barometers
durch die Bank hinweg – sei es Mid-Cap-
Fonds oder Large-Cap-Fonds – ihrem
passiven Gegenstück und das bisweilen
sogar eklatant: Lediglich 9 Prozent aller
oder wird es einen versöhnlichen Verlauf
nehmen? Vor der Antwort möchte ich
drei wesentliche Beobachtungen anfüh-
ren. Die erste: Im zurückliegenden Herbst
ist der Dax mit Kursen unter rund 12 000
Punkten unter seinen seit dem Frühling
2009 intakten Aufwärtstrend zurückgefal-
len. Damit ging eine neun Jahre währen-
de Erfolgsgeschichte zu Ende.
Der Dax notiert seither definitorisch
im Abwärtstrend. Diese Trends pflegen
sich im Regelfall fortzusetzen. Die zwei-
te: In einer Umfrage rechnen 21 befragte
Häuser Ende 2019 im Mittel mit einem
Dax von rund 12 431 Punkten – also mit
einem Anstieg von rund 18 Prozent. Sel-
ten wurde Optimismus deutlicher artiku-
liert. Selten konnte deshalb eine Senti-
mentanalyse zu einem besser begründe-
Deutscher Aktienindex Dax
Angaben in Punkten (Skala logarithmisch)
14 000
13 000 Wichtige
12 000 Unterstützungszonen
11 000
10 000 9 700 bis 10 000
9 000 8 500 bis 8 800
8 000 1 4
7 000
6 000
5 000
2 1400
4 000
1 bis 5 und A,B,C
sind Elliott-Wellen
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Quelle: Staud Research Bad Homburg
Finanzen
Ein Blick in die Bücher kann viel verraten – für Computer und Menschen.
aktiven Large-Cap-Fonds übertrafen pas-
sive Fonds. In keiner anderen Region
und keinem anderen Land schnitten akti-
ve Fondsmanager so schlecht ab.
Im Gros übertrafen die wenigsten ak-
tiv verwalteten Fonds die jeweils passive
Variante. Ein wohl wesentlicher Grund
dafür ist die Effizienz der Märkte. Der
Theorie nach sind die Märkte effizient,
weil alle verfügbaren Informationen
schon in den Preisen enthalten sind. Des-
wegen haben ETF, die den Markt mehr
oder minder abbilden, in den vergange-
nen Jahren auch einen regelrechten
Hype erfahren. Sie sind nämlich im Ver-
gleich zur aktiven Geldanlage kosten-
günstiger und erzielen darüber hinaus
die Marktrendite. Der Gedanke: Wenn
der Markt alle Informationen besitzt,
gibt es keine Überrendite, ergo ist es un-
möglich, den Markt zu schlagen. Das
setzt jedoch voraus, dass der Markt auch
wirklich alle Informationen besitzt.
Christian Machts zieht eindeutige Pa-
rallelen. So sei es in Amerika den wenigs-
ten aktiven Fondsmanagern gelungen,
den Markt zu schlagen. Er führt das auf
die dort verfügbaren Informationen und
die riesige Datenmenge zurück. Denn je
transparenter die Daten seien und je
mehr Zugriff man darauf hätte, desto nä-
her käme man dem volkswirtschaftli-
chen Optimum, sagt Machts und fügt hin-
zu: „Die Amerikaner haben eine liberale-
re Beziehung zu Daten. Nicht umsonst
kommen die größten Tech-Unterneh-
men aus den Vereinigten Staaten.“ So
ten, wenig berauschenden Ergebnis kom-
men. Optimismus oder gar Euphorie wa-
ren noch fast immer das Ende einer
Hausse und der perfekter Nährboden ei-
ner Baisse.
Ein Drittes: Die Wahrscheinlichkeit,
dass im Januar 2018 bei knapp 13 600
Punkten aus der Sicht der Elliott-Wellen
eine Hausse zu Ende gegangen ist (Zif-
fern 1–5), muss als sehr hoch bezeichnet
werden. Wie das darunter abgebildete
Grundmuster der Elliott-Wellen postu-
liert, folgt einer fünfteiligen aufwärts ge-
richteten Phase mehr oder weniger
zwangsläufig eine Korrektur beziehungs-
weise eine Baisse (A-B-C).
Die Stimmung ist also viel zu gut, der
Aufwärtstrend gebrochen, und die El-
liott-Wellen befinden sich im Baisse-Mo-
Gebrochener langfristiger
Bruchstelle
Aufwärtstrend seit 2009 5
3 finale Phase der Baisse, die „C“, aufma-
Grundmuster der Elliott-Wellen
3000 5 B
2600
3 wissen allein die Götter. Allerdings ist
2200
1800 A derzeit die Wahrscheinlichkeit, dass es
1 4 C auch in 2019 per Saldo zu Abschlägen
Aktuelle
Marktphase
1000 2 des Dax
2010 2017
F.A.Z.-Grafik Kaiser
Foto Getty
könne man beispielsweise über die Hotel-
auslastungen Rückschlüsse auf die Er-
tragslage des Unternehmens schließen.
Zwar treffe man keine Entscheidung auf
der Grundlage eines einzigen Signals,
aber die Kombination vieler verschiede-
ner Signale würde am Ende doch ein gu-
tes Bild geben. In Europa und Deutsch-
land habe man, was die Datenverfügbar-
keit angehe, aber eher eine negative und
ängstliche Sicht. „Ein liberalerer Zugang
zu anonymisierten Daten würde guttun“,
betont Machts. Die Menschen müssten
den Mehrwert der Datennutzung sehen
und dass diese positiv ist.
Der wohl aber trivialste und wahr-
scheinlichste Grund dafür, warum akti-
ve Fonds schlechter abschneiden als pas-
sive, sind die Kosten aktiv verwalteter
Fonds. Fondsmanager, die den Markt je-
den Tag analysieren und bewerten, schla-
gen nämlich durchaus den Markt – nur
eben nicht in dem Maße, dass sich die
Kosten auch rechnen würden. Fakt ist,
dass die Datenmenge in den nächsten
Jahren noch weiter zunehmen wird. Bis
es jedoch so weit ist, dass passive Fonds
überall aktive Fonds schlagen können,
dauert es aber noch. „Vielleicht kom-
men wir an den Punkt, dass alles vollau-
tomatisch abläuft – faktisch sind wir da
aber noch nicht“, sagt Machts. Ehrhardt
vergleicht die Automatisierung der Geld-
anlage mit dem autonomen Fahren, das
erst in wenigen Städten oder auf der Au-
tobahn getestet wird, bis es dann auch in
größeren Städten und anschließend
überall genutzt werden könne.
dus. Nichts ist deshalb aus der heutigen
Perspektive für das Jahr 2019 wahrschein-
licher als eine Fortsetzung des Abwärts-
trends und nichts unwahrscheinlicher als
ein neuer, langfristig angelegter Auf-
wärtstrend. Was aber auch richtig ist: Je-
der noch so fiese Abwärtstrend wird im
Regelfall durch wenigstens eine dynami-
sche und weitreichende Erholung bezie-
hungsweise einer Bärenmarkt-Rally un-
terbrochen – der Weg von „A“ nach „B“
im Grundmuster der Elliott-Wellen.
Meine Prognose für das Jahr 2019: Der
Dax wird seinen Abwärtstrend, mögli-
cherweise erst nach einer Erholung in der
nächsten Zeit, erst einmal fortsetzen,
Werte zwischen den beiden Unterstüt-
zungszonen von 9700 bis 10 000 und
8500 bis 8800 Punkten erreichen und sich
von dort aus deutlich erholen. Der zeitli-
che Rahmen dafür ist aber kaum in den
Griff zu bekommen. Die Dinge könnten
sich sensationell schnell entwickeln, der
Dax diese Erholung schon im Sommer ab-
geschlossen haben und sich danach in die
chen. Das Ganze könnte sich aber auch
ewig hinziehen und der Dax beispielswei-
se erst im Herbst mit einer signifikanten
Erholung beginnen. Was mir allerdings
ziemlich sicher zu sein scheint: Kurse im
Bereich der Konsensprognose von 12 431
Punkten sind völlig illusorisch.
Wo wird der Dax dann das Jahr 2019
beenden? Ich habe keine Ahnung. Das
kommen wird, höher als für alternative
Szenarien. Macht diese Prognose Spaß?
Nein! Kann es anders kommen: Ja! Ist das
wahrscheinlich? Wenigstens momentan
eher nicht. Leider.
Der Autor leitet die Staud Research GmbH in Bad
Homburg.
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 25
Briefe an die Herausgeber
Legitimes Recht auf Selbstbestimmung
Zu „Brüderliche Grüße“ von Peter Sturm
(F.A.Z. vom 3. Januar): Die Idee, dass
sich die Regierung der Republik China
nach dem verlorenen Bürgerkrieg nach
Taiwan „zurückgezogen“ hätte, ist genau-
so historisch bedenklich wie die Parole
der chinesischen Kommunisten und ihres
Führers Xi Jinping, Taiwan, koste es, was
es wolle, heim ins Reich zu holen. Tatsa-
che ist, dass der Diktator Tschiang Kai-
schek die taiwanesische Bevölkerung mit
etwa zwei Millionen Kuomintang-Trup-
pen und mit aktiver Billigung der Ameri-
kaner nach der Kapitulation der Japaner
überrollte und seit 1947 mit einem jahr-
zehntelangen Terror überzog. Trotz massi-
ver und systematischer Ein- und Aus-
kreisungspolitik durch die kommunisti-
sche Volksrepublik bestehen weite Teile
der taiwanesischen Bevölkerung und ihre
tapfere Präsidentin Tsai Ing-wen weiter
auf dem historisch legitimen Recht der
Selbstbestimmung.
Die Volksrepublik China hat weniger
historisches Recht auf eine „Wiederverei-
nigung“ mit Taiwan als die Niederlande
oder Japan, die zeitweilig Taiwan als Ko-
lonie besetzt hielten. Die frühen Opfer
Wettkampf der Geschichtsfälschung
Zu dem Leserbrief „Von vehementem Wi-
derstand kann keine Rede sein“ von Pro-
fessor Michael Wolffsohn (F.A.Z. vom 2.
Januar): Der deutsche Historiker Micha-
el Wolffsohn versucht in seinem Leser-
brief die Kritik gegen das sogenannte
„Haus der Schicksale“ in Budapest zu ent-
kräften.
Er findet es berechtigt, dass in diesem
Museum die Verantwortung des ungari-
schen Reichsverwesers Miklós Horthy
nicht thematisiert wird, weil nach der
deutschen Besetzung des Landes nicht
mehr dieser, sondern die „Pfeilkreuzler“
an der Macht gewesen seien.
Wolffsohn irrt sich in diese Frage
gleich zweimal, obwohl es sich um die
einfachsten Fakten der Chronologie han-
delt, die selbst in einem kurzen Nach-
schlagewerk überprüft werden können.
Erstens dankte der ungarische Reichsver-
weser erst nach dem 15. Oktober 1944
ab.
Die Deportation von mehr als 437 000
ungarischen Juden erfolgte aber zwi-
schen Mai und Juli 1944, also davor. Zwei-
tens waren nach der deutschen Besat-
Ignoranz gegenüber der Baugeschichte
Zu „Trittbrettbauherren bitten zur Party“
von Andreas Rossmann (F.A.Z. vom 19.
Dezember): Zu diesem Artikel möchte
ich Ihnen meinen besonderen Dank aus-
sprechen. Als Kenner der Reformarchitek-
ten des frühen 20. Jahrhunderts ist es für
mich unfassbar, wie hier die „traditionel-
le“ Moderne für das Bauhaus verein-
nahmt wird. Behrens, Poelzig, Fischer,
Riemerschmid, Tessenow, Schmitthenner
und all die anderen Architekten müssen
im Grab rotieren!
Die Aktion zum Bauhaus-Jubiläum in
Nordrhein-Westfalen beweist einmal
mehr die unfassbare Ignoranz der Genera-
tion „big beautiful buildings“ gegenüber
Die Entwicklung der Psychoanalyse verleugnet
Zu dem Leserbrief „Antiquiert“ von Pro-
fessor Markowitsch (F.A.Z. vom 8. Dezem-
ber): Der als Gedächtnisforscher ausgewie-
sene Professor forschte selbst darüber, wie
das Gedächtnis emotional bedeutsame In-
halte speichert und verändert. Wie kommt
es, dass er in seinem Leserbrief die Ent-
wicklung der Psychoanalyse seit Freuds
Zeiten verleugnet? Kennt er sie nicht?
Die Erweiterung durch die Zeitgenos-
sen Alfred Adler und Carl Gustav Jung
übergeht Markowitsch ebenso wie die Ent-
wicklung von der Triebtheorie über die
Wie sich Schulqualität verbessern lässt
Zum Artikel „Das Danaergeschenk des
Bundes an die Länder“ von Susanne Eisen-
mann (F.A.Z. vom 13. Dezember): Es ist
verständlich, dass sich Kultusministerin
Susanne Eisenmann in ihrer Eigenschaft
als Mitglied in der Kultusministerkonfe-
renz in ihrem Beitrag für die F.A.Z. einer
diplomatischen Sprache befleißigt. Wenn
sie einen „Länderstaatsvertrag für gute Bil-
dung“ auf den Weg bringen will, kann sie
die A-Länder, die von der SPD regiert wer-
den, nicht vor den Kopf stoßen. Die Öf-
fentlichkeit sollte jedoch wissen, warum
einige Länder in der Qualität ihrer Schu-
len weit hinterherhinken. Die Gretchen-
frage, die über gute Schülerleistungen ent-
scheidet, ist der Umgang mit Heterogeni-
tät.
Die Schüler, die in den Sekundarschu-
len in einer Klasse sitzen, unterscheiden
sich hinsichtlich Auffassungsgabe, Vorwis-
sen, Konzentrationsfähigkeit und Ehrgeiz
erheblich. Sozialdemokraten und Grüne
wollen das Problem mit Binnendifferenzie-
rung und individuellem Lernen lösen. Da
ihnen vor allem das Ziel der „sozialen Ge-
rechtigkeit“ am Herzen liegt, ist die Diffe-
renzierung in Leistungskursen verpönt.
Die Lernforschung hat jedoch herausge-
funden, dass das Lernen in homogenen
Kursen besser gelingt als bei der Differen-
zierung im Klassenverband. Vor allem leis-
tungsschwache Schüler profitieren von
dieser Differenzierung nicht, weil sie die
leitende und helfende Hand der Lehrkraft
benötigen.
von aggressiver Machtpolitik sind immer
die Interpretation der Geschichte und der
Gebrauch der Sprache. Dass die Welt für
die Freiheit Taiwans nicht in einen Krieg
ziehen würde, mag zwar realpolitischen
Spekulationen entsprechen. Bevor es so
weit kommt, muss man allerdings im Klar-
text auf historischer Wahrheit bestehen.
Dabei wird natürlich schnell klar, dass die
kommunistische Volksrepublik aggressi-
ve, imperialistische Intentionen hartnä-
ckig hinter plumper Propaganda über
eine sogenannte Wiedervereinigung ver-
steckt, da sie von den Exzessen des „wei-
ßen Terrors“ der Kuomintang im Grunde
geistig nicht weit entfernt ist.
Der kommunistische Führer auf Le-
benszeit, Xi Jinping, möchte offenbar das
furchtbare Werk sowohl Mao Tse-tungs
als auch Tschiang Kai-scheks umklam-
mernd vollenden. Eine politische Macht,
die die Wahrheit der Geschichte nicht
sucht und menschliche Selbstbestimmung
nicht respektiert, kennt keine Schranken.
Das sollte der freiheitlichen Welt sehr zu
denken geben wenn es doch „nur“ um Tai-
wan zu gehen scheint.
PROFESSOR DR. GOETZ RICHTER, SYDNEY,
AUSTRALIEN
zung von Ungarn am 19. März 1944 zwar
viele Parteien in die Regierungsgeschäfte
in Ungarn eingebunden, aber die Pfeil-
kreuzler waren nicht darunter. Sie waren
in der Opposition – und ihr Führer Fe-
renc Szálasi lehnte die Deportationen
der Juden nach Deutschland ab, weil er
dafür war, dass die Konzentrationslager
in Ungarn eingerichtet werden sollten.
(„Wir sind nicht so reich, dass wir täglich
3 Millionen Arbeitsstunden verschenken
können.“)
Leugnung der Fakten bedeutete bei
den erinnerungspolitischen Maßnahmen
der Fidesz-Regierung nie ein Problem.
Frau Mária Schmidt, die Leiterin des
Hauses der Schicksale, ist in Ungarn un-
ter anderem dafür bekannt, dass sie noto-
rische Lügner als historische Quelle prä-
sentiert, und sie ließ sich auch dadurch
nicht stören, dass ein Teil der Lügen
selbst von einem ungarischen Gericht im
Jahr 2018 widerlegt worden sind. Es
nimmt mich aber wunder, warum jetzt
auch ein deutscher Professor in diesen
Wettkampf der Geschichtsfälschung ein-
tritt.
KRISZTIÁN UNGVÁRY, BUDAPEST
der Baugeschichte und den Deformatio-
nen, die diese menschenverachtende Ar-
chitektur und der Städtebau bei Genera-
tionen von Bewohnern oder Nutzern ver-
ursacht hat. Seit Jahrzehnten bekannte
psychologische Grundbedürfnisse wur-
den ebenso missachtet wie Fragen klima-
gerechten oder dauerhaften Bauens. Wie
bei Alltagsprodukten kann man auch bei
der Architektur von „planned obsoles-
cence“ sprechen. Das Tragische ist für
mich letztlich, dass die Kritik an diesen
Planungen seit dem Ende der fünfziger
Jahre nie verstummt ist – aber auch nie
eine Wirkung zeigte.
MICHAEL STOJAN, SIEGEN
Objektbeziehungstheorie zur Selbstpsy-
chologie. Auch den intersubjektiven An-
satz zur Klärung und Modulation von Be-
ziehungs- und Gefühlsprozessen benennt
er nicht. Welches Interesse verfolgt er mit
der Diffamierung des hochentwickelten
psychodynamischen Verfahrens?
In meiner Praxis erscheinen im Übrigen
immer wieder Patienten nach einer Verhal-
tenstherapie mit dem Rat ihrer Verhaltens-
therapeuten, sich nun doch in eine tiefer
greifende Behandlung zu begeben.
ROLAND SCHULTZE, TÖNISVORST
Ich habe 12 Jahre lang an einer Gesamt-
schule unterrichtet und erfahren, wie zu-
frieden leistungsschwache Schüler sind,
wenn sie mit ihresgleichen lernen können.
Die Geistesblitze der Überflieger empfin-
den sie keinesfalls, wie fälschlich behaup-
tet wird, als Bereicherung, sondern eher
als Demütigung. Es wäre also auch aus so-
zialen Gründen geboten, den Sekundar-
schulen die Leistungsdifferenzierung in
Kursen zu erlauben. Der Leistungssteige-
rung der Schule diente diese Entscheidung
allemal.
Es ist einer der größten Fehler der Sozial-
demokratie, dass sie die integrative Schul-
form, die sie einst erfunden hat, die Ge-
samtschule, einem Gleichheitsprinzip geop-
fert hat, das mit pädagogischen Erkenntnis-
sen nicht mehr in Einklang zu bringen ist.
RAINER WERNER, OBERSTUDIENRAT, BERLIN
Sinn und Unsinn
Zu „Lektion in Demut“ F.A.Z. vom 27. De-
zember): Der Fall Relotius könnte dazu an-
regen, über Sinn und Unsinn der unzähli-
gen Preise nachzudenken, die überall und
für alles Mögliche vergeben werden. Und
die Medien könnten sich überlegen, ob tat-
sächlich über jeden dieser Preise berichtet
werden muss. Da beißt sich doch so man-
che Katze in den Schwanz.
