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Mitteilungsblatt

der Priesterbruderschaft St. Pius X.


für den deutschen Sprachraum

Jahrgang 1999

Omnia instaurare in Christo


Liebe Freunde und Wohltäter, liebe Gläubige,

angesichts der zahlreichen Aktivitäten, die die Bruderschaft im vergangenen Jahr


nicht zuletzt dank Ihrer Hilfe und Unterstützung entfalten konnte, möchte ich Ihnen
nicht nur ein gesegnetes und gnadenreiches Neues Jahr wünschen, sondern auch mit
einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ für Ihre Unterstützung und Mitarbeit danken.
Nicht immer sind wir in der glücklichen Lage, daß die Bemühungen der Priester
unserer Bruderschaft nach außen sichtbare Früchte tragen. Es liegt in der Natur des
geistlichen Kampfes, daß es auch Rückschläge und Untreue gibt. Aber daß wir im
vergangenen Jahr dennoch so sichtbar viel für den Aufbau tun konnten, muß man
als eine große Gnade betrachten und wir wollen Gott dafür danken.
Das Blühen eines kirchlichen Werkes hängt von materiellen und von geistlichen
Bedingungen ab. Was die materiellen Voraussetzungen angeht, so beruhen diese auf
dem Glaubens- und Opfergeist der Gläubigen (und jedenfalls nicht auf einigen „rei-
chen Adeligen aus Burgund“, wie ein Außenstehender neulich zu einem Mitbruder
meinte). Schon die materiellen Bedingungen sind also getragen von einer Haltung,
die den Glauben voraussetzt (und nicht umgekehrt!).
Geistliche Schwierigkeiten können solcherart beschaffen sein, daß sie umfang-
reicher und schwieriger zu überwinden sind als materielle. Wenn die Menschen et-
was nicht verstehen (wollen), wenn sie von der Sünde verblendet sind, wenn sie ihre
Herzen verhärtet haben – dann braucht es viel Gnade, um solche Hindernisse zu
überwinden.
Wir sollten uns auch daran erinnern, daß der böse Geist, nach der Aussage des
hl. Ignatius von Loyola, immer so vorgeht, daß er Verwirrung stiftet (diabolus –
Durcheinanderwerfer). Wahrheiten werden verdreht, Nichtiges aufgebauscht, Irre-
führendes behauptet, Richtiges und Verkehrtes durcheinandergemischt. Daher ist es
wichtig, sich um die „Unterscheidung der Geister“ zu bemühen: Was sagt einer,
warum sagt er es und wie sagt er es. Wer die Wahrheit in aller Einfachheit anstrebt,
der wird auch Klarheit über die einzuschlagenden Wege erhalten.
Daß im Neuen Jahr 1998 der Priesterbruderschaft St. Pius X., ihren Mitgliedern
und allen mit ihr verbundenen Gläubigen der hl. Geist beistehe, das wünsche ich Ih-
nen und uns allen.

Mit priesterlichem Segensgruß


Stuttgart, 11. Dezember 1998
P. Markus Heggenberger
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

„Haus Gottes und Pforte des Himmels“


Predigt des Generaloberen Msgr. Bernard Fellay anläßlich der Benediktion der
neuen Kirche in Ecône, am 10. Oktober 1998

Im Namen des Vaters und des Soh- pel in Jerusalem erbaut werden Am Tag
nes und des Hl. Geistes. Amen. der Tempelweihe, als er endlich Gott
geweiht werden konnte, wurde er von
Exzellenzen, verehrte Vertreter und einer Wolke umhüllt. Die Heilige
Vertreterinnen der zivilen Behörden, Schrift berichtet uns, wie Salomo bei
liebe Kleriker, Schwestern und Gläubi- dieser Weihe darauf hinwies, daß Gott
ge. in der Wolke wohne. Gott wollte also zu
verstehen geben, dieser Ort sei nun
Heute, wo wir endlich den innigen
nicht mehr einer wie die anderen, son-
Wunsch unseres Gründers, dem wir al-
dern die Wohnung Gottes.
les verdanken, unser Priestertum, unser
Bischofsamt, das Fortdauern der Tradi- Genau das haben wir vorher gesun-
tion, verwirklicht sehen, sind unsere gen. Wir brauchen nicht eine sinnlich
Freude und unser Dank sehr groß. Es wahrnehmbare Wolke. Wir wissen und
war der Wunsch Monseigneurs, dieses glauben diese Tatsache, die durch diese
Projekt realisiert zu sehen, das er fast zwar feierliche, aber doch schlichte Seg-
selbst entworfen und so sehr ersehnt nung zum Ausdruck kommt.
hat. Nun sieht er es vom Himmel aus. Dieses Gebäude wurde von der Welt
In der Tat hat sich oft in der Kir- abgesondert, sozusagen von ihr befreit,
chengeschichte das gleiche abgespielt. von der Welt der Geschöpfe, und wir
Wie oft hat sich die Kirche gegenteili- können sie sogar profan nennen. Dieses
gen Eingriffen beugen müssen, mußte Gebäude wurde für Gott bestimmt und
sie sich zurückziehen, um das Offizi- ihm geweiht. Es ist, so haben wir ge-
um, die heilige Messe, das Opfer an sungen, nichts anderes als das Haus
provisorischen Orten zu feiern. Immer Gottes und die Pforte des Himmels. Zu-
aber war sie bemüht, so schnell als erst wurden die Außen- und Innen-
möglich Stätten zu erbauen, die würdig mauern sichtbar mit einem besonders
waren für die so erhabene Liturgie, für geweihten Wasser gereinigt, und da-
die Größe und Herrlichkeit Gottes, dem nach haben wir mit dem Kreuz den Bo-
dieses Opfer dargebracht wird. So war den gekennzeichnet, und zwar vom Al-
es in der Kirchengeschichte, so war es tar bis zur Eingangspforte und von ei-
auch im Alten Testament. Unsere Freu- nem Seitenschiff zum anderen. Da-
de heute gleicht ein wenig jener Salo- durch kam zum Ausdruck, daß nun
mos. Erst viele Jahrhunderte nach dem Christus, Hoherpriester und Gott zu-
Auszug aus Ägypten konnte der Tem- gleich, von diesem Ort Besitz ergriffen
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Aus der Priesterbruderschaft

hat. Das ganze Erbarmen Gottes hat abermillionen von Toten, und was erst
sich über die Erde geneigt und sie soll man sagen von den Verfolgten und
berührt. Darum ist hier eine neue Him- den Todesopfern des Kommunismus,
melspforte, nichts anderes als das Haus und dann all diese Unschuldigen, die
Gottes und die Pforte des Himmels. im Mutterschoß hingeschlachtet wer-
Msgr. Marcel Lefebvre hat diese Kir- den, und die zahlreicher sind als die
che bauen wollen, weil sie der Mittel- Opfer des Zweiten Weltkriegs. Und
punkt des Seminars ist. Im Seminar dennoch, all diese menschlichen Tragö-
werden Priester ausgebildet, und der dien sind nichts im Vergleich mit einem
Priester ist aus den Menschen heraus- viel tödlicheren Krieg, der unsichtbar
genommen. Auch er ist abgesondert ist und die Seele tötet. Die Worte des
und für die Anliegen bei Gott geweiht, heiligen Paulus sind wirklich auch heu-
und zwar ganz besonders, um das Op- te noch aktuell, wenn er sagt: „Unser
fer darzubringen, das Opfer, nämlich Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch
das Opfer Christi selbst. Wenn wir von und Blut.“ Gewiß verursachen diese
diesem Ort sagen dürfen, er sei eine Kriege und Verfolgungen Leid. Aber
neue Schleuse des Himmels, von dem die Mächte der Finsternis, die von einer
aus die Gnaden auf die Erde fließen, unbeschreiblichen Eifersucht auf die
um die Seelen mit dem himmlischen menschlichen Geschöpfe besessen sind,
Leben zu nähren, dann eben wegen des setzen alles daran, um die Seelen von
Opfers, das auf dem Altar dargebracht Gott abzuwenden, um sie zu beschmut-
wird und eine Verlängerung, eine Er- zen und um ihnen das göttliche Leben
neuerung des Opfers auf Kalvaria ist. zu entreißen, das notwendig ist, um in
Ja, wir feiern heute das Priestersemi- den Himmel zu kommen. Es sind wah-
nar, das mit einer Kirche vollendet und re Abgründe, die den Glauben zer-
ausgezeichnet wird, die dem Unbe- stören! Und diese Kräfte haben es ge-
fleckten Herzen Mariens geweiht ist. schafft, in die Kirche einzudringen! Wie
Auch das ist der Wunsch Msgr. Lefebv- sehr also brauchen wir dieses Heilmit-
res. Und warum dem Unbefleckten tel des Himmels, ist es doch der Him-
Herzen Mariens? Wir meinen, daß man mel selbst, der uns diese besondere Ver-
diesen Titel im Lichte Fatimas sehen ehrung des Unbefleckten und Schmerz-
muß. Fatima ist ein Leuchtturm, ein haften Herzens Mariä schenkt.
Licht vom Himmel, das unsere Epoche Ja, Gott wollte diese Epoche, er woll-
erleuchtet, dieses Jahrhundert und te uns ein Herz zur Verehrung geben,
womöglich noch spätere Zeiten. Ein das Herz einer Mutter, das Herz der
Jahrhundert, das wegen seiner Moder- Muttergottes. Ein Herz, das ganz rein
nität gelobt wird, das aber in seiner Bar- und jungfräulich und von einer unaus-
barei, Grausamkeit, Bosheit und Entfes- sprechlichen Liebe erfüllt ist. Papst Pius
selung der Kräfte des Bösen alle ande- IX. sagt uns, daß kein geschaffener
ren übertrifft. In diesem Jahrhundert er- Geist das Gnadenmaß ermessen kann,
lebten wir die Weltkriege mit ihren das Gott Unserer Lieben Frau eingegos-
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Aus der Priesterbruderschaft

sen hat, und zwar vom ersten Augen- allerseligsten Jungfrau Maria und der
blick ihres Lebens an. Die allerseligste Päpste zu einem Rosenkranzkreuzzug
Jungfrau Maria ist die Besiegerin Satans. aufzurufen, im Geiste dieser Päpste, die
Sie zertritt ihm den Kopf, und zwar ge- gegen die Welt und den Geist der Welt
rade durch ihre Liebe, ihre Demut und gekämpft haben, welcher der beste Bun-
ihre Jungfräulichkeit, die bewirkt, daß desgenosse des Teufels ist. Beten Sie,
ihr ganzes Wesen Gott hingegeben ist. daß die Kirche aus dieser schrecklichen
Das Böse hat in ihr keinen Anteil. Es ist Krise herausfinde; daß wieder ihre erste
offensichtlich, daß Gott dieser bösen Sorge die Bewahrung und die Weiterga-
Zeit ein Gegenmittel als Medizin anbie- be des Glaubens sei, der Glaube, der ret-
tet, nämlich das Unbefleckte Herz Mari- tet und ohne den niemand gerettet wer-
ens. Dieses Herz gibt uns die Mittel für den kann. Ein Kreuzzug sagen wir, da-
den heutigen Kampf. mit die heilige Messe von neuem trium-
Die Kirche und in erster Linie die phiere und überall, in der ganzen Welt,
Päpste haben den Aufruf der Mutter- ohne Behinderung und ohne Angst von
gottes wiederholt. Es ist ein Aufruf zur allen Priestern gefeiert werden kann, die
Buße und zum Gebet, und zwar zum dadurch ihre wahre priesterliche Iden-
Rosenkranzgebet. „Betet den Rosen- tität finden werden. Denn die alte Mes-
kranz!“ wiederholen unablässig die se wurde niemals verboten und kann
Päpste Leo XIII., Pius XI., Pius XII. Es ist auch nicht verboten werden. Wie oft
das Mittel, um heute die Familien zu hei- konnten wir bei alten Priestern feststel-
ligen und geeint zu halten. Natürlich len, daß sie allein durch das Zelebrieren
geht es nicht um ein Rosenkranzgebet, der alten Messe, des Opfers, wofür sie ja
bei dem nur fünfzig Ave Maria abgebe- Priester sind, aus jener Depression her-
tet werden, sondern um eines, das man ausfanden, in die sie (durch die neue
betrachtend betet und dabei in die Ge- Messe) geraten waren.
heimnisse unseres Herrn und seiner Ja, es geht um einen Kreuzzug für
Mutter eindringt. Auch sagen diese den Triumph des Unbefleckten Her-
Päpste, daß uns dieses Gebet einlädt, zens. Diese neue Kirche möge ein be-
die Tugenden nachzuahmen, welche ständiger Aufruf sein für alle, die hier
wir betrachten. Ja, daß sich sogar durch vorbeikommen; ein Aufruf, daß es not-
die heilsame Kraft der betrachteten Ge- wendig ist, gerettet zu werden, um un-
heimnisse diese Tugenden in die Seele ser Ziel zu erreichen, für das wir ge-
des Rosenkranzbeters einprägen. schaffen sind; ein Aufruf zur Notwen-
Mehrere Päpste haben deutlich ihren digkeit des Gebetes, und zwar des Ro-
Willen bekundet, daß alle Christen täg- senkranzgebetes, das immer aktuell ist.
lich den Rosenkranz beten. Täglich! Alle Und schließlich, liebe Freunde, ist
Christen! Und so möchten wir die Gele- das heutige Fest auch eine Gelegenheit,
genheit dieses Festes und des Rosen- unserer Freude die Erinnerung an die
kranzmonates nützen, um im Geist der Bischofsweihe vor zehn Jahren hinzuzu-
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Aus der Priesterbruderschaft

fügen, an diese so kühne, heroische Tat der Glaubensfestigkeit wachsen lassen.


von Msgr. Marcel Lefebvre, denn ohne Aber auch die Priester und Sie, liebe
die Bischofsweihen wäre diese neue Gläubige, mögen in der Liebe zu Gott
Kirche überflüssig. Dank der Bischofs- wachsen, denn wir sind auf Erden, um
weihen konnten so viele Gnaden den Gott zu dienen, zu ehren und zu loben.
Seelen zugewendet werden, konnten so Dazu möge die Reinigung dieser Kirche
viele Priesterweihen gespendet werden. helfen; hier möge Gott verehrt und ver-
Dieser Tag sei wahrhaft ein Tag der herrlicht werden, verherrlicht durch die
Danksagung, ein Tag, an dem wir Gott Heiligung der Seelen und durch die
bitten, er möge zuallererst uns, die Eingießung einer immer glühenderen
Bischöfe, in der Liebe zu Gott und in Liebe in die Herzen der Priester. Amen.

Tradition 30 Jahre in Ecône


Am Gründonnerstag 1968 erfuhr Al- noud sowie Alphonse und Marcel Pe-
phonse Pedroni, ein junger Unterneh- droni den Kaufvertrag.
mer aus Saxon, daß die Stiftsherren vom Im Jahr darauf machte Erzbischof
Großen St. Bernhard Haus und Anwe- Marcel Lefebvre im Pfarrhaus von Fully
sen in Ecône, die sich seit 1302 in ihrem die Bekanntschaft des Rechtsanwalts
Besitz befunden hatten, zum Verkauf Roger Lovey. Im Verlauf der Begegnung
anboten. In diesem Gebäudekomplex kam das Gespräch auch auf Ecône. Erz-
hatten die Stiftsherren bis 1922 eine bischof Lefebvre hatte sich in jener Zeit
Landwirtschaftsschule unterhalten; da- einiger Seminaristen angenommen, die
nach diente das Anwesen dem Obst- vom Französischen Seminar in Rom als
und Gemüseanbau für die Kongregati- zu traditionell zurückgewiesen worden
waren. Da der Unterricht an der Univer-
on sowie als Ausbildungsstätte für jun-
sität Freiburg (Schweiz) in Philosophie
ge Kanoniker. Auch ein Hundezwinger
und Theologie noch gut war, setzten die
mit Bernhardinern gehörte zur Nieder-
Seminaristen dort ihre Studien fort.
lassung. Nun sollte sie ganz aufgegeben Doch der Erzbischof mußte feststellen,
werden. Für Alphonse Pedroni stand daß in Freiburg keine spirituelle For-
fest, daß Ecône nicht in weltliche Hände mung stattfand. „Sie brauchen eine Art
fallen sollte, und er organisierte eine Noviziat“, sagte er zu Rechtsanwalt
Rettungsaktion. Am 31. Mai 1968, dem Lovey. „Warum nicht in Ecône?“ fragte
Fest Mariä Königin, unterzeichneten dieser. Die abgeschiedene Lage Ecônes
Gratien Rousis, Roger Lovey, Guy Ge- schien dem Erzbischof verlockend.
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Aus der Priesterbruderschaft

Ein Bild aus alten Tagen:


Ecône, als es noch den Stiftsherren
vom Großen St. Bernhard gehörte.

Am 6. Juni 1969 traf sich


Erzbischof Lefebvre auf Anre-
gung seiner Freiburger Freun-
de mit Msgr. Charrière, dem
Bischof von Freiburg; im Ver-
lauf der Unterredung ermu-
tigte ihn dieser, in Freiburg
ein Haus zu errichten. Daraufhin öffne- sammen, besichtigte Ecône und faßte
te am 13. Oktober 1969 das „Internatio- den Entschluß, dort ein Haus für den
nale Konvikt St. Pius X.“ seine Pforten, Spiritualitätsjahrgang einzurichten.
dessen Leitung Mgr Lefebvre persönlich Msgr. Nestor Adam, Bischof von Sitten,
übernahm. erteilte im Juni 1970 diesem Projekt sei-
Da sich für den Jahrgang 1970/71 ne Approbation.
weitere Kandidaten ankündigten, such- In den folgenden Jahren (1971-1972)
te der Erzbischof nach einem anderen wurde mit Erlaubnis von Bischof Adam
Haus, in dem die Seminaristen ein Spiri- und dank der Mitarbeit des Kanonikers
tualitätsjahr durchlaufen sollten, bevor René Berthod der erste Jahrgang Philo-
sie mit den Studien an der Universität sophie eingerichtet. Bald wurde das alte
begannen. So kam er am 22. Mai 1970 Haus „St. Bernhard“ zu klein, immer
wiederum mit Rechtsanwalt Lovey zu- mehr Kandidaten baten um Aufnahme.

Da das Seminar
rasch wächst,
müssen in den
Jahren 1971-73
nacheinander
drei neue
Gebäude errich-
tet werden.
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Aus der Priesterbruderschaft

So wurden in den Jahren 1971 bis 1973 großem Querschiff. 20 Jahre lang mußte
nacheinander die Gebäude St. Pius X., dieses Bauprojekt auf seine Verwirkli-
St. Thomas und hl. Pfarrer von Ars er- chung warten, bis endlich von den Ge-
baut und schließlich die Lagerhalle in meinden Saxon (23. Dezember 1994)
eine Kapelle umgewandelt. Diese konn- und Riddes (12. Januar 1995) die Bauge-
te und sollte jedoch nur ein Provisorium nehmigung erteilt wurde. Am 16. Janu-
sein. Daher setzte sich Erzbischof Lefeb- ar 1995 begann man mit dem Entfernen
vre 1975 mit dem Architekten Felix Por- der Weinstöcke. Der Grundstein konnte
cellana aus Lausanne zusammen und am 1. November 1995, dem 25jährigen
gemeinsam entwarfen sie die Pläne für Jubiläum der Priesterbruderschaft, von
eine große Kirche in romanischem Stil ihrem Generaloberen Mgr. Bernard Fel-
in Form eines lateinischen Kreuzes mit lay gelegt werden.

Blick auf das Seminar. Rechts im Vordergrund die Seminargebäude, links die neue Kirche. Das
kleine Bild unten links zeigt den Beginn der Bauarbeiten an der Seminarkirche.

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Aus der Priesterbruderschaft

Sakristei

Blumenraum

Querschiff der Altar Querschiff der


Seminaristen Seminaristen

Kreuzgang Kreuzgang
der Gläubigen der
Für die Gläubigen Schwestern
bestimmtes Haupt-
schiff der Kirche

Vorhalle

Portalvorbau

Vorhalle

Die neue Seminarkirche besteht aus drei Elementen auf zwei Ebenen: Der oberen Kirche mit
einem Hauptschiff, das 350 Gläubigen Platz bietet, und einem Querschiff für 140 Seminari-
sten und Priester, sowie einer Sakristei, einem Blumenraum und einem Glockenturm; dem
Untergeschoß mit einer Vorhalle, in der Bücher ausgestellt und verkauft werden, einem Kreuz-
gang für die Gläubigen, einer Krypta mit sechs Seitenaltären, einer kleinen Grabkapelle, Kell-
erräumen sowie Räumlichkeiten für sanitäre und technische Anlagen; und einem Gebäude für
die Schwestern mit 13 Zimmern, einem Kreuzgang mit Klausur, einem Sprechzimmer, einem
Refektorium, einer Küche und anderen Wirtschaftsräumen. Aus dem oben abgebildeten Grun-
driß ist das Untergeschoß zum Teil ausgeblendet. Er zeigt den Oberteil der Kirche mit den auf
tieferer Ebene gelegenen Anbauten, jedoch nicht die Räumlichkeiten, die sich direkt unter
Haupt- und Querschiff befinden.
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Aus der Priesterbruderschaft

Firmreise mit S.E. Msgr. Richard Williamson

Dankbar und froh wahren zahlreiche drücken, so daß er sich der Aufmerk-
Gläubige, die im Verlauf der herbstli- samkeit seiner Zuhörer(innen) gewiß
chen Firmreise in Deutschland die An- sein konnte.
wesenheit von S.E. Weihbischof Richard Diese Aufmerksamtkeit war auch bei
Williamson im eigenen Priorat bzw. der dem nachmittäglichen kurzen Vortrag
eigenen Kapelle erfahren und ihn viel- zu spüren, der ursprünglich nicht vor-
fach sogar persönlich begrüßen konn- gesehen war. Doch einige Schülerinnen
ten. hatten selbst spontan – vielleicht war es
Nach der Ankunft des Bischofs aus auch ein Komplott, um einen Vorwand
Amerika auf dem Flughafen in Frank- zu finden, den Bischof um ein Stück am
furt gab es zunächst eine Zwischenstati- Klavier zu bitten – um einen Vortrag ge-
on in Hattersheim, wo der Bischof sich beten, und so fand sich die Schüler-
erholen und für die weitere Fahrt stär- schaft einschließlich einiger Eltern für
ken konnte. Die Ankunft in der Schule eine halbe Stunde am Nachmittag zu-
in Schönenberg gestaltete sich herzlich, sammen. Als sich der Bischof auf den
indem die Mädchen alle zusammenka- abschließenden Wunsch einer Schülerin
men und den Würdenträger mit Gesang hin auch noch bereit fand, ein Stück auf
begrüßten. Zwar machte das Wetter dem Klavier zu spielen (1. Satz der
dem Namen von Schönenberg nicht ge- Mondscheinsonate; wann erlebt man
rade Ehre, aber S. Exzellenz, der ein her- schon einen Bischof, der Klavier spielt?),
vorragender Musikkenner ist (mit Vor- war die Begeisterung kaum mehr zu
liebe für Beethoven und Wagner), bremsen...
schätzte die musikalische Umrahmung Die nächste Station war das Don-
seines Aufenthaltes so sehr, daß er allein Bosco-Gymnasium in Diestedde, wo die
aus diesem Grunde gerne länger geblie- Firmung am Sonntag stattfinden sollte.
ben wäre: „Wo man singt, da laß Dich Zur Begrüßung kamen alle Schüler zu-
nieder“. sammen, wobei P. Weigl und der Schul-
Das Amt am folgenden Tag wurde sprecher einige Worte des Willkommens
pontifiziert, was vor allem den Priestern an den Bischof richteten. Danach ging es
aus Bonn einschließlich der gut einge- – liturgisch korrekt – in die Kapelle, wo
übten Ministrantengruppe des dortigen nach Intonation der entsprechenden Ge-
Priorates zu danken war, die Pontifi- sänge der Bischof den Schülern den Se-
kalämter schon öfter souverän gemei- gen erteilte.
stert hatten. Die Predigt war eine Ermu- Die Predigt vor der Spendung des
tigung zur Treue im Glauben und reli- Firmsakramentes betonte die Notwen-
giösen Praxis, gewürzt mit einigen ihm digkeit, auch gegen den Strom schwim-
ganz eigenen Beispielen und Aus- men zu können. Monseigneurs kritische
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Aus der Priesterbruderschaft

S.E. Msgr. Williamson bei


der Glockenweihe in
Kleinwallstadt

Haltung zur Technik zeigte sich darin, sowohl Zeitung als auch Radio berich-
daß er das Motto „Weg mit dem 20. teten sachlich darüber. – Schön war die
Jahrhundert“ gleich in die Tat umsetzte, Beteiligung der Gemeinde und Bekann-
indem er das Mikrofon vom Zeremoni- ten am abschließenden Abendessen un-
ar wegtragen ließ. Die Backenstreiche ter dem Vorsitz des Bischofs, den man-
verteilte er mit solchem Schwung, daß che noch aus der Zeit kannten, da er als
die Schüler hell begeistert waren, be- Priester im deutschen Sprachraum öfter
sonders weil einer der Lehrer gefirmt Exerzitien gepredigt hatte.
wurde... Eine weitere Weihe einer Kir-
An den nächsten beiden Tagen, chenglocke schloß sich gleich am Diens-
Montag und Dienstag, sollten jeweils tag an, diesmal mit darauffolgendem
Glocken geweiht werden. Daher führte Hochamt, und zwar in Reutlingen, wo
der Saal unter der neuen Kirche inzwi-
die Fahrt zunächst nach Kleinwallstadt
schen fertig eingerichtet ist und als pro-
in der Nähe von Miltenberg (Franken).
visorische Kapelle dient, bis der Innen-
Die Zeremonie fand am Nachmittag bei
ausbau des Kirchenraumes vollendet
unsicherem Wetter statt, doch gedulde-
sein wird. Zwar war die Glocke diesmal
te sich der Himmel bis zum Ende der
verhältnismäßig klein (250 kg), aber der
Weihehandlung, ehe es regnete. Nicht Besuch des Bischofs war für die Ge-
nur die entstehende Kirche in Klein- meinde ein besonderer Höhepunkt: Es
wallstadt ist ein Glücksfall, sondern war der erste Besuch eines Bischofs seit
auch die Tatsache, daß diese drei der Eröffnung des Gottesdienstraumes
Glocken (aus dem Nachlaß eines ver- in Reutlingen durch S.E. Msgr. Lefebvre
storbenen Pfarrers) kostengünstig er- im Februar 1978. So Gott will, wird im
worben werden konnten. Ansonsten nächsten Jahr ein weiterer Besuch statt-
hätte man, wenigstens vorläufig, keine finden, nämlich für die Konsekration
Glocken angeschafft. Diese Weihe wur- der Kirche. Sehr nett war der Empfang
de von der Öffentlichkeit viel beachtet, durch die Kinder, die am Eingang der
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Aus der Priesterbruderschaft

Kirche den Bischof mit einem Lied (auf Bischof im Vorbeifahren die in Bau be-
die Melodie von ‘O when the saints’) findliche Kirche in Augenschein, die
begrüßten. äußerlich bereits ihre endgültigen For-
Am folgenden Tag wurde die wohl men angenommen hat. Daß die Ge-
größte Gruppe von Firmlingen im Ver- meinde mit viel Eigenleistung und im
lauf dieser Reise in Rheinhausen ge- wesentlichen eigenen Mitteln dies voll-
firmt. Rechtzeitig zu diesem Besuch bringen konnte, zeugt von Glauben
war die Verschönerung des Altarrau- und Opfergeist. – Firmung und Hoch-
mes fertig geworden, die den Altar mit amt waren würdig umrahmt von einer
einem passenden Hintergrund versieht gut besetzten Schola. Im Rahmen eines
und aus dem begrenzten Raum das Stehempfanges konnten nach der hl.
Bestmögliche macht. S. Exzellenz führte Messe diejenigen, die es wünschten,
in der Predigt aus, daß wir für die auch ein persönliches Wort mit S. Exzel-
Wahrheit kämpfen müssen, aber nicht lenz wechseln. – Die anschließende
irgendwie, sondern hierbei die Ord- Übernachtung war im Priorat in Göffin-
nung der Liebe zu beachten hätten, gen. Den Schwestern hielt S. Exzellenz
denn Gott ist der Urheber von beidem. am fogenden Vormittag vor der Weiter-
– Anschließend waren Firmlinge und fahrt nach Zeitzkofen noch einen Vor-
Familien zum gemeinsamen Essen im trag. Offenbar wurden viele Fragen ge-
Saal des Priorates eingeladen, wo es ne- stellt, denn der Vortrag dauerte weit
ben einer guten Mahlzeit auch einige über die Zeit; die klosterübliche
musikalische Darbietungen und ein Ge- Schweigsamkeit konnte danach wieder
dichtlein von den Kleinen gab. einkehren...
Obwohl die Gemeinde in Memmin- Einer der Höhepunkte dieser Reise
gen weniger Firmlinge hatte, war doch war dann sicher die Einweihung der
der Empfang des Bischofs nicht weni- neuen Kirche in Nürnberg-Zirndorf un-
ger herzlich. Vor der Firmung nahm der ter Assistenz von Priestern und Semina-

In Reutlingen steht die


Glocke
festlich geschmückt
zur Weihe bereit.
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Aus der Priesterbruderschaft

S.E. Msgr. Richard Williamson


erteilt am Ende des Pontifikalam-
tes, das im Anschluß an die Kir-
chenbenediktion in Zirndorf
gefeiert wurde, den Segen.

Der in neugotischem Stil aus


Eichenholz gefertigte Altar der
Kirche in Zirndorf stammt aus
Holland.

Der frühere Betsaal der


Neuapostolischen Kirche
in Zirndorf wurde in eine
Kirche in neugotischem
Stil umgewandelt.
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Aus der Priesterbruderschaft

Der neue Altar der Kirche


St. Michael des
Priorates Rheinhausen.

einen Bischof der Bruder-


schaft sahen. Daß es 5 Er-
wachsenenfirmungen gab
und von diesen wiederum 2
erst kürzlich getauft wurden,
zeigt ein wenig die Besonder-
heit dieser Stadt an, die einer-
seits als multikulturell und
risten aus Zaitzkofen. Die Kapelle in multireligiös gilt, andrerseits immer ei-
Nürnberg war von Herrn Schlüter von nen aktiven Katholizismus pflegte. Die
Zaitzkofen aus gegründet und seither Zeremonie selbst wurde von einer gut
auch vom Seminar aus betreut worden. eingeübten Schar von Ministranten voll-
Nachdem ein Gottesdienstgebäude der zogen, die an diesen Besuch noch lange
Neuapostolischen Gemeinde preisgün- zurückdenken werden. Man merkte es
stig erworben werden konnte, begann dem Bischof an, daß er sich für diese
im Januar 1998 der Aus- und Umbau, Stadt interessierte, die er schon einmal
der zügig durchgeführt wurde. Es ent- als Germanistik-Student besucht hatte.
standen ein sehr schöner und sakraler Es fehlte, auch in Anbetracht des 50jähri-
Kirchenraum, in den Kirchenfenster gen Jubiläums der Berliner Blockade, nur
und Altar eingebaut werden konnten, noch der Satz: „Ich bin ein Berliner...“
die bereits älteren Datums sind und aus Daß das Priorat und Distriktssitz St.
Holland stammen. Für eine zukünftige Athanasius in Stuttgart einen würdigen
Priesterwohnung wurde aufgestockt, Rahmen bildeten, um die Reise zu be-
so daß im Prinzip ein kleines Priorat schließen, braucht schließlich fast nicht
entstanden ist. Beten wir, daß es bald mehr erwähnt zu werden. Unzähligen
möglich sein wird, einen ständigen Gläubigen vermittelte die persönliche
Priester vor Ort zu entsenden. Begegnung mit dem Bischof Mut und
Die letzten Stationen der Reise wa- Kraft, zu ihren Überzeugungen und zum
ren Berlin und Stuttgart, von wo aus katholischen Glauben auch in schwieri-
der Bischof wieder nach Winona (Prie- ger Zeit treu zu stehen.
sterseminar) in den USA zurückflog.
Berlin, das in bezug auf die übrigen Pri-
orate der Bruderschaft in Deutschland
eher abgelegen ist, war einer jener Orte,
die seit sehr langer Zeit zum ersten Mal
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Aus der Priesterbruderschaft

Fürther Nachrichten:

Eine Heimstatt für die „Ausgestoßenen“


Betsaal der Neuapostolischen Gemeinde wurde ausgebaut - In Gegensatz zur
Amtskirche

Zirndorf – In der Bibertstadt gibt es muniziert wurde. Hatte er allerdings


seit kurzem zwei katholische Gottes- vorher Priester und Bischöfe geweiht,
häuser, ein Umstand allerdings, über waren diese Weihen gültig und diese
den die Kirchenoberen alles andere als Priester können formell weiter alle
glücklich sind. In den früher von der kirchlichen Handlungen vornehmen.
Neuapostolischen Kirche genutzten Dekan Webert betont allerdings, daß
Bau in der Angerzeile zog nämlich nach sich diese Priester und auch die ihnen
grundlegender Umgestaltung der anhängenden Gläubigen „eindeutig ge-
„Deutsche Distrikt“ der „Vereinigung
gen den Willen der Kirche stellen“ und
St. Pius X.“ ein, die Gefolgschaft des
natürlich gewärtig sein müssen, in Kir-
von der katholischen Amtskirche aus-
chenzucht genommen zu werden. Erzbi-
gestoßenen und 1991 verstorbenen fran-
schof Lefebvre war ja, so Webert, zuletzt
zösischen Erzbischofs Marcel Lefebvre.
exkommuniziert, und wer jetzt in seiner
Eine kirchliche Weihe erhielt das Nachfolge sei, „zieht sich möglicherwei-
Gotteshaus – als Kirche „Unbefleckte se dieselben Konsequenzen zu“.
Empfängnis“ – allerdings. Vorgenom-
Grund des Zwistes zwischen Heili-
men hat sie Bischof Richard Williamson
aus Großbritannien, ein Gefolgsmann gem Stuhl und den Anhängern von Erz-
Lefebvres, unter Assistenz anderer Prie- bischof Lefebvre ist die Weigerung die-
ster der deutschen St. Pius X.-Vereini- ser „Traditionalisten“, die gesamten Er-
gung („Priorat St. Athanasius“) – und gebnisse des zweiten Vatikanischen
diese Weihe ist für die Amtskirche sogar Konzils (1962 bis 1965 in St. Peter) an-
gültig, obwohl sie nach Auskunft des zuerkennen. So lehnten sie die Öffnung
heimischen katholischen Dekans Alfons der Kirche zur „Welt“ hin ab, wandten
Webert natürlich weder vom Heiligen sich gegen ökumenische Bestrebungen
Stuhl noch vom erzbischöflichen Ordi- und „Vermischung“ mit anderen Kir-
nariat in Bamberg „gewünscht“ war, ja chen, bekämpften „Progressivität“ und
sogar heftig „abgelehnt“ wird. „Dialog“.
Grund für diese verzwickte Lage Äußeres Zeichen des Willens der
sind die Lehren über das Priestertum in Lefebvre-Anhänger, „die Glaubensin-
der katholischen Kirche. Erzbischof Le- halte wie vor dem zweiten Vatikanum
febvre hat sich nach dem zweiten Vati- behalten“ zu wollen, ist besonders die
kanischen Konzil zwar gegen die Amts- Feier der Messe in alter Form. Da wird
kirche gestellt und den Zwist dann so- nicht nur die lateinische Sprache beibe-
weit eskalieren lassen, daß er exkom- halten, sondern der Priester ist auch
13
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 14

Aus der Priesterbruderschaft

nicht der Gemeinde, sondern dem Altar teshaus völlig aus eigenen Mitteln – al-
zugewandt. so fast allein aus Spenden – einzurich-
ten hatte. Und das war kein leichtes Un-
terfangen.
Die Messe wird noch in alter
Der frühere Betsaal der Neuaposto-
Form gefeiert lischen Kirche in der Angerzeile war ja
Bruderschaft lehnt die „Modernisierun- nur ein mit Flachdach versehener Kir-
gen“ des zweiten Vatikanischen Konzils chenraum ohne Möglichkeit liturgi-
ab – In der Region soll es rund 200 An- scher Handlungen und mit kleinen Ne-
hänger geben benräumen. Deswegen wurde dem Bau
nun ein Satteldach mit Dachreiter auf-
Dabei betont man in der Vereini- gesetzt und eine Apsis für den Altar an-
gung „St. Pius X.“, daß man alles ande- gebaut. Die Nebenräume wurden auf-
re denn die Gründung einer eigenen gestockt, so daß nun auch nach außen
Kirche anstrebt. Man wolle lediglich die der Bau als Gotteshaus zu erkennen ist.
Möglichkeit, seinen Glauben innerhalb Auch im Inneren schuf man sich ei-
der Kirche leben zu können. So sagt Pe- nen „traditionellen“ Kirchenraum. Der
ter Farrenkopf aus Stein, Vertrauens- Altar wurde im neugotischen Stil aus
mann der Vereinigung in unserem Eichenholz geschaffen.
Raum, die Kirche würde unter ihrem Peter Farrenkopf beziffert die Ge-
Schutz ja verschiedensten Glaubens- meinde, die das Gotteshaus künftig
richtungen Raum geben, nur „mit gren- nutzen wird, auf rund 200 Mitglieder
zenlosem Rigorismus“ gehe sie gegen im Ballungsraum. Ob man mit der hie-
die Anhänger der traditionalistischen sigen Gemeinde St. Josef allerdings in
Gottesdienstform vor. Dabei geht nach „gute Nachbarschaft“ kommen werde,
Farrenkopfs Ansicht diese Gegner- ist für ihn unwahrscheinlich.
schaft nicht einmal betont vom Heili-
gen Stuhl aus, sondern von Bischöfen in Adamwalter Wieserner
verschiedenen Ländern, „und da steckt
(Fürther Zeitung vom 4. Dezember
viel Politik dahinter“.
1998)
Auch die Exkommunizierung des
Erzbischofs Lefebvre hält er für „strit-
tig“ und als „Meinung, die nicht vom
Kirchenrecht gedeckt“ ist. Trotzdem
will die katholische Amtskirche mit die-
sem neuen Kirchbau in Zirndorf nichts
zu tun haben und distanziert sich strikt
von Bau und Weihe.
Für die Vereinigung St. Pius X. be-
deutet dies vor allem, daß sie ihr Got-
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Verschiedenes

Die „Saatkörner der Wahrheit“ in den


nichtchristlichen Religionen
von P. Matthias Gaudron

Trotz einiger konservativer Entschei- wegs der Hl. Schrift. Nach dieser sind
dungen, die Papst Johannes Paul II. in die anderen Religionen ein Abfall von
letzter Zeit gefällt hat, hält er an seinem der wahren Religion, die den Menschen
Lieblingsthema Ökumenismus ungebro- am Beginn der Schöpfung durch die Ur-
chen fest. Dies kann man der Ansprache offenbarung gegeben wurde. Wenn sie
bei der Generalaudienz am 9. Septem- auch noch manches Wahre enthalten -
ber 1998 entnehmen. Hierin erklärt der natürliche Wahrheiten oder Reste der
Papst, wie er sich die Entstehung der Uroffenbarung - so ist dieses doch im
verschiedenen Religionen vorstellt. Gesamtzusammenhang entstellt und
Zunächst betont er, daß es ein Anlie- verfälscht. Die anderen Religionen sind
gen seines Pontifikates sei, immer wie- darum schlecht und führen nicht zu
der an die von den Kirchenvätern her- Gott; vielmehr sind die Götzendiener
kommende Lehre von den „Saatkörnern ein Greuel in den Augen Gottes. Der hl.
des Wortes“ in den verschiedenen Reli- Paulus sagt ganz klar: „Was die Heiden
gionen zu erinnern. Dann sagt er: „Vor opfern, opfern sie den Dämonen und
allem müssen wir uns vergegenwärtigen, nicht Gott“ (1Kor 10,20).
daß alles Suchen des menschlichen Geistes Die Worte des Papstes ähneln aber in
in Richtung auf die Wahrheit und das Gute erschreckender Weise der Vorstellung,
und letzten Endes auf Gott hin vom Heili- die die Modernisten von der Entste-
gen Geist angeregt ist. Gerade aus dieser ur- hung der Religion haben. Wie Papst Pi-
anfänglichen Öffnung des Menschen Gott us X. in seiner Enzyklika Pascendi
gegenüber entstehen die verschiedenen Reli- schreibt, lehnen die Modernisten eine
gionen. Nicht selten finden wir an deren Be- äußere Offenbarung ab. Der Glaube
ginn Gründer, die mit der Hilfe des Geistes steigt vielmehr aus dem Inneren empor.
Gottes eine tiefere religiöse Erfahrung ge- Es sind die religiösen Gefühle und Er-
macht haben. An andere weitergegeben, hat fahrungen, die am Beginn der Religion
diese Erfahrung Form angenommen in den stehen und die dann, wegen des Bedürf-
Lehren, den Riten und den Vorschriften der nisses die Religion auch äußerlich zu
einzelnen Religionen“ (Zitate nach OR dt. betätigen, ihren Ausdruck in verschie-
vom 18. 9. 1998 - Hervorhebungen vom denen Riten und Vorschriften finden.
Verfasser). Genau so beschreibt der Papst es: Am
Die Art und Weise, wie hier die Ent- Beginn der Religion finden sich Grün-
stehung der verschiedenen Religionen der, die „eine tiefere religiöse Erfahrung
beschrieben wird, entspricht keines- gemacht haben. An andere weitergege-
15
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 16

Verschiedenes

ben, hat diese Erfahrung Form ange- und ausdrücklich keinen Sohn hat, ist
nommen in den Lehren, den Riten und nicht der wahre Gott.
den Vorschriften der einzelnen Religio- Nun sagt der Papst aber leider aus-
nen.“ drücklich, daß das Wirken des Heiligen
Einen gewissen Unterschied kann Geistes in den anderen Religionen sich
man noch darin finden, daß der Papst nicht nur auf einzelne Personen, son-
diese religiösen Erfahrungen der Hilfe dern auch auf die Religion als solche be-
des Heiligen Geistes zuschreibt, aber zieht: „Die Gegenwart und das Han-
man kann sich fragen, ob das die Sache deln des Geistes berühren - wie ich in
weniger schlimm macht, sagt der Papst der Enzyklika Redemptoris missio ge-
doch damit implizit, daß der Heilige schrieben habe - nicht nur einzelne Men-
Geist auch andere Religionen gestiftet schen, sondern auch die Gesellschaft
hat. und die Geschichte, die Völker, die Kul-
In den Worten des Papstes findet turen, die Religionen.“ Daher nennt der
sich eine totale Konfusion in bezug auf Papst hier auch das Gebetstreffen von
die notwendige Unterscheidung der Re- Assisi und andere Treffen dieser Art Er-
ligion als solcher und den Mitgliedern eignisse „von großer geistlicher Inten-
der Religionen. Es ist ja wahr, daß ein- sität“.
zelne Menschen in den falschen Religio- Man könnte die Gedanken des Pap-
nen zu einer wahren Gottesbegegnung stes als die Ideen eines Mannes bezeich-
finden können, denn sonst könnte kei- nen, der ohne Blick auf die Offenbarung
ner von ihnen gerettet werden. Eventu- und die Wirklichkeit ein Gedankenge-
ell können sie diese Erfahrung auch an bäude errichtet, ein „Wolkenkuckucks-
andere weitergeben, aber das ist dann heim“, wie man umgangsprachlich
immer trotz der falschen Religion. Nicht sagt. Rein theoretisch könnte man sich
die falsche Religion führt die Menschen ja vielleicht vorstellen, daß die Gründer
zu Gott, sondern es ist der Heilige Geist, der verschiedenen Religionen Reste der
der durch eine besondere Gnaden- Uroffenbarung aufgriffen, mit Hilfe des
führung bewirkt, daß einzelne Mitglie- Heiligen Geistes zu einer wahren Got-
der der falschen Religionen sich nicht tesbegegnung fanden und zu dieser
derart in dem falschen Gottesbild ihrer dann auch andere führten. Somit hätten
Religion verhärten, daß eine wahre wir dann Religionen, die zwar die Drei-
Gottesbegegnung unmöglich wird. Von faltigkeit und Christus noch nicht ken-
sich aus kann die falsche Religion nicht nen, sich aber doch an den wahren Gott
zu Gott führen, da sie den wahren Gott wenden würden.
nicht kennt. Der Gott der Mohammeda- Die Wirklichkeit sieht anders aus.
ner z.B., der befiehlt, die Christen zu tö- Zunächst belehrt uns die Hl. Schrift,
ten, der dem Mohammed erlaubt, die daß die Schwäche des Menschen durch
Frau eines anderen zu nehmen, der ein die Erbsünde so groß und die Ver-
Paradies sinnlicher Freuden verspricht führung durch den Teufel so stark ist,
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Verschiedenes

daß nur im Volk Israel die wahre Religi- man schon rein äußerlich ansieht, wer
on bewahrt wurde. Außerhalb Israels sie inspiriert hat, und die mit aus-
findet sich höchstens bei einzelnen Per- schweifenden, abscheulichen Kulten
sonen eine wahre Gottesbeziehung, et- verehrt werden? Es ist nicht ehrlich,
wa bei Melchisedech, Job u.a. Die Öku- wenn man seit dem II. Vatikanum im-
meniker können daher ja auch nie ein mer nur die wenigen richtigen Punkte,
einziges Schriftzitat für ihre Ideen an- die sich in diesen Religionen finden, be-
führen. tont, die zahllosen Irrtümer aber ver-
Dies bestätigt auch der Blick auf die schweigt.
Wirklichkeit. Wenn die Gedanken des Die Rechtfertigung des Nichtchri-
Papstes richtig wären, müßte man über- sten beschreibt der Papst dann auch in
all Religionen finden, die ein einiger- einer Weise, die keineswegs der katholi-
maßen richtiges Gottesbild haben, die schen Theologie entspricht. „Normaler-
Tugenden predigen, die Laster geißeln weise ‘antworten die Anhänger anderer
und den Menschen zu einem guten Le- Religionen immer dann positiv auf
ben aneifern. So stellt es das Konzil Gottes Einladung und empfangen sein
auch dar. In Wirklichkeit aber predigt Heil in Jesus Christus, wenn sie in ehrli-
z.B. der Islam den Haß und die Sinn- cher Weise das in ihren religiösen Tradi-
lichkeit. Er erlaubt die Lüge, wenn man tionen enthaltene Gute in die Tat umset-
damit dem Islam dienen kann und ver- zen und dem Spruch ihres Gewissens
spricht jedem das Heil, der nur bekennt, folgen’“. Der Papst zitiert hier die In-
daß Allah Gott ist und Mohammed sein struktion Dialog und Verkündigung des
Prophet, gleichgültig was für ein Leben Päpstl. Rates für den interreligiösen
er führt. Eine wahre Beziehung zu Gott Dialog vom 19. Mai 1991. Nun genügt
wird im Islam auch gar nicht gesucht, es aber keinesfalls für die übernatürli-
denn das Paradies besteht hier im Ge- che Rechtfertigung eines Heiden, daß er
nuß sinnlicher Freuden und nicht in der irgend etwas Gutes, das sich in seiner
Anschauung Gottes. Kann man im Religion findet, in die Tat umsetzt. Um
Ernst glauben, daß Mohammed „mit gerettet zu werden genügt nicht ein
der Hilfe des Geistes Gottes eine tiefere natürlich gutes Leben, sondern es be-
religiöse Erfahrung gemacht“ hat, die darf des Glaubens und der Gnade. Es ist
dann im Islam „Form angenommen“ nicht möglich, im Rahmen dieses Arti-
hat? Oder was ist mit dem Buddhismus, kels alle Fragen zu erörtern, die sich in
der eine atheistische Religion ist, der die diesem Zusammenhang stellen, aber
Selbsterlösung mit dem Eingehen ins fest steht, daß dies nur durch eine be-
Nirwana, ins Nichts lehrt? Was ist mit sondere Gnadenführung des Heiligen
dem Hinduismus, seiner Lehre vom Geistes möglich ist. Dieses Wirken des
Karma und der Wiedergeburt, seinem Heiligen Geistes kann vielleicht an ge-
menschenverachtenden Kastenwesen? wisse in den falschen Religionen enthal-
Was ist mit all den heidnischen Religio- tene Wahrheiten anknüpfen, ist aber
nen, deren scheußlichen Götzenbildern letztlich unabhängig von diesen, ja wird
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Verschiedenes

an sich von diesen Religionen behindert In diesem Zusammenhang sei noch


und nicht unterstützt. Daher versteht darauf hingewiesen, daß die seit dem II.
man, daß Pius IX. den folgenden Satz Vatikanum immer wieder aufgestellte
verurteilte: „Wenigstens guter Hoff- (und auch in dieser Rede sich findende)
nung muß man sein in bezug auf das These, alle Religionen seien Ausdruck
ewige Heil derjenigen, die sich über- der Suche nach der Wahrheit und nach
haupt nicht in der wahren Kirche Chri- Gott, falsch ist. Wer eine Religion be-
sti befinden“ (17. Satz des Syllabus). kennt, der sucht nicht nach der Wahr-
Die naive, wirklichkeitsfremde Be- heit, sondern glaubt, sie gefunden zu
trachtungsweise der falschen Religio- haben. Jede Religion hat ein gewisses
nen führt dann zu der Beteuerung, daß Lehrsystem, das den Anspruch nach
„die Haltung der Kirche und der einzel- Wahrhaftigkeit in sich trägt. Erst wenn
nen Christen den anderen Religionen jemand an seiner Religion irre gewor-
gegenüber von aufrichtiger Hochschät- den ist oder zumindest anfängt, an ihrer
zung und tiefer Sympathie geprägt“ ist. Wahrheit zu zweifeln, macht er sich auf
Eine solche Aussage ist eine Ungeheuer- die Suche nach der wahren Religion.
lichkeit. Wie ist es für einen Christen Wenn aber heute die Nichtchristen von
möglich, den Islam, den Buddhismus, den höchsten Würdenträgern der katho-
das Heidentum hochzuschätzen? Wir lischen Kirche immer wieder aufgefor-
sollen die Mohammedaner, die Buddhi- dert werden, in immer größerer Treue
sten, die Heiden usw. lieben, aber nicht zu ihren religiösen Traditionen zu leben,
den Islam, den Buddhismus oder das so ist dies eine Aufforderung, dem Chri-
Heidentum. Und wenn man die Nicht- stentum fernzubleiben und damit ein
christen wahrhaft liebt, dann möchte Verrat am Missionsauftrag Christi.
man sie zur Wahrheit führen und nicht Wie immer, wenn es um dieses The-
in ihren falschen Religionen belassen. ma geht, finden sich in der Ansprache
Es stimmt daher auch nicht, wenn nur Zitate aus dem II. Vatikanum, den
der Papst sagt, diese Haltung der Hoch- eigenen Enzykliken und Reden sowie
schätzung der anderen Religionen sei nachkonziliaren Dokumenten. Die von
„weit davon entfernt, sich der Verkün- Johannes Paul II. vorgetragene Lehre ist
digung des Evangeliums entgegenzu- eben eine neue Lehre, die dem, was die
stellen“. Die Tatsachen beweisen, daß Kirche immer lehrte, radikal entgegen-
das endlose Dialogisieren zum fast voll- gesetzt ist.
ständigen Zusammenbruch der Mission
geführt hat. Besonders der Islam wertet
die Dialogbereitschaft der Christen als
Eingeständnis dafür, daß sie von der
Wahrheit ihrer eigenen Religion nicht
überzeugt seien, was ja faktisch in vie-
len Fällen auch nicht ganz falsch ist.

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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 19

Verschiedenes

Die kopernikanische Wende


Die Kirche und das neuzeitliche Wissenschaftsverständnis1

Teil 1: Kopernikus
von Robert Mildenberger

Vorwort mittelalterliche Weltbild der Christen-


heit mit der Erde als Zentrum des Uni-
versums aus den Fugen — doch die In-
Die Annahme des Frauenburger
quisition hatte von dem epochalen Um-
Domherrn2 Nikolaus Kopernikus3, daß
sturz kaum Kenntnis genommen.
die Erde um die unbewegliche Sonne
Womöglich waren die Glaubenswächter
kreist, gilt heute zugleich als entschei-
dender Durchbruch des neuzeitlichen des heiligen Offiziums blind geworden
Weltbildes und seit der Verurteilung für die Naturwissenschaften, die in den
Galileis wegen Kopernikanismus als be- vorangegangenen 1000 Jahren keinerlei
schämendste Kompromittierung der nennenswerten Fortschritt gemacht hat-
katholischen Wissenschaft. Trotz der ten.” (ebd. 89). Mit diesem Zitat gibt das
Entfernung von Kopernikus’ Haupt- Hamburger Nachrichtenmagazin das
werk „De revolutionibus4” und Galileis säkulare Durchschnittsbewußtsein in
„Dialogo dei massimi sistemi” vom In- vorbildlicher Weise wieder.
dex (18225 und 18356), trotz der feierli-
chen Rehabilitierung Galileis durch Jo- A. Inhalt der kopernikanischen These
hannes Paul II. am 31.10.1992 sind die Die Indexkongregation unter Vorsitz
Gegner der Kirche nicht zufriedenzu-
des hl. Robert Bellarmin reduzierte die
stellen. So konnte noch in diesem Som-
Annahmen des Kopernikus in ihrer Ver-
mer der „Spiegel” schreiben: „Mit dem
urteilung vom 23. Februar 1616 auf
Prozeß gegen Galilei ruinierte die Inqui-
zwei Thesen:
sition für Jahrhunderte das Verhältnis
der katholischen Kirche zu den Natur- 1. Sol est centrum mundi et omnino
wissenschaften. Jetzt versucht der Vati- immobilis motu locali.
kan, den Schaden zu reparieren”, und 2. Terra non est centrum mundi, nec
einen vierseitigen Artikel zur Verächt- immobilis, sed secundum se totam
lichmachung kirchlicher Organe brin- movetur, etiam motu diurno.
gen7. In Übersetzung: ‘1. Die Sonne ist der
Der Spiegel weiter: „Spätestens seit Mittelpunkt der Welt und ohne jede Be-
Mai 1543, dem Erscheinungsdatum sei- wegung von einem Ort zum andern.
nes Hauptwerks mit dem Titel ‘De revo- 2. Die Erde ist nicht der Mittelpunkt der
lutionibus orbium coelestium’, war das Welt und auch nicht unbeweglich. Sie
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Verschiedenes

bewegt sich vielmehr als Ganzes, und


dies Tag für Tag.’
Die These von der im Zentrum fest-
stehenden Sonne lautet in Kopernikus’
Formulierung: „In medio vero omnium
residet Sol” (De rev. I, 10): „In der Mitte
aber von allen steht die Sonne. Denn
wer wollte diese Leuchte und in diesem
wunderschönen Tempel an einen ande-
ren oder besseren Ort setzen als dort-
hin, von wo aus sie das Ganze beleuch-
ten kann? Zumal einige sie nicht unpas-
send das Licht, andere die Seele, noch
andere den Lenker der Welt nennen.
Trismegistos bezeichnet sie als den
sichtbaren Gott, die Elektra des Sopho-
kles als den Allessehenden. So lenkt in
der Tat die Sonne, auf dem königlichen
Thron sitzend, die sie umkreisende Fa-
milie der Gestirne.”8
Nikolaus Kopernikus

B. Problematik der kopernikanischen These


darf, war im 17. Jahrhundert ein exege-
Das hl. Offizium verurteilt 1633 im tisches Problem. Der geozentrische
Rahmen des Prozesses gegen Galilei Standpunkt der hl. Schrift ist eindeutig,
den Kopernikanismus mit den Worten: allen voran die auch vom frühen Prote-
„Daß die Sonne das Zentrum des Kos- stantismus gegen Kopernikus zitierte
mos und in Hinblick auf räumliche Be- Stelle aus dem Buch Josuë, wo Josuë in
wegung unbeweglich sei, ist eine wi- der Schlacht gegen die Amoriten Gott
dersprüchliche, philosophisch falsche um Verlängerung des Tages bittet und
und formell häretische Aussage, weil der Sonne befiehlt: „Sonne über Gaba-
sie der hl. Schrift ausdrücklich entge- on, bewege dich nicht, und Mond über
gengesetzt ist” (Dictionnaire de Théolo- Ajalon [, bewege dich nicht]! Und Son-
gie, Bd. 6b, 1947, 1076).9 ne und Mond blieben stehen.” (Jos. 10,
12-13:) Weitere Stellen: „Der du das
I. Theologische Fragwürdigkeit Erdreich auf seine Feste gegründet
hast” (Ps. 103, 5:); „Sie tritt hervor wie
1. Exegese der Bräutigam aus seiner Kammer, sie
Was heute als naturwissenschaftli- jauchzt wie ein Held, um ihre Bahn zu
che Erkenntnis seit dem 19. Jh. mit laufen10” (Ps. 18, 6); „Die Sonne geht
kirchlicher Billigung gelehrt werden auf und geht unter und kehrt an ihre
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 21

Verschiedenes

Stelle zurück. Dort ersteht sie von neu- durchsetzen. In diesem Punkt war Ko-
em, dreht sich im Süden und neigt sich pernikus entweder zu blauäugig oder
nach Norden” (Ecclesiastes 1, 5-6). Das zu stolz.
Zitat aus dem Ecclesiastes benutzte Kardinal Bellarmin, der einer priva-
schon Ludovico delle Colombe 1611 ge- ten Äußerung zufolge die Lehre des Ko-
gen Kopernikus in seiner Schrift „Con- pernikus als Hypothese für diskutabel
tro il moto della terra” (Gegen die Erd- hielt13, wußte als Vorsitzender der In-
bewegung).11 dexkongregation von 1616, was er tat.
Schon Kopernikus ahnte, daß sein Der italienische Wissenschaftshistoriker
Bild der physikalischen Welt auf exege- Redondi schreibt über ihn 1983: „Nie-
tische Widerstände stoßen könnte. In mand verstand mehr als er (sc. Bellar-
seiner Vorrede an Paul III. schreibt er min) von der Notwendigkeit, die Bibel-
selbstbewußt: „Wenn es vielleicht doch auslegung im Rahmen der scholasti-
Dummschwätzer geben sollte, die, ob schen Tradition zu halten. Nun waren
sie schon jedes mathematischen Wissens die Bibelstellen zum Problem der Son-
unkundig sind, doch darüber ein Urteil nenbewegung weder besonders zahl-
sich anmaßen und aufgrund irgendei- reich noch besonders wichtig; und kein
ner Stelle der Schrift, die sie zu ihrem Konzil hatte je den Geozentrismus als
Zweck bös verdreht haben, sich erfre- Glaubenswahrheit verkündet. Aber es
chen sollten, dies mein Vorhaben zu ta- handelte sich um eine Prinzipienfrage.
deln und zu verunglimpfen, so halte ich Wäre es zulässig gewesen, die Bibel im
mich mit denen nicht auf, dermaßen Lichte neuer, naturwissenschaftlicher
daß ich im Gegenteil ihr Urteil als leicht- Kenntnisse zu interpretieren, dann hätte
fertig verachte. Es ist ja nur allzu be- die Gefahr heraufziehen können, daß
kannt, daß etwa Lactantius, ein sonst sich diese Praxis auch auf andere, für
namhafter Schriftsteller, aber mit ganz den Glauben und die überkommene In-
wenig mathematischen Kenntnissen, ei- terpretation grundlegendere Stellen
nigermaßen kindlich über die Gestalt ausdehnte.”14 Konsequenterweise geht
der Erde redet, wenn er sich über die lu- die Anzeige des florentinischen Domini-
stig macht, die behauptet haben, die Er- kaners P. Caccini, die den ersten Prozeß
de habe Kugelgestalt [Div. inst. III, 24]. gegen Galilei im Jahr 1616 auslöste, vom
... Mathematisches wird für Mathemati- exegetischen Skandal aus: „Ich bringe
ker geschrieben” (nach ZEKL a.a.O. 77). demnach dem hl. Offizium zur Anzeige,
Wie das exegetische Problem zu lösen daß das öffentliche Gerücht geht, daß
sei, deutet Kopernikus freilich nicht an. Galilei die folgenden beiden Sätze für
Er begnügt sich mit dem Beispiel des wahr hält: die Erde bewegt sich als
Laktanz, dessen physikalische Ansich- Ganzes in bezug auf sich selbst, auch in
ten12 seinen Zeitgenossen, aber auch täglicher Bewegung, die Sonne ist unbe-
schon dem Spätmittelalter, überholt er- weglich, Sätze, die nach meinem Gewis-
schienen. Ebenso widerstandslos, so sen und Verstand mit den göttlichen
hofft er, wird sich das neue Weltbild Schriften, wie sie uns von den heiligen
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 22

Verschiedenes

Vätern ausgelegt sind, im Widerspruch hl. Thomas von Aquin) in ähnlicher


stehen und demgemäß dem Glauben Weise, nach der Art, wie es mit den Sinnen
widersprechen, daß wir als wahr anzu- wahrgenommen wird, berichtet [Thomas v.
nehmen haben, was in der Schrift ent- A., S. Th. I. q. 70 a. 1 ad 3], bzw. das mit-
halten ist.”15 Die Lehre des Kopernikus geteilt, was Gott selbst, zu den Men-
durfte in der Folgezeit nicht positiv ge- schen redend, nach deren Fassungskraft
lehrt, sondern nur als Hypothese for- und nach menschlichem Sprachge-
muliert werden. Erst die Berechnungen brauch ausgedrückt hat.”16 „Denn diese
und empirischen Forschungen der fol- (sc. Väter und nachfolgende Ausleger)
genden zwei Jahrhunderte (Kepler, haben je nach den Anschauungen ihrer
Newton, Herschel) überzeugten die Zeit geurteilt und bei der Erörterung
Kirche von der Annehmbarkeit der ko- von Stellen, wo dem Naturbereich zu-
pernikanischen These, so daß „De revo- gehörige Dinge in Frage stehen, viel-
lutionibus” 1822 vom Index genommen leicht nicht immer das Richtige getrof-
werden konnte. 1893 sprach Leo XIII. in fen: daß sie nämlich manches so dar-
seiner Enzyklika „Providentissimus De- stellten, wie es heute weniger Beifall
us – De studiis sacrae Scripturae“ ein finden könnte”17 (ebd. 27).
letztes klärendes Wort über das Verhält-
nis von hl. Schrift und moderner Natur-
2. Sicht der Schöpfung
wissenschaft: „(Es) ist zuerst in Erwä-
gung zu ziehen, daß die heiligen Das heliozentrische Weltbild birgt
Schriftsteller, oder richtiger der Geist, die Gefahr der Relativierung der Schöp-
welcher durch sie redete, nicht beabsichtigt fung:
habe, den Menschen darüber (nämlich über a) als einzigartiger Ort der Verherrli-
die innerste Beschaffenheit der augenfälli- chung Gottes in der sichtbaren Welt,
gen Dinge) Belehrungen zu geben, da diese b) als Schauplatz des Erlösungsgesche-
für niemanden einen Heilsnutzen bringen hens.
[Augustin, De Genesi ad lit. II, 9, 20]: Walter BRANDMÜLLER faßt diesen
daß sie daher, anstatt direkte Naturfor- Gedanken zusammen: „In der universa-
schung zu betreiben, die Dinge manch- len theologisch-existenziellen Schau der
mal lieber auf bildliche Weise beschrei- Zeitgenossen Galileis war die Erde eben
ben und behandeln, oder auch so, wie zuvörderst nicht ein nach seinen physi-
es die allgemeine Ausdrucksweise in je- kalisch-astronomischen Verhältnissen
ner Zeit mit sich brachte: eine Sprache, zu befragender Himmelskörper, son-
die noch jetzt bei vielen Dingen im all- dern der einmalige Schauplatz göttli-
täglichen Leben in Gebrauch ist, selbst cher Offenbarung und Erlösung.”18
unter den größten Gelehrten. Da aber
die Sprache des Volkes die sinnlich
wahrnehmbaren Dinge zuerst und vor- Zu a)
zugsweise ausdrückt, so hat der heilige Die Erde als Staubkorn inmitten ei-
Schriftsteller (hieran erinnerte auch der ner unabsehbaren schwarzen Wüstenei
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 23

Verschiedenes

— dies ist die heute gängige nihilisti- kreisbewegung, oder besser, deren Bild
sche Sicht der sichtbaren Schöpfung. vor den Augen, sich verflüchtigt” (ib.
Die Entwertung ihrer Herrlichkeit ist in I,11; ZEKL a.a.O. 139); „Ob also die Welt
der Annahme angelegt, daß nicht der begrenzt ist oder unbegrenzt, wollen
Wohnort des Menschen, sondern die wir dem Meinungsstreit der Naturphi-
Sonne im Zentrum der Sphärenbewe- losophen überlassen” (ib. I,8; ZEKL
gungen und somit der göttlichen Vorse- a.a.O. 115). Von hier ist es mental nur
hung steht. Die Sonne ist bei Koperni- noch ein Schritt zu Pascals existenziali-
kus, wohlgemerkt, nicht bloß das Zen- stischer Desillusionierung: „Ich sehe
trum des Planetensystems, sondern des diese furchtbaren Räume des Weltalls,
gesamten Kosmos. Kopernikus’ bereits die mich umschließen, und ich finde
zitierten Worte über die Sonne als mich an einen Winkel dieser unermeßli-
„Leuchte in diesem wunderschönen chen Ausdehnung gebunden, ohne zu
Tempel ..., Licht, ... Seele, ... Lenker der wissen, warum ich gerade an diesen Ort
Welt, ... sichtbarer Gott, ... der Allesse- gestellt bin und nicht an einen anderen”
hende” (De rev. I,10, KLAUS a.a.O. 75) (Pensées).20 Immerhin, könnte man sa-
atmen mehr den Stolz heidnischen Son- gen, verlieh die Heliozentrik noch eine
nenkults als das Lob der barmherzigen gewisse Geborgenheit. Im 19. Jh. ent-
Vorsehung. Weiter folgt aus seinen Be- thronte man schließlich die Sonne. Der
rechnungen des Abstands zwischen Pla- Beweis, daß auch die Sonne nicht im
netensystem und der immer noch als Mittelpunkt des Weltraums steht, der
festes Schalenrund gedachten Fixstern- vielmehr ohne erkennbaren räumlichen
sphäre die Unermeßlichkeit des Welt- Mittelpunkt ist, wurde 1838 durch
raums, so daß sich schon bei ihm die Friedrich Wilhelm Bessel erbracht.21 Der
heute nicht mehr hinterfragte physikali- Sensationswert des nunmehr ‘azentri-
sche Heimatlosigkeit unseres Planeten schen’ Weltbilds war im Vergleich zur
abzeichnet. Maß bei Ptolemäus der Ab- kopernikanischen Annahme, die das
stand von der Erde zu den Fixsternen Prinzip gesetzt hatte, gering. Seit dem
noch 20000 Erdradien, sind es bei Ko- 18. Jh. kommen die „kopernikanischen
pernikus von der Sonne zu den Fixster- Wenden” Schlag auf Schlag. Der Ko-
nen 1,4 Millionen Erdradien (richtiger pernikus-Biograph Jochen KIRCH-
Wert: ca. 7 Milliarden Erdradien)19. Ko- HOFF: „Bewußtseinsbestimmende
pernikus: „Der Umfang der Welt <ist> Neuerungen der letzten zwei Jahrhun-
so groß, daß die Entfernung der Erde derte sind häufig mit dem Etikett der
von der Sonne ... im Vergleich mit der «kopernikanischen Wende» versehen
Fixsternsphäre verschwindend klein worden: Es sei nur an die mit den Na-
ist” (I, 10; KLAUS a.a.O. 71); „Daß aber men Kant, Darwin, Marx, Freud oder
nichts davon an den Fixsternen er- Einstein verbundenen ‘Umwertungen’
scheint, das weist auf deren unermeßli- erinnert.”22 Der Begriff der „kopernika-
che Erhabenheit (immensa celsitudo) nischen Wende” wird zwar inflationär,
hin, die ausmacht, daß sogar die Jahres- deutet aber mit seiner Tendenz der Auf-
23
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Verschiedenes

wertung des Subjektiven (bei Kant), Un- Wüstenei, in der wir angeblich ziellos
terprivilegierten (bei Marx), Animali- treiben, hat nur über diejenigen Men-
schen (bei Darwin), Triebhaften (bei schen eine depressive Macht, die Natur-
Freud), Chaotischen (bei Einstein) einen vorstellung mit Weltbild, Weltall mit
theologisch nicht erträglichen Nihilis- Weltganzem gleichsetzen. Schon der
mus an, den Kopernikus vielleicht nicht Begriff „Welt-all” ist irreführend, da er
im Sinn hatte, den aber seine Parteigän- besagt, daß alles Seiende für räumlich
ger hofierten und seine Gegner instink- und körperlich zu halten sei. Das „Welt-
tiv fürchteten. Möglicherweise hat der all” als Friedhof anorganischer Substan-
Atheist Feuerbach etwas Richtiges er- zen ist ein zugegebenermaßen beklem-
kannt, wenn er schreibt: „Er (sc. Ko- mendes Bild, zum Weltganzen jedoch
pernikus) hat als echter ‘Umsturzmann’ gehören zum Glück auch Seelen, Gott
das Unterste zuoberst und das Oberste und Engel. Eine Weltanschauung, die
zuunterst gekehrt ... der Erde die Initia- nur in Ausdehnung und Quantitäten
tive der Bewegung zugeeignet und da- denkt, ermüdet und resigniert, über-
durch allen ferneren und anderweitigen wältigt von den Abmessungen eines so
Revolutionen der Erde Tür und Tor gigantischen schwarzen Raumes wie
geöffnet ... Copernicus ist es, der die dem sogenannten „Weltall”; eine Welt-
Menschheit um ihren Himmel gebracht anschauung jedoch, die in Substanzen
hat.”23 Die Worte Feuerbachs scheinen denkt, hat eine kontemplative Freude
jedoch eher eine anachronistische Rück- an der Erkenntnis, wie hoch das Leben-
projektion seines materialistischen Den- dige über dem Anorganischen, wie
kens zu sein, in dem Naturvorstellung hoch das Denkende über dem bloß Be-
mit Weltbild identisch ist. lebten und schließlich, wie hoch Gott
Hat Kopernikus wirklich den Men- über den geschaffenen Geistern steht.
schen aus seiner Mitte vertrieben? Das
geozentrische Weltbild von Antike, Mit-
Zu b)
telalter und, zum Teil noch, der Barock-
zeit war ja gerade nicht anthropozen- Dann ist zu fragen, ob der Erdkreis
trisch, sondern theozentrisch. Nicht nur, als Ort von Inkarnation, Auferstehung
daß der Mensch gegenüber Gott und und Eucharistie durch die kopernikani-
den Engelschören eine niedere Ord- sche These abgewertet wurde. Die „Ab-
nung einnahm, obendrein ist er hinter wertung” durch unseren erbsündlichen
seiner Ordnung oder, wenn man so will, Zustand ist drastisch genug. Gleichgül-
seinem Zentrum, noch durch den Sün- tig, welches Naturbild man hat, die Er-
denfall zurückgeblieben: Das Paradies, de ist der Ort dämonischer Mächte, des
nichts anderes, war der locus congruens Todes und der Sünde. Schlimmer geht
homini24, der dem Menschen angemes- es nicht. Die imaginäre Verkleinerung
sene Ort. Seit unserem Fall sind wir exu- der Erde durch Kopernikus’ Theorie
les filii Evae – verbannte Kinder Evas. fügt dem nicht viel hinzu; umgekehrt
Die Vorstellung der unendlich großen aber werten Menschwerdung, Auferste-
24
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Verschiedenes

hung und Darbringung des hl. Meßop- Anmerkungen


fers die Erde höher auf, als es der klüg-
ste Entwurf einer Weltharmonik oder 1 Der folgende Aufsatz in zwei Teilen beruht auf ei-
der aufopferndste Philanthrop vermö- nem im Rahmen der theologischen Studienwoche
gen. Solange hier das Meßopfer darge- am Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen am
bracht und Werke der Güte verrichtet 07.10.1998 gehaltenen Vortrag. Für Anregung und
werden, gilt, was in der hl. Schrift von Einladung danke ich H.H. P. Niklaus Pfluger.
der göttlichen Weisheit und mit ihr pro- 2 Kopernikus war in Besitz niederer Weihen, die ihn
phetisch von der Zweiten Person Gottes zur Nutzung einer Pfründe berechtigten, aber kein
gesagt wird: „Cum eo eram, cuncta Priester. Er war promovierter Kirchenjurist und als
componens, et delectabar per singulos leitender Verwaltungsbeamter des nach der Re-
formation katholisch gebliebenen Bistums Erm-
dies, ludens coram eo omni tempore: lu-
land (Ostpreußen) tätig. Seine noch heute zu be-
dens in orbe terrarum, et deliciae meae sichtigende Wohnung hatte er in einem der Wehr-
esse cum filiis hominum” (Prov. 8, 30: türme um den Frauenburger Dom.
„Ich war bei Ihm und ordnete alles, und 3 Ein kurzes Wort zur Nationalitätenfrage: ”Als Hei-
hatte meine Freude jeden Tag und spiel- mat hat Copernicus Preußen bezeichnet” (Hans
te vor Ihm immerzu: Ich spielte auf dem Günter ZEKL, Nicolaus Copernicus. Das neue
Erdkreis, und meine Wonne ist es, bei Weltbild. Drei Texte ..., übers., hsg. und mit einer
den Menschenkindern zu wohnen”). Einl. und Anm. versehen von H. G. Z., Hamburg
Soweit wir es vermögen, sind wir ver- 1990, XVIII). ”In amtlichen und wissenschaftlichen
pflichtet, die Schöpfung nach der Texten schreibt Copernicus ... Latein, ... in weni-
Schönheit und vor allem nach der Ziel- ger öffentlichkeitsrelevanten Texten schreibt er
gerichtetheit ihrer Ordnung zu beurtei- deutsch, in der zeittypischen abenteuerlichen Or-
len, um, wie von Röm 1, 20 vorgege- thographie, – das ist also seine Muttersprache”
(ib. XVIII f.).
ben25 und vom I. Vaticanum gegen den
4 Revolutio ist bei Kopernikus noch ein rein astro-
Agnostizismus der Moderne erneut ein-
geschärft (Denz.1785), auf die Weisheit nomischer Terminus mit dem Sinn ”Kreisbewe-
gung”. Der soziologische Sinn ”gewaltsame Ver-
des Schöpfers zu schließen. So heißt es
fassungsänderung” findet sich zunächst nur in
im Canticum Isaiae passend: „Denn so Texten zur politischen Theorie in der italienischen
spricht der Herr, der Schöpfer des Him- Renaissance. In eine stehende Verbindung
mels, Gott selbst, der die Erde geschaf- kommt er erst mit dem 1789 in Frankreich vollzo-
fen hat, er, ihr Bildner: Nicht vergeblich genen Umsturz. Zwischen dem Titel des koperni-
(ohne Ziel, in vanum) hat er sie geschaf- kanischen Hauptwerks und dem politischen Vor-
fen. Damit sie bewohnt werde, hat er sie gang gibt es keine begriffsgeschichtliche Brücke.
geschaffen (nun folgt der Rückschluß auf Ich danke meinem Kollegen Herrn Enno Kolzer,
Gott!): Ich bin der HErr und sonst kein Bonn, für seine Recherchen.
anderer” (Is. 45, 1826; Gebet der Freitags- 5 Dictionnaire de Théologie Catholique, 1947, Bd.
laudes). 6a, 1093.
6 Johannes HEMLEBEN, Galileo Galilei, 15. Aufl.
Hamburg, 1997, 167.
(Fortsetzung folgt)
7 Der Spiegel 23 / 1998 [1.6.1998], S. 88 - 91.
25
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Verschiedenes

8 Übers. nach Georg KLAUS, Nicolaus Copernicus. 16 Leo XIII, Apostolisches Rundschreiben Providen-
Über die Kreisbewegungen der Weltkörper, hsg. tissimus Deus vom 18.11.1893, hsg. u. übers. von
u. eingeleitet v. G. K., Berlin (Ost) 1959, 75: In Karl HASELBÖCK, Wien 1987, 26 f.
medio vero omnium residet Sol. Quis enim in hoc 17 ”Qui prout erant opiniones aetatis, in locis edisse-
pulc<h>errimo templo lampadem hunc in alio vel rendis, ubi physica aguntur, fortasse non ita sem-
meliori loco poneret, quam unde totum possit illu- per iudicaverunt ex veritate, ut quaedam posue-
minare? Siquidem non inepte quidam lucernam rint, quae nunc minus probentur”, zit. n. Denz.
mundi, alii mentem, alii rectorem vocant. Trisme- 1948.
gistus visibilem deum, Sophoclis Electra intuen- 18 BRANDMÜLLER a.a.O. 138
tem omnia. Ita profecto tamquam in solio regali
Sol residens circumagentem gubernat astrorum 19 TEICHMANN a.a.O. 111.
familiam. 20 Blaise PASCAL, Gedanken. Nach der endgültigen
9 ”Che il sole sia centro del mondo ed immobile di Ausgabe übertragen von Wolfgang RÜTTENAU-
moto locale è proposizione assurda e falsa in filo- ER, Wiesbaden o.J. (zw. 1945 und 1949), 5.
sofia, e formalmente eretica per essere espressa- 21 TEICHMANNa.a.O.121 f.
mente contraria alla sacra Scrittura.” 22 Jochen KIRCHHOFF, Kopernikus, Hamburg
10 Die Psalmstelle, die Bellarmin gegen den Ko-
1985, 24.
pernikanismus anführt (nach Johannes HEMLE- 23 KIRCHHOFF a.a.O. 23.
BEN, Galilei, Hamburg 1969, 89).
24 Begriff nach Blumenberg, Die Genesis der ko-
11 Dictionnaire de Théologie Bd. 6 b. a.a.O. 1059.
pernikanischen Welt, Bd. 1: Die Zweideutigkeit
12 Der Unterstellung, das Mittelalter habe aussch-
des Himmels, Frankfurt a.M. 1975, 239.
ließlich an die Scheibengestalt der Erde geglaubt, 25 Invisibilia enim ipsius, a creatura mundi, per ea,
ist u.a. Dantes [^1321]Beschreibung einer Äqua- quae facta sunt, intellecta, conspiciuntur; sempi-
torüberquerung in Div. Com. Inf. 26 entgegenzu- terna quoque ejus virtus et divinitas.
halten:ferner Pierre d’Ailly’s ‘Imago Mundi’ und 26 Quia haec dicit Dominus creans caelos, ipse De-
Toscanellis Weltkarte (1474), für deren Richtigkeit
us formans terram, et faciens eam, ipse plastes
Kolumbus den empirischen Nachweis erbrachte.
ejus: non in vanum creavit eam, ut habitaretur, for-
Sofern sich das Mittelalter für den Aufbau der
mavit eam: ego Dominus, et non est alius.
sinnlichen Welt interessierte, war die von Laktanz
und v.a. dem spätantiken christlichen Geogra-
phen Kosmas Indikopleustes vertretene Schei-
bengestalt nicht die allein herrschende.
”Schon sah das Aug’ der Nacht die Sterne sämt-
lich
Des andern Poles und so tief den unsern,
Daß kaum er aus der Meeresflut emporstieg” (Inf.
26, 127-9),
13 Brief vom 12. April 1615 an Foscarini (vgl.
BRANDMÜLLER a.a.O. 62 f.).
14 Pietro REDONDI, Galilei der Ketzer, München
1989, 44 (Galileo eretico, Turin 1983).
15 nach HEMLEBEN a.a.O. 88.

26
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Die heilige Messe, das Opfer des


Neuen Bundes
Schluß
von P. Klaus Wodsack

Zur Theologie des heiligen Meßopfers 2. – Das Konzil von Trient faßt in sei-
ner 22. Sitzung vom 17. September 1562
1.– Wir fassen zusammen: Das Opfer die Lehre vom heiligen Meßopfer gegen
des Neuen Bundes ist das blutige Kreu- die Falschlehren der Protestanten wie
zesopfer Christi (Hebr. 9, 11–14). Das folgt zusammen (DH 1738–1742):
heilige Meßopfer wurde in der unbluti- „Damit die alte, unbedingte und in
gen, sakramentalen Form der allerhei- jeder Hinsicht vollkommene Glaubens-
ligsten Eucharistie durch Christus selbst lehre über das große Geheimnis der Eu-
in die Hände der Menschen gelegt (Mt. charistie in der heiligen katholischen
26, 26–29; Mk. 14, 22–25; Lk. 22, 19–21; 1. Kirche beibehalten und nach Abwehr
Kor. 11, 23–26). Die heilige Messe liegt von Irrtümern und Häresien in ihrer
als Opfer des Neuen Bundes in der Linie Reinheit bewahrt werde, lehrt und er-
und Nachfolge der alttestamentlichen
klärt das hochheilige ökumenische und
Opfer, insbesondere des Abel, des Abra-
allgemeine Konzil von Trient (...), durch
ham und des Melchisedech, genau wie
die Erleuchtung des Heiligen Geistes
es der Römische Kanon im zweiten Ge-
belehrt, über sie, insofern sie das wahre
bet nach der Wandlung ausdrückt: „Su-
und einzigartige Opfer (verum et singula-
pra quae propitio ac sereno vultu respicere
re sacrificium) ist, und bestimmt zur Ver-
digneris: et accepta habere, sicuti accepta ha-
kündigung für die gläubigen Völker fol-
bere dignatus es munera pueri tui justi
gendes:
Abel, et sacrificium Patriarchae nostri Abra-
hae: et quod tibi obtulit summus sacerdos Da es (nach dem Zeugnis des Apo-
tuus Melchisedech, sanctum sacrificium, stels Paulus) unter dem ersten Bunde
immaculatam hostiam.“ In der deutschen wegen der Ohnmacht des levitischen
Fassung: „Schaue huldvoll darauf nie- Priestertums keine Vollendung gab, ge-
der mit gnädigem und mildem Ange- ziemte es sich (da Gott, der Vater der Er-
sichte, und nimm es wohlgefällig an, barmungen, es so anordnete), daß ein
wie Du einst mit Wohlgefallen aufge- anderer Priester ,nach der Ordnung des
nommen hast die Gaben Abels, Deines Melchisedek‘ (Ps. 110, 4; Hebr. 5, 6–10; 7,
gerechten Dieners, das Opfer unseres 11–17} vgl. Gen. 14, 18) erstehe, unser
Patriarchen Abraham, das heilige Opfer Herr Jesus Christus, der alle, die gehei-
und die makellose Gabe, die Dein Ho- ligt werden sollten, vollenden (vgl. He-
herpriester Melchisedech Dir darge- br. 10, 14) und zur Vollkommenheit
bracht hat.“ führen könnte.
27
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Verschiedenes

Dieser unser Gott und Herr also hat


zwar sich selbst ein für allemal auf dem
Altar des Kreuzes durch den eintreten-
den Tod Gott, dem Vater, opfern wollen
(vgl. Hebr. 7, 27), um ,für jene‘ (daselbst)
ewige Erlösung zu wirken; weil jedoch
sein Priestertum durch seinen Tod nicht
ausgelöscht werden sollte (vgl. Hebr. 7,
24) hat er beim letzten Abendmahle, ,in
der Nacht, da er verraten wurde‘ (1 Kor. 11,
23), um seiner geliebten Braut, der Kir-
che, ein sichtbares (wie es die Natur des
Menschen erfordert) Opfer zu hinterlas-
sen, durch das jenes blutige (Opfer), das
einmal am Kreuze dargebracht werden
S.E. Mgr. Lefebvre feiert das hl. Meßopfer
sollte, vergegenwärtigt werde, sein Ge-
dächtnis bis zum Ende der Zeit fortdau- der Kirche durch die Priester unter dem
ern und dessen heilbringende Kraft für sichtbaren Zeichen geopfert werden
die Vergebung der Sünden, die von uns sollte zum Gedenken an seinen Hin-
täglich begangen werden, zugewandt übergang aus dieser Welt zum Vater, als
werden sollte, sich auf ewig als Priester er uns durch das Vergießen seines Blu-
nach der Ordnung des Melchisedek tes erlöste, ,der Macht der Finsternis ent-
(vgl. Ps. 110, 4; Hebr. 5, 5; 7, 17) einge- riß und in sein Reich versetzte‘ (Kol. 1, 13).
setzt erklärend, seinen Leib und sein Und dies ist nun jenes reine Opfer
Blut unter den Gestalten von Brot und (munda oblatio), das durch keine Unwür-
Wein Gott, dem Vater, dargebracht und digkeit oder Schlechtigkeit derer, die es
sie unter den Zeichen derselben Dinge darbringen, verunreinigt werden kann,
den Aposteln (die er damals als Priester von dem der Herr durch Malachias vor-
des neuen Bundes einsetzte) darge- hergesagt hat, daß es seinem Namen,
reicht, damit sie empfingen, und ihnen der groß sein werde unter den Völkern,
und ihren Nachfolgern im priesterli- an jedem Ort als reines Opfer darge-
chen Amte durch folgende Worte gebo- bracht werde (vgl. Mal. 1, 11), und auf
ten, daß sie sie darbrächten: ,Tut dies zu das der Apostel Paulus in seinem Brief
meinem Gedächtnis‘ (Lk. 22, 19; 1 Kor. 11, an die Korinther unzweideutig anspielt,
24), usw., wie es die katholische Kirche wenn er sagt, es könnten diejenigen, die
immer verstanden und gelehrt hat. durch die Teilhabe am Tisch der Dämo-
Denn nach der Feier des alten nen befleckt seien, nicht am Tisch des
Pascha, das die Schar der Kinder Israels Herrn teilhaben (vgl. 1 Kor. 10, 21), wo-
zum Gedenken an den Auszug aus bei er unter Tisch beidemal den Altar
Ägypten opferte (vgl. Ex. 12), setzte er versteht. Dies ist schließlich jenes (Op-
das neue Pascha ein, sich selbst, der von fer), das durch die mannigfaltigen
28
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Gleichnisse von Opfern zur Zeit der Na- will, muß in die Opfergemeinschaft, in
tur und des Gesetzes (vgl. Gen. 4, 4; 8, die sakramentale Gemeinschaft der ka-
20; 12, 8; 22, 1–19; Ex.: überall) vorgebil- tholischen Kirche eintreten.
det wurde, da es ja alle Güter, die durch
jene bezeichnet wurden, als deren aller 4.– Wird das Opfer Christi, die heili-
Vollendung und Vervollkommnung ge Messe, würdig und in geziemender
umfaßt. Form dargebracht, so läßt sich auf die
heilige Messe, das Wort aus dem Evan-
3.– Dieses heilige Meßopfer also, das gelium anwenden, das der hl. Evange-
wir täglich feiern, sei es als stille Messe, list Markus über den lehrenden Chri-
sei es als gesungenes einfaches Amt, sei stus spricht (Mk. 1, 21): „... sogleich am
es als Levitenamt, sei es auch als Ponti- Sabbat begab sich Jesus in die Synagoge und
fikalamt mit dem Bischof usw., ist das lehrte. Sie waren betroffen über seine Lehre,
Opfer Christi selber. Der ungeheuerli- denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat,
che, überaus heilige Inhalt erfordert ei- und nicht wie die Schriftgelehrten.“
ne entsprechende würdige Form, wie Die heilige Kirche hat 13 verschiede-
sie die heilige Kirche im Laufe der Zeit ne Riten anerkannt, wobei sich vor al-
entwickelt hat. Hier ergeht also das An- lem die alten Ostriten im selben Sinne
gebot an die Menschen, hier haben wir
wie die heilige Messe in Rom entwickelt
das Opfer Christi, das in die Hände der
haben. Allein die traditionelle Form der
Menschen gelegt wurde, hier kann jeder
römischen Messe übertrifft alle anderen
Mensch, sofern er glaubt und sich vor-
Riten an Schönheit, Klarheit und Ausge-
bereitet, seine Pflicht Gott gegenüber
glichenheit. In der Liturgie erfahren wir
vollkommen erfüllen, die vollkommene
ganz ähnlich wie die Jünger Christi die
Huldigung, die vollkommene Sühne für
Macht Gottes, die milde, sanftmütige,
die eigenen Sünden leisten. In der heili-
jedoch reale und verwandelnde Macht,
gen Messe realisiert sich die Kirche als
die zum Ausdruck kommt, wenn die Li-
Opfergemeinschaft: „Ihr seid ein heiliges
turgie richtig gefeiert wird, und jeder,
Volk, ein königliches Priestertum“ (1 Petr.
der guten Willens ist und der sich bereit
2, 4–9). Der Priester opfert in persona
Christi, die Gläubigen, kultfähig gewor- hält, erfährt dies auch. So können wir
den durch den Glauben und durch die mit den Worten schließen: In der heili-
Taufe, opfern mit, sie versammeln sich gen Messe stehen wir tatsächlich unter
am Altar, am Opferaltar. Der Opferaltar dem Kreuze Christi. Die Wirkung der
Christi ist das Zentrum der Christen- heiligen Messe beruht auf der Tatsache,
heit. Ohne Opferaltar gibt es kein Chri- daß sie Repräsentation, Gegenwärtig-
stentum! (Das muß gesagt werden ge- setzung des Kreuzesopfers Christi ist.
gen jede Art von Spiritualismus, wo das
Christentum – z.B. bei den Protestanten 5.– Kurze Bemerkung zum Verhält-
– auf Gebet, Predigt, Nächstenliebe be- nis des einen Kreuzesopfers und der
schränkt werden soll.). Wer Christ sein vielen Messen. Numerisch sind es ver-
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Verschiedenes

schiedene Handlungen in der raumzeit- des neuen Missale, wo er schreibt: „Die


lichen Welt, das einmalige Kreuzesopfer Messe ist die Versammlung des Volkes
Christi zu Jerusalem und die vielen Gottes unter dem Vorsitz des Priesters zur
Messen, die im Laufe der Zeit gelesen Feier des Gedächtnisses des Herrn gemäß
werden. Es sind sichtbare Handlungen, dem Worte des Herrn: ,Wo zwei oder drei in
die voneinander in Raum und Zeit ver- meinem Namen beisamen sind, da bin ich
schieden sind und den sichtbaren Be- mitten unter ihnen‘“ (Institutio generalis
reich betreffen. Wie steht es aber im un- Missalis Romani, Nr. 7, 3.4.1969). Dies
sichtbaren Bereich? Den Begriff „Zeit“ ist sicher eine skandalöse Definition!
können wir nicht richtig fassen, wenn und eben unter dieser Definition wurde
wir nicht einen überzeitlichen Stand- das neue Missale eingeführt. Die Defini-
punkt haben. Und so muß man auch tion wurde später geändert, das Missale
hier einen überzeitlichen Standpunkt
aber nicht.
für das Opfer Christi einnehmen. In der
Äußerst tendenziös ist auch die Be-
Ewigkeit haben sie denselben Gehalt:
das sichtbare blutige Opfer Christi in Je- zeichnung der heiligen Messe seitens
rusalem und jede einzelne Messe, die hoher kirchlicher Stellen als „Mahlge-
von uns zelebriert wird. Auch bei Chri- meinschaft mit dem Auferstandenen“. Wie
stus wird ja ausdrücklich unterschieden ist das zu vereinen mit dem Satz des hl.
zwischen dem Karfreitag und dem Paulus (1. Kor. 11, 26), daß wir in der al-
Gründonnerstag. Am Gründonnerstag lerheiligsten Eucharistie „den Tod des
wird das allerheiligste Altarsakrament, Herrn verkünden“? Der Tod ist ja der Op-
also die Eucharistie eingesetzt, und am fertod! Auch gibt es genügend Zeugnis-
Karfreitag das blutige Opfer vollzogen, se, etwa Ausgaben von Missalen für die
das, in verborgener Weise, der Gehalt Gläubigen, z.B. eine französische Aus-
der allerheiligsten Eucharistie ist. gabe vom Jahre 1975, wo die Messe
schlicht als „Mahl“ dargestellt wird.
Schluß: Vom Opfer ist nicht mehr die Rede! Die-
Die aktuelle Lage bezüglich des heiligen sen neuen, von der Wahrheit abirrenden
Meßopfers in der katholischen Kirche Ideen entspricht weitgehend die Praxis
Bis zum II. Vatikanischen Konzil hat der nachkonziliaren Kirche. Die heilige
die katholische Kirche am Meßopfer Messe degeneriert zu einem „Hap-
und an der Opfertheologie, wie hier pening“, gewissermaßen zu einem Ge-
dargelegt, festgehalten. Mit dem II. Va- sellschaftsspiel mit „Gestaltung“, „Mo-
tikanischen Konzil und dessen Folgen, deratoren“, Tanz, Rhythmen völlig
vor allem der Liturgiereform, sind neue weltlicher Musik usw. Das Antlitz, die
Ideen und eine neue Praxis in die Kir- göttliche Würde Christi werden auf un-
che eingedrungen, die, wie wir meinen, erträgliche und abstoßende Weise ent-
dem objektiven Geschehen nicht mehr stellt, banalisiert. Die Macht Christi
gerecht werden. So z.B die Definition (s.o.) wirkt nicht mehr. Die Seelen wer-
Papst Pauls VI. in der ersten Ausgabe den nicht mehr angezogen, gehen in die
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Verschiedenes

Irre, verlieren sich. Die Kirchen leeren ,Hostia seu Victima est ipse Christus
sich. praesens sub speciebus panis et vini.‘ (De fi-
Dagegen hat sich seit 1970 Erzbi- de divina catholica definita): Opfergabe
schof Marcel Lefèbvre erhoben, um die oder Schlachtopfer ist Christus selbst, der
katholische Lehre und die traditionelle unter den Gestalten des Brotes und des Wei-
(römische) Praxis der heiligen Messe für nes gegenwärtig ist. Dies gehört zum defi-
neue Generationen zu bewahren und zu nierten katholischen Glauben.
retten. Zu diesem Zweck gründete er Häretiker wären auch die, welche diese
mit der Zustimmung und dem Lob der beiden Sätze leugneten. Drei Realitäten sind
kirchlichen Autoritäten die Priesterbru- also für die Realität des Meßopfers wesent-
derschaft St. Pius X., die heute über die lich: der Priester (,Sacerdotes, illique soli,
ganze Welt verbreitet ist. Die traditio- sunt ministri‘ – de fide divina catholica),
nelle Messe zieht die Menschen an und welcher den priesterichen ,Charakter‘ hat;
bekehrt sie. Erzbischof Lefèbvre macht die wirkliche und substantielle Gegenwart
sich zum Echo der katholischen Traditi- des Schlachtopfers, das Christus ist; die
on und schreibt am 13. Mai 1971: priesterliche Handlung der opfernden Dar-
bringung, welche wesentlich durch die Kon-
„Um über den dogmatischen, sittlichen
sekration geschieht. Vergessen wir nicht,
und spirituellen Wert dieser Reform (d.h.
daß es gerade diese drei fundamentalen
der Liturgiereform) urteilen zu können,
Wahrheiten sind, die von den Protestanten
müssen wir uns kurz die unveränderlichen
und von den Modernisten geleugnet wer-
Grundsätze des katholischen Glaubens über
den. Vergessen wir nicht, daß als Ausdruck
die wesentlichen Elemente unserer heiligen ihrer Ablehnung des Glaubens an diese
Messe ins Gedächtnis rufen. ,In Missa offe- Dogmen ihre Messen sich zum ,Kult‘, zum
rentur Deo verum et proprium Sacrificium‘ Abendmahl oder zur eucharistischen Ver-
(De fide divina catholica definita): In der sammlung gewandelt haben, wobei die Bi-
Messe wird Gott ein wahres und eigentli- bellesung, das Wort sich stark ausdehnte
ches Opfer dargebracht. Dies gehört zum de- zum Schaden der Darbringung und der Li-
finierten katholischen Glauben. Wer diesen turgie des Opfers. (...)
Satz leugnen wollte, wäre ein Häretiker. (...) Nun müssen wir uns aber genau
Zu jedem Opfer ist ein Priester, ein darüber klar sein, daß die Messe nicht nur
Schlachtopfer und eine priesterliche Hand- der wichtigste religiöse Akt ist, sondern daß
lung erforderlich, bei welcher das sie die Quelle der gesamten katholischen
Schlachtopfer dargebracht wird. ,In Missa et Lehre ist, die Quelle des Glaubens und der
in Cruce eadem est Hostia et idem Sacerdos Moral – der individuellen Moral, der Moral
principalis‘. (De fide divina catholica de- der Familie und der Moral der Gesellschaft.
finita): Bei der Messe und am Kreuze han- Nur von dem auf dem Altar fortgesetzten
delt es sich um dieselbe Opfergabe und den- Kreuzesopfer steigen alle Gnaden herab,
selben Priester. Dies gehört zum definierten welche der christlichen Gesellschaft erlau-
katholischen Glauben. ben, zu leben und sich zu entwickeln; die
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 32

Verschiedenes

Quelle versiegen lassen heißt alle Wirkun- die Menschen Sünder. Zur Zeit leben et-
gen vernichten.(...) wa sechs Milliarden Menschen auf der
(...) Die katholische Messe hatte immer Erde. Wie steht es mit dem Opfern, der
die Wirkung – und hat sie noch –, daß sie Huldigungs- und Sühnepflicht bei die-
die Menschen zum Kreuz hin erhob, daß sie sen Menschen? Christus wurde zu ih-
sie einte in unserm gekreuzigten Herrn Je- nen allen gesandt. Er hat sich für sie al-
sus Christus, daß sie die Fermente der Sün- le auf Kalvaria geopfert. Zu ihrer aller
de in ihnen schwächte, die sie zur Spaltung Nutzen hat er das heilige Meßopfer ein-
treiben. Wenn das Kreuz Unseres Herrn gesetzt, somit ist die heilige Messe nicht
verschwindet, wenn sein Leib und sein Blut fakultativ! Die meisten Menschen sind
nicht mehr gegenwärtig sind, werden die heute aber aufgeklärt, sie sind säkulari-
Menschen sich nur noch untereinander zu- sierte Menschen, de facto Atheisten, in
sammenfinden um einen öden, leblosen einer sakrilegischen Haltung der Gott-
Tisch; nichts wird sie mehr einen. und Opfervergessenheit.
Daher wohl jene Müdigkeit und jenes Betrachten wir einige Religionen: Es
öde Unbehagen, das sich überall geltend zu gibt noch Opfer bei den Heiden, z.B, bei
machen beginnt, daher das Verschwinden den Hinduisten in Asien. Es handelt
der Berufungen, die keinen Gegenstand sich dabei um Naturopfer gemäß dem
mehr haben, daher jene Säkularisierung und Alten Testament vor der mosaischen
Profanierung des Priesters, der seine ,raison Gesetzgebung. In diesem Sinne hat
d‘être‘ nicht mehr findet, daher jenes Be- auch der Islam das Opfer bewahrt.
dürfnis nach der Welt. Durch die Schuld Höhepunkt der Wallfahrt nach Mekka
dieser protestantischen Konzeption der hei- ist jedes Frühjahr das Opferfest. Einem
ligen Messe verläßt Jesus Christus nach Bericht der „Frankfurter Allgemeinen
und nach die Kirchen, die so häufig profa- Zeitung “ zufolge wurden im Jahre 1996
niert werden.“ (Una Voce Korrespon- in Mekka 520.000 Schafe, 22.000 Kamele
denz, 1. Jg., Heft 7, Juli-Aug. 1971, S. 246 und Rinder geopfert (FAZ 19.6.1996).
ff.) Ähnlich 1997 (FAZ, 10.4.97). Zwar gibt
Das ist die Lage in der katholischen es dabei keinen Altar, aber die Tiere
Kirche nach dem II. Vatikanischen Kon- werden zur Huldigung Gottes geopfert
zil. (Vgl. auch: Georg May: „Die Alte und das Opferfleisch zur Wohltätigkeit
und die Neue Messe“, Düsseldorf 1975.) an die arme Bevölkerung mohammeda-
nischer Länder versandt. Es ist festzu-
Heidentum, Islam, Judentum, Protestan- halten, daß hier ganz offensichtlich der
tismus Sinn für die Pflicht des Menschen, Gott
Anbetung und Huldigung Gottes durch das Opfer zu huldigen, erhalten
durch das Opfer sind Pflicht eines jeden ist. Welche Opfer werden hier aber dar-
Menschen, da alle Menschen Geschöpfe gebracht! Die Naturopfer sind längst
und daher Eigentum Gottes sind. Seit durch das Opfer Christi und die Einset-
dem Sündenfall Adams und Evas sind zung des heiligen Meßopfers überholt
32
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 33

Verschiedenes

Pater Pio beim


Hl. Meßopfer

und hinfällig. Sie können Gott nicht ge- „Diese Religionsstruktur (d.h. der Op-
fallen. ferreligion) wurde durch den jüdischen
Kommen wir zum Judentum. Die jü- Monotheismus überwunden. Er ist die erste
dische Religion hat das Opfer aufgege- nationale Religion, die letztlich jedes Opfer,
ben, obwohl es im Alten Testament und Menschen-, Tier- oder sonstige Opfer, ab-
im mosaischen Gesetz eine zentrale Rol- lehnt. Somit durchbricht der jüdische Mo-
le spielt. Insofern sind die religiösen Ju- notheismus einen kollektiven Wahnsinn,
den inkonsequent mit sich selbst. Es gab nämlich zu glauben, daß durch Opferungen
zwar mehrere Ansätze zur Wiederer- die Welt gerettet werden kann. An die Stel-
richtung des Tempels von Jerusalem, le des Ritus tritt die individuelle Moral und
z.B. unter Julian dem Abtrünnigen, sie Verantwortung.
sind aber immer und sogar unter dra- Das Christentum dagegen fällt im Ver-
matischen Umständen gescheitert. (Vgl. gleich mit dem jüdischen Monotheismus
die Berichte bei Ammianus Marcellia- weit hinter dessen Kulturleistung zurück.
nus, Rabbi Gedalja, Gregor von Nazi- Der mythologisierte Christus ist die rituelle
anz, Johannes Chrysostomus, Ambrosi- Wiederkehr des Menschenopfers. Er stirbt
us, Socrates, Socomenos, Theodoret, Ru- für die Erlösung der Menschheit. Das
finus usw.) Die jüdische Religion ist seit Abendmahl ist jedesmal die tatsächliche
der Zerstörung Jerusalems zu einer Verspeisung des Gottessohnes.“ (Michael
„Buch-Religion“ geworden, das Opfer Ley: „Genozid und Heilserwartung“,
wird abgelehnt und der Zustand wird Wien 1993, S. 32 f.)
ausdrücklich gerechtfertigt. Dazu fol- Hier sind wir im Zentrum der Anti-
gender jüngst erschienener Text aus Haltung gegen das Opfer und gegen das
dem jüdischen Kulturbereich: heilige Meßopfer.
33
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 34

Verschiedenes

Nun zu den Protestanten: Luther Meßopfer! Ohne heilige Messe kann


hat die heilige Messe, das Opfer und die Welt nicht bestehen (Padre Pio). Die
das Priestertum abgeschafft. Die Kir- heilige Messe hat und gibt die Kraft, al-
chen, selbst die alten katholischen Kir- le geistigen Krisen zu überwinden, auch
chen des Mittelalters, darunter sehr diejenigen der modernen Weltgesell-
schöne Kirchen Norddeutschlands, z.B. schaft.
der Dom von Magdeburg, der Dom von Die Philosophen der Antike haben
Braunschweig, die Kirchen von die Wahrheit gesucht, die Antwort Got-
Gandersheim, Bursfelde, Goslar, Hal- tes ist das Kreuz Christi, wirksam und
berstadt usw., herrliche Kirchen, die für lebendig im heiligen Meßopfer bis zum
die heilige Messe gebaut wurden, sind heutigen Tage, und ist Lösung für jede
leer! Das protestantische Kirchengebäu- geistige Katastrophe und für jede
de ist ein Bethaus, wo die Orgel ge- Schuld. Nehmen wir z.B. die aktuelle
spielt, gebetet wird, das Evangelium geistige Lage in Deutschland, wo Leute
gehört und gepredigt wird, allein das wie Daniel Goldhagen im Publikum mit
Opfer ist nicht da. Das Opfer, diese all den Anschuldigungen und vielen
große Gnade Gottes, und die Pflicht der Irrtümern vermischten Unterstellungen
Menschen Gott gegenüber, das Opfer umhergehen. Sicher – das Verbrechen
zu zelebrieren, wird zurückgewiesen, war groß: der Holokaust, die Hinrich-
obwohl die Heilige Schrift (sola scriptu- tung, die Vernichtung jüdischer Men-
ra!) dafür Zeugnis ablegt (s.o.). Ohne schen in großer Anzahl. Aber nach der
Opfer keine Christenheit! Bekehrung ist auch hier die Lösung das
Opfer Christi: die Versöhnung mit Gott
Die Modernisten in der katholi- und das Angebot des übernatürlichen
schen Kirche haben, wie hier bereits an- Friedens unter den Menschen. Das Op-
gedeutet, das Opfer zu einem „Mahl“ fer Christi ist das Sühne- und Reini-
abgewertet. Der Tisch, der dafür aufge- gungsbad für die Seelen, dazu ist Chri-
stellt wurde, ist im Grunde das, was stus gekommen, daher ersehnte er „sei-
dort früher die Kommunionbank war ne Stunde“. Der hl. Thomas von Aquin
und bei uns noch immer ist. Der Op- hat dies im „Adoro te“ beschrieben mit
feraltar, das „Thysiasterion“ des He- den Worten „Cuius una stilla salvum fáce-
bräerbriefes, ist entweder entfernt oder re. Totum mundum quit ab omni scélere.“
verstellt worden. Das ist ein sprechen- Ein einziger Tropfen (vom Blute Christi)
des Sinnbild für das, was hier gesche- schafft die ganze Erde neu. Wäscht alle
hen ist. Die Messe ist weitgehend zum Sünder rein, macht alle schuldenfrei.
„Happening“, zur gesellschaftlichen
„Animation“ geworden, bis hin nach St.
Peter in Rom, wie man sie auch dort so
erleben kann!
Wir befinden uns zur Zeit im Zen-
trum des Kampfes um das heilige
34
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 35

Verschiedenes

Der wahre Held auf der Titanic hieß


Joseph Peruschitz
von Petra Preis

Bestrafung für Technikgläubigkeit, schriftliche Testament des Paters, ver-


Symbol für die gefährdete Welt, Objekt faßt in altdeutscher Schrift. Eine Perso-
der Sammlerwelt: Der Luxusliner Tita- nalakte, die Joseph Peruschitz höchst-
nic, der am 15. April 1912 von einem Eis- persönlich beim Eintritt ins Kloster am
berg aufgeschlitzt im Ozean versank, 14. August 1894 mit schwarzer Tinte
liegt nicht nur tief im Atlantik, sondern ausgefüllt hatte. Über Jahrzehnte aufbe-
auch als mythischer Ort mitten in der wahrt wurden außerdem Photos, Briefe,
Seele des modernen Menschen. Das Aufsätze, Zeitungsausschnitte und die
Filmepos Titanic lockte Hunderttausen- Todesanzeige. Die wertvollen Doku-
de weltweit in die Kinos - und beweist, mente werden von Pater Anselm Reich-
daß dieses legendäre Schiff auch heute hold wie ein Schatz gehütet. Aus den
noch einen ungebrochenen Zauber auf Dokumenten lassen sich Leben und En-
den Menschen ausübt... de eines Mannes rekonstruieren, von
Es geschah in einer kalten, aber dem später berichtet wurde, daß er ei-
sternklaren Nacht. Ein tückischer Eis- nen „Heldentod“ gestorben ist.
berg schlitzte die Titanic, als „unsinkba- Der 41jährige stammte aus Straßlach
re Königin der Meere“ bestaunt und ge- bei Wolfratshausen und hieß mit weltli-
feiert, bei ihrer Jungfernfahrt unterhalb chem Namen Benedikt. Im Jahre 1872
der Wasserlinie auf. In einem dreistün- übersiedelte die Familie Peruschitz nach
digen Drama sank das Riesenschiff, nur Dorfen, wo der Vater eine kleine Bau-
711 von insgesamt 2201 Passagieren und materialienhandlung betrieb. In den
Bordpersonal überlebten. 1985 wurde Jahren 1882/86 treffen wir den jungen
das Wrack vor der Küste Neufundlands Benedikt Peruschitz an der damaligen
entdeckt, 3800 Meter unter der Mee- Lateinschule in Scheyern und danach
resoberfläche. Trotz aller Publikationen am Gymnasium in Freising, wo er am 7.
über die Schiffskatastrophe ist eine Tat- August 1890 das Reifezeugnis erhielt. Er
sache weithin unbekannt geblieben: An erzielte gute bis mittelmäßige Leistun-
Bord des Unglücksschiffes befand sich gen.
auch ein oberbayrischer Pater namens Vom 26. Oktober 1890 bis 31. Juli
Joseph Peruschitz. Die Fahrt mit der Ti- 1894 besuchte er das Königlich-Bayri-
tanic wurde seine letzte Mission. In ei- sche Lyceum in Freising, wo er Philoso-
ner grauen Mappe liegen im Kloster phie und Theologie studierte. Dort er-
Scheyern fein zusammengeschnürt fas- zielte er durchwegs sehr gute Erfolge.
zinierende Zeitdokumente: Das hand- Bereits am 16. April 1894 hatte er um
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 36

Verschiedenes

geteiltes Opferleben zeitlebens Buße zu


tun und Gott vollkommen dienen zu
dürfen.“
Am 23. August 1894 wurde Benedikt
Peruschitz eingekleidet, bei der einfa-
chen Profeß 1895 erhielt er den Ordens-
namen Joseph. Am 28. April 1895 wur-
de er zum Priester geweiht und feierte
in Dorfen seine Primiz. Mit einer Son-
dererlaubnis legte er erst nach der Prie-
sterweihe die feierlichen Gelübde ab.
Bereits vom Schuljahr 1895/96 an wur-
de er in der Schule und im Knabense-
minar eingesetzt als Präfekt, Lehrer für
Mathematik, Musik und Turnen. Bei
den Schülern war er sehr beliebt. Die
Buben liebten und verehrten ihren Pa-
ter Joseph, wie viele Schreiben an das
Kloster Scheyern nach dem Titanic-Un-
tergang bezeugen. Peruschitz sollte
beim Aufbau eines Gymnasiums der
Amerikanisch-Casinensischen Benedik-
Pater Joseph Peruschitz OSB tiner-Kongregation im Bundesstaat
Minnesota mitwirken und wurde nach
Nordamerika berufen. Der 41jährige
Aufnahme in das Kloster Scheyern ge-
buchte um 155 Goldmark eine Passage
beten. In seinem Gesuch schreibt er un- dritter Klasse. Bis zur Einschiffung vom
ter anderem: „Es sind nun schon bald Hafen Southhampton wohnte er im
zwei Jahre, daß ich ernstlich daran den- Kloster St. Augustine bei Ramsgate in
ke, Benediktiner zu werden. Ich habe der englischen Grafschaft Kent. Seine
hierüber auch mit meinem Beichtvater Familie wußte noch nichts von dem
öfters geredet. Jetzt aber bin ich fest ent- Ortswechsel. Erst nach der Ankunft in
schlossen diesem, wie ich zuversicht- Amerika wollte Peruschitz sie mit der
lich hoffe, von Gott stammenden Ruf zu Vollzugsmeldung überraschen. Aber es
folgen. Dazu veranlaßt mich besonders sollte anders kommen. Der Wunsch,
einmal meine natürliche Neigung zu ei- seinem Leben noch einmal eine ganz
ner einsamen und doch wieder gemein- neue Wendung zu geben, ging nicht in
samen Lebensweise, sodann das auf- Erfüllung.
richtige Verlangen, für die Sünden und Eine Woche nach Reisebeginn, am
Verirrungen meiner Jugendzeit durch 14. April kurz vor Mitternacht, herrscht
ein in Gebet und heiligem Gehorsam in den Bars auf dem Luxusdeck der Ti-
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 37

Verschiedenes

tanic Hochbetrieb.
Während unten im Ma-
schinendeck bereits die
Wassermassen herein-
stürzen, flirten elegante
Menschen oben auf dem
Deck, feiern und blicken
in den Sternenhimmel.
Kaum einer der Passa-
giere nimmt so recht
wahr, daß das Schiff
vom Eisberg fast in hal-
ber Länge regelrecht
aufgeschlitzt wurde. Als
die Menschen die Kata-
strophe so recht wahr-
nehmen, bricht Panik Der Untergang der Titanic
aus: Die Mannschaft ver-
teilt die wenigen
Schwimmwesten, dirigiert Frauen und der sich bei dem Unglück abspielte. Pa-
Kinder in die paar Rettungsboote. Ob- ter Peruschitz und auch Pater Byles hal-
wohl für die rund 2200 Passagiere viel fen ohne Unterlaß. Einige merkten die
zu wenig Rettungsboote an Bord wa- Gefahr anfangs noch nicht; als diese
ren, nahm zunächst kaum einer die aber näher kam und die Aufregung
Aufforderung ernst, schließlich galt das furchtbar wurde, verlangten alle mit
Schiff als unsinkbar! Im Speisesaal der größter Inbrunst nach dem Beistand der
ersten Klasse wurde Kaviar und Hum- Priester.“
mer serviert, Champagner getrunken Man tröstete die Einsteigenden in
und Puccini gespielt. Erst als die Ret- den Rettungsbooten mit schönen Wor-
tungsboote wie Nußschalen auf den At- ten. Einige Frauen wollten sich nicht
lantikwellen schaukelten, hörte die von ihren Männern trennen und lieber
Bordkapelle auf zu spielen. Zu den letz- mit ihnen sterben. Erst als sich keine
ten, die Haltung bewahrten, gehörte Frauen mehr in der Nähe befanden, ließ
auch Pater Peruschitz sowie ein engli- man einzelne Männer einsteigen. Nach
scher Pater namens Byles. Sie waren so- Aussagen von Überlebenden bot man
fort zur Stelle, um allen zu helfen. Ein auch Pater Peruschitz einen Platz an,
Augenzeuge schilderte der New Yorker den dieser jedoch ablehnte. Als das letz-
Zeitschrift America: „Alle Überleben- te Rettungsboot hinuntergelassen wur-
den, mit denen wir gesprochen haben, de, bleiben noch mehr als 1600 Men-
berichten von einem außerordentlich schen zurück, welche dem Tod ins An-
ergreifenden und tröstlichen Vorfall, gesicht zu schauen hatten. Wie erging
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 38

Verschiedenes

es eigentlich dem Kapitän Smitz? Er ster mit ihren zum Segen erhobenen
stand schon mit den Achseln im Wasser Händen inmitten einer betenden Schar
auf dem Verdeck, als er eine Frau mit ei- untergingen.“ Sie gingen inmitten derer
nem Kind sah. Er faßte beide und unter, denen Gott noch in letzter Stunde
schwamm mit ihnen zum nächsten Ret- die Gnade der Bekehrung geschenkt
tungsboot. Als er sie in Sicherheit ge- hatte und die mit ihnen gottergeben das
bracht hatte, wollte er nicht aufgenom- Opfer ihres Lebens brachten. Agnes
men werden, obwohl man ihn dazu Mac Goy gab zu Protokoll: „Man konn-
drängte, sondern er entfernte sich und te nichts mehr sehen, aber man hörte
verschwand für immer. Beim Sinken weder Jammergeschrei noch Schrek-
des Schiffes spielte die Schiffskapelle kensrufe. Nur die friedvollen Stimmen
den Choral „Näher mein Gott zu dir, des Gebetes klangen herüber als das
näher zu dir!“ Schiff unterging.“ Weit über 3000 Meter
Die beiden Priester ermunterten die tief. Es war der kostspieligste Sarg, den
Todeskandidaten laut Augenzeugin die Welt je geschaut - stummer Zeuge
Agnes Mac Goy, „sie sollten Akte der von menschlicher Technikgläubigkeit
Reue erwecken und sich bereit machen, und hilfloser Ohnmacht zugleich.
Gott von Angesicht zu Angesicht zu An Pater Peruschitz erinnert im Klo-
schauen. Sie beteten den Rosenkranz ster Scheyern eine bescheidene, unter
vor, und die anderen antworteten.“ vielen anderen Marmortafeln kaum
Währenddessen rückte das Ende näher: auffallende Gedenkplatte im Kreuz-
Das Meerwasser strömte in die Kajüten. gang des Klosters. „In Frieden möge Jo-
Gegen zwei Uhr nachts knien viele der seph Peruschitz ruhen“, ist darauf ge-
Passagiere nieder, weinen, manche le- meißelt, „der auf jenem Schiff Titanic
gen die Beichte ab. Die Geistlichen wa- fromm sein Leben hingab.“
ren unablässig bemüht, den Todgeweih-
ten beizustehen und bald den im Was-
(aus: Betendes Gottesvolk 1998/3, Nr.
ser mit dem Tode Ringenden, bald den
125)
auf dem Schiffe Betenden die Losspre-
chung zu erteilen. Bevor auf der Titanic
die Lichter ausgehen, das Heck wie ein
zum Himmel gestreckter Finger hoch-
kippt und dann lärmend endgültig in
die Tiefe taucht, erteilen Pater Peru-
schitz und sein Amtsbruder die Gene-
ralabsolution. „Viele von den 750 Geret-
teten“, schreibt später eine Zeitung,
„die von ihren Booten aus zusahen, wie
das Schiff in den Wellen verschwand,
erzählten, sie würden es nie in ihrem
Leben vergessen, wie die beiden Prie-
38
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 39

Liturgischer Kalender
Januar
1.1. Freitag Oktavtag vom Fest der Geburt Unseres Herrn
(1. Kl.)
2.1. Samstag Herz-Mariä-Sühnesamtag
3.1. Sonntag Fest des heiligsten Namens Jesu (2. Kl.)
4.1. Montag Wochentag
5.1. Dienstag Wochentag
6.1. Mittwoch Fest der Erscheinung des Herrn (1. Kl.)
7.1. Donnerstag Wochentag
8.1. Freitag Wochentag
9.1. Samstag Mariensamstag
10.1. Sonntag Fest der Heiligen Familie (2. Kl.) (1. Sonntag nach
Erscheinung)
11.1. Montag Wochentag
12.1. Dienstag Wochentag
13.1. Mittwoch Fest vom Gedächtnis der Taufe Unseres Herrn (2. Kl.)
14.1. Donnerstag Fest des hl. Hilarius (3. Kl.)
15.1. Freitag Fest des hl. Paulus, erster Eremit (3. Kl.)
16.1. Samstag Fest des hl. Marcellus I. (3. Kl.)
17.1. Sonntag 2. Sonntag nach Erscheinung
18.1. Montag Wochentag
19.1. Dienstag Wochentag
20.1. Mittwoch Fest der hll. Fabian und Sebastian (3. Kl.)
21.1. Donnerstag Fest der hl. Agnes (3. Kl.)
22.1. Freitag Fest der hll. Vincentius und Anastasius (3. Kl.)
23.1. Samstag Fest des hl. Raymund von Peñaforte (3. Kl.)
24.1. Sonntag 3. Sonntag nach Erscheinung
25.1. Montag Fest d. Bekehrung Pauli (3. Kl.)
26.1. Dienstag Fest des hl. Polykarp (3. Kl.)
27.1. Mittwoch Fest des hl. Johannes Chrysostomus (3. Kl.)
28.1. Donnerstag Fest des hl. Petrus Nolascus (3. Kl.)
29.1. Freitag Fest des hl. Franz von Sales (3. Kl.)
30.1. Samstag Fest der hl. Martina (3. Kl.)
31.1. Sonntag Sonntag Septuagesima (2. Kl.)
39
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 40

Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00 bzw. 1. So 1
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kapelle Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 0201/664922 9.30
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813, 8320283 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 02520/93040 9.30 bzw. 17.00
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kapelle Herz-Jesu 76149, Sudetenstr. 93-95 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00,
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Tummelplatzweg 15 089/712707 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90478,Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 41

Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00 bzw. 1. So 16.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 bei Vechta


0283 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
9.30 bzw. 17.00 Vinnhorst
92929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00, im Winter 9.00 bzw. 17.00 ehem. Kasernengelände


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
9151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 42

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 061/6923377 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/3608832,7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
42
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 43

Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo, Do), 19.00 (Di, Mi, Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
3647 7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr, 1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
43
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 44

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (jeden 2.
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00 (einmal im
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (einmal im
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest VIII Hotel Platanus 1087, Könyves Kalman krt. 44 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 45

Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
/507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
716/6515 18.00 (jeden 2. Sonntag)
18.00 (einmal im Monat 9.00)
9.00 (einmal im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat 17.00
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
9-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

45
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 46

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
11.-16. Februar Häusern Frauen (über Fasching)
29.3.-3. April Diestedde Frauen (Karwoche)
5.-10. April Zaitzkofen Männer (Osterwoche)
10.-15. Mai Häusern Männer (Christi Himmelfahrt)
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
21.-27. März Jaidhof Frauen
5.-10. April Ternberg Männer
9.-15. Mai Spinges (Südtirol) Frauen
16.-22. Mai Spinges (Südtirol) Männer
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
22.-27. Februar Frauen
8.-13. März Männer
12.-17. April Frauen
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 47

Ferienlager 1999

Deutschland

Kleine Mädchen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern

11. - 14. März und 14. - 17. Oktober:


Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Wallfahrten 1999
Frankreich – Lourdes
26. April – 4. Mai

Italien – Rom
4. – 16. Oktober

Informationen bei:
Glattal-Reisen, Tel. 07455/91292 Fax 07455/91293

47
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 48

Die Schulen der Priesterbruderschaft


Die Schulen der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind Bekenntnis-Schulen, die
vom Geist der katholischen Glaubenslehre geprägt sind. Sie bauen auf den Prin-
zipien der Erziehungsenzyklika „Divini illius magistri“ von Papst Pius XI. auf.
Das konkrete Vorbild in der Erziehungsarbeit ist der große Jugendpädagoge
Don Bosco. Nach seinem Beispiel kommen der Gottes- und der Nächstenliebe,
dem menschlichen Verständnis und der religiösen Haltung eine zentrale Bedeu-
tung bei der Formung von Geist und Seele zu.
Ziel aller Schulen ist es, frohe, selbständige junge Menschen heranreifen zu
lassen, die gelernt haben, ihr Leben auf der Grundlage einer christlichen Über-
zeugung zu gestalten.
Die Schulen gewährleisten mit qualifizierten Lehrkräften einen den öffentli-
chen Schulen ebenbürtigen Unterricht. Die Schülerinnen oder Schüler sollen
nach Beendigung der Schule in der Lage sein, eine Berufsausbildung oder ein
Studium erfolgreich zu absolvieren.
Die Internate bilden mit einer altersgemäßen Betreuung das Umfeld, in dem
die Heranwachsenden das Verhalten in der Gesellschaft einüben und sich har-
monisch entfalten können.
Weitere Informationen erhalten Sie:

Diestedde Schönenberg Saarbrücken


Don Bosco Gymnasium St. Theresien-Gymnasium Grundschule St. Arnual
(für Jungen) (für Mädchen) (für Jungen und Mädchen)
Sekundarschule Herz Jesu
(für Jungen)
Rektor Rektorin Rektor
P. Michael Weigl Schw. Michaela Metz P. Peter Lang
Lange Str. 1 St. Vinzenz-Str. 2 Julius-Kiefer-Str. 11
D-59329 Wadersloh D-53809 Ruppichteroth D-66119 Saarbrücken
Tel. 02520/9304-0 Tel. 02295/5082 u. 5163 Tel. 0681/8555-41
Fax 9304-44 Fax 2166 Fax 855434

Mels
Institut Sancta Maria Tel. 081/723 44 23
Sekundarschulde Fax 081/723 08 38
(für Mädchen)
Rektor
P. Lukas Weber
Fabrikstr. 24
CH-8887 Mels

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MB Januar 19.06.1999 12:08 Uhr Seite 49

Neuerscheinungen
Das christliche Abendland und
die fremden Religionen
Vorträge der Theologischen Sommerakademie
1996 in Schönenberg
Herausgegeben von Dr. Heinz-Lothar Barth
Brosch., 128 Seiten

Erzbischof Lefebvre spricht


29. August 1976 in Lille

Die erste Originalaufnahme von S.E. Erz-


bischof Marcel Lefebvre auf CD mit deut-
scher Übersetzung.

Die Broschüre und die CD sind erhältlich an den Schriftenständen der Priorate
und Kapellen der Priesterbruderschaft St. Pius X. oder direkt bei den Distrikt-
sitzen Stuttgart (D), Jaidhof (A) und Rickenbach (CH).


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
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formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

„Haus Gottes und Pforte des Him-


mels“ ....................................................1
Tradition 30 Jahre in Ecône ...............4
Firmreise mit S.E. Msgr. Richard
Williamson ..........................................8
Eine Heimstatt für die
„Ausgestoßenen“ ..............................13

Verschiedenes
Die „Saatkörner der Wahrheit“ in
den nichtchristlichen Religionen ....15
Die kopernikanische Wende
(Teil 1)..................................................19
Die heilige Messe, das Opfer
des Neuen Bundes (Schluß) ............27
Der wahre Held auf der Titanic ......35

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

„Haus Gottes und Pforte des Himmels“


Predigt des Generaloberen Msgr. Bernard Fellay anläßlich der Benediktion der
neuen Kirche in Ecône, am 10. Oktober 1998

Im Namen des Vaters und des Soh- pel in Jerusalem erbaut werden Am Tag
nes und des Hl. Geistes. Amen. der Tempelweihe, als er endlich Gott
geweiht werden konnte, wurde er von
Exzellenzen, verehrte Vertreter und einer Wolke umhüllt. Die Heilige
Vertreterinnen der zivilen Behörden, Schrift berichtet uns, wie Salomo bei
liebe Kleriker, Schwestern und Gläubi- dieser Weihe darauf hinwies, daß Gott
ge. in der Wolke wohne. Gott wollte also zu
verstehen geben, dieser Ort sei nun
Heute, wo wir endlich den innigen
nicht mehr einer wie die anderen, son-
Wunsch unseres Gründers, dem wir al-
dern die Wohnung Gottes.
les verdanken, unser Priestertum, unser
Bischofsamt, das Fortdauern der Tradi- Genau das haben wir vorher gesun-
tion, verwirklicht sehen, sind unsere gen. Wir brauchen nicht eine sinnlich
Freude und unser Dank sehr groß. Es wahrnehmbare Wolke. Wir wissen und
war der Wunsch Monseigneurs, dieses glauben diese Tatsache, die durch diese
Projekt realisiert zu sehen, das er fast zwar feierliche, aber doch schlichte Seg-
selbst entworfen und so sehr ersehnt nung zum Ausdruck kommt.
hat. Nun sieht er es vom Himmel aus. Dieses Gebäude wurde von der Welt
In der Tat hat sich oft in der Kir- abgesondert, sozusagen von ihr befreit,
chengeschichte das gleiche abgespielt. von der Welt der Geschöpfe, und wir
Wie oft hat sich die Kirche gegenteili- können sie sogar profan nennen. Dieses
gen Eingriffen beugen müssen, mußte Gebäude wurde für Gott bestimmt und
sie sich zurückziehen, um das Offizi- ihm geweiht. Es ist, so haben wir ge-
um, die heilige Messe, das Opfer an sungen, nichts anderes als das Haus
provisorischen Orten zu feiern. Immer Gottes und die Pforte des Himmels. Zu-
aber war sie bemüht, so schnell als erst wurden die Außen- und Innen-
möglich Stätten zu erbauen, die würdig mauern sichtbar mit einem besonders
waren für die so erhabene Liturgie, für geweihten Wasser gereinigt, und da-
die Größe und Herrlichkeit Gottes, dem nach haben wir mit dem Kreuz den Bo-
dieses Opfer dargebracht wird. So war den gekennzeichnet, und zwar vom Al-
es in der Kirchengeschichte, so war es tar bis zur Eingangspforte und von ei-
auch im Alten Testament. Unsere Freu- nem Seitenschiff zum anderen. Da-
de heute gleicht ein wenig jener Salo- durch kam zum Ausdruck, daß nun
mos. Erst viele Jahrhunderte nach dem Christus, Hoherpriester und Gott zu-
Auszug aus Ägypten konnte der Tem- gleich, von diesem Ort Besitz ergriffen
1
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

hat. Das ganze Erbarmen Gottes hat abermillionen von Toten, und was erst
sich über die Erde geneigt und sie soll man sagen von den Verfolgten und
berührt. Darum ist hier eine neue Him- den Todesopfern des Kommunismus,
melspforte, nichts anderes als das Haus und dann all diese Unschuldigen, die
Gottes und die Pforte des Himmels. im Mutterschoß hingeschlachtet wer-
Msgr. Marcel Lefebvre hat diese Kir- den, und die zahlreicher sind als die
che bauen wollen, weil sie der Mittel- Opfer des Zweiten Weltkriegs. Und
punkt des Seminars ist. Im Seminar dennoch, all diese menschlichen Tragö-
werden Priester ausgebildet, und der dien sind nichts im Vergleich mit einem
Priester ist aus den Menschen heraus- viel tödlicheren Krieg, der unsichtbar
genommen. Auch er ist abgesondert ist und die Seele tötet. Die Worte des
und für die Anliegen bei Gott geweiht, heiligen Paulus sind wirklich auch heu-
und zwar ganz besonders, um das Op- te noch aktuell, wenn er sagt: „Unser
fer darzubringen, das Opfer, nämlich Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch
das Opfer Christi selbst. Wenn wir von und Blut.“ Gewiß verursachen diese
diesem Ort sagen dürfen, er sei eine Kriege und Verfolgungen Leid. Aber
neue Schleuse des Himmels, von dem die Mächte der Finsternis, die von einer
aus die Gnaden auf die Erde fließen, unbeschreiblichen Eifersucht auf die
um die Seelen mit dem himmlischen menschlichen Geschöpfe besessen sind,
Leben zu nähren, dann eben wegen des setzen alles daran, um die Seelen von
Opfers, das auf dem Altar dargebracht Gott abzuwenden, um sie zu beschmut-
wird und eine Verlängerung, eine Er- zen und um ihnen das göttliche Leben
neuerung des Opfers auf Kalvaria ist. zu entreißen, das notwendig ist, um in
Ja, wir feiern heute das Priestersemi- den Himmel zu kommen. Es sind wah-
nar, das mit einer Kirche vollendet und re Abgründe, die den Glauben zer-
ausgezeichnet wird, die dem Unbe- stören! Und diese Kräfte haben es ge-
fleckten Herzen Mariens geweiht ist. schafft, in die Kirche einzudringen! Wie
Auch das ist der Wunsch Msgr. Lefebv- sehr also brauchen wir dieses Heilmit-
res. Und warum dem Unbefleckten tel des Himmels, ist es doch der Him-
Herzen Mariens? Wir meinen, daß man mel selbst, der uns diese besondere Ver-
diesen Titel im Lichte Fatimas sehen ehrung des Unbefleckten und Schmerz-
muß. Fatima ist ein Leuchtturm, ein haften Herzens Mariä schenkt.
Licht vom Himmel, das unsere Epoche Ja, Gott wollte diese Epoche, er woll-
erleuchtet, dieses Jahrhundert und te uns ein Herz zur Verehrung geben,
womöglich noch spätere Zeiten. Ein das Herz einer Mutter, das Herz der
Jahrhundert, das wegen seiner Moder- Muttergottes. Ein Herz, das ganz rein
nität gelobt wird, das aber in seiner Bar- und jungfräulich und von einer unaus-
barei, Grausamkeit, Bosheit und Entfes- sprechlichen Liebe erfüllt ist. Papst Pius
selung der Kräfte des Bösen alle ande- IX. sagt uns, daß kein geschaffener
ren übertrifft. In diesem Jahrhundert er- Geist das Gnadenmaß ermessen kann,
lebten wir die Weltkriege mit ihren das Gott Unserer Lieben Frau eingegos-
2
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

sen hat, und zwar vom ersten Augen- allerseligsten Jungfrau Maria und der
blick ihres Lebens an. Die allerseligste Päpste zu einem Rosenkranzkreuzzug
Jungfrau Maria ist die Besiegerin Satans. aufzurufen, im Geiste dieser Päpste, die
Sie zertritt ihm den Kopf, und zwar ge- gegen die Welt und den Geist der Welt
rade durch ihre Liebe, ihre Demut und gekämpft haben, welcher der beste Bun-
ihre Jungfräulichkeit, die bewirkt, daß desgenosse des Teufels ist. Beten Sie,
ihr ganzes Wesen Gott hingegeben ist. daß die Kirche aus dieser schrecklichen
Das Böse hat in ihr keinen Anteil. Es ist Krise herausfinde; daß wieder ihre erste
offensichtlich, daß Gott dieser bösen Sorge die Bewahrung und die Weiterga-
Zeit ein Gegenmittel als Medizin anbie- be des Glaubens sei, der Glaube, der ret-
tet, nämlich das Unbefleckte Herz Mari- tet und ohne den niemand gerettet wer-
ens. Dieses Herz gibt uns die Mittel für den kann. Ein Kreuzzug sagen wir, da-
den heutigen Kampf. mit die heilige Messe von neuem trium-
Die Kirche und in erster Linie die phiere und überall, in der ganzen Welt,
Päpste haben den Aufruf der Mutter- ohne Behinderung und ohne Angst von
gottes wiederholt. Es ist ein Aufruf zur allen Priestern gefeiert werden kann, die
Buße und zum Gebet, und zwar zum dadurch ihre wahre priesterliche Iden-
Rosenkranzgebet. „Betet den Rosen- tität finden werden. Denn die alte Mes-
kranz!“ wiederholen unablässig die se wurde niemals verboten und kann
Päpste Leo XIII., Pius XI., Pius XII. Es ist auch nicht verboten werden. Wie oft
das Mittel, um heute die Familien zu hei- konnten wir bei alten Priestern feststel-
ligen und geeint zu halten. Natürlich len, daß sie allein durch das Zelebrieren
geht es nicht um ein Rosenkranzgebet, der alten Messe, des Opfers, wofür sie ja
bei dem nur fünfzig Ave Maria abgebe- Priester sind, aus jener Depression her-
tet werden, sondern um eines, das man ausfanden, in die sie (durch die neue
betrachtend betet und dabei in die Ge- Messe) geraten waren.
heimnisse unseres Herrn und seiner Ja, es geht um einen Kreuzzug für
Mutter eindringt. Auch sagen diese den Triumph des Unbefleckten Her-
Päpste, daß uns dieses Gebet einlädt, zens. Diese neue Kirche möge ein be-
die Tugenden nachzuahmen, welche ständiger Aufruf sein für alle, die hier
wir betrachten. Ja, daß sich sogar durch vorbeikommen; ein Aufruf, daß es not-
die heilsame Kraft der betrachteten Ge- wendig ist, gerettet zu werden, um un-
heimnisse diese Tugenden in die Seele ser Ziel zu erreichen, für das wir ge-
des Rosenkranzbeters einprägen. schaffen sind; ein Aufruf zur Notwen-
Mehrere Päpste haben deutlich ihren digkeit des Gebetes, und zwar des Ro-
Willen bekundet, daß alle Christen täg- senkranzgebetes, das immer aktuell ist.
lich den Rosenkranz beten. Täglich! Alle Und schließlich, liebe Freunde, ist
Christen! Und so möchten wir die Gele- das heutige Fest auch eine Gelegenheit,
genheit dieses Festes und des Rosen- unserer Freude die Erinnerung an die
kranzmonates nützen, um im Geist der Bischofsweihe vor zehn Jahren hinzuzu-
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

fügen, an diese so kühne, heroische Tat der Glaubensfestigkeit wachsen lassen.


von Msgr. Marcel Lefebvre, denn ohne Aber auch die Priester und Sie, liebe
die Bischofsweihen wäre diese neue Gläubige, mögen in der Liebe zu Gott
Kirche überflüssig. Dank der Bischofs- wachsen, denn wir sind auf Erden, um
weihen konnten so viele Gnaden den Gott zu dienen, zu ehren und zu loben.
Seelen zugewendet werden, konnten so Dazu möge die Reinigung dieser Kirche
viele Priesterweihen gespendet werden. helfen; hier möge Gott verehrt und ver-
Dieser Tag sei wahrhaft ein Tag der herrlicht werden, verherrlicht durch die
Danksagung, ein Tag, an dem wir Gott Heiligung der Seelen und durch die
bitten, er möge zuallererst uns, die Eingießung einer immer glühenderen
Bischöfe, in der Liebe zu Gott und in Liebe in die Herzen der Priester. Amen.

Tradition 30 Jahre in Ecône


Am Gründonnerstag 1968 erfuhr Al- noud sowie Alphonse und Marcel Pe-
phonse Pedroni, ein junger Unterneh- droni den Kaufvertrag.
mer aus Saxon, daß die Stiftsherren vom Im Jahr darauf machte Erzbischof
Großen St. Bernhard Haus und Anwe- Marcel Lefebvre im Pfarrhaus von Fully
sen in Ecône, die sich seit 1302 in ihrem die Bekanntschaft des Rechtsanwalts
Besitz befunden hatten, zum Verkauf Roger Lovey. Im Verlauf der Begegnung
anboten. In diesem Gebäudekomplex kam das Gespräch auch auf Ecône. Erz-
hatten die Stiftsherren bis 1922 eine bischof Lefebvre hatte sich in jener Zeit
Landwirtschaftsschule unterhalten; da- einiger Seminaristen angenommen, die
nach diente das Anwesen dem Obst- vom Französischen Seminar in Rom als
und Gemüseanbau für die Kongregati- zu traditionell zurückgewiesen worden
waren. Da der Unterricht an der Univer-
on sowie als Ausbildungsstätte für jun-
sität Freiburg (Schweiz) in Philosophie
ge Kanoniker. Auch ein Hundezwinger
und Theologie noch gut war, setzten die
mit Bernhardinern gehörte zur Nieder-
Seminaristen dort ihre Studien fort.
lassung. Nun sollte sie ganz aufgegeben Doch der Erzbischof mußte feststellen,
werden. Für Alphonse Pedroni stand daß in Freiburg keine spirituelle For-
fest, daß Ecône nicht in weltliche Hände mung stattfand. „Sie brauchen eine Art
fallen sollte, und er organisierte eine Noviziat“, sagte er zu Rechtsanwalt
Rettungsaktion. Am 31. Mai 1968, dem Lovey. „Warum nicht in Ecône?“ fragte
Fest Mariä Königin, unterzeichneten dieser. Die abgeschiedene Lage Ecônes
Gratien Rousis, Roger Lovey, Guy Ge- schien dem Erzbischof verlockend.
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Ein Bild aus alten Tagen:


Ecône, als es noch den Stiftsherren
vom Großen St. Bernhard gehörte.

Am 6. Juni 1969 traf sich


Erzbischof Lefebvre auf Anre-
gung seiner Freiburger Freun-
de mit Msgr. Charrière, dem
Bischof von Freiburg; im Ver-
lauf der Unterredung ermu-
tigte ihn dieser, in Freiburg
ein Haus zu errichten. Daraufhin öffne- sammen, besichtigte Ecône und faßte
te am 13. Oktober 1969 das „Internatio- den Entschluß, dort ein Haus für den
nale Konvikt St. Pius X.“ seine Pforten, Spiritualitätsjahrgang einzurichten.
dessen Leitung Mgr Lefebvre persönlich Msgr. Nestor Adam, Bischof von Sitten,
übernahm. erteilte im Juni 1970 diesem Projekt sei-
Da sich für den Jahrgang 1970/71 ne Approbation.
weitere Kandidaten ankündigten, such- In den folgenden Jahren (1971-1972)
te der Erzbischof nach einem anderen wurde mit Erlaubnis von Bischof Adam
Haus, in dem die Seminaristen ein Spiri- und dank der Mitarbeit des Kanonikers
tualitätsjahr durchlaufen sollten, bevor René Berthod der erste Jahrgang Philo-
sie mit den Studien an der Universität sophie eingerichtet. Bald wurde das alte
begannen. So kam er am 22. Mai 1970 Haus „St. Bernhard“ zu klein, immer
wiederum mit Rechtsanwalt Lovey zu- mehr Kandidaten baten um Aufnahme.

Da das Seminar
rasch wächst,
müssen in den
Jahren 1971-73
nacheinander
drei neue
Gebäude errich-
tet werden.
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

So wurden in den Jahren 1971 bis 1973 großem Querschiff. 20 Jahre lang mußte
nacheinander die Gebäude St. Pius X., dieses Bauprojekt auf seine Verwirkli-
St. Thomas und hl. Pfarrer von Ars er- chung warten, bis endlich von den Ge-
baut und schließlich die Lagerhalle in meinden Saxon (23. Dezember 1994)
eine Kapelle umgewandelt. Diese konn- und Riddes (12. Januar 1995) die Bauge-
te und sollte jedoch nur ein Provisorium nehmigung erteilt wurde. Am 16. Janu-
sein. Daher setzte sich Erzbischof Lefeb- ar 1995 begann man mit dem Entfernen
vre 1975 mit dem Architekten Felix Por- der Weinstöcke. Der Grundstein konnte
cellana aus Lausanne zusammen und am 1. November 1995, dem 25jährigen
gemeinsam entwarfen sie die Pläne für Jubiläum der Priesterbruderschaft, von
eine große Kirche in romanischem Stil ihrem Generaloberen Mgr. Bernard Fel-
in Form eines lateinischen Kreuzes mit lay gelegt werden.

Blick auf das Seminar. Rechts im Vordergrund die Seminargebäude, links die neue Kirche. Das
kleine Bild unten links zeigt den Beginn der Bauarbeiten an der Seminarkirche.

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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

Sakristei

Blumenraum

Querschiff der Altar Querschiff der


Seminaristen Seminaristen

Kreuzgang Kreuzgang
der Gläubigen der
Für die Gläubigen Schwestern
bestimmtes Haupt-
schiff der Kirche

Vorhalle

Portalvorbau

Vorhalle

Die neue Seminarkirche besteht aus drei Elementen auf zwei Ebenen: Der oberen Kirche mit
einem Hauptschiff, das 350 Gläubigen Platz bietet, und einem Querschiff für 140 Seminari-
sten und Priester, sowie einer Sakristei, einem Blumenraum und einem Glockenturm; dem
Untergeschoß mit einer Vorhalle, in der Bücher ausgestellt und verkauft werden, einem Kreuz-
gang für die Gläubigen, einer Krypta mit sechs Seitenaltären, einer kleinen Grabkapelle, Kell-
erräumen sowie Räumlichkeiten für sanitäre und technische Anlagen; und einem Gebäude für
die Schwestern mit 13 Zimmern, einem Kreuzgang mit Klausur, einem Sprechzimmer, einem
Refektorium, einer Küche und anderen Wirtschaftsräumen. Aus dem oben abgebildeten Grun-
driß ist das Untergeschoß zum Teil ausgeblendet. Er zeigt den Oberteil der Kirche mit den auf
tieferer Ebene gelegenen Anbauten, jedoch nicht die Räumlichkeiten, die sich direkt unter
Haupt- und Querschiff befinden.
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

Firmreise mit S.E. Msgr. Richard Williamson

Dankbar und froh wahren zahlreiche drücken, so daß er sich der Aufmerk-
Gläubige, die im Verlauf der herbstli- samkeit seiner Zuhörer(innen) gewiß
chen Firmreise in Deutschland die An- sein konnte.
wesenheit von S.E. Weihbischof Richard Diese Aufmerksamtkeit war auch bei
Williamson im eigenen Priorat bzw. der dem nachmittäglichen kurzen Vortrag
eigenen Kapelle erfahren und ihn viel- zu spüren, der ursprünglich nicht vor-
fach sogar persönlich begrüßen konn- gesehen war. Doch einige Schülerinnen
ten. hatten selbst spontan – vielleicht war es
Nach der Ankunft des Bischofs aus auch ein Komplott, um einen Vorwand
Amerika auf dem Flughafen in Frank- zu finden, den Bischof um ein Stück am
furt gab es zunächst eine Zwischenstati- Klavier zu bitten – um einen Vortrag ge-
on in Hattersheim, wo der Bischof sich beten, und so fand sich die Schüler-
erholen und für die weitere Fahrt stär- schaft einschließlich einiger Eltern für
ken konnte. Die Ankunft in der Schule eine halbe Stunde am Nachmittag zu-
in Schönenberg gestaltete sich herzlich, sammen. Als sich der Bischof auf den
indem die Mädchen alle zusammenka- abschließenden Wunsch einer Schülerin
men und den Würdenträger mit Gesang hin auch noch bereit fand, ein Stück auf
begrüßten. Zwar machte das Wetter dem Klavier zu spielen (1. Satz der
dem Namen von Schönenberg nicht ge- Mondscheinsonate; wann erlebt man
rade Ehre, aber S. Exzellenz, der ein her- schon einen Bischof, der Klavier spielt?),
vorragender Musikkenner ist (mit Vor- war die Begeisterung kaum mehr zu
liebe für Beethoven und Wagner), bremsen...
schätzte die musikalische Umrahmung Die nächste Station war das Don-
seines Aufenthaltes so sehr, daß er allein Bosco-Gymnasium in Diestedde, wo die
aus diesem Grunde gerne länger geblie- Firmung am Sonntag stattfinden sollte.
ben wäre: „Wo man singt, da laß Dich Zur Begrüßung kamen alle Schüler zu-
nieder“. sammen, wobei P. Weigl und der Schul-
Das Amt am folgenden Tag wurde sprecher einige Worte des Willkommens
pontifiziert, was vor allem den Priestern an den Bischof richteten. Danach ging es
aus Bonn einschließlich der gut einge- – liturgisch korrekt – in die Kapelle, wo
übten Ministrantengruppe des dortigen nach Intonation der entsprechenden Ge-
Priorates zu danken war, die Pontifi- sänge der Bischof den Schülern den Se-
kalämter schon öfter souverän gemei- gen erteilte.
stert hatten. Die Predigt war eine Ermu- Die Predigt vor der Spendung des
tigung zur Treue im Glauben und reli- Firmsakramentes betonte die Notwen-
giösen Praxis, gewürzt mit einigen ihm digkeit, auch gegen den Strom schwim-
ganz eigenen Beispielen und Aus- men zu können. Monseigneurs kritische
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

S.E. Msgr. Williamson bei


der Glockenweihe in
Kleinwallstadt

Haltung zur Technik zeigte sich darin, sowohl Zeitung als auch Radio berich-
daß er das Motto „Weg mit dem 20. teten sachlich darüber. – Schön war die
Jahrhundert“ gleich in die Tat umsetzte, Beteiligung der Gemeinde und Bekann-
indem er das Mikrofon vom Zeremoni- ten am abschließenden Abendessen un-
ar wegtragen ließ. Die Backenstreiche ter dem Vorsitz des Bischofs, den man-
verteilte er mit solchem Schwung, daß che noch aus der Zeit kannten, da er als
die Schüler hell begeistert waren, be- Priester im deutschen Sprachraum öfter
sonders weil einer der Lehrer gefirmt Exerzitien gepredigt hatte.
wurde... Eine weitere Weihe einer Kir-
An den nächsten beiden Tagen, chenglocke schloß sich gleich am Diens-
Montag und Dienstag, sollten jeweils tag an, diesmal mit darauffolgendem
Glocken geweiht werden. Daher führte Hochamt, und zwar in Reutlingen, wo
der Saal unter der neuen Kirche inzwi-
die Fahrt zunächst nach Kleinwallstadt
schen fertig eingerichtet ist und als pro-
in der Nähe von Miltenberg (Franken).
visorische Kapelle dient, bis der Innen-
Die Zeremonie fand am Nachmittag bei
ausbau des Kirchenraumes vollendet
unsicherem Wetter statt, doch gedulde-
sein wird. Zwar war die Glocke diesmal
te sich der Himmel bis zum Ende der
verhältnismäßig klein (250 kg), aber der
Weihehandlung, ehe es regnete. Nicht Besuch des Bischofs war für die Ge-
nur die entstehende Kirche in Klein- meinde ein besonderer Höhepunkt: Es
wallstadt ist ein Glücksfall, sondern war der erste Besuch eines Bischofs seit
auch die Tatsache, daß diese drei der Eröffnung des Gottesdienstraumes
Glocken (aus dem Nachlaß eines ver- in Reutlingen durch S.E. Msgr. Lefebvre
storbenen Pfarrers) kostengünstig er- im Februar 1978. So Gott will, wird im
worben werden konnten. Ansonsten nächsten Jahr ein weiterer Besuch statt-
hätte man, wenigstens vorläufig, keine finden, nämlich für die Konsekration
Glocken angeschafft. Diese Weihe wur- der Kirche. Sehr nett war der Empfang
de von der Öffentlichkeit viel beachtet, durch die Kinder, die am Eingang der
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 10

Aus der Priesterbruderschaft

Kirche den Bischof mit einem Lied (auf Bischof im Vorbeifahren die in Bau be-
die Melodie von ‘O when the saints’) findliche Kirche in Augenschein, die
begrüßten. äußerlich bereits ihre endgültigen For-
Am folgenden Tag wurde die wohl men angenommen hat. Daß die Ge-
größte Gruppe von Firmlingen im Ver- meinde mit viel Eigenleistung und im
lauf dieser Reise in Rheinhausen ge- wesentlichen eigenen Mitteln dies voll-
firmt. Rechtzeitig zu diesem Besuch bringen konnte, zeugt von Glauben
war die Verschönerung des Altarrau- und Opfergeist. – Firmung und Hoch-
mes fertig geworden, die den Altar mit amt waren würdig umrahmt von einer
einem passenden Hintergrund versieht gut besetzten Schola. Im Rahmen eines
und aus dem begrenzten Raum das Stehempfanges konnten nach der hl.
Bestmögliche macht. S. Exzellenz führte Messe diejenigen, die es wünschten,
in der Predigt aus, daß wir für die auch ein persönliches Wort mit S. Exzel-
Wahrheit kämpfen müssen, aber nicht lenz wechseln. – Die anschließende
irgendwie, sondern hierbei die Ord- Übernachtung war im Priorat in Göffin-
nung der Liebe zu beachten hätten, gen. Den Schwestern hielt S. Exzellenz
denn Gott ist der Urheber von beidem. am fogenden Vormittag vor der Weiter-
– Anschließend waren Firmlinge und fahrt nach Zeitzkofen noch einen Vor-
Familien zum gemeinsamen Essen im trag. Offenbar wurden viele Fragen ge-
Saal des Priorates eingeladen, wo es ne- stellt, denn der Vortrag dauerte weit
ben einer guten Mahlzeit auch einige über die Zeit; die klosterübliche
musikalische Darbietungen und ein Ge- Schweigsamkeit konnte danach wieder
dichtlein von den Kleinen gab. einkehren...
Obwohl die Gemeinde in Memmin- Einer der Höhepunkte dieser Reise
gen weniger Firmlinge hatte, war doch war dann sicher die Einweihung der
der Empfang des Bischofs nicht weni- neuen Kirche in Nürnberg-Zirndorf un-
ger herzlich. Vor der Firmung nahm der ter Assistenz von Priestern und Semina-

In Reutlingen steht die


Glocke
festlich geschmückt
zur Weihe bereit.
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 11

Aus der Priesterbruderschaft

S.E. Msgr. Richard Williamson


erteilt am Ende des Pontifikalam-
tes, das im Anschluß an die Kir-
chenbenediktion in Zirndorf
gefeiert wurde, den Segen.

Der in neugotischem Stil aus


Eichenholz gefertigte Altar der
Kirche in Zirndorf stammt aus
Holland.

Der frühere Betsaal der


Neuapostolischen Kirche
in Zirndorf wurde in eine
Kirche in neugotischem
Stil umgewandelt.
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 12

Aus der Priesterbruderschaft

Der neue Altar der Kirche


St. Michael des
Priorates Rheinhausen.

einen Bischof der Bruder-


schaft sahen. Daß es 5 Er-
wachsenenfirmungen gab
und von diesen wiederum 2
erst kürzlich getauft wurden,
zeigt ein wenig die Besonder-
heit dieser Stadt an, die einer-
seits als multikulturell und
risten aus Zaitzkofen. Die Kapelle in multireligiös gilt, andrerseits immer ei-
Nürnberg war von Herrn Schlüter von nen aktiven Katholizismus pflegte. Die
Zaitzkofen aus gegründet und seither Zeremonie selbst wurde von einer gut
auch vom Seminar aus betreut worden. eingeübten Schar von Ministranten voll-
Nachdem ein Gottesdienstgebäude der zogen, die an diesen Besuch noch lange
Neuapostolischen Gemeinde preisgün- zurückdenken werden. Man merkte es
stig erworben werden konnte, begann dem Bischof an, daß er sich für diese
im Januar 1998 der Aus- und Umbau, Stadt interessierte, die er schon einmal
der zügig durchgeführt wurde. Es ent- als Germanistik-Student besucht hatte.
standen ein sehr schöner und sakraler Es fehlte, auch in Anbetracht des 50jähri-
Kirchenraum, in den Kirchenfenster gen Jubiläums der Berliner Blockade, nur
und Altar eingebaut werden konnten, noch der Satz: „Ich bin ein Berliner...“
die bereits älteren Datums sind und aus Daß das Priorat und Distriktssitz St.
Holland stammen. Für eine zukünftige Athanasius in Stuttgart einen würdigen
Priesterwohnung wurde aufgestockt, Rahmen bildeten, um die Reise zu be-
so daß im Prinzip ein kleines Priorat schließen, braucht schließlich fast nicht
entstanden ist. Beten wir, daß es bald mehr erwähnt zu werden. Unzähligen
möglich sein wird, einen ständigen Gläubigen vermittelte die persönliche
Priester vor Ort zu entsenden. Begegnung mit dem Bischof Mut und
Die letzten Stationen der Reise wa- Kraft, zu ihren Überzeugungen und zum
ren Berlin und Stuttgart, von wo aus katholischen Glauben auch in schwieri-
der Bischof wieder nach Winona (Prie- ger Zeit treu zu stehen.
sterseminar) in den USA zurückflog.
Berlin, das in bezug auf die übrigen Pri-
orate der Bruderschaft in Deutschland
eher abgelegen ist, war einer jener Orte,
die seit sehr langer Zeit zum ersten Mal
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 13

Aus der Priesterbruderschaft

Fürther Nachrichten:

Eine Heimstatt für die „Ausgestoßenen“


Betsaal der Neuapostolischen Gemeinde wurde ausgebaut - In Gegensatz zur
Amtskirche

Zirndorf – In der Bibertstadt gibt es muniziert wurde. Hatte er allerdings


seit kurzem zwei katholische Gottes- vorher Priester und Bischöfe geweiht,
häuser, ein Umstand allerdings, über waren diese Weihen gültig und diese
den die Kirchenoberen alles andere als Priester können formell weiter alle
glücklich sind. In den früher von der kirchlichen Handlungen vornehmen.
Neuapostolischen Kirche genutzten Dekan Webert betont allerdings, daß
Bau in der Angerzeile zog nämlich nach sich diese Priester und auch die ihnen
grundlegender Umgestaltung der anhängenden Gläubigen „eindeutig ge-
„Deutsche Distrikt“ der „Vereinigung
gen den Willen der Kirche stellen“ und
St. Pius X.“ ein, die Gefolgschaft des
natürlich gewärtig sein müssen, in Kir-
von der katholischen Amtskirche aus-
chenzucht genommen zu werden. Erzbi-
gestoßenen und 1991 verstorbenen fran-
schof Lefebvre war ja, so Webert, zuletzt
zösischen Erzbischofs Marcel Lefebvre.
exkommuniziert, und wer jetzt in seiner
Eine kirchliche Weihe erhielt das Nachfolge sei, „zieht sich möglicherwei-
Gotteshaus – als Kirche „Unbefleckte se dieselben Konsequenzen zu“.
Empfängnis“ – allerdings. Vorgenom-
Grund des Zwistes zwischen Heili-
men hat sie Bischof Richard Williamson
aus Großbritannien, ein Gefolgsmann gem Stuhl und den Anhängern von Erz-
Lefebvres, unter Assistenz anderer Prie- bischof Lefebvre ist die Weigerung die-
ster der deutschen St. Pius X.-Vereini- ser „Traditionalisten“, die gesamten Er-
gung („Priorat St. Athanasius“) – und gebnisse des zweiten Vatikanischen
diese Weihe ist für die Amtskirche sogar Konzils (1962 bis 1965 in St. Peter) an-
gültig, obwohl sie nach Auskunft des zuerkennen. So lehnten sie die Öffnung
heimischen katholischen Dekans Alfons der Kirche zur „Welt“ hin ab, wandten
Webert natürlich weder vom Heiligen sich gegen ökumenische Bestrebungen
Stuhl noch vom erzbischöflichen Ordi- und „Vermischung“ mit anderen Kir-
nariat in Bamberg „gewünscht“ war, ja chen, bekämpften „Progressivität“ und
sogar heftig „abgelehnt“ wird. „Dialog“.
Grund für diese verzwickte Lage Äußeres Zeichen des Willens der
sind die Lehren über das Priestertum in Lefebvre-Anhänger, „die Glaubensin-
der katholischen Kirche. Erzbischof Le- halte wie vor dem zweiten Vatikanum
febvre hat sich nach dem zweiten Vati- behalten“ zu wollen, ist besonders die
kanischen Konzil zwar gegen die Amts- Feier der Messe in alter Form. Da wird
kirche gestellt und den Zwist dann so- nicht nur die lateinische Sprache beibe-
weit eskalieren lassen, daß er exkom- halten, sondern der Priester ist auch
13
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 14

Aus der Priesterbruderschaft

nicht der Gemeinde, sondern dem Altar teshaus völlig aus eigenen Mitteln – al-
zugewandt. so fast allein aus Spenden – einzurich-
ten hatte. Und das war kein leichtes Un-
terfangen.
Die Messe wird noch in alter
Der frühere Betsaal der Neuaposto-
Form gefeiert lischen Kirche in der Angerzeile war ja
Bruderschaft lehnt die „Modernisierun- nur ein mit Flachdach versehener Kir-
gen“ des zweiten Vatikanischen Konzils chenraum ohne Möglichkeit liturgi-
ab – In der Region soll es rund 200 An- scher Handlungen und mit kleinen Ne-
hänger geben benräumen. Deswegen wurde dem Bau
nun ein Satteldach mit Dachreiter auf-
Dabei betont man in der Vereini- gesetzt und eine Apsis für den Altar an-
gung „St. Pius X.“, daß man alles ande- gebaut. Die Nebenräume wurden auf-
re denn die Gründung einer eigenen gestockt, so daß nun auch nach außen
Kirche anstrebt. Man wolle lediglich die der Bau als Gotteshaus zu erkennen ist.
Möglichkeit, seinen Glauben innerhalb Auch im Inneren schuf man sich ei-
der Kirche leben zu können. So sagt Pe- nen „traditionellen“ Kirchenraum. Der
ter Farrenkopf aus Stein, Vertrauens- Altar wurde im neugotischen Stil aus
mann der Vereinigung in unserem Eichenholz geschaffen.
Raum, die Kirche würde unter ihrem Peter Farrenkopf beziffert die Ge-
Schutz ja verschiedensten Glaubens- meinde, die das Gotteshaus künftig
richtungen Raum geben, nur „mit gren- nutzen wird, auf rund 200 Mitglieder
zenlosem Rigorismus“ gehe sie gegen im Ballungsraum. Ob man mit der hie-
die Anhänger der traditionalistischen sigen Gemeinde St. Josef allerdings in
Gottesdienstform vor. Dabei geht nach „gute Nachbarschaft“ kommen werde,
Farrenkopfs Ansicht diese Gegner- ist für ihn unwahrscheinlich.
schaft nicht einmal betont vom Heili-
gen Stuhl aus, sondern von Bischöfen in Adamwalter Wieserner
verschiedenen Ländern, „und da steckt
(Fürther Zeitung vom 4. Dezember
viel Politik dahinter“.
1998)
Auch die Exkommunizierung des
Erzbischofs Lefebvre hält er für „strit-
tig“ und als „Meinung, die nicht vom
Kirchenrecht gedeckt“ ist. Trotzdem
will die katholische Amtskirche mit die-
sem neuen Kirchbau in Zirndorf nichts
zu tun haben und distanziert sich strikt
von Bau und Weihe.
Für die Vereinigung St. Pius X. be-
deutet dies vor allem, daß sie ihr Got-
14
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 15

Verschiedenes

Die „Saatkörner der Wahrheit“ in den


nichtchristlichen Religionen
von P. Matthias Gaudron

Trotz einiger konservativer Entschei- wegs der Hl. Schrift. Nach dieser sind
dungen, die Papst Johannes Paul II. in die anderen Religionen ein Abfall von
letzter Zeit gefällt hat, hält er an seinem der wahren Religion, die den Menschen
Lieblingsthema Ökumenismus ungebro- am Beginn der Schöpfung durch die Ur-
chen fest. Dies kann man der Ansprache offenbarung gegeben wurde. Wenn sie
bei der Generalaudienz am 9. Septem- auch noch manches Wahre enthalten -
ber 1998 entnehmen. Hierin erklärt der natürliche Wahrheiten oder Reste der
Papst, wie er sich die Entstehung der Uroffenbarung - so ist dieses doch im
verschiedenen Religionen vorstellt. Gesamtzusammenhang entstellt und
Zunächst betont er, daß es ein Anlie- verfälscht. Die anderen Religionen sind
gen seines Pontifikates sei, immer wie- darum schlecht und führen nicht zu
der an die von den Kirchenvätern her- Gott; vielmehr sind die Götzendiener
kommende Lehre von den „Saatkörnern ein Greuel in den Augen Gottes. Der hl.
des Wortes“ in den verschiedenen Reli- Paulus sagt ganz klar: „Was die Heiden
gionen zu erinnern. Dann sagt er: „Vor opfern, opfern sie den Dämonen und
allem müssen wir uns vergegenwärtigen, nicht Gott“ (1Kor 10,20).
daß alles Suchen des menschlichen Geistes Die Worte des Papstes ähneln aber in
in Richtung auf die Wahrheit und das Gute erschreckender Weise der Vorstellung,
und letzten Endes auf Gott hin vom Heili- die die Modernisten von der Entste-
gen Geist angeregt ist. Gerade aus dieser ur- hung der Religion haben. Wie Papst Pi-
anfänglichen Öffnung des Menschen Gott us X. in seiner Enzyklika Pascendi
gegenüber entstehen die verschiedenen Reli- schreibt, lehnen die Modernisten eine
gionen. Nicht selten finden wir an deren Be- äußere Offenbarung ab. Der Glaube
ginn Gründer, die mit der Hilfe des Geistes steigt vielmehr aus dem Inneren empor.
Gottes eine tiefere religiöse Erfahrung ge- Es sind die religiösen Gefühle und Er-
macht haben. An andere weitergegeben, hat fahrungen, die am Beginn der Religion
diese Erfahrung Form angenommen in den stehen und die dann, wegen des Bedürf-
Lehren, den Riten und den Vorschriften der nisses die Religion auch äußerlich zu
einzelnen Religionen“ (Zitate nach OR dt. betätigen, ihren Ausdruck in verschie-
vom 18. 9. 1998 - Hervorhebungen vom denen Riten und Vorschriften finden.
Verfasser). Genau so beschreibt der Papst es: Am
Die Art und Weise, wie hier die Ent- Beginn der Religion finden sich Grün-
stehung der verschiedenen Religionen der, die „eine tiefere religiöse Erfahrung
beschrieben wird, entspricht keines- gemacht haben. An andere weitergege-
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 16

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ben, hat diese Erfahrung Form ange- und ausdrücklich keinen Sohn hat, ist
nommen in den Lehren, den Riten und nicht der wahre Gott.
den Vorschriften der einzelnen Religio- Nun sagt der Papst aber leider aus-
nen.“ drücklich, daß das Wirken des Heiligen
Einen gewissen Unterschied kann Geistes in den anderen Religionen sich
man noch darin finden, daß der Papst nicht nur auf einzelne Personen, son-
diese religiösen Erfahrungen der Hilfe dern auch auf die Religion als solche be-
des Heiligen Geistes zuschreibt, aber zieht: „Die Gegenwart und das Han-
man kann sich fragen, ob das die Sache deln des Geistes berühren - wie ich in
weniger schlimm macht, sagt der Papst der Enzyklika Redemptoris missio ge-
doch damit implizit, daß der Heilige schrieben habe - nicht nur einzelne Men-
Geist auch andere Religionen gestiftet schen, sondern auch die Gesellschaft
hat. und die Geschichte, die Völker, die Kul-
In den Worten des Papstes findet turen, die Religionen.“ Daher nennt der
sich eine totale Konfusion in bezug auf Papst hier auch das Gebetstreffen von
die notwendige Unterscheidung der Re- Assisi und andere Treffen dieser Art Er-
ligion als solcher und den Mitgliedern eignisse „von großer geistlicher Inten-
der Religionen. Es ist ja wahr, daß ein- sität“.
zelne Menschen in den falschen Religio- Man könnte die Gedanken des Pap-
nen zu einer wahren Gottesbegegnung stes als die Ideen eines Mannes bezeich-
finden können, denn sonst könnte kei- nen, der ohne Blick auf die Offenbarung
ner von ihnen gerettet werden. Eventu- und die Wirklichkeit ein Gedankenge-
ell können sie diese Erfahrung auch an bäude errichtet, ein „Wolkenkuckucks-
andere weitergeben, aber das ist dann heim“, wie man umgangsprachlich
immer trotz der falschen Religion. Nicht sagt. Rein theoretisch könnte man sich
die falsche Religion führt die Menschen ja vielleicht vorstellen, daß die Gründer
zu Gott, sondern es ist der Heilige Geist, der verschiedenen Religionen Reste der
der durch eine besondere Gnaden- Uroffenbarung aufgriffen, mit Hilfe des
führung bewirkt, daß einzelne Mitglie- Heiligen Geistes zu einer wahren Got-
der der falschen Religionen sich nicht tesbegegnung fanden und zu dieser
derart in dem falschen Gottesbild ihrer dann auch andere führten. Somit hätten
Religion verhärten, daß eine wahre wir dann Religionen, die zwar die Drei-
Gottesbegegnung unmöglich wird. Von faltigkeit und Christus noch nicht ken-
sich aus kann die falsche Religion nicht nen, sich aber doch an den wahren Gott
zu Gott führen, da sie den wahren Gott wenden würden.
nicht kennt. Der Gott der Mohammeda- Die Wirklichkeit sieht anders aus.
ner z.B., der befiehlt, die Christen zu tö- Zunächst belehrt uns die Hl. Schrift,
ten, der dem Mohammed erlaubt, die daß die Schwäche des Menschen durch
Frau eines anderen zu nehmen, der ein die Erbsünde so groß und die Ver-
Paradies sinnlicher Freuden verspricht führung durch den Teufel so stark ist,
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daß nur im Volk Israel die wahre Religi- man schon rein äußerlich ansieht, wer
on bewahrt wurde. Außerhalb Israels sie inspiriert hat, und die mit aus-
findet sich höchstens bei einzelnen Per- schweifenden, abscheulichen Kulten
sonen eine wahre Gottesbeziehung, et- verehrt werden? Es ist nicht ehrlich,
wa bei Melchisedech, Job u.a. Die Öku- wenn man seit dem II. Vatikanum im-
meniker können daher ja auch nie ein mer nur die wenigen richtigen Punkte,
einziges Schriftzitat für ihre Ideen an- die sich in diesen Religionen finden, be-
führen. tont, die zahllosen Irrtümer aber ver-
Dies bestätigt auch der Blick auf die schweigt.
Wirklichkeit. Wenn die Gedanken des Die Rechtfertigung des Nichtchri-
Papstes richtig wären, müßte man über- sten beschreibt der Papst dann auch in
all Religionen finden, die ein einiger- einer Weise, die keineswegs der katholi-
maßen richtiges Gottesbild haben, die schen Theologie entspricht. „Normaler-
Tugenden predigen, die Laster geißeln weise ‘antworten die Anhänger anderer
und den Menschen zu einem guten Le- Religionen immer dann positiv auf
ben aneifern. So stellt es das Konzil Gottes Einladung und empfangen sein
auch dar. In Wirklichkeit aber predigt Heil in Jesus Christus, wenn sie in ehrli-
z.B. der Islam den Haß und die Sinn- cher Weise das in ihren religiösen Tradi-
lichkeit. Er erlaubt die Lüge, wenn man tionen enthaltene Gute in die Tat umset-
damit dem Islam dienen kann und ver- zen und dem Spruch ihres Gewissens
spricht jedem das Heil, der nur bekennt, folgen’“. Der Papst zitiert hier die In-
daß Allah Gott ist und Mohammed sein struktion Dialog und Verkündigung des
Prophet, gleichgültig was für ein Leben Päpstl. Rates für den interreligiösen
er führt. Eine wahre Beziehung zu Gott Dialog vom 19. Mai 1991. Nun genügt
wird im Islam auch gar nicht gesucht, es aber keinesfalls für die übernatürli-
denn das Paradies besteht hier im Ge- che Rechtfertigung eines Heiden, daß er
nuß sinnlicher Freuden und nicht in der irgend etwas Gutes, das sich in seiner
Anschauung Gottes. Kann man im Religion findet, in die Tat umsetzt. Um
Ernst glauben, daß Mohammed „mit gerettet zu werden genügt nicht ein
der Hilfe des Geistes Gottes eine tiefere natürlich gutes Leben, sondern es be-
religiöse Erfahrung gemacht“ hat, die darf des Glaubens und der Gnade. Es ist
dann im Islam „Form angenommen“ nicht möglich, im Rahmen dieses Arti-
hat? Oder was ist mit dem Buddhismus, kels alle Fragen zu erörtern, die sich in
der eine atheistische Religion ist, der die diesem Zusammenhang stellen, aber
Selbsterlösung mit dem Eingehen ins fest steht, daß dies nur durch eine be-
Nirwana, ins Nichts lehrt? Was ist mit sondere Gnadenführung des Heiligen
dem Hinduismus, seiner Lehre vom Geistes möglich ist. Dieses Wirken des
Karma und der Wiedergeburt, seinem Heiligen Geistes kann vielleicht an ge-
menschenverachtenden Kastenwesen? wisse in den falschen Religionen enthal-
Was ist mit all den heidnischen Religio- tene Wahrheiten anknüpfen, ist aber
nen, deren scheußlichen Götzenbildern letztlich unabhängig von diesen, ja wird
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an sich von diesen Religionen behindert In diesem Zusammenhang sei noch


und nicht unterstützt. Daher versteht darauf hingewiesen, daß die seit dem II.
man, daß Pius IX. den folgenden Satz Vatikanum immer wieder aufgestellte
verurteilte: „Wenigstens guter Hoff- (und auch in dieser Rede sich findende)
nung muß man sein in bezug auf das These, alle Religionen seien Ausdruck
ewige Heil derjenigen, die sich über- der Suche nach der Wahrheit und nach
haupt nicht in der wahren Kirche Chri- Gott, falsch ist. Wer eine Religion be-
sti befinden“ (17. Satz des Syllabus). kennt, der sucht nicht nach der Wahr-
Die naive, wirklichkeitsfremde Be- heit, sondern glaubt, sie gefunden zu
trachtungsweise der falschen Religio- haben. Jede Religion hat ein gewisses
nen führt dann zu der Beteuerung, daß Lehrsystem, das den Anspruch nach
„die Haltung der Kirche und der einzel- Wahrhaftigkeit in sich trägt. Erst wenn
nen Christen den anderen Religionen jemand an seiner Religion irre gewor-
gegenüber von aufrichtiger Hochschät- den ist oder zumindest anfängt, an ihrer
zung und tiefer Sympathie geprägt“ ist. Wahrheit zu zweifeln, macht er sich auf
Eine solche Aussage ist eine Ungeheuer- die Suche nach der wahren Religion.
lichkeit. Wie ist es für einen Christen Wenn aber heute die Nichtchristen von
möglich, den Islam, den Buddhismus, den höchsten Würdenträgern der katho-
das Heidentum hochzuschätzen? Wir lischen Kirche immer wieder aufgefor-
sollen die Mohammedaner, die Buddhi- dert werden, in immer größerer Treue
sten, die Heiden usw. lieben, aber nicht zu ihren religiösen Traditionen zu leben,
den Islam, den Buddhismus oder das so ist dies eine Aufforderung, dem Chri-
Heidentum. Und wenn man die Nicht- stentum fernzubleiben und damit ein
christen wahrhaft liebt, dann möchte Verrat am Missionsauftrag Christi.
man sie zur Wahrheit führen und nicht Wie immer, wenn es um dieses The-
in ihren falschen Religionen belassen. ma geht, finden sich in der Ansprache
Es stimmt daher auch nicht, wenn nur Zitate aus dem II. Vatikanum, den
der Papst sagt, diese Haltung der Hoch- eigenen Enzykliken und Reden sowie
schätzung der anderen Religionen sei nachkonziliaren Dokumenten. Die von
„weit davon entfernt, sich der Verkün- Johannes Paul II. vorgetragene Lehre ist
digung des Evangeliums entgegenzu- eben eine neue Lehre, die dem, was die
stellen“. Die Tatsachen beweisen, daß Kirche immer lehrte, radikal entgegen-
das endlose Dialogisieren zum fast voll- gesetzt ist.
ständigen Zusammenbruch der Mission
geführt hat. Besonders der Islam wertet
die Dialogbereitschaft der Christen als
Eingeständnis dafür, daß sie von der
Wahrheit ihrer eigenen Religion nicht
überzeugt seien, was ja faktisch in vie-
len Fällen auch nicht ganz falsch ist.

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Die kopernikanische Wende


Die Kirche und das neuzeitliche Wissenschaftsverständnis1

Teil 1: Kopernikus
von Robert Mildenberger

Vorwort mittelalterliche Weltbild der Christen-


heit mit der Erde als Zentrum des Uni-
versums aus den Fugen — doch die In-
Die Annahme des Frauenburger
quisition hatte von dem epochalen Um-
Domherrn2 Nikolaus Kopernikus3, daß
sturz kaum Kenntnis genommen.
die Erde um die unbewegliche Sonne
Womöglich waren die Glaubenswächter
kreist, gilt heute zugleich als entschei-
dender Durchbruch des neuzeitlichen des heiligen Offiziums blind geworden
Weltbildes und seit der Verurteilung für die Naturwissenschaften, die in den
Galileis wegen Kopernikanismus als be- vorangegangenen 1000 Jahren keinerlei
schämendste Kompromittierung der nennenswerten Fortschritt gemacht hat-
katholischen Wissenschaft. Trotz der ten.” (ebd. 89). Mit diesem Zitat gibt das
Entfernung von Kopernikus’ Haupt- Hamburger Nachrichtenmagazin das
werk „De revolutionibus4” und Galileis säkulare Durchschnittsbewußtsein in
„Dialogo dei massimi sistemi” vom In- vorbildlicher Weise wieder.
dex (18225 und 18356), trotz der feierli-
chen Rehabilitierung Galileis durch Jo- A. Inhalt der kopernikanischen These
hannes Paul II. am 31.10.1992 sind die Die Indexkongregation unter Vorsitz
Gegner der Kirche nicht zufriedenzu-
des hl. Robert Bellarmin reduzierte die
stellen. So konnte noch in diesem Som-
Annahmen des Kopernikus in ihrer Ver-
mer der „Spiegel” schreiben: „Mit dem
urteilung vom 23. Februar 1616 auf
Prozeß gegen Galilei ruinierte die Inqui-
zwei Thesen:
sition für Jahrhunderte das Verhältnis
der katholischen Kirche zu den Natur- 1. Sol est centrum mundi et omnino
wissenschaften. Jetzt versucht der Vati- immobilis motu locali.
kan, den Schaden zu reparieren”, und 2. Terra non est centrum mundi, nec
einen vierseitigen Artikel zur Verächt- immobilis, sed secundum se totam
lichmachung kirchlicher Organe brin- movetur, etiam motu diurno.
gen7. In Übersetzung: ‘1. Die Sonne ist der
Der Spiegel weiter: „Spätestens seit Mittelpunkt der Welt und ohne jede Be-
Mai 1543, dem Erscheinungsdatum sei- wegung von einem Ort zum andern.
nes Hauptwerks mit dem Titel ‘De revo- 2. Die Erde ist nicht der Mittelpunkt der
lutionibus orbium coelestium’, war das Welt und auch nicht unbeweglich. Sie
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bewegt sich vielmehr als Ganzes, und


dies Tag für Tag.’
Die These von der im Zentrum fest-
stehenden Sonne lautet in Kopernikus’
Formulierung: „In medio vero omnium
residet Sol” (De rev. I, 10): „In der Mitte
aber von allen steht die Sonne. Denn
wer wollte diese Leuchte und in diesem
wunderschönen Tempel an einen ande-
ren oder besseren Ort setzen als dort-
hin, von wo aus sie das Ganze beleuch-
ten kann? Zumal einige sie nicht unpas-
send das Licht, andere die Seele, noch
andere den Lenker der Welt nennen.
Trismegistos bezeichnet sie als den
sichtbaren Gott, die Elektra des Sopho-
kles als den Allessehenden. So lenkt in
der Tat die Sonne, auf dem königlichen
Thron sitzend, die sie umkreisende Fa-
milie der Gestirne.”8
Nikolaus Kopernikus

B. Problematik der kopernikanischen These


darf, war im 17. Jahrhundert ein exege-
Das hl. Offizium verurteilt 1633 im tisches Problem. Der geozentrische
Rahmen des Prozesses gegen Galilei Standpunkt der hl. Schrift ist eindeutig,
den Kopernikanismus mit den Worten: allen voran die auch vom frühen Prote-
„Daß die Sonne das Zentrum des Kos- stantismus gegen Kopernikus zitierte
mos und in Hinblick auf räumliche Be- Stelle aus dem Buch Josuë, wo Josuë in
wegung unbeweglich sei, ist eine wi- der Schlacht gegen die Amoriten Gott
dersprüchliche, philosophisch falsche um Verlängerung des Tages bittet und
und formell häretische Aussage, weil der Sonne befiehlt: „Sonne über Gaba-
sie der hl. Schrift ausdrücklich entge- on, bewege dich nicht, und Mond über
gengesetzt ist” (Dictionnaire de Théolo- Ajalon [, bewege dich nicht]! Und Son-
gie, Bd. 6b, 1947, 1076).9 ne und Mond blieben stehen.” (Jos. 10,
12-13:) Weitere Stellen: „Der du das
I. Theologische Fragwürdigkeit Erdreich auf seine Feste gegründet
hast” (Ps. 103, 5:); „Sie tritt hervor wie
1. Exegese der Bräutigam aus seiner Kammer, sie
Was heute als naturwissenschaftli- jauchzt wie ein Held, um ihre Bahn zu
che Erkenntnis seit dem 19. Jh. mit laufen10” (Ps. 18, 6); „Die Sonne geht
kirchlicher Billigung gelehrt werden auf und geht unter und kehrt an ihre
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Stelle zurück. Dort ersteht sie von neu- durchsetzen. In diesem Punkt war Ko-
em, dreht sich im Süden und neigt sich pernikus entweder zu blauäugig oder
nach Norden” (Ecclesiastes 1, 5-6). Das zu stolz.
Zitat aus dem Ecclesiastes benutzte Kardinal Bellarmin, der einer priva-
schon Ludovico delle Colombe 1611 ge- ten Äußerung zufolge die Lehre des Ko-
gen Kopernikus in seiner Schrift „Con- pernikus als Hypothese für diskutabel
tro il moto della terra” (Gegen die Erd- hielt13, wußte als Vorsitzender der In-
bewegung).11 dexkongregation von 1616, was er tat.
Schon Kopernikus ahnte, daß sein Der italienische Wissenschaftshistoriker
Bild der physikalischen Welt auf exege- Redondi schreibt über ihn 1983: „Nie-
tische Widerstände stoßen könnte. In mand verstand mehr als er (sc. Bellar-
seiner Vorrede an Paul III. schreibt er min) von der Notwendigkeit, die Bibel-
selbstbewußt: „Wenn es vielleicht doch auslegung im Rahmen der scholasti-
Dummschwätzer geben sollte, die, ob schen Tradition zu halten. Nun waren
sie schon jedes mathematischen Wissens die Bibelstellen zum Problem der Son-
unkundig sind, doch darüber ein Urteil nenbewegung weder besonders zahl-
sich anmaßen und aufgrund irgendei- reich noch besonders wichtig; und kein
ner Stelle der Schrift, die sie zu ihrem Konzil hatte je den Geozentrismus als
Zweck bös verdreht haben, sich erfre- Glaubenswahrheit verkündet. Aber es
chen sollten, dies mein Vorhaben zu ta- handelte sich um eine Prinzipienfrage.
deln und zu verunglimpfen, so halte ich Wäre es zulässig gewesen, die Bibel im
mich mit denen nicht auf, dermaßen Lichte neuer, naturwissenschaftlicher
daß ich im Gegenteil ihr Urteil als leicht- Kenntnisse zu interpretieren, dann hätte
fertig verachte. Es ist ja nur allzu be- die Gefahr heraufziehen können, daß
kannt, daß etwa Lactantius, ein sonst sich diese Praxis auch auf andere, für
namhafter Schriftsteller, aber mit ganz den Glauben und die überkommene In-
wenig mathematischen Kenntnissen, ei- terpretation grundlegendere Stellen
nigermaßen kindlich über die Gestalt ausdehnte.”14 Konsequenterweise geht
der Erde redet, wenn er sich über die lu- die Anzeige des florentinischen Domini-
stig macht, die behauptet haben, die Er- kaners P. Caccini, die den ersten Prozeß
de habe Kugelgestalt [Div. inst. III, 24]. gegen Galilei im Jahr 1616 auslöste, vom
... Mathematisches wird für Mathemati- exegetischen Skandal aus: „Ich bringe
ker geschrieben” (nach ZEKL a.a.O. 77). demnach dem hl. Offizium zur Anzeige,
Wie das exegetische Problem zu lösen daß das öffentliche Gerücht geht, daß
sei, deutet Kopernikus freilich nicht an. Galilei die folgenden beiden Sätze für
Er begnügt sich mit dem Beispiel des wahr hält: die Erde bewegt sich als
Laktanz, dessen physikalische Ansich- Ganzes in bezug auf sich selbst, auch in
ten12 seinen Zeitgenossen, aber auch täglicher Bewegung, die Sonne ist unbe-
schon dem Spätmittelalter, überholt er- weglich, Sätze, die nach meinem Gewis-
schienen. Ebenso widerstandslos, so sen und Verstand mit den göttlichen
hofft er, wird sich das neue Weltbild Schriften, wie sie uns von den heiligen
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Vätern ausgelegt sind, im Widerspruch hl. Thomas von Aquin) in ähnlicher


stehen und demgemäß dem Glauben Weise, nach der Art, wie es mit den Sinnen
widersprechen, daß wir als wahr anzu- wahrgenommen wird, berichtet [Thomas v.
nehmen haben, was in der Schrift ent- A., S. Th. I. q. 70 a. 1 ad 3], bzw. das mit-
halten ist.”15 Die Lehre des Kopernikus geteilt, was Gott selbst, zu den Men-
durfte in der Folgezeit nicht positiv ge- schen redend, nach deren Fassungskraft
lehrt, sondern nur als Hypothese for- und nach menschlichem Sprachge-
muliert werden. Erst die Berechnungen brauch ausgedrückt hat.”16 „Denn diese
und empirischen Forschungen der fol- (sc. Väter und nachfolgende Ausleger)
genden zwei Jahrhunderte (Kepler, haben je nach den Anschauungen ihrer
Newton, Herschel) überzeugten die Zeit geurteilt und bei der Erörterung
Kirche von der Annehmbarkeit der ko- von Stellen, wo dem Naturbereich zu-
pernikanischen These, so daß „De revo- gehörige Dinge in Frage stehen, viel-
lutionibus” 1822 vom Index genommen leicht nicht immer das Richtige getrof-
werden konnte. 1893 sprach Leo XIII. in fen: daß sie nämlich manches so dar-
seiner Enzyklika „Providentissimus De- stellten, wie es heute weniger Beifall
us – De studiis sacrae Scripturae“ ein finden könnte”17 (ebd. 27).
letztes klärendes Wort über das Verhält-
nis von hl. Schrift und moderner Natur-
2. Sicht der Schöpfung
wissenschaft: „(Es) ist zuerst in Erwä-
gung zu ziehen, daß die heiligen Das heliozentrische Weltbild birgt
Schriftsteller, oder richtiger der Geist, die Gefahr der Relativierung der Schöp-
welcher durch sie redete, nicht beabsichtigt fung:
habe, den Menschen darüber (nämlich über a) als einzigartiger Ort der Verherrli-
die innerste Beschaffenheit der augenfälli- chung Gottes in der sichtbaren Welt,
gen Dinge) Belehrungen zu geben, da diese b) als Schauplatz des Erlösungsgesche-
für niemanden einen Heilsnutzen bringen hens.
[Augustin, De Genesi ad lit. II, 9, 20]: Walter BRANDMÜLLER faßt diesen
daß sie daher, anstatt direkte Naturfor- Gedanken zusammen: „In der universa-
schung zu betreiben, die Dinge manch- len theologisch-existenziellen Schau der
mal lieber auf bildliche Weise beschrei- Zeitgenossen Galileis war die Erde eben
ben und behandeln, oder auch so, wie zuvörderst nicht ein nach seinen physi-
es die allgemeine Ausdrucksweise in je- kalisch-astronomischen Verhältnissen
ner Zeit mit sich brachte: eine Sprache, zu befragender Himmelskörper, son-
die noch jetzt bei vielen Dingen im all- dern der einmalige Schauplatz göttli-
täglichen Leben in Gebrauch ist, selbst cher Offenbarung und Erlösung.”18
unter den größten Gelehrten. Da aber
die Sprache des Volkes die sinnlich
wahrnehmbaren Dinge zuerst und vor- Zu a)
zugsweise ausdrückt, so hat der heilige Die Erde als Staubkorn inmitten ei-
Schriftsteller (hieran erinnerte auch der ner unabsehbaren schwarzen Wüstenei
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— dies ist die heute gängige nihilisti- kreisbewegung, oder besser, deren Bild
sche Sicht der sichtbaren Schöpfung. vor den Augen, sich verflüchtigt” (ib.
Die Entwertung ihrer Herrlichkeit ist in I,11; ZEKL a.a.O. 139); „Ob also die Welt
der Annahme angelegt, daß nicht der begrenzt ist oder unbegrenzt, wollen
Wohnort des Menschen, sondern die wir dem Meinungsstreit der Naturphi-
Sonne im Zentrum der Sphärenbewe- losophen überlassen” (ib. I,8; ZEKL
gungen und somit der göttlichen Vorse- a.a.O. 115). Von hier ist es mental nur
hung steht. Die Sonne ist bei Koperni- noch ein Schritt zu Pascals existenziali-
kus, wohlgemerkt, nicht bloß das Zen- stischer Desillusionierung: „Ich sehe
trum des Planetensystems, sondern des diese furchtbaren Räume des Weltalls,
gesamten Kosmos. Kopernikus’ bereits die mich umschließen, und ich finde
zitierten Worte über die Sonne als mich an einen Winkel dieser unermeßli-
„Leuchte in diesem wunderschönen chen Ausdehnung gebunden, ohne zu
Tempel ..., Licht, ... Seele, ... Lenker der wissen, warum ich gerade an diesen Ort
Welt, ... sichtbarer Gott, ... der Allesse- gestellt bin und nicht an einen anderen”
hende” (De rev. I,10, KLAUS a.a.O. 75) (Pensées).20 Immerhin, könnte man sa-
atmen mehr den Stolz heidnischen Son- gen, verlieh die Heliozentrik noch eine
nenkults als das Lob der barmherzigen gewisse Geborgenheit. Im 19. Jh. ent-
Vorsehung. Weiter folgt aus seinen Be- thronte man schließlich die Sonne. Der
rechnungen des Abstands zwischen Pla- Beweis, daß auch die Sonne nicht im
netensystem und der immer noch als Mittelpunkt des Weltraums steht, der
festes Schalenrund gedachten Fixstern- vielmehr ohne erkennbaren räumlichen
sphäre die Unermeßlichkeit des Welt- Mittelpunkt ist, wurde 1838 durch
raums, so daß sich schon bei ihm die Friedrich Wilhelm Bessel erbracht.21 Der
heute nicht mehr hinterfragte physikali- Sensationswert des nunmehr ‘azentri-
sche Heimatlosigkeit unseres Planeten schen’ Weltbilds war im Vergleich zur
abzeichnet. Maß bei Ptolemäus der Ab- kopernikanischen Annahme, die das
stand von der Erde zu den Fixsternen Prinzip gesetzt hatte, gering. Seit dem
noch 20000 Erdradien, sind es bei Ko- 18. Jh. kommen die „kopernikanischen
pernikus von der Sonne zu den Fixster- Wenden” Schlag auf Schlag. Der Ko-
nen 1,4 Millionen Erdradien (richtiger pernikus-Biograph Jochen KIRCH-
Wert: ca. 7 Milliarden Erdradien)19. Ko- HOFF: „Bewußtseinsbestimmende
pernikus: „Der Umfang der Welt <ist> Neuerungen der letzten zwei Jahrhun-
so groß, daß die Entfernung der Erde derte sind häufig mit dem Etikett der
von der Sonne ... im Vergleich mit der «kopernikanischen Wende» versehen
Fixsternsphäre verschwindend klein worden: Es sei nur an die mit den Na-
ist” (I, 10; KLAUS a.a.O. 71); „Daß aber men Kant, Darwin, Marx, Freud oder
nichts davon an den Fixsternen er- Einstein verbundenen ‘Umwertungen’
scheint, das weist auf deren unermeßli- erinnert.”22 Der Begriff der „kopernika-
che Erhabenheit (immensa celsitudo) nischen Wende” wird zwar inflationär,
hin, die ausmacht, daß sogar die Jahres- deutet aber mit seiner Tendenz der Auf-
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wertung des Subjektiven (bei Kant), Un- Wüstenei, in der wir angeblich ziellos
terprivilegierten (bei Marx), Animali- treiben, hat nur über diejenigen Men-
schen (bei Darwin), Triebhaften (bei schen eine depressive Macht, die Natur-
Freud), Chaotischen (bei Einstein) einen vorstellung mit Weltbild, Weltall mit
theologisch nicht erträglichen Nihilis- Weltganzem gleichsetzen. Schon der
mus an, den Kopernikus vielleicht nicht Begriff „Welt-all” ist irreführend, da er
im Sinn hatte, den aber seine Parteigän- besagt, daß alles Seiende für räumlich
ger hofierten und seine Gegner instink- und körperlich zu halten sei. Das „Welt-
tiv fürchteten. Möglicherweise hat der all” als Friedhof anorganischer Substan-
Atheist Feuerbach etwas Richtiges er- zen ist ein zugegebenermaßen beklem-
kannt, wenn er schreibt: „Er (sc. Ko- mendes Bild, zum Weltganzen jedoch
pernikus) hat als echter ‘Umsturzmann’ gehören zum Glück auch Seelen, Gott
das Unterste zuoberst und das Oberste und Engel. Eine Weltanschauung, die
zuunterst gekehrt ... der Erde die Initia- nur in Ausdehnung und Quantitäten
tive der Bewegung zugeeignet und da- denkt, ermüdet und resigniert, über-
durch allen ferneren und anderweitigen wältigt von den Abmessungen eines so
Revolutionen der Erde Tür und Tor gigantischen schwarzen Raumes wie
geöffnet ... Copernicus ist es, der die dem sogenannten „Weltall”; eine Welt-
Menschheit um ihren Himmel gebracht anschauung jedoch, die in Substanzen
hat.”23 Die Worte Feuerbachs scheinen denkt, hat eine kontemplative Freude
jedoch eher eine anachronistische Rück- an der Erkenntnis, wie hoch das Leben-
projektion seines materialistischen Den- dige über dem Anorganischen, wie
kens zu sein, in dem Naturvorstellung hoch das Denkende über dem bloß Be-
mit Weltbild identisch ist. lebten und schließlich, wie hoch Gott
Hat Kopernikus wirklich den Men- über den geschaffenen Geistern steht.
schen aus seiner Mitte vertrieben? Das
geozentrische Weltbild von Antike, Mit-
Zu b)
telalter und, zum Teil noch, der Barock-
zeit war ja gerade nicht anthropozen- Dann ist zu fragen, ob der Erdkreis
trisch, sondern theozentrisch. Nicht nur, als Ort von Inkarnation, Auferstehung
daß der Mensch gegenüber Gott und und Eucharistie durch die kopernikani-
den Engelschören eine niedere Ord- sche These abgewertet wurde. Die „Ab-
nung einnahm, obendrein ist er hinter wertung” durch unseren erbsündlichen
seiner Ordnung oder, wenn man so will, Zustand ist drastisch genug. Gleichgül-
seinem Zentrum, noch durch den Sün- tig, welches Naturbild man hat, die Er-
denfall zurückgeblieben: Das Paradies, de ist der Ort dämonischer Mächte, des
nichts anderes, war der locus congruens Todes und der Sünde. Schlimmer geht
homini24, der dem Menschen angemes- es nicht. Die imaginäre Verkleinerung
sene Ort. Seit unserem Fall sind wir exu- der Erde durch Kopernikus’ Theorie
les filii Evae – verbannte Kinder Evas. fügt dem nicht viel hinzu; umgekehrt
Die Vorstellung der unendlich großen aber werten Menschwerdung, Auferste-
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hung und Darbringung des hl. Meßop- Anmerkungen


fers die Erde höher auf, als es der klüg-
ste Entwurf einer Weltharmonik oder 1 Der folgende Aufsatz in zwei Teilen beruht auf ei-
der aufopferndste Philanthrop vermö- nem im Rahmen der theologischen Studienwoche
gen. Solange hier das Meßopfer darge- am Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen am
bracht und Werke der Güte verrichtet 07.10.1998 gehaltenen Vortrag. Für Anregung und
werden, gilt, was in der hl. Schrift von Einladung danke ich H.H. P. Niklaus Pfluger.
der göttlichen Weisheit und mit ihr pro- 2 Kopernikus war in Besitz niederer Weihen, die ihn
phetisch von der Zweiten Person Gottes zur Nutzung einer Pfründe berechtigten, aber kein
gesagt wird: „Cum eo eram, cuncta Priester. Er war promovierter Kirchenjurist und als
componens, et delectabar per singulos leitender Verwaltungsbeamter des nach der Re-
formation katholisch gebliebenen Bistums Erm-
dies, ludens coram eo omni tempore: lu-
land (Ostpreußen) tätig. Seine noch heute zu be-
dens in orbe terrarum, et deliciae meae sichtigende Wohnung hatte er in einem der Wehr-
esse cum filiis hominum” (Prov. 8, 30: türme um den Frauenburger Dom.
„Ich war bei Ihm und ordnete alles, und 3 Ein kurzes Wort zur Nationalitätenfrage: ”Als Hei-
hatte meine Freude jeden Tag und spiel- mat hat Copernicus Preußen bezeichnet” (Hans
te vor Ihm immerzu: Ich spielte auf dem Günter ZEKL, Nicolaus Copernicus. Das neue
Erdkreis, und meine Wonne ist es, bei Weltbild. Drei Texte ..., übers., hsg. und mit einer
den Menschenkindern zu wohnen”). Einl. und Anm. versehen von H. G. Z., Hamburg
Soweit wir es vermögen, sind wir ver- 1990, XVIII). ”In amtlichen und wissenschaftlichen
pflichtet, die Schöpfung nach der Texten schreibt Copernicus ... Latein, ... in weni-
Schönheit und vor allem nach der Ziel- ger öffentlichkeitsrelevanten Texten schreibt er
gerichtetheit ihrer Ordnung zu beurtei- deutsch, in der zeittypischen abenteuerlichen Or-
len, um, wie von Röm 1, 20 vorgege- thographie, – das ist also seine Muttersprache”
(ib. XVIII f.).
ben25 und vom I. Vaticanum gegen den
4 Revolutio ist bei Kopernikus noch ein rein astro-
Agnostizismus der Moderne erneut ein-
geschärft (Denz.1785), auf die Weisheit nomischer Terminus mit dem Sinn ”Kreisbewe-
gung”. Der soziologische Sinn ”gewaltsame Ver-
des Schöpfers zu schließen. So heißt es
fassungsänderung” findet sich zunächst nur in
im Canticum Isaiae passend: „Denn so Texten zur politischen Theorie in der italienischen
spricht der Herr, der Schöpfer des Him- Renaissance. In eine stehende Verbindung
mels, Gott selbst, der die Erde geschaf- kommt er erst mit dem 1789 in Frankreich vollzo-
fen hat, er, ihr Bildner: Nicht vergeblich genen Umsturz. Zwischen dem Titel des koperni-
(ohne Ziel, in vanum) hat er sie geschaf- kanischen Hauptwerks und dem politischen Vor-
fen. Damit sie bewohnt werde, hat er sie gang gibt es keine begriffsgeschichtliche Brücke.
geschaffen (nun folgt der Rückschluß auf Ich danke meinem Kollegen Herrn Enno Kolzer,
Gott!): Ich bin der HErr und sonst kein Bonn, für seine Recherchen.
anderer” (Is. 45, 1826; Gebet der Freitags- 5 Dictionnaire de Théologie Catholique, 1947, Bd.
laudes). 6a, 1093.
6 Johannes HEMLEBEN, Galileo Galilei, 15. Aufl.
Hamburg, 1997, 167.
(Fortsetzung folgt)
7 Der Spiegel 23 / 1998 [1.6.1998], S. 88 - 91.
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Verschiedenes

8 Übers. nach Georg KLAUS, Nicolaus Copernicus. 16 Leo XIII, Apostolisches Rundschreiben Providen-
Über die Kreisbewegungen der Weltkörper, hsg. tissimus Deus vom 18.11.1893, hsg. u. übers. von
u. eingeleitet v. G. K., Berlin (Ost) 1959, 75: In Karl HASELBÖCK, Wien 1987, 26 f.
medio vero omnium residet Sol. Quis enim in hoc 17 ”Qui prout erant opiniones aetatis, in locis edisse-
pulc<h>errimo templo lampadem hunc in alio vel rendis, ubi physica aguntur, fortasse non ita sem-
meliori loco poneret, quam unde totum possit illu- per iudicaverunt ex veritate, ut quaedam posue-
minare? Siquidem non inepte quidam lucernam rint, quae nunc minus probentur”, zit. n. Denz.
mundi, alii mentem, alii rectorem vocant. Trisme- 1948.
gistus visibilem deum, Sophoclis Electra intuen- 18 BRANDMÜLLER a.a.O. 138
tem omnia. Ita profecto tamquam in solio regali
Sol residens circumagentem gubernat astrorum 19 TEICHMANN a.a.O. 111.
familiam. 20 Blaise PASCAL, Gedanken. Nach der endgültigen
9 ”Che il sole sia centro del mondo ed immobile di Ausgabe übertragen von Wolfgang RÜTTENAU-
moto locale è proposizione assurda e falsa in filo- ER, Wiesbaden o.J. (zw. 1945 und 1949), 5.
sofia, e formalmente eretica per essere espressa- 21 TEICHMANNa.a.O.121 f.
mente contraria alla sacra Scrittura.” 22 Jochen KIRCHHOFF, Kopernikus, Hamburg
10 Die Psalmstelle, die Bellarmin gegen den Ko-
1985, 24.
pernikanismus anführt (nach Johannes HEMLE- 23 KIRCHHOFF a.a.O. 23.
BEN, Galilei, Hamburg 1969, 89).
24 Begriff nach Blumenberg, Die Genesis der ko-
11 Dictionnaire de Théologie Bd. 6 b. a.a.O. 1059.
pernikanischen Welt, Bd. 1: Die Zweideutigkeit
12 Der Unterstellung, das Mittelalter habe aussch-
des Himmels, Frankfurt a.M. 1975, 239.
ließlich an die Scheibengestalt der Erde geglaubt, 25 Invisibilia enim ipsius, a creatura mundi, per ea,
ist u.a. Dantes [^1321]Beschreibung einer Äqua- quae facta sunt, intellecta, conspiciuntur; sempi-
torüberquerung in Div. Com. Inf. 26 entgegenzu- terna quoque ejus virtus et divinitas.
halten:ferner Pierre d’Ailly’s ‘Imago Mundi’ und 26 Quia haec dicit Dominus creans caelos, ipse De-
Toscanellis Weltkarte (1474), für deren Richtigkeit
us formans terram, et faciens eam, ipse plastes
Kolumbus den empirischen Nachweis erbrachte.
ejus: non in vanum creavit eam, ut habitaretur, for-
Sofern sich das Mittelalter für den Aufbau der
mavit eam: ego Dominus, et non est alius.
sinnlichen Welt interessierte, war die von Laktanz
und v.a. dem spätantiken christlichen Geogra-
phen Kosmas Indikopleustes vertretene Schei-
bengestalt nicht die allein herrschende.
”Schon sah das Aug’ der Nacht die Sterne sämt-
lich
Des andern Poles und so tief den unsern,
Daß kaum er aus der Meeresflut emporstieg” (Inf.
26, 127-9),
13 Brief vom 12. April 1615 an Foscarini (vgl.
BRANDMÜLLER a.a.O. 62 f.).
14 Pietro REDONDI, Galilei der Ketzer, München
1989, 44 (Galileo eretico, Turin 1983).
15 nach HEMLEBEN a.a.O. 88.

