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4/8/2019 Einstellung (Psychologie) – Wikipedia

Einstellung (Psychologie)
Einstellung (in der meist englischen Fachliteratur attitude) bezeichnet in der Psychologie die aus der Erfahrung
kommende Bereitschaft eines Individuums, in bestimmter Weise auf eine Person, eine soziale Gruppe, ein Objekt, eine
Situation oder eine Vorstellung wertend zu reagieren, was sich im kognitiven (Annahmen und Überzeugungen),
affektiven (Gefühle und Emotionen) und behavioralen (Verhaltensweisen) Bereich ausdrücken kann.[1][2][3] Beispiele
für Einstellungen sind Vorurteile, Sympathie und Antipathie oder der Selbstwert.[4] Einstellungen haben die
Funktion, Objekte einzuschätzen sowie durch Identifikation und Distanzierung zu Individuen soziale Anpassung zu
erreichen.

Die Einstellungsforschung klärt die Zusammenhänge von Einstellungen, Verhalten und Handeln. Sie fragt vor allem
danach, unter welchen Bedingungen Einstellungen zustande kommen, wie dauerhaft diese sind und unter welchen
Bedingungen sie geändert werden.

Inhaltsverzeichnis
Definitionen
Explizite und implizite Einstellungen
Herkunft von Einstellungen
Affektiv basierte Einstellungen
Verhaltensbasierte Einstellungen
Kognitiv basierte Einstellungen
Wirkung von Einstellungen
Einstellungsstärke
Funktionen von Einstellungen
Psychologie
Psychoanalyse
Beziehungen zwischen Einstellungen
Balance-Theorie
Theorie der kognitiven Dissonanz
Änderung von Einstellungen
Persuasive Kommunikation
Emotionen und persuasive Kommunikation
Persönlichkeitseigenschaften
Theorien systematischer Informationsverarbeitung
Das Informationsparadigma von McGuire
Das Modell kognitiver Reaktionen
Zwei-Prozess-Modelle der Überredung
Das Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit
Das Modell der heuristisch-systematischen Informationsverarbeitung
Motivation und ihre Auswirkung auf Einstellungsänderung
Einstellungsänderung bei voreingenommenen Einstellungen
Verteidigungsmotivation
Eindrucksmotivation
Auf Begründung basierende Einstellungsänderung
Beständigkeit der Einstellungen

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Vorhersage von Verhalten aufgrund von Einstellungen


Theorie des geplanten Verhaltens
Andere relevante Variablen
Spezifität
Salienz der Einstellung
Persönliche Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt
Sozialer Druck
Globalität
Persönlichkeitseigenschaften
Beispiel für Diskrepanz zwischen Verhalten und Einstellung
Methoden der Einstellungsmessung
Der Begriff „Einstellung“ in der populären Psychologie
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Definitionen
Eine Einstellung wird nach Gordon Allport definiert als mentaler und neuraler Bereitschaftszustand, der durch die
Erfahrung strukturiert ist und einen steuernden Einfluss ausübt auf die Reaktionen des Individuums gegenüber allen
Situationen und Objekten, mit denen dieses Individuum eine Beziehung eingeht.[5]

Einfacher gesagt handelt es sich bei einer Einstellung um eine auf Erfahrungen beruhende (Reaktions-)Tendenz, die
sich dadurch ausdrückt, dass man ein Einstellungsobjekt mit Zuneigung oder Ablehnung bewertet und behandelt.

Explizite und implizite Einstellungen


Man unterscheidet zwischen „expliziten“ Einstellungen als bewusste, verbalisierbare Bewertungen und schnellen,
automatischen und unbewussten Bewertungen, den „impliziten“ Einstellungen. Implizite Einstellungen beruhen auf
Inhalten des impliziten Gedächtnisses und lassen sich als konsistente Reaktionsweise auf bestimmte
Einstellungsobjekte verstehen, also als eine Tendenz, etwas unbewusst als eher positiv oder negativ zu beurteilen.
Explizite Einstellungen unterscheiden sich von impliziten Einstellungen insbesondere durch die Möglichkeit, diese
bewusst zu korrigieren, zum Beispiel bei sozialer Unerwünschtheit einer bestimmten Reaktionsweise.

Vorurteile sind ein gutes Beispiel für den Unterschied zwischen impliziter und expliziter Bewertung. Während
mittlerweile die meisten Menschen auf Befragung angeben, keine Vorurteile zum Beispiel gegen Minderheiten zu
hegen (explizite Bewertung), zeigen sich in „objektiven“ Tests – die gemäß Cattell selbstbeurteilungsfreie
Messergebnisse erbringen – immer noch unbewusste Vorurteile (implizite Bewertung).[6][7] Menschen werten in der
Regel gleichsam automatisch ihre eigene Gruppe als positiver als eine Gruppe, zu der sie nicht gehören
(Fremdgruppe). Andererseits kann man etwa gelernt haben, dass es falsch sei, dies zu tun, was eine Korrektur der
expliziten Bewertung auslösen kann. Denselben Unterschied zwischen expliziter und impliziter Einstellung findet man
gegenüber der Mathematik.[8]

Herkunft von Einstellungen


Einstellungen haben drei mögliche Quellen; sie können affektive, behaviorale (Verhaltens-) oder cognitive Ursachen
haben (das „ABC der Einstellungen“). Meist sind Erfahrungen, also Inhalte des Langzeitgedächtnisses, für die
Bewertungen verantwortlich; es können jedoch auch andere, zum Beispiel physiologische oder andere körperliche
Gründe vorliegen. Getrennt aufgewachsene eineiige Zwillinge haben ähnlichere Einstellungen als zweieiige Zwillinge,
was auf eine genetische Komponente hinweist.[9]

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Die Einstellung zu einem Staubsauger wird hauptsächlich von rationalen Erwägungen abhängen, d. h. von seinen
technischen Eigenschaften und seinem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Einstellung gegenüber einem Parfüm hingegen
wird eher von dem Gefühl bestimmt sein, das sein Duft in uns erzeugt. Es ist auch möglich, dass die Einstellung zu
einem Objekt davon bestimmt wird, wie wir uns ihm gegenüber verhalten. So kann ich aus der Tatsache, dass ich
etwas oft tue, folgern, dass ich es gerne tue und dementsprechend eine positive Einstellung gegenüber dem Verhalten
entwickeln.

Affektiv basierte Einstellungen


Einstellungen können im individuellen Geschmack begründet sein, zum Beispiel ästhetische Vorlieben in der Kunst.
Tradierte moralische oder religiöse Werte können die Gefühle gegenüber Einstellungsobjekten ebenfalls beeinflussen.
Kinder mögen Süßes, weil ihre Geschmacksknospen noch nicht vollständig ausgebildet sind. Vorlieben und
Abneigungen können auch durch instrumentelle, operante und klassische Konditionierung erworben werden. Bei der
klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz mit einem anderen Reiz zeitgleich dargeboten, der bereits eine
bestimmte Reaktion auslöst, bis der neutrale Reiz ebenfalls die Reaktion des anderen Reizes auslöst. Wenn ein Kind
die Sommerferien stets bei der Großmutter verbringt, dort umhegt wird und es dort leicht nach Mottenkugeln riecht,
so wird der Geruch von Mottenkugeln (unkonditionierter Reiz) später u. U. mit dem angenehmen Gefühl der
Geborgenheit verknüpft werden und schon von selbst angenehme Gefühle auslösen. Im Falle operanter
Konditionierung wird ein freiwillig ausgeführtes Verhalten durch Belohnung verstärkt oder durch Bestrafung
verringert. So kann die Anerkennung meiner Freunde für das S-Bahnsurfen dazu führen, dass ich dies öfter tue und
eine positive Einstellung gegenüber dem S-Bahnsurfen entwickle bzw. dass diese verstärkt wird.

Eine andere Quelle affektbasierter Einstellungen ist das Modell-Lernen, bei dem Einstellungen von Personen
übernommen werden, an denen man sich orientiert. Wenn mein favorisierter Popsänger viele Piercings trägt, dann ist
es möglich, dass auch ich eine positive Einstellung gegenüber dieser Mode entwickle. Die Identifikation mit einem Idol
führt hier zu dem Wunsch, ihm möglichst ähnlich zu sein und damit zur Übernahme seiner Einstellungen. Die
persuasive Kommunikation ist eine weitere Möglichkeit zum Erwerb von affektbasierten Einstellungen. Werbung
versucht oft, Assoziationen zwischen der angepriesenen Ware und positiven Gefühlen herzustellen, zum Beispiel
zwischen Zigaretten und Freiheit, oder zwischen Versicherungspolicen und Sicherheit (s. Abschnitt
„Einstellungsänderung“).