THOMAS GEISER,
UITIKON WALDEGG, SCHWEIZ
SEITE 26 · F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R . 3 Fonds FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

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Rohstofffonds A € 58,98 / 56,17 –2,33 Deka-PB Werterh.2y € 115,88 / 113,05 –0,19 Global Conv Bond R € 141,05 / 134,33 –2,26 HWB DfdsV.V.Vici R €* 45,71 / 44,38 –5,09 LM WA Gl HY A Euro €* / 97,23 –3,16 Monega Euro-Bond €* 53,11 / 51,56 0,78
UniRak NachhaltigA €* 72,80 / 70,68 –4,86
Strategief.Stab.A2 € 54,12 / 52,54 –0,53 Deka-Rent 3-7 CF A € 1565 / 1519 0,33 Global Quality R € 182,00 / 173,33 –6,99 HWB DfdsV.V.Vici V €* 45,71 / 44,38 –5,09 LM WAGlTRInGrBdA€h€* / 93,40 1,14 Monega Euroland €* 37,68 / 36,41 –5,56
Monega FairInv.Akt €* 48,26 / 45,96 –6,10 UniRak Nor -net- A €* 48,89 / 48,89 –6,87
Thesaurus AT € 826,43 / 787,08 –7,14 Deka-Rent 3-7 CF B € 62,97 / 61,14 0,33 MuAsset-Balanced R € 151,03 / 143,84 –2,96 HWB Europe Pf. €* 3,80 / 3,62 –4,97 MC As L-T Unc M€da € / 14,73 –2,84
Verm. Deutschl. A € 159,76 / 152,15 –6,65 MuAsset-DefensiveR € 129,17 / 125,41 –1,94 HWB Glb.Conv.Plus €* 85,24 / 82,76 –2,39 MC Eur.Abs.a A (PF) € / 99,62 –1,38 Monega Germany €* 68,02 / 65,72 –6,65 UniRak Nordamera A €* 49,16 / 47,73 –6,84
Deka-RentEu1-3CF A € 1102 / 1076 0,04
Wachstum Eurol A € 102,38 / 97,50 –6,98 MuAsset-Growth R € 164,27 / 156,45 –4,55 HWB Inter.Pf. €* 3,76 / 3,58 –5,28 MC Great Chin A€da € / 7,58 –6,87 Monega Glob Bond I €* 100,90 / 100,90 0,28 UniRenta Corp A €* 89,53 / 86,92 –0,61
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Wachstum Europa A € 104,39 / 99,42 –7,69 Deka-USA Akti.S AV € 106,13 / 106,13 –9,66 Multiple Opp II R € 132,23 / 125,93 –4,45 HWB Pf. Plus CHF F* 52,42 / 49,92 –4,63 MC J.Abs.a A (PF) € / 105,85 –3,41 Monega Glob Bond R €* 50,73 / 49,01 0,27 UniRes: Euro Corp. €* 40,99 / 40,99 –0,82
Aktfds RheinEdit I € 92,22 / 89,97 –6,53 Monega Glob CorP R €* 48,90 / 47,25 0,42
Deka-USA Akti.S CF € 148,75 / 143,37 –9,66 Multiple Opp R € 239,20 / 227,81 –4,47 HWB Pf. Plus R €* 72,45 / 69,00 –4,47 QS Em Mk Eq At €* / 101,60 –3,46 UniReserve: Euro A €* 497,44 / 497,44 –0,20
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Disc.Strategie 5y € 98,45 / 94,89 –5,38 HWB Pf. Plus V €* 72,43 / 68,98 –4,47 QS MV EuEq GIF At €* / 161,78 –4,89 UniReserve: USD $* 1015 / 1015 0,03
Aktfds RheinEdit P € 46,07 / 43,77 –6,56 www.starcapital.de I 0800 - 6941900
Allianz Global Investors GmbH GlbOpportPlus CF A € 53,91 / 51,96 –3,73 HWB RentenPf.+ R €* 45,63 / 44,30 –2,38 QS MV GlEq GIF At $* / 158,76 –4,40 Monega Mu Konzept €* 47,21 / 46,28 –0,39
UniSec. Bas. Ind. €* 100,78 / 96,90 –6,90
Luxembourg Branch AriDeka AV € 97,81 / 97,81 –6,56 SC Allocator € 139,54 / 135,48 –3,78
GlConvAfrica CF € 104,66 / 100,88 –4,87 Fonds Direkt Sicav HWB RentenPf.+ V €* 45,64 / 44,31 –2,40 QSInvMA EUBl Aa(A) €* / 100,56 –2,66 Monega Rohstoffe €* 38,13 / 36,66 –3,88
AriDeka CF € 61,48 / 58,41 –6,55 SC Argos € 140,42 / 136,33 0,55 UniSec. BioPha. €* 111,23 / 106,95 –8,66
Best Sty Eur Eq AT € 123,40 / 117,52 –5,93 GlConvAfrica TF € 99,11 / 99,11 –4,98 Skyline Dynamik € 148,48 / 148,48 –7,69 HWB Vict.Str.Pf. R €* 996,87 / 949,40 –4,41 QSInvMA EuConAa(A) €* / 100,41 –1,61 OptiAnlage Ausg. T €* 54,44 / 53,37 –1,52
ARIDEKA TF € 153,98 / 153,98 –6,61 SC Huber-Strategy1 € 144,13 / 139,93 –4,78 UniSec. High Tech. €* 90,60 / 87,12 –9,21
Best Sty US Eq AT € 190,94 / 181,85 –9,40 GlobalOpp Pl PB(A) € 54,07 / 52,75 –3,71 HWB Vict.Str.Pf. V €* 997,28 / 949,79 –4,41 QSInvMA EUPrfAa(A) €* / 100,52 –3,61 PRIV ETF-DAk gl(I) €* 95,95 / 95,95 –0,13
BasisStrat Aktien € 115,50 / 111,33 –8,68 SC Priamos € 169,77 / 161,69 –2,11 UniSec.Klimawandel €* 34,57 / 33,24 –0,39
Dyn Mu Ass Str15 A € 104,90 / 101,84 –1,24 GlobalResources CF € 69,69 / 67,17 –6,12 QSMV APexJ EqGIFAt €* / 121,71 –3,11 Privacon ETF Akt I €* 103,13 / 103,13 –4,11
BasisStrat Flex CF € 102,71 / 99,00 –4,14 SC Starpoint A-EUR € 201,63 / 192,03 –6,62
Dyn Mu Ass Str50 A € 122,37 / 117,66 –4,86 GlobalResources TF € 65,77 / 65,77 –6,24 RARE Infr Val A€A €* / 9,98 –5,27 Privacon ETF Akt I €* 86,41 / 86,41 –7,97 UniStruktur €* 97,24 / 94,41 –3,01
BasisStrat Re.TF A € 95,14 / 95,14 –0,44 SC Winbonds plus A € 165,19 / 160,38 –1,17
Dyn Mu Ass Str75 I € 1220 / 1220 –6,45 BerolinaRent Deka € 39,11 / 37,74 –0,94 Wandelanleihen CF € 70,62 / 68,56 –3,14 IFM Independent Fund Management AG Roy.USSCapOp At $* / 154,48 –14,02 Salomon Strategy €* 45,73 / 45,73 –3,57 UniVa. Europa A €* 47,23 / 45,41 –6,16
Enh ShTerm Euro AT € 107,76 / 107,76 –0,06 Wandelanleihen TF € 65,26 / 65,26 –3,22 ACATIS FV Akt.Gl. €* 209,99 / 199,99 –5,26 Royce US SmCo At $* / 146,64 –10,42 Sentiment Ab.R.(I) €* 97,93 / 97,93 –2,22 UniVa. Global A €* 95,16 / 91,50 –8,42
BR Aktien 100 € 70,51 / 68,13 –7,76
Euro Bond A € 11,71 / 11,37 0,58 BR Aktien 20 € 63,39 / 61,25 –0,97 WA Asian Op At €* / 200,78 0,55 Sentiment Ab.R.(R) €* 49,24 / 48,04 –2,28
UBS Funds Services Lux S.A. UniVa.Euro.-net-A €* 45,82 / 45,82 –6,18
Europe SmCap Eq A € 179,47 / 170,92 –7,87 BR Aktien 35 € 65,85 / 63,62 –1,88 WA ECore+Bd Aa(D) €* / 104,35 0,94 Short Tra.SGB A €* 46,90 / 46,44 –0,09
INKA Intern. Kapitalanlagegesellschaft Short Tra.SGB Tnet €* 49,87 / 49,87 –0,10 UBS (L) EM Eq P AA $* / 103,52 –3,35 UniVa.Glb-net-A €* 90,84 / 90,84 –8,44
European Eq Div AT € 269,21 / 256,39 –5,01 BR Aktien 55 € 69,58 / 67,23 –3,42 Deka Immobilien Investment www.franklintempleton.de I info@franklin-
WA Em Mk TRB At H €* / 125,92 0,02
UBS (L) EM Eq P XA $* / 108,15 –3,31
Aktien Welt €* 41,25 / 39,29 –4,26 WA EmMkt CorpBd At $* / 101,55 1,03 Sparda M.nh.Verm. €* 49,30 / 48,57 –0,73 UniVorsorge 1 ASP €* 48,85 / 47,43 –0,08
Fl Rate NoPl-VZi A € 97,53 / 97,53 –0,09 BR Aktien 75 € 73,64 / 71,15 –5,03 Deka Immob Europa € 49,21 / 46,75 0,43 templeton.de I Tel. 0800 / 073 80 02 UBS (L) GCB AD T2 €* 142,65 / 142,65 –3,80
Glb Agricult Tr. A € 139,06 / 132,44 –11,03 Deka Immob Global € 57,89 / 55,00 0,46 Antecedo Ind.Inv.A €* 55,20 / 55,20 2,17 WA Eur HY A a(D) €* / 97,38 –0,94 Sparda OptiAnAusEA €* 49,75 / 48,77 –1,50 UniVorsorge 1 AZP €* 48,78 / 47,36 –0,08
BR Aktien 85 € 70,48 / 68,10 –5,79 FRK Gl.Fd.Stra.A d €* 10,66 / 10,10 –6,90
Glb Mu-Ass Cre-AH2 € 96,58 / 93,77 –0,45 BW Zielfonds 2020 € 37,65 / 36,91 –0,54 Deka-Immob Nordam. $ 55,02 / 53,03 0,11 DuoPlus €* 61,43 / 58,50 –1,13 WA Gl Credit At(H) €* / 115,50 0,75 Sparda-MünchenVerm €* 50,73 / 49,98 –1,07 UniVorsorge 2 ASP €* 48,55 / 47,14 –0,04
FRK India Fd. A d €* 58,41 / 55,34 –0,86 StaudFonds €* 106,01 / 100,96 0,46
Glb SmCap Eq AT $ 11,70 / 11,14 –10,04 BW Zielfonds 2025 € 41,21 / 40,40 –2,44 DuoPlus V €* 89,21 / 89,21 –1,05 WA Gl M St Aa(M) H €* / 82,90 0,01 UniVorsorge 2 AZP €* 48,73 / 47,31 –0,04
FRK Mut.Europ. A a €* 19,22 / 18,21 –6,43 Top Dividend €* 49,56 / 47,20 –5,45
Income & Gro A USD $ 10,04 / 9,65 –4,72 BW Zielfonds 2030 € 43,40 / 42,55 –5,91 HiYld Spez INKA €* 10052 / 9573 –1,91 WA GlCore+Bd Aa(A) $* / 97,88 1,74 UniVorsorge 3 ASP €* 51,15 / 49,66 0,10
TEM East.EuropeA a €* 21,33 / 20,21 –4,98 Top Dividend T €* 55,78 / 53,12
Income Gr A-H2-EUR € 103,93 / 99,93 –5,02 CorpBnd GlobHdgEUR € 98,26 / 95,40 0,59 Deka-Vermögensmanagement GmbH INKA Tertius €* 1471 / 1375 –8,30 WA Inf.M. Aa(A) $* / 120,08 0,91 UniVorsorge 3 AZP €* 52,38 / 50,85 0,10
TEM Em.Mkts Bd A d €* 6,55 / 6,35 0,96 TOP TREND OP A €* / 50,34 –3,20
DeepDiscount 2y € 128,15 / 126,88 –2,19 Deka-BasAnl Def € 97,31 / 97,31 –0,07 StSk. Dü. Abs. Ret. €* 118,65 / 113,00 –0,34 WA Macro OpBd Aa €* / 98,57 2,50
TEM Front.Mkts.A a $* 17,72 / 16,79 –1,92 UniVorsorge 4 ASP €* 55,90 / 54,27 0,35
Deka-Co.Bd.NFin. CF € 125,31 / 121,66 0,26 Deka-BasisAn D A30 € 101,99 / 99,99 WA Multi-Asset Cr. A €* / 97,37 –0,59 TOP TREND OP T €* / 50,80 –3,30
TEM Gl.Bd. A d €* 16,20 / 15,71 –2,03 WA ShD BChip At H €* / 96,01 0,34 Tresono – Aktien E €* 1285 / 1235 –3,74 UniVorsorge 4 AZP €* 58,43 / 56,73 0,34
Allianz Global Investors Ireland Ltd. Deka-Co.Bd.NFin. S € 125,93 / 122,26 0,29 Deka-BasisAn D A50 € 102,99 / 99,99 TEM Gl.Tot.Ret AYd €* 8,59 / 8,33 –1,08
Deka-DDiscount2y III € 133,51 / 132,19 –2,12 Deka-BasisAn D A70 € 103,99 / 99,99 International Fund Management S.A. Lux. WA ShD HI BF AtH €* / 128,97 –2,35 Tresono – Rent Int €* 860,79 / 860,79 –2,18 www.union-investment.de UniVorsorge 5 ASP €* 63,58 / 61,73 0,79
Emerging Mrkt Bd A € 49,83 / 48,38 1,21 TEM Gr.(Eur) Aa €* 16,52 / 15,65 –9,94
Deka-Deut.Bal. CF € 108,82 / 105,65 0,25 Deka-BasisAnl A100 € 157,00 / 149,52 –8,53 1822 Str.Cha.Pl. € 103,56 / 99,58 –8,10 WA US Adj Rate At $* / 98,97 0,03 VM Sterntaler €* 147,34 / 141,67 –2,82 Tel. 069 589 98-6060 UniVorsorge 5 AZP €* 69,64 / 67,61 0,81
TEM Gr.(Eur) Ad €* 16,61 / 15,74 –9,94 WA US Cor+Bd At $* / 147,24 2,28 VM Sterntaler II €* 115,42 / 110,98 –2,57 Das Ertragsausgleichsverfahren im Sinne des §9
Deka-Deut.Bal. TF € 104,92 / 104,92 0,19 Deka-BasisAnl A20 € 103,89 / 101,85 –0,81 1822 Str.Chance € 73,64 / 71,15 –7,21 UniVorsorge 6 ASP €* 67,07 / 65,12 1,56
Alte Leipziger Trust Deka-Dividen.Rh.Ed € 90,36 / 87,09 –5,73 Deka-BasisAnl A40 € 108,96 / 105,79 –1,06 1822 Str.Ert.Pl. € 47,44 / 46,28 –0,52 WA US CorBd At $* / 130,99 1,57 VM SterntalerEurol €* 114,55 / 110,14 –4,71 Satz 2 InvStG wird angewendet. UniVorsorge 6 AZP €* 76,79 / 74,55 1,55
€uro Short Term € 43,74 / 43,31 –0,02 Deka-Dtschl Akt Str € 91,86 / 87,49 –6,52 Deka-BasisAnl A60 € 116,84 / 112,35 –2,81 1822 Str.Wachstum € 52,94 / 51,40 –1,61 WA US HY Aa(D) $* / 72,57 –3,34 WahreWerteFonds I €* 93,55 / 93,55 –5,18 BBank Renta S 2021 €* 43,62 / 42,55 0,09 UniVorsorge 7 ASP €* 69,24 / 67,22 2,14
Deka-Eurol.Bal. CF € 56,61 / 54,96 –0,02 Deka-MM ausgew CF € 100,89 / 97,71 –3,55 1822-Struk. Ertrag € 44,19 / 43,32 –0,18 WA US MMkt At $* / 107,71 0,14 WahreWerteFonds R €* 47,18 / 45,37 –5,23 BBBank Dyna.Uni. €* 52,22 / 50,95 –8,14
Aktien Deutschland € 102,69 / 97,80 –7,34 UniVorsorge 7 AZP €* 82,36 / 79,96 2,13
Deka-Eurol.Bal. TF € 109,82 / 109,82 –0,05 Deka-MM defensiv CF € 100,11 / 97,19 –2,90 Haspa TrendKonz P € 94,75 / 91,11 –0,24 WA US STGov At $* / 112,38 0,45 WGZ Corporate M R €* 99,49 / 98,02 –0,48 BBBank Kont.Uni. €* 70,70 / 69,31 –2,65
AL Trust €uro Relax € 50,17 / 48,71 –2,19 UniWirts.Aspirant €* 29,60 / 28,74 1,13
Deka-Europa Akt Str € 58,74 / 55,94 –6,79 Deka-PB Wert 4y € 108,29 / 105,65 –0,30 Haspa TrendKonz V € 99,47 / 95,64 –0,21 Weitere Anteilsklassen und Fonds unter WGZ Mittelst.-Rent. €* 95,76 / 95,76 –0,46 BBBank Wach.Uni. €* 56,90 / 55,51 –5,09
AL Trust Chance € 72,23 / 68,79 –6,84 VBMH VermögenBasis €* 69,46 / 68,77 –0,91
DekaFonds AV € 97,33 / 97,33 –7,05 DekaStruk.5Chance € 146,60 / 143,73 –7,02 HMI Chance € 54,33 / 52,75 –7,00 www.LeggMason.de BBV-Fonds-Union €* 52,17 / 50,65 1,00
AL Trust Stab. € 60,38 / 58,62 –2,17
DekaFonds CF € 95,57 / 90,79 –7,06 DekaStruk.5Chance+ € 214,52 / 210,31 –7,83 HMI Chance+ € 51,42 / 49,68 –8,20 FVB-Dt. Aktienfds €* 44,32 / 43,24 –6,71
AL Trust Wachstum € 69,91 / 67,22 –4,57 MultiSelect
DekaFonds TF € 225,38 / 225,38 –7,12 DekaStruk.5Ertrag € 100,64 / 98,67 0,01 Investments@goam.de HMI Ertrag+ € 38,58 / 37,82 –0,47 FVB-Dt. Rentenfds €* 38,40 / 37,83 –0,55
Trust €uro Cash € 45,77 / 45,77 0,00 LRI Invest S.A. Geno AS:1 €* 72,64 / 70,52 –5,23 Union Investment Real Estate
Deka-Glob Akt Str € 33,90 / 32,29 –8,02 DekaStruk.5Ertrag+ € 101,10 / 99,12 –0,65 Gothaer Comf.Bal. €* 132,27 / 127,18 –2,95 HMI Wachstum € 43,46 / 42,40 –2,80 MS Absolute Ret I €* 54,88 / 53,28 –1,19
Trust €uro Renten € 46,10 / 44,76 0,29 Invest Global €* 84,05 / 81,60 –9,28
Deka-Global Bal CF € 99,88 / 96,97 0,22 DekaStruk.5Wachst. € 106,26 / 104,18 –1,36 Gothaer Comf.Dyn. €* 132,41 / 126,10 –4,52 Köln Str.Chance € 54,83 / 53,75 –5,69 Gul.Dem.Sicherheit €* 109,42 / 106,75 –0,45 MS Europa-Aktien I €* 69,18 / 65,89 –7,57 UniImmo:Dt. €* 96,98 / 92,36 0,29
Trust Akt Europa € 45,33 / 43,17 –6,50 KasselerB.UniSel. €* 32,08 / 32,08 –0,87
Deka-Global Bal TF € 96,29 / 96,29 0,19 Hamb Stiftung D € 934,67 / 916,34 –2,57 Gothaer Comf.Ert A €* 100,38 / 97,46 –0,74 Köln Str.Ertrag € 44,79 / 43,91 –0,36 Gul.Dem.Wachstum €* 118,72 / 118,72 –4,03 MS Welt-Aktien I €* 102,99 / 98,09 –8,18 UniImmo:Europa €* 57,09 / 54,37 0,35
Trust Glbl Invest € 82,59 / 78,66 –8,20 KCD Uni. Aktien €* 51,49 / 49,99 –6,84
Deka-Inst.Ren.Eu. € 68,93 / 67,58 0,43 UniImmo:Global €* 53,32 / 50,78 0,18
Deka-Inst.Ren.Euld. € 59,12 / 57,96 –0,05 KCD Uni.Renten+ €* 52,05 / 52,05 0,54
Deka-KomEuBal.I(A) € 63,22 / 61,68 –0,64 KCD-Uni Nachh.Mix €* 55,48 / 53,86 –1,30
DekaKomEuBalCF(T € 110,35 / 107,66 –0,65 ANZEIGE LIGA Multi Asset I €* 70,29 / 69,25 –2,53
Deka-MegaTrends AV € 1008 / 1008 –8,02 LIGA-Pax-Aktien-U. €* 33,69 / 33,69 –5,95
Deka-MegaTrends CF € 71,18 / 68,61 –8,01 LIGA-Pax-Rent-Unio €* 26,09 / 25,33 0,32
Deka-Multi St G PB € 101,77 / 99,29 –0,38 MultiStratGloUnion €* 72,54 / 71,12 –2,65
Deka-PB Defensiv € 111,62 / 109,43 –0,92
  MVB TrendStrat Val €* 48,97 / 47,09 –3,95
www.ampega.de Deka-PB Man.Mandat € 106,48 / 103,38 –3,34
 Priv.Fonds:Flex. €* 100,27 / 100,27 –2,41
Amp AmerikaPl Aktf €* 161,99 / 154,28 –7,11 Deka-PB Multimana. € 110,58 / 107,36 –3,47 Priv.Fonds:FlexPro €* 123,56 / 123,56 –2,41 www.universal-investment.de | Kontakt für
Amp CrossoverPl. P €* 103,75 / 100,73 –0,61 Deka-RentenReal € 35,96 / 34,91 –0,06 PrivFd:Kontr. €* 121,88 / 121,88 –2,74
B2B-Partner: Tel. 069/71043 - 900

  
    


Amp DivPlus Akt P €* 120,32 / 114,59 –7,85 DekaRent-Intern. CF € 19,54 / 18,97 1,40 PrivFd:Kontr.pro €* 134,49 / 134,49 –5,39
Profi-Balance €* 64,58 / 63,31 –3,88 Degussa Univ.Rent €* 40,92 / 40,12 –1,20
Amp EuroAktVC10P €* 99,24 / 96,35 –4,82 DekaRent-intern.TF € 119,55 / 119,55 1,38
Deka-Sachwer. CF € 99,35 / 96,46 –0,09 Uni21.Jahrh.-net- €* 28,00 / 28,00 –9,61 Spiekerm.& Co Str €* 106,60 / 101,52 –5,81
Amp EuroZonePl Akt €* 104,12 / 99,16 –6,67
Amp Fakt StrPl Pa
Amp GenderPlus Akt
€*
€*
104,99 / 101,93
93,33 / 89,74
–1,79
–8,79
Deka-Sachwer. TF
Deka-Schweiz
€ 94,69 / 94,69
€ 363,31 / 351,87
–0,13
–6,96    
 
 
 UniDeutschl. XS
UniDeutschland
€* 143,97 / 138,43 –8,95
€* 182,21 / 175,20 –6,31
DekaSe:Konservativ € 92,96 / 92,04 –0,23 UniEu.Renta-net- €* 51,21 / 51,21 0,87 Universal-Investment-Luxembourg S.A.