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Verschiedenes

Die heilige Messe, das Opfer des


Neuen Bundes
Schluß
von P. Klaus Wodsack

Zur Theologie des heiligen Meßopfers 2. – Das Konzil von Trient faßt in sei-
ner 22. Sitzung vom 17. September 1562
1.– Wir fassen zusammen: Das Opfer die Lehre vom heiligen Meßopfer gegen
des Neuen Bundes ist das blutige Kreu- die Falschlehren der Protestanten wie
zesopfer Christi (Hebr. 9, 11–14). Das folgt zusammen (DH 1738–1742):
heilige Meßopfer wurde in der unbluti- „Damit die alte, unbedingte und in
gen, sakramentalen Form der allerhei- jeder Hinsicht vollkommene Glaubens-
ligsten Eucharistie durch Christus selbst lehre über das große Geheimnis der Eu-
in die Hände der Menschen gelegt (Mt. charistie in der heiligen katholischen
26, 26–29; Mk. 14, 22–25; Lk. 22, 19–21; 1. Kirche beibehalten und nach Abwehr
Kor. 11, 23–26). Die heilige Messe liegt von Irrtümern und Häresien in ihrer
als Opfer des Neuen Bundes in der Linie Reinheit bewahrt werde, lehrt und er-
und Nachfolge der alttestamentlichen
klärt das hochheilige ökumenische und
Opfer, insbesondere des Abel, des Abra-
allgemeine Konzil von Trient (...), durch
ham und des Melchisedech, genau wie
die Erleuchtung des Heiligen Geistes
es der Römische Kanon im zweiten Ge-
belehrt, über sie, insofern sie das wahre
bet nach der Wandlung ausdrückt: „Su-
und einzigartige Opfer (verum et singula-
pra quae propitio ac sereno vultu respicere
re sacrificium) ist, und bestimmt zur Ver-
digneris: et accepta habere, sicuti accepta ha-
kündigung für die gläubigen Völker fol-
bere dignatus es munera pueri tui justi
gendes:
Abel, et sacrificium Patriarchae nostri Abra-
hae: et quod tibi obtulit summus sacerdos Da es (nach dem Zeugnis des Apo-
tuus Melchisedech, sanctum sacrificium, stels Paulus) unter dem ersten Bunde
immaculatam hostiam.“ In der deutschen wegen der Ohnmacht des levitischen
Fassung: „Schaue huldvoll darauf nie- Priestertums keine Vollendung gab, ge-
der mit gnädigem und mildem Ange- ziemte es sich (da Gott, der Vater der Er-
sichte, und nimm es wohlgefällig an, barmungen, es so anordnete), daß ein
wie Du einst mit Wohlgefallen aufge- anderer Priester ,nach der Ordnung des
nommen hast die Gaben Abels, Deines Melchisedek‘ (Ps. 110, 4; Hebr. 5, 6–10; 7,
gerechten Dieners, das Opfer unseres 11–17} vgl. Gen. 14, 18) erstehe, unser
Patriarchen Abraham, das heilige Opfer Herr Jesus Christus, der alle, die gehei-
und die makellose Gabe, die Dein Ho- ligt werden sollten, vollenden (vgl. He-
herpriester Melchisedech Dir darge- br. 10, 14) und zur Vollkommenheit
bracht hat.“ führen könnte.
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Verschiedenes

Dieser unser Gott und Herr also hat


zwar sich selbst ein für allemal auf dem
Altar des Kreuzes durch den eintreten-
den Tod Gott, dem Vater, opfern wollen
(vgl. Hebr. 7, 27), um ,für jene‘ (daselbst)
ewige Erlösung zu wirken; weil jedoch
sein Priestertum durch seinen Tod nicht
ausgelöscht werden sollte (vgl. Hebr. 7,
24) hat er beim letzten Abendmahle, ,in
der Nacht, da er verraten wurde‘ (1 Kor. 11,
23), um seiner geliebten Braut, der Kir-
che, ein sichtbares (wie es die Natur des
Menschen erfordert) Opfer zu hinterlas-
sen, durch das jenes blutige (Opfer), das
einmal am Kreuze dargebracht werden
S.E. Mgr. Lefebvre feiert das hl. Meßopfer
sollte, vergegenwärtigt werde, sein Ge-
dächtnis bis zum Ende der Zeit fortdau- der Kirche durch die Priester unter dem
ern und dessen heilbringende Kraft für sichtbaren Zeichen geopfert werden
die Vergebung der Sünden, die von uns sollte zum Gedenken an seinen Hin-
täglich begangen werden, zugewandt übergang aus dieser Welt zum Vater, als
werden sollte, sich auf ewig als Priester er uns durch das Vergießen seines Blu-
nach der Ordnung des Melchisedek tes erlöste, ,der Macht der Finsternis ent-
(vgl. Ps. 110, 4; Hebr. 5, 5; 7, 17) einge- riß und in sein Reich versetzte‘ (Kol. 1, 13).
setzt erklärend, seinen Leib und sein Und dies ist nun jenes reine Opfer
Blut unter den Gestalten von Brot und (munda oblatio), das durch keine Unwür-
Wein Gott, dem Vater, dargebracht und digkeit oder Schlechtigkeit derer, die es
sie unter den Zeichen derselben Dinge darbringen, verunreinigt werden kann,
den Aposteln (die er damals als Priester von dem der Herr durch Malachias vor-
des neuen Bundes einsetzte) darge- hergesagt hat, daß es seinem Namen,
reicht, damit sie empfingen, und ihnen der groß sein werde unter den Völkern,
und ihren Nachfolgern im priesterli- an jedem Ort als reines Opfer darge-
chen Amte durch folgende Worte gebo- bracht werde (vgl. Mal. 1, 11), und auf
ten, daß sie sie darbrächten: ,Tut dies zu das der Apostel Paulus in seinem Brief
meinem Gedächtnis‘ (Lk. 22, 19; 1 Kor. 11, an die Korinther unzweideutig anspielt,
24), usw., wie es die katholische Kirche wenn er sagt, es könnten diejenigen, die
immer verstanden und gelehrt hat. durch die Teilhabe am Tisch der Dämo-
Denn nach der Feier des alten nen befleckt seien, nicht am Tisch des
Pascha, das die Schar der Kinder Israels Herrn teilhaben (vgl. 1 Kor. 10, 21), wo-
zum Gedenken an den Auszug aus bei er unter Tisch beidemal den Altar
Ägypten opferte (vgl. Ex. 12), setzte er versteht. Dies ist schließlich jenes (Op-
das neue Pascha ein, sich selbst, der von fer), das durch die mannigfaltigen
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Verschiedenes

Gleichnisse von Opfern zur Zeit der Na- will, muß in die Opfergemeinschaft, in
tur und des Gesetzes (vgl. Gen. 4, 4; 8, die sakramentale Gemeinschaft der ka-
20; 12, 8; 22, 1–19; Ex.: überall) vorgebil- tholischen Kirche eintreten.
det wurde, da es ja alle Güter, die durch
jene bezeichnet wurden, als deren aller 4.– Wird das Opfer Christi, die heili-
Vollendung und Vervollkommnung ge Messe, würdig und in geziemender
umfaßt. Form dargebracht, so läßt sich auf die
heilige Messe, das Wort aus dem Evan-
3.– Dieses heilige Meßopfer also, das gelium anwenden, das der hl. Evange-
wir täglich feiern, sei es als stille Messe, list Markus über den lehrenden Chri-
sei es als gesungenes einfaches Amt, sei stus spricht (Mk. 1, 21): „... sogleich am
es als Levitenamt, sei es auch als Ponti- Sabbat begab sich Jesus in die Synagoge und
fikalamt mit dem Bischof usw., ist das lehrte. Sie waren betroffen über seine Lehre,
Opfer Christi selber. Der ungeheuerli- denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat,
che, überaus heilige Inhalt erfordert ei- und nicht wie die Schriftgelehrten.“
ne entsprechende würdige Form, wie Die heilige Kirche hat 13 verschiede-
sie die heilige Kirche im Laufe der Zeit ne Riten anerkannt, wobei sich vor al-
entwickelt hat. Hier ergeht also das An- lem die alten Ostriten im selben Sinne
gebot an die Menschen, hier haben wir
wie die heilige Messe in Rom entwickelt
das Opfer Christi, das in die Hände der
haben. Allein die traditionelle Form der
Menschen gelegt wurde, hier kann jeder
römischen Messe übertrifft alle anderen
Mensch, sofern er glaubt und sich vor-
Riten an Schönheit, Klarheit und Ausge-
bereitet, seine Pflicht Gott gegenüber
glichenheit. In der Liturgie erfahren wir
vollkommen erfüllen, die vollkommene
ganz ähnlich wie die Jünger Christi die
Huldigung, die vollkommene Sühne für
Macht Gottes, die milde, sanftmütige,
die eigenen Sünden leisten. In der heili-
jedoch reale und verwandelnde Macht,
gen Messe realisiert sich die Kirche als
die zum Ausdruck kommt, wenn die Li-
Opfergemeinschaft: „Ihr seid ein heiliges
turgie richtig gefeiert wird, und jeder,
Volk, ein königliches Priestertum“ (1 Petr.
der guten Willens ist und der sich bereit
2, 4–9). Der Priester opfert in persona
Christi, die Gläubigen, kultfähig gewor- hält, erfährt dies auch. So können wir
den durch den Glauben und durch die mit den Worten schließen: In der heili-
Taufe, opfern mit, sie versammeln sich gen Messe stehen wir tatsächlich unter
am Altar, am Opferaltar. Der Opferaltar dem Kreuze Christi. Die Wirkung der
Christi ist das Zentrum der Christen- heiligen Messe beruht auf der Tatsache,
heit. Ohne Opferaltar gibt es kein Chri- daß sie Repräsentation, Gegenwärtig-
stentum! (Das muß gesagt werden ge- setzung des Kreuzesopfers Christi ist.
gen jede Art von Spiritualismus, wo das
Christentum – z.B. bei den Protestanten 5.– Kurze Bemerkung zum Verhält-
– auf Gebet, Predigt, Nächstenliebe be- nis des einen Kreuzesopfers und der
schränkt werden soll.). Wer Christ sein vielen Messen. Numerisch sind es ver-
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Verschiedenes

schiedene Handlungen in der raumzeit- des neuen Missale, wo er schreibt: „Die


lichen Welt, das einmalige Kreuzesopfer Messe ist die Versammlung des Volkes
Christi zu Jerusalem und die vielen Gottes unter dem Vorsitz des Priesters zur
Messen, die im Laufe der Zeit gelesen Feier des Gedächtnisses des Herrn gemäß
werden. Es sind sichtbare Handlungen, dem Worte des Herrn: ,Wo zwei oder drei in
die voneinander in Raum und Zeit ver- meinem Namen beisamen sind, da bin ich
schieden sind und den sichtbaren Be- mitten unter ihnen‘“ (Institutio generalis
reich betreffen. Wie steht es aber im un- Missalis Romani, Nr. 7, 3.4.1969). Dies
sichtbaren Bereich? Den Begriff „Zeit“ ist sicher eine skandalöse Definition!
können wir nicht richtig fassen, wenn und eben unter dieser Definition wurde
wir nicht einen überzeitlichen Stand- das neue Missale eingeführt. Die Defini-
punkt haben. Und so muß man auch tion wurde später geändert, das Missale
hier einen überzeitlichen Standpunkt
aber nicht.
für das Opfer Christi einnehmen. In der
Äußerst tendenziös ist auch die Be-
Ewigkeit haben sie denselben Gehalt:
das sichtbare blutige Opfer Christi in Je- zeichnung der heiligen Messe seitens
rusalem und jede einzelne Messe, die hoher kirchlicher Stellen als „Mahlge-
von uns zelebriert wird. Auch bei Chri- meinschaft mit dem Auferstandenen“. Wie
stus wird ja ausdrücklich unterschieden ist das zu vereinen mit dem Satz des hl.
zwischen dem Karfreitag und dem Paulus (1. Kor. 11, 26), daß wir in der al-
Gründonnerstag. Am Gründonnerstag lerheiligsten Eucharistie „den Tod des
wird das allerheiligste Altarsakrament, Herrn verkünden“? Der Tod ist ja der Op-
also die Eucharistie eingesetzt, und am fertod! Auch gibt es genügend Zeugnis-
Karfreitag das blutige Opfer vollzogen, se, etwa Ausgaben von Missalen für die
das, in verborgener Weise, der Gehalt Gläubigen, z.B. eine französische Aus-
der allerheiligsten Eucharistie ist. gabe vom Jahre 1975, wo die Messe
schlicht als „Mahl“ dargestellt wird.
Schluß: Vom Opfer ist nicht mehr die Rede! Die-
Die aktuelle Lage bezüglich des heiligen sen neuen, von der Wahrheit abirrenden
Meßopfers in der katholischen Kirche Ideen entspricht weitgehend die Praxis
Bis zum II. Vatikanischen Konzil hat der nachkonziliaren Kirche. Die heilige
die katholische Kirche am Meßopfer Messe degeneriert zu einem „Hap-
und an der Opfertheologie, wie hier pening“, gewissermaßen zu einem Ge-
dargelegt, festgehalten. Mit dem II. Va- sellschaftsspiel mit „Gestaltung“, „Mo-
tikanischen Konzil und dessen Folgen, deratoren“, Tanz, Rhythmen völlig
vor allem der Liturgiereform, sind neue weltlicher Musik usw. Das Antlitz, die
Ideen und eine neue Praxis in die Kir- göttliche Würde Christi werden auf un-
che eingedrungen, die, wie wir meinen, erträgliche und abstoßende Weise ent-
dem objektiven Geschehen nicht mehr stellt, banalisiert. Die Macht Christi
gerecht werden. So z.B die Definition (s.o.) wirkt nicht mehr. Die Seelen wer-
Papst Pauls VI. in der ersten Ausgabe den nicht mehr angezogen, gehen in die
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Verschiedenes

Irre, verlieren sich. Die Kirchen leeren ,Hostia seu Victima est ipse Christus
sich. praesens sub speciebus panis et vini.‘ (De fi-
Dagegen hat sich seit 1970 Erzbi- de divina catholica definita): Opfergabe
schof Marcel Lefèbvre erhoben, um die oder Schlachtopfer ist Christus selbst, der
katholische Lehre und die traditionelle unter den Gestalten des Brotes und des Wei-
(römische) Praxis der heiligen Messe für nes gegenwärtig ist. Dies gehört zum defi-
neue Generationen zu bewahren und zu nierten katholischen Glauben.
retten. Zu diesem Zweck gründete er Häretiker wären auch die, welche diese
mit der Zustimmung und dem Lob der beiden Sätze leugneten. Drei Realitäten sind
kirchlichen Autoritäten die Priesterbru- also für die Realität des Meßopfers wesent-
derschaft St. Pius X., die heute über die lich: der Priester (,Sacerdotes, illique soli,
ganze Welt verbreitet ist. Die traditio- sunt ministri‘ – de fide divina catholica),
nelle Messe zieht die Menschen an und welcher den priesterichen ,Charakter‘ hat;
bekehrt sie. Erzbischof Lefèbvre macht die wirkliche und substantielle Gegenwart
sich zum Echo der katholischen Traditi- des Schlachtopfers, das Christus ist; die
on und schreibt am 13. Mai 1971: priesterliche Handlung der opfernden Dar-
bringung, welche wesentlich durch die Kon-
„Um über den dogmatischen, sittlichen
sekration geschieht. Vergessen wir nicht,
und spirituellen Wert dieser Reform (d.h.
daß es gerade diese drei fundamentalen
der Liturgiereform) urteilen zu können,
Wahrheiten sind, die von den Protestanten
müssen wir uns kurz die unveränderlichen
und von den Modernisten geleugnet wer-
Grundsätze des katholischen Glaubens über
den. Vergessen wir nicht, daß als Ausdruck
die wesentlichen Elemente unserer heiligen ihrer Ablehnung des Glaubens an diese
Messe ins Gedächtnis rufen. ,In Missa offe- Dogmen ihre Messen sich zum ,Kult‘, zum
rentur Deo verum et proprium Sacrificium‘ Abendmahl oder zur eucharistischen Ver-
(De fide divina catholica definita): In der sammlung gewandelt haben, wobei die Bi-
Messe wird Gott ein wahres und eigentli- bellesung, das Wort sich stark ausdehnte
ches Opfer dargebracht. Dies gehört zum de- zum Schaden der Darbringung und der Li-
finierten katholischen Glauben. Wer diesen turgie des Opfers. (...)
Satz leugnen wollte, wäre ein Häretiker. (...) Nun müssen wir uns aber genau
Zu jedem Opfer ist ein Priester, ein darüber klar sein, daß die Messe nicht nur
Schlachtopfer und eine priesterliche Hand- der wichtigste religiöse Akt ist, sondern daß
lung erforderlich, bei welcher das sie die Quelle der gesamten katholischen
Schlachtopfer dargebracht wird. ,In Missa et Lehre ist, die Quelle des Glaubens und der
in Cruce eadem est Hostia et idem Sacerdos Moral – der individuellen Moral, der Moral
principalis‘. (De fide divina catholica de- der Familie und der Moral der Gesellschaft.
finita): Bei der Messe und am Kreuze han- Nur von dem auf dem Altar fortgesetzten
delt es sich um dieselbe Opfergabe und den- Kreuzesopfer steigen alle Gnaden herab,
selben Priester. Dies gehört zum definierten welche der christlichen Gesellschaft erlau-
katholischen Glauben. ben, zu leben und sich zu entwickeln; die
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 32

Verschiedenes

Quelle versiegen lassen heißt alle Wirkun- die Menschen Sünder. Zur Zeit leben et-
gen vernichten.(...) wa sechs Milliarden Menschen auf der
(...) Die katholische Messe hatte immer Erde. Wie steht es mit dem Opfern, der
die Wirkung – und hat sie noch –, daß sie Huldigungs- und Sühnepflicht bei die-
die Menschen zum Kreuz hin erhob, daß sie sen Menschen? Christus wurde zu ih-
sie einte in unserm gekreuzigten Herrn Je- nen allen gesandt. Er hat sich für sie al-
sus Christus, daß sie die Fermente der Sün- le auf Kalvaria geopfert. Zu ihrer aller
de in ihnen schwächte, die sie zur Spaltung Nutzen hat er das heilige Meßopfer ein-
treiben. Wenn das Kreuz Unseres Herrn gesetzt, somit ist die heilige Messe nicht
verschwindet, wenn sein Leib und sein Blut fakultativ! Die meisten Menschen sind
nicht mehr gegenwärtig sind, werden die heute aber aufgeklärt, sie sind säkulari-
Menschen sich nur noch untereinander zu- sierte Menschen, de facto Atheisten, in
sammenfinden um einen öden, leblosen einer sakrilegischen Haltung der Gott-
Tisch; nichts wird sie mehr einen. und Opfervergessenheit.
Daher wohl jene Müdigkeit und jenes Betrachten wir einige Religionen: Es
öde Unbehagen, das sich überall geltend zu gibt noch Opfer bei den Heiden, z.B, bei
machen beginnt, daher das Verschwinden den Hinduisten in Asien. Es handelt
der Berufungen, die keinen Gegenstand sich dabei um Naturopfer gemäß dem
mehr haben, daher jene Säkularisierung und Alten Testament vor der mosaischen
Profanierung des Priesters, der seine ,raison Gesetzgebung. In diesem Sinne hat
d‘être‘ nicht mehr findet, daher jenes Be- auch der Islam das Opfer bewahrt.
dürfnis nach der Welt. Durch die Schuld Höhepunkt der Wallfahrt nach Mekka
dieser protestantischen Konzeption der hei- ist jedes Frühjahr das Opferfest. Einem
ligen Messe verläßt Jesus Christus nach Bericht der „Frankfurter Allgemeinen
und nach die Kirchen, die so häufig profa- Zeitung “ zufolge wurden im Jahre 1996
niert werden.“ (Una Voce Korrespon- in Mekka 520.000 Schafe, 22.000 Kamele
denz, 1. Jg., Heft 7, Juli-Aug. 1971, S. 246 und Rinder geopfert (FAZ 19.6.1996).
ff.) Ähnlich 1997 (FAZ, 10.4.97). Zwar gibt
Das ist die Lage in der katholischen es dabei keinen Altar, aber die Tiere
Kirche nach dem II. Vatikanischen Kon- werden zur Huldigung Gottes geopfert
zil. (Vgl. auch: Georg May: „Die Alte und das Opferfleisch zur Wohltätigkeit
und die Neue Messe“, Düsseldorf 1975.) an die arme Bevölkerung mohammeda-
nischer Länder versandt. Es ist festzu-
Heidentum, Islam, Judentum, Protestan- halten, daß hier ganz offensichtlich der
tismus Sinn für die Pflicht des Menschen, Gott
Anbetung und Huldigung Gottes durch das Opfer zu huldigen, erhalten
durch das Opfer sind Pflicht eines jeden ist. Welche Opfer werden hier aber dar-
Menschen, da alle Menschen Geschöpfe gebracht! Die Naturopfer sind längst
und daher Eigentum Gottes sind. Seit durch das Opfer Christi und die Einset-
dem Sündenfall Adams und Evas sind zung des heiligen Meßopfers überholt
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 33

Verschiedenes

Pater Pio beim


Hl. Meßopfer

und hinfällig. Sie können Gott nicht ge- „Diese Religionsstruktur (d.h. der Op-
fallen. ferreligion) wurde durch den jüdischen
Kommen wir zum Judentum. Die jü- Monotheismus überwunden. Er ist die erste
dische Religion hat das Opfer aufgege- nationale Religion, die letztlich jedes Opfer,
ben, obwohl es im Alten Testament und Menschen-, Tier- oder sonstige Opfer, ab-
im mosaischen Gesetz eine zentrale Rol- lehnt. Somit durchbricht der jüdische Mo-
le spielt. Insofern sind die religiösen Ju- notheismus einen kollektiven Wahnsinn,
den inkonsequent mit sich selbst. Es gab nämlich zu glauben, daß durch Opferungen
zwar mehrere Ansätze zur Wiederer- die Welt gerettet werden kann. An die Stel-
richtung des Tempels von Jerusalem, le des Ritus tritt die individuelle Moral und
z.B. unter Julian dem Abtrünnigen, sie Verantwortung.
sind aber immer und sogar unter dra- Das Christentum dagegen fällt im Ver-
matischen Umständen gescheitert. (Vgl. gleich mit dem jüdischen Monotheismus
die Berichte bei Ammianus Marcellia- weit hinter dessen Kulturleistung zurück.
nus, Rabbi Gedalja, Gregor von Nazi- Der mythologisierte Christus ist die rituelle
anz, Johannes Chrysostomus, Ambrosi- Wiederkehr des Menschenopfers. Er stirbt
us, Socrates, Socomenos, Theodoret, Ru- für die Erlösung der Menschheit. Das
finus usw.) Die jüdische Religion ist seit Abendmahl ist jedesmal die tatsächliche
der Zerstörung Jerusalems zu einer Verspeisung des Gottessohnes.“ (Michael
„Buch-Religion“ geworden, das Opfer Ley: „Genozid und Heilserwartung“,
wird abgelehnt und der Zustand wird Wien 1993, S. 32 f.)
ausdrücklich gerechtfertigt. Dazu fol- Hier sind wir im Zentrum der Anti-
gender jüngst erschienener Text aus Haltung gegen das Opfer und gegen das
dem jüdischen Kulturbereich: heilige Meßopfer.
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 34

Verschiedenes

Nun zu den Protestanten: Luther Meßopfer! Ohne heilige Messe kann


hat die heilige Messe, das Opfer und die Welt nicht bestehen (Padre Pio). Die
das Priestertum abgeschafft. Die Kir- heilige Messe hat und gibt die Kraft, al-
chen, selbst die alten katholischen Kir- le geistigen Krisen zu überwinden, auch
chen des Mittelalters, darunter sehr diejenigen der modernen Weltgesell-
schöne Kirchen Norddeutschlands, z.B. schaft.
der Dom von Magdeburg, der Dom von Die Philosophen der Antike haben
Braunschweig, die Kirchen von die Wahrheit gesucht, die Antwort Got-
Gandersheim, Bursfelde, Goslar, Hal- tes ist das Kreuz Christi, wirksam und
berstadt usw., herrliche Kirchen, die für lebendig im heiligen Meßopfer bis zum
die heilige Messe gebaut wurden, sind heutigen Tage, und ist Lösung für jede
leer! Das protestantische Kirchengebäu- geistige Katastrophe und für jede
de ist ein Bethaus, wo die Orgel ge- Schuld. Nehmen wir z.B. die aktuelle
spielt, gebetet wird, das Evangelium geistige Lage in Deutschland, wo Leute
gehört und gepredigt wird, allein das wie Daniel Goldhagen im Publikum mit
Opfer ist nicht da. Das Opfer, diese all den Anschuldigungen und vielen
große Gnade Gottes, und die Pflicht der Irrtümern vermischten Unterstellungen
Menschen Gott gegenüber, das Opfer umhergehen. Sicher – das Verbrechen
zu zelebrieren, wird zurückgewiesen, war groß: der Holokaust, die Hinrich-
obwohl die Heilige Schrift (sola scriptu- tung, die Vernichtung jüdischer Men-
ra!) dafür Zeugnis ablegt (s.o.). Ohne schen in großer Anzahl. Aber nach der
Opfer keine Christenheit! Bekehrung ist auch hier die Lösung das
Opfer Christi: die Versöhnung mit Gott
Die Modernisten in der katholi- und das Angebot des übernatürlichen
schen Kirche haben, wie hier bereits an- Friedens unter den Menschen. Das Op-
gedeutet, das Opfer zu einem „Mahl“ fer Christi ist das Sühne- und Reini-
abgewertet. Der Tisch, der dafür aufge- gungsbad für die Seelen, dazu ist Chri-
stellt wurde, ist im Grunde das, was stus gekommen, daher ersehnte er „sei-
dort früher die Kommunionbank war ne Stunde“. Der hl. Thomas von Aquin
und bei uns noch immer ist. Der Op- hat dies im „Adoro te“ beschrieben mit
feraltar, das „Thysiasterion“ des He- den Worten „Cuius una stilla salvum fáce-
bräerbriefes, ist entweder entfernt oder re. Totum mundum quit ab omni scélere.“
verstellt worden. Das ist ein sprechen- Ein einziger Tropfen (vom Blute Christi)
des Sinnbild für das, was hier gesche- schafft die ganze Erde neu. Wäscht alle
hen ist. Die Messe ist weitgehend zum Sünder rein, macht alle schuldenfrei.
„Happening“, zur gesellschaftlichen
„Animation“ geworden, bis hin nach St.
Peter in Rom, wie man sie auch dort so
erleben kann!
Wir befinden uns zur Zeit im Zen-
trum des Kampfes um das heilige
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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 35

Verschiedenes

Der wahre Held auf der Titanic hieß


Joseph Peruschitz
von Petra Preis

Bestrafung für Technikgläubigkeit, schriftliche Testament des Paters, ver-


Symbol für die gefährdete Welt, Objekt faßt in altdeutscher Schrift. Eine Perso-
der Sammlerwelt: Der Luxusliner Tita- nalakte, die Joseph Peruschitz höchst-
nic, der am 15. April 1912 von einem Eis- persönlich beim Eintritt ins Kloster am
berg aufgeschlitzt im Ozean versank, 14. August 1894 mit schwarzer Tinte
liegt nicht nur tief im Atlantik, sondern ausgefüllt hatte. Über Jahrzehnte aufbe-
auch als mythischer Ort mitten in der wahrt wurden außerdem Photos, Briefe,
Seele des modernen Menschen. Das Aufsätze, Zeitungsausschnitte und die
Filmepos Titanic lockte Hunderttausen- Todesanzeige. Die wertvollen Doku-
de weltweit in die Kinos - und beweist, mente werden von Pater Anselm Reich-
daß dieses legendäre Schiff auch heute hold wie ein Schatz gehütet. Aus den
noch einen ungebrochenen Zauber auf Dokumenten lassen sich Leben und En-
den Menschen ausübt... de eines Mannes rekonstruieren, von
Es geschah in einer kalten, aber dem später berichtet wurde, daß er ei-
sternklaren Nacht. Ein tückischer Eis- nen „Heldentod“ gestorben ist.
berg schlitzte die Titanic, als „unsinkba- Der 41jährige stammte aus Straßlach
re Königin der Meere“ bestaunt und ge- bei Wolfratshausen und hieß mit weltli-
feiert, bei ihrer Jungfernfahrt unterhalb chem Namen Benedikt. Im Jahre 1872
der Wasserlinie auf. In einem dreistün- übersiedelte die Familie Peruschitz nach
digen Drama sank das Riesenschiff, nur Dorfen, wo der Vater eine kleine Bau-
711 von insgesamt 2201 Passagieren und materialienhandlung betrieb. In den
Bordpersonal überlebten. 1985 wurde Jahren 1882/86 treffen wir den jungen
das Wrack vor der Küste Neufundlands Benedikt Peruschitz an der damaligen
entdeckt, 3800 Meter unter der Mee- Lateinschule in Scheyern und danach
resoberfläche. Trotz aller Publikationen am Gymnasium in Freising, wo er am 7.
über die Schiffskatastrophe ist eine Tat- August 1890 das Reifezeugnis erhielt. Er
sache weithin unbekannt geblieben: An erzielte gute bis mittelmäßige Leistun-
Bord des Unglücksschiffes befand sich gen.
auch ein oberbayrischer Pater namens Vom 26. Oktober 1890 bis 31. Juli
Joseph Peruschitz. Die Fahrt mit der Ti- 1894 besuchte er das Königlich-Bayri-
tanic wurde seine letzte Mission. In ei- sche Lyceum in Freising, wo er Philoso-
ner grauen Mappe liegen im Kloster phie und Theologie studierte. Dort er-
Scheyern fein zusammengeschnürt fas- zielte er durchwegs sehr gute Erfolge.
zinierende Zeitdokumente: Das hand- Bereits am 16. April 1894 hatte er um
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Verschiedenes

geteiltes Opferleben zeitlebens Buße zu


tun und Gott vollkommen dienen zu
dürfen.“
Am 23. August 1894 wurde Benedikt
Peruschitz eingekleidet, bei der einfa-
chen Profeß 1895 erhielt er den Ordens-
namen Joseph. Am 28. April 1895 wur-
de er zum Priester geweiht und feierte
in Dorfen seine Primiz. Mit einer Son-
dererlaubnis legte er erst nach der Prie-
sterweihe die feierlichen Gelübde ab.
Bereits vom Schuljahr 1895/96 an wur-
de er in der Schule und im Knabense-
minar eingesetzt als Präfekt, Lehrer für
Mathematik, Musik und Turnen. Bei
den Schülern war er sehr beliebt. Die
Buben liebten und verehrten ihren Pa-
ter Joseph, wie viele Schreiben an das
Kloster Scheyern nach dem Titanic-Un-
tergang bezeugen. Peruschitz sollte
beim Aufbau eines Gymnasiums der
Amerikanisch-Casinensischen Benedik-
Pater Joseph Peruschitz OSB tiner-Kongregation im Bundesstaat
Minnesota mitwirken und wurde nach
Nordamerika berufen. Der 41jährige
Aufnahme in das Kloster Scheyern ge-
buchte um 155 Goldmark eine Passage
beten. In seinem Gesuch schreibt er un- dritter Klasse. Bis zur Einschiffung vom
ter anderem: „Es sind nun schon bald Hafen Southhampton wohnte er im
zwei Jahre, daß ich ernstlich daran den- Kloster St. Augustine bei Ramsgate in
ke, Benediktiner zu werden. Ich habe der englischen Grafschaft Kent. Seine
hierüber auch mit meinem Beichtvater Familie wußte noch nichts von dem
öfters geredet. Jetzt aber bin ich fest ent- Ortswechsel. Erst nach der Ankunft in
schlossen diesem, wie ich zuversicht- Amerika wollte Peruschitz sie mit der
lich hoffe, von Gott stammenden Ruf zu Vollzugsmeldung überraschen. Aber es
folgen. Dazu veranlaßt mich besonders sollte anders kommen. Der Wunsch,
einmal meine natürliche Neigung zu ei- seinem Leben noch einmal eine ganz
ner einsamen und doch wieder gemein- neue Wendung zu geben, ging nicht in
samen Lebensweise, sodann das auf- Erfüllung.
richtige Verlangen, für die Sünden und Eine Woche nach Reisebeginn, am
Verirrungen meiner Jugendzeit durch 14. April kurz vor Mitternacht, herrscht
ein in Gebet und heiligem Gehorsam in den Bars auf dem Luxusdeck der Ti-
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Verschiedenes

tanic Hochbetrieb.
Während unten im Ma-
schinendeck bereits die
Wassermassen herein-
stürzen, flirten elegante
Menschen oben auf dem
Deck, feiern und blicken
in den Sternenhimmel.
Kaum einer der Passa-
giere nimmt so recht
wahr, daß das Schiff
vom Eisberg fast in hal-
ber Länge regelrecht
aufgeschlitzt wurde. Als
die Menschen die Kata-
strophe so recht wahr-
nehmen, bricht Panik Der Untergang der Titanic
aus: Die Mannschaft ver-
teilt die wenigen
Schwimmwesten, dirigiert Frauen und der sich bei dem Unglück abspielte. Pa-
Kinder in die paar Rettungsboote. Ob- ter Peruschitz und auch Pater Byles hal-
wohl für die rund 2200 Passagiere viel fen ohne Unterlaß. Einige merkten die
zu wenig Rettungsboote an Bord wa- Gefahr anfangs noch nicht; als diese
ren, nahm zunächst kaum einer die aber näher kam und die Aufregung
Aufforderung ernst, schließlich galt das furchtbar wurde, verlangten alle mit
Schiff als unsinkbar! Im Speisesaal der größter Inbrunst nach dem Beistand der
ersten Klasse wurde Kaviar und Hum- Priester.“
mer serviert, Champagner getrunken Man tröstete die Einsteigenden in
und Puccini gespielt. Erst als die Ret- den Rettungsbooten mit schönen Wor-
tungsboote wie Nußschalen auf den At- ten. Einige Frauen wollten sich nicht
lantikwellen schaukelten, hörte die von ihren Männern trennen und lieber
Bordkapelle auf zu spielen. Zu den letz- mit ihnen sterben. Erst als sich keine
ten, die Haltung bewahrten, gehörte Frauen mehr in der Nähe befanden, ließ
auch Pater Peruschitz sowie ein engli- man einzelne Männer einsteigen. Nach
scher Pater namens Byles. Sie waren so- Aussagen von Überlebenden bot man
fort zur Stelle, um allen zu helfen. Ein auch Pater Peruschitz einen Platz an,
Augenzeuge schilderte der New Yorker den dieser jedoch ablehnte. Als das letz-
Zeitschrift America: „Alle Überleben- te Rettungsboot hinuntergelassen wur-
den, mit denen wir gesprochen haben, de, bleiben noch mehr als 1600 Men-
berichten von einem außerordentlich schen zurück, welche dem Tod ins An-
ergreifenden und tröstlichen Vorfall, gesicht zu schauen hatten. Wie erging
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Verschiedenes

es eigentlich dem Kapitän Smitz? Er ster mit ihren zum Segen erhobenen
stand schon mit den Achseln im Wasser Händen inmitten einer betenden Schar
auf dem Verdeck, als er eine Frau mit ei- untergingen.“ Sie gingen inmitten derer
nem Kind sah. Er faßte beide und unter, denen Gott noch in letzter Stunde
schwamm mit ihnen zum nächsten Ret- die Gnade der Bekehrung geschenkt
tungsboot. Als er sie in Sicherheit ge- hatte und die mit ihnen gottergeben das
bracht hatte, wollte er nicht aufgenom- Opfer ihres Lebens brachten. Agnes
men werden, obwohl man ihn dazu Mac Goy gab zu Protokoll: „Man konn-
drängte, sondern er entfernte sich und te nichts mehr sehen, aber man hörte
verschwand für immer. Beim Sinken weder Jammergeschrei noch Schrek-
des Schiffes spielte die Schiffskapelle kensrufe. Nur die friedvollen Stimmen
den Choral „Näher mein Gott zu dir, des Gebetes klangen herüber als das
näher zu dir!“ Schiff unterging.“ Weit über 3000 Meter
Die beiden Priester ermunterten die tief. Es war der kostspieligste Sarg, den
Todeskandidaten laut Augenzeugin die Welt je geschaut - stummer Zeuge
Agnes Mac Goy, „sie sollten Akte der von menschlicher Technikgläubigkeit
Reue erwecken und sich bereit machen, und hilfloser Ohnmacht zugleich.
Gott von Angesicht zu Angesicht zu An Pater Peruschitz erinnert im Klo-
schauen. Sie beteten den Rosenkranz ster Scheyern eine bescheidene, unter
vor, und die anderen antworteten.“ vielen anderen Marmortafeln kaum
Währenddessen rückte das Ende näher: auffallende Gedenkplatte im Kreuz-
Das Meerwasser strömte in die Kajüten. gang des Klosters. „In Frieden möge Jo-
Gegen zwei Uhr nachts knien viele der seph Peruschitz ruhen“, ist darauf ge-
Passagiere nieder, weinen, manche le- meißelt, „der auf jenem Schiff Titanic
gen die Beichte ab. Die Geistlichen wa- fromm sein Leben hingab.“
ren unablässig bemüht, den Todgeweih-
ten beizustehen und bald den im Was-
(aus: Betendes Gottesvolk 1998/3, Nr.
ser mit dem Tode Ringenden, bald den
125)
auf dem Schiffe Betenden die Losspre-
chung zu erteilen. Bevor auf der Titanic
die Lichter ausgehen, das Heck wie ein
zum Himmel gestreckter Finger hoch-
kippt und dann lärmend endgültig in
die Tiefe taucht, erteilen Pater Peru-
schitz und sein Amtsbruder die Gene-
ralabsolution. „Viele von den 750 Geret-
teten“, schreibt später eine Zeitung,
„die von ihren Booten aus zusahen, wie
das Schiff in den Wellen verschwand,
erzählten, sie würden es nie in ihrem
Leben vergessen, wie die beiden Prie-
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Liturgischer Kalender
Januar
1.1. Freitag Oktavtag vom Fest der Geburt Unseres Herrn
(1. Kl.)
2.1. Samstag Herz-Mariä-Sühnesamtag
3.1. Sonntag Fest des heiligsten Namens Jesu (2. Kl.)
4.1. Montag Wochentag
5.1. Dienstag Wochentag
6.1. Mittwoch Fest der Erscheinung des Herrn (1. Kl.)
7.1. Donnerstag Wochentag
8.1. Freitag Wochentag
9.1. Samstag Mariensamstag
10.1. Sonntag Fest der Heiligen Familie (2. Kl.) (1. Sonntag nach
Erscheinung)
11.1. Montag Wochentag
12.1. Dienstag Wochentag
13.1. Mittwoch Fest vom Gedächtnis der Taufe Unseres Herrn (2. Kl.)
14.1. Donnerstag Fest des hl. Hilarius (3. Kl.)
15.1. Freitag Fest des hl. Paulus, erster Eremit (3. Kl.)
16.1. Samstag Fest des hl. Marcellus I. (3. Kl.)
17.1. Sonntag 2. Sonntag nach Erscheinung
18.1. Montag Wochentag
19.1. Dienstag Wochentag
20.1. Mittwoch Fest der hll. Fabian und Sebastian (3. Kl.)
21.1. Donnerstag Fest der hl. Agnes (3. Kl.)
22.1. Freitag Fest der hll. Vincentius und Anastasius (3. Kl.)
23.1. Samstag Fest des hl. Raymund von Peñaforte (3. Kl.)
24.1. Sonntag 3. Sonntag nach Erscheinung
25.1. Montag Fest d. Bekehrung Pauli (3. Kl.)
26.1. Dienstag Fest des hl. Polykarp (3. Kl.)
27.1. Mittwoch Fest des hl. Johannes Chrysostomus (3. Kl.)
28.1. Donnerstag Fest des hl. Petrus Nolascus (3. Kl.)
29.1. Freitag Fest des hl. Franz von Sales (3. Kl.)
30.1. Samstag Fest der hl. Martina (3. Kl.)
31.1. Sonntag Sonntag Septuagesima (2. Kl.)
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00 bzw. 1. So 1
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kapelle Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 0201/664922 9.30
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813, 8320283 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 02520/93040 9.30 bzw. 17.00
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kapelle Herz-Jesu 76149, Sudetenstr. 93-95 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00,
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Tummelplatzweg 15 089/712707 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90478,Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00 bzw. 1. So 16.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 bei Vechta


0283 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
9.30 bzw. 17.00 Vinnhorst
92929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00, im Winter 9.00 bzw. 17.00 ehem. Kasernengelände


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
9151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 42

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 061/6923377 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/3608832,7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
42
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo, Do), 19.00 (Di, Mi, Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
3647 7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr, 1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
43
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 44

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (jeden 2.
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00 (einmal im
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (einmal im
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest VIII Hotel Platanus 1087, Könyves Kalman krt. 44 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

44
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 45

Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
/507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
716/6515 18.00 (jeden 2. Sonntag)
18.00 (einmal im Monat 9.00)
9.00 (einmal im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat 17.00
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
9-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

45
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 46

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
11.-16. Februar Häusern Frauen (über Fasching)
29.3.-3. April Diestedde Frauen (Karwoche)
5.-10. April Zaitzkofen Männer (Osterwoche)
10.-15. Mai Häusern Männer (Christi Himmelfahrt)
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
21.-27. März Jaidhof Frauen
5.-10. April Ternberg Männer
9.-15. Mai Spinges (Südtirol) Frauen
16.-22. Mai Spinges (Südtirol) Männer
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
22.-27. Februar Frauen
8.-13. März Männer
12.-17. April Frauen
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

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MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 47

Ferienlager 1999

Deutschland

Kleine Mädchen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern

11. - 14. März und 14. - 17. Oktober:


Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Wallfahrten 1999
Frankreich – Lourdes
26. April – 4. Mai

Italien – Rom
4. – 16. Oktober

Informationen bei:
Glattal-Reisen, Tel. 07455/91292 Fax 07455/91293

47
MB Januar 19.06.1999 12:07 Uhr Seite 48

Die Schulen der Priesterbruderschaft


Die Schulen der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind Bekenntnis-Schulen, die
vom Geist der katholischen Glaubenslehre geprägt sind. Sie bauen auf den Prin-
zipien der Erziehungsenzyklika „Divini illius magistri“ von Papst Pius XI. auf.
Das konkrete Vorbild in der Erziehungsarbeit ist der große Jugendpädagoge
Don Bosco. Nach seinem Beispiel kommen der Gottes- und der Nächstenliebe,
dem menschlichen Verständnis und der religiösen Haltung eine zentrale Bedeu-
tung bei der Formung von Geist und Seele zu.
Ziel aller Schulen ist es, frohe, selbständige junge Menschen heranreifen zu
lassen, die gelernt haben, ihr Leben auf der Grundlage einer christlichen Über-
zeugung zu gestalten.
Die Schulen gewährleisten mit qualifizierten Lehrkräften einen den öffentli-
chen Schulen ebenbürtigen Unterricht. Die Schülerinnen oder Schüler sollen
nach Beendigung der Schule in der Lage sein, eine Berufsausbildung oder ein
Studium erfolgreich zu absolvieren.
Die Internate bilden mit einer altersgemäßen Betreuung das Umfeld, in dem
die Heranwachsenden das Verhalten in der Gesellschaft einüben und sich har-
monisch entfalten können.
Weitere Informationen erhalten Sie:

Diestedde Schönenberg Saarbrücken


Don Bosco Gymnasium St. Theresien-Gymnasium Grundschule St. Arnual
(für Jungen) (für Mädchen) (für Jungen und Mädchen)
Sekundarschule Herz Jesu
(für Jungen)
Rektor Rektorin Rektor
P. Michael Weigl Schw. Michaela Metz P. Peter Lang
Lange Str. 1 St. Vinzenz-Str. 2 Julius-Kiefer-Str. 11
D-59329 Wadersloh D-53809 Ruppichteroth D-66119 Saarbrücken
Tel. 02520/9304-0 Tel. 02295/5082 u. 5163 Tel. 0681/8555-41
Fax 9304-44 Fax 2166 Fax 855434

Mels
Institut Sancta Maria Tel. 081/723 44 23
Sekundarschulde Fax 081/723 08 38
(für Mädchen)
Rektor
P. Lukas Weber
Fabrikstr. 24
CH-8887 Mels

48
MB Januar 19.06.1999 12:08 Uhr Seite 49

Neuerscheinungen
Das christliche Abendland und
die fremden Religionen
Vorträge der Theologischen Sommerakademie
1996 in Schönenberg
Herausgegeben von Dr. Heinz-Lothar Barth
Brosch., 128 Seiten

Erzbischof Lefebvre spricht


29. August 1976 in Lille

Die erste Originalaufnahme von S.E. Erz-


bischof Marcel Lefebvre auf CD mit deut-
scher Übersetzung.

Die Broschüre und die CD sind erhältlich an den Schriftenständen der Priorate
und Kapellen der Priesterbruderschaft St. Pius X. oder direkt bei den Distrikt-
sitzen Stuttgart (D), Jaidhof (A) und Rickenbach (CH).


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
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Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

„Haus Gottes und Pforte des Him-


mels“ ....................................................1
Tradition 30 Jahre in Ecône ...............4
Firmreise mit S.E. Msgr. Richard
Williamson ..........................................8
Eine Heimstatt für die
„Ausgestoßenen“ ..............................13

Verschiedenes
Die „Saatkörner der Wahrheit“ in
den nichtchristlichen Religionen ....15
Die kopernikanische Wende
(Teil 1)..................................................19
Die heilige Messe, das Opfer
des Neuen Bundes (Schluß) ............27
Der wahre Held auf der Titanic ......35

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


Liebe Freunde und Wohltäter,

in seiner Erklärung vom 21. November 1974, die den offenen Konflikt mit Rom
einläutete, schrieb Erzbischof Lefebvre: „Wir hängen mit ganzem Herzen und mit
ganzer Seele am katholischen Rom, der Hüterin des katholischen Glaubens und der
für die Erhaltung dieses Glaubens notwendigen Traditionen, am Ewigen Rom, der
Lehrerin der Weisheit und Wahrheit.
Wir lehnen es hingegen ab, und haben es immer abgelehnt, dem Rom der neo-
modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen, die klar im Zweiten
Vatikanischen Konzil und nach dem Konzil in allen Reformen, die daraus hervor-
gingen, zum Durchbruch kam.“
Diese Unterscheidung zwischen dem „katholischen Rom“ und dem „moderni-
stischen Rom“ ist fundamental und gewissermaßen kirchenhistorisch. Es ist keine
Unterscheidung, die die Kirche in zwei reale Teile spaltete. Die Trennung verläuft
vielmehr mitten durch die kirchlichen Institutionen und oft auch durch die Herzen
der Einzelnen.
Die Sichtweise des Erzbischofs, der darunter litt, daß die Kirche ihre Identität
verlor, ist ähnlich der des hl. Augustinus in seinem Werk „Der Gottesstaat“: Es gibt
ein Reich Gottes und ein Reich der Finsternis, beide in dieser Welt im Kampf mit-
einander liegend, ringend um die Seelen.
Daher gilt es, zwei verkehrten Auffassungen entgegenzutreten. Die Verheißung
Christi „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ gilt (Gott sei Dank!),
bedeutet jedoch nicht, daß die Kirche von schmerzhaften Spaltungen verschont
bliebe, weder in den Herzen der Gläubigen, noch der Priester, noch Petri selbst! –
Es wäre aber auch verkehrt, die tatsächliche Existenz zweier Kirchen anzunehmen,
gibt es doch nur eine Kirche Christi. Manche reden von der „häretischen Konzils-
kirche“ im Gegensatz zu einer – nicht klar umgrenzten – „Wahren Kirche“. Aber
was nützt uns eine „Wahre Kirche“, die nicht sichtbar und erkennbar ist?
Es bleibt daher dabei: Die Kirche Christi ist die katholische Kirche (und nicht,
wie im II. Vatikanischen Konzil formuliert: ist verwirklicht in der katholischen Kir-
che). Gerade deshalb müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den der-
zeitigen weitgreifenden Zerfall zu beenden.

Stuttgart, 19. Januar 1999


P. Markus Heggenberger
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

„Nachfolge im Opfer“
Predigt von S.E. Msrg. Bernard Fellay vom 8. Dezember 1998 in Zaitzkofen

Im Namen des Vaters, der Sohnes befleckt vor Seinem Angesicht seien.
und des Heiligen Geistes. Amen. Gegen Ende desselben Briefes finden
wir dasselbe Wort, diesmal für die Kir-
che. Er, Christus, hat sich hingegeben,
Meine lieben Mitbrüder im Priester-
auf daß diese Braut, die Kirche, vor Ihm
tum, liebe Seminaristen, liebe Gläubige,
unbefleckt sei.
mit großer Freude feiern wir heute die
Unbefleckte Empfängnis, dieses so Das Ziel, unbefleckt zu sein, wird
große Privileg der Gottesmutter, von ei- zusammen mit heilig genannt. Beide
ner jeden Sünde, von einem jeden Ma- Worte haben die gleiche Bedeutung,
kel der Sünde verschont geblieben zu doch „unbefleckt“ drückt sie negativ
sein. aus. Dieses „unbefleckt“ ist nicht bloß
ein Nicht-Sein, als ob es ein Mangel an
Dieses Privileg der Gottesmutter ist Flecken wäre, nein, es bedeutet Voll-
so einzigartig, daß Maria selbst in Lour- kommenheit, die vollkommene Rein-
des in der Tradition der Heiligen Schrift heit. In unserem armen, elenden Men-
dieses Privileg zu ihrem Eigennamen schenzustand nach der Erbsünde sind
gemacht hat, indem sie sagte: „Ich bin wir so sehr von der Sünde umgeben,
die unbefleckte Empfängnis“. daß dieser Zustand des von der Sünde
In der ganzen Geschichte der total Befreit- und Verschont-Seins als et-
Menschheit ist sie allein die Unbefleck- was Einzigartiges erscheint. Es ist aber
te. Dieses Privileg wurde ihr von Gott unsere Berufung.
erteilt, weil sie auserwählt wurde, die Wie gelangen wir zu diesem Zu-
Mutter Gottes, die Mutter Seines einge- stand der Heiligkeit, des Unbefleckt-
borenen Sohnes zu werden. Seins? Für uns erscheint es als ein Ziel,
Das Wort „unbefleckt“ finden wir in bei der Gottesmutter steht es schon am
der Heiligen Schrift; dort ist es jedesmal Anfang. Es geschieht durch das Opfer.
mit dem Heil verbunden. Im Epheser- Gerade im Alten Testament finden wir
brief kennzeichnet das Wort ein Ziel. das Wort „unbefleckt“ jedesmal mit
Das Ziel der Geschöpfe besteht gemäß dem Opfer verbunden, nämlich mit der
der Berufung Gottes darin, daß sie un- Opfergabe. Gott verlangt ein Opfer, um
befleckt vor Seinem Angesicht stehen. die Sünde zu tilgen und zu verzeihen.
Am Anfang des Epheserbriefes heißt es: Es braucht ein Opfer. Die Opfergabe
Er hat uns vor der Gründung der Welt, aber muß unbefleckt sein. Nun ist klar,
bevor Er die Welt erschaffen hat, in daß die Opfergabe, die die Sünden tilgt,
Ihm, in Seinem Wort, im Sohne, in Chri- das Opferlamm, Christus ist; aber Ma-
sto, auserwählt, daß wir heilig und un- ria, die Mutter Christi ist im Heilsde-
1
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

kret so eng mit ihrem Sohn verbunden , hen, wenn wir nicht einen Blick auf die
daß auch sie unbefleckt ist. Wir können heutige Lage der Kirche werfen.
mit Recht sagen: Auch sie ist unbefleckt Ein Papst hat es gewagt zu bemer-
für das Opfer. Sie wird Mutter Gottes, ken, daß der Rauch Satans irgendwie in
sie wird Mutter des Priesters, sie wird den Tempel Gottes eingedrungen sei.
die Mutter des Agnus Dei, des Opfer- Jetzt scheint alles benebelt zu sein. Eine
lammes, der Opfergabe. Und sie wird in große Verwirrung herrscht. Derselbe
Sein Opfer auch hineingenommen. Sie Papst hat auch gewagt zu sagen, dies-
wird am Fuße des Kreuzes stehen, eins mal im privaten Rahmen, daß sich ein
mit ihrem Sohn. nichtkatholisches Denken in der Kirche
Und wir? Wir Menschen werden die ausbreite. Und nach seiner Meinung sei
Verzeihung unserer Sünden empfangen es wohl möglich, daß in Zukunft dieses
dank dieses Opfers des Unbefleckten, unkatholische Denken das stärkere wer-
aber in der Vereinigung mit diesem Op- de. Nicht nur wir sagen es also.
fer. An diesem Punkt möchten wir die-
Dieses nichtkatholische Denken und
ses Fest mit einem anderen Fest ver-
Handeln bildet nur eine Scheinkirche,
knüpfen: Unser verehrter Gründer hat
es ist nicht die Kirche. Auch wenn da
diesen Tag gewählt für den Eintritt in
gesprochen und angeordnet wird mit
die Priesterbruderschaft, für die Er-
Stab und Mitra, mit Kardinalshut: es ist
neuerung des Treueversprechens. Dies
ist ein Werk der Erneuerung dieses Ge- nicht die Kirche. Die Kirche bleibt, geht
heimnisses des Heiles, ein Werk im Her- weiter; sie ist heilig. Es ist manchmal
zen der Kirche. Ein Werk, das einzig das schwer, sie zu erkennen. Schon vor fast
fortsetzen will und möchte, was die Kir- 25 Jahren hat unser Erzbischof eine
che immer getan hat, also zuallererst ganz berühmte Erklärung abgegeben,
das Opfer der Kirche fortsetzen. Da- in der er von einem zweifachen Rom
durch wird die Unversehrtheit des sprach, von einem traditionellen, einem
Glaubens weiterverkündet, denn beides ewigen Rom, und von einem moder-
gehört zusammen: die Bewahrung des nen. Neulich hat Kardinal Ratzinger
Glaubens und das Opfer. von zwei Parallelkirchen gesprochen.
Das ist die Lage, eine verheerende Lage,
Glaube und Liebe, Glaube und Gna-
weil man den Eindruck hat, daß der lie-
de gehören zusammen. Es ist zwar
wahr, daß es bei gewissen Seelen einen be Gott es erlaubt, daß die wahre Kirche
Zustand geben kann, wo der Glaube wie von der anderen gelähmt wird.
weiterbesteht und die Gnade ver- Die Lösungen, die von Rom angebo-
schwunden ist. Es ist aber kein Normal- ten werden, wie z.B. durch Msgr. Perl,
zustand. Dieser Glaube ist wie tot, weil sind unmöglich. Nur ein Beispiel: Vor
er nicht belebt und nicht geformt wird kurzem hat eine Familie Kardinal Rat-
durch die Liebe. Wir können diese zinger die Lage der Kirche in Frank-
große Gnade, in eine solche Bruder- reich beschrieben. Die Antwort von
schaft eintreten zu dürfen, nicht verste- Rom: „Ja, die Lage der Kirche ist anar-
2
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

chisch.“ Eine Anarchie wird bestätigt. ster die Identität, fehlt die Beziehung zu
Und es wird sogar empfohlen, einen of- dem, wofür er Priester ist, für das Opfer.
fenen Brief an den Papst über die anar- Dieses Verzichten ist auch mit dem
chische Kirche zu lesen. Es wird also be- Unbefleckten-Sein zu verbinden, denn
stätigt, daß es ein völliges Durcheinan- die Heiligkeit besteht aus zwei Teilen:
der in der Kirche gibt. Dann wird ge- Der erste ist das Freisein von Anhäng-
sagt: „Wenn Sie denken, daß ein Wort lichkeit an das Geschaffene, an alles, das
von Rom“ – also vom Papst – „die ganze vor Gott unrein ist. Der zweite ist die
Sache wieder in Ordnung bringen könn- feste Anhänglichkeit, die Zustimmung
te, dann sind Sie in der völligen Illusi- zum Willen Gottes und zu diesem bo-
on.“ Also a: Kirchliche Anarchie, b: Von num supremum, dem höchsten Gut, das
Rom ist nichts zu erwarten, c: Was sol- Gott ist.
len wir also tun? Unser Vertrauen dem Ja, möge die Gottesmutter heute in
Papst und den Bischöfen schenken! alle Herzen der Mitglieder dieser klei-
Eine unmögliche Lage. Und doch nen Priesterbruderschaft diesen Geist
dürfen wir die Hoffnung nicht verlieren. senken, der ein reiner Geist der Liebe
Was wir zu tun haben, ist klar. Wir ha- ist, ein Geist des Opfers. Unter den Tu-
ben diese Hoffnung. Der Herr ist ewig. genden, die die Mitglieder der Priester-
Gerade heute sehen wir in diesem Privi- bruderschaft zu leben und zu üben ha-
leg, dem dieses Fest gewidmet ist, die ben – in dem Kapitel 6 unserer Statuten
Allmacht, die Güte Gottes, der uns Sei- –, was lesen wir? Nummer 1: die Liebe;
ne Mutter schenkt, die Unbefleckte; der Nummer 2: die Liebe; Nummer 3: die
uns diesen Weg der Nachfolge, der Liebe; Nummer 4: die Liebe. Die Liebe
Nachfolge im Opfer, gewiesen hat. zu Gott ist das erste. Die Liebe zur aller-
Durch das Opfer, durch die Vereinigung höchsten Dreifaltigkeit muß eine so
mit dem Opfer dessen, der sich hingege- brennend große Liebe sein, daß sie in
ben hat, werden wir heilig. Dieses Opfer uns ganz natürlich Armut, Keuschheit –
ist eigentlich das Eigene des Priesters. nicht nur Keuschheit, sondern Jungfräu-
Ihr, liebe Seminaristen, wollt Priester lichkeit –, Hingabe, Gehorsam zeuge.
werden? Der Priester ist für das Opfer Das ist die Liebe, die von den Mitglie-
bestimmt und bestellt. „Wer mein Jün- dern erwartet wird – sie wird nicht nur
ger sein will, der verleugne sich selbst.“ empfohlen, sondern geboten! So sollen
Dies ist die erste Bedingung. Wollt Ihr wir leben. Das Merkmal der Mitglieder
Priester werden, dann ist mit dem zu ist die Liebe, die Liebe zu Gott.
beginnen, mit dem Geist des Opfers. Ich Da es geboten ist, müssen wir daraus
will Priester werden heißt: Ich will das schließen, daß auch die Gnade dazu an-
Opfer, ich will das Kreuz, ich will diese geboten wird: Eine Liebe bis zum Opfer,
Entäußerung, ich will nicht mehr wol- eine priesterliche Liebe. Ja, möge die
len, nicht mehr meinen Willen tun. Dar- Gottesmutter uns diese brennende Lie-
auf verzichte ich. Sonst fehlt dem Prie- be erlangen: Daß dieses Band uns zu
3
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Aus der Priesterbruderschaft

Heiligkeit und Heiligung führe, daß die die größere Ehre Gottes und das Heil
ganze Kirche, nicht nur wir, von diesem von vielen Seelen. Amen
Feuer des Herzens Jesu, des unbefleck-
ten Herzens Mariens entflammt sei für

Mission in Indien
von P. Thomas Blute

Erlauben Sie mir, mich selbst vorzu-


stellen: P. Thomas Blute, Amerikaner, 35
Jahre alt, vor 4 Jahren zum Priester ge-
weiht in Winona/Minnesota. Die ersten
zwei Jahre meines Priestertums habe
ich in Manila auf den Philippinen ver-
bracht. Danach wurde ich nach Südin-
dien versetzt. Hier in Palayamkottai
sind wir momentan nur zu zweit: P. Ed-
win Alfonse und ich. Demnächst wird
P. Fabrice Loschi aus Manila ankom-
men, um P. Benoît Wailliez zu ersetzen.
Zu dritt werden wir dann fähig sein, al-
le unsere laufenden Verpflichtungen zu
erfüllen.
Am 1. November 1997 sind wir aus
unserem Haus in Thomas Town in ein
gemietetes Haus in Palayamkottai um-
Pater Thomas Blute (links) und Pater Couture
gezogen. Dadurch sind wir weniger
(rechts)
isoliert, in engerer Verbindung mit un-
seren Gläubigen und in der Lage, für sie gut wie unbekannt. Die dortige Stadt
täglich die heilige Messe zu feiern; Nazareth ist vollkommen protestan-
außerdem haben wir leichteren Zugang tisch, und wir konnten von dort nie-
zu den Verkehrsmitteln und den Not- mals Konversionen erwarten. Wir muß-
wendigkeiten des täglichen Lebens. ten ständig nach Palayamkottai fahren
Vorher, in Thomas Town, waren wir so und zurück. Die Priester litten unter
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Links: Das ehemals als Priorat genutzte Anwesen in St. Thomas Town. Rechts: Das Wohnhaus der
Priester in Palayamkottai.

dieser Isolation. Wenn wir jetzt fahren Feldern unseres Herrn.


müssen, sind Bus und Bahn nur 5 Mi- Das Haus in Palayamkottai liegt
nuten entfernt. Unsere Ausgaben sind zentral in einem überwiegend von Ka-
wesentlich geringer, und auch die Ar- tholiken bewohnten Wohngebiet, einige
beit in Thomas Town ist besser, seit wir Häuserblöcke entfernt von der Bushal-
umgezogen sind. Es gibt dort einen testelle. Es gibt einen kleinen Garten, ei-
Wachmann, einen Farmer und einen ne hohe Mauer und ein von uns einge-
Aufseher, die sich um die Plantage richtetes kleines Oratorium. Unsere Ka-
kümmern, die gerade beginnt, Kokos- pelle ist ebenfalls an einem gemieteten
nüsse, Bananen und Gemüse hervorzu- Ort untergebracht, getrennt vom Prio-
bringen. Es gibt nun für uns auch keine rat. Wir mieteten das gesamte 3. Stock-
Versuchung mehr, bei der Bestellung werk eines Geschäftshauses für 45
der Felder mitarbeiten zu müssen. Wir Dollar im Monat. Wir haben es für we-
sorgen nur noch für die Seelen auf den nig Geld schön hergerichtet, und nun

Hl. Messe im
Oratorium von
Palayamkottai
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

ist es eine ansehnliche kleine Kapelle. P. Wailliez steigerte den Meßbesuch auf
Ich bin sehr stolz darauf, wie schön es das dreifache, indem er die Häuser der
geworden ist. Der Zementaltar erhielt Gläubigen besuchte, sie an die Messe
durch geschickte Malerei das Aussehen erinnerte und vor allem, indem er ihre
von Marmor. Unser Oratorium, dem hl. Namen nach der Messe aufrief, um zu
Joseph geweiht, ist auch sehr hübsch sehen, ob sie da waren. Schon die
ausgestaltet worden und lädt zum Ge- Scham, nicht dort zu sein, um „Hier“ zu
bet ein. Nach und nach kommen nun sagen, reichte aus, viele in die Kirche zu
auch die Gläubigen. Das Beste von al- bringen.
lem ist, daß wir 20 Personen haben, die Singamparai liegt außerdem nur ei-
täglich an der hl. Messe teilnehmen. ne Stunde entfernt von Palayamkottai –
Dies bringt unserem Werk zweifellos eine weitere Wohltat unseres Umzugs.
viele Gnaden ein. Daher ist nun unser Sonntagsapostolat
Die Gläubigen der Mission in der viel leichter (obwohl die Straßen immer
Stadt Singamparai, die extrem arm ist, noch furchtbar sind!). Wir können nun
zeigen in der letzten Zeit immer mehr ab und zu sogar im Laufe der Woche
Eifer. Als ich ankam, war an der Kapel- hinfahren. Wir haben dort auch regel-
le schon seit 8 oder 10 Jahren nichts mäßig Katechismusunterricht für die
mehr gemacht worden: Sandboden, vielen Kinder, die zur Messe kommen.
hölzerne Altarstufen, Holzaltar, Para- Die Gläubigen der Kapelle, die wir
mente, die in einem Koffer steckten, in Asaripalam betreuen, sind standhaft,
heilige Gefäße, die schmutzig in einer obwohl gesellschaftliche Bande die
Ecke standen ... eine wahre Folter, dort meisten der an sich interessierten Men-
die Messe lesen zu müssen. Ich be- schen fernhalten. Ein Problem ist, daß
schloß, dies zu ändern, schon um mei- die Pfarrer die Leute nicht mehr auf
nen eigenen Seelenfrieden wiederzuge- dem Pfarreifriedhof beerdigen lassen,
winnen. Wir machten einen Zement- wenn diese in unsere Kapelle kommen.
fußboden, später installierten wir über- Die Gläubigen denken aber, dies sei für
all eine neue Beleuchtung, und nun das ewige Heil notwendig. Außerdem
sieht wenigstens das Innere der Kapelle können sie, wenn sie zu unserer Messe
recht würdig aus. Die Außenseite wer- gehen, niemanden finden, der ihre
den wir bis 1999 geschafft haben. Wir Töchter heiratet. Hier in Indien gibt es
machten eine zweiwöchige Marien- „arrangierte Hochzeiten“, bei denen die
wallfahrt, zu deren Abschluß wir die Eltern alles regeln. Von den Kindern
Stadt dem Unbefleckten Herzen Mari- wird erwartet, daß sie ihr Leben lang
ens weihten. Die Gläubigen fanden beisammen bleiben. Normalerweise
neuen Eifer, arbeiteten mit und beende- tun sie das auch. Scheidungen gibt es
ten die Außenseite der Kirche. Durch ei- bei diesen „arrangierten Hochzeiten“
ne sonderbare Ironie ist sie nun die praktisch nicht. Aber das Problem der
schönste unter unseren Missionen, in Mitgift reißt die Nation auseinander.
denen wir die heilige Messe feiern. Von der Braut wird erwartet, daß sie,
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Aus der Priesterbruderschaft

Die kleine Kapelle von Asaripalam


egal, wie arm die Familie ist, minde- hältnisse. Wir taten den mutigen Schritt,
stens 3000 Dollar in die Ehe mitbringt, das Lehrergehalt von 325 Rupien mo-
außerdem einigen Goldschmuck, kleine natlich auf 1000 Rupien (von 9 Dollar
Goldstücke usw. (Inder sind die habgie- auf 25 Dollar) zu erhöhen. Es war wirk-
rigsten Geschöpfe der Welt). Die Familie lich schon geradezu ungerecht, von den
bringt sich selbst in völlige Mittellosig- Lehrern zu erwarten, daß sie für derart
keit, verkauft ihr Land, ihr Haus, ihr geringe Löhne arbeiten. Die Schule ent-
Vieh, alles, nur um eine gute Hochzeit wickelt sich gut. Wir haben 70 Schüler
für ihre Tochter arrangieren zu können. und inzwischen keinen freien Raum
Wenn jemand zwei oder drei Töchter mehr in der Schule. Demnächst werden
hat, ist er am Verzweifeln. Er ist ruiniert. wir die staatliche Anerkennung erhal-
Und niemand will mit der Sitte brechen ten, so daß die Schüler in der Lage sein
und ohne Mitgift heiraten. Folglich ist werden, höhere Studien zu machen. Wir
die Tötung von Kleinkindern allgemein bauen dort gerade eine Kirche und wei-
üblich. Mit der Ultraschalltechnik kann tere Schulräume. Es besuchen hier etwa
man heute das Geschlecht der Kinder 75 Gläubige die Sonntagsmesse, an
im Mutterleib feststellen und die Ostern und Weihnachten kommen etwa
Mädchen abtreiben. Die schlimmen Fol- 120.
gen dieses Mitgiftsystems sind zu zahl- Die Kapelle in Tuticorin war vor
reich, als daß man sie alle aufzählen zwei Jahren Schauplatz eines schlim-
könnte. So kommen nur wenige zu un- men Streites. Die Gläubigen dort mach-
serer Messe, weil sonst niemand ihre ten uns so viele Schwierigkeiten, daß
Töchter heiraten würde. wir sie schließlich verlassen mußten.
In unserer kleinen Gemeinschaft in Die meisten der Leute haben die Positi-
Christarajapuram bessern sich die Ver- on der Priesterbruderschaft beibehalten,
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

Die Lehrer der Schule


in Christarajapuram
mit ihren Schülern

und ich denke, daß wir sie vielleicht Vertrauen der Gläubigen für unsere Be-
zurückgewinnen können. In der Zwi- wegung zu gewinnen. Bald beginnen
schenzeit lesen dort einige unabhängige wir mit einem Chor und mit der Legio
Priester die Messe (in unserer Kapelle!). Mariä.
Die Moral von der Geschichte: Baue nie In Goa haben wir ein uns vor einigen
deine Kirche auf einem Grundstück, Jahren geschenktes altes kaputtes Haus
das dir nicht gehört. renoviert. Es war dem Einsturz nahe,
Die größten Chancen haben wir und mein erster Gedanke war, es zu
möglicherweise in Bombay. Die Ent- verkaufen. Doch die Gläubigen brach-
wicklung geht in der letzten Zeit ten mich von der Idee wieder ab, und so
tatsächlich rasant vor sich. Es gibt in renovierten wir das Haus. Nun ist es
dieser Stadt viele Katholiken, auch ge- schön, mit hohen Korridoren, Steinbo-
bildete, die selbständig denken können den (original) und einer hübschen Ka-
und erkennen, was in ihren Pfarrkir- pelle mit einem Mosaikboden. Wir wür-
chen geschieht. Wir hatten am Anfang den gern ein zweites Priorat hier eröff-
damit begonnen, die Messe in gemiete- nen und außerdem ein Vorseminar. Das
ten Hallen zu lesen. Es kamen immer Haus ist auf der Landseite nahe Alt-
mehr Leute. Dann hielten wir Vorträge Goa: an einem Fluß, mit ruhigen
und Einkehrtage, und nun haben wir ei- Straßen, guten Fischen und freundli-
ne Wohnung geschenkt bekommen, um chen katholischen Nachbarn. Außer-
dort eine Kapelle zu errichten. Außer- dem sprechen alle Englisch.
dem haben wir in Malade, der Vorstadt Unsere Probleme sind immer diesel-
mit den meisten Katholiken, ein Wohn- ben: staatliche Behinderungen und die
haus. Ein weiteres Stück Land ist uns legale Einfuhr von Spenden. Visapro-
geschenkt worden und steht uns zur bleme sind unsere größte Schwierigkeit,
Verfügung. Es ist uns gelungen, das weil jedes Projekt, das wir beginnen,
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

Das Haus in Goa vor der


Renovierung

davon abhängt, daß meine


Aufenthaltserlaubnis um ein
weiteres Jahr verlängert
wird. Die neue Regierung
(für deren Ablösung wir täg-
lich beten) ist extrem hindui-
stisch. Sie will alle nicht-hin-
duistischen Einflüsse in diesem Land sie einreisen lassen. Es sind so viele In-
beseitigen. Die Regierung wendet sich der illegal ausgewandert. Außerdem ist
nicht gegen die Moslems, weil diese bekannt, daß 95 % der Inder auswan-
sonst das Land zerstören würden – sie dern wollen (natürlich in die USA), so
verfolgt lieber die ängstlichen und fried- daß unsere armen Seminaristen von den
liebenden Christen. Die Heuchelei ist Behörden als Lügner angesehen wer-
empörend: Die Leiter der BJP, der Hin- den, die nur einen schlaueren Weg su-
dupartei, haben alle christliche Schulen chen, aus Indien herauszukommen.
besucht und die Wohltaten der Missio- Die physischen Beschwernisse für
nare empfangen, und nun wollen sie im Missionare aus dem Westen sind vielfäl-
Namen des Fanatismus anderen nicht tig, aber ich meine: wenn man nur auf-
erlauben, dieselben Wohltaten zu emp- hört zu klagen und sie mannhaft erträgt,
fangen. gibt Gott die Gnade und sie werden da-
Die besten Schulen des Landes sind durch erträglicher. Ich gebe zu, Indien
die katholischen! Alle wollen ihre Kin- macht einen hart und weniger wehlei-
der in die christlichen Schulen schicken. dig – und es gibt einem mit Sicherheit
Wenn die Behörden herausbekommen, einen guten Magen. Wenn Pater Loschi
daß ich in erster Linie als Missionar wir- kommt, werde ich ihm gleich sagen:
ke, dann ist mein Visum beendet! Bis „Beschließen Sie einfach, indisches Es-
jetzt ist es mir gelungen, das Märchen sen zu lieben, und Sie werden eine viel,
aufrechtzuerhalten, daß ich nur Eng- viel einfachere Zeit haben. (Und über-
lischlehrer an unserer Schule bin. Wird haupt, 900 000 000 Inder können nicht
es noch ein weiteres Jahr gelingen? Nur ganz so falsch liegen.)“
mit der Gnade Gottes und auf die Für-
sprache der schmerzhaften Muttergot- (aus der Gottesdienstordnung des Prio-
tes. rates St. Maria zu den Engeln, Saar-
Seminaristen aus Indien ausreisen zu brücken, Januar 1999)
lassen ist auch ein Kampf: niemand will
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 10

Aus der Priesterbruderschaft

Erfahrungen eines Chinamissionars


Interview mit einem „Heimkehrer“

Frage: Hochwürden, Sie zählen 88 Len- zwei Brüder aufgelöst worden war –
ze und schauen auf 63 Jahre der Arbeit wieder nach St. Wendel, wo ich kurze
im Weinberg des Herrn zurück. Können Zeit später für das Altersheim in Bad
Sie uns kurz über Ihr priesterliches Le- Tölz bestimmt wurde. Es war ein Heim
ben erzählen? der Bayerischen Schulschwestern. Diese
Aufgabe erfüllte ich von 1989 bis 1997,
P. Sermon: Ich war zuerst von 1936- bis zu meinem Ruhestand. Ich kam also
1949 als Missionar in China tätig, dann wieder nach St. Wendel, und von dort
auf den Philippinen, wo ich wegen im Sommer vergangenen Jahres wegen
Krankheit nur zwei Jahre bleiben konn- wieder auftretenden Allergie-Erschei-
te. Hierauf kam ich nach Deutschland nungen ins Öztal. Hier wollte man mich
zurück, und habe in der Diözese Fulda nur unter der Bedingung aufnehmen,
bis 1970 als Diasporapriester gearbeitet. daß ich bereit wäre, die alte hl. Messe zu
1970 wurde ich in die Auslandsseelsor- lesen. Dieser Aufforderung habe ich
ge nach USA – Los Angeles – geschickt, gerne Folge geleistet, da es schon immer
jedoch nur für ein Jahr. In St. Louis mein Wunsch war, die alte hl. Messe le-
(USA, Miss.) betreute ich anschließend sen zu können. Bei dieser Gelegenheit
die Schwestern von der ewigen Anbe- lernte ich in Innsbruck über Pater Persie
tung. Nach Deutschland zurückge- das Werk der Priesterbruderschaft St.
kehrt, war ich nach 10 Jahren gewöhnli- Pius X. kennen. Das hat mich so beein-
chem Seelsorgedienst in der Diözese druckt, daß ich mir sagte: „Hier und
Fulda in einem Krankenhaus tätig, um nur hier findest du deinen Frieden.“
anschließend wieder bei Schwestern in Nachdem ich nach St. Wendel
der Eifel zu wirken. Von dort ging ich zurückgekehrt und die Krankheit er-
wegen einer Allergie-Erkrankung nach neut sehr stark ausgebrochen war, sagte
Österreich, um Heilung zu suchen: Die- ich mir: „Das ist ein Wink von oben. Du
se fand ich in den höchsten Höhen, in mußt nun bei der Priesterbruderschaft
Hochgurgel. bleiben.“
Danach blieb ich in Österreich, habe
mehrere Pfarreien betreut und zwar bis Frage: Sie sind vor wenigen Monaten
zum Jahre 1986. Dann mußte ich diese zur überlieferten hl. Messe zurückge-
Tätigkeit aufgeben und kam nach Ingol- kehrt. Warum haben Sie diesen Schritt
stadt, um von meiner Krebserkrankung getan, und was bedeutet er lehrmäßig
durch Operation geheilt zu werden. und spirituell für den Priester?
Von dort kam ich – nachdem das
Haupthaus bis auf zwei Patres und P. Sermon: In unseren Konferenzen und
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 11

Aus der Priesterbruderschaft

Priesterzusammenkünften mußte ich er- cher widersprachen. Er reiste von Pfar-


fahren, daß katholische Glaubenswahr- rei zu Pfarrei. Und überall, wo er auf-
heiten immer mehr geleugnet werden. trat, verkaufte er im Auftrage des Bi-
Wir wurden vom modernistischen Geist schofs seine neuesten Lehren. Und es
so überfahren, daß man kaum zu einer hatte den Anschein, daß er gut damit
Rechtfertigung kam. Es war alles so ankam. So wandte sich auch die Frauen-
plötzlich und so neu. Der Vortragende schaft meiner Pfarrei an ihn, um ihn für
sprach sehr selbstsicher, so daß man einen Vortrag zu gewinnen. Ich hatte
kaum einen Widerspruch wagte. Man auch anfangs nichts dagegen, weil ich
sagte sich auch: Das sind ja Professoren. noch nicht wußte, was er alles sagen
Die müssen es schließlich besser wissen. werde. Jedoch kam es bereits in der er-
Du hingegen bist nur ein ganz kleiner sten Sitzung zwischen mir und ihm zu
Tropf. Wenn du mit einem Einwand einer Auseinandersetzung, weil ich eini-
kommst, antwortet er so, daß er dein ge Korrekturen an seinen Ausführungen
Wissen und deine Kompetenz bei wei- anbringen mußte. Aber ich ließ ihn noch
tem überschreitet. Da kommst du nicht gewähren, da ich damals weg mußte
mit. Du blamierst dich nur. Und so wag- und die restlichen Vorträge nicht mitbe-
te man vorerst nichts zu sagen. Und kam. Als ich zurückkam, merkte ich,
doch ließ einem das Gewissen keine Ru- daß die Lehren, die er vorgetragen hat-
he, das einem immer wieder vorwarf: te, direkt dem Glauben widersprachen.
Du bist ein Feigling! Du hättest wider- So leugnete er das Dasein der Engel und
sprechen müssen! Die Konferenzen erklärte, es sei ein schönes Märchen, das
wurden zunehmend unergiebiger, so man den Kindern vortrage, damit sie
daß man sich sagen mußte: Besser, du brav blieben. Damit waren aber auch
hörst es nicht und gehst schon gar nicht die bösen Geister, die Teufel, geleugnet.
mehr hin, obwohl wir dazu verpflichtet Zum Glück hatte er den Frauen alles
wurden. Und so kam ich zur mariani- schriftlich hinterlassen. So war schließ-
schen Priesterbewegung, die dagegen lich ein ganzes Heft zusammen gekom-
eine Erholung war. Hier fühlte ich mich men, das zahlreiche Irrlehren enthielt.
eher zu Hause. Das war eine Gegenbe- Daß die Jungfrau Maria vom Hl. Geist
wegung, die ich mehr und mehr liebge- empfangen hatte, wurde zwar nicht di-
wann. Dort fand ich Ruhe und die mah- rekt geleugnet, aber so dargelegt, daß
nende Stimme des Gewissens kam all- man auch glauben könnte, sie hätte bloß
mählich zum Schweigen. Auch glaubte von einem Menschen empfangen. Der
ich sicher zu sein, daß hier die Mutter- Tod des Menschen wurde nicht so sehr
gottes spreche, und das war schon et- als persönlicher Tod dargestellt, son-
was Gutes und Wohltuendes. In der dern als ein allgemeines Eingehen in
Pfarrei, die ich in der Diözese Fulda zu Gott wie ein Tropfen Wasser ins Meer.
betreuen hatte, sprach ein Schulleiter – Dann ist der Mensch nicht mehr für sei-
angeblich vom Bischof beauftragt – Irr- ne Taten verantwortlich. Und alles geht
tümer aus, die dem Glauben klar und si- ins Meer der Gottheit ein. Das Individu-
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 12

Verschiedenes

um verschwindet ganz in der Gottheit Frage: In welchem Verhältnis stehen Sie


und wird von ihr so aufgesogen, daß zur Priesterbruderschaft St. Pius X.?
vom einzelnen Menschen nichts mehr Wie sehen Sie das Werk von Erzbischof
übrig bleibt. Von der hl. Beichte war fast Lefebvre?
keine Rede mehr. Diese neuen Lehren
fanden bei den Frauen großen Beifall. P. Sermon: Der Priesterbruderschaft
Ein großer Kenner des hl. Thomas von stehe ich positiv gegenüber, und ich
Aquin und ich brachten alles genau zu möchte die tridentinische Messe nicht
Papier. Mit einem Schreiben wandten mehr missen. Das Werk von Erzbischof
wir uns an die Glaubenskongregation, Lefebvre sehe ich als Rettung für die
welcher damals Kardinal Seper vor- zukünftige Kirche. Ich empfehle die
stand. Die Antwort war für den Bischof Schriften von Erzbischof Lefebvre allen
sehr unangenehm. In einem Hirten- Priestern, wie ich es bereits einem Mit-
schreiben mußte er die Irrlehren wider- bruder empfohlen habe. Dieser hatte in
rufen. Diese Ereignisse hatten mich da- einem Krankenhaus in Süddeutschland
mals sehr mitgenommen, so daß ich auf gewirkt, bis er von den Schwestern ver-
eine weitere Gemeinde in Fulda ver- drängt wurde, weil er aus Gewissens-
zichtete. Ich war damals gerade 70 Jah- gründen keine Handkommunion spen-
re alt geworden und konnte zurücktre- den kann.
ten. Dann aber ging es später nach
Österreich, wo ich noch zwei Pfarreien (aus: Ursprung und Ziel Nr. 115, Dez.
vorübergehend betreute, bis ich durch 1998)
den Darmkrebs gezwungen war, den
Pfarrseelsorgedienst aufzugeben.

„Alter Wein in neue Schläuche“?


.
von P. Matthias Gaudron

Im November 1998 ist im Anzeiger len Geistlichen in Deutschland kosten-


für die Seelsorge ein Artikel mit dem Ti- los zugesandt wird. Der Artikel scheint
tel „Alter Wein in neue Schläuche“ von mir charakteristisch für die unehrliche,
Prof. Dr. Norbert Scholl erschienen, in heuchlerische Weise zu sein, in der heu-
dem eine Neuformulierung des Glau- te der Glaube von sog. katholischen
bensbekenntnisses vorgeschlagen wird. Theologen angegriffen wird.
Der Anzeiger für die Seelsorge ist eine In Wahrheit handelt es sich nämlich
Zeitschrift des Herder-Verlages, die al- um ein neues Glaubensbekenntnis und
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 13

Verschiedenes

nicht nur um eine Neuformulierung des ziehbar ist... Weggelassen werden auch
alten Glaubensbekenntnisses. Aber das die beiden anderen im Credo verwende-
will man nicht zugeben, sondern man ten Hoheitstitel ‘Sohn’ und ‘Herr’:
gibt sich den Anschein, den Glauben ‘Sohn’ wird noch immer weithin
nur von Mißverständnissen rein erhal- mißverstanden im Sinne menschlicher
ten zu wollen. So behauptet Prof. Scholl: Sohnschaft oder im Sinne einer Gottes-
„Heute wissen die meisten Gläubigen sohnschaft, die Jesus in der Weise des
mit den alten Bekenntnisformeln kaum heutigen Personenverständnisses als
noch etwas anzufangen. Ohne umfang- ‘zweite göttliche Person’ und damit als
reiche Kommentierung erscheinen die zweiten Gott mißdeutet“. Ehrlicher wä-
tradierten Glaubensbekenntnisse wie re es, er würde offen zugeben, daß er
leere Worthülsen, wie geheimnisvolle, nicht an die Gottheit Christi glaubt.
unverständliche Satzgebilde.“ Der Satz, Aber wenn man ihn mit dem katholi-
„Ich glaube an Gott, den Vater, den All- schen Dogma von der Gottheit Christi
mächtigen, den Schöpfer des Himmels konfrontieren würde, würde er wahr-
und der Erde“, ist also eine unverständ- scheinlich behaupten, er habe ja nur vor
liche Worthülse, mit der niemand mehr
dem Mißverständnis einer Zwei-Götter-
etwas anfangen kann. Wenn die Kirche
lehre warnen wollen. Das ist Heuchelei!
die alten Glaubensbekenntnisse beibe-
halte, riskiere sie daher, „daß selbst eini- In diesem Zusammenhang spricht
germaßen gebildete Christinnen und der Autor jedoch wenigstens einmal
Christen sie falsch verstehen und damit klare Worte, indem er die Heilsnotwen-
objektiv im Irrglauben leben.“ digkeit des Glaubens an Christus offen
leugnet und Christus auf eine Stufe mit
Darauf bespricht der Autor Punkt
Buddha und Mohammed stellt: „Mit
für Punkt seinen Vorschlag eines neuen
Glaubensbekenntnisses, wobei er be- der Betonung, daß Jesus ein Geschenk
wußt meist solche Formulierungen für alle Menschen ist, wird an seine uni-
wählt, die entweder klar zu erkennen versale Heilsbedeutung erinnert, frei-
geben oder wenigstens vermuten las- lich in einer Weise (ein Geschenk), die
sen, daß der Autor die entsprechende für andere Heilsmittler (Buddha, Mo-
katholische Wahrheit ablehnt, die aber hammed u.a.) noch Platz läßt und die
andererseits auch keine ausdrückliche als behutsames Angebot zu verstehen
und deutliche Leugnung derselben ent- ist, das die Annahme der Botschaft Jesu
halten. So schreibt er z.B. zur Stelle „Ich nicht als zwingend und ‘absolut heils-
glaube an Jesus“: „Der Hoheitstitel notwendig’ erscheinen läßt.“ Christus
‘Christus’ wird bewußt weggelassen, ist demnach nur ein unverbindliches
weil er häufig zu sehr im Sinne einer Er- Angebot für die Menschen. Der hl. Pe-
höhungschristologie verstanden wird, trus muß sich geirrt haben, als er über
die das wahre und wirkliche Mensch- Jesus Christus sagte: „In ihm allein ist
sein Jesu ignoriert und die darum für Heil, denn es ist kein anderer Name un-
viele Menschen kaum mehr nachvoll- ter dem Himmel den Menschen gege-
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 14

Verschiedenes

ben, in dem wir selig werden könnten“ als sei Jesus tatsächlich am chronolo-
(Apg 4,12). gisch dritten Tag auferweckt worden.
Den Glauben an die jungfräuliche Die Erwähnung der ‘Freunde’ als Zeu-
Empfängnis und Geburt Christi läßt gen der Auferweckung ... soll deutlich
man dann mit dem Hinweis auf „un- machen, daß es sich bei der Aufer-
überwindbare Glaubensschwierigkei- weckung Jesu um eine Glaubenstatsache
ten“ einfach unter den Tisch fallen: handelt, nicht um ein auch für Außen-
„Problematisch erscheint allerdings der stehende real wahrnehmbares und hi-
Zusatz ‘Jungfrau’, weil sich wegen der storisch nachweisbares Geschehen.“ Al-
verbreiteten physiologischen Deutung so: Jesus ist auch nicht wirklich aufer-
von ‘Jungfrau’ für viele Menschen un- weckt worden, sondern nur im Glauben
überwindbare Glaubensschwierigkei- seiner Jünger.
ten auftun.“ Abgesehen davon, daß der Statt des Glaubens an den Heiligen
kluge Professor mit der Ablehnung ei- Geist will der Autor nur noch den Glau-
ner „physiologischen Deutung“ schein- ben „an Gottes lebenschaffenden Geist“
bar behaupten will, Maria sei nur in bekennen. Es ist zwar wieder nicht ein-
sinnbildlicher Weise und nicht wirklich deutig gesagt, aber die neue Formulie-
Jungfrau gewesen, offenbart dieser Satz rung läßt doch die Leugnung der drit-
den vollkommen falschen Glaubensbe- ten göttlichen Person vermuten, denn
griff der Modernisten: Es ist nicht mehr der lebenschaffende Geist Gottes kann
die Offenbarung Gottes, die der Mensch auch einfach eine göttliche Kraft mei-
gläubig annehmen muß, sondern der
nen.
Mensch selber bestimmt, was er glau-
ben kann und will. Ein solcher Glaube Natürlich heißt es dann statt „Ich
ist aber nicht mehr übernatürlich, sond- glaube an die heilige katholische Kir-
nern nur noch ein menschliches Pro- che“ nur „Ich bekenne mich zu der ei-
dukt. nen christlichen Kirche“, und wenn
dann noch die „versöhnte Gemein-
Über die Auferstehung Christi heißt
schaft aller in Gott“ erwartet wird,
es im neuen Glaubensbekenntnis:
wundert man sich nicht mehr: die Hölle
„Doch Gott hat ihn vom Tode erweckt.
ist mit dem modernistischen Glauben ja
Das bezeugen seine Freunde.“ Dazu
nie zu vereinbaren.
kommentiert Prof. Scholl: „Zunächst
soll die Auferweckung Jesu deutlich als Eigentlich müßte man den ganzen
Tat Gottes gekennzeichnet werden.“ Artikel abdrucken, in dem es kaum ei-
Das heißt im Klartext: Jesus ist nicht aus nen einzigen Satz gibt, den ein gläubi-
eigener Kraft auferstanden, sondern ger Katholik vorbehaltlos unterschrei-
nur auferweckt worden, (da er ja nicht ben könnte. Alles in allem ist festzustel-
Gott ist). Weiter heißt es: „Durch die len, daß es sich wirklich um einen neu-
Auslassung der Formel ‘...am dritten en Glauben handelt, der hier vorgetra-
Tag’ soll der noch immer verbreiteten gen wird, einen Glauben, der mit dem
Vorstellung entgegengewirkt werden, katholischen Glauben nur noch einige
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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 15

Verschiedenes

äußere Anklänge gemeinsam hat. Noch man nur gegen einige Mißverständnisse
einmal sei es betont: Es wäre ehrlicher, kämpfen und zeitgemäßere Formulie-
man würde wenigstens zugeben, daß rungen für das suchen, was die Christen
man einen neuen Glauben will und den immer geglaubt hätten, daß ist Verstel-
alten ablehnt. Aber so zu tun, als würde lung und Irreführung der Gläubigen.

Apostolisches Glaubensbekenntnis Neuformulierung

Ich glaube an Gott, den Vater, den All- Ich glaube an Gott. Er ist wie Vater
mächtigen, den Schöpfer des Himmels und Mutter. Er ist der Urgrund des
und der Erde Universums.
und an Jesus Christus, seinen eingebo- Ich glaube an Jesus.
renen Sohn, unsern Herrn, empfangen Er ist ein Geschenk für alle Menschen.
durch den Heiligen Geist, geboren von Er ist geboren von Maria aus Nazareth.
der Jungfrau Maria, In Wort und Tat hat er Zeugnis gege-
ben von der Liebe Gottes zu uns Men-
schen und zu allen Geschöpfen.
gelitten unter Pontius Pilatus, Pontius Pilatus hat ihn zum Tode ver-
gekreuzigt, gestorben und begraben, urteilt und kreuzigen lassen.
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den
Toten, aufgefahren in den Himmel; er Doch Gott hat ihn vom Tode erweckt.
sitzt zur Rechten Gottes, des allmächti- Das bezeugen seine Freunde.
gen Vaters; von dort wird er kommen
zu richtendie Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, Ich glaube an Gottes lebenschaffenden
Geist.
die heilige katholische Kirche, Ich bekenne mich zu der einen christli-
chen Kirche, geeint in Wort und Sakra-
ment.
Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung Ich erwarte die Auferweckung der To-
der Sünden, Auferstehung der Toten ten zu einer versöhnten Gemeinschaft
und das ewige Leben. aller in Gott.
Amen. Amen

(aus: Wochenbrief des Priesterseminars Herz Jesu Nr. 1/1999)

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MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 16

Verschiedenes

Wer schaffte das Latein in der Messe ab?


von Dr. Heinz-Lothar Barth

1999 jährt sich das Datum der Ein- § 2 desselben Artikels bereits eine – al-
führung des Novus Ordo Missae zum lerdings beschränkte – Einführung auch
dreißigsten Mal. Eine der äußerlich auf- der Muttersprache erlaubte („vor allem
fälligsten Veränderungen stellte der in den Lesungen und Hinweisen und in
weitgehende Verzicht auf die lateini- einigen Orationen und Gesängen“2).
sche Kultsprache dar. Wenn diese Neue- Leider sah aber schon Art. 54c dessel-
rung auch nicht direkt das Wesen der ben Dokumentes ausdrücklich eine viel
hl. Messe betraf, so berührte sie doch ei- weitergehende Berücksichtigung der
ne ihrer wesentlichen Erscheinungsfor- Landessprache vor, wenn auch noch so-
men, die mehr ist als ein rein äußerli- zusagen als Sonderrecht getarnt („Wenn
ches Beiwerk. So wird noch heute die indes darüber hinaus irgendwo der Ge-
sog. Tridentinische Messe oft einfach als brauch der Muttersprache bei der Mes-
die „lateinische“ bezeichnet, obwohl se in weiterem Umfang angebracht zu
auch der neue Ritus – mehr auf dem Pa- sein scheint...“)3 Damit war – obgleich
pier als in der Praxis – auf Latein exi- dies sicherlich nicht dem Willen der
stiert, der dogmatische Unterschied Mehrheit unter den Konzilsvätern ent-
zwischen beiden aber erheblich ist. sprach – Art. 36,1 praktisch ausgehöhlt,
Es erscheint angebracht, aus Anlaß wie ja die Praxis der folgenden Jahre
jenes 30jährigen „Jubiläums“ der Neuen zeigte.
Messe, bei dem es freilich wenig zu ju- Was kommen mußte, kam ganz
beln gibt, ein Argument zur Kultspra- rasch. Bereits am 26.9.1964, also noch
che zu überprüfen, dem man immer vor Abschluß des Konzils, wurde in der
wieder begegnet: Das II. Vatikanische „Instruktion zur ordnungsgemäßen
Konzil habe ausdrücklich das Lateini- Durchführung der Konstitution über
sche in der hl. Messe beibehalten wol- die heilige Liturgie“ mit explizitem Be-
len. Seine Abschaffung sei erst auf die zug auf jenen Artikel 54 der vatikani-
spätere Liturgiereform zurückzuführen. schen Liturgiekonstitution allgemein
Gerne beruft man sich heute gerade der Gebrauch der Muttersprache für al-
in konservativen Kreisen auf den Art. 36 le Teile der Messe gestattet, bei denen
§ 1 der Liturgiekonstitution des II. Vati- die Gläubigen beteiligt sind (Nr. 57). Le-
kanums, welcher besagt: „Der Ge- diglich für die „anderen Teile der Mes-
brauch der lateinischen Sprache soll in se..., die vom Priester allein gesungen
den lateinischen Riten erhalten bleiben, oder gesprochen werden“, sollte noch –
soweit nicht Sonderrecht entgegen- nun, nicht etwa das Latein weiterhin
steht“1 Allenfalls gibt man noch zu, daß verbindlich bleiben, sondern die Er-
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laubnis zu seiner Preisgabe dem Apo- Otto Hermann Pesch versucht in sei-
stolischen Stuhl vorbehalten sein! (Nr. nem Buch „Das Zweite Vatikanische
58)4 Einstweilen hatten wenigstens – of- Konzil“7 die Entscheidung Johannes
fenbar zur Beruhigung der „Konservati- XXIII. zum einen lächerlich zu machen.
ven“ – die Meßbücher noch zweispra- Das gelingt ihm, indem er die Apostoli-
chig gedruckt zu werden (Nr. 57). Das sche Konstitution (nicht „Enzyklika“,
war alles, was von der absoluten Ver- wie Pesch schreibt) auf die Forderung,
pflichtung der Kirche auf die lateinische grundsätzlich alle theologischen Vorle-
Liturgiesprache noch übrig geblieben sungen wieder auf Latein abzuhalten,
war, wie sie Johannes XXIII. nicht ein- reduziert, auf jene Maßnahme also, die
mal drei Jahre zuvor, nämlich am 22. Fe- man selbst als kompromißloser Befür-
bruar 1962, in feierlicher Form in seiner worter der Kirchensprache für überzo-
Apostolischen Konstitution „Veterum gen, da schon angesichts der damaligen
sapientia“ verkündet hatte. Verhältnisse unrealistisch, halten kann.
Dieses Dokument, mit dem der Zum selben Urteil gelangte beispiels-
Papst das Latein als Kult-, Amts- und weise Hubert Jedin in seinem „Lebens-
Wissenschaftssprache für die Katholi- bericht“8, in dem er keinen Zweifel an
sche Kirche noch einmal als verbindlich seiner Sorge über die nachkonziliaren
vorschrieb, war neben weiteren Entwicklungen, vor allem über die Be-
Stellungnahmen zugunsten des Idioms drohung der Liturgie ließ. Die anderen
der Römer und des mit ihm aufs engste Aspekte des päpstlichen Dokumentes,
zusammenhängenden Gregorianischen speziell die Bewahrung des Lateins als
Chorals Gegenstand heftigster Ausein- Liturgiesprache, werden von Pesch
andersetzungen zwischen progressisti- kaum thematisiert. Auf der anderen Sei-
schen und glaubenstreuen Kräften. Aus te suggeriert der Theologe, „Veterum sa-
Sicht der Neuerer ist der ganze Streit zu pientia“ sei lediglich zur Beruhigung
Beginn des II. Vatikanums jüngst aus- der konservativen Kurie verfaßt und
führlich dargestellt worden von Joseph von vornherein nicht als die Zukunft
A. Komonchak in seinem Beitrag „Der der Kirche angesehen worden. Verf.
Kampf für das Konzil während der Vor- weiß aus dem absolut zuverlässigen Be-
bereitung (1960-1962)“5. Komonchak richt eines Bischofs, dessen Namen er
gibt erfreulicherweise, wenn auch nur aus verständlichen Gründen nicht nen-
in vorsichtigen Andeutungen, zu, daß nen möchte, daß diese auf den ersten
es den auf Fortschritt Gesinnten keines- Blick ungeheuerliche Vermutung Peschs
wegs nur um die Abschaffung der alt- mit höchster Wahrscheinlichkeit leider
ehrwürdigen Sprache um ihrer selbst den wahren Verhältnissen sehr nahe
willen ging, sondern daß sie damit vor kommt.
allem weitgehende Ziele wie Stärkung Nach all dem, was wir gesagt haben,
der Landeskirchen gegenüber Rom, De- braucht es nicht zu verwundern, daß
mokratisierung, Inkulturation und Öku- nach einer Verordnung der Gottes-
menismus verfolgten.6 dienstkongregation bereits am 10. No-
17
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vember 1969 gestattet wurde, nunmehr Sogar eines der größten und erhaben-
auch auf die Zweisprachigkeit zu ver- sten Kulturgüter, das die Kirche als Er-
zichten und die Meßbücher nur in den be ihrer Tradition verwalten darf, den
Landessprachen herauszugeben.9 Ein noch vom Konzil aufs höchste gelobten
Jahr später mußte Rom sogar eine An- Gregorianischen Choral (SC 116), geist-
frage beantworten, welche Fälle vom gewirkte Auslegung der heiligen Texte
Gesetz für die Feier der lateinischen durch die Stimme des Menschen, war
Messe (wohlgemerkt der neuen!) mit man bereit dahinzugeben. Jenen Ver-
Gläubigen noch vorgesehen seien. In lust, den man in vollem Bewußtsein der
der Antwort, soweit sie die Weltkirche zukünftigen Entwicklung billigend in
betraf, zog sich der Vatikan nunmehr, Kauf nahm und der dann mit zur Ent-
im Unterschied zum erwähnten Doku- sakralisierung des Kultes, ja zur allge-
ment vom 29.6.1964, auf die Zuständig- meinen Säkularisierung beitragen soll-
keit der jeweiligen Diözesanbischöfe te, bezeichnete derselbe Nachfolger Pe-
zurück.10 Auf dem II. Vatikanum hatte tri einige Jahre später13 ebenso wie den
die Vorstellung, die ganze Messe könne Verzicht auf die Kultsprache als „ein
einmal in der Landessprache zelebriert Opfer von unschätzbarem Preis“. Müß-
werden, schallendes Gelächter in der te der Verfasser dieser Zeilen nicht auch
Konzilsaula ausgelöst11; nunmehr durf- gegenüber derartigen Hirten seiner Kir-
te man lediglich unter besonderen Um- che den geschuldeten Respekt wahren
ständen jene vor nur wenigen Jahren und könnte gleichsam als Außenstehen-
noch verlachte Gottesdienstform mei- der urteilen, so würde er nicht zögern,
den! hier von Barbarei zu sprechen.
Hier lagen aber nicht irgendwelche Schon als Erzbischof von Mailand
Machenschaften ultraprogressiver Krei- hatte Montini diese Linie verfolgt. In
se vor, wie man gelegentlich hört, son- seinem Fastenhirtenbrief vom Jahre
dern man muß um der wissenschaftli- 1958, in dem er in versteckter Form be-
chen Redlichkeit willen den Verant- reits eine Reihe von Zielen nannte, die
wortlichen unumwunden beim Namen er dann später bei der Liturgiereform
nennen: Papst Paul VI. hatte beispiels- verwirklichte – auf Einzelheiten können
weise bereits in einer Sonntags-Alloku- wir hier nicht eingehen – hatte er auf
tion vom 7. März 1965 mit ausdrückli- höchst subtile Weise das Latein als Kult-
chem Bezug auf den angeblichen Willen sprache angegriffen. Der entscheidende
des Konzils vom „Opfer der eigenen Satz lautete: „Das Hindernis (für eine
Sprache, des Lateins“ gesprochen, das aktive Teilnahme der Gläubigen an der
die Kirche nunmehr in ihrer Liturgie Messe, H-L B) ist nicht allein die lateini-
bringe. Er war sich, wie sein Lob dieses sche Sprache, die die Kirche aus ge-
wunderbaren Idioms zeigt, völlig des wichtigen Gründen beibehalten
hohen Gutes bewußt, auf das man ver- will...“14 Also stellt die lateinische Spra-
zichtete, „um bei allen anzukommen“ – che aber eben doch auch ihrerseits ein
so lautete die offizielle Rechtfertigung!12 Hindernis für die Frömmigkeit der Ka-
18
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tholiken dar! Aber einstweilen läßt man oder nur für ganz wenige angemessen
das Urteil der Kirche aus taktischen ist und die unser Volk nicht für die Teil-
Gründen insofern unangetastet, als man nahme am göttlichen Kult begeistert,
dem Lehramt wichtige Motive für seine sondern es ihm entfremdet.“16 Man
abweichende Entscheidung attestiert. sieht also ganz deutlich, wie falsch es
Ähnlich waren viele Vertreter der litur- wäre, die späteren „Reformen“ nur auf
gischen Bewegung vorgegangen: Hohes das Konto einzelner Prälaten, wie z.B.
Lob für das altehrwürdige Idiom der Annibale Bugninis, zu setzen, und Paul
Römer wurde geschickt mit Bedenken VI. hieran für unschuldig zu erklären.
gegen seinen Einsatz als heutiger Kult- Es ist überhaupt keine Frage, daß über
sprache verbunden. Ein Beispiel sei hier die durchaus nicht unwesentliche Frage
kurz vorgestellt. Anton Baumstark der Kultsprache hinaus der Montini-
schrieb in seinem weitverbreiteten Papst im wesentlichen den NOM von
Büchlein „Vom geschichtlichen Werden 1969 aktiv gefördert hat17 und für ihn
der Liturgie“15: „Es liegt auf der Hand, die Verantwortung vor Gott und der Ge-
wie viel an Würde und Hoheit die römi- schichte der Kirche trägt, wenn auch das
sche Liturgie selbst durch das einheitli- eine oder andere heute mit ihm verbun-
che Kleid der alten Römersprache ge- dene Element eher seinen Wünschen
winnt. Gleichwohl läßt sich nicht ver- widersprach18.
kennen, daß die Feier der Liturgie in ei- Seine Intervention gegen das Latein
ner toten, der Masse der Gläubigen un- in der Konzilsaula begründete Paul VI.
verständlichen Sprache die entscheiden- zu allem Überfluß auch noch mit dem-
de Schwierigkeit für die Erreichung des selben Argument, das man immer wie-
Endzieles der starken liturgischen Be- der in modernistischen Abhandlungen
wegung unsrer Tage bildet.“ lesen kann19; ganz Ähnliches trug er
Auf dem Konzil sollte Montini dann dann auch wieder im Jahre 1969 vor20:
seine Taktik schlagartig ändern. Hier Der hl. Paulus habe jeder unverständli-
ließ der mittlerweile von Johannes chen Sprache im Gottesdienst, also für
XXIII. zum Kardinal erhobene Mailän- unsere Zeit auch dem Lateinischen, eine
der Erzbischof seinem Ressentiment ge- Absage erteilt, indem er die Korinther
gen das liturgische Latein freien Lauf: mahnte: „In der Gemeinde will ich lie-
„Wenn wir wünschen, daß diese Ge- ber fünf Worte mit meinem Verstande
meinschaft (die der Christen ist ge- reden, um auch andere zu belehren, als
meint, H-L B) nicht unsere Gotteshäuser zehntausend Worte in einer (unver-
verläßt, sondern gerne dorthin geht, ständlichen) Sprache“ (1 Kor 14,19). Der
dort die Prägung für ein inneres Seelen- Völkerapostel wendet sich jedoch im
leben erhält und seinen Glauben in wür- Korintherbrief in Wahrheit lediglich ge-
diger Weise ausdrückt, dann muß man gen grundsätzlich unverständliches
auf kluge Weise, aber ohne Aufschub und damit die christliche Gemeinde
und Zögern das Hindernis der Sprache nicht erbauendes Sprechen, wie es im
beseitigen, die nicht verstanden wird Bereich des Zungenredens vorkam, kei-
19
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neswegs aber gegen den Gebrauch ei- 5 In: „Geschichte des Zweiten Vatikanischen Kon-
ner der ehrwürdigsten menschlichen zils“, hg. von Giuseppe Alberigo und Klaus Witt-
Sprachen, die ohne weiteres, und sei es stadt, Bd. I, Mainz-Leuven 1997, 242-256. Veter-
um sapientia ist abgedruckt in: AAS 54/1962, 129-
mit Hilfe von Übersetzungen, für jeder-
135.
mann zugänglich ist. Theologen, die
6 a.O. 255f.
Gegenteiliges behaupten, machen sich 7 Würzburg 1993, 82-85.
mindestens indirekt anheischig, der 8 Hg. von K. Repgen, 3. Aufl. Mainz 1988, 203.
Kirche zu unterstellen, sie habe Jahr- 9 Lengeling, Die neue Ordnung der Eucharistiefeier
hunderte lang in der Frage der Liturgie- 42.
sprache gegen die Hl. Schrift entschie- 10 Notitiae 6/1970, 104.
den. Und dies verficht man, obwohl das 11 So Alfons Maria Kardinal Stickler, Erinnerungen
Trienter Konzil ausdrücklich erklärt und Erfahrungen eines Konzilsperitus der Litur-
hatte: „Wer sagt, ... die Messe dürfe nur giekommission, in: Die heilige Liturgie, hg. von
in der Volkssprache gefeiert werden, ... Franz Breid,Steyr 1997, 178.
12 Insegnamenti di Paolo VI, III, Vatikanstadt 1965,
der sei mit dem Anathem belegt“ (DH
1131.
1759)!21
13 In der Allgemeinen Audienz vom 26. November
1969, auszugsweise abgedruckt bei Lengeling,
Die neue Ordnung der Eucharistiefeier 82f. Es ist
(Im Anmerkungsteil gekürzt entommen
also bestenfalls die halbe Wahrheit, wenn Msgr.
aus: Heinz-Lothar Barth, Die Mär vom Pablo Colino, Domkapellmeister von St. Peter im
antiken Kanon des Hippolytos. Unter- Vatikan, mit Blick auf das Choralbüchlein „Iubilate
suchungen zur Liturgiereform. Heraus- Deo“, das Paul VI. 1974 herausgab, im Papst ei-
gegeben von UNA VOCE Deutschland nen entschiedenen Befürworter der Choraltraditi-
e.V. Dieses Buch wird voraussichtlich ab on erblicken will (30 Tage 16,2/1998, 50,53).
März 1999 an den Schriftenständen der 14 Giovanni Battista Montini, Erziehung zur Liturgie –
Kapellen und Priorate der Priesterbru- Fastenhirtenbrief 1958, Nr. 34. Übersetzt und im
Auftrag des Liturgischen Instituts herausgegeben
derschaft erhältlich sein.)
von Ferdinand Kolbe, Münster 1963, Zitat S. 38.
Der Text wurde nicht ohne Grund zu Beginn des
Pontifikates Pauls VI. neu ediert, weil man, wie
Anmerkungen das Vorwort von J. Wagner signalisiert, hoffte,
1 Siehe LThK 12, 40. daß Montini nunmehr als Nachfolger Petri seine
2 Ebd. schon längst gehegten Neuerungsbestrebungen
3 Die anderen Bestimmungen des Konzils, die die in die Praxis umsetzen würde.
Einführung der Nationalsprachen in der Messe 15 Reihe „Ecclesia orans“, hrsg. von Abt Ildefons
förderten (besonders SC 39 und 40), sind kurz be- Herwegen, Bd. 10, 5. Aufl., Freiburg 1923, 100.
sprochen in: The New Dictionary of Sacramental 16 Congregatio generalis IV (22. Oktober 1962), Ac-
Worship, ed. by P.E. Fink SJ, Collegeville/Minne- ta synodalia Sacrosancti Concilii Oecumenici Va-
sota 1990, 651f. Vgl. auch Dictionnaire ency- ticani II, Vol. I, Pars I, Vatikanstadt 1970, 315.
clopédique de la liturgie, Brepols 1992, I 617f. 17 Siehe z.B. Johannes Wagner, Der Papst der Li-
4 Text abgedruckt bei: Herman Schmidt, Die Konsti- turgiereform – Zum Heimgang Papst Paul VI., in:
tution über die heilige Liturgie, Text – Vorge- Gottesdienst 12/1978, 129-131; Walter von Arx,
schichte – Kommentar, Freiburg/B. 1965, 258. Der Anteil Papst Paul VI. an der Liturgiereform
20
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des Zweiten Vatikanischen Konzils, Fuldaer 19 Siehe auch die Kritik von P. Caelestis Eichenseer,
Hochschulschriften Nr. 2, St. Ottilien 1987, 32 S. Cultus cultiorve sermo cottidianus, Vox Latina
Quellenkritisch ist zu diesem Beitrag zu bemer- 31,121/1995, 354 mit Anm. 5.
ken, daß sich von Arx überwiegend auf Zitate aus 20 Siehe oben Anm. 13.
Bugninis Werk zur Liturgiereform stützt. Es kann 21 Verf. hat jüngst noch einmal die wesentlichen Ar-
natürlich a priori nicht ganz ausgeschlossen wer- gumente für die Feier der hl. Messe im Idiom der
den, daß Bugnini das Votum des Papstes auch in Römer zusammengestellt: „Latein – Universale
solchen Einzelheiten der liturgischen Reform für Kultsprache der Katholischen Kirche“, in: Dem
sich vereinnahmte, in denen jener eher gezögert Schönen und Heiligen dienen, dem Bösen weh-
hatte oder gar ganz anderer Meinung gewesen ren, hg. von Norbert Esser, Sinzig 1997, 152-164.
war. StudDir a.D. Margarethe Kuppe zeigt ferner in ei-
18 Das gilt z.B. für die unselige Handkommunion, ner soeben erschienenen Kleinschrift mit dem Ti-
die Paul VI. entgegen dem, was Eckehard Kauf- tel „Latein – der absolute Glücksfall“ auf, wie eng
mann behauptete (Bugnini oder Paul VI.? Theo- die gesamte europäisch-christliche Kultur mit
logisches 28,3/1998, 157), nachweislich abgerun- Sprache und Denken der Römer verbunden ist
gen worden ist. Dies geht aus der Instruktion (Stuttgart 1998, 32 S.).
„Memoriale Domini“ (AAS 61/1969, 541-545) ein-
deutig hervor: In ihr warnte der Papst ausdrück-
lich vor den Gefahren der Handkommunion, ja er
berief sich für seine Befürchtungen sogar auf das
ablehnende Votum von mehr als Zweidrittel der
Mitglieder des Weltepiskopats. Und dann über-
ließ er es auf Druck progressiver Kreise doch den
nationalen Bischofskonferenzen, die Neuerung
zu gestatten! Offenbar sollte damit vor allem das
Ziel verfolgt werden, einen widergesetzlich einge-
führten Brauch nunmehr zu legalisieren. Bugnini
selbst führt detailliert auf, welche eigenen Beden-
ken Paul VI. auf dem Weg zu seinem Zugeständ-
nis zu überwinden hatte. (Die Liturgiereform, dt.
Ausgabe Freiburg/B. 1988, 673-694; weitere Ein-
zelheiten zu den Hintergründen der neuen Art der
Kommunionspendung und ihrer Einführung s.
Verf., UVK 25,4/1995, 199-201).
Doch hat es mit der Erlaubnis der Handkommuni-
on nicht sein Bewenden. Auch manche andere
Einzelheit der liturgischen Veränderungen waren
nicht von Paul VI. geplant worden. Durch die Aus-
sage Kardinal Journets wissen wir, daß Paul VI.
die berühmt-berüchtigte Definition der Messe in
der „Allgemeinen Einführung“ zum Neuen Meß-
buch von 1969 (Nr. 7, Erstfassung) absegnete,
ohne sie überhaupt gelesen zu haben – so sehr
vertraute er seinen „Fachleuten“! (30 Tage, Mai
1992, 37).
21
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 22

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Die kopernikanische Wende


Die Kirche und das neuzeitliche Wissenschaftsverständnis

Teil 2: Die philosphischen Grundlagen


von Robert Mildenberger

II. Philosophische Fragwürdigkeit

Wie erklärt es sich, daß die Kirche ei-


ne so große Zurückhaltung gegenüber
dem kopernikanischen Weltbild geübt
und es erst 1822 anerkannt hat?
1. Das Werk des Kopernikus blieb
hinter dem Anspruch zurück, die Ge-
stirnbewegungen in einer gediegeneren
und ihrer Gottesnähe entsprechenderen
Ordnung, als es das ptolemäische Welt-
bild vermochte, zu erklären. In der er-
sten Ausgabe von De revolutionibus,
aber auch schon im Autograph, findet
sich ein Schema des Planetensystems,
dessen optische Konzentrik eine Ein-
fachheit suggeriert, die dem im Text be-
schriebenen System fehlt (Abb. 1).
2. In Wahrheit ist die Erklärung des
Kopernikus ebenso kompliziert wie die
des Ptolemäus und trug übrigens nichts
zur Lösung praktischer Erfordernisse
bei, v.a. zur damals jahrzehntelang dis-
kutierten Kalenderreform27, die nach Abb. 1: Das Weltsystem des Kopernikus, von
geozentrischen Grundsätzen berechnet ihm selbst vereinfacht dargestellt.
und von Papst Gregor XIII. 1582 einge-
führt wurde. Ein schematischer Ver- München, macht die Schwierigkeiten,
gleich der astronomischen Auffassung
die man mit Kopernikus haben konnte,
des Ptolemäus mit der des Kopernikus,
1996 veröffentlicht in „Wandel des graphisch klar (Abb. 2).28
Weltbildes“ von Jürgen TEICHMANN, 3. Methodisch stellten weder Ko-
Professor am Deutschen Museum in pernikus noch der größte Astronom
22
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 23

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Abb. 2: Links das komplexe System des Kopernikus, rechts das komplexe System des Ptolemäus.

zwischen ihm und Kepler, Tycho Brahe, che Bewegung der Erde mußte die Erd-
eine Alternative zur ptolemäischen bewegung auf ein Koordinatensystem
Theorie dar. Kopernikus hatte eine rein außerhalb unseres Sonnensystems be-
spekulative Astronomie mit Mitteln der ziehen, um nicht nur Relativbewegun-
Antike (Armillarsphäre, Astrolabium) gen zwischen Erde und Sonne festzu-
und Meßwerten des Mittelalters (Alfon- halten. Das Koordinatensystem außer-
sinische Tafeln) getrieben. Auf dem To- halb aller Planetenbahnen sind natür-
tenbett soll er bedauert haben, nie den lich die Fixsterne. Bezüglich dieses Ko-
selten wahrnehmbaren Planeten Mer- ordinatensystems gibt es heute drei ver-
kur gesehen zu haben.29 TEICH- schiedene Beobachtungen, die für die
MANNs tabellarischer Vergleich der jährliche Erdbewegung sprechen: - die
Weltsysteme macht es deutlich Der me- Lichtaberration, - die Fixsternparallaxe,
thodische Durchbruch kam auch nicht - die Dopplerverschiebung in Stern-
mit Galilei30, sondern erst mit Newton. spektren im jährlichen Rhythmus der
TEICHMANN dazu an anderer Stelle: Erdbewegung. Sind sie eigentlich eine
„´Beweise’ für das heliozentrische Welt- endgültige Lösung des Problems im
bild, die unabhängig von der Newton’- Sinne eines eindeutigen ´Beweises’?
schen Gravitationskonstante waren, Nein: Man beobachtet nun natürlich
gab es bis nach 1700 nicht“ (Seite 113). Relativbewegungen Sterne–Erde und
Die folgende Passage spricht sehr für könnte sich – wenn man wollte – aus
TEICHMANNs Redlichkeit und die der heliozentrischen Schlinge ziehen,
weise Skepsis der Kirche: „Das gesuch- indem man entsprechende Sternbewe-
te ´Experimentum crucis’ für die jährli- gungen annimmt“ (Seite 113, Herv. v.
23
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 24

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Verf.). Paradox formuliert: Man könnte selbst unbewegten als auch ewigen Sein
nicht an das kopernikanische System verursacht werden muß“ (Met. 1073 a
zuverlässig glauben, wenn nicht die 24 - 34).
Kirche seit dem 19. Jh. die „moralische In der Metaphysik heißt es weiter:
Gewißheit“31 hätte, daß es so ist. „Die genaue Zahl der Bewegungen aber
4. Ein wichtiger Grund, weshalb die muß man allein aus derjenigen mathe-
Kirche an dem Bewahren des ptolemäi- matischen Disziplin ersehen, die der
schen Systems interessiert war, ist die Philosophie am nächsten steht: aus der
Bedeutung von Geozentrik und Astronomie; denn diese hat zum Ge-
Sphärenschema für das kosmologische genstand ihrer Erforschung ein sichtba-
Gottesargument, das von der Bewe- res, aber ewiges Sein, die anderen ma-
gung ausgeht. Der Astronomie kommt thematischen Disziplinen dagegen ha-
hier eine Schlüsselrolle zu, die sie, abge- ben es überhaupt nicht mit wirklichem
sehen von der Majestät ihres Gegen- Sein zu tun, z.B. die Zahlenlehre und
standes, zur Krone der Sieben freien Geometrie“ (1073 b 4 - 8).
Künste machte. In der Metaphysik des
Auch die berühmte Kernpassage aus
Aristoteles ist der Beweis a parte motus
dem Gottesargument des Aristoteles
eng mit Astronomie und Physik ver-
macht den Zusammenhang zwischen
knüpft:
Physik–Astronomie–Ontologie sicht-
„Der Ursprung nämlich und das Er- bar:
ste, was ist, ist unbewegt, sowohl an
Ortsbewegung ist aber die oberste
sich als auch mittelbar, und verursacht
Form des Wechsels, und von dieser die
die erste Bewegung, die ewig und eine
kreisförmige. In einer solchen bewegt
einzelne ist. Nun wissen wir: Was be-
nun dies Erste. Es ist also mit Notwen-
wegt wird, wird notwendig von etwas
digkeit seiend; und sofern mit Notwen-
bewegt und das erste Bewegende ist
digkeit, steht es mit ihm aufs beste –
notwendig an ihm selbst unbewegt,
und in dieser Weise ist es Ursprung. (...)
und die ewige Bewegung wird von et-
was Ewigem bewegt, und zwar diese ei- An einem solchen Ursprung hängt also
ne von dem einen Ewigen. Nun sehen der Himmel und die Erde“ (Met. 1072 b
wir aber doch neben der einfachen Be- 5 - 14).
wegung des Ganzen, die wir von dem Wenn die Gestirnbewegungen nun
ersten und unbewegten Sein verursacht auf einen anderen Punkt als die Erde
sein lassen, daß es noch andere Bewe- bezogen sind, verliert ihre Betrachtung
gungen gibt, auch ewige, nämlich die als Via analogica zum Ersten Prinzip
der Planeten (ewig und ohne Stillstand massiv an Erkenntniswert, denn ihre
ist ja der im Kreise laufende Körper – Kreisbewegung um den Betrachter und
darüber ist in der Physik der Nachweis somit die Kommensurabilität der Bewe-
gegeben worden). Dann ergibt sich aber gungen ist nur noch eine scheinbare.
mit Notwendigkeit, daß auch jede von Vollends unbrauchbar werden sie,
diesen Bewegungen von einem sowohl wenn wir den Himmelsraum als mon-
24
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 25

Verschiedenes

ströse und chaotische Nacht imaginie- fortkommen, daß wir annehmen, die
ren. Der Wandel der Astronomie zer- Gegenstände müssen sich nach unserem
reißt die alte Jakobsleiter des seelischen (sic!) Erkenntnis richten, welches so
Aufstiegs zu Gott durch Betrachtung schon besser mit der verlangten Mög-
des Sichtbaren. Er ist ein Triumph des lichkeit einer Erkenntnis derselben a
Nominalismus (s.u.), der sich nun auch priori zusammenstimmt, die über Ge-
in der Physik über seinen Feind Aristo- genstände, ehe sie uns gegeben werden,
teles überlegen fühlen durfte. Durch die etwas festsetzen soll. Es ist hiermit
rein mathematische Auffassung der Na- ebenso, als mit den ersten Gedanken des
tur, die seit Galilei üblich wurde, von Kopernikus bewandt, der, nachdem es
Aristoteles aber, wie das zweite Meta- mit der Erklärung der Himmelsbewe-
physik-Zitat zeigt, abgelehnt wird, weil gungen nicht gut fortgehen wollte,
Zahlen kein substantielles Sein haben, wenn er annahm, das ganze Sternen-
verliert sich die von Aristoteles als Rea- heer drehe sich um den Zuschauer, ver-
lität gedachte Bewegung in einer scha- suchte, ob es nicht besser gelingen
blonenhaften Abstraktion. Ferner verlie- möchte, wenn er den Zuschauer sich
ren mit der ebenfalls seit Galilei durch- drehen, und dagegen die Sterne in Ruhe
brechenden Ersetzung des Substanzbe- ließ.“32 Goethe lobt den Heliozentris-
griffs durch den Quantitätsbegriff die mus noch in seinem Todesjahr 1832 oh-
subrationalen Geschöpfe Würde, Wesen ne religiösen Respekt als die „größte, er-
und Sein. Für den Materie–Geist-Dua- habenste, folgenreichste Entdeckung,
lismus sind die Weichen gestellt. Die die der menschliche Geist je gemacht
Astronomie ist dann die autonome Ein- hat, wichtiger als die ganze Bibel.“33
zelwissenschaft ohne jeden Verweischa- Auch Nietzsche sieht im Kopernikanis-
rakter, die wir heute kennen. mus eine Weichenstellung, freilich zum
Nihilismus: „Seit Kopernikus scheint
D. Philosophische Tragweite der kopernika- der Mensch auf eine schiefe Ebene gera-
nischen These ten, – er rollt immer schneller nunmehr
aus dem Mittelpunkte weg – wohin? ins
Nichts?“34 Siegmund Freud urteilt über
I. Gab es überhaupt eine „kopernikanische die kopernikanische Wende in der ihm
Wende“? eigenen Weise: „Die zentrale Stellung
Ja, aber nur in der Optik, die uns das der Erde war ihm (scil. dem Menschen)
18. Jahrhundert aufgesetzt hat. Es war aber eine Gewähr für ihre herrschende
Immanuel Kant, der Kopernikus als Rolle im Weltall und schien in guter
Ahnvater der Wendung zum Subjekt Übereinstimmung mit seiner Neigung,
feierte: „Bisher nahm man an, alle unse- sich als Herrn dieser Welt zu fühlen. Die
re Erkenntnis müsse sich nach den Ge- Zerstörung dieser narzißtischen Illusion
genständen richten. (...) Man versuche ... (fügte der) menschliche(n) Eigenliebe
es daher einmal, ob wir nicht in den ihre erste, die kosmologische Kränkung
Aufgaben der Metaphysik damit besser (zu)“.35 Zwar berühren die hier aus dem
25
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Verschiedenes

großen Chor herausgegriffenen aufklä- kluge Herrscher sollten die Frechheit


rerischen und nachaufklärerischen Epo- der Geister zügeln!“39.
chendeuter mit Goethes Ausnahme alle Nun fand Kopernikus jedoch nicht
etwas Wahres, nur eines nicht: Im Früh- den von Melanchthon geforderten
jahr 1543, als Kopernikus sein Werk ver- Herrscher, der ihn zügelte. Der Papst,
öffentlichte und wenige Wochen darauf unter dem das Tridentinum einberufen
starb, trat kein „Bewußtseinswandel“ wurden, Paul III. (1534 - 49), der Wid-
ein. Der Kopernikus-Forscher Hans mungsträger von „De revolutionibus“,
Günter ZEKL: „Gedruckt wurden 1000 nahm es ohne Kritik auf.40 Pauls III.
Stück, in ansprechender Aufmachung, Aufgeschlossenheit gegenüber Wissen-
doch so voller Fehler, daß man nach zu- schaft und Kunst (Gönner Michelange-
sätzlichem Vergleich mit dem unterdes- los) ließen Kopernikus und seinen Kreis
sen, nach Copernicus’ Tode, auch zur auf eine wohlwollende Aufnahme hof-
Verfügung stehenden Autograph als- fen. Galilei spricht sogar, freilich nicht
bald in Form eines Doppelblatts ein ohne Absicht, von einer „guten Aufnah-
ausführliches Verzeichnis der Errata me“.41 – An der Universität Salamanca
nachreichen mußte, das indessen von gehörte die Beschäftigung mit Koperni-
einem modernen Herausgeber [Zeller kus zum Fach Astronomie, wie Walter
1949, d. Verf.] selbst als ‘schlampig ge- BRANDMÜLLER darlegt.42
arbeitet und reich an Fehlern’ charakte- Der Protestant und Kopernikaner Jo-
risiert wird. Mehr wurde zur Korrektur hannes Kepler war aus dem protestanti-
... nicht unternommen. (...) Die Wirkung schen Württemberg, wo seine Mutter
ist zunächst auch gering.“36 später als Hexe angeklagt wurde43, we-
Aufgrund ihres einseitigen Biblizis- gen seiner Ansichten vertrieben44 wor-
mus waren sich die untereinander ge- den und ging seinen Forschungen im
spaltenen Protestanten in der Ableh- Dienst der katholischen Kaiser Rudolf
nung der kopernikanischen Theorie ei- II. und Matthias I. nach.45
nig; so Calvin: „Wer wird es wagen, die Auf der anderen Seite war schon
Autorität von Kopernikus über die des 1520 das Werk eines italienischen Prie-
heiligen Geistes zu stellen?“37, Luther: sters namens Celio Calcagnini veröf-
„Der Narr will die gantze Kunst Astro- fentlicht worden, das auf einem niedri-
nomiae umbkeren. / Aber wie die heili- geren Erklärungsniveau dieselbe These
ge Schrift anzeiget / so hies Josua die vertrat, die Kopernikus berühmt ma-
Sonne stillstehen / und nicht das Erd- chen sollte. Es trug den Titel „Che il cie-
reich“38, und Melanchthon: „Es gibt da lo sta fermo e la terra si muove“ („Daß
Leute, die glauben, es sei ein hervorra- der Himmel fest steht und die Erde sich
gender Fortschritt, eine so absurde Be- bewegt“).46 Calcagnini blieb unbeach-
hauptung zu verfechten wie dieser sar- tet. Tycho Brahe hingegen, der erste ma-
matische Astronom, der die Erde be- thematisch exakte Astronom vor Kepler
wegt und die Sonne anheftet. Wahrlich, und wie dieser am Prager Kaiserhof
26
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Verschiedenes

Abb. 3: Der Holzschnitt des


Populärastronomen Flammarion,
der im 19. Jahrhundert lebte, ist
so geschickt gemacht, daß er bis
vor wenigen Jahren als Original-
holzschnitt aus dem
16. Jahrhundert galt.

tätig, hielt grundsätzlich am geozentri- am besten die geistesgeschichtliche Be-


schen Weltbild fest.47 Noch für das 18. deutung des Kopernikus wieder: Ko-
und 19. Jahrhundert, als die Kirche pernikus der Perspektivist. In De revolu-
längst Kopernikus anerkannt hatte, läßt tionibus findet sich eine Stelle, auf die
sich protestantischer Widerstand gegen Kant möglicherweise anspielt: „Jede in
die Heliozentrik belegen.48 Erscheinung tretende Ortsveränderung
Ein eindrucksvolles Zeugnis, wie nämlich findet statt entweder auf
stark im 19. Jh. das Bedürfnis war, den Grund von Bewegung des beobachte-
Zeitgenossen des Kopernikus eine Ah- ten Gegenstandes oder auf Grund sol-
nung der kopernikanischen Wende zu cher des Beobachtenden oder auf
unterstellen, ist die Tatsache, daß ein als Grund von – selbstverständlich unglei-
Inbegriff des frühneuzeitlichen Weltge- cher – Veränderungen beider ... . (...)
fühls geltender Holzschnitt (Abb. 3) Wenn man dagegen zugäbe, daß der
auch in seriösen Veröffentlichungen in Himmel von derlei Bewegung nichts an
die 30er Jahre des 16. Jhs. datiert wird, sich hat, sondern die Erde es ist, die sich
während er nur die gelungene histori- von Sonnenuntergang nach Sonnenauf-
stische Phantasie eines holländischen gang dreht: wenn jemand das, bezogen
Graphikers namens Camille Flammari- auf den bei Sonne, Mond und Sternen
on aus dem Jahr 1888 ist.49 erscheinenden Auf- und Untergang,
ernsthaft in die Betrachtung einbezöge,
II. Warum es dennoch eine „kopernikani- so wird er finden, daß das ein bestehen-
sche Wende“ gab der Tatbestand ist“ (I, 5; ZEKL a.a.O.
Das oben angeführte Zitat Kants aus 101).
der „Kritik der reinen Vernunft“ gibt Nun ist die Einbeziehung der Per-
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Verschiedenes

spektive des Betrachters in die Beobach- biet bloß in unserm subjektiven Den-
tung weder die Tat des Kopernikus ken, und darf derhalben keine objektive
noch die Kants, sondern ein Ergebnis Wirklichkeit zugetheilet werden“ (ib.
des spätmittelalterlichen Nominalis- 1002). Es ist interessant, daß die Vorar-
mus, der nicht das Sein, sondern das Er- beiter des neuen physischen Weltbildes
kennen zum Ausgangspunkt der Philo- Nominalisten waren, z.B. Pierre d’Ailly
sophie machte. Nach seinem Stand- (+ 1425, Kugelgestalt der Erde) und Ni-
punkt gehen unsere Begriffe nicht mehr kolaus von Oresme (+ 1382, Drehbewe-
auf ein essentielles, vorgegebenes Sein. gung der Erde). Vielleicht ist es ver-
Es gibt nur noch universalia post rem, al- früht, von diesen Philosophen als Sub-
so im Denken des einzelnen. Wilhelm jektivisten zu sprechen. Besser ist viel-
von Ockham (+ vor 1349), der „Fürst
leicht die Bezeichnung Perspektivisten.
der Nominalisten“ (princeps nominali-
Es ist merkwürdig, daß sich um die
um), lehrt über das universale: „Das, was
Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert
als erstes und direkt als universale be-
nicht nur der Nominalismus an den
zeichnet wird, ist nur ein Seiendes in
der Seele und besteht so nicht in der Sa- Universitäten ausbreitete, sondern auch
che“50). Der Neuscholastiker Albert die perspektivische Darstellung in der
Stöckl dazu kommentierend: „Das All- Malerei. Besonders zu nennen wäre hier
gemeine (bei Ockham) ist ausschließlich Giotto (1266 - 1337), der gewöhnlich als
in die Subjektivität zu verlegen; das All- Ausgangspunkt der modernen und
gemeine ist ein bloßes Produkt unseres Ver- Überwinder der byzantinisch-mittelal-
standes. In der objektiven Wirklichkeit terlichen Malerei verstanden wird.
gibt es kein Allgemeines, sondern nur
einzelnes“ (a.a.O. 1000). Solche (Fortsetzung folgt)
Grundsätze sind von den apriorischen
Anschauungs- und Verstandeskategori-
en Kants inhaltlich nicht weit entfernt.
In Ockhams Formulierung: „Die Gat- Anmerkung
tung (genus) ist keine außerhalb der
Seele bestehende Wirklichkeit (res), die 27 Schon Thema des V. Laterankonzils (Sitzung vom
sich auf das Wesen der Dinge bezieht, 1. Dez. 1514). Es spricht für Kopernikus’ astrono-
mische Kompetenz, daß er von einem Konzilsteil-
von denen es ausgesagt wird. Vielmehr
nehmer um ein Gutachten gebeten wurde. (Vgl.
ist es ein Gedanke (intentio) der Seele, der
ZEKL a.a.O. LXIV f. und Anm. 124)
von einer Vielheit von Dingen ausge-
28 Jürgen TEICHMANN, Wandel des Weltbildes.
sagt werden kann; freilich steht er nicht Astronomie, Physik und Meßtechnik in der Kultur-
für sich, sondern für die Dinge, die er geschichte, 3. Aufl. Stuttgart, Leipzig, Zürich
bezeichnet“ (Log. l. 1 c. 20, nach 1996, 75.
STÖCKL a.a.O. 1002, Anm. 3). Dazu 29 Nach: Mainzer Allgemeine Zeitung vom
STÖCKL: „So hat die Gliederung der 28.02.1998 in ihrer Meldung über die letztjährige
Dinge in Gattungen und Arten ihr Ge- 10tägige Merkursichtbarkeit Ende März.
28
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Verschiedenes

30 „A coup sûr, Galilé est loin d’avoir fourni les 44 „On sait que l’astronome protestant Képler dut
épreuves démonstratives“, Dictionnaire de Théo- quitter le Wurtemberg, sa patrie, à cause de ses
logie catholique Bd. 6b a.a.O. 1079. opinions coperniciennes“, Dictionnaire de Théolo-
31 „La théorie du mouvement de la terre autour du gie a.a.O. Bd. 6a, 1091.
soleil est aujourd’hui considerée comme morale- 45 Diese Bemerkung soll nicht darüber hinwegtäu-
ment certaine“, Dictionnaire de Théologie catholi- schen, daß Kepler seit 1619 auf dem Index stand
que Bd. 6b a.a.O. 1079. (Pietro REDONDI, Galilei, der Ketzer, München
32 Immanuel KANT, Vorrede zur zweiten Auflage 1989, 148), und daß das Mäzenat Rudolfs II. we-
(1787) der Kritik der reinen Vernunft, hsg. v. Ray- niger auf katholischer Gesinnung als auf einer bis
mund SCHMIDT, Hamburg 1993, 19f zur Regierungsunfähigkeit gehenden Duldsam-
33 Im Gespräch mit Kanzler Müller (1832), zitiert keit (1609 Religionsfreiheit für die böhmischen
nach: ZEKL a.a.O. LXXXIV. Protestanten) und Kunstliebe beruhte.
34 aus: Genealogie der Moral (1887), zit. nach: ZE- 46 BRANDMÜLLER a.a.O. 46.
KL a.a.O. LXXXIV 47 „Auch Tycho de Brahe ... wurde ... zur Entwick-
35 nach ZEKL a.a.O. LXXVII. lung eines eigenen Weltsystems bewogen, das
unter Wahrung des geozentrischen Prinzips eine
36 ZEKL a.a.O. LXXIV.
Verbesserung des Ptolemäus bringen sollte“,
36 Kommentar zur Genesis, zit. n. KIRCHHOFF BRANDMÜLLER a.a.O. 49. Detaillierter TEICH-
a.a.O. 145. MANN a.a.O. 112.
38 Tischrede vom 4. Juni 1539, zit. n. ZEKL a.a.O. 48 „Hier sei der Prediger an der Berliner Bethle-
LXIII. hems-Kirche, Pastor Gustav Knak, erwähnt, der
39 Brief an Burkhard Mithob (1541), zit. n. ZEKL noch im Jahre 1868 seine Attacken gegen Ko-
a.a.O. LXIII. Es darf freilich nicht unerwähnt blei- pernikus ritt“, BRANDMÜLLER a.a.O. 49; „En
ben, daß das anonyme Nachwort zur im prote- 1744, le pasteur Kohlreiff, curé de Ratzeburg,
stantischen Nürnberg erschienenen Erstausgabe préchait résolument que la théorie copernicienne
von „De revolutionibus“ vom Reformator dieser était une abominable invention du diable“, Dic-
Stadt, dem Pfarrer Andreas Osiander, verfaßt tionnaire de Théologie Bd. 6a a.a.O. 1092.
worden war (BRANDMÜLLER a.a.O. 47). 49 TEICHMANN a.a.O. 201.
40 Weder KLAUS a.a.O. 92 noch ZEKL a.a.O. 220 50 In l. sent. 1. dist. 2 qu. 7, G; zit. n. Albert Stöckl,
berichten von einer Reaktion. - Die Widmung an Geschichte der Philosophie des Mittelalters, Bd.
Paul III. war nach ZEKL a.a.O. 220 ein Vorschlag 4, Mainz 1864, 1000. ähnlich: Universale est in-
des mit Kopernikus eng befreundeten Bischofs tentio animae, nata praedicari de multis (Logica,
von Kulm, Tiedemann Giese. Der Sinn der Wid- l. 1. c 15, ib. 1001).
mung war die Unterschutzstellung der Schrift un-
ter die päpstliche Autorität (vgl. ZEKL a.a.O. 220).
41 „Bon acceuil“, Brief an Dini, nach Dictionnaire de
Théologie Catholique, Bd. 6b a.a.O. 1061.
42 „Didacus a Stunica, Doktor der Universität Sala-
manca, hatte 1584 in Toledo einen Kommentar
zum Hiob erscheinen lassen, in dem er die co-
pernicanische Theorie einfacher und einleuchten-
der als die ptolemäische genannt hatte“, ZEKL
a.a.O. XXV. Didacus wurde am 3.3.1616 zusam-
men mit Kopernikus auf den Index gesetzt.
43 Jürgen TEICHMANN, Wandel des Weltbildes, 3.
Auflage Stuttgart, Leipzig, Zürich 1996, 88.
29
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Fortschritt der Religion – ein Fort-Schritt?


Internationale Verflechtungen der Fokolarbewegung

Teil 1
von Dr. Regina Hinrichs

Wie Chiara Lubich bei der ökumeni- Des weiteren sind die Gen Rosso und
schen Versammlung in Graz im Som- die Gen Verde zu erwähnen, nämlich
mer 97 sagte, gehören zu der 1943 ge- die männliche und die weibliche Mu-
gründeten Fokolar-Bewegung über sikgruppe der Fokolare; und schließlich
90 000 feste Mitglieder; hinzu kommen die Gen-S, die Seminaristen, denn die
über 2 Millionen Menschen in über 180 Fokolar-Bewegung verfügt über eigene
Ländern, die mit ihr in Verbindung ste- Ausbildungsstätten für Priester. Nicht
hen. Chiara Lubichs monatliches ‘Wort ohne Grund spricht die Gründerin von
des Lebens’, ein Kommentar der Grün- ‘unseren’ Theologen und ‘unserer’
derin zu einer Bibelstelle, wird in 84 Theologie – wir werden auf diese Punk-
Sprachen übersetzt. Des weiteren te zurückzukommen haben.
gehören zu der Bewegung 27 Verlage. In regelmäßigen Abständen stattfin-
Es gibt zahlreiche Formen der Zu- dende Gen-Feste, die Sommer-Treffen,
gehörigkeit: von einer verbindlichen die sog. Mariapoli, und monatliche
Lebensform in kleinen Gemeinschaften, weltweite Telephonkonferenzen sorgen
deren Mitglieder nach den evangeli- für den Zusammenhalt dieses weitver-
schen Räten zölibatär leben, über ver- zweigten Organismus; sie geben geistli-
heiratete Fokolarine, die ebenfalls die che Impulse und verbreiten Nachrich-
Gelübde ablegen bis hin zur freiwilligen ten aus der Bewegung. Außerdem gibt
Mitarbeit in einer der offenen Bewegun- es die festen Siedlungen – heute insge-
gen. So entstand 1956 die Bewegung der samt 19 – wie das 1964 entstandene
Freiwilligen, d.h. der Laien ohne äußere Loppiano bei Florenz, zu dem weitere
Verpflichtungen, eine Bewegung, aus Siedlungen in der Schweiz, in Deutsch-
der wiederum die Bewegung für eine land, in Afrika, den USA, in Argentinien
neue Gesellschaft entstand. Aus dieser und auf den Philippinen hinzugekom-
erwuchs das Internationale Büro für men sind.
Wirtschaft und Arbeit, das Beraterstatus So ist in rund 50 Jahren ein beachtli-
bei der UNO genießt. ches weltumspannendes Werk entstan-
Daneben müssen die verschiedenen den, das sich bis auf den heutigen Tag
Gen-Bewegungen (von ital. generatio- ständig weiter ausbreitet und sich der
ne) genannt werden: die der jungen Er- Unterstützung durch zahlreiche Diöze-
wachsenen, die der Jugendlichen und sanpriester, Ordensleute, Bischöfe, Kar-
die der Kinder, die alle mit dem Zusatz dinäle und durch den Papst erfreuen
versehen sind: ‘für eine geeinte Welt’. kann. Die Wertschätzung, die der Hl.
30
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 31

Verschiedenes

Vater der Fokolar-Bewegung entgegen- ‘Magna Charta’ unseres neuen Lebens


bringt, zeigt sich z.B. in der Tatsache, sein.“1
daß er die Audienzhalle in Castelgan- „Das Fokolar ist“, so sagt Chiara Lu-
dolfo dieser Bewegung zur ausschließli- bich, „eine kleine Gemeinschaft mitten
chen Nutzung zur Verfügung stellte. in der Welt. Die Fokolare bzw. die Foko-
Nachdem wir in kurzen Zügen den larinnen unterscheiden sich nicht von
äußeren Aufbau dieses Werkes Mariens der Welt, kleiden sich und arbeiten wie
– so der offizielle Name der Bewegung – die anderen. Und doch ist diese Ge-
skizziert haben, wollen wir uns nun der meinschaft etwas Besonderes, denn sie
Frage zuwenden, auf welchen Grundla- besteht aus Menschen, die ‘die Welt’
gen dieses in der Tat beeindruckende verlassen haben, ihre Heimat, ihre Fami-
Werk errichtet worden ist. Welches sind lie, ihre Arbeit, um ihr Leben für die
die geistigen bzw. geistlichen Funda- Einheit in der Welt einzusetzen.“2
mente, die die Basis dieser Bewegung Welche Einheit ist gemeint? Worauf
bilden? beruht sie? In einer Telephonkonferenz
Es sind drei Grundgedanken, die für definiert Chiara Lubich die Einheit fol-
Chiara Lubichs Werk richtungweisend gendermaßen: „Einheit ist das, was aus
sind: der gemeinsamen Suche nach ein und
1) Jesu Bitte: ut unum sint; derselben leuchtenden Wahrheit folgt.“3
2) seine Verheißung: wo zwei oder drei Fundament der Einheit ist also nicht
in meinem Namen versammelt sind, die eine bestimmte Gruppe von Men-
da bin ich mitten unter ihnen, und schen verbindende Grundüberzeugung,
3) die Verlassenheit Jesu am Kreuz, die die geoffenbarte Wahrheit, auf die diese
in seinem Schrei ‘Mein Gott, mein Menschen im Glauben antworten, son-
Gott, warum hast du mich verlas- dern etwas anderes. Was die Gründerin
sen?’ zum Ausdruck kommt. der Fokolar-Bewegung unter Einheit
Diese drei Punkte sind aufs engste versteht und was u.E. einen Schlüssel
miteinander verknüpft durch den Ge- zum Verständnis der Tatsache, daß ihre
danken der Einheit: „In einem Luft- Bewegung sich weltweit ausbreiten
schutzbunker, den nur eine Kerze er- konnte, liefert, wird deutlich in der
hellte, lasen wir eines Tages im Evange- Schilderung dessen, was sie nach der
lium. In besonderer Weise fühlten wir Verleihung des Templeton-Preises in
uns angezogen vom Gebet Jesu um die London erlebte:
Einheit, wie es das Johannesevangelium „Nach meiner Rede in der Guildhall
überliefert. Wir lasen es von Anfang bis in London schienen mir alle Anwesen-
Ende und waren selbst verwundert, daß den – sie gehörten verschiedenen Reli-
uns diese Worte nicht mehr so schwierig gionen an – eins zu sein. Ich fragte mich:
erschienen; ja, wir hatten den Eindruck, Woran hat das wohl gelegen? Vielleicht
sie ein wenig zu verstehen. Schon da- daran, daß fast alle an Gott glaubten
mals wurde uns klar: Das wird die und er uns in diesem Moment sozusa-
31
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 32

Verschiedenes

gen alle umfangen hat? Als ich hinaus- ke, an der Einheit unter den Religionen
ging, kamen als erste ausgerechnet An- mitzuarbeiten, nimmt deutliche Gestalt
gehörige anderer Religionen auf mich an.
zu: Ein Mönch aus Tibet sagte mir, er Wie kann diese als weltumspannend
werde sofort dem Dalai Lama in Indien
gefaßte Einheit erreicht werden? Die
schreiben, damit er sich unverzüglich
hier angezielte Einheit entsteht und be-
mit mir in Verbindung setze. Vier Juden
steht im Sich-Eins-Machen mit den Brü-
sagten mir mit großer Freude, daß das
Alte Testament im Grunde der Stamm dern. Sich-Eins-Machen bedeutet:
ist, auf den das Neue Testament aufge- zuhören, sich für die Angelegenheiten
pfropft ist. Sie schienen sagen zu wol- des anderen interessieren, ihm zustim-
len, daß auch die Entwicklung unserer men, ihn in seinem Geschmack bestär-
Bewegung auf diesem Stamm gründet. ken, enge Freundschaft schließen. Die-
Danach kamen Sikhs, Hindus und an- ses Sich-Eins-Machen bedeutet aber
dere.“4 noch mehr: „sich die verschiedenen, oft
Dieses hier geschilderte Erlebnis so reichen Kulturen, die manchmal tau-
deutet Chiara Lubich dahingehend, daß sendjährigen Traditionen, ganz zu eigen
in jenem Augenblick Jesu Gebet ‘ut un- zu machen und in ihnen den Keim der
um sint’ Wirklichkeit geworden sei: Frohen Botschaft aufgehen zu lassen.“ –
„Auch wenn wir verschiedenen Religi- so Chiara Lubich in ihrer Ansprache
onsgemeinschaften angehörten, wir wa- ‘Der Priester heute’, in der sie u.a. aus-
ren eins geworden... Vielleicht weil alle führt, der Priester von heute müsse in
an Gott glaubten und er uns in diesem erster Linie ein Mann des Dialogs sein.
Augenblick gewissermaßen alle um- Da die Einheit der Wille Gottes ist
gab.“5 Der erstaunte Christ fragt sich al-
(Jesu Gebet: ut unum sint!), da die Fo-
lerdings: wie ist es möglich, daß die an-
kolar-Bewegung an der Verwirklichung
wesenden Christen, buddhistischen Ti-
dieser Einheit arbeitet, ist sie im Namen
beter, Juden, Hindus und Sikhs alle an
Jesu tätig – und so kann Chiara Lubich
Gott glauben? An welchen Gott? Der
dreifaltige Gott, den Christen bekennen, auf Jesu Wort verweisen: wo zwei oder
kann es wohl nicht sein. drei in meinem Namen versammelt
sind, da bin ich mitten unter ihnen, und
Von dieser Erfahrung in London
sie kann konsequenterweise die Schluß-
ausgehend, greift die Fokolar-Bewe-
gung immer weiter über die engen folgerung ziehen: dieses eben zitierte
Grenzen der Konfessionen hinaus, ja Wort Jesu ist „für die Bewegung die
auch über die des Christentums, wie es Norm der Normen, das, was absolut
ja schon angedeutet wurde. Chiara Lu- Vorrang hat: die Gegenwart Christi un-
bich zeigt sich besonders beeindruckt ter uns. So bekommt die göttliche Brü-
von der Tatsache, daß nach dieser Rede derlichkeit, die Jesus für die ganze
in London Buddhisten, Juden, Sikhs sie Menschheit auf die Erde gebracht hat,
ansprachen, sie einluden – der Gedan- Sinn und Leben.“6
32
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 33

Verschiedenes

Jesus ist in unserer Mitte, so sagt sie,


wenn wir die gegenseitige Liebe, die
sein Wille ist, verwirklichen: sie schafft
die Einheit; und so ist Jesus „eine enor-
me Hilfe für eine lebendige Ökume-
ne.“7 Mit seiner Hilfe, so führt sie aus,
finden wir die Brüderlichkeit wieder,
die das gegenseitige Verstehen erleich-
tert und jahrhundertealte Vorurteile zu-
nichte macht.8
Damit kommen wir zum dritten
Grundpfeiler der Spiritualität der Foko-
lare, dem Kreuz, genauerhin der Verlas-
senheit Jesu am Kreuz. Den Schrei, den
der Herr in seiner Todesstunde aus-
stößt, deutet sie folgendermaßen:
„Durch ihn, durch seinen Schrei kön-
nen wir uns über die vielen Wunden,
Trennungen und Spaltungen hinaus für
die Wiederherstellung der Einheit der
Kirche engagieren. Durch ihn haben
wir zahlreiche Kirchen und Bekenntnis-
se kennengelernt, ihre Besonderheiten
erfaßt und sie schätzen gelernt; wir
fühlen uns als Geschwister, verbunden Chiara Lubich mit Papst Johannes Paul II. bei
durch die Taufe und die gegenseitige einem sog. Gen-Fest
Liebe.“9 log ist der Weg, und zwar nicht nur der
Glaubensspaltungen beruhen, so ha- interkonfessionelle, sondern, da wir es
ben wir gesehen, auf Vorurteilen, auf ja mit einer über die Grenzen des Chri-
der Verschiedenartigkeit der Mentalitä- stentums hinausreichenden Bewegung
ten und der kulturellen Prägung.10 zu tun haben, der interreligiöse Dialog.
Folglich ist der Weg, der aus diesen In den internationalen Organisatio-
schmerzlichen Differenzen und Spal- nen und Gremien, denen dieser Dialog
tungen herausführt, der Dialog, nicht am Herzen liegt, nimmt Chiara Lubich
die Mission, die sich dem Auftrag Chri- seit langem einen hervorragenden Platz
sti verpflichtet weiß: gehet hin in alle ein. Wir müssen uns daher nun dieser
Welt und lehret alle Völker, d.h. verkün- Frau im Hinblick auf die großen inter-
det ihnen die geoffenbarte Wahrheit nationalen Anerkennungen, die sie im
und befreit sie von den Irrtümern, in Laufe ihres Lebens erhalten hat, zuwen-
denen sie befangen sind – nein: der Dia- den.
33
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Verschiedenes

Die Preise, die Chiara Lubich verlie- ter ‘Fortschritt in der Religion’ zu ver-
hen wurden, sind zahlreich und zeugen stehen sei, sagt der Prospekt der Tem-
von der hohen Anerkennung, die ihr pleton-Gesellschaft recht deutlich, näm-
von vielen Seiten zuteil wird: lich: wie es in jedem anderen Bereich
1977 Templeton-Preis menschlicher Erfahrung und menschli-
chen Bemühens einen Fortschritt gibt,
1988 Preis zum Augsburger Friedens-
so auch auf dem Gebiet der Religion.
fest
Wie wir in anderen Disziplinen ein
1996 Verleihung der Ehrendoktorwür- sich ständig beschleunigendes Voran-
de der katholischen Universität schreiten zu verzeichnen haben, so muß
Lublin es auch in der Religion sein: ein sich er-
1997 Preis für Friedenserziehung der weiterndes Universum erfordert ein
UNESCO und Verleihung der Eh- entsprechend erweitertes Bewußtsein
rendoktorwürde der katholischen der geistigen Dimension und Fähigkei-
Universität von Manila, Taipeh ten, die dem Menschen zur Verfügung
und Bangkok stehen. Daher liegt die Absicht bei der
Hand in Hand mit der internationa- Preisvergabe darin, das Bemühen um
len Würdigung dieser Frau geht die weiterreichendes Verständnis und Pio-
wachsende internationale Anerken- nierleistungen im Bereich des religiösen
nung der Fokolar-Bewegung und deren Wissens zu ermutigen, und dies mit
Einbeziehung in Organisationen, mit dem Ziel, auf diese Weise ein vertieftes
denen eine Zusammenarbeit offenbar geistliches Bewußtsein zu fördern sowie
möglich oder wünschenswert ist. ein besseres Verständnis dessen, was
der Sinn des Lebens ist, Hingabe und
An erster Stelle soll hier der 1972 Liebe anzuregen, das Leben des Men-
von Sir John Templeton gestiftete Tem- schen immer mehr mit dem Willen
pleton-Preis, der seit 1973 jedes Jahr ver- Gottes in Übereinstimmung zu bringen
liehen wird und mit mehr als 1 Million und so neue und schöpferische Energi-
Dollar der am höchsten dotierte Preis en für das Zusammenleben der Men-
der Welt ist, vorgestellt werden. Zu den schen freizusetzen.
bisherigen Preisträgern gehören Mutter
Synkretismus – der Versuch, vonein-
Teresa, Roger Schutz, Kardinal Suenens,
ander abweichende Glaubensüberzeu-
C.F. v. Weizsäcker, ein Buddhist, ein gungen miteinander zu verbinden und
Moslem, ein Rabbiner, ein Hindu und zu versöhnen – soll ausdrücklich ver-
eben auch Chiara Lubich. mieden werden. Der Preis will vielmehr
Sir John stiftete seinen Preis als Ge- die Verschiedenartigkeit der Religionen
genstück zum Nobelpreis. Wie dieser unterstreichen und Verständnis für die
den Fortschritt auf dem Gebiet der Na- Vielfalt religiöser Überzeugungen und
turwissenschaften würdigt, so will jener Ausdrucksformen wecken. Daher hat
den Fortschritt auf dem Gebiet der Reli- Toleranz einen hohen Stellenwert. Ver-
gion anerkennen und fördern. Was un- ständnis für Religion im Sinne von
34
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 35

Verschiedenes

re-ligio zu wecken ist Sir Johns Anlie- Einzelnen: – Da fragt man sich denn
gen. doch voll Staunen, wie auf dem offenbar
Die Frage nach Wahrheit oder Irrtum so steinigen Boden der Kirche bis in die-
stellt sich nicht. Es geht vielmehr dar- se 50er Jahre hinein eine solche Fülle
um, den Menschen zu helfen, die „Un- von Heiligengestalten, eine wahre Wol-
endlichkeit des universalen Geistes“11 ke von Zeugen, wachsen konnte!
zu erkennen sowie die Vielfalt der We- Das neue Gebot, das im Zentrum der
ge, auf denen der Schöpfer sich Men- Fokolar-Bewegung steht, ‘liebet einan-
schen offenbart. Ob hier ein nach christ- der’, erstreckt sich auf alle Menschen,
lichem Verständnis persönlicher Gott fährt der Templeton-Text fort; das Wort
gemeint ist, bleibt offen, denn wenige Pius XII., das 20. Jahrhundert sei das
Zeilen später ist die Rede von ‘dem Jahrhundert des mystischen Leibes
Göttlichen’ (the Divine) – die Vermu- Christi, wird in diesem Zusammenhang
tung liegt nahe, daß hier wohl eher der angeführt, da es als die Ausbreitung der
Allmächtige Baumeister aller Welten im gegenseitigen Liebe verstanden wird.
Spiel ist. Wenn wir entsprechend leben, so wird
Warum wurde Chiara Lubich wür- gesagt, bedeute es gegenseitige Achtung
dig befunden, den Templeton-Preis zu zwischen Staaten und Völkern, Vermin-
bekommen? Was bewog die Juroren, derung der Angst voreinander und die
diese Entscheidung zu treffen? Die Ver- Überwindung von Schranken. Des wei-
öffentlichung der Templeton-Stiftung teren wird lobend hervorgehoben,
über Chiara Lubich hebt hervor, die Fo- Chiara Lubich und ihre Tätigkeit stehen
kolar-Bewegung habe der Welt deutlich im Dienst der Kirche und des Öku-
gemacht, daß es heute nicht mehr aus- menismus.
reiche, einer institutionalisierten Kirche Uns erscheinen die hier hervorgeho-
anzugehören. Während – so wörtlich! – benen Werte als sehr fragwürdig, be-
die Profis der 50er Jahre die Kirche als zeichnen sie doch eben jene Tendenzen
Corpus Christi mysticum bezeichneten, und Umwertungen, deren wachsenden
besteht der Fortschritt darin, daß jetzt Einfluß in der Kirche wir als eher zer-
vom ‘Volk Gottes’ gesprochen wird und störerisch denn als aufbauend erleben.
daß die Erfahrung, daß Christus das Le- Es ist daher zu fragen: hat Chiara Lu-
ben des Einzelnen ändern kann, hervor- bich den Preis tatsächlich verdient oder
gehoben wird – genau dies sei das hat man sie und ihre Intention vielleicht
Kennzeichen der Fokolar-Bewegung. mißverstanden und umgedeutet?
Ein weiterer Fortschritt – wir folgen Hören wir daher Chiara Lubich
der Templeton-Veröffentlichung – liegt selbst und was sie zu den Themen ‘neue
in der neuen Akzentuierung der Spiritu- Sicht der Kirche’ und ‘Ökumenismus’
alität: sie sei nicht länger traditionell un- zu sagen hat.
persönlich und abstrakt, sondern basie- In ihrer Dankansprache nach der
re auf der persönlichen Erfahrung des Preisverleihung geht sie ausführlich auf
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Verschiedenes

die Ausdehnung ihres Werkes über die die Welt gekommen, um für die Wahr-
Grenzen der Kirche, ja über die Grenzen heit Zeugnis abzulegen“; die Warnung
des Christentums hinaus ein. Sie er- vor falschen Propheten, die Verurtei-
wähnt die Juden, mit denen uns die Of- lung des Götzendienstes, der Hinweis
fenbarung in gewisser Hinsicht verbin- auf Christus als den Eckstein, an dem
det; bei den Moslems hebt sie mit Be- sich die Geister scheiden und unzählige
wunderung deren beharrliches Festhal- andere.
ten an der Religion hervor; bei den Hin- Das große Ziel, das sich die Fokolar-
dus betont sie den Vorrang der Liebe: Bewegung gesteckt hat, ist – wir sahen
„Wir lieben sie so wie sie sind“, sagt sie, es bereits – die Einheit, und zwar die
„und wir suchen gemeinsam die Wahr-
Einheit unter den Christen, dann, wei-
heiten, die uns am meisten verbinden,
ter ausgreifend, die Einheit unter den
um sie gemeinsam zu leben und um un-
Religionen, und schließlich die Einheit
sere Erfahrungen auszutauschen in un-
der ganzen Menschheit. In der Mitar-
serem Einsatz für Gott und die Brü-
beit an der Verwirklichung dieser Ein-
der.“12 In Anlehnung an die schon ge-
heit sieht Chiara Lubich die Erfüllung
nannten Gen-Bewegungen, so fährt sie
des Willens Gottes, denn, so sagt sie:
fort, nennen sich die mit der Fokolar-
„Jesus ist auf die Erde gekommen, da-
Bewegung verbundenen Andersgläubi-
mit alle eins seien. Am Kreuz, in der
gen ‘Moslem-Gen’, ‘Buddhisten-Gen’
usw. Verlassenheit, hat er dafür sein Leben
gegeben. Wir wollen jetzt dabei helfen,
Die Tatsache, daß Anhänger dieser dies zu verwirklichen: das Werk Mari-
Religionen völlig verschiedene Gottes-
ens hat sich die Einheit aller Menschen
bilder und demzufolge auch ebenso
zu seiner besonderen Aufgabe ge-
verschiedene Auffassungen vom Men-
macht.“14
schen, von Leben und Tod, von Aufer-
stehung oder Reinkarnation haben – Folgerichtig besteht die ökumeni-
um nur einige Punkte zu nennen – die- sche Arbeit der Fokolar-Bewegung „in
se Tatsache spielt offensichtlich keine der Schulung und Sensibilisierung der
oder nur eine untergeordnete Rolle. Katholiken für die Einheit der Christen
Nur die Liebe zählt, sagt Chiara Lubich, sowie in der geschwisterlichen Gemein-
und das Bemühen darum, an einer Welt schaft mit Christen, die anderen Kir-
der Liebe mitzuarbeiten.13 chen angehören.“15 Ebenso folgerichtig
Das Evangelium zu leben ist Chiara ist, daß die Fokolar-Bewegung auch den
Lubichs Anliegen; aber an einem Punkt Angehörigen anderer Religionen offen-
wie diesem muß doch die Frage erlaubt steht.
sein, wie selektiv dieses Evangelium Ganz im Sinne dessen, was die Tem-
hier gelebt wird. Welchen Stellenwert pleton-Stiftung über den gewandelten
haben Aussagen Jesu wie diese: „Ich bin Kirchenbegriff sagt, äußert sich Chiara
nicht gekommen, den Frieden zu brin- Lubich und bestätigt damit, daß man
gen, sondern das Schwert“; „ich bin in ihr mit Recht diesen Preis zuerkannt
36
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hat. Auch sie ist der Ansicht, die Kirche beiführen: „Jede Kirche ist im Lauf der
habe mit dem Zweiten Vatikanischen Jahrhunderte gewissermaßen in sich
Konzil einen großen Schritt nach vorn selbst erstarrt aufgrund des Umsichgrei-
getan, wofür sie zahlreiche Anzeichen fens von Gleichgültigkeit, mangelndem
sieht: die Kollegialität und den Vorrang Verständnis, wenn nicht sogar Haß ge-
der Liebe. Sie bekennt sich klar und ein- genüber den anderen Kirchen. In jeder
deutig – so in ihrer Rede bei der öku- braucht es ein Mehr an Liebe; ein Strom
menischen Versammlung in Graz im Ju- der Liebe müßte die Christenheit erfas-
ni 1997 – zu der einen und einzigen Kir- sen... Eine Liebe, die dazu führt, alles
che, die Christus gestiftet hat, aber, so gemeinsam zu haben, jeder ein Ge-
fügt sie hinzu: „Hier tritt m.E. die fun- schenk für die anderen zu sein.“17
damentale Bedeutung der Ekklesiologie Auch hier wird die Frage nach der
zutage. Doch um welche Ekklesiologie Wahrheit nicht gestellt; die eine Kirche,
handelt es sich da?“16 an deren Errichtung es mitzuarbeiten
Auf Kardinal Willebrands, der bei gilt, ist also nicht die una sancta catholi-
der Verleihung des Templeton-Preises ca Ecclesia, die in der Einheit mit sich
an sie das Wort ergriffen hatte, anspie- selbst, in der Einheit ihrer Lehre und ih-
lend, erläutert sie, daß die Vertiefung ei- res Kultes bis auf den heutigen Tag be-
ner Ekklesiologie der Communio die steht, sondern: „Man könnte sich die
große Chance für die Ökumene der Zu- Kirche der Zukunft so vorstellen, daß
kunft sei; die Bemühungen um die Ein- die Wahrheit nur eine einzige ist, sich
heit der Kirche, sagt sie, müssen von aber auf verschiedene Weise ausdrückt,
dieser Ekklesiologie ausgehen. Aus die- unter verschiedenen Blickwinkeln er-
sem Grund sind, so fährt sie fort, der schlossen wird und in einer Vielfalt von
Ökumenische Rat der Kirchen und an- Deutungen ihren ganzen Reichtum an
dere Institutionen auf der Suche nach ei- den Tag legt.“18
ner ökumenischen Spiritualität. Spal- Um diese Vision von Kirche zu ver-
tungen, die die Kirche im Lauf der letz- wirklichen, bedarf es, so führt sie aus,
ten 2000 Jahre erschüttert haben, be- eines weitgefaßten Dialogs, der das
zeichnet sie als „Meinungsverschieden- ganze Volk Gottes einschließt: „Dieser
heiten“, die auf einen Mangel an Liebe Dialog bewirkt, daß das große, den
der Christen untereinander zurückzu- Christen gemeinsame Erbe... noch mehr
führen sind. entdeckt, geschätzt und bewußter von
Wie alle Christen beklagt auch sie die allen gemeinsam gelebt wird. Dieses ei-
Spaltung, die dem ausdrücklichen Wil- ne Volk, das sich hier und dort bereits
len Jesu ’ut unum sint’ zuwiderläuft. abzeichnet, wünschen wir uns überall,
Und da sie einen Mangel an Liebe als wo eine Kirche besteht.“19
Ursache dieser Spaltung betrachtet, An diesem Punkt, bei der Schaffung
könnte also ein Mehr an Liebe die verlo- der Kirche von morgen, hat die Fokolar-
rengegangene Einheit wieder her- Bewegung ihren Platz, ihre Aufgabe: ex-
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Verschiedenes

emplarisch lebt sie vor, was es weltweit der sagte, wir Katholiken haben das
noch zu schaffen gilt. Angehörige von große Glück, der Diktatur des Zeit-
rund 500 Kirchen, sagt Chiara Lubich, gemäßen enthoben zu sein!
lassen ihr Leben von dem in der Bewe-
gung gelebten Charisma prägen. Um es (Fortsetzung folgt)
noch einmal hervorzuheben: es geht
hier keineswegs nur um die Einheit un-
ter den Christen, sondern um eine viel Anmerkungen
weiter gefaßte Einheit, zu deren Schaf- 1 Wo Zwei oder Drei... Die Fokolar-Bewegung; Ent-
fung der Dialog mit Angehörigen ande- stehung – Spiritualität – Initiativen, 4. Aufl. Mün-
rer Religionen höchst hilfreich ist. chen 1992, S. 14
2 Chiara Lubich, Gespräche mit der Gründerin der
Bezugnehmend auf das Werk Mari- Fokolar-Bewegung, Verlag Neue Stadt. 2. Aufl.
ens spricht sie (bei der Verleihung der München 1988, S. 36
Ehrendoktorwürde der Universität Ma- 3 Gordon Urquhard, Im Namen des Papstes, Droe-
nila) von unserer Doktrin, unseren Theo- mer Knaur, München 1995, S. 52
logen: wie aus der Erfahrung eines hl. 4 Chiara Lubich, Die Welt wird Eins, Neue Stadt
Franz von Assisi eine neue Doktrin er- München, 2. Aufl. 1992, S. 22
wuchs, wie Thomas von Aquin nicht 5 Chiara Lubich, Gespräche..., S. 25
der doctor communis ist, sondern auch 6 a.a.O., S. 59
7 a.a.O., S. 60
der Theologe seines Ordens, so sieht sie
8 a.a.O., S. 60
heute die Aufgabe ihrer Theologie dar-
9 C. Lubich, Die Welt wird Eins, S. 118
in, das der Fokolar-Bewegung eigene
10 a.a.O., S. 118
Charisma der Einheit in die Gesamtkir- 11 „the infinity of the Universal Spirit“, Second Bro-
che einzubringen: schure on the Templeton Foundation Prize, ap-
„Dieses Charisma der Einheit schafft pendix c, S. 145, 1976.
also die Voraussetzungen, damit eine 12 We love them as they are... seek together the
große Theologie Jesu entstehen kann truth which most unite us in order to live them to-
gether and to tell each other about the experien-
(die es also offenbar bisher nicht gab!),
ces which show our concern for God and our bro-
nicht des Jesus von vor 2000 Jahren, thers ... Templeton-Veröffentlichungen Kap. 9, S.
sondern des Jesus, der heute in der Kir- 128f.
che lebt.“20 13 a.a.O., ‘a world of love’ S. 129
Das Wörtchen ‘heute’ ist in solchen 14 C. Lubich, Jesus der Verlassene und die Einheit,
Zusammenhängen immer verräterisch: Verlag Neue Stadt, 2. Aufl. 1992, S. 56
15 C. Lubich, Die Welt wird Eins, S. 116
Christus heri – hodie – et in saecula! Es
16 C. Lubich, Eine Spiritualität der Versöhnung
ist immer derselbe; und daher ist es sehr
EÖV2. Graz S. 2
bedenklich, wenn hier ein Gegensatz 17 a.a.O., S. 4
zwischen dem historischen Jesus und 18 a.a.O., S. 4
dem heute in Seiner Kirche lebenden 19 a.a.O., S. 6
aufscheint. Da fallen uns unwillkürlich 20 Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde in
die berühmten Worte Chestertons ein, Theologie von der St. Thomas-Universität in Ma-
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Liturgischer Kalender
Februar
1.2. Montag Fest d. hl. Ignatius (3. Kl.)
2.2. Dienstag Fest Mariä Reinigung (Lichtmeß)
3.2. Mittwoch Wochentag (Ged. des hl. Blasius)
4.2. Donnerstag Fest d. hl. Andreas Corsini (3. Kl.)
5.2. Freitag Fest d. hl. Agatha (3. Kl.)
6.2. Samstag Fest d. hl. Titus (3. Kl.); (Ged. der hl. Dorothea)
7.2. Sonntag Sonntag Sexagesima (2. Kl.)
8.2. Montag Fest d. hl. Johannes von Matha (3. Kl.)
9.2. Dienstag Fest d. hl. Cyrill von Alexandrien (3. Kl.)
10.2. Mittwoch Fest d. hl. Scholastika (3. Kl.)
11.2. Donnerstag Erscheinung d. Unbefl. Jungfr. Maria in Lourdes(3. Kl.)
12.2. Freitag Fest d. 7 hll. Gründer des Servitenordens (3. Kl.)
13.2. Samstag Mariensamstag
14.2. Sonntag Sonntag Quinquagesima (2. Kl.)
15.2. Montag Wochentag (Ged. d. hll. Faustinus u. Jovita)
16.2. Dienstag Wochentag
17.2. Mittwoch Aschermittwoch (1. Kl.)
18.2. Donnerstag nach Aschermittwoch
19.2. Freitag nach Aschermittwoch
20.2. Samstag nach Aschermittwoch
21.2. Sonntag Erster Fastensonntag (Invocabit)
22.2. Montag Thronfest d. hl. Apostels Petrus (2. Kl.)
23.2. Dienstag n. d. 1. Fastensonntag (Ged. d. hl. Petrus Damianus)
24.2 Mittwoch Quatembermittwoch (2. Kl.) Fest des hl. Matthias (2.
. Kl.)
25.2. Donnerstag n. d. 1. Fastensonntag
26.2. Freitag Quatemberfreitag (2. Kl.)
27.2. Samstag Quatembersamstag
28.2. Sonntag Zweiter Fastensonntag (Reminiscere)
39
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 0201/664922 9.30
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813, 8320283 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 02520/93040 9.30 bzw. 17.00
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Tummelplatzweg 15 089/712707 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 bei Vechta


0283 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
9.30 bzw. 17.00 Vinnhorst
92929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
9151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/3608832,7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
42
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
3647 7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
43
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (jeden 2.
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00 (einmal im
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (einmal im
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (1. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 1. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

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Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
/507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
716/6515 18.00 (jeden 2. Sonntag)
18.00 (einmal im Monat 9.00)
9.00 (einmal im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (1. So im Monat)
Sa vor dem 1. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
9-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

45
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 46

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
11.-16. Februar Häusern Frauen (über Fasching)
29.3.-3. April Diestedde Frauen (Karwoche)
5.-10. April Zaitzkofen Männer (Osterwoche)
10.-15. Mai Häusern Männer (Christi Himmelfahrt)
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
26.12.-31.12.1998 Jaidhof Männer
1.-7. Januar 1999 Jaidhof Frauen
21.-27. März Jaidhof Frauen
5.-10. April Ternberg Männer
9.-15. Mai Spinges (Südtirol) Frauen
16.-22. Mai Spinges (Südtirol) Männer
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
22.-27. Februar Frauen
8.-13. März Männer
12.-17. April Frauen
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

46
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 47

Ferienlager 1999

Deutschland

Kleine Mädchen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999

Wallfahrten 1999
Italien
vom 26.4. - 5.5.1999
Loreto, Rimini, Lanciano, San Marco de Limas, San Giovanni Ro-
tondo, Monte Sant Angelo, Mugnano, Montecassino, Rom (2. Mai:
Seligsprechung von Pater Pio), Orvieto, La Verna, Padua, Trient
Anmeldung: Frau Auguste Erne, Am Vogelherd 25, 88099
Neukirch, Tel/Fax 07528/2702

Frankreich – Lourdes
26. April – 4. Mai

Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292 Fax
07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen


(Fax: 07643/4883)
47
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 48

Das Kirchenjahr
im gregorianischen Gesang
– auf CD! –

Die erste
Doppel-CD
liegt vor.

Sie enthält die


Messen vom
1. Adventsonntag
bis zum Fest der
Erscheinung des
Herrn

Doppel-CD: 50 DM
2 Audio-Kassetten: 30 DM

Erhältlich an den Schriftenständen oder


direkt bei:

Schola Bellarmina – Diffusion


21, av. Charles Plisnier – B-1070 Brüssel
Fax: 0032.2.523.61.74

48
MB Februar 99 19.06.1999 12:09 Uhr Seite 49

Aus unserem Cassettenangebot

Ärztetagung, Vorträge, 5 Kassetten 35,00 DM


Fischlin, W.: Prälat Robert Mäder, sein Leben 12,00 DM
Schmidberger: Geheimnis der Gnade, Geheimnis der Bosheit 8,00 DM
Schmidberger: Die Vorbereitung der Menschwerdung im AT 13,00 DM
Schmidberger: Das Fernsehen 13,00 DM
Ecône: Beerdigung von Erzbischof Lefebvre 9,00 DM
Wilhelm: Katholisch sein gestern und heute 10,00 DM
Don-Bosco-Gymnasium: Salve Regina 9,00 DM
Der Bruder an der Pforte (Hl. Bruder Konrad) 8,00 DM
Der Psalter 8,00 DM
Die hl. Philomena (3 Teile) 18,00 DM
Msgr. Fellay: Gibt es eine Kirchenkrise? 10,00 DM
Raffalt, Der Antichrist (2 Teile) 20,00 DM
Schönenberg: Geistliche und weltliche Chorsätze 10,00 DM


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
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formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

„Nachfolge im Opfer“ ........................1


Mission in Indien ................................4
Erfahrungen eines
Chinamissionars ................................10

Verschiedenes

„Alter Wein in neue Schläuche“? ..12


Wer schaffte das Latein in der
Messe ab?............................................16
Die kopernikanische Wende
(Teil 2)..................................................22
Fortschritt der Religionen –
ein Fort-Schritt? (Teil 1) ....................30

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


Liebe Freunde und Wohltäter, liebe Gläubige,

wenn ein Pfarrer seine Gemeinde verläßt und dabei erklärt,


• daß „Herz und Verstand“ ihn zur Tradition führten,
• daß er dorthin gehe, wo „mutige Hirten die Notlage der Kirche längst erkannt und
sich für den wahren Gehorsam entschieden haben“,
• daß dieser wahre Gehorsam gegenüber dem katholischen und apostolischen Glauben
aller Zeiten bestehe, „nicht gegenüber einer verworrenen Kirchenversammlung und
ihren unglücklichen Vollstreckern“,
so ist dies sicher kein alltäglicher Vorgang (siehe S. 7ff). Welche Folgerungen können
gezogen werden?
1. Es braucht viel persönlichen Mut, daß ein Priester mit solcher Konsequenz ein Be-
kenntnis zum traditionellen katholischen Glauben ablegt. Muß er nicht damit rechnen,
daß man ihm ein solches „Vergehen“ viel übler ankreiden wird, als wenn er z.B. seine
Berufung aufgegeben hätte?
2. Es zeigt sich, daß es bei der Auseinandersetzung mit den „Traditionalisten“, un-
ter denen die Priesterbruderschaft St. Pius X. die Speerspitze bildet, um viel mehr geht
als „nur“ um die traditionelle Liturgie. Gewisse Richtungen haben sich viele Verdienste
um die Rettung der traditionellen Liturgie erworben, aber sie sind auch in Gefahr, an-
gesichts eines auf sehr lange Zeit angelegten Kampfes vorzeitig zu erlahmen, wenn
nicht die ganze Dimension der Kirchenkrise erkannt wird: die dogmatische Grundlage
des gesamten Glaubens ist durch den Modernismus erschüttert, und damit insbesonde-
re auch die Existenz des katholischen Priesters.
3. Es ist geradezu verblüffend, wie ähnlich die Feststellungen eines katholischen
Pfarrers aus dem Jahre 1999 den Feststellungen von Erzbischof Lefebvre sind, der vor
nunmehr 29 Jahren sein Werk (mit kirchlicher Approbation) gründete, vor 23 Jahren
suspendiert wurde, vor 11 Jahren exkommuniziert, alleine deshalb, weil er dem Nie-
dergang nicht tatenlos zuzusehen bereit war.
4. Schließlich ist es ein Zeichen der Hoffnung für die Gläubigen der Tradition, daß
die Konzeption vom katholischen Priestertum im überlieferten Sinne an Boden gewinnt
und sich ausbreitet. Die Kirche hat lange genug ihr Licht unter den Scheffel gestellt und
gemeint, sich mit Rückzügen und Klein-Beigeben die Gunst der Welt erkaufen zu kön-
nen. Nun stehen die Heere von Lila-Stolen-Trägerinnen, Basisgemeindlern, Kirchen-
volksbegehrern und Priesteramtsanwärterinnen vor den Toren und fordern die Schlei-
fung der letzten dogmatischen Festungen. Die Amtskirche wird sich irgendwann ent-
scheiden müssen, ob sie weiterhin nachgibt (und damit preisgibt) oder sich endlich zu
einer konsequenten Abwehr aufrafft, die alleine auf dem Boden des traditionellen Glau-
bens erfolgen kann.
Die Schmerzensmutter Maria, der vorhergesagt wurde, daß auch ihr Herz ein
Schwert durchdringen werde, möge allen Gläubigen und insbesondere den Priestern
beistehen, daß sie die Schätze des Glaubens freudig bewahren.
Stuttgart, 18. Februar 1999 Pater M. Heggenberger
MB März 99 19.06.1999 12:11 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

„Ein Zeichen, dem widersprochen wird“


Predigt von Msgr. Bernard Tissier de Mallerais zur Einkleidung am 2. Februar 1999

„Sieh, dieser ist bestimmt zum Falle vor mir bereite“ (das ist der hl. Johan-
und zur Auferstehung vieler in Israel, nes der Täufer, der Vorläufer Jesu Chri-
und zu einem Zeichen, dem widerspro- sti); und er fügt hinzu: „Dann kommt
chen wird“ (Lk 2,34) sofort zu seinem Tempel der Herr, den
ihr erwartet, und der Bundesengel, den
ihr herbeiwünscht. Siehe, er kommt,
Liebe Seminaristen, an diesem heu-
spricht der Herr der Heerscharen“ (Mal
tigen Hochfest Mariae Reinigung op-
3,1).
fern Sie das erste Mal Ihr Selbst Gott
auf. Wie die Allerseligste Jungfrau Ma- Mit all diesem scheint die Sendung
ria freudig und sich der Bedeutung ih- Jesu, des wahren Messias, so vollkom-
rer Geste voll bewußt ihren erstgebore- men übereinzustimmen! „Wer aber er-
nen und einzigen Sohn Jesus Christus tägt den Tag seines Kommens? Und
nach dem Gesetz des Herrn im Tempel wer hält stand bei seinem Erscheinen?“
dargebracht hat, so sind auch Sie bereit, Nicht der König Herodes, nicht die Ho-
Ihr Selbst Gott aufzuopfern und Ihm zu henpriester und Schriftgelehrten seines
weihen. Mit Freude machen Sie diesen Volkes, sondern nur arme Hirten, frem-
ersten Schritt zum Altar Gottes, zu dem de Weise und heute der greise Simeon
Ort des Priesters, weil der Altar der Ort und die alte Anna!
des Priesters ist! Aber mit welchem Glauben, durch
Maria hat das Vorgefühl der Zu- welches Licht von oben erleuchtet,
kunft: sie weiß, daß derjenige, welcher nimmt der heilige Greis das Kindlein in
von Gott gesandt wird, um „die Söhne seine Hände! Siehe, er prophezeit und
Levis zu reinigen und zu läutern wie sagt: „Sieh, dieser ist bestimmt zum Fal-
Gold und Silber, damit sie für den le und zur Auferstehung vieler in Israel,
Herrn geeignet werden, in rechter Wei- und zu einem Zeichen, dem widerspro-
se Opfer darzubringen“ (Mal 3,3), daß chen wird!“ (Lk 2,34)
jener zugleich der Priester und die Op- Zeichen des Falles für jene, die Ihn
fergabe eines neuen Opfers sein wird! nicht anerkennen, die Ihn nicht anneh-
Des Opfers des Neuen und Ewigen men; und Zeichen der Auferstehung für
Bundes; des Opfers des neuen und ewi- diejenigen, die Ihn suchen, die Seine
gen Priestertums nach Melchisedech! Sendung verstehen und anerkennen!
Der Prophet Malachias, dessen Buch Angesichts der Ruinen der nach-
das letzte des Alten Testaments ist, hat- konziliaren Revolution wurde Erzbi-
te nämlich vorhergesagt: „Siehe, ich schof Lefebvre ein Zeichen des Wider-
sende meinen Boten, daß er einen Weg spruchs. Und die Prophezeiung des
1
MB März 99 19.06.1999 12:11 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Vor der Einkleidung


werden die Soutanen
gesegnet

greisen Simeon verwirklicht sich noch gen sind in der Kirchengeschichte von
heute. der göttlichen Vorsehung erweckt wor-
Sie sind auch, liebe Seminaristen, den, um genau das Priestertum Jesu
Zeichen des Widerspruchs. Dies hat uns Christi in seiner Reinheit zu bewahren.
Erzbischof Lefebvre mehrmals gesagt, Damit, wie der Prophet Malachias sagt,
fast jedesmal, wenn er den angehenden „das Opfer Jerusalems und Judas – das
Kleriker angesprochen hat: „Ihr seid ein Opfer der Kirche – dem Herrn wieder
Zeichen des Widerspruchs!“ Dies hat er angenehm sei, wie in den Tagen der
immer und immer wieder gesagt. Vorzeit, wie in längst vergangenen Jah-
ren“ (Mal 3,4).
Deswegen, liebe Seminaristen, wun-
Treten Sie, liebe Seminaristen, mit
dern Sie sich nicht, wenn Sie vielleicht
Glaube in die Sendung unserer kleinen
in Ihrer Familie und in Ihrer Verwandt-
Priesterbruderschaft St. Pius X. ein, um
schaft einer gewissen Verständnislosig-
mit der Gnade Gottes einfach wahre,
keit begegnen!
echte katholische Priester zu werden.
Die Welt verlassen, eine schwarze
Liebe Mitbrüder, liebe Seminaristen,
Soutane anziehen, einer umstrittenen
liebe Gläubige!
Priesterbruderschaft beitreten: all dies
stellt Fragen, provoziert Erstaunen, gibt Es ist angebracht, daß der Bischof ih-
vielleicht Anstoß. nen ein letztes Mal die Würde und die
Pflichten der Ämter erklärt, die sie von
Aber bleiben Sie fest! Zögern Sie der Kirche empfangen.
nicht! Sie treten einfach in dieses im-
merwährende Unternehmen der katho-
lischen Kirche ein, der Bewahrung und 1. Die Soutane
der Läuterung des katholischen Prie- Sie ist das Gewand des Klerus und
stertums! So viele Priestervereinigun- des Priesters. Ihre schwarze Farbe, ihre
2
MB März 99 19.06.1999 12:11 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

Der neue
Jahrgang des
Seminares nach der
Einkleidung

Weite, ihre Länge symbolisieren das Ge- spruchs für die Welt. Ihr Anblick wird
wand unserer Sterblichkeit und den Tod die Menschen scheiden; die einen, die
des alten Menschen, des Menschen der den Grundsätzen der Welt folgen und
Sünde, der sterben muß, damit Christus von bösen Geistern inspiriert sind, wer-
in uns lebe. den Ihre Soutane kritisieren und sich
Es ist das Kleid der Trauer und be- über Sie lustig machen; beten Sie für de-
deutet, daß Sie die Welt verlassen, um ren Bekehrung, damit sie begreifen.
sich dem Dienste Gottes zu weihen, Die anderen verstehen, auch wenn
dem Gottesdienst. ihnen die schwarze Soutane ein wenig
Wie zu seinen Aposteln, so spricht Furcht einflößt. Sie verstehen, daß Ihre
unser Herr Jesus heute auch zu Ihnen: Soutane ein wenig das Kreuz ist! Der
„Ich nehme euch nicht aus der Welt her- Priester trägt die Soutane, wie er das
aus, aber ihr seid nicht mehr von der Kreuz trägt, denn er ist ein Kreuzträger.
Welt.“ Lieben Sie Ihre Soutane! Behalten Sie
Die Soutane in sich selbst ist eine Ihre Soutane und sie wird Sie behalten!
Predigt, sagt Erzbischof Lefebvre in den
Statuten der Priesterbruderschaft: „Die 2. Die klerikale Tonsur
Soutane ist ein Zeugnis, eine Predigt. Sie Sie ist noch keine heilige Weihe, aber
vertreibt die bösen Geister und diejeni- sie ist eine Beförderung („promovendi“)
gen, die ihnen unterworfen sind. Sie und ein Tor zu den heiligen Weihen. Sie
zieht aufrechte und religiöse Menschen markiert Ihren Eintritt in den Kleriker-
an. Sie erleichtert das Apostolat sehr.“ stand. Klerus heißt ja pars Domini, Anteil
Die Soutane ist daher ein Zeichen am Herrn. Als Kleriker sind Sie dem
des Widerspruchs und auch Sie werden Dienst an der Kirche gewidmet. Einst, in
heute zu einem Zeichen des Wider- der Urkirche und heute wieder sind die
3
MB März 99 19.06.1999 12:11 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

langen Haare ein Zeichen von Unkulti- schätzung der Gläubigen erwecken. Ih-
viertheit. Sie kurz zu tragen, ist ein Zei- re ganze Würde als Kleriker muß im In-
chen der Zivilisation. Das Abschneiden neren ihrer Seele zu finden sein.
von 5 Haarlocken bedeutet nach den „Dominus pars mea et ego pars Do-
Worten des Pontifikale Romanum das mini“ müssen Sie sagen. Der Herr ist
Ablegen der Schande der Welt. Dieses mein Anteil und mein Erbteil, und ich
Wort mag übertrieben erscheinen. Aber bin Teil des Herrn, gehöre dem Herrn,
es wird zur Realität, wenn ein ganzer ich bin dem Herrn geweiht.
Teil der männlichen Jugend in ein ver-
Liebe Seminaristen! Danken Sie dem
weichlichtes Benehmen verfällt. Sicher-
lieben Gott für Ihre heilige Priesterberu-
lich müssen die Kleriker heute mehr als
fung und für den Empfang Ihrer lieben
alle anderen Männlichkeit und männli-
Soutane und der klerikalen Tonsur!
che Tugend zeigen.
Möge die Allerheiligste Jungfrau
Aber eine andere Tugend des Kleri-
Maria, die Mutter des Hohenpriesters,
kers ist sicher die Demut. Auch wenn
Ihnen die Gnaden für Ihren heiligen
ein Kleriker durch den Empfang der
Stand gewähren, liebe zukünftige Levi-
Tonsur auf eine höhere Stufe als die Lai-
ten!
en gestellt ist, muß er sich doch durch
eine größere Demut und Einfachheit Und vielen anderen den festen
empfehlen. Wunsch eingeben, sich – wie Sie es ge-
tan haben – dem Herrn darzubringen,
Ihre Soutane, liebe zukünftige Kleri-
um eines Tages zum Altar emporzustei-
ker, erzeugt von sich aus Respekt. Möge
gen. „Introibo ad altare Dei“!
Ihr Verhalten durch Ihre Demut und
Milde das Vertrauen und die Hoch- Amen!

Im Gewerbegebiet
Memmingen-Amen-
dingen baut die
St.-Pius-Bruderschaft
ein Gotteshaus.

Foto: Allgäuer
Zeitung
4
MB März 99 19.06.1999 12:11 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Allgäuer Zeitung:

Kirchen-Konservative haben großen Zulauf


Diözese besorgt über Anwachsen der Pius-Bruderschaft

Kempten/Sulzberg/Memmingen menische und liberale Tendenzen in der


Die erzkonservative Priesterbruder- Amtskirche. Auch junge Familien orien-
schaft St. Pius in der Tradition des ver- tierten sich an der Pius-Bruderschaft,
storbenen und von der katholischen Kir- die sich als „der gesündere Teil der ka-
che exkommunizierten Bischofs Marcel tholischen Kirche“ versteht.
Lefebvre hat immer stärkeren Zulauf. „Die Entwicklung macht uns Sor-
„Die Zahl der Gläubigen steigt im All- gen“, gibt Diözesan-Pressesprecher
gäu und in Oberschwaben kontinuier- Bernhard Gattner unumwunden zu. In
lich an und liegt derzeit bei 400 bis 600“, gewisser Weise sehe man die Pius-Bru-
sagt Pater Wolfgang Dickele vom Priorat derschaft natürlich als Konkurrenz, sagt
der Bruderschaft in München. Die Zahl er. Pressemeldungen, nach denen die
der Sympathisanten sei noch weit höher. Diözese die Lefebvre-Bewegung igno-
In Memmingen bauen die Pius-Brüder riere, seien unrichtig. Gattner: „Jeder,
einen neue Kirche. Großen Zulauf hat der die kirchliche Gemeinschaft verläßt,
auch die konservative, von der Amtskir- muß für uns Anlaß zur Sorge sein.“
che aber geduldete St.-Petrus-Bruder- In der katholischen St.-Josefs-Pfarrei
schaft in Wigratzbad (Kreis Lindau). in Memmingen ärgert man sich darüber,
Im Oberallgäuer Sulzberg, in Kauf- daß die Pius-Brüder die neue Kirche
beuren-Neugablonz und in Memmin- demselben Heiligen weihen wollen. Das
gen unterhält die Pius-Bruderschaft Ka- könne zu Verwechslungen führen, be-
pellen. Im Gewerbegebiet Memmingen- fürchtet Pfarrer Erich Renz.
Amendingen ist inzwischen der Rohbau Ähnlich wie die Pius-Brüder ver-
einer romanischen Saalkirche fertigge- zeichnet auch die Wigratzbader Petrus-
stellt. „Wahrscheinlich wird sie noch Bruderschaft seit Jahren wachsenden
heuer eingeweiht“, sagt Pater Dickele Zulauf. Nach Angaben eines Sprechers
von den Pius-Brüdern in München. Fi- sind allein im Vorjahr 16 Schüler neu in
nanziert werde der Bau, der zum Groß- das Westallgäuer Priesterseminar einge-
teil in Eigenleistung erstellt wird, aus- treten. Die Petrus-Bruderschaft ist als
schließlich aus Spenden. konservatives Sammelbecken direkt
Rom unterstellt. Dort ausgebildete Prie-
„Zu uns kommen Menschen, die an
ster dürfen in Deutschland nicht in der
der überlieferten Form des Glaubens
regulären Pfarrgemeinde-Seelsorge ein-
und der heiligen Messe festhalten“, cha-
gesetzt werden.
rakterisiert Dickele die Bruderschaft.
„Der Mensch muß dem lieben Gott die-
nen, nicht umgekehrt“, kritisiert er öku- (Allgäuer Zeitung vom 29. Januar 1999)
5
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

Herz-Jesu-Kirche in Karlsruhe eingesegnet


Für die Gemeinde in Karlsruhe hat
das Provisorium in der Kaiserstraße
endlich ein Ende. Bereits im vergange-
nen November konnte sie den ehemali-
gen Filmvorführsaal, der zu klein ge-
worden war, gegen eine richtige Kirche
eintauschen. Das neue Gotteshaus be-
findet sich auf dem Gelände der ehe-
maligen amerikanischen Kaserne. Dies
bringt Vorteil und Nachteil zugleich: da
das Gelände noch immer durch Zäune
gesichert ist und bewacht wird, ist die
Kirche zwar sicher, aber der Zugang zu
ihr zeitlich auf die Gottesdienstzeiten
beschränkt.
Jahrelang hatte das Gotteshaus nach
dem Abzug der Amerikaner leergestan-
den, bevor ein rühriger Gläubiger aus
der Karlsruher Gemeinde es entdeckte.
In mühevoller Eigenarbeit wurde der
Innenraum des Gotteshauses renoviert,
ausgemalt und mit neuen Kirchenbän-

Oben: Altarraum der Herz-


Jesu-Kirche in Karlsruhe.
Die Amerikaner hatten vor
der Übergabe des Areals an
die Bundesvermögensver-
waltung die Bedingung ge-
stellt, daß die Kirche wei-
terhin als Kirche genutzt
werden solle.

Links: Msgr. Bernard Fel-


lay, der die Einsegnung
vornahm, bei der Inzensie-
rung des Altars. Der Altar
stammt aus der früheren
Kapelle in der Kaiserstraße.
6
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

ken versehen, die teils aus der früheren Am vergangenen 5. Februar – einem
Kapelle stammten, teils aus Zaitzkofen Herz-Jesu-Freitag – wurde die neue
geliefert wurden. Jetzt bietet die kleine Karlsruher Herz-Jesu-Kirche nun von
Kirche Sitzplätze für 140 Personen. S.E. Msgr. Bernard Fellay benediziert.

Priestertum: Erneuerung notwendig


Der Weggang von Pfr. Dr. Anton Morhard (39) aus seiner Gemeinde Hartkirchen, Bistum
Passau, hat überregionales Aufsehen erregt. Der promovierte Kirchenrechtler war bisch.
Ehebandverteidiger, Vertreter des Bistums Passau bei amtlichen Tagungen und Habilitand
an der Universität München. Nur vordergründig ist dies ein Fall von vielen anderen, bei
denen ein katholischer Priester sich aus seinem Amt zurückzieht. Denn Dr. Morhard will
seinen Priesterberuf nicht aufgeben, sondern vollwertig bewahren. Es ist wohl mehr als ein
Zufall, daß er derzeit Gastrecht bei der Priesterbruderschaft St. Pius X. genießt. Abzuwar-
ten bleibt, wie der Bischof von Passau, S.Ex. Franz Xaver Eder, sich ihm gegenüber verhal-
ten wird: Findet Dr. Morhard in seiner geistlichen Not dasselbe Verständnis wie jene Prie-
ster, die unter Preisgabe ihrer Berufung ihr Amt verlassen?
Es folgen zwei Dokumente: Ein Zeitungsbericht und der Abschiedsbrief des in der Gemein-
de geschätzten Seelsorgers an seine Gläubigen.

Passauer Neue Presse:


Nach dem Weggang des Seelsorgers:
Die Pfarrei hält zu Dr. Morhard
Hartkirchen. Betroffen und traurig ende zum Weggang von Dr. Anton Mor-
zeigten sich gestern die Gottesdienstbe- hard erklären. Doch erst am Ende des
sucher angesichts des Weggangs ihres Sonntagsgottesdienstes – die Kirche war
Pfarrers, Dr. Anton Morhard. Gram in- wie üblich besetzt – kam Pfarrer Lang
des ist dem ehemaligen Pfarradmini- kurz auf die jüngsten Vorkommnisse
strator von Hartkirchen niemand: „Das („Die Presse wußte mehr als ich“) zu
war seine persönliche Entscheidung“, so sprechen und betonte gegenüber den
die einhellige Meinung der Gläubigen. Gläubigen: „Dr. Morhard ist mein Mit-
Und dem schloß sich auch Pockings bruder.“
Stadtpfarrer Hans Lang – er zelebrierte Stellung aber wollte der Stadtpfarrer
den Gottesdienst in Vertretung für Mor- zum Verhalten des Hartkirchner Seel-
hard – an. Wie angekündigt, wollte sich sorgers nicht beziehen. Auch zu den
Prälat Lang in den Messen am Wochen- Gründen für Morhards Fortgang äußer-
7
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

te er sich nicht. Wichtig sei nun, so


Prälat Lang, die Zukunft zu gestalten. Dr. Morhards Erklärung
Der Pfarrgemeinderat habe aus diesem Dr. Anton Morhard wandte sich ge-
Grund am Samstag getagt, um die stern mit einem Schreiben an die Öffent-
künftigen Wege für die Pfarrei zu wei- lichkeit:
sen.
„Wie in meinem ‘Offenen Brief’ zu An-
Hartkirchens Kirchgänger jedenfalls fang geschrieben, habe ich mit der Pfarrei
haben Verständnis für das plötzliche
Hartkirchen und ihren Gläubigen ganz
Verschwinden von Dr. Morhard. „Er
überwiegend gute Erfahrungen gemacht.
war in seinem Glauben nicht so mo-
Meine inneren Kämpfe rührten dagegen
dern“, meinte ein Pfarrangehöriger den
Grund zu kennen. Dessen Frau fügt er- von der Erkenntnis der allgemeinen Notla-
läuternd hinzu: „Dr. Morhard war ein ge in der Kirche Jesu Christi her. Die Kir-
paar Jahrhunderte zurück.“ chenkrise hat ihren Ursprung sicher nicht
beim ‘einfachen Volk’, wirkt allerdings zu-
Der Ex-Pfarrer weilt seit kurzem bei
der radikal-christlichen Priesterbruder- nehmend auf dieses zurück (s. z.B. sin-
schaft St. Pius X., die sich als Bewahrer kender Gottesdienstbesuch und Verlust
der Tradition der heiligen römischen der christlichen Moral!). Zu unterstreichen
Kirche sieht. Von seinem derzeitigen ist: ich verlasse die Pfarrei Hartkirchen
Aufenthaltsort – Jaidhof in Niederöster- und das Bistum Passau nicht aus perso-
reich – aus nahm der Seelsorger ge- nellen Gründen (sonst hätte ich ja nur
genüber der PNP Stellung zu seinem über den Inn oder die Isar zu wechseln
Entschluß, der Pfarrei den Rücken zu brauchen). Tatsächlich nehme ich bis auf
kehren. „Meine inneren Kämpfe rühr- weiteres die Gastfreundschaft der Prie-
ten von der Erkenntnis der allgemeinen sterbruderschaft St. Pius X. in Anspruch.
Notlage in der Kirche Jesu Christi her“, Ihre Bezeichnung als ‘radikal-katholisch’,
so Morhards Erklärung. was mit ‘radikal-christlich’ gleichzusetzen
Und eben mit dieser Krise, in der ist, kann ich gut annehmen. Radikal, d.h.
sich die Kirche heutzutage befinde, sei fest und unbeirrbar (wurzelhaft) für die ka-
der Ex-Pfarrer nicht zurechtgekommen, tholische=christliche Sache. Jedenfalls
meinte eine Hartkirchnerin. „Dr. Mor- sehe ich bei dieser Gemeinschaft im Au-
hard ist ein überzeugter Christ, er ist genblick eine Zone, wo ich mich und an-
nicht so lala, wie man es heute häufig
dere im traditionell katholischen – also ur-
bei Pfarrern sieht“, beschrieb sie den
christlichen – Sinn heiligen (nicht ‘heilen’,
promovierten Kirchenrechtler.
wie im Artikel!) kann. Sicher ist die Prie-
Mit der unmittelbaren Pfarrgemein- sterbruderschaft St. Pius X. auch insofern
de Hartkirchen hatte Morhards Ent-
‘radikal’, als sie an der unverkürzten apo-
scheidung, ins „Exil“ zu gehen, nichts
stolischen Glaubens- und Morallehre so-
zu tun: „Es gab keinerlei Diskrepanz
wie an der rechtlich für alle Zeiten festge-
zwischen der Gemeinde und Dr. Mor-
8
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

schriebenen Form des Meßopfers unserer hard“, betonte ein Hartkirchner im An-
schluß an den gestrigen Gottesdienst.
Rituskirche festhält. Ich betone: Es be-
steht keine Absicht meinerseits, mich der Verärgert zeigte sich ein Pfarran-
Bruderschaft anzuschließen, indes ist dort gehöriger über die spärliche Informati-
onspolitik der Kirche. Er bedauerte, den
der einzige Bereich, wo mir eine wahrhaft
Weggang Morhards aus der Presse er-
priesterliche Lebensweise, wie sie von der
fahren haben zu müssen. Der Hart-
katholischen Kirche immer gelehrt wurde, kirchner: „Nun ist eine Pfarrversamm-
nicht verunmöglicht werden kann. (P.S.: lung notwendig, bei der die Gläubigen
Die Tatsache der tiefgreifenden Krise der ausführlich informiert werden.“
Kirche ist offenkundig und wird auch von
amtlicher Seite – z.B. Kardinal Ratzinger –
(Passauer Neue Presse vom 1. Februar
längst zugegeben.)“ 1999)

Abschiedsbrief von Pfarrer Dr. Morhard an seine Pfarrge-


meinde

Liebe Pfarrgemeinde! Die eigentliche Aufgabe des Priesters


wird im real existierenden System im-
mer mehr verdrängt: nämlich in der
Dreieinhalb Jahre habe ich bei Euch
Nachfolge Christi Seelenführer zu sein,
verbracht. Eine Zeit, die für mich mit
d.h. wie Er die anvertraute Herde durch
vielen Erinnerungen verbunden bleibt. Verkündigung im Wort und Heiligung
Ganz überwiegend waren es mensch- im Sakrament zum ewigen Heil zu
lich gute Erfahrungen, die ich vor Ort führen und der Verdammnis zu ent-
mit Euch gemacht habe: Eure unkompli- reißen. Statt dessen wird man zum
zierte Hilfsbereitschaft und die gemütli- Funktionär einer Diesseits-Religion de-
che Rottaler Art hätten mir unter ande- gradiert: man soll sich als Manager ei-
ren Zeitumständen Geborgenheit und ner Gebietskörperschaft, säuselnder
Heimat für Jahrzehnte bieten können – Psycho-Onkel, oder Stimmungsmacher
soweit ein Priester darauf Anspruch hat. bzw. dekoratives Ornament bei Famili-
Trotzdem habe ich mich jetzt entschlos- enfesten betätigen. Liebe katholische
sen, aus dem Bereich des Bistums Pas- Mitchristen – dafür ist mir mein Leben
sau – und damit auch von Hartkirchen – und meine priesterliche Berufung zu
wegzugehen. Warum? schade!
9
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 10

Aus der Priesterbruderschaft

Beheimatung findet der Priester Forderung der Mitbrüder und Vorge-


zum einen, wie gesagt, in Nachfolge setzten. Vor nichts haben die Ordinaria-
und Nachahmung Christi. Natürlich te mehr Angst, als mit negativen Schlag-
hat sich mit dieser Haltung noch keiner zeilen oder agressiven Medienberichten
bei der Welt, wie uns das Johannes- konfrontiert zu werden. Dieses Gefühl
Evangelium (Joh. 17,14) sagt, beliebt ge- kann ich noch nachempfinden. Aber ich
macht. Aber in den geordneten Zeiten kann mich mitunter des Eindrucks nicht
der Kirche fand der zum Herrn streben- erwehren, daß man höheren Orts Ru-
de, gem. Röm 12,2 weltwiderständige higstellung bzw. Entsorgung von Prie-
Gottesdiener das andere Element, das stern, die nicht im weltangepaßten
ihn trägt. Verständnis bei den Mitbrü- Trend liegen, nicht nur widerstandslos
dern und Rückhalt bei den Vorgesetz- hinnimmt, sondern zumindest nicht
ten. Dies half, das übliche Martyrium ganz ungern sieht. (Zurückhaltender
des Alltags zu ertragen, die Verständ- kann ich es ohne Verletzung der Wahr-
nislosigkeit und Hetze der Angepaßten heitsliebe nicht ausdrücken.)
aller Zeiten, den Spott der Biertische Wohlgemerkt: ich treffe keine
ebenso wie den Klatsch der Kaffee- Schuldzuweisung. Über alle Menschen
kränzchen. Wo ist diese Solidarität der richtet zuletzt und einzig Gott. Doch
geistlichen Mitbrüder geblieben? Ich will ich zum Abschied nicht schweigen
bekenne: Mit Widerwillen und Abscheu über den Zustand der Kirche und ihrer
besucht man die diversen Zusam- Priesterschaft, der zum Himmel schreit.
menkünfte der Theologenschaft und Und mich seit Jahren fragen läßt: woher
geht mit einer Mischung aus Mitleid dieser Zusammenbruch? Hier ist nicht
und Verzweiflung wieder weg. Denn der Ort, um meine Antworten detailliert
dort steht im besseren Fall Jammerei, auszubreiten. Zum Thema kann ich
immer öfter aber antikatholische Hetze Euch aber zwei Bücher besonders emp-
bis zur Selbstzerfleischung auf dem fehlen: „Die Krise der Kirche...“ von
Programm. Von Re-form im wahren Prof. Georg May, sowie „Athanasius
Sinn, d.h. Erneuerung in Christus, neu- und die Kirche unserer Zeit“ von Bi-
er Heiligung des Seelsorgers und der schof Dr. Rudolf Graber. Deren Ergeb-
ihm anvertrauten Gläubigen, von der nis, in Kürze: Wir Christen sind, wenig-
Freude, zur wahren Kirche Jesu Christi stens was die Konsequenzen angeht,
zu gehören: Kein Wort! Opfer des – mit rühmlichen Ausnah-
Auch dieses Kreuz könnte man tra- men wie Ratzinger – vergötzten Großer-
gen – wenn man heutzutage wenigstens eignisses „Zweites Vatikanisches Kon-
in der Gemeinde, als Einzelkämpfer, an- zil“. Es war vom naiven Fortschrittsop-
ders als weltkonformistisch sein dürfte. timismus der 60er Jahre geprägt. Mehr-
Denn was wollen die zeitgenössischen deutig bis nebulös in der Formulierung,
kirchlichen Behörden? Ruhe, nicht das wurde in der Anwendung des Konzils
widerständige priesterliche Zeugnis ge- der Mensch an die Stelle Gottes gesetzt.
gen einen falschen Zeitgeist ist die erste Nicht mehr der Mensch hat sich Gottes
10
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 11

Aus der Priesterbruderschaft

Offenbarung zu unterwerfen, sondern zehntelang, kaputtzumachen. Wird z.B.


der Mensch selbst bestimmt, was er ge- die Darstellung des Gekreuzigten in 10
rade zu glauben geruht. Damit ist natür- Jahren noch in öffentlichen Gebäuden
lich die Religion auf den Kopf gestellt. zu finden sein? Wird das Kreuz da noch
Entsprechend wurde die Kirche im all- einen zentralen Platz wenigstens in den
gemeinen Bewußtsein von der göttlich Kirchen haben? Wenn Ihr mich für einen
gestifteten Heilseinrichtung zur rabenschwarzen Pessimisten haltet,
menschlich gemanagten Sozialbedürf- dann bedenkt, wie rabiat fast alle Kom-
nisanstalt. Öffnung zur Welt – mit Ver- munionbänke, ja selbst viele Altäre und
laub – als kriecherische Anbiederung! Tabernakel, schon aus den Kirchen ge-
rissen worden sind. Wenn das der
Natürlich war der Boden für den an-
„Konzilsgeist“ ist, erübrigt sich ein
tikatholischen Umsturz schon lange be-
Kommentar! Denn ist das nicht Aus-
reitet – außer- und innerhalb der Kirche.
druck von Gleichgültigkeit bis Haß ge-
Namen, Organisationen und Irrlehren
genüber dem Aller-Heiligsten, das wir
brauche ich nicht zu nennen. Haben
besitzen?
nicht z.B. die großen Pius-Päpste über
hundert Jahre lang unermüdlich vor Angesichts des „Greuels der Verwü-
den Verderbern gewarnt und die heuti- stung an heiliger Stätte“ (Dan 8,13) frage
ge Lage exakt vorausgesehen? Doch die ich Euch: Darf man weiter in den verlo-
satte Selbstzufriedenheit und verblen- genen Chor der Triumphalisten einstim-
dete Selbstsicherheit der Kirche – einsa- men, die das Konzil als „Neues Pfing-
sten“ feiern? Darf man schweigen zu
me Mahner ausgenommen – in der
dieser neuen babylonischen Verwirrung,
Nachkriegszeit war der richtige Humus
zur Zersetzung von Glaube und Moral
für die offene Zerstörung ab dem Kon-
als Folge? Und vor allem: Soll man ach-
zil. Seitdem ist die Kirche – statistisch
selzuckend den zu befürchtenden Mas-
belegbar – in offenem und sich be-
senruin unsterblicher Seelen hinneh-
schleunigendem Niedergang. Gottes-
men, für deren Rettung der Seel-Sorger
dienstbesucherzahlen und Berufungen
doch zu wirken hat? Darf man eine Mes-
gehen rapide zurück. Der katholische
se feiern, die auf die Zerstörung ihrer
Glaube (ver)schwindet – weniger, weil
selbst abzielt? Gott und sich selbst kann
er in einer heidnischen Gesellschaft
niemand belügen. „Quid sum miser
„verdunstet“, sondern weil er von tunc dicturus“ – was soll ich dem Rich-
kirchlichen Stellen über Jahrzehnte zu- ter am Jüngsten Tag antworten, wenn er
mindest verkürzt dargestellt wurde. fragt: Weshalb hast du den Menschen
Eine Wende ist nicht in Sicht. mehr gehorcht als mir? Wieso hast du
Menschlich gesehen besteht keine Hoff- wider besseres Wissen mitgemacht bei
nung. Doch der Herr verläßt seine Kir- der Zerstörung meiner Kirche? Weswe-
che nicht und wird eingreifen. Bange gen hast du dich auf „inneren Wider-
fragen wir uns freilich: wann? Für die stand“ herausgeredet? Warum hast du
Menschen gibt es noch viel, evtl. jahr- durch Schweigen kollaboriert?
11
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 12

Aus der Priesterbruderschaft

Was soll ich kleiner Pfarrer tun? ich doch in den letzten Jahren z.T. schon
Auch Hartkichen ist keine Insel der Se- bis zum Zerreißen unter Spannung, ha-
ligen. Bei allem Vertrauen, das ich in be daher oft überreagiert und manchen
Euch hege: einen Seelsorger ohne Geg- zu Unrecht wehgetan. Ich bitte auch
ner gibt es nicht. Vertritt ein Ortsgeistli- dafür um Verzeihung und Nachsicht!
cher aber eine auch nur halbwegs be-
Was und wo ist meine Zukunft? Ich
wahrend-konservative Position, hat er
gehe dorthin, wo mutige Hirten die
schon bei einem Judas in seiner Gemein-
Notlage der Kirche längst erkannt und
de keine Chance. Der o.g. Mechanismus
der Macht tritt unerbittlich in Aktion. sich für den wahren Gehorsam ent-
Will ich mein Gewissen nicht dauernd schieden haben: gegenüber dem katho-
vergewaltigen, wäre jetzt bald der kriti- lischen und apostolischen Glauben aller
sche Punkt erreicht, wo der offene Kon- Zeiten, nicht gegenüber einer verworre-
flikt ausbricht. Eine solche Auseinan- nen Kirchenversammlung und ihren
dersetzung, evtl. mit medialen unglücklichen Vollstreckern. Herz und
Schlammschlachten und emotionalen Verstand führen mich zur Tradition.
Weiterungen auf Gemeindeebene, will Unter ihren Schutz stelle ich mich, bis
ich Euch und mir ersparen. Ich gehe: lie- die Zeiten gemäß Gottes Willen wieder
ber ein Ende mit Schrecken als ein anders werden. Dort bin ich als Priester
Schrecken ohne Ende! willkommener Bruder, dort will ich an-
Glaubt mir: Einfach war die Ent- dere und mich mit meinen schwachen
scheidung nicht. Mein Inneres war zu- Kräften heiligen. Euch aber bleibe ich
letzt nur noch ein durch Seelenkämpfe verbunden im Gebet und ihm Hl.
verwüstetes Schlachtfeld. Lange habe Meßopfer aller Zeiten. Betet bitte auch
ich zwischen den Möglichkeiten von Ihr für mich! Vielleicht erleben wir
Resignation, Widerstand oder Exil ge- schließlich den Tag, an dem die Krise
schwankt. Schweren Herzens habe ich der Kirche überwunden ist, den Tag, an
mich für letzteres entschieden, da ich dem in unserer Pfarrkirche St. Petrus
weder für die Rolle des gleichgültigen nicht mehr Altar gegen Altar steht –
Fatalisten, noch die des selbstmörderi- und wir zusammen zum Herrn hin das
schen Einzelkämpfers geeignet bin. Ich
Heilige Meßopfer aller Zeiten im sieg-
bitte Euch inständig um Verzeihung.
haften katholischen Glauben feiern.
Aber auch um Verständnis, daß ich mei-
nem Gewissen folgen muß. Einfach ist Noch einmal: Vergelt’s Gott für alles
es auch so nicht. Für mich ist eine Welt Gute, das Ihr mir getan habt!
zusammengebrochen und mit vierzig Gott segne Hartkirchen! Gott segne
Jahren muß ich noch einmal neu anfan- Euch alle!
gen. In das real existierende „Kirchen-
System“ kann ich mich indes nicht län-
ger einfügen, ohne seelisch zu zerbre- Hartkirchen, 17.01.1999
chen und völlig unterzugehen. Stand Euer Pfarrer
12
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 13

Verschiedenes

Der Apostel von Kalifornien


von Catherine Macarius

Papst Johannes Paul II. besuchte im Januar 1999 Mexiko und die USA. Auf seiner 88. Pa-
storalreise sprach er mehrmals von den ersten Glaubenszeugen in der Neuen Welt. Von vie-
len wurde er deswegen angegriffen, denn man erwartete Entschuldigungen für die „Zer-
störung“ der „Kultur“ der Ureinwohner Amerikas durch die katholischen Missionare. Bei
den Besuchern, die heute die eigenartigen Missionskirchen von Kalifornien bewundern,
wird der (falsche) Eindruck erweckt, die Patres hätten diese Gebäude mit Hilfe der „Skla-
venarbeit“ der Indianer errichtet. Die wahre Geschichte der katholischen Mission in
Spanisch-Amerika darf nicht mehr erzählt werden, obwohl diese Geschichte reichlich und
präzise dokumentiert ist.
Wir wollen den ersten Franziskanermissionar auf dem Gebiet des heutigen US-Bundes-
staates Kalifornien vorstellen.