Verhaltensbasierte Einstellungen
Nach der Selbstwahrnehmungstheorie von Daryl Bem ziehen wir Erinnerungen an unser eigenes Verhalten zurate,
wenn unsere Einstellung bezüglich eines Objektes schwach oder mehrdeutig ist. Diese Methode kommt häufig zum
Einsatz, wenn man in Geschmacksfragen Stellung beziehen soll, über die man sich noch keine explizite Meinung
gebildet hat („Magst Du …?“).

Kognitiv basierte Einstellungen


Diese Bewertungen beruhen auf objektiven Informationen über das Einstellungsobjekt. Besonders vor wichtigen
Entscheidungen wird man versuchen, möglichst viele Informationen auszuwerten, bevor die endgültige Bewertung
feststeht.

Wirkung von Einstellungen


Einstellungen können sich auf dreierlei Weise äußern, auch hier gilt das „ABC der Einstellungen“:

A (affective) - Die affektive Komponente bezieht sich auf die emotionale Einstellung gegenüber dem
Einstellungsobjekt bzw. die gefühlsmäßige Bewertung dessen. Bei Sympathie fühlt man sich zu der Person
hingezogen; bei Antipathie, oft ausgelöst von Vorurteilen, besteht das Gefühl in Misstrauen, Abneigung usw.

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B (behavioral) - Die behaviorale Komponente ist das Verhalten gegenüber dem Einstellungsobjekt. Bei Sympathie
könnte die Verhaltenskomponente zum Beispiel Freundlichkeit sein, bei Vorurteilen die Diskriminierung.
C (cognitive) - Die kognitive Komponente umfasst Meinungen, Informationen, Argumente über ein
Einstellungsobjekt. Es handelt sich um die in der Regel bewusste, verbalisierbare, rationale Objektbewertung. Bei
Sympathie kann man vielleicht Gründe angeben, zum Beispiel war die Person in der Vergangenheit mehrmals
hilfsbereit. Vorurteile werden oft mit Anekdotischer Evidenz kognitiv „untermauert“, zum Beispiel „Warum gibt es
denn wohl so wenige Frauen in Führungspositionen?“

Einstellungsstärke
Die Stärke einer Einstellung lässt sich darüber operationalisieren, wie schnell sie verfügbar und wie schwer sie zu
verändern ist. Es existieren einige objektive Tests zur Messung von Richtung und Stärke von Einstellungen, deren
Ergebnisse die Probanden gelegentlich überraschen.

Implizite Einstellungen können über Reaktionszeitunterschiede bei simultaner oder zeitnaher Präsentation (wie beim
Impliziten Assoziationstest und dem affektiven Priming) von Einstellungsobjekt und einem anderen
Einstellungsobjekt mit eindeutiger emotionaler Valenz ermittelt werden (das Wort „Tod“ hat bspw. eine klare negative
Valenz für alle Menschen). Die Reaktionsgeschwindigkeit wird als Indikator für die Stärke der Einstellung
herangezogen, wobei die Stärke statistisch aufgrund von Vergleichsgruppen (sog. Normpopulationen) ermittelt wird.

Affektive Einstellungen sind in der Regel stärker (und schwerer zu verändern) als kognitiv oder behavioral basierte, da
sie oft mit dem Wertesystem und damit dem Selbstkonzept eines Menschen verbunden sind. So erklärt sich die
Resistenz von moralischen und religiösen Überzeugungen gegenüber Argumenten.[10][11]

Aus der Konsistenz von geäußerter Einstellung und tatsächlichem Verhalten lässt sich ebenfalls Aufschluss über die
Stärke der Einstellung gewinnen („Wasser predigen und Wein trinken“).

Starke Einstellungen sind im Allgemeinen zeitlich stabiler, schwerer zu verändern und konsistenter mit dem
Verhalten als schwache Einstellungen.

Funktionen von Einstellungen

Psychologie
Wissensfunktion: Einstellungen helfen dem Individuum sich zu orientieren. Es muss nicht ständig neue
Informationen aufnehmen und neu bewerten, sondern kann Informationsverarbeitungsprozesse mithilfe seiner
Einstellungen vereinfachen. Wer eine negative Einstellung gegenüber einem Politiker hat, muss seinen Reden
nicht ins Detail folgen, sondern kann aus seiner Einstellung folgern, dass er auch dem Inhalt dieser Rede nicht
zustimmen wird (vgl. Bestätigungsfehler). Umwelteindrücke werden auf diese Weise also reduziert, organisiert
und strukturiert und erleichtern damit den Umgang mit zukünftigen Informationen. Diese Funktion von
Einstellungen wird als Wissens- oder als Ökonomiefunktion bezeichnet.

Instrumentelle Funktion: Von der instrumentellen Funktion von Einstellungen wird dann gesprochen, wenn
Einstellungen dazu dienen, wünschenswerte Ziele (Belohnungen) zu erreichen und unangenehme Ereignisse zu
vermeiden (Bestrafungen). So kann ich positive Einstellungen zur Umweltschutzbewegung haben, weil eine
Freundin sich hier engagiert und ich für diese Einstellung von ihr mit Zuneigung belohnt werde. Man kann hier
auch von einer Anpassungsfunktion sprechen, da die Einstellung der Situation so angepasst wird, dass eine
maximale Belohnung erfolgt. Nicht die Einstellung selbst steht hier also im Vordergrund, sondern der Effekt, den
eine Einstellung auf das eigene Wohlbefinden/für die Zielerreichung hat.

Wertausdrucksfunktion oder Funktion der sozialen Identität: Einstellungen können dazu beitragen, die soziale
Identität zu definieren. Überzeugungen und Wertvorstellungen formen das Selbst und beeinflussen die sozialen
Beziehungen. Indem ich eine positive Einstellung zum Pazifismus äußere, ordne ich mich der Gruppe der
Pazifisten (Eigengruppe) zu und distanziere mich von den Gruppen der Gleichgültigen und Bellizisten
(Fremdgruppe), bestätige damit mein Selbstkonzept und gewinne hierdurch an Identität. Da Einstellungen hier
der Bestimmung der eigenen sozialen Identität dienen, wird diese Funktion auch als Funktion für die soziale
Identität bezeichnet.[12]

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Psychoanalyse
Ich-Verteidigung oder Funktion der Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls: Nach Freuds Theorie kann eine
Einstellung als Abwehrmechanismus das Ich vor Konflikten schützen. Indem wir negative Einstellungen auf das
Einstellungsobjekt projizieren, können wir uns selbst entlasten. Indem man anderen Gruppen beispielsweise
Attribute zuschreibt, die man selbst als nicht wünschenswert erachtet, kann man sich vor negativen Gefühlen sich
selbst gegenüber schützen („Nicht ich bin faul, die Ausländer sind faul“). Da hierdurch das eigene
Selbstwertgefühl aufrechterhalten oder gestärkt werden soll, wird diese Funktion auch als Funktion der
Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls bezeichnet.

Beziehungen zwischen Einstellungen


Grundannahme: Menschen empfinden es als angenehm, wenn sich ihre Einstellungen in einem harmonischen,
spannungsfreien Zustand zueinander befinden und streben daher einen solchen Zustand an. Theorien, die mit dieser
Grundannahme arbeiten, werden als Konsistenztheorien bezeichnet.

Balance-Theorie
Die Balancetheorie von Fritz Heider beschäftigt sich mit triadischen Beziehungen, d. h. mit den Beziehungen der
Einstellungen zwischen zwei Personen und einem Objekt. Es spielen also drei Einstellungen eine Rolle: die Einstellung
von Person A zu Person B und die jeweiligen Beziehungen der Personen zu einem Objekt (Gegenstand, Idee, Ereignis
usw.). Die jeweilige Beziehung kann positiv (+) oder negativ (-) sein. Diese Triade befindet sich in einem Balance-
Zustand, wenn das Ergebnis der Multiplikation der Vorzeichen positiv ist. Angenommen ich liebe Tusnelda (+) und
ich liebe Eishockey (+). Wenn nun Tusnelda ebenfalls Eishockey liebt, dann liegt ein Balance-Zustand vor (+ * + * + =
+). Wenn sie Eishockey nicht mag, haben wir ein Problem (+ * + * – = -). Wenn ich Tusnelda nicht mag, wir aber beide
Eishockey mögen, habe ich auch ein Problem, ebenso wenn wir uns nicht mögen und Eishockey auch nicht, so dass
auch hier kein angenehmer Zustand vorliegt. Als besonders angenehm werden Beziehungen empfunden, in denen sich
die beiden Personen mögen und in der Bewertung des Objekts übereinstimmen. Diese Theorie ist u. a. dazu verwendet
worden, den Zusammenhang zwischen interpersonaler Zuneigung und Einstellungsähnlichkeit zu erklären.