Amp Global Aktien €* 12,58 / 12,04 –7,60
Amp Global Renten €* 17,52 / 16,89 0,54 DekaSel:Nachhaltig
DekaSpezial AV
€ 103,81 / 100,06
€ 102,00 / 102,00
–0,68
–7,70
''
 UniEuroAktien
UniEuropa-net-
€* 62,33 / 59,36 –6,27
€* 58,30 / 58,30 –4,69
CondorBalance-UI €* 78,54 / 74,80 –3,94
Amp ISP Dynamik €* 113,56 / 109,19 –5,94 CondorChance-UI €* 62,09 / 59,13 –7,98
DekaSpezial CF € 331,72 / 319,73 –7,69 UniEuroRenta €* 66,91 / 64,96 0,25 CondorTrends-UI €* 68,06 / 64,82 –7,02
Amp ISP Komfort €* 105,80 / 102,72 –1,80
Amp ISP Sprint €* 133,30 / 126,95 –7,13
DekaSpezial TF € 239,37 / 239,37 –7,76 
   (' UniEuroRentaHigh Y €* 34,06 / 33,07 –1,14
Deka-Stift. Bal. € 55,56 / 54,47 –1,64 Unifavorit: Aktien €* 137,06 / 130,53 –9,12
Amp Real Estate Pl €* 101,16 / 96,34 –3,27   
   )
"& #& & !%%$ UniFonds €* 46,13 / 43,93 –6,78
Deka-Strat.Inv. CF € 112,56 / 108,49 –5,87
Amp Rendite Renten €* 21,61 / 20,98 –0,05 Deka-Strat.Inv. TF € 106,70 / 106,70 –5,93 UniFonds-net- €* 66,64 / 66,64 –6,65
Amp Reserve Renten €* 50,44 / 49,94 –0,40 DekaTresor € 88,10 / 85,95 0,08 UniGlobal €* 204,20 / 194,48 –9,24
Amp UnternAnl.fds €* 25,04 / 24,31 –0,21 Div.Strateg.CF A € 146,16 / 140,88 –6,67 UniGlobal Vorsorge €* 192,49 / 183,32 –5,98
Glob.ETF Aktien Pa €* 15,05 / 14,61 –8,52 DividendenDiscount € 108,13 / 104,22 –5,67 UniGlobal-net- €* 116,85 / 116,85 –9,32
terrAss Akt I AMI €* 27,64 / 26,45 –7,74 DivStrategieEur CF € 82,67 / 79,68 –6,05 UniJapan €* 49,78 / 47,41 –7,61
terrAss Rent I AMI €* 95,61 / 95,13 –0,13 DivStrategieEur S € 82,59 / 80,58 –5,99 Hamb Stiftung I € 873,22 / 856,10 –2,56 Gothaer Comf.ErtT €* 121,01 / 117,49 –0,75 Köln Str.Wachstum € 43,12 / 42,27 –1,47 LBBW Alpha Dyn. T €* 51,87 / 49,40 –6,44 UniKapital €* 110,81 / 108,64 –0,16 www.warburg-fonds.com
Zan.Eu.Cor.B.AMI I €* 116,37 / 116,37 –0,18 Euro Potential CF € 119,28 / 114,97 –5,97 Hamb Stiftung P € 88,32 / 84,92 –2,59 Gothaer Euro-CashA €* 102,28 / 102,28 –0,06 KölnStr.Chance+ € 43,83 / 42,97 –7,97 LBBW Bond Sel. I €* 68,41 / 68,41 1,50 UniKapital-net- €* 39,91 / 39,91 –0,18 Tel. +49 (40) 3282 - 5100
Zan.Eu.Cor.B.AMI P €* 118,20 / 115,88 –0,22 Euro Potential TF € 105,89 / 105,89 –6,11 Hamb Stiftung T € 106,45 / 102,36 –2,60 Gothaer Euro-Rent €* 60,63 / 58,30 1,20 LBBW Bal. CR 20 € 41,93 / 41,11 –1,84 LBBW Bond Sel. T €* 61,90 / 60,10 1,51 UniNachhalt A Gl I €* 98,71 / 94,01 –8,20
Zan.Gl.Cred AMI Ia €* 102,93 / 102,93 –0,46 Gothaer Global €* 75,42 / 72,52 –7,99 LBBW Bal. CR 40 € 45,19 / 44,30 –3,32 UniNachhaltig A Gl €* 95,29 / 90,75 –8,14 Advisor Global € 79,71 / 75,91 –7,62
EuropaBond AV € 98,74 / 98,74 0,54 Hamb Stiftung V € 93,84 / 92,00 –2,55 LBBW Equity Sel. I €* 77,96 / 77,96 –7,61
Zan.Gl.Cred AMI Pa €* 104,58 / 102,53 –0,50 EuropaBond CF € 114,88 / 111,53 0,53 Gothaer Mlt Sel A €* 125,98 / 121,13 –2,24 LBBW Bal. CR 75 € 50,55 / 49,56 –6,23 LBBW Equity Sel. T €* 69,37 / 66,07 –7,67 UniNordamerika €* 280,97 / 267,59 –10,71 AE&S Struktur Sel € 41,94 / 39,94 –3,79
Keppler Gl Val-Inv € 32,38 / 30,84 –6,83 LiLux Convert €* 214,80 / 208,54 –0,74
Zantke Eu.HY AMI Ia €* 120,67 / 120,67 –1,40 EuropaBond TF € 40,66 / 40,66 0,47 Naspa Str.Chan.Pl. € 90,78 / 89,00 –8,57 LBBW Glb.Rsk.Par.T €* 54,33 / 52,75 –0,70 UnionGeldmarktfds €* 48,32 / 48,32 –0,06 Aequo Global I € 41,66 / 40,45 –1,90
Keppler-EmMkts-Inv € 36,18 / 34,46 –3,74 LiLux-Rent €* 202,93 / 197,02 –0,97
Zantke Eu.HY AMI Pa €* 122,53 / 120,13 –1,44 EuropaSelect AV € 101,16 / 101,16 –6,16 Naspa Str.Chance € 48,07 / 47,13 –6,93 LBBW Opti Re. A €* 52,87 / 52,09 –0,27 UniProInve: Chance €* 99,63 / 95,80 –6,64 AES Rendite Selekt € 59,20 / 57,48 –1,53
LING-ASIEN-SYS-INV € 100,78 / 95,98 –6,61 Gutmann Kapitalgesellschaft
EuropaSelect CF € 56,96 / 54,90 –6,16 Naspa Str.Ertrag € 47,05 / 46,13 0,00 LBBW Opti Ret.T €* 53,94 / 53,14 –0,26 UniRak €* 112,09 / 108,83 –4,48 AES Selekt A1 € 40,50 / 38,57 –1,61
Lingohr-Eurp-Sys € 64,40 / 61,33 –9,03 PRIME Val Growth T € 135,24 / 128,80 –4,17 Naspa Str.Wachstum € 45,19 / 44,30 –1,14
EuroRent-EM-Invest € 47,50 / 45,78 –0,07 M&W Capital €* 48,92 / 47,04 7,10 UniRak Kons.-net-A €* 106,12 / 106,12 –1,95 AFA Gl Werte Stab € 16,40 / 15,46 –6,67
APO-Bank / INKA Intern. KAG Lingohr-Systemat € 108,72 / 103,54 –8,82 Prime Values Inc T € 134,52 / 130,60 –2,11 Nomura Asset Management Deutschland UniRak Konserva A €* 109,26 / 107,12 –1,93
Frankf.Sparinrent € 52,04 / 50,52 –0,04 M&W Privat C €* 103,58 / 99,60 5,32 Alstertor Portfolio Fl € 13218 / 12710 –3,14
apo Forte INKA €* 55,83 / 53,68 –3,89 Frankf.Sparinvest € 121,07 / 115,30 –7,33 Priv BaPrem Chance € 114,72 / 108,23 –5,45 Asia Pacific €* 129,20 / 123,05 –4,57 UniRak -net- €* 58,78 / 58,78 –4,49
NW Global Strategy €* 73,36 / 69,87 –5,48 BK FOKUS BASEL III € 49,34 / 46,99 –1,09
apo Mezzo INKA €* 62,33 / 60,51 –1,76 Gl Rent HInc CF € 93,81 / 91,08 –0,31 Priv BaPrem Ertrag € 52,03 / 50,03 –0,08 Asian Bonds €* 65,65 / 63,74 0,02 UniRenta €* 19,41 / 18,84 1,31
apo Piano INKA €* 64,22 / 62,96 –0,88 Gl Rent HInc TF € 90,44 / 90,44 –0,35 Real Protect €* 96,24 / 94,35 –0,41 UniSel. Global I €* 68,89 / 66,88 –9,88 Bremen Trust € 22,74 / 22,08 –6,90
apo Rendite Plus €* 45,34 / 44,45 –0,36 GlobalChampions AV € 108,33 / 108,33 –7,31 Real Protect R €* 94,38 / 92,53 –0,45 UniStrat: Ausgew. €* 59,01 / 57,29 –3,64 BUND TREND as R € 59,95 / 58,20 –0,38
apo TopDiv Europa €* 53,34 / 51,79 –4,88 GlobalChampions CF € 171,57 / 165,37 –7,32 Real Return €* 564,77 / 553,70 0,88 UniStrat: Dynam. €* 48,09 / 46,69 –5,70 Classic € 18,09 / 17,23 –5,30
apo VarioZins Plus €* 50,47 / 50,47 –0,24 GlobalChampions TF € 152,62 / 152,62 –7,38 UniStrat: Flex net €* 47,28 / 47,28 –2,24 Degussa Pf.Priv.Ak. € 75,42 / 71,83 –7,76
apo Vivace INKA €* 54,51 / 52,41 –1,41 LBBW Exportstrat. € 64,76 / 62,17 –9,81 www.de.invesco.com I Tel. (069) 29 807 0 UniStrat: Konserv. €* 67,48 / 65,51 –1,58 DirkMüllerPremAkti € 106,32 / 102,23 1,29
LBBW-Rentenf.Euro € 40,62 / 39,44 0,15 Asia Cons Dem A $* / 14,13 –6,61 UniStrat:Flexibel €* 48,89 / 47,47 –2,22
Telefon +49 40 300 57-62 96 Euro Renten-Trend € 131,39 / 127,56 0,25
Mainfr. Strategiekonz. € 147,35 / 147,35 –5,92 Asia Infrastruct A $* 16,56 / 15,77 –7,09 UniStrat:Offensiv €* 45,67 / 44,34 –7,58
service@hansainvest.de www.lvm.de I Tel. (0251) 70249 G&W-HDAX-Trendfds € 46,19 / 43,99 –3,65
Mainfr. Wertkonz. ausg € 100,10 / 100,10 –0,59 Asia Opport.Eq A $ 124,40 / 118,48 –5,59 VR Main.Sel.Union €* 55,83 / 55,83 –2,23
www.dws.de I Tel. 069 - 91 01 23 71 4Q-Growth Fd $ R $* 134,76 / 128,34 –5,85 Global Economic P. € 56,55 / 53,86 –3,89
Multi Asset In I A € 92,20 / 89,51 –1,40 Euro-Kurzläufer €* 28,72 / 28,63 –0,07 VR WestMünsterland €* 49,95 / 48,99 –0,29
info@dws.de I Fax 069 - 91 01 90 90 4Q-SMART POWER €* 52,28 / 49,79 –11,33 Bal Risk Alloc A € 16,43 / 15,65 –1,70
Multi Asset In S A € 91,93 / 89,25 –1,38 Europa-Aktien €* 20,74 / 19,70 –6,98 VR-BK RH.-NK.UNI.BA€* 121,25 / 118,00 –2,08 MPF Global € 42,61 / 42,61 –6,59
DB Zins & Dividende € 102,31 / 98,37 –3,00 antea - R € 88,56 / 84,34 –4,11 Emerg.Europe Eq A $* / 10,46 –4,56
Multi Asset In.CFA € 92,03 / 89,35 –1,42 Emerg.Loc.Cur.Db A $* / 12,32 0,51 Euro-Renten €* 36,44 / 35,35 0,60 Multi-Asset Select € 72,01 / 68,58 –3,18
Deut.Inv.China Bds €* 115,22 / 111,76 1,57 C-Quad.ARTS TR Fl.H € 93,54 / 93,54 –2,46 am.oddo-bhf.com
Multirent-Invest € 35,58 / 34,54 –0,95 Emerg.Market Str Eq A$* / 10,92 –3,02 Inter-Aktien €* 23,31 / 22,14 –9,29 ORDO - Rentenfonds € 22,74 / 22,08 0,69
Deut.Inv.EMC LC $* 149,11 / 144,63 0,28 C-Quad.ARTS TR Fl.T € 112,13 / 106,79 –2,53 Algo Global DRW-€ €* 90,84 / 86,51 –7,47 Union Investment Luxemburg
Multizins-INVEST € 31,73 / 30,81 0,36 C-Quad.ARTS TR Fl.T P 134,01 / 127,63 –2,34 Energy A $* / 12,85 –15,79 Inter-Renten €* 34,02 / 33,00 1,20
www.axxion.lu / info@axxion.lu Portfolio Dynam T € 13011 / 12392 –6,69
Naspa-Aktienfonds € 63,47 / 61,47 –5,61 Deut.Inv.Gl.B.LDHP €* 94,20 / 91,37 –1,09 Euro Bd A €* / 7,40 0,57 ProBasis €* 28,34 / 27,35 –1,41 AW Glob.Inv.Basic+ €* 43,10 / 41,64 –1,91 Aktien Euro-net- A €* 89,66 / 89,66 –5,13
Akrobat-Europa A € 238,51 / 227,15 –5,02 C-Quad.ARTS TRFl A € 114,73 / 109,26 –2,53 PrivatConsult € 56,26 / 53,58 –2,53
Naspa-Europafonds € 41,49 / 41,49 –4,94 Deut.Inv.I Conver. €* 164,74 / 159,80 –2,31 Euro Corp.Bd A €* / 17,45 0,45 ProFutur €* 26,86 / 25,92 –4,98 AW Global Dynamic+ €* 29,01 / 27,63 –1,84 Aktien Europa A €* 94,64 / 90,13 –5,11
D&R Best-of-TwoC P € 123,25 / 117,38 –0,59 Renten Plus € 42,07 / 40,84 –0,24
Akrobat-Europa B € 122,27 / 116,45 –5,11 Naspa-Fonds € 41,43 / 40,42 –1,39 Deut.Inv.I EU B Sh €* 149,98 / 145,48 0,17 Basis-Fonds I €* 138,04 / 138,04 0,04 BBBank Konz Divid €* 47,31 / 46,38 –1,79
D&R BoT Classic I € 134,43 / 130,51 –0,53 Euro Sh.Term Bd A €* / 11,05 –0,07
M-AXX Abs. Return €* 89,48 / 85,22 –2,24 RenditDeka € 23,95 / 23,25 –0,13 Deut.Inv.I EU CO B €* 161,46 / 156,62 0,29 DC Value One I(t) €* 152,64 / 152,64 –4,13 Ch.Vielfalt2020 II €* / 108,19 –0,89 Sm&MiCaps Europa R € 72,18 / 68,74 –6,29
D&R Gl Zkftb Akt I € 91,22 / 89,43 –8,39 Europ.Growth Eq A €* / 23,01 –7,14
M-AXX Im-Puls1 € 24,92 / 23,96 –5,46 RenditDeka TF € 30,03 / 30,03 –0,17 Deut.Inv.I Top Div €* 199,92 / 189,92 –5,49 Gbl Inv Gr CorBd A $* / 11,89 0,62 DC Value One P(t) €* 144,63 / 137,74 –4,06 Chanc.Vielfalt2020 €* / 110,14 –1,71 Trend Alloc. Plus € 164,65 / 158,32 –2,25
D&R Gl Zkftb Akt P € 92,01 / 88,47 –8,47
M-AXX RCS Univers. €* 144,59 / 137,70 –5,32 RentenStratGl TF € 92,95 / 92,95 –0,42 Deut.Inv.I Top Eu. €* 174,74 / 166,00 –5,94 Gl.Bond A $* / 5,40 0,97 ETFplus Portf Balan €* 59,09 / 57,37 –3,19 ChancenVielfalt 21 €* / 99,14 –0,50 WI Selekt C - A - € 54,90 / 52,29 –4,54
D&R KoStr Europa I € 106,01 / 102,92 –0,08
smart-inv CANIS AR € 28,57 / 27,14 –1,70 RentenStratGlob CF € 96,29 / 93,49 –0,38 Gl.Consvt. 90(€) A €* / 11,49 0,88 Commodities Invest €* 39,88 / 39,88 –2,09 WI Selekt D - A - € 45,27 / 43,95 –2,51
Deut.Inv.IGlblEqLC €* 229,32 / 217,85 –4,91 D&R KoStr Europa P € 103,63 / 100,61 –0,11 EURO ShTm Bd FT DR €* 100,84 / 99,84 0,07
smart-inv Divid AR € 25,78 / 24,49 –5,92 RentenStratGlob PB € 95,43 / 93,56 –0,38 Gl.Consvt. 90(€) C €* / 12,27 0,82 FairWorldFonds €* 54,63 / 53,30 –1,81
Deut.Inv.IH.YLD C. €* 150,04 / 145,54 –0,99 D&R SpL eQuaEq I € 93,54 / 89,09 –2,69 FMM-Fonds € 483,07 / 460,07 –2,96 Zinstrend-Fonds € 81,83 / 79,45 –0,05
smart-inv Hel AR B € 49,25 / 46,79 –3,84 RentSpeEM3/2019 CF € 102,41 / 100,90 0,10 Gl.Eq.Income A $* / 61,46 –7,43 LIGA Portfolio Con €* 40,88 / 39,88 –2,53
Deut.Inv.II EuT.Di €* 155,05 / 147,30 –4,76 D&R SpL eQuaEq P € 92,72 / 88,30 –2,76 FT EuroGovernm. M €* 54,23 / 52,65 0,63 Zukunft-Strategie € 40,14 / 38,23 –6,18
RentSpezHInc9/20CF € 101,31 / 99,81 0,03 Gl.Leisure A $* / 47,19 –11,23 LIGA-Pax-Cattol.-U €* 124,26 / 122,12 –8,58
Deut.Inv.II UST.Di €* 190,75 / 181,22 –9,37 D&R SpL eQuaInc I € 98,62 / 95,75 –0,28 Telefon 089/2489-2489 GWP-Fonds €* 111,11 / 106,84 –0,61
RentSpHI 6/2020 CF € 100,99 / 99,50 –0,34 Gl.SmComp Eq A $* / 59,11 –10,34 LIGA-Pax-Corp.-U. €* 43,21 / 41,95 –0,17
DI LowVol Wld LC €* 111,43 / 105,86 –5,41 D&R SpL eQuaInc P € 98,05 / 95,19 –0,32 Dividende A € 48,45 / 46,14 –5,92 KapitalPrivatPortf €* 48,46 / 46,15 –3,59
RentSpHI 6/2020 SA € 100,53 / 99,04 –0,32 Gl.Structured Eq A $* / 46,33 –4,71 LIGA-Pax-La.-U2022 €* 102,16 / 100,16 0,08
D&R WachsGlb TAA I € 115,84 / 110,32 –1,01 EM Rent Nachh. € 49,36 / 47,46 0,29 WARBURG INVEST LUXEMBOURG S.A.
