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Zum Problem der Ortsnamen in der Türkei

Die Ortsnamen bilden einen interessanten Bestandteil des türkischen Vokabulars in


Anatolien. Gleichzeitig stellen sie die einzigen historischen Angaben zu Orten und Regionen
dar, welche in schriftlichen Quellen keine Erwähnung finden; diese Angaben können sowohl
die Spuren einer Sprache bzw. eines Stammes sein als auch diverse Informationen von der
Fauna bis zur Flora, von Naturquellen bis zur Einwohnerdichte vermitteln. Wenn von
Anatolien die Rede ist, wird der Fall verstrickter, denn die Anzahl der in Anatolien ehemals
gesprochenen oder zur Zeit noch gesprochenen Sprachen beträgt sich auf sechs Dutzend. Von
den ungefähr zwanzig Sprachen, die für das Altertum nachgewiesen sind, konnte nur sehr
wenig Sprachmaterial bewahrt werden und daher wissen wir über sie nicht mehr, als dass ein
Teil von ihnen den für Anatolien spezifischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie
bildet. Die Hattische und die Hurrische, die unter diesen Sprachen die am frühsten ins
Schriftliche umgesetzten sind, haben weder zueinander noch zu irgendeiner anderen
Sprachfamilie eine Beziehung. Hinsichtlich der Tatsache, dass je weiter man zurückblickt,
desto unklarer die Umstände werden, lassen sich oftmals die Veränderungen der Ortsnamen
beim Übergang von einer bestimmten Sprache oder Mundart zu einer anderen durch keine
Regeln erfassen. Es ist daher erforderlich, Studien, die diesen Namen in möglichst vielen
schriftlichen Quellen nachfolgen, in groß angesetzten Anthologien zusammenzutragen.
Die Einflüsse der umliegenden, von den andern Völkern in derselben Heimat (wie den
Armeniern) gesprochenen Nachbarsprachen auf das Vokabular des Türkischen in Anatolien
sind von A. Tietze, Ch. Tzitzilis, R. Dankoff, U. Bläsing, B. Brendemoen untersucht worden
und auch A. Ata hat deren Anteil im Alttürkischen erforscht. Alle diesen Studien berufen sich
auf die Bände des Derleme Sözlüğü (Wörterbuch der Dialekte) der Türkischen
Sprachgesellschaft (12 vol., TDK, 1963-1982); über die in der Volkssprache verwendeten und
in die Schriftsprache nicht übertragenen Wörter, die mit dem Altertum in Verbindung stehen,
wurde hingegen keine Untersuchung durchgeführt. Eine weitere Forschungsarbeit könnte die
Ermittlung dessen sein, welche Sprachformeln wie Aphorismen und Wendungen – also
Sprachformeln, die das Denken und die Empfindung eines Volkes kennzeichnen – das
Altgriechische eskiçağ dilleri und das Türkische in Anatolien gemeinsam haben. Leider geht
das Derleme Sözlüğü auf solche Wendungen nicht ein und auch die als Mundartatlas
bezeichnete geographische Lokalisierung bestimmter Wortgruppen fehlt in dieser Arbeit,
weshalb sie für diejenige Forscher, die keine Turkologen sind, keine einfach zu nutzende
Quelle bildet. John A. C. Greppin ermittelte, dass die Hälfte des klassisch-armenischen
Vokabulars aus Wurzeln stammt und über morphologische Regeln verfügt, welche in den
indoeuropäischen Sprachen unbekannt sind şunu farkettim yarısı hint avrupa köklerle
açıklanamıyor gibi bir şey, oysa burada hangi hintav. dillerle bağlantılı bilinmiyor deniyor.
