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Die „Aidenbacher Bauernschlacht“ wird in den Im Winter des Jahres

bayerischen Geschichtsbüchern in einem Atem- 1706 im bayerischen


zug mit der sogenannten „Sendlinger Mordweih- Unterland:
nacht“ des Jahres 1705 genannt. In Aidenbach
nahm der bayerische Volksaufstand gegen die Die Habsburger gehen
kaiserliche Besatzungsmacht während des Spa- als Sieger aus dem Spa-
nischen Erbfolgekrieges am 8. Januar 1706 ein nischen Erbfolgekrieg
schrilles und blutiges Ende. Mehr als 4000 Bau- hervor. Der bayerische
ern und Handwerker des bayerischen Unterlan- Kurfürst Max Emanuel
des wurden dabei grausam von der kaiserlichen flieht.
Soldateska niedergemetzelt.
Übermäßige Steuern und
Über hundert Bürgerinnen und Bürger aus Ai- ständige Schikane der
denbach und Umgebung das Andenken an die- österreichischen Besat-
se schrecklichen Ereignisse von 1705/1706 in zer bringen die Volkssee-
einem dramatisch gestalteten Freilichtspiel. Die le zum Kochen. Zwangs-
Laienspieler lassen dabei in Massenszenen mit rekrutierung und Folter
Pferden, Feuer und Pulverdampf auf vier durch treiben das Volk zum
Übergänge und Treppen verbundenen Bühnen Aufstand.
den Verzweiflungskampf der Bauern lebendig
werden, bei dem am Ende der "Schwarze Bauer" „Lieber bairisch sterben
mit der Sense die Oberhand gewinnt. Die für das als österreichisch ver-
Historienspiel gewählte Rondoform durchbricht derben“, so lautet die
den aktuellen Spielablauf immer wieder mit Sze- Parole der 7 000 Bauern,
nen in der Retrospektive. Damit werden auch die die bereit sind, für die
komplexen geschichtlichen Hintergründe, die Freiheit des bayerischen
zum Aufstand geführt haben, voll Leben und Volkes ihr Leben
Spannung ins Bild gesetzt. einzusetzen.

Mit dem 1994 eingerichteten historischen Bau- Den tapferen Bauern,


ernmarkt hat das Freilichtspiel eine besondere Handwerkern und Tage-
Aufwertung erfahren. Der Bauernmarkt, an dem löhner steht ein gut aus-
sich weitere zirka fünfzig Mitwirkende beteiligen, gebildetes Heer der Ös-
ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil des terreicher gegenüber.
Freilichtspiels. Durch altertümliche Originalität in
Handwerk und Verköstigung wird der Besucher Und es kommt, wie es
auf eindrucksvolle Weise in die damalige Zeit wohl kommen musste. In
eingestimmt. Der nahtlose Übergang vom leben- der Schlacht bei Aiden-
digen Bauernmarkt zum ergreifenden Freilicht- bach fall über 4 000
spiel, wodurch der Markt Bestandteil des Thea- bayerische Landesver-
ters wird, beeindruckt unsere Gäste jedesmal teidiger.
aufs Neue.
Mit grausamer Härte set-
zen sich die Truppen
Markt Aidenbach General Kriechbaums
staatlich anerkannter Erholungsort – Festspielort durch.
Marktplatz 18 - 94501 Aidenbach
Telefon (08543) 96030 - Telefax (08543) 4375 „Gewonnen hat zum
E-Mail: info@aidenbach.de Schluss nur unsereins!“
www.aidenbach.de - www.freilichtspiel.de
Lieber bairisch sterben ... Aidenbach 1706 Seite 2