ReSpHY6/2019CF € 101,05 / 99,56 –0,68 Dt Float R.Nts LC € 84,14 / 83,30 –0,42 O.BHF € ShTe Bd FT €* 114,40 / 113,27 0,07 PrivFd:Konseq. €* 97,64 / 97,64 –0,29
D&R WachsGlb TAA P € 113,19 / 107,80 –1,07 Greater China Eq A $* 57,46 / 54,59 –7,11 ERGO Vermög Ausgew € 49,87 / 47,72 –3,45
RheinEdition Glob. € 32,79 / 32,79 –9,60 DWS Akkumula € 1028 / 979,22 –7,08 India Equity A $* / 63,29 –2,00 O.BHF AccuZins CR €* 289,91 / 281,47 1,26 PrivFd:Konseq.pro €* 109,08 / 109,08 –1,26 Sm&MidCaps Deut.R € 198,81 / 189,34 –10,29
D&R WachsGlb TAA S € 102,07 / 97,21 –1,11 ERGO Vermög Flexi € 48,28 / 45,98 –4,74
Rntfds RheinEdit € 29,35 / 28,32 0,18 DWS Akt.Strat.D € 343,30 / 326,95 –8,74 Japan. Eq.Advtg A ¥* / 4360 –8,84 O.BHF Algo Glob CR €* 58,14 / 55,37 –7,49 Quon-Euro Credit €* 121,90 / 121,90 0,21
HANSAaccura A € 61,42 / 59,92 0,05 ERGO Vermög Robust € 50,48 / 48,54 –0,12
Rntfds RheinEdit oA € 29,11 / 29,11 0,17 DWS ALPHA Rent.Gl. € 120,97 / 118,60 –0,27 Japanese Val.Equ A ¥* / 1300 –12,04 O.BHF AlgoEur CRW €* 271,31 / 258,39 –6,82 SpardaRentenPlus P €* 100,60 / 97,67 –0,64
HANSAbalance A € 74,39 / 71,88 –1,29
S-BayRent-Deka € 52,99 / 51,13 0,79 DWS Co.Kaldemorgen €* 143,34 / 136,17 –2,78 EuroBalance € 52,82 / 50,79 –3,22 O.BHF FREFF €* 196,31 / 186,96 –6,81 UGaTop: Europa III €* / 114,61 –0,10
www.baloise-asset-management.com HANSAcentro A € 68,97 / 65,69 –3,17 Latin Americ Eq A $* / 6,92 –2,12
Sigma + Konservativ € 41,69 / 40,67 –0,90 DWS Cpt DJE Gl Akt € 274,98 / 261,88 –6,18 Nipp.SmMdCp Eq A ¥* / 1369 –14,54 EuroCorpRent A € 55,18 / 53,31 0,06 UGTEuropa €* / 129,92 0,16
Tel. +41 (0)58 285 72 99 HANSAdefensive € 49,12 / 48,88 –0,45 O.BHF MoneyMark CR €* 70,05 / 70,05 –0,06
Sigma Plus Balanced € 42,82 / 41,78 –2,43 Pan Eur.Eq A € 18,51 / 17,63 –8,08 EuroErtrag € 66,79 / 64,53 –1,10 UGTEuropa II €* / 115,76 0,09
BFI Activ R F 124,67 / 118,73 –2,22 DWS Deutschland € 194,64 / 185,36 –8,36 HANSAdividende € 108,96 / 103,77 –6,67 O.BHF MoneyMark DR €* 48,50 / 48,50 –0,06
Technologie CF € 33,63 / 32,41 –6,92 Pan Eur.Eq Inc A € 12,22 / 11,64 –7,51 EuroFlex € 44,84 / 44,40 0,16 UGTop:Europa V €* / 111,71 0,24
BFI Activ R € 76,70 / 73,05 –2,00 DWS Europ. Opp LD € 280,25 / 266,90 –7,36 HANSAdynamic A € 57,35 / 54,62 –5,85 O.BHF MoneyMark G €* 4994 / 4994 –0,06
Technologie TF € 26,69 / 26,69 –7,13 Pan Eur.High Inc A €* / 20,47 –1,68 EuroInvest A € 78,69 / 74,94 –5,68 UI EM-Bonds 2016 €* 80,18 / 79,38 1,72
BFI Cap.Protect R F 11,49 / 10,94 –0,36 DWS Glbl Value LD € 240,86 / 229,38 –10,01 HANSAertrag € 29,96 / 28,95 –1,63 Polaris Mod DRW-€ €* 64,96 / 63,07 –1,09
TeleMedien TF € 69,14 / 69,14 –7,78 Pan EurSmMdCp Eq A €* / 20,94 –7,51 EuroKapital € 43,25 / 41,19 –3,74 UiGa.95:AkWelt2020 €* / 130,51 –2,53
BFI C-Quad A Dyn R € 12,56 / 11,96 –2,13 DWS Inv.EURSMC LC €* 202,04 / 191,94 –8,37 HANSAeuropa A € 44,98 / 42,84 –5,16 Portf Opportunity €* 63,30 / 60,29 –7,12 www.westinvest.de I info@westinvest.de
UmweltInvest CF € 114,70 / 110,55 –7,14 Pan EurStruct Eq A € 17,51 / 16,68 –4,02 EuroRent A € 31,00 / 29,95 0,37 UIGl.High.YieldBds €* 40,93 / 40,52 –1,44
DWS Inv.Gl Grow LC €* 100,21 / 100,21 –0,22 HANSAgold USD-Kl A $ 63,30 / 60,86 4,43
BFI C-Quad ABal R € 13,42 / 12,78 –1,16 UmweltInvest TF € 101,58 / 101,58 –7,20 FairReturn A € 56,35 / 54,71 –0,18 R1 Value Portfolio €* 63,65 / 60,62 –8,46 UnGa95ChViel2019II €* / 96,67 –0,63 Tel. 0211/88 28 85 00
HANSAinternat. A € 19,23 / 18,58 1,00 Real Return Bd A €* / 15,35 –0,13
BFI C-Quad ACons R € 13,04 / 12,42 –0,48 VAG-Weltzins-INV € 87,57 / 87,57 –0,32 DWS Investa € 145,62 / 138,68 –8,32 GlobalBalance DF € 58,10 / 55,87 –3,70 S&H GlobaleMaerkte €* 54,06 / 51,49 –2,05 Uni.Eur. M&S.Caps €* 45,68 / 43,92 –7,15 WestInv. InterSel. € 49,30 / 46,84 0,26
HANSArenta € 24,38 / 23,55 0,04 UK Inv.Grade Bd A £* / 1,03 2,20
BFI Dynamic R F 120,50 / 114,76 –5,84 Weltzins-Invest I € 26,13 / 26,13 –0,31 DWS Multi Oppor FC € 238,53 / 238,53 –3,34 GlobalChance DF € 53,75 / 51,19 –7,62 Sch&Ptnr Glob Def €* 57,49 / 54,75 –0,95 UniAbsoluterEnet-A €* 44,80 / 44,80 –1,65
HANSAsecur € 37,02 / 35,25 –8,13
BFI Dynamic R € 69,31 / 66,01 –5,54 Weltzins-Invest P € 25,20 / 24,47 –0,37 DWS Stiftungsf. € 47,47 / 46,09 –2,25 GlobalRent € 47,01 / 45,42 0,48 Schmitz&PtnrGloOff €* 54,23 / 51,65 –3,84 UniAbsoluterErt. A €* 45,27 / 44,38 –1,62
HANSAsmart Sel G € 46,93 / 44,69 –7,64
BFI Equity Fund R € 201,03 / 191,46 –9,35 Weltzins-Invest T € 30,58 / 30,58 –0,29 DWS Top Asien € 155,95 / 149,94 –5,20 Nachhaltigkeit A € 91,96 / 87,58 –7,55 Substanz-Fonds €* 1004 / 974,28 –4,64 UniAsia €* 67,04 / 63,85 –5,61 W&W Asset Management Dublin
HANSAsmart SelectE € 93,34 / 88,89 –6,12
BFI EuroBond R € 96,35 / 91,76 0,57 Zielfds 2015-2019 € 44,07 / 44,07 –0,29 DWS Top Dividen LD € 118,65 / 112,99 –5,14 ProInvest € 153,71 / 146,39 –8,58 Vermögens-Fonds €* 693,35 / 673,16 –3,53 UniAsia Pac.net €* 116,51 / 116,51 –5,23
HANSAzins € 24,42 / 24,18 –0,16 Euro Corporate Bd. €* 8,95 / 8,95 –0,67
BFI InterStock R F 93,45 / 89,00 –8,81 Zielfds 2020-2024 € 45,26 / 45,26 –0,48 DWS Top Europe € 125,91 / 121,06 –6,52 UniAsia Pacific A €* 118,60 / 114,04 –5,21
HI Topselect D € 58,07 / 55,31 –7,40 RealReturn A € 51,41 / 49,67 0,36 Westfalicaf. Ak.Re €* 54,91 / 54,37 –1,76 SouthEast Asian Eq €* 107,38 / 107,38 –0,71
BFI Lux SysF R CHF F / 9,44 –0,11 Zielfds 2025-2029 € 58,81 / 56,82 –2,27 UniAusschü. net- A €* 47,26 / 47,26 –4,19
DWS Vermbf.I LD € 149,88 / 142,74 –8,59 HI Topselect W € 66,23 / 63,07 –3,93 VermAnlage Komfort € 59,72 / 57,70 –2,84
BFI Progress R F 129,12 / 122,97 –3,39 Zielfds 2030-2034 € 71,38 / 68,97 –5,94 UniAusschüttung A €* 47,59 / 46,20 –4,18
DWS VermMan-Bal € 116,29 / 111,81 –4,23 Hinkel Rel Perf HI € 46,86 / 46,86 –3,44 VermAnlage Ret A € 63,68 / 61,23 –4,10
BFI Progress R € 78,50 / 74,76 –4,01 Zielfds 2035-2039 € 52,79 / 51,00 –7,64 UniCommodities €* 40,24 / 38,32 –2,10
BFI Swissfr.Bond R F 121,35 / 115,57 0,53 Zielfds 2040-2044 € 52,09 / 50,33 –7,71 DWS VermMan-Def € 103,12 / 100,11 –1,45 HINKEL WeltCoSaStr € 44,32 / 44,32 –4,72 www.ipconcept.com I Die Fonds-Designer ODDO BHF Asset Management Lux.
UniConvert.-Invest €* 110,33 / 106,58 –2,50 SONSTIGE FINANZPRODUKTE
DWS VermMan-Dyn € 122,94 / 117,08 –5,01 Konz. privat € 48,56 / 46,92 –0,97 ME Fonds PERGAMONF€ 644,74 / 614,04 –8,13 BHF Flex. Alloc.FT € 68,67 / 65,40 –5,28
BFI Syst Flex Eq I € / 9,58 0,53 Zielfds 2045-2049 € 51,85 / 50,10 –7,81 UniDividAss net A €* 47,10 / 47,10 –5,17
DWS Zinseinkommen € 104,31 / 101,27 0,54 NAT-B Div Deutschl € 49,80 / 47,43 –6,39 ME Fonds Special V € 2473 / 2355 –7,46 Meridio Funds BHF Flex. Ind. FT € 63,32 / 61,48 –5,25
BFI Syst Flex Eq R € / 9,69 0,52 Zielfds 2050-2054 € 51,00 / 49,28 –7,79 UniDividendenAss A €* 49,08 / 47,19 –5,16
FOS Rend.u.Nachh. € 111,64 / 108,38 –2,44 NAT-BK DivSt Glob € 46,69 / 44,47 –2,90 Multiadv-Esprit € 136,47 / 129,65 –3,74 Green Balance P € 108,37 / 103,21 –6,94 BHF Rendite P.FT € 51,46 / 49,96 –1,76 Luxembourg Placement Funds
Zukunftsplan I € 240,02 / 233,03 –7,25 UniDyn.Eur-net A €* 49,55 / 49,55 –5,21
Nation-Bk MA GlOpp € 49,23 / 46,89 –2,26 Multiadv-Priv. Inv € 315,88 / 300,84 –3,92
Zukunftsplan II € 195,01 / 189,33 –6,36 Global Hyb Bd LD € 38,05 / 36,93 –0,27 BHF Sustain Eq Eu € 59,49 / 57,76 –7,56 UniDyn.Europa A €* 83,97 / 80,74 –5,19 Solitär €* 1759 / 1759 –4,04
OLB Zinsstrategie € 76,49 / 74,99 –0,60 PVV CLASSIC € 43,68 / 41,60 –4,69
Zukunftsplan IV € 128,00 / 124,27 –0,50 Multi Cred USD LD $* 105,63 / 102,46 0,15 BHF Value Balan FT € 69,46 / 67,44 –4,01 UniDyn.Gl.-net- A €* 33,50 / 33,50 –9,44 Solitär II €* 1336 / 1336 –2,42
SI BestSelect € 121,64 / 115,85 –7,02 PVV Effizienz Inv € 44,97 / 42,83 –2,41 Metzler Asset Management GmbH
ZukunftsplanIII € 201,38 / 195,51 –2,32 Qi LowVol Europe LC € 116,48 / 110,93 –4,57 BHF Value Lead FT € 67,04 / 65,09 –6,99 UniDynamic Gl. A €* 54,60 / 52,50 –9,41
SI SafeInvest € 108,62 / 102,47 –2,98 PVV Untern. Plus € 49,54 / 48,10 –0,97 Aktien Deutschl.AR €* 172,67 / 164,45 –8,05
Offene Immobilienfonds Delta Multi Strat. € 38,67 / 36,83 –6,53 UniEM Fernost €* 1603 / 1526 –3,68
Strat Welt Secur € 20,19 / 19,79 –4,59 Aktien Europa AR €* 112,83 / 107,46 –5,04
grundb. europa RC € 41,58 / 39,60 0,22 FT AlpEurMktNeutr €* 47,63 / 47,63 –0,69 UniEM Osteuropa €* 1900 / 1809 –2,77
Deka Intern. (Lux.) (Deka-Gruppe) Strat Welt Select € 21,12 / 20,11 –4,15 Argentum Perf Navi €* 138,74 / 134,05 –1,80
FT Em.Cons.Dem.CR € 72,39 / 68,94 –6,48 UniEMGlobal €* 83,35 / 79,38 –4,56
grundb. global RC € 54,67 / 52,07 0,29 Argentum Stab.-Port €* 126,95 / 123,25 –0,86
BasisStr.Renten CF € 102,73 / 101,71 –0,40 UniEuRe 5J €* 53,47 / 51,39 –0,06
Eq Euro Inc Def C €* 95,76 / 95,76 –4,52 Euro Corporates AI €* 126,22 / 126,22 0,63 Grand Cru € 148,64 / 147,17 –8,29
BasisStr.Renten TF € 1305 / 1305 –0,43 HANSAINVEST LUX S.A. UniEuRe CoDeu19nA €* / 95,31 –0,18
Eq.Best Sel.Euro €* 452,14 / 452,14 –5,76 BasisStrat Re.TF A € 95,14 / 95,14 –0,44 Euro Liquidity €* 67,26 / 67,26 –0,19 Grand Cru (CHF) F 107,60 / 106,53 –8,35 UniEuRe CorDeut19A €* / 95,73 –0,16
Eq.Europe Sm.Cap €* 198,03 / 198,03 –6,02 Interbond € 99,11 / 95,76 0,90 SMS Ars selecta € 43,91 / 42,22 –4,87
Berol.Ca.Chance € 52,06 / 50,54 –5,47 Expert Select €* 36,34 / 34,61 –2,92 UniEuRe Corp A €* 50,73 / 49,25 0,02
Eq.Russia €* 118,02 / 118,02 –6,40 Berol.Ca.Premium € 59,15 / 57,15 –7,86 Metzler Werts. 93A €* 121,35 / 117,25 –0,21 UniEuRe Corp M €* 11266 / 11266 0,04
Allgemeine Erläuterungen
Eq.USA Sm.Cap $* 202,72 / 202,72 –12,42 Berol.Ca.Sicherh. € 42,81 / 41,77 –0,07 Metzler Werts. 93B €* 113,53 / 113,53 –0,18 UniEuRe EM 2021 €* 97,70 / 94,82 0,31
www.kanam-grund.de Investmentfonds nach Kapitalanlagegesetzbuch
FlexIUSMortClassic $* 1702 / 1702 1,31 Berol.Ca.Wachst. € 40,05 / 38,98 –2,60 Multi Ass Dynam A €* 106,37 / 102,77 –1,74 UniEuRe EM2021netA €* 95,26 / 94,31 0,29 (KAGB)
info@kanam-grund.de I Tel. 069-7104110
Global Environm. €* 174,20 / 174,20 –7,70 Commodities I (A) € 52,59 / 50,69 –2,32 Multi Ass Income A €* 105,08 / 101,53 –0,98 UniEuRe Emerg Mkt €* 45,34 / 44,02 1,99 Whrg.: Währung (A = Australischer Dollar, € = Euro,
Leading Cities Inv € 111,09 / 105,30 0,37
Parvest AquClassic €* 111,14 / 111,14 –7,94 Commodities I (T) € 56,49 / 54,45 –2,30 www.dje.lu I info@dje.lu Multi Ass Stab A €* 105,21 / 101,65 –0,45 UniEuRe Real Zins €* 59,39 / 57,66 0,52 F = Schweizer Franken, £ = Brit. Pfund, ¥ = Japani-
Smart Food Classic €* 93,26 / 93,26 –8,65 Commodities TF (A) € 44,74 / 44,74 –2,47 UniEuRe RealZins n €* 59,07 / 59,07 0,51 sche Yen, P = Polnischer Zloty, S = Schwedische
Tel. 00352 26925220 RWS-Aktienfonds €* 74,45 / 70,90 –9,08 Krone, $ = US-Dollar).
Strat.Stab.SRI Eur €* 406,85 / 406,85 –2,20 Corp.Bd. Euro CF € 56,19 / 54,55 0,20 DJE Concept PA € 116,80 / 111,24 –3,30 RWS-DYNAMIK A €* 28,85 / 27,48 –3,78 UniEuRe Unan A €* 96,34 / 93,51 0,34
Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum ange-
BNP Paribas Real Estate Corp.Bd. Euro TF € 53,81 / 53,81 0,13 www.hauck-aufhaeuser.com RWS-ERTRAG A €* 14,84 / 14,41 0,14 www.oekoworld.de UniEuRe Unan-net-A €* 93,95 / 93,01 0,31 gebenen Tag.
DJE Gold&Stabfd PA F 119,18 / 113,50 –1,92
INTER ImmoProfil € 56,84 / 54,13 0,43 Corp.Bd.HY Euro CF € 38,64 / 37,51 –0,95 Aktienstrategie MM € 79,87 / 76,07 –7,92 Wachstum Internat. €* 159,40 / 151,81 –8,85 UniEurKap Corp-A €* 36,96 / 36,24 –0,17 Rückn.: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum an-
DJE Real Estate P € 1,03 / 0,98 0,00 Growing Mkts 2.0 € 145,51 / 138,58 –5,57
Deka-Commod CF(A) € 49,92 / 48,12 –2,34 AW Stks AlphPls OP € 46,92 / 44,69 –0,84 UniEurKap.Co.net A €* 36,89 / 36,89 –0,22 gegebenen Tag.
DJE-Ag&Ernährung PA € 155,85 / 148,43 –6,12 Cash Plus € 97,18 / 95,74 –0,01 Klima € 64,49 / 61,42 –7,81 UniEuroAnleihen €* 54,70 / 53,11 0,53
Deka-Conv.Akt CF € 151,40 / 145,93 –5,47 Perf.: Performance auf Basis der letzten verfügbaren
Deka-Conv.Akt. TF € 135,61 / 135,61 –5,59 DJE-Alpha Glob PA € 219,26 / 210,83 –6,43 ERBA Invest OP € 33,84 / 32,23 7,96 New Energy Fund €* 5,01 / 4,81 –8,65 UniEuroAspirant €* 39,69 / 38,53 0,39 NAVs (Nettoinventarwerte). Berechnung nach BVI-
Metzler Ireland Ltd. Öko Rock‘n‘Roll € 134,56 / 128,15 –6,03 Methode.
Deka-Conv.Rent CF € 44,41 / 42,80 0,49 DJE-Asia Hi Div PA € 194,19 / 184,94 –2,10 EuroSwitch Bal.Pf. € 55,95 / 53,54 –2,66 www.LBBW-AM.de I info@LBBW-AM.de UniEuroKapital €* 65,23 / 63,95 0,17
DJE-Concept 75 PA € 203,55 / 193,86 –1,60 Akt.Min. Varianz R €* 61,70 / 58,76 –5,44 Eastern Europe A €* 88,07 / 83,88 0,73 ÖkoVision Classic € 167,19 / 159,23 –6,07 * Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar.