Greppin hebt hervor, dass diese Wurzeln und Regeln nur aus dem Kontakt zu anatolischen
Völkern hervorgegangen sein können und gibt ungefähr zwanzig Wörter und einige
grammatische Morpheme an, die von der hethitischen Sprache ins Armenische mittelbar
übernommen wurden1. Des weiteren diskutiert er die Existenz von bis heute bewahrten
Wörtern aus altanatolischen und altmesopotamischen Sprachen2. Eines dieser von ihm
erörterten Wörter ist das in seiner ältesten Fassung “zurna„ ilkel obua diye çevrilse lautende
luwische Wort; dieses Wort wird auch im Griechischen, Armenischen, Georgischen und
Arabischen gebraucht. Hier muss erwähnt werden, dass ein Drittel des altgriechischen
Vokabulars nicht durch indoeuropäische Wurzeln erklärt werden kann und dass diese Wörter,
wie ähnlich im Armenischen, mit der Lebensweise sowie mit der Flora und Fauna in der
jeweiligen Heimat in Verbindung stehen; darunter befinden sich selbstverständlich auch
Ortsnamen. Als erster Schritt könnten die von Ch. Tzitzilis und R. Dankoff ermittelten Wörter
griechischer und armenischer Herkunft nach möglichen Altertumsverbindungen untersucht
werden3.
Anstelle hier einige Ortsnamen zu diskutieren, möchte ich auf allgemeine Tendenzen
eingehen, ein diesbezügliches Wörterbuch beurteilen und dabei von Arbeitsinstrumenten
reden, die die Erforschung von Ortsnamen ermöglichen. Erstens sollte konstatiert werden,
dass die Veränderung der Ortsnamen in der Türkei zur Zeit des Komitees für Einheit und
Fortschritt (İttihat ve Terakki Cemiyeti) begonnen hat und nach der Gründung der Republik
als eine etablierte Staatspolitik fortgesetzt wurde. Die rechtlichen Grundlagen dafür sind wie
folgt: Die gesetzliche Befugnis, Ortsnamen zu ändern, wurde dem Innenministerium durch
ein 1949 in Kraft getretenes Gesetz gegeben; in Artikel 2 Absatz D von diesem Gesetz lässt
sich die folgende Aussage finden:“Die Dorfsnamen, die nicht türkisch sind und zu
Verwechslungen führen... sind in kürzester Zeit umzuändern„. Im Jahre 1956 wurde unter der
Koordination des Innenministeriums mit Vertretern aus verschiedenen Ministerien und
Direktoraten, aus der Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie von der Universität
Ankara sowie aus der Türkischen Sprachgesellschaft ein “Spezialistenausschuss für
Namensänderung“ gebildet, der, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, bis 1978
weitergearbeitet hat. In diesem Jahr wurde diese Arbeit vom Ministerium mit der Begründung
eingestellt, dass „auch historisch relevante Ortsnamen geändert wurden„. Von den bis zu
dieser Zeit untersuchten 35.000 Dorfnamen wurden 14.819 umgeändert; von mit Dörfern in
Verbindung stehenden 39.000 Namen von Siedlungen, Flecken, Hochebenen wurden 12.884
umgeändert, und die Zahl der bis 1977 geänderten Ortsnamen beträgt 1.819. In 14 der 67
Provinzen in der Türkei wurden über sechzig Prozent der Dorfnamen umgeändert; in Mardin

1
Burası uygun mu teşekkür için yoksa benim adımın yazıldığı en sona mı? Bu metni okuyup düzelten, değerli
önerilerde bulunan Prof. Semih Tezcan , metnin kusursuz Almancasını ortaya koyan Selim Tezcana , makalenin
yayımlanması için aracılık eden Prof. Mehmet Ölmeze teşekkür ederim.
John A. C. Greppin, “Hitt. –z(a), Arm. z-, and The Theory of Armeno-Hittite Loan Words ”, Indo-European
Studies, 3, 1975, 87-94.
2
John A. C. Greppin , “The Survival of Ancient Anatolian and Mesopotamian Vocabulary Until the Present ”,
The Journal of Near Eastern Studies, vol. 50, Nr. 3, 1991, 203-207.