Der Spanische Erbfolgekrieg


Ungerechtes Machtstreben des bayeri- herr Prinz Eugen von Savoyen, unter- der Isar, Plattling und Deggendorf,
schen Kurfürsten Max Emanuel, der stützt von einem englischen Heer unter denn Plingansers Plan war es, die
von 1679 bis 1726 regiert hat, hatte im dem Herzog von Marlborough, 1704 bei Österreicher in Bayern einzukesseln
Jahr 1701 den Spanischen Erbfolge- Höchstädt an der Donau eine entschei- und ihnen den Rückzug in die Heimat
krieg heraufbeschworen. dende Niederlage bei. Geschlagen abzuschneiden. Mit einer Reihe Gleich-
Dies kam so: Um das Jahr 1700 zählte zogen sich die Bayern und die Franzo- gesinnter brachte der Kelheimer Metz-
Spanien zu den ersten Mächten Euro- sen in die Rheingegend zurück; der germeister Matthias Kraus seine Vater-
pas. Der spanische König gebot nicht Kurfürst selbst floh nach Frankreich. stadt in die Hand der Aufständischen.
nur über Spanien selbst, sondern auch Sein Land und seine Familie überließ Doch die Österreicher zogen mit Kano-
über die Niederlande, über die Staats- er der Gnade seiner Feinde. nen vor die Stadt, schossen Breschen
gebiete von Mailand, Neapel und Sizi- Nach den Worten des siegreichen in die Stadtmauer und überwältigten
lien und über weite Teile der Neuen Kaisers Joseph I. (1705 bis 1711) sollte die „Rebellen“. Matthias Kraus wurde
Welt. Da Karl II., König von Spanien, das arme Bayernland „insoweit genos- gefangen und nach der Beendigung der
keine Kinder hatte, setzte er den Sohn sen werden, daß es inskünftig dem Kämpfe am 17. März 1706 in Kelheim
des bayerischen Kurfürsten Max Ema- Kurfürsten unnütz sein soll“. So quälten öffentlich enthauptet.
nuel zum Universalerben ein, denn die die Österreicher das Land mit Einquar- Auch den übrigen Aufständischen war
Großmutter des Erbprinzen war eine tierungen, Kriegssteuern und endlich ein schlimmes Los beschieden. Denn
Schwester des spanischen Königs. auch mit Zwangsaushebungen so sehr, die Bürger der Städte und der österrei-
1692 übertrug König Karl II. dem Kur- daß die bayerischen Bauern zum Auf- chisch gesinnte Adel machten nicht
fürsten Max Emanuel die Statthalter- stand getrieben wurden: „Lieber bay- mit, und die Uneinigkeit der Bauern tat
schaft über die Niederlande, und so risch sterben als kaiserlich ve rderben!“ ein übriges. Die oberbayerischen Bau-
schien es nur noch eine Frage der Zeit, Die oberpfälzischen Bauern erhoben ern, die am Weihnachtstag 1705 vor
wann das spanische Reich an die Wit- sich unter der Führung des Pfarrers München gezogen waren, um die Stadt
telsbacher fallen sollte. von Oberviechtach Florian Sigismund zu befreien, wurden am Vormittag des
Doch es kam anders. 1699 starb der von Miller. In Niederbayern bemühte 25. Dezember niedergemetzelt. Das
bayerische Erbprinz Josef Ferdinand, sich der Schreiber am Pfleggericht war die „Sendlinger Mordweihnacht“.
der Sohn des Max Emanuel, als Knabe Pfarrkirchen Georg Sebastian Plingan- Die niederbayerischen Bauern wurden
von sechs Jahren in Brüssel. Nun be- ser darum die aufständischen Bauern- von den Österreichern am 8. Januar
gann der Streit um die Erbfolge in Spa- haufen zusammenzuhalten. In Ober- 1706 bei Aidenbach hingemordet. Dies
nien erneut, denn auch die Fürstenhäu- bayern entwarf der Münchener Wein- war die „Schlacht bei Aidenbach“. Da-
ser von Österreich und Frankreich wirt Jäger einen Plan zur Erhebung des mit war die Erhebung erstickt. Die
waren mit dem spanischen Königshaus Oberlandes und zur gewaltsamen Be- Anführer wurden hingerichtet. Nur Plin-
verschwägert und machten ihre An- freiung Münchens. Der Mittelpunkt ganser nicht. Er wurde erst am 17. Mai
sprüche geltend. Obgleich Max Ema- dieser Aufstände war das niederbayeri- 1706 ergriffen, nach München gebracht
nuel aus erster Ehe der Schwiegersohn sche Rottal. Dort kam es seit August und drei Jahre eingekerkert. Dann
des Kaisers war, verbündete er sich mit 1705 zu offenen Erhebungen, und die wurde er begnadigt. 1738 ist er gestor-
Frankreich. Denn der französische Zahl der aufständischen niederbayeri- ben. Dem bayerischen Kurfürsten Max
Sonnenkönig Ludwig XIV. hatte dem schen Bauern mochte an die 20 000 Emanuel aber war so wenig an seinem
bayerischen Kurfürsten die erbliche Mann betragen haben. An der Auf- Land gelegen, daß er bei den Friedens-
Statthalterschaft in den Niederlanden standsbewegung des Oberlandes hin- verhandlungen bereit war, Bayern ge-
versprochen. gegen waren nur etwa 4 000 Mann gen Sizilien oder gegen die Niederlande
Nun nahm das Verhängnis seinen beteiligt. zu vertauschen. Statt seinen Unterta-
Anfang: Man begann einen Krieg. Das ganze Unternehmen war von An- nen zu danken, die sich für ihr Land
Konnte das bayerisch-französiche Heer fang an zum Scheitern verurteilt. Die und für sein Fürstenhaus geopfert hat-
anfangs einige Siege erfechten und im niederbayerischen Bauern hatten zwar ten, tadelte er ihre „Unbotmäßigkeit“.
Januar 1704 auch Passau erobern, so eine Reihe von Städten besetzt: Brau- Als er 1726 starb, hinterließ er dem
brachte ihm der österreichische Feld- nau, Schärding, Vilshofen, Landau an Land eine riesige Schuldenlast.