Theorie der kognitiven Dissonanz


Eine andere Theorie ist die Theorie der kognitiven Dissonanz von Leon Festinger. Hier werden vor allem die
Beziehungen der Einstellungen zueinander in den Blick genommen. Einstellungen können in Festingers Begrifflichkeit
konsonant, dissonant oder irrelevant sein. Auch hier wird davon ausgegangen, dass Individuen bestrebt sind,
dissonante, also inkonsistente Kognitionen zu vermeiden. Ein klassisches Beispiel ist das sog. forced compliance-
Paradigma. Im forced-compliance-Paradigma werden Leute „gezwungen“ (bzw. gebeten), einstellungsinkonsistentes
Verhalten zu zeigen, und erhalten die Möglichkeit, dieses vor sich selbst zu rechtfertigen oder nicht. Die Möglichkeit
zur Rechtfertigung scheint bei Leuten die Dissonanz, die durch das einstellungsinkonsistente Verhalten entsteht,
abzubauen. Falls dies nicht möglich ist, bauen Leute die Dissonanz mittels einer Veränderung der Einstellung ab, da
dies der einzige verbleibende Weg zur Reduktion der Dissonanz ist.

Die Stärke der Dissonanz (oder Stärke der Motivation, Konsonanz herzustellen) hängt vom Anteil der dissonanten
Kognitionen an der Gesamtheit der Kognitionen ab, sowie von der relativen Wichtigkeit der relevanten Kognitionen.

Die entstandene Dissonanz kann auf unterschiedliche Arten aufgelöst werden. Hierbei unterscheidet man zwischen
direkten und indirekten Abbaustrategien. Direkte Strategien beziehen sich auf die Auflösung der für die Dissonanz
verantwortlichen Diskrepanz zwischen Verhalten und Einstellung, d. h., Personen verändern ihr Verhalten, um es mit
ihren Einstellungen in Einklang zu bringen, oder verändern ihre Einstellung bezüglich ihres Verhaltens. Indirekt lässt
sich Dissonanz auch durch Selbstbestätigung in anderen Bereichen auflösen (sog. Selbstaffirmation), z. B., falls man
sich inkompetent verhalten hat und dies Dissonanz erzeugt, würde man nach anderen Verhaltensbereichen suchen, in
denen man sich kompetent verhält (oder verhalten hat), oder mittels Trivialisierung der dissonanten Kognitionen.

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Änderung von Einstellungen


Einstellungen, die nicht sehr tief verankert sind, können sich spontan ändern, wie sich am Beispiel der Beliebtheit von
Politikern zeigen lässt. Es existieren verschiedene Methoden, die Einstellungen anderer Menschen gezielt zu
verändern. Oft ist es sozialer Einfluss, wie das Bedürfnis, einer Gruppe anzugehören, der Einstellungsänderungen
bewirkt (vgl. Konformität). Grundsätzlich gilt für den Versuch, Einstellungen zu ändern, dass hier die besten Chancen
bestehen, wenn man die Herkunft einer Einstellung berücksichtigt.[13] Affektiv basierte Einstellungen verändert man
also am ehesten über Ansprache der Affekte, indem man zum Beispiel versucht, bestimmte Emotionen zu einem
Einstellungsobjekt zu erzeugen. Kognitiv basierte Einstellungen werden demgegenüber eher durch starke Argumente
und verhaltensbasierte Einstellungen eher durch Verhaltensmaßnahmen verändert.

Persuasive Kommunikation
→ Hauptartikel: Persuasive Kommunikation
Zu den am intensivsten beforschten Themengebieten in Bezug auf Einstellungen gehört die persuasive
Kommunikation. Vor allem das Elaboration-Likelihood-Modell (Petty & Cacioppo, 1986) und das heuristisch-
systematische Modell (Chaikin, Lieberman & Egal, 1989) wurden in diesem Zusammenhang entwickelt. Hier geht es
darum, welche Art von Informationen uns unter welchen Bedingungen zu einer Änderung unserer Einstellungen
bewegen kann.

Den beiden Modellen zufolge gibt es zwei Wege, auf denen wir Informationen verarbeiten: Einen zentralen Weg, bei
dem wir uns reflexiv und kritisch mit den Argumenten auseinandersetzen, und einen peripheren Weg, bei dem wir
heuristische Hinweisreize (d. h. einfache Faustregeln, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben, wie: „was
schön ist, ist gut“) zur Beurteilung eines Objekts verwenden. Welcher Verarbeitungsweg eingeschlagen wird, hängt
davon ab, ob wir über genügend Motivation und die Fähigkeit verfügen, den Argumenten bzw. Informationen
Aufmerksamkeit zu schenken und sie zu verarbeiten. Ist das der Fall, so setzen wir uns also mit den Informationen
auseinander, lassen uns gegebenenfalls von den Argumenten überzeugen und ändern unsere Einstellung dauerhaft. Ist
dies nicht der Fall, etwa weil wir abgelenkt sind oder uns das Thema nicht besonders interessiert, dann bewerten wir
die Aussagen des Sprechers nach anderen Kriterien, den peripheren Hinweisreizen: Ist der Sprecher attraktiv? Halte
ich ihn für einen Experten? Ändern wir auf diesem Wege unsere Einstellung, so ist diese Änderung weniger stabil als
eine auf dem zentralen Wege erreichte. Insgesamt sind Einstellungsänderungen, die auf dem zentralen Weg erreicht
wurden, zeitlich stabiler, schwieriger wieder zu verändern und eher konsistent mit dem Verhalten.

Emotionen und persuasive Kommunikation


Menschen in guter Stimmung lassen sich eher von peripheren Hinweisreizen beeinflussen, vor allem bei Themen, die
ihnen bei kritischer Auseinandersetzung die Laune verderben könnten. Menschen in schlechter oder trauriger
Stimmung sind dagegen skeptischer und lassen sich nur schwer und hauptsächlich auf dem zentralen Weg der
Informationsverarbeitung überzeugen.

Emotionen können auf diese Weise auch als Heuristik verwendet werden: Ich fühle mich wohl, also kann das Objekt
nicht schlecht sein. So wird auf Werbeveranstaltungen für z. B. Linoleum ein umfangreiches Rahmenprogramm mit
Buffet und Musik dargeboten, um die Einstellung gegenüber diesem ansonsten eher nüchternen Produkt zu
verbessern.

Man kann aber auch Emotionen erzeugen, um eine höhere Aufmerksamkeit zu erreichen. So zeigt man Rauchern am
besten Fotos zersetzter schwarzer Lungen, um ihre Aufmerksamkeit zu maximieren. Um nun aber eine dauerhafte
Einstellungs- und vor allem Verhaltensänderung zu erreichen, muss dem Verängstigten nun Informationsmaterial zur
Verfügung gestellt werden, wie er diese Angst vermeiden kann – wie er nämlich aufhören kann zu rauchen.

Persönlichkeitseigenschaften
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Weniger intelligente Menschen sind beeinflussbarer als intelligentere. Menschen mit besonders hohem oder
niedrigem Selbstwertgefühl sind resistenter gegen Beeinflussungsversuche als Menschen mit durchschnittlichem
Selbstwertgefühl.[14] Eventuell interpretieren sie Beeinflussung als Gefahr für ihr Selbstbild (jeweils Schutz der
niedrigen oder hohen Selbstwert-Werte).

Theorien systematischer Informationsverarbeitung


Es gibt zur persuasiven Kommunikation einige kognitive Theorien, die beschreiben, wie Einstellung erworben und
verändert werden kann und mit welchen man die Auswirkung persuasiver Kommunikation auf Einstellung erklären
kann. Dabei gibt es Theorien, die sich nur auf die systematische Verarbeitung konzentrieren, und andere, die auch
beachten, dass bei persuasiver Kommunikation noch andere Faktoren (wie oben genannte Emotionen und
Persönlichkeitseigenschaften) an der Meinungsänderung beteiligt sein können.