3
Robert Dankoff, Armenian Loanwords in Turkish ,Wiesbaden: Harrassowitz, 1995; Christos Tzitzilis,
Griechische lehnwörter im Türkischen: mit besonderer berücksichtigung der anatolischen dialekte, Wien:
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1987.
4
Murat Koraltürk, “ Milliyetçi Bir Refleks Yer Adlarının Türkleştirilmesi ”, Toplumsal Tarih, sayı 117, 2003,
116-117.
beträgt diser Prozentsatz so hoch wie 91%4. Die Namensänderungen wurden 1983 durch eine
von der Regierung erlassene Verordnung und durch einen ähnlichen Ausschuss wieder
aufgenommen, aber die neusten Erhebungen stehen nicht zur Verfügung. Die Verordnung
enthält diffuse, teils sich widersprechende, unlogische, unzulängliche Kriterien 5. Nach
Aussagen einiger Akademiker lässt sich feststellen, dass dieser Ausschuss sich nach 1983
nicht mehr ordentlich versammelt und nunmehr ausschließlich als Bestätigungsinstanz der
auch in früheren Jahren formell zusammengetretenen Ausschusses fungiert hat. Die
Namensänderungen wurden unkundig und geschmacklos vorgenommen6. Im Archiv der
Abteilung für Klassische Philologie an der Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie
von der Universität Ankara befindet sich nur ein einziges Dokument zu diesem Tatbestand.
Von offiziellen Stellen wurde z.B. nachgefragt, ob der Name des Bafa Sees Griechisch sei
oder nicht. Die vorgenommenen Umänderungen waren unkundig, denn es gibt eine sehr große
Anzahl von Ortsnamen, für die die Bezeichnungen als “historisch“ oder „türkisch“ sich
entweder miteinander decken oder widersprechen. Deshalb hätte man zuerst eine sprachliche
und historische Untersuchung vornehmen sollen, um entscheiden zu können, ob die
Ortsnamen diesen Kriterien entsprechen oder nicht, was aber anscheinend nicht der Fall war.
Ungeachtet der Tatsache, dass Ortsnamen in den alten Zivilisationsregionen niemals
ausgehend von der zeitgenössischen standardisierten Schriftsprache zu verstehen sind, werden
Ortsnamen, die dank yerine wegen demiş Semih bey ihrer emotionellen Assoziationen im
Leben von den jeweiligen Ansässigen tiefe Wurzeln geschlagen haben, ohne weiteres von
gesichtslosen, anhand einer Landkarte im Maßstab 1 : 25.000 arbeitenden Bürokraten
umgeändert. Was hier vorgenommen wird, hat auch mit der Korrektur zur Standardisierung
bei der Landkartenherstellung nichts zu tun. Außerdem hat sich diese Hemmungslosigkeit bis
auf die Umänderung von Straßennamen ausgeweitet7. Ähnliche Praktiken sind auch in den

4
Für yeradı istatistikleri eine Aufstellung der gesetzlichen Anordnungen und ausgearbeiteten Regeln in
Einzelheiten siehe die Informationen vom Direktorat der allgemeinen Stadtverwaltungen des Innenministeriums,
Türk Yer Adları Sempozyumu Bildirileri, Ankara, 1984.
