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Jesus mach t frei !

DIE GUTE NACHRICHT


ELLET WAGGONER

Ein Vers-für-Vers-Kommentar zum Galaterbrief


Teil 32, Galater 4,8-10

Die heidnische Knechtschaft


n seinem Brief an die Korinther schreibt der Apostel Paulus: »Ihr wisst,
I dass ihr einst Heiden wart und euch fortreißen ließt zu den stummen
Götzen, so wie ihr geführt wurdet.« (1. Korinther 2,12) Genau so stand es
auch um die Galater. Ihnen schrieb er: »Damals aber, als ihr Gott nicht
kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind.« (Galater
4,8) Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wird man beim Lesen dieses
Briefes vor einigen verbreiteten Fehlschlüssen bewahrt. In Galatien lebten
Heiden, die Götzendienst betrieben und einen schrecklichen Aberglauben
hatten. Von dieser Knechtschaft war bereits im dritten Kapitel die Rede.
Dort hieß es, dass die Galater unter dem Gesetz »verschlossen« waren (Ga-
later 3,23).
In dieser Knechtschaft befinden sich alle unbekehrten Menschen, denn im
zweiten und dritten Kapitel des Römerbriefes heißt es: »Denn es ist kein
Unterschied; denn alle haben gesündigt.« (Römer 3,22.23) Selbst die Ju-
den, die Gott persönlich kennen gelernt hatten, waren in derselben
Knechtschaft – der Knechtschaft der Sünde. »Jeder, der die Sünde tut, ist
ein Knecht der Sünde.« (Johannes 8,34) »Wer Sünde tut, der ist aus dem
Teufel.« (1. Johannes 3,8) Was die Heiden opfern, das opfern sie den bö-
sen Geistern und nicht Gott (1. Korinther 10,20). Wer kein Christ ist, ist
ein Heide – eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Wenn ein Christ abfällt,
wird er sofort zum Heiden. Auch wir sind einmal gewandelt »nach dem
Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist,
der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt.« (Epheser 2,2) »Denn
auch wir waren einst unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, dien-
ten mannigfachen Lüsten und Vergnügungen, lebten in Bosheit und Neid,
verhasst und einander hassend.« (Titus 3,3) Wir dienten also auch »denen,
die von Natur nicht Götter sind«. Je hinterhältiger der Herr, desto schlim-
mer die Knechtschaft. Welche Sprache vermag den ganzen Schrecken aus-
zudrücken, der in der Knechtschaft des Verderbens liegt?
Foto: HEMERA

Verliebt in die Knechtschaft

un aber, da ihr Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt


»N seid, wieso wendet ihr euch wiederum den schwachen und arm-
seligen Grundsätzen zu, denen ihr von neuem dienen wollt?« (Galater
4,9) Ist es nicht merkwürdig, dass es Menschen geben soll, die ihre Fes-
seln lieben? Jesus Christus hat den Gefangenen Befreiung verkündigt und
Öffnung des Kerkers den Gebundenen (Jesaja 61,1). Er sagte zu den Ge-
fangenen »›Geht hinaus!‹ und zu denen in der Finsternis ›Kommt hervor!‹«
(Jesaja 49,9). Manche Menschen hören diese Worte, kommen heraus, er-