Die Schlacht bei Aidenbach


Fürchterliches Kampfgeschrei, Kano- erstmals 1859 gedruckten Schilderung Straubing aus Vilshofen relativ leicht
nendonner, Kampf der Landesverteidi- des gebürtigen Aidenbachers Joseph wieder zurückerobern. Ein erneuter
ger mit Hacken, Sensen, Spießen und Pamler (geboren am 23. Februar 1818) Besetzungsversuch durch einen aus
Gabeln gegen die feindlichen Reiter, dar. Pamler traf mit seiner Darstellung der Umgebung zusammengezogenen
wohlgezieltes Feuer und einige Hundert genau den Geschmack seiner Leser. Rebellenhaufen scheiterte am 30. De-
verteilter Schützen, stundenlang unent- Die folgende, auf den zeitgenössischen zember. Der Leitung der Landesdefen-
schiedener Kampf, Entscheidung erst Berichten beruhende Darstellung soll sion in Braunau, die auch nach Send-
durch die Flucht der Anführer, trotzdem zeigen, inwieweit sich Pamler bei seiner ling noch das ganze Rentamt (zu ver-
noch erbitterte Kämpfe, Leichen von Schilderung an die Tatsachen gehalten gleichen einem heutigen Regierungs-
Freund und Feind in schrecklichem hat. bezirk) Burghausen mit den Städten
Wirrwarr durcheinander, letzte noch Die Schlacht bei Aidenbach war eine Burghausen, Braunau und Schärding
sehr wirksame Verteidigung beim Schlacht um Vilshofen. Am 27. No- fest in Händen hatte, schien aber der
Resch im Dobel, Zurückweisung der vember hatten die Landesverteidiger Besitz von Vilshofen aus strategischen
angebotenen Gnade, die letzte Kugel die Stadt Vilshofen besetzen können. Gründen sehr wichtig, um von hier aus
durchbohrt noch die Brust eines feindli- Am 27. Dezember, also zwei Tage über den Bayerischen Wald eine Ver-
chen Offiziers. So stellt sich der Verlauf nach dem Gemetzel von Sendling, bindung zu der gerade um diese Zeit
der Schlacht von Aidenbach in der konnten aber die Kaiserlichen von mächtig aufflackernden Aufstandsbe-
Lieber bairisch sterben ... Aidenbach 1706 Seite 3

