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Historische Ansichtskarte mit Blick von Westen hinauf zu Festung und Schloss Mansfeld: Heimatverein Mansfeld
Inhalt
Zur Geschichte /2
Einführung /3
Übersichtsplan /5
Zeittafel /6
Das Bauensemble /7
Gesamtansicht /8
Literatur / 19
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Zur Geschichte
Neben dem Ausbau der Burg im 14. Jahrhundert wurde eine Verstärkung der Wehran-
lagen vorgenommen. Aus gotischer Zeit blieb nur die um 1400 errichtete Schlosskirche
erhalten, die zu den bedeutendsten deutschen Schlosskirchen der Gotik zählt.
Nach der Erbteilung im Jahre 1501 entstanden für die gräflichen Linien mit Hinterort
(1517-1523), Mittelort (bis 1532) und Vorderort (1513-1518) eigene Wohn-Schlossanlagen.
Schloss Vorderort ist in der vorhandenen Bausubstanz des Haupthauses aufgegangen, die
Schlösser Hinterort und Mittelort stellen heute wildromantische Ruinen dar.
Ebenso Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte ein umfangreicher Ausbau der Wehranla-
gen, so dass Schloss Mansfeld als eine der stärksten deutschen Festungen galt.
1570 erfolgte die Sequestration der Grafschaft Mansfeld. 1579 wurde sie an Kursachsen
und an das Erzbistum Magdeburg aufgeteilt.
Schloss Mansfeld, Kupferstich von Matthäus Merian: Topographia Germaniae, Obersachsen, 1650 /3
Das Schloss wurde im 30-jährigen Krieg belagert. In den Jahren 1674 / 75 erfolgte die
Schleifung der Festungsanlage, ohne dass diese vollständig zerstört wurde.
In den Jahren 1860 / 1862 fanden im Schloss Vorderort, insbesondere am Haupthaus und
am Nebenhaus, umfangreiche Baumaßnahmen statt. Außerdem wurde die parkartige Ge-
staltung des Festungsgeländes vorgenommen.
Bis 1946 befand sich das Schloss in privatem Besitz, zuletzt im Besitz der Freiherren von
der Recke. Eine Sicherung des umfangreichen Ruinenkomplexes und der Festungsmau-
ern erfolgte um 1933 durch den Arbeitsdienst.
Die seitdem unterlassenen Instandhaltungsmaßnahmen und der damit einhergehende
Bewuchs der Festungsanlage bzw. die fortschreitende Bewaldung des Schlossgeländes
führten zum weiteren, natürlichen Verfall des Ruinenkomplexes.
Seit 1947 wird Schloss Mansfeld als Christliche Bildungs- und Freizeitstätte für Kinder
und Jugendliche genutzt. Schloss- und Festungsgelände sind neuerdings der Öffentlich-
keit zugängig gemacht worden. Eigentümer und Betreiber ist seit 1999 der Förderverein
Schloss Mansfeld e.V., der die Sanierung der Bauwerke und Freianlagen und die Siche-
rung der Ruinen ausführen lässt.
Die historische Entwicklung der Festungsanlage auf dem Schlossberg hat die enge Ver-
bindung der baulichen Anlagen mit Bestandteilen des Naturerbes an Flora und Fauna
über drei Jahrhunderte ungestört entstehen lassen.
- 1060 Erste urkundliche Erwähnung: ein Hoyer von Mansfeld schenkt dem Erzstift in Mansfeld 10 Hufen
Land.
- 1115 Hoyer von Mansfeld, oberster Feldherr Heinrich des V., wird in der Schlacht am Welfesholz
erschlagen.
- 1229 Erstmalig wird die Burg als solche erwähnt, es ist auch das Jahr in dem die Linie Hoyer ausstirbt.
- 1215 In Urkunde von Andernach werden Grafen von Mansfeld mit Bergrecht beliehen.
- 1264 ‘Comes de mansfeld‘: Graf Burchard II (Querfurter Stamm) verbindet altes Familienwappen mit
eigenem.
- 1420 Erste Erbteilung, Festlegung von Vorder-, Mittel- und Hinterort.
- 1480 Erste Nachricht über ‘aufrührerische Bergleute‘ (Schleppenbuch & Gerechtigkeit/Berggericht zu
Eisleben).
- 1509 Vernichtung der ersten Burganlage durch großen Brand.
- 1509 – 1549 Neubau von drei Renaissance-Schlössern sowie der Festungsanlage (als größte Festung
Mitteldeutschlands), Vollendung der Schlosskirche, Weihnachten 1541 Einführung der evange-
lischen Lehre durch Luther in einem kirchlichen Festgottesdienst.