Fundament
Unser festes

18 Nr.4 2004
blicken das Licht der »Sonne der heidnischen Sitten und Bräuche later zurechtwies, weil sie den
Gerechtigkeit« (Maleachi 3,20) und wieder auf. »Aber wurden sie nicht Sabbat hielten, muss konsequen-
schmecken die Wonnen der Frei- von den Juden dazu verleitet?« Ja, terweise behaupten, dass die Is-
heit. Doch dann drehen sie sich das stimmt. Doch eines darf man raeliten auch nicht hätten den Sab-
um, gehen ins Gefängnis zurück nicht vergessen: Wenn man ver- bat halten dürfen, weil ihnen diese
und lassen sich wieder mit ihren sucht, jemanden von Jesus Bräuche von Gott verboten wor-
alten Ketten fesseln. Ja sie lieben Christus abzubringen und ihm so den waren. Gott gab dieses Verbot
ihre Fesseln sogar und plagen sich eine Art Ersatz-Christus zu vermit- aber zusammen mit dem Sabbat-
weiter in der Tretmühle der Sünde teln, kann man nie wissen, wo der- gebot. Die Galater waren so weit
ab. Wer hat nicht auch schon so et- jenige endet. Man kann ihm dann zurückgefallen, dass Paulus fürch-
was erlebt? Keine angenehme Vor- nicht mehr vorschreiben, wo er an- tete, sein Wirken unter ihnen
stellung, nicht wahr? Es ist eine halten soll. Wenn ein bekehrter Al- könnte umsonst gewesen sein. Sie
Tatsache, dass Menschen soweit koholiker seinen Glauben an Jesus hatten sich von Gott abgewendet
kommen können, dass sie die ab- Christus verliert, kehrt er mit Si- und kehrten zu den »schwachen
stoßendsten Dinge lieben, sogar cherheit zu seiner Trunksucht zu- und armseligen Grundsätzen« die-
den Tod selbst. Die Weisheit sagt: rück, obwohl der Herr ihn von die- ser Welt zurück. Dies sollte einem
»Alle, die mich hassen, lieben den ser Gewohnheit befreit hatte. gläubigen Menschen, der schon
Tod.« (Sprüche 8,36) Der Galater- Wenn also diese »falschen Brüder« mal mit Gott verbunden war, lieber
brief führt uns ein lebhaftes Bild – die jüdischen Gegner der »Wahr- nicht passieren. Sie tauschten sei-
vom menschlichen Handeln vor heit des Evangeliums« (Galater ne Herrlichkeit »gegen das, was
Augen. 2,4.5), wie sie in Jesus Christus ist, nicht hilft« (Jeremia 2,11), denn
– die Galater mit Erfolg von »die Bräuche der Heiden sind nich-
Wenn man den heidnischen Christus abgebracht hatten, wird tig« (Jeremia 10,3).
Traditionen folgt es ihnen nicht gelungen sein, sie Wir stehen heute jedoch wie die
bei den jüdischen Traditionen fest- Menschen aller Zeiten in genau
hr beachtet Tage und Mona- zuhalten. Nein, sie waren unauf- derselben Gefahr. Wer an sich
»I te und Zeiten und Jahre.«
(Galater 4,10) Das zeugte von ihrer
haltsam auf dem Weg zurück in ih-
ren alten heidnischen Aberglau-
selbst und an seine eigene Kräfte
glaubt, betet das Werk seiner Hän-
Knechtschaft. »Aha«, meint da je- ben. de an und nicht Gott. Er steht dar-
mand sagen zu können, »sie hiel- in dem nicht nach, der Götzen
ten wieder den alten jüdischen Verbotene Praktiken macht und sie anbetet. Dem Men-
Sabbat. Vor dieser Knechtschaft schen fällt es so leicht, sich auf sei-
will uns Paulus also warnen!« Ist es hr beachtet Tage und Mona- ne vermeintliche Klugheit zu ver-
nicht eigenartig, dass der Sabbat
so furchtbar verhasst ist, obwohl
»I te und Zeiten und Jahre.«
(Galater 4,10) »Es soll niemand un-
lassen, auf seine Fähigkeit, »auf
sich selbst aufzupassen«. Dabei
der Herr ihn sowohl Juden als auch ter dir gefunden werden, der sei- vergisst er, dass sogar die Gedan-
Nichtjuden, eben allen Menschen nen Sohn oder seine Tochter ken der Weisen nichts sind und
auf dieser Erde, geschenkt hat? durchs Feuer gehen lässt, oder ei- dass es keine Kraft gibt, es sei
Dennoch stürzt man sich auf jeden ner, der Wahrsagerei betreibt oder denn, sie kommt von Gott. »Der
Bibelvers, den man vielleicht ge- Zeichendeuterei [einer der Zeiten Weise rühme sich nicht seiner
gen den Sabbat benutzen könnte. beachtet (King James)] oder ein Be- Weisheit und der Starke rühme
Zu diesem Zweck muss man aber schwörer oder ein Zauberer« (5. sich nicht seiner Stärke, der Rei-
alle anderen Bibelverse zu diesem Mose 18,10) Den Heiden, die ver- cher rühme sich nicht seines
Thema ausblenden. Wer den Gala- suchen, sich vor dem gerechten Reichtums; sondern wer sich rüh-
terbrief mit Verstand liest, weiß, Urteil zu schützen, das bald über men will, der rühme sich dessen,
dass die Galater keine Juden wa- sie kommen wird, sagt der Herr: dass er Einsicht hat und mich er-
ren. Sie wurden vom Heidentum »Du bist müde geworden von der kennt, dass ich der Herr bin, der
bekehrt. Deswegen folgten sie vor Menge deiner Beratungen. So lass Barmherzigkeit, Recht und Gerech-
ihrer Bekehrung nicht den jüdi- sie doch herzutreten und dich ret- tigkeit übt auf Erden! Denn daran
schen Traditionen. Sie hatten mit ten, die den Himmel einteilen, die habe ich Wohlgefallen, spricht der
den Juden gar nichts zu tun. Als sie Sternseher, die jeden Neumond Herr.« (Jeremia 9,22.23). 
sich »wiederum den schwachen ankündigen, was über dich kom-
und armseligen Grundsätzen« zu- men soll!« (Jesaja 47,13) Hier sehen Aus: Ellet J. Waggoner, Glad Tidings,
wandten, in deren Knechtschaft wir, dass die Traditionen, denen Oakland, Cal.: Pacific Press Publishing
Co. (1900), S. 85-87
sie gerne wieder sein wollten, sich die Galater zuwandten, vom
kehrten sie keineswegs zu irgend- Herrn bereits verboten wurden, als
welchen jüdischen Traditionen zu- er die Israeliten aus Ägypten führ-
rück, sondern nahmen ihre alten te. Wer meint, dass Paulus die Ga-

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