Das Informationsparadigma von McGuire


Dieses Modell geht davon aus, dass zur Verarbeitung persuasiver Kommunikation mindestens fünf Bedingungen
erfüllt sein müssen:

Aufmerksamkeit
Verstehen
Akzeptieren der Argumente und Einstellungsänderung
Beibehalten der geänderten Einstellung
Verhalten gemäß der neuen Einstellung
Das Modell macht deutlich, wie schwierig es ist, durch persuasive Kommunikation eine Einstellungsänderung zu
bewirken. Denn schon wenn der Zuhörer einen dieser Schritte nicht durchläuft bzw. nicht durchlaufen kann, ist die
Kommunikation nicht erfolgreich und führt somit auch nicht zur Einstellungsänderung. Bei den meisten
sozialpsychologischen Experimenten wird die Wirkung der Kommunikation direkt nach der Darbietung gemessen.
Dadurch lässt sich McGuires Modell auf die ersten drei Faktoren beschränken. Weiterhin werden die ersten beiden
Faktoren Aufmerksamkeit und Verstehen unter dem Begriff Rezeption zusammengefasst. Diese vereinfachte Version
von McGuires Modell nennt man das Zwei-Faktoren-Modell der Überredung. Die zentrale Annahme beider Versionen
ist, dass die Rezeption einer Botschaft die Einstellungsänderung bestimmt. Jedoch gibt es nur wenige empirische
Belege für diese Annahme.

Das Modell kognitiver Reaktionen


Greenwald entwickelte dieses Modell, das im Gegensatz zu McGuire die Rolle der kognitiven Reaktionen, also der
individuellen Gedanken, hervorhebt, welche beim Empfang persuasiver Botschaften entstehen. Diesem Modell zufolge
kann man das Zuhören bei einer Kommunikation mit einer privaten Diskussion vergleichen, bei der der Zuhörer das
Für und Wider der Argumente abwägt. Das Modell nimmt an, dass Botschaften in dem Maße persuasiv sind, wie sie
positive Gedanken auslösen, andererseits jedoch nicht persuasiv, wie sie negative Gedanken erzeugen. Bei diesem
Modell kommt es also darauf an, wie die Botschaften verarbeitet werden. Es gibt daher eine Vielzahl an Experimenten,
die Variablen untersuchen, welche das Ausmaß der Botschaftsverarbeitung beeinflussen, wie zum Beispiel Ablenkung,
Botschaftswiederholung und Involviertheit in das Thema. So fanden die Forscher z. B. bei diesen Untersuchungen
heraus, dass schwache Argumentation viel positiver bewertet wurde, je größer die Ablenkung war. Im Gegensatz dazu
nahm die Zustimmung und damit auch die Überredungswirksamkeit bei guter Argumentation mit zunehmender
Ablenkung leicht ab.

Die Modelle von McGuire und das Modell von Greenwald unterscheiden sich darin, welche Bedeutung sie der
Rezeption der Argumente beimessen. Jedoch gehen diese Modelle von einer gemeinsamen Grundannahme aus, die
besagt, dass Einstellungsänderung nur durch die systematische Verarbeitung der Argumente einer Kommunikation
möglich ist.

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Zwei-Prozess-Modelle der Überredung


Es gibt jedoch andere Modelle, die davon ausgehen, dass es zwei Möglichkeiten der Informationsverarbeitung gibt,
welche auch beide zu einer Einstellungsänderung führen können. Man nennt diese Modelle Zwei-Prozess-Modelle. Sie
nehmen zusätzlich zu der systematischen bzw. dem zentralen Weg der Informationsverarbeitung, wie sie vom Modell
der kognitiven Reaktionen beschrieben wird, an, dass es noch den peripheren Weg gibt, bei dem eine Vielzahl an
Mechanismen eine Einstellungsänderung bewirken, auch ohne die systematische Verarbeitung der Argumente.

Das Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit


→ Hauptartikel: Elaboration Likelihood Model
Dieses Modell beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person den zentralen Weg der
Informationsverarbeitung wählt. Dies hängt dem Modell zufolge von Faktoren wie Motivation und Fähigkeit einer
Person ab, den Argumenten einer Kommunikation zu folgen bzw. sie zu verstehen. Wenn dies nicht der Fall ist, hat die
Logik der Argumente wenig Einfluss auf den Zuhörer. Stattdessen lässt sich der Zuhörer eher von den oberflächlichen
Charakteristiken, etwa der Länge der Rede, dass der Redner ein Experte ist oder dass er besonders attraktiv ist,
überzeugen, wenn diese den Anschein erwecken, dass die Kommunikation sinnvoll ist. Oder aber aufgrund von
Hinweisreizen aus der Situation, welche auffällig sind, die die empfangenden der Botschaft wahrnehmen. Wenn eine
Information aufgrund von Hinweisreizen bewertet wird, erwähnen Petty & Cacioppo (1986), dass es sich dabei um die
periphere Route handelt.

Das Modell der heuristisch-systematischen Informationsverarbeitung


Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren von Shelly Chaiken entwickelt. Im Jahr 1989 erweiterten es Chaiken.
Liberman und Eagly[15] um psychologische Bedingungen, die sie als Auslöser für das Beschreiten des heuristischen
oder des systematischen Verarbeitungsweges ansahen.[16][17]

Das Modell der heuristisch-systematischen Informationsverarbeitung befasst sich mit den Methoden, die ein
Individuum anwendet, wenn es unfähig oder unmotiviert ist, den Argumenten einer Kommunikation zu folgen.[18]
Wenn das der Fall ist, so entscheidet eine Person aufgrund peripherer Hinweisreize wie zum Beispiel Aussehen oder
Glaubwürdigkeit einer Person, ob sie die Botschaft akzeptiert oder nicht.[19][20] Das heuristisch-systematische Modell
geht davon aus, dass Menschen oft einfache Entscheidungsregeln, sogenannte Urteilsheuristiken, anwenden, um die
Validität einer Botschaft zu prüfen, bevor sie sie akzeptieren. Solche Heuristiken sind oft einfache Faustregeln wie z. B.
„Experten haben immer recht“, „Leute, die mir sympathisch sind, haben für gewöhnlich bei Sachthemen zutreffende
Meinungen“ oder: „Eine lange Botschaft ist ein Hinweis auf gute Argumente“. Nur, wenn eine ausreichend hohe
Motivation und Verarbeitunsgkapazität besteht, bringt die Person die kognitiven Ressourcen auf, sich zusätzlich
systematisch mit Nachrichten auseinanderzusetzen, d. h. die Botschaft kritisch zu reflektieren.

Diese kognitiven Heuristiken sind jedoch nach dem Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit nur einige wenige von
vielen verschiedenen Arten der peripheren Informationsverarbeitung.

Motivation und ihre Auswirkung auf Einstellungsänderung


Motivation ist den Zwei-Prozess-Modellen zufolge ein wichtiger Faktor, der darüber entscheiden kann, ob
Informationsverarbeitung auf dem zentralen oder peripheren Weg abläuft. Wichtigster Bestandteil dabei ist die
persönliche Relevanz eines Themas für eine Person. Forscher fanden dabei heraus, dass, je weniger einer Person das
Thema persönlich relevant erscheint, sie sich desto mehr von starker Argumentation überzeugen lässt. Genau
umgekehrt war es bei schwacher Argumentation. Je weniger das Thema relevant war, desto mehr wurden die
Argumente akzeptiert. Jedoch liegt die allgemeine Akzeptanz hier deutlich niedriger als bei guter Argumentation.
Daraus folgerten die Forscher, dass, je relevanter ein Thema ist, die Zuhörer auch umso mehr willens sind, den
Argumenten volle Aufmerksamkeit zu zollen, und daher wird es auch wesentlich wahrscheinlicher, dass der zentrale
Weg der Informationsverarbeitung gewählt wird.

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Die Zwei-Prozess-Theorien schließen jedoch nicht aus, dass der zentrale Weg und der periphere Weg der
Informationsverarbeitung auch gleichzeitig ablaufen können. Dies kann zum Beispiele der Fall sein, wenn eine Person
auch nach sorgfältiger Analyse der Argumente zu keinem eindeutigen Schluss kommt und dann Heuristiken
anwendet, um sich letztendlich doch entscheiden zu können, ob sie die Botschaft akzeptiert oder nicht.