Wer waren sie wirklich, diese angeb- auch für andere Orden die Transport-
lich so zerstörerisch wirkenden Franzis- und Kommunikationsbasis für die wei-
kaner? Und wie verhält es sich mit den tere Missionierung erforschten.
Ureinwohnern, zu denen sie das Evan- Die dünnbesiedelte Halbinsel Nie-
gelium bringen sollten? derkalifornien (Baja California) hatten
Ohne Warnung, ohne jeglichen Pro- sie längst erschlossen. Geplant war nun
zeß verbannte 1767 der aus dem Haus eine Expedition zu der bisher von Eu-
Bourbon stammende spanische König ropäern fast unberührten Küste von Al-
Carlos III. die Jesuiten aus dem gesam- ta California, nördliche der Allerheili-
ten Königreich einschließlich den ameri- genbucht (Bahia Todos Santos). Als die
kanischen Kolonien. Zu jener Zeit waren Jesuiten verbannt wurden, fielen ihre
die Völker des mittleren Mexiko, d.h. schon etablierten Missionen in Baja Ca-
die Azteken, Olmeken, Maya u.a. nicht lifornia den Dominikanern zu. Das
zuletzt dank Unserer Lieben Frau von schwierige Erbe der oberkalifornischen
Guadalupe bekehrt und zivilisiert. Die mußten die Franziskaner antreten.
Universität von Mexiko war schon über Erst 1769 konnte die erste Gruppe
200 Jahre alt; Literatur und Kunst flo- von Franziskanern aufbrechen. Der
rierten. Die Jesuiten waren die großen Obere dieser Missionsgruppe war ein
Zivilisatoren des Landes gewesen, sie kleiner, drahtiger Mann, der schon 20
waren aber auch die Pioniere der neuen Jahre Erfahrung in den mexikanischen
Missionsgebiete nördlich des „Großen Missionen besaß. Geboren wurde er
Flusses“, des Rio Grande, wie auch an 1713 auf der Insel Mallorca. Sein Name
der Westküste Mexikos. Sie waren die war Miguel José Serra. Früh reifte in
Kartographen und die Linguisten, die ihm der Entschluß, seine Heimat zu ver-
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MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 14

Verschiedenes

lassen, um als Missionar Seelen für zu verkünden, gestaltete sich äußerst


Christus zu gewinnen. Er trat in den schwierig. Die Jesuiten hatten schon
Franziskanerorden ein und erhielt den viele Märtyrer zu beklagen.
Ordensnamen Junipero, nach einem der Es ist jedoch nicht undenkbar, daß
Jünger des hl. Franziskus. Aber der lieb- die Entsendung armer Franziskaner
lich klingende Name, der eigentlich nach Oberkalifornien eine besondere
„Wacholder“ bedeutet, darf nicht zu Fügung Gottes war. Denn Fray Junipero
dem Trugschluß führen, der Franziska- und seine Mitbrüder fanden an der Kü-
nerpriester sei schwach oder sentimen- ste und in den heißen Binnenlandtälern
tal gewesen. Fray Junipero Serra OFM die primitivsten aller Indianerstämme,
mußte sein Leben lang gegen sein zum „Jäger und Sammler“, wie sie die Ar-
Zorn neigendes Temperament kämpfen, chäologen und Völkerkundler nennen,
das ihn freilich nie gegen die Indianer, die eine Kultur im eigentlichen Sinne
sondern gegen die Trägheit und die ge- nicht besaßen.
legentliche Ungerechtigkeit der Militär- Bis zur Ankunft der ersten Europäer
und Kolonialbehörden heftig ankam. lebten in dem riesigen Gebiet des heuti-
Heute wird gern vergessen, daß zwi- gen Kalifornien nichts mehr als
schen den zentralmexikanischen Urein- 190 000 Indianer, die in unzähligen klei-
wohnern und den nordamerikanischen nen Gruppen mit ebenso vielen Dialek-
Indianern ein enormer Unterschied be- ten der vier oder fünf Hauptsprachen
stand: Die mexikanischen Völker hatten ein ausreichendes aber karges Dasein
schon eine Zivilisationsstufe erreicht, im fruchtbaren Land führten, das sie
die durchaus mit der jener Philister und aus Unkenntnis jeglicher Landwirt-
Phönizier vergleichbar war, welche zur schaft nicht bebauen konnten. Sie waren
Zeit des Propheten Elias im Umfeld des scheu und machten sich anfangs rar, so
alten Israel wohnten. Das heißt: Sie daß die Franziskaner es nicht leicht hat-
praktizierten bei der Ankunft der Spa- ten, zu ihnen Kontakt aufzunehmen.
nier das Menschenopfer auf grausamste Pater Serra bestand darauf, lange vor
Art, lebten aber schon in Städten, hatten dem Einzug der spanischen Kolonial-
eine Bilderschrift entwickelt und waren truppen die Orte für seine Missionssta-
besonders in der Baukunst sehr weit tionen festzulegen und die ersten Kon-
fortgeschritten. Die Völker nördlich des takte zu den Ureinwohnern aufzubau-
Rio Grande waren dagegen – mit Aus- en. Wie die iroschottischen Mönche ein
nahme der silberbearbeitenden, noma- Jahrtausend früher pflegten sie kleine
dischen Navajo – Steinzeitvölker, die Glocken mitzutragen, die sie früh mor-
zum größten Teil dem Animismus, dem gens in eine der knorrigen, immergrü-
Schamanismus und im weiteren Nor- nen „Taleichen“ hängten; unter den
den sogar dem rituellen Kanibalismus Ästen errichteten sie ihren Tragaltar, um
verfallen waren. Die Aufgabe, derarti- die heilige Messe zu feiern. Manchmal
gen Stämmen katholische Lehren wie kamen neugierige Ureinwohner, um zu-
die vom allerheiligsten Altarsakrament zuschauen, aber einmal wurden zwei
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MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 15

Verschiedenes

Patres bei einer derartigen Morgenmes- mitgereisten Handwerker eine Festung


se durch die Pfeile aufgeregter Scho- (Presidio) im spanischen Stil auf luftge-
schones getötet. Sie waren die einzigen trockneten Ziegeln (Adobe) errichtete,
Märtyrer der Expedition. half auch beim Kirchbau. Einige India-
Von San Diego (= St. Jakobus) an der ner zeigten Talent für Dekoration und
heutigen Grenze zu Mexiko bis Santa prägten entscheidend die Innenausstat-
Rosa nördlich von San Francisco die Kü- tung der Missionskirchen.
ste entlang, aber auch bis in die Bin- Selbst nach der festen Etablierung
nentäler des Salinas-Flusses und des der Missionen, presidios und Siedlun-
Santa-Cruz-Gebirges gründeten P. Serra gen, als er die Aufgabe des Visitators
und seine Mitbrüder 21 Missionsstatio- ausüben und jedes Jahr über eine
nen. Aus mehreren von ihnen ent- Strecke von mehr als 800 Kilometern al-
wickelten sich die bekanntesten Städte le Missionen besuchte, ging Fray Juni-
des heutigen Bundesstaates Kalifornien. pero Serra zu Fuß! Nur in seinen letzten
Pater Serra plante sie in Abständen von Jahren, als ein offenes Geschwür an ei-
ca. 100 Kilometern oder einem Ritt von nem Bein das Laufen zu sehr erschwer-
ca. fünf Wochentagen. Sein Hauptquar- te, zwang er sich aufs Eselchen. Er nahm
tier schlug er an der malerischen Küste jede Entbehrung mit Freuden als Opfer
bei Cap Piños, wo um die schöne Mis- auf sich und investierte jedes nicht drin-
sion San Carlo Borromeo herum bald gend notwendige Geldstück in die soli-
das Dorf Carmel entstand. Pater Serra de Ausstattung der Klosterbibliotheken.
wußte sich die kleine Kolonialarmee im- Seine Bibliothek in Carmel ist noch voll-
mer dichter auf den Fersen. Diese sehr ständig vorhanden. Sonst lebte er hel-
gemischte Truppe, die mit „Kind und denhaft die Armut des hl. Franziskus.
Kegel“, Marketendern und bald auch
Trotz immenser Schwierigkeiten,
landsuchenden Siedlern heranzog, war
nicht zuletzt des Klimas und der häufi-
oft, wie Pater Serra wußte, eine Bedro-
gen Erdbeben, die auch heute immer
hung für die Indianer. Er versuchte, die
Indianer auf die Gefahren, die die weiße wieder für Schäden an den Missionskir-
Zivilisation mit sich brachte, durch Aus- chen sorgen, florierten die spanischen
bildung in Landwirtschaft und Hand- Missionen in Alta California. Pater Serra
werk vorzubereiten, aber die Steinzeit- starb im Jahr 1784 einen heiligmäßigen
Yuma, -Schoschone und -Tschumasch Tod und liegt vor dem Hochaltar der
kannten keine geregelte Arbeit und ver- Missionskirche begraben. Neben ihm
ließen oft lieber die Missionsstationen, liegen seine treuesten Mitbrüder, die
als Ackerbau und Bauhandwerk zu er- Patres Crespi, Lasuen und Lopez.
lernen. Hätten sich die Patres nur auf Die Tragödie der Küstenindianer
die „Sklavenarbeit“ der Indianer verlas- und der Missionen begann erst ein Vier-
sen müssen, hätte es keine Missionskir- teljahrhundert später mit den napoleo-
chen gegeben. Die Armee, die in jeder nischen Kriegen in Spanien, die beson-
neuen Missionsstation mit Hilfe der ders während des britischen Feldzuges
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Verschiedenes

auf der Iberischen Halbinsel der Frei-


maurerei und der „Aufklärung“ den
Weg bereiteten. Der in der französi-
schen Philosophie hochgebildete Kreo-
lenpriester Miguel Hidalgo brachte die-
se Ideen in Mexiko unter sein eigenes
Volk und führte 1811 die erste Rebellion
der Kreolen, Mestizos (= Mischlinge)
und Indianer gegen die spanische Kolo-
nialregierung. Revolutionäre Unruhen
in Mexiko flammten immer wieder auf,
bis die Revolution von 1820 in Spanien
zur Unabhängigkeit Mexikos, aller-
dings als konstitutionelle Monarchie
(24. Februar 1821), führte. Die schwache
Monarchie fiel nur zwei Jahre später,
und Mexiko litt unter jahrzehntelangen
revolutionären und gegenrevolu-
tionären Kämpfen. Die Missionen wur-
den zum Teil säkularisiert. Manche
konnten die Franziskaner allerdings be-
halten. Die Isolierung vom ohnehin in-
stabilen Mexiko und eine Serie von Na-
Das Grab von P. Junipero Serra
turkatastrophen ruinierten mehrere
Missionen. Die Priester blieben aber oft len und Mulatten waren.
unter unglaublich schlechten Bedin- Als 1848 Gold in Nordkalifornien
gungen bei ihren Gemeinden. Am tra- entdeckt und das Schicksal des alten,
gischsten ist die Geschichte der Mission katholisch-spanischen Kalifornien be-
Nuestra Señora de la Soledad (U.L. siegelt wurde, gab es fast keine Küsten-
Frau von der Einsamkeit), wo die letz-
indianer mehr. Die goldhungrigen US-
ten Priester lieber den Hungertod star-
Amerikaner, die jetzt in großen Scharen
ben, als ihren Posten zu verlassen.
nach Kalifornien kamen, vernichteten
Die einfachen Küstenindianer kann- gewalttätig die Indianer im Binnenland
ten, wie alle nordamerikanischen Stäm- und führten die undisziplinierte, mer-
me, keine Viruskrankheiten. Sie hatten
kantile Gesellschaft ein, die in jähem
daher keine Widerstandskraft gegen
Kontrast zur Zukunftsvision eines Pa-
die Erreger, welche die Europäer mit
ters Junipero Serra steht.
sich brachten. Die „einfache Erkältung“
trägt weit mehr Schuld an ihrer Ausrot- Ein Gipfel des Santa-Lucia-Gebirges
tung als die spanischen Siedler, die südlich von Carmel wurde nach Pater
selbst oft Halbindianer (mestizos), Kreo- Junipero Serra benannt. Er glaubte, wie
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Verschiedenes

alle echten Christen bis zurück zu den „Werten“ gehört hätte, zuallererst aus
Aposteln, daß Jesus Christus es mit dem einem reinen Gewissen hervorgehen
Auftrag zur Missionierung ernst meinte müßten. Er war bereit, für die Bekeh-
und noch heute ernst meint. Pater Serra rung der Indianer zu sterben.
glaubte fest an die Wahrheiten der Höl- Kann es eine größere Liebe geben?
le und der Sünde, der Notwendigkeit
des Glaubens und der Sakramente. Er
wollte die Indianer vor der Hölle retten, (mit freundlicher Genehmigung aus:
nicht ihr „Selbstgefühl“ oder ihre „Kirchliche Umschau“ 1/1999)
„Selbstverwirklichung“ steigern, die für
ihn, wenn er überhaupt von solchen

Fastenzeit
von P. Eberhard Repp
Aschermittwoch! Allzu schnell ist wahrhaft freie Menschen seien! Viele,
dieser Tag den meisten Menschen ge- heute die meisten, verstehen darunter
kommen. Für die meisten ist die Fasten- allerdings etwas anderen: tun und las-
zeit die fadeste Zeit des Jahres, eine Zeit sen können, was man will. Den gläubi-
düsteren Ernstes und weltschmerzli- gen Christen betrachtet man demgemäß
chen Verzichtens, nicht wissend, was als unfrei, weil eingeengt und gehemmt
mit der Fastenzeit anzufangen! Wer so von den Geboten Gottes und der Kirche.
denkt und die Fastenzeit so auffaßt, Ihnen dagegen hat niemand etwas
muß lesen, was im Evangelium des dreinzureden – sie sind liberal, frei, wie
Aschermittwochs steht. Christus selbst sie glauben!
sagt es: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht Aber wer ist hier nun wirklich der
finster dreinschauen wie die Heuchler!“ freie Mensch? Der, welcher am Sonntag
(Mt 6,18) Also genau das Gegenteil von bis zum Mittagessen im Bett liegen
Weltschmerz und düsterem Ernst! Fa- bleibt, bis ihn der Hunger heraustreibt –
stenzeit ist keine traurige Zeit, sondern oder der, welcher die faule Bequemlich-
Weg zur österlichen Freude! Buße und keit überwinden kann, um Gott die Eh-
Fasten, wozu uns die Kirche in diesen re zu geben und so auch dem Sonntag
Tagen ruft, wollen uns helfen, daß wir seinen eigentlichen Sinn als „Tag des
frei werden für Gott, um froh zu werden Herrn“ zu geben? Ist der frei, welcher
in Gott. aus Angst und Feigheit lügt, um einer
„Für die Freiheit hat uns Christus eventuellen Strafe oder Blamage zu ent-
frei gemacht“, sagt der hl. Apostel Pau- gehen – oder der, welcher unbeirrt und
lus im Galaterbrief (5,1); also daß wir tapfer auch die Folgen seines Tuns und
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Lassens auf sich zu nehmen weiß? Wer Der Mensch ist immer in Gefahr,
ist frei? Der, welcher seinen Trieben und über dem Nächstliegenden, wie z.B. Es-
Leidenschaften nachgibt und Dinge tut, sen und Trinken, das Wesentliche zu
die unter Christen nicht einmal genannt übersehen: Gott, die Mitte unseres Le-
werden sollen (Eph. 5,3) – oder der, wel- bens. In uns kommt immer wieder der
cher sich beherrschen kann? Leichtsinn hoch, so daß uns Gott gleich-
„Zur Freiheit seid ihr berufen! Nur gültig wird. Das Böse lockt uns wieder
und wieder, es gefällt uns so gut, daß
mißbraucht die Freiheit nicht zu einem
wir kaum begreifen, warum wir es nicht
Vorwand für fleischliche Gelüste.“ (Gal.
tun dürfen. Das ist die böse Begierlich-
5,13) Die Versuchung zum Mißbrauch
keit in uns – eine Folge der Erbsünde,
tritt an den Menschen immer wieder
aber auch unserer persönlichen Sünden.
heran. Im Evangelium des ersten Fa-
Je mehr einer in das Böse hineinkommt,
stensonntags hören wir, wie der Versu-
z.B. die Sinnlichkeit, desto lebendiger
cher sogar an Christus herantritt und
und heftiger wird die böse Begierlich-
ihm lockende Dinge vor Augen stellt: er
keit, desto schwerer geht es, sich frei zu
soll Brot schaffen, den Hunger stillen; machen. Daher brauchen wir die Hal-
die Freuden der Welt genießen; er soll tung der Buße, Härte und Strenge ge-
sich von der Zinne des Tempels herab- gen uns selbst. Der Mensch scheut zwar
stürzen – das wäre Sensation! Wie wür- davor zurück, aber es muß sein um der
den da die Gaffer staunen! Wie würde Freiheit willen, zu der wir als Christen
ihm da der Pöbel nachlaufen! Und dann berufen sind. Die Freiheit fällt einem
die letzte und größte Versuchung: nicht einfach in den Schoß, man muß
Macht! Herrschaft über die Menschen, darum kämpfen wie um das Himmel-
über alle Reiche der Welt! Aber Christus reich, von dem Christus sagt: „Das
weist den Versucher zurück: „Der Himmelreich leidet Gewalt, und nur die
Mensch lebt nicht vom Brot allein“, sagt Gewalt brauchen, reißen es an sich.“
er. (Mt 4,4) Es gibt andere, höhere Din- (Mt 11,12) Ohne den Willen zur Selbst-
ge, um derentwillen es sich lohnt, auf überwindung kommen wir immer wie-
niedere zu verzichten. Nicht der Ver- der in die Sünde hinein. Es ist eine alte
zicht an sich ist wertvoll, sondern durch Erfahrung: Wer sich nicht beherrscht,
das Opfer soll uns zum Bewußtsein ge- wer nicht zu verzichten weiß, der ge-
bracht werden, daß es noch höhere Gü- fährdet sich selbst und seine Freiheit,
ter gibt als Essen und Trinken und das aber auch die des anderen.
Leben genießen. Um diese wichtige Er- Das Freiwerden für Gott verlangt
kenntnis nicht zu vergessen, sollen wir Anstrengung und Selbstüberwindung;
ab und zu auf etwas verzichten, ein Op- dies ist aber nur die eine Seite christli-
fer bringen können, damit wir nicht cher Bußhaltung. Die andere heißt:
Sklaven der Dinge oder unserer Triebe Frohwerden in Gott! Beide gehören zu-
werden, sondern sie in Freiheit beherr- sammen. Nur der innerlich freie
schen. Mensch ist wie kein anderer fähig, sich
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wirklich und tief und dauernd an der Wettkampf des christlichen Lebens:
Schöpfung Gottes zu freuen. Es wäre ein „Wer im Wettkampf ringt, enthält sich
grausames Mißverständnis christlicher von allem. Jene tun es, um einen ver-
Bußgesinnung, wenn wir durch sie zu gänglichen Kranz zu gewinnen, wir
ängstlichen, verkümmerten und ver- aber um einen unvergänglichen. So lau-
grämten Menschen würden, die sich fe auch ich, nicht wie ins Blaue hinein;
schließlich nicht mehr recht zu lachen so kämpfe auch ich, nicht wie einer, der
getrauten und jedem, der sich freut, Luftstreiche macht. Vielmehr züchtige
mißtrauten. Christliche Buße verlangt ich meinen Leib und mache ihn mir un-
keine unnatürliche Unterdrückung ech- tertan.“ (1 Kor 9, 25ff)
ter Lebensäußerungen, sondern im Ge- In den Meßtexten der Fastenzeit
genteil: Entfaltung und Steigerung all wird immer wieder Bezug genommen
unserer Kräfte, Fähigkeiten und Talente auf die Taufe. Durch die Taufe sind wir
der Seele und des Leibes. Wir müssen Christen geworden. Getauft sein aber
dazu helfen, daß sich diese Anlagen in heißt soviel wie hineingetaucht sein in
rechter Weise entfalten können. den Kreuzestod Christi. Es heißt teilneh-
All diese Anlagen zu entfalten heißt men am Kreuzestod und an der Aufer-
stehung Christi. Und das bedeutet zu-
natürlich nicht ein wildes Wachstum,
gleich: Alles muß zuerst durch das Op-
ein zügelloses Gewähren- und Treiben-
fer hindurch. So wie ein Sportler Opfer
lassen. Es gibt ja Kräfte in uns, die dem
bringen und auf manche Bequemlich-
Gesetze des Geistes widerstreiten, die
keit verzichten muß, so steht das Opfer
also der Führung und Formung durch
erst recht in einem echten Christenle-
den Geist bedürfen. Das Wort „Askese“,
ben. Darum predigen wir Christus als
das oft für „Buße“ gebraucht wird, deu-
den Gekreuzigten; er steht im Mittel-
tet das sehr gut an. Das Wort stammt
punkt der Fastenzeit.
aus dem Griechischen und heißt wört-
lich „feines Herausarbeiten“. Die alten Es geht nicht um Weltflucht und Le-
bensfeindlichkeit, sondern darum, daß
Griechen verstanden darunter jenes
wir als freie, frohe Menschen die Welt
Training, dem sich die Wettkämpfer un-
und unser Leben meistern und unser
terzogen, um aus ihrem Körper alle
letztes Ziel erreichen. Diese Aufgabe gilt
Kräfte herauszuholen und ihn so in
es immer wieder neu anzupacken, be-
Form zu bringen. Jeder weiß: ein Sport-
sonders jetzt in der Fastenzeit. Packen
ler muß trainieren, wieder und wieder
wir diese Aufgabe wieder an mit frohem
üben, damit er gewandt wird und Lei-
Mut und ganzem Herzen; denn die Frei-
stungen erzielt. Er muß für den Sport so heit und das Himmelreich gewinnen
manches Opfer bringen, z.B. auf Alko- keine Halben.
hol und Nikotin verzichten, er braucht
einen klaren Kopf; nur so kann er sport- (entnommen aus: Gottesdienstordnung
liche Erfolge erzielen. der Kirche „Patrona Bavariae“, Mün-
Dasselbe sagt der hl. Paulus vom chen)
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Die kopernikanische Wende


Teil 3 (Schluß): Galilei
von Robert Mildenberger

Der Urteilsspruch gegen Galileo Ga- es um die Eindämmung des häretischen


lilei (1564 - 1642) vom 22. Juni 1633 lau- Potentials der galileischen Physik ge-
tet: „Wir sagen, verkünden, urteilen gangen. Der durch frühere Begünsti-
und erklären, daß du dich, obengenann- gung und Parteinahme für Galilei bela-
ter Galileo, durch die im Prozeß herge- stete Papst habe auf den Gang des Pro-
leiteten und von dir, wie oben angege- zesses so eingewirkt, daß der Fall Gali-
ben, gestandenen Dinge diesem Hl. Of- lei als disziplinarisches Problem er-
fizium der Ketzerei dringend verdäch- schien und er, der Papst, nicht als För-
tig gemacht hast, nämlich daß du die derer eines Häretikers kompromittiert
falschen und den Heiligen und göttli- sei. Damit berührt Redondi eine Ebene,
chen Schriften widersprechende Lehre die BRANDMÜLLERs bildungsbürger-
für gültig gehalten und geglaubt hast, lich-konservatives Galilei-Buch, das das
wonach die Sonne der Mittelpunkt der Problem im Disziplinarischen und im
Welt sei und sich nicht von Ost nach unentwickelten naturwissenschaftli-
West bewege und die Erde sich bewege chen Bewußtsein der Kirche aufsucht,
und nicht der Mittelpunkt der Welt sei, ignoriert. Zum Beweis der REDONDI-
und daß man eine Meinung für vertret- schen These sind zwei Dinge nötig: zu
bar halten und verfechten könne, nach- zeigen, wie Urban VIII. den Inquisi-
dem sie als der Heiligen Schrift wider- tionsprozeß von 1633 beeinflußte, und
sprechend erklärt und definiert wurde. welche Häresien Galilei unausgespro-
<...>”51 chen vertrat.
1983 erschien ein Buch des liberalen Die Rolle Urbans VIII. bezeichnet
italienischen Wissenschaftshistorikers das Dictionnaire de Théologie als ‘viel-
Pietro REDONDI, des stellvertretenden schichtig’: „Le rôle d’ Urbain VIII. dans
Direktors am Centre Alexandre Koyré l’affaire de Galilée est assez complexe”
für Wissenschaftsgeschichte in Paris (a.a.O. 1078). Der Galilei-Biograph
(Stand: 1991), das neues Licht auf die HEMLEBEN: „Der Grund, die Motive
Affäre um dieses prominenteste Opfer für sein (sc. Urbans) Verhalten sind heu-
kirchlicher Maßregelung wirft: „Galilei te, nach über dreihundert Jahren, kaum
eretico - Galilei der Ketzer”52. Der Titel aufzuhellen” (a.a.O. 120).
enthält bereits die Kernthese: Galilei REDONDI: „Galilei wird auf Anwei-
wurde zwar verurteilt, weil er gegen die sung des Papstes, der die geheime Un-
Anweisung des hl. Offiziums von 1616 tersuchung in dem berühmten Prozeß
ungehorsam war, in Wahrheit aber sei an sich gezogen hatte, vom Heiligen Of-
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fizium offiziell verurteilt, weil er im ein schlichter Kunstgriff, die Anklage


starken Verdacht steht, trotz seiner wie- gegen Galilei im Sommer des Jahres
derholten Widerrufe gegenüber der 1632 dem eigentlich dafür zuständigen
obersten Kirchenbehörde (1616 und im Gericht zu entziehen und einer Sonder-
Dialog) an die kopernikanische Lehre zu kommission zu übergeben, die unter
glauben. Also eine disziplinarische, und dem Vorsitz von Kardinal Francesco
keine theologische oder doktrinäre Barberini <Neffe Urbans VIII., d. Verf.>
Häresie, wie sich die Handbücher der unmittelbar der päpstlichen Kontrolle
Kriminalhäresiologie von damals aus- unterstand. Die Handlungen der Kom-
drückten. Darauf weisen auch die seriö- missionen wickelten sich in größter Ver-
seren Beobachter der juristischen Affäre schwiegenheit ab. Eine so außerge-
hin” (326, Herv. d. V.). wöhnliche Kommission war einzig für
Die Protektion Galileis durch Urban exzeptionell schwerwiegende Fälle vor-
ist eine Tatsache. Als Kardinal Barberini gesehen, die zudem besonders schwieri-
verfaßte er schon 1620 eine 19strophige ge theologische Probleme aufwarfen.
lateinische Ode zum Lob des vier Jahre Wir müssen bis in die 50er Jahre <des
zuvor von der Inquisition verwarnten 17. Jh., d. Verf.> warten, bis wieder eine
Kopernikaners Galilei.53 1630 - also ge- ähnliche Sonderkommission <wg. Ver-
rade zwei Jahre vor Prozeßbeginn - ge- urteilung des Jansenius, d. Verf.> zu-
währte derselbe Urban dem ohnehin als sammentritt” (247). „Die Einberufung
großherzoglicher Hofmathematiker gut unserer Kommission hier wurde mit
bezahlten Galilei „eine Pension von 40 schwersten theologischen Bedenken be-
Scudi auf eine Domherrnpfründe der gründet, denn als der Papst den floren-
Kathedrale von Pisa.”54 „Galilei war der tinischen Botschafter von deren Exi-
Wissenschaftler des Papstes gewesen. Er stenz am 4. Sept. 1632 in Kenntnis setzt,
war so sehr protegiert worden, daß man rechtfertigt er seine Entscheidung mit
auf geradezu skandalöse Weise die den Worten, ‘es handelte sich um die
schwersten Anklagen wegen Häresie verderbteste Materie, die man in Hän-
gegen ihn hatte versanden lassen – und den haben könnte (...), eine in hohem
das erst vor wenigen Jahren. Nun <1632 Maße verderbte Lehre.’ Mehr konnte
wg. des Dialogo dei massimi sistemi, der Papst nicht sagen” (247). „Die Kom-
d.Verf.> war er erneut der Häresie ver- mission trat fünfmal zusammen, und
dächtig. Den Fall vor das Hl. Offizium Mitte September <1632, d.Verf.>, also
zu bringen, das wäre politischer Selbst- nach einem Monat, hatte sie, nach Ab-
mord gewesen. Es hätte Kardinal Borgia wägung und Diskussion der Gründe für
<kaiserlich-spanischer Flügel der Kurie, die Anschuldigungen gegen Galilei, ihre
d. Verf.> die wunderbare Gelegenheit Aufgabe abgeschlossen. Die Zusam-
gegeben, einen riesigen Skandal <gegen menkünfte blieben absolut geheim. Für
den franzosenfreundlichen Urban VIII., den Historiker ist diese Kommission ei-
d.Verf.> zu inszenieren. Es gab nur ei- ne Art black-box” (248). „(Die Anklage)
nes: den Fall an sich zu ziehen. Es war war weder für den Angeklagten noch
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Verschiedenes

... Eine geheime theologische Untersu-


chungskommission wird doch nicht zu-
sammengerufen, um so eindeutige Ver-
brechen und so unstrittige Themen zu
behandeln wie den erforderlichen Re-
spekt gegenüber der offiziellen Anord-
nung Kardinal Bellarmins oder aber
Normen der Publikation. Man hat
Mühe zu glauben, daß diese ‘erzürnten
Theologen’ einen Monat und fünf Ver-
sammlungen dazu benötigten, eine
Aussage zu der völlig offen zutage lie-
genden kopernikanischen Ausrichtung
des Dialogo zu formulieren” (249).
„Sieht man genau hin, dann fällt auf,
daß der Bericht das unbedingt erforder-
liche Minimum für einen ordnungs-
gemäßen Prozeß enthielt und daß kei-
ner seiner Beteiligten kompromittiert
wurde. Genau das war verlangt. Der
Bericht enthob die Richter jeder weite-
Altersbild von Galileo Galilei ren Ermittlung. Er lieferte einen perfek-
ten juristischen Vorwand, um Galilei
für seine Gönner allzu schwer: keine auf der Grundlage einer kirchlichen
Häresie in der Glaubenslehre ..., son- Vorschrift zu verurteilen. Man mußte
dern die Übertretung eines Gebots und noch nicht einmal den Prozeß gegen die
keine echte Häresie in ‘einer in höch- Theorie des Kopernikus <von 1616, d.
stem Maße verderbten Materie’. Das Verf.> wiederholen; das hätte nämlich
Resultat der Untersuchungskommissi- Galilei gestattet, seine überzeugenden
on war also eine Anklage mit einer Rei- dialektischen Fähigkeiten ins Spiel zu
he von Beschuldigungen, die in dem bringen, und vielleicht hätte er im Hei-
Abschlußbericht zusammengefaßt wur- ligen Offizium angefangen, Experimen-
den. Die Richter des Heiligen Offiziums te mit Wassereimern vorzuführen, und
mußten sich nur noch daran halten – am Ende gar seine Richter zu Koperni-
was sie auch taten. So wurden sie kanern bekehrt. Es mußten auch keine
schlicht die juristischen Exekutoren der heiklen theologischen Fragen behandelt
Beschlüsse jener vom Papst gewollten werden, denn es war nicht der rechte
Kommission. ... Die Anklage wegen Ko- Zeitpunkt, einen neuen Prozeß wie den
pernikanismus erforderte im Jahre 1632 gegen Bruno zu veranstalten: Man kon-
für einen theologischen Fachmann kei- frontierte Galilei einfach mit seiner
ne besondere inquisitorische Phantasie. mehr oder weniger verstellten Übertre-
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tung der von Bellarmin ausgesproche- pro-französischen Kräfte in der Politik


nen Anweisung. Mit dieser Prozeß- wich nach dem Bündnis Richelieus mit
führung hatte der Papst offiziell zu er- Schweden und Gustav Adolfs Erfolgen
kennen gegeben, daß er sich von Galilei einer neutralen Einstellung. Die aristo-
distanzierte und keinerlei geheimes Ein- telisch und habsburgisch orientierten Je-
verständnis für die Neuerungen hegte. suiten hatten wieder Einfluß. Die Jesui-
Aber er machte denen, die der Philoso- ten, die unangefochtene theologische,
phie Galileis viel schwerwiegendere wissenschaftliche, missionarische und
Häresien unterstellten, keinerlei Zuge- apologetische Elite, lagen mit Galilei
ständnisse” (249 f.). Daß 1633 der Pro- von Anbeginn im Streit. Dies war ein
zeß geführt wurde, den Papst Urban wichtiger Grund, weshalb Galilei bei
VIII. wollte, deutet auch das Dictionnai- anderen Orden, deren Glanz von den Je-
re de Théologie catholique an (a.a.O. suiten verdunkelt wurde, in unverdien-
1081). ter Geltung stand. Galilei hatte Freunde
Das Ergebnis des Prozesses war das unter Karmeliten (Foscarini), Benedikti-
Beste, was Galilei passieren konnte. Das nern (Castelli) u.a., aber keinen einzigen
Jahr 1632, in dem die Pest Rom zu errei- unter den Jesuiten. Hätten die Jesuiten
chen drohte und Galileis kopernikani- und nicht die von Redondi erwähnte
sierender Dialogo dei due massimi sistemi Sonder-Untersuchungskommission die
erschien, markiert für Urban VIII. (1623 Anklage formuliert, hätte Galilei bei
- 1644) die Abkehr von seiner liberalen konsequenter Rechtsprechung dieselbe
Politik. Dieses Jahr bezeichnet übrigens Strafe wie dem i. J. 1600 als Ketzer ver-
zugleich den Beginn der Augenkrank- brannten Philosophen Giordano Bruno
heit, an der Galilei erblindete.55 Urban gedroht. Zu Brunos Inquisitoren gehör-
VIII. hatte das deutsche Reichslehen te auch der hl. Kardinal Bellarmin S.J.,
Mantua den Franzosen zugesprochen, der Gegner Galileis in erstem Prozeß
was einen Krieg hervorrief, Galilei und von 1616.
seine Anhänger protegiert (Galileis je-
Was hätten die Jesuiten gegen Galilei
suitenfeindlicher und anti-aristoteli-
vorbringen können, das ihm die Todes-
scher „Saggiatore” trägt das päpstliche
strafe eingetragen hätte? Eben das, was
Wappen!), die Zahl der kirchlichen Feste
zu Brunos Verurteilung führte: Atomis-
beschränkt und die drei jährlichen Ver-
lesungen der Abendmahlsbulle (= Liste mus.56 Was ist das Gravierende am Ato-
der im Kirchenbann befindlichen Perso- mismus? Daß er auf direktem Weg zur
nen) auf eine reduziert. Bei einer zu sei- Leugnung der Transsubstantiation
ner Umstimmung 1632 gehaltenen Kri- führt.
sensitzung der Kardinäle kam es sogar Tatsächlich gelingt es einem anony-
zu Handgreiflichkeiten (REDONDI men Ankläger57, Galilei anhand seiner
232). Auf die Anschuldigungen des Kar- veröffentlichten Schriften, insbesondere
dinals Borgia wußte der Papst keine dem Saggiatore, Atomismus nachzu-
Antwort (ib. 231f.). Die Förderung der weisen und eine Verbindungslinie vom
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Atomismus zur Leugnung des euchari- Schrift, die eindeutig P. Grassi S.J. zu-
stischen Geschehens zu ziehen: „Wenn weisbar ist, belastet Galilei ebenfalls auf
man nun annimmt, diese Philosophie das schwerste mit Atomismus und eu-
sei wahr, dann dünkt mich, können die charistischer Häresie. P. Grassi kommt
Akzidentien, die im Hlg. Sakrament besonderes Gewicht zu, da er die Auto-
von der Substanz getrennt sind, wohl rität des damaligen Jesuitenordens in
schwerlich existieren. Denn dort kom- vorzüglicher Weise verkörperte: Er war
men die Begriffe und Gegenstände des Mathematiker und Astronom, Professor
taktilen Empfindens, des Gesichtssinns, am Collegium Romanum, Architekt
des Geschmackssinns usw. vor; nach je- und langjähriger Bauleiter von San Ig-
ner Theorie wird man sagen, daß hier nazio. Unter dem Pseudonym Lothario
die kleinsten Teilchen der ursprüngli- Sarsi führte er jahrelang einen publizi-
chen Substanz, die unsere Sinne akti- stischen Kampf gegen Galilei, der ihn
vierte, verbleiben, die, wie das Anaxa- mit Wörtern beschimpfte wie „feierli-
goras sagte und wie es auch unser Au- cher Dummkopf, erbärmlicher Esel,
tor (= Galilei, d.Verf.) auf Bl. 200, Z. 28 Riesenochse, Skorpion” (REDONDI,
zu behaupten scheint, substantiell sein 126). P. Grassi führt in seiner Schrift Ra-
soll, dann folgt daraus, daß im Sakra- tio ponderum gegen Galilei aus: „Hier
ment substantielle Teile von Brot und muß ich eingehen auf die Abhandlung
Wein sind, und das ist ein Irrglaube, der Wärme, in der sich Galileo ganz
den das Heilige Konzil von Trient in der ausdrücklich als Gefolgsmann von De-
Sessio XIII, Kanon 2 verurteilt hat” (RE- mokrit und Epikur59 zu erkennen gibt.
DONDI, 337). Es ist nur logisch, daß (...) Aber dennoch kann man nicht um-
Galilei sich seiner Verurteilung wider- hin, einigen Bedenken Ausdruck zu ge-
spruchslos fügte. Seine Abschwörung ben, die mich beunruhigen. Sie ergeben
mit den Worten: „Eppur si muove — sich aus dem, was unsererseits auf der
und sie bewegt sich doch” ist nie er- Grundlage der Vorschriften der Kir-
folgt. Sie ist erst ab 1761 belegt.58 Selbst chenväter, der Konzilien und der Kirche
der „Spiegel” gesteht: „Der trotzige insgesamt als unbestreitbar erachtet
Spruch: ‘Und sie bewegt sich doch!’ werden muß. Das betrifft die Spezies
kam in Wahrheit nie über seine Lippen” (Qualitäten), deren wahrnehmbare Spe-
(a.a.O. 91). zies, obwohl die Substanz des Brotes
Diese vernichtende Anklage gegen und des Weins verschwindet, dank des
Galilei, aus der ich zitierte, eine Ent- allmächtigen Wortes erhalten bleiben,
deckung REDONDIs, wurde nie in den als da sind: ihre Farbe, ihr Geschmack,
Prozeß einbezogen und macht gerade ihre Wärme oder ihre Kühle. Allein
dadurch plausibel, daß die plötzliche durch Gottes Wille bleibt die Spezies er-
Verurteilung Galileis wegen Kopernika- halten, und zwar, wie die Kirchenväter
nismus eine relativ elegante Rettung und Konzilien uns lehren, in Form eines
vor dem Scheiterhaufen und das Werk Wunders. Das ist es, was sie sagen. Ga-
sehr guter Freunde war. Eine andere lilei hingegen behauptet ausdrücklich,
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Verschiedenes

daß die Wärme, die Farbe und alles den, daß er kurz vor Beginn des Prozes-
übrige von dieser Art außerhalb dessen, ses von 1633 von Rom nach Savona ver-
der sie wahrnimmt, also im Brot und im setzt wurde und erst nach dem Tod des
Wein, reine Namen seien. Bleiben also, Papstes dauerhaft nach Rom zurück-
wenn die Substanz von Brot und Wein kehrte.
verschwindet, nichts als die Namen von Den Atomismus vertrat Galilei im
Qualitäten? Bedürfte es denn eines fort- Saggiatore, den er 1623 seinem gerade
gesetzten Wunders, um reine Namen zu zum Papst erhobenen Förderer Urban
bewahren? Quid ergo perpetuo opus VIII. widmete. REDONDI: „Nach den
miraculo est puris tantum nominibus Kriterien, die er selbst aufgestellt hatte,
sustentandis?” (nach REDONDI 339 f.) konnte sich der Saggiatore an die physi-
P. Grassi wehrt sich dagegen, daß „die kalisch erkennbare Essenz der Atome
Vorschriften der heiligen Formeln des wagen. Er interpretiert die aristotelische
Glaubens nach Belieben interpretiert Doktrin von der ‘Bewegung als Ursache
und ihr authentischer und allgemein an- der Wärme’ mittels der Bewegung
erkannter Sinn auf den Kopf gestellt kleinster Feuerteilchen und der Emissi-
werden könnte. Aber, um die Wahrheit on von Substanzpartikeln” (66). In Gali-
zu sagen, das ist nicht zugestanden wor- leis Zeit wimmelte es förmlich von ato-
den für die Bewegung der Erde, obwohl mistischen und anti-aristotelischen
deren Unbeweglichkeit nicht als ein Schriften: De rerum sensu et magia von
fundamentaler Grundsatz unseres Campanella, Philosophia naturalis adver-
Glaubens erachtet wurde; und so wird sus Aristotelem von Basson (Genf, 1621),
es, wenn ich nicht irre, noch weniger Philosophia epicurea democritiana von Hill
zulässig sein für das, was entweder den (Genf 1620), Exercitationes philosophicae
wesentlichen Punkt des Glaubens bil- von Gorlæus (Leyden 1620) (REDONDI
det, oder für das, was jeden anderen we- 67). Redondi zieht auch eine Parallele zu
sentlichen Punkt in sich enthält. In der Ockham, allerdings ohne die persönli-
Hostie, so wird allgemein behauptet, che Beschäftigung Galileis mit dem im
bleiben die sinnlich wahrnehmbaren 16. Jh. wieder häufig aufgelegten Nomi-
Spezies, die Wärme, der Geschmack nalisten nachweisen zu können: „Es
usw. erhalten: Galilei sagt dagegen, daß schien so, als sei die Ablehnung der ari-
die Wärme und der Geschmack außer- stotelischen Tradition im Saggiatore von
halb desjenigen, der sie wahrnimmt, rei- der Polemik Ockhams gegen die Schola-
ne Namen sind, also daß sie nichts sind” stik im 14. Jahrhundert, die sich auf die
(nach REDONDI, 340). In der Diagnose Freiheit der Philosophie gegen die ab-
Grassis finden sich alle oben besproche- strakten Spekulationen der Scholastiker
nen glaubenswidrigen Haltungen: Ato- berief, inspiriert” (68). Auch der schon
mismus, Nominalismus, Subjektivis- von Francis Bacon in der Nova Atlantis
mus. (1627) ausgesprochene Fortschrittsge-
P. Grassi war für Urban VIII. offen- danke findet sich bei Galilei angedeutet:
bar so sehr zu einer Belastung gewor- „Unter diesem Gesichtspunkt (sc. dem
25
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 26

Verschiedenes

Atomismus, d. Verf.) erinnert das Bild und seiner Anhänger verurteilt, weil er
vom Buch des Universums, das mit unmöglich ‘mit den Lehren der Religion
geometrischen Schriftzeichen geschrie- zu vereinbaren war’.” (REDONDI 272)
ben ist, an die Vorstellung von einem Wie sehr die Spatzen den Atomismus
Buch, dessen Seiten wie Netzwerke mit Galileis von den Dächern pfiffen, zeigt
ganz feinen geometrischen Maschen ein italienisches Gedicht von 1698: „...
aus Kreisen, Dreiecken und Quadraten Die erhabne Anstrengung Galileis, /
bestehen. Kühn wirft der Saggiatore die- das Wunder der Jahrhunderte, / mach-
se Maschen aus ‘ins unendliche Meer’ te die Atome bekannt und brachte die
der Erfahrung, um ‘fernab des Ufers’, Sterne näher.”60 (REDONDI 273)
abseits der befahrenen Routen, dem Au-
ge unsichtbare Atome mit den Maschen Anmerkungen zum Fall Galilei
der mathematischen Beschreibung ein-
Einer der Schlüsse, die REDONDI
zufangen. (...) Der neue Christophorus
aus seinen Forschungen zieht, ist die
Columbus, der Entdecker einer neuen
Abwendung von dem „positivistischen
Welt, so pries Johannes Faber Galilei in
Kult um Galilei” und von der „kitschi-
der Widmung, die auf der ersten Seite
gen Heldenverehrung, die noch heute
des Saggiatore publiziert wurde” (RE-
unser Bild von Galilei nachhaltig beein-
DONDI 69). Wie hoch das Interesse der
flußt”(321). Vor dem Hintergrund die-
Galileischen Physik am Atomismus ist,
ser Erkenntnisse liest sich der „Spiegel”
zeigt sich an der Erfindung des Barome-
als Hauspostille für Katholikenhasser.
ters durch Torricelli, einem Schüler Ga-
Eine Reihe von Mythen, mit denen Kir-
lileis. Um die Quecksilbersäule steigen
chengegner, aber auch Katholiken le-
zu lassen, bedurfte es der Erzeugung ei-
ben, bedürfen der Hinterfragung.
nes Vacuums. Nach Funktionieren des
Experiments glaubte man den für die
atomistische Physik unbedingt erfor- 1. Mythos: Es gibt noch so manche Akten
derlichen absolut leeren Raum, das rei- aus dem Inquisitionsprozeß gegen Galilei,
ne Nichts, in dem sich die unzerstörba- die wir nicht kennen. (Der „Spiegel” knüpft
ren Atome bewegen, empirisch nachge- ja sensationelle Erwartungen an die neuer-
wiesen zu haben. (Die aristotelische liche Öffnung der vatikanischen Archive für
Physik hat den berühmten horror vacui bürgerliche Forscher.)
und hält das reine Nichts für ein bloßes Entgegnung: 1811 läßt Napoleon alle
ens rationis. Der Raum [Kategorie des Prozeßakten des Hl. Offiziums nach Pa-
ubi] ist ein Akzidens körperlicher Sub- ris bringen. Frankreich gibt sie erst 1845
stanzen, also stets etwas durch Form an den Vatikan zurück. Karl von Gebler
Bestimmtes und nichts, wie in der ato- veröffentlicht 1877 alle Akten zum Pro-
mistischen Lehre, Unabhängiges.) Nach zeß. Leo XIII. gewährte einem Gelehr-
Galileis Tod verurteilte die Kirche Gali- ten namens Antonio Favaro ungehin-
leis Atomismus: „Noch im Jahr 1667 derten Zugang zu allen Dokumenten.
wurde in Rom der Atomismus Galileis Favaro veröffentlichte seine bis heute
26
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 27

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als vollständig angesehene Ausgabe florentinischen Botschafters. Während


1907 unter dem Titel: Galileo e l’inquisi- der Verhöre vom 12.04. - 30.04.1633 war
zione. Documenti del processo Galileiano er in den Räumen des Hl. Offiziums in-
esistenti dell’ Archivo del S. Ufficio e nell’ haftiert (im Dominikanerkloster S. Ma-
Archivo segreto Vaticano, nella prima volta ria sopra Minerva). Galilei wurde nicht
integralmente pubblicati da A. Favoro, Flo- gefoltert, allerdings wurde ihm
renz 1907.61 Wie groß das Bedürfnis ist, während des Prozesses mit dem damals
neue Dokumente zum Fall Galilei zu üblichen Beweiserhebungsmittel der
finden, zeigte sich 1870 an den anfäng- peinlichen Befragung gedroht.
lich von der Académie des Sciences für
echt gehaltenen „2000 Handschriften
3. Mythos: Galilei war ein großer Philo-
Galileis” des französischen Fälschers
soph.62
Vrain Lucas (REDONDI 322).
Entgegnung: Galilei war, nach unse-
ren Begriffen, ein TH-Professor im
2. Mythos (vom „Spiegel” nicht behaup- Staatsdienst. Sein Dienstherr war der
tet): Galilei wurde gefoltert und als Ketzer Großherzog von Toscana. Eine kohären-
verurteilt. te Philosophie vertrat er nicht. Descar-
Entgegnung: In seinem ersten Pro- tes, ein unverdächtiger Zeuge (1663
zeß von 1616 mußte Galilei nicht einmal selbst auf dem Index; REDONDI 284),
vor Gericht erscheinen. Er wurde ver- urteilt über ihn: „Sein Fehler ist, daß er
warnt. Ihm wurde nur auferlegt, die ko- beständig abschweift und niemals sei-
pernikanische These nicht zu lehren. nen Stoff erschöpft, woraus man er-
Während seines zweiten Prozesses wur- kennt, daß er ihn nie ordnungsgemäß
de Galilei nicht als Ketzer verurteilt, geprüft <hat> und daß er, ohne die er-
sondern als der Auflage Bellarmins von sten Gründe der Natur zu betrachten,
1616 ungehorsam mit Hausarrest und lediglich die Ursachen einiger besonde-
dem Verbot, sich über den Kopernika- rer Vorgänge gesucht hat, so daß er oh-
nismus zu äußern, diszipliniert. Galilei ne Fundament gebaut hat” (an Mersen-
durfte weiter Schüler haben und Besu- ne, 11.10.1638).63 Am ehesten kann man
cher empfangen und lebte von einer seinen philosophischen Standpunkt als
stattlichen Rente, die ihm der Großher- Frühmaterialismus bezeichnen. Wie Ba-
zog von Toscana zahlte, und einer con der theoretische, so war Galilei der
Pfründe, die ihm Urban VIII. geschenkt praktische Vollender des Empirismus.
hatte, in seinem Landsitz, der Villa „Il Einige seiner naturwissenschaftlichen
giojello”, in der Toscana. Zu seinem Pro- Erkenntnisse sind anerkennenswert
zeß reiste er in einer vom Großherzog (Fallgesetze, Venusphasen, Sonnen-
gestellten Sänfte an. Während seines In- flecken, Jupitermonde), aber nicht bahn-
quisitionsprozesses in Rom (Februar - brechend wie die Keplers und Newtons.
Juni 1633) bewohnten er und sein Die- Seriosität war nicht seine Stärke, wie
ner eine Dreizimmersuite im Palast des sich an dem im September 1998 aufge-
27
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 28

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deckten Schwindel mit den Saturn- 58 Dictionnaire de Théologie a.a.O. 1084.


Monden zeigt.64 59 Führende Materialisten der griechischen Antike.
60 Ich danke meinem Kollegen Herrn Quast-Cojo-
caru, Soest, für die Übersetzung.
4. Mythos: Galilei war ein guter Katholik
61 Dictionnaire de Théologie a.a.O. 1093.
Entgegnung: Galilei ist in der Ge- 62 Zu einer realistischen Einschätzung der wissen-
genwart von Priestern gestorben. Aller- schaftlichen Leistung Galileis vgl. J. C. Pitts
dings sind zwei Inquisitionsprozesse, (Hsg.), New Perspectives on Galilei, 1978.
das Erscheinen auf dem Index, die mit BRANDMÜLLER erwähnt dieses Buch nicht. Ich
Nennung seines Namens verbundene danke Herrn Priv.Doz. Dr. Dr. Zecher, Mainz, für
kirchliche Verurteilung des Materialis- diesen Hinweis.
mus von 1667, ferner schriftlich beleg- 63 zitiert nach: H. BLUMENBERG, Die Legitimität
der Neuzeit, Frankfurt a.M. 1996, 465.
bare Äußerungen von Stolz und
64 vgl. F.A.Z.-Meldung vom 30.09.1998: „Saturn-Be-
Hochmut65, sein beständiger Kampf ge-
obachtungen von Galilei ‘erfunden’. Der italieni-
gen die von der Kirche empfohlene ari- sche Astronom Galileo Galilei hat im Jahr 1612
stotelisch-scholastische Philosophie eine Beobachtung des Saturns vorgetäuscht, weil
und ein elfjähriges Konkubinat (1599 - er sie offenbar für ein Modell benötigte, das er zu
1610)66 nicht geeignet, das Leben Gali- dem seltsamen Verhalten des Planeten aufge-
leis für einen Katholiken vorbildlich zu stellt hat. Das haben Volker Nebel von der Uni-
machen. Als Knabe besuchte er die versität Frankfurt und Bruno Deiss von der Uni-
Schule der Benediktiner von Vallom- versität Köln herausgefunden. (...)” Ich danke
meinem verehrten Kollegen, Herrn Dr. Barth,
brosa. Daß er dort Novize war, läßt sich
Bonn, für diesen Hinweis.
nicht belegen. Seine unehelichen Töch-
65 „Bescheidenheit war Galileis Tugend nicht”,
ter gab er zur Versorgung in ein Kloster. HEMLEBEN a. a. O. 48. „Ein gefürchteter Streit-
Seinen unehelichen Sohn adoptierte er. hahn und Rechthaber”, DER SPIEGEL a.a.O. 91.
Galilei schmäht P. Grassi im Saggiatore: „Was
wollt ihr machen, Herr Sarsi (= Grassis Pseud-
Anmerkungen
onym als Verfasser des von Galilei attackierten
51 nach REDONDI a.a.O. 262. Werkes Libra, d.Verf.), wenn es mir allein ver-
52 Ich danke Herrn Egon Grabmeier M.A. für den gönnt war, alles Neue am Himmel zu entdecken
Hinweis auf dieses inzwischen nicht mehr im und niemand anderes auch nur irgendetwas.”
Handel befindliche bemerkenswerte Buch. 66 Genaueres bei HEMLEBEN, a.a.O. 39. BRAND-
53 Dictionnaire de Théologie a.a.O. 1078. MÜLLER, der Galilei zum biederen Katholiken sti-
54 HEMLEBEN a.a.O. 166. Die Pension des Pap- lisiert, äußert sich zu dem delikaten Punkt „Le-
stes erlaubte Galilei, ab 1631 für 35 Scudi jährlich bensführung” gar nicht. Hier ist der „Spiegel” ehr-
eine schloßartige Villa in der Nähe von Florenz zu licher als BRANDMÜLLER: „Daß er sonntags
mieten (HEMLEBEN ebd.). statt zur heiligen Messe lieber zu seiner Mätresse
55 HEMLEBEN a.a.O. 166 ging, trug ihm schon früh eine erste Anzeige bei
der Inquisition ein” (DER SPIEGEL a.a.O. 91).
56 Von Bruno gelehrt in seiner Schrift De minimo.
57 REDONDI fügt seinem Buch ein Facsimile der
anonymen Anklage bei und identifiziert die Hand-
schrift als die seines wichtigsten Gegenspielers
nach Bellarmin, P. Grassi S.J. (s.u).
28
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 29

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Fortschritt der Religionen – Ein Fort-Schritt?


Schluß
von Dr. Regina Hinrichs

Die Fokolar-Bewegung lebt vor, was Spiritualität leben bedeutet, den Men-
an Einheit schon möglich ist; sie stellt schen eine größere Möglichkeit zu ge-
gewissermaßen einen ersten, oder viel- ben, sich als Söhne und Töchter Gottes
leicht sogar schon einen zweiten Schritt zu offenbaren. Und während wir alle in
dar auf dem Weg zu dieser Kirche von jeder Hinsicht die Natur zu bewahren
morgen. suchen, wird sie selbst auf geheimnis-
Natürlich fragt man sich, welcher volle Weise unsere Liebe erwidern, wie
Art eine Einheit sein kann, in der An- alles, was aus Gott lebt und von ihm her
gehörige der verschiedensten Religio- Bestand hat.“22
nen und Weltanschauungen zusammen- Wenn wir diese seltsamen Worte
leben – denn von dem Ausgangspunkt überdenken, müssen wir uns u.a. fra-
der Fokolar-Bewegung, dem Wunsch, gen, was sie hier unter dem Begriff ‘of-
nach dem Evangelium zu leben, haben fenbaren’ verstanden wissen will, da
wir uns weit entfernt. Es wäre auch nur dieser ja hier offensichtlich nicht im ur-
schwer vorstellbar, wie ein Hindu oder sprünglichen Sinn des Wortes verwen-
ein Moslem diese Einheit im täglichen det wird. Dasselbe gilt für die in ihren
Leben umsetzen sollte. Worten anklingende Naturmystik: ‘die
Was also kann Grundlage des prakti- Natur erwidert unsere Liebe’. Die uns
schen Zusammenlebens sein? In Graz aus New Age-Veröffentlichungen zur
gibt Chiara Lubich auf diese Frage fol- Genüge bekannte und dort häufig be-
gende Antwort: „Was du nicht willst schworene Einheit des ganzen Kosmos
das man dir tut, das füg’ auch keinem scheint hier mindestens aus der Ferne
andern zu. Auf dieser Grundlage kön- Pate gestanden zu haben.
nen wir auch mit Angehörigen anderer Der Schluß dieser Grazer Rede läßt
Religionen zu einer Beziehung gegen- ebenfalls an aus ganz anderen – oder
seitiger Liebe kommen.“21 vielleicht doch nicht so anderen? – Krei-
Wie man dieser in Graz gehaltenen sen bekannte Zukunftsvisionen denken:
Rede entnehmen kann, bleibt Chiara „Unser Planet ist von dramatischen
Lubich aber nicht bei der Einheit unter Spaltungen, ja von Zerfall bedroht.
den Religionen stehen; sie geht noch Durch dieses neue Leben kann man um-
über diese hinaus, indem sie mit einem kehren und zugleich vorangehen. So
Ausblick auf die Einheit von Mensch wird die Menschheit jene Einheit wie-
und Natur schließt: „Eine ökumenische derfinden, für die Gott sie geschaffen
29
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 30

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hat, und die Kirchen werden jene volle einzige Buddhist, der als Beobachter am
Gemeinschaft verwirklichen, die Chri- Zweiten Vatikanischen Konzil teilnahm.
stus seiner Kirche eingestiftet hat.“23 Er erhielt den Preis, so die Temple-
Ganz ähnlich hatte sie sich in ihrer ton-Stiftung, für seine beharrlichen
Ansprache anläßlich der Verleihung des Bemühungen um interreligiöse Zusam-
Preises der UNESCO für Friedenserzie- menarbeit und den Weltfrieden.
hung geäußert: „Gemeinsam (d.h. auch In seiner Dankesrede hebt Nikkyo
mit Angehörigen anderer Religionen) Niwano hervor, daß es darauf ankom-
schreiten wir voran auf dem Weg zur me, daß die Menschheit zu einer globa-
Fülle der Wahrheit, nach der wir alle len Gemeinschaft zusammenwachse.
streben; dank der Spiritualität der Foko- Religionen haben, so sagt er, in diesem
lar-Bewegung bemühen sich weltweit Prozeß eine wichtige Rolle zu spielen:
Menschen darum, Keimzellen eines die höchsten Ziele, die sie verfolgen,
neuen Volkes zu sein, einer Welt des sollen das Glück, das spirituelle Wachs-
Friedens, einer geeinten Welt.“24 tum und der Weltfriede sein. Aufgabe
der von ihm ins Leben gerufenen Welt-
Zusammenfassend läßt sich also sa-
konferenz soll es sein, alle Hindernisse
gen: heute (!), 20 Jahre nach Verleihung
auf dem Weg zu dieser friedvollen Welt
des Templeton-Preises, hat Chiara Lu-
zu beseitigen.
bich voll bestätigt, daß sie ihn verdient
hat. Wir sind deshalb so ausführlich auf
Nikkyo Niwano eingegangen, weil 1)
Ausgehend von der Verleihung die-
ihn eine enge Freundschaft mit Chiara
ser beiden letztgenannten Preise an Chi-
Lubich verbindet und weil sie 2) Ehren-
ara Lubich wollen wir nun einen Blick
präsidentin der von ihm gegründeten
auf einige internationale Organisatio- Weltkonferenz ist und damit dokumen-
nen werfen, mit denen die Fokolar-Be- tiert, daß sie deren Bestrebungen unter-
wegung in mehr oder weniger enger stützt: „Buddhistische Initiativen für
Verbindung steht. den Frieden in der Welt finden bei uns
Zwei Jahre nach der Verleihung des volle Zustimmung und Unterstützung.
Templeton-Preises an Chiara Lubich, al- Ein Beispiel ist der sehr geschätzte Bei-
so 1979, wird ein Mann mit diesem trag der Weltkonferenz der Religionen
Preis geehrt, der, wie Chiara Lubich für den Frieden.“26
sagt, in religiösen Kreisen sehr bekannt Die nun schon mehrfach genannte
ist und mit dem sie einen tiefen geisti- Weltkonferenz der Religionen für den
gen Austausch pflegt – wir meinen Nik- Frieden wurde 1970 gegründet, und
kyo Niwano. Er ist der Gründer einer zwar – nach Informationen dieser Welt-
buddhistischen Laienorganisation mit konferenz selbst – basierend auf Gedan-
dem Namen Rissho Kosai-Kai25 (1938) ken dreier amerikanischer Religions-
und der Weltkonferenz der Religionen führer, von denen einer Bischof Wright,
für den Frieden; außerdem ist er der der spätere Kardinal, war. Man be-
30
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 31

Verschiedenes

schloß damals, das internationale Sekre- Emeritierter Präsident der Weltkon-


tariat in New York einzurichten, und ferenz ist der frühere Erzbischof von Neu
zwar – was niemanden wundern wird – Delhi Angeno Fernandes. Er unterstützt
gegenüber dem UN Gebäude, da von offen die mächtige Organisation der
vornherein eine enge Zusammenarbeit Planetary Citizens, die inzwischen ein-
mit der Weltorganisation ins Auge ge- deutig okkult ist.27 Bei einer von der
faßt war. Als kleine Illustration dessen, UNESCO veranstalteten Tagung in Bar-
was hier gemeint ist, sei erwähnt, daß es celona 1994 hielt er eine Ansprache zum
diese Weltkonferenz war, die Chiara Lu- Thema ‘Eine globale Spiritualität der so-
bich für den Friedenspreis der UNESCO zialen Verantwortung’, in der er – und
vorschlug, den sie dann ja 1996 erhielt. dies möge einen Eindruck von der Per-
sönlichkeit dieses Mannes vermitteln –
Die Weltkonferenz der Religionen
‘Spiritualität’ folgendermaßen definier-
für den Frieden genießt Beraterstatus im
te: nämlich als das „Bewußtsein unserer
Wirtschafts- und Sozialrat der UNO so-
Verantwortung auch für die Neugestal-
wie bei UNICEF und ist seit 1996 als
tung wirtschaftlicher und politischer
NGO bei der UNESCO voll anerkannt.
Einrichtungen, einer Verantwortung,
Die internationalen Verflechtungen sind
die in der persönlichen Erfahrung des
eng und nicht zu übersehen. Federico
Göttlichen verankert ist.“28 Für einen Erz-
Maxor, Generaldirektor der UNESCO,
bischof eine wahrlich bemerkenswerte Defi-
ist z.B. mit einem Interview in der deut- nition.
schen Zeitschrift der Fokolar-Bewe-
Die hier erwähnte Rede in Barcelona
gung, ‘Neue Stadt’, vertreten. Man darf
verdient noch aus anderen Gründen un-
dabei nicht vergessen, in wie enger Ver-
sere Beachtung. In enger Anlehnung an
bindung Federico Maxor und viele an-
Robert Müller (langjähriger hoher Be-
dere hochrangige UN Mitarbeiter mit
amter in UNO-Diensten und ebenfalls
dem Lucis Trust von A.A. Bailey stehen
langjähriger führender Mitarbeiter des
und daß man sich – nolens volens – in
Lucis Trust), in enger Anlehnung also an
mindestens gefährliche Gesellschaft be-
diesen Mann, den er mehrfach zitiert,
gibt.
beruft sich Erzbischof Fernandes auf die
Diese Weltkonferenz ist aus vielen UN Generalsekretäre Dag Hammer-
Gründen ein bedeutsames internationa- skjöld und U Thant, die darauf hinwie-
les Gremium, das wir noch etwas ge- sen, die Welt brauche eine globale Spiri-
nauer zu betrachten haben. tualität, die durch das neue planetari-
Zu den Ehrenpräsidenten gehört ne- sche Bewußtsein unumgänglich gewor-
ben Chiara Lubich auch Rodrigo Cara- den sei.
zo, der über ähnliche Verbindungen ver- So sagt denn auch Fernandes, ein
fügt wie Federico Mayor: auch Carazo, entscheidendes Element dieser neuen
der ehemalige Präsident von Costa Rica, Spiritualität sei die Sorge um unseren
arbeitet mit dem Lucis Trust zusammen. Planeten Erde, um unsere Umwelt. Wie
31
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 32

Verschiedenes

er sagt, brauchen wir eine neue allum- Zu Beginn wurde eine Grußadresse
fassende Weltgemeinschaft, denn diese von Pir Vilayat Khan verlesen, in der
Form von Gemeinschaft ist die einzige, dieser – und damit berühren wir einen
die er für lebensfähig hält. Und so be- Grundton, der schon mehrfach ange-
schließt er seine Rede mit dem Aufruf, klungen ist – zur Fortsetzung des inter-
das zu werden, was wir eigentlich religiösen Dialogs aufrief, indem er alle
schon längst sind, nämlich eins. Religionen dazu anregte, das Streben
Die Parallelen zu den eingangs dar- nach Universalität, das in allen religiö-
gelegten Grundüberzeugungen von sen Traditionen verborgen sei, zu för-
Chiara Lubich sind nicht zu übersehen; dern. Pir Vilayat Khan ist in internatio-
und leider ebenso wenig zu übersehen nalen Kreisen kein unbeschriebenes
sind die Parallelen, bis hinein in die Blatt: er ist Ehrenmitglied des Club of
Wortwahl, zwischen von New Age- Budapest, einer Tochtergründung des
Kreisen und anderen weltweit operie- Club of Rome, und einer der Signatare
renden Gruppen von Mondialisten seit des von diesem Club of Budapest veröf-
langem propagierten Zielen. fentlichten Manifests zum Planetari-
Dies sind Worte. Fragen wir uns schen Bewußtsein.
nun, wie die Weltkonferenz der Religio- Auf Pir Vilayat Khan folgten weitere
nen für den Frieden versucht, die hier Redner, darunter ein Angehöriger der
von ihrem emeritierten Präsidenten Schweizer Reformierten Kirche und Fo-
vorgelegten Grundprinzipien und Auf- kolarmitglied; dann ein Mitglied von
rufe mit Hilfe der ihr verbundenen in- Brahma Kumaris – einer Gruppierung,
ternationalen Gemeinschaften in die Tat auf die wir später noch kurz einzuge-
umzusetzen. hen haben werden. Neben Ansprachen
Was Sie im Folgenden hören wer- und Diskussionen gab es Gebete und
den, fußt auf den Berichten dieser Welt- Meditationen aus verschiedenen reli-
konferenz selbst. giösen Traditionen sowie eine Blumen-
Zwei Ereignisse der letzten Jahre zeremonie, die leider nicht näher be-
verdienen Beachtung: zunächst die Ge- schrieben wurde.
denkveranstaltung anläßlich der Hun- Das zweite Ereignis, das ein Licht
dertjahrfeier des Zusammentretens des auf die Aktivität der Weltkonferenz und
Parlaments der Weltreligionen in Chica- die der mit ihr verbundenen Organisa-
go 1993, deren Gastgeber übrigens die tionen wirft, ist die 6. Weltkonferenz der
Erzdiözese Chicago war. Für unseren Religionen, die 1994 in Rom, genauer-
Zusammenhang ist die Veranstaltung in hin im Vatikan, und in Riva del Garda
Amsterdam von besonderer Bedeutung. stattfand. Diese Veranstaltung stand un-
An Gestaltung und Durchführung wa- ter dem Leitwort ‘Die Welt heilen – Re-
ren u.a. die internationale Vereinigung ligionen für den Frieden’. Zweifellos be-
für religiöse Freiheit (IARF) und die Fo- darf die Welt und jeder von uns der
kolar-Bewegung beteiligt. Heilung, des Heils, des Heilandes –
32
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 33

Verschiedenes

aber um diesen ging es wohl bestenfalls Schaffung des Friedens auf Erden, zu
am Rande. bewältigen.
Alles drehte sich nämlich auch hier Der zweite und für unser Thema
darum, in einen vertiefenden Dialog der noch interessantere Teil dieser Konfe-
Religionen einzutreten, sich besser zu renz fand in Riva del Garda statt – und
verstehen, sich näherzukommen – ein hier engagierte sich die Fokolar-Bewe-
Ziel, das man einerseits durch Ausspra- gung mit offenbar bewundernswertem
chen und Appelle verschiedener religiö- Einsatz. So hebt es jedenfalls das Mittei-
ser Führer anzustreben suchte, anderer- lungsblatt der Weltkonferenz mehrfach
seits durch die Teilnahme an religiösen lobend hervor.
Zeremonien, die aus dem Islam, dem Es lohnt, einen Blick auf die Redner-
Shintoismus, dem Judentum und aus liste in Riva del Garda zu werden, denn
Naturreligionen stammen. Es geht hier da befinden wir uns auf fast schon ver-
nicht unbedingt – wir sagten es schon – trautem Boden, auf dem sich die großen
um Synkretismus, um die Übernahme internationalen Vereinigungen die
einzelner Elemente aus verschiedenen Hand reichen. Von katholischer Seite
Religionen und deren Verschmelzung sind die Kardinäle Arinze, Etchegaray und
zu einer neuen Superreligion, sondern Martini sowie der uns schon bekannte
um die alle Religionen übersteigende Erzbischof Fernandes vertreten. Die UNO
höhere Einheit, in der die historisch ge- wird durch Yasushi Akashi, den zeitwei-
ligen Repräsentanten der Weltorganisa-
wachsenen unterschiedlichen Ausprä-
tion im ehemaligen Jugoslawien, vertre-
gungen erhalten bleiben. Sie erscheinen
ten; Hans Küng ist anwesend und natür-
nun als farbige Bereicherung der neu
lich der Gründer der Weltkonferenz
gewonnenen Einheit.
Nikkyo Niwano, den wir zu Beginn aus-
Auf dieser niederen Ebene wäre führlich behandelt haben. Ohne den
dann wohl die Überzeugung des Katho- selbstlosen Einsatz von Fokolarmitglie-
liken anzusiedeln, der immer noch dar- dern, vor allem im Hinblick auf deren
an festhält, der Religion anzuhangen, Beziehungen zur Presse, wäre, so wird
der die Wahrheit anvertraut ist, und der immer wieder betont, dieser Versamm-
Kirche treu zu sein, die er als Mater et lung nicht der Erfolg beschieden gewe-
Magistra Veritatis aller Menschen aller sen, den sie offenbar hatte.
Zeiten bekennt. Dieses darf er sicherlich Krönender Abschluß dieser Konfe-
auch weiterhin meinen, er soll es nur renz war die Erklärung von Riva del
nicht laut sagen und damit den sich Garda, die von einem Schiff aus am
überall ausbreitenden universalen Frie- Abend feierlich vorgelesen wurde – eine
den stören. Denn dieser ist das summum Zeremonie übrigens, auf deren symboli-
bonum: alle Religionen sind Werkzeuge, sche Bedeutung ausdrücklich hingewie-
deren man sich bedient, um die der sen wird: das auf dem See schwimmen-
Menschheit gestellte Aufgabe, die de Schiff bedeutet die Fahrt hinüber
33
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 34

Verschiedenes

zum Frieden, zu dem die Religionen tragen. Die Vision der einen, alle ande-
uns geleiten, aber das Gestade, das Ziel ren Religionen wie eine Kuppel über-
ist noch nicht erreicht. wölbenden Religion – oder sollte man
Die genannte Deklaration faßt die eher von der Spitze einer Pyramide
Ergebnisse und Ausblicke der Konfe- sprechen? – steht am Schluß dieser Er-
renz zusammen. Im Mittelpunkt der Er- klärung: wenn die Religionen sich so
klärung steht der Gedanke, eine Weltge- wie eben beschrieben verhalten, dann
meinschaft zu bilden, ihre Rechte und können sie „ohne Beeinträchtigung ih-
Pflichten festzulegen. Hervorgehoben rer Identität und ihres Wahrheitsan-
spruchs auf der eigentlich religiösen
wird die Heiligkeit der Erde und unsere
Ebene, Übereinstimmungen und Ergän-
Einheit mit ihr29, echte, wahre Religio-
zungen auf der sozialethischen Ebene
sität wirkt mit an der Durchsetzung von
entdecken.30
Freiheit und Menschenrechten.
Es ist sicher nicht notwendig, im ein-
Daher hat hier der interreligiöse Dia-
zelnen nachzuweisen, daß diese Er-
log seinen Platz, denn es geht ja darum,
klärung kaum einen Punkt enthält, den
die Erde zu heilen, destruktive Elemen-
ein Christ vorbehaltlos unterschreiben
te aber abzuwehren. Was unter den letz-
könnte – umso bedenklicher ist die Teil-
ten zu verstehen ist, kann man sich in
nahme so vieler hochrangiger Vertreter
etwa denken, es wird aber auch ganz
der Kirche und das große Engagement,
klar ausgesprochen; nämlich religiöser mit dem die Fokolar-Bewegung diese
Nationalismus und Extremismus. Die Konferenz unterstützt hat.
so gesteckten Ziele erfordern natürlich
Wie bei einer solchen Zusammen-
die Zusammenarbeit mit der UNO; die
kunft kaum anders zu erwarten, wurde
Weltkonferenz bekräftigt ihr diesbezüg-
diese neue Sicht von Religionen nicht
liches Engagement.
nur mit Worten beschworen, sie wurde
Die Erklärung spricht vom Heilen auch gelebt, oder, wie man heute sagen
der Welt, sowohl lokal als auch global, würde, ‘erfahren’. Es gab Anrufungen
vom harmonischen, friedvollen Univer- verschiedener Gottheiten; buddhisti-
sum als dem Ziel des Lebens und der sche, indianische, hinduistische Gebete
spirituellen Bemühungen des Men- und Meditationen. Wenn man derartige
schen. Die von uns zuvor beschriebene Aktivitäten und das mit ihrer Hilfe an-
neue Einheit der Religionen wird erneut gestrebte Ziel bedenkt, verwundert es
beschworen: wir werden aufgefordert, nicht, daß die Weltkonferenz in ihrem
im Hinblick auf die Versöhnung unter Informationsblatt – einen interreligiö-
den Religionen heilige Texte gemein- sen Kalender veröffentlicht, in dem
sam zu benutzen, anderen religiösen Feste von neun Religionen (Christen-
Traditionen mit Achtung zu begegnen, tum, Islam, Buddhismus, Baha’i, Juden-
gemeinsame Meditationen durchzu- tum, Hinduismus, Sikhismus, Jainis-
führen, denn all dies kann zur gegensei- mus und Zoroastrismus) enthalten sind,
tigen Bereicherung und Inspiration bei- wobei von den christlichen Festen nun-
34
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 35

Verschiedenes

mehr Epiphanie, Weihnachten, Ascher- Konkreten Ausdruck findet diese en-


mittwoch, Ostern und Pfingsten übrig- ge Verflochtenheit in einer Publikation
bleiben. Diese sind, das dürfen wir nicht des Rates des Parlaments der Weltreli-
vergessen, nunmehr Ausdruck von Son- gionen mit dem Titel ‘Sourcebook for
dertraditionen auf der rein religiösen the Community of Religions’, in dem
Ebene. Dort sind sie geduldet, dort dür- zwar weder die Fokolar-Bewegung
fen sie eine Rolle spielen, aber nur so noch Chiara Lubich selbst vertreten
lange und nur insoweit als sie nicht die sind, wohl aber alle die internationalen
angestrebte große Einheit stören oder Organisationen, mit denen sie zusam-
gar behindern. menarbeiten. Es handelt sich bei dieser
Neben den schon genannten interna- Quellensammlung um eine Zusammen-
tionalen interreligiösen Organisationen, stellung von Texten von Vereinigungen,
mit denen die Fokolar-Bewegung in die ergänzt wird durch eine Fülle ande-
Verbindung steht, wurde Brahma Ku- rer Netzwerke, die leider – alle mitein-
maris genannt, eine Vereinigung, die, ander – uns einen Eindruck davon ver-
1936 in Karachi gegründet, sich als mitteln, in welch dichtem Netz des Was-
‘World Spiritual University’ bezeichnet. sermanns wir uns seit geraumer Zeit
Sie verfügt über Niederlassungen auf schon befinden – einem Netz, aus dem
der ganzen Welt, ist besonders stark in sich zu befreien für einen Christen le-
Asien und Europa vertreten, hier allein bensnotwendig, ja überlebensnotwen-
in 18 Ländern. Erklärtes Ziel ist die För-
dig ist. Gelingt ihm dies nicht, versucht
derung von Meditation, spirituellen
er es vielleicht nicht einmal, sondern
Werten, vor allem durch die Entwick-
fördert und fordert er gar die Zusam-
lung des eigenen Selbst.
menarbeit um eines vermeintlich höhe-
Abgesehen von diesen, den Einzel- ren Zieles willen, dann sind höchste
nen betreffenden Zielen, verfolgt diese Vorsicht und Wachsamkeit geboten.
Universität, wie alle hier vorgestellten
und miteinander verbundenen Organi- Eine Kennerin auf dem Gebiet des
sationen, dieselben Ziele: Schaffung des New Age, Cornelia Ferreira, bringt die
Weltfriedens, einer harmonischen Welt. Gefährdung, in der wir uns befinden,
Zusammenarbeit mit UNICEF und der auf den Punkt: „Eines der seit langem ver-
UNO, bei der sie ebenfalls Beraterstatus folgten Ziele der freimaurerischen Neuen
im Wirtschafts- und Sozialrat genießt Weltordnung scheint endlich in greifbare
sowie die Anerkennung als NGO, sowie Nähe gerückt: die Eine-Welt-Kirche, an de-
Zusammenarbeit mit dem Weltparla- ren Errichtung seit 150 Jahren gearbeitet
ment der Religionen in Chicago. Wir wird, nimmt Form an. ... Kollaborateure
stoßen auf dieselben weitverzweigten sind gewisse Führer der katholischen Kirche,
internationalen Verpflechtungen, in die die durch die internationale Organisation,
eben auch die Fokolar-Bewegung einge- die als Weltkonferenz der Religionen für den
fügt ist. Frieden bekannt ist, ihr Werk tun.“31
35
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 36

Verschiedenes

Drei falsche Prämissen liegen all die- schen; Kai bedeutet die Vervollkommnung der
sen Konzepten, an denen auch die Fo- Persönlichkeit und das Erreichen der ‘Bud-
kolar-Bewegung so engagiert mitarbei- dhaschaft’, in: William Proctor, The Templeton
tet, zugrunde: Touch, New York 1983, S. 201
26 a.a.O., S. 121
1) Friede auf Erden ist das oberste Ge- 27 Vgl. C. Ferreira, One-World Church Expected
bot – des Christen erstes Gebot lau- This Year, in: Christian Order März 1997, S. 142
tet anders! 28 The Contribution of Religions to the Culture of
2) Religionen sind schuld an Kriegen Peace, Barcelona 1995, S. 50
und Streitigkeiten – die Lehre der 29 Religion for Peace, Newsletter Febr. 1995, New
York, S. 6
Kirche über den Ursprung von
30 VI. Weltkonferenz der Religionen für den Frieden
Krieg und Zwist sieht ganz anders in Riva 1994, Die Riva-Erklärung S. 16
aus. 31 C. Ferreira, One-World Church Expected This
3) Die Einheit der Religionen wird Year, in: Christian Order, März 1997, S. 135
zum Frieden führen – nur die Ein-
heit in der Wahrheit kann den wirk- Mit freundlicher Genehmigung der Au-
lichen Frieden bringen; vergessen torin entnommen aus: Theologisches
wir nicht das Wort des Herrn: mei- Mai und Juni 1998
nen Frieden gebe ich euch, nicht wie
die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.
Das einzige Ziel, das für die Katholiken
von Interesse ist, ist die immer tiefere Ein-
wurzelung in den mystischen Leib Christi,
die uns eines Tages – Deo iuvante – zur vi-
sio beatifica, zur seligen Anschauung Got-
tes und damit zum ewigen Frieden führen
wird.

Anmerkungen
20 Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde in
Theologie von der St. Thomas-Universität in Ma-
nila , 14.1.97, S. 5
21 C. Lubich, Eine Spiritualität der Versöhnung, S. 8
22 a.a.O., S. 8
23 a.a.O., S. 9
24 Rede vor der UNESCO am 17.12.1996, S. 5, Pa-
ris PF 171296.DOC
25 Rissho bedeutet: das Lehren des wahren Geset-
zes in der Welt begründen; Kosai bezieht sich auf
den Gedankenaustausch unter gläubigen Men-
36
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 37

Liturgischer Kalender
März
1.3. Montag n. d. 2. Fastensonntag
2.3. Dienstag n. d. 2. Fastensonntag
3.3. Mittwoch n. d. 2. Fastensonntag
4.3. Donnerstag n. d. 2. Fastensonntag (Ged. d. hll. Kasimir u. Lucius)
5.3. Freitag n. d. 2. Fastensonntag
6.3. Samstag n. d. 2. Fastensonntag (Ged. d. hll. Perpetua u. Felizi-
tas)
7.3. Sonntag 3. Fastensonntag (Oculi)
8.3. Montag n. d. 3. Fastensonntag (Ged. d. hl. Johannes v. Gott)
9.3. Dienstag n. d. 3. Fastensonntag (Ged. d. hl. Franziska von Rom)
10.3. Mittwoch n. d. 3. Fastensonntag (Ged. d. hll. 40 Martyrer von
Sebaste)
11.3. Donnerstag n. d. 3. Fastensonntag
12.3. Freitag n. d. 3. Fastensonntag (Ged. d. hl. Gregor I.)
13.3. Samstag n. d. 3. Fastensonntag
14.3. Sonntag 4. Fastensonntag (Laetare)
15.3. Montag n. d. 4. Fastensonntag
16.3. Dienstag n. d. 4. Fastensonntag
17.3. Mittwoch n. d. 4. Fastensonntag (Ged. d. hl. Patrick)
18.3. Donnerstag n. d. 4. Fastensonntag (Ged. d. hl. Cyrillus)
19.3. Freitag Fest des hl. Josef (1. Kl.) (Ged. Fr. n. d. 4. Fasten-
sonntag)
20.3. Samstag n. d. 4. Fastensonntag
21.3. Sonntag Erster Passionssonntag (Judica)
22.3. Montag n. d. 1. Passionssonntag
23.3. Dienstag n. d. 1. Passionssonntag
24.3. Mittwoch n. d. 1. Passionssonntag (Ged. d. hl. Gabriel)
25.3. Donnerstag Fest Mariä Verkündigung (1. Kl.)
26.3. Freitag n. d. 1. Passionssonntag
27.3. Samstag n. d. 1. Passionssonntag (Ged. d. hl. Joh. von Damas-
kus)
28.3. Sonntag Zweiter Passionssonntag (Palmsonntag)
29.3. Montag in der Karwoche
30.3. Dienstag in der Karwoche
31.3. Mittwoch in der Karwoche
37
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 38

Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 0201/664922 9.30
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813, 8320283 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 02520/93040 9.30 bzw. 17.00
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Tummelplatzweg 15 089/712707 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
38
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 39

Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 bei Vechta


0283 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
9.30 bzw. 17.00 Vinnhorst
92929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
9151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
39
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 40

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/3608832,7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
40
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 41

Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
3647 7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
41
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 42

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

42
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 43

Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

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Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
29.3.-3. April Diestedde Frauen (Karwoche)
5.-10. April Zaitzkofen Männer (Osterwoche)
10.-15. Mai Häusern Männer (Christi Himmelfahrt)
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
21.-27. März Jaidhof Frauen
5.-10. April Ternberg Männer
9.-15. Mai Spinges (Südtirol) Frauen
16.-22. Mai Spinges (Südtirol) Männer
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
8.-13. März Männer
12.-17. April Frauen
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

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MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 45

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


11.-14 März und 14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nichtabgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz JEsu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Wallfahrten 1999
Italien
vom 26.4. - 5.5.1999
Loreto, Rimini, Lanciano, San Marco de Limas, San Giovanni Ro-
tondo, Monte Sant Angelo, Mugnano, Montecassino, Rom (2. Mai:
Seligsprechung von Pater Pio), Orvieto, La Verna, Padua, Trient
Anmeldung: Frau Auguste Erne, Am Vogelherd 25, 88099
Neukirch, Tel/Fax 07528/2702

Frankreich – Lourdes
26. April – 4. Mai

Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292 Fax
07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen


(Fax: 07643/4883)
45
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 46

Ferienlager 1999

Deutschland

Kleine Mädchen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999

Große Jungen (17-24 Jahre)


Wanderlager Norditalien
Sonntag, den 1.8. bis Samstag, den 14.8.99

Wanderlager in der Toskana (16-26 Jahre)


Sonntag, den 8.8. bis Freitag, den 26.8.99

Schweiz
Familienlager in Enney
26. Juli bis 6. August 1999

Große Jungen
Gebirgslager
19. bis 24. Juli 1999

Kleine Mädchen
26. Juli bis 6. August 1999

Hl. Weihen im Priesterseminar Herz Jesu,


Zaitzkofen
20. März Subdiakonatsweihen: Beginn 9.30 Uhr
22. Mai Diakonatsweihen: Beginn 9.30 Uhr
26. Juni Priesterweihen: Beginn 9.00 Uhr

Alle Gläubigen sind herzlich eingeladen!


MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 47

Einladung zum Studenten- und Jungakademikertreffen


am 17./18. April 1999 in Bonn

Ein neues Virus hat sich, von den meisten unbemerkt, in den Leib der Kirche ein-
geschlichen: die Gruppendynamik. Der Pädagoge Michael M. Weber, Verfasser
einschlägiger Arbeiten zur Thematik, wird uns jene Techniken vorstellen, die
Vernunft und Glaubenssinn einer ganzen Generation, vor allem künftiger Prie-
ster, bedrohen. Wer auf solche und andere Gefahren für die Kirche hinweist und
sie bekämpft, wird von der angeblich so toleranten Gesellschaft nicht mehr tole-
riert. Über die Hetzjagd auf engagierte Christen wird Rechtsanwalt Rainer Ro-
the berichten. Daß sich der Einsatz für den authentischen Glauben jedoch auch
heute noch lohnt, zeigt uns Oberstudienrat Rolf Pentzlin anhand der Entwick-
lung im brasilianischen Bistum Campos.

Samstag, 17. April


14.00 Gesungenes Amt, 15.15 Kaffee
16.00 Michael M. Weber, Psychotecniken – die programmierte Zerstörung von
Kirche und Kultur (Vortrag mit Diskussion)
18.30 Lateinische Vesper, 19.15 Abendessen
20.15 OStR Rolf Pentzlin, Das Wunder von Campos (Dia-Vortrag)
21.15 Gemütliches Beisammensein, zum Abschluß: Lateinische Komplet

Sonntag, 18. April


10.00 Hochamt
12.00 Mittagessen
14.00 Rechtsanwalt Rainer Rothe, Die Verletzung der geistigen Freiheit in Eu
ropa (Vortrag mit Diskussion)
15.30 Kaffee und Schlußandacht

Das Wochenendseminar findet statt im Bonner Priorat Christ König, Kaiser-


Karl-Ring 32a.

Schriftliche Anmeldungen und Rückfragen bitte bei: Dr. Heinz-Lothar und Ra-
phaela Barth, Heerstr. 67, 53111 Bonn, Tel./Fax: 0228/636220.
Wir bitten dringend, sich möglichst rasch anzumelden, spätestens aber bis zum
7. April, da wir für die Teilnehmer Unterkünfte, u.a. in der Jugendherberge, be-
sorgen müssen. Bitte bei der Anmeldung Namen und volle Adresse, ggf. für
mündliche Rückfragen auch Tel.-Nr., angeben.

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MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 48

Neuerscheinung
Kassettenreihe
Erzbischof Lefebvre
Dokumente, Rundbriefe,
Predigten, Vorträge

Teile 2, 3, 4, 5 und 6

Die Kassetten sind erhältlich an den Schriftenständen der Priorate und Ka-
pellen der Priesterbruderschaft St. Pius X. sowie bei den Distriktsitzen.

St.-Theresien-Gymnasium
in Schönenberg
sucht baldmöglichst zwei Haushaltshilfen
(für Waschküche und Nähstube)

Interessentinnen melden sich bei:


St.-Theresien-Gymnasium
Ehrw. Schwester Michaela Metz
St. Vinzenzhaus
53809 Ruppichteroth
Tel. 02295/5163

48
MB März 99 19.06.1999 12:12 Uhr Seite 49

St. Athanasius Hattersheim lädt 1999 ein


zu folgenden Vorträgen

Donnerstag, 11. März Papst und Kirche heute


– Fragen und Antworten aus katholischer Sicht
H.H. DDr. Gregorius Hesse, Wien

Sonntag, 30. Mai Leben in einem Orden


Sr. Theresia Maria, Göffingen

Freitag, 11. Juni Die heiligen Sakramente


H.H. P. Patrice Laroche, Zaitzkofen

Freitag, 15. Oktober Thema steht noch nicht fest


H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz

Freitag, 12. November Die Erbsünde


H.H. P. Bernhard Zaby, Stuttgart

Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
Unterschrift

Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 3

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

„Ein Zeichen, dem widersprochen


wird ......................................................1
Kirchen-Konservative haben
großen Zulauf ......................................5
Herz-Jesu-Kirche in Karlsruhe
eingesegnet ..........................................6
Priestertum:
Erneuerung notwendig ......................7

Verschiedenes

Der Apostel von Kalifornien ..........13


Fastenzeit............................................17
Die kopernikanische Wende
(Teil 3)..................................................20
Fortschritt der Religionen –
ein Fort-Schritt? (Schluß) ................29

Liturgischer Kalender ......................37

Heilige Messen ................................ 38

Termine und Daten ......................... 44


Liebe Freunde und Wohltäter,

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, bot vor wenigen Tagen ein
grauenerregendes Schauspiel: Zwei Schüler schossen wahllos auf Mitschüler, Lehrer
und Angestellt, ehe sie sich selbst töteten. Das Resultat: über ein Dutzend Todesopfer
und zahlreiche Verletzte.
In der nun zu erwartenden Besinnung, an der sich pflichtgemäß die verschiedensten
Gruppen beteiligen und betroffen zeigen werden, wird auch wieder der Ruf nach einer
verschärften Kontrolle von Feuerwaffen erhoben werden.
Kontrolle ist gut, Vorsorge ist besser.
Polizeimaßnahmen sind notwenig, zeigen ihre grundsätzliche Begrenzung aber ge-
rade in einem Fall, in dem wirksamer erzieherischer Einfluß auf die Jugendlichen das
einzige Mittel wäre, das Heilung bringen könnte.
Es reicht nicht aus, an Symptomen zu kurieren. Wenn Jugendliche Kurzschlußhand-
lungen begehen, dann stellt sich die Frage nach den Ursachen. Diese Fragestellung ist
in der westlich-liberalen Gesellschaft verpönt, jedenfalls dann, wenn die fälligen Ant-
worten die „liberalen Errungenschaften“ in Frage stellen.
Man organisiert Kongresse, um über Maßnahmen gegen Kindesmißbrauch zu bera-
ten (und bei dieser Gelegenheit „guten Willen“ zu demonstrieren), gleichzeitig aber
wagt niemand, die heilige Kuh der schrankenlosen Freiheit ohne Gebote Gottes zu
schlachten.
Wir stehen vor dem Phänomen, daß eine Gesellschaft, die Befreiung und Enthem-
mung im Zuge des Wertewandels der 60er Jahre als ihre vornehmste Errungenschaft an-
sah, inzwischen in Gefahr geraten ist, von ihren Errungenschaften zerstört zu werden.
Die Aktivisten einer Gesellschaftsveränderung haben von Anfang an den Umbau der
christlichen Ordnung beabsichtigt. Sie werden sich durch „Entgleisungen“ der oben be-
richteten Art nicht beirren lassen. – Die große Masse des Volkes einschließlich der Ka-
tholiken sind ihnen gefolgt, weil es an der Einsicht gefehlt hat, daß nur Glauben und das
Halten der Gebote dauerhaften Wohlstand garantieren können. Versagt haben insbeson-
dere die Hirten, die sich von den äußeren Erfolgen eines christlich verbrämten Materia-
lismus im Wohlfahrtsstaat beeindrucken ließen.
Es wird nicht so leicht sein, zu gesunden Grundsätzen zurückzukehren. Zu viele sind
am status quo ideologisch interessiert. Auch wenn Sie böse Ereignisse wie Amokläufe
von Jugendlichen nicht wollen, so wollen sie doch auch das nicht, was einzig geeignet
wäre, solche Verirrungen dauerhaft zu verhindern: die Errichtung des Gemeinwesens
auf der Grundlage der 10 Gebote!
Wir bitten Maria, die Frau aller Völker, daß sie den Völkern den inneren und äuße-
ren Frieden schenke, der allein auf der wahren Bekehrung zu Gott gedeihen kann.

Stuttgart, am Fest des hl. Georg, 24. April 1999


Pater Markus Heggenberger
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

„Firmzettel abgefangen“
Ein Bericht über das Apostolat in Tschechien

von P. Andreas Steiner

S.E. Bischof Tissier de Mallerais hat Und diese Einflüsse kommen jetzt auch zu
am Sonntag, dem 15. November 1998, uns. Wir erfahren, daß z.B. in Chodov
in Prag neun Firmlingen das Sakrament (Stadtteil von Prag; Anm. des Verf.) sich
der Stärkung im Hl. Geist erteilt. Es war einmal monatlich Menschen versammeln,
dies der erste offizielle Besuch eines Bi- die solcher Prägung sind. Sogar ein öster-
schofs der Priesterbruderschaft in reichischer Priester kommt, der ihnen diese
Tschechien. An der Zeremonie, die von vorkonziliare Liturgie zelebriert. Und sie
Seminaristen aus Zaitzkofen feierlich haben sogar in der letzten Zeit einen von
gestaltet worden war, haben ca. 70 diesen schismatischen und exkommunizier-
Gläubige teilgenommen. ten Bischöfen eingeladen, der hier, bei uns,
Die Firmung und das feierliche levi- wirklich das Sakrament der Firmung ge-
tierte Pontifikalamt im Anschluß waren spendet hat. Wir haben einen Firmzettel ab-
ein großes Ereignis für den katholi- gefangen, der von einem Priester als Garant
schen Wiederaufbau in Tschechien, das unterschrieben war, es stand dort „Pater
nicht unbemerkt bleiben konnte. Kardi- Steiner“ geschrieben. Ich weiß, daß ein sol-
nal Vlk, Erzbischof von Prag, gab am cher Ort auch in Mähren ist. Hier ist es
30. Januar 1999 ein Radiointerview im notwendig zu sagen, daß jene, die an der Li-
Sender „Freies Europa“, das wir hier in turgie dieser schismatischen Priester und
gekürzter Fassung wiedergeben: Bischöfe teilnehmen, selbst in Gefahr kom-
men, in die Exkommunikation zu fallen.
„Ich meine, daß vielen Zuhörern der
(...) Ich sage dies, um zu erinnern, daß die
Name ‘Lefebvre’ bekannt ist. Er war ein
Bischofskonferenz angefangen hat, sich mit
Erzbischof in der Schweiz, im Wallis, in
diesen Erscheinungen zu beschäftigen, und
diesem Kanton Wallis, der das Konzil nicht
daß sie wahrscheinlich auf der nächsten Sit-
anerkannte, oder mindestens einige Doku-
zung durch eine Verlautbarung Stellung
mente des Konzils, vor allem die Konstitu- nehmen wird...
tion über die Liturgie, oder das Dokument
über den Ökumenismus, über die Religi- (Übersetzung aus dem Tschechischen:
onsfreiheit. Er hat um sich herum eine H.H. Diakon Thomas Stritzko)
Gruppe von Menschen gesammelt, die die-
selbe Meinung hatten, vor allem Priester; er Kardinal Vlk ist für das Wirken der
hat sogar in diesem Schweizer Kanton, na- Priesterbruderschaft in Tschechien kein
he bei der großen Stadt Sion, auch ein eige- unbeschriebenes Blatt. Die erste Be-
nes Seminar, in Ecône, gegründet und dort kanntschaft datiert aus der Zeit, da Pa-
Priester gerade in diesem Geist erzogen... ter Stefan Maeßen das Apostolat im
1
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Land des Prager Jesulein begonnen hat. ich bezahlen konnte. Ich fragte noch einmal,
Die handschriftlichen Aufzeichnungen ob jemand die Abhaltung der Messe verhin-
von Frau Dagmar Bilková aus dem Jahr dern könnte. Ich wollte das wissen, bevor
1991 beschreiben, was Kardinal Vlk un- ich eine Ankündigung in der Zeitung be-
ternommen hat, um die erste hl. Messe zahlte. Es wurde mir aber wieder gesagt, es
zu verhindern. Frau Bilková hatte die sei ihre Sache, wem sie den Saal zur Verfü-
Bruderschaft gebeten, das Apostolat in gung stellten und niemand habe das Recht,
Tschechien zu beginnen, und hatte nach sich einzumischen. Ich bezahlte 3000 Kro-
Vereinbarung eines Termins einen Saal nen und reichte die Annonce in der Zeitung
für die hl. Messe gefunden, nämlich im „Lidová Demokracie“ ein.
polnischen Kulturzentrum in Prag. Was Am 30.9. kam Pater Maeßen nach Prag,
dann folgte, beweist, daß das Sprich- und wir gingen in das polnische Kulturzen-
wort „nomen est omen“ nicht ohne trum, wo wir den Saal besichtigten und
Grund existiert. „Vlk“ heißt nämlich Einzelheiten besprachen: Tische, Vasen, Be-
übersetzt „Wolf“. leuchtung. Mit Frau Mojdl wurde verein-
bart, daß sie am Sonntag um 8.00 Uhr kom-
Verlauf der Vorbereitungen zur ersten hl. men sollte, um das Zentrum aufzu-
Messe in Prag schließen.
Handschriftliche Aufzeichnungen von Am 12.10. wurde die Anzeige in der
Frau Dagmar Bilková: Zeitung „Lidová Demokracie“ veröffent-
Am 3.9.1991 bestellte ich einen Saal im licht. Ich freute mich, daß der Text auf Seite
polnischen Kulturzentrum. Ich machte die 3 gedruckt wurde, nicht unter den anderen
Besitzer darauf aufmerksam, daß es sich um Anzeigen. Am Donnerstag, Freitag, Sams-
eine tridentinische Messe handele, die von tag und Sonntag brachte ich Flugblätter in
der Priesterbruderschaft St. Pius X. gelesen die Kirchen.
werde, daß diese Messe nicht beliebt sei und Am Montag, dem 16.10., vormittags,
sie deswegen Schwierigkeiten haben könn- brachte mir ein Angestellter des polnischen
ten. Die Sekretärin sagte, das würde nichts Kulturzentrums einen Brief. Er lautete:
ausmachen und der Direktor würde von ihr
„Im Zusammenhang mit der Messe, die
informiert werden.
in unserem Kulturzentrum stattfinden soll,
Ich hatte ein Gesuch geschrieben, und ersuchen wir Sie, die Zustimmung des Erz-
dieses brachte ich am 26.9. persönlich ins bischofs von Prag, Msgr. Vlk, vorzulegen.
polnische Kulturzentrum. Ich schlug vor, Sollten wir diese Zustimmung bis Mitt-
daß ich am Montag, dem 30.9., bezahle, da woch, den 10.10., nicht erhalten, wird diese
der Direktor dann schon zurück sein würde Aktion nicht stattfinden können.“
und so das Gesuch auch unterschreiben
gez. Andrej Zajaczkowski, Direktor
könne. Die Sekretärin sagte, das sei nicht
notwendig; der Direktor sei bereits infor-
miert und sei einverstanden. Sie wollte In einem Telefongespräch fragte ich den
dann die Buchhaltung verständigen, damit Direktor, warum sie diese Bedingung nicht
2
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

eher gestellt hätten. Er antwortete, daß das niziert wurde, gegründet. Diese Nachricht
Kulturzentrum nicht verpflichtet gewesen erwies sich als falsch, das polnische Kultur-
sei, dies zu wissen. Es hätte meine Sorge zentrum distanzierte sich von der Annonce
sein müssen. Er sei nur ein Beamter. Ich – es wird dort nichts derartiges stattfinden.
fragte noch, nach welcher Vorschrift er Wir wurden von Gläubigen angerufen, die
handle, bekam aber keine Antwort. überrascht waren, daß wir in der „Lidová
An demselben Tag erschienen nachmit- Demokracie“ einen Gottesdienst annoncie-
tags drei Männer aus dem polnischen Kul- ren, der im Widerspruch zum offiziellen Ka-
turzentrum in der Redaktion der Zeitung tholizismus steht.
„Lidová Demokracie“. Sie verlangten ein so- Die im Inseratenbüro arbeitende Frau
fortiges Dementi. Es sollte lauten: „Das pol- konnte natürlich nicht wissen, daß die An-
nische Kulturzentrum gibt bekannt, daß es gelegenheit unrechtmäßig war, besonders da
mit der hl. Messe der Bruderschaft St. Pius die erwähnte Frau für die Annonce (LD
X. am 20.10. nichts gemeinsam habe und vom 12.10., Seite 3), deren Text noch einmal
aus diesem Grund werde diese Messe auch wiederholt werden sollte, 7000 Kronen bar
nicht stattfinden.“ (Das alles sagte mir spä- bezahlte. Von den Bürokräften und auch von
ter der Chefredakteur der Zeitung, Dr. den Redakteuren kann man spezifische
Decker). Kenntnisse des Kirchenrechts nicht erwar-
Diese Intervention war der Anlaß für ei- ten. Sollte es vielleicht doch einige stutzig
nen Zeitungsartikel in der „Lidová Demo- machen: die Redaktion und das Inseraten-
kracie“ am 24.10., in dem mein Name veröf- büro hatten keine Absicht, die Gefühle der
fentlicht wurde. Der Artikel lautete folgen- römisch-katholischen Kirche, zu der sich
dermaßen: auch viele von uns bekennen, anzutasten. Es
ist aber zu bemerken, daß Lidová Demokra-
cie kein Kirchenblatt ist und mit keiner Kir-
„Ein Betrug oder ein Irrtum?
che in Verbindung steht. Es bleibt ein Rät-
Das polnische Kulturzentrum gibt be- sel, wer dahinter steht, wer versuchte, die
kannt, daß es sich von der Messe der Prie- Redaktion und das polnische Kulturzen-
sterbruderschaft St. Pius X. am 20.10.1991 trum so naiv zu diskreditieren, und woher
distanziert und daß diese deswegen nicht
die Geldsumme kam, die für uns keine klei-
stattfinden wird.
ne Summe ist, ob es sich um Betrug oder Irr-
Am 26.9. kam in unser Büro in Prag, tum handelte. Sollte es sich um Betrug han-
Voidickova Straße, eine Frau, die sich als deln, was war dann die konkrete Motivati-
Dagmar Bilková vorstellte. Sie gab eine kon- on? Vielleicht werden wir es niemals erfah-
krete Adresse in Prag an und bestellte eine ren.
Zeitungsanzeige für eine „gesungene, latei-
Jan Kastánek“
nische Messe nach tridentinischem Ritus“.
Diese Messe solle im polnischen Kulturzen-
trum ein Priester der Priesterbruderschaft Da ich nicht wußte, was ich machen soll-
St. Pius X. lesen. Diese Bruderschaft wurde te, rief ich Pater Maeßen an, konnte ihn aber
von Bischof Marcel Lefebvre, der exkommu- nicht erreichen. So rief ich in der Schweiz an
3
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

und erzählte das Vorgefallene. Pater Mae- tag, dem 14.10., der Erzbischof angerufen
ßen kam dann Mittwoch abend. habe. Er habe über die Annonce geschimpft
Am Donnerstag besuchten wir das pol- und auch der Frau, die die Annonce in Auf-
nische Kulturzentrum, aber der Direktor trag genommen hatte, Vorwürfe gemacht.
war krank, und sein Stellvertreter sagte Der Erzbischof hatte bei einem ehemaligen
uns, daß Kardinal Vlk über den Gesandten Parlamentarier der christlich-demokrati-
der polnischen Botschaft interveniert habe. schen Partei interveniert.
Er sagte, er habe mit uns über nichts zu Am Freitag, dem 18.10., legte ich im
sprechen und wir sollten die Zustimmung polnischen Kulturzentrum den Brief vom
vorlegen oder er gäbe uns das Geld zurück. Rechtsanwalt vor. Sie hatten aber eine Be-
Ich lehnte ab, das Geld wieder zurückzu- dingung: Sie übernehmen den Brief, wenn
nehmen, da es ein Beweis für das Zustande- ich einen Brief von ihnen übernehme. Das
kommen der Abmachung war. Wir verlang- schlug ich ab. Ich wollte, daß sie den Brief
ten zu diesem Verbot eine schriftliche Er- des Rechtsanwalts lesen. Das wollten sie
klärung. „Erst am nächsten Tag“, wurde nicht und lehnten jede weitere Unterredung
uns gesagt, wenn der Direktor anwesend ab.
sei.
Ich habe dann einen Brief an den Chefre-
Inzwischen fuhren wir in den ehemals dakteur der Zeitung „Lidová Demokracie“
kommunistischen Kulturpalast, um einen geschrieben, Zdenek Sedivy. Ich verlangte,
anderen Saal zu mieten. Der 20.10. war be- daß sie am Donnerstag in der Zeitung an
setzt, und wir bestellten vorläufig für den gleicher Stelle alles richtigstellen. Eine Ko-
27.10. pie habe ich auch an das polnische Kultur-
Dann besuchten wir einen Rechtsan- zentrum geschickt. Ich schrieb, daß die
walt. Er sprach telefonisch mit dem polni- Nachricht, die sie der Zeitung übersandt
schen Kulturzentrum, und es wurde verein- hatten, nicht der Wahrheit entsprach, daß
bart, daß ich einen Brief vom Rechtsanwalt sie widerrechtlich gehandelt hätten, als sie
persönlich überbringe, damit sich die Ange- meinen Namen veröffentlichten und mich
legenheit nicht in die Länge zieht. Der des Betruges beschuldigten. Ich schrieb, daß
Rechtsanwalt sagte, daß der Vertrag gültig ich mich an einen Rechtsanwalt wenden
abgeschlossen wurde und die Zustimmung mußte. Sie haben nichts getan; auch das
des Erzbischofs irrelvant wäre. Die Veröf- Geld bekam ich nicht zurück, obwohl ich es
fentlichung in der Zeitung „Lidová Demo- abholen wollte. Der Rechtsanwalt, bei dem
kracie“ sei unwahrhaft und beleidigend. Im wir gewesen waren, hatte kein Interesse, die
Falle der Nichtverwirklichung der Aktion Angelegenheit zu Ende zu führen. Was den
seien die Schäden zu bezahlen: die Annonce Artikel in der „Lidová Demokracie“ betraf,
in der Zeitung und die Reise von Pater schlug er vor, mich an das Amt für Perso-
Maeßen nach Prag. nenschutz zu wenden, damit mir eine Ent-
Dann besuchten wir die Redaktion der schädigung für die öffentliche Beschuldi-
„Lidová Demokracie“. Hier sprach Dr. gung gezahlt werde. Gegen sie einen Prozeß
Decker mit uns. Er sagte uns, daß am Mon- zu führen, würde zu lange dauern.
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Es ist bezeichnend, daß der liebe


Gott auch durch die Wege der Finster-
nis Gutes wirken kann. Die hl. Messe ist
nämlich nicht ausgefallen. Sie mußte
nur verlegt werden, und zwar auf den
Sonntag Christkönig. Und Prag ist in
gewisser Weise die Stadt des Christkö-
nigs. Das Prager Jesulein ist nicht nur
das gnadenreiche Jesulein, sondern
auch der Herrscher der Welten.
Das Apostolat in Tschechien ist
durch die segensreiche Aufbauarbeit
von Pater Maeßen ständig weiterge-
wachsen. P. Florian Abrahamowicz hat
diese Arbeit fortgeführt, insbesondere
durch eine sehr fruchtbringende Ju-
gendarbeit. Zur Zeit wird die hl. Messe
einmal monatlich in Brünn (Mähren)
und Prag gelesen. In Anbetracht der
wachsenden Zahl an Gläubigen denken
wir an den Kauf eines Hauses, aller-
dings wird der hl. Josef hierfür einige
großherzige Wohltäter schicken müs-
sen, da es um die finanzielle Seite in
Das gnadenreiche Prager Jesulein im Krö- den ehemaligen Ostblock-Ländern
nungsornat
nicht besonders gut bestellt ist.
Seit Oktober letzten Jahres wird im
Anschluß an die hl. Messe in ganz be-
Die Anzeige für den neuen Termin im sonderer Weise die Weihe des Landes
ehemals kommunistischen Kulturpalast an das Unbefleckte Herz Mariens er-
konnte in so kurzer Zeit nur im Mittags- neuert. Ihr ist es anvertraut, daß auch in
blatt veröffentlicht werden. Die geänderten Tschechien, dem einstigen Kronland
Flugblätter brachte ich dann in die Kirchen. des Heiligen Römischen Reiches, wie-
Am Donnerstag, dem 24.10., wurde der täglich das wahre Opfer des Herrn
auf den Altären dargebracht werden
dann aus dem Wagen von Pater Maeßen
kann.
nur das gestohlen, was man für die heilige
Messe braucht: der Wein, die Hostien und
zwei Kerzenständer. Sonst nichts.
(Übersetzung aus dem Tschechischen:
Frau Scheinherrová)
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

„Hier ist Gottes Haus und hier die Pforte des


Himmels“
Weihe der Klosterkapelle in Göffingen am 11. Februar 1999

Mit welcher Freude erklang der Ge- dieser Tag auch die Krönung all der
sang dieser Antiphon aus dem Munde Mühen unserer unermüdlichen Arbei-
der mehr als 30 Schwestern, die sich zur ter und der Unterstützung unserer
Einweihung der dem hl. Pius X. und großherzigen Wohltäter, denn sie haben
dem hl. Josef geweihten Kapelle und unter der Leitung des hl. Josefs diesen
Konsekration des herrlichen Steinaltars Bau errichtet, der fortan jeglicher profa-
am 11. Februar 1999 im deutschsprachi- nen Benutzung entzogen und ganz dem
gen Noviziat ihrer Gemeinschaft in Dienste Gottes geweiht ist.
Göffingen eingefunden hatten. Ohne Schon am Vorabend begann die Fei-
Zweifel darf dieser Tag als der bedeu- erlichkeit mit der Segnung des Grego-
tungsvollste in der Geschichte unseres rianischen Wassers durch S.E. Weihbi-
Noviziates angesehen werden, ist doch schof Bernard Fellay. Dieses Entsüh-
das heilige Meßopfer und die Gegen- nungswasser enthält Salz, Asche und
wart unseres Erlösers in seinem Sakra- Wein und ist ein Sinnbild unseres Herrn
ment der Liebe das Zentrum unseres Jesus Christus. Es wird zur Bespren-
Lebens: „Der Geist der Schwestern der gung des Altares dienen. Sodann wur-
Bruderschaft St. Pius X. ist ganz und den die kostbaren Reliquien der Heili-
gar auf die Verehrung des hl. Meßop- gen Simon (Apostel), Markus (Evange-
fers ausgerichtet...“ (Statuten) So war list), Pius X., Sebastian, Klemens (Papst
und Martyrer), Fi-
delis von Sigmarin-
gen, Lucia, Ursula
und anderer die
ganze Nacht zur
Verehrung ausge-
setzt. Noch klingt
in unseren Ohren
die Predigt des hl.
Bischofs Augusti-
nus, der uns in ei-
ner der Lesungen
der zu Ehren der

Die Reliquien werden


in die Kirche gebracht
6
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

Links: Der Innenraum der neuen


Klosterkapelle

Unten: S.E. Msgr. Bernard


Fellay mit einem Teil der freiwil-
ligen Helfer

Martyrer rezitierten Matutin auffordert:


„Sooft wir, liebe Brüder, den Festtag
heiliger Martyrer begehen, wollen wir
neue Hoffnung fassen, daß wir auf ihre
Fürbitte hin vom Herrn so viel Hilfe für
dieses Leben erhalten, daß wir die Mar-
tyrer nachahmen können und so die monien, so z.B. die Herabkunft des Hei-
ewigen Güter empfangen dürfen. ... Die ligen Geistes auf den Altar während des
Festtage der Martyrer sind jedesmal ei- feierlichen Augenblicks, in dem das
ne Aufmunterung zum Martyrium. Wir Opfer des Weihrauchs von den fünf
sollen gerne nachahmen, was wir voll Kreuzen der Altarplatte zu Gott empor-
Freude feiern.“ steigt und der Bischof das „Veni Sancte
Beim Gesang herrlicher Antiphonen Spiritus“ anstimmt.
durften wir diese Reliquien dann am Vom Distriktoberen, Pater Heggen-
folgenden Tag während der Zeremonie berger, und von Pater Bialek assistiert,
in feierlicher Prozession in die neue Ka- wurde anschließend von S. Exzellenz
pelle begleiten, wo sie von nun an im zum ersten Mal auf diesem neu konse-
sogenannten Reliquiengrab unter dem krierten Altar das überlieferte heilige
Altarstein ruhen. Nur erahnen können Meßopfer zu Ehren des hl. Pius X., des
wir die Freude dieser Heiligen im Him- Altarpatrons, gefeiert.
mel, da sie nun in einem Altar beige- Der Nachmittag vereinte noch ein-
setzt sind, auf dem das wahre heilige mal die Schwestern und die anwesen-
Meßopfer gefeiert wird. den Gäste in der Kapelle zur feierlichen
In seiner Predigt erläutert S. Exzel- Segnung der Kreuzwegstationen wäh-
lenz auf einfache und eindrucksvolle rend einer Kreuzwegandacht sowie zur
Weise einige der unvergeßlichen Zere- Segnung der kleinen Pfeifenorgel.
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Aus der Priesterbruderschaft

Ein denkwürdiger Sieg


von Pater Philippe Laguérie

Alles begann am Samstag, dem 26. Sakrale damit nicht in Verbindung und
September 1998: das neueste Exemplar schon gar nicht auf der Titelseite (die ei-
der Tageszeitung Le Figaro kündigte die ne nackte gekreuzigte Frau zeigt). Diese
Herausgabe eines Buches von Bettina ekelhafte Bettina Rheims hat die Stirn,
Rheims und Serge Bramly mit dem Titel uns zu sagen, dies sei in Irrtum. Wer’s
INRI (Jesus von Nazareth, König der Ju- glaubt! Als ob man eine Titelseite ent-
den; für jene, denen diese Abkürzung würfe, ohne nachzudenken! Hier ein
unbekannt ist!) an. Vorschlag für Sie, Frau Rheims: Stellen
Diese Aufarbeitung des Evangeli- Sie doch auf der Titelseite Ihres näch-
ums in anarchistischem Flower-Power- sten Werkes den Präsidenten Chirac im
Stil ist in Wirklichkeit eine Überarbei- Adamskostüm dar. Das würde sich si-
tung von Phantastereien auf einen Jesus, cher trotz der Scheußlichkeit sehr gut
über den der Autor ohne jegliche Sach- verkaufen, und Sie müßten nur sagen,
kenntnis schreibt (wann werden diese daß es sich erneut um einen Irrtum han-
Ignoranten endlich begreifen, daß es für delt – im Nachhinein natürlich. Doch
sie und die anderen am besten ist, wenn hier geht es um mehr als um Chirac. Ab-
sie den Mund halten?). Ein Haufen ver- gesehen davon könnte man sich vor lau-
weichlichter Apostel trifft dort auf einen ter Irrtümern fragen, ob Sie etwas ande-
Schönling als Christus, während sich im res können, als irre sein. Das müssen Sie
Hintergrund (…) Weibsbilder tummeln. selbst wissen!
Die einzige Gemeinsamkeit dieser Figu- Man kann nicht gegen allen Schmutz
ren ist das stetige Bedürfnis, die Kleider, in der Welt kämpfen. Es bräuchte keinen
die wir seit dem Sündenfall tragen müs- Fluß, sondern den ganzen Ozean, um
sen, abzulegen … Kurz gesagt, es geht diesen Augiasstall zu säubern. Aber es
um eine dieser zeitgenössischen, lang- muß Priester geben, die aufstehen,
weiligen Scheußlichkeiten, die sich hau- wenn Christus angegriffen und in den
fenweise in jedem Kiosk finden, so daß Dreck gezogen wird. Und man wird uns
man sich langsam fragt, wer diese ver- immer unbequem finden.
zweifelt traurig-fleischliche Literatur Die Empörung war in der Tat fast all-
überhaupt noch kaufen will. gemein: der Erzbischof von Paris, der
Nur: Man bringe Christus nicht mit Oberrabbiner Sitruck und sogar Dalil
solchen Dingen in Verbindung! Und sei- Boubakeur (Oberhaupt der moslemi-
ne Mutter auch nicht. Wir wissen, daß es schen Gemeinde von Paris). Letzterer
schon immer Schmutz und schlechten ging die Sache nicht mit Samthandschu-
Geschmack gab. Aber man bringe das hen an und verkündete: „Dieses Buch
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

ist für die Moslems eine große Blasphe- tober, festgelegt. Schade, ich werde
mie.“ Wagen es denn wirklich nur die nicht hingehen können, ich muß nach
Moscheen, bei einer Schmutzkampagne Paris, um dort den unvergeßlichen Bru-
gegen Jesus Christus von „Blasphemie“ der Gilles zu beerdigen… Das Urteil
zu sprechen? kommt am 7., bei meiner Rückkehr.
In jedem Fall ist Handeln eine ande- Ich glaube daran und doch wieder
re Sache als Reden. Zwischen diesen nicht. Ich glaube nicht, daß ein Beamter
beiden besteht der unsichtbare aber die Ehre Jesu Christi retten wird (Ich bin
mächtige Unterschied der Liebe. Wer es also im Unrecht). Aber ich glaube es
fassen kann, der fasse es. doch wieder, weil die Medien, die von
Maître Rémy auf sehr professionelle Art
Ich rufe natürlich Maître Rémy an.
aufmerksam gemacht wurden, wissen
Ich kenne ausgezeichnete Rechtsanwäl-
werden und es bereits schon wissen,
te, ganz besonders diesen.
daß ein Priester Jesu Christi die Blas-
„Wir müssen unbedingt etwas tun.“ phemie gegen seinen Herrn nicht
„Ja, Herr Pater, aber was?“ zuläßt. Dies allein schon ist ein großer
„Eine einstweilige Verfügung, eine Erfolg, jener Kleinen, der „Armen Chri-
Notmaßnahme.“ sti“, denen wir dieses Zeugnis verdan-
ken.
„Aber die AGRIF1 in Paris hat es ver-
sucht und verloren.“ Ich schicke Pater Maignant zur An-
hörung. Herr Pater Barnabé läßt um ge-
„Machen Sie mal, kümmern Sie sich nau 9 Uhr alle Kinder der Schule Saint-
darum.“ (Ich glaube, ich bin höflich Georges drei Minuten lang zur Ehre
geblieben) Gottes auf Knien beten. Ach diese Kin-
„Gut, Herr Pater.“ der, wenn wir ihnen ein bißchen ähnli-
Der Einsatz und die Kompetenz vie- cher wären, was würden wir nicht alles
ler Laien ist einfach wunderbar, wenn vom Himmel erlangen.
der Glaube auf dem Spiel steht, wenn
unser Herr angegriffen wird, wenn sei- Das Urteil
ne Stellvertreter auf Erden sich wehren.
Am 7. um 11.30 Uhr treffen Maître
Im Handumdrehen werden die Ge- Rémy und ich unter dem Blitzlichtge-
richtsvollzieher in die FNAC, zu Virgin witter der Photographen und Fernseh-
und Mollat2 geschickt. Beim Gericht kameras im Labyrinth des Justizpa-
wird ein Termin vereinbart, die An- lastes von Bordeaux ein. Wir schweigen.
hörung ist auf den Montag, den 5. Ok- Im Saal der Urteilsverkündigung hören
wir stehend und verblüfft die Anspra-
1 Alliance générale contre le racisme et pour le re- che des Richters:
spect de l’identité Française et chrétienne, eine
französische Vereinigung, die in solchen Fällen „Im Grunde genommen ist das
gerichtlich vorgeht. Kreuz im Bewußtsein der katholischen
2 Drei große Buchhandlungen in Frankreich Allgemeinheit eng mit dem Geheimnis
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 10

Aus der Priesterbruderschaft

der Erlösung der Menschheit durch den ben. Der Rest ist einfach: Wir werden
Tod Christi verknüpft.“ beim Herauskommen von Journalisten
„Das Kreuz ist deshalb das Symbol belagert. Doch was liegt an diesem
für den gekreuzigten Jesus. Die Darstel- Rummel: der Kleine, der Demütige, der
lung einer Frau an dieser Stelle, über der Schüchterne, der Jesus von Herzen liebt,
die Inschrift INRI hängt – und deren wird in wenigen Minuten wissen, daß in
nackter Oberkörper sich auf die Sünde- Frankreich, „in diesem Land, von dem
rin im Evangelium beziehen könnte, man einst sagte, daß Gott dort glücklich
und dies in einer der Wollust ausgelie- sei“, Gottes Sohn nicht beleidigt werden
ferten Handlung – kann die religiösen darf, ohne daß sich jemand wehrt, we-
Empfindungen eines ungewollt auf- nigstens einer seiner Stellverter auf Er-
merksam gewordenen Publikums zu- den.
tiefst schockieren.“ Es war am Tag Unserer Lieben Frau
„Es handelt sich um eine provokante vom Rosenkranz, zur Stunde des Engel
Werbung, die die Kreuzigung lächerlich des Herrn.
macht. Sie stellt einen Angriff auf den
persönlichen Glauben der Christen dar. (Fideliter Nr. 126, Nov./Dez. 1998;
Dies bewirkt, unabhängig von der Zahl Übersetzung: E. Dupont)
der verkauften Exemplare des besagten
Buches, die sehr niedrig ist, ein strafba-
res Aufsehen oder einen möglichen
Schaden. Letzteres ist hauptsächlich in
den Häusern Virgin und FNAC der Fall,
da im einen Fall das Buch noch nicht im
Verkauf auslag und im anderen Fall die
bestellten Exemplare noch gar nicht ge-
liefert worden waren.“
„Es obliegt dem Verfügungsrichter,
diesen unannehmbaren Angriff auf das
persönliche Gewissen zu bestrafen.“
Ich glaube zu träumen. Aber da ich
feststellen muß, daß ich aufrecht in mei-
ner Soutane dastehe, steigt langsam in
mir ein inneres Magnifikat empor, das
feierlich zu einem mächtigen Chor an-
schwellt. Die fassungslosen Gesichter
der Gegenpartei zeigen mir, daß wir mit
Hilfe und Dank der Arbeit von Maître
Rémy der sozialistischen Medienwelt
einen Tritt ans Schienbein versetzt ha-
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 11

Aus Kirche und Welt

Probleme, Ursachen, Lösungen


Ein Vortrag zur Lage der Kirche von S.E. Msgr. Bernard Fellay, gehalten in Kansas
City am 7. Januar 1999

Ich werde einen Überblick über die Bereiche des kirchlichen Lebens erfaßt.
aktuelle Lage in der katholischen Kirche Sie begann mit der Verwirrung in der
geben, der lose in drei Teile gegliedert Lehre.
ist: 1. Eine Beschreibung der Situation
durch eine Auflistung ausgewählter
Der Feind sät seine Saat
Fakten, 2. meine Überlegungen zu den
Ursachen dieser Situation, und 3. mögli- In den 50er Jahren verurteilte Rom
che Lösungen. eine große Zahl von Theologen. In sei-
ner Enzyklika Humani generis verurteilte
Papst Pius XII. die Theorie von Henri de
„Die Kirche befindet sich in Anarchie“ Lubac, eines Jesuiten, wonach kein Un-
Einer unserer französischen Gläubi- terschied bestehe zwischen Natur und
gen schrieb einen Brief an Joseph Kardi- Gnade, zwischen der natürlichen und
nal Ratzinger, in dem er das skandalöse der übernatürlichen Ebene. Diese Verur-
Verhalten eines bestimmten französi- teilung verpflichtete alle Jesuiten, diese
schen Bischofs beschrieb. Im Auftrag des Theorie nicht mehr zu lehren oder ihren
Kardinals antwortete Msgr. Perl: „Ja, Sie Lehrstuhl zu räumen. Zwei Jahre später
haben recht. Die Kirche befindet sich in wurde ein Dominikaner, Yves Congar,
Anarchie. Wenn Sie erwarten, daß eine verurteilt wegen seines Buches über die
Anordnung von Rom im oben erwähn- wahre und falsche Reform in der Kirche
ten Fall eine Lösung bringen werde, ge- und nach Jerusalem ins Exil geschickt.
ben Sie sich einer völligen Illusion hin.“ Zur gleichen Zeit begann ein Jesuit aus
Es ist sehr wichtig, diesen Punkt zu ver- den Vereinigten Staaten, John Courtney
stehen. Er bedeutet, daß Rom die Kon- Murray, eine neue Theorie über die Be-
trolle verloren hat. Oft hören wir, das ziehungen zwischen Kirche und Staat
Heilmittel für die Krise bestehe darin, zu lehren, und wurde von Rom verur-
unsere Treue gegenüber Papst und teilt. Kurz vor dem II. Vatikanischen
Bischöfen zu verstärken. Nun gibt je- Konzil wurde ein anderer Jesuit, Karl
doch Msgr. Perl in seinem Brief zu, daß Rahner, gezwungen, wegen Verdachts
die Bischöfe nicht gehorchen und das auf Modernismus alle seine Schriften
Ergebnis Anarchie ist. Die Antwort ist, dem Hl. Offizium vorzulegen. Die glei-
den Bischöfen gehorsam zu sein?! Das che Maßnahme wurde gegen einen Be-
ist unlogisch! Das richtige Wort, um die- nediktiner, Dom Beaudoin, getroffen.
sen Unsinn zu beschreiben, ist „Verwir- Am Vorabend des II. Vatikanischen
rung“. Diese Verwirrung kommt aus der Konzils bereitete die Konferenz der zen-
Vergangenheit und hat inzwischen alle tralen Konzilskommission eine Liste von
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 12

Aus Kirche und Welt

Theologen vor, die den Bischöfen Irrtümer in den zehn Jahren, die dem II.
während des Konzils zur Seite stehen Vatikanischen Konzil vorausgingen!
sollten. Auf dieser Konferenz bemerkte Heute wird das, was sie lehrten, als
Erzbischof Lefebvre, eines der Mitglie- Lehre der Kirche betrachtet!
der der Kommission: „Da ist etwas, das Hier eine kleine Geschichte, die die
ich nicht verstehe. Wir haben hier eine intellektuelle „Ehrenhaftigkeit“ der ver-
Liste der vorgeschlagenen Experten. urteilten Theologen demonstriert. Un-
Wir haben die Vorschrift, die uns unter-
mittelbar nach dem Konzil wurde Yves
sagt, Theologen auf die Liste zu setzen,
Congar zitiert mit den Worten:
die von der Kirche verurteilt wurden.
Auf einer der Vorschlagslisten hier ste- Mir wurde während des Konzils eine
hen drei verurteilte Theologen.“ Nach schwierige Arbeit aufgetragen. Ich sollte
dem Treffen nahm Kardinal Ottaviani den Teil des Dokuments vorbereiten, in dem
den Erzbischof beiseite und sagte: „Es ich nachweisen mußte, daß die Religions-
ist der Chef, der es so will“, d.h. Papst freiheit in der Hl. Schrift zu finden ist, was
Johannes XXIII. Er erließ die Vorschrift, sie nicht ist!
daß verurteilte Theologen nicht auf der Das ist schrecklich! Der Widerspruch
Liste stehen sollten, und ordnete gleich- in der Lehre hat zu dem Durcheinander
zeitig an, daß sie doch darauf stehen geführt, in dem wir uns jetzt befinden.
sollten! Wir haben einen Zustand der Verwir-
Um die gleiche Zeit publizierte rung in der Kirche. Hier einige neuere
Papst Johannes XXIII. eine Enzyklika Beispiele von Widersprüchen und Ver-
über die Bedeutung des Lateins in der wirrungen.
katholischen Kirche. Zehn Tage nach ih-
rer Veröffentlichung griff ein Bischof im
Eine neue Ära
Gespräch mit Erzbischof Lefebvre das
Latein an. Erzbischof Lefebvre fragte: Papst Johannes Paul II. gab einen
„Wie können Sie es wagen, das Latein apostolischen Brief heraus, um das Ju-
anzugreifen, nachdem der Papst einen biläum des Jahres 2000 vorzubereiten,
Text zu seiner Verteidigung herausgege- mit dem Titel Tertio Millennio Adveniente.
ben hat?“ … „Was ich sage, ist genau Das Wort adveniente bezieht sich auf Ad-
das, was der Papst denkt“, antwortete vent; eine wörtliche Anspielung des
dieser Bischof. Um dies selbst herauszu- Heiligen Vaters, womit er sich auf die
finden, bat Erzbischof Lefebvre um eine Zeitspanne vom II. Vatikanum bis zum
Audienz bei Papst Johannes XXIII, der Jahr 2000 bezieht. Dieser „Advent“ ist
in einer Stunde selbst zerstörte, was er die Vorbereitung für eine neue Ära. Je-
zehn Tage zuvor in seiner Enzyklika ge- ne, die vorgaben, daß die berühmten
schrieben hatte! drei Nullen der Jahrtausendjahre ein
Die großen Intellektuellen des Kon- neues Zeitalter einleiten, wurden in frü-
zils – de Lubac, Congar, Rahner, Murray heren Zeiten verurteilt. Praktisch ge-
– waren alle verurteilt worden für ihre sprochen, ist der Papst ein Milleniarist,
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 13

Aus Kirche und Welt

doch zu gleicher Zeit sagt Rom, er sei es den müsse. Aber in der zweiten Version
nicht. finden Sie Sätze, die die Befreiungstheo-
Das Jubiläumsjahr 2000 wird interre- logie rechtfertigen. Auf diese Weise
ligiöse christliche und nicht-christliche wird die Befreiungstheologie zugleich
Treffen fördern. Zur gleichen Zeit be- verurteilt und gerechtfertigt!
steht Rom darauf, daß es keinen Synkre- Im vergangenen Jahr wurde ein sin-
tismus dulden wird. Was ist aber Syn- ghalesischer Priester, Pater Tissa Balasu-
kretismus, wenn nicht diese Art von riya OMI, wegen der Häresien verur-
Vermischung aller Religionen? Wir ver- teilt, die er über die heilige Jungfrau und
ehren den einen Herrn, den Schöpfer die Kirche lehrte. Weniger als ein Jahr
des Himmels und der Erde. In Assisi be- später hat sein Orden die Aufhebung
tete der Vikar Christi zusammen mit der Exkommunikation erreicht, obwohl
Leuten, die zum Großen Donner bete- Pater Tissa Balasuriya es vorgezogen
ten, mit anderen, die die Friedenspfeife hat, lieber seinen eigenen Text zur Ab-
rauchten, und mit wieder anderen, die schwörung zu unterzeichnen als den
Buddha verehrten. Dies ist in die Praxis von Rom vorgelegten. Nachdem seine
umgesetzter Synkretismus, aber Rom Exkommunikation aufgehoben worden
protestiert: „Nein, das ist kein Synkretis- war, sagte Pater Balasuriya, er bedaure
mus!“ nichts und habe nichts zurückgenom-
In seiner Enzyklika Ut unum sint er- men. Er ist also weiterhin Häretiker,
klärt und verteidigt Papst Johannes Paul aber nicht mehr länger exkommuniziert!
II. den Primat des Papstes. Unmittelbar Vor zwei Jahren gab es in Österreich
nachdem er darüber in der Enzyklika in eine große Bewegung, die Unterschrif-
korrekter Weise gelehrt hat, bittet er
ten sammelte, um eine neue Kirche auf-
darum, daß neue Wege gesucht werden
zurichten, eine Kirche, deren Priester
sollen, den Primat auszuüben. Das ist
heiraten können, in der Frauen Prieste-
die Zerstörung des Primats. Meinen Sie,
rinnen sein können u.s.w. Es hat eine
die Päpste der vergangenen 2000 Jahre
Menge Aufruhr verursacht, und so lu-
hätten nicht gewußt, wie sie ihren Pri-
den die Bischöfe Delegierte aus dem
mat ausüben müßten?
ganzen Land zu einem Treffen ein. Was
waren die Vorschläge, über die abge-
Widersprüchlichkeit in der Hierarchie stimmt wurden? – Daß Laien bei der
Vor einigen Jahren gab Kardinal Rat- Weihe von Bischöfen zu Rate gezogen
zinger einen Text heraus, in dem er die werden sollen; daß Frauen auf allen
Befreiungstheologie verurteilte. Der er- Ebenen der Hierarchie präsent sein sol-
ste Text enthielt eine klare Verurteilung. len, die nicht das Sakrament der Prie-
Der zweite Text wurde angekündigt, sterweihe ausüben; daß verheiratete
und es wurde gesagt, daß der zweite Männer Priester werden können; daß
und der erste im Lichte sowohl des er- Frauen Diakone werden können; daß
sten als auch des zweiten gelesen wer- wiederverheiratete Geschiedene zu den
13
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 14

Aus Kirche und Welt

Sakramenten zugelassen werden, u.s.w. Irrsinn


Das geringste Mehrheitsvotum bestand Eine 78jährige Schwester hat sich
in einer 75-prozentigen Zustimmung. uns angeschlossen, um ihrem Konvent
Kardinal Ratzinger schrieb einen zu entfliehen, in dem sie unter Gehor-
Brief an die deutschen Bischöfe, in dem sam gezwungen war, jeden Sonntag
er ihnen mitteilte, daß die Kommunion zwei Stunden lang fernzusehen!
nicht an „geschiedene wiederverheira- In einer der bedeutenden Kirchen-
tete Katholiken“ gegeben werden dürfe. zeitungen Hollands (Juli 1998) schrieb
Alle Bischöfe bis auf drei wiesen seine ein Bischof derart skandalöse Dinge,
Anordnung zurück und verteidigten ih- daß ich mich gezwungen sah, in seiner
re Priester, die das gleiche taten. Wie er Kanzlei nachzufragen, die den Artikel
selbst zugibt, sagt Kardinal Ratzinger, als von ihm stammend bestätigte. In
dem Artikel begann der Bischof: „Wenn
„Dialog“ sei der einzige „Gehorsam“,
ich sterbe, werde ich weder in den Him-
der bei den deutschen Bischöfen noch
mel noch in die Hölle kommen, denn
besteht.
diese Bezeichnungen sind Bezeichnun-
Der Papst schrieb 1998 den deut- gen, die die Kirche aus dem Mittelalter
schen Bischöfe wegen der Abtreibung. übernommen hat. Sie haben mit der
Wenn eine Frau in Deutschland abtrei- Wirklichkeit nichts zu tun. Die Wissen-
ben will, muß sie zuerst zur Beratung schaft hat nun den Himmel mit starken
gehen und einen Beratungsschein erhal- Teleskopen untersucht, also waren die-
ten. Der Papst schrieb einen Brief, in se Auffassungen völlig falsch, und wir
dem er den deutschen Bischöfen verbot, können nicht länger von Himmel und
diesen Schein auszuhändigen, da sie Hölle sprechen.“ Er fährt fort, indem er
auf diese Weise an der Abtreibung mit- Euthanasie befürwortet, außereheliche
wirkten. Als Antwort hielten die deut- Verhältnisse und Empfängnisverhü-
schen Bischöfe eine außerordentliche tung. Schließlich argumentiert er, daß
80 % der Katholiken Vergehen begin-
Versammlung ab und kamen überein,
gen, für die sie eigentlich exkommuni-
daß sie in einem Jahr dem Papst gehor-
ziert werden müßten, doch da es un-
chen wollten. Zwei Wochen später sag-
möglich sei, vier von fünf Katholiken zu
te der Vorsitzende der Deutschen Bi-
exkommunizieren, könnten wir glau-
schofskonferenz, daß die päpstliche An- ben, was wir wollten! Nichts geschieht
ordnung nicht praktikabel sei, und die mit ihm!
deutschen Bischöfe kamen wiederum
In seinem Buch Salz der Erde nimmt
zusammen. Zu dieser Zeit sprachen
Kardinal Ratzinger eine genaue Analyse
sich nur zwei Bischöfe für den Gehor- der Situation in der Kirche vor und zieht
sam gegenüber dem Papst aus! Alle an- den Schluß, daß die Kirche, wie wir sie
deren wirken am Mord mit. gekannt haben, am Ende ist! Er sagt,
daß einen kleine Gruppe übrigbleiben
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wird, die, wie „das Salz der Erde“, der nen Jahr erwartete Verurteilung der
Erde, der katholischen Kirche, ein Priesterbruderschaft St. Pius X.
bißchen Geschmack geben wird, sonst Die polnisches Bischöfe waren sehr
wird die Kirche vernichtet werden. Den- voreingenommen gegen unsere Arbeit
noch ist der Kardinal glücklich, denn ge- in Polen, die sehr intensiv ist und zum
wisse kirchliche Bewegungen geben der Diskussionsthema in den dortigen Me-
Kirche Leben, z.B. die Charismatiker. dien geworden ist. Wir haben erfahren,
Obwohl diese Bewegungen, wie er sagt, daß die Verurteilung der Priesterbru-
oftmals kontrovers sind, so ist dort doch derschaft von den polnischen Bischöfe
wenigstens Leben. Etwas ist in Bewe- verlangt wurde und daß sie mehrere
gung! Unter diesen kirchlichen Bewe- Punkte für diese Verurteilung vorschlu-
gungen befinden sich wirkliche Häreti- gen. Der Heilige Vater stimmte zu und
ker, aber das stört den Kardinal nicht. beauftragte Msgr. Perl, einen Text auf-
Einer unserer Freunde an der Kurie zusetzen, der vervollständigt und dem
besuchte mich kürzlich. Er erzählte mir Papst im Juni (1998) übergeben wurde.
eine Geschichte, die ein bißchen zeigt, Der Staatssekretär erhielt ebenfalls ein
was der Papst tut oder tun kann. Der Exemplar und schätzte es als inoppor-
Papst, berichtete er mir, habe zur 80- tun ein. Er riet, es fallenzulassen, weil es
Jahr-Feier der ersten Erscheinung nach uns übermäßige Publizität einbringen
Fatima reisen wollen, aber er nahm würde. So wurde es augenscheinlich fal-
nicht an der Veranstaltung teil, weil er lengelassen.
nicht eingeladen wurde! Ich wußte
nicht, daß der Papst eingeladen sein
Falsche Lösungen: Ökumenismus und Trad-
muß, um irgendwohin zu gehen. Der
Ökumenismus
Papst fragte zuerst den Bischof von Lei-
ria (in dieser Diözese liegt Fatima), und Es ist nicht alles gut in Rom, das ist
der Bischof leitete es zur Bischofskonfe- sicher, und wir sollten uns darüber im
renz weiter und gab keine Antwort. Der klaren sein. In den Kreisen um die Kom-
Papst sandte einen Brief an diesen Bi- mission Ecclesia Dei herrscht Euphorie.
schof und ließ ihn benachrichtigen, die- Sie sagen: „Schaut, wir wurden in Rom
sen Brief zu erwarten. Er hat ihn nie er- empfangen. Alles ist in Ordnung. Kardi-
halten. Der Brief wurde vom Staatsse- na Ratzinger hat uns gegrüßt; der Papst
kretariat unterschlagen. Unser Freund hat uns empfangen, er grüßte die Semi-
an der Kurie vermittelte mir den Ein- naristen. Also, alles in Ordnung.“
druck, daß der Papst die Kontrolle ver- Nun…
loren hat. Er ist weiter im Amt, hat aber Um den 10. Jahrestag der Errichtung
nichts Wichtiges zu sagen. Er hat große der Kommission Ecclesia Dei zu bege-
Ideen zum Jubiläumsjahr 2000, aber al- hen, wollte die Priesterbruderschaft St.
les übrige ist unter Kontrolle des Staats- Petrus ein Pontifikalamt feiern und bat
sekretariats. Ich will Ihnen einige Bei- Kardinal Ratzinger, es zu zelebrieren.
spiele geben. Eines ist die im vergange- Der Kardinal lehnte ab, und so wandte
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sich die Petrusbruderschaft an den Kar- große Verluste erleiden. Ökumenismus


dinalpräfekten der Kongregation für ist die praktische Zerstörung der Iden-
den Gottesdienst, der mit den Fragen tität der Kirche. Die Priesterbruder-
der Liturgie für die Gesamtkirche be- schaft bleibt dabei, daß dieser Öku-
traut ist. Der Kardinal war bereit, die menismus nicht katholisch ist.
Messe zu lesen, aber der Staatssekretär Der Ökumenismus ist protestanti-
intervenierte und teilte ihm mit, daß die schen Ursprungs, dennoch sind die Pro-
tridentinische Messe nicht in die Kom- testanten unfähig, zu einer wirklichen
petenz des Präfekten der Kongregation Einheit zu gelangen! 1950, zwei Jahre
für den Gottesdienst falle! Ich denke, es nach seiner Gründung, bestimmte der
ist wichtig, dies zu verstehen. Es bedeu- Ökumenische Rat der Kirchen, daß Ein-
tet, daß für den Staatssekretär die tri- heit nicht auf irgendeiner Vorstellung
dentinische Messe nicht länger die Mes- von „Kirche“ basieren könne. Einige
se der katholischen Kirche ist. Die latei- meinten, diese Einheit könne als Einheit
nische Messe wurde nur einer kleinen in Hierarchie und Lehre erlangt wer-
Gruppe gewährt, der die Freiheit eines den, andere meinten, sie könne erreicht
Vogels im Käfig gewährt wurde. werden durch eine übergeordnete Übe-
Ich kenne einen armenischen (ortho- reinkunft den Glauben betreffend, und
doxen) Priester, der kürzlich in die ka- der Rest glaubte, eine Übereinkunft
tholische Kirche aufgenommen wurde. welcher Art auch immer würde zu wei-
Die Antwort, die ihm in Rom gegeben teren Spaltungen führen. Die Protestan-
wurde, als er um Aufnahme in die Kir- ten haben nie gewußt, welche Art von
che bat, war: „Haben Sie eine Erlaubnis Einheit sie wollen. Sie kommen zusam-
Ihres Bischofs?“ Gemäß dem Abkom- men, um zu versuchen, etwas in die
men von Balamand müssen die Katholi- Praxis umzusetzen, was sie nie errei-
ken davon Abstand nehnen, Orthodoxe chen können! Daß die Orthodoxen mit
zu bekehren. Dennoch wurde der ar- Boykott des Ökumenischen Rates droh-
menische Priester in die katholische ten (Dezember 1998), zeigt klar die
Kirche aufgenommen, aber Rom fühlte Fruchtlosigkeit dieser Bewegung.
sich verpflichtet, sich bei den Ar- Auf der anderen Seite enthalten die
meniern zu entschuldigen: „Es tut uns Gebete der katholischen Kirche zum
leid. Wir versprechen, es ist der einzige Karfreitag, die aus dem 2. Jahrhundert
Fall; es wird die ökumenischen Bezie- stammen, eine Serie von Gebeten für
hungen nicht schädigen.“ Die Zuge- Schismatiker, Häretiker, Juden u.s.w.,
ständnisse, die im Namen des Öku- damit sie zur Einheit der Kirche zurück-
menismus gemacht werden, kommen kehren. Das ist es, wonach die Kirche
alle von katholischer Seite. Die Prote- immer gesucht hat bei ihren Beziehun-
stanten sind noch immer Protestanten, gen zu jenen, die sie verlassen haben.
was ebenso für die Anglikaner und die Die katholische Kirche besitzt die Ein-
Orthodoxen gilt. Die einzigen Verände- heit; sie kann sie nicht verlieren. Sie
rungen betreffen die Katholiken, die braucht die Einheit nicht zu „erfinden“!
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Aus Kirche und Welt

Sie ist eines der Kennzeichen der katho- Ich perönlich schätze, daß etwa die
lischen Kirche. Wahre Einheit mit den Hälfte der Priester weltweit den Glau-
Orthodoxen oder den Protestanten wird ben an die Realpräsenz verloren hat. Ich
erreicht durch deren Bekehrung, deren denke, zwei Drittel der Priester glauben
Rückkehr zur katholischen Kirche. Dies nicht länger, daß die Messe wirklich die
ist die Lehre der Kirche durch die Jahr- Erneuerung des Kreuzesopfers Christi
hunderte hindurch. Falscher Dialog tut ist. Ich kenne Seminardirektoren, die
nichts anderes als die Kirche zu zer- lehren, daß die Messe kein Opfer ist.
stören. Zwei von ihnen gingen und verloren
den Glauben. Es ist keine Frage des Miß-
brauchs. Es ist die Neue Messe selbst,
Der Glaube wird zerstört
der die Schuld anzulasten ist, weil sie
Es gab eine Zeit, da waren Katholi- den Gedanken des Opfers und der Real-
ken bei der Liturgie überall in der Welt präsenz nicht deutlich ausdrückt. Es
zu Hause. Es war unsere Messe. Jetzt ist gibt eine Menge kleiner Dinge in der
jede Kirche anders. Sie wissen nicht, Neuen Messe, die den Glauben der Prie-
was geschieht. Manchmal wissen Sie ster aushöhlen, so daß sie schließlich so
nicht einmal, ob die Konsekration rich- denken, wie die Neue Messe sie handeln
tig vorgenommen wurde. Jene, die über läßt. Die Priester müssen nicht länger
die Krise im Zweifel sind, werden viel- Daumen und Zeigefinger, die die konse-
leicht durch die Teilnahme an einer die- krierte Hostie berührt haben, zusam-
ser Zeremonien eines Besseren belehrt. menhalten. Es ist nicht mehr Vorschrift,
Einer unserer Priester las kürzlich daß Kelch und Patene vergoldet sein
die lateinische Messe in einer Pfarrkir- oder daß die heiligen Gefäße am Ende
che in Belgien, an der der Pfarrer teil- der Messe purifiziert werden müssen.
nahm. Es war das erste Mal in seinen 30 Manchmal geschehen entsetzliche Din-
Jahren als Pfarrer, daß er eine tridentini- ge. Ich kenne einen Priester, der auf-
sche Messe sah. Nach der Messe sagte grund solcher Vorfälle zur Tradition
er: „Sie haben uns 30 Jahre lang betro- fand.
gen!“ Er war so bewegt, daß er mehr- Während der Papstmesse in Neusee-
mals innehalten mußte, als er später an land war dieser Priester schockiert, als
diesem Morgen die Neue Messe las. einer seiner Kommunikanten die hl.
Plötzlich verließ er den Altar, ging in die Kommunion von ihm in die Hand
Sakristei und kehrte mit einem traditio- nahm, die Hostie zerbrach und sie vor
nellen Meßgewand bekleidet zurück. ihm auf den Boden warf. Der Priester
Damit zeigte er, daß er für den Herrn et- beugte sich hinab, um die Partikel der
was mehr haben wollte. Am Ende dieser Hostie aufzusammeln, und brach die
Messe vertraute er unserem Priester an: Kommunionspendung ab. Er kehrte zu
„Ich bin der einzige Priester in der der Stelle zurück, an der das Ziborium
ganzen Diözese, der an die Realpräsenz stand, und sah etwas, das ihn noch
glaubt.“ mehr erschütterte. Er sah Priester, die
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Aus Kirche und Welt

nichtkonsumierte Hostien in Abfallbeu- weil die Dinge sich ändern müssen.“


tel warfen. Er ging in seinen nahegele- Das ist nicht vernünftig. Kann denn
genen Konvent, stellte sein Ziborium das, was zu Fuß, zu Rad, im Zug oder
dort in den Tabernakel, verließ das Klo- im Flugzeug getan wird, nicht mehr
ster und schloß sich uns an. Reisen genannt werden? Hat das Herz
Naive Katholiken sagen, dies seien des Menschen sich verändert? Eine Lü-
einzelne Mißbräuche, das II. Vatikanum ge vor 2000 Jahren ist auch heute noch
sei nicht dafür verantwortlich. Sehen eine Lüge! Was Sünde war, ist noch im-
Sie sich um! Ich frage Sie: „Wo gibt es mer Sünde; was Wahrheit war, ist noch
keine Mißbräuche?“ Was wird getan, immer Wahrheit. Diese Dinge haben
um die Gläubigen zu schützen? – Man sich nicht geändert. Zu argumentieren,
wir müßten für ein neues technologi-
sagt ihnen, sie sollen untreuen Bischö-
sches Zeitalter die Messe verändern, ist
fen treu bleiben, wie Msgr. Perl es tut!
verrückt. Die Wahrheit kann sich nicht
ändern!
Die Gläubigen sind verlassen Ein berühmter französischer Denker,
Unter französischen Katholiken, die Maurice Blondel (1861-1949) ist einer
wenigstens einmal im Monat an einer der Großväter des II. Vatikanums. Er
Messe teilnehmen, wurde eine Umfage lehrte eine neue Definition von Wahr-
zu verschiedenen kirchlichen Themen heit. Entgegen der immerwährenden
durchgeführt (Oktober 1998). Die Mehr- Definition der Kirche sagte er, Wahrheit
heit war für den Gebrauch von emp- sei nicht die Übereinstimmung unseres
fängnisverhütenden Mitteln durch Ka- Intellektes und der objektiven Realität.
tholiken (72 %); für verheiratete Priester Ich gebe Ihnen ein Beispiel dafür, wes-
(66 %); für die Möglichkeit einer kirchli- halb dies falsch ist und warum die
chen Wiederverheiratung für Geschie- Wahrheit die Konformität unseres Intel-
dene (60 %); für das Frauenpriestertum lekts mit der Realität ist. Wenn ich einen
(60 %); für Euthanasie (62 %). Was sind Vogel halte und Ihnen sage, dies sei ein
die Ursachen für dieses Desaster? Um Vogel, dann werden Sie die Wahrheit
diese Frage zu beantworten, müssen meiner Behauptung dadurch überprü-
wir einen Blick werfen auf Philosophie, fen, daß sie das, was ich sage, mit der
Theologie, Moral und Politik. objektiven Realität vergleichen. Wenn
beide übereinstimmen, dann sind meine
Worte wahr und Sie müssen Ihren Ver-
Philosophie stand der Realität des Vogels unterord-
In der Philosophie haben uns die nen. Stimmen sie nicht überein, dann
modernen Philosophen den Gedanken sind meine Worte falsch. Doch moderne
der Evolution eingegeben; alles müsse Denker sagen, daß Wahrheit die Übe-
sich ändern. Im Namen der Verände- reinstimmung zwischen unserem Intel-
rung wurde das II. Vatikanum zusam- lekt und Leben sei. Nun, woran erken-
mengerufen. „Alles muß sich ändern, nen wir Leben? Die erste Frage, die wir
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Aus Kirche und Welt

uns stellen, wenn wir jemanden auf der eine Gott muß so verehrt werden, wie Er
Straße liegend finden, ist: „Lebt er befohlen hat. Hier kann es keine Verän-
noch?“ Um dies festzustellen, betrach- derung geben! Aber die Modernisten sa-
ten Sie die Bewegung seiner Augen, sei- gen: „Wir können nicht länger sagen,
nen Herzschlag u.s.w. Leben bedeutet daß unser Herr hier auf Erden zu herr-
Bewegung. Wenn man sagt, Wahrheit schen hat; es gibt die Buddhisten, die
sei die Übereinstimmung zwischen un- Mohammedaner, dies und das, und es
serem Intellekt und Leben, d.h. unserem ist unmöglich, von ihnen zu verlangen,
Intellekt und Bewegung, dann muß sich Jesus Christus zu verehren, den sie nicht
die Wahrheit bewegen! Wenn sich Wahr- kennen. Aber versucht nicht, sie zu be-
heit bewegen muß, dann müssen wir sie kehren, denn ihre Meinung ist genauso
immer verändern. Wenn sie stillsteht, gut oder schlecht wie unsere!“ Der Ver-
dann ist sie keine Wahrheit. Also wur- lust des Wesentlichen in der katholi-
den uns Veränderungen befohlen, um schen Kirche bedeutet, Wahrheit und
zu zeigen, daß die Kirche lebt! Überzeugung zu verlieren.
Moderne Philosophien verneinen
außerdem, daß unsere Intelligenz das Theologie
Wesen der Dinge – die tiefsten Teile der
Dinge, die sich nicht verändern können Eine andere Katastrophe wird in der
– verstehen könne . Sie haben einen Jun- Theologie verursacht durch die Weige-
gen namens Paul, der sich in Größe, Ge- rung schlechter Theologen, zwischen
wicht und Alter verändern wird, doch Natur und Gnade zu unterscheiden.
sein Wesen als Paul wird immer Paul Dies führt zur Ablehnung, zwischen
bleiben. Er wird immer ein Mann sein, Körper und Seele zu unterscheiden. Die
immer eine menschliche Natur besitzen, Verweigerung der Unterscheidung zwi-
und dies wird sich nicht ändern. Die schen geschaffener Natur und der Gna-
modernen Philosophen sagen, daß man de des Schöpfers endet damit, daß zwi-
nicht so tief gehen könne, daß man ge- schen Geschöpf und Schöpfer, zwischen
zwungen sei, auf der Ebene der Verän- Mensch und Gott nicht unterschieden
derung zu bleiben. Dies begrenzt Dis- wird! Was sagt Papst Johannes Paul II.
kussionen allein auf die veränderlichen selbst? Jeder Mensch und jedes Volk, durch
Teile der Dinge und unsere persönliche die Tatsache, daß Unser Herr am Kreuz
Meinung über sie, die bedeutender oder starb und durch die Handlung des Heiligen
weniger bedeutend sein kann als die Geistes, ist jeder Mensch ein Kind Gottes.
Meinung von irgend jemand anderem. Er nimmt Anteil am göttlichen Leben und
Dies ist die Welt des totalen Subjektivis- ist zu ewiger Glückseligkeit berufen (Tertio
mus, der Meinungen, die auf allen Ebe- Millennio Adveniente).
nen der Religionen erkennbar ist. Alle Jeder Mensch! Der hl. Paulus sagt
Religionen sind gleich gut! Aber die Es- (Röm 8,14), daß jene, die vom Geist
senz Gottes ist Seine Existenz. Es gibt Gottes geleitet werden, Söhne Gottes
immer noch nur einen Gott und dieser seien. Der Geist Gottes müsse in ihnen
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Aus Kirche und Welt

sein. Er sagt ganz klar, daß der Heilige le verkünden würde. Seine Strategie
Geist nicht in jedem sei (Röm 8,13). Aber hob die Zerstörung besonders der Semi-
der jetzige Papst behauptet, daß der nare und der Frauen hervor. Vor drei
Heilige Geist auf geheimnisvolle Weise Jahren prahlte ein Freimaurer aus Mexi-
in jedem wohne, weil er nicht zwischen ko in einem Interview damit, es gäbe im
Natur und Gnade unterscheidet. Vatikan vier Freimaurerlogen des
Schottischen Ritus. In weiteren Er-
Moral klärungen behauptete er, die Freimau-
rer hätten die Macht, mit ihnen zusam-
Auf der Ebene der Moral haben wir
menarbeitende Priester mit dem Bi-
eine Angleichung an die Welt gesehen.
schofsamt zu belohnen. Ein NATO-Be-
Im Namen der Veränderung wird uns
richt (1974) über die Aktivitäten des
gesagt: „Schauen Sie, die Kirche ist so
Kommunistischen Geheimdienstes in
weit hinter der Welt zurück. Holen wir
den Ostblockstaaten innerhalb der
auf!“ Um mit der Welt Schritt zu halten,
Hierarchie der katholischen Kirche
müssen wir uns ändern, und so wird
schätzte, daß 3000 Agenten die katholi-
uns der breite Weg anstelle des steini-
sche Hierarchie erfolgreich infiltriert
gen schmalen empfohlen, der zum
Himmel führt. Der breite Pfad des Libe- hätten. 1984, kurz vor der deutschen
ralismus ist der Kompromiß mit der Wiedervereinigung, wurde bekannt,
Welt. Dieser Liberalismus ist überall in daß der Geheimdienst der DDR die
der Kirche zu finden. Kardinal Ratzin- Zahl seiner Agenten beträchtlich stei-
ger selbst sagt, daß das Problem der gerte mit dem Ziel, die katholische und
Kirchen in den 60er Jahren der Konflikt die protestantischen Gemeinschaften zu
gewesen sei, „die besten Werte aus zwei unterwandern.
Jahrhunderten liberaler Kultur“ in sich
aufzunehmen, aber nun sei es geschafft. Modernismus ist nicht so „modern“
Das bedeutet, daß die Kirche die libera-
Es gibt außerdem eine Infiltration
le Kultur in sich aufgenommen hat. Was
der katholischen Kirche durch Moder-
ist diese liberale Kultur? – Die Französi-
nisten. Sie verbergen sich in ihr, und es
sche Revolution!
ist unsere Aufgabe, sie zu demaskieren.
Die Modernisten sind eng verbunden
Politik mit dem Gnostizismus, zu dem hin es in
Wir können Politik nicht verstehen, der heutigen Kirche eine starke Tendenz
wenn wir nicht zugeben, daß die katho- gibt. Es gibt leise Spuren davon im II.
lische Kirche von ihren Feinden infil- Vatikanum. Ein vorausschauender Prie-
triert wurde. Es gibt einen von der Kir- ster, der 1890 starb, sagte korrekt vor-
che entdeckten und unter Papst Pius IX. aus, daß die katholische Kirche ihre Lei-
veröffentlichten Beweis für den Plan tung durch ein ökumenisches Konzil
der Freimaurer, einen Papst auszu- ändern und daß eine neue Liturgie zu-
wählen, der ihre freimaurerischen Idea- sammengestellt würde, um Einklang
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 21

Aus Kirche und Welt

mit der Welt herzustellen. Er sagte vor- Die Kirche selbst hat diese Attribute der
her, daß die Priester die Soutane auszie- Stabilität.
hen würden. Er nannte sie „Progressi-
sten“. Selbst die Gründer der New-Age-
Bleiben Sie im Boot
Bewegung schrieben, daß die katholi-
sche Kirche am Ende des 20. Jahrhun- Im Glaubensbekenntnis bekennen
derts die Prinzipien der Freimaurerei wir die Kirche als eine, daß die Kirche
annehmen, aber eine katholische Fassa- heilig ist, und so ist es! Wir müssen dar-
de aufrechterhalten würde, um die an denken, daß Gott über alles die Kon-
Gläubigen nicht aufzuschrecken. trolle hat, auch wenn es für uns so aus-
sieht, als habe Er sie verloren. Denken
Solche Dinge geschehen vor unseren
Sie an die Apostel im kleinen Boot. Sie
Augen. Unser Problem ist, daß der
dachten, sie würden sinken. Aber wer
Feind die gleiche Uniform trägt wie je-
gab dem Wind seine Heftigkeit, den
ne, die er angreift. Wie soll man wissen,
Wellen ihre Stärke? Es war Jesus, der Ei-
daß derjenige, der die gleiche Uniform
ne, der dort schlief. Als Er sagte „Stop!“,
trägt, ein Feind ist? Sie wissen es erst,
war Frieden. Wenn Gott diesen Frieden
wenn er auf Sie schießt, und dann ist es
für Seine Kirche will, dann wird es in ei-
zu spät! Die Zerstörungsarbeit findet auf
allen Ebenen statt. Wir können nicht un- nem Augenblick geschehen; wenn es
sere Augen schließen und sagen: „Oh, es jetzt nicht geschieht, dann weil Er will,
ist schön, wir überleben“, oder „Es muß daß wir, die streitende Kirche, Seine Lei-
gut sein, denn der Papst sagt es.“ den und Schmerzen teilen. Die Kirche
wird triumphieren, aber wir müssen
dafür beten. Wir müssen bei unserem
Keine Angst Herrn bleiben, und das bedeutet, im
Was ist nun unsere Lösung? Denken gleichen Glauben verharren.
Sie daran, wir dürfen die Kirche nicht
allein mit dem menschlichen Verstand
Den Glauben bewahren
betrachten. Die katholische Kirche ist ei-
ne übernatürliche Gemeinschaft, nicht ei- Der Glaube ist das Tor zur Allerhei-
ne natürliche. Das Haupt der Kirche ist ligsten Dreifaltigkeit, zu Gott. Jemand,
unser Herr selbst, und die Kirche ist der gegen den Glauben sündigt, begeht
nichts anderes als unser Herr Jesus eine schwerere Todsünde als jemand,
Christus und die Seelen, die zusammen der gegen das 6. Gebot verstößt. Je-
Seinen mystischen Leib ausmachen. Die mand, der den Glauben verloren hat,
wesentliche Dimension der Kirche ist hat keinen Weg zu Gott! Wer immer
nicht menschlich; sie wird nicht verge- auch nur einen Teil des Glaubens
hen, sie ist heilig, sie ist einige; und das zurückweist, weist den ganzen Glauben
Haupt der Kirche ist allmächtig und zurück.
ewig! Seine Weisheit überragt alle Ver- Der katholische Glaube ist wie ein
hältnisse der Zeiten und Geschehnisse. mit Luft gefüllter Ballon. Wenn man
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 22

Aus Kirche und Welt

versucht, nur ein Stück aus diesem Bal- Um den Rosenkranz scharen
lon mit dem Messer herauszuschnei- Die Erscheinung Unserer Lieben
den, platzt der ganze Ballon. Einige sa- Frau in Fatima zu Beginn dieses Jahr-
gen, Katholiken und Protestanten ha- hunderts ist bedeutungsvoll. Es ist
ben den gleichen Glauben. Nein! Die nicht schwer zu erraten, daß ihr 3. Ge-
Protestanten haben den Ballon zum heimnis etwas mit dem Desaster zu tun
Platzen gebracht. Ihnen blieb nichts hat, das wir jetzt erleben. Ihre Heilmit-
außer ein wenig Gummi. Es ist nicht tel sind jedoch einfach: Betet täglich den
länger der katholische Glaube. Wir ha- Rosenkranz und tut Buße. Tröstet das
ben die Pflicht, diesen Glauben in sei- Unbefleckte Herz Mariens, unserer
ner Ganzheit zu kennen und zu bewah- himmlischen Mutter. Ihr wurde der
ren. Katechismus ist für alle Lebensal- Frieden der Welt anvertraut.
ter, nicht nur für die Kinder. Frischen Da ich durch die ganze Welt gereist
Sie Ihre Kenntnisse auf, indem Sie die bin, kann ich bezeugen, daß jene, die
Enzykliken der guten Päpste lesen. den Glauben und die Traditionen der
katholischen Kirche bewahrt haben, die
allerseligste Jungfrau Maria verehren
Um Gnade bitten und den Rosenkranz beten. Jener
Beten Sie um Gnade. Der hl. Thomas Freund des Papstes, der mich besuchte,
von Aquin sagt, daß Gott etwas Größe- sagte dasselbe.
res tut als die Erschaffung des Univer- Am Vorabend des Jahres 2000 möch-
sums, wenn Er bei der Taufe die Gnade te ich einen neuen Rosenkranzkreuzzug
in eine Seele eingießt. Das bedeutet, daß ausrufen. In den verzweifeltsten Stun-
der Verlust dieses Schatzes durch eine den der Kirche haben die Päpste immer
Todsünde schlimmer ist als die Zer- die Gläubigen aufgerufen, den Rosen-
störung des ganzen Universums. kranz zu beten. Das war immer der Sieg
für die Kirche: in der Zeit des hl. Domi-
Es ist wichtig, daß wir die katholi-
nik, Lepanto, Budapest, Wien etc. Jedes-
schen Prinzipien kennen und katholi-
mal sehen wir den Rosenkranz und den
sche Standards in unserem Leben set-
Besuch der allerseligsten Jungfrau Ma-
zen. Wir müssen die Mittel ergreifen,
ria. Beten wir für den gleichen Sieg!
die Gott zur Verfügung stellt. Wenn wir
nahe bei Gott bleiben, haben wir nichts
zu fürchten. Gott steht über allen Ereig- (übersetzt aus: Angelus, März 1999)
nissen, die seinen Geschöpfen wider-
fahren. Er hat den Sieg davongetragen,
und jene, die bei Ihm bleiben, werden
mit Ihm siegen. Unser Herr selbst sagte:
„Suchet zuerst das Reich Gottes und
Seine Gerechtigkeit, alles andere wird
euch hinzugegeben werden.“
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 23

Verschiedenes

Nichtkatholische Martyrer?
Der katholische Begriff des Martyriums

Es scheint, daß sich unglücklicher- unseres Herrn Jesus Christus stellt ganz
weise der katholische Begriff des Marty- eindeutig zwei grundlegende Punkte
riums im 20. Jahrhundert verdunkelt. auf:
Hat doch der jetzige Papst vom „gülti- 1. Die Apostel sind Zeugen und Bo-
gen Zeugnis so vieler Martyrer unseres ten: „und auch ihr werdet Zeugnis ge-
Jahrhunderts, die auch anderen Kirchen ben, weil ihr von Anfang an bei mir
und kirchlichen Gemeinschaften an- seid“ (Joh. 15,27).
gehören, die nicht mit der Kirche in vol- Während der letzten Weisungen an
ler Einheit sind“ (Enzyklika „Ut unum die Apostel, nach seiner Auferstehung
sint“, § 1), gesprochen. Wird nicht davon und vor seiner Himmelfahrt, sagt der
gesprochen, das Martyrologium zu re- göttliche Meister zu ihnen: „So steht ge-
formieren und darin „Martyrer“ des schrieben: der Messias wird leiden und
Protestantismus, der Anglikaner und von den Toten auferstehen am dritten
der Orthodoxie einzufügen? (vgl. den Tag, und in seinem Namen wird Bekeh-
Apostolischen Brief „Tertio millennio rung und Vergebung der Sünden ver-
adveniente“ vom 10. November 1994, kündet an alle Völker, angefangen von
Nr. 37). Jerusalem. Ihr seid Zeugen dafür“ (Lk
Aus diesem Grunde erscheint es uns 24,46-48). Zu diesem Ziel empfiehlt er
wichtig, kurz die grundlegenden Punk- sie dem Heiligen Geist: „Ihr werdet mei-
te der katholischen Theologie des Mar- ne Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Ju-
tyriums darzulegen. Wir werden so däa, in Samaria und bis an die Grenzen
nacheinander zunächst das analysieren, der Erde“ (Apg 1,8).
was unser Herr Jesus Christus gesagt 2. Dieses Zeugnis geht bis zum Opfer
hat, dann die Bedingungen, die die Kir- ihres Lebens: „Nehmt euch in acht vor
che stellt, damit wirklich von einem den Menschen; denn sie werden euch
Martyrium gesprochen werden kann, den Gerichten übergeben und in ihren
ferner die Tugenden, die im Martyrium Synagogen geißeln. Vor Statthalter und
wirken, eine besondere Wirkung des Könige werdet ihr geführt um meinet-
Martyriums und schließlich den apolo- willen, ihnen und den Heiden zum
getischen Wert des Martyriums. Zeugnis“ (Mt 10,17-18). „Alsdann wer-
den sie euch der Drangsal überliefern
und euch töten, und ihr werdet verhaßt
Das Evangelium und das Martyrium sein bei allen Völkern meines Namens
Ethymologisch stammt das Wort wegen“ (Mt 24,9). „Doch noch vor die-
„Martyrium“ vom griechischen „Mar- sem allem wird man Hand an euch le-
tyr“, was „Zeuge“ bedeutet. Die Lehre gen und euch verfolgen: man wird euch
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 24

Verschiedenes

Martyrium des hl. Apostels Andreas

an die Synagogen und Ge-


fängnisse überliefern und
vor Könige und Statthalter
führen um meines Namens
willen. Doch dies wird für
euch zum Zeugnis gerei-
chen“ (Lk 21,12-13). „Ein
Knecht ist nicht größer als
sein Herr. Haben sie mich
verfolgt, werden sie auch
euch verfolgen... Dies alles
werden sie euch tun um mei-
nes Namens willen, weil sie
den nicht kennen, der mich
gesandt hat“ (Joh 15,20-21).
Die Lektüre der Apostel-
geschichte und der Briefe der
Apostel zeigt uns, daß der
Wille unseres Herrn sich so erfüllte, wie hl. Stefan (Apg 6,8 – 7,60), die Verfol-
wir ihn in den Evangelien ausgedrückt gung der Kirche von Jerusalem (Apg
gesehen haben. In der Tat waren die 8,1) und das Martyrium des hl. Jakobus
Apostel Zeugen. Die Apostel waren des Jüngeren (Apg 12,2). Diese alle hat
Zeugen vor den Juden: „Diesen Jesus der hl. Johannes in der Vision gesehen,
hat Gott auferweckt, dessen sind wir von der er in seiner Apokalypse berich-
Zeugen“ (Apg 2,32) und vor den Hei- tet: „Und als es das fünfte Siegel öffne-
den: „Und wir sind Zeugen von all te, sah ich unter dem Altar die Seelen
dem, was er im Land der Juden und in derer, die hingemordet waren um des
Jerusalem vollbrachte...“ (Apg 10, 39- Wortes Gottes und um des Zeugnisses
43). Der heilige Petrus ermahnt die Al- willen, an dem sie festhielten“ (Apk
ten als Zeugen des Leidens Christi (1 6,9). „Ich sah die Seelen derer, die hin-
Petr 5,11). Der heilige Johannes schrieb gerichtet worden waren wegen des
seine Briefe als Zeuge, der gesehen und Zeugnisses für Jesus und wegen des
gehört hat (1 Joh 1,1-3). Wortes Gottes...“ (Apk 20,4).
Und tatsächlich führt dieses Zeugnis
zur Hingabe des eigenen Lebens. Hier Bedingungen des Martyriums
wären lange Zitate unnötig. Es genüge Wie wir gesehen haben, reden die
die Erinnerung an das Martyrium des Prophezeiungen des göttlichen Mei-
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 25

Verschiedenes

Martyrium des hl. Apostels Petrus

„Summa theologica“ II II, q.


124 a. 1, ad 3); und jenen,
die ein gegen die Nächsten-
liebe verstoßendes Gefühl
hatten: wenn sie nämlich
starben, ohne ihren Feinden
zu vergeben (hl. Cyprian,
„De bono patientiae“, XIV);
schließlich jenen, die für
Christus litten, ohne jedoch
zu sterben („Summa...“, II
II, q. 124, a. 4, ad 3).

Die Bedingungen für ein


wirkliches Martyrium kön-
nen also in vier Grundsät-
zen zusammengefaßt wer-
den:
sters eindeutig vom Motiv der Verfol- 1. willentliche Annahme. Dies ist
gungen und vom Zeugnis bis zum Mar- eine notwendige Bedingung für jede
tyrium: die Jünger werden seines Na- menschliche und verdienstliche Hand-
mens wegen getötet werden. Das heißt, lung;
daß das Martyrium gewisse Bedingun- 2. mit Stärke und Geduld. In der
gen erfüllen muß, um jenes Zeugnis zu Nachahmung Christi, der den Mund
sein, welches Jesus Christus erbittet. nicht auftat, als er zum Opfer schritt (Is
Diese notwendige Unterscheidung de- 52,7), erträgt er das Martyrium mit Ge-
finiert der heilige Augustinus mit weni- duld und Stärke, die nichts gemein ha-
gen Worten: „Das, was die wirklichen ben mit stoischer Tollkühnheit, Unbe-
Martyrer ausmacht, ist nicht das Lei- wußtheit oder stoischem Hochmut;
den, sondern der Grund“ (Epistel Nr. 3. der Tod. Der heilige Thomas von
89). Aus diesem Grunde verweigerte Aquin bemerkt: „Sie begannen, die
die Kirche jenen den Titel „Martyrer“, Menschen, die Verwandten und alle
welche die Heiden durch Beleidigung weltlichen Güter und sogar körperli-
ihrer Religion oder durch unnötiges ches Leiden geringzuschätzen, um das
Zerstören ihrer Götzenbilder aufreiz- Leben zu erlangen (...). Wenn man ei-
ten. (Konzil von Elvira, canon 60; Ori- nen vollkommenen Begriff davon be-
genes, „Contra Celso“, VIII, 38); auch kommen will, folgt daraus, daß es er-
jenen, die sich dessen selbst anklagten forderlich ist, daß die jeweilige Person
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Verschiedenes

Das Martyrium des hl. Apostels


Matthias

den Tod für Christus erleide“


(„Summa...“ II II, q. 124, a. 4,
ad 3). Der Tod kann dabei di-
rekt oder indirekt sein, z.B.
durch Folter, Leiden, Exil
oder Verwundungen eintre-
ten. Deshalb nennt man sol-
che, die leiden, ohne zu ster-
ben, nicht Martyrer, sondern
mit dem hl. Matthäus Beken-
ner (10,32).
4. für den katholischen
Glauben. Wir wollen versu-
chen, einen nicht zu engen
Begriff vom katholischen Martyrium zu lichkeit der Ehe („Summa...“ II II, q.
haben. Bewundernswert erklärt der 124, a. 5), die hl. Maria Goretti für die
heilige Thomas: „Christ heißt einer, der Verteidigung ihrer Reinheit und der hl.
Christus angehört. Man sagt aber von Johannes Nepomuk für die Verteidi-
einem, daß er Christus angehört, nicht gung des Beichtgeheimnisses.
bloß daher, daß er den Glauben an Diese besondere Verbindung zwi-
Christus besitzt, sondern auch daher, schen Tod und dem katholischen Glau-
daß er im Geiste Christi an die Werke ben schließt ein, daß von häretischen
der Tugend geht (…) Als Christ leidet oder schismatischen Martyrern nicht
somit nicht bloß, wer für das Bekennt- gesprochen werden kann. Viele Kir-
nis des Glaubens leidet, das durch Wor- chenväter sagen, daß „nur diejenigen
te geschieht, sondern auch jener, der für wahrhaft Verfolgung um der Gerechtig-
irgendein gutes Werk leidet, das er tun keit willen erleiden, die sich auf die
will, oder zur Vermeidung von Sünden wahre Kirche stützen“ (hl. Irenäus,
um Christi willen, denn das alles gehört „Adversus haereses“, IV, XXXIII, 9).
zum Bekennen des Glaubens“ („Sum- „Niemand kann Martyrer sein, der
ma...“, II II, q. 124, a. 5, ad 1). nicht in der Kirche ist“ (hl. Cyprian,
Also stirbt der Martyrer für den „De unitate Ecclesiae“, 14). „Wenn du
Glauben oder für ein geistliches Gut, außerhalb der Kirche stehst und ge-
das sich auf Gott bezieht. Der hl. Johan- trennt von der Einheit und dem Band
nes der Täufer stirbt für die Unauflös- der Liebe bist, wirst du mit ewiger Pein
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Verschiedenes

bestraft werden, auch wenn du ver- seinen Glauben zu bewahren, zu vertei-


brannt wirst.“ (hl. Augustinus, „Briefe“ digen und zu bekennen.
173,6). Aus diesem Motiv heraus setzt der
Zweifellos können wir uns vorstel- Martyrer hauptsächlich jene Tugend ins
len, daß ein Häretiker oder Schismati- Werk, die es ihm erlaubt, auch in der
ker im guten Glauben sterben kann, größten Gefahr fest zu bleiben: in der
daß er für den wahren Glauben sterbe: Lebensgefahr. Wir sprechen von der
sein Opfer wird Gott wohlgefällig sein. moralischen Tugend der Seelenstärke.
Diese Annahme wird durch die Liebe „Die erste Handlung der Tugend der
geboten. Die Kirche wird ihn aber nicht Stärke ist das Ertragen, und dazu
als Martyrer anerkennen, denn insbe- gehört das Martyrium, und nicht zu sei-
sondere das Urteil über den guten ner zweiten Handlung, welche der An-
Glauben eines Individuums steht Gott griff ist. Da es so ist, daß die Geduld der
zu. Aus katholischer Sicht ist also ein
Stärke als Teil der hauptsächlichen
ökumenisches Martyrologium nicht
Handlung dient, welche das Ertragen
vorstellbar, insoweit darin guter Wille
ist, so wird die Geduld zur gleichen
beurteilt wird (was nur Gott zusteht)
Zeit den Martyrern gewährt“ („Sum-
oder die theologische Bedeutung des
ma...“ II II, q. 124, a. 3). Die Geduld des
Glaubens zerstört wird (die sich auf ei-
nen rein menschlichen Glaubensakt oh- Martyrers ist der äußerliche Beweis für
ne definierten Inhalt reduzieren wür- die Übung der Tugend der Seelenstär-
de). ke.
Schließlich erklärt der heilige Pau-
lus: „Und wenn ich all meine Habe aus-
Tugenden des Martyrers
teile und meinen Leib hingebe zum
Wir wollen jetzt den katholischen Verbrennen, doch die Liebe nicht habe,
Begriff des Martyriums von einem an-
nützt es mir nichts“ (1 Kor 13,3): das
deren Gesichtspunkt aus untersuchen,
heißt genau, daß die Tugenden des
von dem der Tugenden aus, die aus-
Glaubens und der Stärke tiefer angesie-
geübt werden müssen. Grundsätzlich
delt sind als die Übung der theologi-
kann man von drei Tugenden reden:
vom Glauben, von der Seelenstärke schen Tugend der Liebe. Von daher die
und von der Liebe. Versicherung des hl. Thomas von Aqu-
in: „Selbstverständlich neigt die Liebe
Wie wir gerade erklärt haben, ist die
als erster und hauptsächlicher Antrieb
theologische Tugend des Glaubens ein
zum Akt des Martyriums, so, wie die
Ziel an sich: „Das Martyrium verhält
Tugend es verlangt; und die Stärke als
sich zum Glauben wie zu einem Ziel, in
dem sich jemand verwirklicht“ („Sum- eigentliches bewegendes Motiv, so, wie
ma...“ II II, q. 124, a. 2). Der Martyrer ist die Tugend sie wirken macht“ („Sum-
bereit, das höchste menschliche Gut, ma...“ II II, q. 124, a. 2, ad 2).
das Leben nämlich, hinzugeben, um
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Wirkungen des Martyriums schließen. Laut dem Philosophen Pascal


Allerdings lehrt uns unser Herr, daß können alle Menschen sagen: „Mit
„niemand eine größere Liebe hat als der, Freuden glaube ich das, was jene Zeu-
der sein Leben hingibt für seine Freun- gen erzählen, die sich dafür haben ent-
de“ (Joh 15,13). Somit kann man sagen, haupten lassen“ (Pascal, „Pensées“,
daß das Martyrium der höchste Aus- XXVII).
druck der Liebe ist, die ein Geschöpf für Die Päpste und die Konzilien haben
Gott haben kann. immer wieder an den herausragenden
Das wahre katholische Martyrium, Wert des Zeugnisses jener Frauen und
jenes, das Glaube, Stärke und Liebe ins Männer erinnert, die lieber ihr Leben
Werk setzt, befreit die Seele von aller hingaben, als von ihrem Glauben abzu-
Schuld und von der Strafe: „Niemand fallen. So sagte es Papst Pius IX. in sei-
gelangt zum ewigen Leben, wenn er ner Enzyklika „Qui pluribus“ (Dz.
nicht von jeder Schuld und Strafe be- 1638). Ebenso schreibt Papst Leo XIII. in
freit ist, und diese absolute Befreiung seiner Enzyklika „Immortale Dei“: „So
geschieht durch den Empfang der Taufe viele und so lichtvolle Beweisgründe,
und im Martyrium, deshalb sagt man, die Wahrheit der Weissagungen, die
daß das gesamte Sakrament der Taufe häufigen Wunder, die äußerst schnelle
im Sakrament seine Erfüllung findet, Verbreitung des Glaubens..., das Zeug-
das heißt, bezüglich der Befreiung von nis der Martyrer, und wo manches ähn-
Schuld und Sünde“ („Summa...“ II II, q. liche geben Klarheit darüber: Jene ist
68, a. 2 ad 2). Damit seine Liebeshand- die wahre Religion, welche Jesus Chri-
lung vollkommen sei, wandelt sich der stus selbst gestiftet und sie Seiner Kir-
Martyrer zum Heiligen um, und als sol- che zu behüten und weiter auszubreiten
cher geht er in die ewige Freude ein, oh- übergeben hat.“
ne daß irgendeine Reinigung notwen-
Die ersten Martyrer der Kirche leg-
dig wäre.
ten ein historisches Zeugnis ab. Sie wa-
Es genügt, neben anderen, das Zeug- ren Zeugen der im Evangelium berich-
nis des hl. Augustinus, wenn er lehrt, teten Taten und, wie der hl. Petrus vor
daß „die Martyrer am Altare Gottes in dem Sanhedrin erklärt: „Wir können
dem Moment erwähnt werden, in dem unmöglich schweigen von dem, was
für sie nicht gebetet wird; für die übri- wir gesehen und gehört haben“ (Apg
gen Verstorbenen, beim Gedächtnis der 4,20).
Verstorbenen“ (hl. Augustinus, Serm.
Die anderen Martyrer, die nicht Zeu-
209,1).
gen der im Evangelium berichteten Ta-
ten waren, legen ein moralisches Zeug-
Apologetischer Wert des Martyriums nis ab, sie sind Zeugen des katholischen
Aus allem, was wir bisher gesagt ha- Glaubens. Mit dem hl. Tertullian zu
ben, kann man leicht auf die apologeti- sprechen, sind sie der Same des Christen-
sche Bedeutung des Martyriums tums.
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„Selig, die nicht sahen und doch (aus Iesus Christus – Heri, Hodie et in
glaubten“ (Joh 20,29). Selig, die nicht sa- Saecula Nr. 61, Jan/Feb. 1999; Überset-
hen und Martyrer wurden. zung: J. Volkmann)

Franz Stock
Teil 1
von Ursula Ackermann

Franz Stock wurde am 21. September raschte er die Eltern mit der Bitte, ihn
1904 in Neheim (Westfalen) geboren. Priester werden zu lassen. Die Eltern
Der Vater war Arbeiter in einer Schuhfa- willigten ein und schickten ihn auf das
brik. Franz war das älteste von neun Gymnasium, wo er weiterhin ein mittel-
Kindern, von denen drei sehr früh star- mäßiger Schüler blieb. Doch nahm er in
ben. Der jüngste Bruder, der Matrose ge- den letzten Jahren freiwillig an einem
worden war, fand 1942 den Tod beim Kurs für Griechisch teil. Er war zurück-
Untergang eines U-Bootes. haltend, aber stets ein guter Kamerad
Das Elternhaus von Franz Stock war und dadurch von seinen Mitschülern
durch den katholischen Glauben ge- geschätzt. Das zeigte sich besonders, als
prägt, in dem Wallfahrten – besonders er durch Gelenkrheumatismus monate-
in die nähere Umgebung – eine große lang krank war und dem Unterricht
Rolle spielten. In der Schule hatte Franz fernbleiben mußte. Seine Klassenkame-
stets sehr gute Noten im Zeichnen, sonst raden brachten ihm die Schulaufgaben,
war er ein fleißiger, aber nur mittel- so daß er daheim arbeiten konnte und
mäßiger Schüler, obwohl er sehr begabt am Schluß des Schuljahres mühelos ver-
war. Doch zeichneten ihn Ausdauer und setzt wurde.
Zähigkeit aus. Im ersten Weltkrieg muß- Eine entscheidende Rolle im Leben
te er der Mutter auf dem Felde helfen, von Franz Stock spielte die Jugendbe-
da der Vater einberufen worden war. wegung. Das Ideal dieser vor dem Er-
Außerdem ging er mit seinem Bruder in sten Weltkrieg in den Industriegebieten
die umliegenden Ortschaften, um die entstandenen Bewegung war vor allem
vom Großvater hergestellten Korbwa- das Wandern, das „Zurück zur Natur“,
ren zu verkaufen. Mit 13 Jahren über- aber auch die Entdeckung anderer Län-
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Verschiedenes

der. Nach dem Krieg kamen Fragen der Friede durch die Jugend und hatte sicht-
Völkerverständigung dazu. Das alles lich große Anziehungskraft gehabt. Ein
entsprach dem, was Franz suchte. Er Ergebnis der Tagung in Bierville war
liebte Wanderungen – allein oder in ei- die Gründung der Compagnons de Saint-
ner Gruppe. Doch war für ihn in einer François im Jahr 1927 durch Folliet. Die
Gemeinschaft die geistige Orientierung Teilnahme der deutschen Jugendgrup-
das entscheidende Element. Er schloß pe am Kongreß war nicht ohne Einfluß
sich auf dem Gymnasium zuerst dem auf diese Gründung geblieben: die Be-
Bund Neudeutschland an, doch ging er geisterung für das Wandern, das Leben
später zum Quickborn, dessen franziska- in der Natur und das Singen fanden
nisch bestimmte geistige Richtung ihm Eingang in das Konzept dieser Gemein-
mehr entsprach. Der Quickborn war schaft. Franz gründete seinerseits nach
stark von Ideen Romano Guardinis ge- seiner Rückkehr in Paderborn eine
prägt. Diese Ideen zogen Franz an und Gruppe der Gefährten des heiligen Franz.
übten einen großen Einfluß auf ihn aus. Nach dem Kongreß in Bierville hatte
Daneben war es die Frage des Friedens Franz einige Tage bei einer Familie in
zwischen den Völkern, die ihn beschäf- Corrèze verbracht. Dieser Aufenthalt
tigte. Die Enzyklika „Der Friede Christi hatte ihn zu dem Entschluß geführt, ei-
im Reich Christi“ von Papst Benedikt nen Teil seiner Studien (d.h. sein Frei-
XV. hatte er eingehend studiert, wie die semester) in Frankreich zu absolvieren.
Randbemerkungen in seinem Exemplar Durch die Vermittlung von Joseph Fol-
zeigen. Er hatte auch den pazifistischen liet gelang es ihm, diesen Plan zu ver-
Schriftsteller Moritz von Egidy (der ein wirklichen. Er hatte versucht, seinen
dogmenfreies Christentum propagierte) Freund Rudolf Dietrich zum Mitgehen
gelesen. zu bewegen, doch dieser lehnte ab, kam
Nach bestandenem Abitur im Früh- aber später – wohl nach längeren Über-
jahr 1926 ging Franz nach Paderborn, legungen – nach. Wenn für Franz die
um dort das Theologiestudium zu be- Frage der Völkerverständigung immer
ginnen. Seinen ursprünglichen Plan, einen hervorragenden Platz einnahm,
Franziskaner zu werden, hatte er aufge- so war sein Entschluß, nach Paris zu ge-
geben. Im gleichen Jahr nahm er an dem hen, nicht davon bestimmt.
internationalen demokratischen Frie- So sehr er seine Heimat liebte und in
denskongreß in Bierville (nördlich von ihr verwurzelt war (ein Artikel über
Paris) teil, auf den ihn ein Quickborner Westfalen, den er als Gymnasiast ge-
hingewiesen hatte, der vermutlich über schrieben hatte, zeigt das sehr deutlich),
diese Veranstaltung unterrichtet war. Es so fühlte er sich doch stark zu Frank-
war der 6. Kongreß dieser Art, organi- reich hingezogen. Es waren keine ro-
siert von Marc Sangnier. Franz lernte mantischen Vorstellungen, die ihn be-
dort Joseph Folliet kennen, mit dem er wegten; er wollte die Kultur und das
freundschaftlich verbunden blieb. Das geistige Leben dieses Landes kennen-
Thema dieses Kongresses lautete Der lernen, das ihn in Bierville tief beein-
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druckt hatte. Da er in Paris eine Zeitlang gründet worden. Sie hatte diesen Aus-
in der Peripherie wohnte, hatte er Gele- ländern geholfen, deutsche Predigten
genheit, die völlige Entchristlichung der hören zu können, doch war es keine Or-
Vorstädte kennenzulernen und das ganisation wie später die deutsche Mis-
Apostolat der Priester, die hier um diese sion. Deren Gründung erfolgte durch
Menschen bemüht waren. (Übrigens den Domkapitular Axinger (ein Elsäs-
war er diesem glaubensfernen Milieu ser), der sich zunächst um die mittello-
schon in Corrèze begegnet.) Sein Inter- sen Deutschen in Paris bemüht hatte.
esse für soziale Fragen trieb ihn jetzt da- Die nach Paris ausgewanderten Deut-
zu, sich mit diesem Problem – dem er in schen waren meist Arbeiter oder Hand-
seiner Heimat nicht begegnet war – zu werker vom Lande, wo sie keine Arbeit
beschäftigen. Er übersetzte das Buch Le gefunden hatten. In Paris aber war ihre
Bon Dieu dans le bled von Jean de Vincen- Lage mitunter nicht besser. Das hatte
nes (Pseudonym des belgischen Schrift- Axinger dazu geführt, das Bonifatius-
stellers Emmanuel van der Elst). Unter Werk zu gründen und eine Kirche zu su-
dem Titel Gott in der Wüste erschien das chen, die regelmäßig den Deutschen zur
Buch 1931 in Paderborn. Verfügung gestellt wurde. Nach der In-
dustrialisierung Deutschlands (etwa um
Am 12. März 1932 wurde Franz
1860) hörte der Einwanderungsstrom
Stock im Dom zu Paderborn zum Prie-
auf. Es kamen jetzt vor allem junge
ster geweiht. Er kam zuerst in eine klei- Kaufleute und Handwerker, die in fran-
ne Landgemeinde (Effeln) und dann als zösischen Betrieben arbeiteten, und jun-
Vikar nach Dortmund-Eving. Wie da- ge Mädchen, die als Erzieherinnen be-
mals in zahlreichen Industriestädten, schäftigt waren. 1926 kam Pater Hein-
bestand dort die Arbeiterschaft zu ei- rich Ritter von der Kongregation der Vä-
nem großen Teil aus Polen. Da es keine ter vom Heiligen Geist als erster deutscher
polnischen Priester gab, konnten sie Seelsorger nach Paris. Sein Verdienst
ihren Glauben nicht praktizieren. Um war es, eine reguläre deutsche Gemein-
ihnen helfen zu können, lernte Franz de geschaffen zu haben. 1929 konnte er
Stock Polnisch. ein Haus in der rue Lhomond mieten, in
1934 ernannte Kardinal Schulte in dem sich eine Kapelle befand. Einige
Köln (dem die Auslandsseelsorge unter- Zeit darauf gelang es ihm, im Neben-
stand) Franz Stock zum Rektor der haus ein Heim für junge Mädchen ein-
deutschen Mission in Paris. Die Initiati- zurichten. Pater Ritter wurde von sei-
ve dazu kam von Kardinal Verdier, Erz- nen Ordensoberen nach Lateinamerika
bischof von Paris, zu dessen Studenten geschickt, doch blieb er bis 1926 in Paris
Stock gehört hatte, als er Superior des und konnte Franz Stock in seine Arbeit
Séminaire des Carmes gewesen war. Die einführen.
deutsche Mission in Paris bestand seit 1934 zählte die deutsche Gemeinde
1837. Eine katholische Vereinigung von etwa 500 Personen. Es handelte sich
Deutschen und Flamen war 1627 ge- meist um Studenten, Angestellte der
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 32

Verschiedenes

Botschaft, Kinderpflegerinnen und helfen zu können. Es scheint aber, daß


Hausangestellte. Dazu kamen einige es keine Kirche für sie gab.
Familien, die sich in Paris niedergelas- Neben der Seelsorgearbeit hatte
sen hatten. Wenn Abbé Stock den deut- Stock begonnen, sich mit Forschungen
schen Charakter der Gemeinde zu be- über die Geschichte der Deutschen in
wahren suchte, so wollte er damit kei- Frankreich zu beschäftigen. Von seinen
neswegs eine Ghettosituation schaffen. Arbeiten wurden verschiedene veröf-
Er sah in der Bewahrung der Eigenart fentlicht. Eine Biographie des Domkapi-
eines Volkes zugleich die Offenheit ei- tulars Axinger, die zu schreiben ihm ein
ner anderen Mentalität gegenüber: die besonderes Anliegen war, konnte er
Unterschiede sehen und bewahren, die nicht beenden. Erwähnt werden müs-
Eigenart des anderen aber akzeptieren. sen sein Werk über den deutschen
Die Völkerverständigung, die er mit sei- Buchdrucker in Paris und sein Buch
nen französischen Freunden gesucht über die Bretagne. Diese Landschaft
hatte, blieb für ihn immer ein Ziel, das liebte er besonders. Man kann sagen,
er nie aus den Augen verlor. Um das zu daß Westfalen und die Bretagne für ihn
erreichen, hatte er in seine Arbeit als die gleiche Bedeutung als Heimat hat-
Seelsorger ein kulturelles Programm ten. Er liebte dieses Land und seine Be-
eingebaut: er besuchte mit seiner Ge- wohner, denen er sich offenbar ver-
meinde den Louvre, machte Exkursio- wandt fühlte, ohne daß dieses Gefühl
nen nach Chartres und anderen Städten. seine Verwurzelung im Sauerland in
Zu den Vorträgen, die er hielt und zu Frage stellte.
Festen – kirchlichen wie profanen – ka- Die Situation, in der sich Stock seit
men auch Franzosen, besonders Mit- 1933 – das Jahr, in dem der Nationalso-
glieder der Compagnons de Saint zialismus zur Herrschaft gelangt war –
François. Die Auswirkungen des Ersten befand, war schwierig: er hing von der
Weltkrieges schienen allmählich über- deutschen Botschaft ab und konnte den
wunden zu sein. Doch tauchten andere Emigranten – besonders den Juden –
Bedrohungen auf: der Nationalsozialis- nur im verborgenen helfen und das si-
mus und der Ausbruch eines neuen cher nicht ohne Risiko. Doch zählten
Krieges. Die Pfarrei veränderte sich im diese Jahre – seinen eigenen Berichten
Lauf dieser Jahre: zu den eingetragenen zufolge – zu den glücklichsten seines
Mitgliedern kamen nun die – natürlich Lebens als Seelsorger.
nirgendwo eingetragenen – Emigranten Der Ausbruch des Zweiten Welt-
aus Deutschland und Österreich dazu, kriegs veränderte mit einem Schlag al-
unter denen sich zahlreiche Juden be- les. Am 26. August 1939, kurz nach Mit-
fanden. Da es keine polnische Seelsor- ternacht, erhielt Stock von der deut-
gestelle in Paris gab, hatte Stock das schen Botschaft telefonisch die Anwei-
Studium der polnischen Sprache wieder sung, mit seiner Schwester (die ihn nach
aufgenommen, um den Polen etwas Paris begleitet hatte, um ihm den Haus-
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 33

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halt zu führen) und seiner Sekretärin teln. Im November berichtet er in einem


unverzüglich nach Deutschland zurück- Brief an den Caritasverband in Freiburg,
zukehren. Er kam zuerst nach Dort- daß seit zwei Wochen nicht nur die Seel-
mund-Bodelschwingh und dann auf ein sorge im Gefängnis zu Fresnes zu sei-
kleines Dorf bei Magdeburg. Er akzep- nem Wirkungskreis gehört, sondern daß
tierte diesen Wechsel nicht ohne weite- er dazu die Seelsorge im großen Ge-
res und bemühte sich, eine Stelle als fängnis der deutschen Armee habe
Seelsorger in einem Lager für französi- übernehmen müssen. Aus diesem Brief
sche Kriegsgefangene zu erhalten. Doch geht seine Bereitwilligkeit zur Übernah-
war zu dieser Zeit so ein Posten nir- me dieser Aufgabe hervor, von der er of-
gends vorgesehen. Im März 1940 sollte fenbar eine Vorstellung hatte, die der
er schließlich als deutscher Seelsorger Wirklichkeit keineswegs entsprach. Die
nach Amsterdam gehen. Der Einmarsch ungeheure seelische Belastung, der er
der deutschen Truppen in Holland ver- entgegenging, konnte er nicht vorausse-
hinderte die Ausführung dieses Planes. hen. Diese Gefängnisse waren
Im August 1940 wurde Stock wieder hauptsächlich für die verhafteten Wi-
nach Paris geschickt. Seine Schwester derstandskämpfer bestimmt oder für
und seine Sekretärin konnten ihm spä- Personen, die als solche denunziert wor-
ter nachfolgen. Die ersten Monate muß- den waren. Offiziell unterstanden sie
te Stock im Hotel wohnen, dann konnte der Wehrmacht, doch war es de facto
er wieder in die rue Lhomond einzie- die Gestapo, die hier die Herrschaft aus-
hen. Doch war es eine andere Gemein- übte, wenn sie auch im Hintergrund
de, die sich nun dort versammelte: den blieb.
größten Teil davon bildeten Soldaten, Am 9. September 1941 wurden Franz
Angestellte der Wehrmacht und der Stock und Theodor Loevenich offiziell
deutschen Botschaft. Wie vor dem Krie- als Seelsorger für die Zivilgefangenen
ge schloß Stock wieder ein kulturelles ernannt. Stock hatte den Titel „Standort-
Programm in seine Arbeit ein. Wie vor- pfarrer im Nebenamt“. Am 16. Septem-
her hielt er Vorträge (über Literatur, ber 1941 erklärte Hitler alle von deut-
Kunst, Geschichte, Liturgie, die christli- schen Militärbehörden verhafteten
che Familie). Er nahm auch wieder die Franzosen zu Geiseln. Sie konnten also
Besuche im Louvre und Exkursionen jeden Augenblick erschossen werden.
nach anderen Städten auf. Er sah darin Diese Verhafteten blieben ohne geistli-
einen Beitrag zur Völkerverständigung, chen Beistand, denn die französischen
die trotz des Krieges erreicht werden Priester hatten keinen Zutritt zu den Ge-
müsse. fängnissen. Ein Wehrmachtspfarrer in
Zu seiner Arbeit als Seelsorger der Uniform hätte sicher Schwierigkeiten
deutschen Gemeinde kam aber bald ei- gehabt, d.h. er wäre vermutlich von den
ne andere Aufgabe dazu: die eines Ge- Gefangenen abgelehnt worden. Stock,
fängnisseelsorgers. Die genauen Daten der dem Bischof von Paris unterstand
seiner Ernennung sind nicht zu ermit- und in Soutane mit einer Rot-Kreuz-
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 34

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Armbinde kam, wurde akzeptiert. Si- Ich hatte bei meiner Einlieferung in
cher begegnete er – zumindest am An- Fresnes um einen Geistlichen gebeten.
fang – auch Mißtrauen. Aber dieses Aber ich hatte mir überhaupt nicht vor-
Mißtrauen machte bald dem Vertrauen gestellt, daß man mir einen Deutschen
und der Zuneigung Platz. schicken würde. Zunächst also war ich
Seine Aufgabe bestand darin, die sehr enttäuscht, als ich diesen blonden
Gefangenen auf ihre Hinrichtung vor- Priester im kurzen schwarzen Rock vor
zubereiten und sie zu dieser Stätte zu mir sah, mit den schmalen Lippen. Er
begleiten. Die erste Hinrichtung, der er hatte ziemlich (sogar allzu große) Ähn-
lichkeit mit der klassischen Figur eines
beiwohnen mußte, war die eines jungen
‘Herrn Doktor’, der soeben seine theo-
Bretonen am 13. Dezember 1940. Stock
logischen Studien beendet hat. Er
vermittelte Nachrichten zwischen den
sprach ein sehr korrektes Französisch,
Gefangenen und ihren Familien. Er
unglücklicherweise ein genauso korrek-
brachte den Gefangenen Bücher, zusätz-
tes wie der Mann, der mich bei der Ge-
liche Lebensmittel etc., alles verborgen
stapo in der Avenue Foch verhörte.
in den weiten Taschen seiner Soutane.
Das Risiko, das er damit einging, war Meine Enttäuschung war vollstän-
groß, doch hat er sich nie geweigert, ei- dig und ohne Zweifel auch sichtbar,
ner Bitte zu entsprechen. Er unternahm denn Abbé Stock entschuldigte sich zu-
auch Schritte, um Begnadigungen zu er- erst einmal. Und ich bemühte mich,
reichen, doch blieben die meisten ohne gute Miene zum bösen Spiel zu machen
und einen Aspekt der Katholizität unse-
Erfolg. Loevenich, der es verstanden
rer Kirche nun ernst zu nehmen, auf
hatte, trotz seiner Uniform akzeptiert zu
den ich nicht gefaßt war. Ich stürzte
werden, wurde nach Osten strafver-
mich also sozusagen ins Wasser und bat
setzt, da er offenbar seine Hilfe weniger
ihn, mir zu bestätigen, daß das Verheh-
zurückhaltend, d.h. sichtbarer, aus-
len der Wahrheit in bestimmten Fällen
geübt hatte. Sein Weggang bedeutete
erlaubt sein könnte, z.B. wenn man sich
für Stock ein Mehr an Arbeit.
vor einem Gericht seiner Haut wehren
Folgende Zitate sollen ein Beispiel müsse. – ‘Natürlich’, sagte er. ‘Das ist
von Stocks Tätigkeit geben: einfach klar.’
„Eines Morgens kam er herein, an ei- Wir sprachen leise, denn der Feld-
nem Samstag. Ich war zunächst beein- webel war auf der Türschwelle stehen-
druckt von seinem Taktgefühl. Wäh- geblieben. Ich begriff sodann, daß Abbé
rend die Wachmannschaften brüllten, Stock in seiner Art ebenfalls so etwas
wenn sie mal in unsere Zellen hineinka- wie ein ‘roter Pfarrer’ war. Er hatte vor
men, trat er schweigend ein, schmiegte dem zweiten Weltkrieg an den Frie-
sich an unsere Schulter, wie wenn er denstagungen teilgenommen, die Marc
durch diese Geste zeigen wollte, daß er Sangnier in Bierville organisierte. Er er-
seinen Anteil von unserem Gefangenen- zählte mir von Joseph Folliet, von den
leben auf sich nehmen wollte. Gefährten des heiligen Franziskus, von
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 35

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gemeinsamen Freunden der ‘Jungen Re- die Tat um: ‘Ich war gefangen, und ihr
publik’. Dieser deutsche Priester übte habt mich besucht’’ (Ed. Michelet)
sein Amt mit einer Höflichkeit, einem General von Cossé-Brissac berichtet
Takt, einer Liebe ohnegleichen aus. einem Freund: „Gott hat mir die Gnade
Beim Weggehen drückte er mir eine Bi- verliehen, den heiligen Abbé Stock im
bel in die Hand, die P. Maydieu, ein Gefängnis von Fresnes kennenzulernen.
treuer Freund und nicht weniger getreu- Ich entsinne mich immer einer kurzen
er ‘Komplice’, ihm für mich gegeben Unterhaltung, die mich mit Verwirrung
hatte. Dann versprach er, in der näch- erfüllt hat, denn ich habe dabei eingese-
sten Woche wiederzukommen. Er tat hen, daß er wahrhaft ein Mann Gottes
nun, als wenn er gehen wollte, kam aber war. Er war gekommen, um mich in
zurück und sagte mit noch gedämpfte- meiner Gefängniszelle im dritten Stock
rer Stimme: ‘Wir wollen noch ein letztes des Zentralbaues am 5. Juni zu besu-
Ave Maria zusammen beten’. chen, an meinem Geburtstag, dem Fest
Wir hatten uns hingekniet und dem des hl. Bonifatius, eines „angelsächsi-
Feldwebel den Rücken zugedreht. Er schen“ Mönchs, des Apostels der Deut-
fuhr in dem gleichen eintönigen Spre- schen. Ich hielt mich zwar dabei für sehr
chen fort: ‘Ave Maria, gratia plena – ge- geistreich, beging aber die Geschmack-
stern hat mich Ihre Frau besucht. Sie losigkeit, ihm zu sagen: ‘Mon père, ich
hält sich sehr gut, alle Ihre Kinder auch habe mich dabei überrascht, für Ihr Va-
terland zu beten, aber ich stelle fest, daß
– Dominus tecum – sie läßt Ihnen sa-
es durch einen Engländer bekehrt wur-
gen, Sie sollen sich keine Sorgen ma-
de.’ Er antwortete mir darauf mit seiner
chen. Zu Hause geht alles gut – benedic-
sanften, ruhigen Stimme: ‘Mein Sohn, in
ta tu in mulieribus…’
den Augen Gottes gibt es keine Englän-
Wie diese Nachrichten mir guttaten! der, Deutsche und Franzosen. Für ihn
Einige Tage vorher hatte man uns in der gibt es nur Christen – oder ganz einfach
Avenue Foch versichert, daß die Frau Menschen… und ich, der ich zu Ihnen
verhaftet wäre, von der uns Abbé Stock spreche, ich bin nur ein Priester des Bi-
die neuesten Nachrichten brachte. Es schofs von Paris.’ Ich hätte am liebsten
handelte sich folglich nur um einen Er- in die Erde versinken mögen, so sehr
pressungsversuch der Gestapo. Ich war ich in dem Augenblick davon be-
konnte also mit größerer Kaltblütigkeit troffen, daß man mit einem ‘Heiligen’
in das nächste Verhör hineingehen. nicht scherzen kann.
Auf diese Weise setzte Abbé Stock Ja, ich sehe ihn wieder vor mir, die-
während der ganzen Besatzungszeit sen noch jugendlichen Mann mit dem
und selbst hinterher – er war ja in Frank- klaren, durchdringenden Blick, wie er in
reich geblieben, um auf die gleiche Wei- unsere Zellen eintritt, um uns das Buß-
se seinen kriegsgefangenen Landsleuten sakrament und die hl. Kommunion zu
zu dienen – das Wort seines Meisters in spenden. Natürlich hütete er sich, jenes
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Verschiedenes

Regime zu kritisieren, dessen Opfer wir barkeit. Seinetwegen habe ich alle ver-
waren, aber wir spürten, wie aufmerk- gessen, die mich verfolgt haben. Seinet-
sam er unseren Nöten gegenüber war, wegen habe ich mir oft geschworen, al-
wie er unsere Anliegen und die unseres les zu tun, um eine aufrichtige Aussöh-
Vaterlandes schmerzlich mitempfand. nung der beiden Völker Deutschland
Eine außerordentliche Vornehmheit und Frankreich unter dem Zeichen
strömte von ihm aus – der Widerschein Christi herbeizuführen. Ich ermesse
einer übernatürlichen Seele. Er war vor nun, was in den Augen Gottes ein sol-
allem Priester, und Jesus Christus lebte cher Priester gilt. Er allein wäre in der
in ihm. Ich habe niemals von ihm ein Lage gewesen, den Zorn des Himmels
Wort gehört, das eine feinfühlige Seele über Sodoma und Gomorrha aufzuhe-
hätte verletzen können. Wir errieten ben. Ich wünsche sehnlich, daß er eines
das Martyrium, das dieser Mann durch- Tages die Ehre der Altäre erfährt, Dann
machte, der alle Tage und den ganzen wird Frankreich mit dem Feind von ge-
Tag hindurch die Härten des heidni- stern um seine Schutzherrschaft strei-
schen Regimes feststellte, das sein Volk ten. Seine übernatürliche Antwort auf
wie das ganze damals unterjochte Euro- meine absurde Bemerkung gibt mir
pa bedrückte. dafür eine Vorahnung.“
Er litt unter unseren Leiden. Er (Fortsetzung folgt)
mußte die zum Tode Verurteilten zum
Mont Valérien begleiten. Ich stelle mir
seine Angst vor bei jenen, die die Gna-
de ablehnten, seine Demütigung als
Deutscher, seine tiefe Bewegung als
Priester jenen gegenüber, die tapfer und
als Christen starben.
Seine täglichen Gefängnisbesuche
mußten für ihn ein Kreuzweg sein.
Wenn er für die christlichen Gefange-
nen ein Priester war, so war er für die
anderen ein Deutscher, der unter dem
Verdacht stand, selbst Instrument eines
Zwangsapparates und der Spionage zu
sein. Aber um der Wahrheit die Ehre zu
geben, glaube ich, daß gleichwohl am
Ende alle mehr oder weniger dahin ka-
men, sich seiner aufrichtenden Priester-
persönlichkeit, die von der Gnade ge-
formt war, anzuvertrauen.
Ich bewahre ihm unendliche Dank-
36
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 37

Liturgischer Kalender
April
1.4. Donnerstag Gründonnerstag (1. Kl.)
2.4. Freitag Karfreitag (1. Kl.) (Fast- und Abstinenztag)
3.4. Samstag Karsamstag (1. Kl.)
4.4. Sonntag OSTERSONNTAG (Fest der Auferstehung Unseres
Herrn) (1. Kl.; mit Oktav 1. Kl.)
5.4. Montag Ostermontag (1. Kl.; gebotener Feiertag)
6.4. Dienstag in der Osterwoche (1. Kl.)
7.4. Mittwoch in der Osterwoche (1. Kl.)
8.4. Donnerstag in der Osterwoche (1. Kl.)
9.4. Freitag in der Osterwoche (1. Kl.)
10.4. Samstag in der Osterwoche (1. Kl.)
11.4. Sonntag Weißer Sonntag (Sonntag Quasimodo) (1. Kl.)
12.4. Montag Wochentag
13.4. Dienstag Fest d. hl. Hermenegild (3. Kl.)
14.4. Mittwoch Fest d. hll. Justin (3. Kl.) (Ged. d. hl. Tiburtius u. Ge-
fährten)
15.4. Donnerstag Wochentag
16.4. Freitag Wochentag
17.4. Samstag Mariensamstag
18.4. Sonntag 2. Sonntag nach Ostern (Sonntag vom Guten Hir-
ten)
19.4. Montag Wochentag
20.4. Dienstag Wochentag
21.4. Mittwoch Fest d. hl. Anselm (3. Kl.)
22.4. Donnerstag Fest d. hll. Soter und Caius (3. Kl.)
23.4. Freitag Wochentag
24.4. Samstag Fest d. hl. Fidelis von Sigmaringen (3. Kl.)
25.4. Sonntag 3. Sonntag nach Ostern (2. Kl.)
26.4. Montag Fest d. hll. Kletus und Marcellinus (3. Kl.)
27.4. Dienstag Fest d. hl. Petrus Canisius (3. Kl.)
28.4. Mittwoch Fest d. hl. Paul vom Kreuz (3. Kl.)
29.4. Donnerstag Fest d. hl. Petrus von Verona (3. Kl.)
30.4. Freitag Fest d. hl. Katharina von Siena (3. Kl.)
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MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 38

Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Tummelplatzweg 15 089/712707 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
38
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
92929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
9151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
39
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 40

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
40
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M
42
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 43

Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)
43
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 44

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999

Deutschland
10.-15. Mai Häusern Männer (Christi Himmelfahrt)
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
9.-15. Mai Spinges (Südtirol) Frauen
16.-22. Mai Spinges (Südtirol) Männer
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
22.-28. August Jaidhof Frauen
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
12.-17. April Frauen
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG
44
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 45

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Wallfahrten 1999
Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292 Fax
07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September
oder vom 4. bis zum 11. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen


(Fax: 07643/4883)

Fußwallfahrt nach Mariazell

Von Dienstag, den 27.7., bis Donnerstag, den 29.7.1999


findet eine Fußwallfahrt von Wiener Neustadt nach Mariazell statt.
Die Route führt über alte Mariazeller Wanderwege und beträgt auf
3 Tage aufgeteilt etwa 105 km.