wegung im Norden des Rentamts den Kampf eingreifen zu können. Als tenteils niedergeschossen.
Straubing - am 31. Dezember wurde nämlich die Truppen Kriechbaums So gab es auch bei Aidenbach keine
Cham von den Landesverteidigern nach mühsamer Überschreitung des Gnade. Am Abend bedeckten schließ-
besetzt - herstellen zu können. Bei Aldersbachs langsam bis auf 200 lich die Leichen von fast 4 000 Landes-
Ering am Inn wurde daher am 1. Janu- Schritt an die Landesverteidiger heran- verteidigern das Schlachtfeld. Der tat-
ar 1706 erneut eine Truppe zusam- gekommen waren, ohne daß bis dahin sächliche Verlauf der Schlacht unter-
mengestellt; sie zog in Richtung Vilsho- überhaupt Schüsse gefallen waren, scheidet sich also erheblich von der
fen. Ebenfalls am 1. Januar 1706 setz- geschah das Überraschende, wenn Schilderung bei Pamler. Schon das
te sich aber von München aus Baron auch nicht Unvorhersehbare. Wie einleitende fürchterliche Kampfgeschrei
Kriechbaum, der schon das Sendlinger schon bei anderen kleineren Gefechten wird nirgendwo erwähnt. Der Auf-
Gemetzel geleitet hatte, in Richtung der letzten Wochen wandten sich die marsch der kaiserlichen Truppen
Unterland in Marsch. Am Abend des 6. Landesverteidiger auf einmal zur scheint vielmehr eher in gespenstischer
Januar kam Kriechbaum in Eggenfel- Flucht. Die berittenen Anführer hatten Stille erfolgt zu sein. Die Flucht der
den an. Er zog zunächst dem bei nicht die geringste Chance, diese Mas- Aufständischen erfolgte nicht erst nach
Griesbach vermuteten Feind in Rich- senflucht noch zum Stehen zu bringen stundenlangem Kampf, sondern schon
tung Pfarrkirchen entgegen, erfuhr aber und nutzten den Vorteil, den ihnen ihre vor der ersten Feindberührung. Man
von seinen bis Pfarrkirchen vorgesto- Pferde bei der Flucht boten. Für Tau- muß dabei berücksichtigen, daß es
ßenen Husaren, die einen von den sende wurden jetzt die Hügel zur tödli- sich bei den Aufständischen mit Aus-
Aufständischen ausgesandten Beob- chen Falle. Die an den Flügeln der nahme von einigen früheren bayeri-
achter gefangen hatten, daß sich die anrückenden Truppe postierten Husa- schen Soldaten um im Grunde völlig
Rebellen inzwischen bei Aidenbach ren konnten rasch die Umklammerung unkriegerische und vor allem in Kriegs-
aufhielten. Daraufhin zog er nicht mehr schließen und die Landesverteidiger in handwerk ungeübte Bauern und Hand-
wie vorgesehen auch nach Pfarrkir- kleine Gruppen aufspalten, die von der werker handelte, während auf der Ge-
chen, sondern bog schon vorher nach nachrückenden Infanterie aufgerieben genseite ausgebildete Soldaten stan-
Norden ab und verbrachte die Nacht wurden. In dem allgemeinen Chaos war den, wobei sich wohl vor allem der
vom 7. auf den 8. Januar im damals an eine Gegenwehr fast nicht zu den- Anblick der etwa 800 Reiter beim prak-
noch bestehenden Schloß Guteneck ken. Zu vereinzelten Kämpfen kam es tischen Fehlen einer eigenen entspre-
bei Dummeldorf. erst, als sich Gruppen von Landesver- chenden Truppe verheerend ausgewirkt
Den Führern der Landesdefension war teidigern in benachbarte Gehöfte flüch- hat. Bei dem einseitigen Verlauf der
der Zug Kriechbaums nicht verborgen teten und von dort aus dann Gebrauch Aktion kann natürlich auch keine Rede
geblieben. Unter der Führung von Jo- von ihren Gewehren machten. Auch der davon sein, daß die Leichen von
hann Georg Meindl setzten sich von gegnerische Berichterstatter hebt her- Freund und Feind in schrecklichem
Braunau aus Verstärkungen in Marsch. vor, daß besonders bei einem Hof der Wirrwarr durcheinander lagen, da die
Am Morgen des 8. Januar rückte Widerstand beachtlich war. Das An- kaiserlichen Truppen insgesamt nur
Kriechbaum von Guteneck aus in Rich- zünden der hölzernen Gebäude been- acht Mann verloren. Richtig ist aber,
tung Aidenbach vor. Als er mit der dete aber auch hier rasch die Kämpfe. daß am Ende der Schlacht ein Gehöft