Deka-Conv.Rent. TF € 42,42 / 42,42 0,38 EuroSwitch Subst. € 61,20 / 58,29 –4,27 UniEuroKapital-net €* 41,27 / 41,27 0,15
Europ.Sm&Micro Cap €* 229,03 / 218,12 –5,70 Ausgabe / Rücknahmepreise werden bei mehr als vier
DekaDeNebenwerte AV € 104,43 / 104,43 –8,45 DJE-Div&Sub P € 383,34 / 365,09 –5,60 EuroSwitch WldProf.OP€ 58,72 / 55,92 –6,50 Div. Str. Eurol. R €* 42,03 / 40,03 –8,78 Water For Life C € 153,75 / 146,43 –6,56 UniEuropa €* 1846 / 1758 –4,72 Vorkomma- ohne Nachkommastellen abgebildet.
DekaDeNebenwerte CF € 166,01 / 160,01 –8,45 FFPB Div Sel € 127,89 / 121,80 –7,67 Div.Strat.S&M R €* 56,53 / 53,84 –6,14 Europ.Small Comp.A €* 273,53 / 260,50 –6,81 UniEuropaRenta €* 47,45 / 46,07 0,90
DJE-Europa PA € 315,63 / 300,60 –5,87 Alle Angaben ohne Gewähr, keine Anlageberatung und
DEKA-E.AKT.SPEZ.CF € 105,06 / 101,26 –5,50 FFPB Dynamik € 12,82 / 12,21 –5,15 FP Kontinuität €* 63,12 / 60,99 –0,85 European Growth A €* 163,58 / 155,79 –5,12 UniEuroR 2020-netA €* / 96,07 –0,02 -empfehlung.
DJE-Gold&Ressou PA € 125,87 / 119,88 4,43
PB Balanced € 55,04 / 52,42 –2,28 Deka-EM Bond AV € 96,25 / 96,25 0,76 FFPB Fokus € 13,35 / 12,71 –7,53 FP Rendite €* 57,90 / 55,94 –2,09 Global Selection A €* 75,62 / 72,02 –3,02 UniEuroRenta 2020A €* / 96,45 0,00
DJE-InterCash PA € 115,94 / 114,79 –0,25 Internat. Growth A €* 64,58 / 61,50 –6,28
PB Europa €* 43,37 / 41,30 –5,94 Deka-EM Bond CF € 92,51 / 89,17 0,76 FFPB MTrend Dplus € 13,02 / 12,40 –5,28 FP Wachstum €* 54,51 / 52,67 –4,57 UniEuroSt.50 A €* 44,69 / 42,97 –5,76
PB Eurorent € 57,25 / 55,58 0,58 DJE-Mittel&Innov PA € 127,31 / 121,25 –7,08 Japanese Equit A €* 50,70 / 48,29 –6,81
Deka-EM Bond TF € 88,20 / 88,20 0,64 FFPB MTrend Plus € 13,89 / 13,23 –2,23 H&A Fonds-Select €* 39,05 / 36,01 0,00 UniEuroSt.50-net €* 36,20 / 36,20 –5,76
PB Megatrend € 99,25 / 94,52 –7,21 DJE-Renten Glob PA € 140,20 / 137,45 –0,11
Deka-Eu.Stocks CF € 36,07 / 34,77 –6,69 FFPB Multitre Flex € 10,02 / 9,54 –5,65 Multi Global R €* 99,82 / 96,91 –0,82 UniExtra EuroSt.50 €* 89,33 / 85,89 –4,53
PB Triselect € 44,84 / 42,70 –3,09 DJE-Zins&Divid PA € 142,21 / 136,74 –3,07 RentaMax R €* 68,55 / 66,23 0,03
Deka-Eu.Stocks TF € 31,96 / 31,96 –6,81 FFPB RENDITE € 11,20 / 10,87 –0,82 UniFavorit: Renten €* 23,63 / 23,17 –0,73
DekaEuAktSpezAV € 103,02 / 103,02 –5,49 D-RentSp EM 3/2021 € 103,20 / 101,67 0,06 H&A Akt.Sm.Cap EMU € 106,69 / 101,61 –7,96 Renten Euro Flex €* 32,33 / 32,33 0,12 MK Lux S.A. UniGaExt:D 2019 II €* / 114,70 –0,34
DekaEuAktSpezCF(A) € 150,32 / 144,89 –5,48 LuxTopic-Akt Eu A € 19,37 / 18,45 –4,26 H&A Dynamik Plus B € 89,29 / 85,04 –4,25 Rohstoffe & Ress. €* 24,95 / 23,76 –4,36 Plutos Edelm&Rohst €* 31,76 / 31,76 4,21 Die Wandelanleihen-Spezialisten UniGar: AkWelt2020 €* / 118,06 –1,50
C&P Funds (Creutz & Partners) Deka-Europa Neb AV € 103,91 / 103,91 –5,93 LuxTopic-Akt Eu B € 913,33 / 913,33 –4,25 H&A Multi Asset € 57,86 / 55,10 –3,09 Rohstoffe 1 R €* 29,96 / 28,53 –2,97 Plutos MultiChan €* 63,24 / 63,24 –6,83 www.salm-salm.de | info@salm-salm.de UniGar: Deut.2019 €* / 111,60 –0,47
C&P ClassiX €* 53,41 / 51,36 –6,06 Deka-Europa Neb CF € 107,82 / 103,92 –5,93 LuxTopic-Bk Sch PA € 17,76 / 16,91 –3,58 H&A Rend. Pl. CI € 110,77 / 107,02 –1,73 Rohstoffe 2 LS R €* 46,29 / 44,09 –1,21 Plutos MultiChan I €* 99,29 / 99,29 –6,75 Tel. +49 (6706) 9444-20 UniGar: Dtl.2019 II €* / 109,80 –0,53
C&P QuantiX €* 105,93 / 101,86 –9,42 Deka-Europa Neb TF € 66,36 / 66,36 –6,04 LuxTopic-Flex € 178,06 / 169,58 –7,54 H&A Rend. Pl. CII € 124,46 / 120,25 –2,07 RS Flex R €* 46,47 / 44,90 –0,95 Plutos T-VEST Fund €* 52,08 / 52,08 –4,85 Salm Balanced Conv €* 74,88 / 71,66 –2,42 UniGar: EM 2020 II €* / 104,24 –0,38
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Im Anflug auf Innsbruck: Markus Eisenbichler ist zwar derzeit in bestechender Form, kommt aber in der Qualifikation noch nicht ganz mit der Bergisel-Schanze zurecht.
Breit aufgestellt – mit einer Spitze
Die deutschen
Skispringer haben
Markus Eisenbichler,
die Österreicher derzeit
keinen Überflieger.
Kein Wunder, dass
Bundestrainer Werner
Schuster nach Austria
heim geholt werden
soll.
Von Ralf Weitbrecht
S
chon wieder eine Schanze, die Mar-
kus Eisenbichler im Schlaf runter-
springen kann? Am Bergisel wird
sich zeigen, ob der flugbegabte
Oberbayer weiter im spannenden und en-
gen Kampf um den Titel bei der Vierschan-
zentournee bleibt. Oder ob das japanische
Fluggenie Ryoyu Kobayashi schon wieder
ein Weltcupspringen gewinnt und mit
dann schon drei Siegen in Folge Kurs auf
Bischofshofen, Ruhm, Ehre und Golde-
nen Adler nimmt.
Mittwoch war Ruhetag. Zeit, um die
Kräfte zu bündeln, den Kopf frei zu be-
kommen und im tief verschneiten Seefel-
der Teamquartier ein wenig Athletiktrai-
ning zu absolvieren, um im Fluss zu blei-
ben. „Mit alldem, was ich derzeit mache,
bin ich ziemlich sicher“, sagte Eisenbich-
ler, der Zweite der Gesamtwertung, der
sich dank seiner bravourösen Vorstellun-
gen von Oberstdorf und Garmisch-Parten-
kirchen eine exzellente Basis für die zwei-
Tour de Ski:
Östberg und Kläbo
in Oberstdorf vorne
OBERSTDORF (sid). Die deutschen
Langläufer haben bei der fünften Etappe
der Tour de Ski in Oberstdorf vordere Pla-
zierungen verpasst. Im Verfolgungsren-
nen über 10 Kilometer kam Pia Fink
(+5:39,2 Minuten) als beste Deutsche auf
Rang 21, bei den Männern sammelte Flo-
rian Notz (+3:15,4 Minuten) als 25. über
15 Kilometer Weltcuppunkte. Beide ver-
fehlten damit die (Teil-)Norm für die nor-
dische WM in Seefeld (19. Februar bis 3.
März). Von den deutschen Männern hat
einzig Youngster Janosch Brugger sein Ti-
cket für den Saisonhöhepunkt bereits ge-
löst, bei den Frauen sind Sprint-Spezialis-
tin Sandra Ringwald und Katharina Hen-
nig qualifiziert.
Am Donnerstag gewann Ingvild Flug-
stad Östberg (26:21,2 Minuten) aus Nor-
wegen, die schon am Vortag in Oberst-
dorf im Massenstart erfolgreich gewesen
war. Sie ließ ihre Konkurrentinnen Nata-
lia Neprjajewa (Russland/+30,4 Sekun-
den) und die Amerikanerin Jessica Dig-
gins (+1:12,6 Minuten) hinter sich.
Den Tagessieg in der Männer-Konkur-
renz sicherte sich Norwegens überragen-
der Langläufer Johannes Hösflot Kläbo
(35:07,5 Minuten), der den Russen Sergej
Ustjugow (+0,4 Sekunden) im Sprint be-
zwang. Dritter wurde Ustjugows Lands-
mann Alexander Bolschunow (+1:08,2 Mi-
nuten). Die übrigen fünf deutschen Her-
ren landeten außerhalb der Top 30. Nach
einem Ruhetag stehen am Wochenende
die beiden letzten Etappen im italieni-
schen Val di Fiemme auf dem Tour-Plan.
te Tourneehälfte geschaffen hat. Dass er
im zukünftigen WM-Ort Seefeld „etwas
Abstand von dem ganzen Trubel“ genom-
men hat, war richtig und wichtig – und es
war seiner Form nicht sonderlich abträg-
lich. Wie schon in Oberstdorf, wo er im
Wettkampf am Tag danach Zweiter wur-
de, glückte ihm der Qualifikationssprung
nicht wunschgemäß. „Jetzt habe ich mal ei-
nen verhaut“, sagte Eisenbichler, der in
seinem Schaukelflug mit den Armen geru-
dert hatte und schon nach 116 Metern lan-
dete. „Es war keine Granate, aber es war
nur die Quali, Gott sei Dank.“ Sein großer
Rivale Kobayashi präsentierte sich am
Bergisel weiter im Siegmodus und ent-
schied mit 126,5 Metern die Qualifikation
für sich. Auch Werner Schuster wollte Ei-
senbichlers Sprung, mit dem er 32. wurde,
nicht überbewerten. „Markus gibt bei uns
die Pace vor“, sagte der Bundestrainer
über die neuen Kräfteverhältnisse bei der
Springer-Crew des Deutschen Skiverban-
des (DSV).
Eigentlich wurde Richard Freitag und
Andreas Wellinger für die 67. Auflage des
grenzüberschreitenden Flugvergnügens
am meisten zugetraut. Doch sie kamen
nicht recht in Schwung. Einige Wochen
vor der Tournee brachten sich dann Karl
Geiger und Stephan Leyhe in Stellung.
Doch auch ihnen blieben die ganz großen
Sprünge versagt. Dass nun mit Eisenbich-
ler jemand in den Blickpunkt gerückt ist,
der zwar als Trainingsweltmeister gilt, im
Wettkampf aber zumeist den Erwartun-
gen hinterhersprang, unterstreicht die gro-
ße Breite des deutschen Kaders. Voller
Stolz sagte Schuster vor der Weiterfahrt
vom Neujahrsspringen in Garmisch-Par-
tenkirchen zur dritten Tourneestation
nach Innsbruck: „Zweimal schon haben
wir jetzt zwölf unserer Springer unter den
besten fünfzig der Welt gehabt. Das zeigt,
Auf großer Fahrt
2018 war ihm zu ruhig: Radprofi Lennard Kämna will endlich auch beim Giro d’Italia und der Tour starten
BERLIN. Die große deutsche Hoffnung
ist nicht kleiner geworden. Radprofi Len-
nard Kämna misst immer noch 1,81
Meter bei 65 Kilo Körpergewicht und sagt
bei der Präsentation seines Teams
Sunweb am Donnerstag in Berlin, dass er
von der bevorstehenden Saison viele gro-
ße Rennen und tolle Erfahrungen erwar-
te. Beim Giro d’Italia oder der Tour de
France steht das Debüt des Zweiundzwan-
zigjährigen bei den berühmten Rennen
des Radsports zu erwarten – endlich.
In Italien will Kämnas Mannschaftska-
pitän Tom Dumoulin wie bereits 2017 ge-
winnen. Gehörte Kämna zum Team, wür-
de er dem Leader verpflichtet sein – eine
ehrenvolle Aufgabe mit der Chance, sich
an der Seite des Niederländers einen Na-
men zu machen. Würde Kämna für die
Tour nominiert, sieht er die Chance, in
Ausreißergruppen mitzugehen und um
Etappensiege kämpfen zu dürfen, ohne
Rücksicht auf die Hierarchie im Team
nehmen zu müssen. Sunweb hat keine
Ambitionen auf die Gesamtwertung
2019, da die Veranstalter lediglich ein
kleines Einzelzeitfahren eingeplant ha-
ben, 27 von 3351 Kilometern. Der überra-
gende Zeitfahrer Dumoulin empfindet
das als Benachteiligung. Wo Kämna lie-
ber führe? „Das ist wie die Wahl zwischen
Platin und Gold.“
Bereits im vergangenen Jahr hätte Käm-
na auf große Rundfahrt gehen sollen.
2017 war er Profi geworden – und war mit
den Besten seines Teams praktisch auf
Anhieb Weltmeister im Mannschaftszeit-
Sport
dass unsere Strukturen stimmen. Die na-
tionale Gruppe hat einen guten Job ge-
macht.“ Und einer ganz besonders: Con-
stantin Schmid. Er darf für den schon Rich-
tung Klingenthal zum Continental Cup ab-
gereisten Severin Freund nach den beiden
guten Wettkämpfen in Oberstdorf und
Garmisch-Partenkirchen nun auch in Inns-
bruck und Bischofshofen zeigen, dass er
viel gelernt und den Abstand auf die ver-
meintlich Großen im Team verkürzt hat.
Begehrt: Werner Schuster ist in
seiner Heimat derzeit groß im
Gespräch.
Foto AFP
Auch Markus Eisenbichler hat während
der bisherigen Tourneetage viel gelernt.
Vor allem dies: Mag der Dominator dieses
Skisprung-Winters auch nur schwer zu be-
siegen sein, unter Druck setzen aber kann
der Deutsche den Japaner Kobayashi sehr
wohl. „Markus zeigt jetzt sein Niveau, er
ist aber der Herausforderer“, sagte Schus-
ter. „Es führt der dominierende Mann.“
Verfolgt von einem vor Selbstbewusstsein
strotzenden 27 Jahre alten Siegsdorfer,
„der mit jedem Sprung selbstsicherer
wird“, wie Schuster findet. „Es ist sehr er-
freulich, dass Markus sehr nah dran ist.“
Dass es so weit kommen würde, ist eine
fahren geworden. Kämna versilberte den
Titel mit Platz zwei im Straßenrennen der
U23 und schien damit zu bestätigen, dass
Team Sunweb und er auf bestem Wege wa-
ren, das britische Team Sky mit Tour-Sie-
ger Christopher Froome herauszufor-
dern. Man wolle einen deutschen Gewin-
ner entwickeln, sagte Sunweb-Teamchef
Der Blick geht nach oben: Lennard Kämna
der größten Überraschungen dieser Tour-
nee. Eisenbichlers Plazierungen in den
vorangegangenen Weltcupspringen: 15,
15, 25, 32, 10 und 48. Dann kam Engel-
berg – und bei der Generalprobe in den
Schweizer Bergen hat es klick gemacht. Ei-
senbichler wurde Sechster, und Freund,
ein Jahrzehnt lang der dominierende deut-
sche Skispringer, sagte anerkennend über
den Teamkollegen: „Er hat genau zum
richtigen Zeitpunkt den Schlüssel gefun-
den, auch zwei sehr gute Sprünge zu ma-
chen. Er macht es absolut grandios.“ Ei-
senbichler weiß um seine Chance, die er
sich erarbeitet, nein, erflogen hat. Am
Bergisel steht die zweite von insgesamt
drei Schanzen, die Bundestrainer Schuster
als Fliegerschanzen bezeichnet und mit de-
nen sein aktueller Vorzeigespringer vor-
züglich zurechtkommt. „Da kann er im
Schlaf runterspringen.“ Um keinen Druck
aufkommen zu lassen, macht es Eisenbich-
ler wie ein Fußballspieler. „Natürlich ist
viel drin. Aber ich schaue nicht auf die Ge-
samtwertung, ich konzentriere mich auf
Innsbruck.“ Springen für Springen, Wett-
kampf für Wettkampf. Sein Plan: „Ich will
entspannt und locker bleiben. Am Ende
rechnet das eh der Computer aus.“ Der
Name Eisenbichler soll dann ganz weit
oben stehen.
Namen österreichischer Skispringer
wird man nach der Endabrechnung in Bi-
schofshofen oben nicht finden. Das Team
des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV)
hat den Anschluss an die Weltspitze vor-
erst verloren. Und weil das so ist, prüft der
ÖSV jetzt verstärkt, Schuster unter Ver-
trag zu nehmen. Seit Monaten schon wird
spekuliert, dass der 49 Jahre alte Österrei-
cher zurück in seine Heimat gehen könnte
– auf einen noch zu schaffenden Posten.
„Es würde mich freuen, wenn Werner zu-
rück nach Österreich kommt“, sagte Chef-
Iwan Spekenbrink, als er ankündigte,
Kämna werde 2018 auf Tour gehen. All
die Prognosen und Erwartungen schie-
nen greifbar zu werden, die Kämna beglei-
ten, seit er 2014 Junioren-Weltmeister im
Einzelzeitfahren wurde: ein neuer Jan Ull-
rich, allerdings ohne Doping. „In Deutsch-
land wird man schnell zum neuen deut-
Foto picture alliance
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · NR. 3 · S EITE 27
Foto dpa
trainer Andreas Felder. „Weil ich weiß,
dass er uns nur verstärken kann.“ Die
ÖSV-Macher wissen, dass Schusters Ver-
trag mit dem DSV am Ende dieser Winter-
saison ausläuft. „Wenn man jemanden
wie Schuster haben kann, wird es nicht
am Finanziellen scheitern“, sagte ÖSV-Di-
rektor Mario Stecher der „Tiroler Tageszei-
tung“.
Schuster zurück ins Skigymnasium
nach Stams? In der Tiroler Kaderschmie-
de hatte Schuster vor seiner jetzt mehr als
zehnjährigen Wirkungszeit beim DSV ge-
meinsam mit Alexander Stöckl und Stefan
Horngacher mit großem Knowhow vor-
zügliche Arbeit geleistet. Davon profitie-
ren seit vielen Jahren die deutschen Ski-
springer. Und auch die Norweger, bei de-
nen Stöckl wirkt, haben ebenso wie die Po-
len, bei denen Horngacher als Chefcoach
Verantwortung trägt, den österrei-
chischen Ski-Adlern den Rang abgelau-
fen. Die einst so stolzen Österreicher, für
die Stefan Kraft vor vier Jahren noch die
Tournee gewann, erleben derzeit ein Deba-
kel. Kraft, in Oberstdorf noch Dritter ge-
worden, kam auf der Garmischer Olympia-
schanze überhaupt nicht zurecht und
schied schon nach dem ersten Durchgang
als 49. aus. Im Gesamt-Ranking wird der
einstige Überflieger nur noch auf Platz 25
geführt. Und auch Daniel Huber, der Fünf-
zehnter in Garmisch-Partenkirchen wur-
de, wird als Gesamtzehnter die Tournee
leidlich zu Ende springen. Für die österrei-
chischen Skispringer, die noch die Tour-
nee zwischen 2009 und 2015 sieben Mal in
Folge gewinnen konnten, eine nieder-
schmetternde Bilanz. Der erfolgreiche
Bundestrainer Schuster sagte dazu schon
in Garmisch: „Schauen Sie mal in die
Nachbarländer, da gibt es größere Proble-
me.“ Deutschland hat keine Probleme,
Deutschland hat einen wie Markus Eisen-
bichler.
schen Rundfahrer ausgerufen“, sagt Käm-
na. „Ich hätte es lieber gesehen, dass man
es ruhiger hält.“
2018 wurde ruhiger als erhofft. Wäh-
rend Dumoulin sich beim Giro nur
Froome und bei der Tour allein Geraint
Thomas geschlagen geben musste, war
für Kämna schon im Sommer Schluss. Im
Winter umgezogen nach Köln, kehrte er
auf dem Höhepunkt der Saison zu einer
achtwöchigen Auszeit zurück in seine Hei-
mat Fischerhude an der Wümme nahe
Bremen. Dort nahm er sich Zeit zum Le-
sen, für Freunde, zum Skaten, zum Klet-
tern, zum Wasserski. Nur Radfahren war
ihm im sonnigsten Sommer seit langem
verboten. „Körperlich erschöpft und geis-
tig müde“ war er gewesen. Erholt und mit
ein, zwei Kilo mehr auf den Rippen stieg
er wieder in den Sattel und fuhr im Okto-
ber Rennen in Italien und China.