Interessenten wenden sich an:


Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof

45
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 46

Wallfahrt nach Rheinau

(Unsere Liebe Frau vom Kloster Rheinau)


am 8. Mai 1999

Informationen bei:
Priorat St. Niklaus von Flüe, Solothurner Str. 11,
CH-4613 Rickenbach

Hl. Weihen im Priesterseminar Herz Jesu,


Zaitzkofen
22. Mai Diakonatsweihen: Beginn 9.30 Uhr
26. Juni Priesterweihen: Beginn 9.00 Uhr

Alle Gläubigen sind herzlich eingeladen!

St. Athanasius Hattersheim lädt 1999 ein


zu folgenden Vorträgen

Sonntag, 30. Mai Leben in einem Orden


Sr. Theresia Maria, Göffingen

Freitag, 11. Juni Die heiligen Sakramente


H.H. P. Patrice Laroche, Zaitzkofen

Freitag, 15. Oktober Thema steht noch nicht fest


H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz

Freitag, 12. November Die Erbsünde


H.H. P. Bernhard Zaby, Stuttgart

Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7
46
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 47

Ferienlager 1999
Deutschland
Kleine Mädchen (8-13 Jahre)
Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999
Anmeldung bei:
Wanderlager in der Toskana (16 – 26 Jahre) Priesterseminar Herz Jesu
Sonntag, den 8.8., bis Freitag, den 26.8.1999 84069 Schierling

Schweiz
Familienlager in Enney
26. Juli bis 6. August 1999

Große Jungen (Gebirgslager)


19. bis 24. Juli 1999 Anmeldung bei:
Priorat St. Niklaus von Flüe
Kleine Mädchen Solothurner Str. 11
26. Juli bis 6. August 1999 CH-4613 Rickenbach

Österreich
Kleine Buben (Jaidhof)
11. bis 24. Juli 1999

Kleine Mädchen (Jaidhof)


25. Juli bis 7. August 1999

Wanderlager für große Jungen


ab 17 Jahre in Oberitalien
1. bis 14. August 1999

Große Mädchen
ab 15 Jahre in Ternberg
14. bis 22. August 19999 Anmeldung bei:
Kath. Bildungshaus
Familienfreizeit
in Ternberg Schloß
7. bis 15. August 1999 A-3542 Jaidhof

47
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 48

INTERNATIONALE FUßWALLFAHRT
von

Chartres
nach

Montmartre
22. - 24. MAI - PFINGSTEN 1999

Sende aus Deinen Geist, o Herr!


--------------✄------------------------------------------------------------------------------------------
DEUTSCHES WALLFAHRTSBÜRO, Julius-Kiefer-Straße 11, 66119 Saarbrücken
◊ Ich bin an der Wallfahrt interessiert und möchte zunächst nähere Informationen
erhalten.
◊ Ich möchte mich zur Wallfahrt anmelden. Bitte senden Sie mir ein Anmelde-
fo rmular zu.
◊ Ich interessiere mich für die Kinderwallfa h rt. Bitte senden Sie mir den Info-
P rospekt zu.
◊ Ich möchte gerne die Wallfahrt mit einer Spende finanziell unterstützen.
„Chartres-Wallfahrt“, Konto-Nr. 18 503 722, BLZ 590 501 01, Sparkasse Saar-
brücken
Name, Vorname: ...................................Straße, Nr.: ......................................
PLZ: ............. Ort: ..................................................
Tel.:................................

48
MB April 99 19.06.1999 12:13 Uhr Seite 49

St.-Theresien-Gymnasium
in Schönenberg
sucht baldmöglichst zwei Haushaltshilfen

Interessentinnen melden sich bei:

St.-Theresien-Gymnasium
Ehrw. Schwester Michaela Metz
St. Vinzenzhaus
53809 Ruppichteroth
Tel. 02295/5163


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
Unterschrift

Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 4

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

„Firmzettel abgefangen“ ....................1

„Hier ist Gottes Haus und hier


die Pforte des Himmels“....................6

Ein denkwürdiger Sieg ......................8

Aus Kirche und Welt

Probleme, Ursachen, Lösungen ......11

Verschiedenes

Nichtkatholische Martyrer? ............23

Franz Stock (Teil 1)............................29

Liturgischer Kalender ......................37

Heilige Messen ................................ 38

Termine und Daten ......................... 44


Liebe Freunde und Wohltäter,

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, bot vor wenigen Tagen ein
grauenerregendes Schauspiel: Zwei Schüler schossen wahllos auf Mitschüler, Lehrer
und Angestellt, ehe sie sich selbst töteten. Das Resultat: über ein Dutzend Todesopfer
und zahlreiche Verletzte.
In der nun zu erwartenden Besinnung, an der sich pflichtgemäß die verschiedensten
Gruppen beteiligen und betroffen zeigen werden, wird auch wieder der Ruf nach einer
verschärften Kontrolle von Feuerwaffen erhoben werden.
Kontrolle ist gut, Vorsorge ist besser.
Polizeimaßnahmen sind notwenig, zeigen ihre grundsätzliche Begrenzung aber ge-
rade in einem Fall, in dem wirksamer erzieherischer Einfluß auf die Jugendlichen das
einzige Mittel wäre, das Heilung bringen könnte.
Es reicht nicht aus, an Symptomen zu kurieren. Wenn Jugendliche Kurzschlußhand-
lungen begehen, dann stellt sich die Frage nach den Ursachen. Diese Fragestellung ist
in der westlich-liberalen Gesellschaft verpönt, jedenfalls dann, wenn die fälligen Ant-
worten die „liberalen Errungenschaften“ in Frage stellen.
Man organisiert Kongresse, um über Maßnahmen gegen Kindesmißbrauch zu bera-
ten (und bei dieser Gelegenheit „guten Willen“ zu demonstrieren), gleichzeitig aber
wagt niemand, die heilige Kuh der schrankenlosen Freiheit ohne Gebote Gottes zu
schlachten.
Wir stehen vor dem Phänomen, daß eine Gesellschaft, die Befreiung und Enthem-
mung im Zuge des Wertewandels der 60er Jahre als ihre vornehmste Errungenschaft an-
sah, inzwischen in Gefahr geraten ist, von ihren Errungenschaften zerstört zu werden.
Die Aktivisten einer Gesellschaftsveränderung haben von Anfang an den Umbau der
christlichen Ordnung beabsichtigt. Sie werden sich durch „Entgleisungen“ der oben be-
richteten Art nicht beirren lassen. – Die große Masse des Volkes einschließlich der Ka-
tholiken sind ihnen gefolgt, weil es an der Einsicht gefehlt hat, daß nur Glauben und das
Halten der Gebote dauerhaften Wohlstand garantieren können. Versagt haben insbeson-
dere die Hirten, die sich von den äußeren Erfolgen eines christlich verbrämten Materia-
lismus im Wohlfahrtsstaat beeindrucken ließen.
Es wird nicht so leicht sein, zu gesunden Grundsätzen zurückzukehren. Zu viele sind
am status quo ideologisch interessiert. Auch wenn sie böse Ereignisse wie Amokläufe
von Jugendlichen nicht wollen, so wollen sie doch auch das nicht, was einzig geeignet
wäre, solche Verirrungen dauerhaft zu verhindern: die Errichtung des Gemeinwesens
auf der Grundlage der 10 Gebote!
Wir bitten Maria, die Frau aller Völker, daß sie den Völkern den inneren und äuße-
ren Frieden schenke, der allein auf der wahren Bekehrung zu Gott gedeihen kann.

Stuttgart, am Fest des hl. Georg, 24. April 1999


Pater Markus Heggenberger
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Chronik der Priesterbruderschaft St. Pius X.


vom 26. September 1998 bis zum 31. Januar 1999

Zaitzkofen
Monseigneur Fellay begab sich vom
3. bis 5. Oktober in das Seminar, um an
der theologischen Studienwoche teilzu-
nehmen. Dieses Jahr ging es um die
„Neue Weltordnung“, die „Evolution“,
aber auch um den Weg der geistlichen
Kindheit und die heilige Eucharistie
nach dem Konzil von Trient.

Ecône
Das große Ereignis, das die ganze
Bruderschaft betrifft und auf das man
so lange gewartet hatte, war natürlich
die Einsegnung der Kirche von Ecône.
Dieses Ereignis dürfen wir als einen
Meilenstein in der Geschichte unserer
Bruderschaft betrachten. Es ist gewis-
sermaßen der Schlußstein für den Auf-
bau des Seminars und die Krönung des
Planes von Erzbischof Lefebvre. Ein
Schlußstein, der aber zugleich auch ein
Anfang ist, nämlich der Anfang eines den Anforderungen der Welt, in der wir
neu belebten liturgischen Lebens in ei- leben, zu stellen. Möge dies durch Got-
nem entsprechenden herrlichen Rah- tes Gnade zu einer noch größeren Aus-
men. Die Kirche ist das Herzstück des strahlung der Tradition führen, um die
Seminars, das seinerseits das Herzstück Herzen der Kinder zu ihrem Vater, der
der Bruderschaft ist. Sie stellt allen die Gott ist, zurückzuführen.
Entfaltung unserer Gesellschaft und ih- Die Anzahl der Teilnehmer an dieser
re Verwurzelung sowohl im Wallis als Zeremonie belief sich auf ungefähr
auch in der ganzen Welt vor Augen. hundert Priester, 80 Ordensleute und
Möge der Übergang von der provi- ca. 3000 Gläubige, die sich um den Bi-
sorischen Kapelle mit ihrem anheimeln- schof scharten. Für die Organisation,
den Charakter zum großen Kirchen- die in jeder Hinsicht perfekt war, gilt
schiff aus Stein den Seminaristen hel- der Dank ganz besonders dem Seminar
fen, sich später mit noch größerer Kraft von Ecône, seinem Regens, der ganzen
1
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Helfermannschaft und den Seminari- reszeit war die Temperatur recht tief,
sten von Ecône. doch die Herzen waren glühend vor
Wir wollen nicht vergessen, das Liebe zu Gott, vom Verlangen nach der
zehnjährige Weihejubiläum der Bischö- Kenntnis himmlischer Dinge.
fe zu erwähnen, die nun in der Nachfol-
ge von Erzbischof Lefebvre das Felsen-
fundament sind, auf dem unsere Bru- Südamerika
derschaft erbaut ist. Ein Wirbelsturm mit dem Namen
„George“ hat einen Großteil der Domi-
nikanischen Republik verwüstet und
La Reja
das Land in einem katastrophalen Zu-
Vom 18. bis 24. November begab sich
stand zurückgelassen. Viele Wohnun-
Monseigneur Fellay in das Seminar für
gen und die meisten Anpflanzungen
die alljährliche Visitation. Zur Zeit stu-
wurden zerstört. Durch Gottes Gnade
dieren dort 19 Seminaristen zusammen
haben unser Priorat Herz Jesu sowie die
mit sieben weiteren aus der Bruder-
Kirche nicht zu sehr Schaden gelitten.
schaft des hl. Johannes Maria Vianney
Dagegen haben etwa 40 Familien unse-
von Campos. Die Seminarkirche wächst
rer Gläubigen ihre Häuser teilweise
und wächst, wenn sie auch noch nicht
oder sogar ganz eingebüßt. Pater Marti-
ihre endgültige Größe erreicht hat.
nez hat in der Folge eine gewisse An-
Im Monat Dezember hat Monseig- zahl in die Misisonskirche aufnehmen
neur die Erteilung der Tonsur vorge- müssen. Zudem haben die Ernten und
nommen, außerdem die Weihe von vier die Anpflanzungen selbst stark gelitten.
Diakonen und vier Priestern. Wir wol- Der Appell an die Großherzigkeit ist
len Gott Dank sagen für diese neuen weithin von unseren Gläubigen beant-
Priestergnaden, die er unserer Bruder- wortet worden, die sich schnell bereit
schaft geschenkt hat. fanden, dem Nächsten zu helfen. Das
darauffolgende, außerordentlich gün-
Flavigny stige Wetter erlaubte den Erhalt einiger
Anfang Dezember nahm Monseig- Kulturen für die Versorgung. Bewun-
neur in diesem Seminar die jährliche Vi- dernswert war der Glaubensgeist und
sitation vor. Es beherbergt etwa 17 Se- die evangelische Gelassenheit, mit wel-
minaristen, eine stattliche Zahl, aber es cher diese Prüfung von den Gläubigen
würde sicherlich gern noch weit mehr angenommen worden ist.
aufnehmen. Bitten wir den Herrn der In Guatemala war es der Orkan
Ernte um Arbeiter für seine Ernte. „Mitch“, der das Land heimgesucht hat.
Auch er hat das Priorat und die Güter
Winona einer Anzahl von Gläubigen betroffen.
Vom 8. bis 14. Januar weilte Monseig- Nochmals war es möglich – dank der
neur Fellay zur jährlichen Visitation im Großzügigkeit und liebevollen Solida-
Seminar. Wie alljährlich zu dieser Jah- rität – der größten Not zu begegnen.
2
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

Den ganzen Monat Dezember hin- predigen; anschließend begab er sich


durch hielt sich Monseigneur Tissier de nach Lauzon, Toronto und St. Catheri-
Mallerais im Distrikt Südamerika auf, nes. Die Wetterbedingungen erwiesen
um die dortigen Priorate zu besuchen. sich als ausgesprochen ungünstig, das
Neben den Weihen in La Reja und zahl- Thermometer sank zeitweilig auf unter
reichen Firmungen nahm er die Weihe -30° C.
der Kirche von Alta Gracia vor. Am 26.
Dezember weihte er diese Kirche, die
unter den Schutz des Unbefleckten Her- Großbritannien
zens Mariens gestellt ist, ungefähr In seinem letzten Informationsblatt
80 km von Cordoba entfernt, wo sich ei- berichtet Pater Black über die außeror-
nes unserer Priorate befindet. Mit einem dentlich interessante Geschichte des Al-
Fassungsvermögen von ca. 200 Plätzen tares, der jetzt in der Kapelle des St. Sa-
ist sie allein vom Distrikt errichtet wor- viour’s House zu Bristol steht. Dabei
den. Erinnern wir uns, daß die Nieder- handelt es sich um nichts weniger als
lassung in dieser Stadt Alta Gracia vor den Hauptaltar der Prokathedrale der
allem dem Eifer Pater Le Lays zu ver- Diözese von Clifton. Diese Prokathedra-
danken ist, der durch seine Treue zur le ist von großer Wichtigkeit und Bedeu-
traditionellen Messe das Terrain vorbe- tung in der Geschichte der katholischen
reitet hat. Kirche Englands. Denn unmittelbar
nach der Gleichstellung der Katholiken
1829 faßte Monseigneur Baines, Aposto-
lischer Vikar für den westlichen Distrikt
Österreich Englands, den Plan, in Bristol eine Kir-
Monseigneur begab sich nach Öster- che zu errichten, die zur Kathedrale
reich und in die Tschechei, wo zum er-
werden sollte. Sein Plan kam jedoch
sten Mal in der Geschichte der Bruder-
nicht zum Abschluß, erst sein Nachfol-
schaft einer unserer Bischöfe das Sakra-
ger führte ihn zu Ende. Dieses ge-
ment der Firmung gespendet hat. Es ist
schichtsträchtige Bauwerk wurde 1970
ermutigend zu sehen, wie die Zahl der
aufgegeben zugunsten der neuen Ka-
Gläubigen in der herrlichen Stadt Prag
thedrale von Bristol, die man ohne zu
beständig wächst, vor allem durch den
zögern als ultramodern bezeichnen
Zuwachs von jungen Menschen, welche
darf. Aus dem nun in Verfall geratenen
die Tradition entdecken.
alten Gebäude konnte dieser Altar ge-
rettet werden und befindet sich nun im
Chorraum unserer Kapelle St. Saviour.
Kanada Die Tradition hat somit der Bruderschaft
Am 30. Dezember kam Monseigneur sozusagen die „Staffel“ übergeben, die
Fellay nach einem ersten Vortrag in sich damit als Hüterin dieses wunder-
Montreal nach Shawinigan, um dort baren Symbols der Fortführung und
den Mitbrüdern einen Einkehrtag zu Fortsetzung der Kirche sehen darf.
3
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

Albanien von Polen, eine Verlautbarung, die in al-


In Albanien ist nun der Bau unseres len Pfarreien verlesen werden sollte –
ersten Hauses abgeschlossen. So kön- mit den bekannten Anschuldigungen
nen unsere Missionen in diesem Lande und Androhungen der Exkommunika-
solider durchgeführt werden. Zudem tion. Die Bruderschaft gab eine Gegen-
haben die humanitären und medizini- antwort, was zu einer Anzahl von Sen-
schen Hilfsaktionen des letzten Som- dungen und Artikeln über die Bruder-
mers die Kontakte zur Bevölkerung, die schaft in den verschiedenen Medien
in tiefster Armut lebt, gefestigt. Schließ- führte. Als Antwort schritten die
lich sind uns auch die zivilen Autoritä- Bischöfe zur Tat: Sanktionen wurden
ten ausgesprochen günstig gesonnen. gegen Priester verhängt, die mit der
Bruderschaft sympathisieren; Laien
wurden entlassen oder zumindest mit
Niederlande
der Entlassung bedroht; es wurde gefor-
Nicht umsonst werden die holländi-
dert, den Titel „römisch-katholisch“
schen Bischöfe zu den schlimmsten ge-
von den Eingängen unserer Kapellen zu
zählt, die man antreffen kann. Der Erz-
entfernen; hinzu kamen unberechtigte
bischof von Utrecht ließ ein Advents-
Anklagen verschiedenster Art... Zur
plakat veröffentlichen, das direkt skan-
Zeit bereitet die polnische Regierung
dalös ist: es zeigt den Bauch einer
ein Gesetz vor, das die Kreuze von Au-
schwangeren Frau – vom unteren Teil schwitz betrifft! Wie weit wird das
der Brust bis unter den Nabel – nackt. Ganze gehen?
Herr Pater Jacqmin hat mit Vehemenz
gegen eine solche Abirrung protestiert.
Rom
Vom 24. bis 26. Oktober haben sich
Polen
die Vereinigungen Ecclesia Dei in Rom
Die Geschehnisse, mit denen sich
zu einer Dankwallfahrt zusammenge-
der Episkopat gegen die Tradition stellt,
funden für die 10 Jahre des Motu proprio
nehmen weiter Schritt für Schritt ihren
des gleichen Namens. Wenn auch Kar-
Lauf. Zuerst war es die Ankündigung
dinal Ratzinger ziemlich entschiedene
von seiten des polnischen Episkopats,
und doch vage Worte benutzte (so wie
daß die Handkommunion im Januar sie gesprochen oder geschrieben wur-
eingeführt werden solle (bis jetzt war den, waren sie ohne Resultat), so war
sie verboten). Pater Stehlin ließ darauf- der Papst doch sehr deutlich: „Ich wün-
hin an alle Pfarreien das Buch von sche, daß alles im Geist des Konzils ge-
Michael Davies über die Handkom- lebt werde“. Von neuem sprach er auch
munion schicken, das eben erst ins Pol- vom Begriff der Tradition „... als einer
nische übersetzt wurde. lebendigen, fortschreitenden Realität“;
Am 27. November veröffentlichte nochmals verherrlichte er das Konzil
die Bischofskonferenz ein Kommuniqué „ebenbürtig dem Konzil von Trient und
über die Priesterbruderschaft St. Pius X. dem Ersten Vatikanum“; schließlich rief
4
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

er noch in Erinnerung: „Wo der Bischof kein kritisches Wort mehr für die Texte
ist, da ist die Kirche.“ Selbst wenn er ei- des Konzils, sondern im Gegenteil Wor-
ne gewisse Höflichkeit und Öffnung te des Lobes; auch wenn Pater Bisig die
hin zu einer „traditionellen Sensibilität“ Position von Dom Gérard über die Mes-
bei den Bischöfen einfordert, so ist doch se nicht zu teilen scheint.
alles gesagt: das Ziel ist Vatikanum II Monseigneur Perl ist sicherlich nicht
und nichts anderes. unbeteiligt an dieser Entwicklung,
Dom Gérard hat anläßlich des Vor- schließlich übt er zunehmend Druck
trages vom Samstag, den 24. Oktober, aus, um die Ecclesia Dei-Gemeinschaf-
ten dazu zu bewegen, von der Tradition
energisch seine Position zur Konzele-
abzurücken. Jetzt versucht er den Ge-
bration, die er mit dem Papst vor eini-
brauch des Missale von 1965 durchzu-
gen Jahren gehalten hat, verteidigt. Er
setzen: er hat dies von einem Priester
habe damit deutlich machen wollen,
verlangt, der die Indultmesse in Turin
daß diese Messe „gültig und orthodox“ liest; auch während der Wallfahrt der
sei. Warum liest er sie dann nicht öfter? „Zurückgekehrten“ versuchte er Kardi-
Liest man ihre Spezialausgabe zum nal Stickler zu überreden, diese Messe
zehnjährigen Bestehen, erscheint die zu lesen. Jener jedoch warf anstelle ei-
Bruderschaft St. Petrus heute von der ner Antwort das Missale auf den Sakri-
Tradition immer weiter entfernt. Sie hat steitisch von St. Ignatius.

Brief an die Mitbrüder im Priesteramt


Die französischen Bischöfe und Priester wurden im März d.J. durch einen Rundbrief über-
rascht, der von der vielgeschmähten Priesterbruderschaft St. Pius X. flächendeckend an den Kle-
rus in Frankreich verschickt wurde und den unerwarteten Titel „Brief an die Mitbrüder im Prie-
steramt” (Lettre à nos frères prêtres) trug. Es handelt sich um eine achtseitige Broschüre, deren
Erscheinen in Zukunft regelmäßig geplant ist und die den Zweck verfolgt, vor allem beim jün-
geren Klerus „die Bruderschaft bekannt zu machen, ohne Medien, ohne Leidenschaft und ohne
sonstige Verzerrungen” (Vorwort des franz. Distriktoberen) durch einen „direkten Kontakt”.
Das Vorwort der Nr. 1 (März 1999) trägt den Titel „Das Wagnis der Liebe”. Ausgehend
vom beeindruckenden zahlenmäßigen „Priesterschwund” (Durchschnittsalter des franz. Klerus
heute: 68 Jahre. Versahen 1970 noch 40.000 Priester ihren Dienst in den Gemeinden, so werden
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Aus der Priesterbruderschaft

es schätzungsweise im Jahre 2008 nur noch 8.000 sein.) wird vor allem an die junge Generati-
on appelliert, nach der Ursache dieser offensichtlichen Krise zu fragen. Es folgt ein Artikel, der
in Fortsetzungen die Entstehung der Priesterbruderschaft St. Pius X. aus ihren Ursachen her-
aus und in ihrem historischen Zusammenhang zeigen möchte. In der ersten Folge geht es um die
Beurteilung des II. Vatikanischen Konzils (Übersetzung dieses Artikels siehe unten). Es folgen
noch einige aktuelle Diskussionen kirchlicher Fragen aus Frankreich und ein Bestellabschnitt...
Welche Wirkung hat die Versendung dieser Broschüre gezeitigt? Zunächst ein großes Me-
dienecho. Alle großen Tageszeitungen in Frankreich berichteten über den Vorgang. So titelte „La
Croix” am 8.3.99: „Les intégristes tendent la main aus prêtres” (etwa: Die Fundamentalisten
wollen die Priester umarmen), oder „Libération” am 12.3.99: „Der Vatikan ist das gelobte Land
der Fundamentalisten”; Le Figaro (6.3.1999): „Die ausgestreckte Hand der Lefebvristen”.
Bereits diese Überschriften verraten, daß der „rechte kirchliche Flügel” durchweg in die
„Fundamentalisten-Schublade” eingeordnet wird. Zahlenmäßig wird die Bewegung mit 10.000
Familien veranschlagt, was immerhin genug ist, um politisches Gewicht zu haben.
Worum geht es den Urhebern dieser Initiative? „Le Monde” sieht es so: „Die Artikel (...) zei-
gen jedoch, daß die Traditionalisten nicht bereit sind, in grundsätzlichen Fragen nachzugeben”
(...à rien céder sur le fond). Diese Einschätzung ist sicher richtig. Es bleibt zu hoffen, daß viele
Leser über diese Position nachdenken – vielleicht zum ersten Mal.

Im Lichte des Konzils:


Wofür Erzbischof Lefebvre gekämpft hat
(aus: Lettre à nos frères prêtres, März 1999, Nr. 1)

Ein neuer und objektiver Blick auf schofsweihen von 1988 beurteilt. Diese
die Priesterbruderschaft St. Pius X.… Weihen sind jedoch kein zufälliges Er-
Zunächst soll das Werk in seiner Entste- eignis im Leben Erzbischof Lefebvres,
hung, zur Zeit des II. Vatikanischen sondern sie stellen für den Fortbestand
Konzils, dargestellt werden. Es wird die seines Werkes die letzte und entschei-
historische Entwicklung der Bruder- dende Handlung in einem Kampfe dar,
schaft folgen, die uns zur Frage der Bi- der mit dem Segen Roms am 1. Novem-
schofsweihen führen wird, die 1988 er- ber 1970 begonnen wurde. Der Kampf
teilt wurden. wurde nicht geführt, um eine andere
Kirche zu gründen, sondern „um unse-
Einführung ren Herrn Jesus Christus, das Kreuz, das
Das Werk von Erzbischof Lefebvre hl. Meßopfer und die Notwendigkeit
wird gewöhnlich im Lichte der Bi- der Gnade der ganzen Welt zu predigen,
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Aus der Priesterbruderschaft

um der Kirche Priester zu geben, die die klusive Kirche sei”2. Die Kirche hat also
Predigt unseres Herrn Jesus Christus die – wesentliche – „These” aufgegeben
fortführen, die die gute, wahre, gesunde von der Einzigkeit der Kirche, der ka-
und heilige katholische Lehre verkün- tholischen, sichtbaren Kirche, der man
den; um das heilige Meßopfer als Süh- zumindest implizit (einschlußweise) an-
neopfer für die Vergebung der Sünden gehören muß, um gerettet zu werden.
der ganzen Menschheit zu feiern”. Hieraus folgt eine neue Konzeption des
Diese Weihen und den Daseinsgrund Ökumenismus, die auch nach dem Ur-
der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu teil von Pater Congar früher verboten
erklären erfordert daher, daß man die war: „Es ist klar und es wäre unnütz,
Haltung versteht, in der Erzbischof Le- dies zu bestreiten, daß das Konzilsde-
febvre das Konzil erlebt hat, warum er kret Unitatis Redintegratio in mehreren
nicht alle Unterweisungen des Konzils Punkten etwas anderes sagt, als man
angenommen hat. Dieses Konzil er- den Grundsatz ‘Außerhalb der Kirche
schien Msgr. Lefebvre und seinen Zeit- gibt es kein Heil’ jahrhundertelang hin-
genossen wie ein Einschnitt, dessen durch verstanden hat”3.
Tragweite wir analysieren wollen, weil – Was sagte er in bezug auf die Reli-
er einen kirchlichen Notstand verur- gionsfreiheit? „Man kann nicht in Abre-
sacht hat.
de stellen, daß die Erklärung über die
Religionsfreiheit materiell etwas ande-
1. Eine von den Verantwortlichen verkün- res sagt, als der Syllabus von 1864, ja so-
dete Neuorientierung gar ziemlich genau das Gegenteil”4. Es
Der vom II. Vatikanischen Konzil handelt sich nach Aussage von Pater
vollzogene Bruch wurde von jenen, die Congar um einen radikalen Kurswech-
ihn hervorriefen, wie ein Sieg verkün- sel, der aus der heiligen Schrift nicht be-
det, allen voran von Kardinal Congar, gründet werden kann: „Auf Bitte des
der trotz der Verurteilung, die ihn unter Papstes habe ich an den letzten Paragra-
Pius XII. traf, Konzilsexperte war. Er phen der Erklärung über die Religions-
selbst betont, daß das Konzil drei fun- freiheit mitgearbeitet. Es handelte sich
damentale Neuheiten eingeführt hat: darum zu zeigen, daß sich die Thematik
die Kollegialität, ein neues Kirchenbild, von der Religionsfreiheit bereits in der
das dem Ökumenismus offen ist, und Heiligen Schrift findet. Indessen ist sie
die Religionsfreiheit. dort nicht vorhanden.”5
– Die Aussage von Pater Congar be- Kardinal Ratzinger kommt zu kei-
züglich der Kollegialität ist berühmt: nem anderen Ergebnis. In seinem Buch
„Die Kirche hat ihre Oktoberrevolution „Theologische Prinzipienlehre” gibt er
auf friedliche Weise vollzogen”1! in bezug auf Gaudium et spes zu: „Wenn
– In bezug auf die Kirche schrieb er: man nach einer Gesamtdiagnose für den
„Lumen Gentium hat die These aufgege- Text sucht, könnte man sagen, daß er (in
ben, daß die katholische Kirche eine ex- Verbindung mit den Texten über Religi-
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Aus der Priesterbruderschaft

onsfreiheit und über die Weltreligionen) Kontrolle durch die Gelehrten unter-
eine Revision des Syllabus Pius’ IX., ei- worfen. (…) Wenn ich nach der Heim-
ne Art von Gegensyllabus darstellt(…) kehr von der ersten Konzilsperiode
…daß der Text die Rolle eines Gegensy- noch von dem Gefühl des freudigen
llabus spielt und insofern den Versuch Aufbruchs ganz getragen wurde, das
einer offiziellen Versöhnung der Kirche überall herrschte, so wurde ich von der
mit der seit 1789 gewordenen neuen Veränderung des kirchlichen Klimas,
Zeit darstellt.”6 die immer offenkundiger wurde, tief
In seinen jüngeren Schriften gibt es beunruhigt”7
übrigens Stellen, die am besten zeigen, Die Wirkungen einer solchen At-
welcher Geisteszustand zur Zeit des mosphäre beschreibt Kardinal Suenens
Konzils vorherrschte: „Von Mal zu Mal mit folgenden Worten: „Man könnte ei-
fand ich, aus Rom zurückkehrend, die ne beeindruckende Listen jener Thesen
Stimmung in der Kirche und unter den aufstellen, die vor dem Konzil von Rom
Theologen aufgewühlter. Immer mehr als allein gültig gelehrt wurden,
bildete sich offenbar der Eindruck, daß während sie von den Konzilsvätern auf-
eigentlich nichts fest sei in der Kirche, gehoben wurden”8. Daher zögert Kardi-
daß alles zur Revision stehe. Immer nal Lubac nicht, von einer „kleinen Re-
mehr erschien das Konzil wie ein volution” zu sprechen. Daher rührt
großes Kirchenparlament, das alles än- auch die Überlegung von Hans Küng:
dern und alles auf seine Weise neu ge- „Lefebvre hat völlig recht, wenn er die
stalten könne. Ganz deutlich war das Konzilserklärung über die Religions-
Anwachsen des Ressentiments gegen freiheit infrage stellt, weil das II. Vatika-
Rom und die Kurie, die als der eigentli- nische Konzil ohne jede Erklärung die
che Feind alles Neuen und Vorwärts- Position des I. Vatikanischen Konzils
weisenden erschien. Das Ringen des umgeworfen hat”9. Es sind sich also alle
Konzils wurde immer mehr unter dem einig, daß es im Konzil Neuerungen,
Parteienschema des modernen Parla- Thesen, Überlegungen und Betrach-
mentarismus dargestellt. (…) Aber es tungsweisen gab, die nie zuvor in der
gab da noch einen tiefer reichenden Kirche akzeptiert worden waren. Es
Vorgang. Wenn die Bischöfe in Rom die handelt sich um neue Thesen, die aus
Kirche, ja, den Glauben ändern können einem neuen Geisteszustand hervorge-
(so schien es ja), warum eigentlich nur hen, der von Papst Paul VI. persönlich
die Bischöfe? Man kann ihn jedenfalls anläßlich der Schließung des Konzils
ändern, so schien es nun gegenüber al- definiert wurde: „Die Religion von
lem bisher Gedachten; er schien Gott, der Mensch geworden ist, ist zu-
menschlicher Entscheidungsmacht sammengeprallt mit der Religion (denn
nicht mehr entzogen, sondern wurde al- um seine solche handelt es sich) vom
lem Anschein nach von ihr festgelegt. Menschen, der Gott geworden ist. Was
(…) … und auch das Bekenntnis schien ist geschehen? Ein Zusammenstoß, ein
nicht mehr unantastbar, sondern der Kampf, ein Anathem? Dies hätte ge-
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Aus der Priesterbruderschaft

schehen können, doch es fand nicht Das I. Vatikanische Konzil rief in Er-
statt. Eine grenzenlose Sympathie hat innerung, daß „auch den Nachfolgern
das gesamte Konzil umfaßt (…) Ein Petri der Heilige Geist nicht verheißen
Strom der Zuneigung und Bewunde- (ist), daß sie auf seine Eingebung hin ei-
rung floß vom Konzil auf die moderne ne neue Lehre veröffentlichen sollten”11.
menschliche Welt über (…) Der ganze Ganz im Gegenteil hat, nach einem
Reichtum der Lehre des Konzils zielte Ausdruck des hl. Pius X., die Lehrauto-
nur auf eines ab: dem Menschen zu die- rität in der Kirche als oberste Aufgabe
nen (…) Die katholische Religion und die Übermittlung und Verteidigung des
das Leben der Menschen bekräftigen so Glaubensschatzes: „Das Amt, welches
ihre Allianz, ihre Übereinstimmung auf Uns von Gott übertragen worden ist:
eine einzige menschliche Realität hin: die Herde des Herrn zu weiden, hat vor
die katholische Religion ist für die allem als Aufgabe von Christus zuge-
Menschheit”10. wiesen erhalten, den Schatz des überlie-
Der durch das II. Vatikanische Kon- ferten heiligen Glaubens auf das sorg-
zil hervorgerufene Bruch besteht also fältigste zu hüten, und ruchlose Neue-
darin, daß die Kirche sich entschieden rungen in der Ausdrucksweise und Ge-
von dem ihr eigenen übernatürlichen geneinwände der fälschlich so genann-
Ziel der Heiligung der Seelen abge- ten Wissenschaft zurückzuweisen.”12
wandt hat, um sich einem menschlichen Bereits in seiner ersten Enzyklika
Ziel zuzuwenden, um den Menschen zu gab der Papst an die Adresse des Klerus
dienen. Nach dem Eingeständnis von folgenden Alarmruf: „…, daß nicht die
Papst Paul VI. liegt an dieser Stelle die Angehörigen des Heiligen Klerus durch
Wurzel aller lehramtlichen Neuerungen den Trug der gewissen neuen und trü-
des Konzils. gerischen Wissenschaft verlockt wer-
den. Diese hat nicht den Wohlgeruch
Christi.”13 Den Modernismus beschrieb
2. Eine von den Päpsten verurteilte Neu-
und verurteilte er in seiner Enzyklika
orientierung Pascendi, die von allzu vielen heute ver-
Da wir in dem begrenzten Rahmen gessen ist. Dort nahm er seinerseits die
dieses Artikels den Gegensatz zwischen Aussage Gregors XVI. auf: „Man sieht,
der Tradition und den einzelnen lehr- wie sie unter der Herrschaft einer blin-
mäßigen Neuerungen des Konzils, bzw. den und zügellosen Liebe zu Neuerun-
genauer gesagt zwischen der Tradition gen in keiner Weise darum bemüht
und dem falschen Humanismus, nicht sind, einen soliden Ansatzpunkt für die
zeigen können, wollen wir doch wenig- Wahrheit zu finden, sondern, die heili-
stens darlegen, in welchem Maße diese gen und apostolischen Traditionen ver-
Neuerungssucht vom früheren Lehramt achtend, eitle, oberflächliche, unsichere
verurteilt wurde. Denn die modernisti- und von der Kirche verurteilte Lehren
sche Versuchung hatte bereits an die annehmen. Es ist zu betrauern, zu wel-
Tür der Kirche geklopft. chem Wahnsinn die menschliche Ver-
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Aus der Priesterbruderschaft

nunft sich verirren kann, wenn man Kampf Msgr. Lefebvres zunächst ein
nach Neuerungen strebt und gegen die Kampf um die Lehre ist, erst in zweiter
Mahnung des Apostels den Sinn höher Linie ein liturgischer Kampf. Die beiden
trägt, als es sich gebührt, wenn man in Dekrete, die er bei dem Konzil nicht un-
übermäßigem Selbstvertrauen die terschrieb, sind Gaudium et spes und Dig-
Wahrheit außerhalb der katholischen nitatis humanae, während er dem Dekret
Kirche suchen zu sollen vermeint, über die Liturgie zustimmte. Erst vier
während man sie in ihr selbst ohne auch Jahre später erstreckte sich der Kampf
nur den geringsten Schmutz des Irrtums Msgr. Lefebvres auf die Liturgie, näm-
finden kann.”14 lich als 1969 der Neue Meßritus ausge-
arbeitet worden war. Die Liturgie rückte
nun in den Mittelpunkt, weil der neue
3. Eine von Msgr. Lefebvre bekämpfte Neu-
Ritus Mittel und Ausdruck der neuen
orientierung
Theologie des Konzils ist.
Es ist genau diese Änderungsssucht
und ihren lehrmäßigen Implikationen,
denen sich Msgr. Lefebvre widersetzt Folgerung
hat. Trotz der zahllosen Warnungen von Wogegen leisten wir also Wider-
seiten ihrer Vorgänger unterlagen die stand?
Kirchenmänner unserer Epoche der Ver- Vor allem gegen die neue Ekklesiolo-
suchung zu einem falschverstandenen gie, denn sie ist es, die die neue Kon-
Aggiornamento. Zu diesem Schluß kam zeption des Ökumenismus und der reli-
Msgr. Lefebvre im Laufe des Konzils zu- giösen Freiheit hervorbringt. Die Er-
sammen mit anderen Prälaten, denn er neuerungswelle hat eine neue Kirche im
war nicht der einzige, der während des Innern der katholischen Kirche hervor-
Konzils staunte, Widerstand leistete gebracht, die von Msgr. Benelli Konzils-
und kämpfte. Beispielsweise kehrte Ms- kirche genannt wurde, deren Abgren-
gr. Adam, Bischof von Sion (Schweiz), zungen und Umrisse jedoch schwierig
von der ersten Sitzung derart skandali- zu beschreiben sind. Was die Konzilskir-
siert zurück, daß er es ablehnte, den fol- che ausmacht, scheint die bewußte und
genden Sitzungen beizuwohnen. Ande- freiwillige Zustimmung zu den neuen
re, wie z.B. Kardinal Browne, starben Glaubensthesen zu sein. Da diese evolu-
aus Kummer einige Monate nach dem tiver Natur sind aufgrund ihrer Impli-
Konzil, durch die Änderungen zer- kationen, sind die Grenzen dieser neuen
mürbt. Kirche besonders unscharf. Auch treffen
Es war wichtig, den Ursprung der wir auf einen eigenartigen Wider-
Opposition Msgr. Lefebvres aufzuzei- spruch: Derjenige, der im Namen der
gen, um zu verstehen, was in seinem In- Tradition den „Geist” des II. Vatikani-
nern vor sich ging. Betrachten wir jene schen Konzils in Frage zu stellen wagt,
Konzilsjahre so, wie zahlreiche Prälaten sieht sich aus dieser Konzilskirche ausge-
sie erlebten, so bemerken wir, daß der schlossen, während derjenige, der im
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Aus der Priesterbruderschaft

Namen desselben „Geistes” des Konzils 11 I. Vatikanisches Konzil, Pastor Aeternus, 18.
die ältesten und immer wieder verur- Juli 1870.
teilten Häresien wieder aufnimmt, in 12 Hl. Pius X., Pascendi Domini gregis, 8. Sept.
seiner theologischen Forschung ermu- 1907
tigt wird. 13 Hl. Pius X., E supremi apostolatus, 4. Okt.
Gegen diese Konzilskirche richtet sich 1903
unser Widerstand. Wir verweigern 14 Gregor XVI., Singulari nos, 25. Juni 1834
nicht dem Papst als solchem unsere Ge-
folgschaft, sondern dieser Konzilskirche,
weil ihr Denken dem Denken der ka-
tholischen Kirche fremd ist. Unser
Kampf ist nicht ausschließlich litur-
gisch. Was reformiert werden muß, ist
dieses konziliare Denken, das durch die
neue Liturgie ausgedrückt und vermit-
telt wird. Wir müssen zur gesunden
Lehre zurückkehren.

Anmerkungen
1 Y. Congar, Le Concile au jour le jour, 2° ses-
sion, le Cerf 1964, S. 115.
2 Y. Congar, Essais oecuméniques, le Centuri-
on 1984, S. 216.
3 Ebd., S. 85.
4 Y. Congar, La crise de l’Eglise et Mgr Lefeb-
vre, le Cerf 1977, S. 54; cf Essais oecumé-
niques, S. 85.
5 E. Vatre, A la droite du Père, Edition de
Maismie 1994, S. 118.
6 J. Ratzinger, Theologische Prinzipienlehre.
Bausteine zur Fundamentaltheorie, Mün-
chen 1982, S. 398f.
7 Ratzinger, Aus meinem Leben, S. 134-136.
8 Suenens, I.C.I vom 15. Mai 1969.
9 H. Küng, National Catholic Reporter vom
21.Oktober 1977. Aus dem Französischen
rückübersetzt.
10 Paul VI., Rede zum Abschluß des II. Vatika-
nischen Konzils, 7.12.1965. Übersetzung
aus dem Französischen.
11
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 12

Aus der Priesterbruderschaft

Gebetszug für das Leben in Freiburg


Am Freitag, dem 26. März 1999, am chen Einsatzes für das fünfte und sech-
Gedächtnistag der sieben Schmerzen ste Gebot Gottes aufmerksam: es ging
Mariens, versammelten sich in der In- nicht nur um Anprangerung von Ab-
nenstadt von Freiburg/Breisgau gut 200 treibung und Euthanasie, es wurde
Menschen, um sich an einem Gebetszug auch die Erleichterung und Förderung
der Aktion Leben e.V. zu beteiligen. Un- der Adoption gefordert, es wurde auf
ter der geistlichen Leitung von Pater J. die oft frühabtreibende Wirkung der
Reinartz und Pater M. Gensbittel bete- „Pille“ aufmerksam gemacht, es wurde
ten die Teilnehmer zuerst den die Verhütungsmentalität verworfen,
„Kreuzweg für die Ungeborenen“ vor die ja zur heutigen Abtreibungsmenta-
dem Freiburger Büro von „Pro Familia“, lität geführt hat, die Vermarktung der
deren Beratungsgrundsätze den zehn Geschlechtlichkeit, die Familienfeind-
Geboten klar zuwiderlaufen. Dann ent- lichkeit…
zündeten sie ihre Kerzen und gingen Die Abschlußkundgebung direkt
langsam durch die Straßen der Fußgän- unter dem Turm des Freiburger Mün-
gerzone, wobei sich Gebete und Lieder sters hielt bei eingebrochener Dunkel-
abwechselten, aber auch von einzelnen heit, umstanden von den kerzenhalten-
Jugendlichen kritische Gedanken und den Demonstranten und Betern, Frau
Fakten zum Thema Abtreibung vorge- Inge Hugenschmidt-Thürkauf, die ge-
tragen wurden. Viele Plakate, die mitge- treu der Haltung ihres verstorbenen
tragen wurden, machten die Passanten Mannes Max Thürkauf, des großen
auf das ganze Spektrum des öffentli- Kämpfers gegen den neuzeitlichen Ma-
terialismus, mutige und
ermutigenden Worte von
einem Podium herab an
die Menge richtete, unter
die sich auch einige Neu-
gierige gesellten, darun-
ter offenbar auch der
Münsterpfarrer.
Natürlich wurde von
vielen (unter den Teil-
nehmern waren beileibe

Demonstranten für das Leben


vor dem Freiburger Büro von
„Pro Familia“
12
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 13

Aus der Priesterbruderschaft

Rechts: Frau Inge Hungenschmidt-


Thürkauf spricht auf der
Abschlußkundgebung vor dem Freiburger
Münster

Unten: Die Demonstranten ziehen


durch die Innenstadt von Freiburg

der einmal) heiße, man


habe feige geschwiegen,
wo man hätte laut und
deutlich reden sollen. Uns
ging es darum, dem Herr-
gott Sühne zu leisten für
die heutigen himmel-
schreienden Sünden, die
nicht nur „Traditionalisten“) die Frage allzu oft nicht mehr bereut und gutge-
gestellt, warum nicht die Pfarrer, ge- macht werden. Jeder Teilnehmer konn-
führt vom Bischof, einen solchen Ge- te diesen Abend im Bewußtsein nach
betszug organisierten bzw. anführten. Hause gehen, einen wertvollen Beitrag
Wer darüber informiert ist, wie weit für den Schutz des ungeborenen Lebens
sich die Bischöfe in Deutschland zu und für die Ausrichtung an den Gebo-
Komplizen des staatlich abgesicherten ten Gottes in der Öffentlichkeit geleistet
Tötens erniedrigt haben, wird die Frage zu haben. Sagt nicht ein Sprichwort, es
schnell beantwortet haben. Die gut fun- sei besser, ein Licht zu entzünden, als
dierte, aufschlußreiche Ansprache von über die Finsternis zu klagen und zu
Frau Thürkauf verfehlte nicht ihren fluchen? Es wäre zu wünschen, wie
Eindruck auf die Zuhörer. Es wurde dies eine Teilnehmerin zum Schluß be-
deutlich, daß es nicht nur darum ging, reits erwartete, daß in allen größeren
den Verantwortlichen ins Gewissen zu Städten eine solche Initiative, wenig-
reden, sondern ihnen auch den Weg zur stens einmal im Jahr, aufgegriffen wür-
Umkehr, zur Aussöhnung mit Gott auf- de. (Die Aktion Leben ist bereit, bei der
zuzeigen. Uns ging es darum, ein muti- Organisation zur Seite zu stehen.)
ges Bekenntnis vor der Öffentlichkeit
abzulegen, damit es nicht später (wie-
13
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 14

Brief an die Freunde und Wohltäter


Nr. 56

Liebe Freunde und Wohltäter,

vor einigen Wochen hat ein junger Priester, der bislang nur die Neue
Messe kannte, in einem unserer Priorate zum ersten Mal die tridentinische
Messe zelebriert. Nach der Danksagung fragte ihn ein Mitbruder nach sei-
nen ersten Eindrücken: „Diese Messe ist erfüllt von Heiligkeit, vom Myste-
rium, sie ist voller Gnaden, die andere ist leer.“
Ein anderer junger Priester, der zum ersten Mal an der tridentinischen
Messe teilnahm, rief aus: „Man hat uns dreißig Jahre lang betrogen.“
30 Jahre Novus Ordo Missae, 30 Jahre Leere. Eine Leere, welche die Leere
im ganzen kirchlichen Leben nach sich zog, die Leere der Kirchen, oft auch
die Leere im Glauben. Es steht fest, daß als Hauptgrund für die grauenhafte
Krise, die die Kirche durchmacht, der Verlust des Glaubens- und Opfergei-
stes genannt werden muß, die beide hauptsächlich vom Novus Ordo Missae
hervorgerufen wurden.
Man wollte eine neue Messe, die dem Geist des Konzils entspricht, eine
accomodatio (Anpassung) an den Geist der Welt und einen Hebel für den
Ökumenismus. Das wirksamste Mittel zur Einführung des Konzilsgeistes in
das Leben der Kirche war unbestritten die Neue Messe; man kann sagen,
daß die Durchführung erfolgreich war, zum großen Unglück unserer heili-
gen Mutter Kirche. Es scheint uns irreführend, das Desaster allein den
Mißbräuchen zuzuschreiben.
„Wir haben vor diesen Instanzen immer bekannt, daß wir den Novus Or-
do Missae als gefährlich ansehen für den Glauben der Gläubigen und der
Priester und daß es infolgedessen nicht zu begreifen ist, daß junge Leviten
um diesen neuen Altar geschart und ausgebildet werden. Die Tatsachen ge-
ben uns recht. Die Gläubigen sind aufgrund ihres Gespürs für den Glauben,
sofern es nicht verdorben ist, vollkommen mit uns einverstanden, selbst je-
ne, die nicht mehr praktizieren. Ich würde sogar sagen, daß jene, die noch ein
wenig gesunden Menschenverstand besitzen, uns ermutigen und uns be-
glückwünschen. Was ist eine Gesellschaft, eine Familie ohne Vergangenheit,

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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 15

ohne Tradition? Und was soll man dann von der Kirche sagen, die eine Tra-
dition ist!“
Monseigneur Lefebvre schrieb diese Zeilen 1980. 20 Jahre später hat der
Zustand der Kirche diese Analyse tausendfach bestätigt. Es wäre zu grob
vereinfachend, die Krise einzig auf die Frage der Messe zu reduzieren; den-
noch bleibt sie ein wesentlicher Angelpunkt. Sie ist der Träger eines neuen
Geistes, der im Bruch steht mit dem Geist der Kirche, dem Geist der Anbe-
tung des einzig wahren Gottes, dem Ruhm und Ehre erwiesen werden muß,
dem Geist des Opfers – der Teilnahme am Opfer des Hohenpriesters und Er-
lösers, unseres Herrn Jesus Christus –, dem übernatürlichen Geist des lie-
benden Glaubens, der uns den Blick annehmen läßt, mit dem Gott selbst auf
die wahren Realitäten der Welt und Gottes, der Sünde und des Heiles blickt.
Im gleichen oben zitierten Text sagte Monseigneur auch: „Es darf uns
nicht erstaunen, daß unsere schwache Bruderschaft in diesem Sturm der
Zerstörung, den die Kirche erleidet, heftigen Angriffen unterworfen ist. Die
einen sind der Meinung, daß sie sich zu sehr dem Konzil und Rom wider-
setzt, daß sie zu sehr verbunden ist mit der dogmatischen, liturgischen Tra-
dition, daß sie sich zu sehr den Reformen widersetzt, zu wenig ökumenisch
ist usw. … Die anderen dagegen sind der Meinung, daß sie zu sehr in Ver-
bindung mit Rom steht, das zum Sitz des Antichristen geworden ist, zu ei-
ner Filiale der Hölle, und daß sie zu nachsichtig ist gegenüber den Refor-
men.
Diese Angriffe beantworten wir mehr mit Tatsachen als mit Worten. Denn
wir verabscheuen unnütze Polemiken; unsere Haltung ist immer klar gewe-
sen und ist immer dieselbe gewesen seit den Anfängen der Gründung. Wir
setzen fort, was die Kirche immer getan, immer gelehrt hat, besonders in be-
zug auf die Priesterausbildung. (…)
Die Geschichte der Kirche lehrt uns, wie wir uns unter diesen schwieri-
gen Umständen zu verhalten haben; sie lehrt uns, daß wir in erster Linie er-
wägen müssen, daß der Mensch denkt und Gott lenkt. Was sind wir in den
Händen Gottes? – Ein Nichts. Er kann alles. Der unerschütterliche Glaube an
Jesus Christus hält uns aufrecht und beseelt uns, und nichts anderes. Er hält
die Ereignisse in seinen Händen, und seine Wahrheit wird nicht vergehen,
auch wenn es dem Feind gelungen ist, sich Zutritt zu den Gängen des Vati-
kans zu verschaffen.
Die Bruderschaft ist von Gott gewollt, ihre ganze Geschichte beweist das.
All das Gute, das sie vewirklicht hat, all das Böse, das sie verhindert hat, of-
fenbart ihren Ursprung und ihre Notwendigkeit.

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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 16

Man verlange von mir nicht, daß ich meine Verhaltensregel ändere, we-
der von seiten der römischen Autoritäten noch von seiten der Anhänger ei-
nes Schismas. Ein solches Verhalten ist nicht das meinige, dieses schöpft sei-
ne Kraft aus der Wahrheit und der Weisheit der Kirche und aus ihrer dog-
matischen und historischen Tradition, aus dem Verhalten der Heiligen und
vor allem aus jenem der zwei letzten heiligen Päpste: dem heiligen Pius X.
und dem heiligen Pius V.
(…) bleiben wir in diesen Überzeugungen vereint. Lassen wir uns nicht
auf Abwege bringen durch Spitzfindigkeiten in bezug auf Ungehorsam oder
durch Spiegelfechtereien auf rein abstrakter Ebene, sondern bewahren wir
den festen und einfachen Glauben einer gerechten und treuen Seele, nach
dem Vorbild von Maria und Josef und von all jenen, die sie nachgeahmt ha-
ben1.“
Dies ist noch heute, 19 Jahre später, unsere Linie, und mit Gottes Hilfe be-
absichtigen wir auch nicht, sie zu verlassen. Möge der Überfluß an Gnaden,
die mit dem Mysterium und den Feierlichkeiten der Karwoche verbunden
sind, Sie im Glauben stärken und Ihre Seelen in der Liebe zu Unserem Herrn
wachsen lassen, der „nicht gezögert hat, den Händen jener ausgeliefert zu
werden, die Ihm schaden wollten, und die Qual des Kreuzes zu erleiden2.“
Immer von Ihrer Großherzigkeit gerührt, erflehen wir von der göttlichen
Güte reichen Segen.

+ Bernard Fellay
2. April 1999, Karfreitag

1 16. Februar 1980, Cor Unum. Briefe und Unterweisungen an die Mitglieder der Priesterbruderschaft
St. Pius X. (1970-1989), S. 74f.
2 Oration vom Karfreitag.

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Verschiedenes

Sieben Gründe, warum wir um Priester beten


sollen
1. Jesus Christus fordert dazu auf von Gott würdige Priester zu erflehen;
Als der Heiland seine Jünger aus- der erste Donnerstag des Monats, der
sandte in alle Städte und Ortschaften, in Priesterdonnerstag, ist speziell diesem
die Er zu kommen gedachte, sprach Er Anliegen geweiht. Papst Leo XIII. sagte:
zu ihnen, von Mitleid gerührt über die „Täglich bitten wir Gott, daß Er noch
Volksscharen, die elend waren und ver- mehr Arbeiter in seinen Weinberg sen-
wahrlost, wie Schafe, die keine Hirten den möge.“ Papst Pius XI. schrieb, das
haben: „Die Ernte ist groß, aber der Ar- Gebet sei „das Mittel, um Priesterberu-
beiter sind wenige.“ Gleich darauf gab Er fungen zu erbitten“. Und Papst Pius XII.
auch das Mittel an, wie dieser Not abge- prägte das Wort: „Berufungen sind eine
holfen werden sollte: „Bittet daher den Gnade des Himmels, und Gnaden wer-
Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in sei- den durch Gebet und Opfer erfleht.“
nen Weinberg sende.“
4. Die Erneuerung von Kirche und Gesell-
2. Es ist der sehnlichste Wunsch Mariens schaft
Maria ist durch ihr Fiat und ihr Mit- Die ehemals christlichen Nationen
leiden beim Kreuz ihres göttlichen Soh- und die Gesellschaft in ihrer Gesetzge-
nes zur Miterlöserin geworden. Ihr wur- bung, Politik, Wirtschaft, Bildung und
de Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, Kultur haben sich ausnahmslos von Gott
anvertraut. Dadurch ist sie, die Mutter und seinen ewig gültigen Geboten ent-
des Ewigen Hohenpriesters, in ganz be- fernt. Auch in der katholischen Kirche
sonderer Weise die Mutter der Priester. breitet sich der Unglaube in der Form ei-
Sie wünscht, viele junge und heilige Prie- nes neuen Glaubens aus. Eine wahre Er-
ster im Weinberg ihres Sohnes wirken zu neuerung der Kirche und der Gesell-
sehen. Deshalb sollte sich jede fromme schaft kann nur Gott erwecken durch die
Seele entschließen, Maria zuliebe einen Erneuerung des katholischen Priester-
Priester vom Himmel zu erbitten durch tums. Denn der Priester ist der Mittler
Gebet, Fasten und Almosengeben. Be- zwischen Gott und den Menschen. Er ist
sonders soll man zu ihr in dieser Mei- der Ausspender der übernatürlichen
nung den Rosenkranz beten. Gnadenmittel, die Gott der Kirche anver-
traut, um die Welt zu retten und die Hei-
ligkeit der Kirche aufleuchten zu lassen.
3. Die Kirche ermahnt dazu Es ist daher die wichtigste Aufgabe der
Die Kirche wünscht, daß an den Qua- Gegenwart, gute Hirten hervorzubrin-
tembertagen, die für die Erteilung der hl. gen, damit mitten unter uns die Heilig-
Weihen vorzugsweise bestimmt sind, die keit des Priestertums, des Ordenslebens
ganze Christenheit faste und bete, um und der Familien erblühe und so das
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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 18

Verschiedenes

Seminaristen und Professoren des


Priesterseminars Zaitzkofen zu
Gast im Noviziat der Schwestern
der Priesterbruderschaft

Reich Gottes auf Erden sich


ausbreite.

5. Die Not der Menschen


Die Not der Völker und der
Menschen ist grenzenlos. Auf
der ganzen Welt gibt es Millionen von lionen von Menschen, ohne durch den
Menschen, denen das Evangelium noch Glauben und die Sakramente darauf
nicht oder nicht mehr gepredigt wird. vorbereitet zu sein. Wohin gehen diese
Viele wären offen für die Wahrheit des unsterblichen Seelen? Helfen wir doch,
Glaubens und würden eifrige Christen durch das Gebet um Priester diese See-
werden, wenn sie Gelegenheit hätten, len zu retten.
den Glauben kennenzulernen. Viele Ge-
taufte sind lau oder gleichgültig gewor-
7. Unser eigener Gewinn
den, da sie niemanden haben, der sie er-
mahnt und ihnen die Sakramente spen- Wer einem jungen Menschen den Be-
det. Wie sollen die Menschen Gott ken- ruf zum Priesterstand erfleht, hat Anteil
nen, wenn Er ihnen nicht verkündet an allen guten Werken, die dieser Prie-
wird? Wie sollen sich die Völker zu Gott ster später verrichtet. Wenn wir dazu
bekehren, wenn ihnen die entsprechen- helfen, daß ein einziger frommer Prie-
den Gnadenmittel (hl. Messe und Sakra- ster in der Kirche Gottes als wahrer Hir-
mente) fehlen? Nur viele seeleneifrige te und getreu dem Auftrag seines Mei-
Priester können hier Abhilfe schaffen. sters wirkt, so haben wir vor Gott ein
größeres Werk getan, als wenn wir dem
Herrn einen Altar von Gold erbaut oder
6. Der unermeßlich Wert einer unsterbli- andere Verdienste gesammelt hätten.
chen Seele
Als unser Herr und Heiland zur
Anmerkung: Beginnend mit dem
Nachfolge aufrief, sprach Er: „Was nützt
Sonntag vom Guten Hirten wird an 9
es dem Menschen, wenn er die ganze
Sonntagen hintereinander um Priester-
Welt gewinnt, aber dabei seine Seele ver-
und Ordensberufungen gebetet. Alle
liert?“ Der heilige Johannes Chrysosto-
Gläubigen sind eingeladen, sich an die-
mus sagt: „Der Wert der ganzen Welt ist
ser Novene zu beteiligen.
mit dem Wert einer einzigen Seele nicht
zu vergleichen.“ Alljährlich sterben Mil-
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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 19

Verschiedenes

Martin Luther - Unser gemeinsamer Lehrer


im Glauben?
Teil 1
von Dr. Heinz-Lothar Barth

Trägt die Katholische Kirche die Schuld an wiegenden Hindernissen“ („impedi-


der Glaubensspaltung? menta...quandoque graviora“) in der
Immer wieder begegnet man seit Beziehung zu den „getrennten Brü-
dem II. Vatikanum Texten, in denen die dern“ die Rede!
Katholische Kirche eine kollektive Ver- Auch der Hl. Vater greift die Stelle
antwortung für die Glaubensspaltung aus UR 3 auf - und läßt die Einschrän-
des 16. Jahrhunderts übernehmen will. kung „quandoque“ ganz fort: „Wenn
So heißt es schon im Ökumenismusde- das Dekret über den Ökumenismus die
kret „Unitatis redintegratio“ (UR 3), jene Spaltung der Christen ins Gedächtnis
Trennung habe sich „gelegentlich nicht zurückruft, weiß es sehr wohl um die
ohne Schuld der Menschen auf beiden ‘Schuld der Menschen auf beiden Sei-
Seiten“ („quandoque non sine homi- ten’ ...“ (Ut unum sint 11).
num utriusque partis culpa“) vollzogen.
Ganz im selben Sinne äußert sich be-
Hier sagt die halboffizielle, von den
kanntlich Johannes Paul II. immer wie-
deutschen Bischöfen approbierte Über-
der, in der Ökumenismusenzyklika z.B.
setzung, die man wegen ihres Mangels
an Zuverlässigkeit fast in jedem Ab- noch in Kap. 3 f. und in Kap. 34. Im letz-
schnitt nach dem Originaltext korrigie- teren Abschnitt heißt es: „Wir sind uns
ren muß, „oft“ (LThK 13, 51), offenbar, demütig bewußt, gegen die Einheit ge-
um die angebliche Schuld auf der ka- sündigt zu haben, und von der Notwen-
tholischen Seite gegenüber der Konzils- digkeit unserer Bekehrung überzeugt.“
vorlage noch zu steigern. Erstaunlicher- Wohlbemerkt, hier ist nicht die allge-
weise wird „quandoque“ übrigens wei- meine Neigung des Menschen zur
ter unten im Ökumenismusdekret Nr. 3 Sündhaftigkeit gemeint, mit der wir alle
dann gleich zweimal hintereinander dem Mystischen Leib Christi immer
korrekt mit „bisweilen“ wiedergegeben. wieder Wunden schlagen, obwohl dies
Der Kontext zeigt, warum das Adverb auf den ersten Blick so aussehen könnte,
jetzt seine eigentliche Bedeutung da der Papst zuvor auf 1 Joh 1,8-9 ver-
zurückerhalten durfte: Hier ist einmal weist. Vielmehr geht es um eine speziel-
von den „Diskrepanzen in der Lehre le Verantwortung für die Abspaltung
und bisweilen auch in der Disziplin“ der Schismatiker und Häretiker in der
(„in re...quandoque etiam disciplinari“) Vergangenheit, für die eine kollektive
und von den „bisweilen recht schwer- Schuld der Katholischen Kirche rekla-
19
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Verschiedenes

miert wird. Besonders deutlich wird nominations were revolutionaries rat-


diese Intention, wenn der Papst im her than reformers. Their concern was
Apostolischen Schreiben „Orientale Lu- not to reform the existing order but to
men“ (Nr. 17) Katholiken und Orthodo- introduce a new one“.2 Der große Bon-
xe/ Orientalen gemeinsam und pau- ner Kirchenhistoriker Hubert Jedin fäll-
schal anspricht: „Die Sünde unserer te über die ganze Bewegung der
Spaltung ist sehr schwer.“ Neugläubigen des 16. Jhs. das Urteil,
daß „die ‘Reformation’ keine Reform
der Kirche, sondern die Bildung einer
Revolution, nicht Reformation neuen, auf anderer Basis errichteten
Noch unter Pius XII. war mit Blick Kirche war“.3
auf die aus der sog. Reformation her- Wer diese Einschätzung glaubens-
vorgegangenen Gemeinschaften aus treuer Katholiken für voreingenommen
gutem Grund dringend davon abgera- hält, möge sich beim Philosophen Ge-
ten worden, derartige Schuldzuweisun- org Wilhelm Friedrich Hegel umsehen,
gen an die eigene Adresse über Gebühr einem zweifellos unverdächtigen Zeu-
vorzunehmen; denn sonst bestehe die gen. Hegel lobte Martin Luthers Verän-
Gefahr, „daß man darüber die Hauptsa- derungen aufs höchste, vor allem die
che, nämlich den Abfall vom katholi- Einführung des Subjektivismus als
schen Glauben, kaum mehr beachtet Glaubensprinzip und damit die Aufga-
und würdigt“.1 Wenn also die Prote- be eines verbindlichen Lehramtes, die
stanten im 16. Jahrhundert von der Aufhebung des Unterschieds von Prie-
überlieferten Religion abgefallen sind, stern und Laien, die Verdammung der
ist es einem Katholiken, der das aposto- guten Werke und die Abschaffung der
lische Glaubensgut und das ständige Heiligenverehrung. Er war sich freilich
Lehramt seiner Kirche ernst nimmt, der Tatsache bewußt, daß hier ein Bruch
nicht möglich, den Begriff „Reformati- mit der überkommenen Lehre vorlag, ja
on“ für die damaligen Vorgänge im ob- sah genau, von welcher historischen Di-
jektiven Sinn einer legitimen Erneue- mension das Wirken des Anführers der
rung des Christentums zu verwenden. protestantischen Bewegung war: „Die
Mögen die damals führenden Männer Hauptrevolution (sic!) ist in der lutheri-
sich subjektiv auch als Reformatoren schen Reformation eingetreten.“4
empfunden haben und diejenigen Chri- Wem auch das Zeugnis des Philoso-
sten, die heute in ihrer Tradition stehen, phen Hegel noch nicht als authentisches
ihnen oft genug besten Glaubens jene Urteil über die geistesgeschichtlichen
Qualität zusprechen, so gilt doch, was Vorgänge im 16. Jahrhundert ausreicht,
Michael Davies vor kurzem in einer der möge sich an den evangelischen Lu-
sorgfältigen Studie zu ihren liturgischen therforscher Franz Lau halten, der die
Veränderungen sagte, die ja der Aus- damaligen Ereignisse so wertete: „Da-
druck des neuen Glaubens waren: „The mit war vor aller Welt klar, daß es Lu-
founders of the various Protestant de- ther nicht nur um kirchliche Reform,
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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 21

Verschiedenes

sondern um fundamentalen kirchlichen


Umsturz ging.“5 „Umsturz“ ist be-
kanntlich die nahezu wörtliche deut-
sche Wiedergabe von „Revolution“!
Leider wird dieser zentrale Aspekt des
Wirkens Luthers in der modernen ka-
tholischen Lutherforschung weitge-
hend unbeachtet gelassen. Sie ist im
deutschen Sprachraum stark geprägt
von den Arbeiten des Kirchenhistori-
kers Joseph Lortz und seiner „Schule“,
aus der vor allem Erwin Iserloh, Peter
Manns und Otto Hermann Pesch zu
nennen wären. Manns zögerte nicht,
Luther zu einem „Vater im Glauben“
für alle Christen zu erklären.6 Ähnliche
Worte haben wir in Teil I unserer Unter-
Papst Hadrian VI.
suchung „Keine Einheit ohne Wahr-
heit!“7 schon aus der Feder Yves Con-
gars und Erzbischof Brauns vorgestellt. Luthers Verhalten gegenüber
Bischof Karl Lehmann erklärte den Papst Hadrian VI.
Doktor aus Wittenberg in einem Vor- Der Blick auf die historischen Fakten
trag, den er auf Einladung der Luther- bestätigt, daß im 16. Jahrhundert eine
Gesellschaft am 6. November 1997 in religiöse Revolution stattgefunden hat-
der Berliner Gedächtniskirche hielt, te und daß die Warnung des „Pastor an-
mehrfach zu „unserem gemeinsamen gelicus“ vor der heute üblichen pau-
Lehrer“.8 Wichtige Einsichten in die schalen und undifferenzierten Selbstbe-
geistesgeschichtlichen Hintergründe zichtigung der Katholischen Kirche in
der Aufwertung Luthers durch katholi- hohem Maße berechtigt war. Ein Bei-
spiel: Papst Hadrian VI. hatte in der
sche Theologen gewinnt man aus dem
kurzen Zeit seines Pontifikates (1522-
Buch von Gerhard Schuder, Das moder-
1523) in geradezu heroischer Weise al-
ne katholische Lutherbild - Wird ganz
les vom katholischen Glauben her Mög-
Deutschland protestantisch? (Durach
liche unternommen, um Martin Luther
1998), wenn dieses leider auch stellen-
entgegenzukommen. So stattete er sei-
weise nicht ausreichend belegte Pau- nen Legaten Francesco Chieregati mit
schalverurteilungen von Personen ent- einer Instruktion für den Reichstag von
hält und insgesamt etwas zu polemisch Nürnberg Ende 1522 aus, in der jener
abgefaßt ist. angewiesen wurde, vor den versam-
melten Reichsständen folgendes
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Verschiedenes

Schuldbekenntnis abzulegen: „Wir wis- stimmte Anliegen Luthers und seiner


sen, daß auch bei diesem Heiligen Stuhl Gefährten auf so fruchtbaren Boden fie-
schon seit einigen Jahren viel Verab- len ließen! Eine neuere Veröffentlichung
scheuungswürdiges vorgekommen ist: sprach zu Recht von dem „wohl umfas-
Mißbräuche in geistlichen Dingen, sendste(n) Schuldbekenntnis, das je ein
Übertretungen der Gebote, ja, daß alles Papst verfaßt hat“.10 Und doch wurde
sich schließlich zum Argen verkehrt Hadrians so offenes „Nostra culpa“
hat. So ist es nicht zu verwundern, daß vom Haupt der Protestanten mit der
sich die Krankheit vom Haupt auf die Herausgabe des Bilderpamphlets „Der
Glieder, von den Päpsten auf andere, Papstesel“ beantwortet, worin er den
niedere Prälaten übertragen hat. Wir al- Hl. Vater genauso wie seine Vorgänger
le (d.h. Prälaten und Geistliche) ‘sind als Werkzeug Satans, als „Antichrist“
(vom rechten Weg) auf unsere eigenen beschimpfte11. Bekanntlich blieb es
Wege abgewichen, und es gab schon dann ja in den folgenden Jahrzehnten
lange niemanden mehr, der Gutes tat, nicht bei verbalen Erklärungen der Ku-
nicht ein einziger existierte’ (Ps. 13,3). rie, sondern es fand auf dem Trienter
Deshalb müssen wir alle Gott die Ehre Konzil eine wahre Reform an „Haupt
geben und uns vor ihm demütigen; ein und Gliedern“ statt, die alle berechtigten
jeder von uns soll sehen, weshalb er ge- Anstöße der Protestanten beseitigte.
fallen ist, und sich lieber selbst richten, Das mußte im Prinzip selbst ein dezi-
als daß er von Gott mit der Rute seines diert protestantisch-deutschnationaler
Zornes gerichtet werden möchte. Dabei Historiker wie Georg von Below zuge-
sollst du, was uns betrifft, versprechen, ben: „Nach den Versuchen des 15. Jahr-
daß wir allen Fleiß aufwenden wollen, hunderts hat das Trienter Konzil mit
damit zuerst diese Kurie, von welcher wesentlichen Stücken des Systems auf-
vielleicht all dieses Übel ausgegangen geräumt, das in den letzten Jahrhunder-
ist, reformiert werde (sic! lateinisch: „ut ten des Mittelalters so sehr den Unwil-
primum curia hec, unde forte omne hoc len der kirchlichen Reformer hervorge-
malum processit, reformetur“), damit, rufen hatte.“12 Leider führten all jene
wie von hier die Verderbnis auf alle Un- Bemühungen der katholischen Hierar-
tergebenen übergegangen ist, so auch chie, Anstößiges zu beseitigen, trotz-
von hier die Gesundung und Erneue- dem nicht dazu, daß die Getrennten zur
rung ausgeht. Dies zu besorgen, halten Einheit der Kirche zurückkehrten.
wir uns um so strenger verpflichtet, als Die Haltung konservativer Prote-
die ganze Welt, wie wir sehen, nach ei- stanten gegenüber den groben Aussa-
ner derartigen Reform ganz sehnsüch- gen Luthers ist heute gespalten. In ein
tig verlangt.“9 und derselben Ausgabe des von der
Deutlicher konnte ein Papst wohl Evangelischen Allianz veröffentlichten
kaum die Mitverantwortung der katho- Magazins „Idea Spektrum“ (25/1996,
lischen Hierarchie für die Mißstände 21-23) erschienen, bewußt hintereinan-
der damaligen Zeit anprangern, die be- der abgedruckt, zwei Beiträge, die mit
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Verschiedenes

den gegensätzlichen Titeln versehen selben Beitrag: „Ja, hat nicht das II. Vati-
waren: „Die Christen brauchen keinen kanische Konzil selbst Forderungen ein-
Papst“ (verfaßt von Prof. Lutz E. von gelöst, die unter anderem von Martin
Padberg) und „Unter bestimmten Um- Luther ausgesprochen worden sind und
ständen können Protestanten einen durch die nun manche Aspekte des
Papst akzeptieren - Ein Diener der Ein- christlichen Glaubens und Lebens bes-
heit“ (verfaßt von Prof. Wolfhart Pan- ser zum Ausdruck kommen als vor-
nenberg). Der letztere Artikel distan- her?“16 Der erste Teil des Relativsatzes
zierte sich deutlich von der Bezeich- trifft zweifellos zu, die Richtigkeit des
nung des Papstes als Antichristen, die zweiten darf wohl bezweifelt werden.
dort aufgestellten Bedingungen an ein Immerhin lehnte Iserloh eine Aufhe-
„ökumenisches“ Papsttum widerspra- bung der Bannbulle „Decet Romanum
chen aber der katholischen Lehre. Der Pontificem“ von 1521 ab. Freilich er-
erste Beitrag referierte Luthers Ansich- kannte der Kirchenhistoriker nicht klar
ten über das Papsttum in ihrer ganzen genug, wie tief die verbalen Ausfälle
Schärfe, ohne sie eindeutig als überholt Luthers, die er ja selbst für unerträglich
zu deklarieren. Mehrheitlich verzichten hielt, jedenfalls ihrem inhaltlichen Kern
die Protestanten heute wohl darauf, den nach in dessen bereits ganz früh, zumin-
Papst als „Antichristen“ zu titulieren.13 dest ansatzweise, vertretenen Theologie
Der katholische Kirchenhistoriker grundgelegt sind.
Erwin Iserloh gab immerhin vorsichtig Bischof Karl Lehmann hoffte hinge-
die Ungeheuerlichkeit des Verhaltens gen offenbar anläßlich des Papstbesu-
Luthers gegenüber Hadrian VI. zu, in- ches im Jahre 1996 auf eine Aufhebung
dem er in einem Aufsatz schrieb: „Diese der Bannbulle, die Johannes Paul II.
Schuld hat in unerhörtem Freimut Papst dann aber nicht vollzog. Die - wie meist
Hadrian VI. durch seinen Legaten auf in derartigen Stellungnahmen - leicht
dem Nürnberger Reichstag 1522/23 be- verklausulierten Wünsche des Vorsit-
kannt, worauf die Reformatoren aller- zenden der Deutschen Bischofskonfe-
dings sehr ungeistlich reagiert haben.“14 renz wurden in der Deutschen Ta-
Meist wird dieses für den Protestantis- gespost vom 22.Juni 1996 (S.2) so refe-
mus peinliche Detail der Reformations- riert: „Bei seinem ersten Deutschlandbe-
geschichte heute freilich bewußt im such vor sechzehn Jahren habe der
ökumenischen Dialog verschwiegen, Papst eine große theologische Untersu-
weil es die Schuld des Doktors aus Wit- chung angestoßen, inwieweit die Lehr-
tenberg in allzu klares Licht rückt!15 Um verurteilungen des sechzehnten Jahr-
so erfreulicher ist es, daß gerade Iserloh hunderts den heutigen Partner noch trä-
die historische Wahrheit nicht verheim- fen“, sagte Lehmann am Freitag im
licht. Denn sonst neigt der katholische ZDF-Morgenmagazin. Diese Arbeit sei
Gelehrte eher dazu, dem Protestantis- abgeschlossen und er erwarte eine posi-
mus über Gebühr entgegenzukommen. tive Stellungnahme zu den Ergebnissen.
Dies zeigt z.B. folgender Satz aus dem- Der Dogmatiker Leo Scheffczyk konnte
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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 24

Verschiedenes

aufzeigen, daß die Irrlehren bezüglich tausends christlicher Geschichte.“18


der Rechtfertigung, des Amtes und der Hier werden Hoffnungen geweckt, die
Sakramente, die im 16. Jahrhundert im auf dem Boden des katholisch-apostoli-
wesentlichen die Spaltung ausgelöst ha- schen Glaubensgutes nicht zu erfüllen
ben, keineswegs im heutigen Protestan- sind! Wir haben ja in letzter Zeit bei der
tismus überwunden sind.17 „Eine posi- kontroversen Diskussion um das ge-
tive Stellungnahme zu den Ergebnis- meinsame Rechtfertigungspapier gese-
sen“ im Sinne einer Erklärung, Katholi- hen, wohin man gelangt, wenn man wi-
ken und Protestanten trenne lehrmäßig dersprüchliche Positionen auf rein di-
nichts mehr Wesentliches und die Bann- plomatischem Wege miteinander zu
bulle gegen Luther könne aufgehoben versöhnen sucht. Der ernsthafte Prote-
werden, wäre also nur unter der Vor- stant wird von seinen Prämissen her ge-
aussetzung denkbar, daß die Katholi- nau das immer ablehnen, worauf der
ken nunmehr auch die alten protestanti- ernsthafte Katholik gerade zu bestehen
schen Fehler übernommen haben! hat: das Mitwirken des Menschen bei
Leider fand allerdings auch Johan- seiner Rechtfertigung, indem dieser
nes Paul II. bei seiner Ansprache im Pa- sich für die - an sich unverdienbare -
derborner Dom anläßlich eines öku- Gnade in rechter Weise disponiert und
menischen Gottesdienstes erstaunliche dann seine Seele durch die göttliche
Worte zu einer angeblichen Annähe- Kraft wahrhaft umgestalten läßt.
rung: „Im Anschluß an meinen ersten (Fortsetzung folgt)
Deutschlandbesuch hat sich eine Exper-
tengruppe darangegeben, die Lehrver- Anmerkungen
urteilungen des 16. Jahrhunderts im
ökumenischen Dialog historisch und 1 Instruktion des Heiligen Offiziums „Ecclesia Ca-
systematisch zu behandeln. Gerade vor- tholica“ vom 20. Dezember 1949 über die Öku-
hin bin ich bei meiner Begegnung mit menische Bewegung, Reihe „Freude an der
dem Herrn Ratsvorsitzenden der EKD Wahrheit“ Nr. 87, Wien 1986, 6; lateinischer
ausführlich auf die Ergebnisse dieser Text: AAS 42/1950, 144
Studie eingegangen. Viele der damali- 2 Cranmer’s Godly Order, Liturgical Revolution
gen Kontroversen erscheinen heute Vol. I, Ft. Collins 1995, 97
dank dieser Untersuchung in einem 3 Eingabe an die Deutsche Bischofskonferenz
neuen Licht. Es wurden Gräben über- vom 16. Sept. 1968, jetzt in: Hubert Jedin, Le-
brückt, die frühere Generationen für bensbericht, hrsg. von Konrad Repgen, (1984)
unüberbrückbar hielten. Die in 3. Aufl. Mainz 1988, 268. Jedin fährt unmittelbar
nach dem zitierten Kolon fort: „Rückblickend
Deutschland erarbeiteten Ergebnisse
muß man also festhalten: Durch nichts ist die
reichen in der Bedeutung auf dem Weg Kirchenspaltung so gefördert worden wie durch
der Wiederannäherung von Katholiken die Illusion, daß sie nicht existiere.“ Mit diesem
und Protestanten weit über den natio- historischen Hinweis wollte Jedin die deutschen
nalen Rahmen hinaus und geben Hoff- Bischöfe aufrütteln, der sich immer deutlicher
nung an der Schwelle des dritten Jahr- abzeichnenden „Selbstzerstörung der Kirche“
24
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 25

Verschiedenes

Einhalt zu gebieten - leider ohne Erfolg. Eine Hadrian weder bei seinen Zeitgenossen noch
seiner Mahnungen betraf die Liturgie: „Die latei- bei den Nachkommen in guter Erinnerung“ (a.O.
nische Messe, Band der Einheit der Universal- 54).
kirche, darf im Zeitalter der ‘einen Welt’ nicht un- 11 WA 11,369-385, siehe Remigius Bäumer, Martin
tergehen“ (a.O. 271). Luther und der Papst, (1.Aufl. 1970) 5. Aufl.
4 Zitat nach: Johann Baptist Müller, Luther und Münster 1986, 71
die Deutschen, Texte zur Geschichte und Wir- 12 Die Ursachen der Reformation, in: Reden ge-
kung, Stuttgart (Reclam) 1996, 41, siehe auch
halten am 13. Mai 1916 bei der öffentlichen Fei-
die Texte auf S. 43
er der Übergabe des Prorektorats der Univer-
5 F. Lau - E. Bizer, Reformationsgeschichte sität Freiburg, Freibg./B. 1916, 62 f.
Deutschlands (= Die Kirche in ihrer Geschichte,
13 Martin Lohmann, Johannes Paul II. und die
hrsg. von K.D.Schmidt und E. Wolf, III K) Göt-
Ökumene, in: Ökumene wohin? Hrsg. von U.
tingen 1964, 16
Hahn - C.P.Thiede - A. Basdekis - M. Lohmann,
6 Zum neuen „katholischen“ Lutherbild siehe Fer-
Paderborn 1996, 41
dinand Hahn, Die biblischen Grundlagen der
Theologie Martin Luthers, in: Weisheit Gottes - 14 Erwin Iserloh, Aufhebung des Lutherbannes? in:
Weisheit der Welt, Festschrift Joseph Kardinal Von Konstanz nach Trient - Beiträge zur Ge-
Ratzinger, St. Ottilien 1987, II 887 f. schichte der Kirche von den Reformkonzilien bis
7 2. Aufl. Stuttgart 1999, 171-174 zum Tridentinum, Festgabe für August Franzen,
8 Weitere Einzelheiten siehe Verf., Die Mär vom hg. von Remigius Bäumer, Paderborn 1972,
antiken Kanon des Hippolytos. Untersuchungen 376.
zur Liturgiereform, 152 f. Anm. 415 (erscheint 15 Oft genug versuchte man in der Vergangenheit
Mai 1999). sogar, das Verhalten Papst Hadrians in einem
9 Den lateinischen Originaltext findet man abge- negativen Licht erscheinen zu lassen und damit
druckt in: Deutsche Reichstagsakten unter Kai- seinen Großmut zu leugnen, seiner Haltung den
ser Karl V., 3.Bd., bearbeitet von Adolf Wrede, Wert abzusprechen. Hierauf weist - mit konkre-
1.Aufl. Gotha 1901, 2. (unveränderte) Aufl. Göt- ten Beispielen, u.a. aus Schillers Werk „Über
tingen 1963, 397. Übersetzung - mit kleineren naive und sentimentalische Dichtung“ - Peter
Korrekturen nach dem Original - in Anlehnung Berglar hin (Die kirchliche und politische Be-
an die Fassung von Erwin Iserloh, Handbuch deutung des Pontifikats Hadrians VI., in: Archiv
der Kirchengeschichte, hg. von Hubert Jedin, für Kulturgeschichte 1971, H. 2, 110 f.). Weitere
Bd. IV, Sonderausgabe Herder 1985, 110 f. Literatur und einen kurzen Überblick über die
10 Lothar Altringer, Hadrian VI., in: Hochrenais- Geschichte dieses edlen, aber leider eben weit-
sance im Vatikan - Kunst und Kultur im Rom der gehend erfolglosen Nachfolgers Petri findet
Päpste 1503-1534 (Ausstellungskatalog), Ostfil- man jetzt im Artikel „Hadrian VI.“ von Georg
dern-Ruit (Verlag Gerd Hatje) 1999, 51. Der kur- Schwaiger, LThK 3.Aufl.(1995) 1136 f.
ze Überblick über Leben und Wirken des letzten 16 a.O. 366
nichtitalienischen Papstes vor Johannes Paul II.
17 Das Problem der Aufhebung der Lehrverurtei-
wird der Bedeutung dieses tieffrommen Ober-
lungen, Forum Katholische Theologie 7,1/1991,
hirten in erfreulicher Weise gerecht. Die Tragik
38-60.
jenes Pontifikates faßte Altringer so zusammen:
„Trotz aller Bemühungen um eine Reform der 18 Deutsche Tagespost vom 25. Juni
Kirche und um einen allgemeinen Frieden und 1996, 6
trotz seines untadeligen Lebenswandels blieb
25
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 26

Verschiedenes

Die selige Anna Schäffer


von P. Albert Lehnen

Am Sonntag, dem 7. März 1999, fand Wer war Anna Schäffer?


in Rom die lang ersehnte Seligspre- Die selige Anna Schäffer wurde am
chung Anna Schäffers von Mindelstet- 18.2.1882 in Mindelstetten geboren. Als
ten, Diözese Regensburg, statt. Kind armer Eltern wurde sie schon früh
Wer war Anna Schäffer? Ein Mensch, von ihrer Mutter und ihrem Seelsorger
der nicht andere ausgenutzt hat oder belehrt, alle Entbehrungen und Entsa-
anderen einfach Lasten auferlegt hat, gungen, besonders auch Krankheiten
nein: Anna Schäffer war eine katholi- willig und gottergeben im Geiste der
sche Jungfrau, die sich selbst aus Liebe Selbstaufopferung zu ertragen. Schon in
zu Gott und für den Nächsten, vor al- ihren Schuljahren war Anna Schäffer öf-
lem für die Priester geopfert hat. Und ters schwer krank und stand einige Ma-
das sei gleich gesagt: Die selige Anna le am Rande des Grabes.
Schäffer ist für jeden Menschen ein tref-
Am Tage ihrer ersten heiligen Kom-
fendes Vorbild. Sie hat sich ihre Leiden
munion im Alter von 11 Jahren schrieb
nicht gesucht, sondern die Leiden und
sie folgenden Vorsatz nieder: „O lieber
Prüfungen innerlich angenommen und
guter Jesus, heute bei meiner ersten hei-
geliebt, die ihr Gott in Seiner unendlich
ligen Kommunion weihe und opfere ich
weisen Vorsehung geschickt hat. Anna
Dir mein Herz und meine Seele. Verlaß
Schäffer weist uns den Weg, den einzig
mich nicht, o Du lieber Jesus, auf dieser
wahren und entscheidenden Weg, auf
Pilgerfahrt und mache mit mir, was Du
dem wir die Glieder der hl. Kirche er-
willst. Ich will Dir Sühne leisten, und
neuern. Denn erneuert werden die Glie-
wenn Du willst, mein Jesus, laß mich
der der hl. Kirche und die menschliche
ein Sühneopfer werden für alle Unehre
Gesellschaft in eminenter Weise nicht,
obwohl die im folgenden genannten und Beleidigungen, welche wider Dich
Werte auch ihre Bedeutung haben, begangen werden.“
durch eine große Zahl äußerer Aktivitä- In dieser Gesinnung wollte Anna
ten, durch großen materiellen Aufwand Schäffer schon seit ihrer Jugend Missi-
im Apostolat, durch viele fromme, onsschwester werden. Aber Gott hatte
wohlklingende Worte, durch Diskussio- es anders beschlossen: 18-jährig, am
nen und ähnliches. Erneuert wird in Abend des 4. Februar 1900, legte ihr der
dem Maße als es Menschen gibt, die in liebe Gott ein schweres Kreuz auf die
der Ordnung Gottes, aus übernatürli- Schultern. Sie wollte mit der Mitwä-
cher Liebe zu Gott und übernatürlicher scherin A.K. die Wäsche noch fertig ma-
Nächstenliebe sich selbst und nicht an- chen. Da löste sich das Ofenrohr von
dere opfern. der Wand. Anna stieg zum Ofenrohr,
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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 27

Verschiedenes

um das Rohr wieder zu befestigen und


rutschte mit beiden Füßen in den
großen Waschkessel und stand bis weit
über den Knien in der kochenden Lau-
ge. Mit einem Pferdefuhrwerk brachte
man sie in das 7 km entfernte Kranken-
haus von Kösching bei Ingolstadt. Es
folgten furchtbare Leidenswochen. Ein
Vierteljahr lag Anna Schäffer im Kö-
schinger Krankenhaus, ehe sie dann als
Pflegefall nach Hause kam, um 25 Jahre
lang zu leiden in bitterster Armut. Im-
mer wieder wurden an ihr schmerzvol-
le Heilversuche angestellt, in deren Ver-
lauf sie dreißigmal operiert wurde. Am
13. April 1919 schrieb sie: „Der liebe
Gott weiß ja, daß es in der Leidensschu-
le für mich am besten ist, und ich bin
zufrieden und glücklich, bis einmal je-
ner schöne Tag der Lust und Freude
herankommt, da das Leiden in Freude
verwandelt wird und es für immer
heißt: „Zu Jesus allein!“ Am Weißen
Sonntag des Jahres 1915 schrieb sie auf Die selige Anna Schäffer
einen Zettel mit ihrem Blut: „Es lebe Je-
sus! Ich will nur für Jesus leben, leiden
und sterben. Nur wie es der liebe Jesus ihrem Krankenlager, so war Anna
haben will, so soll alles geschehen.“ Schäffer ganz auf die Anliegen und Nö-
Und am 12.3.1921: „O, daß die Liebe zu te dieser Menschen konzentriert und
Dir, mein Jesus, meinem Herzen Flügel sorgte sich um diese so, als würde ihr
gäbe, auf daß ich hin zum heiligen selbst nichts fehlen. „Ich bin stets zu-
Kreuz fliegen könnte…; wohl weiß ich, frieden und freudig in meinem Leiden
daß Dein Herz ein tiefverwundetes und kann mit allen Leuten reden, die
Herz ist, daß also auch ich auf ein ver- mich besuchen, als ob mir nichts fehlen
wundetes Opferleben, auf Kreuz und würde, obwohl ich so große Schmerzen
Leid gefaßt sein muß, wenn ich Deinem habe, als wenn ich in einem Glutofen lä-
Herzen angehören will.“ – „Wer Liebe ge“ (7.1.1920)
sagt, auch Leiden sagt, denn Liebe In einem Brief an eine leidgeprüfte
wächst im Leiden“ war einer ihrer Freundin verriet die selige Anna Schäf-
Grundgedanken. Besuchten Bekannte, fer den Schlüssel zur inneren Bewälti-
Verwandte, Leidgeprüfte die Selige an gung ihres Lebens. „Ich möchte Dir
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Verschiedenes

mein kleines Geheimnis verraten, das um, daß der liebe Jesus im Allerheilig-
mich allzeit glücklich macht. Ich habe sten Altarsakrament mehr erkannt und
schon längst, längst keinen (eigenen) geliebt wird und daß recht viele Seelen
Willen mehr. Nur der Wille Gottes ist in im Verlangen nach dem höchsten Gut
meinem Herzen als alleiniger Herr auf- entbrennen. Ich habe auf Erden keinen
gestellt. Ihm allein, den ich liebe, und anderen Wunsch mehr, als in den Flam-
der täglich mein armes Herz in der hei- men Deines heiligsten Herzens verzehrt
ligen Kommunion aufs neue besucht, zu werden. Der Welt möchte ich ganz
ihm allein habe ich mich mit vollster und gar tot sein.“ (19.3.1917)
Hingabe übergeben. Sein Wille ge- Grundlage dieser Liebe zu Jesus im
schehe allezeit, so mache ich es mit al- Allerheiligsten Altarsakrament war die
lem von A bis Z.“ (28.4.1922) geistige Vermählung ihrer Seele mit der
Anna Schäffer anerkannte, auch auf- Seele des Herrn. „1914, am 22. Novem-
grund ihrer Leidenserfahrung, daß sie ber morgens um 1/2 8 Uhr habe ich …
aus sich nichts Gutes vermochte. „Es Unwürdigste mich verlobt mit Jesus al-
hängt alles von der Gnade ab, aber auch lein. Am 1. Januar 1915 morgens 1/2 8
alles von unserem Willen; ich überlasse Uhr hatte ich, die unwürdigste und
alles dem Werk der göttlichen Gnade.“ größte Sünderin, ewige Vermählung ge-
(1913) feiert bei der heiligen Kommunion.“
Eine große Stütze der Seligen war Der liebe Gott bekräftigte die Lehre,
die allerseligste Jungfrau Maria. Anna die uns durch das Lebensbeispiel der
Schäffer liebte sehr das Rosenkranzge- seligen Anna Schäffer gegeben wird, in-
bet, aber vor allem war ihr Maria Vor- dem Er ihr Anteil an den heiligen
bild. „Deine Tugenden will ich mir fest Wundmalen Jesu gab. Schlicht und er-
zur Nachahmung einprägen, will dir griffen schildert uns Anna Schäffer die
viel Freude bereiten, damit du mich in Gnade der Stigmenverleihung: „Am 17.
deiner Güte und Milde deinem göttli- September 1910 ‘träumte’ mir: Ich sah
chen Sohn vorstellen kannst.“ den heiligen Vater Franziskus, er ließ
Der innere Blick und das Sehnen der mir (!) seine heiligen Wundmale sehen
Seligen waren ständig beim Allerheilig- und sagte mir : ‘Kind, an diesen Wund-
sten Altarsakrament. „Untertags und malen darfst du noch vieles leiden.’ Ich
bei Nacht weilen meine Gedanken un- verstand aber nicht, was der heilige
zertrennlich bei ihm, den ich liebe und Franziskus meinte und getraute mir (!)
der auch oft am Tag und bei Nacht beim auch nicht daran zu denken, jenes Lei-
Empfang der heiligen, geistlichen Kom- den mitleiden zu dürfen. Dafür hielt ich
munion mein Herz mit sich fortnimmt. mich arme, große Sünderin gänzlich für
Und oft nach einer Stunde fällt es mir unwürdig.
erst wieder ein, daß ich noch auf dieser Am 4. Oktober 1910, am Feste des
armseligen Welt bin. Wie gerne möchte heiligen Franziskus, hielt ich nachts die
ich ein Martyrium erdulden, einzig dar- heilige Stunde, wie ich sie täglich halte
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Verschiedenes

(diese und auch andere Gebetsstunden es oft sehr vermehrt, besonders an Don-
halte ich stets im Geiste vor dem heilig- nerstagen und Freitagen und an Sonn-
sten Sakrament). Als ich nun einige Zeit und Feiertagen. Schon immer einige Ta-
betete, da umgab mich auf einmal ein ge zur Vorbereitung auf die hohen Fest-
wunderbares Licht, welches meinen tage ist das Leiden sehr vermehrt. Mein
ganzen Geist und meinen Körper Gott, ich danke Dir! Mein Gott, ich liebe
durchdrang. Ich sah den lieben Heiland Dich!“ (12.3.1920)
in diesem Lichtmeer. Er sagte zu mir: Anna Schäffer besaß auch das un-
‘Dich habe ich angenommen zur Sühne sichtbare Stigma der Dornenkrönung,
meines heiligen Sakramentes, und bei ein Stigma voll unsagbar quälender
der heiligen Kommunion sollst du Kopfschmerzen. Ihre „Dornenkrö-
fortan jene Schmerzen meiner heiligen nung“ dürfte im Jahre 1918 stattgefun-
Passion spüren, womit ich dich armseli- den haben. Jesus würdigte Anna Schäf-
ges Nichts erlöst habe. Leide, opfere fer auch der vollen Passionsexstase, der
und sühne in stiller Verborgenheit!’ Da Teilnahme an Seinem heiligen Karfrei-
verschwand der liebe Heiland. tagsleiden.
Ich zitterte am ganzen Leib und Am 5. Oktober 1925 erfüllte sich ih-
weinte nun viel ob meiner vielen Sün- re Sehnsucht nach dem Himmel. Am
den und bat den lieben Heiland, er mö- Morgen empfing sie die heilige Kom-
ge mir armen Sünderin gnädig und munion; gegen 17 Uhr erteilte ihr der
barmherzig sein. Es war um ein Uhr hochwürdige Herr Pfarrer den Sterbea-
nachts und ich konnte nicht schlafen. blaß. Kurz danach versicherte sie, daß
Ich bereitete mich auf die heilige Kom- Jesus da sei und ihr seit Kriegsausbruch
munion vor, die ich an diesem Tag emp- vermißter Bruder Leopold. Ihnen
fangen durfte. Als mir nun morgens der streckte sie die Hände entgegen. Gegen
hochwürdige Herr Pfarrer die heilige 19.45 Uhr machte Anna Schäffer mit
Kommunion brachte, und die Gebete großer Anstrengung noch einmal das
vor der Spendung sprach, da beim drit- heilige Kreuzzeichen, betete: „Jesus, Dir
ten ‘Domine, non sum dignus’ sah ich lebe ich“ und verschied.
von der heiligen Hostie fünf Feuer-
strahlen ausgehen, die wie ein Blitz in
meine Hände, Füße und das Herz fuh-
ren. Es fing sogleich ein unendlicher
Schmerz in diesen Körperteilen an. Als
ich die heilige Kommunion empfangen
hatte, spürte ich im Innern eine solche
Feuersglut, daß ich glaubte, ich müßte
verbrennen. Mein Gott, sei mir armen
Sünderin gnädig! Dieses Leiden durfte
ich seit 4. Oktober 1910 mitleiden ohne
Unterbrechung. An manchen Tagen ist
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Verschiedenes

Franz Stock
(Schluß)
von Ursula Ackermann

Franz Stock sah seine Aufgabe in ser Familien (meist waren es die Frauen
den Gefängnissen vornehmlich darin, oder Mütter, die kamen), an einem
die seelischen Leiden zu erleichtern, de- dafür bestimmten Abend in der rue
nen gegenüber der stärkste Mensch völ- Lhomond waren eine zusätzliche zeitli-
lig wehrlos ist. Über seine Erlebnisse in che und seelische Belastung für den
den Gefängnissen sprach er kaum, auch Seelsorger.
später nicht. Nach der Zahl der Opfer Die letzte Hinrichtung, die im Tage-
gefragt, hat er nur gesagt, daß es eine buch vermerkt ist, fand am 9. August
vielstellige Zahl gewesen sei. In Briefen 1944 statt. Am 14. August verlassen sei-
erwähnt er schlaflose Nächte. Er konnte ne Schwester und die Sekretärin mit ei-
mehrmals nach Deutschland fahren, um nem Verwundetentransport Paris. Stock
dort seinen Urlaub zu verbringen. Doch selbst bleibt in der Stadt, um sich der
war diese Zeit zu kurz für eine wirkli- Schwerverwundeten, die im Hospital
che Erholung, zu der ihm der Arzt im- bleiben müssen, anzunehmen. Seine
mer wieder dringend riet. Gegenwart rettet ihnen das Leben.
Wie Stock als Deutscher den illegiti- Der Volksaufstand, der dem Rück-
men Widerstand beurteilt hat, ist nicht zug der deutschen Truppen folgt, macht
bekannt, d.h. er hat nie darüber gespro- vor dem Hospital nicht halt: eine Grup-
chen. Ganz sicher war er ein entschiede- pe von Freischärlern dringt hier ein, um
ner Gegner des Nationalsozialismus Geiseln zu erschießen. Der Offizier die-
und hat unter der Bedrückung, die die- ser Aufständischen ist ein ehemaliger
ser in seinem Vaterland und in den be- Gefangener von Fresnes und erkennt
setzten Gebieten ausübte, sehr gelitten. Stock: das Hospital wird unter den
Eine öffentliche Kritik konnte er in sei- Schutz der Résistance gestellt. (Diese
ner Stellung nicht ausüben. Den Gefan- hatte Stock mit Schwester und Sekre-
genen, die bei ihm die Beichte ablegten, tärin schon früher in die Liste der zu
hat er stets gesagt, daß der Anlaß ihrer schützenden Personen eingetragen.)
Verhaftung nicht zu erwähnen sei. Am 25. August unterzeichnet der Gene-
Stock hatte über seine Besuche bei ral von Choltitz die Kapitulation der
den Gefangenen eine Art Tagebuch ge- deutschen Wehrmacht. Die Amerikaner
führt. Er konnte auf diese Weise den besetzen das Hospital. Drei Wochen
Angehörigen Auskünfte erteilen, beson- später wird Stock mit anderen Gefange-
ders auch über die Hingerichteten und nen in ein Lager bei Cherbourg geflo-
ihre Gräber: er mußte bei den Beiset- gen. Er hat ein Tagebuch über die Zeit
zungen zugegen sein. Die Besuche die- vom 23. August 1944 bis zum 17. Januar
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1945 geführt. mit der Bitte an ihn heran, die Leitung


Die Seelsorgearbeit im Gefangenen- eines geplanten Seminars für gefangene
lager teilte Stock mit einem amerikani- deutsche Theologiestudenten in Orléans
schen Feldgeistlichen (Pater Necker) zu übernehmen. Stock zögerte: er fühlte
und zwei deutschen Priestern, die sich sich dieser Aufgabe nicht gewachsen.
unter den Gefangenen befanden. Seinen Doch willigte er nach einigen Tagen vor-
Bemühungen, eine Kapelle einzurich- behaltlos ein. Am 22. April besuchte er
ten, brachte die amerikanische Besat- mit Le Meur Orléans. Hier hatte Le
zungsmacht offenbar kein Verständnis Meur alles sorgfältig vorbereitet. Die er-
entgegen und also auch keine Hilfe. Es sten Seminaristen waren schon Anfang
gelang Stock, mit Pater Necker nach Pa- des Monats eingetroffen.
ris zu fahren, wo er von Kardinal Suhard Am 30. April 1945 wurde das Semi-
empfangen wurde. Seine Bitten um Hil- nar eröffnet. Die Zahl der Seminaristen
fe wurden erhört, so daß er im Novem- stieg von anfangs 20 bald auf 50. An
ber ein Zelt als Kapelle einrichten konn- Problemen und Schwierigkeiten fehlte
te. Stock war unablässig bemüht, das Le- es nicht. Die zur Verfügung stehenden
ben der Gefangenen erträglicher zu ge- Räume genügten bei weitem nicht für
stalten. Er hielt Vorträge und führte Ge- ein Seminar, das sich ständig vergrößer-
spräche. Auch suchte er, die völlig unzu- te. Dazu kam die Ernährung, die mehr
reichende Ernährung durch auswärtige als ungenügend war. Doch konnten hier
Beihilfen, um die er überall, wo es ging, durch die Hilfsbereitschaft verschiede-
bat, etwas zu verbessern. ner Kongregationen der Stadt Verbesse-
rungen eingeführt werden. Es fehlte an
Aus dem Tagebuch, das Stock führte,
Büchern und Arbeitsmaterial für die Se-
geht hervor, daß ihm im Dezember 1944
minaristen. Dazu kamen Schwierigkei-
der Vorschlag eines Generals überbracht
ten mit den anderen Gefangenen, die in
wurde, den Posten eines Leiters aller
den Seminaristen eine bevorzugte
deutschen Kriegsgefangenen im franzö-
Gruppe sahen. Die Schikanen der Bewa-
sischen Gebiet zu übernehmen. Stock chungsmannschaften bildeten eine wei-
lehnte ab. „Meine Aufgabe ist hier“, tere Belastung. Hatte Stock unter der Be-
schreibt er im Tagebuch, „was würde drückung der französischen Bevölke-
mich in Paris erwarten? Ich will nicht, rung durch die deutsche Besatzungs-
daß meine Aufgabe zu politischen macht gelitten, so mußte er nun erleben,
Zwecken mißbraucht wird.“ Er war daß das Vorgehen der Befreiten gegen
Priester und wollte nichts anderes sein. die wehrlosen deutschen Kriegsgefan-
Im März 1945 trat eine unerwartete genen genauso hart und ungerecht war.
Wendung im Leben von Franz Stock ein. Für ihn, der Frankreich liebte, war das
Bei seinem Besuch in Paris im Oktober eine bittere Erfahrung. Doch berichtet
1944 hatte er Abbé Georges Le Meur ge- Stock vom intensiven geistigen Leben
troffen, den er als Gefangenen in Fres- und von unvergeßlichen Diskussionen
nes kennengelernt hatte. Dieser trat jetzt der Studenten. Eine entscheidende Rol-
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le bei den Bemühungen um die materi- der aus einer riesigen Betonhalle und ei-
ellen Verbesserungen kam Abbé Joseph nigen Nebengebäuden bestand. So wa-
Johner zu, der seit Juni 1945 als Verbin- ren die Seminaristen nicht mehr mit den
dungsoffizier im Lager war. anderen Gefangenen auf mehr oder we-
Daß die Verhältnisse in Orléans auf niger engem Raum zusammen, sondern
die Dauer nicht als Basis für die Ent- in gewisser Weise unabhängig und
wicklung des Seminars genügten, war konnten den Tagesablauf den Bedürf-
den Militärbehörden sowie der Gene- nissen des Seminars entsprechend ge-
ralseelsorgestelle von Anfang an klar stalten, soweit das die Gegebenheiten
gewesen. Es hatte sich aber damals kei- zuließen. Die Gebäude, die ursprüng-
ne andere Lösung gefunden. Die Verset- lich als Materialdepot konstruiert wa-
zung des Lagerkommandanten Gourut ren, entsprachen durchaus nicht den
nach Coudray-Morancez bei Chartres Anforderungen, die man normalerwei-
(dieses Lager war bis dahin von Ameri- se an ein Seminar stellen kann. Die
kanern besetzt gewesen) führte zu einer große Halle war praktisch unbeheizbar.
annehmbaren Änderung der Lage: das Sie wurde in das Refektorium, das zu-
Seminar konnte dorthin verlegt werden. gleich als Studiensaal diente, und den
Am 17. August 1945 fand der Um- Schlafraum eingeteilt. In diesem befan-
zug nach Chartres statt. Die Gefange- den sich die Drei-Etagen-Betten. Ein Teil
nen wurden vom Lagerkommandanten des Raumes war als Kapelle bestimmt.
begrüßt, der seine Ansprache mit den Er war von dem Gesamtraum abgeteilt,
Worten schloß: „Ich empfehle Sie alle Diese Kapelle als sakralen Raum zu ge-
dem mütterlichen Schutz Unserer Lie- stalten, war das Bemühen aller. Stock
ben Frau von Chartes. Sie wird Ihnen hatte über dem Altar zwei Figuren zu
helfen, Ihre Aufgabe zu einem guten Seiten des Kreuzes gemalt: die heilige
Ende zu führen.“ Diese Ansprache gab Jungfrau und den heiligen Johannes.
den Seminaristen ein unbedingtes Ver- Später kamen in der Kapelle noch der
trauen in den Kommandanten und da- heilige Bonifatius und der Erzengel
mit auch den Mut und die Zuversicht, Michael dazu, letzterer als Patron von
der gestellten Aufgabe gewachsen zu Deutschland und Frankreich. Diese Ver-
sein. Der Eifer, mit dem sie ihr in Or- bindung auszudrücken, war für Stock
léans begonnenes Studium aufnahmen, von großer Wichtigkeit. Der Schönheit
ließ sie die materiellen Unzulänglich- der Liturgie maß Stock eine besondere
keiten zwar nicht übersehen, aber als ei- Bedeutung zu. So wurde der gregoria-
ne damit verbundene Notwendigkeit nische Choral gepflegt. Selbst in denk-
akzeptieren. Eine Gemeinschaft ent- bar ungünstigen äußeren Verhältnissen
stand, die die Gefangenschaft überdau- (d.h. in einem Rahmen, der keinem
erte. kirchlichen entsprach) konnte Stock
Das Lager war in Blocks eingeteilt. schöne und würdige Messen feiern. Die
Die Seminaristen erhielten den Block I, Pontifikalämter anläßlich der Priester-
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Verschiedenes

weihen in Chartres sind allen unvergeß- den anderen Gefangenen zustande. Das
lich geblieben. war notwendig, da diese die abgeson-
Abbé Le Meur hatte unter den Ge- derte Gemeinschaft der Seminaristen als
fangenen in Orléans drei Priester gefun- eine ungerechterweise bevorzugte
den, die sich bereiterklärt hatten, in dem Gruppe betrachteten.
geplanten Seminar Vorlesungen zu Anfangs hatte Stock die Leitung des
übernehmen. Sie bildeten mit Stock den Seminars allein geführt, doch kam im
Kern des Lehrkörpers und sicherten so Januar 1946 ein Subregens dazu: Wil-
ein Minimum der Ausbildung. Stock helm Delbeck. Durch seine autoritäre
lehrte Kirchengeschichte und Liturgie. Art bildete er eine Ergänzung zu Stock.
Nach vielen Bemühungen konnte er er- Für das Seminar war das ein Gewinn.
reichen, daß einige Professoren aus Und vor allem war die Leitung gesi-
Deutschland nach Chartres kamen – wo chert, wenn Stock abwesend oder krank
sie das Leben der Gefangenen teilten – war. Einige Reisen nach Deutschland,
und so die Ausbildung der Seminaristen für die Stock die Genehmigung erhielt,
in den vorgesehenen Disziplinen sicher- hatten vor allem das Ziel, Kontakte zu
ten. Gastvorlesungen französischer den Bischöfen herzustellen, um das Se-
Theologen erweiterten das Programm. minar anerkennen zu lassen. Das gelang
Für die jungen Gefangenen, die noch und sicherte so die Arbeit. Die Prü-
kein Abitur hatten, organisierte Stock ei- fungsarbeiten konnten nach Freiburg
nen Vorkurs. geschickt werden. Dort wurden sie zen-
Am 18. Oktober 1945 fand die Eröff- siert und zeigten eindeutig das Niveau
nung des Studienjahres statt mit einer der Vorlesungen. Den Studenten, die
Vorlesung von Stock. Das Thema war: den Vorkurs besuchten, wurden diese
„Die katholische Renaissance in der Studien angerechnet, so daß sie nach ih-
französischen Literatur: Péguy, Verlai- rer Entlassung aus der Gefangenschaft
me, Huysmans, Claudel.“ Diese An- in Deutschland das Abitur ohne Zeitver-
trittsvorlesung zeigt, welchen Wert lust ablegen konnten.
Stock der Kenntnis der französischen Das Seminar hatte auch in Frank-
Kultur beimaß; eine Kenntnis, die er für reich Anerkennung gefunden. Das be-
die Völkerverständigung als notwendig weisen nicht nur die Gastvorlesungen
ansah. Dieses Ziel – die Völkerverstän- französischer Theologen, sondern auch
digung – verlor Stock nie aus den Au- Besuche des Bischofs von Chartres und
gen. Zum kulturellen Programm des Se- des Nuntius Roncalli. Letzterer konnte
minars gehörte auch die Pflege der Mu- im Frühjahr 1947 zwei Diakone zu Prie-
sik: es gab eine Schola und einen Chor stern weihen. An materiellen Hilfen
und selbst ein bescheidenes Orchester. fehlte es nicht, Ordensgemeinschaften
Eine Theatergruppe wurde ebenfalls ge- bemühten sich unablässig darum, die
gründet. Durch Konzerte und Theater- Ernährung durch regelmäßige Unter-
vorstellungen kam eine Verbindung mit stützungen zu sichern. Ein nicht zu ver-
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Verschiedenes

besserndes Problem blieben die so gut Kriegsgefangenen, genauer gesagt den


wie unbeheizbaren Räume im Winter. gefangenen Seminaristen, zur Verfü-
Doch zeigen die Resultate der Studien, gung. Stock war der erste, der hier eini-
daß die Seminaristen damit fertig wur- ge Wochen verbringen konnte. Es war
den und in ihrem Eifer jedenfalls nicht übrigens nicht sein einziger Aufenthalt;
nachließen. Erwähnt werden müssen er kehrte wiederholt in das gastliche
Feiern und Feste, die trotz allem veran- Schloß zurück. Die nicht arbeitsfähigen
staltet wurden und den Studenten un- Seminaristen kamen ebenfalls gruppen-
vergeßlich geblieben sind. Es konnten weise zur Erholung nach Thieulin.
auch Besuche in kleinen Gruppen in der Im März 1947 konnte Abbé Johner
Kathedrale von Chartres gemacht wer- den Seminaristen die bevorstehende
den. Die militärische Leitung des La- Entlassung aus der Gefangenschaft ver-
gers bewies damit auch das Vertrauen, künden. Doch zog sich die Realisierung
das sie in die Seminaristen setzte und dieser Reise in die Freiheit wochenlang
das in der Tat gerechtfertigt war: kein hin. Am 26. April hielt Stock die Ab-
einziger Fluchtversuch fand statt. schiedsrede, die zugleich die Feier der
Stocks Gesundheitszustand war ei- zwei Jahre vorher erfolgten Gründung
ner der dunklen Punkte dieser Zeit. In des Seminars in Orléans zum Anlaß hat-
seiner Jugend hatte er als Folge einer te. Den größten Teil dieser sehr ein-
langen Krankheit (Gelenkrheumatis- drucksvollen Ansprache hatte er einem
mus) einen Herzfehler zurückbehalten, Text von Joseph Folliet entnommen. Es
der ihm aber durch ein geregeltes Leben ist anzunehmen, daß sein Gesundheits-
nie bemerkbar geworden war. Erst in zustand zu dieser Zeit ihm die Abfas-
der Zeit der Gefängnisseelsorge zeigte sung einer so langen Rede nicht mehr
sich ein akutes Herzleiden, durch diese erlaubte.
Arbeit und die damit verbundene seeli- Am 5. Juni 1947 verließen die Semi-
sche Belastung hervorgerufen und ver- naristen Coudray-Morancez. Stock hät-
mutlich fortschreitend. Damals hatte er te mit ihnen nach Deutschland zurück-
sich nie richtig erholen können, die Rei- kehren können. Doch hatte er schon an-
sen nach Deutschland waren nicht lang dere Pläne gefaßt. Er wollte in Frank-
genug dafür. In den Gefangenenlagern reich bleiben, um die Seelsorge der
von Cherbourg und Orléans trat eine deutschen Arbeiter zu übernehmen, die
Verschlimmerung ein. Erst in Coudray- sich hier im Lande befanden. Es handel-
Morancez bot sich ihm die Gelegenheit te sich zum Teil um Kriegsgefangene,
eines längeren Urlaubs, durch die er ei- die nicht mehr zurückkehren wollten,
ne leichte Besserung erzielen konnte. weil der Krieg ihren früheren Lebens-
Die Gräfin von Malherbes hatte auf raum zerstört hatte; zum Teil waren es
ihrem Schloß in Thieulin (nicht weit von Bewohner der Gebiete, die nicht mehr
Chartres) während der Besatzungszeit zu Deutschland gehörten und die es
das Seminar von Chartres aufgenom- vorzogen, hier ein neues Leben zu be-
men. Jetzt stellte sie es den deutschen ginnen. Stock ging nach Paris, um dort
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Verschiedenes

bei den Behörden die Genehmigung für Aufruf von Abbé Le Meur die Umbet-
seine Arbeit zu beantragen. In dem tung in eine würdigere Grabstätte – auf
Haus in der rue Lhomond, in dem sich demselben Friedhof – erfolgen. Im Juli
seit Kriegsende der Secours Catholique 1949 wurde auf Verlangen von früheren
befand, konnte er ein Zimmer bewoh- Mitgliedern der Résistance ein feierli-
nen. Trotz aller Bemühungen gelang es ches Requiem in der Kirche Saint-Louis-
ihm aber nicht, die nötigen Papiere für des-Invalides zelebriert. 1961 war in
seine Installierung als Seelsorger der Rechèvres – einem Vorort von Chartres –
deutschen Arbeiter zu erhalten. Er fuhr eine neue Pfarrei errichtet worden. Pfar-
einige Male nach Deutschland, doch rer Closset, ein Maristenpater, bemühte
blieb er praktisch ein Kriegsgefangener sich von Anfang an, hier eine endgültige
in halber Freiheit. Sein Gesundheitszu- Grabstätte für Franz Stock zu schaffen.
stand verschlimmerte sich zusehends. Seine Bemühungen waren nicht um-
Ende Februar erlitt er einen Herzanfall, sonst: im Juli 1963 fand die Überführung
der seine Überführung in ein Hospital der Gebeine von Franz Stock nach
notwendig machte. Dort starb er völlig Rechèvres statt.
einsam am 24. Februar 1948. Ein Priester
1998 war der 50. Todestag von Franz
hatte ihn kurz vor seinem Ende besucht
Stock Anlaß zu offiziellen Feiern. Sein
und war – auf die Versicherung der
Andenken ist nicht nur bei der Rési-
Krankenschwester vertrauend, daß kei-
ne akute Lebensgefahr vorläge – zum stance und den früheren Seminaristen
nächsten Pfarramt gegangen, um die lebendig geblieben, seine Persönlichkeit
Sterbesakramente zu holen. Er kam zu zog und zieht immer noch vor allem Ju-
spät zurück: der Tod war unerwartet gendliche an, wie der Besucherstrom
schnell eingetreten. zeigt, der diese Kirche aufsucht.
Es war verboten, den Tod von Auf beiden Seiten des Rheins sind
Kriegsgefangenen – zu denen Stock offi- Biographien über Franz Stock erschie-
ziell gehörte – in der Presse etc. bekannt- nen. Von ihm selbst ist wenig Material
zugeben. So war der Kreis, der bei der dafür vorhanden. Seine Tagebuchauf-
Beerdigung zugegen war, klein. Das Re- zeichnungen aus der Zeit der Gefäng-
quiem wurde von Mgr Rodhain in der nisseelsorge dienten ihm dazu, den An-
Kirche Saint-Jacques-du-haut-Pas zele- gehörigen und Hinterbliebenen Aus-
briert. Zugegen waren ein Vertreter des kunft zu geben. Er hat später ein Tage-
Kardinals Suhard, der Nuntius Roncalli, buch über die Zeit vom 22. September
der General Buisson, der Minister Mi- 1943 bis 17. Januar 1944 geführt. Es
chelet, einige Vertreter der Résistance – scheint, daß über die Monate seiner Ge-
alle, die man hatte telefonisch erreichen fangenschaft in Cherbourg wichtiges
können. Die Beisetzung erfolgte auf dem Material von Zeugen noch nicht zu-
Friedhof von Thiais zwischen den Grä- gänglich ist. Es würde eine Ergänzung
bern der anderen Kriegsgefangenen. Ei- zu seinen eigenen Aufzeichnungen bil-
nige Monate später konnte nach einem den. Stock hatte eine Geschichte des Se-
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minars schreiben wollen. Einige Semi- herangezogen.


naristen hatten von ihm den Auftrag er- Die Schönheit der Liturgie war für
halten, dafür Notizen zu machen. Er Stock ein wesentliches Element. So wa-
kam nicht mehr dazu, diese Chronik zu ren die Gemeinschaftsmessen sicher da-
schreiben. von bestimmt. Daß Stock Guardinis
Franz Stock war von Natur aus sehr „Freudenmessen“ als Vorbild genom-
zurückhaltend. Er war brüderlich, aber men oder in dieser Art zelebriert hätte,
nicht autoritär. Er fühlte sich zu den wird nirgends erwähnt. Es ist anzuneh-
Verlassenen und Leidenden hingezo- men, daß Stock Guardini nur aus seinen
gen. Diese Eigenschaft zeigt sich beson- theologischen Schriften kannte, in de-
ders in seinem Wirken in den Gefäng- nen von dieser Art, die Messe zu feiern,
nissen. Er hat über diese Zeit kaum ge- nicht die Rede ist. In allen Berichten der
sprochen. Die Seminaristen heben in Seminaristen wird immer wieder her-
ihrem Urteil über ihn besonders hervor, vorgehoben, wie eindrucksvoll die Ze-
daß bei ihm keine Spur von Anmaßung lebrationen von Stock waren. Jacques
oder Überheblichkeit vorhanden war. Perrier – der sich auf diese Berichte
Sein Einfluß auf die Studenten beruhte stützt – spricht von einer mystischen
wohl hauptsächlich darauf, daß er Dimension bei Stock. Die Äußerung
nichts anderes sein wollte als ein Prie- Stocks über ein zukünftiges Konzil fin-
ster und daß er keine Ambitionen hatte. det sich in einer Anmerkung seines Se-
Bei der Ablehnung des ihm angebote- kretärs im Seminar (eines Redemptori-
nen Postens als Leiter der deutschen stenbruders). Im Sommer 1946 soll
Kriegsgefangenen in Frankreich hat er Stock nach einem Besuch beim Nuntius
seine Aufgabe definiert: diese bestand Roncalli in Paris gesagt haben, daß nun
für ihn ausschließlich im priesterlichen eigentlich die Zeit für ein Konzil ge-
Dienst. Alles andere zählte nicht. Seine kommen sei. Dieser Gedanke – oder
Bemühungen um Völkerverständi- Wunsch – wurde sicherlich von vielen
gung, die für immer aktuell waren, blie- geteilt. Doch hat sich niemand vorstel-
ben dem untergeordnet. len können, was dieses Konzil bringen
Man begegnet heute in fast allen Pu- würde. Daß Stock die Liturgiereform –
blikationen über Franz Stock der Ten- die ja keine Reform, sondern eine Zer-
denz, in ihm eine Art Wegbereiter der störung war – bejaht hätte, ist undenk-
Liturgiereform zu sehen. Man stützt bar. Ebensowenig hätte er wohl die Kir-
sich dabei unter anderem auf folgende chenräume, in denen alle Schönheit
Argumente: Guardinis Einfluß auf und der sakrale Charakter entfernt
Stock (er ist ihm übrigens persönlich sind, gutgeheißen. In allen Zeugnissen,
nie begegnet); die Gemeinschaftsmesse, die über das Wirken von Franz Stock
die in Paris und später im Seminar ei- vorhanden sind, läßt sich nirgends ein
nen beachtlichen Platz einnahm; und Anhaltspunkt finden, aus dem man
schließlich wird seine Äußerung, daß Schlüsse über eine eventuelle Wegberei-
die Zeit für ein Konzil gekommen sei, tung der Liturgiereform ziehen könnte.
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Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 37

Liturgischer Kalender
Mai
1.5. Samstag Fest des hl. Josef, des Mannes der Arbeit (1. Kl.)
2.5. Sonntag 4. Sonntag nach Ostern
3.5. Montag Wochentag (Ged. d. hl. Alexanders I. u. Gefährten)
4.5. Dienstag Fest d. hl. Monika (3. Kl.)
5.5. Mittwoch Fest d. hl. Pius V. (3. Kl.)
6.5. Donnerstag Wochentag
7.5. Freitag Fest d. hl. Stanislaus (3. Kl.)
8.5. Samstag Mariensamstag
9.5. Sonntag 5. Sonntag nach Ostern
10.5. Montag Fest d. hl. Antonius (3. Kl.) (Ged. d. hll. Gordianus u.
Epimachus; Bittag)
11.5. Dienstag Fest d. hll. Philippus und Jakobus (2. Kl.) (Bittag)
12.5. Mittwoch Vigil von Christi Himmelfahrt (2. Kl.) (Bittag)
13.5. Donnerstag Christi Himmelfahrt (1. Kl.) (Gebotener Feiertag)
14.5. Freitag Wochentag (Ged. d. hl. Bonifatius, Märtyrers)
15.5. Samstag Fest d. hl. Johannes Baptist de la Salle (3. Kl.)
16.5. Sonntag Sonntag nach Christi Himmelfahrt
17.5. Montag Fest d. hl. Paschalis Baylon (3. Kl.)
18.5. Dienstag Fest d. hl. Venantius (3. Kl.)
19.5. Mittwoch Fest d. hl. Petrus Celestinus (3. Kl.)
20.5. Donnerstag Fest d. hl. Bernhardinus von Siena (3. Kl.)
21.5. Freitag Wochentag
22.5. Samstag Vigil von Pfingsten (1. Kl.)
23.5. Sonntag Pfingstsonntag (1. Kl.; mit Oktav 1. Kl.)
24.5. Montag Pfingstmontag (1. Kl.)
25.5. Dienstag Pfingstdienstag (1. Kl.)
26.5. Mittwoch Quatembermittwoch in der Pfingstwoche (1. Kl.)
27.5. Donnerstag Donnerstag in der Pfingstwoche (1. Kl.)
28.5. Freitag Quatemberfreitag in der Pfingstwoche (1. Kl.)
29.5. Samstag Quatembersamstag in der Pfingstwoche (1. Kl.)
30.5. Sonntag Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit (1. Kl.)
31.5. Montag Fest Mariä Königin (2. Kl.)
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Tummelplatzweg 15 089/712707 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M
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Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)
43
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 44

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
22.-28. August Jaidhof Frauen
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.
Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling
44
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 45

Wallfahrten 1999
Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Riese (hl. Pius X.), Padua (hl. Antonius), Venedig (hl. Markus),
Loreto (hl. Haus), Lanciano (Hostienwunder), S. Giovanni
Rotondo (P. Pio), Monte S. Angelo (hl. Erzengel Michael),
Mugnano (hl. Philomena), Fossanova (hl. Thomas von Aquin),
Albano/Rom (7 Hauptbasiliken, Besichtigungen,
tägl. hl. Messe und Andacht), Ecône

Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292


Fax 07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September
oder vom 4. bis zum 11. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen (Fax: 07643/4883)

Fußwallfahrt nach Mariazell

Von Dienstag, den 27.7., bis Donnerstag, den 29.7.1999


findet eine Fußwallfahrt von Wiener Neustadt nach Mariazell statt.
Die Route führt über alte Mariazeller Wanderwege und beträgt auf
3 Tage aufgeteilt etwa 105 km.

Interessenten wenden sich an:


Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof

Hl. Weihen im Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen


22. Mai Diakonatsweihen: Beginn 9.30 Uhr
26. Juni Priesterweihen: Beginn 9.00 Uhr

Alle Gläubigen sind herzlich eingeladen!

45
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 46

Fronleichnamsprozessionen 1999
Donnerstag, den 3. Juni
Deutschland
Bonn 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Diestedde 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Essen 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Göffingen 9.30 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
München 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Neustadt 8.30 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Saarbrücken 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Stuttgart 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Überlingen 9.30 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Weihungszell 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Zaitzkofen 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession

Österreich
Jaidhof 11.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession

Schweiz
Wil 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Oberriet 8.30 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Oensingen 9.15 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Sonntag, den 6. Juni
Basel 9.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession
Genf 10.00 Uhr Hochamt, anschl. Prozession

St. Athanasius Hattersheim lädt 1999 ein


zu folgenden Vorträgen
Sonntag, 30. Mai Leben in einem Orden
Sr. Theresia Maria, Göffingen

Freitag, 11. Juni Die heiligen Sakramente


H.H. P. Patrice Laroche, Zaitzkofen

Freitag, 15. Oktober Kirche und Nationalsozialismus


H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz

Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7
46
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Ferienlager 1999
Deutschland
Kleine Mädchen (8-13 Jahre)
Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999
Anmeldung bei:
Wanderlager in der Toskana (16 – 26 Jahre) Priesterseminar Herz Jesu
Sonntag, den 8.8., bis Freitag, den 26.8.1999 84069 Schierling

Schweiz
Familienlager in Enney
26. Juli bis 6. August 1999

Große Jungen (Gebirgslager)


19. bis 24. Juli 1999 Anmeldung bei:
Priorat St. Niklaus von Flüe
Kleine Mädchen Solothurner Str. 11
26. Juli bis 6. August 1999 CH-4613 Rickenbach

Österreich
Kleine Buben (Jaidhof)
11. bis 24. Juli 1999

Kleine Mädchen (Jaidhof)


25. Juli bis 7. August 1999

Wanderlager für große Jungen


ab 17 Jahre in Oberitalien
1. bis 14. August 1999

Große Mädchen
ab 15 Jahre in Ternberg
14. bis 22. August 19999 Anmeldung bei:
Kath. Bildungshaus
Familienfreizeit
in Ternberg Schloß
7. bis 15. August 1999 A-3542 Jaidhof

47
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 48

INTERNATIONALE FUßWALL-
von

Chartres
nach

Montmartre
22. - 24. MAI - PFINGSTEN 1999

Sende aus Deinen Geist, o Herr!


--------------✄------------------------------------------------------------------------------------------
DEUTSCHES WALLFAHRTSBÜRO, Julius-Kiefer-Straße 11, 66119 Saarbrücken
◊ Ich bin an der Wallfahrt interessiert und möchte zunächst nähere Informationen
erhalten.
◊ Ich möchte mich zur Wallfahrt anmelden. Bitte senden Sie mir ein Anmelde-
fo rmular zu.
◊ Ich interessiere mich für die Kinderwallfa h rt. Bitte senden Sie mir den Info-
P rospekt zu.
◊ Ich möchte gerne die Wallfahrt mit einer Spende finanziell unterstützen.
„Chartres-Wallfahrt“, Konto-Nr. 18 503 722, BLZ 590 501 01, Sparkasse Saar-
brücken
Name, Vorname: ...................................Straße, Nr.: ......................................
PLZ: ............. Ort: ..................................................
Tel.:................................

48
Mai 99 19.06.1999 12:15 Uhr Seite 49

St.-Theresien-Gymnasium
in Schönenberg
sucht baldmöglichst zwei Haushaltshilfen

Interessentinnen melden sich bei:

St.-Theresien-Gymnasium
Ehrw. Schwester Michaela Metz, St. Vinzenzhaus, 53809 Ruppichteroth
Tel. 02295/5163

Neuerscheinung
Msgr. Bernard Fellay
Ist eine christliche Gesellschaft
heute möglich?
Vortrag vom 25.10.1998, gehalten beim KJB-Treffen
in Rheinhausen
Audiokassette, 86 Minuten
Erhältlich an den Schriftenständen der Priorate und Kapellen
der Priesterbruderschaft oder direkt am Distriktsitz in Stutt-
gart (D).


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
Unterschrift

Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 5

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Chronik ................................................1

Brief an die Mitbrüder


im Priesteramt ....................................5

Gebetszug für das Leben ................12


Brief an die Freunde und
Wohltäter Nr. 56 ................................14

Verschiedenes

Sieben Gründe, warum wir um


Priester beten sollen..........................17

Martin Luther – Unser


gemeinsamer Lehrer? (Teil 1) ..........19

Franz Stock (Schluß) ........................30

Liturgischer Kalender ......................37

Heilige Messen ................................ 38

Termine und Daten ......................... 44


Liebe Freunde und Wohltäter,

eine große Aufgabe erwächst unserer Gemeinschaft dadurch, daß in zunehmendem


Maße Priester aus der Amtskirche zu uns stoßen. Jüngst hat sich wieder in Polen ein Prie-
ster der Tradition angeschlossen (siehe Interview S. 4); dies ist ein Grund der Hoffnung und
der Freude.
Ein Priester, der heute daran denkt, offen mit der Bruderschaft St. Pius X. zusammenzu-
arbeiten, sieht sich vor eine existentielle Entscheidung gestellt, die oft genug zur Folge hat,
daß sich nicht nur sein Wirkungskreis ändert, sondern auch seine persönlichen Beziehungen
und sogar seine Lebensweise.
Vor allem aber hat er mit der Ablehnung derjenigen zu rechnen, mit denen er bislang in
Beziehung stand und die sich ihm gegenüber oft gleichgültig oder feindlich verhalten wer-
den und, soweit sie ihm persönlich die Treue halten, doch seinen Schritt kaum nachvollzie-
hen können. Er wird behandelt wie ein Mensch, der sich einer neuen Religion zugewandt
hat.
Es ist erstaunlich, mit welch harten Bandagen plötzlich vorgegangen wird, wenn einer
den modernistischen Kurs nicht mitmacht, während ansonsten selbst vom Glauben abgefal-
lenen Priestern gegenüber mit Verständnis und Großzügigkeit reagiert wird.
Aber auch von anderer Seite kommt Kritik. Jene, die den Papst und u.U. auch die übri-
ge Hierarchie nicht anerkennen (und die man deshalb „Sedisvakantisten” nennt) können es
uns nicht verzeihen, daß wir Priester aus der Amtskirche als „Mitbrüder” ansehen. In ihren
Augen ist dies „Kollaboration”, und sie zögern nicht, die Bruderschaft bei den Gläubigen zu
verdächtigen und anzuschwärzen.
Als im Jahre 1983 in Amerika einige Priester aus diesen Gründen die Bruderschaft ver-
ließen, nahm Erzbischof Lefebvre in einem Rundbrief an die Gläubigen in den USA Stel-
lung:
„Die Bruderschaft handelt in der Annahme, daß Papst Johannes Paul II. Papst ist, und
betet daher für ihn. Sie bemüht sich, ihn zur Rückkehr zur Tradition zu bewegen, indem sie
für ihn betet, mit seiner Umgebung zusammenkommt und ihm schreibt.”
„Die Bruderschaft erklärt nicht, daß alle nach dem neuen postkonziliaren Ritus gespen-
deten Sakramente ungültig sind, sondern nur, daß infolge der schlechten Übersetzungen, des
Mangels an einwandfreier Intention und der eingeführten Änderungen in Materie und Form
die Zahl der ungültigen und zweifelhaften Sakramente zunimmt. Um aber in der Praxis zu
einem Urteil hinsichtlich der Zweifelhaftigkeit oder Ungültigkeit von Sakramenten zu kom-
men, die von mit konziliaren Ideen erfüllten Priestern gespendet werden, ist ein ernsthaftes
Studium mannigfaltiger Umstände notwendig” („Damit die Kirche fortbestehe”, S. 499)
Mit Angriffen von links und von rechts also sah und sieht sich die Bruderschaft bis auf
den heutigen Tag konfrontiert. Als Antwort zählen jedoch letztlich nicht Wortgefechte, son-
dern es ist der gelebte Glaube, der im Ordensleben und in der Nachfolge Christi im Alltag
bei den Gläubigen zum Ausdruck kommt. Dieser Glaube wird geprüft, aber er trägt auch
sichtbare Blüten, wie das Beispiel jenes Priesters aus Polen beweist, der wegen seiner Rück-
kehr zur Tradition so sehr angefeindet wird.

Stuttgart, 20. Mai 1999 P. Markus Heggenberger


MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Mission in der Dominikanischen Republik


von Msgr. Bernard Tissier de Mallerais

In Begleitung meines Mitbruders, den Prior der Insel, einen Einheimi-


des Paters Basilio Meramo, Prior von schen mit dunklem Teint, der spirituell
Bogotá, flog ich am Montag, dem 30. die ganze Region um das Priorat be-
November 1998 aus Kolumbien ab, um herrscht. Das Auto, das ihm seine Fami-
zwei oder drei Stunden später in Pana- lie geliehen hat, um uns selbst damit ab-
ma zu landen, das aber nur eine Zwi- zuholen, bringt uns über eine National-
schenstation war, um Fluglinie und straße nach Yamasa, einem kleinen
Flugzeug zu wechseln, und ging Marktflecken, 24 Kilometer von der
schließlich mittags am Flughafen von Hauptstadt entfernt am Waldrand des
Santo Domingo, der Hauptstadt der Do- ersten Kaps, den Hauptort der Region,
minikanischen Republik von Bord. Die- in der wir unsere Niederlassung haben;
ser Staat nimmt die Hälfte einer großen wir brauchen zwei Stunden für den
Insel östlich von Kuba ein, deren westli- Weg! Die geteerte Straße macht einer Pi-
che Hälfte Haiti ist, das seine bewegte ste Platz, und da wir uns in der Regen-
Vergangenheit noch kaum überwunden
zeit befinden, müssen wir zwischen
hat: wer erinnert sich nicht an Duvalier?
Wasserpfützen und Schlaglöchern Sla-
Glücklicherweise herrscht auf Santo Do-
lom fahren. Wir überqueren mehrmals
mingo (so der alte, klassische Name des
denselben wildbrausenden Fluß, und
Landes) Frieden, und dies schon seit
die letzte Brücke ist so niedrig, daß das
langem: Erbschaft der spanischen und
Wasser fast das Niveau der Straße er-
katholischen Vergangenheit der Insel.
reicht... Wie wird es erst auf der Rück-
Nachdem ich meinen großen bi-
fahrt sein?
schöflichen Koffer vom Gepäckband ge-
nommen habe, das unaufhörlich die im Aber diese Regengüsse sind ein wah-
Bauch unserer Maschine eingeschlosse- rer Segen für das Land, das im vergan-
nen Schätze herausbefördert, werden genen Sommer von einem schrecklichen
wir von Pater Xavier Beauvais empfan- Sturm verheert wurde, der die Bäume
gen. Dieser Pater „französischer Her- ganzer Wälder auf den Hügeln entwur-
kunft“, der sich aber vollkommen an zelt oder umgeknickt, Plantagen verwü-
seine Funktion als Distriktoberer von stet und zahlreiche Häuser umgeworfen
Argentinien und den zugehörigen In- oder ihre Dächer fortgeweht hat. Der
seln (casus belli!) und von ganz Süd- Regen läßt nun die Pflanzungen wieder
amerika akklimatisiert hat, war uns um grünen und verspricht eine sichere Ern-
einige Tage vorausgeeilt. Neben ihm er- te an Früchten und Gemüse nach meh-
kannten wir Pater Porfirio Martinez, reren Monaten des Hungers.
1
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Msgr. Tissier de Mallerais wird von Gläubigen der Kapelle La Gina in deren Hütte empfangen

Durch besonderen Schutz haben un- vom Bischof aus der Diözese verwiesen
sere Kapelle in La Gina und das angren- wurde. Die Männer sind „Ritter vom
zende Priorat keinerlei Schaden erlitten. Heiligsten Herzen“.
Die Kapelle diente mehrere Tage lang Das große Apostolat von Pater Mac
den heimgesuchten Gläubigen aus der Neill bestand in der Verbreitung der
Umgebung als provisorische Unter- christlichen Ehe; er führte Exerzitien für
kunft, nachdem das Allerheiligste in die jene ein, die im Konkubinat lebten;
Sakristei gebracht worden war. zahlreiche Exerzitienteilnehmer kamen
Die Patres Martinez und Turco sind und jedesmal entschlossen sich etliche
nun mit der Seelsorge in dieser Gegend zur Heirat. Dann wurde die Ehe-
betraut. Ursprünglich war es Pater Mac schließung mit großem Pomp gefeiert,
Neill von der kanadischen Auslands- um ein Beispiel zu setzen!
mission, der die Region neu missioniert Zu Zeiten von Pater Mac Neill gab es
hat. Er konnte eine Gruppe von Kate- 180 Katecheten für ein Territorium von
cheten organisieren, von denen jeder 40 Quadratkilometern rund um die
für sein Dorf zuständig war. In den Dör- Mission von La Cueva und die Schule,
fern erbaute der Pater „Kapellen-Hüt- die er im gleichen Ort gründete. Man
ten“, die er reihum besuchte und wo er warf ihm seine Rückkehr zur wahren
die hl. Messe feierte. Als ein großer Ver- Messe im Jahr 1982 vor und die Organi-
ehrer des Heiligsten Herzens Jesu grün- sation dieser Katecheten außerhalb der
dete er ein Werk für die Verehrer des Gesamtpastoral. Er mußte seine Herde
Heiligsten Herzens, das mehr als 1000 verlassen, und die Priesterbruderschaft
Mitglieder zählte. 400 davon sind noch trat an seine Stelle. Die Früchte der tra-
übriggeblieben: jene, die der wahren ditionellen Katechese sind noch immer
Messe treu geblieben sind, als der Pater sichtbar. Ein Katechet, der an den Fen-
2
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

stern für die Kapelle arbeitete, schnitt eine Machete und schneide mir den
sich eines Tages schwer ins Handgelenk: Kopf ab!“
die Hand wurde unbrauchbar. Sofort In den ärmsten Hütten wie in den
fiel er auf die Knie: „Herr“, sagte er, „für reichsten Häusern (relativ gesehen!) fin-
Dich habe ich gearbeitet!“ Das war kein det man immer einen kleinen Altar oder
Vorwurf, nein, ein Akt der Aufopferung. ein Familienoratorium mit dem Bild des
Ein anderes Beispiel: Ein „Mütter- Heiligsten Herzens und der Thronerhe-
chen“ von 104 Jahren, jetzt gelähmt, leg- bungsurkunde. Obwohl sie in extremer
te noch vor zwei Jahren mit ihrem blin- Armut leben, finden diese immer zufrie-
den Mann einen Weg von 3 Kilometern denen Gläubigen noch die Mittel, um
zurück, um zur Kapelle zu kommen. das Priorat materiell zu unterstützen,
Während des Sturmes saß sie in ihrer das noch viel ärmer ist als sie! Die heili-
Hütte und betete: „O Heiligstes Herz Je- ge Jungfrau möge ihnen den Glauben
su, bewahre mein Dach“, und wieder- bewahren und unsere Priester ihre In-
holte dies mehrere Stunden lang. Und strumente bei diesem Rettungswerk
das Dach hielt! Ein Protestant wollte sie sein lassen.
einmal zum Glaubensabfall verleiten;
sie antwortete ihm: „Dann nimm lieber (aus: Fideliter Nr. 128, März/April 1999)

Danksagung
Das Priorat vom Hl. Herzen Jesu der Priesterbruderschaft St. Pius X. (La Gina –
Yamasa in der Dominikanischen Republik) und alle seine Gläubigen möchten den
Mitgliedern, Freunden und Wohltätern der Priesterbruderschaft St. Pius X. auf
der ganzen Welt danken. Auch den Gläubigen und Personen, die uns zu Hilfe ge-
kommen sind durch ihre großzügigen Spenden und Gebete sei herzlich gedankt,
ohne deren kostbare Hilfe es unmöglich gewesen wäre, die schwere Prüfung zu
bestehen, die wir durch den Sturm über der Dominikanischen Republik im letzten
September erlitten haben. Als Zeichen unserer Anerkennung können wir sie nur
unserer aufrichtigen Dankbarkeit versichern und empfehlen dem Himmel die
Sorge um Ihre hundertfache Belohnung sowie um Ihr ewiges Heil.
Im Vertrauen darauf, daß wir in Ihre Gebete eingeschlossen sind
P. Porfirio Martinez und alle seine Gläubigen

3
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

Rückkehr zur Tradition


Interview mit Pater Tadeusz Kwiecien

Am 20. März 1999 hat sich Pater Tadeusz Kwiecien, Priester der Kongregation der Maria-
nisten (Ordo Marianorum Immaculatae Conceptionis, Abkürzung MIC), der Priesterbruder-
schaft St. Pius X angeschlossen und ist in deren Priorat in Warschau übergesiedelt. Am 25.
März haben seine Oberen eine Erklärung veröffentlicht, nach welcher „Pater Tadeusz unver-
züglich aus seiner Kongregation ausgeschlossen ist, wegen notorischen Glaubensabfalls (Kanon
694); außerdem ist er exkommuniziert, weil er sich dem Schisma angeschlossen hat (Kanon
1364), und schließlich ist er irregulär...“ d.h. suspendiert, darf also „weder die Messe lesen noch
die Sakramente spenden“.
Den großen Schmerz über diese brutale, ungerechte und irrige Erklärung hat Pater Tadeusz
aufgeopfert für die Bekehrung seiner Mitbrüder. Es scheint, daß Gott diese edle Meinung er-
hören wolle, denn ein anderer Priester derselben Kongregation hat mit der Bruderschaft Kon-
takt aufgenommen, hat auch bereits die tridentinische Messe bei uns zelebrieren gelernt und
steht mit uns in bester Verbindung.
Auf jeden Fall wird Pater Tadeusz in einem Punkt dem Willen der Oberen gehorsam sein und
nie mehr die Messe lesen, die Neue nämlich, und auch nicht mehr die Sakramente spenden, näm-
lich nach dem neuen Ritus. Hingegen die Anklage „notorischer Glaubensabfall“ und „Anschluß
an das Schisma“ will der Pater nicht auf sich sitzen lassen, sondern die Urheber einer solch ver-
leumderischen Deklaration bei der kompetenten vatikanischen Rechtsinstanz anklagen.
Dank seiner Gegenwart ist die Priesterbruderschaft in Polen nun in der Lage, ihre 6. Ka-
pelle, „St. Stanislaus Kostka“ am Pfingstfest in Lublin zu eröffnen, wo sich die große katholi-
sche Universität befindet (einige Professoren, einige junge Familien und viele Studenten ver-
langen seit langem die reguläre traditionelle Messe), und eine 7. Kapelle in Posen, wo auch ei-
nige Familien schon sehnsüchtig auf uns warten. Dafür bräuchten wir aber dringend Ihre
großzügige Unterstützung (Überweisung auf das Konto des deutschen Distrikts mit Vermerk:
für Polen, oder Scheck direkt an unser Priorat St. Pius X, Garncarska 32, PL 04886 Warschau).

Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen? von Bischof Wladyslaw Miziolek, im
Ich wurde 1963 in Zentralpolen ge- Augenblick der älteste Bischof in Polen,
boren. Nach dem Abitur 1984 bin ich in zum Priester geweiht. Meine ersten
den Orden der Marianisten eingetreten. Priesterjahre habe ich in Lichen ver-
Nach einem Noviziatsjahr durfte ich die bracht, dem größten marianischen Pil-
ersten Gelübde ablegen. Nach 6 Jahren gerort Polens nach Tschenstochau. Zwei
Studium im Priesterseminar unseres Or- Jahre lang war ich im Kloster der Maria-
dens in Lublin wurde ich im Jahre 1991 nisten in Stozcek Warminski, wo 1953
4
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Kardinal Wyszinski von den Kommuni- Weißrußland, USA und Brasilien), wid-
sten gefangengehalten worden war. In men sich heute genauso wie der Dioze-
dieser Zeit war ich verantwortlich für sanklerus der Pfarreiseelsorge.
die Katechese der Kinder und für die Man hat sogar das ursprünglich
Predigt der Exerzitien, Einkehrtage und weiße Ordensgewand (weiß als Zeichen
Missionen in den umliegenden Pfarrei- der Immaculata, in deren Geist die Or-
en. Anschließend arbeitete ich ein Jahr densmitglieder leben) abgeschafft und
lang im Gymnasium in Elblag (Eibling) als offiziellen Habit die schwarze Souta-
als Religionslehrer. Schließlich wurde ne, die aber leider heutzutage fast gar
ich wieder nach Lichen versetzt, um nicht mehr getragen wird. Der Orden
dort die Seelsorge der sehr zahlreichen hat sich in großem Maße säkularisiert,
Pilger mit zu übernehmen. er ist durchsetzt vom Modernismus, be-
sonders aber von den ökumenischen
Was für ein Orden sind die Mariani- Ideen befallen. Man kann sagen, daß ein
sten? Welches sind seine eigentlichen spezieller ‚Kult’ dem Fernsehen erwie-
Zwecke und Ziele? Ist dieser Orden sen wird, in mehreren Klöstern existiert
auch dem ‚aggiornamento’ der nach- hingegen nur zwei- oder dreimal in der
konziliaren Reformen zum Opfer ge- Woche gemeinsames Gebet.
fallen?
Der Orden der Marianisten war der Sie haben lange in einer der größten
erste polnische Orden strikter Obser- Pilgerstätten Polens gewirkt. Es be-
vanz. Er wurde im Jahre 1673 vom Die- steht die Meinung, daß Polen ein sehr
ner Gottes, Pater Stanislaw Papczynski konservatives Land sei, was man be-
gegründet. Seine Besonderheit ist die sonders noch an den Pilgerstätten fest-
Verbreitung des Kultes der Unbefleck- stellen könne. Ist das wahr?
ten Empfängnis, das Gebet für die See- Ein sehr beunruhigendes Phänomen
len im Fegfeuer und die Propagierung ist, daß die katholische traditionelle
eines Lebens in Nüchternheit und Absti- Frömmigkeit immer mehr verschwindet
nenz. Als Apostolat widmete sich der zugunsten charismatischer Praktiken.
Orden vor allem dem Unterricht in der Dies kann man auch im Heiligtum in Li-
katholischen Wahrheit, besonders des chen beobachten. Sicher gibt es noch ein
einfachen Volkes. Fundament religiöser Energie, das be-
Mit der Zeit hingegen wurden diese weist schon die Zahl der Pilger, die jähr-
besonderen Ziele aufgegeben. Der Or- lich 1 000 000 übersteigt, darunter auch
den hat mittlerweile seinen spezifischen viele Ausländer. Trotzdem gibt es keine
Charakter verloren und ist gleichsam Möglichkeit für sie, an der traditionellen
undefiniert. Die 450 Mitglieder, die in Messe teilnehmen zu können, sogar die
verschiedene Provinzen aufgeteilt sind lateinische Sprache wird praktisch nicht
(die größte davon ist Polen mit 270 Mit- mehr benutzt. Leider gibt es für alle die-
gliedern, dann Litauen, Ukraine, se zahlreichen Pilger mit besten Absich-
5
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

ten fast niemanden mehr, der Ihnen ei- Priorat in Warschau besucht und von
ne authentische Frömmigkeit oder die diesem Augenblick an kümmerte ich
gesunde katholische Lehre verkündet. mich vorwiegend um die Vertiefung in
der Tradition. Ein sehr großes Ereignis
war für mich die Wallfahrt zu den Prie-
Wie haben Sie die Tradition und die
sterweihen nach Zaitzkofen und Ecône.
Priesterbruderschaft St. Pius X. ken-
Ein paar Tage zuvor kam ich ins Priorat,
nengelernt?
um dort die ‚Messe aller Zeiten’ zele-
Schon während meiner Studien im brieren zu lernen.
Seminar habe ich mich mit der Tradition
identifiziert, als ich fast ‚instinktiv’ mit
großem Interesse die vorkonziliare ka- Wie haben Sie die erste traditionelle
tholische Literatur gelesen und konsul- Messe empfunden, die Sie zelebriert
tiert habe. Von der Bruderschaft habe haben? Ist der Unterschied zwischen
ich zum ersten Mal 1988 anläßlich der dem Novus Ordo und der alten Messe
Bischofsweihen gehört, die uns selbst- wirklich so riesig?
verständlich in höchst negativem Licht Diese erste Messe, gleichsam eine
präsentiert worden sind. Eine tiefere zweite ‚Primiz’, habe ich am Tage des
Kenntnis über die Absichten und Ziele Beginns der Pilgerfahrt nach Ecône ge-
der Bruderschaft erhielt ich 1993 durch lesen. Es war eine außergewöhnliche
die Lektüre des Buches von Erzbischof Erfahrung: Gott im Zentrum der heili-
Lefebvre „Offener Brief an die ratlosen gen Liturgie, der Geist der Anbetung,
Katholiken“, gerade frisch ins Polnische die Gegenwart des Geheimnisses, des
übersetzt. Nicht nur ich war vollständig Sakralen, der Heiligkeit. Welch geistli-
mit seiner Diagnose über die kritische cher Schatz des Ritus, ausgedrückt in
Situation der Kirche einverstanden, den Worten, Gesten und Zeichen! Zu-
sondern auch einige meiner Mitbrüder. gleich wurde mir der kolossale Unter-
Zu Weihnachten 1997 hat die Bruder- schied bewußt zwischen der katholi-
schaft an alle Pfarreien Weihnachts- schen Messe und dem Novus Ordo mit
grüße geschickt mit einer Nummer ih- seiner Entsakralisierung und Banalität,
res Mitteilungsblattes Zawsze Wierni, seinem Verlust von Respekt und Anbe-
das ich mit einem enormen Interesse tung der realen Gegenwart unseres
verschlungen habe. Daraufhin habe ich Herrn im Allerheiligsten Sakrament, bei
begonnen, mit dem Priorat zu korre- dem sich alles auf die Kommunität, auf
spondieren, habe auch verschiedene das Volk konzentriert. Als ich an den
Bücher bestellt, die inzwischen von der Priesterweihen in Ecône und Zaitzkofen
Bruderschaft herausgegeben worden teilnahm, habe ich gemerkt, welchen
waren. Diese Bücher haben meine Au- Schatz man den Katholiken geraubt hat,
gen immer mehr geöffnet, mich den als man die Messe aller Zeiten abge-
Umfang der Krise tiefer verstehen las- schafft hat. Es war mir vorher unmög-
sen. Nach Ostern 1998 habe ich das lich gewesen mir vorzustellen, daß sich
6
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

Pater Tadeusz Kwiecien bei


der hl. Messe im
Priorat Warschau

in der Katholischen Liturgie, genannt sien. Tatsächlich sind viele junge Prie-
die Tridentinische, eine solche Schön- ster engagiert in der Taizé-Bewegung.
heit befindet, eine solche Tiefe, Majestät Das Wichtigste scheinen heute die ir-
und Reverenz. dischen Angelegenheiten zu sein. Die
Priester wollen um jeden Preis bei der
Jugend populär sein. Deshalb haben
Haben Sie während ihrer Seelsor- auch die heutigen Jugendwallfahrten
getätigkeit die Krise der Kirche bei völlig ihren religiösen Charakter verlo-
den Priestern und Gläubigen feststel- ren und sind zu einem profanen Aus-
len können? flug oder gar zu einem Rockfestival her-
In der Tat, eine schreckliche Krise abgesunken.
sucht den Priesterstand heim: Verlust Bei den Gläubigen sind die Konse-
der Identität und des priesterlichen Gei- quenzen furchtbar: eine Atmosphäre
stes aufgrund der Hinneigung zur von „wähle selber, was du glauben
‚Welt’; Krise des Gebetslebens und ihre willst“ im Angebot der Wahrheiten des
Konsequenzen: Verlust des Eifers und Glaubens und der Moral. Die meisten
des Opfergeistes. Auch stellt man eine sind nicht mehr in der Lage zu unter-
scheiden, welches der wahre Glaube
Gedankenverwirrung fest, hervorgeru-
und welches die wahre Kirche unseres
fen durch die ‚Neue Theologie’ und die
Herrn ist. All das führt zur völligen reli-
Teilnahme an neuen Bewegungen häre-
giösen Gleichgültigkeit.
tischen Ursprungs. Das führt einerseits
zum Sentimentalismus, gegründet auf
zweifelhaften oder falschen Erscheinun- Ohne Zweifel war die Entscheidung,
gen, oder zu den charismatischen Häre- Ihre Kongregation, Ihre Freunde und
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

Ihre Umgebung zu verlassen, nicht Die Kirche ist wie von ihrer göttlichen
leicht für Sie, und leicht sicher auch Quelle, der Messe aller Zeiten, abge-
nicht, sich einer neuen, fremden At- schnitten. Aber auch der Ökumenismus
mosphäre zuzugesellen. Welche Grün- und der interreligiöse Dialog vergiften
de haben Sie zu einem solch schwer- alles in der Kirche. In den Klöstern sind
wiegenden Schritt bewogen? die Folgen schrecklich: man nennt das
Sicher, die Entscheidung war nicht ‚Modernisierung des Klosterlebens’, in
leicht, sie wurde gefaßt nach langer Wirklichkeit ist es dessen völlige Ver-
Überlegung und intensivem Gebet. Vor nichtung.
allem wollte ich mein Priestertum be-
wahren, das untrennbar mit dem Altar Was können wir tun, damit mehr Prie-
und dem Opfer der Heiligen Messe ver- ster zur Tradition zurückkehren? Gibt
bunden ist. Das Lesen der neuen Messe es im Augenblick Hoffnung?
wurde mir immer mehr eine Seelen- Leider ist sich nur ein sehr kleiner
qual. Mir wurde diese – man kann sa- Teil der Priester der Krise der Kirche
gen bizarre – Liturgie, vor allem die klar bewußt. Viele rechtfertigen sich mit
Konzelebration, immer mehr zur Bela- dem Argument, daß es in der Kirche im-
stung. Auch die Situation meines Or- mer Krisen gegeben habe. Deshalb ist es
dens, der die Ideale seines eigenen wichtig, jene über die Schwere der Ka-
Gründers verraten hat und sich augen- tastrophe zu informieren, die noch gu-
blicklich im Zustand der Auflösung be- ten Willens sind. Zuerst müssen wir ih-
findet (auch wenn viele Mitbrüder der nen gute katholische Literatur zukom-
Meinung sind, daß dies heute eine völ- men lassen, besonders über die heilige
lig normale Sache sei), hat mich dazu Messe. Es wäre schon ein enormer
bewogen zu gehen. Schritt vorwärts, wenn ein Priester den
Schließlich bin ich durchdrungen Wunsch äußerte, die traditionelle Messe
von der Sehnsucht einer Wiederer- zu zelebrieren. Die Gnade Gottes wird
weckung meines Ordens auf dem soli- das Weitere vollbringen.
den Fundament der katholischen Tradi- In Polen hingegen ist es augenblick-
tion, besonders der traditionellen heili- lich sehr schwierig, überhaupt mit den
gen Messe und dem authentischen Erbe Priestern in Verbindung zu treten, da
unseres Gründers. die uns Wohlwollenden, nach dem
Frontalangriff der polnischen Bischöfe
Welche modernistische Lehre oder gegen die Bruderschaft im November
Theorie trägt Ihrer Ansicht nach am 1998, zu fürchten haben, in größte
meisten zur Zerstörung der Kirche Schwierigkeiten zu geraten, falls ihre
bei? Verbindung zu uns bekannt würde.
Die Krise der Kirche ist nach Kardi-
nal Ratzinger verbunden mit der Ab- Worin sehen Sie in diesen apokalypti-
schaffung der traditionellen Liturgie. schen Zeiten das wichtigste Apostolat
8
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

der Bruderschaft und der traditionel- heiligen katholischen Glaubens durch


len Kongregationen? den Schmutz des Modernismus.
In der klaren und kompromißlosen
Verkündigung der Wahrheiten des Könnten Sie ein letztes Wort an unse-
Glaubens, besonders jener Dogmen, re verfolgten und verachteten traditio-
von denen die Modernisten nicht mehr nellen Gläubigen richten?
reden wollen: der Himmel, die Hölle Betet, betet beharrlich für gute, heili-
und das Fegfeuer, die Erbsünde und die ge Priester, denn durch sie wird die Tra-
einzige Erlösung, die katholische Kir- dition aufleben. Im Geist des Gründers
che als einzig wahre... Wir müssen die meines Ordens: ‚Die Immaculata siegt
absolute Notwendigkeit der Bekehrung immer!’ Die Geschichte hat es oft und
predigen, wir müssen unser Leben tief oft bewiesen. Auch heute wird SIE das
in die Allerheiligste Dreifaltigkeit ver- Haupt Satans zertreten. Mit ihr und in
wurzeln durch die Teilnahme an der ihrem Herzen wollen wir die heilige
heiligen Messe und durch die Prokla- Messe aller Zeiten neu leben; und die
mation des universalen und sozialen Messe aller Zeiten wird die Kirche wie-
Königtums Christi. der neu erstehen lassen zu ihrer glorrei-
chen Pracht und Schönheit.

Sie sind Mitglied eines marianischen


Ordens. Worin besteht Ihrer Ansicht
nach die Rolle der Allerheiligsten
Jungfrau in unserer Zeit?
In Polen wurde Unsere Liebe Frau
immer als Königin verehrt, als ‚Oberbe-
fehlshaber der Armee’. In ihrem Namen
zogen die Ritter in den Kampf, um den
wahren katholischen Glauben und ihr
katholisches Vaterland zu verteidigen.
Heute müssen wir unter dem Banner
der Immaculata in den Kampf ziehen,
um den Glauben unserer Väter zu ver-
teidigen, den Glauben, den die Feinde
aus den Herzen der Gläubigen heraus-
reißen wollen durch die Verbreitung
und die Verherrlichung des Liberalis-
mus und der Religionsfreiheit. Der Kult
der Unbefleckten ist das große Heilmit-
tel gegen die Unmoral, die uns umgibt
und gegen die Verseuchung unseres
9
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 10

Aus der Priesterbruderschaft

„Höre, Tochter, sieh und neige dein Ohr“


Einkleidung und Profeß im Noviziat der Schwestern der Priesterbruderschaft
St. Pius X. in Göffingen am 17. April

„Höre, Tochter, sieh und neige dein angehäuft haben, und auch die Eh-
Ohr, vergiß Dein Volk und das Haus renstellen, die wir in dieser Welt viel-
deines Vaters, denn der König dürstet leicht gewonnen haben. Ja, selbst die
nach deiner Schönheit. Er selbst ist der Ehe, die doch ein Sakrament ist, ist nur
Herr, dein Gott.“ für dieses Leben geschlossen und mit
Mit diesen Worten des Psalm 44 be- dem Tod aufgelöst. „Im Himmelreich“,
gann Pater Gaudron seine Festtagspre- sagt der Heiland, „wird nicht geheiratet
digt während der Zeremonie der Ein- und verheiratet, alle sind wie Engel“,
kleidung und Profeß im Noviziat St. Pi- denn letztlich ist jede Seele dazu beru-
us X. in Göffingen. Zahlreich waren fen, diese bräutliche Verbindung mit
Priester, Gläubige, Verwandte und Gott einzugehen, von der die christliche
Freunde zur Ganzhingabe von vier jun- Ehe ja nur ein Abbild ist. Darin liegt die
gen Menschen gekommen. „Gott hat Größe der christlichen Ehe, daß sie Ab-
für Sie nicht einen menschlichen Bräuti- bild dieser heiligen Verbindung zwi-
gam bestimmt, denn Er selbst will Ihr schen Christus und Kirche, zwischen
Bräutigam sein“, sagte Pater Gaudron Gott und Seele ist. Aber es ist zugleich
weiter. „Und darum hat Er Sie aufge- auch ihre Schwäche, daß sie nur Abbild
fordert, alles zu verlassen, was in der ist. Die Ordensprofeß, das Gelübde der
Welt Ihnen lieb und teuer gewesen ist.
Jungfräulichkeit, dagegen ist nicht
(…) Die Welt versteht so etwas nicht,
mehr Zeichen, sondern schon Wirklich-
für uns aber ist es ein Zeichen der Le-
keit. Allein Gott zu gehören, auf alles zu
benskraft unserer Kirche. (…) Und wir
verzichten, ist im Grunde nur die Vor-
müssen Gott sehr dankbar sein, daß Er
wegnahme dessen, was die Bestim-
uns die Ordensleute schenkt, denn die-
se leisten für uns alle besondere Dien- mung eines jeden Menschen ist. An die-
ste, von denen wir heute wenigstens ses ewige Ziel erinnern uns die Ordens-
drei in besonderer Weise betrachten leute und helfen uns, nicht zu verges-
wollen: sen, wofür wir eigentlich bestimmt
sind.
Zuerst erinnern uns die Ordensleute
alle an unser letztes Ziel. Denn das, was Zweitens beten die Ordensleute für
die Ordensleute schon in diesem Leben uns. Sie führen ein Opferleben, das in
zu verwirklichen suchen, ist die letzte seiner Größe der Welt meist verborgen
ewige Bestimmung für uns alle. Wir al- bleibt. Damit erringen sie die Gnaden,
le werden einmal das zurücklassen die nötig sind, damit das Reich Gottes
müssen, was wir uns hier erworben ha- sich auf der Welt ausbreitet, denn das
ben: Reichtümer, die wir hier vielleicht Werk der Bekehrung und der Heiligung
10
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 11

Aus der Priesterbruderschaft

Die beiden Postulantinnen sprechen


ihr „Adsum“

Die Schwesterngemeinschaft und


der Klerus nach der Zeremonie

der Seelen ist ein ganz übernatürliches Das sind nur wenige Punkte, an de-
Werk. nen wir die Bedeutung des Ordensstan-
Dann, drittens, helfen die Schwe- des in etwa ermessen können. Und dar-
stern, besonders unsere Schwestern der um erfüllt uns heute eine große Freude
Priesterbruderschaft, den Priestern darüber, daß junge Menschen sich ent-
auch in sehr vielfältiger, äußerer Weise. schlossen haben, diesen Weg zu gehen,
Sie nehmen ihnen viele Arbeiten ab, sei der nicht immer leicht und einfach ist,
es in der Küche, sei es in der Wäscherei, der aber etwas sehr Beglückendes und
aber auch in der Katechese. Sie geben tief Erfüllendes ist. Wir müssen Gott
den Kindern Unterricht und besuchen dankbar sein, daß Er in unserer Zeit, die
manchmal Alte und Kranke. Durch die- so sehr in Gefahr ist, im Materialismus
se tätige Nächstenliebe wollen sie die zu versinken, die keine höheren Ideale
Liebe und den Frieden Christi in der mehr hat, noch Seelen erweckt, die all
Welt ausbreiten, denn Unser Herr hat diesen Gefahren entrinnen, diesen Ver-
uns aufgetragen, daß wir die Liebe, mit suchungen nicht erliegen, sondern trotz
der wir Ihn lieben sollen, auch unserem allem die Kraft finden, sich ganz Gott
Nächsten schenken sollen. zu weihen. (…)“
11
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 12

Aus der Priesterbruderschaft

Nach der Ansprache rief der Zele- Dieser eindrucksvollen Zeremonie


brant die Postulantinnen auf, die mit ei- der Einkleidung folgte die Profeß, die
nem freudigen „Adsum“ – „Herr, hier eigentliche Weihe, die Ganzhingabe der
bin ich“ antworteten und in den Chor- Seele an ihren göttlichen Bräutigam.
raum traten, wo ihnen das gesegnete
Nach dem Gesang der Muttergottes-
Ordensgewand und der Schleier über-
litanei und den Segnungen von Schleier,
reicht wurden: „Empfange, vielgeliebte
Ring und Kreuz kam der feierliche Au-
Tochter, dieses geweihte Gewand, damit
genblick der Ablegung der Gelübde vor
der Herr dich mit dem neuen Menschen
dem geöffneten Tabernakel. Danach
bekleide, der nach Gott geschaffen ist in
der Gerechtigkeit und der Heiligkeit der überreichte der Zelebrant den beiden
Wahrheit.“ Mit dem Ordensgewand be- neuen Profeßschwestern den schwarzen
kleidet und die Kerze, „das Zeichen Schleier, den Ring und das Kreuz. Und
übernatürlicher Erleuchtung und ent- die so reich beschenkten Seelen antwor-
flammter Liebe“ in ihren Händen hal- teten aus ganzem Herzen „Deo gratias“.
tend, beteten sie das Aufopferungsge- Auch alle Gläubigen dankten Gott für
bet, worauf sie als Novizinnen in die diese großen Gnaden und stimmten am
Gemeinschaft aufgenommen wurden Ende der Messe freudig in das „Großer
und ihre neuen Namen erhielten. Gott wir loben Dich“ ein.

Brief eines ratlosen Katholiken


an das Ordinariat
An das Sehr geehrte Damen und Herren,
Kath. Kirchensteueramt
ich habe Ihre Zahlungserinnerung
Regensburg
und die Mahnung erhalten.
Postfach 11 01 63
Ich sehe voll meine Verpflichtung
93014 Regensburg ein, als Mitglied der Kath. Kirche Kir-
chensteuer zu entrichten.
Als katholischer Christ bin ich aber
auch an mein Gewissen gebunden. Dies
Kirchensteuerrückstände besagt im Zweifelsfall, daß man Gott
Ihre Mahnung vom 10.02.1999 mehr gehorchen soll als den Menschen.
12
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 13

Verschiedenes

Ich habe die Kirchensteuer deswe- Ich werde daher solange an die Diö-
gen noch nicht entrichtet, weil sich die zese Regensburg keine Kirchensteuer
Kirche der Diözese im Rahmen der abführen, solange im Caritasverband
Schwangerenkonfliktberatung des Cari- der Diözese noch diese Praxis der
tasverbandes in das System des Tötens Schwangerenkonfliktberatung, d.h. die
ungeborener Kinder hat einbinden las- Ausstellung dieses Scheines, der zur Tö-
sen. Der Caritasverband der Diözese tung eines ungeborenen Kindes nötig
Regensburg stellt nach einer stattgefun- ist, praktiziert wird.
denen Beratung i.R. eines sogenannten Ich bemühe mich in der Zwischen-
Schwangerschaftskonflikts der betref- zeit intensiv, eine andere Möglichkeit zu
fenden Schwangeren bisher einen soge- finden, der Kath. Kirche meine Kirchen-
nannten Beratungsschein aus, der die steuer abzuführen, ohne daß ich mich
conditio sine qua non schließlich ist, daß im o.g. Sinne schuldig mache. Über das
die betreffende Frau ihr ungeborenes Ergebnis dieser meiner Bemühungen
Kind abtreiben lassen kann. Dieses Geb- werde ich Sie unterrichten.
aren des Caritasverbandes ist – in einer
Wegen der großen Bedeutung der
schwerwiegenden Sache – nicht mit
Angelegenheit bitte ich Sie, diesen Brief
meinem Gewissen vereinbar! Da der
auch an den Hwst. Herrn Bischof wei-
Caritasverband auch Zuschüsse aus
terzuleiten.
dem Finanzetat des Bistums bezieht,
würde ich mich indirekt mit meiner Kir-
chensteuer an der Finanzierung des von Hochachtungsvoll
mir als schwer schuldhaft empfundenen gez.
Verhaltens der Mitarbeiter und Mitar- (Dr. med. Dipl.-Psych. F. X. Schmid)
beiterinnen des Caritasverbandes in der
Schwangerenkonfliktberatung beteili-
gen. Der Diözese liegt ferner ein Brief (Anmerkung der Redaktion: der abge-
des Hl. Vaters vor, in dem dieser die druckte Brief ist authentisch)
deutschen Bischöfe auffordert, einen
„Schein dieser Art“ nicht mehr auszu-
stellen. Dabei bedeutet, das geht aus
dem Vortext in dem Brief des Papstes
klar hervor, der Ausdruck „Schein die-
ser Art“, daß es keine Bescheinigung
sein darf, mit der schließlich als Rechts-
wirkung eine Abtreibung herbeigeführt
werden kann. Der Hwst. Herr Bischof
verharrt in dieser Frage bisher in einer
Situation des Ungehorsams gegenüber
dem Pontifex.

13
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 14

Verschiedenes

Pfingstlertum, Ökumenismus und


Polka-Messen im Bistum Lincoln (USA)
von John Vennari

Anmerkung der Redaktion: Bischof Bruskewitz ist in Amerika einer derjenigen Bischöfe, die die
Gruppen um Ecclesia Dei fördern. Dennoch sah sich vor einiger Zeit die amerikanische Zeit-
schrift The Remnant, die diesen Gruppen nahesteht, veranlaßt, diesen Bischof zu kritisieren. Es
geht darum, daß Bischof Bruskewitz zwar einerseits Ecclesia-Dei-Gruppen fördert, andererseits
aber auch solche Gruppen, die dem katholischen Glauben schaden. Die tridentinische Messe al-
so auf einer Stufe mit anti-katholischen Kulten? Besteht hier nicht die Gefahr, die überlieferte
hl. Messe im tridentinischen Ritus als Nostalgie-Feier zu kultivieren, ohne Befolgung der Ge-
bote und Umsetzung der Glaubenslehre?
In einer Artikelreihe über „Neu- wendigkeit. Die neugegründete „Pfar-
Evangelisierung“, kürzlich erschienen rei“ wird aus Gruppen von Basisge-
im Catholic Family News („Nachrichten- meinden bestehen und durch die Hände
blatt für die katholische Familie“), war von Gemeindeleitern in regelmäßigem
zu lesen, daß Bischof Fabian Bruskewitz Kontakt mit der ursprünglichen Pfarrei
die systematische Integrierung der bleiben.“2
„Neu-Evangelisierung“ („SINE“) in sei-
nem Bistum eingeführt hat. „SINE“ er- Pater Baranowski, Mitglied der
mutigt den Ökumenismus, das Pfingst- Gruppe „Aufruf zur Aktion“, ist eifriger
lertum und christliche Basisgemeinden Befürworter der christlichen Basisge-
(„Small Christian Communities“), so meinden, die einen Teil des progressisti-
lautet das Zeugnis von Pater Kenneth schen Programms „Aufruf zur Aktion“
Boyack, das Teil des „SINE“-Pro- darstellen, eine Gruppe, die allerdings
gramms ist. Derselbe Pater Boyack emp- von Bischof Bruskewitz in seinem Bis-
fiehlt in seinem Buch „Aufbruch zur tum exkommuniziert wurde. Auf der ei-
evangelisierenden Pfarrei“ auch Bücher nen Seite exkommuniziert also Bischof
von Pater Art Baranowski über christli- Bruskewitz Mitglieder der Initiative
che Basisgemeinden1. Im Hinblick auf
„Aufruf zur Aktion“, auf der anderen
diese Basisgemeinden sagte P. Barano-
Seite erlaubt er aber, daß Modelle dieser
wski in aller Deutlichkeit: „Wir müssen
wieder als Kirche beginnen, die Kirche Initiative „Aufruf zur Aktion“, so zum
wiederentdecken, die Kirche neu grün- Beispiel christliche Basisgemeinden, zü-
den, und zwar mit unterschiedlicher gig verwirklicht werden. Die Initiative
Struktur und Leitung. Kleine Glaubens- „Aufruf zur Aktion“ kann ein wenig mit
gemeinschaften sind nun nicht mehr der Freimaurerei verglichen werden. Es
länger eine Option, sondern eine Not- kümmert sie nicht, ob man sie als solche
14
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 15

Verschiedenes

mag oder nicht, Hauptsache ist, man – er führte den Vorsitz bei einem öku-
richtet sich nach ihrem Programm. menischen Gottesdienst mit einem
Fest steht eines: Wer in Bischof Fabi- anglikanischen „Bischof“ und luthe-
an Bruskewitz einen Pfeiler traditionel- rischen Geistlichen
ler katholischer Rechtgläubigkeit er- – er nahm an einem ökumenischen
blicken will, muß sich auf eine Serie von („interfaith“) Gebetsfrühstück teil7
Enttäuschungen gefaßt machen. Ein – er predigte 1993 während eines Got-
kurzer Überblick über die Schriften, die tesdienstes der Methodistengemein-
von seinem Bistum aus verbreitet wer- de auf Wesley-Universitätsgelände
den, ergibt, daß sein Bistum Lincoln
– er veranstaltete in der Karwoche
(Nebraska) zu den Vorreitern der Neue- 1993 bei der Kathedrale seines
rungen, wie z.B. Ökumenismus, Pfingst- Bistums ein ökumenisches Essen
lertum und Polka-Messen zu rechnen („interfaith Seder supper“) mit Chri-
ist. sten und Juden8
Es geht hier nicht um eine „Verurtei- Nicht genug damit, daß Bruskewitz
lung“ von Bruskewitz. Die traditionelle diesen falschen Ökumenismus prakti-
katholische Moraltheologie verbietet ein ziert, er fordert auch die Gläubigen da-
Urteil über die moralischen Motive ei- zu auf, es ihm nachzumachen. Die Ka-
nes Menschen. Doch dieselbe Moral- tholiken seines Bistums Lincoln werden
theologie lehrt uns, daß wir die Hand- regelmäßig in protestantische Kirchen
lungen einer Person beurteilen können3. geladen, um protestantische Prediger zu
Und wenn wir die Handlungen Bruske- hören. Das Pfarrblatt von „St. Maria
witz’ auf dem Hintergrund des stets Himmelfahrt“ empfiehlt unter dem Ab-
gleichbleibenden Lehramtes betrachten, schnitt „Predigt à la carte“ den Katholi-
so erkennen wir in ihm, in vielfacher ken, Predigten in folgenden Kirchenge-
Hinsicht, nur ein beklagenswertes Pro- meinden anzuhören: St. Lukas’ Vereinte
dukt des Zeitgeistes. In ihm einen zwei- Methodistenkirche9; Christliche Kon-
ten Athanasius zu sehen4, wie dies ein gregationskirche10; Lutherische Erlö-
kurzsichtiger Priester öffentlich formu- sungskirche11; erste Christliche Kongre-
lierte, ist absurd, ist geradezu der Gipfel gationskirche12.
von unbegründetem Optimismus.
In puncto „Inkulturation“ läßt sich in
In puncto Ökumenismus – eine Pra- vielen Pfarreien des Bistums von Brus-
xis, die vom ständigen Lehramt der Kir- kewitz die „Polka-Messe“ finden, eine
che allezeit verurteilt wurde5 – ist Brus- ganz eigentümliche Neuerung. „Polka-
kewitz äußerst „up to date“. Er hat an Messen“ bestehen aus der Novus-Ordo-
einer Reihe ökumenischer Veranstaltun- Liturgie in Begleitung von der humpa,
gen teilgenommen: humpa, humpa-Musik einer Live Polka-
– er war bei der methodistischen „Bi- Band, die in der Kirche spielt. An Pfar-
schofsweihe“ von Joel Martinez zu- reien, die innerhalb von Bruskewitz’
gegen6 Territorium solche „Polka-Messen“ ab-
15
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 16

Verschiedenes

gehalten haben, lassen sich nennen: Ganz anders war da der durch und
Kirche der Unbefleckten Empfängnis13, durch rechtgläubige Bischof Dwyer aus
St. Maria und Joseph14, St. Cyrill und den USA, der im Jahre 1974 in einer ver-
Methodius15, St. Johannes16 und St. Tri- nichtenden Kritik der charismatischen
nitas17. Bewegung zu Recht davor warnte: „Wir
betrachten sie (die Bewegung) in aller
Die charismatische Bewegung, ganz
Deutlichkeit als eine der gefährlichsten
und gar protestantisch in ihrem Ur-
Trends in der Kirche unserer Zeit. Sie
sprung und in ihrer Praxis, hat im Bis-
steht in engstem Kontakt mit anderen
tum Lincoln feste Wurzeln geschlagen, (von der Kirche) abspaltenden und
ganz offensichtlich mit der Ermutigung trennenden Bewegungen, die große Ge-
von Bischof Bruskewitz. fahr für die Einheit und Schaden für
Die „Christkönigsdiener“, eine „ka- unzählige Seelen in sich bergen.“23
tholische charismatische Gebetsgrup- Doch heutzutage toleriert der „konser-
pe“ in Lincoln, organisieren regelmäßig vative“ Bruskewitz nicht nur die Cha-
charismatische Konferenzen in dieser rismatiker, sondern er überläßt ihnen
Region. Die Gruppe organisierte die ein katholisches Gymnasium (High
Kundgebung „Komm, Heiliger Geist“ School) als Übungsplatz für ihre Propa-
am 29. Oktober 1994, bei der Bruske- ganda-Aktivitäten und fördert somit
witz die Eröffnungsansprache hielt18. das Pfingstlertum bei der nichtsahnen-
1996 hielten dieselben „Christkönigs- den katholischen Jugend.
diener“ eine Konferenz ab, bei der Doch kommen wir zum Ende dieser
Ralph Martin und Peter Herbeck, die Litanei kirchlicher Verrücktheit: Wir zi-
von der eigentümlichen „Renewal Mi- tieren aus einem DCCW (katholischer
nistries“-Organisation von Ann Arbor Frauenrat)-Anzeigeblatt vom Mai 1998,
herstammen, auftraten19. das in Brusekewitz’ Bistum veröffent-
licht wurde24. Das Blatt enthielt einen
Und erst kürzlich wurde bei der St.
besonderen Hinweis des geistlichen Be-
Pius X. Schule in Lincoln am 21.3.1998
raters, Msgr. Adrian Herbeck, der fest-
eine pfingstlerische Großveranstaltung
stellte: „Wir können zwar den Wind
der charismatischen Gruppe F.I.R.E ab- nicht sehen, wohl aber die Auswirkun-
gehalten20. Mit von der Partie waren die gen des Windes. Der Heilige Geist
Charismatiker Pater John Bartolucci, wirkt in gleicher Weise. Die Heilige
Pater Michael Scanlon, Ann Shields Schrift ist voller Geschichten von Men-
und Ralph Martin. Das Lincolner schen, die die Auswirkungen des Heili-
Bistumsblatt wies auf diese Veranstal- gen Geistes „gefühlt“ haben.“ Weiter
tung empfehlend hin21; Bruskewitz war heißt es dann, daß (aufgrund der Tatsa-
dort Hauptzelebrant und Prediger. Im che, daß 1998 das Jahr des Heiligen Gei-
nachhinein lieferte dasselbe Bistums- stes gewesen ist) Msgr. Herbeck emp-
blatt eine begeisterte und feurige Re- fiehlt, „die Kinder für den Heiligen
portage über dieses Pfingstlertreffen22. Geist zu begeistern, indem man mit ih-
16
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 17

Verschiedenes

nen Dinge unternimmt, die mit dem ken-und-Hühnchen-Dinners für Sonntag, den
Wind zu tun haben, z.B. Drachen stei- 23. August 1998. Polka Messe um 10 Uhr.
gen oder Seifenblasen fliegen lassen“. 18 „Come Holy Spirit“-Flugblatt, Christkönigsdie-
ner, Lincoln, NE.
19 „What is the Spirit Saying to the Church“ Wer-
Anmerkungen beblatt, Christkönigsdiener, Lincoln, Nebras-
1 Creating Evangelizing Parishes, S. 198. Aus- ka.
führlichere Angaben zu „Christliche Basisge- 20 F.I.R.E. steht für „Glaube, Fürbitte, Reue und
meinden“ siehe „Catholicism Dissolved: The Gebet“. Es handelt sich hier um eine charis-
New Evangelization“ von John Vennari. matische Gruppe,die überall in den USA und
2 Zitiert aus HLI Newsletter, in dem vor Zwie- in der Welt pfingstlerische Massenveranstal-
tracht gewarnt wird, 10/24/97. tungen organisiert.
21 Southern Nebraska Register, 20. Februar
3 Diese traditionelle Unterscheidung findet sich
1998, S. 9, ebda. 13. März 1998, S. 9.
gewöhnlich in moraltheologischen Hand- 22 Ebda. 10. April 1998, S. 2.
büchern aus der Zeit vor dem II. Vatikanischen 23 Zitiert aus Joseph Fishers The Catholic Cult of
Konzil unter dem Abschnitt „Erste Prinzipien“. the Paraclete (Sheed and Ward, NY 1974), S.
4 Rede von Father Joseph Fessio, Christefidelis 40.
Conference, NJ, 11. Mai 1996. 24 David City Deanery Council of Catholic Wo-
men, The DCCW Inserts, Mai 1998, David Ci-
5 Als beste Verlautbarung des ständigen päpst- ty, NE:
lichen Lehramts, die den Ökumenismus verur-
teilt, siehe die Enzyklika Mortalium animos von (aus: The Remnant, 17.2.1999)
Papst Pius XI.
6 Martinez wurde 1993 zum methodistischen
„Bischof“ eingesetzt.
7 „Lincoln Bishop Looks Back on Busy First
Year“, Lincoln Journal Star, 15. Mai 1993, S.
13.
8 „Seder Supper Unites Jews, Christians for Ce-
lebration“, Lincoln Journal Star, 20. März
1993, S. 5.
9 Saint Mary’s Assumption Church Bulletin, Da-
vid City, NE, 18. Februar 1996.
10 Ebda., 9. März 1997.
11 Ebda., 15. März 1998.
12 Ebda., 29. März 1998.
13 Ebda., 6. September 1998.
14 Ebda., 26. Juli 1998.
15 Ebda., 12. Juni 1995.
16 Ebda., 3. September 1995.
17 Flugblatt der Pfarrgemeinde St. Trinitas,
Brainard, NE, mit Ankündigung ihres Schin-
17
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 18

Verschiedenes

Martin Luther – Unser gemeinsamer Lehrer


im Glauben?
Teil 2
von Dr. Heinz-Lothar Barth

Die Haltung der katholischen Bischöfe ge- Bischöfe von Martin Luther machen,
genüber Luther wenn eine große Zahl von ihnen unter
Im skizzierten Geist des Ökumenis- Anwesenheit des Apostolischen Nunti-
mus unterzeichneten im Jahre 1996 die us in Deutschland mit evangelischen
katholischen Bischöfe Nowak von Mag- Kirchenführern im Erfurter Mariendom
deburg und Wanke von Erfurt zusam- zur Gründung des dortigen Bistums ei-
men mit protestantischen Landesbi- nen Vespergottesdienst feiern, über den
schöfen aus Thüringen und Sachsen- Bischof Wanke folgendes erstaunliche
Anhalt eine Erklärung zum 450. Todes- Detail berichtet: „Im Verlauf des Gottes-
tag Martin Luthers. In ihr heißt es u.a. dienstes wurde an Glaubenszeugen der
unter Vernachlässigung einer Differen- Vergangenheit erinnert, deren Wirken
zierung, wie sie nach dem oben Darge- Thüringen geprägt hat: Winfried Bonifa-
legten notwendig erscheint: „Mit zur tius, Martin Luther, Bischof Hugo Auf-
Spaltung beigetragen haben auch die derbeck (gestorben 1981).“20 Ohne die
Tatsachen, daß Luthers Anliegen bei notwendige Unterscheidung vorzuneh-
den kirchlichen und theologischen In- men, wird St. Bonifatius, der seinen Leib
stanzen sowohl in Deutschland wie für Christus aufgeopfert hat, neben Lu-
auch in Rom kein angemessenes Ver- ther gestellt, der dem Mystischen Leib
ständnis fanden und daß die primär Christi schweren Schaden zugefügt hat!
geistlichen Anliegen Luthers immer Bischof Wanke hat sicher recht, wenn er
wieder von politischen Machtfragen den Gesamteindruck, den jene Vesper
überlagert wurden.“19 Dabei soll nicht hinterließ, in die Worte faßt: „Vermut-
behauptet werden, daß die angeführte lich wäre ein solcher Gottesdienst aus
Analyse der katholischen Bischöfe in je- dem genannten Anlaß vor einer Genera-
der Hinsicht falsch ist, aber sie berück- tion so nicht möglich gewesen.“ Aus
sichtigt eben zu wenig das abgrundtiefe Anlaß des Lutherjahres äußerte sich
Ressentiment Luthers gegenüber dem auch Bischof Paul-Werner Scheele aus
Papsttum an sich, wobei die Frage des Würzburg der Wochenzeitschrift „Welt-
Amtsinhabers nur eine untergeordnete bild“ gegenüber in einem Interview, in
Rolle spielte; dies zeigt das Beispiel Ha- dem er u. a. über den „Reformator“ be-
drians VI. ganz deutlich. hauptete: „Zugleich wird sein Bild
Was wundert es angesichts eines so durch die Spaltungen in der westlichen
hohen Bildes, das sich katholische Christenheit verdunkelt, an deren An-
18
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fang er stand, auch wenn er sie selber tig und ausschließlich auf die Gnade
nicht wollte.“21 Gottes gelegt wird und das Mitwirken
Offenbar bedarf das Lutherbild nach der Allerseligsten Jungfrau, die Bedeu-
Scheeles Ansicht einer Aufhellung. Man tung ihres „Fiat!“, aus Angst, dem „sola
fragt sich, ob dem katholischen Diöze- gratia“-Prinzip entgegenzuarbeiten,
sanbischof bestimmte Fakten aus der praktisch ausfällt. So ist es nicht ver-
Biographie des Doktors aus Wittenberg wunderlich, wenn ein weitgehender
unbekannt sind. Wenn im folgenden die Verlust der Marienverehrung beispiels-
Aufzählung dunkler Punkte in Leben weise in den geistlichen Liedern Martin
und Lehre Luthers im Vordergrund Luthers zu konstatieren ist.23
steht, so soll selbstverständlich nicht ge-
leugnet werden, daß es da auch Licht- Luther und die Heilige Schrift
volles gab. Um der historischen Gerech-
Des weiteren kann man Luther und
tigkeit willen seien daher vorab einige
den ernsthaften Mitgliedern der auf ihn
Positivposten vermerkt.
zurückgehenden Gemeinschaften eine
ehrlich gemeinte Liebe zum schriftlich
Luthers Haltung gegenüber der verfaßten Wort Gottes nicht absprechen.
Gottesmutter Leider wird die Heilige Schrift in Anleh-
Unter ihnen ist beispielsweise Lu- nung an die protestantischen Vorgaben
thers vielgelobte, streckenweise in der meist von der mündlichen Auslegung
Tat sehr einfühlsame Exegese des „Ma- durch das Lehramt isoliert, welche für
gnificat“ zu nennen, in der er sogar die das Verständnis der Offenbarung von
Sündenfreiheit der Gottesmutter be- vornherein konstitutiv war. So konnte
kennt und ihre Anrufung empfiehlt. Gotthold Ephraim Lessing, der liberale
Charakteristisch für die spätere Haltung „Aufklärer“, über das Verhältnis von
der Protestanten gegenüber der Jung- Schrift und Tradition bei Luther und sei-
frau Maria ist es, daß ein bekannter nen Anhängern zu Recht das Urteil fäl-
evangelischer Herausgeber der Ausle- len: „Die Reformation kam weniger da-
gung diese Worte Luthers in den Fußno- durch zu Stande, daß man die Bibel bes-
ten mit den Sätzen kommentiert „Dies ser zu brauchen anfing; als dadurch, daß
ist noch papistisch“ bzw. „Die Anrufung man die Tradition zu brauchen aufhör-
der heiligen Jungfrau und der Heiligen te.“24 Sicher hat Lessing als Liberaler
ist noch papistisch“!22 Freilich war Lu- und Freimaurer der Kirche sehr gescha-
ther angesichts seiner unklaren, oft ge- det und mag daher manchem Christen
nug widerspruchsvollen Haltung zu so als schlechter Zeuge erscheinen. Doch
wichtigen Fragen nicht schuldlos an ei- muß man ihm konzedieren, daß er die
ner derartigen Entwicklung. Auch in Inkonsequenz des Protestantismus und
der Magnifikat-Auslegung selbst deutet der aufklärerischen Theologie klar
sich schon eine Entleerung der Marien- durchschaute, die letztlich nichts ande-
verehrung an, indem der Akzent einsei- res tat, als daß sie protestantische Prin-
19
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 20

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zipien weiterführte. So schrieb Lessing Schöpfungen allzu deutlich vom Geist


an seinen Bruder: „Man macht uns un- der Neuerung geprägt. So bezeichnete
ter dem Vorwande, uns zu vernünftigen Heinrich Heine die berühmten Stro-
Christen zu machen, zu höchst unver- phen von „Eine feste Burg ist unser
nünftigen Philosophen. Ich weiß kein Gott“ als „die Marseiller Hymne der Re-
Ding in der Welt, an welchem sich der formation“26. Doch kann andererseits
menschliche Scharfsinn mehr gezeigt nicht bestritten werden, daß die Chri-
und geübt hätte als an ihm (dem alten stenheit durch das protestantische Lied-
Religionssystem). Flickwerk von Stüm- gut, z.B. manch herrlichen Choral, auch
pern und Halbphilosophen ist das Reli- eine Bereicherung erfuhr. Man denke
gionssystem, das man jetzt an die Stelle nur an Tersteegens „Ich bete an die
des alten setzen will, und mit mehr Ein- Macht der Liebe“, dem heute noch u.a.
fluß auf Vernunft und Philosophie, als die berechtigte Ehre zukommt, fester
sich das alte anmaßte. Und doch ver- Bestandteil des „Großen Zapfen-
denkst Du es mir, daß ich das alte ver- streichs“ der Bundeswehr zu sein - was
teidige? - Ich bin von solchen schalen vielen Freigeistern verständlicherweise
Köpfen auch sehr überzeugt, daß, wenn gar nicht gefällt! Leider wurde der un-
man sie aufkommen läßt, sie mit der bestreitbare Gewinn, den manche refor-
Zeit mehr tyrannisieren werden, als die matorischen Kompositionen der Chri-
Orthodoxen jemals getan haben.“ Der stenheit brachten, letztlich mit einem
große katholische Dichter und Gelehrte hohem, einem zu hohen Preis erkauft,
Joseph von Eichendorff zitierte in seiner nämlich mit dem völligen Verzicht auf
auch heute noch höchst lesenswerten den wunderbaren, den Geist der lateini-
„Geschichte der poetischen Literatur schen Antike und des lateinischen Mit-
Deutschlands“ dieses Bekenntnis Les- telalters atmenden Gregorianischen
sings, um dem gelehrten Dichter und Choral - ein ungeheurer Verlust, der
Philosophen gerade auch in christlichen nun nach dem II. Vatikanum weitestge-
Kreisen Gerechtigkeit widerfahren zu hend auch in der Katholischen Kirche
lassen. Eichendorff belegte wiederum als logische Konsequenz ihrer ökumeni-
mit einem Originalzitat, daß Lessing lei- stischen Aktivitäten eingetreten ist.
der ebensowenig zum „alten Religions-
system“ wie zum neuen fand, weil ihm
Luthers Sprachgewalt
die wesentliche Grundlage des christli-
chen Glaubens, die Inspiration der Schließlich sei der Gewalt Luther-
Evangelien, nicht zugänglich war.25 scher Zunge gedacht. Vor allem seine
Bibelübersetzung hat nicht wenig zur
Prägung und Normierung der Sprache
Luther und das Kirchenlied unseres deutschen Vaterlandes beige-
Ferner wollen wir Luthers Verdien- tragen, wenn auch die neuere For-
ste um das Kirchenlied nicht übersehen. schung Tendenzen zur Vereinheitli-
Sicherlich sind manche der damaligen chung schon für die Zeit vor dem Re-
20
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 21

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formator ansetzt.27 So läßt es sich luthe-


rischen Pastoren kaum verübeln, wenn
sie auch heute noch statt der eher blas-
sen Einheitsübersetzung in ihren Got-
tesdiensten - trotz entgegenlautender
ökumenischer Vereinbarungen - lieber
Luthers kraftvolle Übertragung ver-
wenden. Freilich kann man ein solches
Lob für die deutsche Bibelfassung nicht
aussprechen, ohne zugleich zu beden-
ken, welche ideologisch motivierten
Abweichungen von der Tradition sie
enthält. Man denke nur an die berühm-
te Wiedergabe von „kecharitoméne“ in
der Verkündigungsszene nach Luk 1,28
mit „Holdselige“! Ja, nach eigenem Be-
kunden hätte Luther am liebsten sogar
den noch stärker verflachenden Aus-
druck „du liebe Maria“ gewählt.28 Bei
diesen Fassungen handelt es sich so-
wohl vom philologischen als auch vom
theologischen Standpunkt aus um eine Titelbild zur Bibelübersetzung Luthers in der
arge Verkürzung der originalen Anrede Ausgabe von 1541
des Engels an die Jungfrau aus Naza-
reth. Eine adäquate deutsche Version messene Anrede an die Gottesmutter
müßte mindestens etwa heißen „du Be- im Deutschen finden, so müßte man
gnadete“ (so Hamp-Stenzel-Kürzin- berücksichtigen, daß im Lukasevangeli-
ger). Diese Wiedergabe würde äußer- um jedenfalls nicht nur eine einzelne,
lich gesehen dem griechischen Wortlaut spezielle Gabe Gottes gemeint, sondern
gut gerecht. Doch bezeichnet man heu- die höchste Gnade, die einem Men-
te auch einen treffsicheren Fußballstar schen überhaupt je hat zuteil werden
oder einen virtuosen Pianisten als „be- können, die in sich die Fülle aller Gna-
gnadet“. Die protestantische „Elberfel- den einschließt. Insofern ist die Version
der Bibel“ (revidierte Fassung von des hl. Hieronymus in der Vulgata
1985) verspürte wohl jenen Mangel und „gratia plena“ theologisch durchaus
empfahl: „Begnadigte“. Diese deutsche nicht verfehlt. Die Forschung hat be-
Vokabel ist aber im modernen Sprach- wiesen, daß auch sprachlich keine
gebrauch fest verbunden mit dem Gna- Überschreitung des vom Urtext gesetz-
denerweis z.B. eines Staatsoberhauptes ten Rahmens vorliegt.29 Für die deut-
gegenüber einem verurteilten Delin- sche Wiedergabe würde ich mich der al-
quenten. Will man eine wirklich ange- ten Stuttgarter Kepplerbibel (übersetzt
21
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 22

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von P. Ketter) anschließen, die die Mög- gen31 und geheiligt wurde.32 Im An-
lichkeit unserer Sprache ausnützt, wie schluß an seine Auferstehung streifte
im griechischen Original mit nur einem, Christus nach Luther die Menschheit
wenn auch zusammengesetzten Wort wie einen übergestülpten Sack oder wie
auszukommen: „Gnadenvolle“. eine Larve wieder ab und nahm sie
nicht mit in die himmlische Herrlichkeit
auf. Daher kann es auch keine Gegen-
Luthers Kampf gegen Messe und
wärtigsetzung des verklärten Leibes
Priestertum
Christi in der Eucharistie geben, son-
Um nun zur negativen Seite im Wir- dern nur eine Anwesenheit der zweiten
ken Martin Luthers zu kommen, so ist göttlichen Person im Augenblick des
nicht zu übersehen, daß im ökumeni- Empfangs des Abendmahles.33
schen Dialog aus Gründen eines Aber nicht nur Luthers Lehre von
falschen, der Wahrheit abholden Irenis- der Messe, sondern schon seine Theolo-
mus die mannigfachen und radikalen gie des Kreuzesopfers, das ja in ihr ge-
Angriffe des Reformators auf die über- genwärtig gesetzt wird, war nicht ein-
lieferte christliche Lehre kaum noch wandfrei. Nach seiner falschen Soterio-
beim Namen genannt werden. Schon logie (Lehre vom Heil) konnte Jesus als
von daher müssen sie hier einmal ganz Mensch weder in seinem Erdenleben
deutlich akzentuiert werden. noch in seinem Kreuzestod den Vater
Vor allem darf man nicht übersehen, verherrlichen und für die Menschen
daß jene Attacken die neue Theologie Sühne leisten. Denn nach Lutherscher
des 16. Jahrhunderts wesentlich präg- Lehre vermag der Mensch grundsätz-
ten, was zwangsläufig zum Bruch mit lich aufgrund der völligen Verderbtheit
der Katholischen Kirche führen mußte. seiner Natur überhaupt nichts Ver-
So waren, wie neuere Untersuchungen dienstvolles zu vollbringen. In Christi
von Theobald Beer gezeigt haben30, Lu- Fall hätte seine Gottheit ja an sich seine
thers theologische Grundansätze in der Menschheit veredeln können. Aber Lu-
Trinitätslehre, Christologie und Anthro- ther lehnte nun einmal die hypostati-
pologie so weit von der katholischen sche Union im überlieferten Sinn ab.
Wahrheit entfernt, daß eine Verständi- Da Christi Leib nun nicht durch sei-
gung gar nicht gelingen konnte. Der Re- ne Gottheit geheiligt wurde, kann auch
formator kannte beispielsweise keine von einer heiligenden Eingliederung
echte, der katholisch-apostolischen Leh- des Leibes der Kirche in Christi Leib
re entsprechende hypostatische Union keine Rede sein, die Kirche bleibt ein
von Gottheit und Menschheit in der „äußerer Leib“. Charles Kardinal Jour-
Fleisch gewordenen zweiten göttlichen net, dessen bedeutendes katholisches
Person: Die menschliche Natur war le- Werk insgesamt einer Wiederent-
diglich „hinzugegeben“ („additus“) deckung harrt, hatte schon nachgewie-
worden, so daß auch Jesu Menschheit sen, daß Luther selbst in seinen frühe-
nicht durch seine Gottheit durchdrun- ren Zeiten, als er noch einen partiellen
22
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 23

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Zugang zum Begriff der Kirche als des sammenhang mit dem Kampf um das
Mystischen Leibes Christi fand, dessen Meßopfer vorgebracht wird.“36
Konzeption mit Irrtümern durchsetzt
hatte.34 Von vornherein lehnte er die
Luthers Ablehnung des Mönchtums
hierarchische Gliederung des Corpus
mysticum ab, so wie sie die Katholische Ebensowenig Verständnis brachte
Kirche verkündet, und brachte auch - der Doktor aus Wittenberg für eine wei-
trotz entgegenlautender Bibelstellen wie tere zentrale Institution der Katholi-
Kol. 1,24 und 2 Tim 2,10 - kein Verständ- schen Kirche, nämlich das Mönchtum,
nis für die verdienstvollen Akte der ein- auf, das mit dem ihm verhaßten Zölibat
zelnen Glieder auf, die sich auf den verknüpft ist. Er unterstellte dem mona-
ganzen Leib auswirken. Wer nicht mehr stischen Leben eine Herkunft aus der
gemäß dem altchristlichen Dogma das Häresie und behauptete, es sei „dem
Fortleben Christi in seinem Mystischen christlichen Glauben gefährlich und
Leib, der Kirche, versteht, der findet dem christlichen Leben ärgerlich“37. Da-
auch keinen Zugang zu deren Anteil am mit griff er eine Einrichtung an, die über
Erlösungswirken ihres Hauptes. Dieser das Abendland in Glaube, Kultur und
Irrtum sowie, bedingt durch eine einsei- Zivilisation unendlichen Segen gebracht
tige Gnaden- und Rechtfertigungslehre, hatte. Selbst der Koran, der sonst voll
die Verurteilung jedes heilswirksamen von heute meist verschwiegenen An-
Opfers als „Werkgerechtigkeit“ ver- griffen auf die christliche Lehre ist38,
sperrten dem Doktor aus Wittenberg ließ, jedenfalls zeitweilig, Priestertum
dann das Verständnis für die heilige und Ordensleben mehr Gerechtigkeit
Messe als einem Opfer der Kirche, das widerfahren. So lesen wir in Sure 5,82:
vornehmlich durch den Weihepriester „Und du wirst sicher finden, daß dieje-
dargebracht wird.35 nigen, die den Gläubigen (d.h. den Mus-
Konsequenterweise bekämpfte Lu- limen, H-L B) in Liebe am nächsten ste-
ther zusammen mit der katholischen hen, die sind, welche sagen: ‘Wir sind
Messe auch das Amtspriestertum. Denn Nasara (d.h. Christen)’. Dies deshalb,
in der Tat hängen die beiden Bestandtei- weil es unter ihnen Priester und Mön-
le der katholischen Religion aufs engste che gibt, und weil sie nicht hochmütig
miteinander zusammen. Der evangeli- sind.“39
sche Theologe Carl Fr. Wislöff erkannte Durch seine Geringschätzung des
die wesenhafte Verbindung, die zwi- monastischen Lebens nahm Luther der
schen ihnen auch in der Sicht Luthers Frau ein wichtiges Betätigungsfeld zum
besteht: „Nun baut die Auseinanderset- Wirken außerhalb von Ehe und Familie.
zung mit dem katholischen Priestertum Er beraubte sie nicht nur der Möglich-
bekanntlich auf Luthers Lehre vom all- keit zur radikalen Ganzhingabe an Gott,
gemeinen Priestertum auf. Aber es ist sondern damit auch des Zugangs zu Bil-
nicht immer genügend beachtet wor- dung und Einfluß, der ihr im Mittelalter
den, daß diese Lehre besonders im Zu- gegeben war, ja in Einzelfällen sogar der
23
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 24

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politischen Macht. Man vergesse nicht, ne mit der Evangelischen Kirche, in: Ökumene
daß, um nur ein Beispiel zu nennen, die wohin? 23
Äbtissin des reichsfreien Klosters Her- 21 Weltbild 2/1996 vom 5. Januar, 12
ford Landesherrin und Mitglied des Im- 22 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften, hg. von
merwährenden Reichstags in Regens- Dr. Joh. Georg Walch, Nachdr. der 2. Aufl., Bd.
burg war und damit natürlich Vorge- 7, Groß Oesingen 1987, 1408 und 1410.
setztenfunktion auch gegenüber den ihr 23 Hierauf wies Michael Kreuzer in einem Aufsatz
untergebenen Männern wahrnahm, al- hin: Maria in den geistlichen Liedern Martin Lu-
so sogar gegenüber dem Klerus, soweit thers und in Michael Vehes „New Gesang-
nicht dessen geistliche Verpflichtungen büchlin Geystlicher Lieder“ von 1537, Forum
dem entgegenstanden!40 Diese Möglich- Katholische Theologie 13/1997, 23; in Anm. 26
auf S. 21 ist reichlich Literatur zu Luthers Hal-
keit zu einer gottgewollten und gotter-
tung gegenüber der Gottesmutter zusammen-
gebenen Entfaltung eigener Talente in
getragen.
einem Leben als Ordensfrau nahm Lu-
24 Werke, hg. von K.Eibl, H.Göbel u.a., Bd. 8,
ther dem weiblichen Geschlecht, was
München 1979, 148.
heute m.E. viel zu wenig bei der Würdi-
25 Joseph von Eichendorff, Werke, Bd. III, Schrif-
gung seines Wirkens beachtet wird.41
ten zur Literatur, Winkler Verlag München
Außerdem trug er die Verantwortung 1976, 713-715. Zuvor hatte Eichendorff in sei-
dafür, daß im Protestantismus den ner „Geschichte der neueren romantischen
Frauen ihr erhabenstes Vorbild, die Poesie in Deutschland“ den Abschnitt über
jungfräuliche Gottesmutter, entrissen Lessing schon einmal in derselben Form vor-
wurde. Denn er selbst schränkte schon gelegt (a.O. 16-19).
die Marienverehrung zumindest erheb- 26 Zur Geschichte der Religion und Philosophie
lich ein; seine Nachfolger besorgten in Deutschland, hg. von Jürgen Ferner, Stutt-
dann den Rest. Dadurch konnte vor gart (Reclam) 1997, 44. Bei allem Lob, das
dem Auge des Mannes auch nicht mehr Heine für Luthers Einführung der „Denkfrei-
die hohe Würde der Frau in dem Maße heit“, wie er sich ausdrückt (a.O. 40), und sei-
erstrahlen, wie es in den vorangegange- ne Leistungen auf dem Gebiet der deutschen
nen Jahrhunderten verbreitet gewesen Sprache und des deutschen Kirchenliedes
war. Man denke nur an den Zusam- fand, zögerte der Dichter nicht, über ihn zu
menhang zwischen der Marienvereh- schreiben: „In seinen Streitschriften hingegen
überläßt er sich einer plebejischen Rohheit,
rung und der mittelalterlichen Minne-
die oft ebenso widerwärtig wie grandios ist“
dichtung!42
(a.O. 43). Im übrigen ist Heines besagte Schrift
aus dem Geist eines Hasses gegen die au-
(Fortsetzung folgt) thentische christliche Religion geschrieben,
der sich mit Ironie, aber gelegentlich auch mit
Anmerkungen geheimer Bewunderung paart. Jene merkwür-
dige Form von Antipathie spiegelt sich z.B. in
19 Text nach Deutsche Tagespost vom 20.2.1996, folgenden nachgerade erschütternden Sätzen
4. wider: „Hört ihr das Glöckchen klingeln? Kniet
20 Joachim Wanke, Erwartungen an die Ökume- nieder - Man bringt die Sakramente einem
24
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 25

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sterbenden Gott“ (a.O. 90). Geistiger Hinter- geradezu erregend. Der Einfluß des Neuplato-
grund von Heines Angriffen auf die Katholische nismus, der pseudohermetischen Literatur und
Kirche und seiner Vorliebe für ein panthei- der Gnosis, den Sie bei Luther aufweisen, läßt
stisch-atheistisches Weltbild war die Befangen- seine Polemik gegen die griechische Philoso-
heit seines Denkens und Empfindens in den phie und gegen die Scholastik in einem ganz
Kategorien ausschließlich des Diesseits. anderen Licht erscheinen. Neu und wichtig ist
27 So vor allem die bahnbrechenden Untersu- auch, wie Sie die Differenz bis in den Kernbe-
chungen des Bonner Germanisten Werner reich von Christologie und Trinitätslehre verfol-
Besch, siehe Hans Eggers, Deutsche Sprach- gen.“ Vgl. auch Beers kleinere Arbeiten, die die
geschichte Bd. 2: Das Frühneuhochdeutsche wesentlichen, auf intensivem Quellenstudium
und das Neuhochdeutsche, Reinbek bei Ham- (einschließlich der Randbemerkungen zu Tex-
burg 1992, 171 ff. ten, der Predigtschriften, Vorlesungen und vor
28 Sendbrief vom Dolmetschen (1530), Zitat allem der Tischreden) beruhenden Thesen
nach: Hutten - Müntzer - Luther, Werke in zwei noch einmal aus anderer Perspektive beleuch-
Bänden, 2. Bd. Luther, Bibliothek Deutscher ten: „Luthers Theologie-eine Autobiographie“,
Klassiker, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 3. Heft1/1995 der Heftreihe der Gustav-Siewerth-
Aufl. 1978, 271. Akademie (vgl. die zustimmende Rezension
29 Das betonte Friedrich Stummer, Beiträge zur von Richard Niedermeier in: Forum
Exegese der Vulgata, Zeitschrift für die Altte- Kathol.Theol. 11,3/1995, 231 f.), „Luthers Ein-
stamentliche Wissenschaft 62 (N.F.21)/1950, fluß auf die Exegese Bultmanns“, Weilheim-
161-167. Christine Mohrmann übernahm Bierbronnen 1995, „Anfang der Theologie Lu-
Stummers Ergebnis im wesentlichen, brachte thers“, 1. Aufl. Weilheim-Bierbronnen 1997
aber noch eine Korrektur an (Ave gratificata, in: (Sonderdruck 1998) sowie jüngst die von
Études sur le latin des chrétiens, 1. Bd., 2. Theobald Beer und Alma von Stockhausen
Aufl., Rom 1961, 189-194). Danach führten herausgegebenen „Erklärungen Martin Luthers
vermutlich weniger formal-ästhetische Gründe zum Brief des hl. Paulus an die Galater“ (Weil-
der Euphonie zur Übernahme der Wortfolge heim-Bierbronnen 1998). Ich danke H.H. Präla-
„gratia plena“. Vielmehr war vor allem das al- ten Dr. Beer herzlich für das Geschenk des zu-
ternative Wort „gratificata“, das, passivisch ver- letzt genannten Buches.
standen, in der Vetus Latina als Pendant zu ke- 31 Wenn man von „durchdrungen“ spricht, soll
charitoméne belegt ist, semantisch an sich dies natürlich nicht heißen, daß die beiden Na-
schon durch den aktiven Gebrauch im Sinne turen Jesu miteinander „vermischt“ wären. Das
von „(eine Frau,) die eine Gefälligkeit erwiesen würde dem Dogma des Konzils von Chalkedon
hat“ (vom Deponens „gratificor“) besetzt. Da- (451) zuwiderlaufen. Dieselbe Kirchenver-
her konnte es in der neuen Verwendung kaum sammlung definierte aber auch, daß göttliche
Fuß fassen. und menschliche Natur im Herrn „ungetrennt
30 Siehe vor allem sein Opus maximum „Der fröh- und unteilbar“ vorhanden sind („asynchytos,
liche Wechsel und Streit - Grundzüge der atreptos, adihairetos, achoristos“ - „unver-
Theologie Martin Luthers“, Einsiedeln 1980, mischt, unveränderlich, ungetrennt und unteil-
563 S. Kardinal Ratzinger urteilte in einem bar“, so lauten die vier Adverbien, mit denen
Brief an den Verfasser, der auf dem hinteren das Verhältnis der beiden Naturen zueineinan-
Einbandtext abgedruckt ist, über die Bedeu- der in der Person des Gottmenschen charakte-
tung dieses Werkes so: „Ihren Beitrag finde ich risiert werden, DH 302).
25
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 26

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32 Zur falschen Christologie und zu ihrer Folge Jahrhunderte Katholisches Herford, Schriften
für Luthers Kirchenbegriff siehe Theobald aus der Gemeinde St. Johannes Baptist,
Beer, Bemerkungen zur Frage der Interpretati- 1/Herford 1990. Cohausz erwähnt auf S. 9 f.
on der Confessio Augustana, Anhang zu: Er- auch die (meist früh-) mittelalterlichen Doppel-
klärungen Martin Luthers zum Brief des hl. klosteranlagen, an deren Spitze eine Äbtissin
Paulus an die Galater (s. vorige Anm.), 370- stand. Berühmte Namen sind in England
373. St. Ebba von Coldingham, St. Etheldreda von
33 Klaus Gamber, Alter und neuer Meßritus, Re- Ely und St. Hilda von Whitby. Zur Problematik,
gensburg 1983, 28 f. (im Anschluß an Theo- die mit der Organisation der Doppelklöster
bald Beers „Der fröhliche Wechsel und Streit“). verbunden ist, siehe Lexikon des Mittelatler,
3/1986, 1257-1259, s.v. Doppelkloster. Aus
34 Kapitel „L’altération de la doctrine du corps
leicht einsehbaren Gründen gewannen derar-
mystique chez Luther“, in: L’ Église du Verbe
tige Einrichtungen in der Kirche allerdings auf
Incarné, Paris 1951, II 340-357.
Dauer keinen Modellcharakter.
35 Vor allem die beiden genannten Grundfehler
41 Welche Bedeutung der Frau im allgemeinen
hat Hans Bernhard Meyer SJ zu Recht als die
und speziell auch der Ordensfrau im Mittelalter
Ursache für Luthers fehlerhafte Auffassung zukam, stellt aus katholischer, nicht vom so-
vom Meßopfer diagnostiziert (Luther und die zialistischen Feminismus pervertierter Sicht
Messe, Paderborn 1965, 157 und 165). die französische Gelehrte Régine Pernoud im-
36 Abendmahl und Messe. Die Kritik Luthers am mer wieder in ihren Werken dar (siehe z.B.
Meßopfer, Berlin - Hamburg 1969, 68. „Die Heiligen im Mittelalter – Frauen und Män-
37 Von den Conciliis und Kirchen (1539), WA 50, ner, die ein Jahrtausend prägten“, Bergisch-
608, 2 f. Gladbach 1991). Wertvoll für die Beschäfti-
38 Siehe Verf., Christus und Mohammed. Eine gung mit prägenden christlichen Frauengestal-
Auseinandersetzung mit dem Islam aus christ- ten ist auch das vor kurzem erschienene Buch
licher Sicht, Teil I, 2. Aufl., Stuttgart 1999 (zur von Gisbert Kranz, Zwölf Frauen, St. Ottilien
islamischen Dogmatik); Verf., Der Islam, in: 1998.
Studentenbewegung St. Thomas von Aquin, 42 „Im religiösen Bereich artikuliert sich im 11./12.
Das christliche Abendland und die fremden Jh. eine Emotionalisierung und Individualisie-
Religionen – Vorträge der Theologischen rung der Beziehung des Menschen zu Gott
Sommerakademie in Schönenberg 1996, (Brautmystik; Marienverehrung…), deren Er-
Stuttgart 1998, 90-128 (zur islamischen Dog- fahrungsbeschreibungen zum Vorlauf der dt.
matik und Ethik). Minnedichtung gehören“ (Lexikon des Mittelal-
39 Übersetzung von R. Paret. An anderen Stellen ters 6/1993, 640, s.v. Minne). Horst Wenzel
äußerte sich Mohammed freilich weniger hat in seiner Untersuchung „Frauendienst und
freundlich über die Mönche, z.B. in Sure 9,31; Gottesdienst – Studien zur Minne-Ideologie“
(Berlin 1974) aufgezeigt, in welchem Maße je-
34. Diese und weitere Stellen sind aufgeführt
denfalls größere Teile der Minnedichtung von
in: Der Koran. Arabisch-Deutsch. Übersetzung
christlichem Gedankengut geprägt waren, da-
und wissenschaftlicher Kommentag von Adel
bei aber erstaunlicherweise den Einfluß der
Theodor Khoury, Bd. 6, Gütersloh 1995, 151.
Marienverehrung auf die Haltung der Frau
40 Hermann Stell, Die katholische Kirche in Her- vernachlässigt.
ford – Ihre Geschichte seit der Reformation,
Herford 1988, 10-19; Alfred Cohausz, Sieben
26
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 27

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Vor 100 Jahren:


Die Weihe der Welt an das heiligste Herz Jesu
Enzyklika „Annum sacrum“ von Papst Leo XIII. aus dem Jahre 1899

Vor kurzem haben Wir, wie ihr wißt, stus, unser Erlöser, sie mit Wohlgefallen
nach Sitte und Brauch Unserer Vorgän- entgegennehmen werde.
ger das heilige Jubeljahr, das demnächst Übrigens ist das Vorhaben, von dem
in dieser Stadt gefeiert werden soll, Wir sprechen, nicht erst eine Anregung
durch ein Apostolisches Schreiben an- der jüngsten Zeit. Schon vor ungefähr
gekündigt. Heute wollen Wir, gleich- fünfundzwanzig Jahren – als die zweite
sam als hoffnungsvolles Unterpfand für Zentenarfeier bevorstand zur Erinne-
den gesegneten Verlauf dieser Feier, ein rung an den Auftrag, den Gott der seli-
anderes vorzügliches Werk anregen gen Margareta Maria Alacoque erteilte
und Euch empfehlen, von dem Wir mit bezüglich der Verbreitung der Herz Je-
gutem Grunde herrliche und dauerhaf- su-Andacht – damals schon gelangten
te Früchte erhoffen, in erster Linie für von überallher zahlreiche Bittschriften
die ganze Christenheit, dann aber auch an Pius IX., die das Gesuch zur Welt-
für die gesamte Menschheit, falls nur weihe an das heiligste Herz Jesu stell-
alle mit Überzeugung, Einmütigkeit ten. Man beschloß damals, den Be-
und Begeisterung sich daran beteiligen. schluß aufzuschieben, um ihn noch reif-
Schon öfters waren Wir bemüht, jene licher zu überlegen. Unterdessen wur-
wertvolle Andacht, die in der Vereh- de den Staaten, die darum nachsuchten,
rung des heiligsten Herzens Jesu be- die Erlaubnis erteilt, die Weihe für sich
steht, nachdrücklich in Schutz zu neh- vorzunehmen; und es wurde dafür eine
men und in helleres Licht zu rücken. eigene Weiheformel vorgeschrieben. Da
Wir folgten hierin dem Beispiel Unserer inzwischen neue Beweggründe dazu-
Vorgänger, Innozenz XII., Benedikt gekommen sind, halten Wir nun den
XIII., Klemens XIII., Pius VI., Pius VII. Augenblick für günstig, dieses Vorha-
und Pius IX. Insbesondere haben Wir ben auszuführen.
dies getan durch Unser Dekret vom 28. Fürwahr, dieser umfassende und
Juni 1889, wodurch Wir das Herz Jesu- höchste Beweis der Verehrung und
Fest zu einem Fest ersten Ranges erho- Hingabe gebührt Jesus Christus im
ben. Jetzt aber steht Uns eine noch vollsten Maße, weil er der höchste
großartigere Huldigung vor Augen, die Herrscher und Herr ist. Denn seine
gleichsam die Vollendung und Krö- Herrschaft erstreckt sich nicht nur auf
nung aller Ehrungen bilden soll, die die katholischen Völker oder auf jene,
dem heiligsten Herzen erwiesen wer- die durch die Taufe von Rechts wegen
den; und Wir hoffen, daß Jesus Chri- der Kirche angehören, mögen auch irri-
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 28

Verschiedenes

ge Anschauungen sie fernhalten oder


Uneinigkeit sie von der Liebesgemein-
schaft scheiden; sie dehnt sich vielmehr
auch über alle jene aus, die den christli-
chen Glauben nicht besitzen. Somit un-
tersteht im vollsten Sinne die ganze
Menschheit der Macht Jesu Christi. Er
ist ja der Eingeborene des Vaters und
gleicher Natur wie dieser, der Abglanz
seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines
Wesens (Hebr. I 3). Darum muß er alles
mit dem Vater gemeinsam haben, folg-
lich auch die oberste Herrschaft über
die ganze Schöpfung. Deshalb sagt
auch der Sohn Gottes von sich selbst
durch den Mund des Propheten: Ich
aber bin von ihm zum König gesetzt über
Sion, seinen heiligen Berg … Der Herr hat
zu mir gesagt: Du bist mein Sohn, heute ha-
be ich dich gezeugt. Begehr’ es von mir, so
will ich dir die Völker zum Erbe geben und
zum Eigentum die äußersten Grenzen der
Erde (Ps. II 6-8). Mit diesen Worten er-
klärt er, daß er von Gott die Herrschaft
nicht nur über die ganze Kirche, die mit
dem Berg Sion gemeint ist, erhalten hat,
sondern auch über den übrigen Erd-
kreis, soweit dessen Grenzen reichen. Herz-Jesu Statue in Zaitzkofen
Die Grundlage aber, auf die sich die- nem Reiche gesagt hat, nicht durch den
se Gewalt stützt, ist hinlänglich mit den Mund der Apostel und Propheten, son-
Worten bezeichnet: Du bist mein Sohn, dern mit seinen eigenen Worten. Als
heute habe ich dich gezeugt. Denn gerade ihn nämlich der römische Landpfleger
weil er der Sohn des Königs aller Dinge fragte: Du bist also ein König?, antworte-
ist, ist er auch der Erbe seiner Macht; te er ohne Zögern: Ja, ich bin ein König
darum heißt es weiter: Ich will dir die (Joh. XVIII 37). Noch deutlicher wird
Völker zum Erbe geben. Ähnlich drückt die Größe dieser Gewalt und die Uner-
sich auch der Apostel aus: Ihn hat er zum meßlichkeit seines Reiches aus den
Erben des Weltalls eingesetzt (Hebr. I 2). Worten, die er zu den Aposteln sprach:
Ganz besonders ist aber zu beach- Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und
ten, was Jesus Christus selbst von sei- auf Erden (Matth. XVIII 18).
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 29

Verschiedenes

Wenn Christus alle Gewalt empfan- Wie können aber auch die Ungläubi-
gen hat, so ergibt sich notwendigerwei- gen der Gewalt und Herrschaft Christi
se daraus, daß seine Herrschaft die unterstehen? Der heilige Thomas hat
höchste ist, daß sie unbedingt und der dies eingehend begründet. Bei Behand-
Willkür keines anderen unterworfen ist, lung der Richtergewalt Christi stellt er
so daß nichts ihr gleichkommen oder die Frage, ob sich diese auf alle Men-
ähnlich sein kann; da ihm ferner diese schen erstrecke; zunächst antwortet er,
Macht im Himmel und auf Erden gege- die Richtergewalt sei ein Ausfluß der
ben ist, so müssen Himmel und Erde ihr königlichen Gewalt, und folgert so-
unterworfen sein. dann: „Alles ist somit Christus unter-
Christus hat dieses einzigartige und worfen von Rechts wegen, wenn ihm
auch bezüglich der Ausübung dieses
ihm allein zustehende Recht auch
Rechtes noch nicht alles unterworfen
tatsächlich ausgeübt, als er nämlich den
ist“2. Denn Christus übt seine Herr-
Aposteln den Befehl gab, seine Lehre
schergewalt über die Menschen aus
überall zu verkünden, die Menschen
durch die Wahrheit, durch die Gerech-
durch die Taufe seiner Kirche einzuver-
tigkeit und insbesondere durch die Lie-
leiben und ihnen Gesetze aufzuerlegen,
be.
die niemand ohne Gefährdung seines
ewigen Heiles zurückweisen kann. Nun aber läßt Christus in seiner Gü-
te zu dem eben erwähnten doppelten
Damit ist noch nicht alles gesagt.
Titel seiner Gewalt und Herrschaft,
Christus besitzt nicht nur ein angebore-
wenn wir es wollen, unsere spontane
nes Herrschaftsrecht als Sohn Gottes,
Hingabe als neuen Rechtstitel hinzutre-
sondern zudem noch ein erworbenes.
ten. Allerdings ist Jesus Christus, unser
Er hat uns ja aus der Gewalt der Finsternis Gott und Erlöser, unendlich reich, weil
gerettet (Kol. I 13) und sich selbst hingege- ihm der unbeschränkte Besitz aller Din-
ben als Lösegeld für alle (I Tim. II 6). Dar- ge im höchsten Maße zukommt; wir
um bilden nicht nur die Katholiken und hingegen sind dermaßen bedürftig und
überhaupt alle christlich Getauften, arm, daß wir nichts zu eigen besitzen,
sondern alle Menschen, die einzelnen was wir ihm schenken könnten. In sei-
wie die Gesamtheit, sein erworbenes Volk ner unendlichen Liebe und Güte ver-
(I Petr. II 9). Treffend formuliert der hei- schmäht er es indes nicht, daß wir ihm
lige Augustinus diese Wahrheit, wenn das, was ihm schon gehört, so schenken
er schreibt: „Ihr fragt, was er gekauft? und zu eigen geben, als ob es unser
Sehet zu, wieviel er gegeben, und ihr rechtmäßiger Besitz wäre. Nicht nur
werdet finden, was er gekauft. Das Blut verschmäht er es keineswegs, sondern
Christi ist der Preis! Was kann denn ei- wünscht es und bittet sogar darum:
nen so hohen Preis erfordern? Was an-
deres, als die ganze Welt; was anderes, 1 Augustinus, Tract. CXX in Joann. PL 35, 1953.
als alle Völker? Für das Weltall hat er al- 2 Thomas von Aquin, Sum. theol. III q. 59 art. 4 ad
les gegeben, was er dahingab“1. 2.
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Verschiedenes

Mein Sohn, gib mir dein Herz! (Spr. XXIII die Stelle dessen, der zu retten kam, was
26) Es liegt also wirklich in unserem verloren war, und der zum Heile der
Vermögen, ihm unseren Willen und un- ganzen Menschheit sein Blut dahingab.
ser Herz zu schenken. Denn durch un- Deshalb sind Wir unablässig bemüht,
sere Weihe anerkennen wir einerseits selbst jenen Unglücklichen, die noch im
seine Oberherrschaft und beugen uns Todesschatten sitzen, das wahre Leben
offenkundig und freiwillig seiner zu vermitteln, indem Wir Christi Send-
Macht; anderseits bekräftigen wir durch boten in alle Weltteile hinausschicken,
die Tat unsere Bereitwilligkeit, ihm un- um sie zu unterrichten. Ebenso empfeh-
sere Gabe, falls sie uns gehörte, ebenso len Wir sie jetzt aus tiefem Mitleid mit
freudigen Herzens darzubringen, und ihrem Schicksal dem heiligsten Herzen
bitten ihn, von uns huldvoll anzuneh- Jesu in ganz besonderer Weise und wei-
men, was ihm bereits voll und ganz hen sie ihm, soweit Wir es vermögen.
gehört. Das ist die Tragweite des Weihe- So wird die Weihe, zu der Wir allen
aktes, um den es sich handelt, und der raten, auch allen großen Segen bringen.
Sinn unserer Worte.
Wer nämlich Christus bereits kennt und
Da ja das heiligste Herz das treffend- liebt, wird bald merken, daß dieser Hul-
ste Sinnbild der unendlichen Liebe Jesu digungsakt einen Zuwachs an Glaube
ist, die uns zur Gegenliebe bewegt, ist und Liebe zur Folge hat. Jene hingegen,
die Weihe an das Herz Jesu durchaus die Christus zwar kennen, seine Gebote
angezeigt. Das ist schließlich nichts an- und sein Gesetz aber mißachten, wer-
deres als eine verpflichtende Selbsthin- den am göttlichen Herzen ihre Liebe
gabe an Jesus Christus, denn alle Ehre, entzünden. Für die noch viel bedauerns-
Huldigung und Liebe, die wir dem gött- werteren Opfer eines blinden Wahns
lichen Herzen erweisen, richtet sich in wollen wir endlich einmütig die Hilfe
Wirklichkeit an die Person Christi sel- des Himmels erflehen: Möge Jesus Chri-
ber. stus, dessen Macht sie von Rechts we-
Darum ermuntern und ermahnen gen bereits unterstehen, bald auch
Wir alle, die das göttliche Herz lieben, tatsächlich über sie herrschen! Nicht
diesen Weiheakt bereitwillig zu vollzie- erst im künftigen Leben, wenn dann
hen. Es wäre die schönste Erfüllung un- sein Wille durch die Rettung der einen
seres Wunsches, wenn alle ihre Weihe und die Bestrafung der anderen an allen
am gleichen Tag machten, damit das insgesamt in Erfüllung geht, sondern
gleiche Gelöbnis von vielen Tausenden schon in dieser Zeitlichkeit, indem er sie
frommer Seelen zur gleichen Zeit zum zum Glauben ruft und zur Liebe er-
Himmel emporsteige. weckt. Möchten sie bald befähigt wer-
Werden Wir nun die ungezählten den, durch diese Tugenden Gott so zu
Scharen jener vergessen, die das Licht verehren, wie es sich gebührt, und da-
der christlichen Wahrheit noch nicht durch zur ewigen Glückseligkeit gelan-
empfangen haben? Wir vertreten doch gen.
30
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 31

Verschiedenes

Auch den Staaten bringt eine solche Himmel den Menschen gegeben, in dem wir
Weihe die zuversichtliche Hoffnung auf gerettet werden sollen (Apg. IV 12).
bessere Zeiten; sie vermag ja die Bande Zu Ihm müssen wir also unsere Zu-
zu erneuern oder fester zu knüpfen, die flucht nehmen, da er der Weg, die Wahr-
das Gemeinwesen schon seiner Natur heit und das Leben ist. Man hat sich ver-
nach mit Gott verbinden. Heute hat irrt; folglich muß man auf den rechten
man es so weit gebracht, daß Kirche Weg zurückkehren; der Geist ist von
und Staat wie durch eine Scheidewand Finsternis umnachtet, darum muß die
voneinander getrennt sind. In der staat- Dunkelheit durch das Licht der Wahr-
lichen Verfassung und Verwaltung wird heit verscheucht werden; es herrscht der
die geheiligte Autorität des göttlichen Tod, darum gilt es, das Leben festzuhal-
Rechts mißachtet; dadurch soll das öf- ten. Dann endlich wird man viele Wun-
fentliche Leben jedem Einfluß der Reli- den heilen können, dann wird jedes
gion entzogen werden. Letzten Endes Recht seine ursprüngliche Kraft wieder
hat man es darauf abgesehen, den erlangen, dann endlich werden die kost-
christlichen Glauben vollständig auszu- baren Güter des Friedens wiederkehren,
rotten und, wenn es möglich wäre, Gott und es werden die Schwerter und Waf-
den Herrn selber aus der Welt zu schaf- fen den Händen entgleiten, wenn alle
fen. Muß man sich angesichts einer so bereitwillig Christi Herrschaft anerken-
stolzen Vermessenheit noch wundern, nen und ihm gehorchen werden, wenn
daß die Menschheit größtenteils in eine jede Zunge bekennen wird, daß der Herr
heillose Verwirrung verstrickt und der- Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des
maßen vom Gewoge stürmischer Unru- Vaters ist (Phil. II 11).
hen gehetzt ist, daß die Angst vor der Als die Kirche in ihrer Frühzeit unter
drohenden Gefahr alle Herzen be- dem Joch der Cäsaren zu leiden hatte,
drückt? Die wuchtigsten Säulen der öf- erschien einem jungen Kaiser das Kreuz
fentlichen Wohlfahrt müssen wanken, am Himmel; es war die Verheißung und
wenn die Religion verachtet wird. Die zugleich die Ursache des baldigen glän-
Rebellen aber hat Gott zur gerechten zenden Sieges. Heute steht vor unseren
und wohlverdienten Strafe ihren Lei- Augen ein anderes göttliches Sinnbild
denschaften überlassen, so daß sie ihren als glückverheißendes Zeichen: das hei-
Trieben frönen und sich durch ihre ent- ligste Herz Jesu, vom Kreuz überragt,
fesselte Haltlosigkeit selber vernichten. im herrlichen Strahlenglanz eines Flam-
Daher jene zahllosen Mißstände und menkranzes. Darauf müssen wir unsere
langwierigen Plagen, die uns gebiete- ganze Hoffnung setzen. Von ihm müs-
risch zwingen, die Hilfe dessen anzu- sen wir das Heil der Menschheit erbit-
fordern, der allein die Macht hat, sie zu ten und erwarten.
beheben. Wer ist fähig dazu außer Jesus Endlich wollen Wir noch einen ande-
Christus, der eingeborene Gottessohn? ren, zwar rein persönlichen, aber im-
Denn es ist kein anderer Name unter dem merhin beachtenswerten und triftigen
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 32

Verschiedenes

Grund nennen, der Uns zur Vornahme die von Uns approbierte Herz-Jesu-Li-
dieser Weihe veranlaßte: Gott, der Ur- tanei gebetet werden, die Wir euch, ehr-
heber alles Guten, hat Uns vor kurzem würdige Brüder, zugleich mit diesem
von einer schweren Krankheit befreit. Schreiben zukommen lassen.
Um Unsere Dankbarkeit für diese große Als Unterpfand der göttlichen Gna-
Gnade öffentlich zu bekunden, wollen den und als Erweis Unseres besonderen
Wir die Huldigungen an das Herz Jesu Wohlwollens erteilen Wir euch sowie
vermehren. dem eurer Sorge anvertrauten Klerus
Wir verordnen also, daß am 9., 10. und Volk von ganzem Herzen im Herrn
und 11. Juni dieses Jahres in der Kirche den Apostolischen Segen.
jeder Ortschaft, in der Hauptkirche der Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 25.
Städte, folgende Andacht abgehalten Mai 1899, im zweiundzwanzigsten Jahr
werde: An jedem dieser Tage soll im Unseres Pontifikates.
Anschluß an die üblichen Anrufungen Papst Leo XIII.