Reiterei in Haidenburg angelangt war, Von einer Schlacht kann somit über- besonders verteidigt wurde. Allerdings
wurde ihm gemeldet, daß die Vorhut in haupt keine Rede sein, es war vielmehr weiß der Historiker nicht genau, um
Aidenbach auf das Heer der Aufständi- ein Abschlachten von nahezu Wehrlo- welchen Hof es sich dabei handelte.
schen gestoßen sei. Er wartete darauf- sen. Eine schonende Behandlung des Pamler hat sich, vielleicht auf Grund
hin, bis auch die Infanterie nachkam, bereits besiegten Gegners war nach seiner Ortskenntnis, für den Reschen-
formierte seine Truppen gefechtsmäßig den bisherigen Erfahrungen auch nicht dobl entschieden, da er aus einem
und zog den Landesverteidigern entge- zu erwarten gewesen. Die Aufständi- Band des Haidenburger Schloßarchiv
gen, die sich inzwischen aus Aidenbach schen waren bei ihren Aktionen meist feststellen konnte, daß dieser Hof bei
zurückgezogen hatten und auf die süd- sehr schonungsvoll mit den Gegnern den Kampfhandlungen - allerdings
lich und südöstlich liegenden Hügel umgegangen. Obwohl sich sicher auch neben noch anderen Höfen - abge-
ausgewichen waren. Dieser Rückzug zwielichtige Elemente unter sie ge- brannt wurde. Die genaue Schilderung
rettete nicht nur den Markt Aidenbach mischt hatten, kam es trotz der weiten der Vorgänge am Reschendobl sind
vor der Zerstörung, sondern es war Ausbreitung des Aufstandes nur gele- dann wieder ganz Produkt der Phanta-
sicher auch strategisch richtig, den gentlich zu Roheiten, wobei die Ziel- sie Pamlers. Die vom Reschendobl
zwar zahlenmäßig unterlegenen, aber scheibe meist untere Beamte waren, gehören also ebenso wie der Schmied
mit überlegener Reiterei ausgerüsteten die sich wohl bei der Eintreibung der von Kochel in das Reich der Sage.
Feind nicht im Tal zu erwarten. Auch unmäßigen Steuern und bei den Der Historiker Max Spindler hat aber
für die eingeschlagene Richtung gab es verhaßten Zwangsrekrutierungen be- dazu 1955 wohl richtig geäußert: „So
gute Gründe. Aus dem Süden erwarte- sonders hervorgetan hatten. Nur in hat sich das Volk Bilder, Erinnerungen
ten die Rebellen selbst Verstärkung, zwei Fällen kamen dabei Amtleute von eindringlicher Kraft und Anschau-
während bei einem Rückzug nach Nor- auch ums Leben. Besiegte Soldaten lichkeit geschaffen. An ihnen herum-
den zu befürchten war, daß man in eine wurden meist nur entwaffnet und wie- zumäkeln ist nicht Aufgabe des Histori-
Zange zwischen die Truppen Kriech- der freigelassen, Gefangene anständig kers. Ihre Bedeutung liegt nicht in ih-
baums und die von Vilshofen aus eben- behandelt und Vereinbarungen über rem geschichtlichen Aussagewert,
falls vorrückenden kaiserlichen Trup- freien Abzug strikt eingehalten. Auf der sondern auf einer anderen Ebene. Ein
pen geraten könnte. Vielleicht spielte Gegenseite ließ schon der Vorgänger jedes Volk will gemessen sein nicht
aber auch ein psychologischer Grund Kriechbaums, Oberst de Wendt, bloß an Leistungen, sondern auch an
eine Rolle: der größte Teil der anwe- mehrmals gefangene Aufständische seinen Idealen, die es im Laufe seiner
senden Freiheitskämpfer stammte aus aufhängen, und in Sendling wurden Geschichte sich selbst gesetzt hat,
den Gerichten Reichenberg und Gries- Landesverteidiger ermordet, nachdem nicht bloß an dem, was es erreicht,
bach und stellte sich vielleicht lieber mit sie schon die Waffen niedergelegt sondern auch an dem, was es gewollt,
dem Rücken zur Heimat zum Kampf. hatten. Nach Aidenbach wurde noch wofür es zu sterben bereit war.“
Weder die kaiserlichen Verstärkungen bei der Räumung Chams die Rebellen-
aus Vilshofen noch die bayerischen aus besatzung beim Auszug aus der Stadt
Braunau kamen noch rechtzeitig, um in trotz der Zusage freien Abzugs größ-
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Max II. Emanuel, Kurfürst von Bayern