All diese Modelle gehen davon aus, dass jede Person danach strebt, eine korrekte Einstellung zu haben. Diese
Motivation zur Richtigkeit bestimmt das Ziel der Verarbeitung, nämlich die Validität von persuasiven Botschaften zu
überprüfen.

Einstellungsänderung bei voreingenommenen Einstellungen


Was ist nun, wenn eine Person nicht motiviert ist, eine korrekte Einstellung zu besitzen, sondern eine
voreingenommene Ansicht zu einem Thema hat? Dazu haben Wissenschaftler, beginnend mit Chaiken, Liberman und
Eagly (1989)[15], in den 1990er-Jahren das systematisch-heuristische Modell der Informationsverarbeitung um
multiple Motive erweitert. Weitere wichtige Beiträge waren Eagly und Chaiken (1993)[21] sowie Chaiken, Giner-Sorolla
und Chen (1996)[22]. Zur Richtigkeitsmotivation wurden zwei weitere Motive der Informationsverarbeitung in das
Modell aufgenommen.[16][17]

Verteidigungsmotivation
Das Verarbeitungsziel dieser Motivation ist die Beibehaltung und Bestätigung der bestehenden Einstellung. Hierbei
beachtet die Person nur die Argumente genauer, die ihre Einstellung unterstützen oder die entgegengesetzte ablehnen.

Eindrucksmotivation
Dieses Motiv bezieht sich auf das persönliche Bedürfnis einer Person, Einstellungen zu besitzen, die sozial annehmbar
sind. Das Ziel dabei ist das Einnehmen einer Einstellungsposition, die potentiellen Beurteilern gefällt oder sie günstig
stimmt.

Diese beiden Motivationsformen der Informationsverarbeitung können wie auch die richtigkeitsmotivierte
Verarbeitung auf dem zentralen sowie auf dem peripheren Weg ablaufen.

Auf Begründung basierende Einstellungsänderung


Wenn Menschen versuchen, Gründe für eine bestimmte Einstellung zu finden, greifen sie naturgemäß auf ihnen
zugängliche Informationen zurück und konstruieren Erklärungen, die sie leicht in Sprache fassen können.[23] Häufig
sind ihnen die wahren Ursachen aber unbekannt, und sprachliche Ausdrucksfähigkeiten sind individuell verschieden.
Wunschdenken spielt in die Überlegungen hinein, kulturabhängige Denktraditionen sowie mögliche Gründe, die
zufällig gerade im Gedächtnis aktiv sind. Beispiel: Ein Kunde greift, weil er ohne sein Wissen von einem Werbespot
beeinflusst wurde, zu Produkt A statt Produkt B. Nach den Gründen für seine Kaufentscheidung befragt, stellt er Pros
und Contras für beide Produkte zusammen, deren Auswertung ihn überzeugt, beim nächsten Mal Produkt B zu
kaufen.[24][25][26] Probleme entstehen, wenn eine sachlich falsche oder sprachlich unbeholfene Begründung so
plausibel klingt, dass die Einstellung daraufhin geändert wird. Beispiel: Ein Basketball-Experte kann intuitiv,
aufgrund tausendfacher hochkomplexer, aber nicht verbalisierter Erfahrungen, gut Spielergebnisse vorhersagen. Falls
er, nach seiner Methode befragt, nun Begründungen seiner Einstellungen zurechtzimmert, werden sich seine
Fähigkeiten verschlechtern.[27] Falls es zu einer begründungsbasierten Einstellungsänderung kommt, ist sie, wenn die
tatsächlichen Ursachen weiter bestehen, nicht sehr stabil. Einstellungen, die Menschen äußern, nachdem sie ihre
Gründe „analysiert“ haben, sind schlechte Verhaltensprediktoren. Entscheidungen, die aufgrund einer solchen
Einstellungsänderung getroffen wurden, werden daher später oft bereut.[28]

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Beständigkeit der Einstellungen


Einstellungsveränderungen, die durch den zentralen Weg bzw. durch systematische Verarbeitung der Argumente
herbeigeführt wurden, sind nachhaltiger als Einstellungen, die aufgrund peripherer Verarbeitung erworben wurden.
Zusätzlich dazu haben Forscher herausgefunden, dass, je stärker eine Einstellung ist, sie umso resistenter gegen
Veränderungen ist. Die Einstellungsstärke hängt dabei von der Einstellungszugänglichkeit ab, also davon, wie schnell
einem seine Einstellung zu einem bestimmten Einstellungsobjekt in den Sinn kommt.

Vorhersage von Verhalten aufgrund von Einstellungen


Siehe auch: Selbsterfüllende Prophezeiung
Eine frühe Studie zu diesem Thema stammt von Richard LaPiere (1934), der mit einem chinesischen Ehepaar durch
die USA reiste und Hotels besuchte, um zu überprüfen wie gut ein vorherrschendes Stereotyp gegenüber Chinesen das
Verhalten (Ablehnung einer Übernachtung) vorhersagt (mehr dazu, siehe: LaPiere's Studie von 1934).

Spontanes Verhalten kann durch Einstellungen nur vorhergesagt werden, wenn diese leicht zugänglich sind, die
entsprechenden Gedächtnisinhalte also schnell aktiviert werden können.[29] Veganer können sich an einem Buffet
auch deshalb schneller entscheiden, weil ihnen ihre Auswahlkriterien präsenter sind. Mit der Vorhersage überlegten
Verhaltens beschäftigt sich Ajzens „Theorie des geplanten Verhaltens“ (Theory of planned behavior).

Theorie des geplanten Verhaltens


Diese von Icek Ajzen entworfene Theorie des geplanten Verhaltens (auch engl. Theory of planned behavior) befasst
sich damit, inwiefern man das Verhalten einer Person gegenüber einem Einstellungsobjekt (Person, Sachverhalt, Idee
usw.) vorhersagen kann, wenn man die Einstellung der Person gegenüber dem Einstellungsobjekt kennt.[30]

Nach der Theorie ist die Intention (Verhaltensabsicht) der beste Prädiktor
des Verhaltens, falls ausreichend Motivation, Zeit und geistige Kapazität
(also keine Ablenkungen, Müdigkeit o. ä.) vorhanden sind. Die Intention
wiederum ist abhängig von drei Faktoren. Diese sind:

die Einstellung gegenüber dem Verhalten,


die sozialen Normen, also die Erwartung, wie nahestehende Personen Das Modell des geplanten
das geplante Verhalten bewerten werden, sowie
Verhaltens, Abb. 1
die Erwartung, wie einfach oder schwierig die Ausführung des
geplanten Verhaltens wird (wahrgenommene Verhaltenskontrolle).[31]
Einstellung gegenüber dem Verhalten und soziale Normen: Eine Person wird nach Ajzen ein Verhalten dann
ausführen, wenn sie es positiv bewertet und wenn sie glaubt, dass für sie bedeutsame Personen die Ausführung dieses
Verhaltens ebenfalls positiv bewerten würden. Sollte es für die Person keine relevanten Bezugspersonen geben, so
wird die Einstellungsdeterminante ein größeres Gewicht bekommen. Auf der anderen Seite ist es möglich, dass die
starke Verankerung der Person in einer Gruppe bewirkt, dass der subjektiv erlebte Druck die primäre oder sogar
einzige Verhaltensdeterminante darstellt und die Einstellungen zur Verhaltensvorhersage irrelevant werden.
Einstellungen und subjektive Normen beeinflussen also laut dem Modell die Intention (Absicht), ein bestimmtes
Verhalten zu zeigen oder nicht zu zeigen. Diese Intention wirkt schlussendlich direkt als Entscheidungskomponente
auf das Verhalten. Dabei nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten ausgeübt wird, umso stärker zu, je stärker
die Intention ist.