Weihe des Menschengeschlechtes


Liebster Jesus, Erlöser des Menschengeschlechtes, blicke herab auf uns! In Demut knien
wir hier vor Deinem Altar. Dein sind wir, Dein wollen wir sein. Um jedoch immer inniger
mit Dir verbunden zu werden, darum weiht sich heute ein jeder von uns freudig Deinem hei-
ligsten Herzen.
Viele haben Dich niemals erkannt, viele lehnen Deine Gebote ab, weisen Dich zurück.
Erbarme Dich ihrer aller, gütigster Jesus, und ziehe alle an Dein heiligstes Herz. Sei Du,
Herr, König nicht nur über die Gläubigen, die nie von Dir gewichen sind, sei es auch über
die verlorenen Söhne, die Dich verlassen haben. Gib, daß sie bald ins Vaterhaus zurückkeh-
ren und nicht vor Elend und Hunger zugrunde gehen.
Sei Du König auch über die, die durch falsche Lehren sich täuschen lassen oder durch
Spaltungen von Dir getrennt sind. Rufe sie zur sicheren Stätte der Wahrheit und zur Ein-
heit des Glaubens zurück, damit bald nur eine Herde und ein Hirt werde. Sei Du König über
alle, die immer noch vom alten Wahn des Heidentums oder des Islams umfangen sind; ent-
reiße sie der Finsternis und führe sie zum Licht und Reiche Gottes. Blicke endlich voll Er-
barmen auf die Kinder des Volkes, das ehedem das auserwählte war. Möge das Blut, das
einst auf sie herabgerufen wurde, als Bad der Erlösung und des Lebens auch über sie fließen.
Verleihe Herr, Deiner Kirche Wohlfahrt, Sicherheit und Freiheit; verleihe allen Völkern
Ruhe und Ordnung. Gib, daß von einem Ende der Erde bis zum andern der eine Ruf er-
schalle: Lob sei dem göttlichen Herzen, durch das uns Heil geworden; ihm sei Ruhm und
Ehre in Ewigkeit. Amen.
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 33

Verschiedenes

Das Geheimnis eines Bischofs


Eine Erzählung um die Verehrung des hl. Herzens Jesu

Im Jahre 1869 saßen in einer Bi- Ein außerordentliches Ereignis hat mich
schofsstadt zwei Kirchenfürsten abends von diesem Wege zurückgehalten und
im ernsten Gespräch beisammen. Es mein Leben in eine andere Bahn ge-
war dies der Diözesanbischof einer lenkt. Ich war eines Abends allein im
deutschen Diözese mit seinem Gast, tiefdämmernden Zimmer und überließ
dem Bischof Ketteler von Mainz. mich meinen ehrgeizigen und ge-
Im Laufe des Gesprächs kam der nußsüchtigen Träumen und Zukunfts-
Diözesanbischof auch auf das segensrei- plänen. Ich weiß nicht, was nun ge-
che Wirken seines Gastes zu sprechen. schah, wachte oder schlief ich, sah ich in
Wirklichkeit oder im Traum, aber das
Doch Bischof Ketteler, der vor allem
weiß ich, daß das, was ich gesehen habe,
durch seine soziale Tätigkeit welt-
eine Wendung für mein Leben herbeige-
berühmt war, wollte die anerkennenden
führt hat. Ganz klar und deutlich habe
Worte seines Gastgebers nicht gelten
ich geschaut, wie der Heiland, sein hei-
lassen, sondern erklärte, alles, was er
ligstes Herz zeigend, über mir in strah-
mit Gottes Hilfe erreicht habe, verdanke
lender Wolke stand. Vor ihm kniete eine
er dem Gebet und Opfer eines anderen, Ordensfrau und hob flehend die Hände
ihm freilich völlig unbekannten Men- zu ihm auf; aus seinem Munde aber hör-
schen. te ich die Worte: ‘Sie betet ohne Unterlaß
Näher danach gefragt, antwortete Bi- für dich!’ Ich sah ganz deutlich die Ge-
schof Ketteler ausdrücklich: „Ich kann stalt der Beterin, und ihre Gesichtszüge
so viel sagen, daß ich weiß, es hat sich haben sich mir so eingeprägt, daß ich sie
für mich jemand mit seinem ganzen Le- noch heute im Gedächtnis habe. Sie
ben dem lieben Gott geopfert und die- schien eine ganz gewöhnliche Laien-
sem Opfer habe ich es zuzuschreiben, schwester zu sein. Ihr Gewand war sehr
daß ich überhaupt zum geistlichen Stan- ärmlich und grob, ihre Hände waren
de gekommen bin.“ wie von schwerer Arbeit gerötet und
Überrascht schaute der Freund den schwielig. Mag dem nun sein, wie da
Sprechenden fragend an. Der aber fuhr will, mag es ein Traumbild gewesen sein
fort: „Ich kann Ihnen die Sache sagen… oder nicht, außerordentlich war es je-
Ich war ursprünglich nicht zum Priester denfalls für mich; denn ich wurde da-
bestimmt. Ich hatte meine Staatsprü- von so bis ins Mark hinein erschüttert,
fung in Rechtswissenschaft gemacht daß ich von da an beschloß, mich ganz
und dachte nur daran, möglichst bald Gott und seinem heiligen Dienste zu
voranzukommen, eine bedeutende Stel- weihen.
le in der Welt zu erhalten und Ehre, Ge- Ich zog mich in ein Kloster zurück,
nuß, Ansehen und Geld zu erwerben. um Exerzitien zu machen, und besprach
33
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 34

Verschiedenes

alles mit meinem Beichtvater. Er billigte Zum Frühstück war auch der Bi-
meinen Entschluß, Priester zu werden. schof, dessen Gast er war, ins Kloster
Ich begann, 30 Jahre alt, Theologie zu gekommen. Nach demselben nun
studieren. Das weitere wissen Sie. Und sprach Bischof Ketteler die Bitte aus,
wenn Sie nun meinen, daß durch mich daß ihm die Oberin sämtliche Schwe-
irgendwie Gutes geschieht, so wissen stern des Hauses vorstelle. Der Wunsch
Sie jetzt auch, wer eigentlich das Ver- wurde erfüllt. Nach kurzer Zeit meldete
dienst daran hat. Es ist jene Klosterfrau, ihm die Oberin, daß alle Schwestern des
die für mich gebetet hat, vielleicht ohne Hauses versammelt seien. Die beiden
mich zu kennen. Denn ich bin über- Bischöfe begaben sich zu ihnen.
zeugt, daß für mich gebetet worden ist Das Auge des Gastes überflog grü-
und noch im geheimen gebetet wird, ßend und suchend die Reihen der
und daß ich ohne dieses Gebet das Ziel,
Schwestern. Unbefriedigt forschte er
das Gott mir gesteckt hat, nicht errei-
immer wieder. Er schien nicht zu fin-
chen konnte.“
den, was er suchte.
„Und haben Sie eine Ahnung, wo et-
Leise fragte er die Oberin: „Sind
wa und durch wen für Sie gebetet wor-
wirklich alle Schwestern da?“
den ist?“ fragte der Diözesanbischof.
Die Angeredete überschaute die
„Niemals in meinem Leben, ich kann
ganze Schwesternschar und sagte dann:
nur Gott täglich bitten, daß er sie, wenn
„Bischöfliche Gnaden, ich ließ alle ru-
sie noch auf Erden ist, segne und ihr
fen, aber es fehlt in der Tat eine Schwe-
tausendfach vergelte, was sie an mir ge-
ster.“
tan.“
„Warum ist sie denn nicht gekom-
Am nächsten Tag feierte Bischof Ket-
men? Was hat sie für eine Arbeit, daß sie
teler die heilige Messe in der Kapelle
nicht abkommen kann?“
von Ordensfrauen. Während derselben
„Sie besorgt den Stall“, antwortete
teilte er an sie die heilige Kommunion
die Oberin, „und zwar in musterhafter
aus. Schon war er am Ende der letzten
Reihe angekommen, als sein Auge Weise. In ihrem Eifer vegißt sie dann
plötzlich an einer Ordensschwester haf- manchmal andere Dinge.“
ten blieb. Tiefe Blässe breitete sich über „Ich wünsche die Schwester zu se-
sein Antlitz aus. Er stand da, ohne sich hen“, sprach der Bischof.
zu rühren. Ein Zittern befiel ihn. Doch Nach einiger Zeit trat die Gerufene
raffte er sich auf und spendete der an- herein. Wiederum erbleichte der Bischof
dächtig daknienden Klosterfrau, die und wiederum durchschauerte es ihn.
von der Verzögerung kaum etwas be- Nachdem er einige Worte an die Schwe-
merkt hatte, die heilige Kommunion. ster gerichtet hatte, bat er, mit dieser
Ruhig vollendete er dann die heilige Schwester allein gelassen zu werden.
Messe. Eine ungewöhnlich lange Dank- „Kennen Sie mich?“ fragte sie nun
sagung folgte darauf. der Bischof.
34
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 35

Verschiedenes

„Ich habe Bischöfliche Gnaden noch


nie gesehen.“
„Haben Sie einmal gebetet oder gute
Werke für mich aufgeopfert?“
„Es ist mir nicht bewußt, da ich von
Eurer Bischöflichen Gnaden noch nie
gehört habe.“
Bischof Ketteler stand einige Augen-
blicke schweigend da. Dann fragte er
plötzlich weiter. „Welche Andacht pfle-
gen Sie am liebsten und häufigsten?“
„Die Andacht zum heiligsten Her-
zen Jesu“, war die Antwort. „Sie haben,
wie es scheint, die schwerste Arbeit im
Kloster“, fuhr der Bischof fort.
„Oh nein, Bischöfliche Gnaden“,
sagte die Schwester, „aber ich kann
nicht leugnen, daß sie mir zuwider ist.“
„Und was tun Sie denn, wenn solche
Anfechtungen kommen?“
„Ich habe mir angewöhnt, alle Din-
ge, die mich Überwindung kosten, aus
Liebe zum göttlichen Herzen erst recht Wilhelm Emmanuel von Ketteler, Bischof von
Mainz
gern und eifrig anzupacken. Und ich
opfere das dann auf für eine arme See- seine Angehörigen beten und seine Ver-
le, die es auf dieser Welt besonders dienste aufopfern solle. Und außerdem
braucht. Wem der liebe Gott dafür gnä- meinte er, solle man auch für andere,
dig sein will, das habe ich ihm ganz
die in Gefahr sind, ihr Seelenheil zu
überlassen und will es nicht wissen.
verlieren, viel beten.
Auch die Stunde der Anbetung vor
dem heiligsten Sakramente, jeden Da aber Gott allein wisse, wer dessen
Abend von 8 bis 9 Uhr, opfere ich dieser besonders bedürfe, so sei es auch das
Meinung auf.“ Beste, daß man seine Verdienste dem
„Und wie kommen Sie auf diesen heiligsten Herzen Jesu zur Verfügung
Gedanken, all ihre Verdienste für eine stelle, damit er sie demjenigen zugute
ganz unbekannte Seele aufzuopfern?“ kommen lasse, für den seine Allwissen-
„Das ist mir immer so im Sinn ge- heit und Weisheit es für gut fände.
wesen, schon als ich noch in der Welt So habe ich es gemacht“, schloß sie,
draußen war“, lautete die Antwort. „und immer gedacht, Gott werde die
„Als ich in der Schule war, lehrte uns rechte Seele schon finden.“
der Herr Pfarrer, daß und wie man für „Wie alt sind Sie?“
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 36

Verschiedenes

„Dreiunddreißig Jahre, Bischöfliche Der Kirchenfürst aber trat, im Inner-


Gnaden.“ sten erschüttert, ans Fenster und blick-
Der Bischof hielt einen Augenblick te, Fassung suchend, hinaus: Nach eini-
betroffen inne. Dann sagte er: „Wann ger Zeit verabschiedete er sich von der
sind Sie geboren?“ Oberin und kehrte in die Wohnung sei-
Die Schwester nannte den Tag. Den nes bischöflichen Freundes zurück. Die-
Lippen des Bischofs entfuhr ein Ausruf. sem sagte er dann: „Nun ist jene gefun-
Ihr Geburtstag war sein Bekehrungstag. den, der ich meine Bekehrung, meinen
An jenem Tag hatte er sie genau so vor Beruf und mein Beharren in demselben
sich gesehen, wie sie jetzt vor ihm verdanke. Es ist die letzte und ärmste
stand. „Und wissen Sie gar nicht, ob Ihr Laienschwester des Klosters. Ich kann
Gebet und Opfer einen Erfolg gehabt Gott nicht genug für seine Barmherzig-
hat?“ keit danken. Denn die Schwester betet
„Nein, Bischöfliche Gnaden.“ seit kaum zwanzig Jahren für mich;
„Und wünschen Sie es nicht zu wis- Gott aber hat im voraus schon ihr Gebet
sen?“ angenommen, und an dem Tag, an dem
„Der liebe Gott weiß es, wenn etwas sie das Licht der Welt erblickte, bereits
Gutes geschieht, und das ist genug“, meine Bekehrung bewirkt, im Voraus-
war die einfache Antwort. wissen ihrer fürbittenden Werke und
Der Bischof war erschüttert. „So fah- Gebete.“
ren Sie in Gottes Namen mit diesem „Welch eine Lehre und Mahnung für
Werke fort“, sprach er. mich“, fügte er bei. „Wenn ich je in Ver-
Die Schwester aber kniete schon zu suchung kommen sollte, auf gewissen
seinen Füßen und erbat seinen Segen. Erfolge und auf mein Wirken vor den
Der Bischof erhob hoch und feierlich Menschen eitel zu werden, dann muß
seine Hände zum Himmel und sprach ich mir um der Wahrheit willen stets
mit tiefer Bewegung und Ergriffenheit: vorhalten: das verdankst du eigentlich
„So segne ich Sie in all der Kraft und nur dem Gebet und dem Opfer einer ar-
Gewalt, die ein Bischof zum Segnen men Magd im Klosterstalle. Und wenn
hat. Ich segne Ihre Seele, ich segne Ihre mir eine kleine und geringe Arbeit we-
Hände und deren Arbeit, segne Ihr Be- nig wertvoll erscheinen möchte, dann
ten und Opfern, Ihr Überwinden und sagt mir dieselbe Tatsache: Das, was die
Gehorchen, ich segne Sie für und für letzte Magd im demütigen Gehorsam
und ganz besonders für die letzte Stun- gegen Gott und in Überwindung ihrer
de und bitte Gott, daß er Ihnen mit all selbst tut und opfert, ist vor Gott dem
seinem Trost beistehen möge. Das gebe Herrn so viel wert, daß diese Verdienste
Gott der Vater und der Sohn und der der Kirche einen Bischof erweckt ha-
Heilige Geist.“ ben.“
„Amen“, sprach die arme Laien-
schwester ruhig, erhob sich und ging (aus: Der 13., 13. Februar 1999)
hinaus.
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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 37

Liturgischer Kalender
Juni
1.6. Dienstag Fest d. hl. Angela Merici (3. Kl.)
2.6. Mittwoch Wochentag
3.6. Donnerstag Fronleichnam (1. Kl.)
4.6. Freitag Fest d. hl. Franz Caracciolo (3. Kl.)
5.6. Samstag Fest d. hl. Bonifatius (2. Kl.)
6.6. Sonntag 2. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
7.6. Montag Wochentag
8.6. Dienstag Wochentag
9.6. Mittwoch Wochentag (Ged. d. hll. Primus u. Felicianus)
10.6. Donnerstag Fest d. hl. Margarethe (3. Kl.)
11.6. Freitag Fest d. hl. Herzens Jesu (1. Kl.)
12.6. Samstag Fest d. hl. Johannes a S. Facundo (3. Kl.) (Ged. der
hll. Basilides, Cyrinus, Nabor u. Nazarius)
13.6. Sonntag 3. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
14.6. Montag Fest d. hl. Basilius des Großen (3. Kl.)
15.6. Dienstag Wochentag
16.6. Mittwoch Wochentag
17.6. Donnerstag Fest d. hl. Gregor Barbarigo (3. Kl.)
18.6. Freitag Fest d. hl. Ephrem des Syrers (3. Kl.) (Ged. d. hll.
Marcus u. Marcellianus)
19.6. Samstag Fest d. hl. Juliana von Falconieri (3. Kl.)
20.6. Sonntag 4. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
21.6. Montag Fest d. hl. Aloysius von Gonzaga (3. Kl.)
22.6. Dienstag Fest d. hl. Paulinus von Nola (2. Kl.)
23.6. Mittwoch Vigil von Johannes dem Täufer (2. Kl.)
24.6. Donnerstag Fest der Geburt d. hl. Johannes des Täufers (1. Kl.)
25.6. Freitag Fest d. hl Wilhelm (3. Kl.)
26.6. Samstag Fest d. hll. Johannes u. Paulus (3. Kl.)
27.6. Sonntag 5. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
28.6. Montag Vigil von St. Peter und Paul (2. Kl.)
29.6. Dienstag Fest d. hll. Peter und Paul, Apostel (1. Kl.)
30.6. Mittwoch Ged. d. hl. Paulus (3. Kl.)
37
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 38

Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
Augsburg siehe Königsbrunn
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg Kapelle St. Judas Thaddäus 63897, Mainzer Str. 14 06321/32260 9.00 bzw. 16.00
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
38
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00

9.00 bzw. 18.00 Kochendorf


9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)
9.00 bzw. 16.00
7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
39
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
40
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M
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Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)
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Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999

Deutschland
14.-19. Juni Häusern Frauen
5.-10. Juli Göffingen Schwestern
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
4.-10. Juli Jaidhof Männer
11.-17. Juli Ternberg Frauen
22.-28. August Jaidhof Frauen
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

44
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 45

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.
Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Wallfahrten 1999
Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Riese (hl. Pius X.), Padua (hl. Antonius), Venedig (hl. Markus),
Loreto (hl. Haus), Lanciano (Hostienwunder), S. Giovanni
Rotondo (P. Pio), Monte S. Angelo (hl. Erzengel Michael),
Mugnano (hl. Philomena), Fossanova (hl. Thomas von Aquin),
Albano/Rom (7 Hauptbasiliken, Besichtigungen,
tägl. hl. Messe und Andacht), Ecône

Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292


Fax 07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September
oder vom 4. bis zum 11. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen (Fax: 07643/4883)

Fußwallfahrt nach Mariazell


Von Dienstag, den 27.7., bis Donnerstag, den 29.7.1999
findet eine Fußwallfahrt von Wiener Neustadt nach Mariazell statt.
Die Route führt über alte Mariazeller Wanderwege und beträgt auf
3 Tage aufgeteilt etwa 105 km.

Interessenten wenden sich an:


Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof

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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 46

Programm der Sommerakademie 1999


in Schönenberg/Bröltal (bei Bonn) 15. – 18. Juli
„Das eucharistische Opfer ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Le-
bens“ (LG 11). - „In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener
himmlischen Liturgie teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird...“
(SC 8). Es ist also angemessen, daß der Christ die hl. Messe, jene geheimnisvolle
Begegnung von Himmel und Erde, nicht nur über alles schätzt, sondern sie auch
unter den verschiedensten Gesichtspunkten immer tiefer kennenlernt. Diesem
Ziel soll unsere diesjährige Sommerakademie dienen. Leider trat nach dem II. Va-
tikanum, das noch die zitierten schönen Sätze formuliert hatte, an die Stelle der
erhabenen lateinischen Liturgie, die letztlich auf apostolischen Ursprung zurück-
geht, „das platte Produkt des Augenblicks“ (Kardinal Ratzinger, Simandron, Köln
1989, 15). Wir müssen uns daher auch mit den massiven Angriffen auf das zen-
trale Mysterium unseres Glaubenslebens beschäftigen.
Beginn der Sommerakademie: Donnerstag, 15. Juli, 15.00 (hl. Messe); Ende:
Sonntag, 18. Juli, 15.30 (Schlußandacht)

Rahmenthema: Die heilige Messe - Opfer und Sakrament der Kirche


Vorträge: Donnerstag: 17.00-19.00 Dr. Heinz-Lothar Barth, Das II. Hochgebet als
Prüfstein der Liturgiereform; 20.30 H.H. Pater Matthias Grün, Der Aufbau der hl.
Messe (spiritueller Vortrag, 1. Teil: Wortgottesdienst)
Freitag: 10.30 - 13.00 H. H. Pfarrer Dr. Anton Morhard, Die Sakramentendisziplin
des heiligen Meßopfers: Rechtsgeschichtliche Entwicklungslinien; 15.00 - 18.00
H.H. Pfarrer Dr. Guido Rodheudt, Katholische Messe und abendländische Kul-
tur; 20.30 H.H. Pater Matthias Grün, Der Aufbau der hl. Messe (spiritueller Vor-
trag, 2. Teil: Opfergottesdienst)
Samstag: 10.30 -13.00 H.H. Pater Stefan Maeßen, Die Symbolik der hl. Messe;
15.00-16.00 Theaterstück: Inge Thürkauf, Ein Feuer, das brennt: Madame Curie -
Dorothee von Flüe, Zwei Frauen - zwei Welten; anschließend Zeit zur freien Ver-
fügung (z.B. Sport)
Sonntag: 11.00-13.30 H.H. Dr. Dr. Gregorius Hesse, Die hl. Messe als Opfer

Wir bitten um schriftliche Anmeldung per Brief/Karte oder Fax bis spätestens
zum 7. Juli bei: Dr. Heinz-Lothar und Raphaela Barth, Heerstr. 67, 53111 Bonn,
Tel./Fax: 0228/636220. Kosten für Teilnahme einschließlich Übernachtung und
Verpflegung: 30 DM (zu zahlen vor Ort). Für eine möglichst frühe Anmeldung
wären wir aus organisatorischen Gründen sehr dankbar.
Bitte teilen Sie uns mit, mit welchem Verkehrsmittel Sie anreisen! Sie erhalten
dann etwa eine Woche vor Beginn der Sommerakademie von uns weitere Infor-
mationen.
46
MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 47

Ferienlager 1999
Deutschland
Kleine Mädchen (8-13 Jahre)
Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999
Anmeldung bei:
Wanderlager in der Toskana (16 – 26 Jahre) Priesterseminar Herz Jesu
Sonntag, den 8.8., bis Freitag, den 26.8.1999 84069 Schierling

Schweiz
Familienlager in Enney
26. Juli bis 6. August 1999

Große Jungen (Gebirgslager)


19. bis 24. Juli 1999 Anmeldung bei:
Priorat St. Niklaus von Flüe
Kleine Mädchen Solothurner Str. 11
26. Juli bis 6. August 1999 CH-4613 Rickenbach

Österreich
Kleine Buben (Jaidhof)
11. bis 24. Juli 1999

Kleine Mädchen (Jaidhof)


25. Juli bis 7. August 1999

Wanderlager für große Jungen


ab 17 Jahre in Oberitalien
1. bis 14. August 1999

Große Mädchen
ab 15 Jahre in Ternberg
14. bis 22. August 19999 Anmeldung bei:
Kath. Bildungshaus
Familienfreizeit
in Ternberg Schloß
7. bis 15. August 1999 A-3542 Jaidhof

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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 48

Aus unserem Bücherangebot


Erzbischof Lefebvre, Sie haben Ihn entthront 15,00 DM
Erzbischof Lefebvre, Meine 40 Bischofsjahre 8,00 DM
Tradiffusion, Todo - nada, P. La Praz – Priester und Opfer 24,00 DM
Barth, Keine Einheit ohne Wahrheit, Teil 1, 2. Auflage 16,80 DM
Barth, Christus und Mohammed, Teil 1, 2. Auflage 12,80 DM
Scherer, Warum liebe ich meine Kirche? 5,00 DM
Lux, Quid retribuam? Geschichte einer Konversion 10,00 DM
Roux, Petrus liebst Du Mich? 10,00 DM
Mura, Die Bischofsweihen 14,80 DM
Simoulin, Das unauffindbare Schisma 3,00 DM
Ein christliches Ehepaar, Herr und Frau Lefebvre 25,00 DM
Schmidtmayr, Es wird heilige Kinder geben 18,00 DM
Quardt, Priestermütter 2,90 DM
Kurze kritische Untersuchung des NOM 2,00 DM
Pater Pio, Kreuzträger – Wohltäter 5,00 DM

Erhältlich beim Distriktsitz der Priesterbruderschaft in Stuttgart (D)

Aus unserem Kassettenangebot


Rösler, Weltbevölkerungspolitik in kritischer Beleuchtung 8,00 DM
Thürkauf, Die Ohnmacht des Allmächtigen 13,00 DM
Weber, 20 Jahre KJB 12,00 DM
Wilhelm, Die katholische Gesellschaftsordnung 8,00 DM
Der blinde Pfarrer von Bickesheim 5,00 DM
Ärztetagung auf Schloß Jaidhof, Vorträge 35,00 DM
Fischlin, Prälat Robert Mäder 12,00 DM
Erzbischof Lefebvre, Texte und Dokumente, Teil 2 9,00 DM
Erzbischof Lefebvre, Texte und Dokumente, Teil 3 9,00 DM
Erzbischof Lefebvre, Texte und Dokumente, Teil 4 9,00 DM
Erzbischof Lefebvre, Texte und Dokumente, Teil 5 9,00 DM
Erzbischof Lefebvre, Texte und Dokumente, Teil 6 9,00 DM
Schmidberger, Herz-Jesu Thronerhebung 12,00 DM

Erhältlich beim Distriktsitz der Priesterbruderschaft in Stuttgart (D)

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MB Juni 19.06.1999 12:17 Uhr Seite 49

St.-Theresien-Gymnasium
in Schönenberg
sucht baldmöglichst zwei Haushaltshilfen

Interessentinnen melden sich bei:

St.-Theresien-Gymnasium
Ehrw. Schwester Michaela Metz, St. Vinzenzhaus, 53809 Ruppichteroth
Tel. 02295/5163

St. Athanasius Hattersheim lädt 1999 ein


zu folgenden Vorträgen
Freitag, 11. Juni Die heiligen Sakramente
H.H. P. Patrice Laroche, Zaitzkofen

Freitag, 15. Oktober Kirche und Nationalsozialismus


Kollaboration oder Widerstand?
H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz

Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
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Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 6

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Mission in der Dominikanischen


Republik ..............................................1

Rückkehr zur Tradition ......................4

„Höre, Tochter, sieh und neige


dein Ohr“............................................10

Verschiedenes

Brief eines ratlosen Katholiken


an das Ordinariat ..............................12

Pfingstlertum, Ökumenismus
und Polka-Messen ............................14

Martin Luther – Unser


gemeinsamer Lehrer? (Teil 2) ..........18

Die Weihe der Welt an das


heiligste Herz Jesu ............................27

Das Geheimnis eines Bischofs ........33

Liturgischer Kalender ......................37

Heilige Messen ................................ 38

Termine und Daten ......................... 44


Liebe Freunde und Wohltäter,

als vor wenigen Tagen Frau Christa Meves im Priorat St. Athanasius in Stuttgart einen
Vortrag hielt, wurde anhand der von ihr dargestellten „neuen Seelenkrankheiten“ deutlich,
daß unsere Gesellschaft ein Patient ist, der dringend ärztlicher Hilfe bedarf, diese aber nicht
oder nur unzureichend findet.
Bemerkenswert war das Ergebnis, daß der Hauptgrund für die schwerwiegenden seeli-
schen Störungen und Suchtkrankheiten, die heute so häufig vor allem bei Kindern und Ju-
gendlichen zu finden sind, in einer Erziehung zu suchen ist, die zu einseitiger Bedürfnisbe-
friedigung, nicht aber zu Verzicht und Opfer hinführt.
Diese Feststellung aus der psychologischen Praxis bestätigt jene Weisheit, die die Kir-
che verkündet. Sie stellt den Gläubigen das Beispiel Christi vor Augen und fordert sie zur
Nachfolge auf. Sie sagt ihnen, daß sie in diesem Leben keine bleibende Stätte finden kön-
nen, sondern sich auf ein jenseitiges Leben vorbereiten müssen. Sie mahnt sie an die Wahr-
heit, daß wir „um einen teuren Preis“, nämlich um das Blut Christi, erkauft sind, und daß
wir am Opfer Christi Anteil nehmen sollen, um sein Erbarmen auf die Welt herabzuziehen:
im Gebet (vor allem durch die Teilnahme an der hl. Messe) und in Werken, was meist als
„Tragen eines Kreuzes“ im Alltagsleben aufscheint.
Die „Alte Messe“ ist viel mehr als eine schöne Zeremonie zur Erbauung der Gläubigen,
sie ist Lebensweisheit, Trost und Lehre. Es ist erschütternd, daß die moderne Gesellschaft
Irrwege geht, an deren Ausgang eine wissenschaftliche Erkenntnis steht, die zur katholi-
schen Lehre zurückführt: Ohne das Opfer gibt es kein Glück. Die Welt ist kalt geworden,
weil jeder haben und keiner geben will. Pater Pio sagte, eher könne die Erde ohne Sonne be-
stehen, als ohne das hl. Meßopfer.
Wir bäuchten ein Mehr an christlichen Grundsätzen und ein Weniger an technisch-künst-
licher Umwelt. Amerikanische Hirnforscher haben laut Bericht von Frau Meves herausge-
funden, daß das Fernsehen der Lern- und Entwicklungsfähigkeit des Kindes derart abträg-
lich ist, daß man in Amerika allen Ernstes diskutiert, dieses Medium für Familien mit Kin-
dern zu verbieten. Dies ist eine Bestätigung dafür, daß die moderne Forschung zwar nicht
überflüssig ist, aber daß sie in ihren besten Teilen vom Evangelium längst vorweggenom-
men wurde.

„Und die Bibel hat doch recht“! - Hatten Sie daran gezweifelt?

Stuttgart, 16. Juni 1999


Pater Markus Heggenberger
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Die Kirche ist erschüttert, aber besteht fort


Interview mit dem Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X., S.E. Mgr.
Bernard Fellay

Monseigneur, können Sie uns einige die wir nur ein bis zweimal im Jahr be-
Neuigkeiten aus der Priesterbruder- suchen können.
schaft St. Pius X. mitteilen? Wir stellen außerdem ein anderes
Phänomen fest: Priester, sowohl alte als
Mgr. Fellay: Sie wächst weiter, allen auch junge, die bislang die Tradition
Unkenrufen zum Trotz. Ein Beispiel: nicht kannten, suchen Kontakt zu uns
Seit den Bischofsweihen (1988) hat sich und schließen sich uns an. Kürzlich hat
die Zahl unserer Priester fast verdop- sich uns in Deutschland ein Priester
pelt. Wir waren 209 und sind heute 370. von mehr als 80 Jahren, ein ehemaliger
Wir haben heute nahezu 70 Schulen. Chinamissionar, angeschlossen. Ein Ka-
Außerhalb Europas stehen wir mit puziner klopfte an die Pforte eines un-
mehr als 30 verschiedenen Ländern in serer Seminare, etc.
Verbindung. Wir haben Gläubige bis
nach Sibirien hinauf. Ich selbst, um nur Wie steht es heute um die Beziehun-
ein Beispiel zu nennen, bin bereits bis gen zu Rom?
nach Weißrußland, Polen etc. gereist.

Mgr. Fellay: Wir müssen leider feststel-


Lassen sich beim Apostolat in dem len, daß sich im Grunde nichts geändert
Maße, wie es sich weiterentwickelt, hat. Das II. Vatikanische Konzil gilt als
neue Aspekte feststellen? unantastbar. Und wenn doch einmal
von bestimmten Mißbräuchen gespro-
Mgr Fellay: Die Tradition macht überall chen wird, so will der Papst nichts da-
ein wenig Fortschritte. Jeden Tag errei- von hören. Die offizielle Doktrin lautet:
chen uns neue Gläubige, bitten neue Es ist alles in Ordnung. Obwohl es un-
Länder um unsere Hilfe. Unser Pro- glücklicherweise schlecht steht und im-
blem ist, daß wir nicht genügend Prie- mer schlechter wird. Diese Blindheit ist
ster haben, um diesen Bitten nachzu- tragisch. Sie erinnert an jene der Juden
kommen. Es ist für uns wirklich vor dem Untergang Jerusalems.
schmerzlich, nicht all das tun zu kön-
nen, was notwendig wäre. Es gibt ver- Welches ist der zentrale Punkt des Ge-
schiedene Länder, wie Madagaskar, gensatzes zwischen dem konziliaren
Ghana, Kenia, Nigeria, Kamerun, die Rom und der Priesterbruderschaft St.
bereit wären, uns zu empfangen, und Pius X.?
1
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Mgr. Fellay: Wie mir scheint, ist dies geben. Man gebraucht dieses Wort
ganz einfach der Glaube. Die Aufgabe „Glaube“ im weiteren Sinne, aber dies
der Kirche besteht darin, Seelen zu ret- begünstigt heute eine schwerwiegende
ten, sie aus der Sünde herauszuziehen, Verwirrung.
sie zur Umkehr aufzurufen, um in der
Gnade zu leben. Aber dieser Weg zum
Heil beginnt mit dem Glauben. Das I. Können Sie Beispiele für eine solche
Vatikanische Konzil macht zu diesem Verwirrung geben?
Punkt einige absolut klare Aussagen,
wobei es sich auf die Worte der Heiligen
Mgr. Fellay: Wenn man z.B. vom prote-
Schrift stützt: „Ohne den Glauben kann
stantischen „Glauben“ spricht. Dieser
niemand Gott gefallen.“ Das Konzil
Glaube ist nur ein menschlicher Glaube,
führt diese Worte fort: „…kann nie-
eine simple Überzeugung. Der grundle-
mand die Gnade erhalten, kann nie-
mand gerechtfertigt werden, kann nie- gende Unterschied zwischen beiden ist,
mand der Gemeinschaft der Kinder daß wir Katholiken einzig und allein
Gottes beitreten, kann niemand gerettet das annehmen, was Gott uns gesagt hat,
werden, kann niemand in den Himmel weil eben Gott es gesagt hat. Der Prote-
kommen.“ stant dagegen nimmt von der Offenba-
rung nur das an, was er selbst gemäß
seiner Vernunft für annehmbar hält. Si-
Aber auch die Konzilskirche ge-
cher, die Protestanten berufen sich auf
braucht das Wort „Glaube“.
eine direkte Inspiration durch den Hei-
ligen Geist, aber dies hat zur Folge, daß
Mgr. Fellay: Sicher, aber als wäre der jeder sein eigenes Verständnis der Bibel
Glaube ein rein subjektives Element, als hat, weil sie in Wahrheit nicht den Hei-
hätten alle jene, die sagen „Ich glaube“, ligen Geist hören, sondern sich selbst.
den Glauben. Das ist eine Illusion. Der
Man spricht auch gern vom „Glau-
Glaube ist eine Tugend, eine übernatür-
ben“ der Mohammedaner und sagt, sie
liche Tugend, d.h. er überschreitet alle
hätten den gleichen Gott wie wir: das ist
menschlichen Fähigkeiten. Keine Krea-
tur kann den Glauben entdecken oder eine weitere Illusion. Die Mohammeda-
weitergeben. Gott selbst gibt ihn durch ner glauben an einen einzigen Gott,
die Kirche. Es handelt sich um eine von aber sie weisen die Trinität als Blasphe-
Gott eingegossene Tugend, um eine mie zurück. Der hl. Johannes aber sagt
übernatürliche Tugend, die uns auf- uns: „Wer den Sohn nicht hat, hat auch
grund der alleinigen Autorität Gottes nicht den Vater.“ Die Mohammedaner,
das als wahr annehmen läßt, was uns die den Sohn zurückweisen, können da-
Gott über sich selbst sagt und was man her den Vater nicht haben: das, was sie
Offenbarung nennt. Es gibt nicht, es haben, ist eine falsche Vorstellung von
kann nicht mehrere Arten von „Glaube“ Gott, aber nicht der wahre Gott.
2
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

Sagt man nicht, daß sie „Elemente“ des zu schützen, damit er unversehrt an die
Glaubens besitzen? zukünftigen Generationen weitergege-
ben werden konnte. Bis zum Konzil
Mgr. Fellay: Man kann den Glauben wurde die höchste Behörde unter allen
nicht in Stücke schneiden. Wenn man „Ministerien“ der römischen Kurie, je-
hier ein einfaches Bild gebrauchen woll- ne, die alles überwachte, „Heiliges Offi-
te, so wäre es das des Ballons. Versuchen zium“ genannt, heute heißt sie „Glau-
Sie ein Messer zu nehmen und einen benskongregation“. Demnach über-
Ballon zu zerschneiden. Was passiert? wachte der Glaube alles. Ihr Präfekt war
Der Ballon zerplatzt. Wenn man ver- übrigens nicht ein einfacher Kardinal,
sucht, eine einzige Wahrheit vom Glau- sondern der Papst selbst.
ben abzuschneiden, verschwindet der Heute hat man das ganze System
ganze Glaube. Es ist ein Irrtum zu sagen: verändert, und dies in augenfälliger
Ich glaube durch den Glauben an den Weise. Das Heilige Offizium wurde mit
Heiligen Geist, ich glaube an die aller- den übrigen Kongregationen auf eine
heiligste Dreifaltigkeit, aber ich glaube Ebene gestellt. Was dagegen in seiner
nicht an die Hölle. Eine solche Person Bedeutung erhöht wurde und nun die
glaubt nicht mit dem übernatürlichen übrigen überragt, ist das Staatssekreta-
Glauben, sondern mit der natürlichen riat, d. h. das eigentlich politische und
Vernunft. Die Schwierigkeit ist, daß die- diplomatische Organ des Heiligen
se übernatürliche, absolut reale Welt Stuhls. Vor dem Konzil hatte der Glaube
nicht durch die Sinne erkennbar ist. Das den Vorrang über alles, heute ist es die
einzige Mittel, in diese einzudringen, ist Politik. Das ist mehr als ein Symbol.
eben der Glaube. Deshalb sind die
schlimmsten Sünden jene, die alles radi- Ist diese an der Spitze erfolgte Zurück-
kal zerstören, die Sünden gegen den drängung des Glaubens in der Kirche
Glauben. Wer den Glauben verliert, ver- spürbar?
liert das Mittel, zu Gott zu gelangen. Er
ist von ihm abgeschnitten. Mgr. Fellay: Die Verwirrung wächst
überall unaufhörlich weiter.
Scheint Ihnen dieser Primat des Glau- Kürzlich haben sich in Österreich
bens noch aktuell? Delegierte aus der gesamten Kirche
Österreichs versammelt: Bischöfe, Prie-
Mgr. Fellay: Das größte Unglück unse- ster, Gläubige. Die Bischöfe Österreichs
rer Zeit, selbst in der Kirche, ist der Ver- verpflichteten sich, die Vorschläge, über
lust des Sinns für den Glauben und die die abgestimmt wurde, in Rom vorzule-
Notwendigkeit seiner Verteidigung. gen: Freigabe des Gebrauchs empfäng-
In den vergangenen Jahrhunderten nisverhütender Mittel, Zugang zum
war in der Kirche alles organisiert, um Diakonat für Frauen, Beteiligung der
diesen Glauben zu verteidigen, um ihn Laien an der Bischofsernennung, Er-
3
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

laubnis zur Priesterehe etc. stimmten Bedingungen gewährt nun


In Deutschland verhält es sich ähn- Rom die Freiheit, die traditionelle Mes-
lich. Der Papst hat die Bischöfe aufge- se zu lesen. Aber welches sind diese Be-
fordert, in ihren Beratungsstellen nicht dingungen? Die Zustimmung, daß alles
mehr den sogenannten Beratungsschein im II. Vatikanischen Konzil und in der
ausstellen zu lassen, der Frauen die Neuen Messe in Ordnung ist.
straffreie Abtreibung ermöglicht. Von Dom Gérard hat kürzlich erklärt,
allen deutschen Bischöfen hat nur einer weshalb er die Neue Messe mit dem
dieser Forderung zugestimmt, Mgr. Dy- Papst konzelebriert hat. Er sagte folgen-
ba. Alle anderen lassen den Schein wei- des: „Man gab mir zu verstehen, die ein-
terhin ausstellen. Vor einiger Zeit verbot zige Möglichkeit, zum Papst Zutritt zu
Kardinal Ratzinger den deutschen erhalten, sei, mit ihm zu konzelebrie-
Bischöfen, die Kommunion an wieder- ren.“ Und das, obwohl er eine Petition
verheiratete Geschiedene zu spenden: überbrachte, um die alte Messe zu erbit-
von allen Bischöfen Deutschlands haben ten!
nur drei dies akzeptiert. Dennoch hat
Kardinal Ratzinger erklärt: „Es gibt Nach mehreren übereinstimmenden
noch immer einen Weg des Dialogs mit Zeugenaussagen scheint es, daß man
den deutschen Bischöfen.“ Kardinal Medina, dem Präfekten der
Kongregation für den Gottesdienst, ver-
In den USA spricht ein Bischof, Mgr.
boten hat, für die „Ecclesia Dei“- Ge-
Hunthausen, offen zugunsten der Ho-
meinschaften die tridentinische Messe
mosexuellen. Rom greift ein und er-
zu zelebrieren (anläßlich der Pilgerfahr-
nennt einen Bischof, dem ein Teil der Ju-
risdiktion in dieser Diözese übertragen ten nach Chartres und Rom), unter dem
wird, während der alte Bischof an sei- Vorwand, die alte Liturgie liege nicht in
nem Platz bleibt. Die amerikanischen seinem Zuständigkeitsbereich. Wenn
Bischöfe protestieren. Man beruft eine dies wahr ist, was soll dann dies bedeu-
Kommission ein und hebt sechs Monate ten? Daß der Präfekt für die Liturgie
später alle Mgr. Hunthausen auferleg- nichts mit der tridentinischen Messe zu
ten Beschränkungen wieder auf. tun hat? Daß diese Messe für ein paar
Rückständige reserviert ist solange, bis
Trotz dieser deutlichen Aufdeckung diese reintegriert sind? Dies ist im übri-
konziliarer Irrtümer werfen manche gen die Doktrin des Staatssekretariats,
der Priesterbruderschaft St. Pius X. wie der Brief von Mgr. Re zeigt. Dies ist
vor, „zurückkehren“ („se rallier“) zu also nicht der richtige Augenblick,
wollen? „zurückzukehren“. Wahrhaftig nicht!

Mgr. Fellay: Zurückkehren? Worum Dieselben Ankläger fordern die Prie-


geht es dabei? Man muß den Dingen ins sterbruderschaft auf, definitiv mit Jo-
Auge sehen. Man sagt zu uns: Unter be- hannes Paul II. zu brechen…
4
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Mgr. Fellay: Es stimmt, daß man ver- Zum Beispiel diesen Satz: „Die Pfor-
sucht sein kann, alles laufen zu lassen ten der Hölle werden sie nicht überwäl-
und zu sagen: Der Papst ist nicht Papst, tigen.“ Normalerweise würden wir sa-
denn er lehrt zu viele Irrtümer. Aber das gen, daß das, was heute geschieht, nicht
ist nicht die richtige Haltung. Es ist klar, möglich ist, da Gott doch versprochen
daß man leider aus seiner Feder alles le- hat, daß die Kirche nicht vergehen wird.
sen kann. Aber jedesmal, wenn der Dennoch laufen vor unseren Augen un-
Papst wirklich von seiner Unfehlbarkeit vorstellbare, aber doch reale Dinge ab.
Gebrauch machen will, d.h. bislang drei- Ohne vorzugeben, das Geheimnis zu
mal, ist das, was er sagt, richtig: so hat er durchdringen, denke ich, daß trotz des
definiert, daß das Priestertum für Frau- furchtbaren Sturmes noch genügend
en nicht möglich ist, und sowohl die Ab- Elemente der Kirche weiterbestehen, um
treibung als auch die Euthanasie defini- sagen zu können, daß sie sich noch auf-
tiv verurteilt. Und jedesmal bei diesen recht hält. Die Kirche wankt, manche
drei Gelegenheiten gebrauchte er Mittel, Teile sind gerissen, sogar eingestürzt,
die klar zeigen, daß das, was er sagte,
aber es ist noch nicht alles dahin.
unfehlbar war, indem er der dafür nöti-
gen Vorgehensweise folgte. Anders ge- Und aus dem wenigen, was noch
sagt: Wenn sie in Rom unfehlbar sein übrig ist, ist Gott fähig, die Kirche auf
wollen, wissen sie, wie sie dies zu ma- wunderbare Weise neu erblühen zu las-
chen haben, und tun das, was dafür not- sen, denn er ist ihr Herr, ja mehr noch, er
wendig ist. Im übrigen fürchten sie die ist ihr Haupt! Die Kirche, das ist Jesus!
Unfehlbarkeit, denn sie haben Angst, die Sie ist der mystische Leib unseres Herrn
menschliche Freiheit zu beschränken. Jesus Christus, der ihr Haupt ist. Ein all-
mächtiger Gott, eine unendlich weise
göttliche Vorsehung erlaubt sicher das
Wie sieht also die wahre Position des Böse, steckt ihm aber auch Grenzen. Un-
von Mgr. Lefebvre gegründeten Wer- ser Herr kann, so hat er uns gesagt, aus
kes aus? Steinen Kinder Gottes machen, einen
Sturm durch ein einziges Wort besänfti-
Mgr. Fellay: Ich bin überzeugt, daß die gen: er ist auch fähig, die Kirche sich
Theologen zu Beginn dieses Jahrhun- wieder erheben zu lassen. Der Zustand,
derts das, was wir heute erleben, für un- in dem sich die Kirche heute befindet,
möglich hielten. Aber wir können die kommt für uns einer Versicherung
Realität, die sich uns aufdrängt, nicht gleich, daß eine unerwartete, überra-
verneinen. Es ist wahr, es gelingt uns schende Erneuerung nicht mehr fern ist,
nicht mit unserem beschränkten Ver- durch die ihre Größe zum Vorschein
stand, diese Realität mit dem in Ein- kommt. Durch welche Trübsale man
klang zu bringen, was der liebe Gott noch hindurch muß, um dorthin zu ge-
über die Kirche gesagt hat. langen? Ich weiß es nicht.
5
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

Wie kann man sich auf die zukünftige wir Gott zeigen müssen, daß wir ihn lie-
Erneuerung vorbereiten? ben, wirklich lieben, durch alle Wechsel-
fälle des Lebens hindurch. Diesen Be-
Mgr. Fellay: Das Heil kommt durch das weis erwartet er von uns. Ich bin euer
Kreuz: gestern, heute und morgen. Wir Vater, seid ihr meine Kinder und be-
müssen der Kirche, dem Glauben, aber weist es. Wer mich liebt, der hält meine
auch dem Kreuz treu bleiben. Das Gebote. Das ist nicht kompliziert. Es ist
Kreuz, das wir nicht lieben, das die manchmal schwierig, unangenehm,
menschliche Natur nicht liebt, dem sie aber es ist nicht kompliziert.
zu entfliehen versucht. Und doch hat
uns unser Herr durch diesen Akt geret- Die Erneuerung der Kirche wird dem-
tet, der für die Menschen der Welt ein nach durch das Kreuz geschehen?
Akt der Demütigung, der Zerstörung
ist, und der für den Herrn und uns ein
Mgr. Fellay: Die Zeiten sind hart. Ich
Akt des Opfers ist.
wage sogar zu sagen: Es ist wahrschein-
Jesus ist Gott. Er bleibt Gott bis zum lich, daß sie noch härter werden. Wir
Tod seiner menschlichen Natur. Seine müssen unsere Seelen darauf vorberei-
Seele wird wirklich von seinem Leib ge- ten. Die Gnaden werden uns gegeben
trennt. Drei Tage später aufersteht er werden, wenn es notwendig ist, und
aus eigener Kraft, denn er ist Gott. Nun, vielleicht bis zum Heroismus. Bis dahin
der Vater hat seinem Sohn dieses Kreuz ist die Treue in den kleinen Dingen des
gegeben, weil er ihn liebt. Wir haben Alltags der Garant für die Treue im
Schwierigkeiten, dies zu verstehen. Nur Großen.
der Glaube führt uns so weit, daß wir
Verlassen wir uns nicht auf unsere ei-
akzeptieren, daß das Kreuz ein Zeichen
gene Kraft, spekulieren wir nicht auf
der Liebe Gottes ist.
unsere natürlichen Talente, unsere
Auch wir müssen daher in der Nach- Fähigkeit, unser Wissen, unsere Arbeit.
folge Christi das Kreuz annehmen. Es ist Glauben wir an die göttliche Gnade, an
der Weg des Verzichts auf unseren Ego-
die Güte Gottes, an die Barmherzigkeit
ismus, auf unseren eigenen Willen, auf
des Herrn.
unsere Launen, auf unsere kleinen per-
sönlichen Ideen. Man muß akzeptieren, Möge U.L.Frau uns diese Gnade er-
nicht alles zu wissen, nicht alle Lösun- langen, damit wir vollständig, ohne Dis-
gen zu haben, während unser Herr alles kussionen, einfach und entschlossen bis
weiß und alle Lösungen hat. Man muß zum Schluß katholisch seien und blei-
die Realität der Wahl zwischen Gott und ben, um der Liebe zu Gott, unserem
der Welt, zwischen der Gnade und der Heil und der Erneuerung der heiligen
Sünde annehmen. katholischen Kirche willen.
Unser gesamtes irdisches Leben ist
nichts anderes als eine Prüfung, in der (aus: Fideliter Nr. 129, Mai/Juni 1999)
6
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

Die Mission St. Pius X. in Libreville


Als Erzbischof Lefebvre beschloß, de Frage: Weshalb ist die Bruderschaft
die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu derartig aufgeblüht? Was unterscheidet
gründen, wie viele haben da geglaubt, sie von der „modernistischen Variante“?
daß sie entgegen allen Versuchen der Ist es wirklich nur die lateinische Spra-
Auflösung den Kurs mit großem Erfolg che? Ist es wirklich nur das Tragen der
halten würde? … Soutane? Auf diese Fragen wollte der
Sogar unsere konzilstreuen Brüder junge Forscher eine Antwort finden.
in Libreville können es wahrscheinlich Um dies zu bewerkstelligen, schrieb
kaum fassen! Nachdem die Mission St. er eine zweiteilige Studie, die in je drei
Pius X. in Libreville anfänglich allen Kapitel aufgegliedert ist. Dort findet
möglichen Angriffen ausgesetzt war man ganze Abschnitte über das Konzil
und der Erzbischof für sektiererisch, von Trient, das II. Vatikanum, die Schi-
rassistisch und altbacken erklärt wurde kanen, unter denen Erzbischof Lefebvre
– welche Unverschämtheit! – haben sich zu leiden hatte, das Werk der Bruder-
die Geister im Laufe der Jahre beruhigt schaft, die Entwicklung der Mission St.
und die Schwerter wurden wieder in Pius X. usw. Für alle, die das Werk von
die Scheide gesteckt, auch wenn einige Erzbischof Lefebvre selbst mitverfolgt
„Widerstandskämpfer“ noch hie und da haben oder durch Berichte kennen,
von sich reden machen. bringt diese Studie keine neuen Erkennt-
Das Werk von Mgr. Lefebvre hat sich nisse. Denn waren die Hauptinformatio-
in unserer „religiösen Landschaft“ nen und -informanten nicht unsere Prie-
durchgesetzt. Der Beweis: trotz Ver- ster und die Papiere, die der Erzbischof
größerung der Kirche ist diese immer hinterlassen hat, oder jene, die mit ihm
noch zu klein für die tausend Gläubi- in direkter Verbindung standen?
gen, die jeden Sonntag herbeiströmen.
Über die Informationen hinaus, die
Ein Beweis anderer Art ist die Abfas- sie bietet, liegt der Nutzen dieser Arbeit
sung einer Zulassungsarbeit in Ge- daher in der Tatsache, daß sie die ver-
schichte über die Bruderschaft durch ei-
schiedenen verstreuten Informationen
nen jungen Gabunesen. Der genaue Ti-
zu einer Synthese zusammenfügt, die je-
tel: Die Priesterbruderschaft St. Pius X.
dermann erlaubt, die Geschichte der
und die Mission St. Pius X. in Libreville
Bruderschaft auf einen Blick zu über-
(1962-1998).
schauen. Wer will da noch behaupten,
Nein, dieser junge Forscher ist kein die Priesterbruderschaft St. Pius X. sei
Gläubiger von St. Pius. Nein, er wurde kein historisches Werk?
dazu von niemandem inspiriert oder
gedrängt. Ihm stellte sich angesichts des (Le Saint Pie, Bulletin d’Information de
unaufhaltsamen Zustroms zur Mission la Mission Catholique Saint Pie X, Ga-
am Fronleichnamsfest 1995 die bohren- bon Nr. 58, Jan. 1999; Übers.: E. Dupont)
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Aus der Priesterbruderschaft

Geplanter Wandel
Studententreffen in Bonn am 17./18. April 1999

von Thomas Maschberger


Zum Studententreffen am 17. und sexuellen Regung schon vom Kin-
18. April 1999 hatten sich auf Dr. Barths desalter an;
Einladung hin ca. 100 Personen im Bon- – 1946 wurden in den USA nationale
ner Priorat eingefunden. Trainingslabors gegründet, um die
Das Programm begann am Samstag Rassenprobleme zu beseitigen;
um 14 Uhr mit einem gesungenen – das Esalen-Therapiezentrum wollte
Hochamt. Nach dem anschließenden mit den verschrobensten „Therapeu-
Kaffee sprach Herr Michael M. Weber ten“ die Studentenrevolte intensivie-
über „Psychotechniken – die program- ren.
mierte Zerstörung von Kirche und Kul- Diese Entwicklungen wurden dann
tur“. Ursprünglich seien solche Verfah- ab 1963 von der „Frankfurter Schule“
ren entwickelt worden aus dem Bestre-
wieder nach Deutschland „rückimpor-
ben heraus, die Grausamkeiten, wie sie
tiert“ (Horckheimer), zunächst im Be-
vom Nationalsozialismus verübt wur-
reich der Lehrerausbildung. 1970 hatte
den, in Zukunft zu verhindern. Die
„Frankfurter Schule“ stellte fest, daß vor der Jesuitenpater Sbandi für 170 Perso-
allem die „Autoritätshörigkeit“ der nen vor allem aus dem kirchlichen Be-
Menschen die Möglichkeit für die Aus- reich Trainings abgehalten.
breitung des Nationalsozialismus ge- Die Selbstverwirklichungsideen
schaffen habe. Doch daraus wurde der wurden durch eine einseitige Interpre-
verheerende Schluß gezogen, daß jede tation des II. Vatikanums („Neugestal-
Autorität schlecht sei, im speziellen die- tung des Ordenslebens“ – „Zeitge-
jenige Autorität, wie sie sich in der ka- mäße Erneuerung“) in die Kirche auf-
tholischen Kirche mit ihrem Absolut- genommen, was z.B. dazu führte, daß in
heitsanspruch und der führenden Stel- den USA 60% aller Ordenspersonen aus
lung des Papstes darstellt. Die „Befrei-
ihren Orden ausgetreten sind.
ung des Menschen von dieser Autori-
tätshörigkeit“ geschehe durch die sog. 1972 wurde in Deutschland die Ge-
„Selbstverwirklichung“ oder „Selbst- sellschaft für Pastoralpsychologie ge-
entfaltung“, was in Wahrheit zu einer gründet. (Unter Psychologie wurden
völligen Übersteigerung des eigenen Ich Psychotechniken verstanden.) Diese
führt. Diese Ideen wurden von drei führte z.B. Abtastspiele u.a. in die Prie-
Gruppen weitergedacht: sterausbildung ein. Auch in der Seelsor-
– Wilhelm Reich, ein Schüler von ge wurden Pfarrer unter dem Vorwand,
Siegmund Freud, verstand unter sie seien zu wenig psychologisch ge-
Selbstentfaltung das Ausleben jeder schult, in ähnliches eingewiesen.
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Aus der Priesterbruderschaft

In der Liturgie folgt, daß jeder „sei- hen. Trotzdem wurde eine Kommission
ne“ Messe gestalten muß, was sogar eingesetzt, die aber zu dem gleichen Er-
zum Berufsbild „Ritualberater“ geführt gebnis kam. Sie arbeitete danach sogar
hat. Durch diese Vorgänge sind heute noch weiter mit der Begründung, daß
viele wichtige Positionen von Menschen unter der verfassungsgefährdenden
besetzt, die völlig von Psychotechniken Schwelle ein erhebliches Konfliktpoten-
beeinflußt sind. tial bestehe, aus welchem sich allerdings
Nach anschließender Diskussion nach den Bestimmungen unseres
und Abendessen stellte Herr Rolf Pentz- Grundgesetzes kein Handlungsbedarf
lin die glaubenstreuen Gemeinden unter des Staates mehr ableiten darf.
Weihbischof Rangel in der Diözese Außerdem wurde der Bereich ausge-
Campos/Brasilien vor. Die Bilder eines weitet, so daß jede werterhaltende Orga-
geschlossenen Glaubenslebens im Gei- nisation beobachtet werden kann. Da-
ste der Tradition, homogen traditionell durch wird, völlig unbegründet, ein
katholische Pfarreien, Schulen und Kate- schlechtes Image in der Öffentlichkeit
chesen, dazu zahlreiche Kirchenneubau- erzeugt, das der jeweiligen Organisation
ten vermittelten einen Eindruck, wie es schadet. Den heute herrschenden Vor-
auch bei uns nach der Wende aussehen stellungen von einem neuen Menschen,
könnte und verliehen angesichts der im der nicht mehr an Tradition und Ge-
vorausgegangenen Vortrag geschilder- meinschaft gebunden ist, sondern in
ten Verheerungen allen neuen Mut. Überbetonung seiner eigenen Individu-
Am Sonntag sprach, nach Hochamt alität lebt, sind werterhaltende Gruppen
und Mittagessen, Rechtsanwalt Rainer hinderlich.
Rothe, der sich schon seit 10 Jahren mit Auch in den Medien, die fast über-
dem Thema „Die Verletzung der geisti- staatlichen Charakter erhalten, werden
gen Freiheit in Europa“ beschäftigt. nicht mehr Inhalte, sondern Gefühle
Freiheit wird nicht mehr als angebo- vermittelt, denn durch die Kommunika-
ren betrachtet, sondern frei ist nur der, tionsforschung weiß man, daß eine Ver-
der seine Freiheit gebraucht, wie es in änderung des menschlichen Handelns
der neuen Schweizer Verfassung steht. nicht nur durch die Vernunft, sondern
Um politische Ziele durchzusetzen, auch durch Emotionen möglich ist. So
greift der Staat in den Meinungsbil- wird das Denken und Handeln gesteu-
dungsprozeß der Bürger ein. Beispiel ert, und der Mensch wird unbewußt un-
hierfür ist die Kommission „Sekten frei.
und Psychogruppen“, bei der der Staat Diese Aussagen veranschaulichte
in die persönliche Religionsfreiheit ein- Herr Rothe durch aktuelle Beispiele aus
dringt. Schon vor dem Regierungswech- seiner Arbeit als Rechtsanwalt. Nach ei-
sel 1998 hatte die damalige Justizmini- ner anschließenden Diskussion endete
sterin festgestellt, daß von der Mehrzahl das Studententreffen mit Andacht und
solcher Gruppen keine Gefahren ausge- kleinem Imbiß.
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Verschiedenes

„Fides et Ratio“ in Kontinuität mit der


Tradition der Kirche?
von Benno Schwarz

Die Enzyklika Fides et Ratio von sophische Wissen einen Horizont echter
Papst Johannes Paul II. vom 14. Septem- Neuerung.“ (Nr. 14). (Hervorhebung
ber1 behandelt „das Verhältnis von hier und folgend durch Verf.)
Glaube und Vernunft“. Der gläubige Le- Diese Absicht, zwischen der überlie-
ser begegnet darin erfreut einer Fülle ferten Lehre der Kirche und der neuen
von Zeugnissen unverfälschten katholi- Theologie des Papstes einen Konsens zu
schen Glaubens und Denkens. Diese statuieren, muß jedoch bei genauerer
zeigen sich insbesondere auch in häufi- Nachprüfung des Sachverhalts recht be-
ger Bezugnahme des päpstlichen Textes denklich erscheinen. Einerseits warnt
auf das I. Vatikanum (1870) und frühere zwar die Enzyklika vor dem Modernis-
Konzilien, auf „vorkonziliare“ Päpste mus und beruft sich dabei (Nr. 54) auf
(wie z.B. Pius IX., Leo XIII., Pius X., Pi-
Pius X. und Pius XII., insbesondere auf
us XI. und Pius XII.) und auf große Kir-
des letzteren Enzyklika Humani Generis
chenlehrer (wie z.B. St. Augustinus und
(1950). Darin wurde bekanntlich auch
St. Thomas von Aquin). Daneben er-
die Irrlehre des Paters Henri de Lubac
scheinen aber auch sehr häufig Stellen
SJ (1896-1991) verurteilt, wonach die
aus den Texten des II. Vatikanums und
Übernatur (das göttliche Gnadenleben)
auch Selbstzitate des päpstlichen Ver-
in der Natur des Menschen bereits auf-
fassers, ebenso auch Zitate seiner „kon-
grund der Schöpfung enthalten (‘impli-
ziliaren“ Vorgänger. Beziehungsreich ti-
ziert’) sei. Das hindert aber die Enzykli-
tuliert wird „der Diener Gottes Papst
ka keineswegs, (in Nr. 60) den Grund-
Paul VI.“ (Nr. 43). Liegt dessen Selig-
und Kerngedanken besagter, von Pius
sprechungsdekret, so möchte vielleicht
manch einer mutmaßen, gar bereits in XII. verurteilter Irrlehre als rechtgläubig
der Schublade des päpstlichen Schreib- zu verkünden: „Christus, der neue
tisches? Ganz augenfällig jedenfalls ist Adam, macht eben in der Offenbarung
die Tendenz, die „vorkonziliare“ Tradi- des Geheimnisses des Vaters und seiner
tion und den neutheologischen Konzils- Liebe dem Menschen den Menschen
geist in ungebrochener Kontinuität, als voll kund“.
ein und dasselbe erscheinen zu lassen: Den zitierten Satz finden wir bereits
„Die Lehre der beiden Vatikanischen in der Pastoralkonstitution Gaudium et
Konzilien eröffnet auch für das philo- Spes (Nr. 22,1), wie auch in des Papstes
erster Enzyklika Redemptor Hominis
1 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 135,
Hrsg. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, (1979; Nr. 8,2). Kardinal Giuseppe Siri
Bonn o.J. (1906-1989; bis 1987 Erzbischof von Ge-
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Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 11

Verschiedenes

nua) beurteilt den Inhalt dieses Satzes Auf diesen beiden Wörtchen „in
aber (ohne freilich Konzil und Papst mir“ baut also de Lubac seine ganze
auch nur zu erwähnen) in seinem Buch Neutheologie auf, die in Folge für den
„Gethsemani“ (1980; deutsch: Aschaf- Glauben der ganzen Kirche zur tödli-
fenburg 1982, S. 60) wie folgt: „Was chen Bedrohung werden sollte. Denn
kann der Sinn dieser Behauptung sein? das „in mir“ sollte fortan nicht nur für
Entweder ist Christus nur Mensch oder diesen einen außerordentlichen Fall der
der Mensch ist göttlich. Die Schlußfol- besonderen übernatürlichen Begnadung
gerungen mögen zwar nicht so klar aus- eines Einzelnen (nämlich des hl. Paulus)
gedrückt sein, sie präzisieren jedoch im- gelten, sondern als natürlicher Normal-
mer jene Auffassung von einem in der fall ausnahmslos für jeden Menschen
menschlichen Natur an sich implizier- verkündet werden: Der Grundgedanke
ten Übernatürlichen; von da aus öffnet der Allbegnadung, der Allerlösung.
sich dann, ohne es bewußt zu wollen,
Hier befinden wir uns nun auch am
der Weg in Richtung auf den fundamen-
Verknüpfungspunkt zwischen dem
talen Anthropozentrismus“.
Gnostiker Jakob Böhme (1575-1624):
P. de Lubac beruft sich für seine re-
„Gott weiß es in mir“ – und der Neu-
volutionierende Hypothese (in seinem
theologie seit de Lubac, welcher zusam-
Buch „Catholicisme“, 1938, 4. Aufl.
men mit Kardinal Wojtyla auf dem Pa-
1947, S. 295-296, hier nach Siri, a.a.O.
storalkonzil die entscheidenden diesbe-
S. 59-60) mittels höchst eigenwilliger,
züglichen Texte von Gaudium et Spes
tendenziös überzogener Deutung auf
ausgearbeitet hat, was der Papst in sei-
den hl. Paulus in Gal. 1,15-16, wo der
nem Buch „Die Schwelle der Hoffnung
Apostel seine Bekehrung vor Damaskus
erklärt und wo es heißt: „Als es aber überschreiten“ (Hamburg 1994, S. 185 f.)
Gott, der mich von meiner Mutter selbst bezeugt, und der 1983 von Johan-
Schoße an ausgesondert und durch sei- nes Paul II. zum Kardinal erhoben wur-
ne Gnade berufen hat, gefiel, seinen de, nachdem er 33 Jahre zuvor unter Pi-
Sohn in mir zu offenbaren …“. us XII. Lehrverbot erhalten hatte.
P. de Lubac interpretiert nun diese Der Papst bekennt: „Vieles verdanke
Stelle in unerhört neuartiger Weise: ich Pater Yves Congar und Pater Henri
„Nicht nur: mir seinen Sohn zu offenba- de Lubac. Ich erinnere mich noch genau
ren, ihn in irgendeiner Vision zu zeigen an die Worte, mit denen er mich ermun-
oder zu veranlassen, daß ich ihn objek- terte, der Linie treu zu bleiben, die ich
tiv verstehe, sondern: ihn in mir zu of- während der Diskussion eingeschlagen
fenbaren. Indem er den Vater offenbart hatte. Dies geschah, als die Sitzungen
und indem er durch ihn geoffenbart bereits im Vatikan stattfanden. Seit die-
wird, läßt Christus den Menschen voll- sem Moment verbindet mich mit Pater
ends sich selbst offenbar werden“ de Lubac eine ganz besondere Freund-
(nach Siri, S. 59). schaft“ (Johannes Paul II. a.a.O., S. 186).
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Verschiedenes

Unter Berufung auf St. Thomas von nes Blondel-Buches eine päpstliche Bot-
Aquin und St. Bonaventura bekennt schaft an den Jubiläumskongreß in der
sich die Enzyklika sodann auch (in Nr. französischen Stadt Aix gesandt, in der
82) zur „objektiven Wahrheit“, jener Maurice Blondel als „Vorbild für christ-
„adaequatio rei et intellectus“, zu einem liche Denker“ gerühmt wurde (Deut-
Grundbegriff also, auf dem nicht nur sche Tagespost, 13.3.93).
die klassische griechische Philosophie Tatsächlich beruht der allreligiöse
seit Aristoteles, sondern danach auch Ökumenismus auf den beiden Denk-
die Philosophie und die Theologie der Voraussetzungen, jeder Mensch sei von
Scholastik beruht, die für die katholi- Natur aus im Stand der Gnade, und die
sche Kirche bis zum II. Vatikanum maß- Wahrheit sei veränderlich entsprechend
gebend gewesen war. dem jeweiligen Entwicklungsstand
Dieses Bekenntnis zur objektiven, menschlichen Denkens: Zum Heil be-
unveränderlichen Wahrheit klingt in der dürfe es infolgedessen fürderhin nicht
Tat hoffnungsvoll für rechtgläubige Ka- mehr der Annahme und des Bekennt-
tholiken. Denn mit keinem Wort wird nisses des katholischen Glaubens und
der Philosoph Maurice Blondel (1861- der Taufe im Namen der heiligsten Drei-
1949) erwähnt, ein Freund und Inspira- faltigkeit, und die Glaubenswahrheiten
tor de Lubacs, welch letzterer übrigens könnten in verschiedenen Zeitaltern ei-
zudem „ein festgefahrener Anhänger ne jeweils verschiedene Bedeutung er-
der Ideologie Teilhards“ war (so Prof. halten, wodurch die katholische Glau-
Dr. Albert Drexel), einer Ideologie also, benslehre (heute) mit jeder beliebigen
in der „die neomodernistische Zerset- anderen Religion vereinbar und verträg-
zung des Glaubens (…) ihre Quelle hat“ lich erscheint.
(Drexel, Ein neuer Prophet, Stein am Eine praktische Anwendung dieses
Rhein 1971, 111; 8). neuen Denkens gibt der Vatikan in sei-
Maurice Blondel nun war es, der die nem Dokument „Dialog und Verkündi-
Definition der Wahrheit (als „adaequa- gung“ vom Pfingstfest 1991 (19.5.), wor-
tio rei et intellectus“ = Übereinstim- in die neue Heilslehre verkündet wird,
mung des Denkens mit der Wirklich- in der es auf den katholischen Glauben
keit) ersetzte durch die „adaequatio und die Taufe im Namen des dreifalti-
mentis et vitae“, d.h. Wahrheit sei die gen Gottes überhaupt nicht mehr an-
Übereinstimmung des (menschlichen) kommt: „Schließlich muß die wirk-
Geistes mit dem (sich fortwährend ver- mächtige Gegenwart des Heiligen Gei-
ändernden menschlichen) Leben. 1924 stes im religiösen Leben anderer religiö-
waren diese und andere Lehrpositionen ser Traditionen erwähnt werden. Dar-
Blondels vom Glaubensgericht in Rom aus schließt nun der Papst auf ein ‘Ge-
verworfen worden. Das erklärt auch, heimnis der Einheit’, das in Assisi ‘trotz
warum Blondel in Fides et Ratio keine Er- der Unterschiede in den religiösen Be-
wähnung findet. Tatsache ist jedenfalls: kenntnissen’ augenscheinlich wurde.“
1993 wurde aus Anlaß des Jubiläums ei- (Nr. 28).
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Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 13

Verschiedenes

„Aus diesem Geheimnis der Einheit Dagegen sagt der Heiland in Mk


folgt, daß alle erlösten Menschen – an 16,16: „Wer glaubt und sich taufen läßt,
dem einen und selben Geheimnis teilha- wird gerettet werden, wer aber nicht
ben. Christen wissen das durch ihren glaubt, wird verdammt werden“. Und
Glauben, während den anderen unbe- in Mt 24,35 lehrt er: „Himmel und Erde
wußt bleibt, daß Jesus Christus die werden vergehen, aber meine Worte
Quelle ihres Heiles ist. (…) Die Anhän- werden nicht vergehen“.
ger anderer Religionen antworten im- Nachdem dieser allreligiöse Assisi-
mer dann positiv auf Gottes Einladung Ökumenismus inzwischen von den mei-
und empfangen sein Heil in Jesus Chri- sten Katholiken (abgesehen vielleicht
stus, wenn sie in ehrlicher Weise das in von den als „traditionalistische Funda-
ihren religiösen Traditionen Gute in mentalisten“ verunglimpften Recht-
die Tat umsetzen und dem Spruch ihres gläubigen) widerstandslos akzeptiert
Gewissens folgen. Das gilt sogar für den wird, sehen sich „konservative“ Katho-
Fall, daß sie Jesus Christus nicht als liken derzeit verstärkt einer massiven
ihren Erlöser erkennen oder anerken- Beeinflussung ausgesetzt, die den
nen.“ (Nr. 29).2 Zweck verfolgt, den Traditionsbruch zu
verdecken und die „nachkonziliare“
2 Dialog und Verkündigung. Ein gemeinsames Dokument
Entwicklung in rechtgläubigem Lichte
des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog erscheinen zu lassen. Nicht zuletzt auch
und der Kongregation für die Evangelisierung der Völ- in diesem Zusammenhang ist Fides et
ker. Deutsche Tagespost 22.6.1991, S. 10. Ratio zu sehen.

Der Evolutions-Mythos
Gedanken zur Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft

von P. Bernhard Zaby

„Gottes Urknall”, so titelte der SPIE- nunmehr ein Waffenstillstand zwischen


GEL vor nicht allzu langer Zeit (Nr. 52, Kirche und Naturforschern an. Denn ei-
21.12.98), „Kosmologie an der Grenze nerseits kämen die Naturwissenschaft-
zur Religion”. Nun ist der SPIEGEL ler, unter ihnen besonders die Kosmolo-
nicht gerade dafür bekannt, ein religi- gen, immer mehr dahin, einen Gott an-
ons- oder gar kirchenfreundliches Blatt zunehmen, dem sich die Schöpfung –
zu sein. Daher macht der Titel sehr neu- oder besser: der Urknall – verdanke, an-
gierig. Tatsächlich, so können wir in dererseits sei die Kirche gegenwärtig
dem Artikel lesen, bahne sich nach meh- dabei, ihr Verhältnis zur Forschung zu
reren Jahrhunderten „Grabenkrieg” revidieren. „Von seinen Vorgängern ver-
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Verschiedenes

folgte Ketzer wie Galileo Galilei und Künste und Wissenschaften Widerstand
Charles Darwin hat der Pole [Papst Jo- leiste; vielmehr unterstützt und fördert
hannes Paul II.] rehabilitiert. Den heuti- sie diese auf vielfache Weise. Denn we-
gen Forschern bot der Heilige Vater in der verkennt noch verachtet sie die Vor-
seiner vor wenigen Wochen veröffent- teile, die aus ihnen für das Leben der
lichten 13. Enzyklika eine Art ‚Waffen- Menschen entspringen; vielmehr räumt
stillstand‘ an. ‚Glaube und Vernunft sie ein: wie sie von Gott, dem Herrn der
sind die beiden Flügel‘, so verkündete Wissenschaften [vgl. 1 Sam 2,3], ausge-
Johannes Paul II., ‚mit denen sich der gangen sind, so führen sie, wenn sie in
menschliche Geist zur Betrachtung der rechter Weise ausgeübt werden, mit Hil-
Wahrheit erhebt.‘” fe seiner Gnade zu Gott hin.
Bei näherem Hinsehen erweist es Auch verbietet sie keineswegs, daß
sich jedoch, daß der SPIEGEL hier diese Wissenschaften in ihrem jeweili-
nichts anderes tut, als die alten Mythen gen Bereich ihre eigenen Prinzipien und
von einer wissenschaftsfeindlichen Kir- ihre eigene Methode anwenden; diese
che neu aufzuwärmen. Und daß er gerechtfertigte Freiheit anerkennend,
natürlich weit davon entfernt ist, einer achtet sie aber eifrig darauf, daß sie
echten „Versöhnung” zwischen Kirche nicht der göttlichen Lehre widerstreiten
und moderner Naturwissenschaft das und so Irrtümer in sich aufnehmen oder
Wort zu reden. Doch der Reihe nach. in Überschreitung ihrer eigenen Gren-
zen das, was des Glaubens ist, in Be-
Galileo Galilei schlag nehmen und durcheinanderbrin-
Das Verhältnis zwischen Glaube und gen.” (DH 3019).
Vernunft wurde aus kirchlicher Sicht Diese Haltung ist klar und eindeutig
schon weit vor der jüngsten Enzyklika und wurde genau so von der Kirche im-
Papst Johannes Pauls II. klar dargelegt mer praktiziert. Das beste Beispiel hier-
auf dem I. Vatikanischen Konzil im Jah- für ist besagter Galileo Galilei, der je-
re 1870. Dort heißt es: „Auch können desmal herhalten muß, wenn es darum
Glaube und Vernunft nicht nur niemals geht, die Engstirnigkeit der Kirche ge-
untereinander unstimmig sein, sondern genüber der Wissenschaft zu beweisen,
sie leisten sich auch wechselseitig Hilfe; und der natürlich auch reichlich durch
denn die rechte Vernunft beweist die den zitierten SPIEGEL-Artikel geistert.
Grundlagen des Glaubens und bildet, Es genügt, hier aus dem „Lexikon
von seinem Licht erleuchtet, die Wissen- der populären Irrtümer” (München
schaft von den göttlichen Dingen aus; 1998) zu zitieren, um den Mythos vom
der Glaube aber befreit und schützt die „Märtyrer der Wissenschaft” Galilei zu
Vernunft vor Irrtümern und stattet sie „entmythologisieren”: „Anders als der
mit vielfacher Erkenntnis aus. unglückliche, nur wenige Jahrzehnte
Deswegen ist es weit gefehlt, daß die vorher auf dem Scheiterhaufen ver-
Kirche der Pflege der menschlichen brannte Giordano Bruno befand sich Ga-
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Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 15

Verschiedenes

lilei zeit seines Lebens mit den Mächti- nen Wahrheit‘ sprach, den Beweis aber
gen von Staat und Kirche in durchaus nicht erbringen konnte [...], reagierte die
gutem Einvernehmen. [...] Galileis größ- Kirche auch ihrerseits recht überzogen
te Feinde waren seine weltlichen Kolle- mit einem Dekret, das die Lehre von der
gen, die Professoren auf den Univer- Bewegung der Erde für ‚falsch und in al-
sitätskathedern, nicht die Mönche auf len Punkten der Heiligen Lehre wider-
den Kirchenkanzeln. Vor allem aus sprechend‘ erklärte.
Angst vor dem Spott der anderen Phy- Persönlich wurde Galilei jedoch
sikprofessoren, nicht aus Angst vor der nicht belangt. Weder wurden seine Bü-
Kirche, wagte Galilei erst als über cher verboten noch seine guten Bezie-
50jähriger öffentlich für die Lehren des
hungen zu den Mächtigen ernsthaft an-
Kopernikus zu werben; als er die Monde
gegriffen. Hätte er hinfort von seinen
des Jupiter entdeckte, lehnten es die
Thesen als Theorien und nicht letzten
Physikerkollegen ab, zum Beweis durch
Wahrheiten gesprochen, wäre es wohl
Galileis Teleskop zu sehen [...].
nie zu der berühmten Vorladung vor die
Die Kirche dagegen behandelte den Inquisition nach Rom gekommen.
unkonventionellen Physikprofessor aus
Diese Vorladung erging aufgrund ei-
der Toskana mit bemerkenswerter Tole-
nes neuen Buches, in dem Galilei weiter
ranz; er wurde vom Papst zur Audienz
und allen Abmahnungen zum Trotz von
empfangen, von den Jesuiten sogar für
seine wissenschaftlichen Verdienste aus- absoluter Wahrheit sprach. Sie wurde im
gezeichnet, und anders als die weltli- Oktober 1632 zugestellt, wegen Krank-
chen Gelehrten ließen sich die Jesuiten heit Galileis aber aufgeschoben, erst im
auch durch Fakten (nämlich durch die Februar 1633 reiste Galilei dann nach
Monde des Jupiter) überzeugen, daß Rom. Dort wohnte er zunächst als Gast
das ptolemäische Weltbild wissen- des florentinischen Botschafters in der
schaftlich nicht zu halten war. Villa Medici, dann, während des eigent-
lichen Inquisitionsverfahrens vom 12.
Erst als Galilei nicht nur das pto-
April bis 22. Juni 1633, in einem Drei-
lemäische Weltbild als falsch, sondern
Zimmer-Appartment im Vatikan, mit
darüber hinaus sein eigenes als das ein-
Diener und Blick auf den Garten. Er
zig richtige bezeichnete (was nicht
stimmt, wie wir spätestens seit Einstein wurde weder eingekerkert noch gefol-
wissen), wurde diese Toleranz der Kir- tert.
che ernsthaft auf die Probe gestellt. Wie vielen genialen Menschen war
Denn als Arbeitshypothese hätte man es auch Galilei immer schwergefallen,
Galileis Thesen durchaus gelten lassen, seine weniger begabten Zeitgenossen
aber als endgültige Wahrheit nicht. Hier ernst zu nehmen. Auch in seinem Inqui-
sah die Kirche ihren Monopolanspruch sitionsverfahren ging er wohl davon
verletzt, und als Galilei trotz Abmah- aus, nach Klarstellung einiger strittiger
nung immer dezidierter von dem Sy- Passagen, welche die dummen Kar-
stem des Kopernikus als einer ‚bewiese- dinäle nicht verstehen würden, nach
15
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 16

Verschiedenes

Hause geschickt zu werden. Erst als die sagen wir es ruhig – kirchenfeindlichen
gar nicht so dummen Inquisitoren Absichten mißbrauchten.
durch keine wissenschaftlichen Argu-
mente davon abzubringen waren, daß
Der Evolutionsglaube
Galilei verbotenerweise und falsch von
absoluten Wahrheiten geschrieben ha- Kommen wir damit zu dem hier in
be, geriet Galilei in Panik; vielleicht Rede stehenden zweiten großen, neu-
dachte er dabei an Giordano Bruno, zeitlichen Mythos: der Evolution. Daß
vielleicht auch wollte er nur seine Ruhe wir uns hier auf nicht nur fiktivem, son-
haben – wie auch immer: Unaufgefor- dern geradezu mythologisch erhöhtem
dert und ohne Druck von außen stritt er und jedenfalls alles andere als wissen-
seine Lehren en bloc einfach ab. schaftlich gesichertem Boden befinden,
Das Urteil lautete auf Ungehorsam. möge folgendes Schlaglicht kurz erhel-
Die Strafe waren sieben Bußpsalmen je- len.
de Woche für drei Jahre, plus eine Ker- Die (als seriös geltende) Zeitschrift
kerstrafe, die Galilei aber niemals anzu- „Spektrum der Wissenschaft” brachte in
treten brauchte. Nach dem Verfahren ihrer Ausgabe vom Januar 1999 als Titel
lebte er als Gast beim Großherzog der einen Artikel über „erste Spuren des
Toskana, dann beim Erzbischof von Sie- aufrechten Gangs”: „Rettung der Homi-
na, dann als Staatsrentner in dem klei- niden-Spuren von Laetoli” (S. 62ff).
nen Dorf Arcetri bei Florenz, wo er un- Darin wird berichtet über den Fund von
belästigt seine Forschungen weiterführ- Fußspuren im Laetoli-Gebiet in Nord-
te und 1642 starb” (S. 131ff). tansania. Dort haben Wissenschaftler in
Die Rolle der Kirche war also keines- einer Tuffschicht, die gemäß „radiome-
wegs so unrühmlich und „wissen- trischer Altersbestimmung” auf ein Al-
schaftsfeindlich”, wie sie uns immer ter von 3,4 bis 3,8 Millionen Jahren ge-
dargestellt wird. Vielmehr ging es ihr schätzt wird, eine insgesamt 27 Meter
gerade darum, die Harmonie zwischen lange Fährte von zwei dicht nebenein-
Glaube und Wissenschaft nicht leicht- ander herlaufenden Fußspuren ent-
fertig durch unbewiesene Hypothesen deckt, die eindeutig von aufrechtem
aufs Spiel zu setzen sowie die Wissen- Gang herstammen, wobei der „tiefe
schaft vor eventuellen Irrtümern zu be- Eindruck der Ferse” dafür spricht, „daß
wahren, die sich aus allzu voreiligen der Gehende den hinteren Fuß mit dem
Schlüssen ergeben hätten. Hätte sich vollen Gewicht belastete, so wie der
Galilei an die Ermahnungen zur Mäßi- moderne Mensch auch”. Die Forscher
gung gehalten, so wäre es nie zu einem waren sich durchaus uneins, von wel-
„Bruch” zwischen Kirche und Natur- chen Wesen diese Spuren stammen
wissenschaft gekommen. Nicht die Kir- könnten und wie sie zu erklären seien.
che hat diesen jahrhundertelangen Miß- Die Mehrzahl der Forscher dachte
klang zu verantworten, sondern Galilei schließlich an ein Wesen namens „Au-
und mehr noch jene, die ihn für ihre – stralopithecus afarensis”, und ein
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Verschiedenes

pigmentiert. Damals waren erst einige


wenige Schädelfragmente von A. afa-
rensis entdeckt worden. Die Gesichts-
züge der weiblichen Gestalt empfand
ich deswegen der Art Australopithecus
africanus nach, die ich bereits früher ge-
malt hatte. Weil Mary Leaky darauf
drang, die kleine Statur dieser Homi-
niden herauszustellen, setzte ich Perl-
hühner daneben. Der Mann erhielt von
mir einen Grabstock, das vermutlich
einzige von dieser Spezies benutzte
Werkzeug; die ersten Steinwerkzeuge
tauchten erst viel später auf. Die Frau
trägt ihr Kind auf der Hüfte, was beim
aufrechten Gehen wohl die am wenig-
sten anstrengende Position gewesen
sein dürfte.”
Was dabei herauskam, war das Bild
von einem überaus affenähnlichen Ho-
miniden-Paar: Ein Mann, der vorweg
geht, und eine Frau, die ihm folgt und
ein Kind auf ihrer Hüfte trägt. Dieses
Bild wurde zum erstenmal „im April
1979 in der Zeitschrift ‚National Geo-
graphic‘ zur Illustration eines Artikels
„Erste Spuren des aufrechten Ganges“
von Mary Leaky” veröffentlicht und
prägte seither die ganze wissenschaftli-
Künstler namens Jay H. Matternes mal- che Fachwelt, obwohl es sich letztlich
te schließlich im Auftrag der Forscherin reiner Fiktion und der Kreativität eines
Mary Leaky ein Bild, wie man (bzw. er) Künstlers verdankt.
sich die Szene dachte: Ende der achtziger Jahre landete ei-
„Ich stellte mir diese aufrechten Ho- ne plastische Darstellung der Laetoli-
miniden schlank und drahtig vor, Szene im Amerikanischen Museum für
durchaus überlebensfähig in verschie- Naturgeschichte in New York. Wieder-
denartigen Umwelten, in die sie sich um erblicken wir einen äffischen Mann
wagten. Sie mußten, weil sie viel unter- und eine äffische Frau, wobei diesmal
wegs waren, gut schwitzen können und der Mann der Frau den Arm um die
hatten mithin eine höchstens schwache Schultern gelegt hat. Ian Tattersall, der
Körperbehaarung. Gegen die starke Kustos der Abteilung Anthropologie
Sonnenstrahlung war ihre Haut dunkel dieses Museums, meint dazu: „Bereits
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Verschiedenes

Der Australopithecus
afarensis nach den
Vorstellungen von
Jay H. Matternes

über das Aussehen dieser frühen Homi- sprache, in der er die Bedeutung der
niden kann man lange diskutieren. Fußspuren und ihre Schutzwürdigkeit
Schon gar nicht war eindeutig, wie die hervorhob. Dann wurde ein Schaf ge-
Szene sich damals abgespielt hatte.” So opfert und eine religiöse Feier abgehal-
gibt er schließlich zu, daß außer den ten. Im nächsten Jahr, als der südliche
Fußspuren „alle anderen Details in der Abschnitt fertig war, gab es eine zweite
Darstellung frei erfunden” sind. Versammlung, zu der diesmal auch
Man hatte also nichts als ein paar Mary Leaky kam, freudig begrüßt von
Fußspuren, die sich offensichtlich nicht manchen älteren Teilnehmern, die sich
von denen moderner Menschen unter- noch gut an sie erinnerten.”
scheiden. Daraus hat man dann ohne je- Handelt es sich hier noch um Wis-
den weiteren konkreten Anhaltspunkt senschaft, oder ist nicht längst eine Art
affenähnliche Hominiden „rekonstru- Ersatz-Religion daraus geworden? Wir
iert”, und diese Fiktion gilt heute allge- sehen auf jeden Fall, daß die Evoluti-
mein als wissenschaftliche Erkenntnis! ons-Theorie weit davon entfernt ist, uns
Ja, mehr noch. Denn um die so wichti- gesicherte wissenschaftliche Erkennt-
gen Fußspuren zu schützen, hat man ei- nisse über die Entstehung der Welt und
nen Schutzhügel darüber errichtet und des Menschen liefern zu können. Fra-
diesen durch den örtlichen Loboini, gen wir daher die Hl. Schrift, welche
Medizinmann und religiöses Ober- Auskünfte sie uns darüber zu geben
haupt der umliegenden Dörfer, einwei- vermag und welche Vorgaben sie der
hen lassen. „Etwa 100 Menschen, jung Wissenschaft liefert, damit diese nicht
und alt, Männer und Frauen, nahmen in die Irre geht, sondern durch den
an der Zeremonie teil, die einen ganzen Glauben erleuchtet zur wahren Einsicht
Tag dauerte. Der Loboini hielt eine An- gelangt.
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Verschiedenes

Der Schöpfungsbericht der Bibel gentlichen Bedeutung kommt es nie-


„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde” mand zu als ihm.
(Gen 1,1). Das Wort ‚erschaffen‘ gebraucht der
Dazu Schildenberger („Vom Ge- Verfasser erst wieder am fünften Tag,
heimnis des Gotteswortes”, Heidelberg an dem die Tiere des Wassers und des
1950, S. 122f): „Das Zeitwort ‚erschaf- Luftraumes ins Dasein treten. Da er-
fen‘, hebräisch bara‘, läßt nur Gott als scheint auch zum erstenmal das Wort
Subjekt zu, und niemals wird ein Stoff ‚Leben‘ (1,21). Das ist etwas ganz Neu-
genannt, aus dem Gott etwas schaffen es, von allem Vorausgehenden ge-
würde. Was Gott durch Erschaffen her- trennt; hier muß Gottes Schöpfermacht
vorbringt, durchbricht den natürlichen in besonderer Weise eingreifen.
Lauf der Dinge, übersteigt schlechthin Zum drittenmal verwendet der Ver-
deren Kräfte und kann daher nicht fasser das Wort ‚erschaffen‘, und jetzt
durch natürliche Entwicklung entste- gleich dreimal, beim Menschen (1,27).
hen (vgl. Nm 16,30); es ist etwas Neues Hier trägt er die sonst so sparsam ver-
(Jer 31,22). Auch wenn das Geschaffene wendete leuchtende Farbe ganz ver-
aus etwas schon Vorhandenem heraus- schwenderisch auf. Damit hebt er noch
gebildet wird (vgl. Is 65,18), so will das schärfer als im vorausgehenden An-
Wort ‚erschaffen‘ doch betonen, daß an thropomorphismus der göttlichen
sich kein natürlicher Ansatz vorhanden Selbstaufforderung dieses Werk als et-
ist für das, was hier geschaffen wird. was überragend Neues, als glänzendste
Das Wort stellt also die von jedem Stoff Betätigung der Schöpfermacht Gottes
unabhängige göttliche Allmacht in den heraus. Er sagt damit: Eine tiefe Kluft
Vordergrund; Gott ruft durch einen ein- trennt den Menschen nicht bloß von der
fachen Befehl seines Willens die Dinge leblosen Schöpfung und den Pflanzen,
ins Dasein: ‚er hat befohlen, und sie sondern auch von den Tieren.
sind geschaffen‘ (Ps 148,5). Im Beginn Wo nichts völlig Neues entsteht, ge-
des Schöpfungsberichtes ist jedenfalls braucht der Verfasser des Schöpfungs-
von einer ‚Schöpfung aus dem Nichts‘ berichts das Wort ‚machen‘ (‘asah), das
die Rede, weil ja das Neue, das entsteht, auch die Tätigkeit der Geschöpfe be-
der Himmel und die Erde sind, diesen zeichnen kann. Er verwendet es am
aber nach dem Bericht nichts voran- zweiten Tag beim Firmament (1,7), am
geht. Vor ihnen ist nur Gott, der einzige vierten bei den Himmelskörpern (1,16)
Gott, der neben sich nicht seinesglei- und am sechsten bei den Landtieren
chen hat. Darum steht das Wort ‚Gott‘, (1,25). Das Firmament und die Him-
das bei den Heiden Gattungsname ist melskörper, Sonne, Mond und Sterne,
und auch in der Bibel so verwendet sind also für ihn keine Lebewesen, und
wird, um die Heidengötter zu bezeich- die Landtiere haben das gleiche tieri-
nen, ohne Artikel; es ist des wahren, sche Leben wie die am fünften Tag ge-
einzigen Gottes Eigenname, in seiner ei- schaffenen Fische und Vögel; es ent-
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Verschiedenes

steht also hier nichts wesentlich Neu- den”, die Gott in die Erde gesenkt habe
es.” und aus denen die Pflanzen dann her-
Wie immer man also den Schöp- vorgingen.
fungsbericht im einzelnen auslegen und Allerdings würde es der Aussageab-
interpretieren mag, so können wir doch sicht des Textes direkt widersprechen,
dieser sehr sorgfältigen Formulierungs- wenn wir uns dabei eine Evolution vor-
weise des Verfassers einiges sicher ent- stellen wollten, die, einmal angestoßen,
nehmen: Wir müssen von drei ausge- gewissermaßen naturgesetzlich wie ein
sprochenen Schöpfungsakten Gottes Uhrwerk weiter abläuft. Ausdrücklich
ausgehen. Dreimal hat Gott unmittelbar wird im Schöpfungsbericht immer wie-
schöpferisch eingegriffen, indem er et- der Gott genannt als der eigentlich Wir-
was absolut Neues hervorbrachte, das kende und Handelnde. Ein Beispiel da-
vorher nicht da war: Erstens das Weltall für ist etwa die Entstehung der Pflan-
(„Himmel und Erde”), zweitens das tie- zen, die die Erde nur auf Geheiß Gottes
rische Leben („Vögel und Wassertiere”), hervorbringen kann (1,11f), nicht aus ei-
drittens und vor allem den Menschen. gener Kraft. „So wird auch das vegetati-
Es gibt keine natürliche Entwicklung, ve Leben auf einen besonderen Eingriff
auch keine von Gott vorhergeplante der Schöpfermacht Gottes zurückge-
oder von vornherein festgelegte, von führt” (Schildenberger S. 123, Fußnote
der Materie zum Tier und vom Tier zum 20).
Mensch. Jede mögliche Entwicklungsli- Ein weiterer Punkt, den wir dem
nie wird an diesen Stellen unterbro- Schöpfungsbericht entnehmen können,
chen, da etwas ganz Neues und Eigenes ist die Tatsache, daß die Schöpfung mit
hier plötzlich auftritt, das sich einzig der Erschaffung des Menschen abge-
der Schöpfermacht Gottes verdankt. schlossen ist. Zwar wirkt Gott, gemäß
Außerhalb dieser drei wesentlichen den Worten Christi (Joh 5,17), „bis jetzt”.
Schöpfungsakte können wir sehr wohl So wird etwa bis heute jede einzelne
eine Entwicklung annehmen, an der die Menschenseele im Augenblick ihrer
bereits erschaffenen Geschöpfe mitbe- Vereinigung mit dem Leib von Gott ei-
teiligt waren, eine „Evolution” also. Ja, gens geschaffen. Jedoch schafft Gott
der biblische Text scheint dies durch die nichts grundlegend Neues mehr. Es gibt
Verwendung des Wortes „machen” (im keine noch weitergehende Evolution zu
Gegensatz zu „schaffen”) geradezu na- immer neuen und höheren Arten von
hezulegen, da dieses Wort ja auch eine Lebewesen.
geschöpfliche Tätigkeit bezeichnen Schildenberger: „Mit der göttlichen
kann. Dies entspricht im übrigen ganz Schöpfungswoche sagt also der heilige
der kirchlichen Tradition. So spricht Schriftsteller: Gottes Schöpfertätigkeit
schon der heilige Augustinus in bezug ist vollkommen geordnet, ist abge-
auf die Entstehung der Pflanzen von schlossen mit der Erschaffung des Men-
„rationes seminales”, also „Samengrün- schen und findet in Gott ihr Ziel. Mit
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Verschiedenes

der Ruhe Gottes will der Verfasser weiter tätig oder vonnöten gewesen wä-
zunächst sagen, daß Gott nach dem re.
Menschen keine wesentlich neuen und Gemäß SPIEGEL ist es diese Version,
vor allem keine höheren Geschöpfe die die meisten Evolutionsforscher heu-
mehr ins Dasein gerufen hat” (S. 113). te vertreten: „Bis auf wenige Ausnah-
Fassen wir unseren biblischen Be- men gestehen selbst die der Religion
fund noch einmal kurz zusammen: aufgeschlossenen Physiker oder Biolo-
1. Gott war dreimal im eigentlichen gen einem Gott nur eine bescheidene,
Sinn des Wortes schöpferisch tätig, zeitlich befristete Rolle auf der Him-
also durch Hervorbringung von et- melsbühne zu. Spätestens nachdem er
was ganz Neuem „aus dem Nichts”: die Welt und die Naturgesetze erschaf-
Weltall („Urknall”), tierisches Le- fen hatte, darin sind sich fast alle For-
ben, Mensch. scher einig, begab sich der Schöpfer er-
schöpft zur Ruh.”
2. Bei seinem übrigen Wirken hat Gott
die bereits vorhandenen Geschöpfe Sehr richtig – wenn auch im übli-
gemäß ihrer Natur mitwirken las- chen, spöttischen Ton – schreibt der Ver-
sen. Der letzlich Handelnde blieb je- fasser des genannten Artikels: „In der
doch stets Gott. neuen spirituellen Offenheit, mit der die
3. Mit der Erschaffung des Menschen Physiker eine göttliche Kraft in ihrem
ist die Schöpfung abgeschlossen. Es Universum dulden, kommt allerdings
kommt nichts wesentlich Neues zugleich zum Ausdruck, wie weit dieser
mehr hinzu. Gottesbegriff von dem der Kirche ent-
fernt ist: Von der Vorstellung eines reli-
gionsstiftenden Übervaters, der auch
Schluß noch die Gesetze menschlichen Han-
Wir sehen, wie sehr diese Erkennt- delns erläßt, ist darin nichts mehr übrig
nisse dem „radikalen” Evolutionismus – und über einen Gott in der Rolle des
widersprechen, der behauptet, die bloßen Uhrmachers und Maschinenmei-
Schöpfung verdanke sich einer rein na- sters läßt sich ganz unverfänglich spe-
turgesetzlichen Entwicklung, die ir- kulieren. [...]
gendwann und irgendwie einmal in Aber selbst mit einem derart mini-
Gang gekommen sei und sich immer malistischen Gottesbild, das in der For-
weiter fortsetzt. schergemeinde mehr und mehr Verbrei-
Ebenso müssen wir auch dem tung findet, mögen sich die einge-
„gemäßigten” Evolutionismus wider- fleischten Skeptiker nicht anfreunden.
sprechen, der zwar einen Gott annimmt Die Vorstellung eines arbeitslosen
und zuläßt, aber nur noch als Auslöser Schöpfers, der sich nur zu Beginn aller
des Urknalls. Von da an, so besagt diese Zeiten einmal richtig angestrengt hat,
Variante, sei alles gemäß Zufall oder sei ‚völlig nichtssagend‘, schimpft der
Plan weiter gelaufen, ohne daß Gott Urknalltheoretiker Weinberg.
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Verschiedenes

Auf einen Gott, der jenseits von Wir können Herrn Weinberg nur
Raum und Zeit wabere und sich aus al- beipflichten. Es gibt tatsächlich nur die-
lem heraushalte, argumentierte Wein- se zwei Möglichkeiten: den Gott der Bi-
berg, könne man gleich ganz verzich- bel als Schöpfer der Welt oder den Evo-
ten. Pure Heuchelei sei es, so der Physi- lutionismus ohne Gott. Entweder wir
ker, Gott am Ende einfach mit den un- glauben an Gott, oder wir glauben an
persönlichen Naturgesetzen gleichzu- „die Evolution”. Für welche Lösung
setzen, ‚nur um dem Vorwurf zu entge- der SPIEGEL votiert, dürfte klar sein,
hen, keinen Gott zu haben‘.” für welche wir votieren, auch!

Martin Luther – Unser gemeinsamer Lehrer


im Glauben?
Teil 3
von Dr. Heinz-Lothar Barth

Luthers Lehre von den Konzilien: auch Konzilsbeschlüsse einem gewis-


Der Bruch mit Rom sen, durch die wachsende menschliche
Ferner bekämpfte Luther, um einen Erfahrung gegebenen Wandel. Wohl
weiteren zentralen Themenkreis seiner aber gilt die Unfehlbarkeit für Glau-
Lehre anzureißen, nicht nur das Papst- bens- und Sittenfragen.43 Was dort in
tum in radikaler Weise, sondern bestritt Auslegung der mündlichen und schrift-
auch in klarem Widerspruch zur Hl. lichen, von den Aposteln übernomme-
Schrift (Apg. 15,28) die Irrtumslosigkeit nen Tradition der Kirche dann einmal
der Allgemeinen Konzilien. Deren Infal- allgemein verbindlich festgelegt wurde,
libilität erstreckt sich natürlich nicht auf darf nicht mehr geändert werden. Allen-
eine reine Erhebung von Fakten oder falls kann stets explizit oder zumindest
auf Bestimmungen etwa der Disziplin, implizit Geglaubtes endgültig definiert
der Zeremonien oder allgemein irgend- werden bzw. bereits Definiertes durch
welcher kirchlicher Gewohnheiten, so- ein späteres Konzil noch genauer um-
weit diese nicht unmittelbar und wesen- schrieben werden.44
haft mit dem Glauben zusammenhän- Luther hingegen bestritt prinzipiell,
gen, was in früheren Jahrhunderten daß Konzilien unter bestimmten Vor-
vielleicht nicht immer klar genug unter- aussetzungen immer unfehlbar sind.
schieden worden ist. Hierin unterliegen Der protestantische Gelehrte Jaroslav
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Verschiedenes

Pelikan beurteilte die Konsequenz jener lien brüsteten, daß sie behaupteten, sie
Haltung gegenüber den Allgemeinen würden vom Hl. Geist geleitet“ („Quare
Kirchenversammlungen ganz richtig, stulte fecerunt, qui concilia adeo iactar-
wenn er schrieb: „Als es gelungen war, unt, quae regi dixerunt spiritu sancto“,
Martin Luther in der Leipziger Disputa- so die Nachschrift Georg Rörers, ähn-
tion 1519 diese These zu entlocken, be- lich aber auch die drei anderen Textfas-
gannen er und seine Gegner das Aus- sungen).47
maß der Entfremdung zwischen ihm Erschütternderweise begegnen ei-
und der katholischen Kirche zu erken- nem derartige Gedanken gerade inner-
nen. Mehr als die zwei Jahre früher an- halb einer Predigt über das 15. Kapitel
geschlagenen 95 Thesen oder gar die der Apostelgeschichte, den Bericht über
Exkommunizierung, die 1521, zwei Jah- das Apostelkonzil. Denn dort ist ja das
re später, erfolgte, markiert diese Fest- Fundament für den katholischen Glau-
stellung den Beginn der Reformati- ben gelegt, daß die Allgemeinen Kir-
on.“45 chenversammlungen unter dem Schutz
des Heiligen Geistes stehen (Apg
15,28). Einige Zeilen weiter findet man
Luthers Lehre von den Konzilien:
eine unser Zitat ergänzende Aussage
Die Konzilien können irren
Luthers, die bestätigt, daß hier nicht et-
Knapp zwei Jahre nach Leipzig, und wa ein Mißverständnis derjenigen vor-
zwar am 17. April 1521 auf dem Reichs- liegt, die die Predigt notiert haben: „Da-
tag zu Worms, legte Luther vor aller her sind die Konzilien ungewiß, weil
Welt seine Haltung gegenüber den keines so rein ist, daß es keinen Ab-
Konzilien offen: „Wenn ich nicht durch bruch des Glaubens bewirkt hat, und je
Zeugnisse der Schrift oder einsichtige jüngeren Datums sie sind, desto schäd-
Vernunftgründe widerlegt werde - licher sind sie“ („Ideo concilia sunt in-
denn ich glaube weder dem Papst noch certa, quia nullum adeo purum est,
den Konzilien allein, da es feststeht, quod non fecit ein abbruch des glau-
daß sie öfter geirrt und sich widerspro- bens et quanto noviora, adeo nocenti-
chen haben -, bin ich durch die von mir ora“, so wieder die Fassung Rörers, vgl.
angeführten Schriftworte bezwungen. auch die anderen Zeugen).48 Ähnlich
Und solange mein Gewissen in Gottes schrieb Luther am 17. November des-
Worten gefangen ist, kann und will ich selben Jahres in einem Brief an Niko-
nichts widerrufen, weil es unsicher ist laus Hausmann, als es um die Frage
und die Seligkeit bedroht, etwas gegen ging, ob die Neugläubigen eine Kon-
das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. zilsversammlung einberufen sollten:
Amen.“46 Aus einer Predigt des Jahres „Die Sache hat ein schlechtes Vorbild,
1524 wird deutlich, warum Luther wenn sie auch mit noch so gutem Eifer
glaubte, sich so zu den Konzilien angegangen würde, wie alle Konzilien
äußern zu dürfen: „Daher haben die der Kirche von Anfang an beweisen, so
dumm gehandelt, die sich so der Konzi- wie auf jenem Apostelkonzil fast mehr
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Verschiedenes

über Werke und Traditionen als über christlichen Lehre Konvertierten sich
den Glauben gehandelt worden ist. Auf auch den Bestimmungen der Mosai-
den späteren aber wurde niemals über schen Tora unterzögen (Apg 15,1). St.
den Glauben, sondern immer über Mei- Petrus als Inhaber der führenden Stel-
nungen und Streitfragen diskutiert, so lung unter den Aposteln ergreift bei der
daß mir der Begriff „Konzilien“ beinahe Kirchenversammlung die Initiative und
ebenso suspekt und verhaßt ist wie der verlangt die Befreiung der Heidenchri-
Begriff „freier Wille“ („ut mihi Concili- sten vom Gesetz (Apg 15,7-11). St. Jako-
orum nomen pene tam suspectum et in- bus pflichtet ihm im Prinzip völlig bei
visum sit, quam nomen liberi arbi- und verlangt auch seinerseits, jenen
trii“).49 Mitbrüdern keine unnötigen Lasten auf-
zuerlegen, schlägt aber einen Kompro-
miß vor: Die nichtjüdischen Christen
Luthers Lehre von den Konzilien:
sollten sich wenigstens des Götzenop-
Das Apostelkonzil
ferfleischs, der Unzucht (damit sind ur-
Luthers Haltung gegenüber dem sprünglich aufgrund bestimmter Ver-
Apostelkonzil verdient eine ausführli- wandtschaftsgrade bei den Juden ver-
chere Würdigung. Papst Johannes XXIII. botene Ehegemeinschaften gemeint51),
bezeichnete jene Synode wohl nicht des tierischen Blutes sowie des Erstick-
ganz zu Unrecht als das „vollkommene ten (also des Fleisches von Tieren, bei
Modell“ eines Konzils.50 Man würde er- deren Tötung noch Blut im Körper ver-
warten, daß diese Wertung von einem blieb) enthalten (Apg. 15,13-21). Es han-
Mann wie Luther geteilt wurde, der ja delt sich bei diesen vier „Jakobusklau-
nur die Heilige Schrift als einzige Norm seln“ also um rituelle Vorschriften, vor
des Glaubens gelten ließ. Dies ist aber allem aus dem Bereich der Speisegeset-
erstaunlicherweise eben nicht der Fall. ze. Petrus und Jakobus setzten sich beim
Die zitierte Aussage aus dem Brief von Apostelkonzil durch. Dessen Entschei-
1524 stellt durchaus keinen einmaligen dung wurde in einem Brief an die be-
Ausrutscher dar. Im Gegenteil, in seiner troffenen Gemeinden festgehalten. Sein
Schrift „Von den Conziliis und Kirchen“ zentraler Satz lautet: „Der Heilige Geist
aus dem Jahre 1539, seiner umfangreich- und wir haben beschlossen, euch keine
sten Auseinandersetzung mit den Allge- weitere Last aufzuerlegen als folgende
meinen Kirchenversammlungen, unter- notwendigen Bestimmungen: Ihr sollt
zog der Reformator gerade auch schon euch des Götzenopferfleisches, des Blu-
das erste Konzil einer umfangreicheren tes, des Erstickten und der Unzucht ent-
Kritik. Um sie richtig einordnen zu kön- halten. Wenn ihr euch davor bewahrt,
nen, müssen wir kurz betrachten, wor- wird es euch wohl ergehen“52 (Apg
über damals in Jerusalem verhandelt 15,28 f.). Mit Luthers Wertung dieses Be-
worden war. schlusses wollen wir uns nun beschäfti-
Judenchristliche Kreise hatten ver- gen.53
langt, daß die aus dem Heidentum zur Dem Doktor aus Wittenberg mißfiel
24
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Verschiedenes

es, daß in Apg 15, 28 f. mit den vier „Ja- weisen, daß die Jakobusklauseln, als sie
kobusklauseln“ Bestimmungen, die er aufgrund veränderter ethnischer Ver-
der „Werkgerechtigkeit“ zuordnete, als hältnisse in den christlichen Gemeinden
eindeutig vom Heiligen Geist angeregt nicht mehr notwendig erschienen, außer
und geleitet ausgewiesen werden. Lu- Kraft gerieten. Ja es gibt vielleicht Indi-
ther spielte daher sogar mit dem Gedan- zien, daß sie von vornherein überhaupt
ken, das Wort „Heiliger Geist“ auszu- nicht überall befolgt worden sind.57 Wo
streichen und den Beschluß nur als Mei- sie beachtet wurden, sind sie möglicher-
nung der Apostel anzusehen.54 Freilich weise gar nicht als wirkliche Neuerung
verwarf er diese Interpretation dann so- eingeführt worden, sondern man hat le-
gleich wieder. Um den Klauseln ihre Be- diglich einen Zustand, der schon herr-
deutung zu nehmen, bediente er sich schte, für die weitere Zukunft zunächst
schließlich eines interpretativen Kunst- einmal als Norm dekretiert.58
griffs: Nicht in den vier Auflagen sei die
Die Außerkraftsetzung via facti, d.h.
eigentlich vom Heiligen Geist inspirier-
auf dem Weg der Praxis und anschei-
te Lehre zu suchen, sondern in der Be-
freiung vom Gesetz, die Petrus gefor- nend ohne formalen Beschluß, ist für die
dert hatte, also in der Ausrichtung des Speisevorschriften zum Genuß tieri-
Heils auf die Gnade: „Wolan können schen Blutes recht früh nachweisbar59,
wirs nicht zusammen reimen, so müs- obwohl regional die Beachtung auch
sen wir S. Jacob lassen faren mit seinem dieser Vorschriften später noch begeg-
Artickel und S. Petrum behalten mit sei- net60, ja bei den Griechen bis heute üb-
nem heuptartickel, um welches willen lich ist.61 Diese Entwicklung hängt mit
dis Concilium gehalten ist.“55 einem unterschiedlichen Verständnis
Immerhin ist Luther zu konzedieren, des Aposteldekretes zusammen. So faß-
daß der Antrag des heiligen Petrus, die te man im Westen, zumindest in weiten
Heidenchristen von den Bestimmungen Teilen, die kultischen und rituellen Re-
der Tora auszunehmen, in der Tat ja geln bald anders auf. Jene Deutung
auch der erste Bestandteil des vom Hei- wurde von einer abweichenden Textver-
ligen Geist geleiteten Konzilsbeschlus- sion begünstigt, bei der die unzweifel-
ses ist. Ja, er ist sogar im Unterschied zu haft rituelle Vorschrift, Ersticktes zu es-
den mehr disziplinären Anweisungen sen, fehlte. So konnten die „Jakobus-
dessen entscheidender, wie die Ge- klauseln“ nunmehr im ethischen Sinn
schichte des Aposteldekretes zeigt.56 als Verbot des Götzendienstes, des Tö-
Denn mit ihm war eine grundlegende tens (Vergießens menschlichen Blutes)
Ausrichtung des christlichen Weges für und der Unzucht, so wie man sie heute
die Zukunft festgelegt worden. Andern- versteht, ausgelegt werden, und man
falls wäre die universale Botschaft des stufte die drei schweren Vergehen gegen
Gottmenschen sozusagen lediglich in ei- Gottes erstes, fünftes und sechstes Ge-
ner jüdischen Sekte weitergetragen wor- bot als „Kapitalsünden“ (Hauptsünden)
den. Es läßt sich darüber hinaus nach- ein.62
25
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 26

Verschiedenes

Trotz all dieses Wissens um den Stel- mit der Brille seiner einseitigen Gna-
lenwert und die Geschichte der Jako- denlehre las, die der Mitwirkung des
busklauseln, das zum Teil erst durch die Menschen mit Gottes übernatürlichen
neuere Forschung gesichert worden ist, Anstößen, der fälschlich so genannten
ist Luther nicht davon freizusprechen, „Werkgerechtigkeit“, keinen Raum ließ.
daß er mit seiner Stellungnahme zum
Apostelkonzil einen Akt subjektivisti- Luthers Lehre von den Konzilien: Der Re-
scher Willkür gesetzt hat. Denn der Text formator zwischen Dogmatik und Taktik
des Dekretes ist ganz eindeutig und will
All jene Ausfälle gegen die Konzilien
so verstanden werden, daß auch die
hinderten den Doktor aus Wittenberg
vier Bestimmungen unter dem Schutz
nicht daran, aus taktischen Gründen ge-
des Heiligen Geistes stehen. Wer diese
gen die römischen Autoritäten gelegent-
Tatsache nicht anerkennt bzw. ihre Be-
lich an ein Konzil zu appellieren - eine
deutung durch eine sophistisch anmu-
Inkonsequenz, die ihm später der refor-
tende Exegese zu untergraben versucht,
mierte Theologe Karl Barth mit Recht
läuft Gefahr, die Grundlage christlicher
zum Vorwurf machen sollte. Der Prote-
Konzilien zu zerstören. Wer schon die
stant J. Pelikan gibt zu, daß es sich bei
erste Kirchenversammlung nicht in all
derartigen Forderungen nach einer All-
ihren Entscheidungen ernst nimmt,
gemeinen Kirchenversammlung um ei-
wird den späteren Konzilien schon gar
nen taktischen Schachzug handeln
nicht die ihnen gebührende Achtung
entgegenbringen, wie dies Martin Lu- konnte. Mit Blick auf Luthers Berufung
ther in der Tat zu tun ablehnte, und an ein Konzil unter Papst Paul III. stell-
zwar schon in einem recht frühen Stadi- te er fest: „Er war überzeugt, daß in ei-
um seiner Auseinandersetzung mit der ner Zusammenkunft, zu der Rom seine
Katholischen Kirche. Dabei spielt es kei- Einwilligung geben mußte, keinerlei
ne Rolle, daß jenes erste Konzilsdekret, Hoffnungen auf eine wirkliche Refor-
auf die Universalkirche bezogen, zuge- mation bestanden: dennoch sollte die
gebenermaßen nur zeitlich begrenzt Verantwortlichkeit dafür nicht bei den
und vielleicht sogar von vornherein nur Reformatoren, sondern bei Rom lie-
lokal verbindlich Geltung besaß. Die gen.“63
Pflicht zur Respektierung eines solchen Es gibt freilich durchaus Stellen aus
Beschlusses bestünde nur dann nicht, Luthers Werken, die, vordergründig be-
wenn etwas gegen die feste und allge- trachtet, eine grundsätzlich andere Hal-
mein verbindliche Tradition der Kirche tung zu den Konzilien erkennen zu las-
entschieden worden wäre, wie es hier sen scheinen.64 Auf solche Passagen
und da auf dem II. Vatikanum vorkam. wird heute im ökumenischen Dialog
Davon kann aber für das Apostelkonzil gerne rekurriert, und sie werden oft ei-
in Jerusalem keine Rede sein. Für Lu- nem großen Publikum vorgeführt, das
ther konnte dies nur deshalb anders die wahren Verhältnisse gar nicht recht
aussehen, weil er die Hl. Schrift selektiv zu durchschauen vermag. So zitierte
26
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 27

Verschiedenes

der katholische Theologe Heinz Schüt-


te, der um einen Ausgleich mit den Pro-
testanten sehr bemüht ist, dabei aber
nicht immer die durch die Wahrheit ge-
setzten Grenzen beachtet, am
17.10.1997 in der Zeitschrift „Christ und
Welt“ (S. 32) aus der Leipziger Disputa-
tion von 1519: „In Glaubensfragen irren
Konzil und Kirche nie; in anderen An-
gelegenheiten ist nicht nötig, daß sie
nicht irren“.65 Leider verschwieg der
engagierte Ökumeniker seinen Lesern,
daß Luther unmittelbar zuvor gesagt
hatte: „Ein Konzil irrt nie; wenn es aber
irrt, ist es kein Konzil.“66

Luthers Lehre von den Konzilien:


Ablehnung einzelner Konzilsbeschlüsse
Die genannte Aussage ist nicht in
sich falsch, sie kann durchaus in einem
katholischen Sinn gedeutet werden.
Andererseits eröffnete jener Grundsatz
dem Reformator die Möglichkeit, im
Zweifelsfall denjenigen Kirchenver-
sammlungen, deren Beschlüsse, und Der Sitzungssaal des Konzils von Trient
seien sie nach katholischem Maßstab
noch so verbindlich, ihm nicht paßten, anderes, als daß es die sichere katho-
den Charakter authentischer Konzilien lisch-apostolische Tradition gegen eine
abzusprechen. Gerade auf der Leipzi- Häresie schützte. Hermann Josef Sie-
ger Disputation greift er z.B. das Kon- ben, einer der besten Kenner der Konzi-
stanzer Konzil an und unterstellt ihm lien, nannte die Konsequenzen unum-
implizit einen Irrtum, weil es den Satz wunden beim Namen, die jene Einlas-
des Johannes Hus verworfen hatte: sung Luthers nach sich zog: „Mit die-
„Der Primat der römischen Kirche über sem ihm gleichsam abgepreßten Be-
die übrigen Kirchen ist nicht heilsnot- kenntnis tut Luther den entscheidenden
wendig.“ Dieser Verurteilung war aber Schritt aus der Alten Kirche heraus.“67
der Charakter der Unfehlbarkeit zuge- Zu seiner entlarvenden Stellungnahme
kommen. Denn es handelte sich nicht war Luther in der Tat von dem katholi-
etwa um eine rein disziplinäre Entschei- schen Theologen Eck als Konsequenz
dung. Vielmehr tat das Konzil nichts seiner falschen Prämissen argumentativ
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genötigt worden. Alsbald ließ der Refor- unerwähnt bleibt, geht zweifellos aus
mator dann sogar die explizite Ableh- den Quellen hervor, wird auch in der
nung der Konstanzer Beschlüsse folgen. Forschung anerkannt.71 Formale Auto-
Mit der Attacke gegen die Entschei- rität besaß für ihn nur die Schrift - wo-
dungen des Konstanzer Konzils hatte es bei er die Bibel übrigens auch nur so-
aber keineswegs sein Bewenden. Viel- weit achtete, wie sie sein Verständnis
mehr griff Luther, um nur zwei weitere vom Evangelium zu bestätigen schien,
Beispiele anzuführen, sowohl den wie wir noch sehen werden. Die Schrift
Transsubstantiationsbegriff des La- ist also prinzipiell den Konzilien über-
terankonzils von 1215 als auch die Sie- geordnet.72
benzahl der Sakramente an, die in Flo-
renz 1439 dekretiert worden war, Leh- Die Bibel in katholischer und in protestanti-
ren, die ja doch wohl zweifelsfrei zum
scher Sicht
absolut verbindlichen Glaubensgut
gehören. Über all jene Ausfälle lasen Katholischer Lehre hingegen ent-
wir bei Schütte nichts. Der protestanti- spricht es, daß die offenbarten Bücher
sche Gelehrte Bernhard Lohse hatte Lu- zwar Richtschnur unseres Glaubens
thers Leugnung der beiden zuletzt ge- sind. An ihnen hat sich die Kirche stets
nannten Dogmen in seinem Buch „Mar- zu orientieren. Aber es ist ihr zugleich
tin Luther - Eine Einführung in sein Le- durch Christus verheißen, vom Heili-
ben und Werk“68 ausdrücklich zugege- gen Geist geführt zu werden (Joh 16,13).
ben. Schütte führte Lohse hingegen nur Dadurch ist es ihr überhaupt erst mög-
mit seinem neuen Buch „Luthers Theo- lich, jenes schriftliche Testament des
logie“ (S. 17 f.) als Zeugen dafür an, daß Glaubens zuverlässig zu verstehen und
der Reformator an den Entscheidungen durch ihr Lehramt autoritativ auszule-
der Alten Kirche festgehalten habe.69 gen. So konnte der hl. Augustinus poin-
Nach Theobald Beers Forschungen, die tiert formulieren: „Ich würde freilich
wir oben erwähnt haben, müßten wir dem Evangelium nicht glauben, wenn
hier zunächst einmal hinzufügen: So mich nicht die Autorität der katholi-
wie er sie verstand! schen Kirche dazu veranlaßte“ (Ego vero
Vor allem aber handelt es sich um evangelio non crederem, nisi me catholicae
nicht mehr als nur um eine materielle ecclesiae conmoveret auctoritas).73
Anerkennung der ersten vier Ökumeni- Die Richtigkeit dieses Satzes, den
schen Konzilien, insofern als Luther in Luther ablehnte, läßt sich allein schon
der Tat den zentralen trinitarischen und an der Tatsache ersehen, daß es eine In-
christologischen Dogmen seine Zustim- stanz gegeben haben muß, die festlegte,
mung prinzipiell nicht verweigerte.70 welche der aus dem frühen Christen-
Formal hielt er nicht einen einzigen tum stammenden Schriften als göttlich
Konzilsbeschluß für unfehlbar. Dieses inspiriert und demnach zur Offenba-
erstaunliche Faktum, das heute im öku- rung gehörend zu betrachten sind und
menischen Dialog ebenso wieder meist welchen dieser Rang nicht zukommt.
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Denn die biblischen Texte enthalten eine (Luk 24,45). Ebensowenig versteht der
derartige Information nicht in sich äthiopische Kämmerer bei seiner Lektü-
selbst. Hier ein subjektives Zeugnis des re der Isaias-Prophetien deren tieferen
Heiligen Geistes anzunehmen, wie es und eigentlichen Sinn, bis sie ihm von
Luther verfocht, das den einzelnen einem Vertreter der Kirche, dem Diakon
Christen die göttliche Herkunft des In- Philippus, auf den Messias und Gottes-
halts erfahren läßt, verkennt völlig die sohn hin gedeutet werden (Apg 8, 30-
historischen Fakten, wie sie uns aus den 35). Aber auch für die Texte des Neuen
Anfängen des Christentums bekannt Testaments selbst läßt sich der Nach-
sind: Erst allmählich kristallisierte sich weis führen. Wie anders ist die Bemer-
unter der Führung des von Gott geleite- kung des hl. Petrus aufzufassen, daß es
ten Lehramtes ein von allen anerkannter in den Paulusbriefen bestimmte Stellen
Kanon der Heiligen Schriften heraus, gibt, die „schwer zu verstehen“ sind
was natürlich nicht heißt, daß jene Texte und von „ungebildeten und ungefestig-
nicht bereits von Anfang an objektiv zur ten“ Personen falsch interpretiert und
Offenbarung gehört hatten. Ferner damit verdreht werden (2 Petr 3,16)?
kommt das durch die apostolische Tra- Schließlich postulierte Luther die in-
dition gebundene Magisterium bei der haltliche Suffizienz der Bibel, d.h. die
Bibelexegese in den nicht wenigen Fäl- absolute Vollständigkeit der Offenba-
len zum Tragen, wo sich Einzelne über rung in der Heiligen Schrift. Diese Posi-
das richtige Verständnis der Botschaft tion läßt sich ebenso schon aus der Bibel
Jesu nicht einig werden oder wo sogar selbst, also „sola scriptura“, widerlegen.
die Texte in sich ohne einen hermeneuti- Denn im Johannes-Evangelium wird
schen Schlüssel wirklich nicht eindeutig uns versichert (Joh 20,30; 21, 25), daß Je-
interpretierbar sind. Auch hier läßt sich sus viel mehr Taten vollbracht hat als
die Unhaltbarkeit der Lutherschen Ma- dort aufgezeichnet sind. Paulus schreibt
xime von der „Perspikuität“ der Heili- den Thessalonichern ausdrücklich:
gen Schrift, der Durchschaubarkeit und „Haltet fest an den Überlieferungen
Verständlichkeit allein aus sich heraus, (griech.: paradoseis, lat.: traditiones), in
nach dem reformatorischen Grundprin- denen ihr mündlich (sic!) oder schrift-
zip aus ebendieser Schrift widerlegen. lich von uns belehrt worden seid“ (2
Denn man kann anhand der Bibel selbst Thess 2,15). Wo können wir schließlich
beweisen, daß deren Texte keineswegs etwas in der Bibel über die Aufschlüsse
so klar und einstimmig sind, daß sie aus erfahren, die der auferstandene Heiland
sich heraus verstanden und ausgelegt vierzig Tage hindurch seinen Jüngern
werden können. Für das Alte Testament über das Reich Gottes erteilt hat (Apg 1,
belegt das die Unterweisung der Em- 3) ? Gerade in der Zeit vor dem Heim-
mausjünger durch den Herrn persönlich gang zum Vater sind nachweislich ent-
(Luk 24, 25-27), sie benötigen genauso scheidende Dinge passiert, wie z.B. die
wie anschließend die versammelten Einsetzung des Buß- und des Taufsakra-
Apostel den authentischen Interpreten mentes (Joh 20,23 und Mt 28,19). So ist
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es durchaus vernunftgemäß, anzuneh- Neuen Testaments zuzugeben. Sie wur-


men, daß in jenen Tagen der Herr wei- de von Papst Pius XII. noch einmal in
tere Anweisungen zu den Heilsinstitu- seiner Enzyklika „Humani generis“
tionen seiner Kirche, des vorwegge- vom 12. Aug. 1950, zumindest implizit,
nommenen und vorläufigen Gottesrei- verfochten, wenn er von den „beiden
ches auf Erden, erteilt hat, z.B. zu den Quellen der von Gott geoffenbarten
übrigen Sakramenten. Jedenfalls kann Lehre“ („uterque doctrinae divinitus re-
man die Siebenzahl allein aus der velatae fons“, DH 3886) sprach. H.
schriftlichen Offenbarung nicht begrün- Schauf wies später zur Zeit des Konzils
den, wiewohl sich für all jene Heilszei- und in Zusammenhang mit dortigen
chen Anhaltspunkte im Neuen Testa- Diskussionen die Berechtigung einer
ment finden lassen. solchen Unterscheidung aus den kirch-
Ebensowenig vermag man die Gebo- lichen Katechismen mustergültig nach,
tenheit der Kindertaufe lediglich aus die von Theologen wie J. R. Geiselmann
der Schrift nachzuweisen. Auch hier und K. Rahner bestritten worden war.75
existieren wieder Indizien, z.B. die sog. Diesen Abschnitt zum unterschiedli-
„Oikos“- Formel (von griechisch „oi- chen Verständnis der Offenbarung auf
kos“ = Haus), die besagt, daß sich je- katholischer und protestantischer Seite
mand „mit seinem ganzen Haus“ tau- möchten wir mit den treffenden Worten
fen ließ (Apg 16,31-33 u.a.) Doch kann Heribert Holzapfels aus seinem auch
man nicht exakt belegen, daß hierunter heute noch empfehlenswerten Büchlein
auch die unmündigen Kinder subsu- „Katholisch und protestantisch“ ab-
miert waren, um die es ja geht. So kam schließen76: „Es steht nicht Schriftlehre
es im protestantischen Lager in der Mit- gegen Kirchenlehre, sondern Schriftaus-
te dieses Jahrhunderts zu dem wissen- legung gegen Schriftauslegung. Nicht
schaftlichen Disput zwischen Kurt die Bibel ist das Streitobjekt zwischen
Aland und Joachim Jeremias um die Le- den Konfessionen, sondern die Ausle-
gitimität der Kindertaufe.74 Auf dem re- gung der Bibel.“
formatorischen Fundament, d.h. ohne
Hinzunahme der mündlichen Tradition
und eines verbindlichen Lehramtes, Luthers Lehre von den Konzilien:
läßt sich die Frage nicht zuverlässig ent- Zurückweisung ihrer formalen Autorität
scheiden. Kommen wir zu Luthers Lehre von
Wir sehen an diesen Beispielen, daß den Konzilien zurück. Seine inhaltliche
man nicht umhinkommt, über die expli- Unterwerfung unter die ersten Konzili-
kative Tradition hinaus sogar eine kon- en auf der einen Seite und seine Ableh-
stitutive anzunehmen; d.h. das Lehramt nung ihrer formalen Autorität auf der
legt nicht nur die schriftliche Offenba- anderen Seite befremdet, ja könnte gera-
rung verbindlich aus, sondern es ist so- dezu als paradox empfunden werden.
gar eine gewisse materielle Insuffizienz Eine solche Unausgeglichenheit haben
(inhaltliche Unvollständigkeit) des viele Forscher, u.a. der liberale Prote-
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stant Adolf von Harnack, moniert.77 Sie katholischen Hierarchie gegen die über-
ist aber letztlich die logische Konse- lieferte lateinische Messe sowie die Aus-
quenz des Lutherschen Denkansatzes, grenzung, um nicht zu sagen Verfol-
der keinerlei verbindliche Auslegung gung all jener zu wundern, die sie zu be-
der Offenbarung durch ein Lehramt wahren und weiterzugeben suchen?
mehr annehmen will. Niemanden, der
Schauen wir uns noch einige weitere
die heutigen Verhältnisse in der katholi-
Aussagen Luthers zu den Konzilien an,
schen Theologie kennt, wird es wun-
dern, daß Luthers prinzipielle Ableh- die unsere Interpretation bestätigen. Im
nung der Unfehlbarkeit von Konzilien Jahre 1521 erkannte der Reformator
bei seinen „getrennten Brüdern“ in un- zwar die materielle Gültigkeit der er-
serer Kirche mittlerweile fröhliche Ur- sten Synoden an, urteilte aber über die
ständ feiert.78 Allgemeinen Kichenversammlungen
Der beklagte Mißstand reicht leider prinzipiell in erschreckend despektierli-
bis in die katholische Hierarchie hinein. cher Weise: „Es ist der grosten ungluck
So hat Jean Guitton, persönlicher eynis ynn der Christenheyt, der schend-
Freund Pauls VI. und nach allem, was lich vordampter wahn, das man die
man über ihn weiß, ein zuverlässiger Concilia achtet, sie haben den heyligen
Zeuge, ein Gespräch mit dem Papst wie- geyst, so yhr unter zwentzigen kaum
dergegeben, in dessen Verlauf dieser zur eynis ist, das die schrifft braucht und
liturgischen Entwicklung im Westen den geyst beweiset.“81 Daß Luther die
Stellung genommen hatte. Dabei be- formale Autorität der Konzilien generell
hauptete er, die ursprüngliche Tradition ablehnte, geht besonders klar aus fol-
der Kirche sei teilweise verloren gewe- genden Thesen hervor, die er 1536 in der
sen und man habe sie nunmehr zu „Disputation über Vermögen und Ge-
Recht durch die Liturgiereform wieder- walt eines gemeinen Concilii“ vorlegte:
gewonnen.79 In diesem Zusammenhang „Solliche verheissung des heiligen
fällte er ein bemerkenswertes, ja er- geysts (nämlich wie die Apostel sie be-
schütterndes Urteil über das Tridenti-
saßen, Verf.) haben kein jhre nachköm-
num: „Diese Tradition war im Laufe der
linge fur jhre selbs eigene personen ge-
Jahrhunderte verdunkelt worden, und
habt. - Darumb kan ein Concilium oder
zwar besonders auf dem Konzil von Tri-
die Bischoffe, so versamlet sein, irren,
ent.“80 Man muß, wenn man sich die
Texte der damaligen Kirchenversamm- eben als andere menschen, so im ampt
lung anschaut, davon ausgehen, daß oder privat one ampt seyen. - Wo sie
Paul VI. mit seinem Tadel Lehrstücke aber nit irren, das geschicht eintweder
und Kanones über Messe und Altarsa- aus zufall oder aber aus verdienst yr-
krament treffen wollte. Wenn man solch rgent eines heiligen frommen mannes,
eine Stellungnahme liest, braucht man so unter jnen ist, oder auch der gemei-
sich da noch über den oft groteske Züge nen kirchen und nit durch den gewalt
annehmenden Haß der nachkonziliaren und authoritet jrer versamlung.“82
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Diese Wertung der Allgemeinen Kir- ciliorum“ zusammengestellt (Theologia ad usum


chensynoden wirkte sich dann auch auf seminariorum et Sacrae Theologiae alumnorum,
die ersten Konzilien aus. Obgleich Lu- ed. octava, Tom. II, Mechliniae 1819, 173). Ich
danke Frau Elisabeth Danner aus Bonn herzlich
ther, wie gesagt, deren zentrale Dog-
für das Geschenk dieser wertvollen, seltenen
men prinzipiell anerkannte, so äußerte
Bücher.
er sich doch über sie selbst in einem
45 Luthers Stellung zu den Kirchenkonzilien, in: Kon-
Tischgespräch des Jahres 1539 wenig zil und Evangelium - Lutherische Stimmen zum
schmeichelhaft. In jener Rede unter- kommenden römisch-katholischen Konzil, hg.
schied er die Qualität der Kirchenver- von Kristen E. Skydsgaard, Göttingen 1962, 40.
sammlungen nach drei Zeitstufen: „Die 46 Zitat nach: Martin Brecht, Martin Luther. Sein
erste ist von der Apostel Zeit an, bis auf Weg zur Reformation 1483-1521, Stuttgart 2.
Gregorium den Ersten, die da noch et- Aufl. 1983, 438 f. Brecht weist in der zugehörigen
was rein war, wiewol sie viel menschli- Fußnote zu Recht darauf hin, daß die berühmten
ches Dings mit unter dulden und leiden Worte, mit denen das Zitat heute meist schließt
„Ich kann nicht anders, hier stehe ich“, sich erst in
mußte, doch war es noch leidlich.“83 Si-
einem späten Druck finden (a.O. 506 Anm. 24).
cher kann man Luther konzedieren, Luthers authentische Antwort lautet im Lateini-
daß es auf den Konzilien schon der er- schen: „Nisi convictus fuero testimoniis scriptur-
sten Zeit keineswegs immer ausschließ- arum aut ratione evidente (nam neque Papae ne-
lich nach dem christlichen Gebot der que conciliis solis credo, cum constet eos et er-
Liebe zum Nächsten und zur Wahrheit rasse sepius et sibiipsis contradixisse), victus
zuging. Solche menschlichen Schwä- sum scripturis a me adductis et capta conscientia
chen betreffen aber nicht jene Entschei- in verbis dei, revocare neque possum nec volo
quicquam, cum contra conscientiam agere neque
dungen, die den Anspruch erheben
tutum neque integrum sit.“ (WA 7,838, 4 ff.).
können, unter der Führung des Heili-
47 WA 15,584
gen Geistes zu stehen. Genau diesen
48 WA 15,585
Anspruch aber lehnte Luther eben ganz
49 WA Br 3, 373, eigene Übers. des lat. Originals.
generell ab. Remigius Bäumer (a.O. 43-48) führt eine ganze
(Fortsetzung folgt) Reihe ablehnender Äußerungen Luthers gegen-
über den Konzilien an.
50 Hermann Josef Sieben, Katholische Konzilsidee
Anmerkungen im 19. und 20. Jahrhundert; Konziliengeschichte,
43 Ein Konzil muß sie freilich in Anspruch nehmen hg. von Walter Brandmüller, Reihe B: Untersu-
wollen. Dies war beim II. Vatikanum bekanntlich chungen, Paderborn 1993, 296.
nicht der Fall. Siehe hierzu jüngst „Konzil oder 51 Gerhard Schneider, Die Apostelgeschichte, 2.
Winkelkonzil?“ Rom-Kurier 76/1999, 1-5 und Teil, Herders theologischer Kommentar zum Neu-
77/1999, 1-4. Vgl. auch den ersten Band des Bu- en Testament, Bd. V, Freibg. 1982, 183 f.
ches „Keine Einheit ohne Wahrheit!“ (2. Aufl., 52 „eu praxete“ heißt es im Griechischen. Die lateini-
Stuttgart 1999, 63-96). sche Version bietet: „bene agetis“. Die dt. Übers.
44 Die alte, aber zu vielen Fragen auch heute noch schreiben heute meist: „ihr werdet euch recht ver-
brauchbare mehrbändige lateinische Dogmatik halten“ (z.B. Hamp-Stenzel-Kürzinger, anders P.
von Petrus Dens hat die genannten Aspekte Ketter in der „Stuttgarter Kepplerbibel“). Nach
knapp und präzise im Kapitel „De auctoritate con- dem originalen, inspirierten Wortlaut kann entwe-
32
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der an ein anerkennendes Urteil über den sittli- man mit der Mehrzahl der Exegeten daran fest-
chen Wert der gebotenen Enthaltungen gedacht hält, daß in Gal. 2,1/10 dieselben Vorgänge ge-
sein, oder es wird den Empfängern des Briefes meint sind wie Act. 15, lassen sich beide Darstel-
Wohlergehen verheißen unter der Bedingung, daß lungen bei Berücksichtigung der verschiedenen
sie die Entscheidung des Apostelkonzils respek- Standpunkte u. Absichten der Berichterstatter mit-
tieren. Die letztere Interpretation vertritt mit Vehe- einander in Einklang bringen“ (richtig auch Stein-
menz der protestantische Theologe Theodor mann a.O. 173).
Zahn, Die Apostelgeschichte des Lucas, Zweite 59 Zahn zeigt dies für die Apokalypse und für die Di-
Hälfte Kap. 13-28, Kommentar zum Neuen Testa- dache Apostolon (a.O. 543-546).
ment Bd. V, 1. und 2. Aufl. Leipzig 1921, 541 f. 60 Im Westen z.B. für Tertullian und Minucius Felix
Das „Wörterbuch zum Neuen Testament“ (bear- nachweisbar, siehe Reinhart Staats, Art.
beitet von Walter Bauer, hg. von Kurt und Barbara „Hauptsünden“, RAC 13/1986, 749 f.
Aland, 6. Aufl., Berlin-New York 1988, 1400) läßt 61 Darauf wies schon der vorzügliche nachtridentini-
die Entscheidung offen - u.E. zu Recht. sche Kommentar von Cornelius a Lapide (gest.
53 Zum folgenden siehe Pelikan a.O. 51-56; Her- 1637) hin (Commentaria in Scripturam Sacram,
mann Josef Sieben, Die katholische Konzilsidee Tom. XVII in Acta Apostolorum, gedruckt in Paris
von der Reformation bis zur Aufklärung, Konzilien- 1861, 303).
geschichte, hg. von Walter Brandmüller, Reihe B: 62 Siehe den genannten Artikel „Hauptsünden“ im
Untersuchungen, Paderborn 1988, 23-32. RAC. Die unterschiedlichen Textfassungen sind
54 WA 50,529, 30 ff. überblicksartig bei Schneider verzeichnet (Kom-
55 WA 50, 564, 4-6. mentar a.O. 192).
56 Richtig Alfred Wikenhauser, Die Apostelgeschich- 63 Pelikan a.O. 43
te, Regensburger Neues Testament, 4. Aufl., Re- 64 Auch R. Bäumer (a.O. 43-48) führt derartige
gensburg 1961, 176 f. Äußerungen Luthers an. Eine Systematik läßt sich
57 Das könnte für Korinth gelten, jedenfalls ist die Ar- in derartige Stellungnahmen freilich kaum hinein-
gumentation des hl. Paulus in 1 Kor 8 und 10 un- bringen, da Luthers theologische Positionen wie
ter dieser Prämisse leichter nachzuvollziehen auf vielen Gebieten so auch hier nach den tages-
(K.Th. Schäfer, Art. „Aposteldekret“, RAC 1/1950, politisch empfundenen Notwendigkeiten schwan-
557). Absolut notwendig scheint mir diese Er- ken. Mir scheint es jedenfalls evident zu sein, daß
klärung für das Verständnis der paulinischen Aus- der Reformator zumindest in den entscheidenden
sagen allerdings nicht zu sein. Jahren seines Wirkens, d. h. nachdem es zum
58 So Zahn (a.O. 523, 541-543, 551), der Katholik Al- Konflikt mit der Katholischen Kirche gekommen
phons Steinmann schließt sich ihm an (Die Apo- war, das formale Grundprinzip in deren Lehre von
stelgeschichte, in: Die Heilige Schrift des Neuen den Konzilien ablehnte (siehe hierzu weiter un-
Testaments, hg. von Fritz Tillmann, IV. Bd., Bonn ten).
1934, 172). Zwingend läßt sich das freilich nicht 65 WA 59, 547, 3577-3579
aus dem Text beweisen (richtig Schäfer a.O. 556). 66 Der gesamte Zusammenhang heißt im lateini-
Jedoch würde eine solche Annahme gut das schen Original: „...concilium non errat; si autem er-
Schweigen des hl. Paulus in Gal 2 zu den Be- rat, non est concilium. Et ut meo sensu loquar,
schlüssen des Apostelkonzils erklären. Wie sich credo concilium et ecclesiam nunquam errare in
dies auch immer verhalten mag, jedenfalls besteht his quae sunt fidei; in caeteris non est necesse
keinerlei Grund, zwischen Gal 2 und Apg 15 einen non errare.“
Widerspruch zu konstruieren, wie dies heute oft 67 Die katholische Konzilsidee von der Reformation
geschieht. Methodisch wegweisend ist hier die bis zur Aufklärung, 17.
Bemerkung von Schäfer (a.O. 557): „Auch wenn 68 2. Aufl. München 1982, 171
33
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Verschiedenes

69 Ähnlich schon Lohse in seinem ersten Buch a.O. ausgegeben, die unter dem Titel erschienen ist:
70 Sieben a. O. 41 „Grundfragen der Ökumene - Die dogmatischen
71 Pelikan a.O. 47; Sieben 44-51 Gegensätze zwischen Katholiken und Protestan-
ten“, 191 S., Stuttgart 1992.
72 Sieben a.O. 44
77 Harnack unterzieht eine Reihe Lutherscher Prä-
73 Contra ep. fund. 5, CSEL 25,1,197. Verf. hat an
missen der Kritik. Siehe sein „Lehrbuch der Dog-
anderer Stelle einige heute oft mißachtete Grund-
mengeschichte - Bd. III: Die Entwicklung des
lagen katholischer Exegese zusammengetragen,
kirchlichen Dogmas“, 5. Aufl., Tübingen 1932,
für deren Richtigkeit man sich im Prinzip sogar auf
847-896.
den einen oder anderen protestantischen Thelo-
gen berufen kann („Wer heilig ist, trete hinzu; wer 78 Mit teilweise unterschiedlichen Argumentations-
ansätzen wären da etwa zu nennen: die Theolo-
es nicht ist, tue Buße!“ UVK 25/1995, 140-146).
gen L.B. Berjemo, H. Häring, H. Küng und O.H.
74 Joachim Jeremias, Die Kindertaufe in den ersten
Pesch sowie der Philosoph H.-E. Hengstenberg.
vier Jahrhunderten, Göttingen 1958; Kurt Aland, Siehe Hermann Josef Sieben, Katholische
Die Säuglingstaufe im Neuen Testament und in Konzilsidee im 19. und 20. Jahrhundert, 385-394.
der alten Kirche - Eine Antwort an Joachim Jere-
79 Diese Behauptung kann nur als partielle Ge-
mias, München 1961. Jeremias behauptete,
schichtsklitterung bezeichnet werden. In Wahrheit
Aland leugnete den apostolischen Ursprung der
hat man sich jene Elemente aus der antiken Tra-
(Klein-) Kinder- bzw. Säuglingstaufe. Sicher gin-
dition herausgebrochen, die den eigenen, neo-
gen beide Gelehrte auch den außerbiblischen
modernistisch beeinflußten Vorstellungen ent-
Zeugnisse nach, wie schon die Titel ihrer Bücher
sprachen und dabei außerdem nicht gezögert, er-
zeigen. Aber im entscheidenden drehte es sich hebliche Veränderungen an den Texten nach dem
um den apostolischen Ursprung der zur Debatte Zeitgeist vorzunehmen. Verf. hat dieses Phäno-
stehenden Einrichtung. Die Katholische Kirche men anhand des II. Hochgebetes ausführlich do-
hat ihn auf dem Trienter Konzil bejaht (DH 1514: kumentiert (Die Mär vom antiken Kanon des Hip-
„ex traditione Apostolorum“) und entsprechende polytos - Untersuchungen zur Liturgiereform, Una
unfehlbare Kanones zum Schutz der Kleinkinder- Voce 1999).
taufe („parvuli“ heißen sie im lateinischen Origi-
80 Es dürfte sich angesichts der Brisanz der Aussa-
nal) erlassen (DH 1625-1627). ge lohnen, das Zitat mit seinem Kontext wörtlich
75 Vgl. Verf., „Wer heilig ist, trete hinzu; wer es nicht vorzulegen: „Le Saint Père me dit: ‘Considérez la
ist, tue Buße!“ (Teil II), UVK 25,4/1995, 233 mit réforme liturgique. Je vais encore plus loin que
Anm. 209. vous. Non seulement nous avons maintenu tout le
76 2. Aufl. Freibg./B. 1931, 28. Der Untertitel der Ar- passé, mais nous avons retrouvé la source qui est
beit ist Programm „Eine leidenschaftslose Klar- la tradition la plus ancienne, la plus primitive, la
stellung“. Besonderen Wert hat der tabellarische plus proche des origines. Or, cette tradition avait
Anhang „Übersicht über die wichtigsten Unter- été obscurcie au cours des siècles, et particu-
scheidungslehren“ (a.O. 185-193). Auch in den lièrement au Concile de Trente“ (Jean Guitton,
vorangegangenen Überlegungen habe ich man- Paul VI secret, Clamecy 1979, 158).
che Anregung von Holzapfel empfangen (Kapitel 81 Von der Beicht, ob die der Bapst macht habe zu
„Die Heilige Schrift“, a.O. 15-29). gepieten, WA 8,150, 31 ff.
Eine der besten umfangreicheren Zusammenstel- 82 Disputatio de potestate concilii 5, 12 sq., WA 39,
lungen der Lehrunterschiede zwischen Katholiken 184, 18-20; 185, 28 ff. Die lateinische Fassung
und Protestanten ist noch immer die „Symbolik“ lautet: Nulli successores in individuo promissio-
von Johann Adam Möhler. Sie wurde von P. Tho- nem Spiritus sancti habuerunt. (These 5) - Pos-
mas Jentzsch FSSPX bearbeitet und in einer sunt ergo Episcopi congregati seu concilium erra-
komprimierten, leicht lesbaren Fassung neu her- re, sicut alii homines, tum publici, tum privati.
34
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 35

Verschiedenes

(These 12) - Si vero non errant, hoc fit casu, seu tempore apostolorum usque ad Gregorium Pri-
sancti alicuius inter eos, seu ecclesiae merito, non mum, ubi ecclesia aliquatenus fuit purior; quan-
autoritate congregationis eorum. (These 13) quam multum humani patiebatur, sed tamen tole-
83 WA TR 4, 255, 28-30. In der lateinischen Version rabilis fuit“ (a.O. 13-15).
ist überliefert: „Primum tempus conciliorum est a

Der Brand der Kathedrale von Turin


Ein Augenzeugenbericht

„Als in der Nacht vom 11. auf den


12. April 1997 der Brand in der Kathe-
drale und dem Königspalast ausbrach,
hatte ich keinen Wachdienst. Am Ort
des Geschehens angekommen, stellte
ich fest, daß dieser Brand der heftigste
war, den ich in meiner ganzen 23jähri-
gen Laufbahn als Koordinator der
Hilfstruppen im Hauptkommando der
Turiner Feuerwehr je zu Gesicht be-
kommen hatte.
An der Guarino Guarini Kapelle
wurden gerade Bauarbeiten ausgeführt.
Das Gerüst bestand aus ca. 120 000 kg
Holz auf durchschnittlich 30 m Höhe
mit einem Brennwert von 612 Mwh,
dies entspricht 62 000 l Diesel. Das
Ganze brannte ungehindert während
zwei Stunden und bewirkte einen Tem-
peraturanstieg auf 600 bis 1000° C. Die
Gewalt des Brandes schürte immer wie- Der Turiner Dom in Flammen
der das Feuer von oben und machte aus
der Kapelle einen richtiggehenden Mein Architekturstudium machte es
Ofen, in dem die nicht hitzebeständigen mir leicht, den Ernst der Lage abzu-
Bauteile wie Dekorationen, Statuen, schätzen. Ich kannte die Geschichte des
Pfeiler und Deckenbögen zerfielen. Baus der Kapelle. Ich wußte, daß über
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Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 36

Verschiedenes

Mario Trematore bringt


den Silberschrein in Si-
cherheit, der das Turi-
ner Grabtuch enthält

den geheimnisvollen Aufbau der Bau- ganz Italien betroffen gemacht. Die
strukturen, die die verschiedenen Ele- abenteuerliche Rettung des Grabtuchs,
mente der Kuppel im Gleichgewicht von den Medien monatelang kommen-
hielten, nichts bekannt war. Guarini tiert, begeisterte die Italiener und weck-
hatte, um die Einheit der Struktur zu te ihr Interesse für die wertvolle Reli-
gewährleisten, die Kuppel mittels Ket- quie. Dies erklärt, warum von den
ten im Gemäuer verankert. Ich konnte 2 165 000 Besuchern der Ausstellung
sehen, daß die Ketten, die der Hitze am 1998 2,1 Mio. Italiener waren.
stärksten ausgesetzt waren, nachgege- Vor Ort sagte Kardinal Salardini: ‘Es
ben hatten, und die Mauern zu zerfal- ist unversehrt, das ist ein Wunder.’ Aus
len begannen. Der Einsturz des Gebäu- Dankbarkeit hat der Vatikan den Feuer-
des war zu befürchten, der das Grab- wehrmännern von Turin einen Orden
tuch unter Tonnen von Marmor und verliehen. Am 24. Mai 1998 habe ich
Steinen zu begraben drohte. So faßte ich während des Papstbesuchs von Johan-
angesichts dieser unmittelbaren Bedro- nes Paul II. in Turin den Fernsehkom-
hung den Entschluß, unsere Bemühun- mentar für den Sender RAI gemacht.
gen mit Hilfe meiner Kollegen auf die Nach der Sendung sagte ich zum Papst,
Rettung des Grabtuchs zu konzentrie- daß ich nur der Esel gewesen sei, der
ren. Wir mußten unter Einsatz unseres die Reliquie trug. Worauf er meinte: ‘Ih-
Lebens die Silberkassette mit der Axt re Hand war die Hand der Vorse-
aus dem Panzerglasschrein befreien, hung.’“
der das Grabtuch im Brandherd gefan-
gen hielt und aus acht Schichten Glas Brief von Mario Trematore an Jean
bestand. Auguy, Direktor der Zeitschrift Lecture
Dieser Brand, den die höchsten Stel- et Tradition, 1. Februar 1999.
len Turins als Tragödie bezeichnen, hat (Übers.: E. Dupont)
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Liturgischer Kalender
Juli
1.7. Donnerstag Fest d. kostbaren Blutes Unseres Herrn (1. Kl.)
2.7. Freitag Fest Mariä Heimsuchung (2. Kl.)
3.7. Samstag Fest d. hl. Irenäus (3. Kl.); Herz-Jesu-Freitag
4.7. Sonntag 6. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
5.7. Montag Fest d. hl. Anton Maria Zaccaria (3. Kl.)
6.7. Dienstag Wochentag
7.7. Mittwoch Fest d. hll. Cyrillus und Methodius (3. Kl.)
8.7. Donnerstag Fest d. hl. Elisabeth von Portugal (3. Kl.)
9.7. Freitag Wochentag
10.7. Samstag Fest d. hll. Sieben Brüder und d. hll. Rufina und Se-
cunda (3. Kl.)
11.7. Sonntag 7. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
12.7. Montag Fest d. hl. Jean Gualbert (3. Kl. ) (Ged. d. hll. Nabor u.
Felix)
13.7. Dienstag Wochentag
14.7. Mittwoch Fest d. hl. Bonaventura (3. Kl.)
15.7. Donnerstag Fest d. hl. Kaisers Heinrich (3. Kl.)
16.7. Freitag Wochentag (Ged. Unserer Lieben Frau vom Berge
Karmel)
17.7. Samstag Mariensamstag
18.7. Sonntag 8. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
19.7. Montag Fest d. hl. Vinzenz von Paul (3. Kl.)
20.7. Dienstag Fest d.hl. Hieronymus Emiliani (3.Kl.)
21.7. Mittwoch Fest d. hl. Laurentius von Brindisi (3. Kl.) (Ged. d. hl.
Praxedis)
22.7. Donnerstag Fest d. hl. Maria Magdalena (3. Kl.)
23.7. Freitag Fest d. hl Apollinaris (3. Kl.) (Ged. d. hl. Liborius)
24.7. Samstag Mariensamstag
25.7. Sonntag 9. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.) (Ged. d. hl. Jako-
bus d. Älteren)
26.7. Montag Fest d. hl. Anna (2. Kl.)
27.7. Dienstag Wochentag
28.7. Mittwoch Fest d. hll. Nazarius und Celsus, d. hll. Victor I. und In
nozenz I. (3. Kl.)
29.7. Donnerstag Fest d. hl. Martha (3. Kl.) (Ged. d. hl.. Felix, Simplicus,
Faustinus und Beatrix)
30.7. Freitag Wochentag (Ged. d. hll. Abdon und Sennen)
31.7. Samstag Fest d. hl. Ignatius von Loyola (3. Kl.)
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Kleinwallstadt Kirche St. Judas Thaddäus 69839, St.-Jud.-Thad.-Weg 1 06321/32260 8.00, 10.00 bzw.
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg siehe Kleinwallstadt
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00
9.00 bzw. 18.00 Kochendorf
9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
8.00, 10.00 bzw. 16.00 (bitte telef. nachfragen)
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)

7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 26 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Balsthal siehe Oensingen
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,

ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M
42
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 43

Meßzeiten sonntags/werktags
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)
43
Juli 99 19.06.1999 12:18 Uhr Seite 44

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999

Deutschland
12.-17. Juli Zaitzkofen Priester
12.-17. Juli Häusern Frauen
19.-24. Juli Diestedde Brüder
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
11.-17. Juli Ternberg Frauen
22.-28. August Jaidhof Frauen
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.
Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

44
Juli 99 19.06.1999 12:19 Uhr Seite 45

Wallfahrten 1999
Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Riese (hl. Pius X.), Padua (hl. Antonius), Venedig (hl. Markus),
Loreto (hl. Haus), Lanciano (Hostienwunder), S. Giovanni
Rotondo (P. Pio), Monte S. Angelo (hl. Erzengel Michael),
Mugnano (hl. Philomena), Fossanova (hl. Thomas von Aquin),
Albano/Rom (7 Hauptbasiliken, Besichtigungen,
tägl. hl. Messe und Andacht), Ecône

Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292


Fax 07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September
oder vom 4. bis zum 11. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen (Fax: 07643/4883)

Warnung
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. warnt vor unseriösen Bro-
schüren, die vom Verlag A. Schmid („Pro fide catholica“) und
dessen Autor J. Rothkranz Gläubigen unverlangt zugeschickt
wurden.

Von diesen Broschüren distanzieren wir uns in jeder Hinsicht


und erklären, daß, soweit sich deren Inhalt auf angebliche ok-
kulte Signale und Botschaften erstreckt, die die Bruderschaft ver-
breiten soll, es sich um krankhafte oder böswillige Unterstellun-
gen oder Verleumdungen handelt.

45
Juli 99 19.06.1999 12:19 Uhr Seite 46

Programm der Sommerakademie 1999


in Schönenberg/Bröltal (bei Bonn)
„Das eucharistische Opfer ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Le-
bens“ (LG 11). - „In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener
himmlischen Liturgie teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird...“
(SC 8). Es ist also angemessen, daß der Christ die hl. Messe, jene geheimnisvolle
Begegnung von Himmel und Erde, nicht nur über alles schätzt, sondern sie auch
unter den verschiedensten Gesichtspunkten immer tiefer kennenlernt. Diesem
Ziel soll unsere diesjährige Sommerakademie dienen. Leider trat nach dem II. Va-
tikanum, das noch die zitierten schönen Sätze formuliert hatte, an die Stelle der
erhabenen lateinischen Liturgie, die letztlich auf apostolischen Ursprung zurück-
geht, „das platte Produkt des Augenblicks“ (Kardinal Ratzinger, Simandron, Köln
1989, 15). Wir müssen uns daher auch mit den massiven Angriffen auf das zen-
trale Mysterium unseres Glaubenslebens beschäftigen.
Beginn der Sommerakademie: Donnerstag, 15. Juli, 15.00 (hl. Messe); Ende:
Sonntag, 18. Juli, 15.30 (Schlußandacht)

Rahmenthema: Die heilige Messe - Opfer und Sakrament der Kirche


Vorträge: Donnerstag: 17.00-19.00 Dr. Heinz-Lothar Barth, Das II. Hochgebet als
Prüfstein der Liturgiereform; 20.30 H.H. Pater Matthias Grün, Der Aufbau der hl.
Messe (spiritueller Vortrag, 1. Teil: Wortgottesdienst)
Freitag: 10.30 - 13.00 H. H. Pfarrer Dr. Anton Morhard, Die Sakramentendisziplin
des heiligen Meßopfers: Rechtsgeschichtliche Entwicklungslinien; 15.00 - 18.00
H.H. Pfarrer Dr. Guido Rodheudt, Katholische Messe und abendländische Kul-
tur; 20.30 H.H. Pater Matthias Grün, Der Aufbau der hl. Messe (spiritueller Vor-
trag, 2. Teil: Opfergottesdienst)
Samstag: 10.30 -13.00 H.H. Pater Stefan Maeßen, Die Symbolik der hl. Messe;
15.00-16.00 Theaterstück: Inge Thürkauf, Ein Feuer, das brennt: Madame Curie -
Dorothee von Flüe, Zwei Frauen - zwei Welten; anschließend Zeit zur freien Ver-
fügung (z.B. Sport)
Sonntag: 11.00-13.30 H.H. Dr. Dr. Gregorius Hesse, Die hl. Messe als Opfer

Wir bitten um schriftliche Anmeldung per Brief/Karte oder Fax bis spätestens
zum 7. Juli bei: Dr. Heinz-Lothar und Raphaela Barth, Heerstr. 67, 53111 Bonn,
Tel./Fax: 0228/636220. Kosten für Teilnahme einschließlich Übernachtung und
Verpflegung: 30 DM (zu zahlen vor Ort). Für eine möglichst frühe Anmeldung
wären wir aus organisatorischen Gründen sehr dankbar.
Bitte teilen Sie uns mit, mit welchem Verkehrsmittel Sie anreisen! Sie erhalten
dann etwa eine Woche vor Beginn der Sommerakademie von uns weitere Infor-
mationen.
46
Juli 99 19.06.1999 12:19 Uhr Seite 47

Ferienlager 1999
Deutschland
Kleine Mädchen (8-13 Jahre)
Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Donnerstag, den 29.7. bis Donnerstag, den 12.8.1999

Kleine Jungen (8-13 Jahre)


Haus Langhärdle (Schwarzwald)
Freitag, den 13.8. bis Freitag den, 26.8.1999
Anmeldung bei:
Wanderlager in der Toskana (16 – 26 Jahre) Priesterseminar Herz Jesu
Sonntag, den 8.8., bis Freitag, den 26.8.1999 84069 Schierling

Schweiz
Familienlager in Enney
26. Juli bis 6. August 1999

Große Jungen (Gebirgslager)


19. bis 24. Juli 1999 Anmeldung bei:
Priorat St. Niklaus von Flüe
Kleine Mädchen Solothurner Str. 11
26. Juli bis 6. August 1999 CH-4613 Rickenbach

Österreich
Kleine Buben (Jaidhof)
11. bis 24. Juli 1999

Kleine Mädchen (Jaidhof)


25. Juli bis 7. August 1999

Wanderlager für große Jungen


ab 17 Jahre in Oberitalien
1. bis 14. August 1999

Große Mädchen
ab 15 Jahre in Ternberg
14. bis 22. August 19999 Anmeldung bei:
Kath. Bildungshaus
Familienfreizeit
in Ternberg Schloß
7. bis 15. August 1999 A-3542 Jaidhof

47
Juli 99 19.06.1999 12:19 Uhr Seite 48

Private Mädcheninternatsschule
in CH-Mels
5./6. Primarklasse
1.-3. Realklasse
1.-3. Sekundarklasse

Haben Sie schon einmal an unsere Privatschule für IHRE TOCHTER gedacht?
Wenn Sie Interesse haben oder Informationen wünschen, dann sollten Sie mit uns
Kontakt aufnehmen. Entscheide für das kommende Schuljahr stehen jetzt an.

Nach den Sommerferien muß die Stelle einer INTERNATSBETREUERIN neu


besetzt werden. Unsere Vorstellungen von einer neuen Mitarbeiterin:
• abgeschlossene Berufsausbildung oder Matura
• genügende persönliche Reife und Sicherheit
• Erfahrung im Umgang mit Kindern
• Interesse an Jugendlichen mit ihren alterstypischen Anliegen
• Einfühlungsvermögen für die Probleme der pubertierenden Mädchen
• Teamfähigkeit
• Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen
• loyale Umsetzung unserer pädagogischen Grundsätze
• Freude am traditionell katholischen Charakter des Hauses (Teilnahme an den
Gottesdiensten/Vorbeten)
• Übereinstimmung in ethischen und weltanschaulichen Fragen
• gerne helfen im Haushalt
Wir freuen uns auf Ihre mündliche oder schriftliche Bewerbung.
Rektorat: Pater Lukas Weber
Tel. 081/723 44 23 Fax 081/723 08 38

Vorträge in St. Athanasius Hattersheim


Freitag, 15. Oktober Kirche und Nationalsozialismus
Kollaboration oder Widerstand
H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz
Die Veranstaltungen beginnen um 19.00 Uhr und finden im Gemeindezentrum
in der Schulstraße 7 statt.
48
Juli 99 19.06.1999 12:19 Uhr Seite 49

St.-Theresien-Gymnasium
in Schönenberg
sucht baldmöglichst zwei Haushaltshilfen
Interessentinnen melden sich bei:

St.-Theresien-Gymnasium
Ehrw. Schwester Michaela Metz, St. Vinzenzhaus, 53809 Ruppichteroth
Tel. 02295/5163

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. errichtet in Weihungszell,


in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Seniorenheim St. Josef drei

Senioren-Wohnungen
zu jeweils ca. 55/60 qm Wohnfläche mit
WZ, SZ, Küche, Diele, Bad/WC und Balkon/Terrasse.

Interessenten sollten bereit sein, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Eine
Verrechnung kann über die Miete erfolgen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Priorat St. Athanasius


Stuttgarter Straße 24
70469 Stuttgart

Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
Unterschrift

Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 7

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Die Kirche ist erschüttert, aber


besteht fort ..........................................1

Die Mission St. Pius X. in Libreville 7

Geplanter Wandel ..............................8

Verschiedenes

„Fides et Ratio“ in Kontinuität


mit der Tradition? ............................10

Der Evolutions-Mythos ....................13

Martin Luther – Unser


gemeinsamer Lehrer? (Teil 3) ..........22

Der Brand der Kathedrale


von Turin ............................................35

Liturgischer Kalender ......................37

Heilige Messen ................................ 38

Termine und Daten ......................... 44


Liebe Freunde und Wohltäter,

nachdem die Bischöfe Kasper (Stuttgart-Rottenburg) und Dammertz (Augsburg)


die Gläubigen davor warnten, an Gottesdiensten und Veranstaltungen der Priester-
bruderschaft St. Pius X. teilzunehmen (siehe S. 15), wurde diese Warnung in ver-
schiedenen Zeitungen und Kirchenblättern wiederholt. Viele fragten sich: Woher
dieser plötzliche Eifer?
Verursacht wurde die bischöfliche Initiative offenbar dadurch, daß bei Primizen
von neugeweihten Priestern der Bruderschaft ein großer Andrang der ortsansässigen
Gläubigen „befürchtet“ wurde. Aber auch das „Würzburger katholische Sonntags-
blatt“ (v. 11.07.99) nutzte die Gelegenheit, um in mehreren Artikeln das Thema auf-
zugreifen. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand spricht vom „eindeutigen schismati-
schen Charakter“ der Bruderschaft.
Mit Berufung auf denselben Generalvikar hatte vor einigen Jahren, als unsere
neue Kirche „St. Judas Thaddäus“ in Kleinwallstadt gebaut werden sollte, der Orts-
pfarrer versucht, die Baufirma einzuschüchtern: Sie müsse damit rechnen, exkom-
muniziert zu werden! Als sich schließlich das Fernsehen für den Vorgang zu inter-
essieren begann, war im Ordinariat niemand bereit, Rede und Antwort zu stehen. Es
hieß lediglich, daß „selbstverständlich“ keiner der am Bau Beteiligten unter kirch-
licher Strafe stünde.
Der Vorgang ist bezeichnend: Kirchenstrafen als Einschüchterungsmittel für ver-
meintlich naive Traditionalisten! Man ist mutig genug, gegen einen kleinen Bauun-
ternehmer vorzugehen, aber vor der Presse kapituliert man! Welcher von den deut-
schen Bischöfen, deren „gewissenhaftes Verhalten“ in der Frage der Abtreibung all-
seits bekannt ist, nimmt Begriffe wie „Schisma“ und „Exkommunikation“ über-
haupt noch ernst? Handelt es sich noch um etwas anderes als um den Versuch, im
(noch spärlich verbliebenen) katholischen Milieu einen Gruppendruck zu erzeugen?
Die dogmatische Grundlage dieser „Exkommunikation“ ist nicht nur deshalb
fraglich, weil vielerorts inzwischen gilt: je andersgläubiger, desto lieber; sondern
auch deshalb, weil die Kirchenbehörden ihrerseits der Kirchenstrafe offenbar keine
Heilsbedeutung zumessen. Wenn dem aber so ist, dann ist es wichtiger denn je, die
eigenen Überzeugungen nicht nur zu bewahren, sondern zur Geltung zu bringen und
in Erscheinung treten zu lassen. Vielleicht ist die „bischöfliche Warnung“, die so
sehr im Gegensatz zur gewohnten Anbiederung an Andersdenkende steht, gerade
deshalb ein gutes Zeichen: Die Tradition wird wahrgenommen, die Reaktion ist ge-
kennzeichnet durch Argumentationsnot und Hilflosigkeit.
Ihnen allen wünsche ich Gottes Segen.
Stuttgart, 16. Juli 1999, Gedächtnis U.L. Frau vom Berge Karmel
Pater Markus Heggenberger
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Chronik der Priesterbruderschaft St. Pius X.


vom 1. Februar bis 31. Mai 1999

A. Die Seminare

Ecône
Monseigneur de Galarreta erteilte
am 27. Februar 21 Kandidaten die Ton-
sur – von denen 20 der Bruderschaft an-
gehören – und 13 weiteren Kandidaten
die niederen Weihen. Am Quatember-
samstag, den 20. März, weihte Mon-
seigneur Tissier de Mallerais acht Semi-
naristen, davon sieben von der Bruder-
schaft, zu Akolythen und sieben zu
Subdiakonen, darunter einen für die
Fraternité de la Transfiguration. Darüber
hinaus fand eine Diakonatsweihe statt.
Monseigneur Fellay begab sich die-
ses Jahr zur Karwoche nach Ecône, wo
er die üblichen Einkehrtage predigte
und zum ersten Mal die Ölweihmesse
im neuen Kirchenschiff aus Stein feiern
konnte; hier konnte sich diese Liturgie
mit all ihrer Feierlichkeit und der ihr
zukommenden Erhabenheit entfalten.
Vom 26. April bis 2. Mai kehrte er
Zaitzkofen
nochmals nach Ecône zurück zur kano-
nischen Visitation. Am 2. Februar erhielten drei Semi-
naristen die Tonsur; am folgenden Tag
wurden zehn Lektoren (8 für die Bru-
Winona derschaft) und fünf Akolythen (3 für
Monseigneur Williamson erteilte am die Bruderschaft) geweiht. Monseig-
2. Februar vier von unseren Seminari- neur Williamson erteilte drei Seminari-
sten die Tonsur; am Samstag Sitientes, sten am Samstag Sitientes (Samstag vor
den 20. März, weihte Monseigneur de dem Passionssonntag) die Subdiako-
Galarreta drei Lektoren, neun Akoly- natsweihe. Am 22. Mai, der Pfingstvigil,
then und drei Subdiakone. erhielten die gleichen Seminaristen von
1
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Monseigneur Fellay die Diakonatswei- die Philippinos und die Inder nur unter
he. Monseigneur Fellay war zum jährli- Schwierigkeiten nach Goulburn kom-
chen Besuch die Woche vor den Weihen men können.
in Zaitzkofen zu Gast.

B. Die Distrikte
La Reja
Die Kirche wächst zusehends. Die
Mauern haben zur Zeit fast ihre endgül- Deutschland
tige Höhe erreicht. Welch eine Stärkung Am 11. Februar segnete Monseig-
muß der Anblick dieses Bauwerks, das neur Fellay die Kapelle des Noviziates
gewissermaßen das Herz des Seminars der Schwestern der Priesterbruder-
ist, für den Seminarregens, die Professo- schaft in Göffingen ein und konsekrier-
ren und die Seminaristen sein! Möge te den Altar. Aus diesem Anlaß waren
doch diese Kirche viele Berufungen so viele Menschen gekommen, daß die
nach Nuestra Señora Corredentora zie- Kapelle zu klein war, um sie alle aufzu-
hen! nehmen. So mußten trotz der empfind-
lichen Kälte etliche Gläubige draußen
Flavigny ausharren.
Am 2. Februar hat Monseigneur Fel-
lay 16 Seminaristen eingekleidet. Eine Australien
lange Prozession von Priestern, Brü-
Monseigneur Fellay hielt sich auf
dern und Klerikern war gekommen, um
diesem Kontinent vom 5. bis 22. März
an dieser Zeremonie teilzunehmen, die
auf. Er hat verschiedene Priorate und
ja die einzige ist, die das Seminar kennt.
auch das Seminar von Goulburn besu-
Letzteres war übrigens seit Anfang
chen können. Überall hat er Fortschritte
März das Opfer unaufhörlicher Regen-
fälle: die Umfriedungsmauer des feststellen können. Insbesondere haben
Grundstücks hat dem Andrang des die Priester in Park Ridge (in der Nähe
Wassers nachgegeben. 60 m3 Erde und von Brisbane) eine neue Schule eröffnen
Geröll rutschten auf den Weg und können. Gleich am Anfang haben sich
schlugen dabei eine ansehnliche Bre- bereits 47 Schüler eingeschrieben: eine
sche. vielversprechende Ermutigung! Damit
ist schon die vierte Schule auf diesem so
weiten Kontinent eröffnet, neben den
Goulburn bereits bestehenden in Sydney, Mel-
Anläßlich seiner Jahresvisite erteilte bourne und Wanganui. Pater Hogan,
Monseigneur Fellay drei Seminaristen der sich für die Eröffnung der Schule so
die Tonsur und weihte einen vierten eingesetzt hat, hat seinen Eifer mit eini-
zum Lektor. Die Schwierigkeiten mit gen Tagen Krankenhaus bezahlen müs-
den Visas dauern an, so daß vor allem sen.
2
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

Österreich Die Redemptoristen haben eine vier-


Unter den Katholiken dieses Landes tägige Volksmission in Our Lady Imma-
herrscht große Unruhe. So hat z.B. die culate zu Oak Park, in der Nähe von Chi-
Bewegung „Wir sind Kirche“ beschlos- cago, gepredigt. Diese Mission wieder-
sen, einen Lehrgang für Frauen einzu- holten sie dann in Minneapolis und Post
richten, die ein Weiheamt in der katholi- Falls. Hier waren allabendlich über 650
schen Kirche ausüben wollen. Zwar Personen anwesend, am letzten Tag so-
schließen sie jede Weihe der Frauen ge- gar über 700. Die beiden Prediger, Pater
gen den Willen der Kirche aus, doch Michael Mary und Pater Anthony, ver-
brachten mehr als 9 Stunden pro Tag im
sind sie nach ihren Worten davon über-
Beichtstuhl. Sie haben über 400 General-
zeugt, daß die Weihe von weiblichen
beichten hören können.
Diakonen und schließlich auch von
Priesterinnen eines Tages in der katholi- Am gleichen Ort hat Monseigneur
schen Kirche möglich sein werde. Sie de Galarreta am Sonntag, den 14. März
wollen die Frauen auf diese Zukunft – gleichsam als Krönung dieser Mission
vorbereiten. Etwa 40 Frauen aus Öster- – 70 Firmlingen das Sakrament der Fir-
reich und Bayern haben bereits ihr In- mung gespendet.
teresse bekundet. Angesichts dieser
Sachlage hat Pater Schmidberger ein Frankreich
Dossier von 24 Seiten über brennende Der Brief Lettre à nos frères prêtres,
Zeitfragen, die dieses Land gerade be- verfaßt unter der Leitung von Pater
wegen, an alle Priester geschickt. Die Laurençon und versandt an den franzö-
Wirkung dieser Sendung scheint nach- sischen Klerus, hat mit seiner ersten
haltig gewesen zu sein. Nummer einen Erfolg verbuchen kön-
Am Dreifaltigkeitssonntag fand in nen. Vor allem die jungen Priester, die
Wien eine eindrucksvolle Prozession das Konzil nicht gemacht haben, nicht
mit 160 Teilnehmern statt. Wie im letz- so sehr von ihm betroffen sind und sich
ten Jahr wurde sie auch diesmal traditi- zudem oft in Umständen befinden, die
onsgemäß von einer Blaskapelle beglei- ihren Widerstand gegen die Welt
tet. schwächen, haben – so scheint es – ein
offenes Ohr für das, was wir ihnen zu
sagen haben. Mehr noch! Die Autoritä-
USA ten selbst sind besorgt über das, was ih-
Vom 5. bis 12. April war Monseig- re Priester erfahren könnten. So verfaßte
neur Fellay in Browerville im englisch- Monseigneur Thomas für seine Diözese
sprachigen Noviziat der Schwestern der eine Stellungnahme zu diesem Brief.
Priesterbruderschaft, um die Vorberei- Dies war der Anlaß für einen zweiten
tungsexerzitien für die Gelübde und die Brief. Mehr als 300 Priester hatten auf
Einkleidung zu predigen. Dann führte den ersten Brief geantwortet, und es
er bei diesen Zeremonien den Vorsitz. bleibt zu hoffen, daß noch mehr reagie-
3
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

ren und versuchen werden, etwas über Pater Moncalero, hatte die Ehre, die An-
die ihnen vorgelegten Tatsachen nach- sprache zu halten. Zweimal wurde ihm
zudenken. begeistert durch Applaus zugestimmt.
Die Pfingstwallfahrt war dieses Jahr Die Bilanz: die Menschen konnten die
ein guter Erfolg, angefangen vom Wet- traditionelle Liturgie wiederentdecken,
ter, das dank der göttlichen Vorsehung die Unterstützung vieler Abgeordneter
ideal gewesen ist. Die Zahl der Pilger für unsere Aktion gegen unsere Einstu-
hat im Vergleich zum Vorjahr etwas zu- fung als „schismatisch“ durch die Re-
genommen. Hoffen wir, daß alle aus gierung konnte erlangt werden und un-
diesen drei Tagen des Gebetes und der ser Kampf gegen den Islam erhielt Auf-
Buße einen Zuwachs an Gottesliebe er- trieb.
langt haben, um der Welt, in der wir ste- In den folgenden Tagen wurden un-
hen, begegnen zu können. sere Priester in Radio und Fernsehen in-
terviewt, sei es über die Tradition, sei es
über die Haltung der katholischen Kir-
Italien
che gegenüber dem Islam. Man darf
Hier bot sich eine unerwartete Gele- wohl behaupten, daß jetzt die Italiener
genheit, die Priesterbruderschaft noch im allgemeinen über die Existenz der
besser bekannt zu machen. Im vergan- Priesterbruderschaft St. Pius X. Be-
genen Januar hatte die Gemeinde Turin scheid wissen und nicht mehr nur vage
den Mohammedanern gestattet, auf Vorstellungen über sie haben. Bleibt
dem bekanntesten Marktplatz der Stadt noch zu bemerken, daß der Ortsbischof
ein öffentliches Gebet zum Ende des Ra- selbstredend gegen die Messe einge-
madan zu verrichten. Es kamen etwa stellt war, mit der Begründung, man
100 Personen. Ein Abgeordneter der feiere eine Messe nicht „gegen“ jeman-
eher konservativen Lega Nord hatte den. Das versteht sich, denn das neue
nun die Idee, eine Messe feiern zu las- Missale enthält ja auch nicht mehr die
sen als Protest gegen diesen öffentlichen Messen „gegen die Heiden“, „für die
Kult, als Wiedergutmachung für diese Verteidigung gegen Feinde“, „für den
Kundgebung des Islams auf christli- Schutz der Kirche“, etc.
chem Boden. Es war providentiell, daß
er sich damit an die Priesterbruder-
schaft wandte. So konnte Pater Simoulin Albanien
am Sonntag, den 14. Februar um 11 Uhr, Mit diesem Land steht es nicht zum
umgeben von seinen Mitbrüdern und Besten, aber zumindest wurde unser
einer Schar Seminaristen aus Ecône, die Priorat – einigen Gerüchten zum Trotz –
eigens zu dieser Liturgie gekommen weder von Flüchtlingen überfallen noch
waren, ein feierliches Hochamt für die direkt bombardiert. Es sind lediglich im
anwesenden 700 bis 800 Gläubigen zele- Innern des Hauses zwei Bomben explo-
brieren. Alle großen Fernsehsender und diert, die einigen Schaden angerichtet
Zeitungen waren zugegen. Ein Turiner, haben, doch dies hat sich bereits im De-
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Aus der Priesterbruderschaft

zember zugetragen. Der Attentäter Polen


konnte nicht gefaßt werden. Von Ferne Monseigneur Fellay weilte vom 24.
kann man den Lärm des Krieges hören. April bis zum 1. Mai in diesem Land. Er
Die Lage bleibt gespannt. konnte verschiedene Vorträge in War-
Im Mai konnte Pater de Merode un- schau, Krakau und Kattowitz halten.
gefähr 50 katholischen Flüchtlingsfami- Dabei konnte er die bewundernswerte
lien aus dem Kosovo durch einen Kon- geleistete Arbeit und den Fortschritt be-
voi mit Nahrungsmitteln, Decken und obachten, der trotz des Sturmes, der von
Medikamenten, den er von Belgien aus den Bischöfen entfacht worden war, er-
kommen ließ, helfen. Weitere Gaben zielt wurde. In diesem Zusammenhang
und Hilfeleistungen sind vorgesehen, kann gesagt werden, daß die Bischöfe
um die vollkommen bedürftige Bevöl- schließlich den Rückzug haben antreten
kerung zu unterstützen. müssen, zum Teil sicherlich dank der
Aktion von Pater Stehlin, der an alle
Pfarrer Polens Schriften gegen die
C. Die Autonomen Häuser Handkommunion verteilt hatte; so ha-
ben sie momentan das Verbot der Hand-
Niederlande
kommunion aufrechterhalten.
Monseigneur Fellay begab sich am
Zum weiteren hat sich ein Ordensmann
16. und 17. April in dieses Land, um die
unserem Priorat in Warschau ange-
Firmung zu spenden. Diese Gelegenheit
schlossen. Seine Oberen haben ihn un-
nutzte er auch zu einer Pressekonferenz.
verzüglich bedrängt und ihn schließlich
Monseigneur Muskens fährt fort, auf ausgeschlossen und unter Exkommuni-
sich aufmerksam zu machen: im Net- kation gestellt. Als Grund wurde der
werk erklärte er am 7. Februar, daß der notorische Abfall vom katholischen
aktuelle Stand der Aidsepidemie den Glauben und das Anhangen an eine
Gebrauch von Präservativen notwendig schismatische Sekte genannt.
mache. Er fügte hinzu, dieser Gebrauch
sei auch ein gutes Heilmittel gegen die
weltweite Bevölkerungszunahme. Was Weißrußland
seinen neuen Generalvikar betrifft, V. Hier ist auf ein Ereignis zu verwei-
Schoemakers, so hat dieser im Catholiek sen, das sich bereits um Weihnachten
Nieuwsblad verlauten lassen, daß er in herum ereignet hat. Pater Bösiger wur-
der Bibel keine objektive Grundlage ge- de in der Stadt Minsk geehrt. Er hat den
gen das Frauenpriestertum sähe und offiziellen Dank des Bürgermeisters ei-
dafür sei, aus der Zölibatsfrage eine Sa- nes der neun Stadtkreise mit dem Na-
che persönlicher Wahl zu machen. Er men Lenninski Rajon erhalten! Pater Bö-
vermute, die Diskussion, vor einigen siger hat allein im Jahre 1998 in Zusam-
Jahren durch Papst Johannes Paul II. ab- menarbeit mit dem Roten Kreuz in
geschlossen, werde wieder auf die Ta- Weißrußland 60 000 Personen Direkthil-
gesordnung kommen. fe zukommen lassen. Vor einem Publi-
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Aus der Priesterbruderschaft

kum von 360 Persönlichkeiten der Un- unter diesen Umständen, was dann der
terpräfektur wurden diese Dankesworte Bischof während der Subdiakonatswei-
ausgesprochen, umrahmt von einem he noch erwähnen kann: wird er von ei-
Konzert. Es kommt nicht gerade häufig ner „Verpflichtung“ sprechen, die die
vor, daß zivile Autoritäten, gerade in ei- Kandidaten an diesem Tag auf sich neh-
nem ehemaligen Ostblockland, einem men? Die Keuschheit zu bewahren?
unserer Priester solche Gratulationen Ebenso anerkennen sie, daß der Semina-
übermitteln! rist erst mit dem Diakonat in den Kleri-
kerstand eintritt. Wozu dann noch die
Tonsur? Ist nicht die Beibehaltung all
D. Die „Zurückgekehrten“ dieser Zeremonien nur noch Theater?
Zwei Ereignisse aus den vergange- Die Nachrichten aus Le Barroux sind
nen Monaten sollten erwähnt werden: nicht besser. In The Remnant vom 2.
Zum einen wurde Pater Bisig April dieses Jahres antwortet Michael
während einer Reise nach Polen von Davies auf einen Artikel, der in der glei-
zwei polnischen Priestern interviewt. In chen Zeitung am 16. März erschienen
diesem Interview fallen interessante war. Dieser Artikel hatte berichtet, Dom
Punkte auf: Gérard habe am 15. Dezember 1998 eine
– die Tatsache, daß er die Priester- Abmachung mit den französischen
bruderschaft St. Petrus als eine öku- Bischöfen unterzeichnet, die den eige-
menische Brücke zwischen der „sichtba- nen Mönchen die Konzelebration der
ren“ Kirche und der Priesterbruder- neuen Messe anläßlich von Besuchen in
schaft St. Pius X. erachtet nicht traditionellen Klöstern erlaube.
Die Abmachung beinhalte eine Gegen-
– auf die Frage: „Heiligt die alte Mes-
leistung, nämlich die Erlaubnis für
se mehr als die neue?“ war seine Ant-
fremde Priester, die Le Barroux besu-
wort, dies sei eine „subjektive Frage“.
chen, dort die neue Messe zu lesen.
– schließlich erklärt er, nach Assisi
In seiner Antwort erfahren wir, daß
gefragt, dieses Ereignis habe „in einem
dies nicht am 15. sondern am 12. De-
gewissen Sinn eine unermeßliche Be- zember geschehen sei… und daß es
deutung“. nicht mit den französischen Bischöfen,
Weiterhin sei festgehalten, daß der sondern mit der Benediktinerkongrega-
Rundbrief der Petrusbruderschaft in tion Frankreichs ausgehandelt worden
den USA in seinen Ausgaben vom De- sei. Dieses Einvernehmen, basierend auf
zember 98 und Januar 99 erklärt, durch dem Kanon 902 (des neuen Kodex),
die Weihe zum Diakonat verpflichte sieht vor, daß die Mönche von Le Bar-
man sich zum Zölibat und zur Rezitati- roux die neue Messe konzelebrieren
on des Breviers. Und was ist mit dem dürfen, wenn sie andere Klöster besu-
Subdiakonat? Wer würde es vermuten? chen. Dies, damit sie dann auch vom
Die alleinige Aufgabe besteht in der As- zweiten Teil des Kanons profitieren kön-
sistenz im Hochamt… Man fragt sich nen, der vorsieht, daß sie auf Wunsch
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Aus der Priesterbruderschaft

die Messe auch privat zelebrieren dür- Weiterhin mußte ein Vertreter von Dom
fen. Was die Gegenseitigkeit betrifft, so Gérard die Ölweihmesse mit dem Bi-
ist die gegebene Erklärung folgende: schof von Avignon konzelebrieren; aber
normalerweise besuchen die Mönche, – so wird versichert – dies sei nicht jedes
die von anderen Klöstern kommen, Le Jahr notwendig.
Barroux, um die Messe des hl. Pius V. zu
erlernen. So werden sie wohl nicht oft
den neuen Ritus benutzen…

Priesterseminar in Asien
Der Distrikt „Asien“ der Priester-
bruderschaft St. Pius X., der seinen Sitz
auf den Philippinen hat, gab jüngst in
einem englischsprachigen Faltblatt be-
kannt, daß die Errichtung eines Vorse-
minars geplant ist und bereits in An-
griff genommen wurde. Es wird dies
das 7. Priesterseminar der Bruderschaft
sein, wobei einige der bestehenden Se-
minare nicht den ganzen Studiengang Philippinische Seminaristen und Novizen im
umfassen, sondern nur einen Teil (z.B. Seminar Holy Cross, Australien
absolvieren die französischsprachigen
Kandidaten das erste Jahr in Flavigny rung (prozentual) und als Land mit
(F), um danach für den Rest des Studi- zahlreichen Berufungen. Die Bruder-
ums – 2 Jahre Philosophie und 3 Jahre schaft besuchte das Land seit 1988 in
Theologie – bis zur Priesterweihe in unregelmäßigen Abständen. 1992 wur-
Ecône zu studieren). den die ersten beiden Priester für eine
Die Notwendigkeit dieses Vorsemi- Gründung entsandt. Ihre Aufgabe war,
nars ergab sich aus dem Aufblühen der neben dem Aufbau eines Priorates auf
Mission auf den Philippinen, das mit den Philippinen, der Besuch von Nach-
zahlreichen Berufungen verbunden ist. barländern wie Japan, Korea, Singapur
Die Philippinen gelten offiziell als Land und Sri Lanka. Von diesen gibt es in-
mit der stärksten katholischen Bevölke- zwischen auf Sri Lanka eine selbständi-
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Aus der Priesterbruderschaft

Oben links: Der erste philippinische Priester der Oben rechts: Das Seminargebäude wächst em-
Priesterbruderschaft, P. Joven Soliman, erteilt por
den Primizsegen Unten rechts: S.E. Bischof Bernard Fellay seg-
Unten links: Der erste Spatenstich net das Grundstück
Mitte: P. Couture, Distriktoberer von Asien
(links) mit dem ersten Bündel Reis. „Die Ernte
ist groß, aber der Arbeiter sind wenige…“

ge Mission. willigungen für philippinische Semina-


Bisher gingen Priesteramtskandida- risten sind, mußte eine andere Lösung
ten zum Studium in das Holy Cross Se- gefunden werden. Daher wird im Sep-
minary in Australien, das die Ausbil- tember 1999 das neue Vorseminar seine
dungsjahre 1 bis 3 umfaßt, und setzten Pforten öffnen, wobei es von der Ent-
danach ihr Studium in Ecône (CH) fort. wicklung der kommenden Jahre ab-
hängt, ob auf Dauer ein Teil der Ausbil-
Der erste philippinische Priester der
dung oder ob die ganze Ausbildung bis
Bruderschaft wurde 1998 geweiht, ein
zur Priesterweihe in diesem Seminar
zweiter wird in diesem Jahr in Ecône
etabliert wird.
die Priesterweihe empfangen. Da die
australischen Behörden jedoch sehr re-
striktiv in der Erteilung von Einreisebe-
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Aus der Priesterbruderschaft

Mission auf Papua-Neuguinea


Bericht über eine 10-tägige Missionsreise vom 25. Mai bis 3. Juni 1999

von P. Rainer Becher

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. Uhr in Port Moresby in Papua auslädt.


besucht nun – voraussichtlich regel- Von dort aus haben wir einen Weiterflug
mäßig – Papua Niugini (Schreibweise gebucht, confirmed und mit Boarding-
in Pidgin-Englisch) jedes Vierteljahr. Pass bestätigt, der uns um 15.10 Uhr
Nachdem Pater Egli nicht mehr im Aus- über das sehr gebirgige Landesinnere
tralischen Distrikt ist, obliegt diese Auf- nach Madang im mittleren Norden der
gabe jetzt P. Seifritz und mir von Sydney Insel bringen soll. Wir sitzen in der Ab-
aus. Pater Mike Seifritz hatte den ersten flughalle, geduldig darauf wartend, daß
Missionsbesuch in diesem Jahr unter- unser Flug ausgerufen und am Monitor
nommen und mich ein wenig darauf eingeblendet wird. Verspätungen sind
vorbereitet. Allerdings konnte ich nicht hier relativ normal, so daß wir nicht zu
viel Konkretes, Sicheres, Handfestes beunruhigt sind, als keine Ankündi-
von ihm erfahren. Das ist kein Wunder, gung erfolgt und auch der Monitor kei-
denn sicher ist dort nur die Adresse ei- ne Änderung zeigt. Als wir allerdings
nes unserer Gläubigen und die der Ma- um 15.12 Uhr zur Türe gehen und nach-
dang Lodge, wo der Priester seine Un- fragen, sagt man uns, das Flugzeug sei
terkunft hat. Doch will ich der Reihe schon weg, wir hätten auf die Aufrufe
nach berichten. hören sollen. Tatsächlich ist das Flug-
zeug aber noch nicht gestartet, und ein
Nach einer frühen hl. Messe in Rock- National (Bezeichnung für die Eingebo-
dale (Stadtteil von Sydney) bestieg ich renen) wird ohne Probleme durchgelas-
mit Herrn Liam Cadogan um 6.30 Uhr sen und eilt zum Flugzeug. Offensicht-
das Flugzeug in Richtung Norden. Liam lich hatte das Personal uns absichtlich
war, bevor er zur Tradition zurückfand, ausgebootet, da – was oft vorkommt –
mehrere Jahre zusammen mit seiner die Sitzplätze im Flugzeug doppelt be-
Frau Laienmissionar in Papua, und lebt legt waren.
nun in Sydney. Er spricht also Pidgin
Nun waren wir nicht allein in dieser
Englisch und ist mit der Mentalität der Lage. Mit uns stand eine Gruppe von
Einheimischen und der (vielfach deut- Sozialprojekt-Arbeitern (Freimaurern)
schen) modernen „Missionare“ diverser um den Schalter. Nachdem wir lange
Ausrichtung vertraut. Das scheint ziem- genug gebeten, gezetert und geschimpft
lich nötig zu sein, da man sonst überall hatten (das ist nötig, sonst geht über-
allzu leicht ins Leere läuft. haupt nichts), ließ sich die Fluglinien-
In Cairns steigen wir um in ein Flug- Verwaltung herbei, uns Hotelzimmer
zeug der Air Niugini, das uns um 13.30 für die Nacht und den Abflug am näch-
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Aus der Priesterbruderschaft

sten Morgen auf ihre Kosten zu erstat- Berge, die 3000 m überragen, landen
ten. (Es gibt nur einen Flug am Tag nach wir um 8.30 Uhr in Madang. Dieses
Madang und außer dem Seeweg keine Städtchen ist nun im Gegensatz zu Port
andere Verbindung dorthin.) Per Fax Moresby, das etwas Lärmendes,
konnten wir unsere Lodge in Madang Schmutziges an sich hat, ein frischer
benachrichtigen. Dann wurden wir mit grüner Ort von tropischer Atmosphäre
dem Hotelbus in die Unterkunft ge- an der Pazifik-Küste. Überall Palmen,
bracht. Ein an sich nicht zu schlechtes riesige Bananenstauden, Fächerpalmen,
Hotel. In der Nacht konnte man wählen Farne, Schlingpflanzen in faszinieren-
zwischen Hitze oder Lärm. Ich ent- der Üppigkeit. Es ist kein Wunder, daß
die Menschen sich hier nur mühsam
schied mich für ersteres, da das Getöse
zum Arbeiten bewegen lassen, da hier
der veralterten Klimaanlage ein erträg-
alles Lebensnotwendige das ganze Jahr
liches Maß überstieg. Um 4.00 Uhr wur-
hindurch wirklich in paradiesischer
den wir geweckt (was in meinem Fall
Fülle wuchert. Zudem kaut hier fast je-
überflüssig war), und bald darauf zum der, vom Kind bis zur Oma, Bethel-
Flugplatz chauffiert, wo uns das Flug- Nuß, die Volksdroge. Man kann das
zeug diesmal aufnahm. leicht erkennen, denn diese berauschen-
Nach einem schönen Flug über mor- de Nuß, deren Saft regelmäßig überall-
gendunstige, von Regenwald bedeckte hin gespuckt wird, färbt Zunge, Zähne

H.H. P. Becher mit seiner kleinen Gemeinde in Madang. Die Männer in der hinteren Reihe sind (von
links nach rechts): Liam Cadogan, Charly Kramer, P. Becher und Max David, ein alter Laienmissio-
nar.