Maximilian II. Emanuel, Kurfürst von Bayern, * 11. Juli rung Belgrads 1688 im wesentlichen erfolgreich kämpfte. Die
1662 in München, † 26. Februar 1726 ebd. 1685 geschlossene Ehe mit der Kaisertochter festigte zunächst
das Verhältnis zu Habsburg, obwohl Maria Antonia auf ihr spa-
nisches Erbe mit Ausnahme der Niederlande verzichtet hatte.
Nach dem Angriff Ludwigs XIV. 1688 kämpfte Max II. Emanuel
weiterhin auf seiten des Kaisers, trat 1691 der Gro-ßen Allianz
bei und wurde noch im gleichen Jahr Generalstatthalter der
Niederlande. Nach dem Tod Maria Antonias, von der Max II.
Emanuel enterbt worden war, und nach dem Ableben des im
selben Jahr geborenen gemeinsamen Sohnes Joseph Ferdi-
nand im Jahr 1699, der noch 1698 zum spanischen Universal-
erben bestimmt worden war, brach der alte bayerisch-
habsburgische Gegensatz wieder auf. Max II. Emanuel, inzwi-
schen in zweiter Ehe mit König Johanns II. Sobieski von Polen
Tochter Therese Kunigunde verheiratet, hielt an dem Gedanken
einer Königskrone für die Wittelsbacher fest und schloß, um
diesen Wunsch zu verwirklichen am 9. März 1701 ein Bündnis
mit Frankreich. Nach der Niederlage bei Höchstädt am 13.
August 1704 zog sich Max II. Emanuel nach Brüssel zurück und
übertrug seiner Gemahlin die Regentschaft in Bayern (17. Au-
gust 1704). Nach dem Regierungsantritt König Josephs I. wur-
de Bayern von Österreich besetzt und Max II. Emanuel am 19.
April 1706 geächtet. Nach der Niederlage von Ramillies im Mai
1706 verlor Max II. Emanuel seine Brüsseler Residenz; sei 1709
lebte er in Compiègne, 1711 bis 1714 in Namur. Erst der Friede
von Rastatt 1714 brachte ihm die ungeschmälerte Rückgabe
von Land und Rechten. Auch danach blieb Max II. Emanuel
zunächst auf seiten Frankreichs (Vertrag von Fontainebleau
vom 20. Februar 1714); die Annäherung an den Kaiser ge-
schah, als Max II. Emanuel 1717 ein bayerisches Hilfskorps
Der Sohn Ferdinand Marias und Adelheids von Savoyen, gegen die Türken entsandte. Die Wittelsbacher Hausunion vom
der beim Tod seines Vaters 1679 noch unter der Vor- 15. Mai 1724 leitete eine neue Komponente wittelsbachischer
mundschaft seines Onkels Maximilian Philipp stand, über- Politik ein.
nahm am 11. Juli 1680 selbst die Regierung. Er wandte
sich von der an Frankreich anlehnenden Politik seines (Kurfürst M. E. Hrsg. H. Glaser, 1976. H. Schmidt, Kurfürst M.
Vaters ab und schloß am 26. Januar 1683 mit dem Kaiser E. von Bayern und seine Historiker, Archiv für Kulturgeschichte
eine Defensivallianz gegen Frankreich und die Türken, 60, 1978)
gegen die er in den folgenden Jahren bis zu seiner Erobe-

Bayern unter der österreichischen Besatzung


Es liegen verschiedene Berichte und sein geführtes Commando gewise men. Der Pfahr-Hoff zu Berg negst
Klagen über die Ausschreitungen der Recompens-Gelter anbegehrt, und die Cling ist von den khayserlichen Hußä-
Besatzungstruppen vor. Es geht um arme Leuth, so sich zu abfiehrung ren feinlich umbgeben, mit pressuren,
Raub, Erpressung und auch Vergewal- solcher unbillichen Zuemuettungen nit hinwegnehmung des viehs und betro-
tigung. Hier einige erschütternde Bei- einverstehen wollen noch können, bei hung des Abbrennens hart bedrängt
spiele: der allergrößten grimmigen Winterskäl- worden, doch so vill ist mit demüttiges
te in einen offenen Pauernhoff undert bitten öfteres Fueßfallen vor denen H.
„Es hat aber der unersättlichen geltbe- haittern Himmel zusammen gespörrt, H. Officieren ausgewürkht worden, das
gürigkeit des Soldaten gegen uns und solchergestalten durch den eintrin- der Pfarrhoff ohne verlezung ainiges
armbseligist betrengten Unterthanen, genden frost, haben sie anderst das brandts ist erhalten worden. Eben dises
hunger, feuer und khölte zu einem leben vor kälte nit verliehren wollen ist auch mit viller bemühung, bitten und
schmerzlichen Werkhzeug dienen angagierten yber 1000 fl. so intitulierte betten geschen durch die P. P. Capuci-
müssen, theilsorten seindt unsere Wei- Recompensgelter ihme Hauptmann ner zu Heßlwang und Eißlfing. Bey
ber und kinder mit gewalt hingerissen, zubezahlen.“ disen feindlichen betrangnußen hat fast
eingesperret und so lang und vill mit die ganze Statt und Gegendt als Eißl-
hunger geplagt wordten, bis wür zu Die Annalen des Kapuzinerklosters zu fing, Rosenhamb, Trudering, Zornetting
ihrer erlesung bey barmherzigen Wasserburg am Inn berichten: „Nach und ander mehr ihr zueflucht und ver-
leuthen entlich so viel gelt gesamblet laider verlohrnen zu Hechstett feindli- trauen zu den P. P. Capucinern ge-
und aufgebracht, als man von uns chen treffen haben sich die khayserli- nommen und ihr bestes in das Closter
gefordert. - Zu Pirach, so ein ein Dorf che troppen aller orthen in die gränzen herein geflichtet, so hin und wider in
des Pfleggerichts Neuötting eine kleine des Bayern mit blindern, rauben, pres- dem Closter, als kheller, gartten, under
Stundt von Burhausen entlegen, wur- suren und brand-steuer hin und wider das Tach und ander orthen vergraben
den von einem Haubtmann des Graf ausgethaildt und allenthalben sich und verwahrt worden.“
Sinzendorfischen Dragoner-Regiments feindlich erzeigt; seindt auch nach
an die umbgelegene Paurnschaft für Wasserburg und dero Gegendt khom-
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Aus: Franz Stelzenberger, Die Aidenbacher Bauernschlacht 1706; „Niederbayerische Hefte“, Bd. 2