Wahrgenommene Verhaltenskontrolle: Bei der Theorie des geplanten Verhaltens (Abb. 1) kommt nun noch als dritte
Determinante der Intention, zusätzlich zu den Einstellungen und der subjektiven Norm, die wahrgenommene
Verhaltenskontrolle hinzu. Diese bezeichnet die erwartete Mühelosigkeit bei der tatsächlichen Ausführung des
beabsichtigten Verhaltens. Damit wird also die Überzeugung einer Person, wie leicht oder wie schwierig ein Verhalten
für sie auszuführen ist, festgestellt. Diese Ergänzung der Theorie ist vor allem bei solchen Verhaltensweisen von

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Vorteil, über die eine Person nur eine geringe persönliche Kontrolle hat. Damit lässt sich also sehr gut die
Wahrscheinlichkeit voraussagen, mit der eine Person ein bestimmtes Verhalten zeigen wird, über welches sie nur eine
eingeschränkte persönliche Kontrolle besitzt. Je mehr Ressourcen und Verhaltensmöglichkeiten eine Person zu
besitzen glaubt, desto größer wird, dem Modell zufolge, die wahrgenommene Verhaltenskontrolle über das Verhalten
sein. Man muss allerdings beachten, dass die wahrgenommene Verhaltenskontrolle nicht mit der tatsächlichen
Verhaltenskontrolle, die sich nur schwer ermitteln lässt, übereinstimmen muss. Die wahrgenommene
Verhaltenskontrolle kann das Verhalten zum einen indirekt über die Intention beeinflussen, sich aber zum anderen
auch direkt darauf auswirken. Demnach sagt die Intention nur den Versuch der Verhaltensausführung vorher und
nicht auch notwendigerweise dessen Ausführung. Außer dem Einfluss auf die Intention und das Verhalten wirken die
drei Prädiktoren auch noch wechselseitig aufeinander (siehe auch Abbildung 1). Nach Ajzens Überlegungen kann man
nun annehmen, dass die wahrgenommene Verhaltenskontrolle mit der Verhaltensausführung positiv korreliert. Diese
Korrelation wird aber nur dann hoch sein, wenn die wahrgenommene Verhaltenskontrolle mit der tatsächlichen
Verhaltenskontrolle weitgehend übereinstimmt.

Die Theorie des geplanten Handelns geht aus der Revision der Theorie des überlegten Handelns hervor. Beide
Theorien sind identisch, wenn die wahrgenommene Verhaltenskontrolle bzw. die Kontrolle über internale und
externale Faktoren einen maximalen Wert erreicht und damit die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit der
Handlungsausführung gegen 1,0 geht. In diesem Fall wird die Intention ein guter Prädiktor des Verhaltens sein und
die Theorie des überlegten Handelns kann direkt angewandt werden. Es bleibt jedoch zu beachten, dass es eine Menge
verschiedener interner und externer Faktoren wie z. B. zu wenig Geld, Zeit, ungünstige Gelegenheit oder mangelnde
Fähigkeit gibt, die möglicherweise verhindern, dass eine Person ein stark intendiertes Verhalten ausführt.

Hierzu ein Beispiel:

Nehmen wir an, ich liebe das Bergsteigen. Kommt es zu der Verhaltensabsicht: „Ich werde den Kilimandscharo
besteigen!“? Zunächst ist nicht die Frage, wie ich im Allgemeinen zum Bergsteigen stehe, sondern, wie meine
Einstellung zum Besteigen des Kilimandscharos ausgeprägt ist. Die zweite Variable berührt die Frage, ob die Personen
in meiner Umwelt ein solches Verhalten wohl befürworten oder ablehnen würden und ob mir deren Meinung wichtig
ist (die Haltung meiner Frau kann zum Beispiel relevanter sein als die Einstellung meines Postboten). Drittens gilt es
abzuwägen, ob ich das Verhalten und dessen Konsequenzen unter Kontrolle habe: Sind meine Kletterfertigkeiten
ausreichend? Habe ich Urlaub zu dieser Zeit? Wird das Wetter gut genug sein? Wenn all diese Überlegungen zu einem
positiven Ergebnis führen, dann werde ich wahrscheinlich die entsprechende Verhaltensabsicht formulieren. Sind also
die Ausprägungen dieser 3 Variablen bekannt und ist eine Verhaltensabsicht formuliert, so kann das Verhalten relativ
gut vorhergesagt werden. Einstellungen wirken also nur unter Vermittlung anderer Variablen auf unser Verhalten, der
beste Prädiktor ist die Verhaltensabsicht.

Andere relevante Variablen


Die Vorhersagekraft für ein Verhalten hängt jedoch auch von weiteren Faktoren ab:

Spezifität
Je spezifischer eine Einstellung zu einem spezifischen Verhalten passt, desto besser sagt diese Einstellung das
Verhalten voraus. Das sogenannte Korrespondenzprinzip nach Icek Ajzen & Martin Fishbein besagt, dass
Einstellung und Verhalten dann am stärksten übereinstimmen, wenn der Spezifitätsgrad beider gut übereinstimmt.

Eine Untersuchung (Davidson & Jaccard, 1979) befragte Frauen zu ihrer Einstellung gegenüber Verhütungsmitteln.
Dabei interessierte, ob diese Frauen in der nächsten Zeit tatsächlich die Pille einnehmen würden – also ein sehr
spezifisches Verhalten. Befragte man die Frauen sehr global „Was ist ihre Einstellung gegenüber Verhütungsmitteln?“,
sagte ihre Einstellung den tatsächlichen Gebrauch schlecht vorher (Korrelation: 0.08). Je spezifischer die abgefragte

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Einstellung jedoch war (je ähnlicher dem Verhalten im Spezifitätsgrad) desto besser sagte diese das Verhalten vorher:
„Was halten Sie von der Pille?“ (Korrelation: 0.32); „Was halten Sie davon, selbst die Pille zu nehmen?“ (Korrelation:
0.52); „Würden sie in den nächsten zwei Jahren die Pille nehmen?“ (Korrelation: 0.57).[32]

Salienz der Einstellung


Je salienter eine Einstellung für ein bestimmtes Verhalten ist, d. h. je besser sie dem Bewusstsein zugängig ist, desto
besser stimmen beide überein. Salienz bezieht sich dabei v. a. auf die Verfügbarkeit im Gedächtnis.

Snyder und Swam führten 1976 eine Untersuchung zu diesem Thema durch: Sie befragten Studenten zu ihrer
Einstellung gegenüber positiver Diskriminierung und ließen sie einen Aufsatz mit ihren Argumenten verfassen. Zwei
Wochen später legte man ihnen einen Fallbericht über eine geschlechtsspezifische Diskriminierung vor und bat sie,
ihre Meinung dazu abzugeben. Die Hälfte der Versuchspersonen wurde davor gebeten, sich ihre Argumente aus dem
Aufsatz noch einmal im Gedächtnis zu strukturieren – die andere Hälfte erhielt keine Instruktionen. Jene Gruppe, die
sich ihre Einstellung noch einmal ins Gedächtnis gerufen hatten, zeigte eine größere Übereinstimmung zwischen ihrer
Einstellung im Aufsatz und ihrer Beurteilung des Fallberichts. Für sie war die eigene Einstellung offensichtlich
salienter.

Persönliche Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt


Je mehr persönliche Erfahrung mit dem Einstellungsobjekt gemacht wurden, desto mehr stimmten Einstellung und
Verhalten gegenüber diesem Objekt überein. Fazio bezeichnete die Stärke der Assoziation zwischen der Einstellung
und ihrem Objekt im Gedächtnis als Verfügbarkeit.

In einer Untersuchung gab man Versuchspersonen fünf verschiedene Rätseltypen und bat sie, diese hinsichtlich ihres
Anreizes einzuschätzen. Eine Gruppe bildete sich ihr Urteil aus persönlicher Erfahrung mit den Aufgaben – sie
bearbeitete sie probeweise. Eine andere Gruppe erhielt fertige, von anderen Personen bearbeitete Rätsel und sollte
daraufhin ihr Urteil bilden. Später überließ man den Versuchspersonen die freie Wahl zwischen den Aufgaben und
wies sie an, diese nach Lust und Laune zu bearbeiten. Für jene Gruppe, welche vorher persönlich die Rätsel bearbeiten
durfte, sagte deren daraufhin gebildetes Urteil über die Aufgabentypen das spätere Ausmaß der Bearbeitung der
einzelnen Rätselaufgaben besser vorher, als für die andere Gruppe.

Sozialer Druck
Je geringer der soziale Druck auf Personen, ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Einstellung zu vertreten,
desto besser stimmen Handlung und Einstellung überein. Ein Beispiel aus der Politik in den USA: Die Mehrheit der
Kongressabgeordneten stimmte 2002 für die Invasion des Irak – in einer Befragung lehnten die meisten von ihnen
den Irakkrieg privat jedoch ab.

Globalität
Das Aggregationsprinzip besagt, dass globale Einstellungsmaße globale Verhaltensmaße besser vorhersagen, als
spezifische Handlungen.