- 1570 Zwangsverwaltung der gräflichen Besitzungen, seitdem baulicher Verfall der Schlösser Mittel- u.
Hinterort.
- 1618 - 1648 Mehrfache Belagerung der Festung während des Dreißigjährigen Krieges.
- 1674/75 Städte und Stände der Grafschaft Mansfeld verlangen wegen der hohen Abgaben an das Schloss
die Demolierung der Festungsanlagen. Auf Beschluß des Obersächsischen Kreistages werden sie
geschleift. Auch die Schlösser Mittel- und Hinterort wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen.
- 1710 Letzter auf Schloss Mansfeld wohnender Graf Johann Georg III. stirbt.
- 1780 Mansfelder Grafen sterben mit dem Tode von Johann Wenzel Nepomuk aus.
- 1794 - 1810 Schloss im Besitz des Oberbergrats Carl Friedrich Bückling, Erbauer der ersten deutschen
Dampfmaschine, durch ihn wurde das Seitengebäude als Stallung umgebaut, Schloss Vorderort bis
auf die erste Etage abgerissen, daraufhin Aufbau des Gebäudes im Barockstil, Schlosskirche als
Scheune genutzt.
- 1859 Freiherr von der Recke erwirbt Schlossanlage. Barocketage des Schloss Vorderort wird abgerissen
und durch zwei Etagen im neogotischen Stil ersetzt.
- 1900 Kirche erhält ihre jetzigen Fenster und Chorgestühl, im Schlossgebäude werden in der ersten
Etage Decken und Wände mit Holz vertäfelt
- 1946 Mit Bodenreform wird Schloss enteignet und später Volkseigentum.
- 1947 Schloss Mansfeld wird von der Provinzialregierung des Landes Sachsen-Anhalt für unentgeltliche
Nutzung an die Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (KPS) übergeben, wobei sich das Evangelische
Jungmännerwerkum die kirchliche Arbeit auf dem Schloss kümmert. Das Schloss wird als
Tagungs- und Rüstzeitheim in dieser Form bis 1989 genutzt.
- 1989 - 1993 Das Jungmännerwerk der KPS wird im Oktober 1993 durch die Gründung des CVJM Lan-
desverbandes Sachsen-Anhalt abgelöst.
- 1994 Übernahme d. Geschäfte und Verwaltung von Schloss Mansfeld durch den CVJM Sachsen-Anhalt.
- 1997 Am 24. Mai wird der Förderverein Schloss Mansfeld gegründet
- 1999 Ab 1. Januar übernimmt der Förderverein vom CVJM Landesverband den Betrieb und die Ge-
schäftsführung der Christlichen Jugendbildungs- und Freizeitstätte. Ab 2000 beginnt eine rege
Bautätigkeit zur Erhaltung und Sanierung der hochwertigen Bausubstanz. Es wurden 80 Über-
nachtungsräume modernisiert und Tagungsräume in historischer Bausubstanz geschaffen. 2007
wurden die Küche und der Speiseraum modernisiert.
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Das Bau-Ensemble
1) „Zwischen Saale und Harz - Mansfelder Land -“; S. 95 2)Historische Ansichtskarte: Heimatverein Mansfeld /8
Renaissance-Festungsanlage
vor und nach der Schleifung
1) : „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“ S. 265 ff.; (nach Zeichnung aus dem Staatsarchiv Dresden)
2) Schnell-Kunstführer, S. 23 *) : „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“; S. 265 ff.; /9
Festungsanlage / Mine
1) „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“, S. 265 ff.; (nach A. Giesecke, 1921; Abb. 20)
2) und *) „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“; S. 265 ff. / 10
Festungsanlage
An die Umfassungsmau-
Große Streichwehr an der Katzenbastei 1
er der Katzenbastei ist
im Nordwesten stumpf-
winklig eine gewaltige
zweigeschossige, 6 m
breite Streichwehr
(Abb. 1) aus rotliegen-
dem Sandstein gesetzt,
die in einer Länge von
etwa 14 m erhalten ist.
Sie diente zur Bestrei-
chung des benachbar-
ten Südrondells. Nach
den Darstellungen von
Merian und Hartmann
besaß die Streichwehr
in beiden Geschossen je
vier Geschützscharten
und war an den Seiten
zinnenartig überhöht.
