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Alle Menschen sind gleich,

ähnlich und verschieden


Vladimir Hrabal

Persönlichkeit, Psychodiagnostik und Verhalten


Was ist Persönlichkeit ?

Der Begriff Persönlichkeit bezieht sich auf die einzigartigen


psychologischen Merkmale (Eigenschaften) eines Individuums,
die eine Vielzahl von (offenen oder verdeckten)
charakteristischen konsistenten Verhaltensmustern in
verschiedenen Situationen und zu verschiedenen Zeitpunkten
beeinflussen.
Persönlichkeitstheorien

¾ Typologische Theorien

¾ Psychodynamische Theorien

¾ Dimensionale und statistische Persönlichkeitsmodelle

¾ Kognitive Persönlichkeitstheorien
Temperamentstypen
Hyppokrates (ca. 400 v. Ch.)

Temperament Überwiegende Persönlichkeit


(Charaktertyp) „Körpersäfte“

Optimistisch, hoffnungsvoll:

Sanquiniker Blut Sorglos und voll guter Hoffnung, lebt im


Augenblick und denkt nicht an die weitere
Zukunft.

Zur Wut reizbar:

Choleriker gelbe Galle Hitzig und rasch handelnd, impulsiv, auf Ordnung
bedacht, erscheint meist klüger als er wirklich ist.

Langsam aber beständig:

Phlegmatiker Schleim Hang zur Untätigkeit, Neigungen konzentrieren


sich auf Sättigung und Schlaf, verträglich und
überlegt.

Apathisch:

Melanchoriker schwarze Galle Pessimistisch, richtet die Aufmerksamkeit erst auf


die Schwierigkeiten und möglich Sorgen.
Konstitutionslehre von Kretschmer (1921)

Konstitution Temperament Form der


(Körperbau) (Charaktertyp) Erkrankung

Pykniker zyklothym manisch-depressiv

Leptosom schizothym Schizophrenie

Athlet viskös Epilepsie


Gesundheit und Persönlichkeit

• Typ-A-Verhalten

ist ein komplexes Muster von Verhalten und Emotionen, das sich durch Konkurrenz-
verhalten, Aggressivität, Ungeduld, große Hast und Feinseligkeit auszeichnet. Menschen
vom Typ - A sind oft unzufrieden mit wichtigen Aspekten ihres Lebens, sie sind ehrgeizig
und oft Einzelgänger.

Risiko: Erkrankungen der Herzkranzgefäße

• Typ-B-Verhalten

umfasst alles, was nicht zum Typ-A gehört: Menschen des Typs B sind
weniger konkurrenzbewusst, weniger feindselig und geduldiger.

Risiko: kein spezifisches Risiko

(Friedman und Rosenman 1974)


Typ-a- und Typ-B-Verhaltensweisen

Typ-A-Verhaltensmuster Typ-B-Verhaltensmuster

- Ausdruck von Energie und Wachheit - Ausdruck von Entspannung, Ruhe und
Aufmerksamkeit

- Fester Händedruck und - Sanfter Händedruck und eher ruhige und


entschlossene Schrittweise langsamere Schrittweise

- Laute und/oder energische Stimme - Eher leise und zurückhaltende Stimme

- Bevor der andere Sprecher seine - Unterbricht einen andern Sprecher selten
Frage oder seinen Satz beendet hat,
wird häufig unterbrochen

- Häufiges Benutzen der Faust oder - Benutzt selten die geballte Faust oder einen
eines Fingers, um die Verbalisierung Zeigefinger, um das Gesagte zu betonen
zu betonen

- Häufig abrupte und betonte


Einwortreaktionen auf die Fragen - Keine empathischen Einwortreaktionen
(z.B. Ja! Nie! Definitiv! Absolut!)
Gesundheit und Persönlichkeit

• Typ-C-Verhalten

Dieser Typ wurde beschrieben als „nett“, gleichmütig oder selbstaufopfernd,


kooperativ und beschwichtigend, nachgiebig gegenüber externen Autoritäten,
ohne Ausdruck negativer Emotionen, insbesondere von Ärger.

Risiko: Krebs
(Temoshok 1990)
Psychodynamische Theorien

Persönlichkeitstheorie von Sigmund Freud :

¾ Phasenlehre (typologisch aufgebaute Charakterologie)

¾ Strukturelles - Instanzenmodell

¾ Topographisches Modell
Phasenlehre nach Freud
Stufe Alter Lustquelle Entwicklungsaufgabe Fixierung auf diese Phase Mögliche
( Konfliktquelle) Störungen
Mund, Orales Verhalten, wie etwa Angst,
Orale 0-1 Lippen, Entwöhnung Rauchen und übermäßiges Depressionen,
Phase Zunge Essen; Passivität und Süchte …
Leitgläubigkeit

Ordentlichkeit, Geiz, Perversionen,


Anale 2-3 Anus Sauberkeitserziehung Hartnäckigkeit oder das Wahn, Ticks,
Phase Gegenteil Stottern….