Zusätzlich relevante Variablen sind u. a.: Gewohnheiten, moralische Verpflichtungen zu einem bestimmten Verhalten
und die Relevanz eines Verhaltens für die Selbstidentität. Wenn ich gewohnt bin, dass eine Putzfrau meine Wohnung
säubert, dann kommt es vielleicht trotz günstiger Ausprägung der anderen Variablen nicht zu einer Verhaltensabsicht
(Gewohnheit). Selbst wenn alle anderen Variablen die Ausübung der Selbstjustiz am Mörder meiner Schwester
begünstigen, so verhindert vielleicht doch mein buddhistischer Glaube das Aufkommen einer solchen Absicht
(moralische Verpflichtung). Wenn mein Selbstbild als Samariter sehr wichtig ist, dann beabsichtige ich vielleicht die
Teilnahme als „Arzt ohne Grenzen“ in Krisengebieten, auch wenn meine Familie dagegen und die Verhaltenskontrolle
(ich könnte getötet werden) gering ist (Relevanz für Selbstidentität).

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Persönlichkeitseigenschaften
Menschen mit hohem Self-Monitoring (d. h. Menschen, die ihr Handeln stark an den antizipierten Einstellungen
Anderer orientieren), neigen zu einer niedrigeren Konsistenz zwischen Einstellung und Verhalten. Offenbar spielen
hier Umwelteinflüsse eine starke Rolle.

Menschen mit hoher berichteter Selbstkonsistenz (d. h. Menschen, die ihr eigenes Verhalten als konsistent mit ihren
Einstellungen einschätzen), verhalten sich tatsächlich eher konsistent.

Beispiel für Diskrepanz zwischen Verhalten und Einstellung


In einer Untersuchung bestätigten Batson und Kollegen ein Phänomen, welches sie als moralische
Scheinheiligkeit bezeichneten:

Versuchspersonen bekamen zwei Aufgaben: für die Lösung der einen konnten 30 $, für die andere nichts gewonnen
werden. Sie sollten nun eine der beiden Aufgaben sich selbst und die andere einer zweiten Person zuordnen. Zuerst
wurden sie befragt, ob es fair wäre, sich selbst die 30-$-Aufgabe und dem anderen die Aufgabe ohne Gewinn
zuzuweisen. Nur ein Zwanzigstel der Versuchspersonen stimmte dieser Aussage zu – die große Mehrheit hatte die
Einstellung, diese Handlung wäre nicht fair oder angemessen.

Nachher ließ man die Probanden die Aufgaben tatsächlich sich und einem anderen zuordnen. Nun ordnete die
Mehrheit von ihnen sich selbst die 30-$-Aufgabe und der anderen Person die 0-$-Aufgabe zu. Ihr Verhalten und ihre
Einstellung stimmten nicht überein! Auch wenn man die Probanden anwies, in einem Raum allein ohne Beobachtung
eine Münze zu werfen, um zu entscheiden, wer welche Aufgabe bekommen sollte, wies sich die Mehrheit noch die
30-$-Aufgabe zu. Sie mussten beim Münzwurf gemogelt haben (vielleicht hatten sie erst nach dem Wurf entschieden,
wer Kopf und wer Zahl bekommt). Selbst wenn man die Münzseiten eindeutig markierte und die Aufgabenzuordnung
somit unstrittig war, wies sich die große Mehrheit die 30-$-Aufgabe zu.

Methoden der Einstellungsmessung


Ziel der Methoden der Einstellungsmessung ist die empirische Überprüfung der Theorie des geplanten Verhaltens.
Eindimensionale Methoden sind die Over-all-Messung, summierte Ratingskalen (Likert-Skala) und die
Skalogrammmethode nach Guttman.

Mehrdimensionale Methoden sind Multiattributionsmodelle und das semantische Differenzial. Die


Multiattributionsmodelle lassen sich unterscheiden nach kompositionellen und dekompositionellen Methoden (insb.
die Conjoint-Analyse bzw. ein Faktorieller Survey). Zu den Kompositionellen Methoden gehören die Ansätze von
Fishbein und Morris Rosenberg sowie die Weiterentwicklung von Trommsdorff.

Gemessen werden muss deshalb zunächst die Einstellung gegenüber einem bestimmten Sachverhalt. Dabei spielen
eine Rolle:

die subjektiven Normen,


die Intention zur Durchführung des Verhaltens,
sowie das tatsächliche Verhalten, welches durch Beobachtung und/oder einen Verhaltensbericht der Befragten
(z. B. ein Verhaltensrückblick).
Die Faktoren können z. B. direkt durch eine Befragung von Personen ermittelt werden, die über jede Frage durch
Ausfüllen einer Skala urteilen. Genauer gesagt sollte man also bei einem vollständigen Test des Modells folgende
Variablen messen:

Die Einstellungskomponenten: Dazu gehören die Überzeugungen in Bezug auf mögliche


Verhaltenskonsequenzen, sowie deren Bewertung (indirekte Feststellung der Einstellung). Zusätzlich wird die
Einstellung noch direkt gemessen, meist über ein semantisches Differenzial. Dies ist eine bekannte Form für eine
Bewertungsskala. In der Originalskala von Charles Osgood (siehe Semantisches Differenzial) stehen sich bei der

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Skala meist zwei Adjektive gegenüber, zum Beispiel „gut“ und „schlecht“. Die Lage des Antwortkreuzes
entscheidet über die Bewertung der Frage.

Die subjektiven Normen: Auch hier misst man zunächst die normativen Überzeugungen und die Motivation zur
Konformität. Es erfolgt ebenfalls eine direkte Messung der subjektiven Normen, sowie eine Feststellung der
Gewichtung der verschiedenen Normen für eine Person.
Die Intention, welche direkt abgefragt wird.
Das Verhalten, welches entweder durch Beobachtung oder einen Verhaltensbericht festgestellt wird.
Dabei muss man beachten, dass die Einstellungs- und Verhaltenskomponenten, sowie die der subjektiven Norm und
der Verhaltenskontrolle hinsichtlich des Handlungs-, Ziel-, Kontext- und des Zeitaspektes einen vergleichbaren
Spezifikationsgrad aufweisen (Prinzip der Korrespondenz).

Der Begriff „Einstellung“ in der populären Psychologie


In den Vereinigten Staaten, wo Autoren wie Dale Carnegie bereits in den 1930er Jahren die Methode des Positiven
Denkens beworben haben, ist das psychologische Konzept der Einstellung (engl. attitude) in sehr viel größerem Maße
popularisiert als z. B. in Deutschland. Der Gedanke, dass das, was man im Leben erreicht (Erfolg in Schule und Beruf,
harmonisches Auskommen mit dem Partner usw.), zu einem großen Teil von der Einstellung (gegenüber den eigenen
Fähigkeiten, dem Partner usw.) bestimmt wird, ist im populären psychologischen Diskurs dieses Landes
allgegenwärtig. Eine umfangreiche Ratgeberliteratur, die bis in die Kinderbuchsparte hinein reicht, lehrt dort den
bewussten Umgang mit den eigenen Einstellungen und gibt Anleitung, wie Erwartungshaltungen, mit denen der
Betreffende sich nach dem Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung selbst behindert, durch günstigere ersetzt
werden können.[33]