5
Ebd., “c) Namen, die nicht türkisch sind, deren Aussprache und Bau den türkischen Phonetikregeln
widerspricht ... die keine schöne Bedeutung haben und dem Verständnis des Volkes widersprechen, die Gefühle
verletzen, sind umzuändern. d) Namen, die türkisch sind, aber nach der örtlichen Mundart von der Aussprache
oder dem grammatischen Aufbau her verbildet sind, sind mit der Verwendungsweise in der Schriftsprache zu
korrigieren. f) Historische Namen dürfen nicht umgeändert werden; um Verwechslungen und falsche Schlüsse in
wissenschaftlichen Studien über historische, kulturelle und sprachliche Themen zu vermeiden, dürfen solche
Namen anderen Orten nicht verliehen werden. ı) Namen, die von den Bewohnern der Region nicht verliehen
sind, die als Erfindung erscheinen und die wegen ihrer Länge die Landkartenbeschriftung und -produktion
erschweren, werden gekürzt oder umgeändert. k) Von Naturerscheinungen entnommene Namen werden gemäß
den Eigenschaften des betreffenden Ortes korrigiert. ”
6
Um einige verallgemeinernde Beispiele anzuführen: religiöse Attribute bei zusammengesetzten Namen
(Mönch, Pilger, Derwischkloster, Mullah), Abstammungsattribute (Araber, Georgier, Tscherkesse, Türke [50
Beispiele!], Armenier usw.), Attribute mit absolut “negativen” „Assoziationen (verheert, roh, blind, rot,
schlecht) wurden geändert. Um einige Bespiele zu nennen: Gökçeinek (Yeşilköy), Köristan (Gülistan), Körkuyu
(Gürkuyu), Kurukarı (Sugözü) Işık wurden geändert, aber auch durch Lieder bekannte Ortsnamen wie Evreşe,
Bitez, Malabadi Köprüsü (Çatakköprü). Warum wurden aber Ortsnamen wie Çolağınkurtaştığıtepe,
Çokdeğirmentürk, Darıyerisüleymanbey, Zurnaköy, Balkusan, Cezveobası geändert?
7
So wurden z.B. pointierte, anmutige Straßennamen wie Pürtelaş, Sormagir, Tavukuçmaz geändert. Die Syntax
der Straßennamen wurde ebenfalls verzerrt und auf Straßennamenschildern anstelle von ...... Sokak ...... Sokağı
eingeführt. In letzter Zeit kam von Autoren Kritik zu diesem Umstand: T. Yücel, Varlık, Aylık Edebiyat ve
Kültür Dergisi, August 1999, außerdem Oktober 1999; O. Duru “Kim Değiştiriyor Bu Sokak Adlarını”,
İstanbulin, YKY, 1995, 58-59. Bir hayvan türünün Latince adı etrafında kopartılan fırtınalar dolayısıyla
anderen, sich noch im Nationalisierungsprozess befindenden Nachbarländern zu beobachten,
aber Erhebungen, welche einen Vergleich von den dortigen Praktiken zuliessen, sind nicht
vorhanden8. Auch bei özellikle Kürtçe Eigennamen treten Schwierigkeiten auf: Ein Anwalt
aus Çanakkale, der die trojanische Sage bewunderte und vor Gericht ging, um seinen Namen
in Hektor umzuändern, hat die Presse eine Zeit lang beschäftigt. Anscheinend suchen die
Behörden in den Ortsnamen einen angeblichen “ typischen türkischen Charakter”, und ändern
diejenige um, die nach ihrer Meinung diesem Charakter widersprechen.
Die Ortsnamen lassen sich als “ unbewegliche Kulturgüter” verstehen, welche umzuändern
die Geschichtsforschung beeinträchtigt. Die Tahrir Defterleri (Steuerregister) des
Osmanischen Reiches, in denen die Steuerpflichtigen festgehalten wurden, stellen für
wirtschaftsgeschichtliche, bevölkerungsgeschichtliche, geschichtsgeographische und
9
onomastische Studien eine einzigartige Quelle dar . Eine der größten Schwierigkeiten bei der
Veröffentlichung der Register bereitet die richtige Leseweise der Ortsnamen; für den
Historiker sind die heutigen Ortsnamen oftmals der einzige Anhaltspunkt, denn es sind keine
Quellen vorhanden, welche diese Namen vollständig wiedergeben10. Ähnliche
Schwierigkeiten gelten auch für die im letzten Jahrhundert des Osmanischen Reiches
verfassten und den heutigen Stadtannalen gleichenden Salnames11.