Phallisch Eitelkeit, Leichtsinn und Hysterie,


e 4-5 Genitalien Ödipuskomplex das Gegenteil Homosexualität,
Phase Perversionen

Kein Entwicklung der


Latenz 6-12 besonderes Abwehrmechanismen keine keine
Bereich
Erwachsene, die die die
vorhergehenden Phasen Unfähigkeit zu
Genitale 13-18 Genitalien Reife sexuelle Intimität erfolgreich in ihr Leben Beziehungen,
Phase integriert haben, sollten Sexualstörungen
jetzt ein ernsthaftes
Interesse an anderen und
eine reife Sexualität
entwicklen
Strukturelles Instanzenmodell nach Freud

Über-Ich (Superego-ego)
Ge- und Verbote, Gewissen,
Normen, Moral
Realität

Umwelt Ich (Ego)


Beruf
Familie Selbst- und Realitätswahr-
nehmung Abwägen, Entscheiden,
Politik
Impulse steuern, Denken,
Freunde Vernunft
Kunst

Es (Id)

Triebe, Bedürfnisse, Lustprinzip,


Ungeduld, Aggression
Topographisches Modell nach Freud

Bewusstseinsebenen

Das Bewusste – Psychische Inhalte und Prozesse, die aktuell präsent sind,
Wahrnehmung

Das Vorbewusste – Psychische Inhalte, die jederzeit und ohne inneren Widerstand
der Person aktiviert werden können

Das Unbewusste – die Gesamtheit verdrängten Erfahrungen und Erinnerungen,


die mit misslungenen oder verbotenen Befriedigung von
Bedürfnissen verbunden sind.
Abwehrmechanismen

Verdrängung – Verhinderung des Eindringens unerwünschter oder gefährlicher


Impulse ins Bewusstsein
Verschiebung – ein blockiertes Motiv (Bedürfnis) sucht sich ein Ersatzobjekt

Projektion – Übertragung ein bedrohliches Motiv wird einer andern Person


zugeschrieben
Identifikation – Erhöhung des Selbstwertsgefühls durch Identifikation mit
geschätzter (bewunderter) Person
Rationalisierung – „innere Ausrede“, Rechtfertigung

Reaktionsbildung – Angstbeladene Wünsche werden vermieden, in dem gegenteilige


Verhaltensweisen betont werden.
Sublimierung – Es-Impulse werden in sozial akzeptierter Weise befriedigt

Regression – Rückzug auf eine frühere Entwicklungsphase mit primitiveren


Reaktionen und in der Regel niedrigerem Anspruchsniveau
Dimensionale und statistische Persönlichkeitsmodelle

¾ Zweidimensionale Persönlichkeitstheorie von H. Eysenck (1975)

¾16 Faktoren Persönlichkeitsstruktur von R. B. Cattell (1972)

¾ Fünfdimensionales Persönlichkeitsmodell – „Big five “ (1990)


Darstellung vom hierarchischem Aufbau der Persönlichkeit (Eysenck 1970)

Typenniveau
Grunddimensionen Extraversion
(general types)

Persönlichkeits-
Geselligkeit Impulsivität Aktivität Aufgeregtheit Lebendigkeit
wesenszüge
(traits)

Magst du sehr gerne


gutes Essen? (ja)
Gewohnheiten
(habitual Übernimmst du gewöhnlich die Initiative
responses) beim Freunde gewinnen? (ja)

Neigst du dazu, dich bei sozialen Gelegenheiten im


Hintergrund zu halten? (nein)

Spezifische Reaktionen in konkreten, einmaligen Situationen


(specific reactions)
Eysencks Persönlichkeitszirkel

Instabil
launisch empfindlich
ängstlich unruhig
rigide aggressiv
nüchtern erregbar
pessimistisch wechselhaft
reserviert optimistisch
Me ch
ungesellig lan ir s impulsiv
ch le
still ol o aktiv
isc
h Ch
Introvertiert Extravertiert
passiv ch Sa
it s nq gesellig
a ui
sorgfältig
e gm ni
sc kontaktfreudig
l h
nachdenklich Ph gesprächig
friedlich aufgeschlossen
kontrolliert locker
zuverlässig lebhaft
ausgeglichen sorglos
ruhig anführend
Stabil
Primärfaktoren

Sekundärfaktoren
Fünfdimensionales Persönlichkeitsmodell – „Big five “

Extraversion
Gesprächig, energiegeladen, bestimmt - Ruhig, reserviert, schüchtern

Verträglichkeit
Verlässlich, freundlich, mitfühlend - Kalt, streitsüchtig, unbarmherzig

Gewissenhaftigkeit
Verantwortungsbewusst, vorsichtig - Sorglos, verantwortungslos, leichtfertig

Neurotizismus (emotionale Stabilität)


Stabil, ruhig, zufrieden - Besorgt, labil, launenhaft

Offenheit für Erfahrungen


Kreativ, intellektuell, offen - Einfach, oberflächlich, unintelligent
Kognitive Persönlichkeitstheorien

- Persönlichkeitskonstrukttheorie von George A. Kelly (1955)

- Persönlichkeitsstörungen – Annahmen und Strategien A. Beck (1993)


Die Persönlichkeitskonstrukttheorie von George A. Kelly (1955)

Grundpostulat:

Der Mensch wird als Wissenschaftler angesehen, der eine


Theorie (Konstruktsystem) entwickelt, um andere Menschen
zu verstehen, und Vorhersagen über ihr Verhalten machen zu
können.

Die Persönlichkeitsdiagnostik dient dazu, die persönliche


Konstruktsysteme einzuschätzen und führt dadurch zum
Verständnis der individuellen Persönlichkeit.
Persönlichkeitsstörungen – Annahmen und Strategien A. Beck (1993)

Persönlichkeitsstörung: Selbstunsichere Persönlichkeit

Grundstrategien
Annahmen über sich Annahmen
über Andere (Kognitionen
(Selbstbild)
Verhalten)

Ich bin Die Anderen sind


verletzend, kritisch Vermeidung von
verletzlich,
demütigend Situationen der
unfähig,
aggressiv … Bewertung
schwach …

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