Lennard Kämna scheint bereit, seine
vielversprechende Karriere weiter voran-
zutreiben. Mit der Tour de Provence be-
ginnt seine Saison und führt ihn zu Kata-
lonien-Rundfahrt, Amstel Gold Race
und Flèche Wallonne. Sein Traum ist der
Anstieg nach Alpe d’Huez mit seinen 21
Kehren. Im Alter von zwölf Jahren ist er
auf dem Kinderfahrrad die knapp 14 Ki-
lometer mit 1060 Meter Höhenunter-
schied hinaufgefahren – in reichlich zwei
Stunden. Wenn er sich etwas wünschen
dürfte, gäbe es, wie 2004 und seitdem nie
wieder, ein Einzelzeitfahren nach Alpe
d’Huez. 2019 meidet die Tour den legen-
dären Anstieg. MICHAEL REINSCH
Schumachers 50. Geburtstag
„Es gibt keinen
zweiten Fahrer
wie ihn“
„Zu seinem 50. Geburtstag liebe-
volle Gedanken an Michael
Schumacher, den größten For-
mel-1-Champion der Geschichte,
mit ungebrochenen Rekorden. Mi-
chael, du warst immer ein Kämp-
fer und wirst es immer sein.“
Jean Todt , Teamchef der Scuderia Ferrari
zwischen 1994 und 2007, heute Präsi-
dent des Internationalen Automobilver-
bandes Fia
„Als Fahrer hat Michael die
Formel 1 mit seinem Auge fürs
Detail und seinem technischen
Verständnis zu einem völlig neu-
en Level geführt. (. . .) Michael ist
einer der Gründungsväter unseres
Erfolgs in den vergangenen fünf
Jahren. Es gibt keinen zweiten
Fahrer wie ihn, und seine riesige
Erfahrung war für die Entwick-
lung unseres Teams von unschätz-
barem Wert. (. . .) Wir sind enorm
dankbar für alles, was er für uns
getan hat. Heute verneigen wir
uns einmal mehr vor dir – herzli-
chen Glückwunsch zum Geburts-
tag, Michael!“
Toto Wolff, Mercedes-Motorsportchef
„Lieber Schumi, für mich bist du
eine außerordentliche Person. Ich
vergesse nicht die Hilfe, die du
mir in meiner Karriere geleistet
hast. Ich spreche nicht nur von
Ratschlägen, in denen du ein
Meister, ein Professor warst. Du
hast mir auch geholfen, als du
Ende 2006 dein Karriereende be-
schlossen hast. Hättest du dich
nicht zurückgezogen, hätte es für
mich bei Ferrari keinen Platz
mehr gegeben.“
Felipe Massa, 2006 Teamkollege von
Schumacher bei Ferrari
„Als Teamkollege habe ich begrif-
fen, warum er der beste For-
mel-1-Pilot geworden ist. Schuma-
cher setzte sich 100-prozentig ein,
sowohl im Privatleben als auch
als Pilot. Er war ein Vorbild für
mich. (. . .) Ich habe ihn drei Jahre
in Folge besiegt, und das hat mir
einen unglaublichen Elan gege-
ben, das hat meinen Selbstwert ge-
steigert.“
Nico Rosberg, Teamkollege von Schuma-
cher bei Mercedes zwischen 2010 und
2012
In Kürze
Pechstein legt Widerspruch ein
Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Clau-
dia Pechstein hat fristgemäß Rechtsmit-
tel gegen die Entscheidung des Euro-
päischen Gerichtshofs für Menschen-
rechte in ihrem Fall eingelegt. Das be-
stätigte ihr Anwalt Simon Bergmann
am Donnerstag. Im Verfahren am
2. Oktober war der Europäische Ge-
richtshof zwar Pechsteins Auffassung
gefolgt, dass Anhörungen vor dem In-
ternationalen Sportgerichtshof Cas
grundsätzlich öffentlich erfolgen müs-
sen. Der Cas hat daraufhin seine Sat-
zungen geändert. Nicht geteilt hatte
der Gerichtshof in Straßburg Pech-
steins Einschätzung, wonach der Cas
kein unparteiliches Gericht ist. (dpa)
Eric Frenzel verzichtet
Kombinations-Olympiasieger Eric
Frenzel verzichtet auf den Start beim
Weltcup in der estnischen Stadt Otepää
an diesem Wochenende. Der 30-Jähri-
ge hat auch in der Weihnachtspause sei-
ne Probleme auf der Schanze nicht ab-
stellen können. Bundestrainer Her-
mann Weinbuch wird ebenfalls in Ote-
pää fehlen und stattdessen mit Frenzel
Extraschichten einlegen. (sid)
Naldo nach Monaco
Der brasilianische Innenverteidiger
Naldo wechselt vom FC Schalke 04
zum AS Monaco in die französische Li-
gue 1. Dies teilte der Bundesligaklub
am Donnerstag mit. Naldo erhält ei-
nen Vertrag bis 2020, laut Medienanga-
ben soll die Ablöse 1,2 Millionen Euro
betragen. Naldo war 2016 vom VfL
Wolfsburg nach Schalke gewechselt. In
der vergangenen Spielzeit hatte er
beim 4:4 bei Borussia Dortmund für
den Ausgleich in der Nachspielzeit ge-
sorgt. Naldo lief in mehr als 13 Jahren
als Fußballprofi hierzulande für Bre-
men, Wolfsburg und Schalke in 497
Pflichtspielen auf und gewann zwei-
mal den DFB-Pokal. (sid)
Sport live im Fernsehen
ARD: 13.30 Uhr: Sportschau, Skispringen, Vier-
schanzentournee in Innsbruck, drittes Springen,
und Handball, Länderspiel in Hannover:
Deutschland – Tschechien.
EUROSPORT1: 6 Uhr: Tennis, ATP-Turnier der
Herren in Brisbane/Australien, Viertelfinale.
13.30 Uhr: Skispringen, Vierschanzentournee in
Innsbruck.
SPORT1: 16.30 Uhr und 18.30 Uhr: Fußball, Hal-
lenturniere in Berlin und Oldenburg.
(Durch kurzfristige Absagen oder Verschiebun-
gen können sich Übertragungszeiten ändern.)
SEITE 28 · FR EITAG, 4 . JANUAR 2019 · N R. 3
Reiner
Tisch für den
großen Wurf
Uwe Gensheimer will endlich
mit dem Handball-Nationalteam einen
Titel gewinnen. Dafür bedurfte es einer
Annäherung zwischen dem Kapitän
und Bundestrainer Christian Prokop.
Von Christian Kamp, Hamburg
Wurfgewaltig: Kapitän Uwe Gensheimer bringt von allen deutschen Nationalspielern die größte individuelle Klasse ins Spiel.
E
ine Woche ist es noch, bis es
losgeht: die Weltmeister-
schaft, eine ausverkaufte Mer-
cedes-Benz Arena in Berlin,
das Auftaktspiel gegen eine ge-
meinsame koreanische Mannschaft am
Donnerstag. Man braucht keine propheti-
schen Fähigkeiten, um zu wissen, dass es
laut werden wird. Sehr laut. Der Hand-
ball erzeugt seine eigenen Resonanzräu-
me, man könnte auch sagen: Druckkam-
mern. So war es 2007, als die Mannschaft
von Heiner Brand Weltmeister wurde
und ein Land in den Bann zog, und so
wird es auch diesmal wieder sein. Uwe
Gensheimer sieht und hört es schon vor
sich: „Man hat diese Bilder im Kopf, die
Zuschauer, die mit den schwarz rot golde-
nen Klatschpappen dastehen und die
Hymne mitsingen“, sagt er. Es ist Don-
nerstagmittag in einem Golfhotel am
Rande Hamburgs, gediegenes hanseati-
sches Flair, und der atmosphärische Kon-
trast zu dem, was Gensheimer und seiner
Mannschaft bevorsteht, könnte kaum grö-
ßer sein. Christian Prokop, der Bundes-
trainer, hat seinem Team noch einmal ei-
nen Moment des Innehaltens und Ent-
spannens gegönnt, bevor an diesem Frei-
tag in Hannover der vorletzte Test gegen
Tschechien ansteht. Über die mentale Ba-
lance, die Wechsel zwischen Hochdruck
und Lockerlassen, wird viel gesprochen
dieser Tage, schließlich ist die Mann-
schaft auch daran gescheitert, nie den
richtigen Fokus gefunden zu haben bei
Prokops Premierenturnier. Platz neun
bei der EM war für den deutschen Hand-
ball ein Desaster – und auch für Genshei-
mer eine schmerzliche Erfahrung.
Bei der DEG wird wieder gelacht
Düsseldorf gehört in dieser Saison zu den Spitzenteams der Deutschen Eishockey Liga – nicht zuletzt dank Trainer Harold Kreis
DÜSSELDORF. Das vergangene Früh-
jahr war kein einfaches für die Düsseldor-
fer EG. Während der Großteil der Deut-
schen Eishockey Liga gerade dabei war,
der olympischen Silbermedaille mehr Ti-
cketverkäufe folgen zu lassen, schauten
die Rheinländer vom Sofa aus zu. Zum
zweiten Mal in Folge hatten sie die Play-
offs verpasst. Die Laune war entspre-
chend. Also lud der Klub seine Fans zur
großen Aussprache mit Geschäftsführer
Stefan Adam und Manager Niki Mondt.
Man wolle „jede Menge Erläuterungen zu
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“
liefern, hieß es. Und das taten Adam und
Mondt dann auch. Frei nach dem Motto:
Auch wir sind nicht zufrieden, aber ver-
traut uns, bald wird alles besser.
Vor einigen Wochen hat sich der Ge-
schäftsführer wieder zur Lage geäußert.
Dieses Mal musste er nicht um Entschuldi-
gung bitten, vielmehr versuchte Adam,
die Begeisterung nicht zu groß werden zu
lassen. Zwar hat der ehemalige Handball-
profi und -manager kein Problem damit,
dass der Zuschauerschnitt auf mehr als
8000 pro Spiel gestiegen ist und er fast wö-
chentlich neue Sponsoren vorstellen
kann, aber ganz geheuer ist dem 45-Jähri-
gen der Höhenflug bis auf Rang drei
Am Donnerstag ist das weit weg, von
überall wird Optimismus verströmt am
Medientag des Deutschen Handball-Bun-
des (DHB), alles hat seine Ordnung:
„Uwe Gensheimer, Nationalspieler“ steht
auf dem Schild vor ihm auf dem Pressepo-
dium, was insofern nicht ganz zutrifft, als
er auch Kapitän ist, neben ihm „Christian
Prokop, Bundestrainer Männer“. Die bei-
den strahlen eine gewisse Lockerheit und
Vertrautheit aus, sie haben auch etwas mit-
einander zu besprechen, während sich die
Pressekonferenz um anderes dreht. Für
das Unternehmen Weltmeisterschaft in-
des dürfte ein anderes Gespräch zwi-
schen diesen beiden Männern eine
fundamentale Bedeutung gehabt
haben. Im Frühjahr besuchte
Prokop seinen Kapitän, der bei
Zeit für einen Titel: Doch so
weit mag Bundestrainer Chris-
tian Prokop nicht gehen. Sein
offizielles Ziel für die Heim-
WM lautet: Halbfinale.
nicht. „Wir sind kein Überteam“, sagte
Adam, der vermeiden will, dass die Erwar-
tungen zu sehr steigen. Nicht, dass hinter-
her von einer Enttäuschung gesprochen
wird, wenn in den Play-offs früh Schluss
ist. Allein das Erreichen der Endrunde sei
nach den erfolglosen Vorjahren viel wert.
Die Tabelle aber führt die Düsseldorfer
EG als Spitzenteam mit guten Perspekti-
ven an. Der 1:0-Erfolg am Mittwoch in
Schwenningen war der 21. Sieg im 34. Sai-
sonspiel – genauso viele hatten die Düs-
seldorfer nach der kompletten Vorsaison
(52 Spiele). Und am Wochenende können
sie ihre gute Form wieder beweisen: An
diesem Freitag (19.30 Uhr) kommt Spit-
zenreiter Adler Mannheim zum Topspiel
an den Rhein, am Sonntag (14 Uhr) geht
es zum Tabellenvierten Augsburger Pan-
ther. Knapp 1000 DEG-Fans fahren mit,
der Gästeblock ist seit Wochen ausver-
kauft.
Hauptverantwortlich für die Begeiste-
rung ist Manager Niki Mondt, gebürtiger
Düsseldorfer und früher selbst jahrelang
für die DEG auf dem Eis. Als er im Som-
mer 2017 verpflichtet wurde, wirkte er
wie eine billige Notlösung für den tief ge-
fallenen Serienmeister der 1990er Jahre.
Er tat zunächst wenig dafür, den Ein-
Sport
Paris Saint-Germain spielt, in der französi-
schen Hauptstadt, „mehrere Stunden“,
sagt er, hätten sie miteinander gespro-
chen. Über das, was bei der EM in Kroa-
tien alles schiefgelaufen war – auf beiden
Seiten. Gensheimer widerspricht nicht
der Vermutung, dass es eine merkwürdige
Atmosphäre gewesen sein dürfte. „Aber“,
sagt er, „ich bin rausgegangen mit einem
sehr guten Gefühl, dass es in der Zukunft
gut weitergeht.“ Der Bundestrainer und
sein Kapitän, sie haben sich darüber ver-
ständigt, dass es mehr Miteinander
braucht im deutschen Team, mehr Kom-
druck zu korrigieren. Viele Spieler wirk-
ten satt, in der Mannschaft gab es Grüpp-
chen, der Trainer passte nicht. Mondts
Schuld war das allerdings kaum, weil der
Kader größtenteils feststand, als er die
Planungen übernahm. Erst in seinem
zweiten Sommer als Sportlicher Leiter
konnte der 40-Jährige frei walten – und
verpflichtete zahlreiche Topspieler, ohne
mehr auszugeben als im Vorjahr.
Dabei half ihm günstige Fügung: Der
Norweger Ken-André Olimb und der
Schwede Calle Ridderwall hatten bereits
früher in Düsseldorf gespielt und kehrten
aus alter Verbundenheit zurück. Ehemali-
ge deutsche Nationalspieler wie Philip Go-
gulla (Köln) und Jerome Flaake (Mün-
chen) wurden von ihren Klubs trotz lau-
fender Verträge aussortiert. Mondt konn-
te sie für relativ wenig Geld verpflichten,
weil sie teilweise noch von ihren alten Ar-
beitgebern bezahlt werden.
Hinzu kommen Glückstreffer wie die
Nordamerikaner Jaedon Descheneau und
Ryan McKiernan, die aus der Schweiz so-
wie aus Österreich kamen. Zudem sind
die wenigen Lichtblicke der vergangenen
Jahre weiter in Form: Kapitän Alexander
Barta, Torhüter Mathias Niederberger,
Verteidiger Bernhard Ebner.
munikation. Und nicht einen Chef, der
eine äußerst präzise Vorstellung von mo-
dernem Handball hat und diese unbedingt
von der Theorie in die Praxis überführen
möchte, und ein Team, das selbstbewusst
eigene Positionen vertritt und das den jun-
gen Trainer spüren lässt.
Jetzt, sagt Gensheimer, sei der Kontakt
zu Prokop noch einmal enger, der Draht
kürzer. Und die Art und Weise, wie er das
erzählt, lässt erahnen, dass der Coach es
sich und der Mannschaft vorher nicht gera-
de einfach gemacht hatte. Er könne jetzt,
wenn ihm etwas auffalle, zu Prokop gehen
und es „direkt ansprechen, ohne dass ich
Angst habe, dass der Trainer das falsch
aufnimmt“, sagt Gensheimer. Zum Bei-
spiel? „Wenn es darum geht, dass Christi-
an seine Philosophie, seine Denkweise
den Spielern noch mal gezielt und direkt
in den Trainingseinheiten erläutert, wenn
etwas angefallen ist, was ihm nicht so ge-
passt hat.“ Mit dieser gegenseitigen Annä-
herung, zu deren Gelingen noch viele an-
dere Gespräche geführt wurden, soll eine
gute Basis für die Heim-WM gelegt sein.
So hoffen sie beim DHB, der dem öffentli-
chen Druck zum Trotz an Prokop festhielt,
und so hoffen natürlich auch Team und
Trainer selbst. Für Prokop, so viel ist klar,
ist die zweite Chance, ein erfolgreiches
Turnier zu spielen, auch die letzte. Als Ziel
hat er das Halbfinale formuliert, und auch
wenn das beim DHB niemand offiziell
sagt: Weniger sollte es auch nicht werden.
Dass es dabei sportlich auf Genshei-
mer ankommt, ist keine Frage. Der 32
Jahre alte Kapitän gilt immer noch als
weltbester Linksaußen – solche individu-
elle Qualität kann Prokops Team auf kei-
Aus Erfahrung gut: Ken-André Olimb
überzeugt als Punktelieferant. Foto imago
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Fotos Picture Alliance, Simon
ner anderen Feldspieler-Position bieten,
erst recht nicht nach der Verletzung des
Rückraum-Shooters Julius Kühn. Und
sein Ehrgeiz ist groß, schließlich gibt es
da neben „Nationalspieler“ und „Kapi-
tän“ noch ein anderes, ein unsichtbares
Etikett – eines, das er gerne loswerden
würde. Noch hat Gensheimer keinen gro-
ßen internationalen Titel gewonnen,
nicht mit den Rhein-Neckar Löwen,
nicht mit PSG und nicht mit dem Natio-
nalteam. „Ich würde lügen, wenn ich sa-
gen würde, dass das nicht in meinem
Kopf wäre“, sagt er. „Es ist ein großer An-
sporn von mir, das mit dieser Mann-
schaft zu schaffen.“ Den EM-Triumph
2016 hatte Gensheimer wegen einer Ver-
letzung verpasst, die WM 2017 stand un-
ter dem Schatten des Todes seines Va-
ters, weshalb er erst verspätet zum Team
stieß, und 2018, bei der EM, fehlten ihm
auch die Zuspiele – einer der Gründe,
warum Prokop jetzt mit Martin Strobel
auf einen erfahrenen Spielmacher setzt.
Ob es diesmal – endlich – etwas wer-
den kann? „Wir haben das Potential, weit
zu kommen“, sagt Gensheimer und be-
richtet von „sehr, sehr positiven“ Eindrü-
cken von den Trainingseinheiten, in de-
nen er von überall „Zug zum Tor“ gese-
hen habe. Anders als noch im vergange-
nen Jahr, als vieles „parallel“ gelaufen
sei, also am Kreis entlang, ohne dass je-
mand die Verantwortung für den Wurf
übernommen habe. Parallel nebeneinan-
derher – das ließ sich auch über das Ver-
hältnis zwischen Team und Trainer sa-
gen. „Jetzt sind wir viel besser aufeinan-
der eingestellt“, sagt Gensheimer. Es
wäre die Basis für den großen Wurf.
Der größte Coup der DEG-Verantwort-
lichen war aber die Verpflichtung von
Trainer Harold Kreis. Auch der 59-Jähri-
ge hat eine Düsseldorfer Vergangenheit.
Kreis hat die DEG nicht nur sportlich vor-
an gebracht, er hat auch den Geist des
Teams geändert. Es wird wieder viel ge-
lacht im und ums Team, zudem geben die
Düsseldorfer nie auf. Ihre große Stärke ist
das letzte Drittel, da drehen sie verloren-
geglaubte Spiele. 47:19 lautet ihre Torbi-
lanz in den entscheidenden 20 Minuten.
Der mit Abstand beste Wert der Liga.
Kreis selbst sieht sich eher als Teil des
Teams statt als klaren Chef. Natürlich hat
er im Zweifel das letzte Wort, aber die
Spieler sollen zur Lösungsfindung beitra-
gen. Es gehe darum, „sie glauben zu las-
sen, dass es ihr eigenes System ist“, sagt
er. Dann würden sie der Taktik mehr ver-
trauen und den Extraschritt gehen.
Nicht umsonst hatte der Deutsche Eis-
hockey Bund erwogen, Kreis zu verpflich-
ten, als der Wechsel von Bundestrainer
Marco Sturm nach Los Angeles feststand.