Über die vom Altertum bis heute gebrauchten Ortsnamen buraya Anadolunun desek in der
türkei lafını sona Studienden sonraya alsak bu çalışmaların Türkiyede yapılmadığı meramımı
anlatabilir miyim in der Türkei sind leider keine ernstzunehmenden Studien vorhanden12.
Vorträge und Aufsätze, welche nicht einmal das Mindestmass an Wissenschaftlichkeit in
Türkiye’deki ad değiştirme politikaları üzerine: S. Aydın, “İsimler Milli Birliği Nasıl Bozar? Bak Şu Tilkinin
Ettiğine...”, Toplumsal Tarih, 143, November, 2005, 90-96.
8
D. Georgacas und W. McDonald geben in ihrer Untersuchung der Ortsnamen auf der peloponesischen
Halbinsel die Zahl der geänderten türkischen Ortsnamen als zehn Prozent an: Place Names of Southwest
Peloponnesus, University of Minnesota Press, 1967. Nach diesem Datum sind mir keine weiteren Studien
bekannt, es wird aber berichtet, dass in West-Thrazien, wo die türkische Bevölkerung die Mehrheit bildet,
nahezu alle osmanischen Ortsnamen geändert wurden. Unter unseren Nachbarländern, die ihre Unabhängigkeit
vor kurzem erlangt haben (Israel), bei denen tief greifende politische Umwälzungen erlebt wurden (die
sowjetische Revolution, die politischen Neuordnungen im Iran) sind ähnliche Praktiken in kleinerem Maße
vorgenommen worden. So z.B. Saul Cohen, Nurit Kiliot, “Place-names in Israel Ideological Struggle over
Administered Territories”, Annals of the Association of American Geographers, vol. 82, no.4, 1992, 653-680.
Die Feststellung in diesem Artikel, dass die Hälfte der Namen der arabischen Siedlungen von unbekanntem
Ursprung sei, stellt ein Beispiel für die verbreitete Einstellung in unserer Region dar.
9
H. İnalcık, der die Tahrir Defterleri als erster veröffentlichte, hatte ihre diesbezügliche Bedeutung betont: “The
Land Survey in the Ottoman Empire As a Source of Place-names”, Cinquième Congrès International de
Toponymie et d'Anthroponymic Salamanca, 12-15 avril 1955 : Actes et mémoires , L. Cortés, u.a. (eds.).,
Salamanca, 1958. Siehe zur Bedeutung der nach 1980 expandierenden Veröffentlichung der Tahrir Defterleri:
M. Coşgel, “Ottoman Tax Registers”, Historical Methods, Frühjahr 2004 , vol. 37, no. 2, 87-100 (der Aufsatz ist
im Internet veröffentlicht).
10
Köylerimiz, İçişleri Bakanlığı [Innenministerium], 1982; Türkiye Mülkî İdare Bölümleri, İçişleri Bakanlığı
[Abteilungen für Staatsverwaltung des Innenministeriums], 1978;Yeni Tabiî Yer Adları, İçişleri Bakanlığı, 1977;
neben den hier angeführten neusten Auflagen siehe für breit angelegte Listen der Ortsnamen: Gazeteer of
Turkey: Names approved by the United States Board on Geographic Names, vol. 2, Washington D.C., 1984. Bu
yayının genel ağ üzerindeki güncellenmiş biçiminde 12 bin kadar eklemeyle 84.780 yeradı bulunmaktadır:
http://earth-info.nga.mil/gns/html/cntry_files.html. Yeryüzündeki benzer yeradlarını bulmakta benzersiz bir
çalışma aracı var genel ağda: http://tomcat-dmaweb1.jrc.it/fuzzyg/query/ . Konu hakkındaki diğer veritabanları
için bkz.:http://www.asu.edu/lib/hayden/govdocs/maps/geogname.htm
11
E. Krüger, Zu den Siedlungslisten der Salnames des Vilayets Selanik. Zur Problematik der osmanischen
Ortsnamen auf dem Balkan., 1981.