Die Aidenbacher Schlacht


Die Schreckenskunde von dem un- nach diesem Schlag Ocford selbst bat, meldorf im Sulzbachtal. Dort nächtigte
glücklichen Ausgang der Erhebung der doch nach Aidenbach zu reiten und er. Am zeitigen Morgen des 8. Januar
Oberlandler verbreitete sich rasch unter Dort die zu erwartende Schlacht zu ließ er aufbrechen nach Schloß Ha i-
den Aufständischen des Unterlandes. leiten, erklärte diese: „Ich habe zwar denburg. Um sieben Uhr war er dort,
Noch waren die drei Festungen Schär- Soldaten kommandieren gelernt, aber ordnete seine Reiter und Feldgeschütze
ding, Braunau und Burghausen in ihrer nicht Bauern und ich lasse mich eher und rückte dann durch den Haidenbur-
Hand, und bei straffer Führung von massakrieren, als daß ich mit diesen ger Forst im Schöfbachtal gegen Ai-
einem Kopfe aus wäre auch jetzt wohl Bauern gegen Kriechbaum kämpfe.“ denbach vor.
noch eine Wendung möglich gewesen.
Doch auch in dieser bedrohlichen Lage Erinnert Euch der Zusammenkunft in Dieses schöne Waldtal von Haidenburg
war keine Einigkeit unter den örtlichen Anzing am 10. Dezember! Wie recht nach Aidenbach - eine Stunde braucht
Unterführern. Plinganser hatte sich den hätte Plinganser gehabt! Gerade die man zu Fuß - bin ich oft gegangen.
ganzen Sommer und Herbst über unab- zwei Herren Prielmayr und Ocford, die Jedesmal blieb ich am Waldrand ste-
lässig bemüht, daß sich die Kampf- sich am Tisch als Vermittler aufspielten hen und besah mit Wehmut das Land-
truppen von einer Stelle aus lenken und denen man dann die zivile und schaftsbild vor mir:
lassen sollten: Warten oder Handeln militärische Leitung in die Hände gelegt
auf Befehl! hatte, gerade diese zwei Herren versag- Halblinks liegt der Markt Aidenbach mit
ten in den Tagen der Bedrängnis. Sie seinem kraftvollen gotischen Sattel-
Aber immer wieder kamen Eigenmäch- ließen die Bauern im Stich. Plinganser turm. Weiter links liegt das Dorf Karling
tigkeiten vor, die Blut kosteten, Verär- bat nun von Braunau aus seine Freun- und die herrliche Klosterkirchen Al-
gerung schufen und wenig nützten. Im de Meindl und Jelli, die Schärding be- dersbach. Das Mittelfeld unserer
Dezember 1705 scheint in Plinganser fehligten, doch schnellsten nach Aiden- Betrachtung zeigt im Vordergrund
die Hoffnung gesunken zu sein, daß ein bach zu ziehen, um denen dort beizu- gegen den Mistelbach hin sanft fallende
Generalaufstand von Burghausen bis stehen. Diese Getreuen brachen denn Wiesen und das Sträßlein, das vom
Schärding noch zuwege käme. Auf der auch sofort mit 4 000 Innviertler Bauern Pfarrdorf Egglham über Frauentötling,
einen Seite beleidigten Zauderer - auf auf; das Rottal überquerend, hofften sie Gopping und Heft nach Aidenbach
anderen Seite Hitzköpfe und Dickschä- noch recht zu kommen zur Hilfestel- führt. Dahinter schieben sich an-
del - wie sollte da gemeinsames gelin- lung. sehnliche Hügel in die Himmelsbläue
gen? hinauf. Auf den Kuppen von drei
Zu spät! Denn als sie am Abend des 8. Hügeln sieht man mächtige Holzkreuze
Vom Dezember weg spürt man Plin- Januar in Griesbach waren, erfuhren stehen - Mahnzeichen jenes bitteren
ganser immer weniger im Getriebe des sie von der Niederlage ihrer Freunde. Tages! Und wer die Landschaft kennt,
Aufstandes. Er scheint von dem Ge- So stand Hauptmann Hofmann mit 8 dessen Auge findet auch den unter
danken der Aussichtslosigkeit befallen 000 Mann am 7. Januar bei Aidenbach; Obstbäumen versteckten Hof zum
zu sein. und die Entwicklung der Ereig- ohne Hoffnung auf Verstärkung. Resch im Dobl.
nisse hat ihm auch recht gegeben. Oft stand ich sinnend am Waldrand
Am 28. Dezember konnten die Bayern Mittlerweile war Kriechbaum am 6. des Schöfbachtales, und mir war, als
Vilshofen gegen den Druck des Obers- Januar bis nach Eggenfelden gekom- hörte ich hinter mir die Hufe der Pandu-
ten d’Argnan nicht mehr halten. Die men. Wohl wußte er um sein Ziel, sich renpferde auf vereister Straße klap-
Verteidiger König, Ertl und Inzinger in Vilshofen mit d’Argnan zu vereinigen, pern, als sähe ich jenseits des Mistel-
mußten am 29. Dezember die Stadt und Ungenaues wußte er auch von baches die hinter Weidegestrüpp ver-
aufgeben. einem Bauernhaufen, der nordöstlich steckten Bauern, als blitzten Sensen
von Pfarrkirchen stehen sollte. aus dem Wald herab.
In jenen Tagen erfuhr Plinganser, der
Braunau befehligte, daß Kriechbaum Ob es nun geschichtlich wahr ist, daß Wie war es damals gewesen?
den Befehl habe, von München aus der Gerichtsschreiber Johann Wallner
über Mühldorf, Ötting, Eggenfelden dem General Kriechbaum gegen Geld Um acht Uhr hatten die beiden Kampf-
gegen Vilshofen durchzustoßen, damit Stellung und Stärke der Bauern verra- gruppen Stellung bezogen. Um zehn
er sich mit Oberst d’Argnan vereinige. ten hat, kann nicht einwandfrei bewie- Uhr ritten die Husaren die erste Atta-
Und dann sollte mit verstärkter Kraft im sen werden. Jedenfalls erhielt Kriech- cke, die ihnen nichts als Wunden ein-
Unterland aufgeräumt werden. Plingan- baum über zwei militärisch sehr wichti- brachte. Von den Flanken her versuch-
ser wußte auch, daß Kriechbaum ta t- ge Fragen rechtzeitig Klarheit, ob nun te Kriechbaum die Front der Bauern,
sächlich am 2. Januar 1706 von Mün- von seinen Kundschaftern oder von die den Bachübergang verteidigten,
chen aufgebrochen war. Wallner: aufzurollen. Aber da polterten aus Ge-
hörten von Karling und Heft die Bauern
Also galt es, die Vereinigung der beiden Erstens, daß er Zahl und Kampfgelän- herfür, und von den Waldhängen herab
feindlichen Heere zu verhindern. Er bat de seines Gegners nun wußte; zwei- stürmten sie wie gereizte Hornissen.
dringend den Oberkommandierenden tens, daß er von der möglichen Ver- Die Glocken von Aidenbach, Beutels-
der Landesverteidiger, den General stärkung erfuhr, die Hofmann von bach und Frauentötling schrien in den
Ocford, doch Befehle an Freiherrn von Schärding her erwartete. Waffenlärm hinein und die Dachglo-
Prielmayr in Burghausen zu erlassen, cken der Höfe riefen aufgeregt dazwi-
daß er sich in Richtung Aidenbach in Folgerichtig beschloß er in größter Eile schen. Die ersten Höfe, die von Karling
Marsch setze, wo an die 7 000 Bauern die Schlacht herbeizuführen, ehe und Heft, brannten. 8 000 Bauern stan-
standen. Allein Prielmayr blieb untätig Meindl und Jelli eintreffen konnten. den um diese Stunde auf dem
in Burghausen sitzen. Er legte sogar Sofort ließ er satteln und zog von Eg- Schlachtfeld zwischen Vils und Rott,
das Kommando nieder. Als Plinganser genfelden über Schönau nach Dum- ganz allein und auf sich gestellt, um für
Lieber bairisch sterben ... Aidenbach 1706 Seite 6