Doch die DEG lehnte ab, sie braucht
Kreis selbst. Dieses Jahr will sie die Play-
offs nicht auf dem Sofa erleben, sondern
auf dem Eis. BERND SCHWICKERATH
Zorcs Millionen
Der beste
Verkäufer
Von Daniel Theweleit
B eständigkeit ist ein prägendes
Merkmal im Leben des Michael
Zorc. In Dortmund geboren, wechsel-
te er als Neunjähriger von einem klei-
nen Nordstadtklub zur großen Borus-
sia, wo er Profi wurde, Kapitän, Meis-
ter, Champions-League-Gewinner
und danach übergangslos Sportdirek-
tor. Gut, dass der 56 Jahre alte Funk-
tionär die natürliche Lust an Verände-
rungen in seinem Beruf als Gestalter
des Kaders ausleben kann. Während
sich Fans und Verantwortliche fast
überall leidenschaftlich dagegen weh-
ren, immer wieder die besten Spieler
abzugeben, ist der Wandel beim BVB
seit einigen Jahren prägendes Erfolgs-
konzept und lukratives Geschäftsmo-
dell. Gerade hat der Tabellenführer
der Bundesliga Christian Pulisic für
64 Millionen Euro zum FC Chelsea
transferiert und umgehend zum Null-
tarif bis zum Sommer ausgeliehen,
um die eigenen Titelambitionen
nicht zu gefährden. Traurig ist dar-
über kaum jemand.
Für einen Spieler, dessen Vertrag
2020 ohnehin ausgelaufen wäre, ist
dieser Transferbetrag beachtlich.
Ähnliches gilt für den Verkauf von
Pierre-Emerick Aubameyang an den
FC Arsenal vor einem Jahr (Ablöse:
63 Millionen Euro), ganz zu schwei-
gen vom Transfer Ousmane Dembé-
lés nach Barcelona, der den Schwarz-
Gelben weit mehr als 120 Millionen
Euro einbrachte. Nur wenig wahrge-
nommen wurden die Verkäufe von
Andriy Yarmolenko (für 20 Millio-
nen zu West Ham United), Sokratis
(FC Arsenal/16 Millionen), Matthias
Ginter (Mönchengladbach/17), Emre
Mor (Celta Vigo/13), Adrian Ramos
(Shanghai SIPG/12), Sven Bender
(Leverkusen/12). Kleinere Geschäfte
hinzugerechnet, hat Zorc seit dem
Sommer 2017 über 360 Millionen
Euro an Transfereinnahmen erwirt-
schaftet. Er zählt zu den besten
Verkäufern des Fußballgeschäfts,
und die Mannschaft ist trotz des gro-
ßen Ausverkaufs besser geworden.
Unglaublich.
Die Klubführung hat aus den Jah-
ren, als sie mit den gleichen Metho-
den wie der FC Bayern zum Rekord-
meister aufschließen wollte und da-
mit deutlich scheiterte, viel gelernt.
Immer konsequenter haben die Dort-
munder sich verbessert, um mög-
lichst attraktiv für die besten Talente
zu sein. Der BVB müsse diese Spieler
„nicht mit irgendeiner Showveranstal-
tung überzeugen“, sagt Zorc gerne
und verweist auf die Spielberichtsbö-
gen wichtiger Spiele – und die dort
festgehaltenen Einsätze für 18- und
19-Jährige.
Die realistische Perspektive, be-
reits als Teenager regelmäßig in gro-
ßen Champions-League-Partien ein-
gesetzt zu werden, zum Stammspie-
ler bei einem Großklub in einer Top-
Liga zu avancieren, macht Borussia
Dortmund sexy für Hochbegabte wie
Jadon Sancho. Für Spieler, die Ange-
bote noch größerer Klubs mangels
Einsatzchancen ausschlagen. Auf
diese Art und Weise entstehen gewal-
tige Transferwerte. Und in guten Jah-
ren kann mit dem Konzept womög-
lich sogar eine Meisterschaft gewon-
nen werden. Jedenfalls, wenn die un-
erfahrenen Leistungsträger in der ent-
scheidenden Phase der Saison nicht
die Nerven verlieren gegen ausgebuff-
te Routiniers wie Franck Ribéry, Ar-
jen Robben oder Jérôme Boateng.
Pulisic-Wechsel
überrascht Sarri
LONDON (sid). Teammanager Mauri-
zio Sarri (59) vom ehemaligen engli-
schen Fußball-Meister FC Chelsea ist
vom Transfer von Bundesliga-Profi
Christian Pulisic für umgerechnet 64
Millionen Euro von Herbstmeister Bo-
russia Dortmund überrascht worden.
„Ich habe nichts davon gewusst, dass
Pulisic am Mittwoch verpflichtet wür-
de“, sagte der Coach nach dem 0:0 der
Blues gegen den FC Southampton der
BBC. Allerdings war der Fußballlehrer
zumindest zuvor in die Meinungsfin-
dung eingebunden worden: „Ich wurde
vor einem guten Monat gefragt, was
ich von ihm halte. Meine Meinung war
positiv, jetzt ist der Transfer über die
Bühne, aber ich wusste davon nichts.“
Der 20 Jahre alte Amerikaner Pulisic
wurde von Chelsea schon jetzt ver-
pflichtet, aber bis zum Sommer an den
BVB ausgeliehen.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Immobilien NR. 3 · SEITE I 1
F REITAG, 4. JANUAR 2019

Schnäppchen an der Milliardärsmeile Warnsignale in Amerika

Ein Wohnung mit Blick
auf den New Yorker
Central Park gilt als der
ultimative Luxus. Die
Preise für solche
Apartments fallen.
Aber zweistellige
Millionensummen sind
weiterhin fällig.
nks. NEW YORK, 3. Januar. Auf Baustel-
len braucht man immer ein wenig Phanta-
sie. Im Penthouse des neuen Wolkenkrat-
zers, der sich neben dem Museum of Mo-
dern Art 320 Meter in den New Yorker
Himmel reckt, ist vom versprochenen Lu-
xus jedenfalls noch nicht viel zu spüren.
Metallstreben ziehen den Grundriss von
Zimmern nach, an deren Wänden später
vielleicht auch teure Kunst hängen wird.
Arbeiter mit Schutzhelmen stiefeln über
Betonböden, die erst noch mit solider
amerikanischer Eiche belegt werden müs-
sen.
Um der Phantasie nachzuhelfen, gibt
es für das vom Stararchitekten Jean Nou-
vel entworfene Hochhaus, das nach sei-
ner Adresse an der 53. Straße kurz
53W53 genannt wird, daher gleich um
die Ecke an der noblen Fifth Avenue ein
Musterapartment. Modelle des Turms zei-
gen dort neue Ausstellungsräume des Mu-
seum of Modern Art in den unteren
Stockwerken. Im zwölften Stock wird es
ein Schwimmbad und sogar ein Squash-
Feld geben. In die eigentliche Wohnung
tritt man wie später auch im Turm durch
schwere, bronzebeschlagene Türen aus
Walnussholz. Für die gediegene Atmo-
sphäre zeichnet ebenfalls ein Branchen-
star verantwortlich: Innenarchitekt Thier-
ry Despont, der schon Anwesen für den
Microsoft-Gründer Bill Gates entworfen
hat. Die Küche dominieren Designer-
Schränke und Marmor. Im fußbodenbe-
heizten Bad lassen sich die an Lollis erin-
nernden automatischen Spiegel per
Knopfdruck auf das richtige Niveau fah-
ren. Dazu wird es private Weinkeller ge-
ben und neben dem Dienstboteneingang
eine Lounge für die Chauffeure.
Den größten Luxus sieht man aller-
dings auch schon auf der Baustelle: der
Blick auf den Central Park. Vom Pent-
house aus ist in dem schon winterlich
Nasszelle für Liquide
Kaufkriterium in New York: Der Blick auf den Central Park
grau gewordenen Areal das nach Jacque- gung. Wer morgens mit diesem Ausblick
line Kennedy Onassis benannte Wasser- in New York aufwacht, hat es auf dem
reservoir gut zu erkennen und gleich Weg nach oben finanziell schon ziem-
rechts davon das Metropolitan Museum lich weit gebracht. Unter einem zweistel-
of Art. Nach Süden geben die noch etwas ligen Millionenbetrag ist ein Apartment
staubigen Fenster den Blick auf die Ave- mit Parkblick im 53W53 nicht zu haben.
nue of the Americas frei, die die eng be- Ein zweistöckiges Penthouse ist derzeit
bauten Bürohochhäuser von Midtown für knapp 67 Millionen Dollar auf dem
Manhattan spaltet. Das Empire State Markt.
Building scheint nur einen kräftigen Steinau ist auf solche Luxusobjekte
Steinwurf weit entfernt, und weiter hin- spezialisiert. Er hat in London an der Eu-
ten markiert das neue World Trade Cen- ropean Business School studiert und da-
ter die Südspitze von Manhattan. nach jahrelang für die Hotelgruppe
Diese Bilder haben Millionen von Aman Resorts in der Karibik Luxusimmo-
Menschen auf der Welt im Kopf. Wie bilien verkauft. Trotz seiner vielen inter-
kaum andere sind sie Symbole der Ost-
nationalen und vermögenden Klienten
küstenmetropole, mehr noch als die Frei- und einer weltläufigen Art kann Steinau
heitsstatue oder die grellen Leuchtrekla- aber nachvollziehen, was Normalverdie-
men des Times Square. „Die Sicht auf
den Central Park ist vielen meiner Kun-
nern durch den Kopf geht, wenn sie diese
Preise hören. Der vierzigjährige Spross
den wichtig“, sagt Sebastian Steinau, Im- einer mittelständischen Unternehmerfa-
mobilienmakler der New Yorker Corco- milie stammt aus dem Sauerland, einer
ran Group, bei einer exklusiven Besichti-
eher bodenständigen Gegend. „Für deut-
sche Ohren klingen diese Preise natür-
lich verrückt. In New York ist das aber
durchaus die Norm“, sagt er.
Normal jedenfalls für die New Yorker
Billionaires’ Row – die Milliardärsmeile
–, wie die wachsende Ansammlung ultra-
luxuriöser Hochhäuser südlich des Cen-
tral Park genannt wird. Das Kuriose da-
bei: Die aktuellen Preise gelten als
Schnäppchen. Ursprünglich sollte das
Top-Penthouse des 53W53 nämlich 73
Millionen Dollar kosten. „Auch der redu-
zierte Preis ist verhandelbar“, sagt Stei-
nau. Apartments in niedrigeren Stock-
werken mit Parkblick, die schon auf 14
Millionen Dollar heruntergesetzt wur-
den, sind letztlich wohl für unter 13 Mil-
lionen Dollar zu haben, wird gemunkelt.
Der Markt schwächelt, weil 53W53
nicht der einzige neue Wohnturm in der
Gegend ist, der in den kommenden Jah-
ren fertig wird. Die Konkurrenzobjekte
sind von der Penthouse-Baustelle aus
nicht zu übersehen. Nordwestlich ent-
steht an der 57. Straße ein 435 Meter ho-
her Turm, wo früher der Flügel- und Kla-
vierhersteller Steinway seine Verkaufs-
räume hatte. Westlich davon wird der
Central Park Tower mit 472 Metern alle
anderen Wohntürme der Gegend überra-
gen – auch das bereits fertiggestellte Ge-
bäude 432 Park Avenue etwas weiter öst-
lich. Der schlanke Turm an der Park Ave-
nue, dessen dreistöckiges Penthouse vor
einem Jahr für 91 Millionen Dollar an ei-
nen chinesischen Investor ging, erinnert
von weitem an ein Streichholz. Mit 426
Metern ist es derzeit das höchste Wohn-
gebäude in der westlichen Hemisphäre.
Schon vor ein paar Jahren war an der
57. Straße vis-à-vis der berühmten Carne-
gie Hall der 306 Meter hohe One57 fertig
geworden. Dort hatte Michael Dell, der
Gründer des gleichnamigen Computer-
konzerns, mehr als 100 Millionen Dollar
für die obersten Stockwerke gezahlt. Ein
weiteres Penthouse erwarb der Hedge-
fondsmanager Bill Ackman für knapp 92
Millionen Dollar.
Neben dem wachsenden Angebot
sorgt derzeit die allgemeine konjunkturel-
le Unsicherheit für Zurückhaltung von
Käufern in der Luxuspreisklasse über 4
Millionen Dollar. Donna Olshan, Präsi-
dentin der Immobiliengesellschaft Ol-
shan Realty, kalkuliert, dass Verkäufer
im vergangenen Jahr ihre ursprünglichen
Preise um durchschnittlich 9 Prozent re-
duzieren mussten. Außerdem dauerte es
im Durchschnitt mehr als eineinviertel
Jahre, bis eine Wohnung dieser Katego-
rie verkauft wurde, zwei Wochen länger
als 2017 und mehr als vier Monate länger
als 2016. „Es ist auffällig, dass das misera-
ble vierte Quartal mit dem schlechtesten
Dezember an der Aktienbörse seit 1931
zusammenfiel“, schreibt Olshan in ei-
nem aktuellen Marktbericht. Neben den
Kurskapriolen an der Börse belastete die
Reduzierung von Steuervorteilen für teu-
re Immobilien und Hypotheken. „Käufer
Fotos Tobias Everke
leisteten starken Widerstand“, resümiert
Olshan. Käufer aus dem Ausland, die
noch vor einigen Jahren den Auf-
schwung mit angetrieben hatten, zogen
sich wegen der globalen Handelskonflik-
te und der Dollar-Aufwertung zurück.
Gewiefte Kaufinteressenten spekulie-
ren indes auf weiter fallende Preise. „Ei-
ner meiner Kunden wartet geduldig ab,
bis der Preis für ein bestimmtes Apart-
ment auf 20 Millionen Dollar gefallen
ist“, berichtet Steinau. Die Geduld
scheint sich auszuzahlen. Sein Wunsch-
apartment wurde schon um ein paar Mil-
lionen Dollar reduziert und ist mittler-
weile für nur noch etwas mehr als 21 Mil-
lionen Dollar auf dem Markt.
Neben Preisnachlässen bieten Verkäu-
fer weitere Anreize. In den sechsstöcki-
gen Stadthäusern des Projekts Green-
wich Lane im Stadtviertel West Village
(Listenpreis: 25 Millionen Dollar) offe-
riert der zuständige Vertriebsdirektor
Dan Tubb von der Corcoran Sunshine
Marketing Group die Übernahme von Ne-
benkosten und Grundsteuern für ein
Jahr. Diese Kosten belaufen sich auf
28 000 Dollar – im Monat.
Probleme mit der nötigen Liquididät
scheint es in diesen Sphären nicht zu ge-
ben. Obwohl in Manhattan die Zahl der
Abschlüsse über 4 Millionen Dollar im
vergangenen Jahr etwas zurückgegangen
ist, wurden nach Angaben von Olshan im-
mer noch mehr als 1100 Verträge zum
Durchschnittspreis von rund 8 Millionen
Dollar unterzeichnet.
Zudem gibt es Hoffnung auf neue Blut-
zufuhr für den Markt. Die geplante An-
siedlung des Online-Riesen Amazon in
Long Island City im New Yorker Stadtteil
Queens sowie die Milliarden-Expansion
des Internetunternehmens Google in
Manhattan dürften für neue Nachfrage
sorgen. „Die Amazon-Manager werden
nicht in Long Island City wohnen wol-
len“, prognostiziert Steinau. Schon eher
irgendwo mit Blick auf den Central Park.
Von Norbert Kuls
Ilungsphase
n Amerika hat sich der Anstieg der
Häuserpreise nach einer langen Erho-
wieder abgeschwächt. Das
Wachstum der privaten Einkommen hielt
mit dem Anstieg der Immobilienpreise
und der Hypothekenzinsen nicht mit. Ei-
genheime wurden für Kaufinteressenten
so immer weniger erschwinglich. Die Ver-
kaufszahlen sind stark zurückgegangen,
und verkaufswillige Hausbesitzer, die mit
anhaltend starkem Wachstum kalkuliert
hatten, mussten ihre Preisvorstellungen
nach unten korrigieren. Außerdem zogen
sich Käufer aus dem Ausland, etwa aus
China und Kanada, angesichts wachsen-
der globaler Handelsspannungen aus dem
Markt zurück. Die Aufwertung des ameri-
kanischen Dollars schreckte diese Klien-
tel zusätzlich ab. Das sorgte vor allem für
eine Abkühlung in den höherpreisigen Re-
gionen an der West- und Ostküste der Ver-
einigten Staaten. Auch die jüngsten Kurs-
Kleine Schritte prägen den
Architektenvertrag. Seite I 3
kapriolen an den Finanzmärkten resultier-
ten zum Teil aus dieser Schwäche, weil der
Häusermarkt eine wichtige Rolle für die
amerikanische Konjunktur spielt. Nachlas-
sendes Wachstum im Häusermarkt gilt im-
mer als Warnsignal für einen allgemeinen
Abschwung. Eigenheime sind traditionell
das wichtigste Element für die Vermögens-
bildung der Amerikaner. Der Trend am
Häusermarkt beeinflusst daher nicht nur
die Umsätze von Baumärkten und Möbel-
geschäften, sondern auch das allgemeine
Konsumverhalten. Optimisten glauben
zwar an eine Stabilisierung des Marktes,
weil sie eine hohe Nachfrage der bisher
am Markt wenig präsenten jungen Millen-
nial Generation unterstellen. Aber die Er-
innerung an die Häuserkrise vor zehn Jah-
ren ist noch frisch. Allein die Furcht vor ei-
nem Abschwung könnte zu einer selbster-
füllenden Prophezeiung werden.
Immobilienpreise
steigen weiter
FRANKFURT, 3. Januar (dpa). Wohnun-
gen und Häuser in Deutschland werden
auch nach fast zehn Jahren Immobilien-
boom immer teurer. Im dritten Quartal
2018 setzte sich der Preisanstieg unge-
bremst fort, wie eine Auswertung des
Hamburger Instituts für Stadt-, Regional-
und Wohnforschung (Gewos) zeigt. Dem-
nach kosteten Eigentumswohnungen im
Bundesschnitt rund 1875 Euro je Quadrat-
meter oder 8,2 Prozent mehr als im Vor-
jahreszeitraum. Im Herbst 2017 waren
die Immobilienpreise binnen Jahresfrist
ebenso stark gestiegen. Bei Eigenheimen
ist gar eine Beschleunigung zu beobach-
ten. Die Preise kletterten dort um 7,6 Pro-
zent auf 2455 Euro je Quadratmeter. Am
stärksten verteuerten sich Wohnungen in
den sieben größten deutschen Städten
mit einem Plus von 11,3 Prozent auf im
Mittel 4110 Euro je Quadratmeter. Deut-
lich billiger waren Wohnungen in ostdeut-
schen Landkreisen (ohne Berlin), wo Prei-
se von 1165 Euro je Quadratmeter ver-
zeichnet wurden.

Vier Fragen an: Lamia Messari-Becker, Gebäudetechnologie und Bauphysik, Uni Siegen
„So wird Umweltschutz zum Elitenprojekt“
Über Konflikte in der Stadtplanung, Vorgaben für mehr Grünflächen und Verdichtung
Der Mangel an Wohnraum gilt in unse-
ren Städten als eine der größten Heraus-
forderungen. Welche Zugeständnisse an
die Ökologie kann die Stadtplanung da
eingehen, wenn möglichst schnell mög-
lichst viele Wohnungen gebaut werden
müssen?
Auch eine ausgleichende Stadtpla-
nung gerät hier zwischen die Fronten.
Man kann aber durch Flächeneffizienz,
Mischnutzungen, standarisierte Bauwei-
sen und Kreislaufwirtschaft Wohnraum
schaffen, ohne die Umwelt über Gebühr
zu belasten. Aber wir müssen auch die Po-
tentiale im Bestand angehen. Mit einem
Bestandsbaurecht. Der Bestand steht ja
nicht nur ausschließlich für Umweltbelas-
tungen durch alte Technik. Er beinhaltet
auch den Verbrauch an Umweltressour-
cen, ihn zu bauen. Abriss und Neubau
nach neusten Standards bedeuten auch
Ressourcenverbrauch. Dass dieser zusätz-
liche Verbrauch durch Einsparungen im
Betrieb gerechtfertigt ist, ist kein Auto-
matismus. Die Frage ist: Belastet es die
Umwelt weniger, wenn man nicht ab-
reist? Wenn aber Sanieren so teuer ist,
dass Neubau wirtschaftlicher ist, ist für
die Umwelt nichts gewonnen. Ein unter
diesen ökologischen Gesichtspunkten an-
gepasstes Bestandsbaurecht würde hel-
fen. Und statt der Übertechnisierung im
Neubau sollten wir zur Haltung „Weniger
ist mehr“ finden.
Wie viele Grünflächen braucht eine
Großstadt, um gesundheitliche Schäden
für die Bewohner auszuschließen?
Der Gesundheitsschutz ist als Staats-
ziel gesetzlich verankert. Aber Grünflä-
chen alleine können Gesundheitsrisiken
in der Stadt nicht annullieren. Sie dienen
nicht alleine der Gesundheit, sondern
etwa der Begegnung, Kühlung und Wert-
schöpfung. Daher sind seriöse Angaben
nicht machbar. Eine Rolle spielen etwa
Qualität der Flächen, Mikroklima und Be-
bauung. Und es gibt Gesundheitsrisiken
unabhängig von Grün, wie Verkehrsun-
fälle. Rechtsverbindliche Kenngrößen,
die Gesundheitsschäden ausschließen,
sind weder leistbar noch legitimierbar.
Wohin führt es? Zusätzliche Kindergrup-
pen in der Kita eines Wohngebiets wären
nicht drin, wenn die Stadt dabei die Grün-
vorgaben pro Kopf unterschreiten würde.
