RUBRIK
... sag mal, wie lebst du eigentlich
JOY KATZMARZIK, 29 JAHRE
Doktorandin in der Amerikanistik an
der Johannes Gutenberg-Universi-
tät Mainz, nebenher selbstständige
Illustratorin.
Wie lebst du deinen Glauben
ganz praktisch?
Man meint ja schnell, dass das Christsein
mit etwas ehrenamtlichem Engagement
getan und auf feste Zeiten beschränkt sei.
Mein Glaube ist aber nicht bloss eine Rou-
tine eingesperrt, in einem bestimmten Le-
bensbereich, sondern durchzieht mein
ganzes Leben. Die Quelle für das alles ist
meine persönliche tägliche Beziehung zu
Gott in meiner Bibellese und dem direkten
Gespräch mit ihm. Das prägt mich, wie ich
diese Welt und meine Mitmenschen sehe,
wie ich mit Konflikten, Niederlagen und
Erfolgen umgehe, aber auch wie ich mein
Leben gestalte, mit Zeit umgehe, wie ich
meine Prioritäten setze.
Du hast in Amerikanistik promoviert
und Lehramt für die Fächer Englisch und
Geschichte studiert. Was hat dich dazu
motiviert?
Ich illustriere sehr gerne, habe aber auch
in meinem Studium die englischsprachige
Literatur lieben gelernt. Darum habe ich
50 ETHOS 3 | 2018
deinen Glauben 24/7?
Ich bin in einem christlichen Elternhaus gross geworden
und habe nach einigen Umwegen mit 20 Jahren nochmal
eine sehr persönliche Entscheidung für ein Leben mit Gott
getroffen – weil es ohne Gott keinen Sinn macht.
nach meinem Studium einfach beides ver-
eint, indem ich eine Doktorarbeit geschrie-
ben habe über Erzählkonventionen in Zei-
tungscomics anhand meiner Lieblingsserie,
«Calvin und Hobbes». Damit habe ich den
Jackpot erwischt, da meine Interessen da-
rin vereint sind.
Inzwischen hast du auch schon ver-
schiedenste Publikationen illustriert und
deine witzigen Figuren kennt man weit
herum. Wie ist es dazu gekommen?
Eines Tages sass ich in einer Vorlesung vor
einem weissen Papier – als einfach so ein
Männchen auf meinem Blatt fröhlich vor-
beispaziert kam. Und dann kam noch eins
dazu ... Immer mehr freche Figürchen ha-
ben sich auf meinem Papier breitgemacht
... bis heute. Mittlerweile ist meine Illust-
ratorentätigkeit ein seriöser Nebenjob, der
auch einiges an Buchhaltung und Organi-
sation mit sich bringt. Ich liebe aber den
kreativen Ausgleich zu dem Unialltag und
betreibe meinen Nebenjob mit grosser
Freude.
Was sind die grössten Herausforderungen
in deinem Leben als Christ?
Ich lebe ein sehr buntes und abwechs-
lungsreiches Leben, was ich rundum ge-
niesse. Das heisst aber auch, dass ich in
meiner Beziehung zu Gott die «Eckda-
ten» immer wieder anpassen muss. Ich
kann gewisse Dinge wie das regelmässige
Bibellesen, Beten oder den Gemeinde-
besuch einüben, aber das heisst noch
nicht, dass ich automatisch eine gesunde
Beziehung mit Gott lebe. Kein Tag lebt sich
von selbst, und es ist wichtig, immer wie-
der mit einem offenen Herzen zu Gott zu
kommen und ehrlich den Dialog mit ihm
zu suchen. Aber gleichzeitig ist das auch
das Schöne an meinem Leben mit Gott –
es ist eben nicht 08/15, keine Selbstver-
ständlichkeit und auch kein Selbstläufer,
sondern es ist eine reale Beziehung, die
man täglich pflegt.
Was ist dein grösster Wunsch?
Zufriedenheit mit dem, was
Gott mir gibt! ... egal, ob das
Leben gerade Sonnenschein ist
oder doch eher Gewitter. Weil
ich weiss, dass Gott keine Fehler
macht mit dem, was er mir gibt,
kann ich zufrieden und dank-
bar in jeder Situation leben.
... deine Botschaft an andere
junge Menschen?
Ich wünsche euch, dass ihr euren Schöp-
fer richtig gut kennenlernt und aus dieser
Beziehung heraus euer Leben schöpferisch
und kreativ lebt. Das macht mein Leben
wertvoll. Und ich wünsche auch euch den
Mut und die Freude, die Welt um euch he-
rum nach Gottes Vorstellung so zu gestal-
ten, dass der Schöpfer dieser Welt gross-
gemacht wird.