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Aus der Priesterbruderschaft

und Lippen knallrot. Die Wirkung muß scheint Deutscher gewesen zu sein, der
in etwa einer mäßigen Menge Alkohol Rest der Familie ist einheimisch. Seine
entsprechen. Da es unmöglich er- Mutter spricht und singt fließend
scheint, das Kauen der Bethel-Nuß zu deutsch. Sie erinnert sich noch an viele
verbieten, habe ich mich darauf be- Kirchenlieder. Papua war nämlich bis
schränkt, unsere Gläubigen zu ermah- zum I. Weltkrieg deutsch, und das Pid-
nen, wenigstens drei Stunden vor dem gin-Englisch wirkt wie eine kindlich
Empfang der hl. Kommunion das Kau- vereinfachte und verdeutschte Version
en zu unterlassen. der englischen Sprache. Auch heute
Der hoteleigene Kleinbus bringt uns noch sind viele deutsche Missionare
zur Madang-Lodge, die auf einem verschiedener Missionsgesellschaften
großen Gelände mit eigenem Strand di- im Land.
rekt am Meer liegt. Die zahlreichen ein- Charly, dessen Frau und Familie lei-
stöckigen Gebäude sind in einer tropi- der andersgläubig sind, hat in seinem
schen „Muster“-Gartenlandschaft, die tropischen Garten unsere „Kapelle“
mit viel Liebe angelegt ist, verstreut. eingerichtet. Dort wird nun jeden
Der Standard ist recht gut, man kann Abend um 18.00 Uhr die hl. Messe statt-
diverse Kategorien wählen. Der Hotel- finden, außer Samstag und Sonntag
besitzer gibt uns einen großzügigen Ra- (um 9.00 Uhr morgens). Er holt uns
batt. Zum Hotel gehört ein Strandre- nach Feierabend mit seinem Pickup ab
staurant, das im einheimischen Stil der und bringt uns zu seinem Heim. Charly
Wontok-Häuser (Versammlungsraum) selbst, ein Hüne von Gestalt, war, so-
gebaut zu sein scheint. Hier arbeitet ei- weit ich verstanden habe, in seiner Ju-
ner unserer treuen Gläubigen, Anton, gend selbst einige Zeit im Priestersemi-
als Chefkoch. Er hat drei oder vier Hel- nar. Er ist ein tiefgläubiger Mann, der
fer, mit denen er die verschiedensten sehr gut ministriert und schwer ent-
Gerichte zu zaubern versteht, sogar Pi- täuscht ist von der modernen Kirche
zza. Aus Kostengründen kommen wir und dem Unheil, das sie in seiner Hei-
für unser Abendessen zumeist auf diese mat angerichtet hat.
italienisch-papuanische Spezialität Am Abend finden sich regelmäßig
zurück. Tagsüber ernähren wir uns von zwischen 15 und 30 Personen ein zur hl.
frischen Früchten, die wir auf dem Messe und dem anschließenden Kate-
Markt kaufen. Auf den Terrassen des chismusunterricht, wobei etwa ein Drit-
Restaurants halten wir übrigens am tel Weiße und zwei Drittel Nationals
Nachmittag Katechismusunterricht ab, (Schwarze) sind. Der feste Kern aller-
in zwei Kindergruppen. dings reduziert sich auf nur etwa sieben
Die Schwägerin unseres wichtigsten Einheimische und eine australische Fa-
Gläubigen, Charly Kramer, arbeitet in milie mit vier Kindern. Die australi-
der Lodge; so erhalten wir bald Nach- schen Eltern sind Laienmissionare
richt von ihm. Charlys Großvater (Lehrer) an der Divine Word University
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Aus der Priesterbruderschaft

(der Steyler Missionare). Sie haben vor haben, da die Ortsgeistlichkeit in bos-
nicht allzu langer Zeit zur Tradition ge- hafter Weise gegen uns arbeitet. Pfarrer
funden und sind sehr eifrige Katholi- Gooley von Madang, ein polnischer
ken. Allerdings werden sie gegen Ende Priester, z.B. tauft alle Kinder erneut,
des Jahres nach Australien zurückkeh- die wir getauft haben und wettert
ren, und Francis (der Vater) wird wahr- fürchterlich gegen uns. Gegen Prote-
scheinlich eine Lehrerstelle an einer un- stanten würde er sich anders verhalten!
serer Schulen erhalten. Ferner wird un-
Es ist wie überall: Alle anderen Reli-
sere Mission sehr unterstützt von einem
gionen, Sekten und Kulte sind willkom-
alten Laienmissionar, der seit Jahrzehn-
ten ein Missionszentrum mit Schule in men, nur für die eigene Tradition hat
Brahman betreut. Diese gehört der Diö- die neue Kirche keinen Platz. Das große
zese, wodurch natürlich ständig Proble- Missionszentrum, ca. 20 km von Ma-
me entstehen. dang gelegen, von dessen überaus
fruchtbarer Blüte noch die zahlreichen
Was unsere Arbeit erschwert ist, daß
fast alle unsere Gläubigen in die amts- und schönen Gebäude und Gärten zeu-
kirchlichen Gottesdienste gehen, wenn gen, einschließlich Schule und Hospital,
wir nicht da sind. Wir sind leider hat heute keinen Nachwuchs mehr und
schlichtweg nicht in der Lage, das Land wirkt etwas desolat. Hier müssen vor 30
intensiver zu betreuen (als vierteljähr- Jahren noch viele Dutzend Religiosen,
lich 10 Tage), und natürlich können die zahlreiche Priester und Seminaristen,
Einheimischen auch niemals für die teu- gewesen sein. Heute wird die Kirche
ren Reisekosten aufkommen. Es ist er- des Geländes den verschiedensten Sek-
staunlich genug, daß wir überhaupt ten für Tagungen, Exerzitien und „Got-
noch traditionstreue Katholiken dort tesdiensten“ vermietet. Wir würden

H.H. P. Becher geleitet


einen Täufling in die
Kirche. Rechts von ihm
steht Liam Cadogan, sein
treuer Begleiter.
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Aus der Priesterbruderschaft

vergeblich um eine Benutzungserlaub-


nis ansuchen – versteht sich.
In den ersten Tagen bereite ich mit
Hilfe von Liam und Francis durch ge-
zielten Unterricht zwei Kinder zur Erst-
kommunion und einen Jungen zur Tau-
fe vor. Die australische Familie Fox
stellt den Kindern zu diesem großen
Festtag schöne Kleidung zur Verfü-
gung. Am Sonntag erscheinen rund 35
Leute zur hl. Messe um 9.00 Uhr. An-
ton, unser Koch und Vater eines der
Kommunionkinder, sorgt mit fester
Hand dafür, daß sich die Kinder gut be-
nehmen, und zeigt ihnen die vorbildli-
che Gebetshaltung. Nachdem die Erst-
kommunikanten den Heiland empfan-
gen haben, stellt er sicher, daß sie in ge-
sammelter Haltung ihre Danksagung
verrichten. Nach der hl. Messe darf ich
den 7-jährigen Philipp Rainer Berek
den Händen des Teufels entreißen, ihn Philipp Rainer Berek wird durch die Taufe zu
durch das Bad der Taufe in einen klei- einem Kind Gottes
nen Heiligen verwandeln und in die hl.
Kirche aufnehmen. Eine große Freude
auch für die Eltern und Verwandten der wie ich finde, eine angenehme Menta-
lität. Sie sind sehr einfach und dem
drei Kinder. Familie Fox bietet nach der
Priester ergeben. Allerdings sind sie et-
hl. Messe Kuchen an, um auch die Na-
was scheu, und man weiß sie oft schwer
tur etwas an der übernatürlichen Freu-
einzuschätzen. Und – wie angedeutet –
de teilnehmen zu lassen.
sie haben eine schwere Stellung zwi-
Da die meisten der Schwarzen Eng- schen der Amtskirche und der Traditi-
lisch sprechen, sind das Beichthören, on; ein Problem, das zu komplex ist, um
Predigen und der Katechismusunter- es ihnen umfassend begreiflich machen
richt nicht zu umständlich. Ich bemühe zu können. Mehrere sind zu uns ge-
mich, langsam, deutlich und einfach zu kommen, weil sie mehr instinktiv zu
formulieren, und habe die wichtigsten fühlen scheinen, daß die Handkom-
Dinge für den Beichtstuhl in Pidgin ge- munion und viele andere Neuheiten ge-
lernt. Nur die Kinder brauchen den Un- gen Gottes Ehre und ihren Glauben ge-
terricht in Pidgin, wobei mir Liam und hen. Möge Gott Seine Schäflein von Pa-
Francis helfen. Die Nationals haben, pua sicher behüten!
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Aus der Priesterbruderschaft

Die Erstkommunionkinder
Max und Jacintha mit
ihren Angehörigen

Papua – es könnte ein Paradies sein. einem Ausflug ins nahe Port Alexis, wo
Wenn nicht der II. Weltkrieg und, noch das Missionszentrum ist, mit einem Ab-
schlimmer, das II. Vatikanum das Land stecher zu einer märchenhaften Lagune
in einem traurigen Zustand hinterlas- am Meer wurde ich von Moskitos ge-
sen hätten. Der katholische Glaube hat- stochen, und bereits am nächsten Tag
te viel Dämonisches aus der Kultur ver- trieb das Sumpffieber meine Tempera-
bannt und die Menschen zu einem tur auf knapp 39°. Dank Gott und ei-
christlichen Gemeinschaftsleben ge- nem hervorragenden Medikament, das
führt, sowie das Niveau von Bildung ich aus Deutschland mitgenommen
und Gesundheit massiv verbessert. hatte, brauchte ich nur eine hl. Messe
Über den Ökumenismus kommt nun ausfallen zu lassen. Am nächsten Mor-
das alte Heidentum wieder zurück und gen war das Fieber bereits weitgehend
damit Korruption, Faulheit und Sitten- gesunken, und am Abend durfte ich,
wohl noch etwas schwankend, wieder
verderbnis. Traurigkeit und Zorn will
zum Altar Gottes hintreten. Während
aufsteigen, wenn man sieht, wie die
der hl. Messe brachte mir Charly zwar
Menschen, die an sich offen für den
ein Handtuch, da ich Bäche an Schweiß
Glauben sind wie Kinder, durch die
vergoß, sonst ging es aber gut. Nach ei-
neuen, schlechten Hirten auf giftige
ner Woche waren auch die Folgen der
Weiden geführt oder sich selbst über-
starken Medizin (Schwindel) ver-
lassen werden.
schwunden. So hat Gott sein Kreuzes-
Zudem liegt auf dem ganzen Land siegel auf diese segensreichen und
die Geißel der Malaria und anderer schönen Tage gedrückt. Deo gratias!
Seuchen; die Temperatur ist dagegen
vor allem in Küstennähe erträglich. Auf
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Aus der Priesterbruderschaft

Wie die Kirche mit ihrer Tradition umgeht


Am 17. Juni d.J. erschien mit der Unterschrift der Bischöfe Kasper (Rottenburg-
Stuttgart) und Dammertz (Augsburg) eine Erklärung, die vor Unterstützung der Prie-
sterbruderschaft St. Pius X. warnte. Inhaltlich geht diese Erklärung nicht über das hin-
aus, was in den letzten Jahren zu dem Thema bereits gesagt und geschrieben wurde. Der
äußere Anlaß dürfte die Tatsache gewesen sein, daß im Bereich der Diözesen in diesem
Jahr zwei Primizen gefeiert wurden, und zwar von Hw. Pater Stefan Mayer (Schwen-
di, Diözese Rottenburg-Stuttgart) und Hw. Pater Martin Huber (Marktoberdorf, Diö-
zese Augsburg) am 3. bzw. 10. Juli. Da die Feier der Heimatprimiz ein Anlaß ist, zu
dem neben Verwandten, Bekannten und Freunden meist auch zahlreiche Angehörige
der heimatlichen Pfarrgemeinde kommen, sollte mit der bischöflichen Warnung offenbar
erreicht werden, daß die Besucherzahl möglichst gering bleibe. Es fand sich aber den-
noch viel Volk bei den feierlichen Erstlingsmessen ein, und die jeweiligen Pfarrgemein-
den waren wieder um eine Erfahrung zum Thema „Umgang der Kirche mit ihrer eige-
nen Tradition“ reicher. – Nachfolgend der Wortlaut der bischöflichen Erklärung und
zwei Leserbriefe, die an eine konservative Zeitung geschickt und nicht abgedruckt wur-
den.

Bischöfliche Erklärung zur „Priesterbruderschaft St. Pius X.“


Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gründete im Jahre 1970 im schweizeri-
schen Ecône eine Gemeinschaft von Priestern mit dem Namen „Priesterbruder-
schaft St. Pius X.“ Sie erklärten ihren Widerstand gegen mehrere Beschlüsse des
Zweiten Vatikanischen Konzils, besonders im Bereich der Liturgie. Eine mit Herrn
Kardinal Ratzinger ausgearbeitete Abmachung, die der Bruderschaft weitgehende
Zugeständnisse einräumte, lehnte Erzbischof Lefebvre im letzten Augenblick ab.
Statt dessen weihte er am 30. Juni 1988 ohne den dazu seit eh und je vorgeschrie-
benen päpstlichen Auftrag und gegen den ausdrücklichen Willen des Heiligen Va-
ters vier seiner Priester zu Bischöfen. Erzbischof Lefebvre sowie die vier gültig, aber
unerlaubt geweihten Bischöfe verfielen dadurch automatisch der Strafe der Ex-
kommunikation, d.h. des Ausschlusses aus der vollen Gemeinschaft der Kirche.
Papst Johannes Paul II. stellte daraufhin im Apostolischen Schreiben „Ecclesia
Dei afflicta“ voller Betrübnis fest: „Die Tat als solche war Ungehorsam gegenüber
dem Römischen Papst in einer sehr ernsten und für die Einheit der Kirche höchst
bedeutsamen Sache, wie es die Weihe von Bischöfen ist, mit der die apostolische
Sukzession sakramental weitergegeben wird. Darum stellt dieser Ungehorsam, der
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Aus der Priesterbruderschaft

eine wirkliche Ablehnung des Römischen Primats in sich schließt, einen schismati-
schen Akt dar.“ Der Papst rief die bisherigen Anhänger der Bewegung Erzbischof
Lefebvres auf, „mit dem Stellvertreter Christi in der Einheit der katholischen Kir-
che verbunden zu bleiben und in keiner Weise jene Bewegung weiter zu unterstüt-
zen. Alle müssen wissen, daß die formale Zustimmung zu einem Schisma eine
schwere Beleidigung Gottes ist und die Exkommunikation mit sich bringt, wie im
Kirchenrecht festgesetzt ist.“
Leider ließen sich mehrere Priester und Laien nicht davon abhalten, Erzbischof
Lefebvre ins Schisma zu folgen. Um die bisherigen Anhänger der Bewegung Erzbi-
schof Lefebvres in der vollen kirchlichen Gemeinschaft zu erhalten, gründete der
Papst damals die Kommission „Ecclesia Dei“. Diese päpstliche Kommission errich-
tete daraufhin die St.-Petrus-Bruderschaft mit Sitz in Wigratzbad in der Diözese
Augsburg. Diese Bruderschaft erhielt die Erlaubnis, die Liturgie nach den liturgi-
schen Büchern aus dem Jahre 1962 zu feiern, und steht in voller Einheit mit dem
Papst und den Bischöfen.
Wir bitten die Gläubigen, die Bruderschaft St. Pius X. nicht zu unterstützen und
an deren Gottesdiensten nicht teilzunehmen. Nur so bleiben sie innerhalb der
kirchlichen Gemeinschaft und tragen nicht zu einer weiteren Spaltung der Kirche
bei. Denn die Tradition bezeugt einhellig, daß Einheit der Kirche nur in der Einheit
mit dem Papst und mit den Bischöfen gegeben ist.
+ Viktor Josef Dammertz + Walter Kasper
Bischof von Augsburg Bischof von Rottenburg-Stuttgart

Leserbrief 1 gravierendste Unterschiede werden


Wöchentlich erreichen uns weltweite akademisch eloquent übergangen.
Meldungen über neue ökumenische Und nun warnen die Bischöfe Dam-
Höchstleistungen unserer Oberhirten. mertz und Kasper vor einer kleinen
In Einheit mit dem Hl. Vater und vor Gruppe traditionstreuer Katholiken und
dem Hintergrund des protestantischen erheben die unerwünschte und nicht ge-
Schismas schreitet die deutsche Bi- nehmigte Weihe von vier Notbischöfen
schofskonferenz mit besonderer Eile auf zum schismatischen Akt. Angesichts
die sehnlichst erwartete Megafusion im des massiven Widerstandes gegen jüng-
Jubeljahr 2000 voran. Das magische ste römische Entscheidungen zur
Wort dieses nachkonziliaren Aufmar- Schwangerschaftskonfliktberatung und
sches heißt: Dialog. Mit allen Weltreli- des seit Jahrzehnten von deutschen
gionen möchte man im wahrsten Sinne Bischöfen praktizierten Prinzips, Uner-
des Wortes „kommunizieren“, selbst laubtes solange zu dulden und zu för-
16
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 17

Aus der Priesterbruderschaft

dern, bis Rom endlich nachgibt, geht die ihrer Gründung 1969 lehnt sie mehrere
Glaubwürdigkeit der Hochwürdigkeit, Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen
die solche „Warnungen“ ausspricht, ge- Konzils ab INSBESONDERE IM BE-
gen Null. REICH DER LITURGIE!“ Das ist nicht
Was sind die wahren Gründe dafür, ganz richtig, denn der Erzbischof Lefeb-
daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. vre hat nicht die Beschlüsse des Konzils
von amtskirchlicher Seite wie keine an- bezüglich der Liturgie abgelehnt, son-
dere Gruppe sonst ausgegrenzt, stigma- dern die Liturgiereform von 1969, die ja
tisiert und mit Kommunikationsverbot keineswegs durch die Konzilsbeschlüs-
belegt wird? Wo bleibt die empörte Re- se - wenn man sie mit Wortlaut kennt -
aktion scheindemokratischer katholi- gerechtfertigt ist. Ich weiß dies aus dem
scher Laienfunktionäre, die diese Dia- Mund eines Konzilsvaters, der als „pro-
logverweigerung der deutschen Bischö- gressiv“ eingestuft und bei der Priester-
fe endlich als „unerträglich“ brand- bruderschaft St. Pius keineswegs beson-
markt? Was macht die Priesterbruder- ders geschätzt wird. Insofern dürfte er
schaft St. Pius X. aus Sicht deutscher ein unverdächtiger Zeuge sein. Es ist S.
Bischöfe wirklich so gefährlich, daß E. Kardinal Frings. Als die Liturgiere-
man vor ihr warnen müßte? Es ist wohl form 1969 erfolgte, war er fassungslos
die Tatsache, daß die Anhänger von Lef- und sagte uns voller Kummer: „So et-
ebvre nicht mehr und nicht weniger ver- was haben wir auf dem Konzil nicht be-
künden, als das, was die Kirche bis zum schlossen, das ist gegen die Beschlüsse
2. Vatikanischen Konzil immer verkün- des Konzils. Ich kann nicht fassen, wie
det hat: den unverkürzten katholischen der Hl. Vater zu so etwas seine Zustim-
Glauben. Die „Schismatiker“ stehen so- mung geben konnte.“ Es ist also nicht
mit auf einem tragfähigen Fundament, der Erzbischof Lefebvre - sondern es
gegen das drei Jahrzehnte nachkonzili- sind die Verfasser der neuen Liturgie,
are Glaubensumdeutungen und bastel- die sich nicht an die Beschlüsse des
liturgische Experimente kaum konkur- Konzils gehalten haben. Kardinal Frings
rieren können. stand mit seiner Ansicht keineswegs al-
lein, sondern weltweit gab es Bischöfe
und Theologen, für die die verordnete
Mit freundlichen Grüßen Liturgiereform eine große seelische Be-
Wolfgang Müller lastung war. Die Geschichte wird ein-
mal lehren, wer die Spaltung in die Kir-
che gebracht hat. Wenn man in diesen
Tagen sieht, wie mit den Weisungen des
Hl. Vaters in Sachen Beratungsschein in
Leserbrief 2 der deutschen Ortskirche Verwirrung
Der obige Bericht von DT/KNA weiter andauert, dann sollte man doch
Augsburg enthält eine sachlich nicht erst einmal das praktische Schisma in-
richtige Feststellung. Es heißt da „... Seit nerhalb der deutschen Ortskirche besei-
17
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 18

Verschiedenes

tigen, anstatt, wie schon so oft gegen ei- Bei allem, was wir von der offiziellen
ne Vereinigung vorzugehen, die in sehr „deutschen katholischen Ortskirche“ an
vielen Fragen dem Papst wesentlich ge- glaubensschädigenden Aktivitäten seit
horsamer ist als die seit dem Ende der einigen Jahrzehnten zugemutet bekom-
60er Jahre immer stärker von Rom men, besonders durch die von den
emanzipierte „deutsche Ortskirche“. In Bischöfen gestützten „katholischen Ver-
diesem Zusammenhang seien nur bände“, ist es verständlich, wenn sich
„Humanae Vitae“, „Familiaris Consor- römisch katholische Christen, die ihre
tio Cathechesi tradendae“ angeführt; Kinder noch im Glauben ihrer Väter er-
letztere Enzyklika ist besonders mißach- ziehen wollen, - was das Konzil nicht
tet worden, indem man einen Theolo- verboten hat - sich in ihrer Not der Prie-
gen, dem Kardinal Frings die Missio Ca- sterbruderschaft St. Pius X. zuwenden.
nonica entziehen ließ (Prof. Hubert Hal-
fass), mit der Neuregelung des Religi- Mit freundlichen Grüßen
onsunterrichts betraute!! Sigrid Sels

50 Jahre Grundgesetz -
Die Bindung unserer Verfassung an Gott
Teil 1
von Dr. Heinz-Lothar Barth

Die Bundesrepublik Deutschland fei- chen Standpunkt aus zu dem „Geburts-


ert in diesem Jahr den 50. Jahrestag ihres tagskind“ zu sagen ist.
Grundgesetzes. Die Medien versäumen
es nicht, aus diesem Anlaß vielfältige
Beiträge zum rechtlichen Fundament Die Volkssouveränität
unseres Staates zu bringen. Einer katho- Eines der heikelsten Elemente des
lischen Zeitung steht es sicher gut an, Grundgesetzes könnte, auf den ersten
sich zu fragen, was nun vom christli- Blick betrachtet, die Volkssouveränität
18
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 19

Verschiedenes

sein. Sie, die beispielsweise im Artikel Außerdem darf man nicht überse-
20 II Satz 1 des Grundgesetzes der Bun- hen, daß in Art. 2 Abs. 1 GG die freie
desrepublik Deutschland der Sache, Entfaltung der Persönlichkeit an die Be-
nicht dem Begriff nach fixiert ist („Alle achtung des „Sittengesetzes“ gebunden
Staatsgewalt geht vom Volke aus“), wi- ist. Hier kann nach der abendländi-
derspricht aber an sich nicht dem ka- schen Tradition nur das christliche Sit-
tholischen Glauben. Das geht schon aus tengesetz gemeint sein, das beispiels-
den Beratungen zu ihrer Festschrei- weise im Art. 1 der Landesverfassung
bung in der Verfassung deutlich hervor, von Baden-Württemberg auch aus-
z.B. aus dem Votum des Abgeordneten drücklich als Bezugsgröße genannt ist.5
Dr. Carlo Schmid, SPD.1 Voraussetzung So beriefen sich Katholiken und Prote-
für ihre Vereinbarkeit mit der christli- stanten im Jahre 1979 in ihrer gemeinsa-
chen Lehre ist freilich die Einsicht, daß men Erklärung „Grundwerte und Got-
es eine höhere Instanz gibt, an die letzt- tes Gebot“ zu Recht auf Art. 2, als sie
lich alle Macht rückgebunden ist (vgl. von den staatlichen Gewalten der BR
Joh 19,11; Röm 13,1). Eine solche Ablei- Deutschland die Beachtung der zweiten
tung von der göttlichen Autorität ist für Tafel des Dekalogs einforderten.6
die Ideengeschichte der Volkssouverä- Heutzutage versuchen bestimmte
nität durchaus nachweisbar, wie ver- progressistische Kräfte natürlich, in
schiedene Grundgesetzkommentare be- grotesker Verzerrung der „intentio le-
merken.2 Durch die Nennung Gottes in gislatoris“, der ursprünglichen Absicht
der Präambel des Grundgesetzes be- der Grundgesetzväter, das „Sittenge-
kundeten die Verfassungsväter ihre An- setz“ von seinem transzendenten Bezug
erkennung einer derartigen Bindung an zu lösen und es dem Zeitgeist zu unter-
eine überstaatliche Norm3, es wurde al- werfen. „Sittengesetz“ ist dann in letz-
so nicht der Anspruch auf eine „absolu- ter Konsequenz nichts mehr anderes als
te Volkssouveränität“ erhoben.4 Die das, was man allgemein oder mehrheit-
Richtigkeit unserer Interpretation ergibt lich in der Gesellschaft gegenwärtig so
sich u.a. aus einem offiziellen, im Jahre denkt und tut. Der Politikwissenschaft-
1997 vom „Presse- und Informations- ler Konrad Löw konnte freilich in ei-
amt der Bundesregierung“ herausgege- nem Aufsatz zum aktuellen Verfas-
benen Buch mit dem Titel „Tatsachen sungsjubiläum durch Berufung auf eine
über Deutschland“, in dem es unter der Interpretation des damaligen CDU-Ab-
Rubrik „Kirchen und Religionsgemein- geordneten von Mangoldt nachweisen,
schaften“ (S. 447) heißt: „In der Präam- daß das Sittengesetz trotz vorgebrach-
bel des Grundgesetzes der Bundesrepu- ter Bedenken gerade deshalb in den
blik Deutschland wird die ‘Verantwor- endgültigen Text aufgenommen wor-
tung vor Gott’ hervorgehoben. Darin den war, weil man jenem heute ver-
kommt eine generelle Selbstbeschrän- fochtenen Rechtspositivismus wehren
kung staatlicher Gewalt und menschli- wollte!7 Wohin er nämlich führen kann,
chen Handelns zum Ausdruck.“ haben wir in der jüngsten deutschen
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August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 20

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Geschichte mittlerweile gleich zweimal Das traurigste Kapitel in puncto po-


erlebt: Sowohl nach dem Zusammen- litischer Zurückhaltung dürfte wohl der
bruch der braunen wie auch dem der ro- Vorsitzende der Deutschen Bischofs-
ten Diktatur gab (und gibt) es nicht we- konferenz, der Mainzer Oberhirte Leh-
nige Personen des öffentlichen Lebens, mann, geschrieben haben. In einer ge-
die sich auf die Position zurückziehen, meinsamen Erklärung mit dem Vorsit-
was vordem Recht gewesen sei, könne zenden der EKD, Präses Kock, würdigte
doch nun nicht als Unrecht betrachtet er das Grundgesetz zum 50. Jahrestag
und bestraft werden. seiner Verkündigung.10 Wenn schon die
meisten heutigen Politiker hierzu nicht
mehr den Mut aufbringen - auch jene
Die Anrufung Gottes nicht, die der Partei mit dem großen „C“
Leider wird es heute anscheinend angehören oder ihr nahestehen - so hät-
bereits von vielen Politikern als nicht te man wenigstens von einem Mann der
mehr „politisch korrekt“ oder zumin- Kirche erwartet, daß er die vertikale
dest als bedenklich betrachtet, die ge- Komponente der deutschen Verfassung,
nannten christlichen Bezugsgrößen der ihren Bezug auf Gott, deutlich heraus-
Verfassung auch nur zu erwähnen. So stellt. Stattdessen ging es weit überwie-
pflegte der scheidende Bundespräsident gend um die horizontale Dimension,
Roman Herzog es zu vermeiden, sich wie Garantie der bürgerlichen Freihei-
vor Gott für verantwortlich zu erklären ten, Wahrung der Menschenwürde (im-
- gegen den ausdrücklichen Wortlaut merhin verbunden mit einem, wenn
der Verfassung, der er verpflichtet war. auch sehr allgemein gehaltenen, Hin-
weis auf das Lebensrecht), Sozialstaat-
Gegenüber Journalisten reagierte er so-
lichkeit, Schutz von Ehe und Familie
gar recht ungnädig, wenn man ihn auf
und Einsatz für soziale Verantwortung.
dieses Thema ansprach.8 Die Kandida-
Wo die übernatürliche Sphäre berührt
tin der CDU für das Amt des Bundes-
wurde, blieb es bei einem Lob Leh-
präsidenten im Jahre 1999, Frau Dagmar
manns für das Grundgesetz wegen des
Schipanski, erklärte sich immerhin auf mit ihm zusammenhängenden Staats-
Nachfrage wenigstens dazu bereit, dar- kirchenrechts und der daraus abgeleite-
über nachzudenken, ob sie im Falle ih- ten Praxis der Kirchensteuererhebung.
rer Wahl den Bezug der Werte auf Gott Außerdem versäumte der Mainzer Bi-
so stark herausstreichen wolle, wie es an schof nicht, die Religionsfreiheit mit den
sich dem Auftrag des Grundgesetzes Worten zu würdigen: „Dabei schützt
entspricht.9 Wie sich der neugewählte das Grundrecht der Religionsfreiheit
Bundespräsident Johannes Rau, immer- der Bürger den christlichen Glauben
hin bekennender Christ reformiert-pie- und dessen öffentliches Bekenntnis. Es
tistischer Richtung, in dieser Hinsicht schützt aber ebenso die Freiheit anderer
während seiner Amtszeit verhalten religiöser Bekenntnisse und die Freiheit
wird, bleibt abzuwarten. des Unglaubens.“
20
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 21

Verschiedenes

Wie anders hatte sich da Lehmanns antwortung staatlichen Handelns vor


Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Gott und die Beachtung des Sittengeset-
Deutschen (damals Fuldaer) Bischofs- zes als Verfassungsauftrag einzufor-
konferenz, Kardinal Frings, im Jahre dern. Man braucht nicht viel Phantasie
1949 verhalten! Während sein Nachfol- aufzubringen, um sich vorstellen zu
ger kaum noch auf Gottes Rechte in un- können, welche Stimmung im Saal
serem Staat hinzuweisen wagt11, ihm al- herrschte, als Dyba aus diesen Prämis-
so anscheinend das Wenige noch zuviel sen konkrete Schlußfolgerungen für die
ist, hatte der Kölner Erzbischof, wahr- Beurteilung des Eheschutzes gegenüber
lich kein traditionalistischer „Hard- homosexuellen Gemeinschaften andeu-
liner“, damals gerade mit Bezug auf tete, wie er in Hamburg ja schon in einer
Gott ein gewisses Defizit an christlichen Vorstufe praktiziert wird.
Grundsätzen ausgemacht. Er legte bei
prinzipieller Befürwortung des Grund-
gesetzes im Namen seiner Mitbrüder in Grundgesetz und katholische Lehre
einigen Punkten Rechtsverwahrung ein. Eine gute Analyse zur Vereinbarkeit
Insbesondere forderte er - über Art. 6,2 der jetzigen deutschen Verfassung mit
hinaus - die verfassungsmäßige Aner- der katholischen Lehre - was leider kei-
kennung des vollen Elternrechtes, mit neswegs für bestimmte politische und
der man heute wohl die bedenkliche juristische Entwicklungen der letzten
Praxis des staatlich verordneten Sexual- Jahre gilt! - findet man bei Konrad Rep-
unterrichts leichter abwehren könnte. gen13: „Der Parlamentarische Rat fand
Mit der Geltendmachung des uneinge- eine Situation vor, in der die Kirchen -
schränkten Elternrechts hing damals im Unterschied zu früher - prinzipiell ja
dann auch der Wunsch nach einer allge- zur Demokratie sagen konnten. Diese
meinen Ermöglichung der Bekenntnis- Zustimmungsfähigkeit galt allerdings
schulen zusammen.12 nicht jedweder ‘Demokratie’, sondern
Ein Nachfolger der Apostel bewies der vornehmlich angelsächsisch gepräg-
immerhin auch heute noch mehr Mut ten Staatsform. Sie ist durch zwei we-
als Bischof Lehmann, dem antichristli- sentliche Eigenschaften charakterisiert:
chen Zeitgeist zu widerstehen, nämlich erstens kennt sie nicht nur Grundrechte
sein Mitbruder im deutschen Episkopat, gegen den Staat, sondern auch mit und in
Erzbischof Johannes Dyba von Fulda. dem Staat; zweitens ist ihr der für die
Am Tag der Bundespräsidentenwahl, Kirche unannehmbare Omnikompe-
dem 23. Mai 1999, nahm er an dem Talk- tenz-Anspruch fremd, der die kontinen-
magazin unter der Leitung von Sabine tal-europäische Demokratie geprägt hat
Christiansen im 1. Programm des Deut- und geistesgeschichtlich auf Rousseaus
schen Fernsehens (21.45 Uhr - 22.45 Identitäts-Postulat zwischen individuel-
Uhr) teil. Dort wagte er es als einziger lem und kollektivem Willen zurück-
der Mitunterredner, unter Erwähnung geht, welcher auch den modernen Tota-
der Präambel und des Art. 2 GG die Ver- litarismen zugrundeliegt.“ Die Präam-
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August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 22

Verschiedenes

bel mit ihrem Appell an Gott ist in die- etwa um historisch überholte Formeln.
sem Zusammenhang, so Repgen im fol- Ansonsten wäre es kaum verständlich,
genden, „der Anker, an dem unser daß der gesamte Artikel 7 noch im Jah-
Grundgesetz hängt“. re 1993 unter einer sozialdemokrati-
Daß es sich hierbei nicht etwa nur schen Regierung als Leitmotiv den
um die Privatmeinung eines konserva- „Richtlinien und Lehrpläne(n) für das
tiv-christlichen Gelehrten handelt, kann Fach Latein in der Sekundarstufe I am
man der Rede entnehmen, die der ehe- Gymnasium“ vorangestellt worden
malige Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl ist.16
am 23. Juni 1996 zu Ehren Papst Johan- Schließlich stellt ein solches Erzie-
nes Pauls II. am Brandenburger Tor in hungsziel in der Verfassung des bevöl-
Berlin hielt. Hier erinnerte Kohl daran, kerungsmäßig größten deutschen Bun-
daß nach klarer Absicht der Verfas- deslandes auch keineswegs eine exoti-
sungsväter die Verantwortung im Staat sche Ausnahme dar. Vielmehr gehören
vor allem mit dem steten Blick auf Gott „Ehrfurcht vor Gott“ bzw. „Gottes-
wahrzunehmen ist.14 Rainer Barzel, furcht“ geradezu zum Standardpro-
Parteifreund des Bundeskanzlers und gamm nicht weniger in den Jahren 1946
durchaus nicht einer der Rechtsaußen - 1951 entworfenen Landeskonstitutio-
der CDU, äußerte ein Jahr später in ei- nen. Konkret handelt es sich um die
nem Interview: „Volkssouveränität ist Bundesländer Nordrhein-Westfalen,
prima, aber es gibt noch etwas Größe- Bayern, Baden-Württemberg, Rhein-
res, dem wir verantwortlich sind.“ Im land-Pfalz und Saarland. Man war sich
unmittelbar folgenden Satz blickte der nämlich damals aufgrund der nur weni-
Politiker dann mit Sorge auf die reale ge Jahre zurückliegenden schmerzli-
Lage unserer heutigen deutschen Ge- chen Erfahrungen mit einem gottlosen
sellschaft: „Und jetzt machen wir in Regime weit über streng katholische
Berlin eine Verfassung mit der CDU, da Kreise hinaus noch bewußt, wohin eine
ist von Gott keine Rede mehr. Und in Politik führen kann, ja über kurz oder
Brandenburg erfinden wir eine Staatsre- lang zwangsläufig führt, deren Prinzi-
ligion ‘LER’. Ich fürchte, daß unsere pien lediglich der Willkür der Men-
Fundamente Schaden nehmen“.15 schen entspringen und keine allgemei-
nen, transzendental vorgegebenen und
daher unveränderbaren Normen ken-
Die deutschen Länderverfassungen nen. So sah sich selbst Hans Küng als
Die für den Verfasser dieser Zeilen Liberaler in seinem Buch „Projekt Welt-
verbindliche Landesverfassung von ethos“ zu schreiben veranlaßt17: „Das
Nordrhein-Westfalen fordert sogar ihre Humanum wird gerade so gerettet, in-
Lehrkräfte auf, die Jugendlichen zur dem es als im Divinum begründet ange-
„Ehrfurcht vor Gott“, übrigens auch „in sehen wird. Es hat sich gezeigt: Nur das
Liebe zu Volk und Heimat“ zu erziehen Unbedingte selbst vermag unbedingt
(Art. 7). Auch hier handelt es sich nicht zu verpflichten, nur das Absolute abso-
22
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 23

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lut zu binden.“ An einer anderen Stelle gesetz“ verwässern wollen.


seiner Arbeit18 berief sich Küng für ähn- 8 So Kurt Reumann in der FAZ vom 19. Mai 1999.
liche Gedanken gerade auf die Präam- 9 Kurt Reumann a.O.
bel des Grundgesetzes, die er als eine 10 DT vom 22. Mai 1999, 2.
angemessene Antwort auf die Erfah- 11 In einem ökumenischen Gottesdienst, der zum
rungen der deutschen Gewaltherrschaft fünfzigsten Jahrestag der BR Deutschland im
gelten ließ. Berliner Dom abgehalten wurde, zitierte Lehmann
immerhin die Präambel des Grundgesetzes.
Doch warnte er davor, „Gott“ einen christlichen
(Fortsetzung folgt) Sinn zu unterlegen. Allerdings könne es einem
Christen nicht verwehrt werden, darin „den
Schöpfer des Himmels und der Erde sowie den
Anmerkungen Vater Jesu Christi (sic! Von Christus als der zwei-
ten göttlichen Person und von der Dreifaltigkeit
1 Stellungnahme des Abgeordneten Dr. Schmid, war nach dem Bericht nicht die Rede) zu ent-
SPD, in: Entstehungsgeschichte der Artikel des decken und zu benennen“ (Gott gewährt Men-
Grundgesetzes, Jahrbuch des öffentlichen schenwürde, DT vom 26.5.1999).
Rechts der Gegenwart N.F.1/1951, 198. Ich dan- 12 Siehe z.B. den Artikel „Unsere Bischöfe zum
ke der Rechtsreferendarin Frl. Andrea Kahlert für Grundgesetz“ in der Kirchenzeitung des Bistums
diesen Literaturhinweis. Mainz „Glaube und Leben“ (5,22/1949, 173)
2 Siehe z.B. Grundgesetz-Kommentar von Maunz- 13 Der historische Ort des Grundgesetzes: 1648 -
Dürig-Herzog-Scholz, Bd. II, Art. 20 Nr. 34, Verf.: 1789 - 1949, in: Christen und Grundgesetz, 31
Herzog 1980 14 Siehe die lateinische Übersetzung der ungekürz-
3 So richtig der genannte Grundgesetz-Kommentar ten Ansprache in: Vox Latina 32,125/1996, 372 f.
Bd. I, Präambel Nr. 11, verf. von Maunz 1976 15 PUR-Magazin 9/1997, 20
4 So mit Recht die Kommentare zum Grundgesetz 16 Ebd. S. 10
von Mangoldt und Klein, Bd. I/1957, 42 und 17 4. Aufl. 1998, 116
Schmidt-Bleibtreu, 5. Aufl. 1980, 121, anders Ru- 18 a.O. 77
dolf Weber-Fas, Das Grundgesetz, Berlin 1983,
52 Anm. 21, der einen Gegensatz zwischen der
(mit freundlicher Genehmigung ent-
seiner Ansicht nach aus der Französischen Re-
volution abzuleitenden Volkssouveränität im Art.
nommen aus: Kirchliche Umschau Nr.
20 GG und Röm 13,1 sieht. 3/1999)
5 Für diesen Hinweis danke ich Frau StudDir’ Mar-
garethe Kuppe.
6 Siehe Manfred Spieker, Christen, Grundgesetz
und Grundrechte, in: Christen und Grundgesetz,
hrsg. von Rudolf Morsey und Konrad Repgen,
Paderborn 1989, 146
7 Konrad Löw, Mentalitätswechsel des Grundge-
setzes 1949: 1933, 1919, 1999, Theologisches
29,5-6/1999, 269. In den Anmerkungen 30-32
sind Juristen mit ihren Werken zum Grundgesetz
verzeichnet, die mehr oder minder stark den ur-
sprünglichen Sinn der Berufung auf das „Sitten-
23
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 24

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Martin Luther – Unser gemeinsamer Lehrer


im Glauben?
Schluß
von Dr. Heinz-Lothar Barth

Luthers Subjektivismus konsequenterweise auch jede Einwir-


Mit seinen Angriffen gegen die Kon- kung der göttlichen Gnade auf die
zilien hängt Luthers grundsätzliche Po- menschliche Natur und eine dadurch
sition zum Lehramt zusammen, wie wir bedingte Veredelung des Menschen ab.
oben schon angedeutet haben. So lehnte Jacques Maritain hat klar gesehen, wel-
er das Magisterium der Kirche als for- che geistesgeschichtliche Revolution
male Autorität vom Prinzip her ganz der Reformator mit diesem „Paradig-
und gar ab, wenn er hieraus auch nicht menwechsel“, wie man heute sagen
in jedem Fall die letzten Konsequenzen würde, indirekt auslöste: „Der absurde
zog. Vielmehr erklärte er jeden Christen Luthersche Extrinsekismus (Lehre, daß
zum legitimen und kompetenten Inter- die göttliche Gnade nur von außen
preten der Offenbarung. Dies ist die lo- wirkt und die Seele nicht wirklich in-
gische Folge seines vom Nominalismus nerlich verändert, Verf.) kann gut be-
beeinflußten Denkens84, der allem All- haupten, alles der Gnade zu überlassen.
gemeingültigen die objektive Existenz Indem er es für unmöglich hält, daß ein
abspricht: Er trennt den Menschen von Werk des Menschen auch ein Werk Got-
jeder realen und wirksamen Beeinflus- tes ist, stellt er in Wahrheit das Prinzip
sung durch äußere Objekte, wie sie eine eines ungezügelten Naturalismus auf,
geistliche Instanz nach Art des kirchli- der in etwas mehr als zwei Jahrhunder-
chen Lehramtes, aber letztlich auch des ten alles im westlichen Denken ruiniert
ewigen Gottes selbst darstellt, isoliert haben wird, bevor er im zeitgenössi-
ihn auf der mentalen Ebene und führt schen Immanentismus aufgeht. Ach! Es
schließlich zum Immanentismus und ist keine Rede mehr von der Einwoh-
Subjektivismus. Es steht außer Frage, nung der göttlichen Personen in unserer
daß der Immanentismus, den St. Pius X. Seele! Diese hat sich in ihre Einsamkeit
in seiner wegweisenden Enzyklika zurückgezogen, sie ist undurchdringbar
„Pascendi dominici gregis“ von 1907 geworden für alles andere außer für
aufs schärfste verurteilt hat, auch ein sich selbst.“85 Man braucht nicht viel
Grundübel der nachkonziliaren katholi- Phantasie aufzuwenden, um sich klar-
schen Theologie darstellt. zumachen, daß in dieser Fixierung des
„Das nominalistisch-subjektivistisch Menschen auf sich selbst eine der Wur-
geprägte Denken hatte aber nicht nur zeln für den heute allenthalben beklag-
Folgen für die Einstellung gegenüber ten Egoismus mit seinen katastrophalen
dem Lehramt. Vielmehr lehnte Luther Auswirkungen für die gesamte Gesell-
24
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 25

Verschiedenes

schaft sowie für eine radikale Beschrän- Satz aus dem Brief des Hauptes der
kung auf das Diesseits mit den Folgen Evangelischen an den sächsischen Kur-
eines überbordenden Hedonismus zu fürsten Friedrich den Weisen vom 5.
suchen ist. März 1522: „E.K.F.G. (=Euer Kurfürstli-
che Gnaden) weiß, oder weiß sie es
nicht, so laß sie es ihr hier mit kund sein,
Die Folgen des Subjektivismus
daß ich das Evangelium nicht von Men-
„Ein Mensch, der sich an der objekti- schen, sondern allein vom Himmel
ven Wahrheit orientiert, kann sich groß- durch unseren Herrn Jesum Christum
mütig und tolerant gegenüber dem Irr- habe, daß ich mich wohl hätte mügen
tum und dem Laster zeigen, wo dies um (wie ich denn hinfort tun will) einen
der Nächstenliebe willen nötig er- Knecht und Evangelisten rühmen und
scheint. Er weiß, daß mit dem Angriff schreiben...“89 Lohses Kommentar zu
gegen die von ihm vertretenen Positio- diesen anmaßenden Worten lautet: „Die
nen nicht er selbst getroffen wird, da je- scharfe Polemik, welche Luther gegen-
ne nicht von ihm stammen. Subjektivis- über dem Papst und vielen kirchlichen
mus hingegen läßt, das ist die Erfahrung Würdenträgern übte, muß nicht zuletzt
aus der Geistesgeschichte, das Recht an- auch unter diesem Aspekt nahezu apo-
derer Subjekte oft genug nicht zu, er stolischen Vollmachtsbewußtseins und
verteidigt sein geistiges Eigentum mit seelsorgerischer Verantwortung gese-
Zähnen und Klauen. Subjektivismus hen werden.“ Es fragt sich freilich, wer
neigt zur Absolutsetzung der eigenen dem Augustinermönch aus Wittenberg
Perspektive, zu Intoleranz, ja u.U. sogar diese „apostolische Vollmacht“ verlie-
zu Totalitarismus. Es kommt daher hen hatte!
nicht von ungefähr, daß sich Luther als- Besonders erschütternd ist es, fest-
bald, das eigene subjektivistische Prin- stellen zu müssen, daß jemand, der sich
zip verletzend, selbst die Lehrautorität das Gütesiegel „evangelisch“ zulegt,
über die Neugläubigen anmaßte.86 seine Autorität dazu mißbraucht, die
Auch dieses Phänomen beobachten wir göttliche Inspiration von Schriften der
heute immer wieder. Wehe, wenn je- Bibel in Frage zu stellen, die seit alters in
mand beispielsweise etwas gegen die der Kirche als kanonisch galten. Dies ge-
„neuen Päpste“ wie Drewermann, schah vor allem, weil sie Luthers werke-
Küng, aber auch Karl Rahner und seine feindliche Rechtfertigungslehre, seine
Epigonen und Verteidiger zu sagen radikale Ablehnung jeden Mitwirkens
wagt!87 des Menschen mit der göttlichen Gnade
Sogar protestantische Gelehrte kön- (die östlichen Christen griechischer
nen das geradezu erschreckende Voll- Zunge sprechen hier vom „synergis-
machtsbewußtsein nicht leugnen, das mos“), widerlegten. Solche Angriffe Lu-
Luthers Reden und Handeln prägte. So thers galten im Neuen Testament nicht
zitiert Bernhard Lohse in seiner Ein- etwa nur, wie allgemein bekannt, dem
führung „Martin Luther“88 folgenden Jakobusbrief, sondern auch dem He-
25
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 26

Verschiedenes

bräerbrief, dem Judasbrief und der ernsthaft beabsichtigt gewesen wäre,


Apokalypse.90 und man die eine oder andere Äuße-
rung angesichts einer allgemeinen Nei-
gung der damaligen Zeit zum Grobia-
Luthers Angriffe auf die katholische
nismus Luther wird nachsehen wollen,
Hierarchie
sind derartige Ausfälle einfach untrag-
Geradezu peinlich wirken, um noch bar.
ein letztes besonders drastisches Bei-
Der Kirchenhistoriker Remigius
spiel antikirchlicher Gesinnung zu nen- Bäumer zeigte in seiner Untersuchung
nen, die steten Haßausbrüche des zur „Martin Luther und der Papst“94 an ei-
Cholerik neigenden Luther gegen die ner beträchtlichen Zahl weiterer Stellen
legalen kirchlichen Autoritäten, von de- auf, daß der Doktor aus Wittenberg
nen wir jene gegen Papst Hadrian VI. ja nicht etwa erst am Ende seines Lebens,
schon oben referiert haben. Bezogen auf bedingt durch eine zwischenzeitlich
Luthers Spätwerke gab der protestanti- eingetretene Verbitterung, gegenüber
sche Theologe Ernst Bizer in seiner Ar- dem Papsttum ausfällig wurde, son-
beit „Luther und der Papst“91 zu: „Die- dern daß seine teilweise massiven An-
se Schriften sind von einer hanebüche- griffe gegen den Nachfolger Petri, ver-
nen Grobheit, ein durchschlagendes bunden mit dessen Schmähung als An-
Beispiel dessen, was man Luthers Gro- tichrist, seit 1517 zum theologischen
bianismus nennt.“ Im unmittelbaren Programm des Doctor Martinus ge-
Anschluß an diese Bemerkung stellte hören. In der heutigen Diskussion wird
Bizer einige Kostproben für derartige öfter auf eine positivere Wertung des
Beschimpfungen zusammen. So wurde Papsttums in der Schrift „Von Der Wid-
der Papst etwa tituliert als „der aller dertauffe an zween Pfarherrn“ aus dem
Hellischt Vater, Seine Satanitas, Satanis- Jahre 1528 verwiesen. In der Tat schrieb
simus, ein verteufelter Mensch der Sün- Luther damals: „Wir bekennen aber, das
den und Kind des Verderbens.“ Bizer unter dem Bapstum viel Christliches
gesteht ein, daß sogar mancher von Lu- gutes, ja alles Christlich gut sey.“ (WA
thers Weggefährten solche Ausfälle als 26, 147,13 f.) Remigius Bäumer95 sah
anstößig empfand.92 Luther selbst hin- zwar, daß nur einige Zeilen weiter (29)
gegen scheute sich bekanntlich nicht der Papst dann doch wieder als „End-
einmal, regelrecht zur Tötung von Papst christ“ (= Antichrist) tituliert wird. An-
und Kardinälen, und zwar mit grausa- dererseits wies er darauf hin, daß Prote-
men Mitteln, aufzurufen!93 So gesche- stanten aller Zeiten jene lobenden Wor-
hen in der letzten großen Schrift aus te ihres Konfessionsstifters zum Petrus-
dem Jahre 1545 „Wider das Papsttum amt als provozierend empfunden hät-
zu Rom vom Teufel gestiftet“ (WA 54, ten, Bäumer selbst nannte sie „ein über-
243). Selbst wenn es sich hier nur um raschendes Bekenntnis zur Tradition“.95
verbale Attacken gehandelt haben soll- Ich bezweifle, daß man ihnen mit ei-
te, deren Umsetzung in die Praxis nicht ner solchen Wertung gerecht wird. Was
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Verschiedenes

Luther nämlich in Wahrheit meinte, an die man gerne im ökumenischen Dia-


wird nur klar, wenn man sich den Kon- log anknüpfen möchte, um auf prote-
text genau anschaut: Er bekämpfte die stantischer Seite für die Katholische Kir-
Haltung der Wiedertäufer, die geneigt che um Sympathie zu werben. Leider
waren, alles, was sie als „papistisch“ be- muß man dann freilich abermals den
trachteten, a priori zu hassen: Bestimm- Kontext außer acht lassen, in dem Sätze
te Dinge, wie die Taufe, das Altarsakra- wie der folgende stehen: „Auch wir
ment oder die Sündenvergebung könne sprechen heute von der Heiligen Römi-
man doch nicht einfach deshalb ableh- schen Kirche und allen Bischofsstühlen,
nen, weil sie nun einmal auch der Papst auch wenn sie verwirrte und gottlose
lehre. Andernfalls müsse man ja auch Diener sind. Gott regiert doch inmitten
das Vater unser, die zehn Gebote, ja die der Feinde, und der Antichrist sitzt mit-
ganze Hl. Schrift zurückweisen, da die- ten im Tempel Gottes, und der Satan ist
se auch unter dem Papsttum bekannt inmitten der Söhne Gottes.“98 Daß es bei
seien. Bestimmte Formulierungen, wie diesen Ausfällen nicht oder jedenfalls
das zweite Kolon des oben erwähnten nicht ausschließlich um die Kritik an
Satzes, sind lediglich als rhetorische
sittlichen Mißständen der katholischen
Überspitzungen zu werten, die sich
Hierarchie ging, die allenfalls - von der
durch die Frontstellung gegenüber den
derben Sprache abgesehen - noch zu to-
neuen Gegnern ergaben, von einer wah-
lerieren wäre, sondern daß Rom als Sitz
ren, wenigstens zeitweiligen Kehrtwen-
des Antichristen wegen der Institution
dung Luthers zum Papsttum kann keine
des Papsttums an sich und der von der
Rede sein. Dies beweist ja auch die dann
Römischen Kirche verkündeten Lehre
nur wenige Zeilen weiter wieder vorge-
tragene Beschimpfung des Nachfolgers so beschimpft wird, dürfte auf der Hand
Petri. liegen.
Ähnlich sind auch andere Stellen Schon recht früh hatte Erasmus von
dieser Art zu bewerten, die man heute Rotterdam Martin Luther gemahnt, auf
gerne anführt, um eine prinzipiell ka- solche Haß- und Zornesausbrüche zu
tholische Haltung Luthers selbst noch verzichten, mit denen er nur seiner Sa-
für die späteren Zeiten seines Wirkens che schaden würde - leider erfolglos.99
zu dokumentieren. So schrieb Luther in Die Fülle all jener schweren Entgleisun-
seinem Galaterkommentar des Jahres gen des Reformators, die aus seinem
1535 über die römische Kirche: „Die theologischen Irrweg erwachsen waren
Taufe, das Wort des Evangeliums, die und seine Entfernung vom überlieferten
Texte, die Heilige Schrift, die Dienste, Glauben der Apostel zeigten, zerstörte
der Name Christi und Gottes ist da...Die jede Verständigungsmöglichkeit mit der
römische Kirche ist also heilig, weil sie Katholischen Kirche im Ansatz. Jene
den heiligen Namen Gottes und die konnte gar nicht anders handeln, als al-
Taufe und das Wort hat.“97 Das scheinen le Häresien der Neugläubigen im Na-
schöne und versöhnliche Worte zu sein, men ihrer fünfzehnhundertjährigen Tra-
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Verschiedenes

dition auf dem Trienter Reformkonzil nen an einer evangelisch/katholischen


klar zurückzuweisen.100 Verständigung liegt und die sich für sie
Bekanntlich entluden sich Luthers einsetzen, sollten sich die Lektüre die-
Haßausbrüche auch gegen die Juden, ser Veröffentlichung nicht ersparen. Sie
was hier nicht direkt zu unserem The- werden dann noch besser verstehen,
ma gehört, aber nebenbei wenigstens welche ökumenische Hypothek es hier
kurz erwähnt werden soll. Im „Dritten abzutragen gilt.“104 Seinen Rat, Luthers
Reich“ konnten sich Nationalsozialisten schwere Ausfälle ernsthaft zur Kennt-
und mit ihnen paktierende Protestanten nis zu nehmen, müßte der protestanti-
wie der Landesbischof Sasse auf Lu- sche Theologe Harding Meyer heutzu-
thers Aufforderung aus seiner Schrift tage wohl auch all jenen vom Geist ei-
von 1543 „Von den Juden und ihren Lü- ner falschen Ökumene beseelten Katho-
gen“ berufen, die Synagogen und Schu- liken ins Stammbuch schreiben. Denn
len der Juden zu verbrennen, ihre Häu- in der nachkonziliaren Katholischen
ser niederzureißen und zu zerstören, sie Kirche ist die Wahrheitsliebe zugunsten
ihrer Gebetbücher und des Talmuds zu einer Pseudo-Nächsten- und Friedens-
berauben und ihren Rabbinen die wei- liebe weitgehend unterentwickelt. So
tere Lehre zu verbieten.101 Die Katholi- stellte die bereits zitierte Zeitschrift
sche Kirche setzte sich von solchen Aus- „Weltbild“, die sich auf dem Titelblatt
fällen und ihrer späten Realisierung selbst als „konservativ“ einstuft, in ei-
durch die braunen Machthaber und ih- ner Bildmontage auf dem Titelblatt Jo-
re Helfershelfer wohltuend ab.102 Damit hannes Paul II. in trauter Gemeinsam-
soll nicht behauptet werden, daß sich keit mit Martin Luther dar und kom-
katholische Christen, Klerus oder Lai- mentierte diese fiktive Szene mit den
en, nicht auch mancher Versäumnisse Worten: „Händeschütteln zwischen
gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern dem Oberhaupt der katholischen Kir-
schuldig gemacht haben, wie es umge- che, Papst Johannes Paul II., und Refor-
kehrt Protestanten gab, die sich vorbild- mator Martin Luther: Heute, 450 Jahre
lich verhielten. Auch darf nicht überse- nach Luthers Tod (am 18. Februar 1546
hen werden, daß Luther mit seinen wü- in Eisleben), wäre die Vision unseres
tenden Attacken gegen die Juden in sei- Zeichners Dewa Waworka durchaus
ner Zeit nicht allein gestanden hatte103, vorstellbar.“105
was ihn freilich noch nicht entschuldigt. Für die katholische Seite wurde der
Kommen wir auf Luthers Polemik ökumenistische Irenismus hier sicher
gegenüber der katholischen Hierarchie gut getroffen. Ob Luther, mit der Zeit-
zurück. Mit Blick auf Bäumers sorgfälti- maschine ins 20. Jahrhundert katapul-
ge Studie mußte der lutherische Theo- tiert, vom Wolf zum Lamm mutieren
loge Harding Meyer, nachdem er selbst könnte, wissen wir nicht. Zu seinen Zei-
„äußerste Betroffenheit“ hierüber be- ten war jedenfalls seine Friedfertigkeit
kundet hatte, zugeben: „Gerade diejeni- wahrlich nicht stark ausgeprägt. Hajo
gen Lutheraner und Protestanten, de- Holborn, der verdienstvolle protestan-
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Verschiedenes

tische Erasmuskenner, hatte sicher nicht bühr zu trennen - ganz entgegen den
ganz unrecht, wenn er den lutherischen Worten, mit denen das uralte, aus der
Grobianismus sogar dafür mitverant- Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert stam-
wortlich machte, daß die damalige Be- mende Oster-Exsultet109 der Kirche die
wegung der Neugläubigen in sich so Bedeutung der Auferstehungsnacht
uneins war; denn die kleineren Refor- preist: „O wahrhaft selige Nacht, in der
matoren hätten sich oft genug an das dem Irdischen das Himmlische, dem
große Vorbild angelehnt und seien ähn- Menschlichen das Göttliche verbunden
lich, eben auch gegeneinander, aufgetre- wird“ („O vere beata nox, in qua terre-
ten.106 Noch wichtiger für die Streitig- nis caelestia, humanis divina jungun-
keiten dürfte freilich der Spaltpilz gewe- tur“110)! Dieses Geschehen vollzieht sich
sen sein, der in Luthers Einführung des nicht etwa nur in der „Nacht der Näch-
Subjektivismus als Glaubensprinzip lag. te“, sondern in jeder hl. Messe, wie St.
Er ist eine Folge des falschen „sola scrip- Gregor der Große es so schön ausge-
tura“-Grundsatzes und führt, obgleich drückt hat: „Wer von den Gläubigen
man für die „Freiheit eines Christen- nämlich möchte daran zweifeln, daß ge-
menschen“ angetreten war, letztlich zur rade in der Stunde des (Meß-)Opfers auf
intoleranten Absolutsetzung der per- die Stimme des Priesters hin die Him-
sönlichen Meinung.107 mel sich auftun, daß bei diesem Ge-
heimnis die Chöre der Engel zugegen
sind, daß das Untere sich dem Oberen
Die historischen Folgen des Subjektivismus anschließt, die Erde sich dem Himmli-
Wie schnell und massiv diese Intole- schen verbindet, aus Sichtbarem und
ranz an die Stelle der ursprünglich de- Unsichtbarem eine Einheit wird?“111
klarierten „Freiheit“ trat, läßt sich auch Der Einsatz kirchlicher und staatlicher
im Bereich des Kultes nachweisen. Die- Autoritäten galt im Protestantismus
se Entwicklung dokumentierte Susan C. hingegen nunmehr nur noch der Siche-
Karant-Nunn108: Die protestantischen rung einer diesseitigen christlichen Ord-
Prinzipien wurden immer rigoroser in nung. So kam es, daß die Einhaltung
der Messe auf Kosten ihrer katholischen moralischer Normen im Vordergrund
Elemente durchgesetzt. Damit reduzier- stand. Sie wurde nicht selten mit einer
te man die „göttliche Liturgie“, wie die Rigorosität überwacht, wie sie dem ka-
östlichen Christen zu sagen pflegen, mit tholischen Mittelalter durchaus fremd
ihrem übernatürlichen und mystischen gewesen war. Ein solches geistiges Kli-
Charakter auf eine mehr oder minder ma gab dann den Nährboden ab für ein
rein menschlich-irdische Gebets- und Denken wie das Immanuel Kants, der -
Mahlversammlung. Die gelehrte Histo- leider mit ungeheurem Erfolg bei Zeit-
rikerin verstand es aufzuzeigen, wie in- genossen und Nachwelt - Glaube und
folge dieser Akzentverschiebung die Vernunft radikal trennte und nur noch
protestantisierte Gesellschaft dazu neig- den moralischen Gottesbeweis gelten
te, Himmlisches und Irdisches über Ge- ließ.
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Verschiedenes

Will man wesentliche (sicherlich sung ein, welcher der Reformator durch den in Er-
nicht alle!) Ursachen und Folgen der furt herrschenden, wenn auch gemäßigten Ock-
Reformationsgeschichte wie in einem hamismus ausgesetzt gewesen sei (Luthers
Brennpunkt zusammenfassen, so eig- Theologie 30-33). Selbst in dieser gemilderten
Spielart habe jene Denkrichtung zu einer „doppel-
nen sich hierzu recht gut die Worte des
ten Wahrheit“ von Philosophie und Theologie ge-
protestantischen Theologen Otto Dibeli- neigt. Gerhard Ebeling (Luther. Einführung in sein
us (1880-1967) aus dem Jahre 1946: Denken, 4. Aufl. Tübingen 1981, 91 f.) anerkannte
„Wenn Luther nur nicht so stur gewe- gleichfalls die Orientierung Luthers an ock-
sen wäre, wenn er auch ein bißchen be- hamschen Denkkategorien, betonte aber, daß
reit gewesen wäre, einmal nachzugeben seine deutlich antischolastische und antiphiloso-
und anderer Leute Meinung gelten zu phische Ausrichtung hiermit nicht direkt in Verbin-
lassen, dann wäre uns die große Glau- dung stehe. Einen gerafften, gut verständlichen
bensspaltung erspart geblieben. Dann Überblick über den Geist Ockhams bietet Max
Ziegelbauer in seinem Werk „Johannes Eck -
hätten wir keinen Dreißigjährigen Krieg
Mann der Kirche im Zeitalter der Glaubens-
gehabt und hätten heute nicht diese spaltung“, St. Ottilien 1987, 73-76. Die kaum zu
ewige Not mit den Mischehen und mit unterschätzende Bedrohung, die vom Nominalis-
katholischen und protestantischen Kin- mus für das kirchliche Denken ausging und heute
dern in den Schulen. Wir hätten dann noch ausgeht, hat Robert Mildenberger in einem
eine einheitliche Kirche in Deutschland, vorzüglichen Aufsatz dargestellt, der den in der
vielleicht mit Domkapiteln und Meßge- Kirche Verantwortlichen die Augen öffnen müßte,
wändern, wie in Schweden und Eng- wofern sie ihn zur Kenntnis nähmen: Wie modern
land, vielleicht noch ein wenig katholi- ist die Moderne? Das Auftreten des Nominalismus
(Modernismus) im 11. Jh. und seine Deutung als
scher, aber jedenfalls eine einheitliche
entfesselte Phantasie durch St. Anselm von Can-
Kirche, in der der evangelische Glaube terbury, UVK 28/1998, 214-241.
schon zu seinem Recht gekommen wä- Luther selbst bekannte sich zu Ockham als sei-
re.“112 Diese Worte des damaligen evan- nem Lehrer, jedenfalls in der Dialektik. „Occam
gelischen Landesbischofs von Berlin magister meus“, so äußerte er sich. Zu dieser und
wirken einsichtiger und „katholischer“ ähnlichen Aussagen siehe Theobald Beer, Der
als viele Stellungnahmen der heutigen fröhliche Wechsel und Streit - Grundzüge der
katholischen Bischöfe bis hinauf in de- Theologie Martin Luthers, Einsiedeln 1980, 111
ren Spitze, die oft genug der Ideologie Anm. 18. Andererseits ist es gerade Beer, der zei-
eines falschen Ökumenismus und nicht gen konnte, daß Luther trotz aller nominalisti-
schen Einflüsse auf seine Erkenntnislehre we-
der Wahrheit verpflichtet sind.
sentliche Aspekte seines theologischen Denkens
gerade unabhängig von Ockhams Theorien und
Anmerkungen denen des nominalistisch geprägten, aber glau-
benstreueren katholischen Theologen Biel entwik-
84 Die Abhängigkeit Luthers vom Nominalismus und kelte. Insofern sind wir auch nicht berechtigt zu
die sich hieraus für seine Philosophie und Theo- behaupten, wie man es heute immer wieder zu
logie ergebenden Folgen sind dargestellt worden Luthers Entlastung lesen kann, der Reformator
von Dieter Hattrup, Die Philosophie in der Theolo- habe ja seine Lehre nur oder jedenfalls überwie-
gie Luthers, Theologie und Glaube 84/1994, 195- gend in Auseinandersetzung mit einem falschen
208. Auch Lohse gesteht eine solche Beeinflus- Katholizismus konzipiert - was dann oft so viel
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Verschiedenes

heißen soll, als daß er den wahren akzeptiert hät- der Väterzeit bis zur Gegenwart, Freiburg 1990,
te, wenn er ihm nur begegnet wäre! Albert Mock 206 f. Ziegenaus hält es aus methodischen Grün-
hat zu Recht diesen Versuch der Apologie den zu Recht für schwer möglich, Luthers Kanon-
zurückgewiesen (Abschied von Luther - Psycho- lehre auf einen einheitlichen, systematischen
logische und theologische Reflexionen zum Lu- Nenner bringen zu wollen. Denn der Doktor aus
therjahr, 2. Aufl. Köln 1985, 22 f.). Allerdings hat- Wittenberg änderte bekanntlich immer wieder im
te Hubert Jedin klargemacht, daß der in diesem Laufe seines Lebens - und nicht nur in dieser Fra-
Zusammenhang gerne aus Joseph Lortz’ Stan- ge! - seine Meinung.
dardwerk „Die Reformation in Deutschland“ (Bd. 91 München 1958, 46
1, 3. Aufl. Freibg./B. 1949, 176) zitierte Satz „Lu- 92 a.O. 47
ther rang in sich selbst einen Katholizismus nie- 93 „Die Sprache Luthers ist hier von einem unerhör-
der, der nicht katholisch war“ im Sinne des Autors ten Tiefstand. Sie enthält zahlreiche sadistische
keinen völligen Freispruch Luthers bedeuten soll- Formulierungen, die man kaum wiederzugeben
te, der ja möglich erschiene, wenn alles nur auf wagt.“ (Remigius Bäumer, Das Zeitalter der Glau-
einem großen Mißverständnis beruht hätte bensspaltung, in: Kleine deutsche Kirchenge-
(Wandlungen des Lutherbildes in der katholi- schichte, hg. von Bernhard Kötting, Freibg./B.
schen Geschichtsschreibung, in: Martin Luther - 1980, 68). Bäumer bespricht in seiner schon er-
450 Jahre Reformation, hg. von Inter Nationes, wähnten Arbeit „Martin Luther und der Papst“ (94-
Bad Godesberg 1967, 91 f.). 97) die Entgleisungen in den Spätschriften aus-
85 Trois réformateurs - Luther, Descartes, Rous- führlicher.
seau, 2. Aufl. Paris 1925, 69 f. (eigene Überset- 94 a.O., vor allem 54 ff.
zung des französischen Originals). 95 Martin Luther und der Papst 75 f.
86 Siehe das ausgezeichnete Werk des bedeuten- 96 a.O.75
den Indologen und sowohl glaubenstreuen wie 97 Übersetzung nach: Th. Beer - A. von Stockhau-
immens gebildeten Katholiken Paul Hacker, Das sen, Erklärungen Martin Luthers zum Brief des hl.
Ich im Glauben bei Martin Luther, Graz 1966, hier Paulus an die Galater, 26. Lateinisches Original:
259. Ich verdanke ein Exemplar dieses heute sel- WA 40 I 69, 6-8.
tenen Buches dem Klassischen Philologen Chri- 98 Beer-von Stockhausen a.O. 25 f.; WA a.O. 68,9 -
stian Gnilka aus Münster. 69,3.
87 Was Karl Rahner betrifft, hat David Berger die 99 Vgl. Wilhelm Ribhegge, Löwen und Wittenberg -
Folgen in einem Aufsatz dokumentiert (Karl Erasmus von Rotterdam, Martin Luther und zwei
Rahner: Das Ende eines Mythos und seine Apo- Gedenkjahre, Stimmen der Zeit 7/1996, 462.
logeten, UVK 28,2/1998, 67-91). 100 Daran erinnerte Remigius Bäumer drei Jahre vor
88 2. Aufl. München 1982, 122 seinem Tod noch einmal in seinem höchst lesens-
89 WA Br 2 Nr. 455, 39-43. Daß es sich bei dieser werten Aufsatz „Katholische Reform - Die blei-
Redeweise nicht etwa um eine einmalige Entglei- bende Bedeutung des Tridentinums“, Theolo-
sung handelt, kann man den vielen weiteren gisches 26,2/1996, 8-16.
Zeugnissen entnehmen, die der große Lutherken- 101 Vgl. Friedrich Battenberg, Das Europäische Zeit-
ner Hartmann Grisar SJ in seinem Standardwerk alter der Juden, Darmstadt 1990, 192 f.
„Luther“ unter der Kapitelüberschrift Luther über 102 Vgl. Remigius Bäumer, Die Kirchen und die Ju-
seine Unantastbarkeit und Größe. Die Kunst der den im Dritten Reich, Theologisches 25,6/1995,
„Rhetorik“ zusammengetragen hat (2. Bd., 3. Aufl. 285-296; Lothar Groppe SJ, Der Papst, die Nazis
Freibg./B. 1924,648 ff.) und die Juden - Geschichtsfälschung ohne Ende,
90 Siehe Anton Ziegenaus, Handbuch der Dogmen- Theologisches 26,5/1996, 193-198; ds., Gerech-
geschichte Bd. I Fasz. 3 a (2.Teil): Kanon - Von tigkeit für Pius XII., Theologisches 26,6/1996,
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Verschiedenes

259-261 mit einer Fülle jüdischer Dankadressen 109 Siehe LThK (3. Aufl.) Bd. 3/1995, 1134 s. v. Ex-
an den großen marianischen Papst für seine sultet, II. Hymnologisch
Unterstützung bedrohter Juden. 110 Die deutsche Übersetzung wurde bewußt sehr
103 Hierauf hat vor kurzem noch einmal Bernhard wörtlich gewählt. So sollte der berechtigten Kritik
Lohse hingewiesen (Luthers Theologie, Göttin- von Norbert Lohfink an der Fassung im Meßbuch
gen 1995, 362-367). von 1975 Rechnung getragen werden, die aber,
104 H. Meyer, Das Papsttum in lutherischer Sicht, in: was diesen Punkt betrifft, auch auf die alte Über-
Papsttum und Petrusdienst, hg. von H. Stirni- tragung im „Schott“ bezogen werden könnte:
mann und L. Vischer, Frankf./M. 1975, 76 f. „Außerdem sind die unteren und oberen Realitä-
105 Weltbild w.o. 3 ten, die in dieser Nacht miteinander verbunden
oder vereint werden, nicht wie im MB 1975 gleich-
106 Siehe Gerhard B. Winkler, Der ‘sermo theologi-
berechtigte Größen. Unten befindet man sich,
cus’ des Erasmus von Rotterdam und der Gro-
und nun werden den unteren Wirklichkeiten die
bianismus der Reformationszeit, in: Esse in ver-
oberen Wirklichkeiten zugeführt. Der Erde wird
bo, Festschrift für Heinrich Reinhardt, hg. von Be-
der Himmel geschenkt“ (Die deutsche Überset-
nedikt Dissell, Kisslegg 1993, 87.
zung des Exsultet - Kritische Analyse und
107 „Der Geist der Intoleranz drohte...zum protestan- Neuentwurf, LJ 49/1999, 70).
tischen Prinzip zu werden“, urteilte Enno Rudolph
111 Quis enim fidelium habere dubium possit ipsa im-
(Die Renaissance - eine Plünderung Athens? in:
molationis hora ad sacerdotis vocem caelos aper-
Die Renaissance und ihre Antike - Die Renais-
iri, in illo Iesu Christi mysterio angelorum choros
sance als erste Auklärung I, hg. von Enno Ru-
adesse, summis ima sociari, terram caelestibus
dolph, Tübingen 1998, 135). In der Tat läßt sich
iungi, unum quid ex visibilibus atque invisibilibus
eine solche Tendenz nicht bestreiten. Sie kann
fieri? (Dial IV 60,3; SC 265, 202). Im Unterschied
selbst für jene Teile des Protestantismus und der
zum zitierten Satz aus dem „Exsultet“ wird hier
aus ihm direkt oder indirekt hervorgegangenen
das Irdische ins Himmlische aufgenommen. Bei-
Bewegungen gelten, die sich scheinbar liberal ge-
de Perspektiven haben natürlich ihre jeweilige
ben. Freilich ist die Intoleranz nur indirekt eine
Berechtigung.
Folge des Sola scriptura-Prinzips, an dem sie Ru-
dolph festmacht; in Wahrheit ergibt sie sich aus 112 Die Kirche. Wochenzeitung vom 10.2.1946. Zitat
dem mit ihm zusammenhängenden Subjektivis- nach: Mock, Abschied von Luther, 103 f.
mus. Rudolph mißfällt Luthers Ausrichtung auf die
göttliche Offenbarung an sich, an die natürlich
auch der glaubenstreue Katholik gebunden ist.
Denn der Heidelberger Gelehrte fühlt sich selbst
anscheinend dem modernen Dogma des Re-
lativismus verpflichtet. Für diesen beruft er sich -
leider wohl nicht ganz zu Unrecht - auf Nikolaus
von Cues: „Ernst Cassirer hat treffend bemerkt,
daß Cusanus als weltanschaulicher Pluralist Ge-
danken vertrat, für die er auch noch 150 Jahre
später hätte hingerichtet werden können“ (a.O.).
108 The reformation of ritual. An interpretation of ear-
ly modern Germany, London-New York 1997,
114-137. Ich danke dem Vorsitzenden der Una
Voce Deutschland, Herrn Botschafter a.D. Dr.
Helmut Rückriegel, für die leihweise Überlassung
dieses bei uns leider kaum bekannten Buches.
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Verschiedenes

Eine bemerkenswerte Frau


Interview mit P. Thomas Bücker

Kirchliche Umschau: Immer wieder


taucht im Zusammenhang mit der vor
hundert Jahren erschienenen Enzyklika
„Annum sacrum“ Papst Leos XIII. der
Name der seligen Maria vom Göttli-
chen Herzen auf. Wer war diese für vie-
le unbekannte westfälische Selige?

Pater Thomas Bücker: Schwester Maria


stammte aus adeligem Geschlecht. Ihr
Vater war der Erbdroste des Fürsten-
tums Münster, Clemens Graf Droste zu
Vischering. Ihre Mutter war eine gebo-
rene Gräfin von Galen. Beide Familien
waren Stützen der Kirche und schenk-
ten ihr viele heiligmäßige Priester,
Bischöfe und Ordensleute.
Maria wurde am 8. September 1863
(Fest Mariae Geburt) im Erbdrostenhof
zu Münster geboren. Ihre Jugend ver-
brachte sie auf Schloß Darfeld im Mün-
sterland. Schon als Kind zeigte sich bei
ihr eine tiefe eucharistische Frömmig-
keit und eine besondere Verehrung des
Heiligsten Herzens Jesu. Im Alter von
25 Jahren trat sie in Münster in die Kon- Schwester Maria vom Göttlichen Herzen, Grä-
fin Droste zu Vischering
gregation der Schwestern vom Guten
Hirten ein. Aufgrund ihrer vielfältigen
Kirchliche Umschau: Welche Bezie-
Begabungen wurde sie nur fünf Jahre
hung hatte sie zur Weltweihe an das
später als Oberin eines verarmten Klo-
Herz Jesu, die Leo XIII. 1899 vollzog?
sters ihrer Genossenschaft nach Portu-
gal gesandt. Dort stellte sich schon bald
ein schweres Rückenmarksleiden ein, Pater Thomas Bücker: Während ihrer
das sie ans Bett fesselte. Dennoch hat Zeit in Portugal wurde sie vom Herrn
sie ihre Pflicht als Oberin gewissenhaft durch mystische Begnadungen aufge-
und vorbildlich wahrgenommen. fordert, Leo XIII. zu veranlassen, das
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August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 34

Verschiedenes

ganze Menschengeschlecht dem Herzen Folgen der Weihe. Ich darf zitieren: „Er
Jesu zu weihen. (der Heiland) kommt darauf zurück,
Die Ordensfrau schrieb dazu zwei- was er letztes Jahr sagte: Die Entschei-
mal an den Heiligen Vater, zuletzt am 6. dung ist meinem geistlichen Vater über-
Januar 1899. Der Pontifex ließ bei den lassen; er wird die Wahrheit an außeror-
bischöflichen Behörden in Portugal Er- dentlichen Leiden erkennen. Weihe der
kundigungen über sie einholen. Da ganzen Welt an das Herz Jesu. Bischöfe
Schwester Maria als heiligmäßige Or- und Priester werden eifriger werden.
densfrau geschildert wurde, kam der Sünder sich bekehren, Häretiker und
Papst zu der Überzeugung, daß hier ei- Schismatiker zur Kirche zurückkehren.
ne übernatürliche Eingebung vorliege. Auch die noch ungeborenen Kinder,
Er faßte den Entschluß, das kommende welche aber schon bestimmt sind, der
Jubeljahr 1900 mit der Weltweihe zu Kirche anzugehören, d.h. die Heiden,
eröffnen. werden rascher die Gnade erhalten.“
Daraufhin wurde sie schwer krank,
schwebte zwischen Leben und Tod. Der
Kirchliche Umschau: Welchen Inhalt
Beichtvater fragte sich, ob das Voran-
hatten denn die Eingebungen, von de-
schreiten der Krankheit nicht auch allein
nen Sie sprachen? natürlich zu erklären sei oder sogar nur
auf Einbildung beruhe. Als er jedoch im-
Pater Thomas Bücker: Die Selige emp- mer mehr ihr angekündigtes körperli-
fing dreimal Weisungen des göttlichen ches Leiden sah und vor allem auch ihre
Erlösers, den Heiligen Vater in Rom zu innere seelische Not, willigte er schließ-
veranlassen, die Welt dem Erlöserher- lich ein und erlaubte einen Brief an den
zen zu weihen. Die erste Offenbarung Heiligen Vater, in dem sie sich auf ihn
geschah am 4. Juni 1897 in Porto. Auf berufen durfte. – Der Brief machte auf
dem Krankenbett erhielt sie die Wei- Leo XIII. großen Eindruck, die ersehnte
sung, an den Papst zu schreiben mit der Weihe fand jedoch nicht statt.
Bitte, das ganze Menschengeschlecht Zum dritten Mal empfing sie im Ad-
dem göttlichen Herzen zu weihen. vent 1898 Weisungen für die Weltweihe.
Sie unterwarf diese Offenbarung Christus sprach zu ihr von den wunder-
dem Urteil ihres Beichtvaters. Dieser baren Wirkungen der Weihe, gab ihr ein
war wie immer in seinem Urteil vor- für den Papst bestimmtes Ereignis be-
sichtig und zurückhaltend. Er wollte kannt – ich komme gleich darauf zu
sich in Rom nicht den Anschein von sprechen – und zeigte ihr in einer Vision
Leichtgläubigkeit geben. am 7. Dezember sein göttliches Herz,
das wie eine Sonne strahlte.
Im April 1898 erging ein zweiter Ruf
des Herrn an sie. In ihren schriftlichen
Aufzeichnungen finden sich die Mah- Kirchliche Umschau: Und was schrieb
nung Jesu und die von ihm verheißenen die Selige dem Papst?
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August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 35

Verschiedenes

Pater Thomas Bücker: Ich möchte ein liche Leben noch nicht empfangen ha-
längeres Stück aus ihrem Brief an den ben, für die Er aber auch Sein Leben und
Papst vom 6. Januar 1899 zitieren: „Auf Blut hingegeben hat und die auch beru-
den ausdrücklichen Befehl unseres fen sind, eines Tages Kinder der heiligen
Herrn und mit Zustimmung meines Kirche zu werden, um durch dieses Mit-
Beichtvaters komme ich in tiefster Ehr- tel ihre geistliche Geburt zu beschleuni-
furcht und vollkommener Unterwer- gen.“
fung, Eurer Heiligkeit einige neue Mit-
teilungen zu machen, welche der Hei-
Kirchliche Umschau: Welcher Natur
land Sich würdigte, an mich über den-
waren denn diese Christusvisionen?
selben Gegenstand, den mein erster
Brief behandelte, ergehen zu lassen.
An der Vigil des Festes der Unbe- Pater Thomas Bücker: Gegen Ende ih-
fleckten Empfängnis ließ mich der Hei- res Lebens bemerkte sie über ihre mysti-
land erkennen, daß Er durch diesen schen Erlebnisse: „Niemals sah ich et-
neuen Aufschwung, den die Verehrung was mit den leiblichen Augen, noch hör-
Seines Göttlichen Herzens nehmen soll, te ich etwas mit dem leiblichen Ohre; al-
ein neues Licht über die ganze Welt les geht innerlich vor sich. Es ist, als
leuchten lassen will… Er sagte: ‘Vom wenn eine Stimme spräche und man sie
Glanze dieses Lichtes werden die Völ- im Herzen höre und zugleich mit dem
ker und Nationen erleuchten und von Verstande. Die Fähigkeiten der Seele
seiner Glut wieder erwärmt werden.’ sind im Herrn in tiefem Frieden verei-
Ich erkannte das sehnlichste Verlangen, nigt und gesammelt, obschon es manch-
das Er hat, Sein anbetungswürdiges mal nur für einen Augenblick ist.“
Herz mehr und mehr verherrlicht und
erkannt zu sehen und Seine Gaben und Kirchliche Umschau: Wieso entschloß
Segnungen über die ganze Welt auszu- sich Leo XIII., die Weihe schließlich
gießen… Es könnte befremden, daß der
doch bereits 1899 vorzunehmen?
Heiland diese Weihe der ganzen Welt
verlangt und Sich nicht an der Weihe
der katholischen Kirche genügen läßt. Pater Thomas Bücker: Der Papst er-
Aber so glühend ist Sein Wunsch zu krankte plötzlich. Am 1. März 1899,
herrschen, geliebt und verherrlicht zu dem Tage vor seinem Eintritt in das 90.
werden und alle Herzen mit Seiner Lie- Lebensjahr, war eine Operation zur Ent-
be und Barmherzigkeit zu entzünden, fernung einer Geschwulst von der
daß Er wünscht, Eure Heiligkeit möchte Größe eines Apfels nötig geworden. Der
Ihm die Herzen all jener darbringen, Eingriff, an sich schon schwierig, war
welche Ihm durch die heilige Taufe wegen des hohen Alters des Papstes
gehören, um ihnen die Rückkehr zur doppelt gefährlich; um so schmerzli-
wahren Kirche zu erleichtern. Ebenso cher, weil die Ärzte eine Narkose aus-
die Herzen aller jener, welche das geist- schlossen. Der katholische Erdkreis
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Verschiedenes

bangte um das Leben seines Obersten seite legen, er dürfe im Augenblick


Hirten. Doch nach wenigen Tagen stabi- nicht zählen.
lisierte sich der Gesundheitszustand Der Brief der Seligen war der Anlaß
des Papstes. für die Weltweihe, der Grund liegt aber
Schwester Maria konnte Leo XIII. in in der dogmatischen Christologie. So
ihrem Schreiben vom 6. Januar versi- sagte Leo XIII. selbst nach dem Tod der
chern, Christus werde ihm das Leben Seligen in einer Audienz, daß er infolge
verlängern, bis die Welt seinem göttli- ihrer Briefe die Welt dem göttlichen
chen Herzen geweiht sei. Auf diesen Herzen weihen konnte.
Hinweis geht der Papst auch in seiner
Enzyklika „Annum sacrum“ ein:
„Außerdem wollen Wir jenen, wenn Kirchliche Umschau: Wie vollzog
auch privaten, aber völlig gerechten Schwester Maria die ersehnte Weltwei-
und schwerwiegenden Grund nicht he?
verschweigen, der Uns dazu antrieb,
diese Tat ins Werk zu setzen: nämlich Pater Thomas Bücker: Die selige Maria
daß Uns Gott, der Geber alles Guten, vom Göttlichen Herzen erlebte die
aus schwerer Krankheit errettet und am Weltweihe nicht mehr auf Erden. Zur
Leben erhalten hat. Für diese Wohltat Zeit der ersten Vesper des Herz-Jesu-
soll die nunmehr durch Uns gesteigerte Festes, am 8. Juni 1899, verstarb sie im
Verehrung des Heiligen Herzens öffent- Herrn. Ihr Tod stand am Anfang des Tri-
lich und bleibend Dank und Andenken duums, mit dem Leo XIII. die Weltwei-
sein.“ he in allen Kathedralen und Pfarrkir-
chen vorbereiten ließ. Der Heilige Vater
Kirchliche Umschau: Also ist der Brief hielt das Triduum selbst im Petersdom
der seligen Maria der Grund für die und weihte am 11. Juni 1899, also vor
Weltweihe? hundert Jahren, die Welt mit der be-
kannten Weiheformel dem Herzen Jesu.
Pater Thomas Bücker: Der damalige Nach dem Bericht von Teilnehmern zit-
Präfekt der Ritenkongregation, Kardi- terte die Stimme des Papstes vor innerer
nal Mazella, bemerkte hierzu, der Brief Bewegung, als er betete, Christus möge
Schwester Marias sei sehr ergreifend der König aller Menschen sein, der ka-
und erscheine sehr wohl vom Heiland tholischen Christen, der Gerechten wie
selbst diktiert. Weil aber die kirchliche der Sünder, der von der Kirche Ge-
Obrigkeit in solchen Fragen stets mit trennten und der Ungläubigen; als er
größter Vorsicht und nur selten auf- betete für die Freiheit der Kirche und
grund von Privatoffenbarungen vorzu- für den Frieden unter den Völkern.
gehen pflegt, gab der Papst dem Präfek- Kurz vorher hatte er gesagt, er stehe im
ten die Weisung, er solle den Brief bei- Begriff, die größte Tat seines Pontifika-
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Verschiedenes

tes zu vollbringen; eines Pontifikates, gen wolle, was sie verneinte. Unser Herr
das immerhin mehr als 25 Jahre dauerte. verlangte von ihr, sie solle sich auch
Schwester Maria hatte aber, nach- diesbezüglich ganz an ihre geistlichen
dem ihr erster Brief an den Heiligen Va- Führer halten. Als nun ihr Beichtvater
ter erfolglos geblieben war, auf Geheiß sie nicht zum Schreiben verpflichtete,
des Göttlichen Herzens selbst eine Wei- da, wie er halb im Scherz und halb im
heformel verfaßt, mit der sie sich ganz Ernst bemerkte, der Heilige Vater ihrer
dem Heiland überließ. Dieses Weihege- Erleuchtungen nicht bedürfe, weil er
bet wurde später von Leo XIII. appro- seine Räte habe, nahm sie die Entschei-
biert und 1935 mit einem Ablaß von 500 dung in aller Einfalt hin und begnügte
Tagen einmal täglich versehen, der auch sich, ihre Leiden für die Kirche aufzuop-
den Armen Seelen zugewendet werden fern.
kann. Kürzlich ist ein Gebetsbildchen
Nach ihrem Tod ist schließlich die
mit diesem Weihetext neu gedruckt
Tatsache ihrer Unversehrtheit eine gött-
worden.
liche Bestätigung ihrer Sendung. Nach
der Eröffnung des Apostolischen Pro-
Kirchliche Umschau: War die Veranlas- zesses beim Heiligen Stuhl wurde
sung zur Weltweihe das einzige Vor- gemäß Canon 2096 des alten Kirchen-
kommnis im Leben der Seligen, bei dem rechtes am 10. November 1944 der Sarg
Gott sichtbar ihre Erwählung bestätigte? mit ihren sterblichen Überresten in An-
wesenheit des Bischofs von Porto und
Pater Thomas Bücker: Zur Bestätigung zwei Ärzten geöffnet. Eidlich wurde
ihrer Erwählung hatte Christus ihr von allen Anwesenden bezeugt, daß der
mehrmals Offenbarungen mitgeteilt, die Leichnam vollständig vorhanden gewe-
die Zukunft betrafen. So sah sie auch die sen sei, Hände und Füße in natürlichem
gegenwärtige Krise der Kirche in einem Zustand, das Gesicht stark gebräunt,
Bild, das bei ihr den Eindruck erweckte, aber unversehrt. Nach der Seligspre-
als ob sich im Dunkel falsche, heim- chung 1975 durch Paul VI. wurde sie in
tückische Stürme gegen die heilige Kir- einen gläsernen Schrein umgebettet.
che vorbereiteten. Sie hatte ein Rudel
wütender Wölfe erblickt und zugleich
die Worte vernommen: „Sie ist auf dem Kirchliche Umschau: Kardinal Merry
Felsen gebaut, und die Pforten der Höl- del Val schrieb im Jahre 1905, daß vor-
le werden sie nicht überwältigen“. Sie nehmlich auf Anregung der Maria Dro-
glaubte sich auch diesbezüglich vom ste zu Vischering dieses 20. Jahrhundert
Herrn aufgefordert, dem Heiligen Stuhl unter dem glückverheißenden Segen
darüber zu berichten. Doch konnte sie des Heiligen Herzens begonnen habe.
sich bei längerem Erwägen nicht zu die- Warum erleben wir am Ende dieses
sem Schritt entschließen. Christus fragte Jahrhunderts den Triumph des Moder-
sie, ob sie dem Dienste der Kirche entsa- nismus?
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Verschiedenes

Pater Thomas Bücker: Von Triumph zu ses Weihegebet noch erweiterte und
reden hat letztlich nur dann Sinn, wenn jährlich diese Weihe abzulegen vor-
es sich um etwas Endgültiges handelt. So schrieb, wurden markante Punkte der
ist uns verheißen, daß am Ende das Un- Weltweihe gestrichen. Der entscheiden-
befleckte Herz der allerseligsten Jung- de Passus lautet: „Sei König über alle je-
frau triumphieren wird. Wenn wir aber ne, die immer noch in der Dunkelheit
gegenwärtig so sehr unter dem Moder- des Heidentums oder des Islams um-
nismus leiden, so mag das einerseits fangen sind, entreiße sie der Finsternis
daran liegen, daß die Bedingungen, die und führe sie alle zum Lichte und Rei-
an die verschiedenen Verheißungen ge- che Gottes. Blicke endlich voll Erbar-
knüpft waren, nicht erfüllt wurden. men auf die Kinder des Volkes, das ehe-
Man hat die Weihe nicht gelebt. Es ist dem das auserwählte war. Möge das
aber sinnlos, eine Weihe abzulegen, und Blut, das einst auf sie herabgerufen
ihr nachher nicht mehr zu entsprechen. wurde, als Bad der Erlösung und des
Schon Papst Paul VI. beklagte 1964 eine Lebens auch über sie fließen.“
starke Abnahme der Herz-Jesu-Vereh- Papst Johannes XXIII. ließ den Pas-
rung. sus ersatzlos streichen. Später wurde
Wir sollten uns andererseits aber sogar die jährliche Ablegung dieser
auch nicht täuschen. Der Kirche wurde Weihe ganz abgeschafft. Kein Wunder,
mit der Herz-Jesu-Weihe keineswegs „daß die Weihe nicht im Bewußtsein
ein bevorstehender äußerer Triumph des Volkes lebt“, wie die Liturgiekom-
verheißen, sondern eine Überfülle von mission der deutschen Bischofskonfe-
Gnaden für die Ausbreitung des Rei- renz 1985 feststellte. So kann von einer
ches Christi in den Seelen und für die Weihe des gesamten Menschenge-
Rückkehr unserer getrennten Brüder. schlechtes keine Rede mehr sein.
Leo XIII. hat vor ungestümen Hoffnun-
gen gewarnt, die einen raschen äußeren
NB: Die ausführliche Biographie
Erfolg von der Weihe erwarteten. Es
„Selige Schwester Maria vom Göttli-
genügt uns zu wissen, daß sich das
chen Herzen Droste zu Vischering“ von
Herz Jesu den geringsten Bitten seiner
Louis Chasle, frei bearbeitet von P. Leo
Kinder erschließt und daß es die
Sattler, ist in der Buchhandlung St. Jo-
Menschheit durch das Ausgießen von
dok, Aufkircher Str. 34, 88662 Überlin-
Gnaden beschenkt, die vielleicht dem
gen erhältlich. Preis: 26,- DM
Auge verborgen, aber dennoch mächtig
auf die Seelen einwirken, sei es auch
erst in der Todesstunde. (mit freundlicher Genehmigung ent-
Meines Erachtens ist aber auch an nommen aus: Kirchliche Umschau Nr.
die tragische Streichung im Weihegebet 3/1999, Beilage: Die katholische Fami-
durch Papst Johannes XXIII. zu erin- lie)
nern. Nachdem Pius XI. anläßlich der
Einführung des Christkönigsfestes die-
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Liturgischer Kalender
August
1.8. Sonntag 10. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
2.8. Montag Fest d. hl. Alfons Maria von Liguori (3. Kl.)
3.8. Dienstag Wochentag
4.8. Mittwoch Fest d. hl. Dominikus (3. Kl.)
5.8. Donnerstag Fest der Einweihung der Kirche Maria Schnee (3. Kl.)
6.8. Freitag Fest der Verklärung Christi (2. Kl.)
7.8. Samstag Fest d. hl. Kajetan (3. Kl.)
8.8. Sonntag 11. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
9.8. Montag Vigil vom Fest d. hl. Laurentius (3. Kl.)
10.8. Dienstag Fest d. hl. Laurentius (2. Kl.) (Ged. d. hl. Roman)
11.8. Mittwoch Wochentag (Ged. d. hl. Tiburtius und d. hl. Susanna)
12.8. Donnerstag Fest d. hl. Klara (3. Kl.)
13.8. Freitag Wochentag (Ged. d. hll. Hippolytus u. Cassianus)
14.8. Samstag Vigil von Mariä Himmelfahrt (2. Kl.)
15.8. Sonntag 12. Sonntag nach Pfingsten
Fest Mariä Himmelfahrt (1. Kl.)
16.8. Montag Fest d. hl. Joachim (2. Kl.)
17.8. Dienstag Fest d. hl. Hyacinthus (3. Kl.)
18.8. Mittwoch Wochentag (Ged. d. hl. Agapit)
19.8. Donnerstag Fest d. hl. Johannes Eudes (3. Kl.)
20.8. Freitag Fest d. hl. Bernhard von Clairvaux (3. Kl.)
21.8. Samstag Fest d. hl. Johanna von Chantal (3. Kl.)
22.8. Sonntag 13. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
23.8. Montag Fest d. hl. Philipp Benitus (3. Kl.)
24.8. Dienstag Fest d. hl. Bartholomäus (2. Kl.)
25.8. Mittwoch Fest d. hl. Ludwig (3. Kl.)
26.8. Donnerstag Wochentag (Ged. d. hl. Zephyrinus)
27.8. Freitag Fest d. hl. Joseph von Calasanza (3. Kl.)
28.8. Samstag Fest d. hl. Augustinus (3. Kl.)
29.8. Sonntag 14. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
30.8 Montag Fest d. hl. Rosa von Lima (3. Kl.) (Ged. d. hll. Felix
. und Adauctus)
31.8. Dienstag Fest d. hl. Raimund Nonnatus (3. Kl.)
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.00/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall 06321/32260
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleinwallstadt Kapelle H. Judas Thaddäus 63839, St.-Jud-Thad-Weg 1 06321/32260 8.00, 10.00 bzw.
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg siehe Kleinwallstadt
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00
9.00 bzw. 18.00 Kochendorf
9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.00/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
8.00, 10.00 bzw. 16.00 (bitte anfragen)
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)

7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 15 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9500, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,
42
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 43

Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten
43
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

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Meßzeiten sonntags/werktags
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

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August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 46

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
9.-14. August Zaitzkofen Männer
27.8.-1. September Oberstdorf Frauen
1.-4. September Oberstdorf Mädchen (14-17 Jahre)
5.-8. September Oberstdorf Jungen (14-17 Jahre)
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
22.-28. August Jaidhof Frauen
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

Gebets- und Bußwochenende


beim hl. Bruder Klaus im Flüeli
Samstag, 28. August 1999
10.00 Uhr Fußwallfahrt ab Bahnhof Stans
17.00 Uhr Gesungenes Amt
21.00 Uhr Gesungenes Amt Danach stille Anbetung
Sonntag, 29. August 1999
00 00 Uhr Gesungenes Amt
Anschl. Aussetzung mit dem Großen Gebet der Eidgenossen
06.30 Uhr Stille hl. Messe
07.30 Uhr Stille hl. Messe
08.30 Uhr Stille hl. Messe
10.00 Uhr Gesungenes Amt

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August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 47

Wallfahrten 1999
Italien – Rom
4. – 16. Oktober
Riese (hl. Pius X.), Padua (hl. Antonius), Venedig (hl. Markus),
Loreto (hl. Haus), Lanciano (Hostienwunder), S. Giovanni
Rotondo (P. Pio), Monte S. Angelo (hl. Erzengel Michael),
Mugnano (hl. Philomena), Fossanova (hl. Thomas von Aquin),
Albano/Rom (7 Hauptbasiliken, Besichtigungen,
tägl. hl. Messe und Andacht), Ecône

Informationen bei: Glattal-Reisen, Tel. 07544/91292


Fax 07455/91293

Heilig-Land-Wallfahrt
Israel – Jordanien – Sinai
vom 4. bis zum 18. September
oder vom 4. bis zum 11. September

Anmeldung: Exerzitienwerk, Kronenstr. 2, 79365 Rheinhausen (Fax: 07643/4883)

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.
Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Vorträge in St. Athanasius Hattersheim


Freitag, 15. Oktober Kirche und Nationalsozialismus
Kollaboration oder Widerstand?
H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz
Freitag, 12. November Die Erbsünde
H.H.P. Bernhard Zaby
Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7
47
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 48

Private Mädcheninternatsschule
in CH-Mels
5./6. Primarklasse
1.-3. Realklasse
1.-3. Sekundarklasse

Nach den Sommerferien muß die Stelle einer INTERNATSBETREUERIN neu


besetzt werden. Unsere Vorstellungen von einer neuen Mitarbeiterin:
• abgeschlossene Berufsausbildung oder Matura
• genügende persönliche Reife und Sicherheit
• Erfahrung im Umgang mit Kindern
• Interesse an Jugendlichen mit ihren alterstypischen Anliegen
• Einfühlungsvermögen für die Probleme der pubertierenden Mädchen
• Teamfähigkeit
• Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen
• loyale Umsetzung unserer pädagogischen Grundsätze
• Freude am traditionell katholischen Charakter des Hauses (Teilnahme an den
Gottesdiensten/Vorbeten)
• Übereinstimmung in ethischen und weltanschaulichen Fragen
• gerne helfen im Haushalt
Wir freuen uns auf Ihre mündliche oder schriftliche Bewerbung.
Rektorat: Pater Lukas Weber
Instituta Sancta Maria
CH-8887 Mels Tel. 081/723 44 23 Fax 081/723 08 38

Fußwallfahrt zur Schmerzensmutter auf den Bussen


Am Sonntag, den 22. August 1999 pilgern wir wieder zur Schmerzensmutter
auf den Bussen (ca. 3 km vom Priorat Göffingen entfernt), um zu ihr unsere Zu-
flucht zu nehmen in der gegenwärtigen Krise der Kirche.
Sie alle sind zu dieser Fußwallfahrt herzlich eingeladen.
15.00 Uhr hl. Amt
anschließend Fußwallfahrt
ca. 19.00 Uhr Schlußandacht mit sakramentalem Segen in Göffingen

Priorat Heilig Geist und Noviziat St. Pius X., Biberacher Str. 2, 88527 Göffingen

48
August 99 03.08.1999 19:53 Uhr Seite 49

Neuerscheinung
Kanonikus Rudolf Brock
Er kam in Sein Eigentum
Brosch., 198 Seiten

Das vorliegende Buch erhebt nicht den Anspruch, eine


wissenschaftliche Analyse der Kirchenkrise zu sein, es
gibt vielmehr Zeugnis vom Widerstand eines Priesters
gegen die Zerstörer der Kirche.
Erhältlich an den Schriftenständen oder direkt an den Distriktsitzen Stuttgart (D)
oder Jaidhof (A)

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. errichtet in Weihungszell,


in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Seniorenheim St. Josef drei

Senioren-Wohnungen
zu jeweils ca. 55/60 qm Wohnfläche mit
WZ, SZ, Küche, Diele, Bad/WC und Balkon/Terrasse.
Interessenten sollten bereit sein, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Eine
Verrechnung kann über die Miete erfolgen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


Priorat St. Athanasius
Stuttgarter Straße 24
70469 Stuttgart

Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
Unterschrift

Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 8

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Chronik ................................................1

Priesterseminar in Asien ....................7

Mission auf Papua-Neuguinea ........9

Wie die Kirche mit ihrer Tradition


umgeht ................................................15

Verschiedenes

50 Jahre Grundgesetz........................18

Martin Luther – Unser


gemeinsamer Lehrer? (Schluß)........24

Eine bemerkenswerte Frau ..............33

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


Liebe Freunde und Wohltäter,

als 1988 nach den Bischofsweihen eine schmerzliche Trennung von zahlreichen
Mitbrüdern vollzogen wurde, die nach dem Vorbild der Priesterbruderschaft St. Pius
X. eine eigene Bruderschaft gründeten, gab es verschiedene Meinungen über den
Erfolg eines solchen Unternehmens. Die einen gaben der Petrusbruderschaft nur
wenige Jahre, bis sie „umkippen“ werde, die anderen waren voller Euphorie. Einer
schrieb damals sogar, er sei sicher, daß die deutschen Bischöfe die Priester der Pe-
trusbruderschaft mit offenen Armen aufnehmen würden. Von dieser Illusion dürfte
er inzwischen geheilt worden sein.
Immerhin konnte sich die Petrusbruderschaft in einem gewissen Rahmen be-
haupten. Weniger in Deutschland, aber z.B. in Amerika konnte sie sich sogar aus-
breiten. Zwar lag das Abdriften in die Neue Liturgie für manche Priester offenbar
nahe, wie das Beispiel des ehemaligen Mitbruders Pater Laffargue zeigt (vgl. S. 27).
Aber die meisten der Ehemaligen blieben doch der Alten Messe treu, wenngleich
unter Inkaufnahme von Rahmenbedingungen, die für unsere Begriffe unzumutbar
waren.
Daß es unter der Oberfläche Tendenzen des Biritualismus gibt, konnte man
schon lange vermuten. Nun ist es zur Gewißheit geworden mit dem römischen Do-
kument Nr. 1411/99 der Gottesdienstkongregation (siehe S. 4). Dieses Dokument
offenbart stark auseinanderstrebende Elemente innerhalb der Petrusbruderschaft
und wirft die Frage auf, welcher gemeinsame Nenner in Zukunft noch vorhanden
sein wird, wenn in der Liturgie keine Einheit mehr herrscht!
Man würde diese Zeilen mißverstehen, wollte man aus ihnen Schadenfreude her-
auslesen. Die von der Petrusbruderschaft mit Rom demonstrierte Einheit war schon
lange viel zu einseitig, als daß man sie für echt halten konnte. Wie man die ehema-
ligen Mitbrüder von Seiten moderner Theologen einschätzt, mag man aus dem Aus-
druck „Lefebvre-Gruppen“ ersehen, der öfter auf sie angewendet wird. Man hält sie
für etwas, was sie nicht sein wollen, und sie wollen nicht sein, was sie sollen. Wie
wird dieser Konflikt enden?
Unsererseits wollen wir dafür beten, daß viele von ihnen den Weg finden mögen,
der es ihnen erlaubt, für die Tradition der Kirche ein dauerhaftes Werk aufzubauen.
Hierzu möge die unbefleckt empfangene Jungfrau Maria allen verhelfen, die sich
ihrem Schutze anvertrauen!

Stuttgart, 15. August 1999, am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel
Pater Markus Heggenberger
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 1

Dokumentation

Gehen die Ecclesia Dei-Gemeinschaften zur


Neuen Messe über?
von P. Markus Heggenberger

Es scheint, daß die Entwicklung der Man glaubte, „dasselbe“ tun zu können
Ecclesia Dei-Gemeinschaften (nach der wie Erzbischof Lefebvre, aber nicht
päpstlichen Kommission Ecclesia Dei), „außerhalb“ der Kirche, sondern inner-
allen voran der Petrusbruderschaft, in halb. Die entscheidende Differenz zur
eine kritische Phase getreten ist. Für die- Priesterbruderschaft St. Pius X. war hin-
se Annahme spricht ein offizielles Do- fort eine unterschiedliche Einschätzung
kument der Ritenkongregation vom 3. der Lage der Kirche. Während Erzbi-
Juli 1999. Es besteht aus drei Antworten schof Lefebvre und die Seinen einen
der Ritenkongregation auf Fragen, die Glaubensnotstand erkannten und dar-
sich auf die Zelebration der hl. Messe aus eine Gewissenspflicht ableiteten,
nach dem Missale von 1962 (d.h. alter Abhilfe zu schaffen, bestritten die Eccle-
Ritus) beziehen und ist der vorläufige sia Dei-Gruppen die Existenz eines Not-
Höhepunkt einer fortschreitenden An- standes. Konsequenterweise war die
passung des liturgischen Standpunktes, von ihnen ausgegebene Parole, man
den die Petrusbruderschaft und die Be-
müsse das „Schisma von innen her
nediktiner von Le Barroux (als ehemali-
überflüssig machen“. Darunter verstan-
ge Mitstreiter der Tradition) von Erzbi-
den sie den Nachweis, daß die von der
schof Lefebvre gelernt und mitgebracht
Priesterbruderschaft St. Pius X. behaup-
hatten und den sie glaubten, trotz all-
tete Notlage nur fiktiv sei und daß es ih-
seits bekannter Abneigung der kirchli-
nen, die auf Rom vertrauten, genauso-
chen Autoritäten gegen die traditionelle
Dogmatik und Glaubenspraxis, als gut möglich sei, eine überlieferungs-
„Charisma“ behaupten zu können. treue Kongregation mit entsprechen-
dem Wirkungskreis zu gründen, wie
Nach den Bischofsweihen durch Erz-
dies Erzbischof Lefebvre getan hatte.
bischof Lefebvre im Jahre 1988 entstand
Die langjährigen dogmatischen Ausein-
die Petrusbruderschaft (Sitz in Wigratz-
andersetzungen zwischen dem Vatikan
bad) als Auffangbecken für jene, die den
und Ecône schienen ihnen plötzlich das
Weg des Erzbischofs bislang mitgegan-
Ergebnis von Altersstarrsinn des greisen
gen waren, aber nicht weiter mitgehen
wollten, indessen aber auch nicht zum Bischofs, nicht mehr das Aufeinander-
Modernismus zurückkehren wollten. prallen der Religion unserer Väter und
Dieselbe theologische Linie verfolgte der „Kirche des Konzils“ (Kardinal
Dom Gérard, Prior und später Abt des Benelli) mit ihrer „Neuen Theologie“.
Benediktinerklosters in Le Barroux, das Ist der Beweis angetreten worden,
aus der Tradition heraus erblüht war. daß „das Schisma überflüssig“ ist? (Ein
1
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 2

Dokumentation

„Schisma“, das es nicht gibt!) Auf diese chung von Ordensberufungen, von Brü-
Frage ist zweierlei zu sagen. dern und Schwestern, in entsprechen-
1) Die Konzeption der Seelsorge, die dem traditionellem Rahmen.
von Ecclesia Dei–Gemeinschaften betrie- 2) Viele fragen nicht so sehr nach den
ben wird, ist darauf ausgerichtet, keine dogmatischen und pastoralen Konse-
eigenständigen Gemeinden zu bilden, quenzen, die hinter dem Wirken der
sondern die Gläubigen jederzeit in die Ecclesia Dei-Gruppen stehen, sondern
bestehende Pfarrseelsorge eingliedern ihnen ist vor allem wichtig, daß sie die
zu können. Diese Konzeption geht we- hl. Messe im alten Ritus mitfeiern kön-
niger auf die Petrusbruderschaft zurück nen. „Hauptsache, die alte Messe“.
als vielmehr auf die Ortsbischöfe, die Es ist die Frage, mit welcher Über-
keine eigenständigen Gruppen traditio- zeugungskraft ein liturgischer Stand-
neller Prägung wünschen. So wurde punkt vorgetragen und durchgehalten
z.B. in Augsburg, wo ein Priester der Pe- werden kann, der einerseits von hohen
trusbruderschaft jeden Sonntag die hl. Autoritäten und offensichtlich auch
Messe im alten Ritus lesen darf, aus- vom regierenden Pontifex selbst nicht
drücklich darauf geachtet, daß die Pre- geteilt, sondern allenfalls toleriert wird,
digt „konzilskonform“ ist, daß Beichte und der andrerseits lediglich ein „Cha-
nur vor der hl. Messe gehört wird, daß risma“ darstellt, nicht aber ein unver-
keine Taufen gespendet und keine Ehen zichtbares Glaubensfundament.
geschlossen werden (dafür sind die Hier liegt die eigentliche Wurzel des
Gläubigen an ihre Heimatpfarreien zu liturgischen Zerfalls innerhalb der Pe-
verweisen). Es geht also um die Einglie- trusbruderschaft, dessen Halbwertzeit
derung von Gläubigen „besonderer Prä- aufgrund des Dokumentes vom 3. Juli
gung“ in die moderne Kirche und die 1999 nun in etwa abgeschätzt werden
moderne Pastoral. kann.
Es fehlen der Petrusbruderschaft Einzelne Stationen dieses liturgi-
und den verwandten Gemeinschaften schen Zerfalls waren in der vergange-
die Rahmenbedingungen, um dauerhaf- nen Jahren die folgenden.
te Arbeit leisten zu können. Man hat ih- • Dom Gérard, Abt von Le Bar-
nen die hl. Messe zugestanden, hat aber roux, übergab im April 1995 persönlich
gleichzeitig die Bedingungen so gesetzt, 75.000 Unterschriften zugunsten des al-
daß die Seelsorge nicht fruchtbar ist im ten Meßritus an Papst Johannes Paul II.
Sinne eines Aufbaus eigenständiger, tra- in Rom. Bei dieser Gelegenheit wurde er
ditionell orientierter Gemeinden. eingeladen, mit dem Papst zu konzele-
Hinzu kommt, daß auch die Rah- brieren (Neue Messe). Er leistete dieser
menbedingungen für eine Entwicklung Einladung Folge.
der Gemeinschaft als eigenständige • Im Herbst 1998 fand eine Wall-
Kongregation nicht gegeben sind: Es fahrt der Ecclesia Dei-Gruppen nach
fehlt die Möglichkeit der Verwirkli- Rom statt. Dort rechtfertigte Dom Gé-
2
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 3

Dokumentation

rard seine Haltung anläßlich der dama- kongregation aufgrund von Beschwer-
ligen Übergabe der Unterschriften mit den von Mitgliedern der Petrusbruder-
der Begründung, die Neue Messe sei schaft zustande gekommen sei. Wenn
„valide et orthodoxe“ (gültig und recht- dies zutrifft, so würde es bedeuten, daß
gläubig). dem Generaloberen P. Bisig von den ei-
Hinter dieser Formel steht die Ten- genen Mitbrüdern über den Umweg ei-
denz, die Neue Messe für annehmbar zu nes römischen Dekretes die Hände ge-
erklären (ungeachtet der theologischen bunden wurden und daß er in Zukunft
Bedenken, wie sie z.B. die Kardinäle Ot- denjenigen, die dies wollen, die Konze-
lebration im Neuen Ritus erlauben muß.
taviani und Bacci in einer „kurzen kriti-
Diese Erkenntnis ist bitter und zeugt
schen Untersuchung“ formuliert hatten)
von einer Logik, an der auch die Tatsa-
und das Problem nur in den „Auswüch-
che nichts ändert, daß der Generalobere
sen“ und „Mißbräuchen“ zu sehen.
der Petrusbruderschaft zum Auditor bei
• Im März 1999 wurde bekannt, der römischen Bischofssynode im
daß Le Barroux im Dezember 1998 mit Herbst berufen wurde. Dies mag ehren-
der Conférence Monastique de France voll sein, aber es entspricht einer „Cha-
(Zusammenschluß der Benediktiner- rismakonzeption“ der Messe, die im Ge-
und Zisterzienserklöster in Frankreich) gensatz zum Verständnis der hl. Messe
ein Abkommen unterschrieben hatte, als höchste Form der Wirklichkeit und
nach dem auswärtige Besucher im Klo- Wahrheit steht.
ster von Le Barroux die Neue Messe le- Es ist nicht das Ziel dieser Aus-
sen dürfen, während im Gegenzug die führungen, Parteienstreit oder Polemik
Mönche des Klosters auswärts die Alte zu betreiben. Eine realitätsorientierte
Messe lesen dürfen. Außerdem haben Einschätzung der Lage ist jedoch not-
Mönche von Le Barroux das Recht, in wendig für uns alle, um den Ernst der
anderen Klöstern, in denen sie zu Gast Stunde zu erkennen und zu wissen,
weilen, die Neue Messe zu konzelebrie- welcher Schatz in unsere Hände gege-
ren. Es steht fest, daß in diesem Jahr ben ist. Hierbei zählt nicht nur die litur-
(1999) zwei Mönche als Repräsentanten gische Dimension, sondern auch und
des Klosters die moderne Ölweihmesse gerade das rechte Handeln und Ent-
des Bischofs von Avignon in französi- scheiden im Bewußtsein des göttlichen
scher Sprache konzelebriert haben... Ursprungs der Kirche. Es zeigt sich
• Das Dokument Nr. 1411/99 von mehr denn je, daß Erzbischof Lefebvre
der Kongregation für den Gottesdienst mit seinen Warnungen Recht behalten
vom 3. Juli 1999 ist der logische Schluß- hat. In seiner Verantwortung als Bischof
punkt der aufgezeigten Entwicklung. der einen, heiligen, katholischen und
Die amerikanische, traditionell orien- apostolischen Kirche ist er seiner Sen-
tierte Zeitschrift „The Remnant“ berich- dung treu geblieben, als er 1988 vier
tete in der Ausgabe vom 31. Juli 1999, Weihbischöfe konsekrierte.
daß die Verlautbarung der Gottesdienst- (Fortsetzung S. 6)
3
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 4

Dokumentation

Heilige Kongregation für den Gottesdienst


Prot. Nr. 1411/99

Offizielle Antwort

Nach der durch das Zweite Vatikanische Konzil geforderten liturgischen Er-
neuerung erschien eine bestimmte Gruppe katholischer Gläubiger, die vorange-
henden Formen liturgischer Tradition stark verbunden waren. Diese Gruppe – d.h.
diejenigen, die in Kommunion mit der katholischen Kirche sind – tat ihren
Wunsch kund, das (sogenannte) Römische Meßbuch des hl. Pius V. zu gebrauchen.
Der Heilige Vater Johannes Paul II., bewegt durch seinen väterlichen Wunsch, den
liturgischen und religiösen Empfindungen dieser Gruppen entgegenzukommen,
gestand ihnen den Gebrauch des Römischen Meßbuches von 1962 mit der Autori-
sation des Ortsbischofs zu. Derselbe Heilige Vater bat die Bischöfe auch, daß sie
die dem vorkonziliaren Ritus anhangenden Gläubigen, die gleichzeitig eine ehrli-
che Bejahung des Lehramtes der Kirche und Gehorsam gegenüber den legitimen
Hirten aufzeigten, frei und großzügig aufnehmen sollten. Der Wunsch des römi-
schen Pontifex wurde bekannt gemacht in dem Motu Proprio „Ecclesia Dei adflic-
ta“ (2. Juli 1988, AAS 80/1988, pp. 1495-98).
Eine Reihe von Fragen, die die Möglichkeiten und Hindernisse in Verbindung
mit dem durch Indult der legitimen Autorität zugestandenen Gebrauch des Meß-
buches von 1962 betreffen, gelangten an dieses Dikasterium. Nach geeigneter Be-
ratung und mit der Bewilligung des Päpstlichen Rates für die Interpretation legis-
lativer Texte und der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, teilen wir die Antwort
auf die gestellten Fragen wie folgt mit.

1. Frage
Kann sich ein Priester, der Mitglied eines Institutes ist, das den vor der liturgi-
schen Restauration des Zweiten Vatikanums in Kraft befindlichen Ritus zelebrie-
ren darf, – kann sich dieser Priester frei des durch den Heiligen Vater Paul VI. pro-
mulgierten Römischen Meßbuches bedienen, wenn er das Eucharistische Opfer
zum Wohl einer Gemeinschaft feiert, in der die Messe nach diesem Meßbuch –
selbst wenn nur gelegentlich – zelebriert wird?

Antwort
Bejahend und „ad mentem“ (gemäß den folgenden Erklärungen) – „Mens“: Da
der Gebrauch des vorkonziliaren Meßbuches durch Indult zugestanden ist, wird
das allgemeine liturgische Recht auf den Römischen Ritus, gemäß dem das nach
dem Zweiten Vatikanischen Konzil promulgierte Meßbuch in Kraft ist, nicht be-
seitigt. Weiterhin muß der obengenannte Priester mit dem nachkonziliaren Meß-
buch zelebrieren, wenn die Feier zufällig in einer Gemeinschaft stattfindet, die
den modernen Römischen Ritus gebraucht. Dies [soll so sein], damit es keine Ver-
wunderung (Verwirrung) oder Unannehmlichkeit für die Gläubigen gibt und da-
mit er auch seinen priesterlichen Mitbrüdern, die diesen Dienst in seelsorglicher
Nächstenliebe erbitten, eine Hilfe sein kann. In Gemeinschaften, die an das mo-
derne Meßbuch gewöhnt sind, gibt der Gebrauch des vorhergehenden Meßbu-
ches Anlaß zu mehreren Schwierigkeiten, z.B.: die Unterschiede im liturgischen
4
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 5

Dokumentation

Kalender, die Diskrepanzen in den biblischen Texten der Liturgie des Wortes, die
Verschiedenheit der liturgischen Gesten (in der Art und Weise des Kommu-
nionempfanges), die Verschiedenheiten der Pflichten der Meßdiener, etc., etc.

2. Frage
Können Obere – welchen Ranges auch immer – eines Institutes, das sich des In-
dultes erfreut, das Römische Meßbuch von 1962 für die Feier des Eucharistischen
Opfers zu gebrauchen – können sie Priestern desselben Institutes den Gebrauch
des postkonziliaren Meßbuches verbieten, wenn solche Priester zum Wohl ir-
gendeiner Gemeinschaft zelebrieren, in der das moderne Römische Meßbuch
(selbst wenn nur gelegentlich) in Gebrauch ist?

Antwort
Nein! Der Gebrauch des Römischen Meßbuches von 1962 beruht auf einem In-
dult zum Nutzen der Gläubigen, die durch ein spezielles Band mit dem vorkonzi-
liaren Römischen Ritus verbunden sind. Dieser Gebrauch kann Gemeinschaften
nicht aufgezwungen werden, die die Heilige Eucharistie gemäß dem durch An-
ordnung des Zweiten Vatikanischen Konzils erneuerten Meßbuch feiern und über
die die Oberen solcher Institute keine Autorität haben.

3. Frage
Kann ein Priester, der Mitglied eines Institutes ist, das sich dieses Indultes
erfreut, die Messe nach der modernen Ordnung des Römischen Ritus ohne je-
des Hindernis konzelebrieren?

Antwort
Bejahend, denn das Indult hebt für die nach dem gegenwärtigen rechtsver-
bindlichen Römischen Meßbuch zelebrierenden Priester den liturgischen Ritus,
der allen (im Klerus) im Römischen Ritus gemeinsam ist, nicht auf. Weiterhin
kann und darf er nicht von seinem Oberen oder dem Ortsordinarius an der Kon-
zelebration gehindert werden. Tatsächlich ist es lobenswert, wenn die obenge-
nannten Priester konzelebrieren, besonders in der Messe vom Gründonnerstag
unter dem Vorsitz des Diözesanbischofs. Dennoch „bleibt jedem Priester die Frei-
heit, einzeln zu zelebrieren, jedoch nicht zur selben Zeit in derselben Kirche
während einer Konzelebration und nicht am Gründonnerstag“ (cf. Vat.II, Sacro-
sanctum Concilium, Nr. 57, 2.2). Das Zeichen der Einheit, das in der Konzelebrati-
on zum Ausdruck kommt, ist von solcher Bedeutung, daß sie nicht unterlassen
werden darf in der Messe der Chrisamweihe, außer aus schwerwiegendem Grund
(Sacrosanctum Concilium, Nr. 57, 1.1a).

Aus dem Sitz der Kongregation, 3. Juli 1999

Jorge Kardinal Medina Estevez


Präfekt
Franciscus Tamburrino
Sekretär (sinngemäße, nicht authentische
Rückübersetzung aus dem Engli-
schen)

5
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 6

Aus der Proesterbruderschaft

In den Dingen des Glaubens darf es deckt werden. Die Treue zur heiligen
keine faulen Kompromisse geben, auch Überlieferung (und dadurch zur Kirche)
wenn sie noch so sehr durch eine zeigt sich darin, wie rein man sie be-
scheinbar kirchentreue Rhetorik ver- wahrt!

„Hilf, Herr, denn der Fromme stirbt aus“


Predigt von S.E. Alfonso de Galarreta zur Priesterweihe am 26.6.99 in Zaitzkofen

Im Namen des Vaters und des Soh- des Glaubens. So drückt sich der Apo-
nes und des Heiligen Geistes. Amen stel Paulus aus, indem er sagt: „Gott
will, daß alle Menschen gerettet werden
und zur Kenntnis der Wahrheit gelan-
Monseigneur, liebe Mitbrüder, liebe
gen, denn der Glaube kommt durch das
Weihekandidaten, liebe Gläubige,
Hören und daher braucht es also die
„Hilf, Herr, denn der Fromme stirbt Verkündigung des Glaubens, die Pre-
aus. Es verschwinden die Treuen unter digt.“ Unser Herr Jesus Christus ist ge-
den Menschen. Falsches reden sie einer kommen, um das Licht der Lehre zu
mit dem anderen, mit blassen Lippen verkünden, die fähig ist, dem Men-
und zwiespältigem Herzen sprechen schen das Heil zu bringen und ihn zu
sie.“ Dies ist der Ruf des Psalmisten, retten. Er hat Seiner Kirche den Auftrag
der sagt „Hilf mir, Herr, denn es gibt hinterlassen, diesen ihr anvertrauten
keine Heiligen mehr“ und anfügt Schatz zu bewahren und den Seelen
„denn die Wahrheit wird von den Men- auszuteilen. Vor allem soll dies gesche-
schen geringgeachtet.“ Dies ist ein hen durch das Lehramt in Zusammen-
Wort, das uns besonders für die heutige arbeit mit dem Priester. Daher ist es die
Zeit gilt, sowohl für die Gesellschaft als erste Aufgabe des Priesters zu lehren,
auch für die Kirche. In diesem Zusam- zu predigen, zu ermahnen. Der Priester
menhang ist die Würde und die Erhe- muß also in erster Linie predigen.
bung des Priester zu sehen, die Würde Die Aufgabe der Predigt ist um so
der priesterlichen Berufung. Der Prie- dringlicher, als heute der Abfall so vie-
ster ist berufen, um die Welt zu heiligen ler, ja sogar eines Großteils der kirchli-
und um zu lehren, zu predigen, und chen Vertreter in bezug auf die Lehre
zwar den Glauben, die geoffenbarte offenbar ist. Nicht nur, daß es viel Un-
Wahrheit, die katholische Lehre. kenntnis, vielerlei falsche Unterrich-
Man hat gesagt, man könne sogar tung, die mit Irrtum vermischt ist, gibt,
das Heil gleichsetzen mit der Kenntnis sondern – was vielleicht noch schlim-
6
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

mer ist, jedenfalls in bezug auf die Fol-


gen –, daß es nämlich heutzutage von
seiten des Lehramtes eine vollkomme-
ne Verwirrung gibt. Was soll der Prie-
ster angesichts dieser Lage tun? Er muß
eine tiefe Überzeugung haben, er
braucht eine vertiefte Kenntnis des
Glaubens, er muß argumentieren, er
muß zurückweisen, er muß den Irrtum
bekämpfen, er muß den Glauben und
die Seelen beschützen und vor An-
steckung vom Irrtum bewahren. Ich
möchte hier ein Beispiel anführen, daß
diese beiden Aspekte zeigt, nämlich ei-
nerseits den Ernst der Lage in der Kir-
che, und andererseits die Verpflichtung
von seiten des Priesters, die wahre Leh-
re zu verkünden.
Kardinal Cassidy, der Leiter des Se-
kretariats für die Einheit der Christen –
also des Organs des Ökumenismus,
Primiz von P. Tobias Amselgruber am 4. Juli im
könnte man sagen – lehrte folgendes (es Priorat St. Pius X. in München
wurde so im Osservatore Romano pu-
bliziert): Er sagt, wir müßten den hl. Worten der hl. Schrift, die ja inspiriert
Apostel Paulus imitieren. Der Apostel
ist und das Wort Gottes selbst ist. Die
Paulus glaubte, in der Wahrheit zu ste-
verkehrte Idee, die dahinter steht und
hen, und war sich seiner Sache ganz si-
die praktisch fast ein Aufruf zur
cher. Daher war er unnachgiebig und
hatte die Christen verfolgt. Aber auf Apostasie ist, ist die folgende: Es wird
dem Weg nach Damaskus, als er vom den Katholiken gesagt: Wir sind sicher
Pferd geworfen wurde, bekehrte er im Glauben gewesen, im Glauben näm-
sich, und da war es, daß er zu zweifeln lich, daß die Kirche die einzige Wahr-
begann an sich selbst, daß er unsicher heit habe, daß es außerhalb von ihr kein
wurde. Und so sei er der große hl. Pau- Heil gebe. Man war sich sicher und des-
lus geworden, der die Christen nicht halb war man auch unnachgiebig. Aber
mehr verfolgte. so wie der hl. Paulus umgekehrt ist, so
Diese Art und Weise, die Dinge zu hat die Kirche eine neue Offenbarung
sehen, ist nicht nur falsch und entgegen empfangen im II. Vatikanischen Konzil.
der Lehre, sie steht auch direkt den Und die Sicherheit des Glaubens ist da-
Worten des Apostels entgegen, den her der einfachen Meinung gewichen.
7
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

Primiz von
P. Stephan Mayer am
3. Juli in Schwendi

Und so praktiziert die Kirche heute den über die Lebenden und die Toten, bei
Ökumenismus. seinem Erscheinen und bei seinem Kö-
Indessen ist dies ganz dem entgegen- nigtum. Künde das Wort, sei zur Stelle,
gesetzt, was der hl. Paulus sagt. Die Kir- ob gelegen oder ungelegen, widerlege,
che ist ja die Stütze und die Basis der tadle, ermahne in aller Langmut und
Wahrheit. Der Glaube ist notwendig, Belehrung.“
um Gott zu gefallen. Es ist unmöglich, Man muß also das Wort verkünden,
Gott zu gefallen ohne den Glauben. Der vor allem das Wort Gottes. Der Priester
Gerechte lebt aus dem Glauben. In die- verkündet dieses Wort nicht nur in fei-
ser Art könnte man den hl. Apostel Pau- erlicher Weise, wenn er auf der Kanzel
lus noch vielfach zitieren. steht, sondern er verkündet es durch
Der hl. Apostel Paulus sieht den sein ganzes Leben. Man ist nicht nur
Priester also in erster Linie als Prediger Priester zwischendurch. Weiter heißt es:
und Lehrer. Der Priester muß daher vor Er soll überzeugen. Das heißt, er soll mit
allem treu sein in der Lehre, die er emp- Autorität das Wort Gottes verkünden.
fangen hat, und treu dem Wort Gottes. Er soll zurechtweisen. Der Priester muß
Also treu der Tradition und der hl. also die Wahrheit lehren, und den Irr-
Schrift. Er bewahre den kostbaren tum zurückweisen, aber mehr als das, er
Schatz, den er empfangen hat. Er be- muß auch das Übel bekämpfen und
wahre die gesunde Lehre, den Glauben, zum Guten ermutigen. Er lehrt also
so drückt sich der Apostel Paulus aus. nicht nur dogmatisch, sondern gibt
Er sagt im Brief an Timotheus: „Ich be- auch eine Lehre in praktischer, spirituel-
schwöre dich vor Gott und vor Jesus ler Hinsicht. Weiterhin muß er Leiden
Christus, der kommen wird als Richter ertragen, er muß Schwierigkeiten aus-
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September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

Klerus und Ministranten


nach der Primiz von
P. Peter Kasteleiner vor
der Kirche „Maria, Hilfe
der Christen“ in Schö-
nenberg am 4. Juli.
(Foto: privat)

halten und überwinden. Er muß kämp- Gebot der Stunde. Vor allem aber soll
fen. Dazu braucht es Seelengröße und unser Buch unser Herr Jesus Christus
Großherzigkeit von seiner Seite. sein, und zwar – nach dem Ausspruch
Dies ist möglich, wenn ihn die Liebe eines Heiligen – Christus als Gekreuzig-
zur Wahrheit beseelt. Ja, eigentlich nicht ter. Es ist Ihre Aufgabe, Christus als Ge-
nur Liebe zur Wahrheit, sondern sogar kreuzigten zu predigen. Und dies kön-
darüber hinaus Freude an der Wahrheit. nen Sie dann, wenn die Wahrheit des
Er braucht die Freude an der Wahrheit. Evangeliums der Gegenstand Ihrer Be-
Er verkündet die Wahrheit, ohne sie zu trachtung ist. Wir betrachten schließlich
vermindern, ohne aus dieser Wahrheit auch die allerseligste Jungfrau Maria. In
eine menschliche Verkündigung zu ma- einer Strophe im Hymnus vom Fest Ma-
chen, ohne sie also in seinem Sinne um- ria Verkündigung legt die Kirche fol-
zuformen. In diesem Sinne soll er nüch- gende Worte in den Mund U.L.Frau:
tern sein, d.h. die Wahrheit und nur die „Die Kirche möge sich in Freude erhe-
Wahrheit und das Wort Gottes verkün- ben, wenn sie deine Stimme hört in der
den und nichts dazu erfinden. Freude auf die Ankunft in der Erwar-
tung Christi.“
Er verrichtet den Dienst eines Ver-
künders des Evangeliums, das ist seine Denn U.L.Frau ist das Werkzeug. So
Aufgabe. Und er erfüllt diese Aufgabe wie sie der hl. Elisabeth von Christus
exakt, indem er in diesem beschriebe- gekündet hat, so wird sie auch in unse-
nen Sinne die Verkündigung vornimmt. rer Zeit der Kirche die Wahrheit von
Christus künden und wiederbringen.
Liebe Weihekandidaten, wir wollen
Amen.
in uns das Streben erneuern, die Wahr-
heit kennenzulernen, den Glauben und
die kirchliche Lehre zu betrachten und
immer vor Augen zu haben. Dies ist ein
9
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Aus der Priesterbruderschaft

„Sehr befremdet“
Leserbrief an die Lokalredaktion

Am Samstag, 10. Juli 1999, hat Pater


Martin Huber auf der Buchel seine Pri-
miz im Rahmen einer katholischen
Messe, auch unter Anteilnahme von
Gläubigen aus der hiesigen Pfarrge-
meinde, gefeiert. Weniger feierlich und
angebracht waren die Aktivitäten des
Pfarrgemeinderates und des Stadtpfar-
rers Herrn Schilling.
In einem Schreiben im Pfingstpfarr-
brief hat zunächst der Pfarrgemeinde-
rat die gesamte Pfarrgemeinde verein-
nahmt, indem dargelegt wurde, daß
sich diese an den Primizfeierlichkeiten
nicht beteiligen kann. Dieses Gremium
sollte doch in erster Linie nur für sich
selbst sprechen.
Weitaus deutlichere Worte fand
Herr Stadtpfarrer Schilling in einer Primiz von P. Martin Huber in Marktoberdorf
Sonntagspredigt unter Hinzuziehung am 10. Juli. (Foto: privat)
eines Bischofswortes, wo er unter ande-
rem in etwa folgendes zum Ausdruck gegenüber Befürwortern der nach-
brachte: „Man solle nicht an der Primiz konziliaren Liturgie bewußt.
teilnehmen, eine Teilnahme sei auch
Dennoch haben uns die Geisteshal-
nicht aus Neugier angebracht. Ebenso
tung und die Aussagen des Stadtpfar-
sollten gute Freunde fernbleiben. … Da
rers sehr befremdet. Kommt in ihnen
die Angelegenheit ja auch eine mensch- doch ein hohes Maß an Intoleranz und
liche Seite hätte, könnten Freunde dem der Versuch einer Entmündigung zum
Primizianten ja einen lieben Brief Ausdruck, was klar im Widerspruch
schreiben.“ zum „aggiornamento“, der „Neube-
Wir als die genannten langjährigen wertung anderer Glaubensüberzeugun-
Freunde und ehemaligen „Ministran- gen“ und der freien Willensbildung
tenkollegen“ von Martin Huber sind aufrechter Christenmenschen steht –
uns durchaus der kritischen Haltung Schlagwörter, die paradoxerweise in
dieser katholichen Priesterbruderschaft der gleichen bzw. häufig in anderen
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September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 11

Aus der Priesterbruderschaft

Predigten des Stadtpfarrers Verwen- Insgesamt ist dieses Vorgehen als un-
dung finden. Echte Toleranz und glücklich zu bezeichnen. Erfreulicher-
„Größe“ muß sich, soll sie nicht nur ein weise hat es aber genau das Gegenteil
Lippenbekenntnis sein, auch auf weni- dessen bewirkt, was beabsichtigt war,
ger dialogfähige und sehr kritische, aber eine berechtigte Solidarität mit Pater
durchaus katholische Richtungen er- Martin Huber.
strecken und eben nicht nur auf evange-
lische, orthodoxe oder andere Glau- (Allgäuer Zeitung vom 17.7.99)
bensrichtungen, die gerade opportun
sind.

Feierliche Primiz in Prag


Primiz des ersten tchechischen Priesters der Priesterbruderschaft, P. Thomas
Stritzko, am 3. Juli in Prag

Der Ort, an dem sich die Pilger zur und einige Pilger von weither, wie der
Primizmesse des ersten tschechischen Regens des Priesterseminars in Argenti-
Priesters der Priesterbruderschaft ver- nien, P. Dominique Lagneau.
sammelt hatten, war keine Kirche, es Der Distriktobere von Österreich, P.
war der Hof einer kleinen Festung aus Franz Schmidberger, hielt die Festpre-
dem 17. Jahrhundert. Diese Festung, die digt, die ein ehemaliger Diplomat ins
wie ein Bollwerk im chaotischen und Tschechische übertrug. Er sprach von
gleichzeitig uniformen Häusermeer der der großen Bedeutung der Tatsache, daß
modernen Prager Vorstadt wirkt, ist, jetzt der erste tschechische Priester der
bildlich gesprochen, wie ein sicheres FSSPX hier in seinem Heimatland die hl.
Schiff in der unruhigen See der diver- Messe feiern könne und auch in Zu-
gierenden und doch so eintönigen Kräf- kunft, zwar noch von Jaidhof in Öster-
te des modernen gottlosen Lebens. reich aus, aber doch regelmäßig sein
In diesem Hof hatten sich also am Heimatland besuchen würde. Er führte
Vortag des Festes des hl. Prokop, des den Primizianten auf drei Berge: Den
Abtes von Sazava, eines Landespatrons Berg der Seligkeiten, Golgotha und Ta-
von Böhmen und auch großen Patrio- bor. Als Priester habe er das Gesetz
ten, 150 Gläubige eingefunden, darun- Christi zu verkünden, das im liebenden
ter viele Priester. Der Großteil waren Mitopfern seinen Höhepunkt finde; so
Tschechen, aber auch viele Österreicher werde der priesterliche Alltag der Weg
und einige Deutsche waren gekommen, hin zur Verklärung.
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Aus der Priesterbruderschaft

In dieser kleinen Arena, die die Ge-


meinde beherbergte, bei strahlendem
Wetter und auch bei großer Hitze – wie
ein kleines römisches Kastell, das wahr-
haft seine Insassen verteidigt und be-
schützt – war die Messe hier in Prag die
erste tridentinische, die ein tschechi-
scher Priester der Priesterbruderschaft
zelebriert hat.
Die Schola von Zaitzkofen hatte ge-
sungen und den ovalen Hof für diese
Zeit in einen wirklichen Kirchenraum
verwandelt. Mit dem Ostensorium des
hl. Prokop wurde den Gläubigen der
Segen erteilt. Eine Andacht bildete den
Abschluß.
Doch manche, die über Nacht in
Prag blieben, konnten hier auch am
nächsten Tag noch die hl. Messe besu-
chen, und zwar am Hradschin, in der
Burgkapelle selbst, wo drei Priester
gleichzeitig die Messe an verschiede-
nen Altären lasen. P. Stritzko war einer
von ihnen; er zelebrierte diesmal, am
Tag des Festes selbst, direkt am Altar Möge das Prager Jesukind das Apostolat in
des hl. Prokop und konnte nachher die Tschechien segnen!
Reliquien des Heiligen zur Verehrung
reichen.
Schließlich muß auch noch vom Ab- einige von ihnen, wie durch Zufall, aber
schluß des großen Festes erzählt wer- doch nicht ganz, beim Prager Jesukind
den, von der festlichen Tafel im Hotel, getroffen und es von der Kniebank zu
von den berühmten böhmischen Knö- seinen Füßen aus mit Gebeten belagert
deln, vom mährischen Wein, aber vor und sind dann nach Hause gefahren
allem von der zweisprachigen aber mit der Gewißheit, daß hier ein schon
mindestens in zweifacher Hinsicht hu- fast vergessenes Stück des alten katholi-
morvollen und unterhaltenden Tischre- schen Europa wieder so nah und greif-
de P. Stritzkos. bar geworden ist und vielleicht auch
Bevor die einzelnen Gruppen und hier schon bald eine Kapelle der Bru-
Gefährte sich wieder aufmachten, ihren derschaft von Erzbischof Lefebvre ent-
Heimweg anzutreten, haben sich noch stehen kann.
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Aus der Priesterbruderschaft

Vierte Theologische Sommerakademie in


Schönenberg
von Johannes Laas

Dreißig Jahre ist sie nun alt, doch interessierte Gäste von überall her den
zum Jubel besteht wahrlich kein Anlaß: Weg in das schöne Bröltal gefunden.
Als Papst Paul VI. mit der 1969 promul- Und der Weg sollte sich gelohnt haben,
gierten Liturgiereform den sogenannten denn eine solche Mischung aus theolo-
„Geist“ des Zweiten Vatikanischen Kon- gischem Eifer, wahrer Frömmigkeit und
zils (1962-65) bis auf die letzten Altäre urkatholischer Heiterkeit wird wohl sel-
der Welt tragen ließ, konnte er wohl ten anzutreffen sein.
noch nicht ahnen, welches Ausmaß an Den Reigen der Vorträge eröffnete
Verwüstung dieser Schritt nach sich zie- Dr. Barth selbst. Als ausgewiesener Alt-
hen sollte. An die Stelle des überliefer- philologe und profunder Kenner des
ten lateinischen Ritus sollte eine von Stands der Theologie weit über
falschem Historizismus, Subjektivismus Deutschland hinaus verband er seine
und Zeitgeist geprägte Gemeinschafts- „Allgemeinen Überlegungen zur Litur-
feier treten, deren Früchte – leere Kir- giereform“ mit sachkundigen Anmer-
chen, fade Meßfeiern und massiver kungen zum II. Hochgebet des Novus
Glaubensabfall – dem vorurteilsfreien Ordo Missae, das auf den antiken Ka-
Betrachter deutlich vor Augen stehen. non des hl. Hippolytos ( + 235) zurück-
Grund genug für den Bonner Hoch- geht. Allerdings konnte Dr. Barth durch
schuldozenten Dr. Heinz-Lothar Barth eingehendes Quellenstudium den
und seine liebe Gattin, die Ankündi- Zuhörern überzeugend darlegen, inwie-
gung des letzten Treffens wahrzuma- weit durch starke Eingriffe in den Text
chen und als Rahmenthema der dies- und vor allem Auslassungen von wich-
jährigen Theologischen Sommerakade- tigen Wörtern und Halbsätzen theologi-
mie „Die heilige Messe – Opfer und Sa- sche Aussagen gefärbt, wenn nicht be-
krament der Kirche“ zu wählen. Zum wußt manipuliert worden sind; eine
nunmehr vierten Male wollte man sich Vorgehensweise, die leider in vielen
in der herrlichen Atmosphäre des St.- theologischen Publikationen der Neue-
Theresien-Gymnasiums in Schönenberg rer ihre Nachahmer findet. Dr. Barth
zwischen dem 15. und dem 18. Juli 1999 wies auf die Tatsache hin, daß die Neue
dem wissenschaftlichen Eifer und dem Messe, ganz anders als das alte Missale
liturgischen Gebet, aber auch dem ge- Romanum, letztlich am grünen Tisch
selligen Beisammensein hingeben. Wie- entstanden ist, während das Meßbuch
der hatten über hundert Studenten, Pius V., als stadtrömisches Formular
Jung- (und von Jahr zu Jahr auch immer 1570 der ganzen Kirche vorgeschrieben,
mehr jung gebliebene) Akademiker und auf eine jahrhundertealte Tradition
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Aus der Priesterbruderschaft

zurückblicken konnte und kann. Mit Ausgehend von der Frage: „Das Kir-
klarem Blick auf die Ereignisse seit 1969 chenrecht – Konkretisation des Dogmas
zeigte Dr. Barth sodann unter anderem oder Korsett der Theologie?“ gab H.H.
mit der Frage nach dem Volksaltar, dem Pfarrer Dr. Anton Morhardt nun am
Latein in der Liturgie und Bemerkun- Freitag in seinem kenntnisreichen Vor-
gen zur Liturgischen Bewegung noch trag einige Auskunft über rechtsge-
einige Problemfelder der Neuen Messe schichtliche Entwicklungslinien der Sa-
auf und führte auf diese Weise sehr gut kramentendisziplin hinsichtlich des hl.
in die Thematik ein. Meßopfers. Dabei wies er darauf hin,
daß das erneuerte Kirchenrecht, der
„Die Welt könnte eher ohne Sonne
CIC von 1983, natürlich nur auf den No-
bestehen, als ohne das heilige Meßop-
vus Ordo Bezug nimmt. Leider gibt es
fer“, hat einmal der hl. Pfarrer von Ars
dort keine besondere Hervorhebung
gesagt. Und tatsächlich: Schien die Son-
des Wertes der hl. Messe für die Prie-
ne auch heiß und brennend auf den Ta-
ster. Dennoch schützt auch dieses Ge-
gungsort nieder, so blieb doch die ka-
setzeswerk ausdrücklich das Recht auf
tholische Liturgie ihr Mittelpunkt, nicht
Einzelzelebration; eine Regelung, die
nur in der wissenschaftlichen Ausein-
heutigem Gruppenzwang fast völlig
andersetzung. So wurde die Akademie
zum Opfer gefallen ist, so daß man sich
schon am Donnerstag mit der Feier des
als konservativer Priester direkt auf
überlieferten Meßritus in der schönen, „pastoral notwendige Einzelzelebratio-
1994 erricheten neoromanischen Kirche nen“ anläßlich eines Klosterbesuchs
„Maria, Hilfe der Christen“ eröffnet. Je- oder gar eines Requiems „freuen“ kön-
den Morgen wurde die hl. Messe dann ne. Nach einem direkten Vergleich der
in ihrer würdigsten Form als Choralamt Canones über das hl. Meßopfer zwi-
gefeiert. Dabei verlieh zumeist die Da- schen dem alten und dem erheblich ver-
menschola des Bonner Priorats dem ge- kürzten neuen Kirchenrecht kann man
weihten Raum besonderen Klang. Doch sagen, so Pfarrer Dr. Morhardt, daß
die hl. Messe ist ja nicht nur der öffent- „das Skelett hält, wenngleich es auch
liche Kult der katholischen Kirche, son- gravierende Verbiegungen erfahren
dern direkte Christusbegegnung im Sa- hat.“ Daß es daneben zahlreiche, heute
krament. Um noch tiefer in dieses Ge- geduldete Verstöße gibt, die durch epi-
heimnis eindringen zu können und be- skopale Nachlässigkeiten („Bitte, regeln
sonders auch für diejenigen Teilnehmer, Sie das vor Ort“) entstehen, steht leider
die die hl. Messe noch nicht so gut ken- auf einem anderen Blatt. Angesichts der
nen, führte Pater Matthias Grün FSSPX, im Kirchenrecht ansonsten korrekten
Prior des Bonner Priorats, an zwei Lehre bei gleichzeitig katastrophaler
Abenden die Gläubigen in den Aufbau Praxis in der Sakramentendisziplin rief
der hl. Messe ein und erläuterte mit Pfarrer Dr. Morhard dazu auf, gegen die
großer spiritueller Tiefe ihre einzelnen Mißstände nicht in erster Linie diszipli-
Teile. narisch vorzugehen, sondern die Inhal-
14
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 15

Aus der Priesterbruderschaft

te und Formen wiederzugewinnen, die sinnvoll ist. Wenn an dieser Tradition


das Kirchenrecht schließlich schützen des Meßopfers, wie sie letztlich im tri-
soll. dentinischen Ritus zum Ausdruck kom-
Einer der vielen Höhepunkte der me, festgehalten werde, so Pfarrer Dr.
diesjährigen Sommerakademie war mit Rodheudt, geschehe nichts anderes als
Sicherheit der Vortrag des H.H. Pfarrers das „Wachhalten des immer Aktuellen“,
Dr. Guido Rodheudt. Weit ausholend denn: „Tradition hält das zeitlos Gültige
und rhetorisch brilliant zeigte er die phi- in der Gegenwart präsent“. So bleibe die
losophischen Grundlagen des Christen- Reinerhaltung des Kultes als Mitte des
tums auf und stellte den Zuhörern vor christlichen Lebens die Aufgabe der Zu-
Augen, worin die abendländische Kul- kunft.
tur ihren Ursprung hat: im Kult. Dieser Daß diese Appelle nicht ins Leere
sei für die menschliche Bildung ent- laufen, das wurde am Samstagmorgen
scheidend, denn in ihm, und damit im bei der feierlichen Nachprimiz des Neu-
Fest und in der Feier, begegne der priesters Pater Stephan Mayer FSSPX
Mensch der Wirklichkeit, wie sie sei und deutlich. Als levitiertes Hochamt mit
nicht, wie er sie sich selbst bilde. In die- Diakon und Subdiakon wurde sie u.a.
ser Annahme des Weltganzen werde der von einem kleinen Chor ehemaliger
Mensch zum capax universi und finde so, Schülerinnen des St.-Theresien-Gymna-
indem er von sich weg und auf die Din- siums so sakral und festlich wie möglich
ge hinschaue, erst zu sich selbst. Eine musikalisch gestaltet und stellte somit
wahre Feier bilde demnach die Grund-
sicherlich den liturgischen Höhepunkt
bejahung der Wirklichkeit, denn Gegen-
der Sommerakademie dar, zu dem
stand des Festes kann nur sein, was ist,
selbst der Distriktobere der Priesterbru-
also das dem Menschen Vorausgehen-
derschaft St. Pius X., H.H. Pater Markus
de. Ohne objektive Wirklichkeit feiere
Heggenberger, aus Stuttgart angereist
der Mensch letztlich nur sich selbst, wie
war. Groß war der Andrang dann zu
man auf der sog. Loveparade studieren
dem sich anschließenden persönlichen
könne. So ist auch und vor allem die hl.
Primizsegen. So wurden die Teilnehmer
Messe eine Feier, und zwar die kultische
nicht nur in theoretischer Hinsicht im
Teilnahme an der Wirklichkeit schlecht-
Glauben gestärkt, sondern durften dar-
hin, und das Opfer der Kirche ist
Grundpflicht des Menschen, nämlich über hinaus auch konkret erleben, wie
die geschuldete Unterwerfung unter die lebendig die Tradition sein kann.
Allmacht Gottes. So ist dieses kultische Keinem, der einmal dem überliefer-
Opfer nicht, wie in den antiken Religio- ten Meßritus, zumal dem Levitenamt,
nen, in erster Linie Besänftigung Gottes, beigewohnt hat, wird die starke Symbo-
sondern eine dem Menschen gemäße, in lik, die sich hinter den heiligen Zeichen
sichtbaren, wiedererkennbaren Formen verbirgt, entgangen sein. So machte sich
heilige Handlung, die ohne äußere, vor- H.H. Pater Stefan Maeßen FSSPX, Pro-
dergründige Zweckbestimmung in sich fessor für Liturgie im Priesterseminar
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Aus der Priesterbruderschaft

Zaitzkofen, mit großer Sachkenntnis lich keinen Ritenstreit darstellt, sondern


und Humor daran, einige von ihnen zu daß in ihr ein ganz bestimmtes Men-
entschlüsseln, ohne ihnen jedoch ihr Ge- schen-, Gottes- und Weltbild zum Aus-
heimnis zu nehmen. Denn die Symbole druck kommt. Insofern ist der katholi-
sind „Weisen, die Dinge anzuschauen“ sche Kult ein Bedeutungsträger, der kei-
und können dem Menschen helfen, ne regionale Kultur repräsentiert, son-
nicht nur die Existenz Gottes zu erken- dern das Menschheitserbe zusammen-
nen, sondern auch zu erkennen, wie Er faßt, denn viele Symbole, auch die des
ist. Doch anders als Symbole, die wie Kreuzes, finden sich auch in den mei-
die rote Verkehrsampel auf Konvention sten anderen vorchristlichen Kulturen
beruhen, ist das Symbol im religiösen wieder.
Zusammenhang ein aus der Sache selbst Mit der Aufführung ihres rund ein-
fließendes heiliges Zeichen, ein sacrum, stündigen Theaterstücks „Ein Feuer, das
und als solches dem Zugriff des Men- brennt: Madame Curie – Dorothee von
schen entzogen, so wie sich auch Souta- Flüe. Zwei Frauen, zwei Welten“ stellte
ne und Priesterzölibat aus der Sakralität Frau Inge M. Thürkauf den Grundkon-
des Priestertum selbst herleiten. Wie flikt des modernen Menschen zwischen
stark im Zuge des neuen Meßritus die Glaube und Naturwissenschaft am
hl. Messe entsakralisiert wurde, wird Samstag nachmittag auf die Bühne. Wo-
am ehesten deutlich, wenn man die zu diese neuzeitliche, so sinnlose Kon-
Kirchbauten früherer Zeiten, in denen kurrenz führen kann, zeigte die profes-
jede Proportion ihre Bedeutung hat, mit sionelle Schauspielerin und Witwe des
denen von heute vergleicht. Daß Kir- verstorbenen Schweizer Naturwissen-
chen nicht nur geweihte Versamm- schaftlers und Ethikers Max Thürkauf
lungsorte, sondern Bedeutungsträger auf sehr eindrucksvolle Weise. In einem
sind, das machte Pater Maeßen anhand fingierten Zwiegespräch der so unglei-
des Kirchweihritus deutlich. Dieser chen Frauen kam zum Ausdruck, wie
stellt nämlich die christliche Adaption sehr der Mensch zur Ganzhingabe
des antiken Stadtweihritus dar und ver- strebt und wie wenig Gutes dabei her-
weist somit auf die Ordnung des Kos- auskommt, wenn er sich dabei dem Wil-
mos. Denn jede Gründung einer römi- len Gottes verschließt. Ihr sehr aus-
schen Stadt war ein Nachvollzug der drucksstarkes und suggestives „Ein-
Schöpfung und als solcher ein Abbild Mann-(bzw. Frau-)Spiel“ erntete zum
der göttlichen Weltordnung. Viele Riten Schluß dann auch viel verdienten Bei-
der Kirchweihe finden sich auch in der fall, der gar nicht mehr abreißen wollte.
hl. Messe wieder, wie z.B. die Inzensie- Viel war schon vom hl. Meßopfer ge-
rung der Opfergabe mit Weihrauch, sprochen worden, doch der in Rom ge-
worin deren Inbesitznahme für Gott wi- weihte H.H. Dr. Dr. Gregorius Hesse,
dergespiegelt wird. Angesichts dieser Wien, konnte als letzter Referent zum
Ausführungen wurde deutlich, daß der Thema „Die hl. Messe als Opfer“ in sei-
Einsatz für die überlieferte Messe letzt- ner unnachahmlichen Art das Gesagte
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Aus der Priesterbruderschaft

noch einmal zusammenfassen und dar- Internats, Schwester M. Michaela Metz,


über hinaus, nach Klärung einiger so geschmackvoll eingerichteten und
grundsätzlicher Unterscheidungen (ob- weitherzig geleiteten St.-Theresien-
jektiv und subjektiv, Materie und Form, Gymnasiums, ein bunter Abend mit
actus und potentia), noch neue Akzente verschiedenen musikalischen Darbie-
setzen. Besonderen Nachdruck verlieh tungen und Spielen, tätige Mithilfe aller
er dabei dem Unterschied zwischen bei den vielen Pflichten in der Schola,
Opfer- und Mahlcharakter der hl. Mes- beim Grillen oder Geschirrspülen und
se und wies auf die zum Zustandekom- ein unglaublich abwechslungsreicher
men des Opfers notwendigen Voraus- und insgesamt reibungsloser Ablauf
setzungen hin. Nach wie vor sei die machten auch diese Sommerakademie,
Wandlung das absolute Zentrum der hl. die nun selbst zur Tradition geworden
Messe, ihr einen Mahlcharakter zu ge- ist, zu einem wunderbaren und einzig-
ben, nannte er „geistlichen Kannibalis- artigen Erlebnis. Daß das so nicht
mus“. Abgesehen davon diskutierte er selbstverständlich ist, sollte am Ende
ungeheuer kenntnisreich und in durch- noch einmal betont werden, liegt das
aus streitbaren Einzelthesen z.B. Fragen Gros der Arbeit doch immer wieder auf
nach der Intention der Kirche, die ja den Schultern der Eheleute Dr. Barth,
zum Zustandekommen des Opfers ohne deren unermüdlichen Einsatz es
nötig ist, oder Beginn und Ende der ei- eine Veranstaltung dieser Art nicht gä-
gentlichen Opferhandlung, die er zwi- be. So sei ihnen auch an anderer Stelle
schen erstem und letztem Altarkuß an- noch einmal ausdrücklich gedankt,
setzte. Leider konnte sich aus Zeitgrün- trägt die jährliche Sommerakademie
den an seinen Vortrag keine Diskussion doch inmitten einer völlig glaubenslo-
mehr anschließen, wie es bei den ande- sen Universitätslandschaft immer wie-
ren Vorträgen üblich war. der zur geistigen und geistlichen Orien-
Nach vier Tagen intensivster sowohl tierung bei.
wissenschaftlicher als auch spiritueller
Auseinandersetzung mit dem hl.
Meßopfer, an deren Ende immer die ge-
sungene lateinische Komplet stand, en-
dete die vierte Schönenberger Sommer-
akademie dann am Sonntag nachmittag
mit einer Dankandacht vor dem Aller-
heiligsten. Doch auch das gesellige Bei-
sammensein war nicht zu kurz gekom-
men, wobei das Wiedersehen so manch
bekannten Gesichts früherer Studenten-
treffen große Freude bereitete. Gutes
Essen und gemütliche Atmosphäre des
unter der Hausherrin und Rektorin des
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Aus der Priesterbruderschaft

„Priesterin“ von „Traditionalistenbischof“ ge-


weiht?
Im April haben die Presseagenturen sein, der ihm gesagt habe: „Es wird not-
und Zeitungen bekanntgegeben, daß wendig sein, daß man eines Tages Frau-
die irische Sängerin Sinead O’Connor en weihen kann.“
unter dem Namen Mutter Bernadette Es handelt sich also um eine gekonn-
Mary von Bischof Michael Cox, dem te Mischung (kommerziell) von dok-
Chef der Lateinisch-Tridentinischen Kir- trinärem Progressismus und rituellem
che*, zur Priesterin geweiht worden sei. Traditionalismus. Was die Sängerin an-
Die 32jährige Mutter zweier Kinder war belangt, so hat sie 150 000 irische Pfund
bis dahin eher durch ihre Überspannt- bezahlt, um „geweiht“ zu werden. Es ist
heiten aufgefallen: sie hat sich den Kopf demnach klar, daß dieser Vorgang abso-
völlig kahl rasiert, in aller Öffentlichkeit lut nicht ernstzunehmen ist, daß er
ein Foto von Papst Johannes Paul II. zer- außerhalb der Kirche steht und außer-
rissen, wobei sie erklärte: „Bekämpfen halb der Wirklichkeit. Aber schließlich
Sie Ihre wahren Feinde“, etc. Man fragt hat man nicht übel Lust, den Zeitungen
sich, wann sie ihr „Damaskuserlebnis“ das Lachen über diesen Narrenstreich
hatte. zu verzeihen, wenn man bedenkt, wie
Die Realität verhält sich anders, als ungeheur langweilig, systematisch un-
von der Presse dargestellt. Zunächst verständlich unsere Bischöfe sind und
einmal war Michael Cox bis vor einem wie selten als katholisch erkennbar.
Jahr Pfarrer einer Gemeinde in Irland.
Er ließ sich in Palmar de Troya zum Bi-
(aus: Fideliter Nr. 130, Juli/August
schof weihen (?), wo eine lustige Bande
1999)
schräger Vögel lebt, die sich zu Päpsten,
Kardinälen, Bischöfen und so weiter er-
nannt haben. Cox gibt im übrigen vor,
Treuhänder der Verfügungen des ehe-
maligen Kardinalprimas von Irland zu

* Diese irreführende Bezeichnung, die


Cox für seine „Kirche“ verwendet, ist
wahrscheinlich der Grund für die
Falschmeldung, die in einigen Presse-
meldungen kursierte und Cox mit der
Priesterbruderschaft St. Pius X. in Ver-
bindung brachte. Tatsächlich gab es nie
Beziehungen zwischen Cox und der
Bruderschaft.
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Aus der Priesterbruderschaft

„Du sollst dir kein Bildnis machen“


Grundsätzliche Bedenken am Fernsehen

von Robert Mildenberger

Vielfach erschöpft sich die Kritik am seits des Sinnlichen erheben: „ihr törich-
Fernsehen in der Zurückweisung seiner tes Herz hat sich verfinstert“, Röm 1,22
gegenwärtigen Inhalte. Diese lassen sich Das Entgegenkommen Aarons, den isra-
in der Tat weitgehend als Auflehnung elitischen Bundesgott unter der Gestalt
gegen das 5., 6. und 9./10. Gebot zu- eines Stierbildes (von Luther unglück-
sammenfassen (Verherrlichung von lich mit ‘(goldenes) Kalb’ übersetzt) an-
Mord, Unzucht und jeder Art von Be- beten zu lassen, wird von Gott energisch
gehrlichkeit). Diese Kritik erweckt den gestraft, nicht weil Aaron einen anderen
Anschein des ‘abusus non tollit usum’, Gott hat verehren lassen, sondern eine
als seien die Werke zufällig schlecht, das von Gott nicht erwünschte Form seiner
Werkzeug aber im wesentlichen nütz- Verehrung einführen wollte.
lich. Hierbei übersehen wir durch die
Selbstverständlichkeit, mit der wir Men- Sehen und Erkennen
schen der Neuzeit am Sinnlichen haften, Warum wünscht Gott seine bildliche
daß das Fernsehen schon von vornher- Darstellung nicht? Das Sehen ist beim
ein einem wichtigen Passus des 1. Ge- Menschen eine Form des Erkennens,
bots entgegensteht: Du sollst dir kein aber nicht, wie bei den Tieren, mit dem
Bildnis machen. Erkennen identisch. Nur das für wahr
halten, was man sieht, ist für Tiere rich-
Sinn des Bilderverbots tig, für Menschen unselig. Sehen für Er-
Die Deutung dieses Gebots kann kennen zu halten ist der Grundirrtum
nicht allein die historische sein, daß die des Menschen, den man daher zu Recht
Israeliten ihren Kult in besonderer Wei- „tierisch“ nennt, entsprechend sind sei-
se gegen den der gesamten heidnischen ne Götzen (‘Götze’ heißt in der hl.
Umwelt gemeinsamen Bilderdienst ab- Schrift ‘idolum’, wörtlich ‘Bildchen’)
grenzen wollten, sondern es muß auch und seine Werke.
eine philosophische geben: Heidentum Der von Gott zur Erzeugung von
besteht genau darin, von der Erkenntnis Einsicht vorgesehene Weg ist nicht das
Gottes „im Geist und in der Wahrheit“ Zeigen und Sehen, sondern das Spre-
abzufallen und in Vorstellung, Meinung chen und Hören, weil die dort unent-
und Sinnlichkeit zu stagnieren. Es war behrliche Verwendung von Zeichen die
nur konsequent, daß die Heiden von Vernunft in einer ihr gemäßen Form in
ihren Götzen nie behaupteten, sie hätten Tätigkeit versetzt, nämlich Urteilen und
die Welt erschaffen, denn ihr Denken Schließen. Der angemessenste Wunsch,
konnte sich nicht mehr zu Ursachen jen- den ein Mensch haben kann, ist der Sa-
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Verschiedenes

Die Israeliten verehren in der


Wüste ein Stierbild während
Moses auf dem Berg Sinai die
Zehn Gebote empfängt. Nach
seiner Rückkehr zerschlägt
Moses eine der steinernen
Gesetzestafeln.

lomons, daß der Herr


ihm ein ‘hörendes Herz’
gebe – ein hörendes Herz
ist ein gehorsames Herz.
So beginnt auch die Wie-
derholung der Zehn Ge-
bote im Buch Deuterono-
mium mit „Höre, Israel“.
Wie eine Darstellung am
Würzburger Dom sehr
schön zeigt, glaubte das
Mittelalter von der Gott-
esmutter, sie habe Chri-
stus durch das Ohr emp-
fangen. In der hl. Schrift
dominiert die Audition
über die Vision, selbst in
der Apokalypse des Jo-
hannes.
Mit dem letzten Punkt ist der in Re-
Bedeutung des mündlichen Prinzips für die de stehende Problembereich berührt,
christliche Lehre denn in der Aufzeichnung tritt die
Gott und seine Vertreter lehren in Wahrheit ins Optische und ist sofort in
Worten, nicht in Bildern. Auf dem Weg der Gefahr, zum Götzen zu werden. Ihr
natürlicher mündlicher und persönlich erlagen z.B. Pharisäismus und prote-
vertretener Belehrung wird die Wahr- stantischer Biblizismus. Zu Recht warnt
heit von einer Generation an die nächste St. Paulus im zweiten Korintherbrief:
weitergegeben, durch Lehrgespräch „denn der Buchstabe tötet, der Geist
(‘Katechese’ enthält das Wort ‘Echo’) aber macht lebendig“. Der Buchstabe ist
und durch schriftliche Niederlegung zwar von Gott als Lehrträger gebilligt,
flankierend gesichert. aber nur soweit er einen empirisch vor-
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Verschiedenes

handenen qualifizierten Ausleger fin- tauglich ist. Es gab nie ein zum Bilder-
det. Der Buchstabe haftet nämlich nicht verbot analoges „Klangverbot“.
wie das gesprochene Wort in natürli- - Die Gestalt der Mitteilung ist eine rein
cher Weise an einer Autorität, sondern künstliche, von Gott schöpferisch nicht
nur in künstlicher. Zudem: Er bedeutet vorgesehene. Wir sollen von Personen
mehr, als er bezeichnet; er legt sich mit unseren Ohren lernen, nicht von
nicht selbst aus; er ist monologisch, so Maschinen mit unseren Augen. Die Ver-
daß der, der von ihm allein lernt, leicht waltung der sinnlichen Welt ist nicht
dem Hochmut des Autodidakten ver- unsere Hauptaufgabe auf Erden. Das
fällt. Übrigens hat Christus selbst kein Künstliche wirkt um so zerstörerischer,
schriftliches Zeugnis hinterlassen. je mehr man ihm Einfluß auf das Geisti-
ge einräumt, denn es trügt, weil es per
definitionem nicht das ist, was es zu
Problematik eines primär sinnlichen Dar-
sein scheint.
stellungsmediums - Die Klarheit des Wortes wird ver-
Wenn nun schon in der hl. Schrift, unreinigt durch das Bild, das unmöglich
insofern sie ein optisches Erzeugnis ist, so konstant sein kann, wie der optische
eine Gefahr für Schwache und Unbe- Eindruck des natürlichen Gesprächs.
fugte liegt, wie soll nun nicht erst recht
- Die Vermischung von Wort und
das Fernsehen gefährlich sein, selbst
Bild bewirkt eine Vermischung der Er-
dann, wenn es lauter fromme Dinge
kenntnisebenen Vernunft und Phanta-
senden würde? Wenn Gott im Alten
sie, die der Zuschauer gleichsetzt, da
Bund Bilder verbietet und nach und
Worte zur bloßen Bildkommentierung
wegen der Inkarnation im Neuen Bund
herabkommen und Bilder zur Würde
sakrale Bilder billigt, dann duldet er von Beweisen aufsteigen.
profane Bilder nur, wenn sie in kluger
- Durch seine Breitenwirkung ist das
und sehr zurückhaltender Form ge-
Fernsehen für die an ihm Beteiligten ei-
braucht werden. Wie soll er dann das
ne Schlinge des Stolzes. – Die letzten
Fernsehen gutheißen?
zwei Punkte zeigen, wie das Fernsehen
Weitere Überlegungen: von seiner inneren Struktur her die Eig-
- Das Fernsehen wirkt primär op- nung hat, ein Einfallstor der unter sich
tisch ohne Zeichen und kann von vorn- denknotwendig zusammenhängenden
herein nicht das Lehren als ersten drei johanneischen Weltübel – Augen-
Zweck haben. Ohne diesen Hauptsinn lust, Fleischeslust, Hoffahrt des Lebens
wäre es in erster Linie ein Unterhal- (1 Joh. 2,16) – zu sein.
tungswerkzeug. Es steht an Würde weit Da Katholiken durch Taufe und Fir-
hinter den Klangwerkzeugen zurück, mung trotz erbsündlich geschwächter
da die Musik ein ausgedehntes Spre- Geistesgaben gnadenhaft erleuchtet
chen und somit grundsätzlich zu Lehre, sind und Gott als erstes Prinzip aller
Erbauung und Verherrlichung Gottes Dinge erkennen, hat Gott ihnen die Her-
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Verschiedenes

stellung von Kunstwerken, sogar von den Dreifaltigen verweisen oder von
profanen, erlaubt, damit auch die Phan- Katholiken klug gebraucht werden, ist
tasie geheiligt und erfreut wird und An- das Verbot des Dekalogs weiterhin gül-
teil daran bekommt, den Menschen zu tig und überführt die im Fernsehen gip-
Gott zu führen. Doch wo die Bilder und felnde, seit dem 18. Jahrhundert an-
sonstigen Kunstwerke nicht auf Gott wachsende Bilderflut ihres apostati-

Der verschwiegene Gott


Ein Zeichen von pseudochristlichem Minderwertigkeitskomplex

von Margarete Kuppe

In der Nummer des Fels vom hältnis zum Staat und ihr soziales Wir-
Juli/August 1999 liest man folgenden ken gelobt.
Satz aus dem interessanten Bericht ei- Ab und zu ist in der Öffentlichkeit
nes Polen, wie er die Kirche in Deutsch- noch vom „Christlichen Menschenbild“
land erlebte: „Die kirchlichen Aktivi- die Rede, aber die Worte „Gott“, „Chri-
sten, mit denen ich zusammenkam, stus“, gar „Jesus Christus“ werden so
sprechen den Namen des Herrgotts gut wie völlig verschwiegen, als liege
nicht nur nicht mißbräuchlich aus, son- ein Tabu über ihnen. Ich halte dieses
dern meistens überhaupt nicht.“ (s. S. Verhalten nicht für die Konsequenz von
206, Sp. 3) tiefer Ehrfurcht, von der ja sonst kaum
etwas zu spüren ist – man denke an die
Auch bei den vielen nachdenklichen,
Medien!–, sondern von einem absolut
fast wehmütigen Reden, die neulich unberechtigtem Minderwertigkeits-
auch von christlichen Politikern (jeden- komplex.
falls der CDU angehörenden) im Bun-
Seit im Jahre 1608 Galilei mit seinem
destag zum Abschied von Bonn gehal-
Fernrohr die Jupitermonde entdeckte
ten wurden, war das Wort „Gott“ und und damit endgültig bewiesen war, daß
„Dank für Gottes offenbaren Segen sich die Erde um die Sonne dreht und
durch fünfzig jedenfalls friedliche Jah- nicht umgekehrt, haben beide Seiten zu
re“ – eine Seltenheit in der europäischen wenig über das Wesen der Schöpfung
Geschichte! – nicht zu hören. Als äußer- nachgedacht. Die kirchliche Seite blieb
stes Zeichen christlicher Gesinnung dabei, daß Gott in der Bibel die Wahr-
wurden in wenigen Sätzen die „Christ- heit geoffenbart habe; die Seite der Na-
lichen Kirchen“ genannt, ihr gutes Ver- turwissenschaft begann daraufhin, die
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Verschiedenes

Bibel als eine Sammlung orientalischer mythen glaubten: um die Wahrheit der
Legenden anzusehen. Schließlich ent- Bibel zu erkennen, müsse man sie vom
wickelte sich in den Naturwissenschaf- damals herrschenden „Zeitgeist“ des
ten ein Wirklichkeitsbegriff, dem alles Polytheismus befreien, eben „entmytho-
„Übernatürliche“ zum Opfer fiel. Was logisieren“.
nicht gemessen, gewogen, mit dem Diese Theorie radikalisierte sich fort-
Kausalprinzip in Einklang stand und laufend, seit Bultmann in Bad Lieben-
auf diese Weise erklärbar war, war we- zell 1941 seinen grundlegenden Vortrag
der natürlich, noch wirklich. zu diesem Problem hielt. War nicht auch
Dieser Wirklichkeitsbegriff der Na- die Gottheit Christi ein Mythos aus po-
turwissenschaften, der alles Übernatür- lytheistischer Zeit? Hat Christus sich je
liche und Transzendente als nicht wirk- als „Gottessohn“ bezeichnet? Ist die von
lich ausschloß, wurde allmählich allbe- ihm ausschließlich gewählte Selbstbe-
herrschend. zeichnung, von der die vier Evangelien
Die unbestreibaren und großen Er- 81mal berichten, nicht die vom „Men-
folge der Naturwissenschaften bewirk- schensohn“? Soll das nicht bezeichnen,
ten eine gewisse Wehrlosigkeit auf der er sei Mensch, Mensch schlechthin und
Seite von Kirche und Theologie und nichts als dieses? Noch heute gibt es
führten zu jenem geheimen Komplex in Theologen, die Christus so sehen; man
vielen, als sei alles Übernatürliche und denke – um ein jüngstes Beispiel zu nen-
Wunderhafte in der Bibel am Ende doch nen – an Gerd Lüdemann in Göttingen,
legendenhaft, als setze der Glaube in ih- Professor der protestantischen Theolo-
re Wahrheit etwas voraus, was man als gie.
„Kinderglaube“ bezeichnete. Hier sind zwei Tatsachen anzu-
Und mit dem Glauben an das führen:
„Christkind an Weihnachten“ starb 1. Der Terminus „Menschensohn“ ist
dann jener „Kinderglaube“; und was im Deutschen analog anzusehen – in
blieb in vielen Menschen übrig, auch grammatischer Hinsicht – wie der Ter-
solchen theologischer Bildung? Jener minus – um dies als günstiges Beispiel
scheu und halbgläubig „verschwiegene zu wählen, – „Sonnenschirm“. Im La-
Gott“. teinischen, wie im Griechischen, müßte
Jene „Historisch-kritische Methode“, hier stehen „Schirm der Sonne“. Es ist
die vor allem auf den Namen „Bult- selbstverständlich, daß man hier nicht
mann“ hört, mit ihrer Theorie der „Ent- fragen kann: „Wessen Schirm?“
mythologisierung des Neuen Testa- Diese Frage wäre die, die einem pos-
ments“, ja der Bibel überhaupt, tat dann sessiven (besitzanzeigenden) Genitiv
ein Übriges. entspräche; man muß aber fragen: „Was
Alles, was in der Bibel steht, stammt für ein Schirm?“ Die Antwort müßte
noch aus Zeiten, als die Menschen po- lauten: „Der gegen die Sonne schützt.“
lytheistisch an viele Götter und Götter- Man nennt diesen Genitiv im Lateini-
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September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 24

Verschiedenes

schen den „genitivus explicativus“ (er- 2. Die zweite Tatsache, die zu wenig
klärenden Genitiv), weil er gegenüber oder auch gar nicht zur Kenntnis ge-
dem allgemeineren Oberbegriff – hier: nommen oder berücksichtigt wird, be-
„Schirm“ – den genaueren Unterbegriff trifft die entscheidend wichtige Wand-
– hier: „der gegen die Sonne schützt“, lung, die der Wirklichkeitsbegriff der
also: „Sonnenschirm“ – bewirkt. Naturwissenschaften in den letzten
Das Ganze ergibt sich aus der Tatsa- Jahrzehnten erfahren hat. In fast allen
che, daß im Griechischen und im Latei- Bereichen haben sich ihre Erkenntnisse
nischen Wörter nicht in dieser Weise zu- fast ins Unendliche erweitert. Ob man
sammengesetzt werden können, wie nun an die Astronomie, etwa auch an
das im Deutschen eine alltägliche Er- den „Urknall“, an die Atomphysik, an
scheinung ist. Hier muß der Genitiv an- die Biologie, an Gehirnforschung, an
gewandt werden. die Suche nach den letzten Bausteinen
der Materie, an die Forschungen über
So ist „Menschensohn“ – „filius ho-
das Wesen der Materie, an die Kosmo-
minis“ – nicht zu übersetzen „Sohn des
logie denkt, überall eröffnen sich dem
Menschen“ als Antwort auf die Frage
Menschengeist noch unerforschte, viel-
nach dem possessiven Genitiv: „Wessen
leicht unerforschbare Unendlichkeiten,
Sohn?“, sondern als „Sohn, DER
in die es ihn doch treibt, immer tiefer
MENSCH WURDE“, als Antwort auf einzudringen.
die Frage: „Was für ein Sohn?“
Dieses Streben jedoch bekundet die
Und wen Christus als seinen Vater elementare und nicht bezweifelte Ge-
ansah, ist nicht zu bezweifeln. Das erste wißheit des Menschen, daß seinem
Wort, das von ihm im Neuen Testament Geist dies möglich ist, daß immer wei-
berichtet ist, nennt den Vater – „Wußtet tere Phänomene der Natur in immer
ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was neu erstaunlicher Weise intelligibel ge-
meines Vaters ist?“ (Lk 2,5) ordnet sind, und daß seine Vernunft,
Das letzte Wort Christi am Kreuz sein Geist, geeignet ist, diese Ordnung
nennt den Vater: „Vater, in Deine Hände zu erfassen, so unendlich die Natur, so
empfehle ich meinen Geist.“ (Lk 23,46); endlich klein – daran gemessen – sein
das einzige Gebet, das er im Wortlaut menschliches Gehirn auch immer ist.
seine Jünger und mit ihnen alle Men- Im August wurde diese Tatsache der
schen lehrt, beginnt mit „Vater unser…“ „prästabilisierten Harmonie“ von Den-
(Mt 6,9). Es seien hier nur diese drei ken und Sein bei uns allen Menschen
markanten Beispiele genannt. demonstriert, ein Jahrhundertereignis
Dazu wäre noch vieles und Wichti- für uns, gleichzeitig von tatsächlicher
ges anzuführen; aber im Rahmen dieser kosmischer Winzigkeit, aber dennoch
Ausführungen müssen diese wenigen, von größter geistiger Bedeutung, eben
jedoch entscheidenden Anmerkungen weil es die „prästabilisierte Harmonie“
genügen. zwischen dem menschlichen Denkver-
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Verschiedenes

mögen und der diesem Geist berechen- Hierzu gibt es genug zu überlegen.
baren Wirklichkeit der Natur beweist. Vielleicht könnte man auch an andere
Gemeint ist die totale Sonnenfinster- oder weitere Kriterien noch denken.
nis, die am 11. August in vielen Teilen Nur eines ergibt sich aus dem heuti-
der Bundesrepublik zu sehen war, die gen Stand des menschlichen Wissens:
auf Sekunden genau berechnet eintrat. Die Frage, was dem Schöpfergeist, der
Eines ist nicht zu bezweifeln und eben die Wirklichkeit der Natur und des
dies bezweifeln die heutigen Naturwis- Menschen hervorgebracht hat, MÖG-
senschaftler nicht mehr –, daß diese LICH ist, ist absurd und scheidet aus. –
„prästabilisierte Harmonie“ zwischen Zwei Überlegungen sollten noch ange-
der „außermenschlichen“ objektiven führt werden:
Wirklichkeit der Natur und dem Den- Christus starb wegen Blasphemie,
ken und Erkenntnisvermögen des Men- weil die Juden wußten, daß in dem Be-
schen einen allmächtigen Schöpfergeist griff „Menschensohn“ der Anspruch auf
voraussetzt, der beides geschaffen hat. wesensgleiche Gottessohnschaft be-
Denn „geschaffen“ ist es; der Mensch stand. (Joh. 19,7: „Er muß sterben, weil
hat weder die Natur, noch sich selbst er sich zum Sohne Gottes gemacht hat.“)
hervorgebracht. Für die Wahrheit, die Christus über sich
Diese Wandlung des Wirklichkeits- selbst verkündete, starb er freiwillig die-
begriffs der Naturwissenschaft bedeutet sen furchtbaren Tod. Und die Wahrheit,
auch, daß eine Frage an jene geistige die er mit absoluter Glaubwürdigkeit
Schöpferkraft unsinnig ist, nämlich sie dem Menschen als Gott wesensgleicher
zu fragen, was ihr MÖGLICH ist. „Menschensohn“ verkündete und ver-
Von hier ergibt sich ein anderer Blick kündet, ist: „Gott ist Vater, voller Liebe
auf die Bibel und ihre Berichte. Wenn für alle Menschen ‘guten Willens’, die
von Gott, dem Schöpfer, die Rede ist, ist nach seiner Hand suchen und sie in
nicht zu fragen: „Was ist Ihm möglich?“, Glauben und Vertrauen ergreifen, er-
sondern „Was ist tatsächlich?“ Als Ant- greifen wollen.“ – Zu Ihm hat Christus
wort auf diese Frage wäre etwa an fol- durch seinen Kreuzestod den Weg der
gende Kriterien zu denken: Wahrheit gezeigt und das Tor ewigen
Lebens geöffnet.
1. Wie lautet der genaue Text?
Über allem steht fest: die historische
2. Wer ist der Autor?
Faktizität der Kreuzigung Christi durch
3. Wie steht es mit der Glaubwürdig- die Römer muß nicht bewiesen werden,
keit dieses Autors? weil sie nicht zu bezweifeln ist.
4. Welches ist der religiöse Sinn des be- In diesem Zusammenhang ergibt
treffenden Textes? sich für das unscharf und formelhaft ge-
5. Wie steht es mit seiner inneren Ver- wordene „Christliche Menschenbild“,
einbarkeit mit dem Gottesbegriff der um es in seinem Wesen zu bestimmen,
Bibel insgesamt? folgendes:
25
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 26

Verschiedenes

Es ruht auf vier Säulen. unsere Tage reichen, – hat „der Mensch
1. Gott IST, er ist ein einziger und der wahrlich nichts zu lachen“, wie neulich
allmächtige „Schöpfer Himmels und eine bedeutende Zeitung bei uns
der Erde.“ schrieb.
2. Gott hat auch den Menschen er- Der Mensch weiß sonst sehr wohl,
schaffen und zwar „nach seinem seinen Vorteil zu erkennen. Daß er heu-
Ebenbilde“ (Gen. 1,26). te fast nicht sieht oder sehen will, wel-
che Rettung gerade in unserer Zeit der
3. Gott hat in der Bibel, dem „Wort
christliche Glaube, das Christentum
Gottes“, in AT und NT, sich dem
und das „Christliche Menschenbild“
Menschen, in seiner Wahrheit er-
für ihn bedeuten, ist verblendete Tor-
kennbar, geoffenbart.
heit, zumal heute durch den Wandel
4. Christus hat als wesensgleicher des Wirklichkeitsbegriffes der Natur-
Gottessohn durch seinen Kreuzes- wissenschaften die Existenz eines all-
tod den Menschen erlöst, d.h. den mächtigen Schöpfergeistes geradezu
Weg zu Gott als seinem barmherzi- vorausgesetzt werden muß.
gen Vater ihm geöffnet.
Er ist der Gott des Christentums;
Diese vier Elemente bestimmen das diesen so zu verschweigen, wie es heu-
Wesen des so oft und unscharf genann- te bei Christen, von allerhand wenigen
ten „Christlichen Menschenbildes“. Sie gläubigen Komplexen bedrängt, fast
sind die vier Säulen, auf denen die Hei- üblich ist, ist weder verständlich, noch
ligkeit des Menschenlebens, jeden Men- in irgendeiner Weise zu rechtfertigen.
schenlebens (auch des ungeborenen) Ja, es ist Versagen allen denen gegen-
ruht, und die zugleich als Kultur des über, denen ein klares Bekenntnis zu
„Christlichen Humanismus“ über die dem Gott des christlichen Glaubens hel-
Völker und ihre Grenzen hin Wesen fen könnte, Weg und Wahrheit und je-
und Identität Europas bestimmen. nes Leben zu finden, für das Jesus Chri-
Dieses in Gott verankerte „Christli- stus, der „Menschensohn“ – als „Sohn
che Menschenbild“ ist darum zugleich (Gottes), der Mensch wurde“ – bürgt:
der als absolute Forderung vor der Ach- durch Krippe, Kreuz und Auferste-
tung der Menschenwürde und den hung.
Menschenrechten nicht ersetzbare
Schutz des Menschen vor dem Men-
schen. Wenn dieses Menschenbild fällt,
wird der Mensch dem Menschen ver-
fügbar, ist der Mensch dem Menschen
ausgeliefert und dann – wenn man vor
allem an die drei Revolutionen und die-
sen ähnlichen Ereignisse der letzten
zwei Jahrhunderte der europäischen
Geschichte denkt, deren Greuel bis in
26
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 27

Verschiedenes

Wenn Gehorsam zur Wahrheit wird


von P. Michel Beaumont

Kardinal Siri gilt noch heute bei vie- Pater Laffargue


len als feste Stütze der katholischen Or- Ein Priester, der den „Mut“ hatte, der
thodoxie und Tradition. Als er jedoch Logik des „Sirismus“ bis zum Ende zu
die Altersgrenze erreicht hatte und seine folgen, ermöglicht uns in einer Neuer-
Diözese verlassen mußte, ließ er alle Al- scheinung, die Realität der Prinzipien
täre umdrehen, schickte seine Seminari- des „Sirismus“ mit Händen zu greifen.
sten zur Umschulung in die progressi-
Pater Christian Laffargue erzählte
stischsten Institutionen, kurz: er zerstör-
seinen Lebensweg in einem Buch in
te mit eigener Hand das, was er unter so
Form eines Gesprächs mit Annie Lau-
großen Mühen bewahrt hatte. Er stützte
rent (Pour l’amour de l’Eglise, Fayard,
dieses seltsame Vorgehen auf zwei nicht
weniger erstaunliche Erwägungen: 1999). Ehemals Mitglied der Priester-
„Selbst wenn Paul VI. ein wenig ortho- bruderschaft St. Pius X., dann der Prie-
doxer Papst ist, muß man sich ihm un- sterbruderschaft St. Petrus, ist er heute
terwerfen“; „Die Neue Messe ist die Pfarrer in Fareins bei Ars. Er hat also das
Strafe Gottes für die Priester, die vor Milieu der Tradition vollständig verlas-
dem Konzil die Messe schlecht gelesen sen, auch wenn er gelegentlich noch die
haben.“ traditionelle Messe zelebriert.
Mit Bezug auf diese Maßnahmen Pater Laffargue beginnt mit den
von Kardinal Siri schlage ich vor, eine Worten: „Dieses Buch ist nicht in pole-
heute weitverbreitete Haltung „Siris- mischer Absicht geschrieben.“ Natür-
mus“ zu nennen, die darin besteht, alles lich entfernt sich der Autor oft von die-
(oder zumindest vieles) anzunehmen ser zu Beginn gefaßten guten Absicht.
aus dem „Geist der Unterwerfung“ oder Jedoch findet man neben weniger
aus Dolorismus heraus. angenehmen Seiten, sehr schöne Bemer-
Man kann den „Sirismus“ in zwei kungen über die Qualität der Ausbil-
Prinzipien zusammenfassen: 1) „Gehor- dung in Ecône, über die Persönlichkeit
sam, das ist die Wahrheit“; 2) „Leiden ist von Msgr. Lefebvre, über die Wichtig-
immer verdienstvoll“. So folgt allein keit des Latein und der Gregorianik,
aus der Tatsache, daß ich den Männern über die psychologischen Irrtümer des
der Kirche gehorche, daß ich in der neuen liturgischen Kalenders, über die
Wahrheit bin; und wenn ich darunter jeweilige (heute nicht mehr respektierte)
leide, habe ich in besonderer Weise An- Rolle der Priester und der Laien, über
teil am Kreuz Christi und erwerbe somit die Handkommunion, über die Wichtig-
Verdienste für mich und für die Kirche. keit des Tragens der Soutane, etc.
27
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 28

Verschiedenes

Ein anderer Vorteil des Buches be- bendes Prinzip das ist, was ich „Siris-
steht darin, die erschreckende „Techno- mus“ genannt habe.
struktur“ zu beschreiben, die die Kirche Nachdem er 1992 die Neue Messe in
Frankreichs erstickt und lähmt. Pater Latein und mit Gregorianik (?) ange-
Laffargue führt uns Priester und Bischö- nommen hatte, entschloß sich Pater Laf-
fe vor, die ihrer Rechte, ihrer Verant- fargue 1995, der Diözese Belley-Ars bei-
wortung und ihrer Handlungsmöglich- zutreten. Die Beschreibung des Beginns
keiten durch eingesetzte Organe be- dieses neuen Lebensabschnitts ist er-
raubt sind. Die Vorherrschaft der Pasto- schütternd: „So feierte ich am Samstag,
ralräte, der Priesterräte, der Liturgie- dem 30. September, eine große Hochzeit
gruppen, der Katechetenvereinigung in der Champagne im Ritus des hl. Pius
etc., ist einfach niederschmetternd. V., und langte am Abend bei meiner
Drei Zitate genügen: „Ich habe neuen Stellung an. Bereits am folgenden
mehrmals Msgr. Decourtray in seinem Tag, dem 1. Oktober, einem Sonntag,
Büro im erzbischöflichen Palais in Four- konzelebrierte ich mit meinem Vorgän-
vière gesehen: gelähmt, ohnmächtig, ger, der zu einer neuen Aufgabe berufen
schmerzerfüllt stand er der Opposition war, die Messe im heutigen Ritus. Ich
gegenüber“ (S. 77); „Ich sah vor meinen machte die für mich neue Erfahrung ei-
Augen die Laien, Männer und Frauen, ner Konzelebration, des Gebrauchs der
am Mikrofon einander ablösen, nicht französischen Sprache, der Anrede
Gottes mit „Du“, des Zelebrierens zum
nur um die beiden ersten Lesungen zu
Volk hin und der Handkommunion“ (S.
verrichten, sondern oft um das Kyrie
108).
anzustimmen, wobei sie Fürbitten ein-
fügten, von deren Inhalt ich erst erfuhr, Und der neue Pfarrer fügt hinzu: „Es
wenn ich sie hörte“ (S. 118); „Seit ich war schwer, wie es ein Glaubensakt
hier ankam, erlebte ich, wie jeden Mitt- manchmal ist in schwierigen Situatio-
woch Kinder und Katechetinnen das nen.“ Wehalb war das schwer? Weil in
Pfarrhaus bevölkerten, die mich höflich seinen Augen die Neue Messe noch im-
grüßten, ohne mich weiter zu beachten, mer mit schwerwiegenden Abweichun-
und mich niemals irgend etwas frag- gen vom katholischen Glauben belastet
ten“ (S. 140). ist.
„Ich leide unter dem neuen Ritus, so
wie er gefeiert wird, und ich fühle, daß
Die Prinzipien einer Evolution er von einem Geist durchtränkt ist, der
Aber lassen wir diese Details und dem katholischen Glauben zuwider-
wenden wir uns dem Wesentlichen zu: läuft“ (S. 108). „Ich bleibe dabei, daß die
Untersuchen wir im Lichte der Bestäti- Neue Messe, so wie sie an manchen Or-
gungen von Pater Laffargue die Prinzi- ten seit ihrer Einführung gefeiert wird,
pien, die der religiösen Evolution zu- einen verfälschten, doppeldeutigen, in
grunde liegen. Mir scheint, daß ihr trei- falscher Weise ökumenischen Glauben
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Verschiedenes

überträgt, der nur zu oft ganz allmäh- römischen Liturgie zu folgen, die mir
lich und unmerklich den Glauben ent- die Kirche durch ihre offiziellen Amts-
stellt oder verwässert“ (S. 108 f.). Durch träger anweist.“ (S. 115)
eine Reihe von Breschen sind die Refor- Auf der Basis dieses Gehorsams/
matoren eingedrungen, die nur darauf Wahrheit geht Pater Laffargue sogar so-
gewartet haben, um das Wesen des ka- weit, den Ecclesia Dei-Gruppierungen
tholischen Glaubens selbst anzurüh- vorzuwerfen, keinen vollkommenen
ren“ (S. 110) Gehorsam zu üben, und damit implizit
Pater Laffargue stellt demnach, was zu unterstellen, sich nicht in der vollen
die Schädlichkeit der Neuen Messe an- Wahrheit zu befinden: „Ich denke, daß
belangt, die gleiche Analyse wie wir. dieser leidende, verborgene, demütige,
Weshalb also hat er ihr gegenüber nicht unverstandene Kampf in der Kirche ge-
mehr die gleiche Haltung wie wir, war- führt werden muß und nicht nur an
um weist er sie nicht entschieden ihrem Rande, auch wenn dieser Rand
zurück? Wegen der Prinzipien des „Si- innerhalb der Legalität steht.“ (S. 108).
rismus“. Und vor allem dem ersten „Die exempten heterodoxen Gruppen,
Prinzip: „Gehorsam, das ist die Wahr- die ein reines und heiliges Opfer feiern,
heit.“ ehren sicherlich Gott, aber sie können
die Kirche nicht aufbauen, weil sie sich
dem Übel entzogen haben, das diese
Gehorsam im Leiden zersetzt. Ihr Kampf ist beeindruckend,
„Die Kirche ist die Kirche. Die Ga- bewundernswert, aber er ist bequem“
ben Gottes werden nicht zurückgefor- (S. 109).
dert. Trotz der großen Gefahren fließen Dieser letzte Satz führt uns zum
die Gnaden weiterhin und selbst ein zweiten Prinzip des „Sirismus“: „Lei-
kranker Leib bleibt der mystische Leib den bedeutet immer Verdienst erwer-
Christi.“ (S. 109). „Msgr. Lefebvre rief ben.“ Indem er einen „unbequemen“
immer den Grundsatz in Erinnerung Kampf annimmt, leidet Pater Laffargue
Salus animarum suprema lex, das Heil der und erwirbt damit Verdienste für sich
Seelen ist das oberste Gesetz. Ja, aber und die Kirche. „Indem ich akzeptiere,
nicht außerhalb der Autorität, auch diesen Ritus zu zelebrieren (der jener
wenn sie versagt“ (S. 109). „Trotz all ist, den der Papst selbst und die über-
dieser Übel ist die Kirche immer die wiegende Mehrheit des Priester auf der
Kirche und nimmt in mystischer Weise ganzen Welt gebrauchen), bin ich be-
ihre Sünden (ihre Abirrungen) auf sich, wußt wieder zur Passion der Kirche
denn Christus ist immer in ihr und gibt und zur Passion Christi zurückgekehrt,
den leidenden Mitgliedern, selbst den die in ihrer Identität selbst verletzt sind.
verirrten, immer seine Gnade“ (S. 111). Ich habe mich nicht dieser Reform an-
„Als römischer Katholik, der um seiner geschlossen, sondern sie hingenom-
Treue zu Kirche und Papst willen so men, weil Gott, wenn dieses Leiden in
viel gelitten hat, bemühe ich mich der der Kirche aufgeopfert wird, es gnädig
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Verschiedenes

aufnehmen wird, damit eine wahre li- mus“: 1) Die kirchliche Autorität favori-
turgische Reform schließlich das Licht siert oder duldet das Übel in der Kirche;
erblickt“ (S. 108). dieses Übel wird ipso facto zur Wahrheit,
Er wendet dieses Prinzip vom Pri- weil es ja von der Autorität kommt;
mat des Leidens „über den bequemen wenn ich dieses Übel aus Gehorsam an-
Kampf“ der Ecclesia Dei-Gruppen an: nehme, bin ich ipso facto in der Wahrheit
„Zahlreiche Heilige hatten durch die Christi. 2) Da ich im Innern gegen die-
kirchliche Hierarchie zu leiden, mußten ses Übel eingestellt bin, leide ich zu-
Schikanen hinnehmen und Ungerech- tiefst darunter, es aus Gehorsam ange-
tigkeiten, die den Glauben und das See- nommen zu haben; weil Leiden an sich
lenheil berührten. Man denke nur an erlösend ist, arbeite ich durch mein Lei-
Pater Pio, dem man das Beichthören den am Aufbau der Kirche. Kurz gesagt:
verbot, ihm, der die Seelen rettete wie je mehr ich die Kirche zerstöre (indem ich in
der heilige Pfarrer von Ars!“ (S. 109). ihr das Übel verbreite), desto mehr baue ich
Anders gesagt: Sie werden nicht genü- sie auf (durch mein Leiden).
gend leiden, um die Kirche aufzubau- Die theoretische und praktische Po-
en, und Sie werden nicht genügend lei- sition von uns Katholiken der Tradition
den, weil sie die schlechten Neuerun- sieht anders aus und stützt sich auf
gen nicht genügend annehmen. Die zwei gegenteilige Prinzipien: 1) „Die
Formulierungen, mit denen Pater Laf- Wahrheit steht über dem Gehorsam
fargue seinem Leiden Ausdruck gibt, und begründet ihn“; 2) „Das Übel als
sind hierfür charakteristisch: „Diese Be- solches bringt nie anderes als Übles her-
zeichnung ,Sektierer’ schmerzt mich“ vor, niemals Gutes.“
(S. 112). „Es ist für mich ein ständiger Die schlechten Neuerungen anneh-
Schmerz (sich bei der Konsekration men bedeutet direkt an der Zerstörung
nicht zu knien)“ (S. 120). „Wie soll man der Kirche mitzuwirken. Dies ist nie-
nicht gleicherweise traurig werden mals erlaubt, niemals verdienstvoll,
(über die vernachlässigte kirchliche niemals fruchtbar. Darüber hinaus gibt
Kleidung)“ (S. 120). „Es ist mir passiert, es keinen und kann es keinen legitimen
daß ich in die Falle geriet und davon Gehorsam geben, der sich gegen den
überrascht wurde, in einer übrigens
Glauben richtet oder dessen Schwä-
würdigen und frommen Zeremonie den
chung nach sich zieht. Und schließlich
Kommunikanten den Kelch reichen zu
ist ein durch Sünde, Irrtum oder
müssen, um den Zelebranten zu hel-
Dummheit verursachtes Leiden nie-
fen“ (S. 127).
mals in sich verdienstlich.
Msgr. Lefebvre charakterisierte den
Das Übel bringt weder Gutes noch Tugend „Sirismus“ durch einen vielsagenden
hervor Ausspruch: „Satans Meisterstück“. Er
Auf diese Weise erkennt man klarer führte dieses Meisterstück Satans auf
die enormen Trugschlüsse des „Siris- drei Prinzipien zurück: „Verbreitung
30
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 31

Verschiedenes

der revolutionären Prinzipien, die Satan Richtlinie zwischen den „Siristen“ und
in die Kirche eingeschleust hat, durch uns bildet: „Dies sind Worte, die man-
die Autorität der Kirche selbst“; „Die chen autoritätsverletzend erscheinen.
Kirche wird sich selbst zerstören durch Sie sind aber im Gegenteil die einzigen,
den Gehorsam“; „Satan gelingt es, jene, die die Autorität schützen und die sie
die den katholischen Glauben bewah- wirklich anerkennen, denn die Autorität
ren, durch jene verurteilen zu lassen, die kann nur für das Wahre und Gute sein,
ihn verteidigen und ausbreiten sollten.“ nicht für den Irrtum und das Laster.“
Er schloß seine Worte vom 13. Mai
1974 mit einer grundlegenden Bekräfti- (aus: Fideliter, Nr. 129, Mai/Juni 1999
gung, die gewissermaßen die trennende

50 Jahre Grundgesetz -
Die Bindung unserer Verfassung an Gott
Schluß
von Dr. Heinz-Lothar Barth

Ablehnung einer Staatskirche bedeutet Schutz für den Sonntag und die - über-
keine völlige Neutralität wiegend christlichen - Feiertage ablesen
Das Grundgesetz kennt in Anleh- (Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 139
nung an die Weimarer Verfassung (Art. der Weimarer Verfassung).
137,1, aufgenommen durch Art. 140 Letztere Bestimmung hat unlängst
GG) keine Staatskirche. Es garantiert eine brisante Aktualität erhalten: Unter
„die Freiheit des religiösen und weltan- Mißachtung des Grundgesetzes wur-
schaulichen Bekenntnisses“ (Art. 4,1 den in den neuen Bundesländern die
GG) und gewährleistet „die ungestörte Warenhäuser und Geschäfte am Sonn-
Religionsausübung“ (Art. 4,2 GG). tag geöffnet. Die Vorsitzende der Ge-
Trotzdem ist ihm der Gedanke eines ra- werkschaft Handel, Banken und Versi-
dikalen Laizismus und einer absoluten cherungen, Margret Mönig-Raane,
Neutralität fremd. Über die oben be- sprach mit Recht von einer „Verlotte-
handelten Verfassungselemente hinaus rung der Sitten“. Wenn ihre Argumenta-
läßt sich dies am grundgesetzlichen tion auch die eigentlich primäre religiö-
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September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 32

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se Komponente des ersten Tages der nung. Diese zu schützen ist aber die
Woche unberücksichtigt ließ, so trifft staatliche Aufsicht über den Religions-
die Gewerkschaftsvorsitzende nichtsde- unterricht (Art. 7,3 GG) gehalten.
stoweniger doch einen wichtigen Man wird auf Dauer der Frage nicht
Aspekt. Die „Tagespost“ referierte ihre ausweichen können, „ob nicht dem Ver-
Stellungnahme mit den Worten: „Wenn fassungsvorbehalt wenn auch verdeckt
der Sonntag zu einem Tag wie jeder an- ein Kulturvorbehalt zugrundeliegt und
dere werde, sei zu befürchten, dass die letztlich eben doch nur das Christentum
Gesellschaft noch oberflächlicher wer- den Verfassungsstaat westlicher Prä-
de. Es bleibe dann keine gemeinsame gung als Ergebnis einer jahrhunderte-
Zeit für ein Miteinander in Familien langen abendländischen Kulturent-
oder mit Freunden.“19 Man kann nur wicklung zu tragen vermag“22. Immer-
hoffen, daß sich die deutschen Gerichte hin hatte das Bundesverfassungsgericht
den Schutz unseres Grundgesetzes vor noch 1975 in seinen drei Beschlüssen
den skrupellosen Angriffen aus den zur christlichen Gemeinschaftsschule in
Kreisen von Wirtschaft und Kapital an- Baden-Württemberg, Bayern und Nord-
gelegen sein lassen. rhein-Westfalen festgehalten, daß die
Ferner ist nach unserer Verfassung Schüler „mit einem Weltbild, in dem die
der Religionsunterricht an den öffentli- prägende Kraft christlichen Denkens
chen Schulen ordentliches Lehrfach; er bejaht wird“, konfrontiert werden dür-
wird „in Übereinstimmung mit den fen. Zur Erläuterung dieser Entschei-
Grundsätzen der Religionsgemein- dung führte Karlsruhe aus: „Die Be-
schaften erteilt“ (Art. 7,3 GG). Islami- jahung des Christentums bezieht sich in
scher Religionsunterricht ist auf dem erster Linie auf die Anerkennung des
rechtlichen Boden der BR Deutschland prägenden Kultur- und Bildungsfak-
trotz verschiedener Bemühungen, auch tors, nicht auf die Glaubenswahrheit
denjenigen der Deutschen Bischofskon- und ist damit...auch gegenüber Nicht-
ferenz20, nur schwer vorstellbar. Zum christen durch die Geschichte des
einen steht angesichts heilloser Zersplit- abendländischen Kulturkreises gerecht-
terung der muslimischen Gemeinschaf- fertigt.“23 Daß freilich eine religiös ge-
ten kein einheitlicher Ansprechpartner prägte Kultur und Bildung nicht radikal
für den Staat zur Verfügung, wie er bei von dem hinter ihr stehenden Glauben
den christlichen Kirchen vorhanden abgekoppelt werden kann, scheint auch
ist.21 Zum andern bietet die Religion das Bundesverfassungsgericht anzuer-
Mohammeds, sofern der Koran von den kennen, wenn es innerhalb des zitierten
Gläubigen, wie dies bei den sog. „Fun- Satzes „in erster Linie“ sagt und damit
damentalisten“ oder „Islamisten“ ge- zumindest weiterreichende Neben-
schieht, ernst genommen und nicht aspekte nicht völlig ausschließt. Nicht
nach liberalen Vorgaben verkürzt wird, einmal gegen das christliche Schulgebet
keinerlei Gewähr für die Achtung der an bekenntnisfreien Schulen, und zwar
freiheitlich-demokratischen Grundord- auch außerhalb des Religionsunter-
32
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 33

Verschiedenes

richts, hatte das Bundesverfassungsge- ein wesentlicher Bezugspunkt, denn das


richt ehedem etwas einzuwenden ge- öffentliche Leben hat nur im Hinblick
habt, sofern jenes nur überkonfessionell auf das Engagement für die anderen ei-
formuliert und jedem, der nicht teilneh- nen Sinn.“27 Der „Corriere della Sera“
men möchte, das Fernbleiben in zumut- kommentierte: „Ein Atheist, der von der
barer Weise ermöglicht werde.24 Man Bedeutung des Glaubens überzeugt ist,
staunt, wenn man so etwas zur Kennt- kann nützlicher sein, als zahlreiche Ka-
nis nimmt, nachdem wir uns schon tholiken, die an nichts glauben.“28 Ja,
mehr oder minder an das berühmt- ein demokratischer Staat bedarf in ge-
berüchtigte Kruzifix-Urteil des höchsten wisser Weise sogar noch mehr als alle
deutschen Gerichts aus der jüngsten anderen Staatswesen der Ausrichtung
Vergangenheit gewöhnt haben! auf Gott und seinen heiligen Willen.
Diese Einsicht begründete der französi-
sche Katholikenführer Graf Montalem-
Der demokratische Staat braucht Gott bert, den man den Liberalen zurechnet,
Joseph Bernhart, ein - bei aller geisti- auf dem ersten belgischen Katholiken-
gen Größe, die ihm eignet - partiell so- kongreß in Mecheln 1863 mit den weg-
gar modernistischem Gedankengut ver- weisenden Worten: „Je mehr man De-
pflichteter katholischer Publizist25, be- mokrat ist, desto mehr muß man Christ
tonte im Jahre 1960 geradezu be- sein, weil nur die glühende und tatkräf-
schwörend, wie sehr jedes Staatswesen, tige Verehrung des menschgewordenen
so es Bestand haben soll, auf die Aner- Gottes das unentbehrliche Gegenge-
kennung christlicher Grundlagen ange- wicht gegen die andauernde Hinnei-
wiesen ist. In diesem Zusammenhang gung der Demokratie zur Selbstanbe-
zitierte er einen Satz des bekannten de- tung des Menschen ist, der sich für ei-
mokratischen Kritikers der Demokratie nen Gott hält.“29
Alexis de Tocqueville: „Gläubige Völker Genau am letzteren Phänomen
werden groß, ungläubige, zumal demo- krankt unsere Gesellschaft. Wieviele
kratisierte, gehen unter“.26 Es ist dies Mitmenschen pflegen heute - oft mehr
dieselbe Einsicht, die schon der Psalmist unbewußt als wirklich reflektiert und
mit den Worten wiedergibt: „Nisi Domi- nicht selten vielleicht mangels besseren
nus custodierit civitatem, frustra vigilat, Wissens sogar nahezu schuldlos - ein
qui custodit eam“ („Wenn nicht der „prometheisches“ Selbstbewußtsein der
Herr die Stadt behütet, wacht der ver- Art, wie es der russische Philosoph Pa-
geblich, der sie behütet“, Ps. 126/127, 2). wel Florenski beschrieben hat: „Ich
Selbst ein (ehemaliger?) Kommunist wie leugne Gott nicht, aber ich, ein Mensch,
der italienische Ministerpräsident D’A- bin auch ein Gott, und ich möchte über
lema äußerte im Zusammenhang mit mich selbst bestimmen...denn Prome-
seinem Besuch beim Papst Anfang des theus und die Titanen empfand ich von
Jahres 1999: „Für jeden, der sich im öf- Kindheit an als zu mir gehörig.“30 An der
fentlichen Leben engagiert, ist Christus Durchsetzungskraft des Prometheus der
33
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Verschiedenes

alten Sagen mangelt es freilich dem mo- die in der Gefahr steht, totalitäre For-
dernen „Softi“. Da ist er schon eher ei- men anzunehmen. Der Staat erstickt
ner anderen antiken Mythengestalt gei- jetzt schon im Bürokratismus. Falsche
stig verwandt, nämlich dem weichli- Gleichheit und grenzenlose Freiheit zer-
chen, selbstverliebten und ganz auf sich stören Recht und Ordnung. Ein rück-
fixierten Narziß, so wie ihn Robert sichstloses Emanzipationsstreben läßt
Walser in seinen Versen vorstellt: „Ich keinen Raum mehr für die Bewahrung
bin die Sonne, die mich wärmt/ Ich bin und Pflege jener ethischen Grundsätze,
das Herz, das mich so liebt/ das so ver- die für eine Gesellschaft unabdingbar
gessen hin sich giebt/ das sich um sei- sind.
nen Liebling härmt.“31 Ebenso wichtig für die Erkenntnis
eines schwer krankhaften Zustandes
unseres Gemeinwesens sind die Beiträ-
Verlust der christlichen Grundwerte
ge zu einem Buch mit dem Titel „Werte-
Was wundert es einen, wenn man wandel - Rechtswandel, Perspektiven
die Mentalität einer so großen Zahl heu- auf die gefährdeten Voraussetzungen
tiger Menschen betrachtet, daß die unserer Demokratie“, die durchweg auf
christlichen Fundamente unseres einem hohen Reflexionsniveau angesie-
Staatswesens, die für sein Überleben vi- delt sind. Für diesen Vorzug garantie-
tal notwendig sind, mehr und mehr ren die Autoren, unter denen sich illust-
durch die politische Praxis der letzten re Namen wie Josef Isensee, Steffen
Jahre beiseitegeräumt wurden?32 Diese Heitmann, Rupert Scholz und Nikolaus
Klage wird keineswegs nur von christli- Lobkowicz befinden.34 Nach den Ana-
chen „Fundamentalisten“ erhoben, wie lysen dieses Buches ist nicht nur der für
man sich heute auszudrücken pflegt. jede Gemeinschaft notwendige Konsens
Konrad Adam hat in seinem Buch „Die über zentrale ethische Grundsätze ver-
Republik dankt ab - Die Deutschen vor lorengegangen oder schwindet zumin-
der europäischen Versuchung“33 eine dest immer stärker, sondern der Staat
schonungslose Analyse des Zustands steht sogar in der Gefahr, seine Rechts-
unseres Staates am Vorabend seines sicherheit einzubüßen - eines der zwei-
Aufgehens in einer europäischen Ord- fellos fundamentalsten Güter jedes ge-
nung vorgelegt: Das Gemeinwohl tritt ordneten Zusammenseins von Men-
mehr und mehr in den Hintergrund. schen. Symptome dieser Entwicklung
Das demokratische System verkommt sind für jeden sichtbar mehrere Urteile
zu einer Oligarchie der Parteien, die des Bundesverfassungsgerichts, die
sich hemmungslos selbst bedienen. schon von ihrem Begründungstenor her
Wirtschaftliche Interessen bestimmen die Einsicht in bestimmte Grundlagen
weitgehend politisches Denken und unserer Rechtsstaatlichkeit vermissen
Handeln. Staatliche „Fürsorge“ ersetzt lassen.
Selbstverantwortung, die Folge ist eine Zum Abschluß dieses Themenkrei-
immer stärker ausufernde Kontrolle, ses soll Steffen Heitmann mit einigen
34
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 35

Verschiedenes

Der parlamentari-
sche Rat diskutiert
über das Grundge-
setz

Sätzen aus seinem Beitrag zum zuletzt lassen, wie eine grenzenlose, von Gott
genannten Buch zu Wort kommen. Mit gelöste Freiheit in grenzenloser Despo-
besonderer Klarheit faßte er das sich lei- tie endet; die geradezu visionären Bil-
der von Jahr zu Jahr deutlicher abzeich- der, die der begnadete Erzähler uns
nende Übel bei der Wurzel: „Die Wur- voführt, sollten ja dann später im athei-
zeln unserer Gesellschaft, unserer Kul- stischen „realen“ Sozialismus be-
tur liegen im christlichen Glauben...Die drückende Wirklichkeit werden.36
Menschen werden die sieben zwi-
Dieser Zustand war die notwendige
schenmenschlichen Gebote nur dann
Folge einer Ideologie, die glaubte, der
auf Dauer halten, wenn sie sie aus den
Mensch könne alles selbst in die Hand
ersten drei Geboten verstehen und deu-
ten. Die verfassungsrechtlich garantier- nehmen und sich dann ein irdisches Pa-
te ‘Würde des Menschen’ ist nur ver- radies schaffen: Nichts mehr sollte ihm
ständlich vor dem Hintergrund der bib- schicksalhaft vorgegeben sein (Proud-
lischen Aussage von der Gottebenbild- hon37). Bis zu einem solchen Maß an
lichkeit des Menschen. Nur die Verant- Realitätsferne hatte man sich gesteigert,
wortung vor einer außermenschlichen daß man selbst die Verkehrsunfälle in
transzendenten Größe erklärt die Ein- der künftigen idealen Gesellschaft prin-
haltung zwischenmenschlicher Regeln zipiell für vermeidbar hielt (Alexander
auf Dauer.“35 Es ist dies im Grunde ge- Fadejew38), ja davon überzeugt war, als
nommen dieselbe Einsicht, die im vori- Endstadium den Tod wenigstens so lan-
gen Jahrhundert Dostojewskij in seinem ge aufhalten zu können, wie man es per-
Roman „Die Dämonen“ hat darstellen sönlich wünsche (Trotzkij39)!
35
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 36

Verschiedenes

Doch machen wir uns als Glieder experimentieren, der für sein Original
unserer westlichen Gesellschaft über als Ersatzteillager zur Verfügung stehen
solchen sozialistischen Unfug nicht lu- soll! Hier bahnen sich auf verschiede-
stig. Denn Heitmanns Worte sind nicht nen Ebenen Entwicklungen an oder
ohne Grund gerade an uns gerichtet. sind sogar schon recht weit gediehen,
Selbst ein Liberaler wie der Verfas- die einem verantwortungsbewußten
sungsrechtler Ernst-Wolfgang Böcken- Menschen, selbst wenn er nicht Christ
förde erkannte das tiefe Dilemma unse- ist, Angst und Schrecken einjagen. Um-
rer Situation: Wenn man nur auf die berto Eco, sicher nicht dem „fundamen-
Freiheit im neuzeitlichen Sinn des Wor- talistisch-katholischen Lager“ zuzu-
tes setzt, so vermag eine solchermaßen rechnen, äußerte in einem solchen Zu-
freie Gesellschaft nicht die Vorausset- sammenhang die Befürchtung, daß die
zungen zu erzeugen, die ihre Existenz moderne Welt nicht einen steten Zu-
überhaupt erst gewährleisten. Ja wachs an Freiheit bringe, sondern ganz
Böckenförde gab zu, daß sie dazu ten- im Gegenteil zu Unterwerfungsverhält-
dieren kann, jene unablässig abzubau- nissen größten Ausmaßes hindränge.42
en!40 Hier liegt auch der Grund, warum
nicht wenige deutsche Politiker unter-
schiedlicher Couleur auf die Religions- Die Lehre der Päpste
institutionen unabhängig von deren In einem Abschnitt seiner neuen En-
Wahrheitsgehalt setzen: Jene sollen be- zyklika „Fides et ratio“ kommt auch Jo-
stimmte Grundwerte schützen helfen, hannes Paul II. noch einmal auf die Ge-
die der Staat nicht vermitteln will oder fahren zu sprechen, die einer gottlosen
kann.41 Freilich dürfen sie nicht zu sehr Gesellschaft drohen. Dabei greift er auf
auf ihren Prinzipien bestehen. Deshalb Gedanken zurück, die er schon in sei-
muß man sie in gewisser Weise neutra- nem Rundschreiben „Evangelium vi-
lisieren, z.B. indem man die Katholische tae“ vorgestellt hatte. Der Heilige Vater
Kirche in ein unmoralisches System wie verweist sogar auf die Grenzen einer
die Vergabe von Bescheinigungen ein- Demokratie, die auf einem Mehrheits-
gliedert, mit denen dann ein ungebore- prinzip basiert, das naturrechtliche Vor-
nes Kind rechtmäßig oder zumindest gaben nicht mehr anerkennt: „Von nicht
straffrei getötet werden darf! Wer beim geringeren Gefahren kündet der Prag-
Schutz des ungeborenen Menschen matismus, eine für diejenigen typische
nachgibt, wird irgendwann auch den Denkhaltung, die es in ihren Entschei-
des alten Menschen nicht mehr respek- dungsprozessen ausschließen, auf theo-
tieren. Wenn das menschliche Leben retische Überlegungen zurückzugreifen
aber nichts mehr gilt, dann können oder auf ethische Prinzipien gestützte
auch jene modernen Super-Frankenstei- Bewertungen vorzunehmen. Die prakti-
ne zum Zuge kommen, die heute schon schen Folgen aus dieser Denkrichtung
- mehr im Geheimen als in der Öffent- sind beträchtlich. Insbesondere hat sich
lichkeit - mit dem geklonten Menschen ein Demokratieverständnis durchge-
36
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Verschiedenes

setzt, das den Bezug zu wertorientierten „geoffenbarten Wahrheiten („verità ri-


und deshalb unwandelbaren Grundla- velate“), erkennt das II. Vatikanum und
gen unberücksichtigt läßt: Die Zulässig- in seiner Kontinuität Papst Johannes
keit beziehungsweise Unzulässigkeit ei- Paul II. aber nur noch das erste an. Das
nes bestimmten Verhaltens entscheidet zweite ist der traditionswidrigen Lehre
sich auf Grund des Votums der parla- von der absoluten religiösen Neutralität
mentarischen Mehrheit. Welche Konse- des Staates zum Opfer gefallen (Digni-
quenzen ein solcher Ansatz hat, liegt auf tatis humanae 3), die so nicht einmal das
der Hand: Die großen moralischen Ent- Grundgesetz kennt, wie dessen Präam-
scheidungen des Menschen werden in bel zeigt. Wer aber die letztere Basis be-
Wirklichkeit den Beschlüssen unterge- wußt vollkommen ausklammert, kann
ordnet, die nach und nach von den in- konsequenterweise auch auf die erste
stitutionellen Organen an sich gezogen nicht mehr zuverlässig bauen.47
werden.“43
Pius XII., bekanntlich aufgrund der (Teil II der erweiterten Fassung des Bei-
negativen Erfahrungen mit autoritären trags aus der Kirchlichen Umschau Nr.
bzw. totalitären Regierungsformen ein 3/99)
Befürworter der Demokratie (ohne frei-
lich andere Staatsformen als unkatho- Anmerkungen
lisch auszuschließen44), hatte, um einen
solchen Mißstand abzuwehren, mit 19 Artikel „Empörung über Sonntags-Öffnung. Deut-
sche Bischofskonferenz: Im Grundgesetz veran-
Recht in seiner berühmten Radioanspra-
kerter Sonntagsschutz mit Tricks ausgehebelt“,
che zu Weihnachten 1944 gemahnt: „Ei- DT vom 3. August 1999, S. 1
ne gesunde Demokratie, aufgebaut auf 20 Siehe Artikel „Bischofskonferenz ist für Islam-Reli-
den unveränderlichen Grundsätzen des gionsunterricht“ in der DT vom 23.1.1999.
Naturgesetzes und den geoffenbarten 21 Dieser Mangel hatte z.B. die Berliner Verwaltung
Wahrheiten, wird entschieden Stellung dazu veranlaßt, sich zu weigern, die „Islamische
nehmen gegen jene Verderbnis, die der Föderation“ als Religionsgemeinschaft für den Be-
staatlichen Gesetzgebung eine zügel- reich der Schule zuzulassen, siehe Art. „Revision
im Streit um Islamunterricht“, FAZ vom 21. Juli
und grenzenlose Macht zuerteilt und
1999, S. 4.
die aus der demokratischen Staatsform, 22 So Christian Hillgruber, Der deutsche Kulturstaat
trotz des gegenteiligen trügerischen und der muslimische Kulturimport. Die Antwort
Scheins, einfachhin ein absolutistisches des Grundgesetzes auf eine religiöse Herausfor-
System macht.“45 derung, in: Jahres - und Tagungsbericht der Gör-
res-Gesellschaft 1998, 112. Zur Frage des fehlen-
Von den beiden hier geforderten
den Ansprechpartners auf muslimischer Seite sie-
Fundamenten einer wahren Demokra- he a.O. 108.
tie, den „unveränderlichen Grundsät- 23 Zitat nach Hillgruber a.O. 113.
zen des Naturgesetzes“ („immutabili 24 Handbuch des Verfassungsrechts der Bundesre-
principi della legge naturale“ heißt es publik Deutschland, hg. von E. Benda, W. Maiho-
im italienischen Original46) und den fer und H.-J. Vogel, Berlin 19942, 1441 f.
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Verschiedenes

25 Siehe jetzt Gerhard Schuder, Das moderne ka- 37 Günter Rohrmoser, Der Ernstfall - Die Krise unse-
tholische Lutherbild - Wird ganz Deutschland pro- rer liberalen Republik, Frankfurt/Berlin 1995, 46
testantisch? Kap. Joseph Bernhart, Vertreter des 38 Joachim Fest, Die schwierige Freiheit - Über die
deutschen Irenismus im Gefolge von Leibniz und offene Flanke der offenen Gesellschaft, Berlin
Sailer, Durach 1998, 49-53. Schuder hätte freilich 1993, 54 f. Fadejew antwortete so, als der Italie-
bei der Erwähnung der Clandestinehe des Prie- ner Ignazio Silone auf dem Moskauer Schriftstel-
sters Bernhart anmerken sollen, daß dieser lerkrongreß von 1934 fragte, was die Partei der
Schritt trotz allem nicht zu dessen Bruch mit der Frau eines Genossen zum Trost sagen werde, der
Kirche geführt hat. Vielmehr verfaßte Bernhart ei- bei einem Straßenbahnunglück ums Leben ge-
ne ganze Reihe von Werken, die noch heute kommen sei.
wertvoll sind. Dieser Aspekt dürfte bei einer aus- 39 Rohrmoser, Der Ernstfall 50
gewogenen Gesamtwürdigung der Person Bern- 40 Fest, Die schwierige Freiheit 32 f.
harts nicht vernachlässigt werden. 41 „Der Staat sieht in den Kirchen keine Heilsanstal-
26 Philosophischer Aspekt der demokratischen Kri- ten, sondern vorrangig Moralagenturen“ schrie-
sis, Aus der Antwort auf eine Enquête der Unesco ben die protest. Theologen Friedrich Wilhelm Graf
zum Problem der Demokratie, in: Tragik im Welt- und Stephan Schleissing in ihrem Beitrag „Es gibt
lauf, hg. von M. Weitlauff, Weißenhorn 1990, 253. eine Zeit zum Streit - Wo ist nach der Schein-De-
27 Interview mit dem kath. Fernsehsender „Telepa- batte noch Platz für Moral? (FAZ 7. Juli 1999).
ce“, zit. nach: Geschafft: Peppone kam jetzt als 42 Fest, Die schwierige Freiheit 33
Staatsgast in den Vatikan, DT vom 14.1.1999, S.3 43 „Fides et ratio“ (Nr. 89), gegeben am 14. Sept.
28 Zitat ebenfalls nach DT (s. vorige Anmerkung). 1998, Zitat nach der deutschen Übersetzung in
29 Zitat nach: Karl Buchheim, Ultramontanismus und der DT (17. Okt. 1998, 18).
Demokratie - Der Weg der deutschen Katholiken 44 Vgl. Verf., Keine Einheit ohne Wahrheit! Bd. I,
im 19. Jahrhundert, München 1963, 125 Stuttgart 19992, 127
30 Meinen Kindern. Erinnerungen, Aus dem vierten 45 A.F.Utz-J.F.Groner, Aufbau und Entfaltung des
Teil Religion; Zitat nach: Mythos Prometheus - gesellschaftlichen Lebens - Soziale Summe Pius
Texte von Hesiod bis René Char, hg. von W. XII., Bd. II, Freibg./Schw. 19622, Nr. 3487, S. 1780
Storch und B. Damerau, Leipzig, 19982, 124 f. f. Zum richtigen Verständnis der Ansprache siehe
31 Aus dem Gedicht „Liebe“, Zitat nach: Mythos Nar- Robert Leiber SJ, Pius XII. +, Stimmen der Zeit
ziß - Texte von Ovid bis Jacques Lacan, hg. von 163/1958-59, 91. Die Ausführungen Pius’ XII. wer-
A.-B. Renger, Leipzig 1999, 143. den heute manchmal fälschlich als angeblicher
32 Jürgen Blänsdorf (Das Naturrecht in der Verfas- Freibrief der Katholischen Kirche für ungeordnete
sung - Von Ciceros Staatstheorie zum modernen staatliche Verhältnisse reklamiert, wie wir sie in
Naturrechtsdenken, in: H.-J. Glücklich [Hg.], La- vielen westlichen Demokratien mittlerweile leider
teinische Literatur, heute wirkend, Bd. II, Göttin- mehr und mehr antreffen.
gen 1987, 39) konstatiert einen deutlichen Rück- 46 AAS 37/1945, 17
gang des Naturrechtsdenkens seit den sechziger 47 Vgl. Verf., Keine Einheit ohne Wahrheit! 134-136
Jahren.
33 Berlin 1998 (Alexander Fest Verlag), 240 S.
34 Gräfelfing 1997 (Resch-Verlag), 190 S.
35 a.O. 48
36 Siehe die Kurzcharakterisierung des Romans in:
Gisbert Kranz, Europas christliche Literatur von
1500 bis heute, München-Paderborn-Wien 1968,
280 f.