Eltern würden dann ihre Kinder zur
nächsten Kita kutschieren, mit mehr Ver-
kehr und weniger Lebensqualität. Das ist
absurd. Anderswo lassen Grünvorgaben
die Bodenpreise so steigen, dass nur Ein-
kommensstarke mithalten. So wird Um-
weltschutz zum Elitenprojekt. Wir brau-
chen mehr Stadtgrün. Aber Fehlentwick-
lungen dürfen uns nicht dazu verführen,
mit dirigistischen Mitteln neue Fehlent-
wicklungen zu produzieren.
Muss es in Großstädten wie Frankfurt
wirklich landwirtschaftliche Flächen ge-
ben, wenn Wohnraum fehlt?
Nein. Kleine „Urban gardening“-Flä-
chen unterstützen zwar einen Natur- und
Umweltbezug. Aber die Vorstellung, städ-
tische Flächen für Landwirtschaft zu nut-
zen, kann ich nicht ernst nehmen. Die
Haltung, Stadt mit all den Vorzügen zu
haben und dabei auch die Uraufgaben
des ländlichen Raums auch nur nachah-
men zu wollen, ist eine Vollkaskomentali-
tät. Solche Betriebe, die wirtschaftlich
funktionieren müssen, wären in der
Stadt eine Subventionsschau der Extra-
klasse. Wir sollten uns auf die unter-
schiedlichen Begabungen von Stadt und
Land besinnen.
Viele halten Verdichtung, also dichtere
Bebauung von Flächen und Aufsto-
ckung von Gebäuden, für ein wohnungs-
politisches Patentrezept. Welche städte-
baulichen Fehler muss man da vermei-
den?
Nachverdichtung ist eine Option.
Durch angemessene Aufstockungen, Nut-
zungsmischung und Flächeneffizienz ent-
steht mehr Wohnraum. Aber nicht nach
dem Motto „jede Ritze zubauen“. Zu be-
achten sind unbedingt: Erhalt und Wei-
terentwicklung von Grün-/Freiflächen,
Einbindung der Stadtklimas (Lüftungs-
und Kühlungsschneisen nicht zubauen),
Wahrung prägender Stadtteilcharaktere
und soziale Mischung. Derzeit unpopu-
lär, aber Städte taten in der Vergangen-
heit gut daran, Bodenpolitik zu betreiben
und Reserven vorzusehen. Nachverdich-
ten bedeutet auch eine Dichte an Pla-
nungs- und Entwicklungsaufgaben, denn
das Zusammenspiel der städtischen Le-
bensbereiche muss dann auch viel besser
funktionieren.
Die Fragen stellte Michael Psotta.
Eigentümer trägt
Risiko der Vermietbarkeit
Ein Wohnungseigentümer hat die Lasten
des gemeinschaftlichen Eigentums sowie
die Kosten der Instandhaltung, Instandset-
zung, der sonstigen Verwaltung und eines
gemeinschaftlichen Gebrauchs des ge-
meinschaftlichen Eigentums nach dem
Verhältnis seines Anteils zu tragen. Hier-
von ist er nicht deshalb befreit, weil er die
ihm gehörende Wohneinheit nicht nutzen
kann. Ein Minderungsrecht steht ihm –
anders als einem Mieter – wegen der Un-
benutzbarkeit der Wohnung nicht zu. Der
Wohnungseigentümer trägt allein das Ri-
siko der Benutzbarkeit oder Vermietbar-
keit seiner Wohnung. Landgericht Berlin,
Urteil vom 15. Juni 2018, Az. 55 S 81/17
WEG.
Bei Vermüllung droht
fristlose Kündigung
Hat der Mieter die Wohnung stark ver-
müllt, so kann dem Vermieter ein Recht
zur fristlosen Kündigung zustehen. Den
Vorlagen zufolge war die Mietwohnung
so stark verwahrlost, dass bereits Schä-
den an der Substanz eingetreten waren.
In der Wohnung häufte sich der Unrat,
die Decke war mit Insektennestern über-
zogen, die Arbeitsplatte durchfeuchtet,
der Parkettfußboden teilweise stark durch-
nässt. Zum Teil waren Geldstücke in den
Holzfußboden eingetreten worden. In der
darunterliegenden Wohnung zeigte sich
ein Wasserfleck an der Decke. Das Ge-
richt urteilte aufgrund der langwierigen
und nachhaltigen Vertragsverletzung des
Mieters über einen langen Zeitraum hin-
weg zugunsten des Vermieters. Amtsge-
RECHTECK
richt München, Urteil vom 18.7.2018, Az.
416 C 5897/18.
Keine konkludente
Nebenkostenvereinbarung
Zahlt der Mieter jahrelang eine vom Ver-
mieter ohne vertragliche Grundlage be-
rechnete Nebenkostenposition, so liegt
darin noch keine konkludente, also folge-
richtige und stillschweigende Nebenkos-
tenvereinbarung. Einer Betriebskosten-
abrechnung, die neue Positionen auf-
weist, kann der Mieter nur unter besonde-
ren Umständen ein Angebot des Vermie-
ters auf vertragliche Änderung entneh-
men, so etwa wenn der Vermieter die Er-
weiterung der umlagefähigen Nebenkos-
tenpositionen ausdrücklich ankündigt.
Es kam hinzu, dass der Vermieter die Ne-
benkosten auf Basis der erteilten Einzugs-
ermächtigung vom Konto des Mieters
schlicht abbuchte, also keine aktive
Handlung des Mieters vorlag. Amtsge-
richt Bremen, Urteil vom 16.8.2018, Az.
9 C 36/18.
Simone Engel, Rechtsanwältin in der Kanzlei
Bethge Immobilienanwälte, Hannover
Verjährungshemmung
nur bei Meinungsaustausch
Wird über Mängelgewährleistungsansprü-
che verhandelt, so ist der Verjährungsab-
lauf gehemmt. Um das Kriterium der
„Verhandlungen“ zu erfüllen, bedarf es
dabei eines Meinungsaustauschs zwi-
schen den Vertragsparteien. Vorliegend
wurde ein Bauträger auf Kostenvor-
schuss verklagt – ohne Erfolg. Denn die
Ansprüche des Klägers waren bereits ver-
jährt. Der Kläger hatte zwar vor Klageer-
hebung fernmündlich, kurz vor dem Ver-
jährungsablauf, Ansprüche angemeldet.
Der Beklagte teilte dem Kläger jedoch
mit, sich vor etwaigen Verhandlungen zu-
nächst mit seinem Rechtsbeistand bera-
ten zu wollen. Nach dem Verjährungsab-
lauf wies der Beklagte jegliche Ansprü-
che von sich. Das Gericht stellte klar,
dass der Begriff „verhandeln“ weit auszu-
legen sei, das bloße Anmelden von An-
sprüchen reiche hierfür allerdings nicht
aus. Landgericht Karlsruhe, Urteil vom
20. Juli 2018, Az. 6 O 320/17.
Ein Baugerüst
ist kein zweiter Rettungsweg
Ein Baugerüst erfüllt nicht die Anforde-
rungen an einen zweiten Rettungsweg.
Im konkreten Fall stritten Gemeinde und
ein Hauseigentümer über brandschutz-
rechtliche Anforderungen. Die Richter
stellten in diesem Zusammenhang klar,
dass ein zweiter Rettungsweg im Brand-
fall funktionsfähig bleiben müsse. Dies
sei dann nicht der Fall, wenn der Ret-
tungsweg unmittelbar an Maueröffnun-
gen beziehungsweise Fenstern entlang-
führt, aus denen im Brandfall Feuer und
Rauch treten kann. Oberverwaltungsge-
richt Nordrhein-Westfalen, Beschluss
vom 12. September 2018, Az. 7 B
1104/18.
Felix Semper, Rechtsanwalt in der Kanzlei Bethge
Immobilenanwälte, Hannover


 
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
D
HAMBURG, 3. Januar
er Architektenvertrag hat erst
jüngst im neuen Bauvertrags-
recht 2018 seine spezifische
gesetzliche Ausformung er-
halten. Doch er ist weiterhin
davon geprägt, dass es nicht nur auf das
begleitende architektenseitige Erreichen
eines ohne wesentliche Mängel zu erstel-
lenden Bauwerks ankommt. Vielmehr –
wie es seit 2004 der Bundesgerichtshof
(BGH) herausgearbeitet hat – ist der Ar-
chitektenvertrag nicht nur von einem
Enderfolg geprägt, sondern von Teilerfol-
gen, die insbesondere durch vertragliche
Auslegungen aus der Bauherrenperspekti-
ve zu bewerten sind.
Haben sich die Vertragsparteien darauf
verständigt, die umfangreichen Grund-
und Teilleistungen, wie sie das Honorar-
recht der Architekten und Ingenieure
(HOAI) für die Gebäudeplanung vor-
sieht, zum Vertragsinhalt und damit zur
geschuldeten Leistungserbringung zu ma-
chen, fällt die Auslegung, welche Teiler-
folge für den Bauherrn maßgeblich sind,
nicht allzu schwer. Insbesondere dann
nicht, wenn dies darüber hinaus der Ver-
trag noch ausdrücklich bestimmt. Haben
sich jedoch Bauherr und Architekt ledig-
lich auf einen mündlichen Vertrag ver-
ständigt, auf zentral zu erbringende Teil-
erfolge sich jedoch ausdrücklich nicht ge-
einigt – zumal eine solche Vereinbarung
ohnehin streitanfällig ist wegen der spä-
ter auftretenden widerstreitenden Interes-
sen –, bleibt die Frage zu klären, welche
Teilerfolge der Planer dem Bauherrn
schuldet, und zwar über den maßgebli-
chen Enderfolg hinaus, also die Errich-
tung eines Bauwerks, das keine wesentli-
chen Mängel aufweist. Streitigkeiten über
noch offene Honorarforderungen der Pla-
ner sind folglich häufig damit belastet,
dass Bauherren den Einwand nicht er-
brachter Teilerfolge erheben, um hiermit
zielgerichtet Honorarkürzungen dem Ar-
chitekten entgegenzuhalten.
Erst jüngst hat sich hiermit das Berli-
ner Kammergericht befasst (Urteil vom 1.
Dezember 2017, Az. 21 U 19/12), als es
sich mit einem begründeten Architekten-
vertrag auseinanderzusetzen hatte, aus-
weislich dessen – da mündlich begründet
– einen spezifizierten Katalog von Teiler-
folgen die Parteien nicht vereinbart hat-
ten. Im Honorarprozess wandte die Bau-
herrenseite nunmehr ein, dass bestimm-
te, von ihr behauptete Teilerfolge archi-
tektenseitig nicht erbracht worden seien
und Honorar-Minderungen daher dem
geltend gemachten Vergütungsanspruch
entgegenstünden.
Grundsätzlich hoben die Richter her-
vor, dass dann, wenn keine ausdrückliche
IHRE IMMOBILIE
IN BESTER LAGE
Der neue Architektenvertrag ist
von den Erfolgen einzelner Schritte geprägt
Ein mangelfreies Bauvorhaben unter der Begleitung des Architekten entstehen zu lassen,
sichert nicht mehr die Durchsetzung umfänglich vereinbarter Honoraransprüche. Nicht erbrachte
Teilleistungen führen zu Honorar-Minderungen. Von Friedrich-Karl Scholtissek
Vertragsbestimmung vorgenommen wor-
den sei, welcher Leistungsumfang vom
Planer geschuldet werde, davon auszuge-
hen ist, dass lediglich ein Gesamterfolg
geschuldet werde. Hierbei dürfe es jedoch
nicht sein Bewenden haben. Denn grund-
sätzlich sei davon auszugehen, dass dieje-
nigen Arbeitsschritte als Teilerfolge pla-
nerseitig geschuldet seien, die es dem Auf-
traggeber ermöglichen, zu überprüfen, ob
der Architekt den geschuldeten Erfolg be-
wirkt hat, die ihn in die Lage versetzen,
Gewährleistungsansprüche gegen Bauun-
ternehmer durchzusetzen, und die erfor-
derlich sind, Maßnahmen zur Unterhal-
tung des Gebäudes zu planen. Hiermit
schloss das Kammergericht sich der
höchstrichterlichen Rechtsprechung des
BGH sowie auch der bisher hierzu ergan-
genen oberlandesgerichtlichen Rechtspre-
chung an.
Immobilien
Welche Rechtsfolgen sich jedoch erge-
ben, wenn architektenseitig Teilerfolge
nicht erbracht werden, wie sie zumindest
von der Rechtsprechung herausgearbeitet
und als regelgerecht angenommen werden
dürfen, zeigen praktische und auch in Ver-
handlungen aufgetretene tatsächliche und
prozessuale Unwuchten auf. Hier stellt
sich zunächst die Frage, ob der sich auf
alle vereinbarten, jedoch nicht erbrachten
Teilleistungen berufende Bauherr nur hie-
rauf darlegend stützen kann oder ob der
Bauherr vielmehr verpflichtet ist, den
werkvertragsrechtlichen Grundsatz zu be-
achten, dem Planer die Möglichkeit einer
zweiten Andienung zu ermöglichen, näm-
lich der geschuldeten Leistungserbrin-
gung unter Fristsetzung.
Sind die vom Bauherrn gerügten Teiler-
folge planerseitig nicht erbracht worden,
wie etwa eine notwendige Kostenermitt-
lung oder das Erstellen eines Bautagebu-
ches, und sind sie für den Bauherrn nicht
mehr von Interesse, da die Kostenermitt-
lung verspätet käme oder das Erstellen ei-
nes Bautagebuches in der notwendigen do-
kumentierenden Tiefe ohnehin nicht
mehr nachgeholt werden kann, stehen
dem Bauherrn Minderungsansprüche so-
fort zur Seite mit der Folge, dass der Hono-
raranspruch des Planers sich quotal redu-
ziert. Dabei muss für jeden angenomme-
nen Teilerfolg eine Bewertung hinsicht-
lich der im Äquivalenzverhältnis stehen-
den Teilleistung zur Honorarbewertung
unter Berücksichtigung der durchaus diffe-
renzierten Teilleistungs-Bewertungstabel-
len erfolgen. Da diese nicht zum zwingen-
den Preisrecht der HOAI gehören, das ver-
bindliche Preisrecht also eine Bewertungs-
aussage dieser Teilleistungen nicht trifft,
kann zwar auf eine mittlerweile durchaus
umfangreichere bewertende Rechtspre-
chung der Land- und Oberlandesgerichte
zurückgegriffen werden.
Da die Teilleistungsbewertung jedoch
unter Inbezugnahme auf das konkrete
Bauvorhaben durchaus eine unterschiedli-
che Bewertung erfahren kann, darf von ei-
ner einheitlichen und immer zwingend an-
zuwendenden Minderungsbewertung ein-
zelner Teilleistungen, die einen Teilerfolg
darstellen sollen, nicht ausgegangen wer-
den. Im Streitfalle wird eine Sachverstän-
digenbewertung mit daraus resultieren-
den Kostenfolgen nicht zu vermeiden
sein. Abhilfe kann eine vertragliche Rege-
lung schaffen, wonach die Vertragspartei-
en ausdrücklich zum Vertragsinhalt eine
der Feinbewertungstabellen für Teilleis-
tungen bestimmen und damit die Ausle-
gungsbewertung, welche Honorierung ei-
ner bestimmten Teilleistung zugeordnet
wird, bestimmend festlegen und einer ge-
richtlichen und damit auch Sachverständi-
genbewertung letztendlich entziehen.
Eine weitere Frage beherrscht Honorar-
prozesse und Einwendungen der Bauher-
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Ausland
F REITAG, 4. JANUAR 2019 · N R. 3 · S EITE I 3
renseite bei behaupteten, nicht erbrach-
ten Teilleistungen: Wer hat die Darle-
gungslast für die vom Bauherrn behaupte-
te mangelhaft (weil insbesondere nicht
vollständig) erbrachte Leistungserfül-
lung? Diese liegt auf Seiten des Auftragge-
bers. Dieser hat substantiiert auszufüh-
ren, welche konkreten, als Teilerfolg zu
definierenden Architektenleistungen
nicht oder nicht vollständig erbracht wor-
den sind. Ein gern gewähltes Darlegungs-
instrument der Bauherrenseite ist, sich
auf den Grundleistungskatalog und die
darin enthaltenen Teilleistungen, so bei-
spielsweise im Leistungsbild der Gebäu-
deplanung, schlagwortartig zu beziehen
und die Behauptung aufzustellen, derarti-
ge Leistungen seien nicht oder nicht voll-
ständig erbracht. Dies reicht nicht aus.
Konkreter Sachvortrag wird hier erwartet
und erschwert es damit dem Bauherrn,
nur vermeintlich allzu leichtfüßig dem
Honoraranspruch des Planers entgegenzu-
treten. Unbedeutend ist in diesem Kon-
text hinsichtlich der notwendigen substan-
tiierten Darlegung des Bauherrn, ob es
sich um Einwendungen vor oder nach der
Abnahme der Architektenleistungen han-
delt. Nur wenn der Bauherr diese Voraus-
setzungen erfüllt, obliegt es der Planer-
Verpflichtung, nunmehr substantiiert vor-
zutragen, welche konkreten Leistungen
im Einzelnen seinerseits erbracht wur-
den.
Was nun im Einzelnen ein geschulde-
ter Teilerfolg der Architektenleistung ist,
insbesondere dann, wenn die Parteien
sich umgangssprachlich im Wesentlichen
über den Gesamterfolg, beispielhaft das
Errichten eines Mehrfamilienhauses, ver-
ständigt haben, bleibt eine am Einzelfall
ausgerichtete Bewertungsfrage. Dennoch
kann unter Inbezugnahme auf die diffe-
renzierte, sich herausgebildete unterge-
richtliche Rechtsprechung konstatiert
werden, dass insbesondere die Kostener-
mittlungen in den einzelnen Leistungs-
Einzelhd./Gewerbeimmob. Kapitalanlagen
phasen, beginnend in der Planung über
die Ausschreibung bis zur Realisierung
des Objektes, durchaus Teilleistungserfol-
ge darstellen. Dies gilt ebenso bezogen
auf das Führen eines für den Bauherrn
verwertungsfähigen Bautagebuches, soll
dieses doch gerade das tatsächliche Bau-
geschehen abbilden und hinsichtlich et-
waiger Streitigkeiten des Bauherren mit
den ausführenden Gewerken Dokumenta-
tionszwecken dienen. Bloße Bilddoku-
mentationen ohne durchgängige Eintra-
gungen dürften in aller Regel nicht geeig-
net sein. So muss das Bautagebuch, wie es
nunmehr auch das Berliner Kammerge-
richt entschieden hat, im Ergebnis die Ge-
samtheit des Baugeschehens mit den we-
sentlichen Umständen wie der personel-
len Stärke, dem Arbeitseinsatz, besonde-
ren Vorkommnissen oder Anweisungen
verlässlich dokumentieren. Auch das Teil-
nehmen an Bieterverhandlungen seitens
des Architekten in fachtechnischer Hin-
sicht kann einen Teilerfolg darstellen, des-
sen Nichterfüllung zur Minderung des Ar-
chitektenhonorars Anlass gibt. Das gilt
auch, wenn keine Objektbegehung im
Zuge der Gewährleistungsphase der aus-
führenden Gewerke durchgeführt, keine
verschiedenen Lösungsmöglichkeiten auf-
gezeigt oder keine Planungsüberlegungen
zur Realisierung der konkreten Baumaß-
nahme angestellt werden.
Streitvermeidend ist nur die konkrete
vertragliche Vereinbarung, und zwar
nicht nur hinsichtlich des bauherrenseitig
gewollten Gesamterfolges, sondern auch
der notwendigen Teilerfolge. Beiden Ver-
tragsprotagonisten dient eine derart klar-
stellende Auflistung, verbunden mit Ho-
norarbewertungen. Nur damit wird einer-
seits vertraglich definierend bestimmt,
worauf neben dem werkvertraglich ge-
schuldeten Gesamterfolg der Planer sein
Augenmerk zu richten hat. Dies dient
dem Planer auch zur Überprüfung, wel-
che Leistungserbringung er insbesondere
gegenüber dem Bauherrn – auch für et-
waige spätere Auseinandersetzungen –
dokumentierend zu erbringen hat. Nur
dies bildet einen adäquaten Lösungsan-
satz ab, streitige Auseinandersetzungen
zügig einer außergerichtlichen Regelung
zuzuführen. Falls diese scheitern sollte,
bindet sie jedenfalls das Gericht an ver-
tragliche Abreden, ohne dass hier umfäng-
liche Beweisaufnahmen und Sachverstän-
digenbewertungen zugrunde gelegt wer-
den müssen, die letztendlich für beide
Streitparteien ein hohes Risiko bedeuten.
Der Autor ist Rechtsanwalt und Gründungspartner
der Sozietät SK-Rechtsanwälte in Hamburg sowie
Professor für privates Baurecht an der Hafencity
Universität Hamburg (HCU).
Region Süd
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