Literatur
E. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert: Sozialpsychologie. 6. Auflage. Pearson Studium, 2008, ISBN 978-3-8273-
7359-5, Kapitel 7, S. 192–227.
G. Bohner: Einstellungen. In: W. Stroebe (Hrsg.): Sozialpsychologie. Springer-Verlag, Berlin 1996.
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Persuasion,. In: Journal of Personality and Social Psychology. Vol. 39 (5), 1980, S. 752–766.
S. Chaiken: The Heuristic Model of Persuasion. In: M. P. Zanna, J. M. Olson, C. P. Herman (Hrsg.): Social
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S. Chaiken, A. Liberman, A. H. Eagly: Heuristic and Systematic Information Processing within and beyond the
Persuasion Context:. In: J. S. Ureman, J. A. Bargh (Hrsg.): Unintended Thought. The Guilford Press, New York,
NY 1989, S. 212–252.
S. Chaiken, D. Maheswaran: Heuristic Processing Can Bias Systematic Processing: Effects of Source Credibility
Argument Ambiguity, and Task Importance on Attitude Judgment,. In: Journal of Personality and Social
Psychology. Vol. 66 (3), 1994, S. 460–473.
D. Frey, D. Stahlberg, P. M. Gollwitzer: Einstellungen und Verhalten: Die Theorie des überlegten Handelns und
die Theorie des geplanten Verhaltens. In: D. Frey, M. Irle (Hrsg.): Theorien der Sozialpsychologie. Band 1:
Kognitive Theorien. Hans Huber Verlag, Bern 1993. online (https://archive.today/20050428/http://www.psychonom
ie.de/sozialpsychologie/uebhand.htm) (Memento vom 28. April 2005 im Webarchiv archive.is)
Frank Görgen: Kommunikationspsychologie in der Wirtschaftspraxis. Oldenbourg, München 2005.
W. Stroebe, K. Jonas: Grundsätze des Einstellungserwerbs und Strategien der Einstellungsänderung. In: W.
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R. E. Petty, J. T. Cacioppo: Central and Peripheral Routes to Persuasion: Application to Advertising. In: L. Percy,
A. Woodside (Hrsg.): Advertising and Consumer Psychology, Lexington. Lexington Books, 1983, S. 3–23.
R. E. Petty, J. T. Cacioppo: The Effects of Involvement on Responses to Argument Quantity and Quality: Ventral
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81.
R. E. Petty, J. T. Cacioppo: Communication and Persuasion, Central and Peripheral Routes to Attitude Change.
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R. E. Petty, J. T. Cacioppo, T. Goldman: Personal Involvement as a Determinant of Argument-Based-Persuasion.
In: Journal of Personality and Social Psychology. Vol. 41 (5), 1981, S. 847–855.
Semantisches Differenzial. (https://web.archive.org/web/20080212155206/http://www.psychonomics.de/article/ma
foalmanach/almanach.php?suchbegriff=SEMANTISCHES+DIFFERENZIAL) (Memento vom 12. Februar 2008 im
Internet Archive) auf: psychonomics.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Einstellung_(Psychologie) 14/16
4/8/2019 Einstellung (Psychologie) – Wikipedia

The brain gain network: Einstellung - Ein theoretischer Überblick. (http://www.brain-gain.net/index.php?option=co


m_content&view=article&id=95%3Aeinstellungen-ein-theoretischer-ueberblick&catid=75%3Acat-attitudes&Itemid
=112&lang=de) 29. April 2009.
The Fate of an Honest Intellectual. (http://www.chomsky.info/books/power01.htm) In: Understanding Power. The
New Press, 2002, S. 244–248. U.a. über Norman Finkelstein (englisch)
Jungs Methode des politischen Einstellungswandels. In: Els Nannen: Carl Gustav Jung der getriebene Visionär.
(http://bitflow.dyndns.org/german/ElsNannen/Carl_Gustav_Jung_Der_Getriebene_Visionaer_2003.pdf) S. 223.
(PDF-Datei; 1,7 MB)

Weblinks
Impliziter Assoziationstest (https://implicit.harvard.edu/implicit/germany/)

Einzelnachweise
1. I. Ajzen: Nature and operation of attitudes. In: Annual Review of Psychology. 52, 2001, S. 27–58.
2. Richard J. Gerrig, Philip G. Zimbardo: Psychologie. 18., aktualisierte Auflage. 2008, S. 642–646.
3. Harry C. Triandis: Einstellungen und Einstellungsänderungen. Beltz, Weinheim/ Basel 1975, ISBN 3-407-51074-8,
S. 3 ff. (engl. Attitude and Attitude Change. John Wiley & Sons, 1971).
4. E. R. Smith, D. M. Mackie: Social Psychology. 2. Auflage. Psychology Press, 2000, ISBN 0-86377-587-X, S. 247.
5. G. W. Allport: Attitudes. In: C. Murchison (Hrsg.): Handbook of social psychology. Clark University Press,
Worcester 1935, S. 798–844. (vgl. Harry C. Triandis: Einstellungen und Einstellungsänderungen. Beltz,
Weinheim/ Basel 1975, ISBN 3-407-51074-8, S. 4.)
6. P. G. Devine: Automatic and controlled processes in prejudice. 1989.
7. Dovidio u. a.: Implicit and explicit prejudice and interracial interaction. In: Journal of Personality and Social
Psychology. 82, 2002, S. 62–68.
8. Hofmann u. a.: A meta-analysis on the correlation between the Implicit Association Test and explicit self-report
measures. In: Personality and Social Psychology Bulletin. 31, 2005, S. 1369–1385.
9. E. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert: Sozialpsychologie. 6. Auflage. Pearson Studium, 2008, ISBN 978-3-8273-
7359-5, S. 194.
10. G. R. Maio, J. M. Olson: Relations between values, attitudes, and behavioral intentions: The moderating role of
attitude function. In: Journal of Experimental Social Psychology. 31, 1995, S. 266–285.
11. M. Snyder, K. G. De Bono: Understanding the function of attitudes: Lessons for personality and social behavior.
In: A. R. Pratkanis u. a. (Hrsg.): Attitude structure and function. Erlbaum, Hillsdale, NJ 1989, S. 339–359.
12. E. R. Smith, D. M. Mackie: Social Psychology. 2. Auflage. Psychology Press, 2000, ISBN 0-86377-587-X, S. 250.
13. L. R. Fabrigar, R. E. Petty: The role of affective and cognitive bases of attitudes in susceptibility to affectively and
cognitively based persuasion. In: Personality and Social Psychology Bulletin. 25, 1999, S. 363–381.
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16. James Price Dillard und Michael Pfau: The Persuasion Handbook: Developments in Theory and Practice. SAGE,
2002, ISBN 978-0-7619-2006-9, S. 195–196.
17. Arie W. Kruglanski und Edward Tory Higgins (Hrsg.): Social Psychology: A General Reader. Psychology Press,
2003, ISBN 978-0-86377-695-3, S. 490.
18. Chaiken, Libermann & Eagly (1989, S. 212)
19. S. Chaiken: Heuristic versus systematic information processing and the use of source versus message cues in
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20. S. Chaiken: The heuristic model of persuasion. In: M. P. Zanna u. a. (Hrsg.): Social influence: Ontario Symposium
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21. Alice Hendrickson Eagly und Shelly Chaiken: The Psychology of Attitudes. Harcourt Brace Jovanovich College
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23. T. D. Wilson u. a.: Effects of introspecting about reasons: Inferring attitudes from accessible thoughts. Journal of
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24. T. D. Wilson u. a.: Effects of analyzing reasons on attitude-behavior consistency. In: Journal of Personality and
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25. T. D. Wilson u. a.: Introspection, attitude change, and attitude-behavior consistency: The disruptive effects of
explaining why we feel the way we do. In: L. Berkowitz (Hg.) Advances in experimental social psychology. 19,
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26. G. L. Levine u. a.: Reasoning and the weighting of attributes in attitude judgments. In: Journal of Personality and
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Unveröffentlichtes Manuskript, Indiana University, 1997.
28. J. Sengupta, G. J. Fitzsimons: The effect of analyzing reasons on the stability of brand attitudes: A reconciliation
of opposing presictions. In: Journal of Consumer Research. 31, 2004, S. 705–711.
29. Russell Fazio: Accessible attitudes as tools for object appraisal: Their costs and benefits. In: G. R. Maio, J. M.
Olson (Hrsg.): Why we evaluate: Functions of attitudes. Erlbaum, Mahwah, NJ 2000.
30. I. Ajzen: From intentions to actions: A theory of planned behavior. In: J. Kuhl, J. Beckmann (Hrsg.): Action control:
From cognition to behavior. Springer, Heidelberg 1985, S. 11–39.
31. E. Aronson, T. D. Wilson, R. M. Akert: Sozialpsychologie. 6. Auflage. Pearson Studium. 2008, ISBN 978-3-8273-
7359-5, S. 215 f.
32. Jaccard Davidson: Variables that moderate the attitude behavior relation: Results of a longitudinal survey. In:
Journal of Personality and Social Psychology. 37, 1979, S. 1364–1376.
33. Jeff Keller: Attitude Is Everything: Change Your Attitude...and You Change Your Life! INTI, 2007, ISBN 978-1-
891279-21-8; Napoleon Hill: Success Through A Positive Mental Attitude. Pocket, 2007, ISBN 978-1-4165-4159-
2; Jeffrey Gitomer: Little Gold Book of Yes! Attitude: How to Find, Build and Keep a Yes! Attitude for a Lifetime of
Success. FT Press, 2006, ISBN 0-13-198647-3.

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