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Liturgischer Kalender
September
1.9. Mittwoch Wochentag (Ged. d. hl. Ägidius u. d. hl. Zwölf Brüder)
2.9. Donnerstag Fest d. hl. Stephan, König von Ungarn (3. Kl.)
3.9. Freitag Fest d. hl. Pius X. (3. Kl., in der Priesterbruderschaft
St. Pius X. 1. Kl.)
4.9. Samstag Mariensamstag
5.9. Sonntag 15. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
6.9. Montag Wochentag
7.9. Dienstag Wochentag
8.9. Mittwoch Fest Mariä Geburt (2. Kl.) (Ged. d. hl. Hadrian)
9.9. Donnerstag Wochentag (Ged. d. hl. Gorgonius)
10.9. Freitag Fest d. hl. Nikolaus von Tolentino (3. Kl.)
11.9. Samstag Mariensamstag
12.9. Sonntag 16. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
13.9. Montag Wochentag
14.9. Dienstag Fest Kreuzerhöhung (2. Kl.)
15.9. Mittwoch Fest der Sieben Schmerzen Mariens (2. Kl.)
16.9. Donnerstag Fest d. hll. Cornelius u. Cyprian (3. Kl.) (Ged. d. hll.
Euphemia, Lucia u. Geminianus)
17.9. Freitag Fest d. hl. Hildegard (3. Kl.) (Ged. d. Stigmatisierung
d. hl. Franz von Assisi)
18.9. Samstag Fest d. hl. Josef von Cupertino (3. Kl.)
19.9. Sonntag 17. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
20.9. Montag Wochentag (Ged. d. hl. Eustachius und Gefährten)
21.9. Dienstag Fest d. hl. Matthäus, Apostel und Evangelist (2. Kl.)
22.9. Mittwoch Quatembermittwoch (2. Kl.) (Ged. d. hl. Thomas von
Villanova)
23.9. Donnerstag Fest d. hl. Linus
24.9. Freitag Quatemberfreitag (Ged. Mariä v. d. Erlösung der Ge-
fangenen)
25.9. Samstag Quatembersamstag (2. Kl.) (Ged. d. hll. Cyprianus und
Justina) (Schweiz: Fest d. hl. Niklaus von Flüe, 1. Kl.)
26.9. Sonntag 18. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
27.9. Montag Fest d. hll. Cosmas und Damian (3. Kl.)
28.9. Dienstag Fest d. hl. Wenzeslaus und d. hl. Lioba (3. Kl.)
29.9. Mittwoch Fest d. Einweihung der Kirche des hl. Erzengels
Michael (1. Kl.)
30.9. Donnerstag Fest d. hl. Hieronymus (3. Kl.)
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.15/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall 06321/32260
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleinwallstadt Kapelle Hl. Judas Thaddäus 63839, St.-Jud.-Thadd.-Weg 1 06321/32260 8.00, 10.00 bzw.
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg siehe Kleinwallstadt
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00
9.00 bzw. 18.00 Kochendorf
9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.15/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta, Siedlung Nr. 142


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
8.00, 10.00 bzw. 16.00 (bitte anfragen)
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)

7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 15 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9501, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,
42
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten
43
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 44

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

44
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 45

Meßzeiten sonntags/werktags
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

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September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 46

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999

Deutschland
8.-13. September Oberstdorf Männer
4.-9. Oktober Diestedde Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling
46
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 47

Vorträge in St. Athanasius Hattersheim


Freitag, 15. Oktober Kirche und Nationalsozialismus
Kollaboration oder Widerstand?
H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz

Freitag, 12. November Die Erbsünde


H.H.P. Bernhard Zaby

Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. errichtet in Weihungszell,


in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Seniorenheim St. Josef drei

Senioren-Wohnungen
zu jeweils ca. 55/60 qm Wohnfläche mit
WZ, SZ, Küche, Diele, Bad/WC und Balkon/Terrasse.
Interessenten sollten bereit sein, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Eine
Verrechnung kann über die Miete erfolgen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


Priorat St. Athanasius
Stuttgarter Straße 24
70469 Stuttgart

Aus unserem Bücherangebot

Kurze kritische Untersuchung des neuen „Ordo Missae“


der Kardinäle Ottaviani und Bacci 2,00 DM
Meaßen, Neuer Meßritus und die Zerstörung der Kirche 3,50 DM
Simoulin, Das unauffindbare Schisma 3,00 DM
Schmidberger, Der Glaube – gestern, heute, morgen 9,00 DM
Schmidberger, Das katholische Priestertum 1,00 DM
Lefebvre, Die Luthermesse 2,00 DM

47
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 48

Neuerscheinung

P. Gérard Mura
Fatima – Rom – Moskau
Brosch., 78 Seiten

Ein Vortrag über die Bedeutung der Verehrung


des Unbefleckten Herzens Mariens und der Wei-
he Rußlands für unsere Zeit.

Georg May
Die Sendung der Kirche
Brosch., 128 Seiten

In drei großen Hauptkapiteln stellt Professor


May der ureigenen Sendung der Kirche die ak-
tuelle Situation gegenüber. Dabei werden kon-
krete Beispiele und Akteure deutlich beim Na-
men geannnt.

Mann & Frau


in der Schöpfungsordnung Gottes
Brosch., 80 Seiten

Vorträge über das Wesen der Geschlechter von


P. Michael Wildfeuer, Schwester Maria Michaela
Metz und Inge Thürkauf, gehalten beim Bonner
Studenten- und Jungakademikertreffen

Erhältlich an den Schriftenständen oder direkt am Distriktsitz Stuttgart (D)

48
September 99 21.08.1999 14:34 Uhr Seite 49

Aus unserem Kassettenangebot

Ärztetagung 35,-
Der blinde Pfarrer von Bickesheim 5,-
Fischlin, Prälat Robert Mäder 12,-
Laroche, Die christliche Keuschheit 13,-
Lorber, Das dritte Geheimnis von Fatima 8,-
Mörgeli, Fatima – Unsere Hoffnung 12,-
Trutt, Was Jesus von Seinen Jüngern erwartet 12,-
Trutt, Karl Leisner. Ein Jugendapostel 12,-
Rösler, Weltbevölkerungspolitik in kritischer Beleuchtung 8,-
Schmidberger, Die Kirche in den Ländern des Ostens 13,-
Schmidberger, Katharina Tangari – Apostolat 11,-
Schmidberger, Verschwörung in der Kirche 10,-
Wilhelm, Die katholische Gesellschaftsordnung 8,-


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
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Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 9

Vorwort

Dokumentation

Gehen die Ecclesia Dei-Gemein-


schaften zur Neuen Messe über?......1

Aus der Priesterbruderschaft

„Hilf, Herr, denn der Fromme


stirbt aus“ ............................................6

„Sehr befremdet“ ..............................10

Feierliche Primiz in Prag..................11

Vierte theologische Sommer-


akademie in Schönenberg ................13

„Priesterin“ von „Traditionalisten-


bischof“ geweiht?..............................18

Verschiedenes

Du sollst dir kein Bildnis machen ..19

Der verschwiegene Gott ..................22

Wenn Gehorsam zur Wahrheit


wird ....................................................27

50 Jahre Grundgesetz (Schluß)........31

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


Liebe Freunde und Wohltäter,

die Christen der Antike wurden durch zahlreiche Gerüchte verleumdet: sie kä-
men angeblich nachts an geheimen Orten zusammen, um Greuel zu veranstalten,
die unerhört seien. Man erzählte von Kinderopfern und vom Trinken von Blut, von
Ausschweifungen und Lastern. Diesen Gerüchten lag zugrunde, daß die Heiden oft
nur sehr ungenau von der christlichen Lehre unterrichtet waren und daß sie für das
Unverstandene und Unerklärbare diejenige Erklärung heranzogen, die sie für die
wahrscheinlichste hielten: es handle sich um eine Sekte, die das Böse kultiviere.
Gegen eine gewisse Art von Verleumdungen kann man sich nur dadurch wehren,
daß die Kennzeichen der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche
sichtbar dargestellt werden. Die Kennzeichen der Kirche sind die getreue Überlie-
ferung der Lehre und die Reinheit der Lebensführung. So wie diese beiden Dinge
die ersten Christen kennzeichneten, so sind sie durch alle Zeiten hindurch die Un-
terscheidungsmerkmale für die wahre Kirche: Lehre und Lebensführung. Man be-
merke wohl, daß es beides braucht. Die Lehre allein ohne die entsprechende Le-
bensführung bleibt unfruchtbar, ohne Überzeugungskraft, ja letztlich pharisäerhaft.
Eine sittlich hochstehende Lebensführung ohne Glaube aber dürfte auf die Dauer
nicht möglich sein. Der Absturz der christlichen Gesellschaft in Materialismus und
Naturalismus spricht in dieser Hinsicht Bände.
Oft wird die Bruderschaft in der Presse als „extrem“ dargestellt. Dies zielt genau
in die Richtung der antiken Diffamierung: eine ganze Gruppe von Gläubigen als
„böse Sekte“ darzustellen, ohne daß Genaueres und sachlich Faßbares bekannt wür-
de. Sachliche Auseinandersetzungen finden nicht statt, der theologische Standpunkt
von Erzbischof Lefebvre wird gar nicht diskutiert. – All diesen Anschuldigungen
und Verdächtigungen sei entgegengehalten: An ihren Werken werdet ihr sie erken-
nen. Und : Prüfet die Geister! Es sei noch einmal erinnert: Die Reinheit der Lehre
und des Lebens sind die Kennzeichen echten Christentums. Daran sollte man auch
diejenigen messen, die Anfeindungen vortragen.

Stuttgart, 17. September 1999


Pater Markus Heggenberger
Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Das katholische England – die lebendige


Flamme
von Jean-Pierre Dickès

Ich möchte mit meinen persönlichen rer englischen Freunde, derartige Mas-
Erinnerungen beginnen. 1973 mußten sen zu mobilisieren, kehrte ich zurück.
wir uns in Frankreich für die Freude, ge- Erst lange Jahre später habe ich bezüg-
legentlich an einer Messe nach dem tra- lich dieser Versammlung eine außeror-
ditionellen Ritus teilnehmen zu können, dentliche Tatsache erfahren, die mir da-
noch abmühen. Die Priesterbruder- mals nicht bekannt war: zwischen zwei
schaft St. Pius X. steckte in der Schweiz Löwen am Fuß der Nelson-Säule am
noch in den Kinderschuhen. Außerdem Trafalgar Square las an jenem Tag Pater
waren wir gerade dabei zu versuchen, Morgan, der erste in der Priesterbruder-
die Franzosen zu mobilisieren, um die schaft St. Pius X. (1971) geweihte Prie-
Legalisierung der Abtreibung zu ver- ster vor einigen Tausend Gläubigen die
hindern, die unglücklicherweise wenig traditionelle Messe.
später durch die Annahme des Gesetzes Nicht zufrieden mit dem Kampf ge-
Giscard-Chirac-Veil vollzogen wurde. gen die Abtreibung, hatten unsere engli-
Im Rahmen dieser letztgenannten schen Freunde zu jener Zeit einen klei-
Angelegenheit war eine französische nen Vorsprung, was die Verteidigung
Delegation nach Hyde Park (London) der katholischen Tradition anbelangte.
eingeladen worden, um an einer großen Das gibt ihnen die Berechtigung, mit ty-
Versammlung zur Verteidigung des un- pisch britischem Humor zu behaupten,
geborenen Kindes teilzunehmen. England sei „die älteste Tochter der Tra-
Als Repräsentant der Organisation dition“. Und daran ist etwas Wahres.
„Ärzte, die das menschliche Leben re- Aber um dies zu verstehen, ist ein Blick
spektieren“ hielt ich im Namen der in die englische Kirchengeschichte
Franzosen eine fünfminütige Rede nötig.
(denn ich war nicht der einzige Redner)
vor 100 000 Briten aller Konfessionen, Die anglikanische Revolution
unter denen sich eine ganze Anzahl 1534: König Heinrich VIII. von Eng-
Bischöfe befanden, kenntlich an ihrer land gründete seine eigene Kirche, die
Soutane und ihrem violetten Zingulum anglikanische Kirche, denn Papst Kle-
(ihre französischen Amtsbrüder glänzen mens VII. verweigerte die Anerkennung
bei derartigen Veranstaltungen im allge- seiner Scheidung von Katharina von
meinen durch Abwesenheit). Aragon. Heinrich sperrte seine Frau bis
Beeindruckt von der Fähigkeit unse- zu ihrem Tode ein.
1
Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Die Gründung einer Kirche auf- ten auswärtiger Mächte geduldet. Die
grund des politischen Ehrgeizes und zahlreichen Missionare, meist Jesuiten,
der sexuellen Gelüste eines einzigen die aus Frankreich kommen, wurden im
Mannes könnte lächerlich wirken, wenn allgemeinen gevierteilt.
dieser Akt nicht durch drei Jahrhunder- Und doch blieben zahlreiche Famili-
te hindurch grausame Verfolgungen für en auch weiterhin im geheimen dem ka-
die Katholiken nach sich gezogen hätte. tholischen Glauben treu. Messen wur-
Wolsey, der in Ungnade gefallene Kanz- den heimlich auf bestimmten Schlös-
ler des Königs, tat auf dem Sterbebett sern gelesen, wo sich noch bis in unsere
den berühmten Ausspruch: „Hätte ich Tage „the priest’s hole“ (das Versteck
doch meinem Gott genauso gut gedient des Priesters) erhalten hat. Viele Katho-
wie meinem König!“ Sein Nachfolger, liken verließen jedoch ihre Heimat,
Thomas More, lehnte das Schisma ab: er denn sie hatten keine Möglichkeit mehr,
wurde enthauptet, ebenso John Fisher, dort ein öffentliches Amt zu bekleiden,
Erzbischof von Canterbury. die anglikanische Religion war dafür
Die katholische Religion wurde nach Voraussetzung. Die Schotten nahmen in
und nach verboten. Die katholisch ge- fremden Ländern Kriegsdienst.
bliebenen Kirchen wurden zerstört. Die
Orden verschwanden. Die Mönche er- Die Emanzipation
litten das Martyrium. Viele dieser Mär- Auch wenn sich die Verfolgung, be-
tyrer wurden heiliggesprochen. Sie sind sonders seit der Französischen Revolu-
nun die Patrone vieler Kirchen in Eng- tion (in England fanden Tausende fran-
land. Um die Rückkehr zur katholi- zösischer Priester Asyl), sich langsam
schen Religion endgültig zu verhin- abschwächte, dauerte es noch bis 1829,
dern, sieht das Gesetz vor, daß ein ka- bis die Katholiken ihren Gottesdienst
tholischer Thronerbe automatisch sein öffentlich feiern durften (catholic emanci-
Recht auf die Nachfolge verliert. pation). Die Kirchen wurden also wieder
In Schottland verbreitete zur selben errichtet. Ab 1833 entstand im Schoß
Zeit John Knox den Calvinismus mit der anglikanischen Kirche die Oxford-
Feuer und Schwert – gegen den Willen Bewegung, die dem Katholizismus na-
der schottischen Krone, in dem Fall der hestand und die Riten, die Sakramente
Königin Maria Stuart, die später von und die Heiligenverehrung wieder auf-
Elisabeth I., der zweiten Tochter Hein- nahm. Ihre Gallionsfigur war Newman,
richs VIII., hingerichtet wurde. Die erste der zum katholischen Glauben konver-
Tochter des Königs, Maria Tudor, Ge- tierte und als Kardinal starb. Die High
mahlin des spanischen Königs, versuch- Church of England (die englische Hoch-
te vergeblich, den katholischen Glauben kirche) ist aus dieser Bewegung hervor-
wiedereinzuführen. gegangen.
Von der Zeit an wurde der katholi- Doch das Bürgertum blieb anglika-
sche Gottesdienst nur in den Botschaf- nisch und deutlich „antipapistisch“. Die
2
Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

Katholiken stammten im wesentlichen chen Zeit schwand die Zahl der prakti-
aus der Aristokratie und der sehr armen zierenden Katholiken und wurde zu ei-
Arbeiterklasse (vor allem unter den ner Minderheit. Man schätzt heute die
Iren). Zahl der praktizierenden Gläubigen in
Die englische Monarchie, die als England auf 1,2 Mio. Dieser Rückgang
Oberhaupt der anglikanischen Kirche erklärt sich im wesentlichen aus dem
gilt, erscheint demnach als ein Zusam- Ökumenismus des II. Vatikanums. So
menschluß verschiedener Kulte. Sie haben die Bischöfe beispielsweise tradi-
steht eher der Low Church of England (die tionelle Lieder wie The Faith of our Fa-
thers („Der Glaube unserer Väter“) oder
niedere Kirche von England) nahe, was
Our Lady of Aberdeen („U.L.Frau von
erklärt, daß man bei der Beerdigungsze-
Aberdeen“) verboten, die die Rückkehr
remonie für Lady Diana nicht eigentlich
des Vereinigten Königreichs zum wah-
von Liturgie sprechen kann, sondern
ren Glauben fordern. Ebenso wurde das
eher von einem unbestimmten, mit reli-
Gebet um die Bekehrung Englands am
giöser Musik umrahmten Kult. Was
Ende der Messe abgeschafft.
Charles, den derzeitigen Thronfolger,
anbelangt, so strebt er danach, die heid- Im übrigen nahm die liturgische Ent-
nischen und christlichen Glaubensge- wicklung die gleiche Richtung wie in
meinschaften des Königreiches unter Frankreich. Wie überall wurde die tri-
seinem Hirtenstab zu vereinigen. dentinische Messe verbannt und die
neue Messe auferlegt, die dem Anglika-
Die Konversionsbewegung zur ka- nismus nahesteht.
tholischen Kirche war nach dem II.
Weltkrieg so stark, daß die katholische
Kirche mehr praktizierende Gläubige Ein gewisser Mangel an Widerstand
zählte als alle protestantischen Glau- Wie haben die englischen Gläubigen
bensgemeinschaften. Die katholische darauf reagiert? Man sollte eigentlich
Kirche fand allmählich Anerkennung erwarten, daß Katholiken, die oftmals
für ihre religiöse, humanitäre und politi- Konvertiten waren, für die die Frage des
sche Tüchtigkeit. Man vermutet sogar, wahren Glaubens und des liturgischen
die Königinmutter sei heimlich zum Ka- Ritus wesentlich sind, mit aller Kraft ge-
tholizismus konvertiert und auch Tony gen die lehrmäßigen und rituellen
Blair, der derzeitige Premierminister, Neuerungen vorgehen. Unglücklicher-
werde unter dem Einfluß seiner Frau, weise haben jene, die man als Elite (d.h.
einer Katholikin, schließlich noch katho- praktizierende Gläubige, die den besten
lisch werden. Durchblick haben) bezeichnen könnte
und die durch ihr Beispiel die Masse der
Gläubigen hätten leiten können, die
Vom Konzil gebremster Schwung überraschendsten Veränderungen ohne
Der Fluß der Konversionen versiegte Kampf akzeptiert.
unglücklicherweise seit 1980. Zur glei- Mehrere allgemeine wie spezielle
3
Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

Gründe (Schwäche des Glaubens, Die „älteste Tochter“ der Tradition


Wandlung des Sinns für das Priester- Dennoch hat sich der Widerstand
tum, übertriebene Verehrung für den gegen die konziliaren Irrtümer und die
Papst, die Bischöfe und die Priester, re- Verwüstung der Liturgie in England
ligiöse Unwissenheit etc.) erklären die sehr früh und effektiv erhoben. Wie
schwache Gegenwehr, in England wie oben bereits bemerkt, betrachten sich
anderswo. Ich möchte hier zwei spezi- die Traditionalisten von Großbritannien
fisch englische Gründe nennen, die als „älteste Tochter“ der Tradition.
deutlich machen, daß an sich ausge- Wer weiß z.B., daß eine gewisse Grä-
zeichnete Bräuche sich in Zeiten der fin von Kinnoull in der Nachkriegszeit
Krise gegen ihr eigenes Ziel richten. zum Katholizismus konvertierte? Da sie
Zunächst: Der Begriff Laizismus ist keine Erben hatte, beschloß sie, sich
in diesem Land unbekannt, besonders selbst und ihr Vermögen in den Dienst
auf der Ebene der Institutionen und der der Kirche zu stellen. Sie traf also mit
Bildungseinrichtungen. Die National- Pius XII. zusammen und fragte ihn, was
hymne beginnt mit einer Anrufung sie tun könne. Der Heilige Vater schick-
Gottes God save the Queen („Gott schüt- te sie nach Afrika. Dort traf sie einen
ze die Königin“). Auf den Münzen steht Mann, der sie faszinierte und den sie bis
neben der Büste des Souveräns die In- zu ihrem Tod bewunderte, einen Fran-
schrift Fid. Def. (Fidei Defensor, Vertei- zosen mit Namen Marcel Lefebvre, da-
mals Erzbischof von Dakar. Schließlich
diger des Glaubens). Weltliche Persön-
stellte sie ihr Vermögen dem Seminar
lichkeiten sind stolz darauf, ihre Verbin-
von Ecône zur Verfügung und tätigte
dung zu ihrer Religion zu zeigen. Und
die ersten Investitionen, die der Prie-
nur „Traditionalist“ zu sein, ist eben
sterbruderschaft St. Pius X. erlaubten,
nicht so ruhmreich wie Mitglied der
sich in Großbritannien zu entwickeln.
mächtigen römischen Kirche zu sein.
Aus Anlaß ihres Todes im Juni 1985
Ein Mittel, seine Religion vorzuwei- schrieb Msgr. Lefebvre an seine Priester:
sen, sind für herausragende katholische „Diese Person ist die erste Wohltäterin,
Persönlichkeiten römische Auszeich- die die Vorsehung auf meinen Weg ge-
nungen. Das Ziel besteht darin, seinem stellt hat, um das Werk der Priesterbru-
Namen einige Buchstaben wie K.S.G. derschaft vorzubereiten und zu ver-
(Knight of Saint Gregor, Ritter vom St. wirklichen. (…) Im Laufe der ersten Jah-
Georgsorden) oder K.St.J. (Knight of re der Priesterbruderschaft, in Freiburg
Saint John of Malta, Ritter des Johanni- (Schweiz), konnte ich dank ihrer die
terordens) hinzufügen zu können. Doch Ausgaben für die Gründung bestreiten.
der Weg zu diesen begehrten Auszeich- (…) Ich habe ihr im Namen aller Mit-
nungen führt über die Hierarchie, und glieder der Priesterbruderschaft ge-
damit über die Annahme der von den dankt, wobei ich ihr sagte, daß sie in ge-
Bischöfen verfügten Reformen. wisser Weise die jungen Priester als ihre
4
Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Söhne ansehen könne, denn ohne ihre


Starthilfe hätte ich das priesterliche
Werk nicht verwirklichen können.“
Wer weiß noch, daß Monseigneur
Lefebvre nach dem Debakel des Kon-
zils 1969 ins Auge gefaßt hatte, mit Hil-
fe von Monseigneur Corderoy, Erzbi-
schof von Southwark, ein Seminar zu
gründen? Dieses Projekt scheiterte an
der Opposition der englischen und wa- Die Heilig-Kreuz-Kirche in Woking bei London
lisischen Bischöfe.
tern zu fahren, um sie zu versorgen.
Erinnern wir uns daran, daß der er-
1977 feierte Pater Black, ein neuge-
ste Priester, der 1971 in der Priesterbru-
weihter schottischer Priester, seine Pri-
derschaft St. Pius X. geweiht wurde, Pa-
miz in seiner Heimatstadt Dundee
ter Morgan, ein anglikanischer Konver-
(Schottland). Dies war die erste hl. Mes-
tit war! Er versuchte, die verschiedenen
se im traditionellen Ritus seit der Ein-
Widerstandsgruppen gegen den nach-
konziliaren Sturm zu koordinieren. Ge- führung der neuen Liturgie zehn Jahre
meinsam erreichte die Gesellschaft zur zuvor.
Verteidigung der lateinischen Messe am Auf seinen Anstoß hin beschleunig-
5. November 1971 von Kardinal Heen- te sich die Entwicklung: Häuser wur-
an ein Indult, das den Gebrauch der tri- den gekauft, um in ihnen Priorate zu er-
dentinischen Messe mit Erlaubnis des richten, Kapellen und Kirchen. Im Au-
Ortsbischofs gestattete. genblick umfaßt der Distrikt Großbri-
tannien drei Häuser, in denen etwa
zehn Priester wohnen, die zwei Schu-
Der Kampf um den Glauben
len, zwei Exerzitienhäuser und etwa 50
Auch wenn „die älteste Tochter“ der Meßzentren betreuen. Die Zahl der Tra-
Tradition vor Frankreich einen kleinen ditionalisten kann man mit etwa 10 %
Vorsprung hatte, so gestaltete sich die der praktizierenden Katholiken ange-
Entwicklung der Tradition in beiden ben.
Ländern doch relativ ähnlich. Kleine
verstreute Gruppen von Gläubigen Monseigneur Lefebvre kümmerte
wandten sich an pensionierte Priester, sich sehr um die Entwicklung der Prie-
die der Messe ihrer Priesterweihe treu sterbruderschaft in Großbritannien. Er
bleiben wollten. Die hl. Messe wurde an reiste nahezu jedes Jahr dorthin, scheu-
improvisierten Altären gelesen: in Pri- te nicht vor den Schwierigkeiten zurück
vatwohnungen, in Cafés, in Kinosälen. und war sich auch nicht zu schade, die
Meßzentren entstanden rasch, aber mit hl. Messe in Theatern oder Hotels zu le-
Schwierigkeiten, denn die Priester wa- sen.
ren gezwungen, Tausende von Kilome- Was ist nun charakteristisch für die
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

P. Black flankiert von den


Bürgermeistern von Apple Bay
und Manchester (1979)

Tradition in Großbritannien? Man kann eine Kuriosität. Und unter diesen Um-
hier drei Dinge angeben, negative und ständen Rebell gegen den „offiziellen“
positive: das nicht einfache Gefühl, die Katholizismus zu sein…
Minderheit der Minderheit zu sein; ein Dementsprechend betrachtet die ka-
sozialer Freiraum und vor allem die tholische Hierarchie in Großbritannien
Möglichkeit, richtige Kirchen zu erwer- die Traditionalisten. Sie spielt auf Zeit,
ben.
denn sie rechnet damit, daß die junge
Generation mit der traditionellen Litur-
Keine gesellschaftliche Ausgrenzung gie nichts zu tun haben will. Im Grun-
Trotz der glücklichen Entwicklung de, so denkt man, reicht es aus zu war-
der Tradition in England haben es die ten, bis das alles mangels Nachwuchs
Gläubigen nicht leicht. Sie sind die Aus- verschwindet.
gestoßenen einer Kirche, die selbst eine Diese Schwierigkeit besteht unserer
Minderheit bildet und eine Außensei-
Meinung nach nur scheinbar. 50 % der
terposition innehat. Sie führen ihren
Teilnehmer an der traditionellen Messe
Kampf somit unter unglaublich schwie-
in Großbritannien sind Konvertiten.
rigen Umständen. In einem katholi-
Darüber hinaus bilden die Seminare der
schen Land ist es schwer, sich das Leben
Tradition Priester für morgen aus. Und
von Katholiken in einem nicht katholi-
schließlich sind die wahrhaft katholi-
schen Land vorzustellen, denn trotz des
heute herrschenden Laizismus gehört schen Familien wesentlich fruchtbarer
der Katholizismus hier zur Substanz als die konziliaren oder glaubenslosen
der Kultur. Aber in protestantischen, or- Familien.
thodoxen, moslemischen oder buddhi- Trotz der Isolation muß man feststel-
stischen Ländern ist der Katholizismus len, daß die Priesterbruderschaft in
in der Minderheit, eine Sekte oder gar Großbritannien in der Gesellschaft und
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

Schülerinnen und
Schüler der Schule
St. Michael be-
grüßen Königin
Elisabeth II. von
England

bei den Medien nicht der gleichen Ver- schwerer Fehler war. Dennoch haben sie
femung unterliegt wie in Frankreich. gemerkt, daß sich die Tradition parallel
Pater Black, zum Beispiel, wird regel- zur Abnahme der Glaubenspraxis ent-
mäßig von den Bürgermeistern jener wickelt. So ist die Barriere des Schwei-
Städte empfangen, in denen er sein gens über die Tradition in England nicht
Apostolat ausübt. Monseigneur Fellay so undurchdringlich wie beispielsweise
konnte 1996 die hl. Messe sogar im Rat- in Frankreich. Der Catholic Herald zögert
haus lesen. Im gleichen Jahr konnten die nicht, detaillierte und interessante Arti-
Schüler der Schule St. Michael (gegrün- kel über die Priesterbruderschaft St. Pi-
det 1990) ohne Schwierigkeiten ge- us X. zu bringen… wenn er nicht sogar
schlossen Königin Elisabeth ihre Glück- manchmal für sie Propaganda macht!
wünsche aussprechen. Ein anderer Trumpf der englischen
Auch im Medienbereich ist die Prie- Traditionalisten besteht in der Allgegen-
sterbruderschaft nicht ganz ausge- wart von Kirchengebäuden für den
schlossen. Es gibt in England keine ka- Gottesdienst (während man sich in an-
tholische Tageszeitung, dafür aber drei deren Ländern vielfach mit Garagen,
Wochenzeitungen. Zwei von ihnen Lagerhallen, Kinosälen begnügen muß).
wenden sich hauptsächlich an Iren, In Großbritannien gehören die meisten
während die dritte, der Catholic Herald, Kirchen privaten Stiftungen, die sich ih-
an alle englischen Katholiken gerichtet rer gerne entledigen, wenn es notwen-
ist. dig erscheint. Es ist also leicht, sie zu
Diese Publikationen befinden sich in kaufen. Denn die anglikanische Kirche
den Händen des nachkonziliaren Esta- befindet sich in völliger Auflösung, die
blishments. Als Sprachrohre der moder- religiöse Praxis sinkt rapide: so sind
nen Kirche weigern sie sich zuzugeben, herrliche alte Kirchen für jeden erhält-
daß das II. Vatikanische Konzil ein lich, der sie haben will. Kürzlich konnte
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 8

Dokumentation

Pater Black eine großartige gotische Kir- (gekürzt aus: Fideliter Nr. 125, Sept./
che in Woking erwerben, in einem Okt. 1998)
großen Vorort von London.

Die Liquidierung der „Alten Messe“ scheint


das Hauptziel der Kommission Ecclesia Dei
Die Petrusbruderschaft geht einem heißen Herbst entgegen

Im letzten Mitteilungsblatt Nr. 249 menhang ist offensichtlich, geht es doch


(September 1999) wurde berichtet, daß darum, daß jeder Priester einer Ecclesia
16 Priester der Priesterbruderschaft St. Dei-Gemeinschaft die Neue Messe unter
Petrus, die der päpstlichen Kommission bestimmten Umständen zelebrieren
Ecclesia Dei untersteht, einen Brief an bzw. konzelebrieren darf – auch gegen
Rom richteten, in dem sie um Maßnah- den Willen seiner Oberen – oder sogar
men gegen ihren eigenen Oberen baten. muß.
Dieser Brief, der vom 29. Juni 1999 da- Schließlich wurde auch der Brief an
tiert, ist inzwischen bekannt geworden Pater Bisig vom 13. Juli bekannt, in dem
und in seiner deutschen Übersetzung sich Kardinal Felici die Position der 16
(das Original ist französisch) in der vor- Priester der Petrusbruderschaft zu eigen
liegenden Ausgabe abgedruckt. macht und Konsequenzen ankündigt…
Eine Reaktion auf den römischen Re- Dieser Brief ist unten abgedruckt.
kurs der 16 Priester der Petrusbruder- Der Vorgang hat einen liturgischen
schaft, der von vielen Mitgliedern dieser und einen kirchenpolitischen Aspekt.
Bruderschaft als „Verrat“ aufgefaßt Liturgisch: Erzbischof Lefebvre hat
wird, erfolgte am 3. Juli durch ein Do- die Neue Messe abgelehnt aufgrund ih-
kument der Gottesdienst-Kongregation rer zweifelhaften theologischen Aus-
(Prot.Nr. 1411/99), mit der Unterschrift richtung. Aufgrund seiner Erfahrungen
von Jorge Kardinal Medina Estevez, wußte er, daß man diese Ablehnung von
dem Präfekten dieser Kongregation. seiten Roms nicht auf Dauer akzeptie-
Dieses Dokument ist abgedruckt im ren würde. Es hat im Laufe der Jahre
Mitteilungsblatt Nr. 249, S. 4/5. Zwar (vor 1988) immer wieder Verhandlun-
nimmt es keinen Bezug auf die Petrus- gen mit Rom gegeben, stets ergebnislos,
bruderschaft oder auf die Vorgänge in weil die theologischen Auffassungen zu
dieser Gemeinschaft, aber der Zusam- weit auseinandergingen.
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 9

Dokumentation

Kirchenpolitisch: Es ist auffällig, daß me dieses ehemaligen Distriktobe-


das römische Dokument Nr. 1411/99 ren bei den Unterzeichnern vom 29.
nur wenige Tage nach dem Brief vom Juni.
29. Juli 1999 der 16 Priester der Petrus- • Es wird beklagt, daß die Seminari-
bruderschaft datiert. Dies könnte Zufall sten in der Neuen Messe nicht mi-
sein, wenn es keinen inneren Zusam- nistrieren wollen und daß viele von
menhang zwischen den beiden Vorgän- der jungen Generation „von der
gen (Brief vom 29.6.99 und Prot.Nr. Gestalt Mgr. Lefebvres fasziniert
1411 vom 3.7.99) gäbe. Einen ursächli-
sind und aus der Priesterbruder-
chen Zusammenhang jedoch vorausge-
schaft St. Petrus eine genaue Kopie
setzt, läßt sich der Schluß einer Abspra-
der Priesterbruderschaft St. Pius X.
che im vorhinein schlecht von der
machen wollen“.
Hand weisen, denn sonst hätte eine Re-
aktion nicht innerhalb weniger Tage er- Es ist eine Ironie der Geschichte,
folgen können. Es könnte sich in Zu- daß P. Bisig nun mit dem Vorwurf des
kunft zeigen, daß die Kommission „Lefebvrismus“ konfrontiert wird und
Ecclesia Dei an dem „Aufstand der 16“ auf ihn und seine Gefolgsleute genau
sehr interessiert ist, weil sich in der Pe- jenes Argumentationsschema ange-
trusbruderschaft wider Erwarten „le- wandt wird, das sie selbst 1988 gegen
febvristische Tendenzen“ hartnäckig Erzbischof Lefebvre benutzten.
halten. Dies behaupten jedenfalls die 16 Der Brief und das römische Doku-
Priester in ihrem Brief vom 29. Juni: ment waren die Vorboten dafür, daß
• es wird beklagt, daß das Generalka- das für August 1999 vorgesehene Gene-
pitel der Petrusbruderschaft aus ralkapitel der Petrusbruderschaft mit
Mitgliedern bestehe, die „strikt ge- dem Brief vom 13. Juli abgesagt wurde.
gen jegliche Anpassung des Ritus Stattdessen hat Rom eine Generalver-
von 1962 gemäß den Wünschen der sammlung im Monat November 1999
Konzilsväter“ eingestellt seien. Es angesetzt. Gleichzeitig wurde P. Bisig
wird deshalb gefordert, daß Rom untersagt, in der Zwischenzeit neue Er-
selbst die Leitung dieser Bruder- nennungen vorzunehmen. – Diese
schaft in die Hand nehmen solle, Maßnahmen haben bei verschiedenen
was die Absetzung Pater Bisigs und Kreisen um die Kommission Ecclesia
die Einsetzung eines „romtreuen“ Dei große Besorgnis ausgelöst, weil sie
Administrators bedeuten würde. offenbaren, daß eine „politische Lö-
• es wird beklagt, daß die Oberen in sung“ angestrebt wird. Ob die
der Petrusbruderschaft die Konze- „Großzügigkeit“ dieser „Lösung“ der
lebration verbieten. Man weiß, daß vielbeschworenen bisherigen „Großzü-
P. Bisig im vergangenen Herbst den gigkeit“ entspricht, mit der die Petrus-
Distriktoberen in Frankreich ab- bruderschaft von Rom behandelt wur-
setzte, weil er die Neue Messe kon- de, wird die Zukunft zeigen.
zelebriert hatte. Nun steht der Na-
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 10

Dokumentation

Rekurs von 16 Priester der Petrusbruderschaft an die


Kommission Ecclesia Dei
Priesterbruderschaft St. Petrus
Rom, am 29. Juni 1999
Eine Gruppe von Priestern, am Fest der hll. Apostel Petrus u. Paulus

An Seine Eminenz
Angelo Kardinal Felici
Präsident der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“
Vatikan-Stadt

Eminenz,

die Unterzeichner dieses Briefes sind Priester und Mitglieder der Priesterbru-
derschaft St. Petrus. Wir sind uns bewußt, daß wir, indem wir uns direkt an Sie
wenden – unter Umgehung der Autorität unseres Generaloberen –, eine schwer-
wiegende Handlung vornehmen, die im Gegensatz zu den klerikalen Gepflogen-
heiten steht. Es geschieht im Vertrauen auf den Vorrang der Vaterschaft des Papstes
und seine unmittelbare Jurisdiktion, daß wir diesen Rekurs an den Heiligen Stuhl
einreichen. Die derzeitige Situation unserer Bruderschaft scheint uns so dringlich,
daß es notwendig geworden ist, Ihnen diese Bittschrift vorzulegen, nachdem wir
zuvor beraten und gebetet haben.
Vor nunmehr 11 Jahren promulgierte der Heilige Vater im Anschluß an den
schismatischen Akt vom 30. Juni 1988 das Motu Proprio „Ecclesia Dei adflicta“, das
den Gebrauch der Liturgie nach den Büchern von 1962 in der lebendigen Tradition
der Kirche erlaubte. Am 18. Oktober 1988 errichtete die Kommission Ecclesia Dei
die Priesterbruderschaft St. Petrus. Aus Anlaß des 10. Jahrestages dieses Motu Pro-
prio am 26. Oktober 1988 (offensichtlicher Druckfehler, es muß 1998 heißen; Anm.
d. Red.), drückte der Heilige Vater den Wunsch aus, daß „alles im Geiste des II. Va-
tikanischen Konzils, im vollen Einklang mit der Tradition gelebt werde“. S.E. Kar-
dinal Ratzinger präzisierte: „Das Konzil hat eine Definition dafür gegeben, was Li-
turgie ist, und diese Definition bietet ein gültiges Kriterium für jede liturgische Fei-
er (also: im neuen Ritus ebenso wie im Ritus von 1962). Wenn man diese wesentli-
chen Regeln mißachten und die normae generales, die sich in den Nrr. 34-36 der
Konstitution De Sacra Liturgia finden, beiseite lassen wollte, dann verletzte man
den Gehorsam gegenüber dem Konzil!“
10
Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 11

Dokumentation

Bei den Vorbereitungswahlen für das im Sommer 1999 vorgesehene Generalka-


pitel der Priesterbruderschaft St. Petrus besteht die Gesamtheit der gewählten Mit-
glieder aus einer Gruppe, die strikt gegen jegliche Anpassung des Ritus von 1962
gemäß den Wünschen der Konzilsväter eingestellt ist, einschließlich jener, die bis-
lang zugestanden wurden, wie auch gegen jedes konkrete liturgische Zeichen der
Einheit mit dem Ortsbischof zugunsten der strikten Bewahrung einer parallelen
und marginalen kirchlichen Position.
Dennoch wünscht etwa ein Drittel der Mitglieder der Priesterbruderschaft St.
Petrus, in jenem Sinne weiterzuarbeiten, wie es im Motu proprio selbst, in den Re-
den vom Oktober 1998 oder in den 1989 von der Kommission Ecclesia Dei ge-
machten Vorschlägen im Hinblick auf eine rechte Anpassung der Normen des Mis-
sale von 1962 an die konziliaren Direktiven ausgedrückt wurde.

Zweifellos müssen diese Ausführungen durch einige Beispiele illustriert werden.

1)
a) Viele der Seminaristen, die in unseren beiden Seminaren studieren, weigern sich,
Gastprofessoren, die nach dem neuen Ritus zelebrieren, die Messe zu dienen, ohne
daß man sie dafür zurechtweisen würde.
b) Nachdem es vor einigen Jahren weitgehend zugelassen wurde, soll nun das Sin-
gen des Pater Noster durch die Gemeinde streng verboten werden: trotz seiner
ausdrücklichen Bitte mußte Mgr. Guillaume, Bischof von Saint-Die, bei der letzten
Wallfahrt nach Chartres diese traurige Erfahrung machen.
c) Das 1995 angenommene liturgische Direktorium, das im Anhang einige Erweite-
rungen für Frankreich vorsah, wurde den Seminaristen nicht vorgelegt;
eine große Zahl von ihnen, die in den Monaten vor ihrem Seminareintritt den tra-
ditionellen Ritus kennengelernt haben, wacht, nach einigen Monaten der Ausbil-
dung, über die getreue Einhaltung der Rubriken von 1962, besonders bei Priestern
der Bruderschaft, die des „Liberalismus“ verdächtigt werden.

2) Die Konzelebration mit dem Bischof – unter welchen Umständen auch immer –
gilt als ein Verstoß gegen die Einheit der Priesterbruderschaft und als schweres Ver-
gehen. Einige Mitglieder der Priesterbruderschaft, die konzelebriert haben, wurden
mit Sanktionen belegt; um diese Unannehmlichkeit zu vermeiden und nicht an der
mißlichen Lage ihrer Mitbrüder teilzunehmen, sehen sich andere gezwungen, die-
sen „tadelnswerten“ Akt zu vertuschen. Vor der Erteilung der Tonsur müssen sich
die Kandidaten nunmehr unter Strafe des Ausschlusses verpflichten, nicht zu kon-
zelebrieren.

3) Eine Anzahl von Priestern, darunter sogar Distriktobere, stellt die Autorität der
Kommission Ecclesia Dei in „liturgischen Dingen“ oder noch allgemeiner in Frage,
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 12

Dokumentation

indem sie die genaue Treue zum Ritus von 1962 und zu den „Gründungsakten“ als
Vorwand benutzen. So wurden die Seminaristen vor der kanonischen Visitation des
Seminars in Wigratzbad von den Oberen aufgefordert, vor dem Visitator zu schwei-
gen, um die innere Einheit der Priesterbruderschaft zu wahren.
Wir sind auch beunruhigt über einen schwerwiegenden Mangel in der Ausü-
bung der Machtbefugnisse durch den Generaloberen, der regelmäßig von einer Be-
nachrichtigung des Generalrats absieht, um ganz allein zu handeln. Auf diese Wei-
se konnte der Regens des Seminars in den Vereinigten Staaten motu proprio ausge-
wechselt werden, ohne daß der Generalrat informiert worden wäre.
Die Liste der Beispiele könnte noch wesentlich verlängert werden, aber uns
scheint, daß hier nicht das Wesentliche liegt.
Das Motu proprio bemerkte „an der Wurzel des schismatischen Akts“ vom 30.
Juni 1988 das Vorhandensein eines „unvollständigen und widersprüchlichen Tradi-
tionsbegriffs“. Wenn auch die Großzügigkeit des Heiligen Vaters von all jenen, die
in der lateinischen liturgischen Tradition leben wollen, gern angenommen wurde,
wurde die Mahnung, die er formulierte, auch immer richtig verstanden? Was un-
sere Bruderschaft betrifft, so scheint die Verhärtung im Bereich der Liturgie nur die
äußerliche Bekundung eines schwerwiegenderen Vorbehalts gegenüber der sicht-
baren Kirche, ihrer aktuellen Lehre und Hierarchie zu sein, auch wenn die offiziel-
len Verlautbarungen vom Gegenteil überzeugen wollen.
Die Gründe für diesen grundlegenden Vorbehalt gegenüber der kirchlichen
Hierarchie
a) sind nicht nur liturgisch.
b) Sie sind nicht wirklich in der Lehre begründet mangels vertiefter Studien über
die Punkte, die 1988 als umstritten galten.
c) Sie sind vielmehr psychologisch, sogar soziologisch, und in dieser Eigenschaft
unkontrollierbar, wie die wachsende Verschärfung der Spannungen zeigt.
Man findet Schritt für Schritt in dieser Entwicklung hin zu einem separatisti-
schen Geist jenes unmerkliche Abgleiten wieder, das 1988 die Priesterbruderschaft
St. Pius X. dazu führte, die römischen Vorschläge abzulehnen:
a) die liturgischen Wünsche waren zufriedengestellt, das Prinzip der Ernennung ei-
nes Bischofs aus den Reihen der genannten Bruderschaft akzeptiert, ebenso wie das
einer theologischen Diskussion über gewisse Punkte der aktuellen Lehre der Kir-
che.
b) Das alles trat plötzlich zurück vor dem Mangel an Vertrauen in die Kirche.
Die gleiche Entwicklung ist für die Priesterbruderschaft St. Petrus zu befürch-
ten, die daher in Gefahr steht, in diese Geistesverfassung die Berufungen und zahl-
reiche Familien hineinzuziehen, die bislang dieser Mentalität fernstanden.
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Dokumentation

In der Praxis hat das übermäßige Beharren auf bestimmten liturgischen Details
(das starre Festhalten am Missale von 1962) dazu geführt, de facto andere wesent-
liche Aspekte des kirchlichen Lebens zu vergessen und schließlich zu ignorieren:
– das Hören auf das lebendige Lehramt: in den beiden Seminaren der Priesterbru-
derschaft St. Petrus wird die apostolische Exhortatio Pastores dabo vobis nicht wirk-
lich angewandt, und die Dokumente bezüglich der Vorbereitung des Jubiläums ha-
ben keinerlei Echo gefunden.
– die Evangelisierung: wenn ein Bischof territoriale Pfarreien unter der Bedingung
einiger für die örtliche Situation unumgänglicher liturgischer Anpassungen anbie-
tet, wird die Ablehnung des Angebots mit der Treue zu den Statuten gerechtfertigt.
Dies war der Fall bei Mgr. Thomazeau, Bischof von Beauvais, vor einem Jahr.
Es ist im übrigen erstaunlich festzustellen, daß viele von jenen, die die sog. „tra-
ditionalistische“ Bewegung und ihre Geschichte vor 1988 nicht kennengelernt ha-
ben, von der Gestalt Mgr. Lefebvres fasziniert sind und aus der Priesterbruder-
schaft St. Petrus eine genaue Kopie der Priesterbruderschaft St. Pius X. machen
wollen, abgesehen von den Bischofsweihen und zuzüglich des Status des päpstli-
chen Rechtes.
Die im Laufe der Jahre festgestellte fortschreitende Verhärtung und die weitere
Verhärtung, die mit dem nächsten Kapitel vorhersehbar ist, stützen sich auf eine
einfache Beweisführung:
1. Die systematische Ablehnung jeder Anpassung wird dargestellt als
a – Wille des Heiligen Vaters selbst, ausgedrückt durch das Motu proprio,
b – gleichzeitig als unerläßliche Garantie, um das „Charisma der Gründer“ zu be-
wahren und den Statuten treu zu bleiben.
2. Man müsse deshalb jede Anpassung fest zurückweisen, um zu vermeiden, sich
zu weit von seinem Standpunkt fortreißen zu lassen.
3. Es handelt sich also darum, sich fest an eine im Jahr 1962 erstarrte „Tradition“ zu
halten und auf den hypothetischen Zusammenbruch der Diözesen und örtlichen
kirchlichen Strukturen zu warten.
4. Diese wären dann wegen des Priestermangels gezwungen, sich an die Priester-
bruderschaft St. Petrus zu wenden, die ihre anfängliche Reinheit bewahrt hat.
Ganz konkret: das ständige Mißtrauen gegenüber den Strukturen und Männern
der Kirche wird begleitet von einem rechthaberischen Archäologismus, der unauf-
hörlich aus den merkwürdig interpretierten alten Büchern Material für liturgische
Praktiken schöpft, die oft altmodisch und wenig ästhetisch sind. Geht auf diese
Weise nicht die katholische Auffassung einer liturgischen Tradition verloren, die
getreulich empfangen, klar gelebt und freudig im Dienst an der Mission der Kirche
weitergegeben wird? Fürchtet die Priesterbruderschaft St. Petrus ihren Ursprüngen
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 14

Dokumentation

untreu zu sein, wenn sie ihre liturgische Eigentümlichkeit nicht genügend heraus-
stellt?
„Solche Ängste und Befürchtungen müssen ein Ende haben!“, rief Kardinal Rat-
zinger am Ende seines Vortrags vom vergangenen Oktober aus.
Nach den Treffen in Rom vom Oktober konnte Pater Aulagnier, eines der
führenden Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Bisig zu seiner Un-
nachgiebigkeit in der Frage der Konzelebration gratulieren und Dom Gérard Cal-
vet heftige Vorwürfe machen, der mitteilte, am 27. April 1995 mit dem Heiligen Va-
ter im „Geist des Friedens und der Einheit“ konzelebriert zu haben. Dieser Vor-
wurf, reichlich und traurigerweise aufgegriffen in den Reihen der Priesterbruder-
schaft St. Petrus, besonders nach der bewegenden Erklärung des Abtes von Le Bar-
roux, diesen Weg weitergehen zu wollen, hat den inneren Frieden einer großen
Zahl von Gläubigen gestört.
Die Unruhe breitet sich im Moment allgemein aus: manche unserer Mitbrüder
zögern nicht, die inneren Schwierigkeiten der Vereinigung in die Öffentlichkeit zu
tragen, und kündigen den baldigen Abgang der Elemente mit „liberaler“ oder „mo-
dernistischer“ Tendenz an. VIELE DER LAIEN WISSEN, daß die Priesterbruder-
schaft St. Petrus an einem Scheideweg steht, und fragen sich, welchen Weg sie neh-
men wird.

1) Eminenz
a) wir verehren die lateinische liturgische Tradition, deren Gebrauch uns der Heili-
ge Stuhl genehmigt hat.
b) Ohne die Orthodoxie des Novus Ordo Missae in Frage zu stellen, wollen wir kei-
nen „Biritualismus“, der die Situation verschlimmern würde.
c) Dennoch sind wir nicht Priester für einen Ritus, sondern für die Kirche und für
die Seelen.

2) Aus diesem Grund und aus Rücksicht auf


a) alle Gläubigen, die voll und ganz, ohne irgendwelche Komplexe, mit dieser Li-
turgie in Gemeinschaft mit der römischen Kirche leben wollen,
b) die Seminaristen, die morgen gezwungen sein werden, einer Atmosphäre zu ent-
fliehen, die unerträglich geworden ist,
c) aber auch auf so viele junge Diözesanpriester, die diese Entwicklung aufmerk-
sam verfolgen
bitten wir sie demütig, aber so fest, wie es Söhnen gegenüber dem Vater erlaubt ist,
in diese Situation einzugreifen, die ansonsten alle in eine sichere Sackgasse führen
würde.
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Oktober 99 03.10.1999 18:36 Uhr Seite 15

Dokumentation

3) Mit Blick auf all diese Elemente und ohne dem vorzugreifen, was Sie im folgen-
den entscheiden werden, bitten wir Sie um:
a) die Verschiebung des für den kommenden Sommer vorgesehenen Kapitels,
b) die Entsendung eines kanonischen Visitators für die Bruderschaft als Ganzes, der
über die tatsächliche Situation berichten kann,
c) die dringliche Ernennung eines apostolischen Administrators, der das Schicksal
unserer Gemeinschaft in die Hand nimmt.

Die Kirche ist Mutter, sie hat uns dies bewiesen sowohl beim Gründungsakt als
auch durch die große Geduld, die sie uns unablässig erweist. Wir bitten sie heute
mit vollem Vertrauen, durch Ihre Autorität Lehrerin zu sein.

Empfangen Sie, Eminenz, die Versicherung unserer kindlichen und dankbaren Ge-
fühle.

Die unterzeichnenden Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus

Michel Berger, Verantwortlicher für das Apostolat in Perigueux


Thibaut Desgrees du Lou, Oberer des Hauses Sainte Jeanne d’Arc in Epinal
Marc-Antoine Dor, im Apostolat in Brüssel
Etienne Dumoulin, Verantwortlicher für das Apostolat in Dijon
Xavier Garban, Oberer des Hauses Sainte Therese in Nantes
Laurent Guimon, im Apostolat in Lyon
Eric Journu, im Apostolat in Versailles
Albert Kuhlem, Distriktökonom der Schweiz, im Apostolat in Lausanne
Tancrede Leroux, Oberer des Hauses Saint Jacques in Perpignan
Fabrice Loiseau, Verantwortlicher für das Apostolat in Creteil
Bernard Malmezat, Verantwortlicher für das Apostolat in Agen
Hugues de Montjoye, im Apostolat in Perpignan
Bruno le Pivain, Oberer des Hauses Saint Thomas d’Aquin in Lausanne
Denis le Pivain, Assistent des Generaloberen, Oberer des Hauses Saint Dominique Savio
in Versailles
René de Reboul, Distriktökonom von Frankreich, Oberer des Hauses Sainte Odile in
Besançon
Gérald de Servigny, Oberer des Hauses Sainte Blandine in Lyon

(Übersetzung aus dem französischen Original)


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Dokumentation

Brief der Kommission Ecclesia Dei an den Generalobe-


ren der Petrusbruderschaft
Protokoll-Nr. 512/99

Rom, 13. Juli 1999


An den hochw. Pater Joseph Bisig, Generaloberen
Priesterbruderschaft St. Petrus

Hochwürdiger Herr Pater,

Ihnen ist sicher die Initiative bekannt, die von einer Gruppe von Priestern der Bru-
derschaft St. Petrus ergriffen wurde, die einen formellen Rekurs an den Heiligen
Stuhl am vergangenen 29. Juni einreichten. In diesem Rekurs erklären sie sich mit
folgenden Punkten nicht einverstanden:
– die derzeitige Ausrichtung der Bruderschaft in liturgischen Dingen und die
Durchführung der vom II. Vatikanischen Konzil aufgestellten Richtlinien.
– die für dieses Jahr geplante Einberufung des Generalkapitels, und zwar die Art
und Weise, wie die Vorauswahl der Teilnehmer getroffen wurde, wodurch – den
Kritikern zufolge – die derzeitige Ausrichtung festgeschrieben und definitiv in die
Konstitutionen eingefügt werden soll.
– die Art und Weise der Leitung der Bruderschaft, die darauf abzielt, alle der der-
zeitigen Ausrichtung abgeneigten Stimmen zum Schweigen zu bringen. So wird ei-
ne brüderliche Verständigung der Mitglieder nicht begünstigt, sondern die Gefahr
heraufbeschwört, daß die Bruderschaft innerhalb der Kirche völlig isoliert wird.
In Anbetracht der bedeutenden Anzahl von Unterzeichnern dieses Rekurses, die et-
wa einem Drittel der eingeschriebenen Mitglieder des Institutes entsprechen, und
in Anbetracht der Schwere der aufgeworfenen Probleme, ist diese päpstliche Kom-
mission gezwungen, ihre Aufmerksamkeit diesem Vorgang zuzuwenden. Die in
dem Brief aufgezählten Tatsachen fügen sich anderen an, die bereits vorher dieser
päpstlichen Kommission zur Kenntnis gebracht wurden.
Aus diesen Gründen hat diese päpstliche Kommission beschlossen, ohne Verzug
zu handeln, damit negative und schädliche Folgen für die Bruderschaft selbst und
für das Werk der Integration traditionalistischer Gläubiger in die Wirklichkeit der
Kirche vermieden werden. Das Grundproblem der gegenwärtigen Schwierigkeiten
scheint ein Mangel an Vertrauen auf die Hierarchie auf allen Ebenen, vom Heiligen
Stuhl bis zu den Bischöfen, zu sein. Möglicherweise liegt dieser Haltung ein gewis-
ses Mißtrauen der Arbeit des II. Vatikanischen Konzils zugrunde, das sich vor al-

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Dokumentation

lem auf die von P. Paul VI. reformierte Liturgie am Ende des Konzils bezieht. Die
grundsätzliche Weigerung, die Messe gemäß dem in Kraft befindlichen Ritus zu
konzelebrieren, zeugt leider von dieser Haltung. Bekanntlicherweise war dieser
Mangel an Vertrauen schon der Ursprung des Schismas von Erzbischof Lefebvre
und besteht dort weiter. Es ist unsere Pflicht, vorbeugende Maßnahmen zu ergrei-
fen, um eine ähnliche Entwicklung in Ihrem Institut zu vermeiden.
Nach Beratung mit der Kongregation für die Glaubenslehre und mit deren Zu-
stimmung, hat diese päpstliche Kommission, indem sie die Autorität des Heiligen
Stuhles über die Bruderschaft St. Petrus wahrnimmt, kraft der ihr durch den Ober-
sten Pontifex, Johannes Paul II., verliehenen Vollmacht, folgendes beschlossen:
1. Die am 3. März 1999 gegebene Erlaubnis (Prot. 443/99), das Generalkapitel
der Bruderschaft St. Petrus um ein Jahr vorzuziehen und es im Laufe des gegen-
wärtigen Sommers abzuhalten, wird zurückgezogen.
2. Eine Versammlung aller eingeschriebenen Mitglieder der Bruderschaft ist im
Herbst 1999 einzuberufen, entweder in Wigratzbad, Rom oder anderswo. Diese
Versammlung wird eine Diskussion umstrittener ekklesiologischer und liturgischer
Fragen in einem freien Austausch der Meinungen unter dem Vorsitz des dieser
Kommission vorstehenden Kardinals oder seines Vertreters zum Ziel haben. Der
Kardinal und Präsident wird am Ende die Verfügungen für die Zukunft treffen,
nicht nur für die zukünftige Leitung der Bruderschaft, sondern auch für die litur-
gische Praxis, die sicher die durch das Indult garantierte und der Bruderschaft bei
ihrer Gründung gewährte liturgische Identität bewahren wird.
3. Vor dieser Versammlung – die keinerlei Publizität oder vorhergehende Dis-
kussionen unter den Priestern und noch weniger unter den Seminaristen erfordert
– werden Sie ersucht, nur die laufenden Geschäfte des Institutes zu erledigen und
keine Veränderungen vorzunehmen, die nicht unbedingt notwendig sind.
Diese päpstliche Kommission hofft, daß Sie, Herr Pater, als Generaloberer der
Priesterbruderschaft, mit ihr zusammenarbeiten werden, um den inneren Frieden
der Bruderschaft wiederherzustellen und für sie eine vernünftige und gesunde Ent-
wicklung herbeizuführen, die ihr die Möglichkeit geben wird, unter Bewahrung ih-
res spezifischen Charakters ihren Platz unter den anderen Instituten des gottge-
weihten und apostolischen Lebens zu finden.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, sehr geehrter Pater Generaloberer,


Ihr

Angelo Kardinal Felici, Präsident


Camillo Perl, Sekretär

(Übersetzung aus dem englischen Original)


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Verschiedenes

Geduld im Leiden – 30 Jahre Novus Ordo


und kein Ende
von Robert Mildenberger

„Wir wissen, daß Drangsal Standhaf- oder Segen – ein Drittes gibt es nicht.
tigkeit bringt, Standhaftigkeit aber … Was zu beweisen war: Seit dreißig Jah-
bringt Hoffnung.” ren erleben wir die makabere Gegenpro-
(Römerbrief 5, 4f.) be auf die Unentbehrlichkeit der über-
lieferten hl. Messe, als wollte Gott sa-
gen: „Bitte, wenn irh wollt, versucht es
Es war der Jahrestag der Verkündi- einmal ohne hl. Messe!“ Daß die Welt
gung des ersten Kreuzzugs auf dem nicht mehr Tugend als die Kirche haben
Konzil von Clermont-Ferrand am 26. kann, leuchtet ein. Ihr Aufgehen in einer
November 1095: Am 26. November 1969 globalen Einheit aus Menschheitsver-
schuf Papst Paul VI. mit der Auferle- götzung und Unmoral ist daher die prä-
gung der Neuen Messe den schwärze- zise Resonanz auf die kirchliche Kako-
sten Tag der nachtridentinischen Kir- phonie. Es berührt merkwürdig, wenn
chengeschichte. Dreißig Jahre danach schon 1966, als die amtlichen Propheten
sind wir von einer Wende der religiösen frisch die Weichen in den Unglauben ge-
Verhältnisse weiter entfernt denn je. stellt hatten, der Philosoph Heidegger,
Übermütig und skrupellos werden nach sonst nicht für seine Frömmigkeit be-
dem Grundsatz quodlibet ex falso sequitur kannt, wie Balaam Prophet wider Wil-
aus den konziliaren Prämissen alle er- len, seherisch klagt: „Nur noch ein Gott
denklichen Folgerungen gezogen und kann uns retten. Uns bleibt die einzige
vollstreckt: Zulassung von „wiederver- Möglichkeit, im Denken und im Dichten
heirateten” Geschiedenen zur Kom- eine Bereitschaft vorzubereiten für die
munion seit 1994, „Beratungsscheine” Erscheinung Gottes oder die Abwesen-
für Abtreibungswillige und gemeinsa- heit Gottes im Untergang; daß wir im
mes „Rechtfertigungspapier” mit den Angesicht des abwesenden Gottes un-
Lutherischen am 31.10.1999. Dahinter tergehen.”
droht der apokalyptische Ökumenis- In unserer heutigen Ohnmacht, noch
mus des „heiligen Jahres” 2000. Hat irgend etwas in der Kirche auszurich-
nicht etwa, um ein Dichterwort zu ge- ten, gleichen wir schon vor unserem Tod
brauchen, „der Wahnsinn Methode”? den Seelen im Fegfeuer, deren Armut so
Wenn nämlich die hl. Messe Quell aller vollständig ist, daß sie nur die Hoffnung
Gnade ist, ist ihre Verfälschung Quell al- auf eine Wende ihrer Lage ihren Besitz
ler Ungnade, der „Schlüssel zum Brun- nennen. Mögen wir so das doppelte
nen des Abgrunds” (Apk. 9, 1 f.). Fluch Mitleid des hl. Josephs erwecken, des
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Verschiedenes

Patrons sowohl der hl. Kirche als auch sche Sensation. Vergessen wir nicht, daß
der Armen Seelen im Fegfeuer! gottwidrige Mächte über lange Zeitab-
schnitte eine irritierende Normalität
entwickeln können, einen „ihrer Art ent-
Das Schweigen Gottes
sprechenden Frieden”, den ihnen St.
Was lehrt uns Gott, wenn er zu den Augustin in seiner Schrift vom Gottes-
genannten Ungeheuerlichkeiten staat (XIV, 1) zuerkennt.
schweigt? Es gibt drei Arten des göttli-
chen Schweigens: Gott schweigt, indem
die Schöpfung sein eigentliches Sein Ein Blick in die Geschichte
nicht nur ent-, sondern auch rätselhaft So können wir schon in der Ge-
verhüllt. Er schweigt, indem er im Le- schichte des Alten Bundes beobachten,
ben der individuellen Seele materielle, daß sich der Zehnstämmestaat „Israel”
menschliche, ja sogar geistliche Tröstun- bis zu seiner völligen Auslöschung 722
gen aufhebt. Er schweigt, indem er der v. Chr. über 200 Jahre gehalten hatte.
Kirche zuweilen fast jede sinnliche Ent- Gott hatte ihm vorher erlaubt, den Weg
faltung versagt. Der letzte Punkt ist der vom Schisma in die Apostasie auszu-
am schwersten verständliche, denn es schreiten: Der erste König dieses Staa-
scheint, als wollte Gott sich selbst die tes, Jeroboam I., sagte sich vom Jerusale-
Herrlichkeit versagen. mer Tempel los. Er ließ, wie einst Aaron
Wir werden allerdings die Wende am Sinai, den Bundesgott Jahwe in
zur Rechtgläubigkeit weniger durch Vo- Bethel und Dan in Form von Stierbil-
luntarismus erreichen als durch die reu- dern anbeten (3. Könige 12,28 f.) und
ige Einsicht, daß wir die Allmacht des- veränderte nach seinem Gutdünken (de
sen, der nach Lukas 3,8 sogar aus Stei- corde suo) den Festkalender (3. Kg. 12,
nen ein Volk von Rechtgläubigen er- 32 f.). Anders als nach Aarons Versagen
wecken kann, nur herabflehen, wenn erfolgte von Gott keine direkte Reaktion
wir uns Seiner Gnade würdig machen: auf Jeroboams Liturgiereform. Schon 25
„Trachtet vielmehr zuerst nach seinem Jahre nach seinem Tod erfahren unter
Reich und seiner Gerechtigkeit, und all König Amri Götzenkulte (vanitates) för-
dies (andere) wird euch dazugegeben dernde Duldung (3. Kg. 16, 25 f.) – der
werden” (Mt. 6, 33). Die Betrachtung Schritt zur Ökumene ist gemacht. Amris
der eigenen Nichtswürdigkeit, die Freu- Sohn und Nachfolger Achab betet
de darüber, für Christus und seine Ver- schließlich persönlich Baal an (3. Kg.
ehrung im allerheiligsten Sakrament 16,29-31).
wieder verachtet werden zu dürfen, der Auch in christlicher Zeit konnten
Schauder vor dem Schweigen Gottes sich akatholische Christentümer lange
über unsere beispiellosen Sünden ist ei- behaupten: Der Arianismus hatte in den
ne Geduldsprobe von anderer Qualität germanischen Königreichen der Völker-
als das banale, dem Sinnlichen verhafte- wanderungszeit bis zu ihrem Untergang
te Spekulieren auf eine kirchenpoliti- 300 Jahre lang eine Machtbasis; die im
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Verschiedenes

16. Jh. von Rom abgefallenen Sonder- obigen Gleichnis: des Öls. Das inständi-
gruppen bestehen bis heute. Es ist daher ge Warten läutert um so gründlicher
nicht unwahrscheinlich, daß der religiö- das Denken an Gott, je länger er säumt.
se Modernismus als moralisch an- Ja, alles Anderes-Tun würde die Aus-
spruchslose Variante der Bahai-Religion schließlichkeit des Wartens beflecken.
noch längere Zeit fortbesteht. Das eigene Tun würde die in Rö. 9, 16
ausgesprochene Erkenntnis, wie wenig
das Große und Gewaltige Sache unseres
Die Tugend der Geduld Willens und wie sehr es Geschenk sei-
Gott läutert seine Getreuen bis zur ner Huld und Gnade ist, trüben. Mehr
physischen Erschöpfung ihrer Geduld. noch: Die Geduld treibt uns in eine sol-
Selbst die klugen Jungfrauen des che Reinheit der Betrachtung, daß der
Gleichnisses Mt. 25, 1-13 schlafen in Er- seit der Erbsünde in Phantasien lärmen-
wartung des säumigen Bräutigams ein. de Wille schweigt. Für den Willen ist
Die Geduld ist, wie St. Thomas lehrt, das Warten das Salz seiner Haltbarkeit.
keine stumpfe Dickfelligkeit, sondern Das Warten trocknet seine Fäulnis aus
eine Erhebung der Vernunft: „Die Ge- und läßt sein Zerfließen in eine feste
duld ist die Tugend, mit der das Gut der Form gerinnen. Das Warten macht nach
Vernunft gegen die Betrübnis gewahrt dem Schweigen des Willens dem Ge-
wird, damit die Vernunft nicht dieser horsam das Horchen möglich. Der Ge-
unterliegt” (S. th. II 2, q. 136 a. 1). Wie horsam ist die Vereinigung mit Gottes
von der Einzelseele, so erwartet Gott Willen, der uns zur rechten Stunde je
von der Kirche der Gerechten eine nach Würdigkeit entweder das Erwar-
schöpferische Geduld, das ständige tete oder die Erleuchtung aus dem Se-
qualvolle Ausschauhalten nach dem gen des Verzichts schenkt:
Bräutigam, die Hinspannung auf seine „Eine Gelassenheit ob aller Gelassen-
erlösende Ankunft, das Nachtwachen heit ist gelassen sein in Verlassenheit.”
auf den Morgen hin, das unablässige (Sel. Heinrich Seuse,
Harren über das Tagwerk hinaus, wozu Buch der ewigen Weisheit, 9. Kap.)
der sechste Bußpsalm aufruft:
Auf diese mystische Weise führt das
A custodia matutina usque ad noctem
Warten das Erwartete still herbei, bis
speret Israel in Domino
wir oder unsere Nachkommen der
(Ps. 129, 6: Barmherzigkeit Gottes laut danken dür-
„Vom Ende der Nacht bis zum fen mit den Worten:
Einbruch der Nacht hoffe
Non nobis, Domine, non nobis,
[harre] Israel auf Gott”).
sed nomini tuo da gloriam!
Es kommt nicht in erster Linie dar- (Ps. 113,
auf an, in der Zeit des Wachens etwas Psalm der Sonntagsvesper:
Sichtbares zu produzieren. Es genügt „Nicht uns, Herr, nicht uns,
der ruhige Besitz der Sakramente, im sondern deinem Namen gib die Ehre”).
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Verschiedenes

Ein Bild aus den


Tagen vergange-
ner Herrlichkeit:
Papst Pius XII.
während einer
feierlichen
hl. Messe im
Petersdom.

Wie schaffen wir es, wirksam zu han- Gewinn im Verlust


deln, ohne eine ursächliche Verbindung Der Verzicht auf die religiöse Pracht
zwischen unserem Tun und dem äuße- legt den Blick frei für die Ursache der re-
ren Erfolg wahrzunehmen, den Gott oft ligiösen Pracht. Je mehr Gläubige sich
zur Aufrechterhaltung der Tugendprobe heute der Wende würdig machen, ohne
des Glaubens, damit er kein Schauen überhaupt an die Wende, sondern nur
wird (2. Kor. 5, 7), vor unseren Augen an ein zuverlässiges Dienen zu denken,
verbirgt? Das Geheimnis liegt offenbar desto schneller reift die Wende unsicht-
in der Arbeit an unserer Würdigkeit bar heran, diese Auferstehung des Glau-
dafür, daß eines Tages eine Wende statt- bens nach der gegenwärtigen tendenzi-
findet. Aber würdig werden wir in Got- ellen Trennung der Kirche in Leib und
tes Augen nur, wenn wir mit Joel 2, 13 Seele (Jurisdiktion und zweifelsfreie Sa-
unsere Herzen, nicht unsere Kleider zer- kramente). Dieses Würdigmachen ge-
reißen; wenn wir, wie unsere Vorgänger schieht unter der Wirkung einer heili-
in der babylonischen Gefangenschaft, gen Hoffnung, die das Erhoffte durch
einsehen, womit wir das Konzil ver- Leiden gleichsam hervorbringt, eine Pa-
dient haben und den mit ihm verbunde- radoxie, die St. Paulus mit einem schla-
nen Verlust unserer spirituellen Heimat, genden Vergleich auflöst: „Die ganze
unserer hl. Messe, unserer katholischen Schöpfung seufzt und liegt in Wehen bis
Staaten und all dessen, was heilig ist. jetzt” (Rö. 8, 22). Doch schon die Pro-
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Verschiedenes

Gottes und seiner Heiligen wird im


jüngsten Gericht aufgedeckt; in beson-
deren Fällen aber, wenn Gott das Ver-
trauen hat, daß der sinnliche Glanz uns
erzieht und nicht verdirbt, auch in den
irdischen Siegen Gottes, den Wundern
und Gnaden. Aber wir sind, wie der
dramatische religiöse Substanzverlust
beweist, weit davon entfernt, einen Sieg
Gottes, ein Wunder, zu verdienen, noch
weniger, es, wenn es einträfe, ohne
Glaubensverlust zu ertragen. Statt des-
sen ist es für uns das Beste, von den wie
trauernde Kaufleute gekleideten
Bischöfen und ihren aus der Konzils-
theologie immer konsequenter gefol-
gerten Überhebungen uns zu Buße und
Demut bewegen zu lassen, inzwischen
im traurigen 30. Jahr der Neuen Messe
und, zu unserer größeren Schmach, im
Jubiläumsjahr der Befreiung des hl.
Grabes durch den 1. Kreuzzug im Jahr
1099.
So werden wir dem hl. Joseph, dem
Heiliger Josef, Schutzherr der Heiligen Kirche, mächtigen Schutzherrn der hl. Kirche,
bitte für uns! am gefälligsten, wenn wir seine Tugen-
pheten kennen dieses Bild für das lei- den verinnerlichen, die uns seine Lita-
dende Hervorbringen der Heilszeit: nei offenbart: Demut, Geduld, Treue,
„Bevor sie (d.i. Sion) kreißt, gebiert sie; Hoffnung, Gehorsam, Liebe zur Armut,
bevor ihre Entbindung kommt, bringt Familiensinn – alles unauffällige, asze-
sie einen Knaben zur Welt” (Is. 66, 7); tische Stärken, die den konziliaren Go-
„Kreiße, Tochter Sion, wie eine in Kin- liath im Nerv treffen und uns um so
desnöten” (Mich. 4, 10). mehr zu Gebote stehen, je ärmer und
hilfloser wir sind. Unablässig arbeiten
also die Modernen, indem sie uns
Schluß demütigen und erniedrigen, an unse-
Diese Würdigkeit bewirkt, was Pau- rem Anspruch auf Erhörung in der Not.
lus in der als Motto zitierten Stelle des Keine Gnade ohne Kreuz, kein befreites
Römerbriefs leise meint, Heiligkeit. Jerusalem ohne die Entbehrungen der
Herrlichkeit ist aber nichts anderes als kluniazensischen Reform! Hl. Joseph,
aufgedeckte Heiligkeit. Die Heiligkeit bitte für dein verwüstetes Haus!
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Verschiedenes

Hexenwahn - „Besagungen” - Pentagramm


und Drudenfuß
von P. Werner Bösiger*

Vom Verlag „Pro fide catholica“, Durach, und dessen Autor Rothkranz (im folgenden ab-
gekürzt R.) wurden in den vergangenen Monaten rufschädigende Pamphlete an unsere Gläubi-
gen verschickt, in denen die Priesterbruderschaft und einzelne ihrer Mitglieder scharf angegrif-
fen wurden. Es wurde unterstellt, daß in die Bruderschaft Zeichen und Symbole finsterer
Mächte eingedrungen seien, die angeblich beweisen, daß insgeheim eine andere Ausrichtung be-
stehe, als offiziell vorgegeben werde.
Die vorgebrachten Verdächtigungen sind grober Unfug. Dies wird im folgenden am Beispiel
des Sternes als Symbol in der Kunst und in der Heraldik (Wappenkunde) dargelegt.
Wir empfehlen unseren Gläubigen dringend, den unseriösen Verlag nicht mehr zu unter-
stützen und künftig unerbetene Zusendungen postwendend an den Absender zurückgehen zu
lassen.
Maria Himmelfahrt 1999! Strahlend ens”, Teil I, Kap.8; Abs.2) davon, daß
geht die Sonne auf über dem hohen „Maria beim Eintritt in das Paradies sich
Liebfrauentag. Die Straßen im Wald- von ihrem Sohne die Gnade erbat, alle
viertel Niederösterreichs sind wie aus- Seelen, welche damals im Fegfeuer wa-
gestorben; es ist ja Sonntag morgen ren, mit sich in den Himmel nehmen zu
frühe und der Priester unterwegs, um dürfen.” So ist das hohe Marienfest also
treuen gläubigen Seelen die Messe aller ein besonderer Gnadentag für die ar-
Zeiten zu lesen. Plötzlich wird auf dem men Seelen im Fegfeuer. Ist nicht der
Hintergrund einer noch entfernten Re- Regenbogen von Gott geschaffen wor-
genwand ein leuchtender Regenbogen den als Zeichen, daß nach der Sündflut
sichtbar. Will sich etwa die Natur - das seiner Gerechtigkeit genug getan sei,
Bilderbuch des lieben Gottes - auch zum und Friede herrsche zwischen Gott und
hohen Fest schmücken und zur Schön- Mensch? So heißt es ganz am Anfang
heit der Feier das Ihre beitragen? Auf je- der Bibel: „Wenn der Bogen in den Wol-
den Fall berichtet der heilige Alphons ken steht, dann werde ich ihn ansehen,
von Liguori („Die Herrlichkeiten Mari- um des immerwährenden Bundes zu
* P. Werner Bösiger, Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X., Weihejahrgang 1990, Schweizer Staatsbür-
ger, ist seit 1994 tätig im Ostapostolat und insbesondere zuständig für die Rußlandmission mit Schwerpunkt
in Minsk.
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Verschiedenes

gedenken, der zwischen Gott und allen Regenbogens gemäß biblischem Be-
Lebewesen jeglicher Art auf Erden be- richt.
steht.” (Gen. 9,16) Eine schöne Symbo- Und doch läßt der liebe Gott sein
lik für den Festtag. Doch gibt es auf Er- Bundeszeichen auch weiterhin am Him-
den keine Freuden ohne Wermutstrop- mel erscheinen, ungeachtet der
fen. mißbräuchlichen Verwendung durch
Der Regenbogen ist zum Symbol der diese gottfeindliche Bewegung. Kurz
New Age-Bewegung geworden. Woher und bündig: „Abusu usus non tolli-
kommt es, daß gerade das Bundeszei- tur”, d. h. der Mißbrauch einer Sache
chen Gottes mit dem Menschen so hebt die Sache nicht auf! Das ist urka-
mißbraucht wird, um eine neue Zeit tholisches Denken. Der Volksmund
„ohne Gott” zu bezeichnen? Der Teufel drückt diese Weisheit im Sprichwort
nimmt gerne Zeichen Gottes für sich in aus: Man soll das Kind nicht mit dem
Dienst. Man nennt ihn deswegen den Bade ausschütten. Das Kind mit dem
Affen Gottes. (Wie die Affen uns Men- Bade auszuschütten, ist die Kunst der
schen in gewissen Dingen nachahmen Irrlehrer und Kirchenspalter, die z.B.
können, und doch ein himmelweiter auf Grund des Ablaßmißbrauchs den
Unterschied bestehen bleibt zwischen Ablaß ganz mißbilligen; wegen der
vernünftiger und vernunftloser Kreatur, schlechten Hofhaltung einzelner Päpste
so verhält es sich noch viel mehr mit das Papsttum in Bausch und Bogen ver-
dem Teufel, wenn er Göttliches in An-
werfen; oder weil die Priester auch Sün-
spruch nehmen möchte.)
der sind, in keine Kirche gehen; weil der
Wer weiß, vielleicht kommen die Ini- Modernismus in Rom herrscht, den
tianten der Zeitung „Pro Fide Catholi- Papst ganz vom Throne stoßen wollen;
ca”, Verlag Anton Schmid, Durach, etc. etc. Es ist immer die gleiche unka-
nächstens auf die Idee, an den Himmli- tholische Denkart, der gemäß man nicht
schen Vater eine unbestellte Zusendung begreifen will, daß in dieser Welt Kraut
zu schicken mit dem Hinweis, fürder- und Unkraut nahe beieinander wach-
hin doch keinen Regenbogen mehr am sen.
Himmel erscheinen zu lassen. Könnten
So wies schon der Herr die beiden
doch im Glauben schwache Menschen
dies als Bestätigung auffassen, daß der Donnersöhne Jakobus und Johannes
Himmel die New Age-Bewegung gut- streng in die Schranken, als sie in uner-
geheißen habe, da deren Markenzei- leuchtetem Eifer Feuer über ein samari-
chen von Zeit zu Zeit am Himmel er- tisches Dorf fallen lassen wollten. „Ihr
scheine. Also wäre es doch viel klarer wißt nicht, wessen Geistes ihr seid.”
und eindeutiger, ein solch mißbrauchtes (Lk. 9; 54-56)
Zeichen nicht mehr aufscheinen zu las- Dies müßten sich die fragwürdigen
sen; es wüßten doch nur noch wenige Kämpfer gegen die Freimaurerei aus
um die wahre christliche Bedeutung des Durach auch dringlichst überlegen, be-
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Verschiedenes

vor sie Feuer anlegen an den guten Ruf Getier erblicken, wenn sie nur lange ge-
der Mitmenschen! nug hinsehen.
Der Mißbrauch einer Sache hebt die „Wes das Herz voll ist, spricht der
Sache nicht auf! Der fünfstrahlige Stern, Mund!” (Mt. 12;34) Wer sich mehr mit
und zwar in Form des Pentagramms, dem Teufel als mit Gott, wer sich mehr
und der von R. ebenso unvernünftig ge- mit der Freimaurerei statt mit der eige-
schmähte Mond, sind wie der erwähnte nen Vervollkommnung beschäftigt, der
Regenbogen Symbole, die auch eine endet schließlich damit, überall nur
christliche Deutung kennen, wie wir noch den Teufel und die Freimaurerei
noch beweisen werden. Die mißbräuch- zu sehen. Da kommt mir eine Begeg-
liche Verwendung durch Freimaurer nung mit dem verstorbenen hochwürdi-
und Kommunisten ändert nichts daran! gen Msg. Erzbischof Marcel Lefebvre in
Wie viele Male wird nicht heutzuta- den Sinn. Als er mir in Zaitzkofen die
ge das hehre Wort „Liebe” mißbraucht! niederen Weihen erteilt hatte, fragte ich
Wie viele Male muß die Liebe als Vor- ihn, was ich denn nun als neu geweihter
wand herhalten, um Wahrheit und Irr- Exorzist speziell zu beten habe, um die
tum auf eine Stufe zu stellen. Aus Liebe Teufel auszutreiben. Wie es einem wei-
soll man zu allem, selbst den größten sen, erfahrenen Vater eigen ist, auf eine
Verirrungen schweigen. Wie viele ent- allzu kindliche Frage mit einem gütigen
täuschte Herzen; wie viele uneheliche Lächeln zu antworten, sagte der Erzbi-
Kinder - dies alles im Namen der „Lie- schof, daß man dem Teufel auf keinen
be”! Ja, das wahre Verständnis der Lie- Fall zu viel Beachtung schenken dürfe,
be, die echte, edle Liebe, wo ist sie ge- (denn in der Tat, in seinem luziferischen
blieben? In der Ausdrucksweise von R., Stolz gefällt es ihm sehr, wenn man ihn
„marginal” geworden, d.h. nur noch bei zu wichtig nimmt), denn der Widersa-
einer verschwindend kleinen, unbedeu- cher werde einen, wenn man sich ver-
tenden Gruppe von Leuten hoch im messen mit ihm beschäftige, sicher an
Kurs. Sollen wir etwa deswegen das der Nase herum führen. Der tägliche
Wort Liebe nicht mehr verwenden dür- Exorzismus sei die heilige Messe mit
fen, weil es von unzähligen mißbraucht dem Erzengel-Michaelsgebet am
wird? Soll man wegen des vielen Schluß.
Mißbrauchs die Liebe also ganz verbie- Ich kann im nachhinein die Weisheit
ten? Da wären wir vor lauter unerleuch- dieses großen Mannes nur bewundern.
tetem Eifer in einem Zustand ohne Lie- Unsere Berufung ist es, das Göttliche zu
be, in der Hölle nämlich, denn: „Sie ist betrachten und uns davon zu nähren,
ein Ort ohne Liebe”, sagte der Jesuiten- um uns auf die ewige Anschauung
pater Rupert Mayer. Was Wunder, wenn Gottes vorzubereiten. Wenn der Mensch
solche Eiferer überall Teufelsfratzen es ehrlich meint mit Gott, so erkennt
und Schlangen sehen wollen, so wie und flieht er die Werke des Widersa-
kleine Kinder in den Wolken allerlei für chers von selbst. Sich mehr mit dem
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Verschiedenes

durch die Folter Geschundene zum


Scheiterhaufen begleitete. Es veranlaßte
ihn, in dem weltberühmt gewordenen
Buch (cautio criminalis) die himmel-
schreiende Ungerechtigkeit und Bos-
heit der verblendeten Teufelsbekämp-
fer aufzudecken.
„Es war üblich, daß die unter dem
Verdacht der Hexerei verhafteten Per-
sonen auf der Folter nach ihren „Mit-
schuldigen” gefragt wurden. Selten
konnten solche den Qualen widerste-
hen, und die meisten nannten dann ir-
gend welche Personen aus ihrer Be-
kanntschaft, um die Folter abzukürzen.
Wenn es möglich war, beschränkten sie
sich auf Verstorbene oder noch lieber
auf solche, die schon als Hexen hinge-
richtet worden waren, um wenigstens
durch ihre Angaben niemandem mehr
einen großen Schaden zuzufügen; von
den Gerichten wurde das aber gerade
Friedrich von Spee (1591-1635) mit Freuden als eine nachträgliche Be-
stätigung und Rechtfertigung ihres Ur-
Teufel als mit Gott zu beschäftigen, das teils angesehen. Gaben die Gefolterten
ist ein gefährlicher Unfug und endet aber Lebende an, dann wehe diesen - es
damit, daß man am Ende schließlich al- bestand wenig Aussicht für sie, der Ver-
les und jeden verteufelt! haftung und Folterung und schließlich
Nehmen wir nur als Beispiel den gar der Verurteilung und Hinrichtung
Hexenwahn des 16. Jh., der vielen völ- zu entgehen. Die Rechtsgelehrten wa-
lig unschuldigen Menschen das Leben ren sich im Grunde nur darüber nicht
kostete, ein trauriges Kapitel der Kir- ganz einig, wie viele „Besagungen” (Be-
chengeschichte. Die heldenhafte Ge- zichtigung der Hexerei) zur Verhaftung
stalt, welche unter Einsatz des eigenen und Folterung genügten. Spee erzählt
Lebens diesem Spuk ein Ende setzen die „schöne” Geschichte von einem Pa-
konnte, war der berühmte Komponist ter, der von einem Fürsten gefragt wur-
und Dichter Graf Friedrich von Spee de, was er wohl von den „Besagungen”
(1591-1635), Jesuit, dessen Lieder wir halte, und ob wohl zwölf solche genüg-
heute noch mit Inbrunst singen. Er be- ten, um eine Person als Hexe oder Zau-
schreibt, wie er als Beichtvater viele un- berer zu erweisen. Der anscheinend
schuldig der Hexerei Angeklagte, gutartige, aber nicht überaus gescheite
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Verschiedenes

Pater bejahte das voll Eifer. Darauf ent- riens“ ist so marginal, daß sie z. B. bei
gegnete ihm der Fürst, es täte ihm leid Heinz-Mohr überhaupt keine Erwäh-
um ihn, den Pater, denn er sei bereits nung findet.”
fünfzehnmal „besagt” (der Hexerei be- R. zitiert eine Ausgabe von Gerd
zichtigt) worden! „Da stunde der gute Heinz-Mohr aus dem Jahre 1972. Wir
Geselle wie Butter an der Sonnen an haben uns die Mühe genommen, alle
Hundstagen!” (Herder, Freiburg: Zeu- zugängliche Fachliteratur zu konsultie-
gen Gottes, herausgegeben von Elisa- ren, nebst dem erwähnten Heinz-Mohr.
beth Gräfin von Vitzthum; Friedrich von Lesen Sie also selbst die Deutung der
Spee - Isabelle Rüttenauer, S.114) Fachkundigen und bilden sie sich so ein
Den Verfassern von „Pro fide catholi- Urteil, ob die obige Behauptung zutrifft.
ca” und allen, die den R.’schen Bezichti- – Die Welt der christlichen Symbole,
gungen leichten Glauben schenken, Dorothea Forstner OSB, Tyrolia-Verlag,
könnte es dereinst vor dem ewigen Für- 4. Auflage, 1982, mit kirchlichem Impri-
sten und Richter der Lebenden und To- matur vom 25.2.1959:
ten gleich ergehen wie diesem Mönche,
der sich durch sein leichtfertiges Urteil Dorothea Forstner OSB aus dem ur-
über andere selber das Verderben berei- alten Orden des heiligen Benediktus,
tete. wo sich die Mönche seit anderthalb
Jahrtausend die Mühe gaben und noch
Darum möchte ich klar und mit Ver-
geben, Bibeln und liturgische Bücher,
weis auf Fachliteratur die falschen Be-
Gerät und Gewänder mit allerlei christ-
hauptungen, welche vom Pro fide ca-
lichen Symbolen zu verzieren, schreibt:
tholica-Verlag gar leichtgläubig abge-
druckt wurden, aufzeigen. Zur Fünfzahl (S. 51): „Nach der Zah-
lenspekulation der Pythagoräer bedeu-
tet die Fünfzahl: Hochzeit. Die Zahl
Das Pentagramm wird nämlich aus den ersten geraden
Vergleichen Sie nun selbst die ver- und ungeraden Zahlen: 2 + 3, zusam-
schiedenen Deutungen der Experten. mengesetzt und daher zum Bild der
Nur so ergibt sich ein objektives Bild. Verbindung zweier verschiedener Ele-
Herr R. behauptet: „Das Penta- mente, des Männlichen und Weiblichen,
gramm im strengen Sinne ist nach über- (wobei die geraden Zahlen als weiblich, die
einstimmender Auskunft aller Fachleute ungeraden als männlich gelten). Mit dieser
ein heidnisches bzw. gnostisches magi- uralten Hochzeitszahl der Antike soll
sches Zeichen, das auch als solches - die Fünfzahl der Jungfrauen in der Pa-
nämlich zur „Dämonenabwehr” - von rabel (Mt 25) zusammenhängen. .... In
abergläubischen Katholiken verwendet Hochzeitsbräuchen spielen Rose, Wein-
wurde... Seine offenbar erst im letzten stock, Äpfel und Quitte wegen ihrer
Jahrhundert (sehr selten!) belegte - neu fünfteiligen Blüten oder Blätter eine Rol-
eingeführte - Bedeutung als „Stern Ma- le.”
27
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 28

Verschiedenes

(gest. 261 v. Christus), daß Alexander d.


Gr. ihm vor der Schlacht gegen die Ga-
later im Traum erschienen sei und ihm
die Weisung gegeben habe, sein Heer
mit dem althergebrachten Zeichen „Hy-
gieia” auszurüsten, dessen spitze Win-
kel in ihrer unlösbaren Verbindung ein
fünffaches Alpha bilden. Auch den
Pentagramm Münzen dieses Königs war das Penta-
gramm mit Unterschrift eingeprägt.
Zum Pentagramm (S. 65f.): „Der
fünfzackige Stern (Pentagramm) ist Im Heere der byzantinischen Kaiser,
nicht allein in der Symbolik der Zahl also bereits in christlicher Zeit, trugen
Fünf (siehe oben) mit einbegriffen und die Vorkämpfer, die allen voran den
enthält mehrfach den goldenen Schnitt, Truppen zum „Heile” verhelfen sollten,
sondern hat seine eigene Bedeutung als kleine Schilder mit dem Pentalpha in
uraltes Zauberzeichen (Drudenfuß), den drei Farben: Grün und Hellblau mit
das die bösen Gewalten fesselt. Was Purpurrand. Nach Cornelius a Lapide
sein Bannkreis umschließt, das wird, so (SJ, 1566-1637) galt dieses Zeichen als
glaubt man, unwirksam gemacht. Symbol Christi: Er ist das Alpha und
Omega (Anfang und Ende, s. Apk. 1,8
In der Symbolik der Pythagoräer
u. 21,6), und seinen heiligen fünf
wurde das Pentagramm für das Wort
Wunden entströmt das Heil der Welt.”
„Gesundheit” (hygieia) gebraucht. Die
Mitglieder dieser Schule pflegten es Kommentar: Wir sehen, daß das Penta-
(nach Lukian von Samosata) als gramm bereits seit vielen Jahrhunderten
Wunschformel an den Beginn ihrer eine christliche Auslegung beinhaltet,
Briefe zu setzen. Sie hielten diesen (wie etliche andere dem Heidentum ent-
Wunsch am angemessensten für Leib sprossene Gebräuche, z. B. das Fest „Sol in-
und Seele, da er ihnen alles zu erhalten victus” [Fest der unbesiegten Sonne], wel-
schien, was für den Menschen gut ist: ches seit dem 4. Jh. zum christlichen Weih-
Glück im Handeln, Freude und physi- nachtsfest wird, weil die wahre Sonne Chri-
sches Wohlbefinden. Mit diesem Ge- stus ist.) Der erwähnten christlichen Deu-
dankeninhalt wurde also das geometri- tung wegen konnte das Pentagramm ohne
sche Zeichen identifiziert. Es hieß ein- Bedenken seit dem Mittelalter im Wappen
fach „hygieia“ und war im Kreise der von urkatholischen Städten und Orten Ver-
Pythagoräer ihre Erkennungsmarke wendung finden, wie wir noch darlegen
(vgl. Dölger, Antike u. Christentum I). werden.
Als Heilszeichen scheint das Penta- – Lexikon der Symbole, Udo Becker
gramm oder Pentalpha (fünffaches Al- Herder, Neuauflage, Freiburg 1998:
pha) sehr verbreitet gewesen zu sein: Es Unter dem Stichwort Pentagramm
heißt vom Syrerkönig Antiochus Soter (S. 215): „Drudenfuß, der in einem Zug
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Verschiedenes

dargestellte fünfzackige Stern; uraltes


magisches Zeichen. - Bei den Pythago-
räern Symbol für Gesundheit und Er-
kenntnis. - Von den Gnostikern häufig
als Abraxasgemmen dargestellt. - Im
Mittelalter oft verwendetes Abwehrzei-
chen gegen dämonische Mächte, und
auch gegen die sogenannten Druden,
weibliche Naturgeister. - Als in sich
selbst verschlungene Form gelegent-
lich auch Symbol für Christus als das
Alpha und Omega sowie - als Fünfzack
- für die heiligen fünf Wunden Christi.
– Lexikon christlicher Symbole, Nachzeichnung gemäß den zitierten Vorgaben
von Forstner, Die Welt der christlichen Symbo-
Edouard Urech, Christliche Verlagsan-
le, S. 184ff.
stalt Konstanz, 5. Auflage, 1985:
Unter dem Stichwort STERN (S.
224): „Auf der Stirn von Bruno, von Do- Das Pentagramm: Pentalpha und Pentome-
minikus oder Franz von Assisi bedeutet ga ist also ausgesprochenes Christuszeichen
er Reinheit. Im gleichen Sinn ist er aber (Alpha und Omega, fünfmal) in der Rose
auch eins der Symbole Marias, der konzipiert; Christus und Maria also unzer-
Mutter Jesu. Es ist fast immer ein trennlich ein Herz und eine Seele. Es ist
Stern mit fünf Spitzen, während der
dies wohl eines der schönsten und spre-
Stern Davids, das Symbol des Juden-
chendsten Symbole der christlichen Symbo-
tums, sechs hat.”
lik vom genialen allmächtigen Schöpfer -
Kommentar: Inwiefern das Penta- nicht von den Freimaurern - geschaffen.
gramm ein Symbol Mariens sein soll wird Ein Sakrileg, es Seiner Schöpferabsicht zu
aus dieser Abbildung klar. Dieser Stern ist berauben! Denn es schafft, wie jedes echte
in die Rose hineingebettet, so wie Christus
Symbol, die Verbindung von Natur und
in den Schoß Mariens. Die Rose ist das
Übernatur, von Materie und Geist, was das
Symbol der „Rosa mystica”, der Mysti-
Spezifikum, das Charakteristikum der Sym-
schen Rose. Zieht man von der Mitte eines
bolik ist.
Blütenblattes, zum je übernächten eine ge-
rade Linie, so entsteht der Fünfzackstern, Somit wäre das Pentagramm vom
das Pentagramm, das Pentalpha. Im Innern Schöpfer selbst in die Natur hinein gelegt
dieser geometrischen Figur entsteht zu- worden. Nehmen Sie einen Apfel und
gleich ein Pentagon, ein Fünfeck. Zieht schneiden sie ihn horizontal in zwei Teile
man in dieses Fünfeck den Tangentenkreis, und sie erhalten in der Mitte einen fünf-
so erhält man in Alphaschenkeln und Kreis- strahligen Stern. Urheber all dessen ist der
bogen fünfmal das Omega, das Pentomega. allmächtige Gott selbst!
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Verschiedenes

– Knaurs Lexikon der Symbole, Beschwörungsszene in Goethes „Faust


Hans Biedermann, Droemer Knaur, I” zeigt. Die Figur muß ganz geschlos-
München 1989 (S. 329f.): sen sein und darf keine Lücke aufwei-
„Pentagramm, der in einem Zug sen. Traditionell wird die mit einer Spit-
durchgezeichnete fünfzackige Stern; er ze nach oben weisende Form als „weiß-
trägt auch Namen wie Mahrfuß (von magisch”, die umgekehrte als
Nachtmahr), Drudenfuß, Drudenstap- „schwarzmagisch” bezeichnet... In die
fe, lat. pentagulum, pentaculum (auch „schwarzmagische” Variante wurde oft
Ausdruck für andere Bannungszeichen ein satanischer Bockskopf eingezeich-
der Ritualmagie), signum Pythagori- net, in die andere eine Menschengestalt.
cum (Zeichen der Phythagoräer), sig-
Die christliche Ikonographie ver-
num Hygeae (Zeichen der Hygieia, der
wendet den Fünfstern, und zwar als
Göttin der Gesundheit) und signum sa-
Hinweis auf die fünf Wunden des Ge-
lutis (Zeichen des Heils) je nach der da-
kreuzigten und als dem Kreis (wegen
mit verbundenen Symbolbedeutung.
seiner geschlossenen Form) entspre-
Bei Pythagoras und seinen Jüngern war
chendes Zeichen als Symbol der Ver-
das Pentagramm ein heiliges Symbol
knüpfung von Anfang und Ende in
der leiblich-seelischen Harmonie und
Christus.
wurde, davon ausgehend, zum Zeichen
der Gesundheit. In den gnostisch-ma- Es ist jedoch im Abendland viel älter
nichäischen Glaubensgruppen, deren und tritt u.a. auch auf etruskischer Ke-
heilige Zahl die Fünf war, da sie fünf ramik auf. Auch in ägyptischen Grä-
Elemente kannten (Licht, Luft, Wind, bern ist der Sternenhimmel durch fünf-
Feuer, Wasser), bildete es ein zentrales zackige Sterne (ohne Binnenzeichnung)
Sinnzeichen, das dann auch jüngere
Sekten übernahmen - so etwa die Bogu-
milen des Balkans. Auf ihren Grabstei-
nen wird es nicht selten dargestellt,
ebenso (in verhüllter Form) als fünf-
fingrige Hand. Auf den „Abraxas”-
Amuletten der Spätantike tritt dieser
Fünfstern ebenso häufig auf wie später
in der magischen Literatur des Abend-
landes. Möglich ist es, daß sich darin ei-
ne geheime „Unterströmung” gnosti-
scher Natur manifestiert, die sich vor
dem offiziellen Kirchenglauben ver-
barg, wie vermutlich auch in der Ideo- Pentagramm: Die ästhetisch ansprechende Kon-
logie der Alchimie. Häufig trifft man struktion konzentrischer Pentagramme im
das Pentagramm als Beschwörungsbeh- Kreis. Abb. aus: Hans Biedermann, Knaurs Le-
elf bei magischen Ritualen, wie es die xikon der Symbole, S. 329.
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Verschiedenes

Der „flammende Stern“ mit dem G als freimau-


rerisches Symbol. Abb. aus: Hans Biedermann,
Knaurs Lexikon der Symbole, S. 425.

mit Gnosis, Geometrie, Gott, Gloire und


anderen Begriffen erklärt wird.
Amulettring mit den Buchstaben von „Salus“ Kommentar: Man merke also wohl! Im
und „Hygieia“ (Heil, Gesundheit), 1647. Abb. kirchlich-liturgischen Bereich steht das
aus: Hans Biedermann, Knaurs Lexikon der Pentagramm meist nicht alleine da, son-
Symbole, S. 329.
dern in entsprechender Verbindung: zum
angedeutet. Naturvorbilder könnten in Beispiel die Jungfrau Maria mit fünfstrahli-
der fünfstrahligen Symmetrie mancher gen Sternen. Das will besagen, daß die
Stachelhäuter (z.B. Seesterne) zu su- durch das Pentagramm symbolisierte Ge-
chen sein; freilich läßt sich das Zeichen sundheit (hygieia) und das Heil (salus) nur
von Pentagrammen auch als rein spiele- durch Maria erlangt werden. Sie ist die Ab-
risches Streben nach graphischer Ge- wehr von bösen Mächten, die Schlangen-
schicklichkeit auffassen. Auf Felsritzbil- zertreterin. Das Pentagramm kann auf ei-
dern des Alpenraumes, meist aus dem nem Meßgewand zusammen mit dem
späten Mittelalter und der frühen Neu- Kreuz stehen und darf auch hier nicht bös-
zeit stammend, hat der „Drudenfuß” si- willig aus dem Zusammenhang gerissen
cherlich eine apotropäische (Unheil ab-
Marienemblem mit Pentagrammen. Es stammt
wehrende) Bedeutung, wie sein ge-
vom bekannten Goldschmied Joseph Tannheimer,
meinsames Auftreten mit christlichen St. Gallen.
und anderen Symbolen - die ebenfalls
wie Amulette aufgefaßt wurden - nahe-
legt.
Eine sehr bedeutende Rolle spielt
das Pentagramm als „Flammender
Stern” in der freimaurerischen Sym-
bolwelt, mit Strahlen- oder Flammen-
bündeln in den Winkeln und einem G
in der Mitte ausgestattet.
Im Freimaurertum ist dieser „Bla-
zing Star” bereits 1735 als Symbol nach-
weisbar, wobei das G unterschiedlich
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Verschiedenes

werden. Es bedeutet zusammen mit dem – Lexikon der Symbole, Gerd Heinz-
Kreuz „Nur im Kreuz ist Heil”. „Durch Mohr, Eugen Diederichs Verlag, 8. Auf-
seine heiligen fünf Wunden, mögen wir alle lage, Köln,1984:
gesunden.” Unter der Rubrik „Pentagramm
Nicht von ungefähr zitiert Herr R. den (Drudenfuß)” (S. 235f.) ist folgendes zu
folgenden Autor: Gerd Heinz-Mohr. Die- lesen: „Eine aus ineinander verschränk-
ser unterschlägt nämlich als einziger die ten gleichschenkligen Dreiecken (ohne
christliche Deutung des Pentagramms. In- Basis) gebildete fünfeckige Figur, ur-
sprünglich in einem Zuge erfolgte
teressant ist deshalb um so mehr eine Illu-
Nachzeichnung des fünfzackigen
stration, die Heinz-Mohr unter dem Stich-
Sterns, zweifellos dem astronomischen
wort Stern aufführt (S. 275, Ausgabe von
Bereich entnommen und häufig mit
1984). Dort ist die Anbetung der heiligen
magischer oder symbolischer Bedeu-
drei Könige zu sehen, deren einer auf einen
tung versehen; besonders auch als böse
Stern hinweist, der ausgerechnet einem Gewalten fesselndes Zauberzeichen
Pentagramm sehr ähnlich ist! In der Legen- schon sehr früh verwendet. Die Pytha-
de ist zu lesen: „Fresko 3.Jh., Katakombe goräer nannten es Pentalpha (durch
SS. Pietro e Marcellino, Rom; Portal 13. fünf Alpha gebildet), verwendeten es
Jh., Kathedrale von Laon; Kapitel 13. als Zeichen für Gesundheit an Leib und
Jh., Kathedrale von Amiens; Hermann Seele und setzten es daher an den Be-
tom Ring, Halbfigur 16. Jh. Museum ginn ihrer Briefe. Es fand häufige Dar-
Augsburg”. stellung auf griechischen und syrischen
Münzen und erhielt eine hohe Bedeu-
tung auch bei den verschiedenen gno-
stischen Sekten. Noch im Mittelalter
wurde es als apotropäische Zauberfor-
mel gebraucht (vgl. die Beschwörungs-
szene in Goethes „Faust”, 1.Teil) und
war noch lange Zeit als Abzeichen ge-
heimer Gesellschaften im Schwange.
Der Name „Drudenfuß” bezieht sich
auf seine schützende Kraft gegenüber
Hexen oder Druden.”
Kommentar: Sehr interessant, daß im
Buch von Gerd Heinz-Mohr als Illustration
ohne Bildlegende ein Pentagramm aufge-
zeichnet ist, welches wir bei Biedermann
mit genauen Angaben der Herkunft finden.
Die hl. Drei Könige mit Pentagramm. Abb. aus: Dort heißt es: „Pentagramm auf dem
Gerd Heinz-Mohr, Lexikon der Symbolik, S. Taufstein der Kathedrale von ƒibenik,
275. Dalmatien. Mittelalterliches Marmorre-
32
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 33

Verschiedenes

Pentagramm auf dem Taufstein der Kathedrale Abb. aus: Gerd Heinz-Mohr, Lexikon der Sym-
von ƒibenik, Dalmatien. Mittelalterliches Mar- bole, S. 235. Dort ohne Bildlegende.
morrelief. Abb. aus: Hans Biedermann, Knaurs
Lexikon der Symbole, S. 330. Beinen; die integre Persönlichkeit; den
menschlichen Mikrokosmos. Da der
lief.” Und zwar ist das Pentagramm umge- Fünfstern weder Anfang noch Ende
ben von Tauben, als Symbol des heiligen hat, übernimmt er die Bedeutung,
Geistes, dem Adler und dem Pelikan, als Macht und Vollkommenheit des Krei-
Christussymbole, und umrandet von einem ses. Steht SALUS an den fünf Eckpunk-
Kreis.
ten, so verkörpert es Gesundheit und
Es erstaunt also nicht, daß der von die fünf Sinne. Wie der Kreis besitzt er
R. zitierte Autor genau die christliche die Kraft, böse Mächte und Elementar-
Bedeutung des Pentagramms unter- geister zu binden, daher bedeutet er
schlägt und – oh Hohn! – noch dazu als Glück. Im Christentum steht er für die
Illustration genau ein Pentagramm ver- fünf Wunden Christi und war auch das
wendet, das in Verbindung mit anderen Wahrzeichen des Ritters Gawein, das
christlichen Symbolen eine eindeutige auf seinen Schild gemalt war. In der
entsprechende Bedeutung hat. So Schwarzkunst bezeichnet der auf der
gleicht er jenen unkatholischen Kräften, Spitze stehende Fünfstern den bocks-
die Bibelzitate aus dem Zusammen-
hang gerissen zitieren und alles und
nichts damit beweisen. Übrigens ist
Gerd Heinz-Mohr, des Inquisitors
Kronzeuge, nicht Katholik!
– Illustriertes Lexikon der traditio-
nellen Symbole, J.C. Cooper, Drei Lilien
Verlag Wiesbaden (S. 62):
„Fünfstern/Fünfeck/Pentagramm
Symbolisiert die Gestalt des Men- Mensch im Pentagramm; Abb. aus: Udo Becker,
schen mit ausgestreckten Armen und Lexikon der Symbole, S. 97.
33
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 34

Verschiedenes

füßigen Teufel und den Hexenfuß. Auf Heraldik


der Spitze stehend ist er auch ein Zei- Die Heraldik (Wappenkunde) ist
chen für die Verkehrung der wahren wie die Numismatik (Münzkunde) eine
Natur des Menschen.” Hilfswissenschaft der Geschichtswis-
– Lexikon der Symbole, Mythen, senschaft. Aufgabe und Zweck der
Symbole und Zeichen in Kultur, Religi- Wappen ist es, die Herkunft und den
on, Kunst und Alltag, Wolfgang Bauer/ Stand des jeweiligen Wappenträgers zu
Irmtraud Dümotz/ Sergius Golowin, zeigen.
Wilhelm Heyne Verlag, München, 3. Im „Handbüchlein der Heraldik”
Auflage von 1987: von D. L. Galbreath, Lausanne, Spes-
Verlag 1930 finden sich folgende Hin-
Es wird ein Autor mit dem Namen
weise (S. 118):
Levi zitiert (S. 42): „Das Pentagramm,
„Die Sterne sind im deutschen
das man in den gnostischen Schulen
Sprachgebiet sechsstrahlig, in der wel-
den flammenden Stern nennt, ist das
schen Schweiz, in Frankreich und Eng-
Zeichen der Allmacht und der geistigen
land meist fünfstrahlig, in Italien sechs-
Selbstherrschaft ... Das G, das die Frei-
oder achtstrahlig.”
maurer in den Mittelpunkt des flam-
Die in den französischsprachigen
menden Sterns anbringen, bezeichnet
Gebieten üblichen Wappensterne wer-
Gnosis und Generatio, die zwei heiligen
den in Form von Pentagrammen ge-
Worte der alten Kabbala. Es heißt auch
malt. Folgende Beispiele aus der
der „Große Architekt”; denn das Penta- Schweiz mögen dies eindrücklich bele-
gramm, von welcher Seite man es auch gen. Die deutschsprachige Schweiz
betrachtet, stellt ein A dar.” kennt, der oben genannten Regel zum
Soweit die Experten. Beweis, die sechsstrahligen Wappen-

Beispiele von Wappen aus der deutschsprachigen und der französischsprachigen Schweiz
Wappen aus der deutschsprachigen Schweiz Wappen aus der welschen (französischsprachi-
gen) Schweiz

Gemeinde des
katholischen
Wallis
34
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Verschiedenes

Wappen aus der deutschsprachigen Schweiz Wappen aus der welschen (französischsprachi-
gen) Schweiz

Gemeinde des
katholischen
Jura

Gemeinde des
katholischen
Jura

sterne, die französischsprachige (wel- aus diesem urkatholischen Kanton her-


sche) Schweiz die fünfstrahligen in vorgegangen! Doch nie hätte selbst ein
Form von Pentagrammen. Naseweis die Frechheit gehabt, zu be-
Der Kanton Wallis war noch bis vor haupten, in den alten Wappen stecke ei-
kurzem eines der katholischsten Gebie- ne Freimaurersymbolik. Wie aufgezeigt,
te der Schweiz und auch Europas. So- läßt das Pentagramm verschiedene In-
wohl das Wappen der Kantonshaupt- terpretationen zu, je nach dem Zusam-
stadt Sion, einer uralten Bischofsstadt, menhang, in welchem es steht, und mit
als auch das Wappen des ganzen Kan- welchen anderen Symbolen es darge-
tons Wallis, sowie viele Gemeindewap- stellt wird.
pen weisen den fünfstrahligen Stern in Wenn unser Held R. also ganze
Form eines Pentagramms auf. Landstriche und Generationen von
Wie viele heiligmäßige Männer sind gläubig frommen Katholiken für dumm
35
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 36

Verschiedenes

Kantonswappen und „blauäugig” ansehen will, so müß-


te er auch sich selbst einmal in Frage
stellen.
Ganz anders hält es die Muttergot-
tes. Sie erscheint in Guadalupe mit ei-
nem schwarzen Kreuz als Brosche auf
der Brust und achtstrahligen Sternen
auf dem Mantel. Das schwarze Kreuz
war auf die Helme der Spanier gemalt,
ebenso ist bei diesen der achtstrahlige
Stern üblich, der auf das Kreuz hin-
weist. Also wollte Maria den noch un-
gläubigen Azteken zeigen, daß die Reli-
gion der Spanier, trotz all deren Verfeh-
lungen, die wahre war.
In der Rue du Bac in Paris zeigt sie
der hl. Katharina Labouré die Wunder-
tätige Medaille mit einem Sternenkranz
von fünfstrahligen Sternen. Wie gesagt,
bedeuten diese Sterne, wenn sie in Ver-
bindung mit der Muttergottes stehen,
daß uns Maria das Heil gebracht hat,
nämlich den Gottessohn, das Alpha
und das Omega. In Italien werden die
Das urkatholische Wallis mit wundertätigen Medaillen mit sechs-
13! Pentagrammen strahligen Sternen geprägt. Sie weisen
Maria als aus dem Stamme Davids aus
und haben wohl genau die gleiche Wir-
kung.
Sollte man da nicht einsehen, daß
das Pentagramm erst dann Magisches,
Abergläubisches bedeutet, wenn es von
den Menschen gewollt in diesem Sinn
aufgefaßt und benutzt wird. Die einzi-
gen Zeichen, die kraft göttlicher Einset-
zung aus sich selber wirken, unabhän-
gig von der Einstellung des Menschen,
sind die sieben Sakramente. Sie wirken
Bischofsstadt Sitten/Sion, Kan- „ex opere operato”. Wenn ein Sakra-
ton Wallis, Kantonshauptstadt ment mit den richtigen Worten und der
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Verschiedenes

richtigen Form gespendet wird, ist es Marienstern, welcher das Heil durch
gültig, wenn der Spender die Absicht Maria symbolisiert? Oder ist Herr R. zu
hat, es gültig nach der Meinung der Kir- dieser Entscheidung nicht fähig?
che zu spenden. Anders ist es bei den Daß das Pentagramm, welches ohne
anderen äußern Zeichen, den Sakra- irgendein anderes christliches Symbol
mentalien, sie wirken nur in dem Masse verwendet wird, falsch aufgefaßt wer-
des persönlichen Glaubens. Das gilt
den kann, bezeugt die Flagge der EU,
überhaupt für alle nicht sakramentalen
wo es mehrfach im Sinne eines Glückes
äußeren Zeichen; sie wirken in Abhän-
und Heils ohne Christus steht.
gigkeit von der Einstellung dazu!
Daß die 12 Fünfzacksterne auf der
Wenn R. von Aberglauben spricht,
wundertätigen Medaille aber auch ein
dann ist es eben Aberglauben seiner-
Symbol des hl. Geistes sind, bezeugt der
seits, das Pentagramm als Zeichen des
Bösen zu verabsolutieren und ihm eine 12-fache Sternenkranz Mariens im
Wirkung zuzuschreiben, die es aus sich Großen Zeichen (Apk. 12,1), der sie aus-
gar nicht hat. zeichnet als die Vollkommene, nämlich
geschmückt mit den 12 Tugendsternen,
Sind wir etwa nicht im Stande, zu
als den 12 Früchten des hl. Geistes.
unterscheiden zwischen dem goldenen
Pentagramm, das in Minsk (Hauptstadt Der Verfasser dieses Artikels bittet
von Weißrußland) auf einem Obelisken um ein Vater unser für die Bekehrung
prangt, auf dem in vier bronzenen Re- der unverbesserlichen Besserwisser, an
liefen die siegreiche Revolution verherr- denen wohl noch so gute Argumente
licht wird, welches folglich aussagen wie Wasser abprallen werden und für
möchte, daß das Heil durch die Revolu- sich selbst, um nie in das Unglück uner-
tion kommt - und dem Pentagramm als leuchteten Zelotentums zu fallen.

Christus heri et hodie Christus gestern und heute


Principium et Finis Anfang und Ende
Alpha Alpha
et Omega und Omega
Ipsius sunt tempora Sein sind die Zeiten
et saecula Sein die Jahrhunderte
Ipsi gloria et imperium Sein ist die Herrlichkeit und das Reich
Per universa aeternitatis saecula. Amen. Durch alle Äonen der Ewigkeit. Amen.

Per sua sancta vulnera Durch Seine heiligen Wunden,


gloriosa die wir rühmen und preisen,
custodiat beschütze uns
et conservet nos und erhalten uns
Christus Dominus. Amen. Christus, der Herr. Amen.
37
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 38

Liturgischer Kalender
Oktober
1.10. Freitag Wochentag (Ged. d. hl. Remigius); Herz-Jesu-Freitag
2.10. Samstag Fest d. hll. Schutzengel (3. Kl.); Herz-Mariä-Sühne-
samstag
3.10. Sonntag 19. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
4.10. Montag Fest d. hl. Franz von Assisi (3. Kl.)
5.10. Dienstag Wochentag (Ged. d. hl. Placidus u. Gefährten)
6.10. Mittwoch Fest d. hl. Bruno (3. Kl.)
7.10. Donnerstag Fest d. allerseligsten Jungfrau Maria vom Rosenkranz
(2. Kl.) (Ged. d. hl. Markus I.)
8.10. Freitag Fest d. hl. Birgitta von Schweden (3. Kl.) (Ged. d. hll.
Sergius u. Gefährten)
9.10. Samstag Fest d. hl. Johannes Leonardi (3. Kl.) (Ged. d. hll.
Dionysius, Rusticus und Eleutherius)
10.10. Sonntag 20. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
11.10. Montag Fest d. Mutterschaft d. allerseligsten Jungfrau Maria
12.10. Dienstag Wochentag
13.10. Mittwoch Fest d. hl. Eduard (3. Kl.)
14.10. Donnerstag Fest d. hl. Kallistus I. (3. Kl.)
15.10. Freitag Fest d. hl. Theresia von Avila (3. Kl.)
16.10. Samstag Fest d. hl. Hedwig (3. Kl.)
17.10. Sonntag 21. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
18.10. Montag Fest d. hl. Lukas, Evangelist
19.10. Dienstag Fest d. hl. Petrus von Alcantara (3. Kl.)
20.10. Mittwoch Fest d. hl. Johannes Cantius (3. Kl.)
21.10. Donnerstag Wochentag (Ged. d. hll. Hilarion, Ursula u. Gefährtin-
nen)
22.10. Freitag Wochentag
23.10. Samstag Fest d. hl. Antonius Maria Claret (3. Kl.)
24.10. Sonntag 22. Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
25.10. Montag Wochentag
26.10. Dienstag Wochentag
27.10. Mittwoch Wochentag
28.10. Donnerstag Fest d. hll. Apostel Simon u. Judas (2. Kl.)
29.10. Freitag Wochentag
30.10. Samstag Mariensamstag
31.10. Sonntag Christkönigsfest (23. Sonntag n. Pfingsten) (1. Kl.)
38
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Aus unserem Kassetten- und Bücherangebot

Kassetten
Thürkauf, Die falschen Propheten von New Age 12,-
Grün, Die Makkabäerbrüder. 12,-
Pfluger, Der Einfluß Karl Rahners auf das II. Vatikanische Konzil 12,-
Ärztetagung (5 Kassetten) 35,-
Der blinde Pfarrer von Bickesheim 5,-
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Lorber, Das dritte Geheimnis von Fatima 8,-
Mörgeli, Fatima – Unsere Hoffnung 12,-
Trutt, Was Jesus von Seinen Jüngern erwartet 12,-
Trutt, Karl Leisner. Ein Jugendapostel 12,-
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Schmidberger, Katharina Tangari – Apostolat 11,-
Wilhelm, Die katholische Gesellschaftsordnung 8,-

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Le Roux, Petrus liebst Du mich? 10,-
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André, Die Eucharistie/Das Priestertum 17,-
Liguori, Die Herrlichkeiten Mariens 24,-
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Troll, 1789 – Aufstand gegen das Christentum 6,-
39
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Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.15/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall 06321/32260
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleinwallstadt Kapelle Hl. Judas Thaddäus 63839, St.-Jud.-Thadd.-Weg 1 06321/32260 8.00, 10.00 bzw.
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg siehe Kleinwallstadt
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00
9.00 bzw. 18.00 Kochendorf
9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.15/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta, Siedlung Nr. 142


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
8.00, 10.00 bzw. 16.00 (bitte anfragen)
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)

7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 15 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg Kapelle ULF Hüterin d. Glaubens 1700, 3 bis, route-Neuve 026/9211138 9.30/ 18.45 (Di, D
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9501, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
9.30/ 18.45 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.) Eingang PROMS, Bhf

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (1. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

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Meßzeiten sonntags/werktags
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Algen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (1. So im Monat), 9.00 (3. So im Monat)
18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

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Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999

Deutschland
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
24.-30. Oktober Jaidhof Männer
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
11.-16. Oktober Frauen
25.-30. Oktober Männer
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

Vorträge in St. Athanasius Hattersheim


Freitag, 15. Oktober Kirche und Nationalsozialismus
Kollaboration oder Widerstand?
H.H. Prof. Dr. Georg May, Mainz

Freitag, 12. November Die Erbsünde


H.H.P. Bernhard Zaby
Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


14.-17. Oktober:
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling
46
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 47

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. errichtet in Weihungszell,


in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Seniorenheim St. Josef drei

Senioren-Wohnungen
zu jeweils ca. 55/60 qm Wohnfläche mit
WZ, SZ, Küche, Diele, Bad/WC und Balkon/Terrasse.
Interessenten sollten bereit sein, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Eine
Verrechnung kann über die Miete erfolgen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


Priorat St. Athanasius
Stuttgarter Straße 24
70469 Stuttgart

Wochenend-Treff in Saarbrücken
für junge und junggebliebene Erwachsene
von 25 bis 45 Jahren
vom 3. bis 5. Dezember
Programm
Freitag, den 3.12.
17.40 Uhr Hochamt zum Herz-Jesu-Freitag

Samstag, den 4.12.


7.00 Uhr Hl. Messe
anschließend gemeinsame Stadterkundung
14.00 Uhr Vortrag von H.H.P. Lang:
Der Wille Gottes
anschließend verschiedene sportliche und kreative Aktivitäten
20.00 Uhr Gemütliches Beisammensein

Sonntag, den 5.12.


7.45 Uhr Hl. Messe,
anschließend Geistlicher Vortrag
14.00 Uhr Schlußandacht
Ein Unkostenbeitrag von 40 DM ist vor Ort zu zahlen, hinzu kommen die Ko-
sten für ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant. Bitte mitbringen: beque-
me Kleidung und Schlafsack. Anmeldung bis spätestens 26.11. bei Alexandra
Strauß, Tel. 06805/218645.

47
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 48

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der schrif
Z e i t- kat t
h o-
DER GERADE WEG . . .
o ist ein Spiegel des Lebens und der Ziele der KJB o zeigt Wege zu einem Le-
ben aus dem Glauben o bringt Stellungnahmen zu aktuellen Fragen o hilft ei-
gene Überzeugungen unabhängig vom Zeitgeist zu bilden, ausgerichtet an der
Wahrheit o stellt den katholischen Glauben klar dar in seinem radikalen Anspruch
auf den Einsatz des ganzen Menschen - wird nicht nur von KJB`lern gelesen
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O Bitte senden Sie mir ein Gratisheft zu
O Ich bestelle für mich ein Abonnement DER GERADE WEG
O Ich bestelle auf meine Rechnung ein Abo für: _______________________________________________
O Ich möchte den DGW unterstützen und bitte um Zusendung eines Zahlscheines

Absender: ____________________________________________________________________________
Der Gerade Weg erscheint vier Mal im Jahr und wird zum Selbstkostenpreis von 4.50 DM (Jah-
resabonnement 16 DM inclusive Portokosten) versandt
Mit Angabe der Adresse bitte einsenden an: Redaktion DER GERADE WEG, 84069 Schierling
Oktober 99 03.10.1999 18:37 Uhr Seite 49

Neuerscheinung

Georg May
Gefahren, die der Kirche drohen
Hindernisse der Neuevangelisierung
(Brennpunkt Theologie 3)
Brosch., 104 Seiten

Seit vielen Jahren wird in der Kirche die Losung


der Neuevangelisierung ausgegeben. Der Verfas-
ser zeigt an ausgewählten Beispielen auf, daß die
Lehrer und Verkündiger des Glaubens selbst der
Evangelisierung bedürfen.

Erhältlich an den Schriftenständen oder direkt am Distriktsitz Stuttgart (D)


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
Name:........................................................................................................................
Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
...................................................................................................................................
Unterschrift

Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 10

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Das katholische England....................1

Dokumentation

Die Liquidierung der „Alten Messe“


scheint das Hauptziel ........................8

Rekurs von 16 Priestern der


Petrusbruderschaft an die
Kommission Ecclesia Dei ................10

Brief der Kommission Ecclesia Dei


an den Generaloberen der Petrus-
bruderschaft ......................................16

Verschiedenes

Geduld im Leiden – 30 Jahre


Novus Ordo und kein Ende ............18

Hexenwahn – „Besagungen“ –
Pentagramm und Drudenfuß..........23

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


Liebe Freunde und Wohltäter,

viele Katholiken blicken in diesen Tagen (wieder einmal) ratlos um sich, weil sie in dem
Verhalten der deutschen Bischöfe bzgl. der Abtreibungsfrage zu Recht mehrere Elemente
vermissen:
• Eindeutigkeit,
• Glaubensstärke,
• Kampf gegen den „Geist der Welt“.
Genaugenommen wäre das Gerangel um die „Beratung“ und „Bescheinigung“ eine vor-
zügliche Gelegenheit, den Fernstehenden die Kirche als „Licht der Welt“ nahezubringen.
Oft werden Krisen zu „Chancen“ schöngeredet, hier aber liegt eine tatsächliche „Chance“
vor – und wird leider verpaßt.
Das Problem liegt auf der Ebene des Glaubens. Weshalb ist es denn so schwierig, aus
dem staatlichen „Beratungskonzept“ auszusteigen, wenn man weiß, daß der ungeborene
Mensch bereits eine Seele hat und daß Gott das Töten von Unschuldigen verbietet?
Es ist verständlich, daß in dieser geistigen Verwirrung viele nach Rom blicken, weil sie
erkennen, daß der Papst in dieser Frage immer eindeutig gesprochen hat. Vielleicht hätte
mancher, der sich aus ethischen Gründen der katholischen Kirche zuwandte, bereits Ärger-
nis an ihr genommen, wenn ihm dieser eine Rückhalt in der Person des Stellvertreters Chri-
sti auf Erden nicht verblieben wäre.
Freilich ist der Ökumenismus, den der Papst betreibt, eine schlittrige Plattform, weil er
einerseits radikalen Gruppen (z.B. des Islam) Handhabe bietet, diese „Ideologie der Einheit“
für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, sagen sie doch ganz offen, daß es ihr Ziel sei, die
„Herrschaft“ in unseren (ehemals) christlich geprägten westlichen Staaten zu übernehmen.
Andrerseits ist zu bedenken, ob sich die katholische Ethik, die vom Papst als Bastion
verteidigt wird, überhaupt noch überzeugend vertreten läßt, wenn sie gleichsam von ihrem
Fundment her relativiert ist durch Anerkennung anderer Religionen als „gleichberechtigt“,
„wahr“ oder was auch immer.
Man hat manchmal den Eindruck, als gäbe es innerhalb der Kirche ein gewaltiges Tau-
ziehen, in dem die Seite der Konservativen aber noch nicht so recht weiß, in welche Rich-
tung sie ziehen soll: im rechten Winkel zu den „Modernisten“, etwas schräg oder den Irrtü-
mern entgegengesetzt.
In den Prioraten und Kapellen der Bruderschaft wird Ende Oktober eine Sühneanbetung
stattfinden, zu deren Teilnahme Sie alle recht herzlich eingeladen sind. Das Anliegen ist, ein
(bescheidenes) Gegengewicht zu der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“
zu setzen. Es wäre falsch, den Glauben auf Ethik zu reduzieren und die Bedeutung der dog-
matischen Abschwächungen im Dienste des Ökumenismus zu unterschätzen.
Unser Wahlspruch soll zum Christkönigsfest im Oktober lauten: Christus vincit, Christus
regnat, Christus imperat!

Stuttgart, 19. Oktober 1999 P. Markus Heggenberger


November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Gebets- und Demonstrationszug gegen das


Töten im Mutterschoß in Saarbrücken
Zum 9. Mal fand in diesem Jahr am det sich selbst ins Fleisch, wenn sie ge-
Donnerstag, dem 30. September 1999, gen die Abtreibung sei.” „Eine Frau soll
der Gebets- und Demonstrationszug ge- selber entscheiden, ob sie schwanger
gen das Morden im Mutterschoß in sein will oder nicht.”
Saarbrücken statt. Wegen des Briefes Die Saarbrücker Zeitung spricht in
des Papstes an die deutschen Bischöfe ihrem Artikel von 250 Teilnehmern an
steht dieses Thema derzeit im Mittel- unserem Gebets- und Demonstrations-
punkt der Medien. Aus diesem Grunde zug. Tatsächlich waren es wohl ein paar
hat die Saarbrücker Zeitung eine Jour- weniger. Angesichts dieser geringen
nalistin und einen Fotographen zu un- Teilnahme muß gefragt werden: „War-
serer Demonstration geschickt, die die um begreifen die Menschen nicht, daß
gesamte Zeit unser Beten und Singen Abtreibung Mord ist? Warum sehen sie
beobachteten und einen ausführlichen in dieser Tat keinen massiven Verstoß
Bericht in der Saarbrücker Zeitung ver- gegen den Nächsten? Der Liberalismus
öffentlichten. hat doch jenes Grundgesetz, daß die
Dieser Bericht ist aber kaum wert, Freiheit dann zu Ende sei, wenn der
hier abgedruckt zu werden, da er nur Nächste tangiert ist. Warum gilt dieses
ein Potpourri von verschiedensten Mei- Prinzip nicht bei den noch Ungebore-
nungen für und gegen das Morden im nen? Warum gilt dieses Prinzip nicht bei
Mutterschoß ist. Dieses journalistische vielen alten Menschen, die schon weg-
Vorgehen ist heute gängige Praxis, denn gespritzt worden sind und es noch wer-
es gibt keine festen und unumstößlichen den?
Wahrheiten, sondern nur noch Meinun- Zum logischen Denken sind heute
gen. Viele Passanten, die von der Jour- nicht mehr viele Menschen fähig. Seine
nalistin über unseren Demonstrations- Wurzel hat dies unter anderem darin,
zug in der Saarbrücker Innenstadt be- daß die Vorschulkinder durch den Fern-
fragt wurden, ließen uns gewähren und seher, die Stereoanlage .... mit Informa-
meinten, daß dies in der Demokratie ei- tionen und Eindrücken, die das Wahre
ne normale Erscheinung sei: Jeder dürfe und Verdorbene in trauter Eintracht ent-
sich zu Wort melden – auch die „radika- halten, zugeschüttet werden. Eine wei-
len Abtreibungsgegner” (Saarbrücker tere Wurzel für dieses mangelnde logi-
Zeitung). sche Denken sind sicher viele Schul-
Selbstverständlich kamen in diesem bücher, die keine Ordnung und keinen
Artikel der SZ auch jene zu Wort, die logischen Aufbau besitzen. Insbesonde-
ganz und gar für das Morden im Mut- re die Deutschbücher müssen hier ge-
terschoß plädierten: „Jede Frau schnei- nannt werden. Das Durcheinander die-
1
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Viele Kinder und Jugendliche nah-


men an der Protestaktion teil.

Die Demonstranten für das


Leben ziehen durch die
Saarbrücker Innenstadt.

ser Bücher findet notwendigerweise der Willkür und der Anarchie Tür und
sein Echo in den Köpfen der Schüler. Tor geöffnet sind?
Und jetzt soll z.B. in der Frage der Ab- Ich möchte an dieser Stelle all jenen
treibung auf einmal logisch gedacht ganz herzlich danken, die sich die
und logisch gehandelt werden. Daß Mühe gemacht haben, an unserem Ge-
dies nicht funktioniert, braucht uns bets – und Demonstrationszug gegen
nicht zu verwundern. das Morden im Mutterschoß teilzuneh-
Ich sprach nach unserer Demonstra- men. Es kann nicht übersehen werden,
tion mit der Journalistin der SZ und da- daß auch in unseren Reihen eine gewis-
bei ging es um die Frage: Wann beginnt se Müdigkeit und Abgestumpftheit Ein-
das Leben? Sie meinte: „Ich weiß es zug gehalten hat. Aus dieser Trägheit
nicht.” Wollte sie keine Antwort geben, sind aber viele Gläubige aus Saar-
um sich selbst keine unangenehmen brücken und der näheren und weiteren
Konsequenzen aufzuladen? Oder konn- Umgebung ausgebrochen und sind be-
te sie das Prinzip nicht begreifen, daß tend, sühnend und predigend durch die
das Leben eines Menschen nie antastbar Straßen gezogen.
sein darf, weil sonst über kurz oder lang
2
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

Kleiner Weg und großes Fest


Theresienfest des St.-Theresien-Gymnasiums am 3. Oktober 1999

Mehr als 400 Gäste fanden sich am 3. Bedeutung dieses Tages für das Leben
Oktober zur Feier des Patroziniums am der Schule und die hl. Theresia als Vor-
St. Theresien-Gymnasium in Schönen- bild der weiblichen Jugend. Diese Aus-
berg ein. Unter ihnen befanden sich fast führungen wurden ergänzt durch eine
auf drei Schülerinnen verteilte Lesung
alle Lehrer der Schulen der Tradition im
aus „Theresias ,kleiner Weg’“ von Céli-
deutschen Sprachraum, P. Weber, P.
ne Martin, einer Schwester der Heili-
Isenmann, P. Lang, P. Wildfeuer und
gen, und dem vom Unterstufenchor ge-
der Distriktobere, P. Heggenberger, der,
sungenen „Theresienlied“, dessen Text
unterstützt von Dr. Barth und Bonner
und Melodie von einem Gläubigen
Studenten, zur Eröffnung ein levitiertes stammt.
Amt zelebrierte. Besondere Ehre mach-
Zum bürgerlichen Teil der Feier lei-
te die Anwesenheit des Bürgermeisters
tete das Schulorchester unter der Erzie-
der Verbandsgemeinde von Ruppich-
hungsleiterin, Frau Mirjam Holzer,
teroth, Herrn Hartmut Drawz.
über mit einem sehr liebenswürdigen
Im Amt sang der Schulchor eine Stück, „Hochzeit in Lilliput“. Transpa-
Messe des barocken Meisters Lorenzo rente Rhythmen, Orff’sche Instrumente
Lotti (1667-1740). Die Predigt hatte zwei und eingängige Melodik, gewürzt von
Schwerpunkte einen zeitlosen, die Spi- hoffentlich stets intendierten Dissonan-
ritualität der hl. Theresia vom Kinde Je- zen erweckten das Gefühl von nostalgi-
su, und einen aktuellen,
das z.T. skandalöse Ver-
halten verschiedener
deutscher Bischöfe in
der Frage der „Bera-
tungsschein“ genann-
ten Tötungslizenz für
Abtreibungswillige.
Ehrw. Rektorin Sr.
Michaela sprach in ih-
rer Begrüßung über die

Das Schulorchester spielt


„Hochzeit in Lilliput“.
3
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

Links: Die 12. Klasse


trägt ein selbstkompo-
niertes Lied vor.

Unten: Kapelle „Maria,


Hilfe der Christen“ in
Schönenberg

scher Unschuld. Unter den Gedichtrezi-


tationen, Frucht eines Vortragswettbe-
werbs im letzten Schuljahr, verdient der
ausdrucksstarke und sichere Auftritt
von Maria Maeßen mit Fontanes „Gorm
Grymme“ besondere Hervorhebung,
die mit dieser Ballade über ein altnordi-
sches Familienschicksal zugleich auf
das Theaterstück einstimmte. Melan-
cholisch berührte auch die Arie der
Agathe „Und ob die Wolke“ aus Webers
„Freischütz“ – nicht nur aus musikali-
schen Gründen, sondern auch, weil ihre
Interpretin, Anja-Nina Bahrmann, sich
auf ihr Abitur vorbereitet und in die-
sem Rahmen ein letztes Mal als Schüle-
rin auftrat. Neben dem „Danklied“ aus
Händels Oratorium „La resurrezione“,
aufgeführt von Schulchor und Instru- Eichendorff selbst komponiert und in
mentalkreis, und dem Chorstück „Gott einen vierstimmigen Satz gebracht. Me-
unserer Väter“ nach dem Text einer un- lodik und schwierige Kontrapunkte
serer Gläubigen, Frau Macarius, bildete zeugten von musikalischer Begabung
das Lied „Die Frühe“ einen eigenen und wurden der Symbolik des Textes
Höhepunkt: Die a capella vortragende gerecht, ohne ins volksliedhaft Gefälli-
12. Klasse hatte es nach einem Text von ge abzugleiten.
4
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Rechts: Antigone (Claudia Schymalla) und Ismene


(Julia Volkmann) in der Tragödie „Antigone“ von
Sophokles.

Links: Kreon, der Stadtherr


(Sophie Schneitler) und
Haimon (Anna Zaboronok)

Ihren „eigentlichen“ Auftritt hatte blematik verwandt: Welches Gut steht


dieselbe Klasse mit der Aufführung der höher: Die Heilighaltung der hl. Messe
„Antigone“ des Sophokles. In Vorweg- oder die Einheit mit den Bischöfen, die
nahme des Grundsatzes „Man soll Gott diese Messe aus „ekklesiologischen“ (=
mehr gehorchen als den Menschen“ die Kircheneinheit betreffenden) Grün-
(Apg 4,19) bestattet die Titelheldin ent- den ablehnen?
gegen dem Verbot der neuen Obrigkeit Mit einer Sakramentsandacht endete
ihren im Krieg gegen die Stadt als das große Fest, in das unendlich viele
Staatsfeind gefallenen Bruder. Der Kon- kleine Wege liebevoller Vorbereitung
flikt zwischen göttlichem Gebot (Bru- gemündet waren. – Der Küche sei ge-
derliebe) und menschlichem (staatliche dankt für das reichhaltige Büffet!
Eintracht) ist mit unserer eigenen Pro-
5
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

„Krypto-Lefebvristen“
Die Zeitschrift „G2W – Glaube in der 2. Welt, Zeitschrift für Religionsfreiheit und Men-
schenrechte“, Zollikon (CH), berichtet unter der Überschrift „Krypto-Lefebvristen“ über die Ak-
tivitäten der Priesterbruderschaft St. Pius X. sowie der Petrusbruderschaft in POLEN.
Der Bericht ist aufschlußreich, wenn man die jeweilige Stellungnahme zu den beiden Bru-
derschaften aus der Sicht eines liberalen Berichterstatters vergleicht.
In bezug auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird immerhin erwähnt, daß „Schisma“
und „Exkommunikation“ keine so sicheren Größen sind, wie von vielen als selbstverständlich be-
hauptet wird: „…wichtige kanonisch-rechtliche Nuancen, die die Beschlüsse der Kirche in Be-
ziehung auf manche Gläubige relativieren, die Kontakte zu jener Bewegung haben… in ihren
Publikationen und Erklärungen behaupten, daß es ein … Schisma, also auch eine Exkommuni-
kation Erzbischof Lefebvres, nie gegeben habe.“
Immerhin!
In bezug auf die Petrusbruderschaft wird nach der „theologischen Identität“ gefragt. Das
Stichwort „Krypto-Lefebvristen“ ist bezeichnend genug. Es bringt zum Ausdruck, daß die Pe-
trusbruderschaft durch die Betonung von „Papsttreue“ allein nicht absolviert wird, sondern ein
Einschwenken auf fortschrittliche theologische Positionen erwartet, und daran diese Bruder-
schaft letztlich gemessen wird.
Die polnischen Bischöfe haben die des Konzils und seine Beschlüsse gab.
Beschlüsse des II. Vatikanums sehr vor- Von einem abtrünnigen Bischof Lefebv-
sichtig, ja zögerlich umgesetzt. Sie re und seinen Anhängern wußten in Po-
ließen sich – damals noch im totalitären len noch vor Jahren die Masse der Ka-
Staat – viel Zeit damit. Manches, wie tholiken so gut wie nichts. – Das ist an-
z.B. die Möglichkeit der Handkom- ders geworden.
munion, ist noch bis heute undenkbar. Die kirchenkritische Wochenzeit-
Seinerzeit baten sogar DDR-Bischöfe ih- schrift „Polityka“ schreibt dazu: „Von
re nach Polen als Touristen reisenden der Existenz von Lefebvristen in Polen –
katholischen Glaubensbrüder, sich in hat die breitere Öffentlichkeit anläßlich
polnischen Gotteshäusern – mit Rück- einer heiligen Messe gehört, die auf
sicht auf die Gefühle der dortigen Gläu- dem Auschwitzer Kiesplatz im alten tri-
bigen – mit der Mundkommunion ab- dentinischen Ritus gehalten wurde. Wer
zufinden. sind sie? Ultrakonservative Katholiken
Vielleicht war es diesem vorsichti- oder vielleicht – wie ein Teil des Klerus
gen Handeln der polnischen Bischöfe will – Schismatiker, die von der römi-
zu danken, daß es in Polen kaum eine schen Kirche exkommuniziert sind? In
Spur des Aufbegehrens gegen den Geist bedeutender Mehrzahl sind die … pol-
6
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

nischen Lefebvristen junge, gut gebilde- rerseits wird die Angelegenheit von den
te Bewohner großer Städte. Ein wesent- Lefebvristen selbst verdunkelt, die in
liches Kontaktmittel ist für sie das Inter- ihren Publikationen und Erklärungen
net“ („Polityka“, 27. März 1999). behaupten, daß es ein … Schisma, also
auch eine Exkommunikation Erzbischof
Lefebvres, nie gegeben habe.“
Bruderschaft Pius X.
Der Autor weist auch darauf hin,
In der katholischen Monatszeit-
daß es für Traditionalisten hinsichtlich
schrift „Wiez“ (12/1998) schreibt Józef
des innerkirchlichen Lebens ja durchaus
Majewski in einem Artikel mit der Über-
in Polen die Möglichkeit gibt, „in man-
schrift „Zwei Traditionalismen und die
Kirche“: „… Die Lefebvristen wirken chen Diözesen regelmäßig … an einer –
auch in Polen. Seit August 1996 besitzt mit Einverständnis der Bischöfe – im
ihre ,Bruderschaft Pius X.’, an deren vorkonziliaren Ritus zelebrierten Litur-
Spitze bei uns Priester Karl Stehlin (ein gie teilzunehmen. Das geschieht so in
Österreicher) steht, ihr Priorat in War- Posen, Kattowitz, Krakau, Chorzów
schau, davon bestehen in drei Städten – und Warschau“ (74).
Kattowitz, Lublin und Posen – Nieder- Allerdings komme es vor, daß man
lassungen; in einigen anderen – z.B. diesen in der Kirche gebliebenen Katho-
Danzig, Krakau, Tarnów, Breslau – gibt liken Schwierigkeiten bei der Feier des
es Vertreter der Bruderschaft. Etwa alle „ihnen zustehenden Rechtes auf die
zwei Monate erscheint die Lefebvristen- klassische lateinische Liturgie“ macht
zeitschrift „Zawsze Wiernie Prawdzie oder daß man ihnen geradewegs eine
Katolickiej – Prawdzie Jedynej (Immer Absage erteilt.
treu der katholischen Wahrheit – der Ende 1998 warnten die polnischen
einzigen Wahrheit)“. Bischöfe – „bewegt von pastoraler Sorge
Majewski meint, daß das Verhältnis und geistiger Wachsamkeit“ – ihre
der Lefebvristenbewegung zur katholi- Gläubigen „vor der Tätigkeit der Bru-
schen Kirche nach den Bekundungen derschaft Pius X.“. In diesem Zusam-
der kirchlichen Behörden klar sein soll- menhang verweist die katholische Kra-
te, daß nämlich die Lefebvristen ein kauer Wochenzeitung „Tygodnik Pows-
Schisma schaffen, „also der Exkommu- zechny“ (13. Dezember 1998) darauf,
nikation unterliegen, sich außerhalb der daß diese Bruderschaft im November
Kirche befinden“ (71). Zugleich schreibt 1970 kanonisch korrekt gegründet wor-
er: „Und dennoch gibt es Gründe, die den ist – nämlich von Erzbischof Marcel
diese Klarheit gewissermaßen verdun- Lefebvre“. Dieser Erzbischof mit großen
keln. Einerseits geht es um wichtige ka- Verdiensten als Missionar im franzö-
nonisch-rechtliche Nuancen, die die Be- sischsprachigen Afrika habe am Konzil
schlüsse der Kirche in Beziehung auf teilgenommen, „es aber abgelehnt, seine
manche Gläubige relativieren, die Kon- Unterschrift unter die Pastoralkonstitu-
takte zu jener Bewegung haben, ande- tion über die Kirche und unter die Er-
7
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

klärung über Religionsfreiheit“ zu set- schen Liturgie nicht mit der schismati-
zen. schen Bruderschaft Pius X. verbinden
(…) müssen.“
Zbigniew Nosowski zeigt in der Dennoch macht sich Nosowski be-
Warschauer Zeitschrift „Wiez“ (1/1999) rechtigte Gedanken über „das Problem
Verständnis für die Warnung, die die der theologischen Identität der Priester-
Bischöfe gegenüber den Lefebvristen bruderschaft St. Petrus“. Er habe Prie-
ausgesprochen haben: „Denn die Bru- ster Bisig genau zugehört, um zu erfah-
derschaft Pius X. begann in verschiede- ren, „worin sich die so stark von ihm
nen Städten Kapellen zu eröffnen, die unterstrichene Treue zum Hl. Vater und
sie selbst als ,römisch-katholisch’ be- die Akzeptanz der Lehre des II. Vatica-
zeichnete. Die Zahl dieser Kapellen ist nums offenbaren. Jedesmal hörte ich die
vorläufig noch gering – wie auch die Antwort: ,Wir respektieren das Konzil,
Mitgliederzahl der Bruderschaft. Den- wir lehren seine Normen, aber …’ – und
noch bewirkten die propagandistischen hier tauchten die bekannten Argumente
Aktivitäten der Lefebvristen, daß die auf, daß alle Dokumente dieses Konzils
Gefahr von Mißverständnissen gewach- im Geiste der kirchlichen Tradition in-
sen ist und daß der Episkopat sich un- terpretiert werden müssen, daß das II.
mißverständlich äußern mußte“ (3). Vaticanum kein Superdogma sein darf
u.ä. Insbesondere konnte man nicht er-
Priesterbruderschaft St. Petrus fahren, wie die Priesterbruderschaft St.
Petrus – die so stark ihr Band zum Papst
Der Warschauer Publizist berichtet
als Nachfolger Petri herausstellt – in
auch darüber, daß kürzlich „Priester Jo-
praktischer Weise die Lehre des letzten
seph Bisig, der Obere der Priesterbru-
Konzils und des gegenwärtigen Pontifi-
derschaft St. Petrus in Polen einen Be-
kats auf solchen Gebieten wie Religions-
such gemacht hat. Die ,Priesterbruder-
freiheit, Ökumene oder interreligiöser
schaft St. Petrus’ ist eine vom Heiligen
Dialog verwirklicht.“
Stuhl approbierte katholische Alternati-
ve für jene Gemeinschaften, die mit Erz- Angesichts solcher Überlegungen ist
bischof Lefebvre verbunden waren, die es begreiflich, daß manche kritischen
aber nicht – wie er – das Band mit dem Beobachter der kirchlichen Szene in Po-
Papst zerreißen wollten. Priester Bisig len neben den als schismatisch erkann-
traf mit mehreren Bischöfen zusammen, ten offenen Lefebvristen auch „Krypto-
und die von ihm gehaltene tridentini- Lefebvristen“ am Werk sehen, die sich
sche Messe wurde von Radio Maryja zwar verbal zum Papst und zum II. Va-
übertragen. Seine Gegenwart in Polen tikanischen Konzil bekennen, aber,
war sicher als ein Signal für die heimi- wenn es darauf ankommt, sich diesem
schen Verehrer der lateinischen Traditi- entgegenstellen. Bedenklich stimmen
on gedacht, nämlich daß sie die Ver- muß es schon, wenn – wie Nosowski be-
wirklichung ihrer Liebe zur tridentini- richtet – bei einer Diskussion von „Ra-
8
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 9

Verschiedenes

dio Maryja“ dessen Chef, Pater Rydzyk, Rydzyk. Nosowski meint, daß solche
den Verfall der Religiosität in Westeuro- und andere Fakten die Frage „nach den
pa am Beispiel der Handkommunion theologischen Unterschieden zwischen
zeigen wollte und wenn der schon er- den katholischen Traditionalisten und
wähnte Priester Bisig erst ihn „daran er- den Lefebvristen provozieren. Soll der
innern mußte, daß die Austeilung der einzige Unterschied zwischen ihnen die
Kommunion auf die Hand als solche formale Trennung vom Hl. Vater sein?“
kein Frevel und von der Kirche nicht Schließlich gehe es auch um die theolo-
verboten worden ist“ (4). Es sei bezeich- gische Identität der polnischen Traditio-
nend, „daß er (Priester Bisig aus dem nalisten.
Ausland) an diese offensichtlichen Fak-
ten erinnern mußte, nicht aber sein pol- (aus: G2W, Zeitschrift für Religionsfrei-
nischer Gastgeber“ – nämlich Pater heit und Menschenrechte Nr. 7/8, 1999)

Die kulturellen Auswirkungen des zweiten Vatikanischen Konzils


Kindertötende Kinder in Amerika
von Michael J. Matt

Die Wüste der Jugend… Columbine High School ein, zogen ein
In meinem letzten Beitrag für The kleines Waffen- und Bombenarsenal un-
Remnant habe ich den herrschenden ter ihren Mänteln hervor, liefen durch
Wahn kurz erwähnt, der angeblich am die Gänge, die Cafeteria und die Biblio-
Ausgang jedes Jahrhunderts die Welt thek und mähten Lehrer und Schüler
befällt. Nur wenige Tage nach dessen nieder. Ihren dämonischen Amoklauf
Veröffentlichung wurde unser Land mit beendeten sie mit Selbstmord.
noch einem erschütternden Beweis für Was war ihr Beweggrund? Es
die Häufigkeit dieses Wahns konfron- scheint, daß beliebtere Schüler diese
tiert. In Littleton (Colorado), im bisher zwei jungen Kerle gehänselt hatten,
als sicher geltenden Gebäude ihres woraufhin diese sich für einen „Tag der
Gymnasiums, wurden, zusammen mit Rache“ entschieden.
einer Lehrerin, zwölf Schüler in der Blü- Seitdem lieferten die Tageszeitungen
te ihrer Jugend durch eigene Mitschüler überall im Lande eine Chronik der tra-
erbarmungslos ermordet. Am 20. April gischen Details dieses horrenden Mas-
um 11.30 Uhr traten zwei Jungen, in sakers. Bilder der schönen, sinnlos er-
schwarze Trenchcoats gekleidet, in die mordeten, in Lachen des eigenen Blutes
9
November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 10

Verschiedenes

liegenden Kinder haben die Nation behörde schreien. Die vernünftigeren


schockiert und eine permanente Narbe Kommentatoren sehen einen wichtigen
auf unserem nationalen Bewußtsein Faktor in der Krippenerziehung. Man-
hinterlassen. Überall fragen alle: WAR- che beschuldigen die Skandale um den
UM? Und überall hat jedermann das Präsidenten; andere bemängeln die
mulmige Gefühl, daß diese Schul- schreckliche Art der „Konfliktbeile-
schießereien, die immer häufiger und gung“, die der Gewaltmißerfolg in Ju-
mit zunehmender Intensität vorkom- goslawien darstellt. Kurz zusammenge-
men, keine vorübergehende Episode, faßt: Eine Menge Leute haben eine Men-
sondern eine Vision des zukünftigen ge Theorien, aber nur ganz wenige ha-
Alltags unserer Gesellschaft darstellen. ben die leiseste Ahnung, wo das wirkli-
Diese kleinen Monstren, die wir durch che Übel liegt.
unsere (von einer demokratiebesesse- Und doch hat unser tägliches Revol-
nen Regierung subventionierte) „pro- verblatt, die berüchtigte Pioneer Press
gressive Bildung“ und durch die Tragö- hier in St. Paul (Minnesota) zwar unbe-
die zerbrochener Ehen und zerstörter absichtigt aber großgeschrieben und
Familien gefördert haben, werden die fettgedruckt auf der ersten Seite das
Führer von morgen sein. Gewiß ein Übel allen sichtbar gemacht. Am 21.
ernüchternder Gedanke! April stand oben die Schlagzeile: „2
Infolge der Schulmorde von Littleton SCHÜLER TÖTEN BIS 25. Selbstmord-
versuchen die führenden, d.h. ge- kommando kostet durch einen gewalttätigen
schwätzigen Köpfe von CNN und den Überfall in einer Schule in Colorado viele
sonstigen Nachrichtenmedien vergeb- Leben.“ Und unten auf derselben Seite,
lich, Gründe dafür zu liefern, weshalb kleiner und quasi respektabel, befindet
solche gruseligen und sinnlosen Tragö- sich eine Überschrift, die für die meisten
dien immer wieder vorkommen. Trotz Amerikaner in keinem Verhältnis zur er-
der Tatsache, daß die meisten Waffen sten steht: „SCHULRAT BILLIGT VER-
der Mörder im Columbine-Gymnasium TEILUNG VON EMPFÄNGNISVERHÜ-
schon illegal waren, plappern die „Ex- TUNGSMITTELN IN SCHULEN“.
perten“ über „Waffenkontrolle“, als ob Dieser Beitrag unter der Mittelfalte
mehr Einschränkungen in diesem Be- der Zeitung berichtet ganz gelassen dar-
reich irgendwelche hemmende Wirkung über, daß die Behörde für die öffentli-
auf die tiefverwurzelte kulturelle Fäul- chen Schulen von St Paul dafür ge-
nis haben könnte, deren Ausmaß nun stimmt habe, das ganze Spektrum der
ins Bewußtsein der Nation drängt. Man- Verhütungspillen und -vorrichtungen
che schieben die Schuld auf das Fernse- jedem Schüler bzw. jeder Schülerin, der
hen, manche auf Video-Spiele, während oder die es verlangt, zur Verfügung zu
wieder andere nach mehr „Gruppendy- stellen. Bisher hatten die öffentlichen
namik“ („sensitivity-training“) in unse- Schulen Rezepte für solche Mittel aus-
ren Schulen, höheren Steuern und stär- schreiben lassen, die dann (auf Kosten
kerem Einschreiten der Regierungs- der Steuerzahler) in einer Apotheke
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Verschiedenes

außerhalb des Schulgeländes eingelöst Eric Harris und Dylan Klebold (die
wurden. Nun hält der Schulrat diesen zwei Mörder von Littleton) machten
Prozeß für zu unbequem für die „stark einfach das, was sie zufriedenstellte. Sie
eingespannten“ Kinder von heute und nahmen alles, was sie von ihrer fort-
bestimmt, daß die Schüler(innen) auf schrittlichen Bildung, aus dem Fernse-
dem Schulgelände Zugang zu diesen hen, von ihren vielbeschäftigten und
Dingen haben sollen. auf die eigene Karriere orientierten El-
Schluß: Wenige Leute erhoben Ein- tern und von der Rockmusik gelernt
wände; noch weniger sind schockiert. hatten und setzten es in den logisch
Alle weinen über das, was im Columbi- nächsten Schritt um. Denn wenn eine
ne-Gymnasium passierte, niemand aber Frau aus Gründen der Bequemlichkeit
bemerkt den Zusammenhang zwischen ihr Baby töten darf, was ist dann gegen
den beiden Berichten. Denn schließlich die Tötung von Mitschülern zu sagen,
gilt „sicherer Sex“ als Merkmal des ver- die das Leben für andere Jugendliche
antwortungsbewußten und zuverlässi- unbequem und schwierig machen? Wel-
gen jungen Menschen von heute. Ganz che Einwände könnte man überhaupt
sicher haben solche „verantwortungs- gegen den Selbstmord aufbringen,
bewußten“ Entscheidungen mit Schul- wenn das Gesetz die Tötung von Babys
massakern nichts zu tun! erlaubt und alle – von Mama und Papa
über die Lehrerin bis zum Präsidenten
Aber das, was in Colorado passierte,
der Vereinigten Staaten – sie billigen?
ist nur eine Folge des Todes der christli-
chen Kultur. Es ist die Folge eines fast
totalen Verlustes der Ehrfurcht vor dem … und das II. Vatikanische Konzil
Leben, der in den höchsten Gerichts- In den Akten meines Vaters aus sei-
sälen unseres Landes begann, der dann ner langen Karriere bei The Wanderer
in den Abtreibungskliniken zügig fort- und The Remnant befindet sich ein Brief
gesetzt und in den Klassenzimmern ge- vom berühmten Radiokommentator
lehrt wurde. Unsere Kinder sind vom Paul Harvey. In diesem alten Schreiben
System systematisch mißbraucht wor- an meinen Vater bedauert Mr. Harvey
den. Das System ist agnostisch, es die angebliche Modernisierung der ka-
glaubt genausowenig an absolute tholischen Kirche infolge des Konzils.
Wahrheit wie an Selbstdisziplin. Im Gei- „Obwohl ich kein Katholik bin“, schrieb
ste des Emmanuel Kant fördert das Ge- Harvey, „ist es leicht für mich zu erken-
sellschaftssystem die Idee, daß alles, nen, daß die katholische Kirche stets der
was einem guttut, gut IST. Kinder dür- Leuchtturm auf dem Berg gewesen ist,
fen also nicht „autoritär“ davon zurück- zu dem die Welt – ob wir es zugeben
gehalten werden, alles zu tun, was ih- oder nicht – aufblickt, um ihre morali-
nen gefällt und den Genuß der maxima- schen und geistigen Grenzen zu finden.
len „Selbstrealisierung“ und der totalen Wenn die katholische Kirche stolpert,
„Selbsterfüllung“ erlaubt. wird die Welt fallen.“
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Verschiedenes

Das Benediktinerkloster
Monte Cassino, Symbol
für die christliche Durch-
dringung der Welt.