Heimat und Freiheit zu streiten. 8 000 Vater mit den zwei Söhnen. Bis der
Bauern, wortlos, stumm, aber treu und First niederstürzt und die Helden be- Plinganser wird erst am 17. Mai 1706
verbissen bis zum Säbelhieb des Pan- gräbt. ergiffen, nach München gebracht und
durenreiters auf den helmlosen Bau- drei Jahre im Falkenturm eingekerkert.
ernschädel. Die Nacht sinkt nieder. Es beginnt zu Dann wird er begnadigt. 1714 wird er
schneien. Die Flocken fallen auf 4 000 von dem nach Bayern zurückgekehrten
Und von den 8 000 fallen zwischen Tote niederbayrische Bauern. Kurfürsten Max Emanuel als Dank in
zehn Uhr morgens und vier Uhr nach- den Staatsdienst übernommen. Er
mittags an die 4 000. Es muß ein grau- Mit der verlorenen Bauernschlacht am wirkte im Kanzleidienst in München und
siger Weg gewesen sein, der Weg des Erharditag 1706 bei Aidenbach war die Augsburg, wo er am 7. Mai 1738 starb.
Totentanzes von Schöfbach über Kar- bayerische Aufstandsbewegung zu- Sein Grab weiß man nicht.
ling, Aidenbach, Heft, den Handlberg sammengestürzt.
hinauf, über den Kleeberg herüber zum Nach Meindl wurde lange vergeblich
Oberdobler. Am 13. Januar 1706 wird Schärding, gesucht. Später tauchte einmal ein
am 16. Januar 1706 wird Cham den Georg Meindl im Dienste des Fürstbi-
Beim Resch im Dobl sammeln sich die Österreichern übergeben. Am 29. Ja- schofs von Salzburg als Soldat auf.
Letzten. Aus den Dachluken schießen nuar 1706 werden die Bauernführer Man nimmt an, daß dieser Soldat unser
der Resch und seine Buben, während Senser, Küttler, Glanze und Oberle in Georg Meindl war. Er starb in Salzburg
die Firste schon brennen und die Glo- München hingerichtet. Am 17. März 1767 und liegt dort begraben.
cke des Haustürmleins vom Dache 1706 wird Kraus in Kelheim hingerich-
fällt. Die Panduren werfen Feuer in die tet. Am 17. April 1705 wird Jäger in So endet die Geschichte vom Aufstand
Scheunen. Noch immer schießt der München hingerichtet. der bayerischen Bauern 1705/06.

Die Schlacht bei Aidenbach (8. Januar 1706)


Bericht des bayerischen Hofkammer- dern aufgesucht, alles was sich nur von 4 000 Toten wenig hundert werden
rats Wolf Heinrich Freiherr von Gem- blicken lassen, gegen einen wenigen abschießen, weil man die in den Wäl-
mel, der von der kaiserlichen Administ- Widerstand solchergestalten niederge- dern, worin die große Niederlage
ration beauftrag war, zwischen den macht und massakrirt, daß der wenige- geschehen und häufig hin und wieder
Aufständischen und den kaiserlichen re Teil davongekommen; teils von ih- zu sehen sind, nit wissen kann, die
Truppen zu vermitteln. Gemmel war nen haben sich in einige unweit vn Felder und Wiesmahder aber von dem
Augenzeuge der Ereignisse. dieser Niederlage gelegene Bauern- Markt Aidenbach aus fast eine ganze
häuser retirirt und sonderbar aus einem Stunde weit häufig mit Toten überstreut
„Es haben sich aber die Rebellen, ehe auf die Kaiserlichen mit kleinem Ge- sind. Bei dieser Aktion haben die
man die Höhe gar besteigen können, wehr stark Feuer gegeben, daher diese Rebellen ihrer eignen Bekanntnus nach
gleichsam in einem Augenblick, ohne Häuser sämmtliche in Brand geseckt ihre besten Leute stammt einem Haupt-
Verlierung des geringsten Feuer, in den und was nit niedergemacht worden ist. mann verloren und die bei sich gehab-
hinter sich gehabten Wald gezogen; ihr Dieses Massakriren hat in einem conti- ten 4 schönen Stücke, darunter 2
Kommandant und andere Offiziere nuo ungefähr von halber 12 Uhr mit- Augsburgische, neben einem mit Muni-
sind, gleich wie sie s. v. schelmischer tags bis gegen 4 Uhr abends gewährt, tion beladenen Wagen und einem Wa-
Weise ihr rebellisches Kommando also zwar, daß diese Niederlage der an gen Schanzzeug mit allem Bestamm
angetreten, wieder solchergestalten auf dem h. Christtag bei München vorge- zur Beite hinterlassen. Gefangene sind
ihren Pferden mit der wenig gehabten gangenen weit überlegen, und ist ge- fast gar keine, außer der vormals ge-
Kavallerie durchgegangen und haben wiß, daß der wenigere Teil von diesem weste bair., nachgehends würtemm-
ihre sogenannte Hauptarmee im Stich rebellischen Volk davongekommen; berg. Hauptmann Weber und der
gelassen, welche der verbitterte Soldat was aber wirklich auf dem Platz geblie- Landgerichtsoberschreiber aus Schär-
sowohl zu Pferd als zu Fuß alsogleich ben, ist darum nit eigentlich zu be- ding, welcher von einer Husarenpareit
umringt und inden Wäldern und Fel- schreiben, wohl aber zu glauben, daß eingebracht worden.“

Auf der Hausbank beim Resch im Dobl


Wir sitzen mit dem alten Resch auf der Hausbank.

Da beginnt er zu erzä hlen:

„Die Gschicht vom Bauernaufstand ist bei uns da net vorbei. Um unsern Hof herum liegen
die toten Bauern wie in einem Friedhof, und unser Gras und Treid wachst aus dem Toten-
gebein. Einmal hab ich am Totenberg draußen eine Mergelgrube zu graben angefangen.
Wie wir so schaufeln - auf einmal waren wir in einer Totengrube, in einem Massengrab.
Unser Pfarrer hat mir schon oft vorgelesen, was in dem alten Totenbuch der Pfarrei
Beutelsbach steht: „Auf dem Reschenberge aber sind zu sehen sechs Gruben, worin sich
sechshundert und bei vierzig Körper befinden.“

Das Gebein wurde gesammelt auf dem Totenberg bestattet, und darüber wurde ein Denk-
mal aufgerichtet, eine holzgeschnitzte Figur, ein kämpfener Bauer mit der weiß-blauen
Fahne.“

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