Die Mauer des Unter-
geschosses durchbricht
eine breite Kanonen-
scharte. *)
Südrondell 2
1), 2) uns *) „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“, S. 265 ff. / 11
Festungsanlage
1
Nordrondell 2
1 2
), ) und *2): Schnell-Kunstführer, S. 7ff
*1): „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“, S. 265 ff. / 13
Schloss Vorderort
1
2
Nebenhaus Hofseite 2
1) und 2) Archiv SES-Dresden *): „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“, S. 265 ff. / 14
Romanische und Mittelalterliche Bebauungsstruktur
1) und *) Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, darin: Beitrag mit Plan von Ulf Petzschmann / 15
Schloss Mittelort
1
) Archiv SES-Dresden 2) und *): „Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“ S. 265 ff. / 16
Schloss Hinterort
Die Stadt Mansfeld wurde 973 erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Otto II. bestä-
tigte einen, in Gegenwart seines Vaters, zwischen Erzbischof Adalbert von Magde-
burg und Abt Werinhar von Fulda abgeschlossen Tauschvertrag vom 22. Oktober
973. Darin kommt Mansfeld zu den Besitzungen des neu geschaffenen Erzbistums
Magdeburg.
Die Entwicklung der Stadt ist durch die 800 jährige Bergbaugeschichte, speziell
die Kupfer- und Silbergewinnung in den Hütten, bestimmt. Ende des 15. Jahr-
hunderts wurden jährlich ca. 20.000 Zentner Schwarzkupfer erzeugt und ein
großer Teil davon in viele Teile Europas exportiert. Bis in die 70er Jahre des 20.
Jahrhunderts wurde der Bodenschatz gefördert. Noch heute sieht man die typisch
kegelförmigen Abraumhalden als Landschaftselemente im Mansfelder Land sowie
verschiedene Industrierelikte aus früherer Zeit.
Der freie Bergmann Hans Luther kam Anfang 1484 nach Mansfeld, um im Berg-
bau- und Hüttenwesen zu arbeiten. Er wurde Hüttenmeister und kam zu erheb-
lichem Wohlstand. Sein Sohn Martin Luther machte Mansfeld über die Landes-
grenzen hinaus bekannt. Er verlebte hier seine Kindheit und erste Schulzeit bis
1497. Bei seinen späteren Besuchen der Familie konnte er das Enstehen der drei
Schlösser und der Festung der Mansfelder Grafen verfolgen.
Dass sich die Lebenswege zwischen den Mansfelder Grafen und insbesondere
mit dem Grafen Albrecht VII. (IV.) und Martin Luther wiederholt kreuzten, ist
geschichtlich erwiesen. Bekannt ist auch, dass zwischen dem 1480 geborenen Graf
Albrecht VII von Mansfeld, dem die Herrschaft auch über die Stadt Mansfeld
zugeordnet war und dem 1483 geborenen Martin Luther eine enge Freundschaft
bestand. Albrecht VII wurde folgerichtig ein glühender Anhänger der Reformation
und setzte in seinem Herrschaftsgebiet der seit 1501 geteilten Grafschaft umfas-
sende Reformen durch. Albrecht VII war einer der ersten deutschen Adeligen, die
für den Protestantismus eintraten.
Wie eng die Verbindung der Mansfelder Grafengeschlechter zur Familie Luther
gewesen ist, wird auch daran deutlich, dass Graf Albrecht mit seinem Sohn Volrat
und seinem Neffen Christoph den Leichnam Martin Luthers von Eisleben nach
Wittenberg begleiteten. Die Grafen des Schlosses Vorderort und Mittelort haben
der Witwe eine jährliche Leibrente von 2000 Gulden ausgesetzt.
Der Reformator war in seiner Wittenberger Zeit auf Einladung der Mansfelder
Grafen wiederholt auf dem Schloss zu Gast - auch um deren Streitigkeiten zu
schlichten. In der Schlosskirche hat er mehrfach gepredigt.
Roch, Irene:
„Baugeschichte und Rekonstruktion der Festung Mansfeld“
in:
Clasen, K. H.:
„Aspekte zur Kunstgeschichte von Mittelalter und Neuzeit“,
Weimar, 1971
Petzschmann, Ulf:
„Mittelalterliche Vorgängerbauten und jüngere Befunde auf Schloß
Mansfeld“
in:
Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen
Burgenvereinigung e.V..:
„Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Heft 10, Mitteilungen
der Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Burgenvereini-
gung“,
Halle/Saale, 2001
Roch, Irene:
Dissertation: „Die Baugeschichte der Mansfelder Schlösser mit ih-
ren Befestigungsanlagen und die Stallung der Schlossbauten in der
mitteldeutschen Renaissance“,
Halle/Saale, 1966