Die oben aufgeführten Gründe, wel- Milieus in der weltlichen Gesellschaft


che die großen Schwätzer der Medien beeinflußte. Es gab eine Zeit, als die ka-
für das Massaker in Colorado vorschla- tholischen Päpste die altbewährten
gen, sind lediglich eine Sammlung von Prinzipien des moralischen und des Na-
Wirkungen, die von einer viel größeren turgesetzes von den Höhen des Vati-
Ursache ausgehen. Nur wenige sind be- kans bis in jede Stadt der Welt mit don-
reit, die Ursache zu erkennen. In allem nernden Worten predigten – und auch
Ernst stellen wir jetzt fest, daß das kul- durchsetzten. Es war nicht leicht, ihrem
turelle Chaos, dessen Beweise wir jeden Donner zu entkommen. Selbst ein Hitler
Tag in unseren Schulen und auf unseren fürchtete in seinem Streben nach Welt-
Straßen wahrnehmen, weder unzurei- herrschaft die Macht der Kirche. Bischö-
chenden Waffengesetzen noch dem öf- fe und hervorragende Priester wie Bi-
fentlichen Bildungssystem, weder dem schof Fulton J. Sheen, Francis Kardinal
Fernsehen noch der Rockmusik zuzu- MacIntyre, Josef Kardinal Mindszenty,
schreiben ist: Dieses Chaos ist das unmit- der Radioprediger Pfr. Charles E.
telbare Ergebnis des einseitigen Zusammen- Coughlin, die Pfarrer Rumble und Car-
bruchs der römisch-katholischen Kirche. ty, der sel. Pater Pio und zahllose ande-
Der Zusammenbruch wurde durch das re konnten weder vom kleinsten Politi-
traurige Ereignis, das „II. Vatikanisches ker noch vom niedrigsten Schulrat des
Konzil“ heißt, formalisiert. Landes ignoriert werden.
Wie selbst ein weltlicher Publizist Selbst Hollywood, Hochburg des Li-
wie Paul Harvey erkannte, gab es eine beralismus und des bigotten Antichri-
Zeit, ja ein ganzes Zeitalter, als die ka- stentums, erkannte noch Ende der
tholische Kirche derart stark war, daß 1950er Jahre die Macht der Kirche und
sie auf diese oder jene Weise jeden nutzte sogar das Äußere des Katholizis-
Aspekt des kulturellen und politischen mus als Marktfaktor in manchen seiner
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Verschiedenes

bekanntesten Filme, wie z.B. „Ben Hur“ ten öffentlich Beatles-Schallplatten und
oder „Die Glocken von St. Marien“ und sonstigen Unrat aus der Rockindustrie;
anderen Filmen des katholischen Stars die Demonstrationen fanden überall im
Bing Crosby. Obwohl Amerika sich sei- Lande statt. Die katholische Kirche war
ner berüchtigten Trennung von Kirche die mächtigste Gegnerin der Subkultur
und Staat als glänzenden Erfolg brüste- des Rock-’n’-Roll.
te, konnte niemand den enormen mora- Die katholische Liga für Anständig-
lischen Einfluß der katholischen Kirche keit übte einen großen Einfluß über den
wirklich beiseite schieben, solange die finanziellen Erfolg eines jeden Films
Kirche sich nicht schieben ließ. Nicht
aus. Der Einfluß der Kirche auf die Kul-
einmal Stalin, Lenin, Mao und die
tur war derart bedeutend, daß ein Boy-
ganze Meute der Massenmörder des 20.
kott eines anstößigen Films allein durch
Jahrhunderts vermochten die Wirkung
die Liga ein Desaster für den Produzen-
und den Einfluß des Katholizismus aus
ten wie für das Filmstudio bedeuten
der Zeitgeschichte auszuradieren.
konnte. Bis in die frühen 1960er Jahre
In meinem Buch über die Rockmu- waren Kinofilme meist erheblich an-
sik, das bald erscheinen soll, gibt es vie- ständiger als heute, und dies geschah
le Beispiele dafür, daß katholische Or- ausschließlich aufgrund des morali-
ganisationen, Bischöfe, Priester und schen Drucks, den die katholische Kir-
selbst der Vatikan in den späten 50er che auf die weltliche Gesellschaft aus-
und Anfang der 60er Jahre den Vor- übte.
marsch der Rockkultur ernsthaft behin-
dern konnten. Aber nach dem Konzil Während der gesamten ersten Hälfte
verschwinden aus allen Büchern über dieses Jahrhunderts loderten Stichflam-
die Geschichte der Rockmusik die sonst men der moralischen Abwegigkeit
häufigen Erwähnungen der katholi- überall in der Welt auf, vor allem in Eu-
schen Kirche. Aber als John Lennon ropa und Amerika, aber die Kirche war
(von den „Beatles“) behauptete, die stets da, um sie sofort zu löschen. Ob-
„Beatles“ seien beliebter als Jesus Chri- wohl die heilige Mutter Kirche schon
stus, und die Prophezeiung machte: damals leicht kränkelte, besaß sie im-
„Das Christentum wird vergehen“, for- merhin genügend Kraft, um überall
derte UND BEKAM der Vatikan eine dorthin zu eilen und die Feldzüge des
persönliche Entschuldigung von John Antichristen zu stoppen oder die von
Lennon. So groß war die Macht der Kir- Kulturrevolutionären gelegten Brände
che. zu löschen.
Die Zeitung Seattle Intelligence brach- Selbstverständlich hatten schon Jah-
te eine Chronik der bischöflichen Verur- re vor dem II. Vatikanischen Konzil die
teilungen der „Beatnik-Rockfestivals“ „progressive Bildungstheorie“ des John
(z.B. in Woodstock). Ihre Mahnungen Dewey, die Philosophie des Emmanuel
wurden damals gehört und umgesetzt: Kant, die Subversion zahlreicher Revo-
Tausende junger Katholiken verbrann- lutionäre in der Kirche, wie Teilhard de
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Chardin und der amerikanische Bischof Welt wußte es. Damals frohlockten die
John Ireland, und die politischen, unter- Neuheiden!
haltungsindustriellen und bildungspoli- Wie das vertraute Bild der schönen
tischen Revolutionäre das Fundament katholischen Nonnen aus den Klassen-
des Umsturzes gelegt. Aber bis 1965 zimmern und von den Straßen Ameri-
handelte die Kirche als moralische Au- kas und Europas verschwand, so ver-
torität der Millionen. Selbst ihre Erzfein- schwand auch das ebenso vertraute Bild
de haben damals zweimal überlegt, be- der schwarzen Soutane des katholi-
vor sie die Kirche herausforderten. Die schen Priesters. Das Verschwinden die-
Chaoten wurden zum größten Teil ge- ser Zeichen, die Hollywood bis zum
zügelt. heutigen Tag aus seinen Filmen nicht
In der Schule gab es nur minimale ganz verbannen kann, war ein Sym-
Erteilung sexueller Informationen, die ptom für die Krankheit der alten Kirche.
Abtreibung war illegal, die Ehe wurde Auf ähnliche Weise verschwindet noch
noch als heilig betrachtet, Geschlechts- ein Zeichen: der gekreuzigte Christus.
verkehr vor der Eheschließung war Das Kreuz ohne Corpus, das protestan-
noch ein ernsthaftes Tabu. Subversive tische Kreuz, ersetzt fast überall das ka-
Botschaften im Unterhaltungsbereich tholische Symbol. Das einzig legitime
waren kodiert und subtil, um nicht der „Friedenssymbol“ dieser Welt wurde
echten „moralischen Mehrheit“, d.h. der zum größten Teil aufgegeben. Darauf
katholischen Kirche, aufzufallen. Er- folgte eine Ära unerhörter Gewalttätig-
schießung von Schulkindern durch keit.
Schulkinder gab es gar nicht. Die „Experten“ sagten in ihren Kom-
Und dann kam das II. Vatikanische mentaren über das Massaker in Little-
Konzil. ton, viele junge Leute in unserer Zeit
Die große Mutter der westlichen Zi- würden keine Fähigkeit zum Mitgefühl
vilisation, die Wächterin mit den besitzen. Das stimmt; man muß aber die
Schlüsseln zur zivilisierten Gesellschaft, Wirkung beachten, welche das Bild des
die Richterin über die absolute Wahr- gekreuzigten Christus unzählige Gene-
heit, die für alle Menschen – ob Katholi- rationen hindurch auf Millionen von
ken oder Protestanten, ob Christen oder Schulkindern ausübte! Wo wurde Mit-
Nichtchristen – gilt, die heilige Kirche gefühl effektiver gelehrt als durch die
war gezwungen, sich zurückzuziehen. Betrachtung des Kruzifixes, das einst in
Das Licht des Leuchtturms, wie Paul der Mitte der vorderen Wand jedes
Harvey es ausdrückte, wurde schwach. Klassenzimmers in jeder katholischen
Wie ferner Donner hallte es von Meer zu Schule der ganzen Welt hing? Liegt hier
Meer, von Kontinent zu Kontinent. Die vielleicht der Grund dafür, daß in denje-
einzige Stimme der legitimen Autorität, nigen modernen katholischen Schulen,
die Stimme des Christkönigs, wurde wo das Kruzifix noch im Klassenzim-
zum Schweigen gebracht. Die ganze mer hängt, Massaker und Erschießun-
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Verschiedenes

gen nicht vorkommen? Selbstverständ- letten“ aussehen. Unsere Stadtsilhouet-


lich! Warum denn nicht! Wie könnte ein ten und -zentren wurden allmählich
Kind vor einem derartigen Bild nicht von ihren katholischen Glockentürmen
Mitgefühl lernen! Und doch hat in vie- „gesäubert“. Die Kirchen fielen dem
len Schulen, in so vielen katholischen Abrißbagger zum Opfer und die gläser-
Kirchen, das Kruzifix seinen prominen- nen Wolkenkratzer überragten alles
ten Platz eingebüßt. Manchmal ist es so- und machten unsichtbar, was der Denk-
gar unauffindbar. malschutz zu retten vermochte. Als die
Sein Verschwinden war wie eine Kirche stolperte, dauerte es nur einige
Prophezeiung der weiteren Entwick- Monate, bis ein irrsinniges Weib na-
lung. Mit seinem Verschwinden verbrei- mens Madeline Murray O’Hair erfolg-
tete sich die Behauptung, Frömmigkeit reich einen Feldzug durch die Gerichte
sei etwas „streng Privates“ – so sehr, führte, um Gott aus allen öffentlichen
daß Katholiken sich ihrer Identität zu Schulen zu verbannen. So wurde das
schämen begannen. Fast über Nacht Beten in Schulen gesetzlich verboten.
verschwanden die bisher immer sicht- Wir marschierten nach Littleton!
baren Zeichen ihres Glaubens: die schö- Schließlich wurde die alte Messe
nen Spitzenkopftücher, welche die verboten, die großen Prediger wie Pater
Frauen auch unterwegs zur Kirche tru- Coughlin und Bischof Sheen wurden
gen; die Rosenkränze in den Händen zum Schweigen und Weggehen verur-
von Passagieren im Bus; die Herz-Jesu- teilt, die Päpste von der Größe eines Pi-
Bilder in den Wohnzimmern; die klei- us XII. in die Vergessenheit wie in einen
nen Marienheiligtümer in den Gärten, fernen Traum geschickt. Die Stadt des
das Tragen des Skapuliers. Auch aus Menschen lieferte Schlag auf Schlag ge-
nächster Nähe konnte man den Katholi- gen die Stadt Gottes. Die modernisti-
ken nicht mehr vom Protestanten unter- schen Gesellschaftsarchitekten lobten
scheiden. Und sehr bald konnte man die Brillanz ihrer Neuentwürfe der Uto-
auch nicht mehr die katholische Messe pie, während sie das Neuheidentum ei-
vom protestantischen Gottesdienst un- nes neuen Sodom ins Leben riefen. Und
terscheiden. Wie der Habit und das schließlich, als die Worte des hl. Pius X.
Kruzifix, so verschwanden über Nacht, noch über die moderne Welt hallten, er-
als hätten sie nie existiert, die alte Kult- gaben sich die Päpste einer nach dem
sprache und die Symbole, die Meßge- anderen, von Papst Johannes XXIII. an,
wänder und die Andachten. dem modernistischen Zeitgeist. Die
Folglich wurde die „katholische Prä- strahlende Braut wandte ihr Angesicht
senz“ in der säkularen Welt praktisch ab und die Welt fiel von ihrer Gnade ab.
bedeutungslos. Die klassisch katholi- Das II. Vatikanische Konzil versuch-
sche Architektur, die katholischen te, die Welt zur Umarmung der Kirche
Kirchbauten, wurden abgerissen und zu ermuntern, nicht aber nach den Be-
durch Strukturen ersetzt, die – wie The- dingungen der Kirche, sondern nach
rese Ichinger sagt – „wie Flughafentoi- denen der Welt. Seitdem hört man auf
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Verschiedenes

den Straßen dessen, was noch vom Verurteilungen des Syllabus der Irrtümer
Christentum bleibt, den Lärm der Ge- von Papst Pius IX., der Enzyklika Pas-
wehre, der Lüsternheit, des Aufstandes cendi von Papst Pius X. und der Enzykli-
und des Chaos. Armer Papst Paul VI.! ka Mortalium animos von Papst Pius XII.
Dieser alte Mann hatte wahrscheinlich durchsetzen! Dies ist keine eitle Speku-
die besten Vorsätze. Wahrscheinlich lation. Lassen wir uns von der Ge-
glaubte er wirklich, die Kirche brauche schichte leiten, können wir klar beob-
eine „Anpassung an die Zeit“. Die Fein- achten, daß im gesamten zweiten Mil-
de der Kirche um ihn herum hat er beim lennium die katholische Kirche das mo-
Wort genommen. Sie haben ihn ausge- ralische und geistige Leben der zivili-
nutzt, um die Kirche in den kalten Win- sierten Welt leitete. Während dieser Zeit
ter hineinzuführen, unter dem sie heute sind die hervorragendsten Dichter, Prie-
leidet. Er endete als weinender, verwirr- ster, Architekten, Philosophen, Künstler,
ter und zerrissener alter Mann, der nicht Bildhauer, Staatsmänner und Heiligen
davor zögerte, den „Rauch Satans“ zu aufgetreten, die unsere Welt jemals ge-
verdammen, dessen Einzug ins Heilig- kannt hat. Heute ist vielen von uns die
tum der katholischen Kirche er zugab. frühere Blüte der westlichen Kultur un-
Sein Nachfolger starb rätselhaft bereits vorstellbar, und in jedem Aspekt des
33 Tage nach seiner Amtsübernahme. Alltagslebens der Abermillionen be-
Und nun führt Papst Johannes Paul II. stand das Fundament aus der katholi-
das Programm Pauls VI. weiter, als ob es schen Religion. Die Kirche war der Fels
eine neue Heilige Schrift wäre. Inzwi- des Anstands in der zivilisierten christli-
schen wird die Kirche immer chen Gesellschaft. Kindermord durch
schwächer, während die Scharen der Mitschüler ist nie passiert. „Abtrei-
Heiden immer stärker, stärker und noch bung“ war ein unanständiges Wort. Sex
stärker werden. außerhalb der Ehe war eine verdam-
Weil sie nie darauf gekommen sind, mungswürdige Todsünde.
daß die Antwort in der Vergangenheit, Ja, es gab die Sünde, aber früher
d.h. in der Tradition, nicht in der Zukunft schämte man sich ihrer. Der Sünder ver-
oder in einer schlecht definierten „Neu- barg sein Angesicht und flüchtete vor
evangelisierung“ liegt, können die mo- dem Licht der Kirche in den Unter-
dernen Päpste nichts anderes als in Kon- grund. Das Licht der Wahrheit strahlte
flikt geraten. All die Massaker, ob in in der Dunkelheit und die siegreiche
Littleton oder in Jonesboro, ob in den Braut Christi ging in Frieden und Freu-
Vereinigten Staaten oder in Schottland, de an die Arbeit, Millionen von Seelen
und alle Ergebnisse der kriminellen Se- durch ihre liebevolle Umarmung auf
xualkunde, die Millionen von Abtrei- dem Weg zu ihrem himmlischen Bräuti-
bungen … all diese horrenden Übel gam zu führen.
können vom Papst der römisch-katholi- Was ist geschehen? Der Protestantis-
schen Kirche beendet werden, würde er mus trat auf, der Modernismus er-
nur aufwachen und die Lehren bzw. die schien, die katholische Kirche wurde in
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Verschiedenes

letzter Zeit an den Zeitgeist angepaßt. Warnung. Kein Protest war zu hören.
Danach kam nicht nur der Mordtag von Erzbischof Flynn hat nichts unternom-
Littleton, es kamen die Siege all derjeni- men, um einen Boykott dieses geistes-
gen, welche die christliche Moral vor kranken Konzerts zu initiieren. O ja, die
Gericht angefochten haben. „Wie der protestantischen Protestierer standen
katholischen Kirche, so ergeht es der rings um das Target-Center, wo das
Welt.“ Und so erging es der Welt wahr- Konzert stattfand, aber das katholische
haftig! Kontingent…? Tja, vielleicht das näch-
ste Mal…
Schluß Säße Papst Pius X. heute auf dem
Stuhl Petri in Rom oder der einstige
Am 27. April, nur eine Woche nach Erzbischof Murray im Ordinariat von
dem Massaker von Littleton, gab der sa- St. Paul, niemand würde je von einem
tanisch-gruselige Rockstar Marilyn kleinen Punker namens Marilyn Man-
Manson ein Konzert in Minneapolis son gehört haben. Im „Geist des II. Vati-
(Minnesota). Manson ist ein berüchtig- kanischen Konzils“ hat die progressive
ter Rocker, der mit Vorliebe Bibeln zer- katholische Kirche die Welt im Stich ge-
reißt, auf der Bühne Geschlechtsakte si- lassen. Manson ist nur ein profaner und
muliert und sich den Hintern mit der horrorliebender Opportunist, der über
US-Flagge wischt. Er war ein Lieblings- die Kirche lacht, während er sein Geld
star der zwei mißhandelten und zählt. Bis die Kirche zur Vernunft
mißhandelnden Jungen, die im Colum- zurückkehrt, können wir nichts Besse-
bine-Gymnasium ihre Mitschüler ab- res als Manson, Littleton, RU-486, Kon-
schlachteten. Mansons Publicityfirma dome in den Schulen und die „Neue
verkauft T-Shirts mit der Aufschrift: Messe“ erwarten. Auf der Suche nach
„ERMORDET EURE ELTERN!“ Er ist dem „neuen Frühling“, den das Konzil
von Mord und Selbstmord besessen, ihr versprach, hat die Kirche ihre ganze
und er ermutigt öfters seine Millionen Möglichkeit, etwas Gutes zu tun, ver-
jugendlicher Fans, seinem doppeldeuti- geudet. Nicht einmal so einen armseli-
gen, satanischen Beispiel zu folgen. Die gen Schänder wie Manson kann sie
zwei Kindermörder von Colorado ha- stoppen. Und so werden kleine Mäd-
ben ihn nur beim Wort genommen. chen und Jungen unter seiner Leitung
Aber im Gegensatz zu den Behaup- unseren Frühling in einen Alptraum
tungen der konservativen Schwätzer ist verwandeln, der nur dann endet, wenn
Manson lediglich ein trauriges, wahn- der alte Glaube vollständig wieder eta-
sinniges Symptom. Am Tag seines Kon- bliert wird.
zerts in Minneapolis gab es ein viel Traditionstreue ist die einzige Ant-
grundlegenderes Problem als Manson wort. Irgendjemand muß die alte Lö-
selbst: nämlich das Fehlen eines einzi- sung, die der alte Glaube ist, aufrechter-
gen Wortes der Ablehnung aus dem Or- halten, bis Gott einen Papst aufrichtet,
dinariat im Diözesansitz St. Paul. Keine der den bösen Geist des II. Vatikani-
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Verschiedenes

schen Konzils beseitigt. Bis dies ge- sein, daß Gott bald ins Chaos eingreifen
schieht, müssen wir unsere Rosenkrän- und Seine Ordnung wiederherstellen
ze zur Hand und unsere Kinder fast ver- wird. Wegen der Kinder und ihrer trau-
steckt, unsere geistigen Waffen wie zur rigen Lage wird Er, so können wir an-
Bärenjagd geladen und unseren tradi- nehmen, die Konstruktion dieses neue-
tionellen Katholizismus im Herzen und sten babylonischen Turms bald stoppen.
im Zentrum unseres Lebens halten, egal Seine Zeit kommt sicher bald! Und
was kommt. wenn Er kommt, werden Seine Kinder
Bis dahin wollen wir für die armen keine andere Zuflucht haben als diejeni-
Opfer der Tragödie von Colorado beten, ge, die Seine zärtliche Mutter in der lie-
für die Ermordeten wie auch für die benden Umarmung des überlieferten
katholischen Glaubens bietet.
Überlebenden. Sie sind die traurigen
Wesen, die kaum noch Chancen haben,
ihre Unschuld zu bewahren. Ihretwegen (aus: The Remnant Nr. 8/1999, Überset-
– wegen der Kinder – dürfen wir sicher zung: Dr. E. Kunze)

„Die Gemeinsame Erklärung zur


Rechtfertigung”
Ein entscheidender Schritt zu umfassender Einheit der Kirche oder: Der schwarze
Schimmel, der eigentlich weiß ist, obwohl er in Wirklichkeit schwarz ist.
Teil 1
von P. Hermann Weinzierl

1. Vorgeschichte Deutschland, dem Ursprungsland der


Das Bemühen um Einheit ist der mo- sogenannten Reformation, eine eigene
dernen, nachkonziliaren Kirche in be- Dynamik entwickelt. Seit Jahrzehnten
sonderer, man muß eigentlich schon sa- ist man inzwischen auch auf katholi-
gen eigenartiger Weise eigen. Ständig ist scher Seite dabei, das vermeintlich posi-
man bemüht, die vermeintlich verloren- tive Erbe der Reformation aufzuarbeiten
gegangene Einheit der Kirche durch un- und in die katholische Kirche hereinzu-
ablässigen Dialog wiederzugewinnen. holen. Die vielen Quasi-Seligsprechun-
Bezüglich der protestantischen Kirchen gen Martin Luthers durch verschieden-
hat dieses Bemühen vor allem in ste kirchliche Würdenträger geben ein
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Verschiedenes

eigenes, ja schillerndes Zeugnis dafür Päpstlichen Rates zur Förderung der


ab, welchen Weg man dabei eingeschla- Einheit der Christen, gemeinsam in
gen hat. Genf bekannt, daß die ,,Gemeinsame
Die theologischen Bemühungen in Erklärung zur Rechtfertigungslehre“
dieser Richtung fanden einen ersten am 31. Oktober 1999, dem evangeli-
umfassenden und gemeinsamen Aus- schen Reformationstag, im ,,Goldenen
druck in dem Buch ,,Lehrverurteilun- Saal“ des Augsburger Rathauses unter-
gen - kirchentrennend?“, für das auf ka- zeichnet werden soll1.
tholischer Seite insbesondere der jetzige
Vorsitzende der deutschen Bischofskon- 2. Das Dokument
ferenz, Karl Lehmann, verantwortlich
zeichnete. Die ,,Gemeinsame Erklärung
zwischen der Katholischen Kirche und 2.1. Hauptanliegen: Ökumenischer Kon-
dem Lutherischen Weltbund über die sens
Rechtfertigungslehre“ (= GE) dürfte das Mit der GE zeitigt nach offiziellen
offizielle Ergebnis der jahrelangen Dia- Aussagen eine dreißigjährige Phase des
loge zwischen katholischen und prote- Dialogs seine Früchte. Tatsächlich hatte
stantischen Theologen sein. Diese wur- bereits 1965 der ,Altvater’ der deut-
de bis 1997 vom ,,Päpstlichen Rat zur schen Lutherforschung, Joseph Lortz, in
Förderung der Einheit der Christen“ einem Aufsatz geschrieben:
und dem ,,Lutherischen Weltbund“ ,,Hier ist nun mit der Erkenntnis
ausgearbeitet, und von Kardinal Cassi- Ernst zu machen, daß (im Unterschied
dy am 25. Juni 1998 auf einer Presse- zu den vergangenen 400 Jahren) der
konferenz in Rom vorgestellt und zu- Rechtfertigungsartikel heute kaum
gleich mit einer ,,Antwort der katholi- mehr irgendwo als kirchentrennend ge-
schen Kirche“ versehen, welche einige nommen wird“2. Es ist zweifellos das
Präzisierungen zu der GE enthielt. Die ,Verdienst’ von Joseph Lortz und seiner
,,Antwort der katholischen Kirche“ Schule (E. Iserloh, P. Manns), die seit
führte zu weiteren Anfragen bezüglich 1930 zahlreiche Priestergenerationen
des erreichten Konsenses, was schließ- mit von vielen Fehlurteilen behafteten
lich am 1. November 1998 zu einem Ge- und von Beginn an von ökumenischen
spräch von lutherischen und katholi- Intentionen geleiteten Publikationen
schen Theologen mit Kardinal Ratzin- geistig geprägt hatte, daß nunmehr von
ger in Regensburg führte, aus welchem katholischer Seite ein Konsens mit dem
die ,,Gemeinsame offizielle Feststel- lutherischen Hauptartikel der Rechtfer-
lung“ und ein ,,Anhang“ (Annex) her- tigung unterzeichnet werden kann.
vorgingen. Lortz’ Erkenntnis des ,,katholischen
Am Freitag, den 11. Juni 1999, gaben Reichtums in Luther“, der Größe der
sodann Ismahel Noko, Generalsekretär ,,katholischen Schuld, daß Luther aus
des Lutherischen Weltbundes und Kar- der Kirche herausgedrängt wurde“ und
dinal Edward Cassidy, Präsident des die damit verbundene Absicht ,,Luthers
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November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 20

Verschiedenes

Reichtum in die katholische Kirche GE begegnet uns eine ganz andere, ent-
heimzuholen“3, zeigen den neuen Weg, gegengesetzte Haltung, welche in der
den die Lutherforschung nunmehr, im Nr. 4, dem letzten Abschnitt des ,,An-
Gegensatz zu den früheren katholischen hangs“ formuliert wird:
Beurteilungen, etwa durch einen ,,In der Antwortnote der katholi-
Cochlaeus oder einen Heinrich Denifle, schen Kirche soll weder die Autorität lu-
genommen hatte. Daß Luther nach therischer Synoden noch diejenige des
Lortz ,,sein Leben lang Katholisches in Lutherischen Weltbundes in Frage ge-
sich hatte“, ,,Wesentliches“ und stellt werden. Die katholische Kirche
,,Grundsätzliches“ erkannt hatte, findet und der Lutherische Weltbund haben
sich in der ganzen den Dialog als
Anlage der GE wie- gleichberechtigte
der, die darauf auf- Partner (,,par cum
baut, daß ein Kon-
sens in ,,Grundwahr-
„Es geht nicht mehr pari”) begonnen
und geführt. Unbe-
heiten“ denkbar ge- schadet unter-
worden ist. Wenn darum, Wahrheit schiedlicher Auf-
Kardinal Ratzinger fassungen von der
von der Erkenntnis Wahrheit zu nennen Autorität in der
der ,,Vereinbarkeit Kirche respektiert
jeder Partner die
der wesentlichen In-
tentionen“4 der bei-
und Irrtum Irrtum.“ geordneten Verfah-
den Konfessionen ren für das Zustan-
spricht, so steht hier dekommen von
Joseph Lortz Pate. Im Zusammenhang Lehrentscheidungen des anderen Part-
mit einer kritischen Beurteilung der GE ners.“
wird sich infolge der historischen Ab- Es geht also nicht mehr darum,
hängigkeit eine Revision der Lutherfor- Wahrheit Wahrheit zu nennen und Irr-
schung im Sinne der Lortz-Schule nicht tum Irrtum, sondern es geht darum, ei-
vermeiden lassen, die an diesem Ort nen gemeinsamen Weg zu finden, auf
natürlich nur angedeutet und angeregt dem man nebeneinander und miteinan-
werden kann. der gehen kann. Die GE verwirklicht
Welche Bedeutung kommt der GE in dies methodisch dadurch, daß sie einen
der heutigen kirchenpolitischen Land- Lehrpunkt jeweils als ,,gemeinsam“, so-
schaft zu? Es handelt sich zweifellos um dann als ,,katholisch“ und ,,lutherisch“
eine Niederlegung der Barrieren und darstellt, wobei alles nur Spielarten der-
Grenzen zwischen Katholiken und Lu- selben Wahrheit sein sollen. So heißt es
theranern. Nach altem christlichen in Nr. 5 der GE:
Brauch waren die Barrieren errichtet ,,Das will diese Gemeinsame Er-
worden, um die Grenze zwischen Irr- klärung tun. Sie will zeigen, daß auf-
tum und Wahrheit anzuzeigen. In der grund des Dialogs die unterzeichnen-
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Verschiedenes

den lutherischen Kirchen und die rö- Die Verantwortlichen stellen also
misch-katholische Kirche nunmehr im- fest, in den in der GE formulierten
stande sind, ein gemeinsames Verständ- Grundwahrheiten gebe es keine grund-
nis unserer Rechtfertigung durch Gottes legenden Differenzen mehr zwischen
Gnade im Glauben an Christus zu ver- der katholischen Kirche und dem Lu-
treten. Sie enthält nicht alles, was in je- therischen Weltbund, weshalb die ge-
der der Kirchen über Rechtfertigung ge- genseitigen Verwerfungen aus früheren
lehrt wird; sie umfaßt aber einen Kon- Zeiten keine Gültigkeit mehr haben.
sens in Grundwahrheiten der Rechtfer- 2. ,,Auf der Basis des erreichten Kon-
tigungslehre und zeigt, daß die weiter- senses ist insbesondere zu denjenigen
hin unterschiedlichen Entfaltungen Fragen ein weiterer Dialog erforderlich,
nicht länger Anlaß für Lehrverurteilun- die in der Gemeinsamen Erklärung
selbst (GE 43) besonders als einer weite-
gen sind.“
ren Klärung bedürftig benannt werden,
um zu voller Kirchengemeinschaft, zu
2.2. Hauptaussagen: einer Einheit in Verschiedenheit zu ge-
langen, in der verbleibende Unterschie-
In der ,,Gemeinsamen offiziellen
de miteinander ,versöhnt’ würden und
Feststellung“ heißt es:
keine trennende Kraft mehr hätten.“
1. ,,Auf der Grundlage der in der Ge-
Die neue Kirche, welche auf diesem
meinsamen Erklärung zur Rechtferti-
Konsens aufgebaut werden soll, ist eine
gungslehre GE erreichten Übereinstim-
,,Einheit in Verschiedenheit“, in welcher
mungen erklären der Lutherische Welt- verbleibende Unterschiede miteinander
bund und die katholische Kirche ge- ,versöhnt’ sind und keine trennende
meinsam: Das in dieser Erklärung dar- Kraft mehr haben. Es gibt also in dieser
gelegte Verständnis der Rechtferti- Kirche neben einem Konsens in Grund-
gungslehre zeigt, daß zwischen Lu- wahrheiten eine legitime Vielfalt von
theranern und Katholiken ein Konsens Nebenwahrheiten. Diese widerspre-
in Grundwahrheiten der Rechtferti- chen sich nach dem Verständnis der GE
gungslehre besteht (GE 40). Auf der nicht mehr, sondern ergänzen und be-
Grundlage dieses Konsenses erklären reichern einander und sind Ausdruck
der Lutherische Weltbund und die ka- des gemeinsamen Reichtums des Glau-
tholische Kirche gemeinsam: ,Die in bens.
dieser Erklärung vorgelegte Lehre der Zu dieser ,,Einheit in Verschieden-
lutherischen Kirchen wird nicht von heit“ hin wird am 31. Oktober 1999 der
den Verurteilungen des Trienter Kon- entscheidende Schritt vollzogen:
zils getroffen. Die Verwerfungen der 3. ,,Durch diesen Akt der Unter-
lutherischen Bekenntnisschriften treffen zeichnung bestätigen die katholische
nicht die in dieser Erklärung vorgelegte Kirche und der Lutherische Weltbund
Lehre der römisch-katholischen Kirche’ die Gemeinsame Erklärung zur Recht-
(GE 41).“ fertigungslehre in ihrer Gesamtheit.“
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Verschiedenes

3. Beurteilung der GE horsam zu unterwerfen. Inzwischen beto-


nen sie, sie würden gern mit der Römi-
schen Kirche, aber nur mit dem selben
3.1. Grundsätzliches (Implizite Vorausset-
Recht für beide Seiten, das ist: als Gleichbe-
zungen der GE)
rechtigte, verhandeln. Wenn es jedoch zu
Bevor man sich Einzelfragen der solchen Verhandlungen käme, würden
Rechtfertigungslehre zuwenden kann, sie wohl zweifellos in der Absicht ver-
muß man, um nicht der Gefahr zu erlie- handeln, um sich etwa durch vertrags-
gen, am Eigentlichen vorbeizugehen, mäßige Übereinkunft vor der Notwen-
die grundsätzlichen Standpunkte klä- digkeit zu schützen, diejenigen Meinun-
ren. gen aufzugeben, welche der Grund
sind, daß sie heute noch außerhalb des
3.1.1. Anerkennung der Lutherischen Kir- einzigen Schafstalles Christi unstet um-
che als gleichberechtigten Partner mit eige- herschweifen und irregehen.
nem Lehramt Bei dieser Lage der Dinge liegt es auf
In Nr. 4 des Annexes anerkennt die der Hand, daß der Apostolische Stuhl
katholische Kirche die Lutherische Kir- unter keinen Umständen an ihren Ta-
che als gleichberechtigten Partner und ge- gungen teilnehmen kann, und daß Ka-
steht ihr ein eigenes Lehramt zu. Abgese- tholiken unter keinen Umständen sol-
hen von der sich aufdrängenden Frage, che Unternehmungen begünstigen oder
wie dieses Lehramt trotz des bei den Lu- dafür bemüht sein dürfen: falls sie dies
theranern vertretenen ,,Sola scriptura“- täten, würden sie ja dadurch das Ansehen
Prinzips konkret verwirklicht sein soll, und den Einfluß irgendeiner ganz irrigen
wird mit diesem Zugeständnis keine christlichen Religion, die der einen Kirche
bloße Akzentverschiebung im Selbst- Christi ganz und gar nicht angehört, ver-
verständnis der katholischen Kirche mehren und stärken. Sollen Wir denn et-
vollzogen, sondern es findet eine funda- wa das ganz große Unrecht dulden, daß
mentale Uminterpretierung statt, wel- die Wahrheit, und zwar die von Gott ge-
che die Fundamente der wahren Kirche offenbarte Wahrheit, in Komplotte hin-
Christi in Frage stellt. Diesen schweren eingezogen wird? Denn um den Schutz
Irrtum, der letztlich die Grundlage für der geoffenbarten Wahrheit geht es im vor-
die neue ,,Einheit“ der Kirchen bilden liegenden Fall.“5 (Kursiv vom Verf.)
soll, verurteilt Pius Xl. schon 1928 in sei- Für den Katholiken steht es fest, es
ner Enzyklika ,,Mortalium animos“: gibt nur ein Lehr- und Hirtenamt, das
,,Mag man übrigens viele Nichtka- von unserem Herrn Jesus Christus sel-
tholiken finden, die die brüderliche Ge- ber eingesetzt und mit der Gabe der Un-
meinschaft in Jesus Christus aus vollem fehlbarkeit ausgestattet wurde. Darum
Munde preisen: aber man findet unter ih- kann es, wenn es um die Wahrheiten
nen sicher niemanden, dem es in den Sinn unseres heiligen Glaubens geht, keine
käme, sich dem das Lehr- oder Hirtenamt gleichberechtigten Partner geben und
ausübenden Statthalter Jesu Christi in Ge- ein Dialog im Sinne der GE ist unmöglich -
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Verschiedenes

ja ,,falls sie dies täten, würden sie ja da- einem Glauben der Christen ihren Ur-
durch das Ansehen und den Einfluß ir- sprung nehmen. Ganz bestimmt aber
gendeiner ganz irrigen christlichen Religi- wissen Wir, daß man dabei leicht Schritt
on, die der einen Kirche Christi ganz für Schritt zur Geringschätzung der Re-
und gar nicht angehört, vermehren und ligion und zum Indifferentismus kommt,
stärken. Sollen Wir denn etwa das ganz sowie zum sogenannten Modernismus.
große Unrecht dulden, daß die Wahrheit, Die davon unglücklicherweise ange-
und zwar die von Gott geoffenbarte Wahr- steckt sind, halten daran fest, die dog-
heit, in Komplotte hineingezogen wird? matische Wahrheit sei nicht absolut, son-
Denn um den Schutz der geoffenbarten dern relativ, das heißt: sie passe sich den
Wahrheit geht es im vorliegenden Fall.“ Bedürfnissen der verschiedenen Zeiten
Die Kirche, als die Hüterin der von Gott und Orte und den verschiedenen Nei-
geoffenbarten Wahrheit, kann sich nicht gungen der Menschen an: denn sie sei
mit einer ganz irrigen nicht in einer unver-
christlichen Religion änderlichen Offenba-
auf eine Stufe stellen.
Wie soll man mit die-
„Damit würde man rung enthalten, son-
dern von solcher Art,
sen, im Irrtum befan- daß sie sich der Le-
genen Religionen als den eigenen bensweise der Men-
gleichberechtigte schen anpasse.“6
Partner verhandeln? Anspruch, einzige Sobald man sich
Damit würde man von der wahren Ein-
den eigenen An- heit, welche sich auf
spruch, einzige von Hüterin des dem einen Lehramt
Gott eingesetzte Hü- aufbaut, das den einen
terin des Glaubens zu Glaubens zu sein, Glauben allein verbür-
sein, notwendiger- gen kann, löst, ist der
weise aufgeben.
Nachdem Pius Xl.
aufgeben.“ entscheidende Schritt
zum Indifferentismus
in seiner Enzyklika und Modernismus
verschiedene Widersprüche in der schon vollzogen. Der Glaube ändert mit
Glaubenslehre bei den verschiedenen diesem Schritt sein Wesen und wird nun-
christlichen Konfessionen aufgewiesen mehr, da er nicht mehr göttlich verbürg-
hat, beurteilt er in seiner Enzyklika die te Wahrheit, sondern eine bloße theolo-
Gefahren eines solchen Dialogs: gische Meinung ist, zum Spielball der
,,Bei einem solchen Widerstreit der modernen Theologen. Die GE vollzieht
Meinungen wissen Wir nicht, auf wel- diesen Schritt durch die Anerkennung
che Weise da ein Weg angelegt werden des Lutherischen Weltbundes als gleich-
könnte zu einer Einheit der Kirche: die- berechtigten Partner, d.h. sie gibt den
se kann doch nur von einem Lehramt, katholischen Glaubensbegriff preis. Der
von einer Regel für den Glauben und modernistische Glaubensbegriff, wel-

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Verschiedenes

cher letztlich der GE zugrunde liegt, for- in den Grundwahrheiten miteinander


dert sodann keine Bekehrung mehr, versöhnt seien und die Unterschiede
sondern Konsensbildung auf dem klein- keine trennende Kraft mehr hätten.
sten Nenner. Wenn Kardinal Ratzinger kürzlich, viel-
Dem völlig entgegenstehend weist leicht um den Konsens zu minimieren
Pius XI. in seiner Enzyklika noch darauf und die Differenzen zu wahren, einen
hin, daß die wahre katholische Ökume- sachlichen Unterschied zwischen ,,in
ne nur die Bekehrung sein kann: Grundwahrheiten“ und ,,in den Grund-
,,Die Einigung der Christen kann und wahrheiten“ behauptete8, so kann sich
darf man nämlich nicht anders fördern als zum einen diese Unterscheidung nicht
dadurch, daß man die Rückkehr der Ge- auf das Konsenspapier stützen, in dem
trennten zu der einen wahren Kirche Christi beide Begrifflichkeiten nebeneinander
fördert von der sie eben früher unheilvoller- Verwendung finden, und zum anderen
weise abgefallen sind.... akzeptiert er damit zumindest grund-
Denn da der Mystische Leib Christi, sätzlich die irrige Unterscheidung von
die Kirche, nur einer ist, zusammenge- Grundwahrheiten und Nebenwahrhei-
fügt und zusammengeschlossen, ein ten.
Ebenbild Seines physischen Leibes, so Diese in der GE zugrunde gelegte
wäre es unsinnig und töricht, wenn jemand Unterscheidung von Haupt- und Ne-
meinen würde, der Mystische Leib könne benwahrheiten beurteilt aber Papst Pius
aus getrennten und zerstreuten Gliedern be- XI. ebenfalls in seiner Enzyklika ,,Mor-
stehen: Wer also nicht mit dem Mysti- talium animos“ folgendermaßen:
schen Leibe verbunden ist, der ist weder
,,Was dann ferner die zu glaubenden
ein Glied von ihm, noch hängt er mit
Wahrheiten anbelangt, so darf man sich
dessen Haupt: Christus, zusammen.“7
auf keinen Fall der Unterscheidung be-
(Kursiv vom Verf.)
dienen, die man zwischen von ihnen so
bezeichneten ,,grundlegenden“ und
3.1.2. Aufteilung der Wahrheit in Haupt- ,,nicht grundlegenden“ Abschnitten des
und Nebenwahrheiten Glaubens einzuführen beliebte: so als ob
Der oben kurz angesprochene neue die einen von allen angenommen wer-
Glaubensbegriff beinhaltet, daß es nicht den müßten, die anderen aber der freien
mehr eine Wahrheit gibt, sondern Wahr- Zustimmung der Gläubigen überlassen
heiten. Dementsprechend wird in der werden könnten. Denn die übernatürli-
GE die Wahrheit in Haupt- und Neben- che Tugend des Glaubens hat als we-
wahrheiten aufgeteilt. Unter Vorausset- sentliche Ursache (lat.: causa formalis)
zung dieser Teilung der Wahrheit wird die Autorität des offenbarenden Gottes:
sodann ein Konsens in den Grundwahr- und diese läßt keine Unterscheidung
heiten bei legitimen Unterschieden in von solcher Art zu. Alle also, die wahr-
den Nebenwahrheiten behauptet, wobei haft zu Christus gehören, schenken bei-
grundsätzlich diese Nebenwahrheiten spielsweise genau denselben Glauben
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Verschiedenes

dem Geheimnis der Allerheiligsten Dreifal- aufbaut. Die Voraussetzungen und Zu-
tigkeit, wie sie ihn dem Dogma von der Un- geständnisse, welche in ihr gemacht
befleckten Empfängnis Mariae erweisen, werden, stehen nicht mehr auf katholi-
und ebenso der Menschwerdung des schem Boden, sondern stammen ganz
Herrn genau den gleichen Glauben wie und gar aus dem Indifferentismus und
dem Unfehlbaren Lehramt des Papstes in Modernismus, wie es der Papst schon
eben dem Sinne, wie es vom Allgemei- vorher erwähnt hat. Die katholische
nen Vatikanischen Konzil definiert wor- Glaubenswahrheit ist kein Konsens wi-
den ist. Denn ob die Kirche solche dersprüchlicher Meinungen - das ist
Wahrheiten zu dieser oder zu jener Zeit Hegelsche Dialektik, aber keine katholi-
oder erst in der jüng- sche Theologie mehr.
sten Vergangenheit Daß im Konsenspapier
durch feierliches auf Grenzziehungen
Glaubensdekret be- „Die katholische kein Wert mehr gelegt
kräftigt und genau wird und die Verschie-
umschrieben hat: sie
verpflichten ohne Un-
Glaubenswahrheit denheiten begrifflich
,,offen aufeinander
terschied zum Glau- hin“ gefaßt werden,
ben: alle diese Wahr- ist kein Konsens hängt letztlich mit ei-
heiten zusammen nem neuen Verständnis
gehören ja zur Offen- widersprüchlicher von Theologie zusam-
barung Gottes.“9 men und muß auf die-
Wir sehen, Pius XI.
stellt fest, im katholi-
Meinungen.“ sem Hintergrund beur-
teilt werden. Dieses
schen Glauben gibt es neue Verständnis von
keine Grundwahrheiten und Neben- Theologie hat sich als ,,ökumenische
wahrheiten, sondern alle Wahrheiten Theologie“ eine neue Betrachtungswei-
des Glaubens gehören in gleicher Weise se und ein neues Vokabular geschaffen,
zur Offenbarung Gottes und ,,verpflich- weshalb man an diese Theologie nicht
ten ohne Unterschied zum Glauben“. mit einem herkömmlichen (katholi-
Wenn man nur einen Glaubenssatz schen) Verständnis herangehen darf.
leugnet, verliert man den Glauben und Wenn hier die ,,volle Kircheneinheit“ als
wenn es in nur einer Glaubenswahrheit Ziel gesetzt wird, dann ist diese in neu-
einen Gegensatz gibt, kann man nicht er Weise als ,,Einheit in Verschiedenheit“
mehr von demselben Glauben sprechen, zu verstehen. Ebenso handelt es sich in
gründet sich doch der Glaube ,,auf die unserem Fall um einen „ökumenischen
Autorität des sich offenbarenden Gott- Konsens“, der überhaupt nicht eine
es: und diese läßt keine Unterscheidung sol- Übereinstimmung des Denkens inten-
cher Art zu“! diert, sondern vom Ansatz her mit ver-
Der Papst legt damit ganz klar dar, bleibenden Unterschieden vereinbar ist. Die
auf welch irrigem Fundament die GE Gesprächs„partner“ treffen sich auf

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Verschiedenes

gleicher Ebene (par cum pari), um die man zu keiner Einigung, denn entweder
,,unterschiedlichen Entfaltungen“ ihrer ist der Schimmel weiß, oder er ist
Lehren vorzutragen und zu tolerieren. schwarz, ein drittes gibt es nicht. Um zu
Begriffe wie Irrtum oder Häresie haben in einer gemeinsamen, beide Seiten befrie-
dieser Theologie keinen Ort, und man wird digenden Lösung zu kommen, muß
sie in Konsenspapieren nicht antreffen. man darum nach einer neuen, gemein-
Die Prinzipien dieser neuen Theologie samen Basis suchen. Was beide gemein-
sind ihrem Wesen nach verschieden von sam zugestehen können ist aber dies:
jenen, die im gesamten Verlauf der Kir- der Schimmel ist ein Pferd! Dies ist
chengeschichte in Übung waren. Wer fortan die Hauptsache, der Schimmel ist
glaubt, in der Frage der GE handelt es ein Pferd, das Schwarz-sein und Weiß-
sich nur um ,,praktische“ oder ,,kirchen- sein ist nur eine Nebensache. Also: Der
politische“ Aktivitäten, wird sich dar- Schimmel ist ein Pferd und dieses kann
über hinwegtäuschen, daß in der GE schwarz oder weiß sein, worüber man
schon an den fundamentalen Pfeilern sich aber nicht zu streiten braucht, weil
der Theologie schwerwiegende ,,theore- es nur nebensächlich ist, wenn man
tische“ Veränderungen vorgenommen auch darüber auf der gemeinsamen Ba-
worden sind, die im radikalen Wider- sis des Pferdseins weiter diskutieren
spruch zur Tradition stehen. kann. Das ist doch eine Lösung - oder
etwa nicht?
3. Eine neue theologische Sprache In der GE spricht man von ,,Recht-
Wie schon kurz angedeutet, verbin- fertigung“, ,,Gnade“, ,,Mitwirkung“,
det sich mit der neuen Theologie auch ,,Verdienst“, ,,Sünde“, ohne zu sagen,
eine neue Sprache. Zum System der daß diese Begriffe in den jeweiligen
Darstellung der einzelnen Fragen in der theologischen Systemen ganz unter-
GE gehört es, durch gleiche Worte einen schiedliche, ja völlig entgegengesetzte
gleichen Inhalt vorzutäuschen. Zu- Bedeutungen haben. Darum gilt
nächst formuliert man jeweils die Ge- grundsätzlich: Eine Einheit kann nur
meinsamkeiten, sodann die konfessio- durch die Bekehrung des Systems er-
nellen Eigenarten. Durch diese Vorge- reicht werden, nicht durch einen seman-
hensweise wird suggeriert: man sei im tischen Betrug. Martin Luther hat nicht
Grunde einer Meinung, nur müßten nur Begriffe der katholischen Theologie
noch die verbleibenden Nuancen (Teil- uminterpretiert, er hat sich ein neues,
wahrheiten) auf der Basis des Grund- gegen den katholischen Glauben gerich-
konsenses ausdiskutiert werden. tetes, theologisches System erdacht.
Dieses Vorgehen soll kurz an einem Wenn nun die Macher der GE meinen,
Beispiel verdeutlicht werden: Der auf dem Weg der Dialektik könne man
Schimmel ist weiß sagen die einen, er ist diesen Widerspruch einebnen, so über-
schwarz, sagen die anderen. Wenn bei- sehen oder verschweigen sie dabei, daß
de auf ihrer Position beharren, kommt damit auch die Wahrheit eingeebnet,
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Verschiedenes

das heißt zerstört wird. - Ein Schimmel werden mit peinlicher Sorgfalt und mit
ist nun einmal weiß und nicht schwarz, größtem Nachdruck dagegen auftreten,
auch wenn er ein Pferd ist! - Aber die daß in der Darstellung der Reformation
modernen Theologen wissen aufs Beste, und der Geschichte der Reformatoren die
auf diese Weise kann man alle Bastionen Fehler der Katholiken dermaßen über-
schleifen, wie es Hans Urs von Balthasar trieben und die Schuld der Reformato-
so treffend ausgedrückt hat - und die ren so sehr vertuscht wird, oder Ne-
Katholiken merken es heute, nach 34 bensächliches allzu sehr in den Vorder-
Jahren offiziellem Modernismus in der grund gerückt wird, daß man darüber
Kirche, nicht einmal mehr! die Hauptsache, nämlich den Abfall vom ka-
Noch 1949 konnte das Heilige Offizi- tholischen Glauben, kaum mehr beachtet
um in der Instruktion ,,Ecclesia catholi- und würdigt. Endlich werden sie darüber
ca“ über die ,,Öku- wachen, daß man
menische“ Bewe- nicht durch einen
gung die Bischöfe übertriebenen und
ermahnen: „Es muß also die falschen äußeren
,,Sie werden Eifer oder durch
auch jene gefährliche
Ausdrucksweise ban-
ganze und unverkürz- unkluges und auf-
sehenerregendes
nen, aus der sich Vorgehen dem an-
falsche Auffassun- te katholische Lehre gestrebten Ziele
gen und trügerische mehr schadet als
Hoffnungen erge- vorgetragen und nützt.
ben, die niemals er- Es muß also die
füllt werden kön-
nen; so zum Bei-
dargelegt werden.“ ganze und unver-
kürzte katholische
spiel, wenn man be- Lehre vorgetragen
hauptet: daß dasje- und dargelegt
nige, was über die werden. Keines-
Rückkehr der Getrennten zur Kirche, wegs darf man stillschweigend überge-
über die Verfassung der Kirche und hen oder mit mehrdeutigen Worten das
über den Mystischen Leib Christi in den verschleiern, was die katholische Lehre sagt
Päpstlichen Rundschreiben gelehrt wer- über das wahre Wesen und die Stufen
de, nicht in übertriebenem Maße einge- der Rechtfertigung, über die Verfassung
schätzt werden müsse, da ja nicht alles der Kirche, über den Jurisdiktionspri-
Glaubensvorschrift sei; oder, was noch mat des Römischen Papstes, und über
schlimmer ist, in dogmatischen Belan- die Rückkehr der Getrennten zur einen wah-
gen besitze nicht einmal die katholische ren Kirche Christi als den einzigen Weg zur
Kirche die Fülle (Vollständigkeit) Chri- Union (Einheit). Man kann diesen frei-
sti, sondern sie könne darin noch von lich sagen, daß für sie durch ihre Rück-
anderen vervollkommnet werden. Sie kehr zur Kirche jenes Gute, das ihnen
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November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 28

Verschiedenes

durch Gottes Gnade bis dahin zuteil ge- Nr. 6/7 1999, S. 10 Ratzinger zeigt auch an ande-
worden ist, in keiner Weise verloren ge- rer Stelle eine Übernahme der Lortz’schen Dikti-
he, sondern durch die Rückkehr nur on, wo es um die Betonung von Luthers ,,umfas-
senden und ungeheuren Ernst“ in seinen Grund-
noch vervollkommnet und vollendet
haltungen geht (s.o. Lortz; S. 231/235): ,,Wenn
werde. Allerdings ist es zu vermeiden, Gott ernst genommen wird, dann ist die Sünde ei-
hiervon so zu sprechen, daß in ihnen ne ernsthafte Angelegenheit. Und so war es bei
die Meinung entsteht, sie würden der Kir- Luther.“ (30 Tage, S. 11).
che mit der Rückkehr zu ihr etwas Wesent- 5 Papst Pius Xl., Apostolisches Rundschreiben
liches bringen, was ihr bisher gefehlt hätte. Mortalium animos vom 6. Januar 1928, Freude an
Das muß wirklich in klaren und un- der Wahrheit Nr. 51 Karl Haselböck; Wien, S. 9
zweideutigen Worten gesagt werden: 6 Ebd. S. 11f.
erstens, weil sie die Wahrheit suchen; 7 Ebd. S. 13f.
und dann, weil eine wahre Einheit außer- 8 30 Tage, S. 9.
halb der Wahrheit nie verwirklicht werden 9 Papst Pius Xl., Apostolisches Rundschreiben
Mortalium animos vom 6. Januar 1928, Freude an
kann.“10 (Kursiv vom Verf.)
der Wahrheit Nr. 51 Karl Haselböck; Wien, S. 12
Eine solch klare Sprache ohne jegli- 10 Papst Pius XII. Instruktion des Heiligen Officiums
che Dialektik würde man sich auch heu- ,,Ecclesia catholica“ vom 20. Dezember 1949; zi-
te wünschen. Diese Worte Pius’ XII. stel- tiert nach der Reihe ,,Freude an der Wahrheit“ Nr.
len die GE ins rechte Licht. Man muß 87, Karl Haselböck; Wien, S. 5f.
einfach feststellen: In der GE sind alle,
vom Papst als zu meiden bezeichnete
Fehlhaltungen eingenommen und zur
Grundlage des erstrebten Konsenses ge-
macht.

(Fortsetzung folgt)

Anmerkungen
1 Eine ausführliche Darstellung des ,,an Wendun-
gen und Windungen reichen Weg, den die Ent-
wicklung der GE bis hin zum vorgesehenen Ab-
schlußakt in Augsburg genommen hat’, findet sich
in dem Artikel von Leo Scheffczyk’ ,Einig im Un-
eins-Sein“ in: Theogisches, Jahrgang 29, Nr. 9,
Sept. 1999, Sp. 453ff.
2 Lortz, Joseph, Martin Luther. Grundzüge seiner
geistigen Struktur, in: Reformata reformanda
Festgabe für Hubert Jedin. Bd. 1, Münster 1965’,
S. 244.
3 Lortz, S. 218.
4 Das Geheimnis und das Wirken der Gnade, Inter-
view mit Kardinal Joseph Ratzinger, in: 30 Tage,
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November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 29

Verschiedenes

Die Entstehung der Evangelien


Teil 1
von P. Matthias Gaudron

Allgemeine Untersuchungen Auffassung immer aus diesen Aussagen


Die Frage nach der Entstehung der der Väter bezogen, an denen auch mo-
Evangelien ist von großer Bedeutung für derne Autoren nicht vorbei können.
die Verteidigung des katholischen Glau-
bens, stellen die Evangelien doch die 1. Papias
wichtigsten Zeugnisse für das Leben Papias war Bischof von Hierapolis.
und die Lehre Christi dar. Die rationali- Er schrieb sein Buch „Auslegung der
stische Kritik, die sich im letzten Jahr- Herrenworte“ um 110 n. Chr. Wir ken-
hundert im protestantischen Raum aus- nen es nur durch die Überlieferung in
breitete und nach dem II. Vatikanischen der Kirchengeschichte des Eusebius.
Konzil auch von vielen katholischen Dieser schreibt:
Theologen übernommen wurde, hat die Von Papias werden fünf Bücher überlie-
Glaubwürdigkeit der Evangelien er- fert. Sie tragen auch den Titel „Erklärungen
schüttert, indem sie sie zu Phantasiepro- von Herrenworten“. Auch Irenäus erwähnt
dukten einer dichtenden Urgemeinde sie und bemerkt, sie seien das einzige von
erklärt hat. Die Evangelien seien nicht Papias verfaßte Werk. Irenäus schreibt:
von Matthäus, Markus, Lukas und Jo- „Dies bezeugt schriftlich Papias, ein Hörer
hannes, sondern von unbekannten Au- des Johannes, ein Freund des Polykarp, ein
toren, die zudem erst lange nach dem Mann aus alter Zeit, in seinem 4. Buche.
Tod Jesu geschrieben hätten. Fünf Bücher hat er nämlich verfaßt“ (Adv.
haer. V,33,4). So Irenäus. Indes erklärt Pa-
Die nähere Untersuchung wird je-
pias selbst in der Einleitung zu seiner
doch zeigen, daß nicht die Evangelien,
Schrift, er habe die heiligen Apostel nicht
sondern die Theorien dieser Autoren
gehört und nicht gesehen. Er bemerkt, daß er
phantastische Konstruktionen sind, de-
die Glaubenslehre von solchen empfangen
ren Quelle nichts anderes als der Un-
habe, die den Aposteln nahegestanden seien.
glaube ist.
Er sagt: „...Kam einer, der den Ältesten ge-
folgt war, dann erkundigte ich mich nach
den Lehren der Älteren und fragte: ‘Was
Die Väter über die Entstehung der Evange- sagte Andreas, was Petrus, was Philippus,
lien was Thomas oder Jakobus, was Johannes
Als erstes müssen wir die Quellen oder Matthäus oder irgendein anderer von
untersuchen, die der Abfassung der den Jüngern des Herrn, was dann ja auch
Evangelien zeitlich am nächsten kom- Aristion und der Presbyter Johannes, eben-
men. Die Tradition der Kirche hat ihre falls Jünger des Herrn, sagen.’ Denn ich war
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November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 30

Verschiedenes

der Ansicht, daß aus Büchern geschöpfte ung zusammen mit alten Erzählungen der
Berichte für mich nicht denselben Wert ha- Apostel aufgenommen, wobei er das, was
ben können wie das lebendige und beständi- die Apostel geheimnisvoll in Andeutungen
ge mündliche Zeugnis.“ gesprochen hatten, nicht verstanden hat.
Obwohl er, wie man aus seinen Worten
An diesen Worten ist beachtenswert,
schließen kann, geistig sehr beschränkt ge-
daß Papias zweimal den Namen Johannes
wesen sein muß, hat er doch sehr vielen spä-
aufzählt. Das erste Mal zählt er Johannes
teren Kirchenschrift-stellern, die sich auf
zu Petrus, Jakobus, Matthäus und den
das Alter des Mannes beriefen, wie dem
übrigen Aposteln; er meint also offenbar Irenäus und denen, die sonst noch solche
den Evangelisten. Das zweite Mal, in einem Ideen vertreten, Anlaß zu ähnlicher Lehre
neuen Satzteil, rechnet er Johannes zu einer gegeben. Noch anderes teilt Papias in sei-
anderen Kategorie, welche von der der Apo- nem Werke ... mit.
stel verschieden ist; er stellt ihm den Aristi- Nachdem wir nun die wißbegierigen Le-
on voran und bezeichnet ihn ausdrücklich ser darauf aufmerksam gemacht haben, hal-
als Presbyter. Damit bewahrheitet sich also ten wir es für unsere Pflicht, außer seinen
der Bericht, daß in Asien zwei Jünger den obigen Bemerkungen nun auch noch die
gleichen Namen gehabt hätten und daß in Überlieferung anzuführen, welche er be-
Ephesus zwei Grabmäler errichtet worden züglich Markus, des Verfassers des Evange-
wären, von denen noch jetzt jedes den Na- liums, aufgezeichnet hat. Er schreibt:
men Johannes trüge. Dies ist wohl zu be- „Auch dies lehrte der Presbyter: Markus
achten. Denn es ist wahrscheinlich, daß, so- hat die Worte und Taten des Herrn, an die
ferne man nicht an den ersteren Johannes er sich als Dolmetscher des Petrus erinner-
denken will, der zweite die unter dem Na- te, genau, allerdings nicht der Reihe nach,
men des Johannes gehende Offenbarung ge- aufgeschrieben.
schaut hat. Der soeben von uns zitierte Pa- Denn er hatte den Herrn nicht gehört
pias gesteht, die Lehren der Apostel zwar und begleitet; wohl aber folgte er später, wie
von deren Schülern empfangen, Aristion gesagt, dem Petrus, welcher seine Lehrvor-
aber sowie den Presbyter Johannes persön- träge nach den Bedürfnissen einrichtete,
lich gehört zu haben. ... nicht aber so, daß er eine zusammenhän-
Papias bietet aber auf Grund mündli- gende Darstellung der Reden des Herrn ge-
cher Überlieferung auch noch andere Er- geben hätte. Es ist daher keineswegs ein
zählungen, nämlich unbekannte Gleichnis- Fehler des Markus, wenn er einiges so auf-
se und Lehren des Erlösers und außerdem zeichnete, wie es ihm das Gedächtnis ein-
noch einige sonderbare Berichte. Zu diesen gab. Denn für eines trug er Sorge: nichts
gehört seine Behauptung, daß nach der von dem, was er gehört hatte, auszulassen
Auferstehung der Toten tausend Jahre kom- oder sich im Berichte keiner Lüge schuldig
men werden, in denen das Reich Christi zu machen.“ So berichtet Papias über Mar-
sichtbar auf Erden bestehen werde. Nach kus. Bezüglich Matthäus aber behauptet er:
meiner Meinung hat Papias diese Anschau- „Matthäus hat in hebräischer Sprache
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November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 31

Verschiedenes

(dialékto) die Reden (logia) zusammenge- jünger gehört hat. Denn wenn Papias
stellt; ein jeder aber übersetzte dieselben so den Johannes auch getroffen hat, so lag
gut er konnte.“ Papias berief sich auch auf doch eine mehrtägige Reise zwischen
Zeugnisse aus dem ersten Johannesbrief Ephesus und Hierapolis, und Papias
und dem ersten Petrusbrief. dürfte darum trotzdem noch Interesse
(H.E. III,39; Kösel S. 188 ff.) an dem gehabt haben, was andere ihm
aus dem Munde des Johannes berichte-
Nach dem Zeugnis des Irenäus hat ten.
Papias also den Apostel Johannes noch
Eusebius verspottet den Papias als
persönlich gekannt, seine Informatio-
„geistig beschränkt“ wegen dessen chi-
nen also aus erster Hand. Nun fällt frei-
liastischen Anschauungen. Ein zweiter
lich auf, daß Eusebius nicht an die Be-
Johannes ist ihm recht, um die von ihm
kanntschaft des Papias mit Johannes
ungeliebte Apokalypse aus dem Kreis
glaubt, sondern einen zweiten Johannes
der Apostel zu verbannen. Er kann für
annimmt. Es wäre aber merkwürdig,
die Existenz des zweiten Johannes aber
wenn Papias zwei verschiedene Jünger
keine Beweise bringen, sondern nur auf
nicht mit unterschiedlichen Namen be-
die Geschichte von den zwei Gräbern
legt hätte, sondern beide mit „Herren-
hinweisen, wobei noch nicht einmal
jünger Johannes der Älteste“ bezeichne- klar ist, ob es sich um die Gräber von
te. zwei verschiedenen Personen oder um
Eine Bekanntschaft von Papias und eine rivalisierende Tradition um das
dem Apostel Johannes ist nicht unwahr- Grab des Apostels handelt. Auch sonst
scheinlich. Da Papias um 110 als Bischof gibt es in der Tradition keinen Hinweis
und Kirchenschriftsteller bereits zu An- auf einen zweiten Johannes.
sehen gelangt war, dürfte er das 50. Le- Über das Markusevangelium berich-
bensjahr überschritten haben. Dann tet Papias also folgendes: Markus sei
kann er ohne Schwierigkeit den Apostel Begleiter des Petrus gewesen und habe
Johannes gekannt haben, der nach der dessen Predigt zur Grundlage seines
patristischen Tradition 98 n. Chr. starb, Evangeliums gemacht. Das griechische
zumal da Ephesus von Hierapolis Wort „Hermeneut“ bedeutet in diesem
durchaus erreichbar war. Außerdem ist Zusammenhang wohl mehr als nur
das Zeugnis des Irenäus glaubwürdig, Dolmetscher, denn Petrus hat wahr-
der von seinem Lehrer Polykarp wußte, scheinlich einigermaßen Griechisch ge-
wer Papias war. konnt. Markus könnte aber eine Art
Die oben angeführte Stelle des Pa- Missionshelfer gewesen sein. Der Hin-
pias kann man daher auch so erklären, weis „nicht der Reihe nach“ wird wohl
daß Papias den Apostel Johannes zwei- dadurch veranlaßt sein, daß Papias das
mal nennt, da er zwischen dem unter- Johannesevangelium kannte und dar-
scheidet, was er von anderen als Zeug- um den einjährigen Erzählrahmen des
nis der Herrenjünger erfahren hat, und Markus als Mangel an Ordnung ge-
dem, was er selbst von einem Herren- genüber der chronologischen Darstel-
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Verschiedenes

lung des Johannes mit drei Paschafesten setzt werden, offenbar um sie als Apo-
und dem Kreuzestod am 14. Nissan stel zu kennzeichnen.
empfunden hat.
Wenn unsere Überlegungen richtig 2. Irenäus von Lyon (um 115 - 202)
sind und der von Papias genannte Pres- Er kennt und schätzt Papias. Sein
byter niemand anderes als der Apostel Hauptgewährsmann ist aber Polykarp,
Johannes ist, so geht auf diesen also die den er schon als Jungendlicher predigen
Nachricht zurück, daß Petrus die Worte gehört hat und mit dem er in der „ersten
und Taten Jesu seinen Zuhörern als klei- Hälfte des Mannesalters“ (Adv. haer.
ne einprägsame Einheiten dargeboten III,3,3) Kontakt hatte. Daß dieser den
hat und dies für Markus die Grundlage Apostel Johannes gekannt und gehört
seines Evangeliums war. Aber auch hat, betont Irenäus öfter.
wenn Eusebius recht hätte, ginge diese Polykarp erlitt das Martyrium 156
Nachricht immer noch auf einen Her- und konnte damals sagen, er habe
renjünger zurück. „Christus 86 Jahre lang gedient“
Über das Matthäusevangelium be- (Martyr. Polykarpi 9,3). Seine Taufe war
richtet Papias, daß es zuerst hebräisch also im Jahre 69/70. Selbst wenn er in
geschrieben wurde. So jedenfalls verste- frühester Kindheit getauft worden wä-
hen es auch Irenäus, Klemens und Euse- re, war er beim Tod des Johannes (wie
bius. In neuerer Zeit wurde von Kürzin- schon erwähnt 98 n. Chr.) alt genug, um
ger die Theorie vorgetragen, „hebraidi einen bleibenden Eindruck von Johan-
dialekto“ bedeute hebräische Stilart, nes zu haben.
doch ist es wahrscheinlicher, darunter Zudem war Irenäus sehr gut mit den
das Aramäisch zu verstehen. Geschehnissen in Rom und den dort
Ein anderer Diskussionspunkt be- herrschenden Traditionen vertraut, wie
steht darin, was Papias mit den „logia“ sein Werk „Adversus haereses“ zeigt: Er
meint. Einige meinen, es handle sich da- kennt die römischen Bischofslisten, älte-
bei nur um eine erste Verschriftung von re römische Schriftsteller, römische
Jesusworten und -erinnerungen, ähnlich Spielarten der Gnosis, hat Kontakte zu
wie bei der postulierten Logienquelle Q. den Päpsten usw. Man kann daher zu
Wir werden diese Fragen bei der spezi- Recht vermuten, daß er Einblick in die
ellen Behandlung des Mt-Ev genauer Quellen des päpstlichen Archivs gehabt
untersuchen. hat.
Über das Lukasevangelium und das Von daher ist es grotesk, wenn man
Joh-Ev berichtet uns Eusebius von kei- den Wert des Zeugnisses des Irenäus in
nem Papiaszitat. Daß aber Papias zu- der heute gängigen exegetischen Litera-
mindest das Joh-Ev gekannt haben tur einfach damit abtut, daß man ihn
muß, wird aus der auffälligen Apo- von Papias abhängig macht. So z.B. J.
stelaufzählung deutlich, bei der Johan- Gnilka: „Einig ist man sich auch darin,
nes und Matthäus an die letzte Stelle ge- daß alle anderen Zeugnisse über die
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Verschiedenes

Entstehung des ältesten Ev aus der pa- Die Bemerkung über das Mk-Ev
tristischen Zeit (Eirenaios v. Lyon, Tert., muß nicht als Abfassung des Ev erst
Justin, Klem. v. Alexandrien, Kanon nach dem Tode des Petrus gedeutet
Muratori, Hieronymus) von Papias ab- werden und wird auch von Klemens
hängig sind, so daß dieser letztlich der und Eusebius nicht so verstanden. Ent-
einzige selbständige Zeuge ist“ (Mk- weder meint „Exodos“ nicht den Tod
Kommentar I, S. 33). Ebenso Pesch: „Die Petri, sondern seine Abreise von Rom,
altkirchliche Überlieferung ... setzt mit oder Irenäus will nur ausdrücken, daß
dem Zeugnis des Papias v. Hierapolis die petrinische Verkündigung uns auch
ein und ist in der Folge davon abhän- nach dessen Tod im Mk-Ev erhalten ge-
gig“ (Markus I, S. 4). blieben ist.
Das Zeugnis des Irenäus lautet fol-
gendermaßen:
3. Klemens von Alexandrien (um 150 -
„Matthäus verfaßte seine Evangelien- 211/16)
schrift bei den Hebräern in hebräischer
Er ist der Gründer der berühmten
Sprache, als Petrus und Paulus zu Rom das
Katechetenschule von Alexandrien.
Evangelium verkündeten und die Kirche
Sein Nachfolger war Origenes. Es ist
gründeten. Nach deren Tode zeichnete Mar-
Unsinn zu behaupten, sein Zeugnis sei
kus, der Schüler und Dolmetscher Petri,
allein von Papias abhängig. Wegen der
dessen Predigt für uns auf [wörtl.: Nach de-
guten Nachrichtenverbindung zwi-
ren Hingang (Exodos) hat Markus ... uns
schen Rom und Alexandrien hatte er
das von Petrus Verkündete schriftlich über-
dort zweifellos wichtige Quellen. Mög-
liefert]. Ähnlich hat Lukas, der Begleiter
licherweise gab es in Alexandrien sogar
Pauli, das von diesem verkündete Evangeli-
Traditionen, die sich auf den hl. Markus
um in einem Buch niedergelegt. Zuletzt gab selbst stützten, da dieser ja von Rom
Johannes, der Schüler des Herrn, der an sei- aus nach Alexandrien gekommen sein
ner Brust ruhte, während seines Aufenthal- soll.
tes zu Ephesus in Asien das Evangelium
Das Zeugnis des Klemens ist uns
heraus.“
wieder nur in der Kirchengeschichte
(Adv. haer. III,1,1 = H.E. V,8,2; des Eusebius überliefert:
BKV S. 209)
In dem gleichen Werke (Hypotyposen)
Auffällig ist die Kürze der Evangeli- teilt Klemens bezüglich der Reihenfolge der
ennotiz (während Irenäus sonst eher Evangelien eine Überlieferung mit, welche
weitschweifig ist) und die Beziehung er von den alten Presbytern erhalten hatte.
der drei ersten Evv auf die apostolische Dieselbe lautet: diejenigen Evangelien, wel-
Verkündigung in Rom. Die Vermutung che die Genealogien enthalten, seien zuerst
liegt nahe, daß Irenäus hier das Kon- geschrieben worden. Beim Evangelium nach
zentrat einer Tradition wiedergibt, die Markus waltete folgende Fügung: Nachdem
er in Rom vorgefunden hat. Petrus in Rom öffentlich das Wort gepredigt
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November 99 19.10.1999 20:31 Uhr Seite 34

Verschiedenes

und im Geiste das Evangelium verkündet wandten sie sich … an Markus, den Verfas-
hatte, sollen seine zahlreichen Zuhörer Mar- ser des Evangeliums, den Begleiter des Pe-
kus gebeten haben, er möge, da er schon seit trus, er möchte ihnen schriftliche Erinne-
langem Petrus begleitet und seine Worte im rungen an die mündlich vorgetragene Lehre
Gedächtnis habe, seine Predigten nieder- hinterlassen.
schreiben. Markus habe willfahrt und ihnen Und sie standen nicht eher von den Bit-
der Bitte entsprechend das Evangelium ge- ten ab, als bis sie den Mann gewonnen hat-
geben. Als Petrus davon erfuhr, habe er ihn ten. So wurden sie die Veranlassung zum
durch ein mahnendes Wort weder davon ab- sogenannten Markusevangelium. Nachdem
gehalten noch dazu ermuntert. Zuletzt habe Petrus durch eine Offenbarung des Geistes
Johannes in der Erkenntnis, daß die mensch- von dem Vorfall Kenntnis erhalten hatte,
liche Natur in den Evangelien (bereits) be- soll er sich über den Eifer der Leute gefreut
handelt sei, auf Veranlassung seiner Schüler und die Schrift für die Lesung in den Kir-
und vom Geiste inspiriert ein geistiges chen bestätigt haben. Klemens hat diese Tat-
Evangelium verfaßt. Soweit Klemens. sache im sechsten Buch seiner Hypotyposen
(H.E. VI,14,5 ff.; Kösel S.289) berichtet, und mit ihm stimmt Bischof Pa-
Interessant ist die Bemerkung, auch pias von Hierapolis überein. Petrus gedenkt
das Lk-Ev sei noch vor dem Mk-Ev ent- des Markus in seinem ersten Brief, den er in
standen. Wegen des Stammbaums und Rom selbst verfaßt haben soll, was er selbst
der Kindheitsgeschichte hält Klemens es andeutet, indem er diese Stadt bildlich Ba-
wohl für einen Zugang zu sehr alten bylon nennt, wenn er sagt: „Es grüßt euch
Traditionen. Nach ihm sieht die alex- die miterlesene Gemeinde in Babylon und
andrinische Tradition (Orig., Hieron.) Markus, mein Sohn“ (1 Petr 5,13).
das Mk-Ev aber wieder vor dem Lk-Ev Markus soll als erster in Ägypten das
entstanden. von ihm niedergeschriebene Evangeli-
um gepredigt und in Alexandrien selbst
4. Eusebius von Cäsarea (um 265 - 339) als erster Kirchen gegründet haben.
Er war Bischof von Cäsarea und als (H.E. II,15 f.; Kösel S. 131 f.)
solcher auf dem Konzil von Nicäa Von allen (Schülern des Erlösers) haben
Haupt der Vermittlungspartei. Obwohl uns nur Matthäus und Johannes Erinne-
er ein charakterschwacher Höfling ge- rungen an die Lehrvorträge unseres Herrn
wesen sein soll, hat er sich doch als „Va- hinterlassen; aber auch diese Männer haben,
ter der Kirchengeschichte“ Ruhm er- wie berichtet wird, sich nur gezwungen
worben. zum Schreiben herbeigelassen. Matthäus,
So sehr erleuchtete das Licht der Religi- der zunächst unter den Hebräern gepredigt
on die Herzen der Zuhörer des Petrus, daß hatte, schrieb, als er auch noch zu anderen
sie sich nicht damit begnügen wollten, ihn Völkern gehen wollte, das von ihm verkün-
ein einziges Mal nur gehört zu haben, sie dete Evangelium in seiner Muttersprache;
wollten von der Lehre seiner göttlichen Pre- denn er suchte denen, von welchen er schied,
digt auch Aufzeichnungen besitzen. Daher durch die Schrift das zu ersetzen, was sie
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Verschiedenes

durch sein Fortgehen verloren. Nachdem einzelnen Evangelien folgende Zeitan-


nun Markus und Lukas die von ihnen ge- gaben (jeweils „nach der Himmelfahrt
predigten Evangelien herausgegeben hatten, des Herrn“, die von Eusebius fälschlich
sah sich nach der Überlieferung schließlich für das Jahr 33 angenommen wird,
auch Johannes, der sich ständig mit der wahrscheinlich aber 30 stattfand): Mt: 8
mündlichen Predigt des Evangeliums be- Jahre, Mk: 10 Jahre, Lk: 15 Jahre; Jo: 30
schäftigt hatte, zur Niederschrift veranlaßt, bzw. 32 Jahre.
und zwar aus folgendem Grunde: Nachdem
die zuerst geschriebenen drei Evangelien be- 5. Muratorisches Fragment
reits allen und auch dem Johannes zur Dieses stellt das älteste Verzeichnis
Kenntnis gekommen waren, nahm dieser der Schriften des NT dar und dürfte am
sie, wie man berichtet, an und bestätigte ih- Ende des 2. Jahrhunderts in Rom oder
re Wahrheit und erklärte, es fehle den im Einflußbereich Roms geschrieben
Schriften nur noch eine Darstellung dessen, worden sein, ohne jedoch ein amtliches
was Jesus zunächst, zu Beginn seiner Lehr- Dokument zu sein.
tätigkeit, getan habe. ... Johannes erzählt al-
... bei einigen war er dabei und hat so
so in seinem Evangelium das, was Christus
darüber berichtet. Das dritte Evangelien-
getan hatte, noch ehe der Täufer ins Ge-
buch nach Lukas. Dieser Lukas ist Arzt und
fängnis geworfen wurde; die übrigen drei
hat es nach Christi Himmelfahrt, als Paulus
Evangelisten aber berichten die auf die Ein-
ihn, den wissenschaftlich Gebildeten, mit
kerkerung des Täufers folgenden Ereignisse.
sich genommen hat, in dessen Namen auf-
... Da Matthäus und Lukas bereits über die
grund des Gehörten verfaßt. Auch hat er
fleischliche Abstammung unseres Erlösers
den Herrn nicht selbst im Fleisch gesehen
geschrieben hatten, hat füglich Johannes
und deswegen geschrieben, was ihm erreich-
darüber geschwiegen. Er beginnt aber mit
bar war, und mit der Geburt des Johannes
der Lehre von seinem göttlichen Wesen, da
begonnen. Das vierte Evangelium ist das
diese wohl für ihn, als einen bedeutenderen
des Johannes aus den Jüngern. Indem er sei-
Mann, vom Geiste Gottes aufgespart wor-
ne Mitjünger und Bischöfe ermahnte, sagte
den war.
er: „Fastet mit mir ab heute drei Tage lang,
(H.E. III,24,5 ff.; Kösel S. 173f.) und was einem jeden von uns offenbart
Wichtig sind aber auch noch die Tra- wird, das wollen wir uns einander er-
ditionen, die sich in den sog. „Kanones zählen.“ In derselben Nacht wurde dem
des Eusebius“ widerspiegeln. Diese Ka- Apostel Andreas geoffenbart, daß, nachdem
nones stellen Beigaben zu Texteditionen sie alle es gebilligt hätten, Johannes unter
der Evv dar. Über ihre Altertümlichkeit seinem Namen alles beschreiben solle.
und ihre Herkunft aus der Schule des (Rouët de Journel Nr. 268)
Eusebius bzw. aus einer ihm zukom-
menden Tradition besteht kein Zweifel. 6. Tertullian (um 160 - 222/3)
Neben Kapitel- und Verseinteilungen Dieselbe Autorität der apostolischen
u.a. liefern diese für die Abfassung der Kirchen beschützt auch die übrigen Evange-
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Verschiedenes

lien, die wir auf gleiche Weise durch jene lium entstand, indem Petrus erzählte und
Kirchen und ihnen gemäß besitzen, nämlich jener schrieb.
die des Johannes und des Matthäus, wenn (Epist. 120,2)
auch jenes, das Markus herausgegeben hat, Matthäus bzw. Levi, vom Zöllner zum
als das des Petrus gilt, dessen Dolmetscher Apostel geworden, verfaßte als erster auf
Markus war. Denn auch das von Lukas der Veranlassung der gläubig gewordenen Ju-
Reihe nach Erzählte wird gewöhnlich dem den das Evangelium Christi in hebräischer
Paulus zugeschrieben. Schrift und Sprache; wer es später ins Grie-
(Adv. Marc. IV,5,3) chische übertragen hat, ist ziemlich unsi-
cher.
7. Origenes (185/6 - 254/6; bei Eusebius (De viris illustribus III)
überliefert) Lukas, ein antiochenischer Arzt, war,
In dem ersten Buch seines Matthäus- wie seine Schriften belegen, in der griechi-
kommentares bezeugt er in Übereinstim- schen Sprache gut bewandert; er war ein
mung mit dem kirchlichen Kanon, daß er Jünger des Apostels Paulus und ein Beglei-
nur vier Evangelien kenne. Er schreibt: ter auf dessen ganzer Reisetätigkeit. Er
„Auf Grund der Überlieferung habe ich be- schrieb ein Evangelium, von dem dieser
züglich der vier Evangelien, welche allein Paulus erklärt: „Wir haben mit jenem (Ti-
ohne Widerspruch in der Kirche Gottes, so- tus) den Bruder geschickt, dessen Lob bzgl.
weit sie sich unter dem Himmel ausbreitete, des Evangeliums in allen Gemeinden be-
angenommen werden, erfahren: Zuerst wur- steht“ (2 Kor 8,18). ... Einige vermuten, daß
de das Evangelium nach Matthäus, dem Paulus, jedesmal wenn er in seinen Briefen
früheren Zöllner und späteren Apostel Jesu erklärt: „gemäß meinem Evangelium“ (z.B.
Christi, für die Gläubigen aus dem Juden- Röm 16,25), die Schrift des Lukas damit
tum in hebräischer Sprache geschrieben, als meint, und daß Lukas nicht nur vom Apo-
zweites das Evangelium nach Markus, den stel Paulus das Evangelium gelernt hat, der
Petrus hierfür unterwiesen hatte und den er ja keinen persönlichen Kontakt mit dem
in seinem katholischen Briefe als seinen Herrn hatte, sondern auch von den anderen
Sohn bezeichnet mit den Worten: ‘Es grüßt Aposteln, was er selbst zu Beginn seines
euch die auserlesene Gemeinde in Babylon Werkes folgendermaßen ausdrückt: „wie es
und Markus, mein Sohn’. Als drittes wurde uns jene übermittelt haben, die von Anfang
geschrieben das Evangelium nach Lukas, an selber Augenzeugen und Diener des
der es nach Approbation durch Paulus an Wortes waren.“ Er hat also das Evangelium
die Gläubigen aus der Heidenwelt richtete, geschrieben, so wie er es vernommen hat.
zuletzt das Evangelium nach Johannes.“ (De vir. illust. VII)
(H.E. VI,25,3 ff.; Kösel S. 299) Markus, Jünger und Dolmetscher des
Petrus, schrieb auf Bitten der Brüder in
8. Hieronymus (um 342 - 420) Rom ein kurzes Evangelium anhand dessen,
(Paulus) hatte Titus als Übersetzer, wie was er aus den Mitteilungen des Petrus ver-
auch der hl. Petrus Markus, dessen Evange- nommen hatte. Als Petrus dies hörte, hieß er
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Verschiedenes

Der hl. Hieronymus übersetzt die Hl. Schrift

es gut und gab es mit seiner Autorität den der Passion des Herrn enthauptete, hat als
Kirchen zum Lesen, wie Clemens im 6. letzter von allen, auf Bitten der Bischöfe
Buch seiner Hypotyposen und Papias, der Asiens hin, ein Evangelium geschrieben,
Bischof von Hierapolis, schreiben. Petrus und zwar gegen Cherinth und die anderen
gedenkt auch dieses Markus im ersten Brief, Häretiker, und am meisten gegen die damals
wo er mit dem Namen ‘Babylon’ bildlich entstehende Lehre der Ebioniter, die behaup-
Rom bezeichnet: „Es grüßen euch die Mit- ten, daß Christus nicht vor Maria gewesen
erwählten in Babylon und Markus, mein sei. Daher wurde er auch gedrängt, seine
Sohn.“ Als Markus daher das Evangelium, göttliche Geburt zu lehren. Aber noch einen
das er selber verfaßt hatte, bei seinem Auf- anderen Grund dieser Schrift geben sie an:
bruch nach Ägypten mitnahm und als er- als er die Bücher von Matthäus, Markus
ster in Alexandrien Christus verkündete, und Lukas gelesen hätte, habe er zwar den
errichtete er (dort) die Kirche mit einer sol- Text der Geschichte gebilligt und bezeugt,
che Lehre und Enthaltsamkeit des Lebens, daß sie Wahres gesagt hätten, aber sie hät-
daß er (damit) alle Jünger Christi zu seiner ten nur die Geschichte eines Jahres, in dem
Nachahmung zwang. er nämlich nach der Einkerkerung des Jo-
(De vir. illust. VIII) hannes auch gelitten hat, verfertigt. Daher
Der Apostel Johannes, den Jesus am hat er unter Auslassung des Jahres, dessen
meisten liebte, der Sohn des Zebedäus und Geschehnisse von den dreien dargelegt wor-
der Bruder des Jakobus, den Herodes nach den waren, die Taten der früheren Zeit, be-
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November 99 19.10.1999 20:32 Uhr Seite 38

Verschiedenes

vor Johannes in den Kerker eingeschlossen erster sein Evangelium geschrieben,


wurde, erzählt, wie es denen offenbar sein und zwar in hebräischer Sprache. Dann
wird können, die die vier Bücher der Evan- folgten das Mk-Ev, das für die röm.
gelien sorgfältig lesen. Christen geschrieben wurde, das Lk-Ev
(De vir. illust. IX) und zuletzt das Joh-Ev, das wahrschein-
lich in Ephesus entstand.
Am Anfang von allen steht Matthäus,
Die moderne Exegese bestreitet fast
ein Zollpächter mit dem Beinamen Levi, der
jede dieser Traditionsangaben. Wenn
das Evangelium in Judäa in hebräischer
man bedenkt, daß sie keine neuen Quel-
Sprache herausgab, und zwar vor allem auf
len gefunden hat, sondern die äußeren
Veranlassung derjenigen Juden, die zum
Zeugnisse nur aufgrund von textinter-
Glauben an Jesus gekommen waren und, als
nen Gründen verwirft, kann man sich
die Wahrheit des Evangeliums aufkam, kein-
fragen, ob eine solche Haltung noch et-
erlei Schatten des Gesetzes bewahrten.
was mit Wissenschaftlichkeit zu tun hat.
Als zweiter Markus, Dolmetscher des Die weiteren Überlegungen werden
Apostels Petrus und erster Bischof der Ge- noch genauer zeigen, auf welch wacke-
meinde von Alexandrien, der den Herrn ligen Standbeinen die modernen Posi-
und Heiland nicht selbst gesehen hat, son- tionen stehen und welch blühende
dern der das, was er in der Predigt des Leh- Phantasie die modernen Exegeten bei
rers gehört hatte, erzählt, mehr auf die Zu- ihrer Aufstellung entwickeln.
verlässigkeit des Geschehenen als auf die
Reihenfolge achtend.
(Fortsetzung folgt)
Als dritter Lukas, ein syrischer Arzt aus
Mazedonien, dessen Lob im Evangelium ist,
der als Schüler des Apostels Paulus in Ach-
aia und Boötien sein Buch abfaßte, ziemlich
weit ausholend und, wie er selbst im Prolog
erklärt, Gehörtes mehr als Gesehenes be-
schreibend.
(Prolog zum Matthäuskommentar)
Zusammenfassend können wir fest-
halten, daß die gesamte Tradition in be-
zug auf die Entstehung der Evangelien
folgendes lehrt: Die Verfasser der Evan-
gelien sind die Apostel Matthäus und
Johannes sowie die Apostelschüler Mar-
kus und Lukas. Markus hat die Predigt
des hl. Petrus als Grundlage für sein
Evangelium genommen, Lukas war Be-
gleiter des hl. Paulus. Matthäus hat als
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Liturgischer Kalender
November
1.11. Montag Fest Allerheiligen (1. Kl.; gebotener Feiertag)
2.11. Dienstag Allerseelen (1. Kl.)
3.11. Mittwoch Wochentag
4.11. Donnerstag Fest d. hl. Karl Borromäus (3. Kl.)
5.11. Freitag Wochentag
6.11. Samstag Mariensamstag
7.11. Sonntag 24. Sonntag nach Pfingsten, 5. nachgeh. Sonntag
nach Erscheinung (2. Kl.)
8.11. Montag Wochentag
9.11. Dienstag Fest der Weihe der Erzbasilika des allerheiligsten Er-
lösers (St. Johannes vom Lateran)
10.11. Mittwoch Fest d. hl. Andreas Avellinus (3. Kl.) (Ged. d. hll.
Tryphon, Respicius u. Nympha)
11.11. Donnerstag Fest d. hl. Martin von Tours (3. Kl.) (Ged. d. hl. Men-
nas)
12.11. Freitag Fest d. hl. Martin I. (3. Kl.)
13.11. Samstag Fest d. hl. Didacus (3. Kl.)
14.11. Sonntag 25. Sonntag nach Pfingsten, 6. nachgeh. Sonntag
nach Erscheinung
15.11. Montag Fest d. hl. Albert des Großen (3. Kl.)
16.11. Dienstag Fest d. hl. Gertrud (3. Kl.)
17.11. Mittwoch Fest d. hl. Gregor d. Wundertäters (3. Kl.)
18.11. Donnerstag Weihe der Basiliken St. Peter und St. Paul (3. Kl.)
19.11. Freitag Fest d. hl. Elisabeth von Thüringen (3. Kl.) (Ged. d. hl.
Pontianus)
20.11. Samstag Fest d. hl. Felix von Valois (3. Kl.)
21.11. Sonntag 26. (24. u. letzter) Sonntag nach Pfingsten (2. Kl.)
22.11. Montag Fest d. hl. Cäcilia(3. Kl.)
23.11. Dienstag Fest d. hl. Klemens (3. Kl.)
24.11. Mittwoch Fest d. hl. Johannes vom Kreuz (3. Kl.) (Ged. d. hl.
Chrysogonus)
25.11. Donnerstag Fest d. hl. Katharina von Alexandrien (3. Kl.)
26.11. Freitag Fest d. hl. Sylvester, Abt (3. Kl.) (Ged. d. hl. Petrus
von Alexandrien)
27.11. Samstag Mariensamstag
28.11. Sonntag 1. Adventsonntag (1. Kl.)
29.11. Montag Wochentag
30.11. Dienstag Fest d. hl. Andreas (2. Kl.)
39
November 99 19.10.1999 20:32 Uhr Seite 40

Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u.
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.15/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Heilbronn siehe Bad Friedrichshall 06321/32260
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleinwallstadt Kapelle Hl. Judas Thaddäus 63839, St.-Jud.-Thadd.-Weg 1 0681/854588 8.00, 10.00 bzw.
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg siehe Kleinwallstadt
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Di), 1
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00
9.00 bzw. 18.00 Kochendorf
9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.15/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta, Siedlung Nr. 142


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00

9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen


9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
8.00, 10.00 bzw. 16.00 (bitte anfragen)
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)

7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Di), 19.30 (1. Fr) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
41
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenz-Str. 2 02295/5082, 5163 10.00/6.35
Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 15 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg 026/9211138 bitte anfragen
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfr
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, F
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Wil Priorat Hl. Familie 9501, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,
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Meßzeiten sonntags/werktags
3 10.00/6.35 b. Ruppichteroth
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
8.00, 10.00/7.00 (Mo-Do), 19.00 (Di, Mi,-Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
2319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
3206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15
bitte anfragen

43525 8.00 (alle 14 Tage)


3647 9.30/ 19.15 (Mi)
9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
5322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (3. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00/ 3. Sa im
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Hotel Flandria 1135, Szegedi ut 27 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 4 Chodovská tvrz Ledvinowa ul. 9 10.00 (2. So im
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fe
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (au
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fe
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

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Meßzeiten sonntags/werktags
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Aigen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (3. So im Monat 9.00)
18.00/ 3. Sa im Monat 18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (2. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

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November 99 19.10.1999 20:32 Uhr Seite 46

Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
22.-27. Novemberg Häusern Frauen
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
2.-7. März 2000 Häusern Frauen
25.-30. April 2000 Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Österreich
14.-20. November Jaidhof Frauen
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Schweiz
22.-27. November Männer
Anmeldung: Pater H. Mörgeli, Postfach 302, CH-9501 Wil SG

Vorträge in St. Athanasius Hattersheim


Freitag, 12. November Die Erbsünde
H.H.P. Bernhard Zaby
Alle Veranstaltungen finden statt im Anschluß an die hl. Messe und beginnen
um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Schulstraße 7

Buchhinweis

Möhlers ,Symbolik’, bearbeitet von P. Thomas Jentzsch:


Grundfragen der Ökumene.
Die dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten
Broschiert, 191 Seiten, 12 DM

Am 31. Oktober dieses Jahres wird in Augsburg eine gemeinsame Erklärung


der Katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes zur wichtigen Fra-
ge über die Rechtfertigung unterzeichnet. Worum geht es bei dieser Frage?
Dem interessierten Leser werden in einer Bearbeitung der ,Symbolik’ Möhlers
die Grundthemen vor Augen gestellt: Glaube, Gnade, freier Wille, Sünde, gute
Werke, Liebe und die Beziehungen zueinander im Akt der Rechtfertigung.

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November 99 19.10.1999 20:32 Uhr Seite 47

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. errichtet in Weihungszell,


in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Seniorenheim St. Josef

drei Senioren-Wohnungen
zu jeweils ca. 55/60 qm Wohnfläche mit
WZ, SZ, Küche, Diele, Bad/WC und Balkon/Terrasse.
Interessenten sollten bereit sein, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Eine
Verrechnung kann über die Miete erfolgen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


Priorat St. Athanasius
Stuttgarter Straße 24
70469 Stuttgart

Wochenend-Treff in Saarbrücken
für junge und junggebliebene Erwachsene
von 25 bis 45 Jahren
vom 3. bis 5. Dezember
Programm
Freitag, den 3.12.
17.40 Uhr Hochamt zum Herz-Jesu-Freitag

Samstag, den 4.12.


7.00 Uhr Hl. Messe
anschließend gemeinsame Stadterkundung
14.00 Uhr Vortrag von H.H.P. Lang:
Der Wille Gottes
anschließend verschiedene sportliche und kreative Aktivitäten
20.00 Uhr Gemütliches Beisammensein

Sonntag, den 5.12.


7.45 Uhr Hl. Messe,
anschließend Geistlicher Vortrag
14.00 Uhr Schlußandacht
Ein Unkostenbeitrag von 40 DM ist vor Ort zu zahlen, hinzu kommen die Ko-
sten für ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant. Bitte mitbringen: beque-
me Kleidung und Schlafsack. Anmeldung bis spätestens 26.11. bei Alexandra
Strauß, Tel. 06805/218645.

47
November 99 19.10.1999 20:32 Uhr Seite 48

Studenten- und Jungakademikertreffen


am 20./21. November 1999
im Bonner Priorat Christ König (Kaiser Karl Ring 32 a)

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr am Ende eines Jahrtausends lenkt mit sei-
nem großen Evangelium von der Endzeit unsere Gedanken in besonderer Wei-
se auf die mit ihr verbundenen Umstände, namentlich das Auftreten des An-
tichristen. Dieser wiederum ist nicht zu verstehen, ohne daß man sich mit dem
Phänomen des Bösen auseinandersetzt. Der zuverlässigste theologische Lehrer
ist noch immer der hl. Thomas, der seine Bedeutung auch im neuen Jahrtau-
send behalten wird. Diesem Themenkreis sind die Vorträge gewidmet.

Samstag, 20. November


14.00 Gesungenes Amt, 15.15 Kaffee
16.00 H.H. Pater Jean-Dominique O.P., Der hl. Thomas von Aquin:
Seine Bedeutung für das dritte Jahrtausend (Vortrag mit Diskussion)
18.30 Lateinische Vesper, 19.15 Abendessen
20.30 H.H. Pater Markus Pfluger, Der Antichrist und der Glaubensabfall -
Vorboten der Wiederkunft Christi (spiritueller Vortrag)
21.30 Gemütliches Beisammensein, 23.30 Lateinische Komplet

Sonntag, 21. November


10.00 Hochamt, 12.00 Mittagessen
14.00 Dr. Carlo Regazzoni, Das Böse und die Strafe bei Thomas von Aquin
(Vortrag mit Diskussion), 15.30 Schlußandacht und Kaffee

Schriftliche Anmeldung (mit Adressenangabe und Telefonnummer) per Post oder Fax
bis 12. November bei: Dr. Heinz-Lothar und Raphaela Barth, Heerstr. 67, 53111
Bonn, Tel./Fax: 0228/636220. Bei verspäteter Anmeldung wird ein Unkostenbeitrag
von 30 DM erhoben.

48
November 99 19.10.1999 20:32 Uhr Seite 49

Neuerscheinung

Heinz-Lothar Barth
Die Mär von antiken Kanon
des Hippolyt
Untersuchungen zur Liturgiereform
Brosch., 266 Seiten, 14 DM

Dr. Heinz-Lothar Barth unterzieht die von gewissen


Kreisen immer wieder vorgebrachte These, der sog.
„Zweite Kanon“ der neuen Messe sei nichts anderes
als der frühchristliche Kanon des Hippolyt, einer
kritischen Analyse. Das Buch ist eine solide Untersuchung der Tendenzen
und Auswüchse der Liturgiereform, vor allem aber auch über die Falschin-
formationen, die – vielfach mit pseudowissenschaftlicher Verbrämung – zu
ihrer Rechtfertigung angeführt werden.

Erhältlich an den Schriftenständen oder direkt am Distriktsitz Stuttgart (D)


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
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Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 11

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Gebets- und Demonstrationszug


gegen das Töten im Mutterschoß ....1

Kleiner Weg und großes Fest ............3

„Krypto-Lefebvristen“........................6

Verschiedenes

Kindertötende Kinder in Amerika ..9

„Die Gemeinsame Erklärung


zur Rechtfertigung“ (Teil 1) ............18

Die Entstehung der Evangelien


(Teil 1)..................................................29

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46


Liebe Freunde und Wohltäter, liebe Gläubige,

das Ende des alten und der Beginn des neuen Kirchenjahres mahnen uns an die
letzten Dinge im Leben des Einzelnen und an die letzten Dinge im Laufe der
Geschichte. Zudem läßt der bevorstehende Jahreswechsel mit der hypnotischen
Jahreszahl 2000 viele mit Bangigkeit in die Zukunft blicken, auch oder gerade wenn
ihr Denken nicht religiös motiviert ist.
Aus christlicher Sicht ist aber nicht die Jahreszahl, der wir entgegengehen,
apokalyptisch, sondern die Gottvergessenheit in den christlichen Ländern oder
vielmehr in jenen Staaten, wo sich die Menschen für „gute Christen“ halten. Es ist
der Zwiespalt zwischen Sein und Wollen, zwischen Schein und Wirklichkeit, der
weder mit Rhetorik noch mit dem, was man normalerweise „Heuchelei“ nennt,
überbrückt werden kann.
Manchen scheint die Rettung für das niedergehende Christentum in der Flucht
in den Globalismus zu liegen. So wie die Wirtschaftsriesen ihre Unternehmen zu
immer größeren Konzernen verschmelzen, um der Konkurrenz Schach bieten zu
können, so glauben sie, das Heil liege in einer Art religiösem Globalismus, einem
„Weltethos“ oder einer „One-World“-Religion, oder wie immer man es nennt. Die-
ser Gedanke eines religiösen Globalismus liegt auch den aktuellen ökumenischen
Betrebungen von katholischer Seite zugrunde.
Dieses Denken ist weit entfernt von der Weihnachtsbotschaft, die in so wunder-
barer Weise verkündet, wie die Sonne der Wahrheit – als Mensch – unter den Men-
schen aufgeht. Christus verkündet kein religiöses Sammelsurium, er erweist dem
Zeitgeist keine Referenz. Er wird sogar verfolgt, und um der Wahrheit willen wer-
den andere für ihn getötet. Schließlich gibt er selbst sein Leben hin für das Heil der
Welt und gründet seine Kirche. Herodes und Pilatus werden Freunde, weil sie eine
Gemeinsamkeit entdecken, die sie zuvor nicht kannten: die Feindschaft gegen die
göttliche Offenbarung, gegen die Wahrheit.
Wir wollen an Weihnachten uns des schönen und gemütvollen Festes erfreuen
und jenen katholischen Glauben, der uns verkündet worden ist, freudig und mutig
bekennen, auch dort, wo dies Einsatz und Opfer verlangt.

Ihnen allen wünsche ich von Herzen ein friedvolles und gesegnetes Fest!

Stuttgart, den 23. November 1999


Pater Markus Heggenberger
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 1

Aus der Priesterbruderschaft

Offener Brief an Seine Heiligkeit Papst


Johannes Paul II.
+Menzingen, den 27. Oktober 1999

Heiliger Vater,

1986 haben Mgr. Lefebvre und Mgr. de Castro Mayer es für ihre Pflicht gehal-
ten, Sie gemäß dem Beispiel des hl. Paulus (Gal. 2,11) wegen der Gebetszusam-
menkunft in Assisi, zu der Sie die Haupt-„Religionen“ der Welt eingeladen
haben, öffentlich zurechtzuweisen. Diese öffentliche Sünde gegen das 1. Gebot
Gottes und gegen den 1. Glaubensartikel des Credo, diese große Beleidigung der
höchsten Majestät des einzig wahren Gottes, der eins und dreifaltig ist, ist ein
ungeheures Ärgernis für die Gläubigen gewesen.
Wie können Sie, der Stellvertreter Christi, Stellvertreter des solus Sanctus, solus
Dominus, solus Altissimus (des alleinigen Heiligen, des alleinigen Herrn, des allei-
nigen Allerhöchsten) sich unter die Vertreter von „Religionen“ mengen, die seine
Gottheit leugnen? Wie konnten Sie die katholische Kirche, die einzige Braut Un-
seres Herrn Jesus Christus (Eph. V,26-27) solchermaßen demütigen, indem Sie sie
auf den Rang von Gesellschaften erniedrigten, die nicht von Gott, sondern aus
dem Wollen des Menschen gegründet sind (Joh. I,13)? Wie konnten Sie die An-
hänger von „Religionen“, welche den einzigen Mittler zwischen Gott und den
Menschen, Christus Jesus (I Tim. II,5), zurückweisen, oder welche die Existenz ei-
nes persönlichen und einzigen Gottes leugnen und die nichts anderes sind als
Atheismus und Götzendienst, dazu einladen, zu Gott zu beten? Wie konnten Sie
diese Einladung rechtfertigen, indem Sie behaupten, der Heilige Geist wohne ge-
heimnisvollerweise in jedem Menschen, da doch der hl. Paulus das Gegenteil
lehrt (Röm. VIII,9)?
Im Augenblick, da Sie am 28. Oktober das Ärgernis von Assisi auf dem Pe-
tersplatz in Rom wiederholen wollen, wagen wir feierlich gegen diese Sünde Ein-
spruch zu erheben, indem wir die Autorität Ihrer Vorgänger aus jüngerer Zeit an-
rufen und Ihnen die Verurteilung, die diese bereits ausgesprochen haben sowie
die dahinterliegenden Irrtümer entgegenhalten: Pius IX. im Syllabus (Satz 16-18),
Leo XIII., der den „Religionskongreß“ mit seinem Brief vom 15. September 1899
verwirft und Pius XI. in Mortalium animos.
1
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 2

Aus der Priesterbruderschaft

Durch diese interreligiösen Zusammenkünfte stärken Sie Ihre Brüder nicht im


Glauben; im Gegenteil fördern Sie eine grenzenlose religiöse Gleichgültigkeit und
rufen die Spaltung im Innern der Kirche hervor. Darüber hinaus lassen die hu-
manistischen, rein irdischen, naturalistischen Themen dieser Zusammenkünfte
die Kirche ihrer ganz und gar göttlichen, ewigen und übernatürlichen Sendung
verlustig gehen und lassen sie auf die Ebene der freimaurerischen Ideale eines
Weltfriedens außerhalb des einzigen Friedensfürsten, Unseres Herrn Jesus Chri-
stus, absinken.
Mgr. Lefebvre hat in dem verderblichen Assisi-Ereignis eines der „Zeichen der
Zeit“ erkannt, das ihm erlaubte, legitimerweise ohne Ihre ausdrückliche Zustim-
mung Bischofsweihen vorzunehmen und Ihnen zu schreiben, daß „die Zeit einer
offenen Zusammenarbeit noch nicht gekommen ist“. Die seither verflossenen
dreizehn Jahre Ihres Pontifikates haben in keiner Weise diese Zeichen noch ihre
unheilvollen Folgen in der Kirche ausgelöscht, noch die Wunden heilen lassen,
die sie den Herzen der treuen Katholiken zufügen.
Zu dieser ersten Ursache der Trauer kommt die Unterzeichnung der Gemein-
samen Erklärung der katholischen Kirche und des lutherischen Weltbundes über die
Rechtfertigung vom 31. Oktober dazu. Wie können Sie die Unterzeichnung erlau-
ben, nachdem Kardinal Cassidy im Namen der katholischen Kirche dem Text die-
ser Erklärung in schwerwiegenden Punkten widersprochen hat, da er Irrtümer
und Zweideutigkeiten aufgedeckt hat?
Ihr Lehramt, das so den vom Bannstrahl getroffenen Irrtum des simul justus et
peccator (der Mensch könne zugleich Sünder und Gerechter sein) billigt wie auch
die Zweideutigkeit über Natur und Gnade, über die freie und verdienstvolle Mit-
arbeit mit dieser, verliert dabei seine Glaubwürdigkeit.
Diese gewiß schwerwiegenden Zeilen sind allein eingegeben von der Liebe zu
unserer Mutter, der heiligen Katholischen Kirche, zum Apostolischen Stuhl und
zum Papst.
Nehmen Sie, Heiliger Vater, den Ausdruck unserer kindlichen Hingabe entge-
gen.

+ Bernard Fellay
Weihbischof im Dienst der
Priesterbruderschaft St. Pius X.
Generaloberer

2
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 3

Aus der Priesterbruderschaft

„Ein Haus voll Glorie schauet...“


Konsekration der neuerbauten Kirche in Reutlingen am 13. November 1999

Am 13. November konnte nach zweieinhalbjähriger Bauzeit die Kirche „Hl. Kreuz“
von S.E. Mgr. Williamson unter Assitenz zahlreicher Priester und Seminaristen konse-
kriert werden. Viel Volk war angereist, und für die Älteren, die vor über 20 Jahren der
ersten Meßfeier in einem angemieteten Untergeschoß „Unter den Linden“ beigewohnt
hatten, war es eine Stunde besonderer Freude, haben doch viele Arbeiten und Mühen
geistlicher Art nunmehr eine Bestätigung und Belohnung gefunden.
Es folgen einige photographische Momentaufnahmen von der Kirchenkonsekration
und ein Artikel aus der Festschrift, die aus Anlaß der Kirchweihe von der Gemeinde her-
ausgegeben wurde.

3
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 4

Aus der Priesterbruderschaft

Oben: Die hl. Martyrerreliquien, die im Altar niedergelegt werden, überträgt der Diakon feierlich.
Unten: An den mit einem Kreuzzeichen markierten Stellen brennt nach der Salbung des Altares als Zeichen des
ersten Opfers der Weihrauch.
4
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 5

Aus der Priesterbruderschaft

Der Bischof weiht den neuen Kirchenraum


(oben), verschließt mit handwerklicher Hilfe
die Reliquien mit Mörtel im Altar (Mitte)
und besprengt die Mauern des neuen Kir-
chengebäudes innen und außen (unten).
5
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 6

Aus der Priesterbruderschaft

Links: Salbung der Apostel-


kreuze.

Mitte: Der Bischof schreibt


das lateinische und griechi-
sche Alphabet in das
Aschenkreuz auf dem Boden
der neuen Kirche.

Unten: Salbung des Altares.

6
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 7

Aus der Priesterbruderschaft

Predigt (oben), bischöflicher Segen nach


dem Hochamt (Mitte) und eine Aufnahme
des beteiligten Klerus (unten).

7
Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 8

Aus der Priesterbruderschaft

Der Gedanke des Kirchbaus und die Folgen


von P. Burkhard Kaldenbach

Angefangen hat alles mit der übli- gentliche Planung. Die Gläubigen muß-
chen Weihnachtsfeier der KJB am 6. Ja- ten informiert und irgendwie befragt
nuar 1995, dem Dreikönigsfest. Bei Kaf- werden.
fee und Kuchen kam dieses und jenes Einer der nächsten Sonntage in un-
zur Sprache. Unter anderem wurde serem Reutlinger Keller unter den Lin-
durch den Priester berichtet, die Ge- den: das Thema Kirchenbau wurde von
meinde in Memmingen habe den Plan der „Kanzel” verkündet. Erstaunte,
gefaßt, eine eigene Kirche zu bauen, zweifelnde, freudige Gesichter, vor al-
weil der bisherige Raum nicht nur auf
lem aber Skepsis. Sicher, man würde
Dauer unwürdig, sondern auch zu klein
sich über eine neue, eine eigene Kirche
sei. Alle staunten und freuten sich, je-
freuen, aber: „Das ist jetzt zu spät. Das
mand aber dachte sofort weiter: „War-
hätte man vor zehn Jahren beginnen
um bauen wir eigentlich keine Kirche?”
sollen. Jetzt sind die Leute zu alt.” – „Es
Damit war es ausgesprochen. Damit hat
ist doch so schön gemütlich hier, war-
es begonnen. Es wurde nun heiß disku-
um etwas Neues beginnen?” – „Wie
tiert, Kaffee und Kuchen mußten immer
wollen Sie das schaffen?” – „Die Miete
wieder nachgefüllt werden, denn Gei-
ist nicht hoch, warum sich in Unkosten
stesarbeit soll ja anstrengend sein. Ja,
warum sollen die Reutlinger eigentlich stürzen?” – „In Reutlingen gibt es so-
keine eigene Kirche bauen? Neben aller wieso nur alte Leute. Da lohnt sich ein
spontanen Begeisterung stellten sich Neubau nicht. Sagen Sie den wenigen
aber auch gleich die kritischen Fragen: Jungen, sie sollen nach Stuttgart gehen,
„Lohnt sich das denn für die wenigen beerdigen Sie die Alten nacheinander,
Leute?” – „Wer soll denn die Kirche schließen Sie dann hinter sich zu und
bauen?” – „Wer soll das bezahlen?” – das Thema ist erledigt.” Sehr ermuti-
„Wie soll die Kirche aussehen?” – „Wo gend, nicht wahr?
sollen wir die neue Kirche errichten?” – Es gab aber auch andere Stimmen,
„Wie bekommt man einen Bauplatz und die sich gewinnen ließen, die freudig
vor allem die Baugenehmigung?” Ein zustimmend sagten: „Der Kirchbau ist
Dauerthema in der Gemeinde, bei den zuerst zur Ehre Gottes, dann erst für
Familien war geboren. Und dieses The- uns.” – „Wir wollen die Kirche bauen
ma sollte uns auf Jahre hinaus beschäf- als Glaubenszeugnis: die Tradition
tigen, Tag und Nacht, einige jedenfalls. lebt.” – „Wir bauen für unsere Kinder,
Der Distriktobere konnte schnell ge- die nicht wissen können, was es heißt,
wonnen werden für den kühnen Plan, sonntags ,in die Kirche‘ zu gehen.” Aber
und damit war der Weg offen für die ei- auch diese frohen Stimmen konnten ei-
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Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 9

Aus der Priesterbruderschaft

Feierliche Einweihung der Kapelle Heilig Kreuz in Reutlingen, Unter den Linden, durch S.E. Mgr.
Marcel Lefebvre am 10. April 1978

ne erste und wichtige Frage nicht beant- Es wurde auf Gott gebaut und den
worten: „Wer soll das bezahlen?” hl. Josef. Ist der geplante Kirchenbau
Unser Architekt lieferte erstaunlich der Wille Gottes oder die überzogene
schnell einen Plan für die neue Kirche, Idee einer Jugendgruppe und ihres un-
auch eine Kostenanalyse. Diese war realistischen Geistlichen? Wie wollen
nicht dazu geeignet, die bedenklichen wir das aber erfahren? Und so sollte der
und mahnenden Stimmen zu beruhi- Himmel beweisen, daß es Gottes Wille
gen: die Baukosten werden, bei kom- war. „Wenn wir von heute ab in einem
pletter Arbeitsvergabe an Firmen, den Jahr den Betrag von DM zweihundert-
Betrag von DM 1,6 Mio. ausmachen, tausend zusammenbringen, dann hilft
nicht gerechnet das Grundstück und uns der Himmel, ist es der Wille Got-
sonstige Nebenkosten. Es war also von tes.” Das war verkündigt und beschlos-
einem Finanzbedarf von 2 Mio. DM aus- sen worden. Die weisen Häupter der
zugehen. Bei etwa einhundert Gläubi- Gemeinde rechneten: das bedeutet pro
gen in der Sonntagsmesse eine astrono- Seele und Kopf DM 2000 in einem Jahr.
mische Zahl. Es erschien leider niemand Unmöglich! Unmöglich? Die Gläubigen
und sagte: „Herr Pater: da haben Sie ei- taten mehr als sie selbst für möglich ge-
ne Million!” Woher das viele Geld neh- halten hätten. Es kamen respektable
men? Also: aus und vorbei? Summen zusammen und ergänzten
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Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 10

Aus der Priesterbruderschaft

sich. Bei der Eingangstüre hatten die Ju- Einige Gläubige beobachteten die
gendlichen ein Spendenbarometer an- Grundstücksofferten in den Tageszei-
gebracht von Null bis Zweihunderttau- tungen. Nichts ließ sich finden, was für
send. Jede Woche wurde mit roter Farbe uns geeignet schien; einmal stimmte die
der Kontostand markiert und die Gläu- Lage nicht, dann die Größe, schließlich
bigen staunten jede Woche über die un- (fast überall) der Preis. So wurde end-
sagbaren Fortschritte. lich eine eigene Zeitungsannonce aufge-
Nebenher trafen sich einzelne Gläu- geben. Beim ersten Erscheinen gab es
bige mit dem Priester, mit dem Archi- vier Reaktionen: drei von Maklern, die
tekten. Es wurde klar: Bauen lassen kön- uns ihre Hilfe anboten, eine von privat.
nen wir die Kirche nie, dafür wird es Die Makler wurden beiseite gelegt, da
nicht reichen. Also müssen wir in Eigen- zu teuer, die private Sache angeschaut.
initiative daran gehen, dieses Werk zu Entsetzlich! Eine Ruine auf einem nicht
beginnen. Alle, die sich damals auf ei- besonders attraktiven Grundstück. Das
nem Zettel an der Kirchentüre zur Mit- konnte der liebe Gott nicht seit Ewigkeit
hilfe bereit erklärten, oder besser: alle, für Seine Kirche vorgesehen haben! Al-
die wirklich helfend oder verantwor- so: die Makler. Anschauen kostet ja
tungstragend mitgewirkt haben: Wür- nichts. Alle drei habe ich angeschrieben
den Sie noch einmal so entscheiden? und ihnen mitgeteilt, was wir suchen:
Noch einmal dieses Werk beginnen, ein Grundstück, nicht zu klein, nicht zu
wenn Sie vorweg wüßten, welche Arten groß, in guter Lage, nicht zu teuer, ge-
von Schwierigkeiten und Nöten sich Ih- eignet, eine Kirche darauf zu errichten.
nen in den Weg stellen werden? Ich Die Reaktion war bezeichnend: einer
selbst habe mir oft gesagt: „Kannst Du der Makler antwortete erst gar nicht
verantworten, was Du Deinen Gläubi- mehr, ein zweiter äußerte, er wolle die
gen da zugemutet hast mit der Idee des Sache betreiben, wenn Gelegenheit sei,
Kirchbaus?” der dritte bot mir ein Grundstück in Bet-
Wie aber ging es jetzt mit den leidi- zingen an: unser Grundstück! Ich fuhr
gen Finanzen weiter? Binnen weniger also unverbindlich hin und war gleich
Monate war, man staune, die Summe sehr angetan. Die Maklerin erkundigte
von DM zweihunderttausend gesam- sich bei der Stadt, ob dort eine Kirche
melt, bei Kollekten und durch Spenden. gebaut werden dürfe und erhielt eine
Ein wirkliches Wunder des hl. Josef und positive Antwort. Der Kauf wurde be-
das erwartete Zeichen. Jetzt konnte es schlossen, nachdem man sich über den
kein Zurück mehr geben. Das gesetzte Kaufpreis einig geworden war.
Jahr war noch nicht vorüber, und der Unser Architekt setzte sich seiner-
angesparte Betrag hatte auf einem neu- seits mit dem Stadtplanungsamt in Ver-
en Spendenbarometer die vierhundert- bindung wegen der Bebaubarkeit des
tausend Marke überschritten. Getrost Grundstücks und der Gestaltung der
ging es auf die Grundstückssuche. gesamten Anlage. Das sollte später noch
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Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 11

Aus der Priesterbruderschaft

wichtig werden. Für den Kaufvertrag ein Beispiel zu nennen, die goldene Ta-
wurde recht kurzfristig ein Notartermin schenuhr ihres verstorbenen Vaters, ein
in Reutlingen vereinbart. Die Unter- Prunkstück „nicht für Priester, besten-
zeichnung scheiterte aber fast in letzter falls für Bischöfe”, wie sie sagte. Ich
Minute an einer unserer zusätzlichen wollte die goldene Uhr natürlich „ver-
Bedingungen: Wir wollten eine Klausel silbern” zugunsten des Kirchbaus. Sie
einfügen, nach welcher der Kauf bei war ganz einverstanden, rief mich aber
verweigerter Baugenehmigung rückab- am nächsten Tag an, das sei ihr zu unsi-
gewickelt werden könne. Damit waren cher, am Ende ließe ich mich übers Ohr
die Veräußerer nicht einverstanden. Uns hauen und würde die Uhr zu billig ab-
war das Risiko aber so zu groß. Alles geben. Sie sei bereit, gegen DM eintau-
schien vorbei, die Maklerin gab auf, send ihre Uhr von uns zurückzuneh-
Gott aber nicht. Er fand einen Kompro- men. Das Geschäft wurde gemacht und
miß und ließ uns diesen durch die Ge- augenzwinkernd in Folge mehrfach
schäftsführerin des Maklerbüros mittei- wiederholt…
len: Wir verzichten auf die Absiche-
Nun aber kam der Hammer: Ein An-
rungsklausel (das Grundstück ist jeder-
ruf vom Baurechtsamt, welcher mich für
zeit gut verkäuflich), die Veräußerer
einen bestimmten Termin zum Leiter
kommen uns im Kaufpreis deutlich ent-
desselben bestellte. Uns war klar: Hier
gegen. Ein Gebet, die Sache wurde an-
genommen, denn die Baugenehmigung kann es nicht um Detailfragen gehen,
durch die Stadt war ja sowohl der Mak- z.B. über die Größe der Fenster oder
lerin als auch dem Architekten in Aus- ähnliches. Wir begannen sogleich mit
sicht gestellt worden. Der Kaufvertrag dem Gebet für dieses Anliegen unserer
für das Grundstück wurde am 21. Juni Baugenehmigung und mir ging nur
1996 unterschrieben. Fortan gehörte der noch ein einziger Gedanke im Kopf her-
Tradition ein 1642 Quadratmeter um: ich habe den Vertrag unterschrie-
großes, unbebautes Grundstück in Reut- ben, das Geld der Gläubigen ausgege-
lingen, Ortsteil Betzingen, Im Staudfuß; ben ohne Möglichkeit, dies wieder rück-
Hausnummern gab es mangels Häusern gängig machen zu können!
damals noch nicht. Ich erschien zum festgesetzten Ter-
Die Gläubigen sparten und opferten min beim Bauamt und wurde freund-
weiter, denn durch die Zahlung des lich von unserem Sachbearbeiter emp-
Kaufpreises war unser Konto ganz fangen, weniger freundlich vom Leiter
schön geplündert. Es ging wieder rasch des Baurechtsamts, so hatte ich den Ein-
aufwärts und ich mußte mich immer druck. Mit anwesend bei der Bespre-
wundern, wie solche Schätze zusam- chung war ein Herr vom Stadtpla-
mengetragen werden konnten. Es gab nungsamt. Zunächst wurde mir mitge-
aber auch wirklich große Opfer dabei: teilt, die Baugenehmigung müsse uns
Da brachte jemand seinen Schmuck, sei- versagt werden! Die Begründung: Der
ne Wertsachen. Eine Dame brachte, um Ortschaftsrat von Betzingen habe abge-
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Dezember 99 23.11.1999 19:40 Uhr Seite 12

Aus der Priesterbruderschaft

lehnt. Er habe nur wenig Gewerbe- mit dem Betzinger Ortschaftsrat. Dieses
flächen und eine Kirche sei nicht pas- fand wohl auch bald statt und ging zu
send für ein Gewerbegebiet, die könne, unseren Gunsten aus. Die Erteilung der
müsse aber nicht genehmigt werden. Baugenehmigung wurde in Aussicht
Der Leiter der Behörde meinte nun, ja, gestellt und wir warteten jeden Tag auf
man müsse sich schon vorher erkundi- die wichtige Post aus Reutlingen. Und
gen, ob man bauen dürfe, und solle da würden wir immer noch warten,
nicht einfach ein Grundstück kaufen. wenn ich nicht an einem Tag angerufen
Ich machte ihm klar, dies sei geschehen und nachgefragt hätte. Nein, die Geneh-
und die Genehmigung habe die Stadt migung, die hätten wir doch längst er-
uns in Aussicht gestellt. Da fragte er, halten! Müßte ich eigentlich wissen!
wer das denn getan habe. Und der mit Man wolle der Sache nachgehen beim
anwesende Herr vom Stadtplanungs- Amt und rief bald darauf an: Das
amt antwortete: „Das war ich.” Ohne Schreiben sei bei der Poststelle liegenge-
ein weiteres Wort verließ der Behörden- blieben, man wolle es aber gleich auf
leiter sein eigenes Büro. Was nun? die Reise bringen. Morgen könne es
dann bei uns sein. Das war schön, aber
Man gab uns zu verstehen, die Stadt
ich sagte: „Lassen Sie es liegen. Ich
werde zu ihrem Wort stehen, wolle aber
komme sofort und hole es persönlich
keine Schwierigkeiten mit dem Ort-
ab.” So erhielten wir die Baugenehmi-
schaftsrat bekommen. So schlug man gung, aber bauen dürften wir immer
uns ein Alternativgrundstück vor, di- noch nicht, denn es fehlte noch die
rekt in Reutlingen gelegen, also sehr Baufreigabe (der bekannte „Rote
günstig und attraktiv für einen reprä- Punkt”). Diese könne noch nicht erteilt
sentativen Kirchbau. Denn man war werden, da die Statik noch fehle. Diese
auch der Meinung, eine so schöne Kir- mußte natürlich noch fehlen, weil die
che gehöre nicht in ein Gewerbegebiet. Baugenehmigung erst erteilt war. Man
Der Herr vom Stadtplanungsamt war kann ja nicht eine teure Statik in Auftrag
wirklich sehr freundlich und hilfsbereit, geben und nachher wird nichts draus.
das Grundstück aber für unsere Bedürf- Also, weiter warten? Der Statiker ver-
nisse schlecht geeignet. fertigte auf unsere Bitten hin rasch die
Alle diese Verhandlungen zogen Pläne für unsere Garage. Diese konnte
sich unheimlich in die Länge und wir vorab zum Bau freigegeben werden.
wollten doch eigentlich beginnen, um- Den halben „roten Punkt” holte ich mit
ziehen, die Miete sparen… So sagten Freuden wieder selbst ab. Es konnte los-
wir letztlich der Stadt ab und dort war gehen! Und so kam es zum 1. Spaten-
man auch nicht böse. Aber eine Bauge- stich am Ostermontag, den 31. März
nehmigung für Betzingen hatten wir 1997.
immer noch nicht.
Es wurde viel gebetet. Man ver- (aus der Festschrift zur Kirchweihe vom
sprach beim Baurechtsamt ein Gespräch 13. November 1999)
12
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Aus der Priesterbruderschaft

Brief an die Freunde und Wohltäter


Nr. 57

Liebe Freunde und Wohltäter,

es ist nun schon ein Jahr her, daß wir die übergroße Freude hatten, die
großartige Kapelle des Seminars von Ecône einzusegnen. Das neue Gebäude
gereicht aller Welt zur Bewunderung und unseren Seminaristen ganz offen-
sichtlich zu ihrem Glück. Es handelt sich um eine in jeder Hinsicht gelunge-
ne Sache, und vor allem: man kann gut darin beten. Während das Quer-
schiff, das 120 Seminaristen faßt, freudig vom Lob Gottes erklingt und ihren
Gesang mit seinen warmen Tuffstein-Arkaden begleitet, kann das Längs-
schiff bis zu 300 Gläubigen neue Kraft verleihen, ihren Glauben stärken und
ihre Liebe verankern, besonders während der prunkvollen Zeremonien, die
in den Weihrauchschwaden und in den majestätischen Bewegungen der Die-
ner am Altar den Geist der Heiligkeit atmen, die Ehrfurcht und die Anbe-
tung, die wir der göttlichen Majestät schulden. Ach, wie sehr wünschten wir,
Sie alle wenigstens von Zeit zu Zeit teilnehmen zu sehen an diesem Glück,
das nicht mehr von dieser Erde ist! Eine geräumige Krypta, in welcher Mgr.
Lefebvre einmal ruhen wird, nimmt die Gläubigen am Morgen auf, die der
Frühmesse beiwohnen, bevor sie ihre Arbeit beginnen, um auf diese Weise
ihren ganzen Tag zu heiligen und sich und die Seminaristen gegenseitig zu
erbauen. Wir werden nie aufhören, der göttlichen Vorsehung dafür zu dan-
ken, uns eine so schöne Kirche geschenkt zu haben.
Um den Bau so schnell wie möglich zu vollenden, mußten wir uns jedoch
recht hoch verschulden, und diese Schulden werden nur sehr langsam we-
niger, wie wir finden. Diese Sorge belastet die Geldmittel des Generalhauses
schwer und geht insbesondere zu Lasten der Missionsländer, die fast voll-
ständig vom wohltätigen Manna aus Menzingen abhängig sind. Denn bis
jetzt wurde das Projekt des Kirchbaus für das Seminar in Ecône vom Gene-
ralhaus übernommen. Während sich die Schulden bis heute noch etwa auf
die Hälfte der kompletten Baukosten belaufen, mußten wir den Bau der Ka-
pelle für das Seminar in Argentinien sicherstellen. Der Eifer und die Begei-
sterung des Architekten versprechen jetzt schon ein Kleinod, so daß unsere
Mitbrüder in Argentinien jene von Ecône – immerhin Wiege der Bruder-

13
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Aus der Priesterbruderschaft

schaft – nicht zu beneiden haben werden. Die Einsegnung ist vorgesehen für
den 8. Dezember 2000.
Indessen hat die Schönheit, um die wir gemäß dem Wunsch unseres Pa-
trons, des heiligen Pius X., beten sollen, ihren Preis. Es liegt uns sehr am Her-
zen – und wir zweifeln nicht, daß das ganz in Ihrem Sinne ist – so schnell wie
möglich die bedeutende Summe an Zinsen zu verringern, die wir gegen-
wärtig den Bankinstituten bezahlen müssen. Ihre Spenden oder Darlehen
würden uns eine große Hilfe sein. Und schon jetzt danken wir Ihnen für Ih-
re Großherzigkeit, die während all dieser Jahre nie versiegt ist und versi-
chern Sie unserer besonderen Gebete in all Ihren Anliegen.
Wir vertrauen noch einmal diese Projekte Ihrer großen Freigebigkeit an,
sind sie doch sehr greifbare Zeichen einer Lebenskraft, die alle Welt in Er-
staunen setzt, ganz besonders jene, die uns gerne unseren nahen Tod oder
das Aussterben prophezeien.

Wenn es Gott gefällt, wird im kommenden Jahr die Bruderschaft weit


über 400 Priester zählen, mehr als 180 Seminaristen, 120 Schwestern, 65 Ob-
latinnen und 55 Brüder. Und doch können wir all Ihre Bitten, die von allen
Seiten, aus mehr als 60 Ländern, auf uns eindringen, nur „tröpfchenweise”
erfüllen. Ganz offensichtlich wächst die traditionelle Bewegung in der
ganzen Welt, trotz des schwindelerregenden Glaubensverfalls, trotz des be-
unruhigenden Anwachsens der praktischen Gottlosigkeit der modernen
Welt. Immer noch finden Seelen zu uns, und ihre Zahl nimmt nicht ab. Wür-
de doch die Zahl der Seminaristen und Priester im gleichen Maße steigen! So
läßt uns Gott seit einigen Jahren von einer relativ ruhigen Entwicklung pro-
fitieren, während die Zerstörung der Kirche und der christlichen Werte sich
am Vorabend des Jahres 2000 verstärkt.

Es ist uns unmöglich, nicht zu protestieren gegen die Wiederholung des


Ärgernisses von Assisi, diesmal in Rom (vom 23. bis 28. Oktober dieses Jah-
res), und wir bitten Sie, sich mit uns zu vereinen in der Sühne für eine sol-
che Beleidigung der höchsten Majestät des allmächtigen Gottes. Das erste
Gebot wird erneut verletzt, mit voller Wucht, und diesmal vor der Fassade
des Petersdomes! Wie viele Martyrer müssen sich in ihrem Grabe umdrehen,
da sie stumm Szenen beiwohnen müssen, die gerade jenen heroischen Taten
entgegengesetzt sind, durch die sie in die Herrlichkeit des Herrn eingegan-
gen sind. Man beleidigt das Gedächtnis der heiligen Apostel Petrus und Pau-

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Aus der Priesterbruderschaft

lus durch derartige traurige Schauspiele. Und, was das Schlimmste ist, ihre
Wiederholung läßt sie zur Routine werden, und man wird sich schließlich
daran gewöhnen. Man versucht, in der Wiederholung dieser Gräuel (göt-
zendienerische Handlungen verdienen sehr wohl eine solche Bezeichnung)
eine Art Legitimation zu begründen. Der alltägliche Umgang mit dem Är-
gernis befremdet nicht mehr, die Liebe erkaltet, der Glaube verflüchtigt sich
in eine Art konfuses Magma von mehr oder weniger religiösen Gefühlen ge-
genüber einer – man fragt sich wirklich was für einer – Gottheit, die man
subjektiv für den wahren Gott oder sogar Jesus Christus hält. Der Indiffe-
rentismus wird zum Gesetz, und wehe jenen, die es noch wagen zu behaup-
ten, es bestünde die strikte Pflicht für alle Menschen, dem allein wahren Gott
den allein wahren Kult zu erweisen.
Der Vatikan hat den Kampf gegen den immerwährenden Feind einge-
stellt und umarmt nunmehr die Brüder, die er nicht mehr als getrennte be-
zeichnen will. Den Heiden gegenüber legt er eine freundliche Miene an den
Tag und möchte gerne glauben machen, bei ihnen eine unvermutete Schön-
heit gefunden zu haben. Und während dies alles geschieht, richtet man in ei-
ner ganz unbegreiflichen Kehrtwendung das Arsenal der Abwehr und der
Strafen gegen seine eigenen Kinder, gegen jene, die katholisch bleiben wol-
len.
Nachdem man unsere Priesterbruderschaft St. Pius X. ausgebootet hat,
richtet Rom jetzt seinen Bannstrahl gegen jene, die an der ausschließlichen
Zelebration der alten Liturgie festhalten möchten. Die Bruderschaft St. Pe-
trus ist daran, die bittere Erfahrung zu machen, daß sie ein allzu naives Ver-
trauen denen entgegengebracht hat, die ihnen das Blaue vom Himmel herab
versprachen, wenn sie nur ihren Vater verließen und sich auf den Prozeß der
„Versöhnung” einließen... Inzwischen wirft man ihnen vor, trotz ihres da-
maligen Abfalls, sich mit ihren Gläubigen nicht in „die Wirklichkeit” der Kir-
che einzufügen. Demnach lebten sie also in einem Traum? Ganz offensicht-
lich ist das, was das gegenwärtige Rom stört, die Ausschließlichkeit der Ze-
lebration im tridentinischen Ritus. Die Manöver dieses Sommers waren viel-
fältig, doch alle gingen in dieselbe Richtung. Die Reaktionen der Ecclesia
Dei-Gläubigen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, scheinen die römi-
schen Autoritäten zu zwingen, ihre geplanten Änderungen ein wenig abzu-
schwächen. Wenn also auch infolgedessen die bevorstehenden Entscheidun-
gen in bezug auf die „Ecclesia Dei adflicta”-Gemeinschaften recht unsicher
erscheinen, so zeigt doch die eindeutig erklärte Absicht Roms klar die Rich-
tung, in die es gehen soll. Früher oder später werden sich die Ecclesia

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Aus der Priesterbruderschaft

Dei–Gemeinschaften, die bis jetzt den „Schutz” der Kommission gleichen


Namens genossen, anpassen müssen. Der Ritus der konziliaren Kirche ist
der neue Ritus, und wer immer seine Bindung an diese Kirche bekennt, muß
konsequenterweise auch in ihrem Ritus zelebrieren. Es wird keine Ausnah-
me mehr geben. Um weiterhin den alten Ritus benutzen zu dürfen, wird
man Rom einen greifbaren Beweis für die Annahme der neuen Messe liefern
müssen, und zwar nicht bloß mit Worten. Diese Bedingung wurde bereits im
Indult von 1984 gestellt, und sie wird sicherlich weiterhin als Prinzip beibe-
halten werden. Es wird für denjenigen keine Erlaubnis geben, im alten Ritus
zu zelebrieren, der den neuen zurückweist.
Wir können nicht umhin zu vermuten, daß Rom uns auf dieselbe Weise
behandelt hätte, wenn Mgr. Lefebvre das Protokoll von 1988 befolgt hätte.
Aus Gesprächen, die zwischen den Verantwortlichen der Bruderschaft St.
Petrus und einigen Kardinälen stattfanden, geht hervor, daß Rom sich nicht
an jenes Protokoll gebunden fühlt, auf das die „Petrusbrüder” ihre Gemein-
schaft gründen.
Wir legen hier unseren Finger auf einen sehr bedeutenden Punkt. Seit
dreißig Jahren kämpfen wir für die Erhaltung des alten Ritus. Um ihn zu ver-
teidigen, haben wir lieber Strafen und Verurteilungen von seiten Roms und
der Bischöfe auf uns genommen, als die Messe Pauls VI. zu lesen. Die Grün-
de für die Zurückweisung der neuen Messe sind insbesondere darin zu se-
hen, daß dieser Ritus schlecht ist und eine Gefahr für den Glauben darstellt.
Schließlich wurde er ersonnen mit dem erklärten Ziel der Angleichung der
Katholiken an die Protestanten unter dem Vorwand der Annäherung und
des Ökumenismus. Ganz allmählich und beinahe unmerklich verlieren die
Gläubigen und die Priester, die diesen Ritus feiern, den katholischen Geist
und den katholischen Glauben. Die Früchte sind da, nicht zu übersehen für
all jene, die ihre Augen offen haben. Die Entleerung so vieler Kirchen, Semi-
nare und Klöster – insbesondere in den Ländern der ersten und zweiten
Welt, wo bis dahin die Religion in Blüte gestanden war – seit der Einführung
der neuen Messe ist in allererster Linie auf die radikale Veränderung dessen
zurückzuführen, was Mittelpunkt, Quelle, Nahrung und Seele des katholi-
schen Lebens ausmacht: die Messe. Übrigens gibt es dafür ausreichend Bele-
ge. Die Gläubigen haben die Ausübung der Religion vollständig aufgegeben,
weil sie im neuen Ritus nicht mehr das finden, was sie eigentlich gesucht ha-
ben: Gott, die Stärkung des Glaubens, die Verzeihung der Sünden, über-
natürlichen Trost und Hilfe in den Prüfungen, den Eifer und die Gottesliebe,
die über alles geht.

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Aus der Priesterbruderschaft

Es handelt sich hier nicht um eine Frage des Gefühls oder der Kultur, es
geht um eine übernatürliche Wirklichkeit, die man aus dem Leben der Kir-
che herausreißen wollte. Die bloße Tatsache, daß sich in der ganzen Welt und
in allen Kulturen Seelen aller Altersstufen finden, die die Messe aller Zeiten
suchen und wollen, spricht klar gegen diese falschen Einwände. Wenn diese
sich von den neuen Zeremonien befremdet fühlten, dann ist dies in erster Li-
nie auf den sensus fidei zurückzuführen und nicht auf die natürliche Emp-
findsamkeit. Sie haben erfaßt, auch wenn sie dies nicht immer theologisch
erklären können, daß der katholische Glaube dem neuen Ritus bis zu einem
gewissen Punkt fremd geworden ist. Einige Alte von einem Stamm in Ama-
zonien, die einen Missionspater gebeten haben, die alte Messe zu feiern mit
den Worten: „denn da ist das Mysterium”, haben damit alles mit großartiger
Einfachheit ausgedrückt. Die neue Messe wurde in der Absicht der Entsa-
kralisierung und der Entmythologisierung, der Absicht, alles verständlich
zu machen, ihrer Substanz beraubt: des Mysteriums. Es ist recht schwierig,
in bezug auf den Ritus Pauls VI. zu sagen, man feiere die „Heiligen Myste-
rien”.
Wir müssen also, liebe Gläubige, den guten Kampf weiterführen ohne zu
ermüden. Eine neue Phase hat nunmehr begonnen. Möchte der Vatikan et-
wa die Frage der alten Messe abgeschlossen haben, noch bevor der gegen-
wärtige Papst stirbt, indem man die Unbeugsamen und die fanatischen An-
hänger der Messe des hl. Pius V. unterwirft? Das wäre möglich. Eine wahre
Lösung jedoch wird sich nur finden lassen durch die Rückkehr zu den si-
cheren Mitteln der Heiligung der Seelen und durch das Ablassen von jenen
den Seelen so schädlichen Experimenten. Die Katholiken haben Anspruch
auf katholische Nahrung, die nicht durch die ökumenische Soße verwässert
ist. Die Tradition der Kirche ist der sichere Weg in ihre Zukunft. Außerhalb
dieser Tradition bauen zu wollen würde bedeuten, einer Katastrophe den
Weg zu bahnen, deren furchtbare und fruchtlose Vorläufer wir bereits erle-
ben.
Möge unsere Liebe Frau vom Rosenkranz uns in diesem Oktober-Monat
viel Kraft und Geduld erbitten, um in unverbrüchlicher Treue unser Leben
als Katholiken im Dienst unserer heiligen Mutter, der Kirche, weiterzu-
führen. Und möge Gott Sie mit seinen Gnaden und seinem Segen überhäu-
fen für Ihre großzügige Freigebigkeit.

+Bernard Fellay
Buenos Aires, den 17. Oktober 1999

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Aus Kirche und Welt

Europäische Bischofssynode: Türkischer Bi-


schof warnt vor Gefahr des Islam für Europa
Der Erzbischof von Izmir (Türkei) Muslime, warum sie nicht wenigstens
Bernardini hat auf der europäischen Bi- einmal solch ein Treffen veranstalten
schofssynode nach 16jährigem Bischofs- würden. Der schon oben genannte ein-
amt in einem Land mit 99,9 % Moslems flußreiche Muslim antwortete wörtlich:
kritische Anmerkungen zum Umgang ,Warum sollten wir das tun? Ihr könnt
der katholischen Kirche mit dem Islam uns nichts beibringen und wir brauchen
vorgetragen und sie mit authentischem nichts zu lernen‘. Ein Dialog zwischen
Material erhärtet: Tauben? Es ist Tatsache, daß Begriffe
„1. Während eines offiziellen Tref- wie ,Dialog‘, ,Gerechtigkeit‘, ,Gegensei-
fens über den Dialog zwischen Musli- tigkeit‘, oder Begriffe wie ,Menschen-
men und Christen wandte sich ein ein- rechte‘ und ,Demokratie‘ für die Musli-
flußreicher Vertreter der Muslime an me eine völlig andere Bedeutung haben
die christlichen Teilnehmer und sagte als für uns. Doch das, glaube ich, ist in-
ruhig und sicher: ,Dank eurer demokra- zwischen allgemein bekannt.
tischen Gesetze werden wir euch über- 3. In einer katholischen Abtei in Je-
wältigen, dank eurer religiösen Gesetze rusalem arbeitete – und vielleicht tut er
werden wir euch beherrschen‘. Und das es immer noch – ein arabischer Hausan-
muß man glauben, denn die ,Herr- gestellter, ein Muslim, eine freundliche,
schaft‘ hat schon begonnen mit den Erd- ehrliche Person, der von den Ordens-
öldollars, die nicht dazu verwendet leuten sehr geschätzt wurde und der
werden, in den armen Ländern Nord- seinerseits die Ordensleute sehr schätz-
afrikas oder des Nahen Ostens Arbeits- te. Eines Tages sagte er traurig zu ihnen:
plätze zu schaffen, sondern um Mo- ,Unsere Führer haben sich getroffen
scheen und Kulturzentren in den christ- und beschlossen, daß alle ,Ungläubi-
lichen Ländern mit einer hohen Quote gen‘ umgebracht werden müssen. Doch
an muselmanischen Einwanderern zu habt keine Angst, denn ich werde euch
bauen. Das gilt auch für Rom, dem Zen- persönlich töten, ohne daß ihr leiden
trum der Christenheit. Wie könnten wir müßt‘. Wir alle wissen, daß man unter-
darin nicht ein klares Programm sehen, scheiden muß zwischen einer fanati-
das auf Expansion und Eroberung aus- schen und gewalttätigen Minderheit
gerichtet ist? und einer ruhigen und ehrlichen Mehr-
2. Anläßlich eines weiteren Treffens heit, die jedoch auf Befehl Allahs oder
zwischen Muslimen und Christen, das, des Korans immer einig und ohne zu
wie immer, von den Christen organi- zögern marschieren würde. Die Ge-
siert worden war, fragte ein christlicher schichte beweist jedoch, daß entschlos-
Teilnehmer vor allen die anwesenden sene Minderheiten sich immer gegen
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Aus Kirche und Welt

schweigsame und resignierte Mehrhei- Prinzipien einig sind, auch wenn sie
ten durchsetzen konnten. Es wäre naiv, dann je nach Ort und Person auf ver-
wenn wir das, was ich in diesen drei schiedene Art angewendet werden. Es
Beispielen erzählt habe, unterschätzen gibt nichts Negativeres als die Uneinig-
würden oder, schlimmer noch, darüber keit über Prinzipien! Ich möchte mit ei-
lächeln würden. Ich bin der Meinung, ner Ermahnung schließen, die mir aus
daß wir über ihre Aussage ernsthaft meiner Erfahrung herrührt: Man darf
nachdenken müssen. … Und jetzt möch- Muslimen niemals eine katholische Kir-
te ich dem Heiligen Vater einen ernst- che für ihre religiösen Feiern zur Verfü-
haften Vorschlag machen: Möglichst gung stellen, denn das ist für sie das si-
bald, wenn auch nicht eine Synode, so cherste Zeichen unserer Apostasie.”
doch ein Symposion von Bischöfen und
derer, die in der Pastoral für Einwande- (aus: Informationen aus Kirche und
rer arbeiten, einzuberufen, wobei ich Welt Nr. 11/1999 des Initiativkreises ka-
mich besonders auf die Pastoral der tholischer Laien und Priester der Diöze-
Muslime beziehe. … Es ist jedoch abso- se Augsburg e.V. und der Internetseite
lut notwendig, daß wir uns über die des Vatikans)

Ökumene mit reuigem Herzen


Die Kirche strebt nicht mehr danach, die Menschen zu bekehren – Die universelle
Erlösung – Frühere Kirche ad acta gelegt

Von Michèle Reboul

Die Reue der Kirche ist für Johannes ber (mit einem gemeinsamen Gebet in
Paul II. die Voraussetzung für eine Ver- Assisi am 27. Oktober); und durch die
stärkung des Ökumenismus, der anläß- Unterzeichnung der Gemeinsamen Er-
lich des Großen Jubiläums des Jahres klärung der katholischen Kirche und
2000 seinen Höhepunkt erreicht. Dieses des Lutherischen Weltbundes über die
beginnt am kommenden 24. Dezember Rechtfertigung am 31. Oktober, dem Re-
mit der Öffnung der Pforte des Heiligen formationsfest, in Augsburg (Deutsch-
Jahres, mit dem die 2000-Jahr-Feier der land).
Inkarnation Christi begangen und das In Zukunft dürfen die Katholiken
durch zwei bedeutende ökumenische wie die Lutheraner glauben, daß wir al-
Handlungen vorbereitet wird: durch ei- lein durch den Glauben an die Dreifal-
ne Versammlung von mehr als 200 Dele- tigkeit gerettet werden und nicht,
gierten aus 15 Ländern und von 20 Reli- gemäß dem Dekret des Konzils von Tri-
gionen im Vatikan vom 23. bis 28. Okto- ent (1545-1563), durch die Verbindung
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Aus Kirche und Welt

des Glaubens und der guten Werke, und gerechtfertigt.” Der Glaube an die
durch die Mitarbeit des Menschen, der universelle Erlösung der Menschen,
aus freier Entscheidung der göttlichen welcher Religion sie auch angehören
Gnade zustimmt, d.h. Gottes Willen tut. und wie es um ihre Zustimmung zur
Denn, so bemerkte der hl. Augusti- Gnade auch bestellt ist, erlaubt der Kir-
nus: „Jener, der dich ohne dein Zutun che, nicht mehr katholisch, sondern
geschaffen hat, wird dich nicht ohne ökumenisch zu sein, ja die gesamte
dein Zutun retten.” In der Folge wird Menschheit zu umarmen jenseits der
nun von den Katholiken akzeptiert, was Religionen, die, weil sie unterschiedlich
vom Konzil von Trient verurteilt wurde, sind, als „diskriminierend” angesehen
bis zu dem Punkt, daß die Aufhebung werden.
der am 3. Januar 1521 gegen Luther aus- So wie die Nationen verschwinden
gesprochenen Exkommunikation in müssen, um eine Weltregierung zu er-
greifbare Nähe gerückt ist. Diese Über- richten, so müssen die Religionen sich
einkunft zwischen Katholiken und Lu- vereinigen, um eine Pseudo-Einheit in
theranern, der am 13. Mai in Westmin- einem religiösen Weltbürgertum zu er-
ster die Übereinkunft zwischen Angli- möglichen.
kanern und Katholiken über die Auto-
rität in der Kirche voranging, wurde
„Entschuldigen Sie unsere Fehler!”
von Kardinal Ratzinger, dem Präfekten
der Glaubenskongregation, und Johan- Die Reue, die Johannes Paul II. zur
nes Paul II. approbiert. Vorbereitung des Großen Jubiläums
wünscht und die sich in Form einer
Bußprozession am Aschermittwoch,
Religiöses Weltbürgertum dem 8. März 2000, konkretisieren soll,
Das überrascht nicht, denn seit dem ist nicht die Reue eines jeden Einzelnen
II. Vatikanum strebt die Kirche nicht über seine persönlichen Sünden, son-
mehr danach, die Menschen zu bekeh- dern, wie er am 1. September präzisiert
ren und sie zu sich heranzuführen oder hat, eine „Bitte um Vergebung für die
zurückzuführen. Sie sieht sich nicht historischen Fehler ihrer Kinder”.
mehr als einzige Pforte des Heils, als Abgesehen davon, daß diese angeb-
Hüterin der geoffenbarten Wahrheit lichen Fehler (die Affäre Galilei, die In-
und einzige Vermittlerin des göttlichen quisition) Mythen sind, verbirgt sich
Lebens in seiner ganzen Fülle durch das hinter diesem Bußwillen nicht eine
heilige Meßopfer und die Sakramente. Zurückweisung der früheren Kirche,
Die Bekehrung ist dem Dialog gewi- die zum Sündenbock geworden ist? Wie
chen, denn für Johannes Paul II. gilt, kann diese sich in Auflösung befindli-
wie er in allen seinen Enzykliken und in che Kirche, die sich für Fehler geißelt,
einer Fastenpredigt vor Paul VI. 1976 die oft eingebildet oder auf jeden Fall
sagte: „Alle Menschen, vom Anfang der übertrieben sind, die Menschen zu
Welt bis zu ihrem Ende, wurden erlöst Christus hinziehen und respektiert wer-
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Verschiedenes

den, da sie sich selbst in ihrem Glauben


und ihrer Geschichte verachtet?
Um ihre Gründung durch das
fleischgewordene Wort zu feiern, findet
die Kirche nichts Besseres als ihr „mea
culpa” zu sprechen, obwohl sie wesens-
gemäß heilig ist: in ihr werden ihre Kin-
der gereinigt, durch sie werden sie ge-
rettet, denn sie ist das Leben in Gott
und von Gott.

14. Mai 1999: Papst Johannes Paul II. küßt öf-


(aus: Le Figaro, vom 25.10.1999) fentlich den Koran.

„Die Gemeinsame Erklärung zur


Rechtfertigung“
Ein entscheidender Schritt zu umfassender Einheit der Kirche oder: Der schwarze
Schimmel, der eigentlich weiß ist, obwohl er in Wirklichkeit schwarz ist.

Schluß
von P. Hermann Weinzierl

3.2. Einzelheiten 21, 23, 24) deutlich davon, daß die


Nach diesen grundsätzlichen Erwä- ,,Rechtfertigung frei bleibt von mensch-
gungen über das Konsenspapier sollen licher Mitwirkung“. Allein in Absatz 39
hier wenigstens zwei der strittigen Fra- heißt es: ,,Auch bei den Lutheranern
gen zwischen Katholiken und Luthera- gibt es den Gedanken eines Bewahrens
nern bezüglich der Rechtfertigungslehre der Gnade und eines Wachstums in
angesprochen werden. Gnade und Glauben. Sie betonen aller-
dings, daß die Gerechtigkeit als Annah-
3.2.1 Mitwirkung in der Gnade me durch Gott und als Teilhabe an der
In jüngsten Publikationen wurde Gerechtigkeit Christi immer vollkom-
wiederholt mit Freude wahrgenommen, men ist, sagen aber zugleich, daß ihre
daß laut Konsenspapier nun auch von Auswirkung im christlichen Leben
Lutheranern eine ,,Mitwirkung in der wachsen kann.“ Obwohl die ,,Antwort
Gnade“ zugegeben werde11. Dagegen der Katholischen Kirche“ v. 25.06.1998
spricht das Konsenspapier (Absatz 20, gerade in Absatz 3, dem längsten und
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Verschiedenes

ausführlichsten von allen Einwänden, hervorgeht, keine Würdigkeit zu-


die Mitwirkung (cooperatio) des Men- kommt. Beide schreiben dem Werke un-
schen hervorgehoben hatte, ist im ,,An- ter der Kraft des Heiligen Geistes einen
nex“ vom 11. 06. 1999 von diesen katho- differenzierten, wachsenden Lohn zu.
lischen Formulierungen nichts über- Dieser gemeinsamen Betrachtungsweise
nommen worden, im Gegenteil, durch liegen aber verschiedene Begriffe der
Zitierung der lutherischen Bekenntnis- Gnade bzw. Gabe und der Kraft des
schriften verflüchtigt sich die Frage Heiligen Geistes zugrunde, die trotz der
nach der Mitwirkung geradezu. Das in Übereinstimmung zu gegenteiligen Ent-
Absatz 39 genannte ,,Wachstum in Gna- scheidungen führen.“12
de und Glauben“ kann nicht im Sinne Es ist wahr, der in die Sünde gefalle-
der katholischen Mitwirkung verstan- ne Mensch ist nicht der Gnade würdig,
den werden. Wenn gerade konservative d.h. er kann als Sünder keinen An-
Katholiken der Ver- spruch auf die Gnade
suchung einer der- erheben, diese ist ein
artigen Interpretati- freies Geschenk Gottes
on erliegen, dann
deshalb, weil sie die
„Luther geht nicht an den Menschen.
Wenn der Sünder von
Rechtfertigungsleh- Gott die heiligma-
re Luthers nicht von einer einfachen, chende Gnade erhält
vollständig erfaßt (= gerechtfertigt wird
haben. sondern von vor Gott), so geschieht
Wie Theobald dies ohne ein Ver-
Beer in seinem Stan- dienst des Menschen.
dardwerk ,,Der einer ,doppelten’ Aber:
fröhliche Wechsel „Da die Gnade (bei
und Streit“ darge- Rechtfertigung aus.“ Luther, d. Verf), wel-
stellt hat, geht Lu- che Christus ist,
ther nicht von einer außerhalb unser ist
einfachen, sondern und unteilbar und
von einer ,doppelten’ Rechtfertigung auch keine vorhergehende, heilende,
aus. Nur vor diesem Hintergrund der ,,natürliche“ Gnade, kein übernatürliches
Aufteilung in zwei Arten der Rechtferti- Existential und keine theologische, trinita-
gung kann man die Lehre Luthers ver- risch strukturierte Natur berücksichtigt
stehen und entgeht man der Gefahr, die und zuläßt, kann es im Bereich dieser Gna-
Begriffe „Gnade“, „Mitwirkung“ und de für die Angemessenheit (congruitas) ei-
„Lohn“ gegen den Sinn Luthers in ka- nes Lohnes entsprechend der Beteiligung
tholischer Weise zu deuten. des Willens keinen Platz geben. ... Obwohl
,,Thomas (von Aquin, d. Verf.) und Luther das donum dem Heiligen Geiste
Luther stimmen darin überein, daß dem zuschreibt und von einem Lohn spricht,
Werk, sofern es aus dem freien Willen gibt es doch keine Würdigkeit (condigni-
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Verschiedenes

tas) im Sinne des hl. Thomas, denn die auf diese Weise vermischt wird.“14 (Kur-
Gabe des Heiligen Geistes bleibt in ihrer siv vom Verf.)
Wirkung ebenso außerhalb der Gnade, Nach Luther deckt Gott den Sünder
welche Christus ist, wie das Werk seine in der ersten Rechtfertigung mit seinem
Eigenständigkeit behält. ... Unser Wach- Erbarmen nur zu, ohne ihn wirklich zu
sen in der Kraft Gottes verlagert Luther in heiligen. Der Mensch lebt nur wie unter
eine neue getrennte Gabe, die mit der Gnade einer Decke, wobei sich in ihm selbst
nicht zusammen genannt werden darf. Die keine Veränderung im Sinne einer seins-
Trennung der beiden Hilfen Gottes ist haften Erhebung in den Gnadenstand
ein Grundprinzip der lutherischen vollzieht. In einer zweiten Rechtferti-
Rechtfertigungslehre.“13 (Kursiv vom gung muß sodann der Mensch, der
Verf.) zwar durch die Gnade gedeckt, aber
Bei Luther bleibt der Mensch auch noch nicht ,geheilt’ ist, die Sünde noch
nach der Rechtfertigung Sünder, darum ausräumen. Nur diese zweite Rechtferti-
haben seine Werke niemals einen über- gung kennt ein Wachstum, da der Mensch
natürlich verdienstlichen Wert. Katholi- mit Hilfe des geistig empfangenen Wort
Gottes tätig werden muß. Dabei ist je-
sche Lehre dagegen ist es, daß der in der
doch entscheidend für Luthers Theologie,
heiligmachenden Gnade lebende
daß er Natur und Übernatur radikal schei-
Mensch seinem Wesen nach ein wahrer
det, so daß es im Menschen keine seins-
Heiliger ist, dessen Werke Gott wohlge-
mäßige Teilhabe an der göttlichen Natur ge-
fällig sind und darum in den Augen
ben kann. In seinem Wachstum ist darum
Gottes übernatürlich verdienstlich sind
auch der Mensch ohne gnadenhafte Unter-
und eines ewigen Lohnes wert.
stützung durch einen ihm innewohnen-
Luther dagegen schreibt: ,,Durch die
den lebendigen dreipersönlichen Gott.
neue Geburt geht der Mensch von der Der Mensch empfängt das Göttliche nur
Sünde zur Gerechtigkeit über und so über den Geist. Die Mitwirkung im Sin-
vom Nichtsein durch das Werden zum ne Luthers ist damit eine wesentlich an-
Sein, dann erst handelt er recht (justa).“ dere als sie von der katholischen Theolo-
Was aber ist dieses neue Sein nach Lu- gie gelehrt wird.
ther? Es ist nicht die heiligmachende Der Grund, weshalb die Kenntnis
Gnade, sondern (folgen wir dem Ge- von Luthers Theologie selbst bei Theo-
dankengang Th. Beers weiter): „,Das logen sehr rudimentär ist, liegt in der
neue Sein ist in Wahrheit ein Nichtsein.’ Verkümmerung, welche die Forschung
Im Bereich der gratia ist die Mitwirkung durch die katholisch-interpretierende
ein Nichtsein. Es ist nach Luthers Auffas- Lortz-Schule erfahren hat. Theobald
sung der Grundirrtum der Theologie, Beer hatte in den 80er Jahren mit der
daß die erste Gerechtigkeit, die von sensationellen Entdeckung aufgewartet,
,dem Wesen [Verhältnis] zwischen Gott daß Luther seine Theologie mit Hilfe
und Mensch’ handelt, mit der zweiten der Philosophie des Hermes Trismegi-
Gerechtigkeit zusammen genannt und stos zum Ausdruck brachte. Infolge der
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Dezember 99 23.11.1999 19:41 Uhr Seite 24

Verschiedenes

ökumenischen Grundstimmung waren der Taufe all das, was wirklich Sünde
die Theologen jedoch nicht geneigt, ist, hinweggenommen, und darum haßt
neue Gräben aufzureißen, so blieb der Gott nichts in den ,Wiedergeborenen’.
Boden weitgehend unbearbeitet. Erst in Daraus folgt, daß die Konkupiszenz, die
letzter Zeit wurde diese Thematik er- im Getauften bleibt, nicht eigentlich Sün-
neut aufgenommen. In Rom und Re- de ist. Deshalb ist die Formel ,,zugleich
gensburg entstehen Arbeiten, die nach- Gerechter und Sünder“ so, wie sie am
weisen, daß sich Luthers Theologie in Anfang von Nr. 29 erklärt wird …, für
ihrem Grundansatz, d.h. vor allem dar- Katholiken nicht annehmbar. Diese Aussa-
in, daß sich Gott und Schöpfung nicht ge erscheint nämlich unvereinbar mit der
begegnen können und daher auf unter- Erneuerung und Heilung des inneren Men-
schiedliche Felder verwiesen sind, aus schen, von der das Trienter Konzil spricht.
den Schriften des Hermes Trismegistos Der in Nr. 28-30 verwendete Begriff
und Johannes Reuchlins herausgebildet ,,Gottwidrigkeit“ wird von Katholiken
hat. Die Parallelen sind schon heute of-
und Lutheranern unterschiedlich ver-
fensichtlich.
standen und wird daher tatsächlich zu
einem mehrdeutigen Begriff…
3.2.2. ,,Zugleich Gerechter und Sünder“ Aus all diesen Gründen gibt es Schwie-
(,,Simul justus et peccator“) rigkeiten mit der Aussage, diese Lehre über
Mit der Sprechweise ,,zugleich Ge- das ,,simul iustus et peccator“ sei in der ak-
rechter und Sünder“ hat die GE ein we-
tuellen Fassung, in der sie in der GE vorge-
sentlich lutherisches Gedankengut auf-
legt wird, nicht von den Anathemata (Ver-
genommen und zur Grundlage des
urteilungen) der tridentinischen Dekrete
Konsenses gemacht.
über die Ursünde und die Rechtfertigung
In der ,,Antwort der Katholischen
betroffen.“ (Kursiv vom Verf.)
Kirche“ wird diese Sprechweise zu-
Wenn auch die katholischen Ein-
nächst wieder präzisiert:
,,Die größten Schwierigkeiten, um von wände in dieser ,,Antwort“ richtig sind,
einem vollständigen Konsens über das so vermißt man doch den Hinweis auf
Thema Rechtfertigung zwischen den die tieferen Wurzeln der Unvereinbar-
beiden Seiten sprechen zu können, fin- keit zwischen der katholischen Lehre
den sich in Paragraph 4.4 ,,Das Sünder- und der Auffassung Luthers. Erst dann
sein des Gerechtfertigten’ (Nr. 28-30). wäre es auch möglich, klar zu urteilen,
Selbst unter Berücksichtigung der in ,,diese Aussage ist unvereinbar mit der
sich legitimen Unterschiede, die von un- Erneuerung und Heilung des inneren
terschiedlichen theologischen Zugangs- Menschen, von der das Trienter Konzil
wegen zur Gegebenheit des Glaubens spricht“ und man müßte nicht so vage
herrühren, löst vom katholischen formulieren und schreiben ,,erscheint
Standpunkt her schon allein die Über- unvereinbar“. So aber wird doch alles
schrift Erstaunen aus. Nach der Lehre letztlich wieder offen gelassen, um so-
der katholischen Kirche wird nämlich in dann im ,,Anhang“ diese Präzisierung
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Dezember 99 23.11.1999 19:41 Uhr Seite 25

Verschiedenes

wieder zu relativieren, indem man nun- rer unterschiedlichen Zugänge zu diesem


mehr sagt: Themenbereich, wie dies in GE 29-30
,,A) Wir bekennen gemeinsam, daß entfaltet wurde.“ (Kursiv vom Verf.)
Gott aus Gnade dem Menschen die Sün- Kann diese Darstellung im ,,An-
de vergibt und ihn zugleich in seinem hang“ den ,,mehrdeutigen Begriff“
Leben von der knechtenden Macht der (Sünder, Gerechter) eindeutig machen?
Sünde befreit ( ... )“ (GE 22). Rechtferti- Nur wenn dies gelingt, darf man ehrli-
gung ist Sünden- cher Weise sagen:
vergebung und ,,Wir bekennen ge-
Gerechtmachung, meinsam“. Genügt
in der Gott ,,das es wirklich, euphe-
neue Leben in „Es handelt sich um mistisch darauf
Christus schenkt“ hinzuweisen, daß
(GE 22).... Wir sind zwei sich vollkommen dieses gemeinsame
wahrhaft und inner- Bekenntnis ,,unbe-
lich erneuert durch
das Wirken des Hei-
widersprechende schadet ihrer unter-
schiedlichen Zugänge
ligen Geistes und zu diesem Themen-
bleiben immer von Lehrsysteme, in denen bereich“ geschieht,
seinem Wirken in um über die beste-
uns abhängig. die Begriffe wesentlich henden Wider-
,,Wenn jemand in sprüche hinwegzu-
Christus ist, dann
ist er eine neue
verschiedene Bedeu- täuschen?
Nein! Wie schon
Schöpfung, das dargelegt wurde,
Alte ist vergan- tungen annehmen.“ handelt es sich um
gen, Neues ist ge- zwei sich vollkom-
worden.“ (2 Kor. men widersprechende
5,17). Die Gerecht- Lehrsysteme, in de-
fertigten bleiben nen die Begriffe we-
in diesem Sinne nicht Sünder. sentlich verschiedene Bedeutungen anneh-
Doch wir würden irren, wenn wir sag- men, was für die Aussage ,,Simul justus
ten, daß wir ohne Sünde sind (1 Joh 1, 8- et peccator“ im Folgenden noch kurz dar-
10; vgl. GE 28). Wir ,,verfehlen uns in gelegt werden soll.
vielen Dingen“ (Jak 3,2)... Dies erinnert Es ist wiederum Theobald Beer, der
uns an die beständige Gefährdung, die darauf hinweist, daß Luther mit dem
von der Macht der Sünde und ihrer Begriff der doppelten Gerechtigkeit den
Wirksamkeit im Christen ausgeht. Inso- einer doppelten Sünde verbindet und
weit können Lutheraner und Katholi- sich damit bewußt in Gegensatz zu den
ken gemeinsam den Christen als simul iu- großen katholischen Theologen setzt.
stus et peccator verstehen, unbeschadet ih- Beer führt diesen Gegensatz sodann
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Verschiedenes

noch weiter aus: ,,Was tritt an die Stelle mel gibt es nur Gnade, auf der Erde nur
der aufgehobenen, natürlichen Ord- Sünde. Im Menschen aber treffen beide
nung im Menschen? Es tritt eine ,,Dop- Reiche unvermittelt aufeinander - er ist
pelknechtschaft“, Sünde und Gerechtig- zugleich Gerechter und Sünder! Es gibt
keit, in Kraft: Mit der Gnade gleichzeitig für Luther keine mittlere Zone. Darum
bleibt die Sünde. Der Christ ist ein gefes- gibt es im theologischen System Luthers
selter Räuber, …, ein heilswürdiger keine heiligmachende Gnade und es gibt
Heuchler. Der Christ ist zugleich Feind die Unterscheidung zwischen läßlicher
und Sohn Gottes. Mit jeder Tugend ist Sünde, welche den Gnadenstand des
gleichzeitig das entge- Menschen nicht auf-
gengesetzte Laster hebt, und schwerer
vorhanden. Der Sünde, welche den
Christ will und will
nicht. Es gibt kein
„Für Luther ist der Gnadenstand aufhebt,
nicht. Somit ist es ihm
Mittelding zwischen unmöglich zu verste-
der knechtischsten Mensch gleichzeitig hen, weshalb der Ge-
Furcht und der rechtfertigte immer
brennendsten Lie- Gerechter und noch sündigt! In der
be. ... Luther legt katholischen Theolo-
den Finger auf die-
sen Punkt: ,,Ich bit-
Sünder, er ist gie wird dies möglich
und unterscheidbar.
te, daß ihr das ge- Ein in der heiligma-
nau lernt. Das glau- zugleich Feind und chenden Gnade leben-
bet mir: Wenn wir der Mensch ist noch
tot sind, werden die Sohn Gottes.“ kein Heiliger im ei-
meisten das nicht gentlichen Sinn dieses
lehren und nicht Wortes, er ist noch mit
mehr diese Distinktion [Sünder und Ge- Fehlern und Schwachheiten - mit An-
rechter zugleich] machen … Es ist hänglichkeiten an läßliche Sünden - be-
wahrlich ein fein Ding. Reim da, wer haftet. Dennoch kann er mit der helfen-
reimen kann.““15 (kursiv vom Verf.) den Gnade Gottes die Gebote Gottes so
Für Luther ist der Mensch gleichzeitig bewahren, daß er nicht in schwere Sün-
Gerechter und Sünder, er ist zugleich de fällt. Nur in diesem Sinne darf man
Feind und Sohn Gottes, zugleich tugend- also sagen, daß der Gerechtfertigte (= in
haft und lasterhaft - ,,Zwei entgegenge- der heiligmachenden Gnade Lebende)
setzte Dinge in demselben Subjekt und zum Gerechter und Sünder (= in der läßli-
gleichen Zeitpunkt.“ Luther kommt zu chen Sünde Lebender) zugleich ist. In
dieser seltsamen, das Widerspruchs- diesem Sinne bezeichnen sich auch die
prinzip aufhebenden Auffassung da- größten Heiligen als ,,große Sünder“,
durch, daß er Himmel und Erde unver- oder sprechen die Mystiker von der
bindbar nebeneinander stellt. Im Him- Sünde des um Vereinigung mit Gott rin-

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Verschiedenes

genden Menschen. Es ist kennzeich- nennt das Papier eine ,,Verpflichtung“


nend für den Geist der GE, daß die ka- auf ein gemeinsames Verständnis. Wenn
tholischen Begriffe, ,,heiligmachende das Konsenspapier auch keine strenge
Gnade“, ,,läßliche Sünde“ und ,,schwere lehramtliche Verpflichtung der Gläubi-
Sünde“ in ihr nicht vorkommen. Man gen beanspruchen kann, so wird es auf
kann daher nicht, wie Kardinal Ratzin- Grund der ,,Selbst-Verpflichtung“ hoher
ger in einem Interview, behaupten: kirchlicher Autoritäten zu Auswirkun-
,,Dieser Gegensatz (zw. der Lehre Lu- gen kommen, denen sich der Gläubige
thers und der katholischen Lehre, d. nicht entziehen kann.
Verf.) ließ sich überwinden durch die Der lutherische Weltbund nennt es
Unterscheidung von Erfahrungssprache als Ziel der GE, daß sich die Überein-
und objektiver Redeweise.“16 Dies ist stimmung im ,,Leben und in der Lehre
sachlich unrichtig! Es geht bei diesen der Kirchen auswirken und bewähren
Begriffen nicht um Erfahrungssprache muß“. Um nur ein Beispiel für die prak-
und objektive Redeweise, sondern um tischen Konsequenzen anzuführen, zi-
zwei theologische Systeme, die sich tiere ich die jüngste Äußerung eines
vollkommen widersprechen! Wenn Lu- Mitgliedes des Lutherischen Weltbun-
ther von Sünde spricht, bedeutet dies et- des, des Marburger Theologieprofessors
was völlig anderes, als wenn ein Katho- Hans-Martin Barth, der sagte: ,,Inwie-
lik von Sünde spricht! Beide theologi- fern fragen wir, wie auf der nunmehr
sche Systeme lassen sich nicht in einem geschaffenen Basis die Abendmahlsge-
Konsens harmonisieren, sondern man meinschaft mindestens im Sinn einer of-
muß sich entscheiden, das eine anzu- fenen Kommunion, d.h. der Einladung
nehmen und das andere zu verwerfen katholischer Christen zur evangelischen
oder umgekehrt. Darum treffen die Ver- Mahlsfeier und evangelischer Christen
urteilungen des Konzils von Trient die zur römisch-katholischen Eucharistie-
Protestanten solange, bis sie sich bekeh- feier, verweigert werden kann? Schon
ren! im unmittelbaren Anschluß an die Un-
terzeichnung in Augsburg soll eine
4. Konsequenzen Kommission eingesetzt werden, welche
Welche ,,Verbindlichkeit“ verlangt die Konsequenzen der Gemeinsamen
das Konsenspapier von seinen Unter- Erklärung beraten und Vorschläge un-
zeichnern und von den Christen? Das terbreiten solle“17. Man denkt unwill-
Konsenspapier ist zuerst ,,verbindliche“ kürlich an Luthers wiederholte Beteue-
Äußerung, Bilanz und Gesamtertrag rungen, daß es allein der Artikel der
über die Ergebnisse der bisherigen Dia- Rechtfertigung war, der ,,das Fegfeuer,
loge über die Rechtfertigung. Man woll- die Messen, das Mönchtum, das Papst-
te kein neues Bekenntnis den Kirchen tum“ gestürzt hat18. Gerade in bezug
zur Annahme vorstellen. Der an der Er- auf das Papsttum hatte einer der ge-
arbeitung des Konsenspapieres beteilig- planten Unterzeichner des Konsenspa-
te finnische Bischof Eero Huovinen pieres, Bischof Walter Kasper, bereits
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1980 einen Beitrag veröffentlicht19, in vor allem durch die Feier der heiligen
dem er als Antwort auf die Forderun- Liturgie nach dem tridentinischen Ri-
gen der Lutheraner eine ,,Reinterpreta- tus. Für uns gibt es keinen Konsens,
tion“ und „praktische Umstrukturie- sondern nur die Wahrheit!
rung“ des Papsttums entworfen hatte,
das infolge einer ,,Selbstbeschränkung
des Jurisdiktionsprimates“ künftig vor- Anmerkungen
wiegend in seiner ökumenischen Funk- 11 Reckinger, F., Unterschriftsreif?, in: Fels 9/1999,
tionalität zu sehen ist. S. 255; Fink, E.-M., Meilenstein in der Ökumene,
Die Unterschrift vom 31. Oktober in: Kirche heute, 9/99, S. 15. Fink glaubt sogar,
daß der Gedanke des Mitwirkens des Menschen
1999, die von manchen schon medien-
an seiner Rechtfertigung das ganze Konsenspa-
wirksam eine ,,Jahrhundertentschei- pier wie ein roter Faden durchziehe, weshalb das
dung“ genannt wird, wird eine ähnliche Rechtfertigungspapier eine ,,revolutionäre Er-
Wirkung haben wie das interreligiöse neuerung“ im positiven Sinn darstelle.
Treffen am 26. Oktober 1986 in Assisi. 12 Theobald Beer, Der fröhliche Wechsel und Streit,
Die Protestantisierung der Kirche wird Grundzüge der Theologie Martin Luthers, Johan-
zu einem pastoralen Programm wer- nes Verlag Einsiedeln 1980, S. 164
den, das aufgrund der Vorerziehung 13 Ebd. S. 164f
14 Ebd. S. 165
der Gläubigen durch die ,,Neue Messe“
15 Ebd. S. 209f
reibungslos und widerspruchslos von- 16 30 Tage, S. 10
statten gehen wird. Innerhalb kurzer 17 Evangelischer Bund würdigt Papier zur Rechtfer-
Zeit werden die letzten theologischen tigung, in: Die Tagespost, 16.09.1999, S. 6.
Hindernisse pastoral eingeebnet sein, 18 Beer, Theobald, Erklärungen Martin Luthers zum
weil die Unterschiede sowieso nur noch Brief des hl. Paulus an die Galater, Weilheim-Bier-
theoretisch, in dem Kopf einiger noch bronnen 1998, S. 147.
konservativ denkender, zurückgeblie- 19 Kasper, Walter, Das Petrusamt in ökumenischer
Perspektive, in: Lehmann, Karl, (Hrsg.), In der
bener Theologen existierten. Die Halb-
Nachfolge Jesu Christi, 128 S. Freiburg (Herder)
und Dreiviertelkonservativen werden 1980
jammern - und gezwungenermaßen
mitmachen.
Und wir? Wir konnten die Unter-
schrift dieses Konsenspapieres nicht
verhindern, aber wir sehen unsere Auf-
gabe darin, diese für die katholische
Kirche schmachvolle Verbindung mit
dem Irrtum dadurch zu überwinden,
daß wir der katholischen Lehre treu
bleiben, weiterhin den Irrtum Irrtum
nennen und die Verwerfungen des Tri-
enter Konzils lebendig halten, indem
wir sie einfach Tag für Tag treu leben,

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Die Entstehung der Evangelien


Teil 2
von P. Matthias Gaudron

Die Aussagen des Lehramts kas im Anschluß an Paulus unter Hin-


Es sollen hier nur die Entscheidun- zuziehung weiterer Quellen. Die berich-
gen der Bibelkommission zu Beginn des teten Worte und Taten sind historisch
Jahrhunderts und die Aussagen des II. wahr.
Vatikanischen Konzils eine kurze Er- Gleichzeitig wurde erlaubt, über die
wähnung finden. synoptische Frage (gegenseitige Beein-
flussung und Abhängigkeiten) unter
Voraussetzung des oben Erwähnten zu
1. Die Bibelkommission
diskutieren; die Zwei-Quellen-Theorie
Sie hat am 19.6.1911 zum Mt-Ev Stel- wurde aber abgelehnt (DH 3577f.).
lung genommen. Die Antworten finden
Schon vorher (am 27.6.1906) hatte
sich DH 3561-67. Die wichtigsten Ent-
die Kommission zum Joh-Ev Stellung
scheidungen sind: Der Verfasser ist der
genommen (DH 3398-3400): Sie betonte,
Apostel Matthäus; er hat als erster ge-
daß der Apostel Johannes der Autor sei
schrieben, und zwar in hebräischer
und die berichteten Tatsachen und Re-
Sprache. Das Evangelium wurde vor 70
den Christi historisch zu nehmen seien.
n. Chr. verfaßt. Matthäus hat wirklich
ein Evangelium geschrieben und nicht Nach der Enzyklika Divino afflante
nur eine Sammlung von Worten und Re- Spiritu sieht man sich zwar an jene Ent-
den. Die griechische Übersetzung scheidungen der Bibelkommission, die
stimmt im wesentlichen mit dem he- den Glauben weder unmittelbar noch
bräischen Evangelium überein. mittelbar betreffen, nicht mehr gebun-
den, die genauere Besprechung der ein-
Die Entscheidungen über das Mk-Ev zelnen Evangelien wird aber noch zei-
und das Lk-Ev wurden am 26.6.1912 gen, daß die Entscheidungen wohlbe-
veröffentlicht (DH 3568-76): Markus gründet waren und keineswegs so eng-
und Lukas sind wirklich die Verfasser. stirnig und verbohrt, wie manche es
Markus und Lukas sind nicht vor der darstellen.
griechischen Übersetzung des Mt-Ev
entstanden, aber beide vor der Zer-
störung Jerusalems, wobei Markus vor 2. Das II. Vatikanische Konzil
Lukas geschrieben hat. Das Lk-Ev wur- Die dogmatische Konstitution Dei
de vor der Apostelgeschichte verfaßt verbum beschäftigt sich in Artikel 18 mit
und damit vor dem Ende der römischen dem Ursprung der Evangelien: „Daß
Gefangenschaft des Paulus. Markus hat die vier Evangelien apostolischen Ur-
im Anschluß an Petrus geschrieben, Lu- sprung haben, hielt und hält die Kirche
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immer und überall fest. Denn was die heißt es zu dieser Stelle: „Das Konzil
Apostel nach Christi Gebot gepredigt sagt sehr vorsichtig, sie (die vier Evan-
haben, das haben später unter dem An- gelien/M. G.) seien apostolischen Ur-
hauch des göttlichen Geistes sie selbst sprungs; die Überlieferung der Evange-
und apostolische Männer uns als Fun- lien gehe auf die Apostel oder auf ,apo-
dament des Glaubens schriftlich über- stolische Männer‘ zurück” (S. 365). Und
liefert, nämlich das viergestaltige Evan- im LThK Bd. 13 schreibt Prof. Dr. Béda
gelium nach Matthäus, Markus, Lukas Rigaux sogar: „Das Konzil gibt nicht ge-
und Johannes.” (DH 4225). Der Text nauer an, auf welche Weise die Apostel
klingt auf den ersten Blick gut, seine am Ursprung der Evangelien stehen.
Schwächen werden aber im Vergleich Diese enthalten die apostolische Ver-
zum Schema der Vorbereitungskom- kündigung, aber das Ausmaß der apo-
mission sofort sichtbar. Hier hieß es stolischen Einwirkung bei der Redigie-
nämlich: „Die Kirche Gottes hat immer rung der Schriften wird nicht angege-
und überall geglaubt und glaubt auch ben” (S. 566).
jetzt noch ohne zu zögern, daß die vier
Evangelien ihren Ursprung bei den
Allgemeines zur Entstehung der synopti-
Aposteln haben; die Kirche hielt bestän-
schen Evangelien
dig fest, so wie sie es auch heute noch
tut, daß sie als menschliche Autoren je- 1. Die Abfassungszeit
ne Männer haben, deren Namen im Ka- Ein von der Bibelkritik des 19. Jahr-
non der hl. Bücher stehen, nämlich Mat- hunderts aufgestelltes Dogma besagt,
thäus, Markus, Lukas, Johannes, der
daß die synoptischen Evangelien nicht
Lieblingsjünger des Herrn” (zitiert nach
vor 70 n. Chr. entstanden sein können,
„Rom Kurier” Nr. 54, Nov. 1996, S. 4).
da in ihnen die Weissagung Jesu über
Der endgültige Text hält also nur den Untergang Jerusalems enthalten ist.
noch am apostolischen Ursprung expli- Es handle sich dabei um „vaticina ex
zit fest, nicht aber daran, daß die tradi- eventu”.
tionell genannten Apostel bzw. Apostel-
Doch ganz abgesehen davon, daß
schüler auch die wahren Autoren sind,
dies ein rationalistisches Vorurteil ist,
denn die Worte „das viergestaltige
sprechen vor allem zwei Gründe gegen
Evangelium nach Matthäus, Mar-
eine Abfassung nach 70:
kus,…” können auch so ausgelegt wer-
den, als seien hier einfach die Namen Die Prophezeiungen enthalten nicht
der Evangelien, nicht unbedingt aber die kriegsgeschichtlichen Konkreta, die
die wahren Verfasser genannt. Der Text man erwarten müßte, wenn jemand erst
ist in seiner Zweideutigkeit typisch für nach dem Eintritt der Ereignisse diese
das II. Vatikanum. Sowohl Konservati- Reden erfunden und Christus in den
ve als auch Modernisten können sich Mund gelegt hätte.
darauf berufen. Im „Kleinen Konzils- Robinson und Staudinger postulie-
kompendium” von Rahner/Vorgrimler ren aus der Fassung der eschatologi-
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schen Rede geradezu die Unmöglichkeit nichts von dem endgültigen Ergebnis
einer Abfassung nach 70. In dieser Rede des Prozesses! Solch ein Verfahren ist
wird nämlich der Fall Jerusalems mit kaum weniger zu rechtfertigen als das
dem Ende der Welt und der Wieder- eines Menschen, der die ganze Ge-
kunft Christi dermaßen zusammengese- schichte unseres Herrn erzählen und die
hen, daß man glauben könnte, mit dem Erzählung mit seiner Auslieferung an
Fall Jerusalems komme gleichzeitig Pilatus schließen würde, weil Jesus jetzt
auch das Ende der Welt. Dies ist aber of- nach Jerusalem hinaufgebracht worden
fensichtlich nicht so gewesen, da die und vor dem obersten Gericht der
Welt immer noch besteht. Es könnte also Hauptstadt erschienen war” (Date of
sogar der Eindruck entstehen, Christus acts – zitiert nach einem Artikel von Ro-
habe sich hier geirrt, und darum hätte binson in Respondeo Nr. 2: Vom Evan-
man nach 70 die Rede sicher nicht kom- gelium zu den Evangelien, S. 49).
mentarlos in dieser Weise niederge- Die Apostelgeschichte muß also un-
schrieben und schon gar nicht erfunden. gefähr 62 verfaßt worden sein. Für diese
Sicherlich muß man sogar noch Zeit spricht auch, daß der Martertod des
deutlich vor das Jahr 70 für die Abfas- Herrenbruders Jakobus, der 62 gegen
sung der synoptischen Evangelien ge- die Autorität Roms vom Hohenpriester
hen: Ananus hingerichtet wurde, nicht er-
wähnt wird, während die Apostelge-
Matthäus und Markus geben als Ort
schichte sonst alle wichtigen Martyrien
des Messiasbekenntnisses Petri die Ge-
berichtet.
gend von Cäsarea Philippi an. Seit 66 n.
Chr. hieß diese Stadt aber nicht mehr so, Dies hat dann aber Konsequenzen
da Agrippa II. sie in Neronias umbe- für die Evangelien: Das Lk-Ev muß
nannt hatte. früher verfaßt worden sein, da Apg 1,1
klar darauf Bezug nimmt, und dement-
Einen wichtigen Hinweis gibt die
sprechend müssen Matthäus und Mar-
Apostelgeschichte. Diese bricht unver-
kus noch früher geschrieben haben.
mittelt mit dem Warten des Apostels
Paulus auf seine Gerichtsverhandlung
ab. Man hat dafür komplizierte Er- 2. Beziehungen und Abhängigkeiten unter
klärungen gesucht, die einfachste Er- den Synoptikern
klärung ist aber die, daß die Apostelge- Vergleicht man die drei ersten Evan-
schichte eben zu diesem Zeitpunkt ver- gelien, so fallen die großen Übereinstim-
faßt wurde. Dazu hat sich selbst ein mungen unter ihnen auf. Diese betreffen
Mann wie Harnack durchgerungen: vor allem die Anordnung des Stoffes
„Acht volle Kapitel lang hält St. Lukas und gehen manchmal sogar bis in die
seine Leser in Spannung, um zu verfol- Wortwahl hinein. Andererseits ist aber
gen, wie der Prozeß des hl. Paulus ver- doch wieder jeder Evangelist seine eige-
laufen werde, nur um sie zum Schluß nen Wege gegangen: Jeder gestaltet sein
völlig zu enttäuschen – sie erfahren Evangelium etwas anders und hat sein
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Verschiedenes

Sondergut. Es gibt auch kaum einen Mt-Ev wie das Lk-Ev seien als Verarbei-
längeren Satz, wo zwei Evangelien tungen von Markus und Q entstanden.
wirklich wörtlich übereinstimmen. Das Jedoch hat sich diese Theorie bis
folgende Schema zeigt die Gemeinsam- heute nicht durchsetzen können. Einer-
keiten unter den Synoptikern: seits ist die Existenz der Logienquelle Q
Mk
Eigengut 1/20

320 Verse
Mt
Lk
Eigengut 1/4
Eigengut 1/2

200/250 Verse

Logienquelle (Q)

Bei der Anordnung des Stoffes kann eine reine Hypothese und andererseits
man folgende Beobachtungen machen: ist es zu einfach, Matthäus und Lukas
Matthäus und Markus gehen manch- als Produkte aus Markus und Q zu er-
mal gegen Lukas zusammen, z.B. im klären. Die Theorie hat darum die kom-
Passionsbericht. Markus und Lukas pliziertesten „Verbesserungen” erfah-
stimmen manchmal gegen Matthäus ren. Man postulierte ein Urevangelium,
überein. So entspricht beispielsweise Lk einen Ur-Mk, Logienquellen in ver-
4,31-6,19 Mk 1,16-3,19. Dagegen kommt schiedenen Verbindungen und Überset-
eine Übereinstimmung von Matthäus zungen usw. Man geht kaum fehl,
und Lukas gegen Markus in der Anord- wenn man sagt, daß es so viele Theori-
en wie Exegeten gibt und die Theorien
nung des Stoffes nicht vor. Wohl aber
vor allem darin übereinstimmen, daß
gibt es Übereinstimmungen zwischen
sie nicht überprüfbar, sondern eher
Matthäus und Lukas in den Formulie-
Zeugnisse der blühenden Phantasie ih-
rungen. rer Urheber sind.
Die Zweiquellentheorie folgert aus Fast allgemeine Einigkeit herrscht
diesen Beobachtungen, daß Markus das heute darüber, daß Markus das erste
erste Evangelium sei. Daneben habe es Evangelium oder wenigstens das erste
noch eine Logienquelle (Q) gegeben, al- Vollevangelium sei. Robinsons Mei-
so eine Sammlung von Reden Jesu. Das nung geht auch in diese Richtung,
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Verschiedenes

wenn er auch zugibt, daß die Gründe traditionen und Gesetzessammlungen


für die Markus-Priorität nicht zwingend auswendig zu wissen. Ein jüdischer
sind. H.J. Schulz („Die apostolische Her- Schüler wurde von Jugend auf daran
kunft der Evangelien”, Herder 1997) gewöhnt, viel auswendig zu lernen, und
meint, daß Matthäus zwar als erster ge- auch im einfachen Volk dürfte die
schrieben habe, aber nicht das Mt-Ev in Fähigkeit, Texte auswendig zu behalten,
seiner heutigen Form, sondern nur eine enorm groß gewesen sein.
Sammlung von Reden, ähnlich (oder Die Apostel waren darum sicher
identisch mit?) der Quelle Q. bemüht, die Worte Jesu möglichst wört-
Jedoch ist die Tradition, soweit sie lich zu behalten. Welche Möglichkeiten
verfolgbar ist, immer der Meinung ge- sich hier auftun, zeigt der Vergleich mit
wesen, daß das Mt-Ev als erstes ge- der altirischen Gedächtniskultur. Die
schrieben wurde. Da die Gründe für die irischen Erzähler, die oft Analphabeten
Markus-Priorität keinesfalls zwingend waren, konnten Texte auswendig wie-
sind und die rationalistische Exegese dergeben, die die Länge der Evangelien
bisher keine wirklich überzeugende bei weitem übertrafen. Es sind Beispiele
Theorie für die Entstehung der Evange- von irischen Erzählern bekannt, die Ge-
lien aufstellen konnte, scheint es mir an- schichten mit 24.000 bis 36.000 Wörtern
gemessener, an der Nachricht der Tradi- auswendig wußten. Das Gesamtvolu-
tion festzuhalten. men ihrer Geschichten umfaßte 100.000
Man sollte für die Entstehung der bis 600.000 Wörter. (Vgl. dazu: Respon-
Evangelien folgendes bedenken: deo Nr. 2, Vom Evangelium zu den
Sicherlich gab es schon vor der Ab- Evangelien, S. 5-22).
fassung der Evangelien schriftliche Be- Für die Apostel dürfte es also kein
richte über Worte und Taten Jesu. Diese Problem gewesen sein, sich ganze Pre-
wurden schon für die Katechese und digten wörtlich zu merken. Der Ver-
den Gottesdienst benötigt, und der hl. gleich mit den irischen Erzählern zeigt,
Lukas berichtet ausdrücklich von sol- daß einmaliges Hören einer Erzählung
chen Schriften, denn die Worte „Nach- für die wörtliche Wiedergabe genügt.
dem viele es unternommen haben, ei- Dabei konnte man sich auch Worte ein-
nen Bericht abzufassen über die Din- prägen, deren Sinn man gar nicht ver-
ge…”, beziehen sich wohl kaum nur auf stand.
das Mk- und Lk-Ev. Die jüdische Kultur legte Wert auf
Vor allem darf man die Bedeutung die treue Wiedergabe der Traditionen.
der mündlichen Überlieferung nicht zu Auf Kreativität kam es nicht an. Die
gering ansehen. Die jüdische Kultur war Theorie von der Jesusgeschichten erfin-
nicht nur eine Schrift-, sondern vor al- denden Urgemeinde paßt nicht in das
lem eine Gedächtniskultur. Ein jüdi- Bild der jüdischen Welt. Welcher Wert
scher Schriftgelehrter hatte neben der auf die treue Überlieferung gelegt wur-
ganzen Hl. Schrift auch noch die Fach- de, klingt beim (rabbinisch geschulten)
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Verschiedenes

hl. Paulus an, der öfter betont: „Ich habe dann ist es möglich, daß der hl. Mat-
überliefert erhalten … Ich habe euch thäus bei der Abfassung seines Evange-
weitergegeben…” (1 Kor 11,23; 15,3). liums aus der gleichen Quelle geschöpft
Die schriftliche Fixierung wurde hat, zumal da die Predigt des hl. Petrus
dann vor allem durch die Verkündigung in der ersten Zeit des gemeinsamen Wir-
im hellenistischen Kulturraum nötig, kens der Apostel in Jerusalem im Vor-
die keine Gedächtniskultur war. Bei der dergrund gestanden hat und auch für
Übertragung ins Griechische dürfte aber die anderen Apostel maßgeblich gewe-
natürlich viel von der Wörtlichkeit ver- sen sein dürfte. Die Apostel haben sich
lorengegangen sein. sicher bemüht, möglichst einheitlich zu
predigen. Somit ist es möglich, daß das
Die auffallenden Übereinstimmun-
Mk-Ev zwar älteste Traditionen wieder-
gen unter den Synoptikern könnten also
gibt, aber trotzdem das Mt-Ev früher
in der genauen mündlichen Tradition
aufgezeichnet wurde.
ihre Erklärung finden. Wenn das Mk-Ev
aus der Tradition schöpft, die in der Pre-
digt des hl. Petrus ihren Ursprung hat, (Fortsetzung folgt)

Das Jahr 2000 – Weltuntergang oder Beginn


eines neuen Zeitalters?
Interview mit einem katholischen Priester

Wird im Jahr 2000 die Welt untergehen? ihr bereit; denn zu einer Stunde, da ihr
es nicht meint, kommt der Menschen-
Unser Herr Jesus Christus sagt über den sohn“ (Mt 24,42ff).
Zeitpunkt des Weltuntergangs: „Jenen Wir können also nichts wissen über den
Tag aber und jene Stunde weiß nie- Zeitpunkt des Weltuntergangs. Er wird
mand, auch nicht die Engel des Him- ganz überraschend kommen. Es ist
mels, auch nicht der Sohn, nur der Vater auch nicht nötig, daß wir es wissen. Wir
allein“ (Mt 24,36). Er führt aus, wie sollen vielmehr als gute Christen alle-
plötzlich und unerwartet jene Stunde zeit bereit sein für das Kommen unseres
kommen wird. „Darum wachet, denn Herrn.
ihr wißt nicht, an welchem Tag euer
Herr kommt. Das aber sollt ihr beden- Aber hat das Jahr 2000 nicht doch irgend-
ken: Wenn der Hausherr wüßte, zu wel- eine besondere Bedeutung?
cher Stunde der Nacht der Dieb kommt,
würde er wachen und nicht einbrechen Doch, natürlich. Die Kirche begeht
lassen in sein Haus. Darum seid auch schon von jeher die Jubiläumsjahre der
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Verschiedenes

Erlösungsgeheimnisse mit besonderer und Reich wider Reich“), aber zum ei-
Feierlichkeit. Sie nennt sie „heilige Jah- nen gilt das nicht notwendig für das
re“. Z.B. war das Jahr 1933 ein Heiliges Jahr 2000 und zum anderen mahnt er
Jahr, weil es das Jubiläumsjahr des To- uns ausdrücklich, wir sollten uns davon
des unseres Herrn am Kreuz war. So nicht „schrecken“ lassen.
wird auch das Jahr 2000 als Heiliges
Jahr begangen, weil es das 2000. Ju- Aber muß man denn nicht feststellen, daß
biläum der Geburt unseres Herrn Jesus sich zum Ende unseres Jahrhunderts die Ka-
Christus ist. Die Kirche ist sich bewußt, tastrophen nur so häufen: Mehrere „Jahr-
daß diese Jahre Gelegenheiten sind, an hunderthochwasser“ hintereinander, Erdbe-
denen Gott besondere Gnaden ausspen- ben, zuletzt in der Türkei und in Taiwan,
det. Insofern wird auch das Jahr 2000 von menschengemachten Unglücken ganz
ein besonderes Jahr sein, ein Heiliges zu schweigen, wie etwa den vielen Eisen-
Jahr, in dem Gott uns besondere Gnaden bahnunfällen der letzten Zeit oder dem
schenkt. (Dabei ist es übrigens nicht so jüngsten atomaren Desaster in Japan?
wichtig, ob Christus nun tatsächlich im
Jahre 0 geboren und im Jahr 33 gestor- Da ist sicher etwas daran, daß wir in ei-
ben ist; Gott bindet seine Gnaden nicht nem Zeitalter großer Bedrohung und
an historische Genauigkeit, sondern an gehäufter Katastrophen leben. Übrigens
die Frömmigkeit seiner Kirche.) auch in einem Zeitalter ständiger Kriege
und Kriegsgefahren, denken wir nur an
Das ist ja ganz nett, entspricht aber doch Kosovo oder Tschetschenien. Das ist al-
nicht ganz den Erwartungen, die viele an lerdings auch kein Wunder, da unsere
dieses Jahr bzw. das neue Jahrtausend knüp- Gesellschaft über weite Strecken hin
fen. Für die einen bedeutet es den Beginn ei- gottlos geworden ist, und zwar welt-
nes ganz neuen Zeitalters, die anderen er- weit. Insofern hat unsere Epoche schon
warten große Katastrophen und Kriege, be- etwas Apokalyptisches.
sonders den „Dritten Weltkrieg“. Was ist
davon zu halten? Also doch Weltuntergang?

Christus sagt: „Wenn ihr aber von Krie- Moment! Unser Herr sagt ausdrücklich,
gen und Kriegsgerüchten hört, dann dies alles sei „noch nicht das Ende“, ja
laßt euch nicht schrecken, denn es muß sogar erst „der Anfang der Wehen“.
so kommen, aber noch ist es nicht das
Ende. Denn aufstehen wird Volk wider Ja, was muß denn noch alles kommen?
Volk und Reich wider Reich, und es
werden Erdbeben sein von Ort zu Ort Es kommen erst noch die entscheiden-
und Hungersnöte. Der Anfang der We- den Gefahren für uns Christen. Das sind
hen ist das“ (Mk 13,7). Er sagt also nämlich nicht die Erdbeben und die
schon Kriege und Katastrophen voraus, Kriege, auch nicht der „Dritte Welt-
sogar einen Weltkrieg („Volk wider Volk krieg“. Die erste Gefahr, die Christus
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Verschiedenes

sieht und gleich als allererstes anspricht, Aussage: die bis jetzt nicht gewesen ist
ist die Verführung: „Seht zu, daß euch noch sein wird.
niemand verführe! Denn viele werden
kommen unter meinem Namen und sa- Wie sollen wir die Verführung verstehen?
gen: Ich bin es; und sie werden viele ver-
führen“ (Mk 13,5f). Die zweite Gefahr Die Verführung wird vor allem als eine
nennt er dann am Schluß in aller Aus- religiöse gekennzeichnet, sie geschieht
führlichkeit, und das ist die Verfolgung: durch „falsche Propheten“. Wir sehen
„Ihr aber, gebt acht auf euch selbst! Sie das heute schon überall, diese Ver-
werden euch den Gerichten überliefern; führung, besonders der Jugend, durch
ihr werdet in den Synagogen gegeißelt Esoterik und durch verschiedene Sek-
und vor Statthalter und Könige gestellt ten, durch die Charismatiker oder selbst
werden um meinetwillen, ihnen zum den Satanismus. Aber sogar fromme
Zeugnis“ (Mk 13,9). Katholiken lassen sich heute reihenwei-
se verführen durch eine Sonderform des
Das sind ja schöne Aussichten... Charismatikertums, die „Erscheinungs-
gläubigkeit“: Hier erscheint die Mutter-
Gewiß, aber im Grunde nichts Neues. gottes, da weint ihr Bild Tränen, dort
Die Christen sind immer schon verführt gibt sie eine neue Botschaft vom Him-
und verfolgt worden, mal mehr und mel... Marpingen zum Beispiel! Das ist
mal weniger. Allerdings wird es schon genau, was Christus vorhergesagt hat:
noch eine Verschärfung geben, die Chri- „Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht,
stus für die „letzten Zeiten“ vorhersagt. hier ist der Messias, oder: dort, so
Er sagt, es werde in jenen Tagen „eine glaubt es nicht; denn es werden falsche
Drangsal sein, wie dergleichen seit An- Messiasse aufstehen und falsche Pro-
fang der Schöpfung, die Gott schuf, bis pheten, und sie werden große Zeichen
jetzt nicht gewesen ist und nicht sein
und Wunder tun, um, wenn möglich,
wird. Und hätte der Herr nicht ab-
auch die Auserwählten zu verführen.
gekürzt die Tage, würde kein Mensch
Seht, ich habe es euch vorhergesagt!
gerettet werden; doch um der Auser-
Wenn sie euch also sagen: Seht, er ist in
wählten willen, die er sich erwählte, hat
der Wüste, so geht nicht hinaus; seht, er
er die Tage abgekürzt“ (Mk 13,19f). Das
ist in den Kammern, so glaubt es nicht!“
wird also schon recht grausam werden.
(Mt 24,23ff) „Geht nicht hin“, sagt Chri-
Aber Jesus Christus gibt uns den Trost
stus, „glaubt es nicht“!
gleich dazu. Er kündigt an, daß die Ta-
ge „abgekürzt“ werden. Und beachten Und wie wird die große Verfolgung ausse-
wir außerdem: Wir kennen keinen Zeit- hen?
punkt für das Eintreten jener „Drang-
sal“, das kann noch Jahrzehnte und Sehr umfassend! „Es wird aber ein Bru-
Jahrhunderte dauern, und außerdem ist der den Bruder in den Tod liefern und
es klar, daß die Welt danach noch wei- ein Vater das Kind, und Kinder werden
tergeht. Das ergibt sich schon aus der sich erheben gegen die Eltern und sie in
36
Dezember 99 23.11.1999 19:41 Uhr Seite 37

Verschiedenes

den Tod bringen. Ihr aber werdet gehaßt vernichtet werden; am Ende aber wird
sein von allen um meines Namens wil- mein Unbeflecktes Herz triumphieren.
len; wer aber ausharrt bis ans Ende, der Der heilige Vater wird mir Rußland wei-
wird gerettet werden“ (Mk 13,12). hen, das sich bekehren wird, und eine
Zeit des Friedens wird der Welt ge-
Schrecklich! schenkt werden.“

Ja, aber wieder gibt unser Herr Jesus Was bedeutet das von der Vernichtung ver-
Christus den Trost gleich mit. Er sagt, schiedener Nationen und wie ist die Zeit des
daß der Heilige Geist den Betreffenden Friedens zu verstehen?
beistehen wird: „Wenn sie euch weg-
führen und überliefern, so macht euch Das bedeutet wohl so etwas wie den
vorher nicht Sorge, was ihr reden sollt; „Dritten Weltkrieg“, der sehr fatal en-
sondern was euch eingegeben wird in den wird, eben mit der „Vernichtung
jener Stunde, das redet; denn nicht ihr verschiedener Nationen“. Aber auch
seid es, die da reden, sondern der Heili- mit der Vernichtung des Kommunis-
ge Geist“ (Mk 13,11). Der Heilige Geist mus, aller falschen Religionen und Irr-
ist es auch, der den Märtyrern die tümer. Deswegen kann danach auch ei-
Standhaftigkeit gibt, auszuharren bis ne „Zeit des Friedens“ kommen. Diese
ans Ende, um gerettet zu werden. Übri- Zeit kennt auch unser Herr in seinen
gens haben wir auch dafür gerade in un- Endzeitreden: „Und es wird dieses
serem Jahrhundert viele Beispiele gese- Evangelium vom Reiche verkündet
hen, denken wir nur an die unlängst erst werden in der ganzen Welt, zum Zeug-
heiliggesprochene Edith Stein und all nis für alle Völker, und dann wird kom-
die anderen, durch den Nationalsozia- men das Ende“ (Mt 24,14). Es kommt al-
lismus oder den Kommunismus ver- so vor dem Ende der Welt noch eine
folgten Christen unserer Tage. Zeit, in der sich das Christentum unge-
hindert ausbreiten wird in der ganzen
Wer wird die Christen der Endzeit verfol- Welt. In der Offenbarung des heiligen
gen? Johannes wird diese Zeit als tausend-
jähriges Herrschaftsreich Christi und
Offensichtlich ein neu erstarkter, wie- seiner Heiligen dargestellt.
dererstandener, weltweiter Kommunis-
mus. Davon spricht die Muttergottes in Wirklich tausend Jahre?
Fatima: Rußland wird „seine Irrlehren
[= den Kommunismus] über die Welt Die Tausend ist hier sicher eine Symbol-
verbreiten, wird Kriege und Verfolgun- zahl. Sie bedeutet vor allem die Voll-
gen der Kirche heraufbeschwören, die kommenheit jener Zeit in jeder Hinsicht
Guten werden gemartert werden und (10 mal 10 mal 10). Aber sie sagt sicher
der heilige Vater wird viel zu leiden ha- auch aus, daß es sich um einen recht lan-
ben; verschiedene Nationen werden gen Zeitraum handeln wird.
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Verschiedenes

Und wie soll das aussehen? menschliche Herz, dessen ,Trachten bö-
se ist von Jugend auf’ (Gn 8,21), bleibt
Charakteristisch für diese Epoche wird bestehen. Verkehrtheit und Sünde wer-
die „Fesselung Satans“ sein und die den daher ebenso wie Unheil und Tod
Herrschaft Christi und der Heiligen, auch während dieser irdischen Frie-
insbesondere der Märtyrer und Beken- denszeit der Kirche nicht aus der Welt
ner aus der Zeit der großen Verfolgung verschwinden; die paradiesische Ur-
(die hier übrigens mit dem Antichristen sprünglichkeit ist der Erde damit noch
in Verbindung gebracht ist; der ist es al- nicht zurückgegeben.“
so wohl, der hinter der kommunisti-
schen Weltmacht steckt). Ein Exeget be- Was folgt danach, nach diesem Friedens-
schreibt die „Tausend Jahre“ so: „Auf reich?
die Epoche der Bekämpfung folgt für
die Kirche eine Friedenszeit von außen Danach, heißt es, muß der Satan noch
und im Innern. Die Herrschaft Christi einmal losgelassen werden „auf kurze
und seiner Heiligen, ihr Triumph im Zeit“, weil die Gläubigen durch all den
Himmel werden sich dann auch ent- vielen Frieden satt und lau geworden
sprechend auf der Erde widerspiegeln sind, um sie wieder aufzurütteln für die
können in der Verfassung der menschli- endgültige Wiederkunft des Herrn.
chen Gesellschaft als solcher wie ihrer Und dann erst kommt das Ende der
einzelnen Gruppen. Nachdem der Ein- Welt.
fluß der dämonischen Mächte auf die
Geschichte unterbunden ist, kann die Das dürfte dann ja wohl noch einige Zeit
Lage, die dadurch auf Erden entstanden dauern?
ist, im geistigen Sinn auch als eine
Es scheint so. Doch beachten wir, was
Machtergreifung Christi und seiner
Christus seinen Aposteln sagt: „Nicht
Heiligen aufgefaßt werden; die Aus-
eure Sache ist es, Zeiten oder Stunden
breitung des Evangeliums unter den
zu wissen, die der Vater festgelegt hat in
Menschen könnte frei ihren Lauf neh-
der ihm eigenen Macht; doch werdet ihr
men, und seine Auswirkung auf die
Kraft empfangen, wenn der Heilige
menschliche Gesellschaft bliebe unbe-
Geist auf euch herabkommt, und wer-
hindert“.
det meine Zeugen sein in Jerusalem und
Da gehen wir ja direkt traumhaften Zeiten in ganz Judäa und Samaria und bis an
entgegen... die Grenzen der Erde“ (Apg 1,7ff). Das
ist auch unsere Aufgabe. Nicht Zeiten
In gewisser Weise ja. Wir müssen aber und Stunden zu wissen und den Welt-
beachten, was unser Exeget weiter aus- untergang vorherzuberechnen, sondern
führt: „Allerdings ist mit der Entmach- in der Kraft des Heiligen Geistes, die
tung des Teufels das Böse nicht voll- wir bei der Firmung empfangen haben,
ständig aus der Menschheit verbannt. Zeugen Christi zu sein bis an die Gren-
Die andere Quelle des Bösen, das zen der Erde und bis ans Ende der Welt.
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Dezember 99 23.11.1999 19:41 Uhr Seite 39

Liturgischer Kalender
Dezember
1.12. Mittwoch Wochentag (3. Kl.)
2.12. Donnerstag Fest der hl. Bibiana (3. Kl.)
3.12. Freitag Fest des hl. Franz Xaver (3. Kl.); Herz-Jesu-Freitag
4.12. Samstag Fest des hl. Petrus Chrysologus (3. Kl.); (Gedächtnis
der hl. Barbara); Herz-Mariä-Sühnesamstag
5.12. Sonntag 2. Adventsonntag (1. Kl.)
6.12. Montag Fest d. hl. Nikolaus (3. Kl.)
7.12. Dienstag Fest d. hl. Ambrosius (3. Kl.)
8.12. Mittwoch Fest der Unbefleckten Empfängnis der allerselig-
sten Jungfrau Maria (1. Kl.)
9.12. Donnerstag Wochentag (3. Kl.)
10.12. Freitag Wochentag (Ged. d. hl. Melchiades) (3. Kl.)
11.12. Samstag Fest des hl. Damasus I. (3. Kl.)
12.12. Sonntag 3. Adventsonntag (1. Kl.) (Sonntag Gaudete)
13.12. Montag Fest d. hl. Lucia (3. Kl.)
14.12. Dienstag Wochentag (3. Kl.)
15.12. Mittwoch Quatembermittwoch
16.12. Donnerstag Fest d. hl. Eusebius (3. Kl.)
17.12. Freitag Quatemberfreitag (2. Kl.)
18.12. Samstag Quatembersamstag (2. Kl.)
19.12. Sonntag 4. Adventsonntag (1. Kl.)
20.12. Montag Wochentag
21.12. Dienstag Fest d. hl. Thomas, Apostel (2. Kl.)
22.12. Mittwoch Wochentag (2. Kl.)
23.12. Donnerstag Wochentag (2. Kl.)
24.12. Freitag Vigil von Weihnachten (1. Kl.)
25.12. Samstag Fest der Geburt Unseres Herrn (1. Kl.)
26.12. Sonntag Sonntag in der Oktav von Weihnachten (2. Kl.)
(Ged. d. hl. Stephanus, Erzmartyrer)
27.12. Montag Fest d. hl. Johannes, Apostel (2. Kl.)
28.12. Dienstag Fest d. Unschuldigen Kinder (2. Kl.)
29.12. Mittwoch in der Weihnachtsoktav (2. Kl.)
30.12. Donnerstag in der Weihnachtsoktav (2. Kl.)
31.12. Freitag in der Weihnachtsoktav (2. Kl.); (Gedächtnis des hl.
Sylvester I.)
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Heilige Messen
Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s
DEUTSCHLAND
Aachen Kapelle St. Petrus Canisius 52072, Brüggemannstr. 12 0201/664922 9.15/18.00 (1. u. 3
Altötting Kapelle Maria Hilf 84503, Dr. Hiemer Str. 3 08671/13201 9.00
B. Friedrichshall Kirche Sieben Schm. Mariens 74177, Ulmenweg 4 06321/32260 9.00 bzw. 18.00
Berlin Kapelle St. Petrus 10961, Mehringdamm 64 030/7859225 9.30/ 18.30 (Fr), 8
Bonn Priorat Christkönig 53111, Kaiser Karl Ring 32 a 0228/679151 8.00, 10.00/ 7.15,
Brilon Wald Karmel St. Josef 59929, Korbacher Str. 89 02961/6445 10.15/ 8.00
Spiritual 59929, Korbacher Str. 99 02961/908134
Diestedde Don-Bosco-Gymnasium 59329, Lange Str. 1 02520/93040 10.00/6.40
Essen Priorat St. Bonifatius 45356, Bottroper Str. 295 0201/664922 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Freiburg Kapelle St. Antonius v. Padua 79114, Wiechertstr. 2B 07643/6980 9.00 bzw. 18.00
Fulda Kapelle M v.d. Immerw.Hilfe 36037, Heinrichstr. 45 0661/72674 9.30 oder 17.00
Göffingen Priorat Hl. Geist 88527, Biberacher Str. 2 07371/93640 8.00, 9.30/ 7.15, 1
Noviziat St. Pius X. (wie Priorat) 07371/13736
Hagstedt Kapelle Herz Jesu u. Mariä 49429 02520/93040 9.30 (von Ausnah
Hamburg Kapelle St. Theresia v. Avila 22297, Alsterdorfer Str. 210 040/5116813,0201/664922 10.30/ 18.00 (Fr)
Hannover Kapelle St. Ansgar 30419, Hartungstr. 11 0201/664922 17.00 (von Ausna
Hattersheim Kapelle St. Athanasius 65795, Schulstr. 7 06190/2644, 0711/89692929 8.00, 10.00/ 18.00
Häusern Kloster Marienberg 79837, Haselwies 10 07672/328 8.45/ 7.00
Karlsruhe Kirche Herz-Jesu 76187, Sudetenstr. 93 06321/32260 9.00 bzw. 18.00/1
Kaufbeuren Kapelle Hl. 14 Nothelfer 87600, Dr. Muschak-Str. 14 07371/93640 9.00/ 1. Fr 19.00
Kleinwallstadt Kirche Hl. Judas Thaddäus 63839, St.-Jud.-Thadd.-Weg 1 0681/854588 8.00, 10.00/18.00
Kleve Kapelle Maria, Trösterin d. Betr. 47533,Van Bracht-Steege 0201/664922 18.00 (1. u. 3. So
Koblenz Kapelle Mariä Heimsuchung 56073, Bahnhofsweg 6 0261/408246, 0228/679151 10.00/ 18.00 (Fr),
Köln Kapelle Hl. Drei Könige 50668, Am Salzmagazin 6 0228/679151 10.00/ 18.30 (Mi),
Königsbrunn Kapelle Mutter vom Großen Sieg 86343, Keltenstr. 9 08231/34146, 08236/5395 9.00/ verschieden
Lübeck St. Katharinenkirche 23552, Königstr. 27 0201/664922 -/ 17.30 (Sa)
Memmingen Kapelle St. Josef 87700, Teramostr. 2a 08331/494984 7.45, 9.30/ 19.00
Miltenberg siehe Kleinwallstadt
München Priorat St. Pius X. 81369, Johann Clanze Str. 100 089/712707 7.30, 9.30/ 6.30, 1
Neustadt Priorat Hl. Familie 67433, Mandelring 36 06321/32260 8.00, 9.30/ 7.15 (a
Nürnberg Kapelle Unbefleckte Empfängnis 90513, Angerzeile 14 09451/1225, 3659 9.45 bzw. 15.00
Offenburg Kapelle St. Konrad 77654, Werderstr. 2 07643/6980 9.00 bzw. 18.00/ 1
Passau Rosenkranz-Kapelle 94032, Kapuzinerstr. 75 09451/1225 So 8.10 Rosenkra
Reutlingen Kirche Hl. Kreuz 72770, Im Staudfuß 9 0711/89692929 9.00/ 18.45 (Fr), 7
Rheinhausen Priorat St. Michael 79365, Kronenstr. 2 07643/6980 9.00/ 6.30 (Mo, M
Saarbrücken Priorat St. Maria zu den Engeln 66119, Julius Kiefer Str. 11 0681/854588 7.45, 9.30/ 7.00 (M
Schönenberg St. Theresien-Gymnasium 53809, St. Vinzenzhaus 02295/5082, 5163 10.00/ 6.35
40
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Meßzeiten sonntags/werktags

9.15/18.00 (1. u. 3. Mi) Nähe Ponttor


9.00
9.00 bzw. 18.00 Kochendorf
9.30/ 18.30 (Fr), 8.00 (Sa), übrige Tage anfragen U-Bahn Mehringdamm (U6 u. U7)
8.00, 10.00/ 7.15, 8.00 (Sa), 18.00 (Di, Fr)
10.15/ 8.00

10.00/6.40 Wadersloh
8.00, 9.30/ 7.15, 17.45 Bergeborbeck
9.00 bzw. 18.00
9.30 oder 17.00
8.00, 9.30/ 7.15, 19.30 (Do zusätzlich), 1. Fr u. Sa nur 19.30

9.30 (von Ausnahmen abgesehen) bei Vechta, Siedlung Nr. 142


664922 10.30/ 18.00 (Fr) Alsterdorf
17.00 (von Ausnahmen abgesehen) Vinnhorst
9692929 8.00, 10.00/ 18.00 (Do, Fr), 8.00 Sa
8.45/ 7.00
9.00 bzw. 18.00/18.30 (Fr) Knielingen
9.00/ 1. Fr 19.00 Neugablonz
8.00, 10.00/18.00 (Fr), 8.00 (Sa)
18.00 (1. u. 3. So) Nähe Stiftskirche
/679151 10.00/ 18.00 (Fr), 8.00 (Sa) Moselweiß
10.00/ 18.30 (Mi), 8.00 (Sa) beim Ursulaplatz
36/5395 9.00/ verschiedene Zeiten bei Augsburg
-/ 17.30 (Sa)
7.45, 9.30/ 19.00 bzw. 19.30 (Sommer) (Fr, 1. Sa), 7.15 (Sa)

7.30, 9.30/ 6.30, 18.00 (außer Mo), 8.00 (Sa) U-Bahn: Partnachplatz (U6)
8.00, 9.30/ 7.15 (außer Di, Fr: 19.00) N. (Weinstraße); Haardt
9.45 bzw. 15.00 Nürnberg-Zirndorf
9.00 bzw. 18.00/ 19.00 (1. Fr)
So 8.10 Rosenkranz, 9.00 hl. Messe Innstadt
9.00/ 18.45 (Fr), 7.30 (Sa) Betzingen
9.00/ 6.30 (Mo, Mi)/ 19.00 (Do, Fr), 7.00 (Sa), 20.00 (1. Sa) Niederhausen
7.45, 9.30/ 7.00 (Mo, Mi, Do, Sa), 17.40 (Di, Fr)
10.00/ 6.35 b. Ruppichteroth
41
Dezember 99 23.11.1999 19:41 Uhr Seite 42

Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten s


Schramberg Kapelle Sel. Bernhard von Baden 78713, Hardtstr. 4 0711/89692929 9.00 bzw. 18.00;
Siegen Kapelle St. Trinitas 57072, Tiergartenstr. 37 0228/679151 17.00
Stuttgart Distriktsitz St. Athanasius 70469, Stuttgarter Str. 24 0711/89692929 7.30,9.30/ 7.15, 1
Sulzberg Kapelle Unbefl. Herz Mariens 87477, Bundesstr. 309 08376/8458 9.00
Überlingen Priorat St. Josef 88662, Litscherweg 2 07551/2266 7.30,9.30/ 7.00 (M
Weihungszell Seniorenh. St. Josef 88477, Maienfeld 5 07347/6010 7.30, 9.30/ 6.40 (
Priorat St. Christophorus 88477, Kapellenstr. 12 07347/921690 siehe oben
Würzburg Konferenzsaal d. Hbf 0931/72281 15.00 (gewöhnlic
Zaitzkofen Priestersem. Herz Jesu 84069, Hauptstr. 15 09451/1225, 3659 8.00, 10.00/ 7.15

SCHWEIZ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Basel Priorat St. Theresia v. K. Jesu 4057, Schliengerweg 17 061/6923377 8.00, 10.00/7.00
Carouge Kapelle St. Joseph 1227, Av. du Card. Mermillod 9 022/3426232,7922319 8.30, 10.00, 19.0
Chexbres Karmel Marie Reine des Anges 1605, Cremières 021/9462910,9463206 7.45/ 8.00
Delémont Hl. Geist-Kirche 2800, 1,rue de la Prévóté 062/2161818 9.15/ 18.30 (werk
Ecône Priesterseminar St. Pius X. 1908 027/7443525 7.20, 8.30,10.00/
Enney Exerzitienhaus Domus Dei 1667 026/9211138 7.45/ 7.15
Freiburg siehe Villars-sur-Glâne
Genf (siehe Carouge und Onex)
Glis (Brig) Kapelle Hl. Antlitz 3902, Zwingartenstr. 56 027/9233901, 7443525 8.00 (alle 14 Tag
Goldau Kapelle Maria Hilfe d. Christen 6410, Hügelweg 8 041/3608832,7553647 9.30/ 19.15 (Mi)
Lausanne Kapelle Charles B. u. Reg. Pacis 1005, avenue Avant-Poste 7 021/3112814, 026/9211138 8.30, 10.00/ anfra
Luzern Kapelle St. Josef 6005, Tribschenstr. 51 041/7553647 7.30, 9.15/ 19.15
Mels Institut Sancta Maria 8887 081/7234423 8.30 (nicht an all
Menzingen Generalhaus M. Verkündigung 6313, Schloß Schwandegg 041/7553636 7.30/ 7.15
Monthey Kapelle St. Antoine 1870, Av. du Simplon 100 027/3064666, 024/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr
Montreux Kirche ULF v. Lepanto 1820, rue de la Gare 24 026/9211138 10.15/ 19.00 (Mi,
Oberriet Priorat St. Karl Borromäus 9463, Staatsstraße 87 071/7612726 8.30,10.00,19.00
Oensingen Kirche Herz-Jesu 4702, Staadackerstr. 4 062/2161818 9.15/ 7.15 (Mo),
Onex Schule St. François de Sales 1213, 23, rue Gaudy-Le-Fort 022/7934211 -/ 7.15
Rickenbach Distriktsitz St. Niklaus v. Flüe 4613, Solothurner Str. 11 062/2161818 7.15/ 7.15
Riddes Kapelle Sts Coeurs de J. et M. 1908 027/3064666 9.30, 19.00/ 19.3
Siders Priorat Herz Jesu 3960, rue des Lacs 25 027/4555322 8.30, 18.00/ 6.45
Sitten Kapelle Hl. Familie 1950, rue de la Bourgeoisie 027/3228102,4555322 7.45,10.30/ 18.00
St. Gallen Kapelle St. Pius X. 9000, Zürcher Str. 68a 071/9122933 9.00/ 18.30 (Mi, 1
Uznach Kapelle St. Meinrad 8730, Im Städtchen 8 081/7234423 jeden 2. Sonntag
Villars-sur-Glâne Priorat St. Pius X. 1752, rte de Cormanon 7 026/9211138 10.00, 17.50/ 18.
Wil Priorat Hl. Familie 9501, Florastr. 3 071/9122933 7.30, 9.30, 19.30
Zürich Kapelle Christkönig 8048, Im Struppen 11 062/2161818 10.00/ 19.15 (Mi,
42
Dezember 99 23.11.1999 19:41 Uhr Seite 43

Meßzeiten sonntags/werktags
9.00 bzw. 18.00; im Winter 9.00 bzw. 17.00 Sulgen
17.00
7.30,9.30/ 7.15, 18.00 (Mo. Do, Fr) Feuerbach
9.00 Bodelsberg 5 (Kempten)
7.30,9.30/ 7.00 (Mo, Do), 7.30 (Sa), 18.30 (Di, Fr) Mi, 19.00 hl. Messe in Scheidegg
7.30, 9.30/ 6.40 (Fr 18.30)
siehe oben
15.00 (gewöhnlich 3. Sonntag)
9 8.00, 10.00/ 7.15, 17.15

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
8.00, 10.00/7.00 (Mo, Do), 19.00 (Di, Mi, Fr), 8.00 (Sa) Kapelle im Schl.weg 33
22319 8.30, 10.00, 19.00/ 18.30 (außer Sa 9.00)
63206 7.45/ 8.00
9.15/ 18.30 (werktags jeden Freitag) Ecke rue de Chaux
7.20, 8.30,10.00/ 7.15 (Festtage 6.50), 17.30 bei Riddes
7.45/ 7.15

43525 8.00 (alle 14 Tage)


53647 9.30/ 19.15 (Mi)
/9211138 8.30, 10.00/ anfragen
7.30, 9.15/ 19.15 (Di, Fr), 7.15 (sonst)
8.30 (nicht an allen So)/Mo-Sa unregelmäßig
7.30/ 7.15
/4772351 9.30/ 8.00 (Mi, Fr), 18.00 (1. Sa)
10.15/ 19.00 (Mi, 1. Fr),17.30 (1. Sa)
8.30,10.00,19.00/ 7.00+18.00, (Di) 19.00
9.15/ 7.15 (Mo), 19.15 (Do, Sa u. 1. Fr im Monat)
-/ 7.15
7.15/ 7.15
9.30, 19.00/ 19.30 nahe Sägerei Fournier
8.30, 18.00/ 6.45 (Mo), 18.30 (Mi-Fr), 7.15 (Sa)
55322 7.45,10.30/ 18.00 (Mo-Mi, Fr), 7.45 (Do, Sa) hinter dem Bahnhof
9.00/ 18.30 (Mi, 1. Fr)
jeden 2. Sonntag (in Mels anfragen)/ 18.45 (Mo)
10.00, 17.50/ 18.30 (Di, Do, Fr., 1. Sa, 13.)
7.30, 9.30, 19.30/ 7.15, 18.45 (Di), 19.30 (Do), 18.45 (Fr), 8.00 (Sa), 18.00 (1. Sa)
10.00/ 19.15 (Mi, Fr) Altstetten
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Ort Name PLZ, Straße Tel. Meßzeiten


ÖSTERREICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Aigen i.M. Kapelle Zuflucht der Sünder 4160, Marktplatz 9 07281/6697 unregelmäßig
Graz Kapelle St. Thomas von Aquin 8010, Körösistr. 17 01/8121206 9.00 oder 17.00
Innsbruck Priorat Maria Hilf 6020, Höttingergasse 14 0512/273826 9.00/ 7.15 (Di, D
Jaidhof Distriktsitz Kath. Bildungshaus 3542 02716/6515 9.00/ 7.15, 17.4
Klagenfurt Kapelle St. Hemma von Gurk 9020, Villacher Ring 5 01/8121206,0463/507873 9.00 oder 17.00
Lienz Kapelle Maria Miterlöserin 9900, Rohracherstr. 7 04852/70995, 02716/6515 18.00 (3. So im
Piesendorf Kapelle Herz Jesu 5721, Walchen 51 0512/273826 18.00/ 3. Sa im
Salzburg Kapelle St. Pius X. 5020,Schillinghofstr. 6 0512/273826 9.00 (3. So. im
Straning Kapelle St. Joh. Nepomuk 3722, Straning 33-34 02984/7219 unregelmäßig
Ternberg Haus St. Josef 4452, Breitenfurt 55-57 02716/6515 9.00, manchma
Wien Priorat St Klemens M. Hofbauer 1120, Fockygasse 13 01/8121206 7.15 (Di-Fr), 8.0
Kirche St. Josef 1070, Bernardgasse 22 01/8121206 7.00, 9.00 (So+
(vom Ausland: 00431/8121206)
UNGARN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Budapest Kapelle Magna Mater Hungarorum 1135, Szent Lászlo utca 3/a I 1 10.00 (3. So im
TSCHECHIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Prag 1 Kapelle St. Agnes von Böhmen Zitná 50 10.00 (1., 2. u.
Brünn Radnická 10 Sa vor dem 2. S
SÜDTIROL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Spinges Pfarrkirche 39037 6.30, 9.00/ 7.00
St. Lorenzen 39030, Hl. Kreuz-Str. 27 8.00/ 7.30
FRANKREICH (Elsaß und Lourdes) –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Bitsch Schule Etoile du Matin 57230 03.87-06.53.90 10.00 (auch Fei
Colmar Kapelle Saint-Joseph 68000, 22, rue Ampere 03.89-41.78.12, -389-27.10.04 10.00, So nach
Straßburg Priorat Notre Dame du Rosaire 67000, 28, rue Faub. de Pierre 03.88-22.61.06 10.00/ 18.30 (M
Mülhausen Priorat Marie Reine 68100, 195, rue de Bâle 03.89-44.66.93 10.45/ 20.30 (1.
Lourdes Priorat Coeurs de Jésus et M. 65100, 1, route de Pau 05.62–94.24.42 9.00, 18.00/ 18.
ITALIEN/ROM ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Albano Laziale Pilgerhaus Fraternità San Pio X 00041 Via Trilussa 45 0039/69306816 (anfragen)
NIEDERLANDE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gerwen-Nuenen Priorat St. Clemens 5674 RR Heuvel 23 040/2834505 (D: 0031) 11.30/ 18.30 (M
BELGIEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Antwerpen Priorat v. h. Allerh. Sacrament 2018, Hemelstr. 23 00323/2330449 7.30, 10.00 (auc
Brüssel Priorat Christ-Roi 1050, Rue de la Concorde 39 00322/5500020 7.45, 9.00,10.30
Gent Kapelle Sint-Amandus 9000, Kortrijkse Steenweg 139 00323/2330449 10.00 (auch Fei
Namur Kapelle St. Aubin 5000, Rue Delvaux 10 00323/5500020 10.30/ 19.00 (M

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Meßzeiten sonntags/werktags
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
unregelmäßig Aigen-Schlägl
9.00 oder 17.00/ 17.00 (Sa) oder 7.00 (Mo)
9.00/ 7.15 (Di, Do), 19.00 (Mo, Mi, Fr), 18.00 (Sa)
9.00/ 7.15, 17.45 (Mi)
/507873 9.00 oder 17.00/ 18.00 (Sa) oder 7.30 (Mo)
16/6515 18.00 (3. So im Monat 9.00)
18.00/ 3. Sa im Monat 18.00
9.00 (3. So. im Monat 18.00) (Sa 18.00, wenn So 9.00) Rückgebäude
unregelmäßig
9.00, manchmal 18.00
7.15 (Di-Fr), 8.00 (Sa)
7.00, 9.00 (So+Feiertag)/ 18.00 (Mo, Di, Do, Fr)
6)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (3. So im Monat)/18.00 (Sa vor dem 3. So)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (1., 2. u. 4. So im Monat)
Sa vor dem 2. So im Monat
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6.30, 9.00/ 7.00 nördlich Brixen
8.00/ 7.30 Pustertal
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10.00 (auch Feiertage)/ 7.00 Eguelshardt-Waldeck
-27.10.04 10.00, So nach 1. Sa zusätzlich 7.00 Nähe Fußballst. Ladhof
10.00/ 18.30 (Mi, Fr)
10.45/ 20.30 (1. Fr)
9.00, 18.00/ 18.00 (telefonisch anfragen)
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
(anfragen)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
: 0031) 11.30/ 18.30 (Mo, Do), 7.15 (Di, Mi u. Fr), 8.00 (Sa) tel. Ausk. auch f. Maastricht u. Den Haag
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
7.30, 10.00 (auch Feiertage)/ 11.00 (Sa), 18.30 (sonst)
7.45, 9.00,10.30/ 7.15, 18.30 (außer Sa: 8.00)
10.00 (auch Feiertage)
10.30/ 19.00 (Mi)

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Termine und Daten


Ignatianische Exerzitien 1999
Deutschland
26.-31. Dezember Zaitzkofen Männer
2.-7. März 2000 Häusern Frauen
3.-8. April Häusern Frauen
17.-22. April Schönenberg Frauen
24.-29. April Zaitzkofen Männer
1.-6. Juni Kleinwalsertal Männer
13.-18. Juli Schönenberg Frauen
14.-19. August Zaitzkofen Männer
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling
Österreich
26.-31. Dezember Jaidhof Männer
1.-7. Januar 2000 Jaidhof Frauen
Anmeldungen: Kath. Bildungshaus, Schloß, A-3542 Jaidhof 1

Exerzitien im Kloster Marienberg, 79837 Häusern


17.-20. Februar 2000
Marianische Exerzitien: „Durch Maria zu Jesus“
Einführungskurs in das Goldene Buch für solche, die die Ganzhingabe
noch nicht abgelegt haben.

Diese Kurse sind für alle Stände. Beginn 15 Uhr; Schluß 16 Uhr
Anmeldung: Priesterseminar Herz Jesu, Zaitzkofen, 84069 Schierling

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. errichtet in Weihungszell,


in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem Seniorenheim St. Josef

drei Senioren-Wohnungen
zu jeweils ca. 55/60 qm Wohnfläche mit
WZ, SZ, Küche, Diele, Bad/WC und Balkon/Terrasse.
Interessenten sollten bereit sein, sich finanziell an den Kosten zu beteiligen. Eine
Verrechnung kann über die Miete erfolgen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


Priorat St. Athanasius
Stuttgarter Straße 24
70469 Stuttgart
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Gottesdienstordnung im Priesterseminar
Herz Jesu, Zaitzkofen
Fr., 24.12. Vigil von Weihnachten
6.30 Uhr gesungene Prim
7.00 Uhr hl. Amt
17.30 Uhr 1. Vesper
19.15 Uhr Komplet
21.45 Uhr Matutin
24.00 Uhr Mitternachtsmesse - anschließend Laudes
Sa., 25.12. Hochfest der Geburt Unseres Herrn Jesus Christus
8.00 Uhr hl. Messe
10.00 Uhr Pontifikalamt
17.00 Uhr Vesper mit Sakramentsandacht
So., 26.12. Fest des hl. Erzmartyrers Stephanus, 2. Weihnachtsfeiertag
7.25 Uhr levitiertes Hochamt
anschließend Beginn der Ferien der Seminaristen bis 8.1.99
9.00 Uhr hl. Messe
18.00 Uhr hl. Messe
Sa., 1.1.99 Oktav von Weihnachten - Neujahrstag
9.00 Uhr hl. Messe
So., 2.1. Fest des allerheiligsten Namens Jesu
9.00 Uhr hl. Messe
Do., 6.1. Fest der Erscheinung des Herrn
9.00 Uhr hl. Messe
So., 9.1. 8.00 Uhr hl. Messe
10.00 Uhr levitiertes Hochamt

Wallfahrt nach Fatima


vom 4/5. bis 17. Mai 2000
über La Salette, Lourdes, Limpias, Santiago de Compostela, Tui, Pontevedra,
Coimbra, Fatima, Burgos, Bordeaux, Limoges, Nevers.
Auskunft und Anmeldung: Auguste Erne, Am Vogelherd 25, 88099 Neukirch
Tel/Fax 07528/2702

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KOMM-MIT Taschenkalender 2000


Der KOMM-MIT 2000 ist ein vielseitiger, christli-
cher Jugend-Taschenkalender mit 420 farbigen Sei-
ten: viel Notizraum für jeden Tag, zahlreiche Infos
für Freizeit, Schule, Allgemeinbildung, Religion
und Ethik. – Seit über 50 Jahren ein unentbehrlicher
Begleiter für alle Mädchen, Jungen, Ministranten,
Jugendliche und auch für Erwachsene!

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KOMM-MIT-Verlag, 48041 Münster, Postfach 7680.
Tel: 0251-615151, Fax: 614020

Neuerscheinungen
Audiokassetten
Reinhard Raffalt,
Das Heilige Jahr
2000

P. Franz Schmid-
berger,
Theologie und
Spiritualität der
hl. Messe

P. Franz Schmid-
berger,
Die Sakramente
der Taufe und
Beichte Preis je Kassette: 10 DM
Erhältlich an den Schriftenständen oder direkt an den
Distriktsitze Stuttgart (D) und Jaidhof (A).
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KJB Wandkalender 2000

Der neue KJB-Kalender ist erschienen.


Unterstützen Sie mit Ihrer Bestellung
die Katholische Jugendbewegung.

Preis: 7.00 DM

Erhältlich an den Schriftenständen oder direkt an den Distriktsitze Stuttgart (D), Jaid-
hof (A) und Rickenbach (CH).


Bestellung des Mitteilungsblattes
Ich erhalte bisher das Mitteilungsblatt nicht zugeschickt, bin aber am regelmäßi-
gen Bezug interessiert und bitte hiermit um Zustellung (bis auf Widerruf).
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Straße:..................................................PLZ, Ort:.....................................................
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Anmerkung: Der Bezug ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen liegt jedem Heft ein Spenden-
formular bei, das jedoch unverbindlich ist. - Bestelladresse siehe letzte Seite (Impressum).
Jahrgang 1999 Nr. 12

Vorwort

Aus der Priesterbruderschaft

Offener Brief an Seine Heiligkeit


Papst Johannes Paul II. ......................1

„Ein Haus voll Glorie schauet…“ ....3

Der Gedanke des Kirchbaus und


die Folgen ............................................8

Brief an die Freunde und


Wohltäter Nr. 57 ................................13

Aus Kirche und Welt

Europäische Bischofssynode:
Türkischer Bischof warnt vor
Gefahr des Islam ..............................18

Ökumene mit reuigem Herzen ......19

Verschiedenes

„Die Gemeinsame Erklärung


zur Rechtfertigung“ (Schluß) ..........21

Die Entstehung der Evangelien


(Teil 2)..................................................29

Das Jahr 2000 – Weltuntergang oder


Beginn eines neuen Zeitalters?........34

Liturgischer Kalender ......................39

Heilige Messen ................................ 40

Termine und Daten ......................... 46

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