Sprachwissenschaft, Geschichte und Geographie aufbringen und bloss von
Lautenähnlichkeiten ausgehend versuchen, die angebliche Existenz von Völkern türkischer
Herkunft in Anatolien schon seit der Antike von diesen Namen her zu belegen, lasse ich hier
unberücksichtigt. In seinem Buch Türkiye’deki Tarihsel Adlar (Historische Namen in der
Türkei, İnkilap Yayınevi, 1993) untersucht Bilge Umar fünf tausend Ortsnamen. Hier möchte
ich nun einen Blick darauf werfen, auf welchen Grundsätzen dieses Buch aufgebaut ist13.
Eigentlich erscheint dieses Buch auf den ersten Blick als eine immense Leistung, jedoch ist es
aus wissenschaftlicher Hinsicht unfundiert und weist keine Anhaltspunkte auf; ebenfalls lässt
es einige wichtige Grundwerke unberücksichtigt. Es ist hier nicht angebracht, auf die Fehler,
deren Zahl sich auf hunderte beläuft, und auf lückenhafte Angaben und Schlussfolgerungen
einzeln einzugehen. Selbst einem Spezialisten fällt es nicht leicht, solch ein immenses
Material, ausgehend von einzelnen Stichwörtern, zu bewältigen und zu einer bestimmten
Auffassung darüber zu gelangen. Denn im Eingangskapitel werden die wissenschaftlichen
Grundsätze nicht angegeben, sondern nur Informationen über das Luwische vermittelt, von
dem der Autor die Namen hergeleitet haben soll, während den Luwiern ein einziger Absatz
gewidmet ist14. Das Bekenntnis des Autors, dass seine Grundsätze sowie Folgerungen nicht
fundiert sind, ist in einem Absatz zu lesen, aber in den anderen Absätzen wird dies nicht mehr
erwähnt und ausgehend davon werden die Aussagen als scheinbar unwiderrufliche Tatsachen
dargelegt. Im Eingangskapitel erwähnt der Autor, dass er den Osten des Euphrat nicht

12
Hala Paul Wittek in incelemesine benzer bir inceleme yapılmamıştır, P. Wittek, “ Von Der Byzantinischen
Zur Türkischen Toponymie”, Byzantion, tome X, 1935, 11-65. Namenforschung: Ein internationales Handbuch
zur Onomastik; Name, studies: An international handbook of onomastics; Les noms propres,Manuel
international d'onomastique. G. Eichler, L. Zgusta, u.a. (Eds.) (Handbücher zur Sprach und
Kommunikationswissenschaft, 11.) 3 vols. Berlin: Walter de Gruyter, 1995-96. Dieses aus 289 Aufsätzen in drei
Sprachen bestehende Werk enthält auch einen Aufsatz von L. Zgusta, der als bekanntester Forscher anatolischer
Eigen- und Ortsnamen gilt. Esat Bozyiğit, Türk Adbilimi Bibliyografyası, Ankara, 1995, ergänzend zu dieser
Arbeit siehe: T. Acaroğlu, Türk Adbilim Kaynakçası, Müteferrika, Frühjahr-Sommer, 1996, 207-209. Für eine
zitierte Bibliografie, die Vorträge und Magisterarbeiten zur Onomasiologie enthält siehe: S. Sakaoğlu, Türk Ad
Bilimi, I Giriş, TDK, 2001. In dieser Bibliographie fällt auf, dass nur einige Arbeiten zur Namensänderungen
bzw. zum Altertum und zum Mittelalter vorhanden sind. Auch ist eine Arbeit enthalten, die die Spur eines
Namens bis zum Altertum zurückverfolgt, die Veränderungen mit wichtigen historischen Belegen untermauert:
E. Doğer, “ Menemen, Melemen, Tarhaniyat, Yazhisar”, Tarih ve Toplum, 170, 1998, 32-37. Bu makalenen
yazıldığı 2006 yılından bu yana Cumhuriyet dönemi yeradları politikaları konusunda ilk kez bir toplu, eleştirel
inceleme yayımlandı: Kerem Öktem, « The Nation’s Imprint: Demographic Engineering and the Change of
Toponymes in Republican Turkey », European Journal of Turkish Studies , 7 , 2008, Online since 18 novembre
2009. URL : http://ejts.revues.org/index2243.html
13
Eigentlich handelt es sich bei diesem Buch von Bilge Umar nur um eine Weiterführung des in seinem Buch
Türkiye Halkının İlkçağ Tarihi (Frühgeschichte des Türkeivolkes,THİT, İzmir 1981) begonnenen und in den
Neuauflagen ausgeführten, nahezu mit der politischen Geschichte gleichgewichtig behandelten Erläuterung von
frühgeschichtlichen luwischen Ortsnamen in Anatolien. Dieses buch wurde aber auch in einer Anatoliens
frühgeschichtliche Regionen darstellenden Bücherreihe für eine Privatbank in gleicher Weise abgedruckt. Die
Inspiration dafür lässt sich in der zweiten Auflage des THİT aus den dreißiger Jahren, in den Ausführungen der
Hethitologen wie Goetze und Forrer wieder finden, die die im Entzifferungsstadium befindliche Luwi-Sprache
als Substratum-Sprache bezeichnen. Son cümleye ufak tefek ek yapmalıBunun esin kaynağı, dayanağı
THİT’in ilk baskısına alıp ikinci baskısında çıkardığı Hititolog Goetze’nin, Forrer’in 1930’lu yıllarda bir öneri
olarak önesürdükleridir. Bu hititologlar o yazılarda özetle Akdeniz’in altkatman (substratum) dili olarak yeni
yeni sökülmeğe başlanan Luvi dilini önermiştir.
14
Die im Westen des Euphrat gesprochene luwische Sprache ist eine Mundart des Hethitischen. Meinem Wissen
nach wurden 95 große und 84 kleine Schriftstücke in dieser Sprache gefunden. J. David Hawkings, Corpus of
Hieroglyphic Luwian Inscriptions, De Gruyter, 2000. Daher handelt es sich dabei um keine eindeutig
verstandene Sprache, das luwische Sprachmaterial in Keilschrift ist noch dürftiger.
behandelt, und für den Westen gibt er an, die von griechischen Quellen überlieferten Namen
übernommen zu haben. Wenn man die folgenden Aussagen zusammenfasst, bilden Griechisch
und Luwisch – wie er auch selbst angibt – die Ausgangssprachen seiner Namensforschung.
Demgegenüber beruft der Autor sich bei seinen Schlussfolgerungen auf Wörterbücher anderer
Sprachen und schließt bei den Ortsnamen, die er unter Heranziehen von einigen
Wörterbüchern nicht identifizieren könnte, ohne weiteres auf eine Verbindung zum
Luwischen. Er lässt die unentbehrlichen Handbücher über die indoeuropäische Wurzeln wie
Walde-Pokorny unberücksichtigt, und verfügt nicht einmal über das Grundwissen der
griechischen (z.B. der “Ula” Absatz auf S. 809) und hethitischen Sprachen. Dennoch gibt er
einen großen Teil der Wörter als luwisch an, mit der unfundierten Voraussetzung, dass
Wörter, welche im Türkischen und im Griechischen des Mittelalters keinen Sinn zu haben
scheinen, nur aus dem Altertum, und daher aus der luwischen Sprache stammen dürften.15
Zahlreiche Namen leitet der Autor von zwölf bestimmten luwischen Stammwörtern ab, die
am Ende des Buches dargelegt sind. In dem auch von dem Autor selbst benutzten luwischen
Wörterbuch aber können wir nur zwei davon vorfinden, während die anderen bloss von seinen
eigenen Mutmaßungen zu stammen scheinen. Um die in den griechischen Quellen
vorkommenden Ortsnamen – auf eine von ihm selbst als induktiv bezeichnete Weise – als
luwische darstellen zu können sucht der Autor die meisten seiner Behauptungen auf das zu
gründen, was nichts anderes ist als eine gewöhnliche Eigenheit der griechischen Grammatik
fonetik: er erwähnt den langen e-Laut, der in der ionischen Mundart einen ähnlichen Wert wie
der a-Laut einnimmt, und sich darauf stützend schreibt er die e-Laute nach Belieben in a-
Lauten um. Dieser Lautregel gilt aber nur in der ionischen Mundart, während in der attischen
Mundart, die die Basis des standardisierten Schrift-Griechisches darstellt, zeigen Ortsnamen
in der uns überlieferten Mundart keine solche Besonderheit auf. In Wircklichkeit wurden erst
am Ende des 19. Jahrhunderts solche Ortsnamen in Griechenland festgestellt, die durch
indoeuropäische Quellen kökler olacak nicht erklärt werden konnten. Über die Erforschung
dieses Sachverhalts werden in diesem Buch keine Informationen vermittelt. Alle diesen
Namen und auch Völker, die z.B. als Vorgriechen, Pelasger oder Mediteraner bezeichnet
werden, sind hier als Luwier identifiziert und alle problematischen Präfixe als luwisch
angegeben. Wie Kudret Emiroğlu in der einzigen Rezension über dieses Buch –für dessen
Neuauflage übrigens ein Dreifaches im Material angekündigt worden ist – konstatiert, “der
Anatolismus des Halikarnas Balıkçısı (des Fischers von Halikarnas) steht durch Anwendung
von Methoden der Sonnen-Sprachtheorie in neuer Form vor uns… Es ist klar ersichtlich, dass
die von Stadtannalen bekannte rassistische Einstellung mit der Sicht von Umar keinen
wesentlichen Unterschied hat. Die Ziele sind zwar verschieden, aber die Methode sowie das
Resultat sind identisch. „16

15
Manche türkischen Ortsnamen (Kurukümes Dağı, Eğrigözdağı) spricht er nach Belieben “ungenügende
Bedeutung” zu, so folgert er, dass die große Anzahl der Ortsnamen die mit “kara” beginnen, auf ihre
nichttürkische Herkunft deutet. Es wird hier ersichtlich, dass er keine Kenntnisse über die Tradition der
Namensgebung im Türkischen hat. Die vom oströmischen Reich stammenden Ortsnamen stellen ihrerseits eine
schwierige Sachlage dar, siehe dazu: A. Bryer,“The Treatment of Byzantine Place-names„ BMGS, 9 , 1984-
1985, 209-214.
16
“Türkiye’deki Tarihsel Adlar”, Kebikeç, İnsan Bilimleri için Kaynak Araştırmaları Dergisi, 1, 1994, 97-102.
D. Aksan hat 1984 zur Erfassung von anatolischen Ortsnamen einen interdisziplinäre
Zusammenarbeit vorsehenden Entwurf verfasst17. Ein Ortsnamens-Wörterbuch, wie es für das
Armenische und das Kasachische Tatarca olacaktı gibt, hervorzubringen erscheint bei uns als
unwahrscheinlich18, aber seinen Vorschlägen könnte man die folgenden Quellen hinzufügen:
die diesbezüglichen beihefteler olacak Bände der seit 1970 mit Ergänzungsbänden
erscheinenden TAVO (Tübinger Atlas des vorderen Orients); die von der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften nach Regionen sortiert erscheinenden Bände der TIB (Tabula
Imperii Byzantini), die Tahrir Defterleri, und die Salnames sollten auch zur Recherche
herangezogen werden.

Dr. Tansu Açık, Ankara Universität, DTCF Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie, Abteilung für
Altertumssprachen und Kulturen. Türkei.

Bibliographie
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17
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18
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